— r„ * t A ebert, ret et M r ee enden DDA e Dengspreis: Monatlich Nn. 1.4, darch die Pet Mk. 1.80, in der Geſchuftsſtelle am Schalzer abgehelt momall. Mk. 1.20 Aazeigenpreiſe: Die 22 mm breite Milfimeterzeile 3 Pfg., n Texttenl 80 mm breit 18 Pig. Kachlzſſe gemäß Preisliſte r. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 3. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Benſpeecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗ Kontos: Kuriseutze 78.48. Seckenheim und Umgebung. Satan fur den Stadtteil Mhm.⸗ Secken heim. Tages. und Anzeigenblatt für M Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn⸗ und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdl⸗ Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A 2. 39: 1140 39. Jahrgang Demokrakien und Sowjets Arm in Arm.—„Nektet Rumä⸗ nien für die Blockade!“ Bukareſt, 20 März. Die rumäniſche Preſſe veröffent⸗ licht übereinſtimmend und teilweiſe in großer Aufmachung eine Mitteilung der amtlichen Nachrichtenagentur Rador, in der die Behauptung von einem angeblichen„Ultima⸗ tum“ des Reiches an Rumänien im Verlauf der ge⸗ genwärtig ſtattfindenden Wirtſchaftsverhandlungen aufs entſchiedenſte in Abrede geſtellt wird. Die engliſche und die fran zöſiſche Preſſe hatten in dreiſter Weiſe die Lüge verbrei⸗ let, daß Deutſchland im Zuge der zurzeit im Gange befind⸗ lichen Wirtſchaftsverhandlungen einen Druck auf Rumänien ausgeübt habe. In politiſchen Kreiſen Rumäniens iſt man empörk über dieſes durchſichtige Manöver, mit dem die deutſch⸗rumäni⸗ chen Wirtſchaftsverhandlungen geſtört werden ſolllen. Die ür die rumäniſche Außenpolitik maßgebende Stelle hal ſo⸗ ort eingegriffen und durch ihr Demenki alles gekan, um die freundſchaftliche Atmoſphäre zu erhalten, in der ſich dieſe Verhandlungen zwiſchen der rumäniſchen Regierung und dem deukſchen Vertreter, Miniſterialdirektor Wohltat, bisher abgeſpielt haben. Rumäniſches Dementi in Finnland Lügenmeldung fand raſche Verbreitung. Helſinki, 20. März. Auf dem Wege über das ſchwediſche Nachrichtenbüro TT, über Auszüge aus der Londoner„Ti⸗ mes“ und über United Preß iſt in die geſamte fin⸗ niſche Preſſe jene zu durchſichtigen Zwecken erfundene Mel⸗ dung über das angebliche deukſche Ultimatum in Bukareſt gelangt, welche zu gleicher Zeit bereits dementiert war. Die auch vom Finniſchen Telegraphenbüro und dem finniſchen Rundfunk übernommene Meldung, mit der fa verſchiedene kleinere Länder beirrt werden ſollten, wurde bedauerlicher⸗ weiſe in Finnland groß aufgemacht. Das diesbezügliche Ha⸗ vas⸗Dementi aus Bukareſt und das DRVB⸗Dementi wurden von der finniſchen Preſſe gleichzeitig nur klein auf den fol⸗ genden Seiten gebracht. Monkag morgen veröffenklicht die finniſche Preſſe ein Demenkf, welches der hieſige rumäniſche Geſchäftsträ⸗ ger ihr durch das Finniſche Nokizbüro zugeſtellf hal. Bereg bezeichnet darin im Aufkrage ſeiner Regierung alle Behaup⸗ kungen von einem deukſchen Ultimakum an Rumänien als unrichtig und weiſt darauf hin, daß die deutſch⸗rumäniſchen Wirtſchaftsverhandlungen nicht den üblichen Rahmen über ⸗ ſchritten hätten. Alle von der ausländiſchen Preſſe an die Meldung von dem Ultimatum geknüpften Vermutungen ſind daher 1 5 völlig erfunden zu bezeichnen. Bulgarien läßt ſich nicht aufputſchen Sofia, 20. März. Die„Sora“ nimmt in ihrem Leitartikel in heftigen Worten gegen jene ausländiſchen Kreiſe Stel⸗ lung, die ihre Hauptaufgabe in Bulgarien darin ehen, das bulgariſche Volk gegen Deutſchland mit Schlagworten Drang nach Oſten“ und„Panſlawismus“ aufzuputſchen. Der Artikel ſpricht von einer endliche in Politik, wenn man anderswo von Deutſchfreundlichkeit ſpreche, in Sofia aber auf Koſten der deutſch⸗bulgariſchen Beziehungen das⸗ ſelbe Deutſchland angreife. Dieſes Spiel lehnt der Verſaſſer ab und fordert alle Bulgaren auf, ſich vor jenen hetzeriſchen Ausländern in Acht zu nehmen. Noch eine Abfuhr Die Lüge von Drohungen gegen Skandinavien. Oslo, 20. März. Außenminiſter Koht, der von ſeinem mehrtägigen Beſuch in Paris, wo er an der Sorbonne Vor⸗ träge hielt, am Montag zurückkehrte, trat ſogleich im zuerſt erſcheinenden Nachmittagsblatt den Hetzmeldungen der fran⸗ Viſchen Preſſe aufs entſchiedenſte entgegen, wonach die eufſche Regierung ſchon vor zwölf Tagen von den kandinaviſchen Staaten unter Drohungen verlangt haben ſolle, ſich ſowohl in wirtſchaftlicher als auch in politiſcher Beziehung Deutſchland anzuſchließen. Der Außzenminiſter erklärte, ihm ſei hiervon auch nichl das Geringſte bekannt. Im Außenminiſterium finde ſich nicht ein Wort, nicht einmal eine Silbe darüber. Es ſei dies eines der üblichen Gerüchte, die aus den verſchiedenſten künden ausgeheckt und verbreitet würden. Er könne nur . wie ſchon früher— ſagen, daß aller Grund vorhanden lei, ſolchen