5 2 . Nr. 57 Neckar- Bote(2. Slatt) Mittwoch. 8. März 1939 Vorbildliche Sozſalperſicherung Retkbenſchaftsbericht des Reich svecſicherungsamtes.— 69 Mil⸗ lionen vor Not geſchützt. III Angeſtelltenverſicherung Der zweite große Zweig der Rentenverſicherung, die An⸗ geſtelltenverſicherung, hatte bei 4,4 Millionen Ver⸗ ſtcherten im Jahre 1937 457 Millionen Mark und im Jahre 1938 etwa 500 Millionen Mark Beitragseinnahmen. Die Zinſen des Vermögens beliefen ſich 1937 auf 165 Mil⸗ llonen Mark und werden für 1938 184 Millionen Mark er⸗ geben. Einſchließlich der ſonſtigen Einnahmen iſt die Geſamt⸗ einnahme mit 686 Millionen Mark für 1937 und mit 783 Millionen Mark für 1938 anzuſetzen. Die Pflicht⸗ und frei⸗ willigen Leiſtun gen der Angeſtelltenverſicherung erforder⸗ ken 1937 298 Millionen Mark und 1938 321 Millionen Mark. Die Zahl der Ruhegelder und Hinterbliebenenrenten war 1937 440 000. Die Geſamtausgaben der Angeſtellten⸗ verſicherung betragen 312 Millionen Mark 1937 und etwa 336 Millionen Mark 193g, wobei die Erſtattungen von der Invalidenverſicherung für Wanderverſicherte in Höhe von 34 bis 35 Millionen Mark ſchon abgeſetzt ſind. Der verſiche⸗ rungstechniſchen Rücklage konnte alſo die Angeſtelltenver⸗ ſicherung im Jahre 1937 374 Millionen Mark und im Laufe des Jahres 1938 447 Millionen Mark zuführen. Der Zu⸗ wachs der Rücklage wurde wie in der Juvalidenverſicherung vor allem angelegt in Anleihen an das Reich oder in Dar⸗ lehen an öffenklich⸗ rechtliche Körperſchaften, die die Maßnah⸗ men im Rahmen des Vierjahresplanes durchführten. Ein Dar⸗ ehen von 100 Millionen Mark diente der Reichsautobahn. Knappſchaftliche Penſionsverſicherung. der Reichsknappſchaft zuſammengefaßte knapp⸗ ſchaftliche Verſicherung beſitzt für jede Verſicherungsart eine beſondere Kaſſenabteflung, ſo die Arbeiterkrankenkaſſe, die Angeſtelltenkrankenkaſſe, die Arbeiterpenſionskaſſe, die Ange⸗ ſtelltenpenſtonskaſſe und die Invalidenverſicherung. Die Kran⸗ kenverſicherung und die allgemeine Invalidenverſicherung der Bergleute iſt in den Ergebniſſen dieſer Verſicherungszweige fit enthalten, ſodaß hier nur das finanzielle Ergebnis der beſonderen Renkenverſicherung der Bergleute zu behandeln iſt. Die Arbeiterpenſionskaſſe, welche 653 000 Bergleuten dient, hatte 1937 132 Millionen Mark Beitragseinnahmen, 9 Mil⸗ lionen Mark Kapitalerträge; für 1938 wird ungefähr mit denſelben Bekrägen zu rechnen ſein. Vom Reich erhielt dieſer Rentenverſicherungszweig 1937 73 Millionen Mark und 1938 96 Millionen Marl. Im Jahre 1938 liefern die anderen Rentenverſicherungszweige der Arbeiter und der Angeſtellten als ſogenannte Gemeinſchaftshilfe 37 Millionen Mark an die lnappſchaftliche Penſionsverſicherung ab. Einſchließlich der ſon⸗ ſtigen Einnahmen ſind 1937 insgeſamt 222 Millionen Mark eingegangen, und 1938 werden ſich etwa 278 Millionen Mark auf der Einnahmenſeite finden. Dem ſtehen an Aus⸗ gaben für Pflicht⸗ und freiwillige Leiſtungen 168 Millionen Marl im Jahre 1937 und 175 Millionen Mark im Jahre 1938 gegenüber. Zuzüglich der Verwaltungskoſten und der ſolſtigen Ausgaben bekragen die Geſamtausgaben 1937 178 Millionen Mark und 1938 185 Millionen Mark. Die Rück⸗ lage vermehrte ſich demnach um 44 Millionen Mark 1937 und um 93 Millionen Mark 1938. In der Angeſtellkenpenſionskaſſe ſtehen 37 Millionen Mark Geſamteinnahmen im Jahre 1937 38 Mil⸗ lionen Mark Ausgaben gegenüber, ſodaß das Jahr mit einem Fehlbetrag von einer Million abſchließt, 1938 dürfte der Fehl⸗ betrag etwas höher ſein, nämlich etwa 3 Millionen Mark. Das Verhältnis von Aktiven zum Penſionsempfänger iſt ſowohl in der Arbeiter⸗ wie in der Angeſtelltenpenſionskaſſe ein ſehr ſchlechtes; es entfällt eine Penſionseinheit auf zwei Mitglieder. Die in Kcankenver ſicherung In der Krankenverſicherung gingen an Beiträgen 1937 160 Milliarden Mark ein, und zuſammen mit den Erträgen der Kapitalanlagen und den ſonſtigen Einnahmen betrugen die