Preſſemeldungen in Zeiten wie den jetzigen mil allergrößter Skepſis zu begegnen. Bis zum heuligen Tage — ſo betonte goht nochmals— hat man von dem angeblich vor zwölf Tagen erfolgten„Druck“ Deutſchlands im norwe⸗ giſchen Außenminiſterkum noch nichts verſpürk. Pariſer Geſtändniſſe Paris, 20. März. Ein Blick in die vor Wut zitternde franzöſiſche Preſſe zeigt die Borniertheit und von keiner aske mehr verhüllte Niedertracht einer Politik, die keines⸗ wegs auf Moral und„Liebe zu den Unterdrücklen“ baſiert, fenen nun offen über den Zuſammenbruch verbrecheri⸗ cher Einkreiſungspolitik wütet. Aufſchlußreich für die innere Linie ſolcher Politiker ſind wie gewiſſe Eingeſtändniſſe der Enttäuſchung auch die offenen 1 künftiger Be⸗ mühungen So plaudert„Epoque“ über die Schleich⸗ wege der engliſchen Diplomatie von USA bis Sowjet⸗ rußland. Das Hauptziel der britiſchen Aktion ſei, Rumä⸗ een. eine der größten. Weltquellen von Getreide, Petro⸗ a und Holz, nicht zu friedlicher. mit dem utſchen Nachbarn kommen zu laſſen. 68 wird gehegt und gelogen Dienstag, den 21. März 1939 Rumäniens rieſige Reichtümer würden die Wirkungen einer Blockade um Deutſchland( auf Monate hinaus ab⸗ ſchwächen. Dies hätten die Milikär- und Wirtſchaftsſachver⸗ ſtändigen Londons verſtanden. Daher handele London in Warſchau, Sofia, Ankara, Belgrad und Athen, vor allem aber in Sowjetrußland. Und deshalb habe ſich eine regel⸗ rechte engliſch-ſowjetruſſiſche Annäherung während des geſt⸗ rigen Tages abgezeichnel. Früher, als die Tſchecho⸗Slowa⸗ kei ſich noch in die Flanke des Reiches bohrte, als 40 Di- viſionen eine der reſchſten deutſchen Provinzen bedrohten, und als die Flugzeuge von der böhmiſchen Plattform nach Berlin, Dresden und München aufſteigen konnten, wäre dies alles viel leichter geweſen. Heute ginge es nur noch, wenn man ſich auf„die rieſige Baſtion Sowjekrußland“ ſtütze. Die Einkreiſungspolitik pariert. In einem Londoner Brief des„Figaro“ heißt es: Die Entwicklung der ehemaligen Tſchecho⸗Slowakei war ſeit Herbſt vorauszuſehen. Nach den Münchener Abmachungen habe der briticche Premierminiſter gehofft, Deutſchland zu diſtanzieren auf Grund einer beträchtlichen Rüſtungsanſtren⸗ gung und auf Grund einer wirtſchaftlichen Offenſive, die zum Ziele hatte, dem Reich Hinderniſſe in den Weg zu le⸗ gen und die Staaten Südoſt⸗ und Nordoſteuropas neu zu gruppieren. Durch ſein ſchnelles Vorgehen habe Deutsch land den Schlag pariert.. Bonnet empfing Botſchafter. Außenminiſter Bonnet empfing am Montag nacheinan⸗ der den franzöſiſchen Botſchafter in Berlin, Coulondre, den ſowjetruſſiſchen Botſchafter in Paris ſowie den britiſchen Geſchäftsträger, da der britiſche Botſchafter Phipps in London iſt. Engliſche Drohungen Vergebliche Einſchüchterungsverſuche.— Hyſterie ſialt Selbſtbeherrſchung. London, 20. März. Das britiſche Kabinett trat am Mon⸗ tag um 10.30 Uhr zu der vorgeſehenen Sonderbeſprechung ue Die Sitzung dauerte etwa zwei Stunden. Wäh⸗ rend der Sitzung ſprachen die Anführer der Oppoſition Att⸗ lee, Greenwood und Sinclair in Downing Street 10 vor, um ſich über die letzte Entwicklung der Lage berichten zu laſſen. Vor der Kabinettsſitzung hatte Außenminiſter Lord Halifax im Buckingham⸗Palaſt eine einſtündige Unterre⸗ dung mit dem König. Die Botſchafter Rumäniens und Polens ſuchten am Montag vormittag das engliſche Außenamt auf. Auch der britiſche Botſchafter in Berlin, Sir Neville Hen⸗ derſon, hatte im engliſchen Außenamt eine Unterredung. Die Zeitungen Englands, gleichſam als des chriſtlichſten, ſanfteſten, moraliſchſten und uneigennützigſten Landes ſeit Jahrhunderten, begegnen dem großen deutſchen Schritt zur Sicherung Zentraleuropas weiter mit einfältigen Drohun⸗ gen und albernſten Einſchüchterungsverſuchen. Die politiſche Aktivität, die in London während des Wochenendes herrſchte, bildet den Gegenſtand der Beſprechungen der Montagspreſſe. Hierbei ſtellen die Blätter die von London erfundene und in Bukareſt längſt dementierte„drohende Haltung Deutſchlands gegenüber Rumänien“ in den Vordergrund. Mit Ausnahme der„Times“ ſprechen die Blätter in mehr oder weniger deutlicher Form von der Möglichkeit einer gemeinſamen Front aller demo⸗ kratiſchen Staaten unter Englands Führung, wobei aber eigentümlicherweiſe die owjetdiktatur neben Frankreich als einer der weſentlichſten Faktoren eines ſol⸗ chen demokratiſchen Paktes angeſehen wird. 5 5 Auch„Daily Telegraph“ ſchreibt, das Kabinett prüfe die Frage, ob es ratſam ſei, ſofortige Beratungen mit Frankreich, Sowjetrußland und den Balkanſtaaten u eröffnen. Man erfahre, daß der Sowjetbotſchafter Maiſty erſucht worden ſei, die Anſicht ſeiner Regierung über„gewiſſe Punkte“ einzuholen, denen man in London weſentliche Bedeutung beilege. Die ſeit langem von der bri⸗ tiſchen Regierung vertretene Anſicht, daß es keinen Zweck habe, irgendwelche Länder nördlich oder weſtlich der Tür⸗ kei aktiv zu unterſtützen, werde in Downing ⸗Street zur⸗ zeit überprüft. 