Geſamteinnahmen 1,56 Milliarden Mark. Für das Jahr 1938 werden die Beiträge auf 1,73 Milliarden Mark und die Geſamteinnahmen auf 1,78 Milliarden Mark geſchätzt. Der durchſchnittliche Beitragsſatz in vom Hundert des Grund⸗ lohns war 5,16 und dürfte ſich im Jahre 1938 nicht weſent⸗ lich davon unterſchieden haben. Im erſten Monat von 1938 war der Krankenſtand erheblich niedriger als 1937, an deſſen Jahresbeginn eine Grippeepidemie geherrſcht hatte. In den übrigen Monalen der erſten drei Kalenderovierteljahre 1938 lag aber die Krankenſtandsziffer jeweils etwas höher als in denselben Monaten des Vorjahres. Der Mitglieder⸗ ſtand der Krankenkaſſen hat ſich entſprechend dem Arbeits⸗ einſatz der vollbeſchäfligten Wirtſchaft weiter erhöht. Er be⸗ le ſich im dritten Vierteljahr 1938 auf 23,5 Millionen (Pflicht und Erſatzlaſſen). Das Vermögen der Krankenverſicherung gliedert ſich in ein ſelbſtverwalketes Vermögen und in ein ſogenanntes Rücklage vermögen, welches bei den Abteilungen der Landes⸗ berſicherungsanſtalten für ſämtliche Kaſſen in deren Bezirk ſemeinſam verwaltet wird. Dieſes Rücklagevermögen betrug Ende 1937 152,4 Millionen Mark. Es iſt etwa zu zwei Dritteln in Wertpapieren, ein geringfügiger Betrag in Dar⸗ lehen und der Reſt vor allem in Guthaben bei Sparkaſſen und Banken angelegt. Von dem Vermögen, das die Kranken⸗ laſſen ſeloſt verwalten(rund 700 Millionen Marh) ſtellt, wenn man die Schulden an Aerzte, Apotheker und Kranken⸗ häuſer mit den ausſtehenden Forderungen an Beiträgen aus⸗ gleicht, etwa ein Drittel laufende Betriebsmittel dar; etwas weniger als ein Drittel bilden die Verwaltungsgebäude und deren Einrichlung, und das reſtliche gute Drittel iſt haupt⸗ ſachlch in Wertpapieren, zum geringen Teil auch in Hypo⸗ thelen und Darlehen angelegt. Marktberichte Weinmarkt 1939 in Freiburg.— Leiſtungsſchau der ſüd⸗ badiſchen Winzer. eis Freiburg. Die Stadtverwaltung Freiburg veranſtaltet unter Leitung des Weinbauwirtſchaftsverbandes Baden am heutigen 8. März nachmittags 1 Uhr in Freiburg einen Wein⸗ gane auf dem nahezu 200 Sorten der verſchiedenen Jahr⸗ Poſte geſeigt werden Es ſind eine ganze Anzahl schöner Poſten Weine zum Verkauf angeboten. Der Weinmarkt in reiburg iſt eine althergebrachte Einrichtung, die ſowohl die fager als auch die Verteiler und Verbraucher in 1 aße intereſſiert. Es geht daher an die Verteiler und Gaſt⸗ graf nochmals die Einladung, dieſe Leiſtungsſchau der Mark⸗ feuer, Bressgauer und Kafferfülhler Winzer nicht zu ver. bilden en „Biſt du organiſiert?“ Ein Aufſatz Dr. Leys. Der Berliner„Angriff“ bringt einen Artikel aus der Feder Dr. Robert Leys, betitelt„Biſt du organiſiert?“, dem wir Folgendes entnehmen: „Wie oft iſt dieſes Wort bald zum Schlachtruf für die einen, zum Zwang für die anderen, zum Geſpött für die Dritten, zum Inbegriff aller Weisheit für die Vierten, zum Thema fur die Fünften, zum Schlagwort für die Gedanken⸗ loſen geworden! Der Menſch wird nicht geboren, um organiſiert zu wer⸗ den. Das iſt richtig, goldrichtig; und doch gehört er kraft ſei⸗ nes Erbgutes einer beſtimmten Raſſe und damit ſchon von vornherein einer beſtimmten Gemeinſchaft an. Dieſe Gemein⸗ ſchaft iſt aber ſchon organiſiert in Staat und Geſellſchaft, Wirtſchaft und Kultur Von alledem iſt jedes neugeborene Weſen ſchon ohne weiteres erfaßt Jedoch damit nicht genug: Nun beginnt von der erſten Minute des Erdendaſeins ein einziges Organiſieren, teils ſichtbar, teils unſichtbar, teils vernünftig, keils unvernünftig, teils ſelbſtverſtändlich, teils gewaltſam. „Man ſoll nicht das organiſieren, was man organiſie⸗ ren kann, ſondern allein das, was man organiſieren muß“ In dieſen Worten des Führers iſt alles enthalten, was man über die Organſſation wiſſen muß Der Führer zeigt uns den Weg Unſer Ziel iſt die Ewigkeit unſeres Vol⸗ kes. Deshalb iſt es unſere Aufgabe, die Kraft des Volkes zu fördern, ſeine Exiſtenz zu ſichern und ihm die Schönheit des Lebens auf der Welt zu vermitteln. Hierzu gibt es nun zwei Wege: 1 Die Erziehung, die 2. Die Organiſakion. Eine weiſe Volksführung, die wir Deutſchen erſt durch den Führer bekommen haben wird erkennen: 1. Je ſtärker die Erziehung, um ſo geringer benötigt man die Organiſation oder gar den Zwang. 2 Die beſte Organkſation iſt die, die am wenigſten von ſich reden macht und dem Menſchen als Organiſation am wenigſten fühlbar erſcheint 3. Wenn Erziehung und Organiſation nicht ausreichen, um die Vernunft und die Einſichk in einer Gemeinſchaft zur Geltung zu bringen, ſo ſoll man erſt nach dem Ausſchöp⸗ fen dieſer Mittel den Zwang und die Strafe zur Anwen⸗ dung bringen, dann allerdings mit voller Schärfe und ohne zu zögern Eine Staats- und Volksführung, die dieſen Weg und dieſe Reihenfolge anwendet. wird das Volk hinter ſich wiſ⸗ ſen. Geht ſie jedoch den umgekehrten Weg, d. h. vernachläſ⸗ ſigt ſie die Erziehung und die Organiſation und glaubt, das alles durch Geſetze, Verordnungen, ſtaatliche Gewalt und po⸗ lizeiliche und richterliche Maßnahmen erſetzen zu können, ſo wird ſie von jedem geſund empfindenden Volk eines Ta⸗ ges eines Beſſeren belehrt. Der geſunde Menſchenverſtand iſt die Fackel zum Erfolg. Das gilt beſonders für uns Deutſche. 5 Erziehung und Propaganda müſſen das Volk ſo bearbeiten und vorbereiten, daß es nach jener vernünfti⸗ gen Ordnung, d. h Organiſation verlangt, die ihm die größt⸗ mögliche Entfaltung ſeiner Kräfte und Fähigkeiten geſtattet. Organiſation heißt: Säen und wachſen laſſen. Wenn ich nun“, ſtellt Dr. Ley in ſeinem Aufſatz feſt,„in eigener Sache rede, bitte ich, mir das nicht als elbſtgefälligkeit auslegen zu wollen Es iſt kein Zufall, daß der Reichs⸗ organiſationsleiter der NSDAP neben reinen organiſatori⸗ ſchen Aufgaben, Aufbau von Ortsgruppen, Zellen und Blocks auch die Schulung der Politiſchen Leiter betreut, Or⸗ densburgen baut oder gar die NSG„Kraft durch Freude ins Leben gerufen und planmäßig gegliedert hat. Das alles gehört nach nationalſozialiſtiſcher Auffaſſung zuſammen und ſchafft erſt die Vorausſetzungen, um eine wahre Volksfüh⸗ rung zu organiſieren und wirkſam werden zu laſſen. So bietet denn heute unſere nationalſozialiſtiſche Volks⸗ führung dieſes Bild: Jeder Deutſche wird erfaßt, ſede Regung in der breiten Maſſe wird in der Führung be⸗ merkt Die Seelſorge für die deutſchen Menſchen iſt umfaſ⸗ ſend und durchgreifend Das Vertrauen des Volkes wächſt von Tag zu Tag Der unſichtbare Erfolg, der Segen des Himmels bleiben nicht aus Die gewaltige Ernte des einzig⸗ artigen Jahres 1938 brachten Führer und Volk in die deut⸗ ſchen Scheuern, weil ſie zur unlösbaren Einheit zuſammen⸗ geſchmolzen ſind!“ Aufklärung und Propaganda. — Arbeitspflicht der Anterſuchungsgefangenen. einer Verordnung vom 22. Juni 1938 kann grundſätzlich jeder arbeitsfähige Deutſche für eine begrenzte Zeit ver⸗ pflichtet werden, auf einem ihm zugewieſenen Arbeitsplatz Dienſte zu leiſten. Es iſt durchaus naheliegend, daß der Be⸗ auftragte für den Vierjahresplan bei Erwägung dieſer Maßnahme auch auf die Heranziehung der in den ſtaat⸗ lichen Strafvollzugsanſtalten inhaftierten Unterſuchungs⸗ gefangenen bedacht war. Während bisher die Unterſu⸗ chungsgefangenen von der Pflicht zur Arbeit befreit waren, hat der Reichsjuſtizminiſter nunmehr angeordnet, daß auch ſie grundſätzlich arbeitspffichtig find. 9 Nach General der Infanterie von Wetzell 70 Jahre. General der Infanterie a. D. von Wetzell, der am 5. Mär; in Berlin ſeinen 70. Geburtstag feierte, hat als General⸗ ſtäbler in verantwortlicher Stellung den Ausgang dei Nämpfe im Weltkrieg auf den verſchiedenſten Kriegsſchau— gewiſſen Anzahl gruppenfachwarte Die badiſche Rinderzucht Zur Landestagung des Landesverbandes badiſcher Rinder⸗ züchter. NS. Die am heutigen Mittwoch beginnende erſte Landestagung des Landesverbandes badiſcher Rinder⸗ züchter in Karlsruhe gibt Veranlaſſung, ſich einmal über den