1 Der politiſche Korreſpondent der„News Chronicle“ will von maßgebender Skelle erfahren haben, daß das Ka⸗ binekt in ſeiner Zamskagſitzung den Gedanken des prakkiſch längſt beſtehenden Bündnſſſes zwiſchen England, Frank- reich, Zowjetrußland und anderen Skaaten grundſätzlich gutgeheißen habe. In allergrößter Aufmachung meldet „Daily Mail“ bereits, daß die britiſche Regierung die Sow⸗ jekregierung formell aufgefordert habe, ſhre Beteiligung an einem Patt mit England und Frankreich zu prüfen. Ohne jedes Verſtändnis Die engliſch⸗franzöſiſche Haltung gebrandmarkk. Rom, 20 März. Der triumphale Empfang des Führers in der„ ſteht im Mittelpunkt der römiſchen Montagspreſſe. Sehr ſtarke 2 e findet die entſchloſſene Stellungnahme der deutſchen reſſe zu den ee Wutausbrüchen des„furor democraticus“, wobei insbeſon⸗ dere die Ausführungen des„Völkiſchen Beobachters“ über die Notwendigkeit einer Neuorientierung gegenüber Eng⸗ land und das entſchiedene Eintreten der„Frankfurter Zei⸗ tung“ für die italieniſchen Forderungen an Frankreich un⸗ terſtrichen werden. Nr. 68 Gleichzeitig werden die krampfhaften franzöſiſch⸗engli ſchen Verſuche zur Bildung einer demokratiſchen Einheits. front gegen die aukoritären Mächte, in die man angeblich Rumänien, Griechenland, Jugoſlawien, die Türkei, ja ſo⸗ gar Polen einſchalten will, gebrandmarkt. Dieſe Manöver der in London und Paris zutage kretenden Erregung wer⸗ den von den Korreſpondenken übereinſtimmend als ein Be. weis dafür erbracht, daß den demokraliſchen Hauptkſtädken nach wie vor jedes Verſtändnis für die lebenswichtigen Aſpi⸗ rationen der jungen Völker fehle und man ſich deshalb Wüst auf eine ſtrategiſche Verteidigungslinie beſchränken müſſe. Die„lateiniſche Gchweſter“ Fehlſpekulationen in Paris.— Feſt zur Achſe. Rom, 21. März. Die gegen die Ordnung und den Frie⸗ den gerichtete Politik zur Einkreiſung Deutſchlands durch die großen Demokratien wird von der geſamten römiſchen Preſſe als Auftakt zu einer neuen, von diefen Demokratien herbeigeführten europäiſchen Kriſe gekennzeichnet. Man hoffe in London und Paris, eine neue„heilige Allianz“ der Demokratien gegen die totalitären Mächte zuſtande zu brin⸗ gen, um die geſamte kapitaliſtiſch⸗kommuniſtiſche Welt der neuen und friedlichen Verſtändigung der Achſe entgegen⸗ zuſtellen. Ju den Berſuchen, ſich durch eine angebliche Nachgiebig⸗ keit bei Italien einzuſchmeicheln, ſtellt das halbamtliche Giornale d'Italig“ die Frage, wer an den Afern der Seine noch den Mut haben könne, von einer„lakeiniſchen Schweſter“ zu reden und ſich von dieſer in der Skunde der Gefahr wie 1915 die Relkung ſeines Heeres zu erhoffen oder wenigſtens, daß in der großen ſich vorbereikenden Auseinanderſetzung die„Schweſter“ unbeteiligt bliebe und 8 ſowie ſeinen Alliierten ſo die ſchwere Aufgabe er Berkeidigung verſchiedener Fronten in Europa und an den verletzlichen Stellen der Imperien in der Welt erſpare. In bemerkenswert ſcharfer Weiſe wendet ſich der Direk⸗ tor des„Giornale d'Italia“ gegen die neue Verleumdungs⸗ welle gewiſſer franzöſiſcher Blätter und gegen die hart⸗ näckig verfolgten Hoffnungen, daß Italien in die Arme Frankreichs zurückgeführt werden könnte. Man täuſche ſich, wenn man glaube, damit den Geiſt des italieniſchen Volkes u ſchwächen und ihn von den entſchloſſenen nationalen orderungen abzubringen, die in nicht ferner Zeit vorge⸗ bracht und mit äußerſter Entſchiedenheit vertreten werden würden. „Italien ſteht im Geiſt und mit den Waffen zur Achſe. Aus programmatiſchen Gründen ſtürzt ſich Italien nicht in den Krieg, fürchtet ihn aber nicht, ſa, erwartet ihn“. Auch in Brüſſel am Werk Regierung dementiert bösarkige Gerüchte. Brüſſel, 21 März. Das belgiſche Kabinett trat am Mon⸗ tag nachmittag zu einer Sonderſitzung zuſammen, um ſich mit der internationalen Lage zu befaſſen. Die Miniſter ſtellten mehrere Fragen an den geſchäftsführenden Außen⸗ miniſter Soudan, der in allgemeiner Art darauf antwor⸗ tete. Im Verlaufe des Nachmittags wurde auch Miniſter⸗ präſident Pierlot vom König in Audienz empfangen. In gewiſſen Kreiſen waren Gerüchte in Umlauf geſetzt worden, daß die Regierung ſich u. a. mik„vorbereitenden Maßnahmen für die Herbeiführung des verſtärkten Frie⸗ denszuſtandes der belgiſchen Armee beſchäftige. In zuftän⸗ digen belgischen Kreiſen ſeien ſedoch dieſe Gerüchte als un⸗ ukreffend bezeichnet worden. Es wird betont, daß kein An⸗ aß zu derarkigen Sondermaßnahmen beſtehe. Franco an den Führer Berlin, 21. März. Der ſpaniſche Slaatschef Generaliſſimo Franco hal namens des nationalen Spaniens dem Führer in einem Telegramm ſeine