hohen Stand der badiſchen Rinderzucht, von dem in den letzten Jahren verſchiedene große Ausſtel⸗ lungen Zeugnis abgelegt haben, zu unterrichten. Von zuſtändiger Stelle der Landesbauernſchaft erhalten wir nachſtehend eine aufſchlußreiche Ueberſicht über Ent⸗ wicklung und Ziele der badiſchen Rinderzucht. Drei bodenſtändige Rinderraſſen. Die badiſche Tierzucht wird einerſeits beſtimmt durch die Mannigfaltigkeit der geographiſchen, geologiſchen und klima⸗ tiſchen Verſchiedenheiten, andererſefts durch das Vorhandenſein der für Baden typiſchen kleinbäuerlichen Verhältniſſe. Es ſei daran erinnert, daß die Rheinebene eine Wueeee Jah⸗ restkemperatur von 10 Grad E. und die wärmſten Orte im Reich verzeichnet, während der Oſtabhang des Schwarzwalds den nordöſtlichen Gebieten des Reiches an winterlicher Kälte 15 nachſteht. Ebenſo vielgeſtaltig iſt die geologiſche Struk⸗ ur. Dieſe Verhältniſſe bedingen eine hodenſtändige und ſich in den Rahmen der landwirtſchaftlichen Betriebe einfügende Landeskierzucht. Dies empfiehlt ſich umſo mehr, als Baden das Land der ſtärkſten Rinderhaltung und verbreitetſter Kuh⸗ anſpannung iſt. Bodenſtändig iſt einmal das Höhenfleckvieh, das in Nordbaden, in der Rheinebene und im Hügelland am Bodenſee beheimatet iſt. Die Zucht befindet ſich hier zurzeit in der Amſtellung vom ſogenantten großen Höhenfleckvieh auf einen tiefgeſtellten, rumpfigen, leicht füttrigen, mittelſchwe⸗ ren Typ. Die Verwendung als Arbeitstier verlangt gut ge⸗ lagerte Schultern und korrektes Beinwerk. Das Vorderwälderrind wird im mittleren Schwarzwald gehalten. Es hat rotſcheckige Farbenzeichnung mit weißem Kopf und Füßen. Im Körperbau fallen die un⸗ terſetzten Formen mit tiefer Vorhand und die aufwärts ge⸗ bogenen Hörner auf. Große Flankentiefe gewährt einen Fut⸗ terraum, der genügend wirtſchaftseigenes Futter aufnehmen kann. Die in den letzten Jahrzehnken erfolgte Einkreuzung mit Höhenfleckvieh hak in keiner Weiſe zu einer Verbeſſerung geführt. Insbeſondere wurden nicht die Widerſtandsfähig⸗ keit, Anſpruchsloſigkeit und Langlebigkeit des alten Wälder⸗ ſchlages in den Miſchlingen erhalten. Man iſt daher be⸗ müht, ſie wieder auszuſcheiden. In den höchſten Lagen, wo ſonſt keine Kuhhaltung mehr möglich wäre, ſüdlich des Feldbergs, wird das rotſcheckige Hinterwälderrind als das kleinſte in Deutſchland über⸗ haupt gehalten. Ein langer Kopf mit auffallend großen Augen und hohem Stirnkamm, kräftige Klauen und gut aus⸗ gebildete Hintergliedmaßen ſind das Kennzeichen dieſes wider⸗ ſtandsfähigſten Rindes unſeres Landes. Erſtaunlich iſt außer der hohen Milchleiſtung— durchſchnittlich gegen 80, zuweilen bis zu 177 kg Milchfett bei einem Fettgehalt von 4 bis 5 Prozent— die große Zugleiſtung dieſes kleinen Tieres. Hauptziel: Steigerung der Milchfettleiſtung! Zur Hebung der badiſchen Rinderzucht wurden im Laufe der letzten zwer Jahre zahlreiche Maßnahmen ergriffen. Her⸗ vorzuheben ſind hier die ſcharfe Abgrenzung der Zuchtgebiete zur Ausrottung der Miſchzucht, die völlige Umgeſtaltung des Zuchtbuchweſens, Vermehrung der Abſatzmöglichkeiten, Bekämpfung der Tuberkuloſe von der züchteriſchen Seite her durch planmäßige Feſtſtellung der anfälligen Zuchtlinien und völlige Ausmerzung dieſer uchtſtämme. Eine Hauptaufgabe für die 8 5 Rinderzucht iſt die Erhöhung der Milchfettleiſtung. Um die Fettlücke zu ſchlie⸗ ßen, müſſen in Deulſchland in den nächſten Jahren rund 3 Milliarden Liter Milch mehr erzeugt werden, die ausſchließ⸗ lich zur Verbutterung Verwendung finden. Die Friſchmilchver⸗ lorgung iſt ohnehin ſeit Jahren geſichert. Von den etwa 24 Milliarden Liter Vollmilch werden nur etwa ein Viertel als Trintmilch verwendet. Die Erhöhung der Milchfettleiſtun⸗ gen aus unſeren heimiſchen Viehbeſtänden iſt durchaus mög⸗ lich. Sie kommt nicht zuletzt der Wirtſchaftlichkeit der Be⸗ triebe zugute, da die Einnahmen aus dem Viehſtall das Rück⸗ grat unſerer bäuerlichen Betriebe darſtellen. Neben wichtigen Verbeſſerungsmaßnahmen, die der ein⸗ zelne Bauer namentlich in der Haltung und Fütterung der Tiere zu leiſten hat, iſt es Aufgabe des Landesverbandes badiſcher Rinderzüchter, durch ſtändige Ausleſe eine Verbeſ⸗ ſerung der Zucht herbeizuführen. Irrigerweiſe hat man frü⸗ her viel von Leiſtungszucht auf der einen und Formenzucht auf der anderen Seite geſprochen und dieſe Begriffe mit⸗ einander in Widerſpruch gebracht. Es hat in unſerer Fleck⸗ viehzucht Zeiten gegeben, in denen man nur hohe und große Tiere anſtrebte, ein Typ, deſſen hervorragendſte Vertreter die Bullen„Held 607“ und„Harald 573“ ſind. Dieſe hochbeini⸗ gen, übergroßen Tiere beſitzen für heutige Begriffe völlig unzweckmäßige Körperformen, da ſie nicht das auf heimiſcher Scholle erzeugte Futter, beſonders das Rauhfutter in großen Magen aufzunehmen und in Leiſtung umzuſetzen vermögen. Da wir jedoch auf ausländiſche Futterſtoffe größtenteils ver⸗ zichten, müſſen wir Tiere züchten, deren tiefe, breite und tonnige Körperformen möglichſt die Verwertung wirtſchafts⸗ eigenen Futters zulaſſen. Da nahezu 400 600 Rinder in zuchttauglichem Alter in Baden vorhanden ſind, bedarf es einer jahrelangen Arbeit, um die geſteckten Ziele zu erreichen, umſo mehr als die An⸗ zahl der Kleinbetriebe die Vereinheitlichung erſchwert. Einheitliche Gliederung. Die in den früheren Jahren mangelnde Einheit hat ſich in der Tierzucht ſehr nachteilig bemerkbar gemacht. In Baden wurde allein die Rinderzucht durch mehr als 50 ſelbſtändige ſogenannte Zuchtgenoſſenſchaften vertreten, wobei die Ver⸗ dienſte Einzelner nicht beſtritten werden ſollen. Die Zuſam⸗ menfaſſung aller ſich in Baden mit Herdbuchzucht befaſſen⸗ den Bauern und Landwirte erfolgte am 1. April 1937 mit der Gründung des Landesverbandes badiſcher Rinderzüchter auf Anordnung des Landesbauernführers. Die geſamte Arbeit der Tierzuchtverbände erfolgt im engſten Einvernehmen mit der Landesbauernſchaft 1918 den Kreisbauernſchaften. Der Landesverband beſitzt 4 Außenſtel⸗ len, und zwar für das Fleckviehzuchtgebiet 555 des Schwarz⸗ waldes in Nadolfzell, für das der mittleren Rheinebene in Freiburg und für das nordbadiſche in Heidelberg, während die Abteilung Wäldervieh(Vorder⸗ und Hinterwälder) von Neuſtadt aus betreut wird. Entſprechend den Kreisbauern⸗ ſchaften ſind 21 Bezirksgruppen mit je einem bäuerlichen Ver⸗ treter an der Spitze gebildet worden, dis wiederum aus einer von Ortsfachgruppen beſtehen. Die Bezirks⸗ arbeiten mit den Kreisbauernſchaften und eidend beeinflußt. Er war einer der erſten Mitarbeiter General Ludendorffs. die Orksfachwarte mit den Ortsbauernführern zuſammen. Hat Ali etwa die 2000 Taler verjubelt? iſt mit den Banditen geworden?“ Nach vielen Mühen und manchen Fehlſchlägen iſt es dem deutſchen Tierfänger Walter Ebert endlich ge⸗ lungen, in der Einſamkeit der ſüdabeſſiniſchen Steppe zehn Grevyzebras lebend zu erbeuten. Dieſe Zebras ſtellen für den Tierhandel ein wahres Kapital dar. Für Ebert kommt es jetzt darauf an, die Tiere heil nach Harrar und ſpäter nach Hamburg zu bringen. Aber ioch bevor er für ſeine kleine Karawane, die aus 16 So⸗ maliträgern beſteht, das Kommando zum Abmarſch geben kann, überfällt ihn die abeſſiniſche Regenzeit. Da das Land ſich hunderte Kilometer weit in Moraſt ver⸗ wandelt und die zu reißenden Ströme gewordenen Flüſſe und Bäche von Krokodilen wimmeln, iſt Ebert mit ſeinen Leuten ein Gefangener der Steppe. Faſt noch ſchlimmer iſt, daß auch die Nahrungsmittel zu Ende An dem Leinenfetzen, den Machmud um die Stirn trägt, klebt verharſchtes Blut. Ich frage:„Schlimm?“ Machmud gibt ſich Mühe zu lächeln, trotz ſeiner Er⸗ ſchöpfung:„Nicht ſchlimm, Maſter! Nur kleine Schramme. Kugel zu nah Ali erklärt:„Streifſchuß! Jetzt weiß ich Beſcheid:„Alſo doch überfallen?! Was 11 Haſſan blickt nur ſtumm und ſtolz auf die Karabiner. Ali berichtet:„Wir haben feſte geknallt. Da ſind ſie ſchließ⸗ lich weggelaufen, alle fünf 85 „Habt Ihr die Poſt und das Geld?