Glückwünſche zur friedlichen Wiedereinbeziehung alten Keichsgebietes in die Grenzen Deukſchlands ausgeſprochen, wofür der Führer kelegrafiſch ſeinen Dank übermittelt hat. Das heuchleriſche Spiel Araber geißeln Englands Enkrüſtung. Beirut, 20. März. In arabiſchen Kreiſen iſt man außer⸗ ordentlich erbittert über die britiſchen Vorwürfe wegen der angeblichen Nichteinhaltung der Münchener Verſprechungen durch Deutſchland, die in der engliſchen Preſſe erhoben wer⸗ den. Wenn England, ſo ea es, ſo viel Wert auf Erfüllung von— in dieſem Falle ſogar ſehr umſtrittenen— Verſpre⸗ chungen lege, dann möge es gefälligſt bei ſich ſelbſt, und zwar in Paläſtina, anfangen, denn dieſes jetzt von England mit blutigſtem Terror überzogene Land ſei eindeutig den Arabern verſprochen worden. Die ſcheinheilige Empörung Englands über die voll⸗ kommen unblukig erfolgte und von einer legalen Regierung erbetene deutſche Schutzbeſetzung Böhmens und Mährens erſcheine in einem 15 Licht gegenüber der blu⸗ ligen Unterdrückung des arabiſchen Freiheikswillens in Pa⸗ läſting. Mit welchem Recht. ſo fragen die Araber weiter, er⸗ oberte ſich England in aller Stille große arabiſche Gebiete, ohne jemanden 31 fragen, und mit meichem Recht führe ngland die brutalſten und blutigſten Bombenangriffe auf friedliche grabiſche Dörfer durch? Gerade England mit ſei⸗ nen kraditionellen Methoden der Gewalt habe die wenigſte Urſache, heute den moraliſch Entrüſteten zu ſpielen. Nach der Ablehnung der beitiſchen Vorſchläge zur Löſung der Paläſtinafrage durch die Araber und die Juden rechnet man, Zeitungsberichten zufolge, Möglichkeit, daß die Unruhen in men werden 5 —— Auch der Botlſchaſter in Paris Jur Berichterſtaktung nach Berlin berufen. Berlin, 20. März. Der deutſche Botſchafter in Paris, Graf Welczeck, hal heute Auftrag erhalten, zur Bericht erſtaktung nach Berlin zu kommen. Stärkezuwachs der Luftwaffe Luffflottenkommando 4. Berlin, 21. März. Der Reichsminiſter der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe gibt bekannt: Im Zuge der weiteren Verſtärkung und im Zuge der Errichtung des Reichsßprotektorates Böhmen und Mähren wird mit ſofortiger Wirkung das Luftflottenkommando 4 aus dem bisherigen Luftwaffenkommando Oſtmark in Wien ebildet. In territorialer Hinſicht umfaßt es folgende Ge⸗ iete des Großdeutſchen Reiches: die Oſtmark, Böhmen, Mähren, Teile des Sudetengaues und Schleſien. Zum Chef der Luftflotte 4 und Befehlshaber Südoſt iſt der bisherige Kommandierende General des Luftwaffenkommandos Oſt⸗ mark, Generalleutnant Löhr, unter gleichzeitiger Beför⸗ derung zum General der Flieger ernannt worden, der aus der alten öſterreichiſch-ungariſchen Armee hervorgegangen iſt und nach dem Weltkriege am Aufbau der Fliegertruppe des öſterreichiſchen Bundesheeres führend beteiligt war. Die Tatſache der Bildung des Luftflottenkommandos 4 bedeutet einen weiteren gewaltigen Stärkezuwachs der deuk⸗ ſchen Luftwaffe, der die bisherigen Aufbauabſichten weſent⸗ lich überſteigt. Brauchitſch dankt den Soldaten Tagesbefehl an das deukſche Heer. Olmütz, 20. März. Der Oberbefehlshaber des Heeres hat folgenden Tagesbefehl ausgegeben: An das deutſche Heer! Am 16. März ſprach mir der Führer auf dem Hradſchin in Prag ſeine Anerkennung für die hervorragenden Leiſtungen der in die Tſchechei einmar⸗ ſchierten Teile des deutſchen Heeres aus. Ich habe die an⸗ erkennenden Worte freudigen Herzens entgegengenommen. Auf meinen Fahrten zu den eingeſetzten Armeekorps habe ich mich dann ſelbſt von der ausgezeichneten Haltung der Truppe allerorts überzeugt. Ich kann heute allen Stellen des Heeres, die zu dem großen Erfolg der letzten Tage bei⸗ getragen haben, meinen aufrichtigen Dank ſagen. Ich bin mir deſſen bewußt, daß die militäriſchen Erfolge die Frucht harter, unermüdlicher Arbeit ſind, die ſejt Jahren im Heer geleiſtet wird, Arbeit auf dem Gebiet der Vorbe⸗ reitungen zum blitzſchnellen Handeln und zur peinlichſten Durchführung der befohlenen Operationen, Arbeit auf dem Gebiet der Erziehung und Ausbildung, die die Truppe erſt zur Ausführung der gegebenen Befehle unter ſchwierigen Verhältniſſen befähigt. Soldaten des Heeresgruppenkommandos 3, des IV., XIII., XIV. und XVI. Armeekorps, des VIII. Armeekorps und ihr bungen oſtmärkiſchen Verbände des Heeresgruppenkomman⸗ os 5, des XVII. und XVIII. Armeekorps! Ihr habt den Be⸗ weis erbracht, daß alle unſere mit heißem Herzen für die Größe und Stärke des Heeres geleiſtete Aufbauarbeit erfolg ⸗ reich war. Ihr alten und ihr jungen Verbände des deut⸗ ſchen Heeres habt gezeigt, daß in euch— kreuer Aeberliefe⸗ rung gemäß— die alten Soldatentugenden leben ohne die ein Heer nicht beſtehen wird und nicht ſiegen kann. Auf euch, die ihr ſetzt die Ehre haltet, ſeinen Namen zu verkre⸗ ken, blickt das ganze