“ Ali gräbt aus ſeiner zerfetzten Gewandung einen ganzen Stapel Briefe und Telegramme.„Hier, Maſter...“ Dann zögert er. Es fällt ihm ſichtlich ſchwer, ſein Ge⸗ ſtändnis herauszubringen:„Deine Poſt iſt da, Maſter, jedes Stück— aber dein Geld—— iſt— weg!. Weiß der Himmel, ich habe in meinem Daſein ſchon längere, aber auch angenehmere Auskünfte erhalten. Im⸗ merhin kenne ich Ali und ſeine Zuverläſſigkeit zu gut, um Eine von der Expedition Ebert aufgeſtellte Affenfalle. anzunehmen, daß er die 200 Taler etwa hinter die Binde gekippt oder mit einer eingeborenen Jungfrau verjubelt hat. Und gepokert wird er mit den ollen, ehrlichen Räu⸗ bern auch nicht haben. Allmählich klärt ſich der Fall in ſeinen Einzelheiten. Nicht weit von Ginnier waren die drei überfallen wor⸗ den. Als die erſten Kugeln an ihren Ohren vorbeizwit⸗ ſcherten und die Sache ziemlich unfreundlich zu werden verſprach, ſprang Ali ſofort vom Maultier und nahm mit ſeinen Kameraden Deckung. Sie krochen zwiſchen den Felſen herum, wühlten ſich über die regenfeuchte Erde. Es dauerte eine ganze Weile, bis das Gefecht beendet war, die Banditen das Weite ſuchten und Machmud einen halbwegs vernünftigen Verband um den Kopf hatte. Aber in der Aufregung des Kampfes und bei der Herumkrieche⸗ rei hatte Ali die beiden Beutel mit den Maria⸗Thereſien⸗ Talern verloren. Trotz allen Suchens waren und blieben ſie verſchwunden. Schatzgräber haben alſo noch heute in der Gegend von Ginnier eine geſunde Zukunft Jedes ärgerliche Wort an Ali erübrigt ſich. Ich klopfe dem armen Kerl auf die Schulter und teile ihm lediglich mit, daß ich ihn nach dieſen Erfahrungen für ungeeignet halte, jemals Präſident oder Nachtwächter der Bank von England zu werden. Dann ſtürze ich mich, während unſere drei Abenteurer buchſtäblich auf ihr Lager fallen, auf die Poſt. Allein von meiner Frau ſind acht Briefe dabei! Faſt die ganze Nacht leſe ich in meinem Zelt und bin wieder guten Mutes. Am übernächſten Tage ſind wir ſoweit, daß ich endlich das Kommando zum Abmarſch geben kann. Ali murmelt zwar wieder allerlei finſtere Dinge von Krokodilen und reißenden Flüſſen, der Regen rauſcht auch noch immer wie ein beſſerer Rohrbruch— aber einmal müſſen wir dieſe verdammte Einöde verlaſſen. Und jedem von uns knurrt der Magen allmählich in Dur und Moll. Wir nehmen zunächſt Ginnier zum Ziel. Ich habe mit dem Gouverneur in der dortigen Gegend Worte zu wech⸗ ſeln wegen des Ueberfalls. Schließlich haben wir einen Erlaubnis⸗ und Schutzbrief ſeines höchſten Herrſchers in der Taſche, und im Bezirk des Gouverneurs hat der Raub⸗ überfall ſtattgefunden. Er ſoll uns die 200 Taler wieder⸗ schaften, ganz gleich auf welche Weiſe! —— gehen und daß man in der Heimat ſchon ſeit Monaten keine Nachricht von der Expedition hat. 0 ſich Ebert, den Vormann der Tröger mit zwei Trügern nach Addis Abeba zu entſenden. Das iſt und langwieriger Marſch. 0 Telegramm nach Deutſchland aufgeben, holen, damit Ebert Lebensmittel einkaufen kann. Aber die drei Boten kehren nicht in das Steppenlager zurück. Als ſie nach Monaten längſt überfällig ſind, muß Ebert ſie aufgeben und trotz der noch anhaltenden Regenzeit und Trägern Karawane dabei iſt, tauchen Regenſchleier drei ermattete Geſtalten auf: die Träger verſuchen, ſich mit ſeinen Tieren Harrar durchzuſchlagen. Als die die Ausrüſtung zuſammenzupacken, kommen zurück. Der Gouverneur zieht ein ſehr betrübtes Geſicht, er kratzt ſich vor, hinter und leider auch in den Ohren, und unſer Dialog wird immer ausgedehnter. Schließlich ſagt er Sühnemaßnahmen unter ſämtlichen Aber aus den armen Teufeln ſind beim beſten Willen keine Silberſchätze herauszuholen— iſt Dorfbewohnern zu. auch gar nicht unſere Abſicht. Und der behauptet, uns können. Das allerdings beſorgt er auf die Fünf Tage lang ſetzt er meine Weizenkuchen und Honigwein, daß ſie Bauchkneifen abgeſehen, im Paradies glauben. Im Karawanentrott So bietet uns Ginnier alles in allem den letzten er⸗ Wir denken, unſere ſchlimmſte Leidenszeit hinter uns zu haben— in Wahr⸗ Meine Leute ſchütteln dem Gouverneur und den Dorfbewohnern zum ſoundſo⸗ freulichen Eindruck auf dieſer Reiſe. heit ſteht ſie uns aber erſt bevor. vielten Male die honigweinzitternden es endgültig heimwärts. Richtung Harrar! Wieder tagaus— tagein Karawanentrott. Jetzt noch erſchwert durch die Mitnahme unſerer koſtbaren, aber teil⸗ 10 Grevy⸗Zebras, acht Oryx⸗Antilopen und 6 Giraffen⸗Gazellen ſind nicht ſo leicht eine Meute von Jagdhunden. manchmal noch dickköpfiger als Menſchen, und das will allerhand bedeuten. Aber ich ertrage alle kleinen Zwiſchen⸗ fälle mit Geduld und Humor, denn ich weiß: unſer Einzug in Stellingen eines Tages wird ein Triumph ſein! Ich hätte lieber wie der ſelige Grieche ſagen ſollen: weiſe recht halsſtarrigen Beute. zu führen wie ich weiß, daß ich nichts weiß!. Wir kommen in das Tal des Webe Schebeli. Sonſt ein harmloſer Fluß. Aber jetzt, gegen Ende der Regenzeit, Weiß der Teufel— Ali ein wilder, ſchäumender Strom. hat nur zu recht behalten! Und das ſtämme zuſammen. ſprochen und feſtgelegt. als erſter hinüberſchwimmen und ſie gleitung auf Floßfuhren folgen. iſt zu klein, um ſie zu tragen. Schnellfeuer auf den Fluß doch das Herz faſt ſtehen. Ein paar Meter noch, ſo—— Gott ſei Dank! Wir alle atmen auf. Reihe an die Zebras. Himmel Spiel reißender Strömung an. Fluß, und dann: los! Zebra in die Flut. Halb ſchwimmend, ermutigend. Auch das zweite Zebra kommt können den hell geſtreiften Kop wendet. Oder täuſch' ich mich? In Addis ſollen die drei ein nur mit Speiſe und Trank dienen zu Leute derartig ſteht, als ob man in einem Kaffeekeſſel den Satz gequirlt hat, wimmelt von Krokodilen. Ich kenne dieſe Beſtien, die niemals über Appetitloſigkeit zu klagen haben! Rund zehn Tage liegen wir am Ufer und ſuchen uns aus der ganzen Umgebung mühſelig ein paar alte Baum⸗ Wir müſſen ein Floß bauen, anders können wir den angeſchwollenen Fluß nicht überqueren. Wohl iſt mir bei dieſem Gedanken ohnehin nicht. Alles wird bis in die kleinſte Einzelheit genau be⸗ Ali ſoll mit einer langen Leine Unſere in Ginnier aufgefriſchten Vorräte, rüſtung und die kleineren Tiere ſollen unter unſerer Be⸗ Und die Grevy⸗Zebras müſſen an Tauen den Fluß durchſchwimmen. „Ali, Kopf hoch, es wird ſchon klappen!“ Er bindet ſich die Lange Leine mit einem Ende um den Leib. Wir laden unſere Karabiner und eröffnen ein wüſtes Feuer auf den Fluß. Einige von uns trommeln mit leeren Kon⸗ ſervenbüchſen, und alleſamt ſchreien wir aus voller Kehle. Ein ohrenbetäubender Lärm, in den immer wieder unſere Salven hineinknallen. Allmählich begreiſen die Krokodile, daß es an dieſer Flußſtelle unbehaglich zu werden beginnt. Sie verziehen ſich ein Stück ſtromabwärts, wo in einiger Entfernung der Giſcht von Katarakten blinkt. Als wir endlich unſere Uebergangsſtelle von Kroko⸗ dilen frei glauben, ſtürzt Ali ſich in den Fluß. Wir trom⸗ meln, ſchreien und ſchießen weiter, geben unſeren Kara⸗ binerläufen nur einen anderen Winkel. Ali iſt ein bleu⸗ dender Schwimmer, aber mir bleibt bei ſeinem Wagnis Es ſcheint auch weiterhin gut zu gehen. Oryr, Gazel⸗ len, Maultiere, Ausrüſtung— in ſtundenlanger Arbeit haben wir alles heil hinüberbefördert. Jetzt kommt die Ich ſchicke ein paar Stoßgebete zum — man vertraut ein Kapital Und ein paar gut ver⸗ knotete Taue ſind immer noch keine Ankerkette. Aber es hilft nichts. Wieder ein paar Salven in den Mit Gebrüll treiben wir das erſte es drüben. Das wäre geſchafft! Der Verſuch iſt durchaus in der braungelben Flut jede Sekunde verfolgen. Jetzt Nummer drei! Den Kara⸗ biner in der Hand, rufe ich Ali drüben meine Anweiſun⸗ gen zu.„Mehr ziehen!