Heer mit Freude, Genugtuung und Stolz. Es lebe der Führer! Es lebe Großdeulſchland! Es lebe das deutſche Heer! v. Brauchitſch, Generaloberſt. Das Goldene Ehrenzeichen Der Fuhrer hat aus Anlaß des ſo erfolgreichen Ab⸗ ſchluſſes der militäriſchen Operation in Böhmen und Mäh⸗ ren den beiden Genergloberſten von Brauchitſch und Keitel das Goldene Ehrenzeichen der Partei überreicht. Der Füh⸗ rer verband damit ſeine perſönliche Anerkennung und ſei⸗ nen beſonderen Dank für die verdienſtvolle Arbeit der bei⸗ der Generale. . Stolzer Tag in Memel Wiederaufrichkung des Denkmals Kaiſer Wilhelm J. Memel, 20. März. Unker gewaltiger Teilnahme der memeldeutſchen Bevöl⸗ kerung fand am Sonntag in Memel die Einweihung des wiederaufgerichteten Denkmals Wilhelm J. ſtatt, das vor 16 Jahren von litauiſchen Frevlerhänden geſtürzl wurde. Der Memeldeutſche Kriegerbund, dem als Träger der ſoldatiſchen Tradition dieſes alten preußiſch⸗deutſchen Lan⸗ des die Führung der Feier übertragen wurde, war in Stärke von 3000 Mann aufmarſchiert, daneben Ehren⸗ ſtürme und Abordnungen ſämtlicher Gliederungen der Me⸗ meldeutſchen Bewegung. Die Stadt prangte bereits ſeit Ta⸗ gen in reichem Flaggenſchmuck, da die Memeldeutſchen ihrer inneren Anteilnahme an dem hiſtoriſchen Geſchehen in Böhmen und Mähren durch Hiſſung der Fahnen ſpontan Ausdruck gegeben hatten. Neben den grün⸗weiß⸗roten Me⸗ melfahnen waren beſonders viele Hakenkreuzfahnen zu ſe⸗ hen. Der Führer der Memeldeutſchen, Dr. Neumann, wurde bei ſeiner Ankunft von den Maſſen mit Sieg⸗Heil⸗ Rufen begrüßt. Der Memeler Gebietskriegerführer Dr. Schwarze hielt die Weiherede. Wenn verblendete Menſchen, ſo ſagte er u. a., vor 16 Jahren glaubten, durch die Beſeitigung der deutſchen Denkmäler auch die Treue aus den deutſchen Herzen reißen zu können, ſo hätten die Memeldeutſchen durch ſechs Wahlen aller Welt bewieſen, daß ſie deutſchen Blutes ſeien. Blut aber ſei ſtärker als Stein und Erz. 20 Jahre lang ſei das Selbſtbeſtimmungsrecht der Memeldeut⸗ ſchen mit Füßen getreten worden. Ohne Volksbefragung ſeien ſie vom Reiche abgetrennt und nach dem litauischen Putſch im Jahre 1923 gegen ihren Willen Litauen einver⸗ leibt worden. 12 Jahre lang habe das Memelland unter dem Kriegszuſtand geſchmachtet, die memeldeutſchen Führer ſeien in Zuchthäuſer geworfen und die Wirtſchaft des Me⸗ mellandes wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt. „Wenn wir heute,“ ſo ſagte Dr. Schwarze,„wieder einer lichteren Zukunft entgegenſehen, ſo verdanken wir das dem Führer. Nie 99 werden wir uns deulf politiſche Grenzen das Recht nehmen laſſen, uns zur deutſchen Welt⸗ anſchauung zu bekennen. Der Kedner ſchloß einem Treuegelöbnis und mit einem dreifachen Sieg-Heil auf den Führer Großdeutſchlands und den Führer der Memeldeuk⸗ chan Dr. Neumann, in das die Maſſe begeiſterk ein⸗ mmte. Politiſches Allerlei Diktatur in der„Demokratie“ Die Sonderoollmachteg für Daladier. Paris, 20. März. Nich der Kammer hat auch der Senat die Ermächtigungsvorlage der Regierung mit 286 gegen 17 Stimmen angenommen. In der vorangegangenen Sitzung war Miniſterpräſident Daladier auf die durch das Ver⸗ ſchwinden der Tſchecho⸗Slowakei entſtandene Lage einge⸗ 195 en und kam dann auf die Entwicklung vom September 938 zu ſprechen. Durch die an Ort und Stelle unternom⸗ menen Unterſuchungen von Lord Runciman ſei erwieſen worden, daß das Zuſammenleben der Sudetendeutſchen und der Tſchechen unmöglich geworden war, und er bedauere heute durchaus nicht, damals verhandelt zu haben, um ein annehmbares Statut für die Tſchecho⸗Slowakei zu erzielen. Er bedauere weiter ſeine Haltung in München ebenſowenig, wie er die deutſch⸗franzöſiſche Erklärung be⸗ dauere. Er würde nur bedauern, nicht alles getan zu haben, was möglich war, um den Krieg zurückzudrängen. Das amtliche Geſetzblatt erſcheint ausnahmsweiſe Mon⸗ tag mit dem Wortlaut des Ermächtigungsgeſetzes, wodurch dasſelbe Rechtskraft erlangt hat und der Regierung die le⸗ gale Möglichkeit gibt, mit ſofortiger Wirkung von den neuen Vollmachten Gebrauch zu machen. Der franzöſiſche Kabinettsrat, der im Anſchluß an die Annahme der Ermächtigungsvorlage im Senat zuſam⸗ mentrat, hat der amtlichen Verlautbarung zufolge einen Bericht des Miniſterpräſidenten und Kriegsminiſters Dalg⸗ dier über die erſten Maßnahmen angehört, die auf Grund der Vollmachten der Regierung getroffen werden. Das Schreckgeſpenſt Zum erſten Male bemüht ſich am Montag die Pariſer Preſſe— vielleicht auf einen deutlichen Wink von oben hin — eine Art„nationale Einigung“ und ſo etwas wie eine nationale Front gegen die angebliche„deutſche Drohung“ widerzuſpiegeln. Nachdem das franzöſiſche Parlament der Regierung Daladier die Sondervollmachten bewilligt hat, findet ſich in allen Blättern von rechts bis links die Ten⸗ denz, den Eindruck einer geſchloſſenen öffentlichen Meinung hinter der Regierung zu erwecken. Auffällig iſt, daß ſogar der ewig oppoſitionelle Queru⸗ lant de Kerillis in der chauviniſtiſchen„Epoque“ erklärt, ſeine ſyſtematiſche Oppoſition, Polemik und Kritik gegen die Regierung Daladter einzuſtellen und der Regierung von heute an im Intereſſe des Gemeinwohles und der Einigkeit aller Franzoſen einen neuen und weitherzigen Kredit ein⸗ zuräumen. Auch aus der ſozialdemokratiſchen und kommu⸗ niſtiſchen Preſſe ſind die kämpferiſchen Aufrufe gegen Da⸗ ladier und gegen die Diktaturgefahr in Frankreich ver⸗ ſchwunden. Dieſer Umſchwung ſcheint den Oppoſitionsblättern augen⸗ ſcheinlich leicht gemacht zu ſein durch die Hoffnung eines Zu⸗ ſammengehens der großen„Demokratien“ mit Moskau ge⸗ gen die kokalitären Staaken. Die außenpolitiſchen Kommen⸗ kare aller Blätter bewegen ſich um die angeblich in Bildung Gefahr große Front der Demokratien gegen die„Hitler⸗ efahr“. Oppoſition gegen Konferenzpläne Amerika ſoll ſich draußen halten. Newyork, 20. März. Die„Herald Tribune“ meldet aus Waſhingkon, im Senat bilde ſich eine deutliche Oppoſikion gegen eine Teilnahme der Us A an einer angeblich beabſich⸗ kigten Vier⸗Mächte- Konferenz in London mit England, Frankreich, Sowjetrußland und den Vereinigten Staaten, die eine gemeinſame Front gegen Deutſchland bilden ſol⸗ len. Auch bei ſolchen Senatoren, die die letzten europäiſchen Ereigniſſe ablehnken, beſtehe ein ſtarker und weilverbreite⸗ ter Biderwille, auf ſolche Bündniſſe einzugehen. In Canon(Ohio) hielt der ehemalige republikaniſche Unterſtaatsſekretär Caſtele vor der Anwaltskammer eine Rede, die gerade in dem jetzigen Zeitpunkt, da ſich die weſt⸗ lichen Demokratien über die Ereigniſſe im mitteleuropäi⸗ ſchen Raum in heuchleriſcher Empörung nicht genug tun können, außerordentlich bemerkenswert iſt. Er vertrat dabei den Standpunkt, die Vereinigten Staaten ſollten ſich aus den europäiſchen Dingen heraushalten und ſich um eigene Angelegenheiten bekümmern. Caſtele trat weiter dem Argument entgegen, ein Krieg ſei allein ſchon dadurch zu vermeiden, daß man den au⸗ toritären Staaten kund tue, Amerika wäre not⸗ falls bereit, die Demokratien mit Waffengewalt zu verteidigen. Damit ermutige man im Gegenteil die Demo⸗ kratien, ſich jedem Kompromiß zu verſchließen. Sie würden im Bewußtſein daß Amerika hinter ihnen ſtehe, nicht ein⸗ mal den Verſuch machen, die rechtmäßigen Bedürfniſſe der Nichtshabenden zu befriedigen. „Wir können nicht behaupten, daß England und Frank⸗ reich die Weisheit und die Fairneß allein gepachtet haben. Nicht die Regierungsbeamten, ſondern allein das amerika⸗ niſche Volk hal die entſcheidende Stimme, wenn es ſich um einen Krieg handelt. Das Volk hege aber nicht den Wunſch, erneut in einen europäiſchen Krieg zu geraten; es iſt im Gegenteil entſchloſſen, ſich herauszuhalten!“ Deshalb ſei es dem Volke gegenüber unfair, es auf einen Pfad zu locken, der, obwohl er mit frommen Phraſen umſäumt ſei, unver⸗ meidlich zum Krieg führe. Amerika verſetze ſich wieder in eine Miſſionsſtimmung. Ausnahmezuſtand in Damaskus Franzöſiſches Militär beſetzt die Stadt. Beirut, 21. März Der Syriſche Nationalblock, die größte nationale Bewegung Syriens, beſchloß in ſeiner Montag mittag abgehaltenen Sitzung, zur Politik des paſſiven Wi⸗ derſtandes gegenüber Frankreich zurückzukehren. Ueber Da⸗ maskus iſt jetzt der Ausnahmezuſtand verhängt worden. An wichtigen Punkten der Stadt ſind Maſchinengewehre aufgeſtellt und Stacheldrahtverhaue überall errichtet wor⸗ den. Die anhaltenden Kundgebungen und Zuſammenſtöße zwiſchen der Bevölkerung und der Polizei in den letzten Ta⸗ gen in Damaskus haben dem franzöſiſchen Oberkommiſſar am Montag Veranlaſſung gegeben, durch franzöſiſches Mi⸗ litär mehrere Stadtteile und im Laufe des Nachmittags die ganze Stadt beſetzen zu laſſen. er Aufruf richtet ſich an den„geſunden Menſchenver⸗ ſtand“ und den„Patriotismus der Syrier“, und ſchließt mit dem Hinweis auf Frankreich als„traditionellen Schüt⸗ zer des Islam“ und„einzige Macht. die die Unabhängigkeit und Einheit des ſyriſchen Staates garantieren könne“.()) f Englands Methoden durchſchaut Die Araber zu den Verſklavungsvorſchlägen. Beirut, 21. März. Maßgebend hieſige Kreiſe der Palä⸗ ſtina⸗Araber faſſen die Ablehnung der britiſchen Verſkla⸗ vungsvorſchläge in folgende klare und ſcharfe Stellung⸗ nahme zuſammen: 1. Keine einzige nationale Foderung der Araber wird durch die britiſchen Vorſchläge befriedigt. 2. Anſtatt die jüdiſche Einwanderung, die zuletzt monat⸗ lich 1000 Perſonen betrug, zu vermindern ſoll ſie ſpäter ſo⸗ gar auf monatlich 1250 Perſonen erhöht werden. 