“ Das Tier iſt⸗ ſchon ziemlich in der Flußmitte, lommt aber plötzlich nicht recht vorwärts. Ich brülle:„Ali, ziehen! Ziehenl! Stärker l. Ich ſehe, wie der Kopf des Tieres ſich flußabwärts Sy entſchließt ein gefahrvoller Poſt und Geld nach aus dem Gouverneur ſelbſt gaſtfreieſte Weiſe. unter ſich, von elendem Hände, dann geht Sie ſind das aus⸗ Waſſer, auf⸗ drüben feſtmachen. unſere Aus⸗ Das Floß jetzt iſt er drüben. nicht gern dem halb gezogen landet gut hinüber. Wir 4 1 Nein, Himmel und Der Eingang zum Lager Eberts iſt mit den Trophäen erbeuteter Tiere geziert. Aufnahmen(2): Hagenbecks Tierpark— M. * Hölle, das Zebra treibt ab!! Von Ali gellt ein Schreckens⸗ ſchrei herüber: das Tau iſt geriſſen!! Verzweifelt, machtlos ſtehe ich am Ufer. würde ich mich ſelbſt in den Fluß werfen, aber ſinnlos Das Zebra iſt von der Strömung gepackt worden, unbarmherzig wälzen die Strudel das Tier auf den Kata⸗ rakt zu. Minuten noch, dann ſtürzt es mit den Wogen über die Felſen. Oder es wird von den Krokodilen geholt. Eine Tragödie iſt beſiegelt. Da gibt es nichts mehr zu retten Ich will es kurz machen. An dieſem einen Tage ver liere ich noch zwei weitere Grevys auf die gleiche Weiſe, Drei Zebras, drei kaum bezahlbare Tiere, koſtet mich der verfluchte Webe Schebeli. Nie in meinem Leben habe ich etwas ſo gehaßt wie Krokodile und die abeſſiniſche Regenzeit. Ali will mich tröſten:„Sieben Grevys, Maſter, ſind auch noch ein guter Fang!. Ich kann ihm nur entgegnen:„Wenn ich ſie erſt in Hamburg, wenn ich ſie wenigſtens erſt in Harrar hätte! Ich fühle mich ſehr entmutigt. Weiß ich, was uns noch alles bevorſteht?! ge Am liebſten es iſt Jetzt kommen erſt tagelange Bergmärſche und dann wieder Flüſſe Ein Leidensweg Mehr und mehr wird unſere Expedition zu einem Leidensweg. Nachts iſt es kalt, tagsüber wieder ſengend heiß. Unſere friſchen Vorräte von Ginnier verbrauchen ſich nur zu ſchnell. Andauernd melden ſich meine Träger krank, einmal vier, einmal drei, einmal gleich fünf Soma⸗ lis. Ich halte ſie mit meinen Tropenmedizinen mühſam auf den Beinen. Wir quälen uns Schritt um Schritt durch das Land. An einem Tage benötigen wir vierzehn Stun; den, um auf ſchmalſten Serpentinen einen einzigen Berg zu bezwingen. N Aber das Schlimmſte: das Schickſal ſcheint mich mii meinen Grevys ſchlagen zu wollen. Die Zebras ſind Steppentiere. Sie halten die endloſen Bergmärſche nicht aus. Zwei von ihnen haben ſich bei Stürzen Hufe weg⸗ gebrochen. Ich muß ſie töten laſſen. 5 Dann wieder eine andere Unglücksnachricht. Ein Somali kommt:„Maſter, ein Zebra eben von der Schlange gebiſſen. Hab's ſelbſt geſehen!...“ In ſeinen Augen ſteht die blaſſe Furcht, in den Augen des Tieres der Tod. Am Abend iſt mein ſechſtes Zebra verendet. Es ſind die furchtbarſten Tage, die ich je durchgemacht habe. Ich kann kaum mehr ein Wort ſprechen. Ich bin ohnmächtig gegen dieſes Unglück. Und in Stellingen haben ſie Alis Telegramm aus Addis, daß wir mit zehn Rieſen⸗ zebras unterwegs ſind. Dort werden die paar Worte für ſie immer noch wie ein Feſt ſein Wieder lommen wir an einen Fluß. Kein Baum kein Stückchen Holz weit und breit. Wie ſollen wir in dieſel Weltverlaſſenheit ein Floß zimmern? Ali geht auf Suche. Mir erſcheint ſie ausſichtslos. Aber nach fünf Tagen kehrt er zurück. Er hat flußaufwärts einen Trupp Gallas mit einem Floß getroffen. Wir erreichen die Leute. Sie wollen uns ihr Floß geben, gewiß— aber nur für teures Geld. Und wir haben doch nicht einen einzigen kümmerlichen Taler bei uns. In ſtundenlangem Handeln wird endli ein Ausweg gefunden: wir ſollen ihnen Patronen geben, Jede Patrone ſoll einen halben Taler gelten. Gemacht! Und wieder verliere ich bei dieſem Flußübergang ein Zebra. Drei Grevys ſind jetzt alles, was mir von unſeren Reichtum— und es war ein Reichtum!— geblieben il Kann ich wenigſtens dieſe drei heil nach Hauſe bringen Nein! Kurz hintereinander gehen mir in den na tell Tagen zwei Grevys an einer Darmkrankheit ein. Mein ganzen Hofnungen liegen jetzt auf dem letzten Sie:; 25(Fortſetzung folgt“ —— An Benehmen im Straßen kehr erkennt 77 TT ̃̃ ̃²...... ĩ ͤ