3. Statt der verlangten Unabhängigkeit Paläſtinas wer⸗ den den Arabern Miniſterpoſten ohne Geſchäftsbereich an⸗ geboten, wobei die Engländer als Schiedsrichter die Ent⸗ ſcheidung in der Hand behalten. Nach fünf Jahren hängt die Unabhängigkeit von der Zuſtimmung der Juden ab, was die Ausſichtskoſigkeit der arabiſchen Unabhängigkeits⸗ beſtrebungen bedeutet, da die Juden auch nach fünf Jahren nicht zuſtimmen werden 4. England bietet in Wirklichkeit gar nichts, ſondern es will nur Zeit gewinnenl, um die arabiſche Revolution zum Verſanden zu bringen Aehnlich wie es Frankreich in Sy⸗ rien gemacht hat, ſollen arabiſche Miniſter durch hohe Ge⸗ hälter angelockt werden, um ſie in den Augen der Bevöl⸗ kerung angeſichts ihrer Einflußloſigkeit zu kompromittieren, während die nationalen Belange zum Teufel gehen. Abſchließend wird erklärt, daß die Paläſtina⸗Araber die britiſchen Methoden erkannt hätten und ſich von John Bull nicht ins Boxhorn jagen laſſen würden. Spaniens ſozialer Aufbau Einführung des Jamiliengehalts. Burgos, 20. März. Anläßlich der feierlichen Einfüh⸗ rung des„Familiengehalts“ in den ſpaniſchen Betrieben zur Bevorzugung Kinderreicher hielt der Miniſter für Syn⸗ dikalaufbau und Organiſation, Gonzalez Bueno, eine bedeu⸗ tende Rundfunkanſprache, worin er ausführte, daß das Fa⸗ miliengehalt eine ſoziale Tat Neuſpaniens ſei. Der Ge⸗ danke des Familiengehalts ſtamme von Franco und ſei deſſen langſähriger Wunſch. 134 169 Betriebe haben bis jetzt das Familiengehalt eingeführt. womit 343 000 Arbei⸗ terfamilien begünſtigt werden. Dieſe Zahl wird ſich noch erheblich erhöhen nach der Befreiung und Eingliederung der Reſtprovinzen. Auch ſei Barcelona bisher noch nicht ein⸗ geſchloſſen. Zukünftig würden etwa anderthalb Millionen Arbeiterfamilien begünſtigt ſein. Etwa 40 Millionen wür⸗ den jährlich als zuſätzliche Familienunterſtützung zur Ver⸗ teilung gelangen Dabei ſei jede Bürokratie mit großen Be⸗ amtenſtäben vermieden worden Die Geſamtorganiſation des Familiengehalts beſtehe aus 29 Beamten. Hiermit habe Natſonalſpanien einen ſchlagenden Be⸗ weis feines wirklichen Sozialismus gegeben, gekreu der Deviſe des Caudillos:„Allen Spaniern Arbeit und würdige Lebensbedingungen“. Die Familie genieße in Spanien be⸗ ſondere Begünſtigung, und als Rückwirkung werde ſich un vermeidlich ein Bevölkerungszuwachs ergeben, da der kin⸗ derreiche Arbeiter praktiſch beſſer geſtellk ſei als der Jung⸗ geſelle. * Das deutſche Hilfswerk für Katalonien. Berlin, 20. März Die Sendungen des deutſchen Hilfs⸗ werkes für die Bevölkerung Kataloniens. über die ſchon mehrfach berichtet wurde, nehmen ihren Fortgang. Nach⸗ dem am 11. März 670 000 Kilogramm Weizenmehl mit dem Sloman-Dampfer„Livorno“ in Hambura mit der Beſtim⸗ mung nach Barcelona verſchifft worden ſind kamen am 20. März weitere 530 000 Kilogramm Weizenmehl auf der „Procida“ von derſelben Linie zur Verladung. Kurzmeldungen Den Schwiegervater erſchoſſen.— Mörder hingerichket. Berlin, 21. März. Der am 26. September 1893 in Kut⸗ 155(Oſtpreußen) geborene Kurt Krebs iſt hingerichtet wor⸗ en, der durch Urteil des Schwurgerichts in Inſterburg vom 8. Dezember 1937 wegen Mordes zum Tode verurteilt wor⸗ den war. Krebs hatte am 6. Juni 1936 in Schielasken ſeinen 71jährigen Schwiegervater, den Gaſtwirt Friedrich Schnei⸗ fa e erſchoſſen, um ſich in den Beſitz des Nach⸗ aſſee zu ſetzen. Brünn. Brünn beging den erſten Sonntag nach dem ſchickſalsreichen Tag des Einmarſches der deutſchen Truppen mit verſchiedenen feſtlichen Veranſtaltungen. Am Abend durchzog ein Fackelzug die Stadt, der den Dank der Deut⸗ ſchen Brünns an die Befreier darbrachte. Belgrad. Der Präſident des Ständigen Internationalen Frontkämpferausſchuſſes, NSͤK⸗Obergruppenführer Gene⸗ ral der Infanterie Herzog von Coburg, traf aus Sofia kom⸗ mend in Belgrad ein. Er wurde auf dem Bahnhof von dem Frontkämpferführer begrüßt. Rom. Muſſolinf empfing den in Rom weilenden Mit⸗ begründer und Generalſekretär der ſpaniſchen Falange⸗ Fernandez Cueſta London Die Rückkehr des Führers nach Berlin und der begeiſterte Empfang findet in der Londoner Preſſe lebhaf⸗ ten Niederſchlag. Trotz der ſonſt recht unfreundlichen Ein⸗ ſtellung der Blätter gegenüber Deutſchland können ſie hier 1 umhin, die Begeiſterung der Bevölkerung zu beſchrei⸗ en. Ankara. Bei dem Beſuch des bulgariſchen Miniſterpra⸗ ſidenten Kjoſſeiwanoff in Ankara wurden zwiſchen den bul⸗ gariſchen und türkiſchen Staatsmännern in mehreren herz⸗ lich verlaufenen Geſprächen alle Fragen behandelt, die die Intereſſen beider Länder und die des Balkans berührten. Amerikaniſches Großflugzeug abgeſtürzt. Newyork, 20 März. Ein viermotoriges Stratoſphären⸗ flugzeug der Boeing-Werke in Seattle ſtürzte bei einem Probeflug über dem Staat Waſhington ab Zehn J nſaſ⸗ ſen kamen ums Leben acht waren Angeſtellte der Boe; ing⸗Werke und zwei Beamte der Royal Dutch Air Lines, die an dem Probelflug als Beobachter teilnahmen. Augen- Sagen berichten, das Flugzeug ſei aus großer Höhe in eine ergſchlucht hinabgeſtürzt, und es habe den Anſchein ge“ habt, als ſei es während des Abſturzes auseinendergebro⸗ chen Die Trümmer logen weithin verſtreut. Es handelt f um ein neues Großflugzeug für 33 Fluggäste, das zunäch als Verſuchsflugzeug hergeſtellt wurde. Die Boeing⸗Werke in Seattle arbeiten augenblicklich an ſechs dieſer 20 Tonnen ſchweren Stratoſphärenflugzeuge, deren jedes eine halbe Millionen Dollar koſtet. 2 2 Badens Dank an Adolf Hitler Anſprache des Gauleiters in Karlsruhe.— Kundgebung im Mannheimer Schloßhof. () Katlscuhe. Viele tauſend Volksgenoſſen füllten zu nächtlicher Stunde den Adolf⸗Hitler⸗Platz zu einer Dankes⸗ kundgebung. Die Formationen und der Reichsarbeitsdienſt waren im Sternmarſch auf den Platz gezogen. Auf der Frei⸗ treppe des Rathauſes hatten ſich führende Perſönlichkeiten der Partei, Vertreter des Staates und der Wehrmacht ſowie der Stadtverwaltung eingefunden. U. a. bemerkte man den Mini⸗ ſterpräſidenten Walter Köhler. Vom Rathausbalkon aus ſprach der Gauleiter und Reichsſtatthalter Robert Wagner. Er wies auf die gewaltige Größe des weltgeſchichtlichen Ge⸗ ſchehens der letzten Woche hin und fuhr fort, nicht die Ab⸗ ſicht, Eroberungen zu machen, habe den Führer nach Prag geführt, nein, es war das gute Recht. An der Tatſache der Vereinigung alten deutſchen Kulturbodens, wie es Böhmen und Mähren darſtellen, mit dem Großdeutſchen Reich werde ſich nie und nimmer etwas ändern. Der Gauleiter ſchilderte dann den harten Lebenskampf der Nation und hob hervor, daß Deutſchland niemanden ein Unrecht zufüge, daß es aber leben und wirken wolle auf dem Platz, auf den ihn ein Höherer geſtellt hat. Mit einem Siegheil und dem Geſang der Lieder der Nation war die Kundgebung beendet, worauf Fackelzüge der Gliederungen durch die Stadt zogen. Am gleichen Abend veranſtaltete der Kreis Mannheim der NSDAP. im Schloßhof, der mit Hakenkreuzfahnen ge⸗ ſchmückt und durch Scheinwerfer hell erleuchtet war, eine Treuekundgebung, zu der die Formationen der Partei an⸗ getreten waren. Auch die Mannheimer Bevölkerung war zahlreich erſchienen. Nach dem Fahneneinmarſch erklang das Lied„Volk ans Gewehr“, worauf der ſtellvertretende Kreis⸗ leiter Pg. Schnerr das Wort ergriff. Er führte u. a. aus: Wir haben in den letzten acht Tagen Weltgeſchichte erlebt, wie ſie vor uns noch keine Generation erleben durfte. Ohne einen Tropfen Blut, ohne einen Schuß hat uns der Führer zwer uralte deutſche Länder wieder zurückgewonnen. Wenn Deutſchland heute zu einer erſten Nation der Welt ge⸗ worden ſei, ſo verdanke man das allein nur dem Führer. Die Kundgebung wurde mit einem dreifachen Siegheil auf den Führer und dem Geſang der Nationalhymnen beſchloſ⸗ ſen. Anſchließend formierte ſich ein Fackelzug der Gliederun⸗ gen, der vom Schloßhof aus durch die Hauptſtraßen der Stadt führte. Aus der Gaubauptftadt () Karlstuhe. In der Gauhauptſtadt fand die Landes⸗ tagung der Gruppe Buchhandel des Gaues Baden ſtatt. Sie iſt die erſte, ſo betonte der Landesobmann des Buchhandels, Dr. Fritz Bran, bei der Eröffnung, die ſeit der Trennung vom badiſch⸗pfälziſchen Verband und dem Zuſammenſchluß im Gau Baden abgehalten wird. Auf die nötige Bindung zwi⸗ ſchen Zeitſchrift und Jungbuchhändler kam Verleger Voh⸗ winkel zu e Der Leiter der Abteilung 3 der Reichs⸗ ſchrifttumskammer Karl Thulke⸗Leipzig ſprach abſchließend in einem Referat über das Anordnungsweſen der Reichs⸗ ſchrifttumskammer. Der Abend brachte eine von der HJ. und dem NSL. im Rahmen der Landestagung veranſtal⸗ tete Dichterſtunde, in der Otto Gmelin einen von Muſik umrahmten Vortrag über das Weſen der Dichtung hielt. Zu Beginn ehrte der Oberbürgermeiſter der Gauhauptſtadt, SA.⸗ Standartenführer Dr. Hüſſy, den in Karlsruhe geborenen Dichter mit herzlichen Worten der Anerkennung und über⸗ reichte dem ſichtlich bewegten Dichter eine prachtvolle Pferde⸗ plaſtik der hiefigen Majolikamanufaktur. Der Sockel der Pla⸗ tik trägt die Widmung:„Die Stadt Karlsruhe ihrem Dich⸗ ter Otto Gmelin“. Um Schöpfer einer wirklichen Dichtung zu ſein, ſo führte Otto Gmelin aus, muß dieſem Schaffen erſt das dichteriſche Erlebnis vorangegangen ſein, eines Erlebniſ⸗ ſes, das mit der realen Wirklichkeit nichts zu tun hat. Das wertvollſte Werk wird immer das ſein, das dem Leſer zum anneren Erleben wird. Die Tagung am Sonntag wurde mit einer Feierſtunde eingeleitet, bei der der Landesleiter für Schrifttum, Sepp Schirpf, das Wort ergriff und das tiefe Weſen des Bekenntniſſes und der daraus entſtehenden Tat darlegte. Nicht die Erkenntnis allein, ſondern erſt das Be⸗ kennen zu dieſer Erkenntnis, betonte er, ſei das Geheimnis des Sieges der Bewegung. (J) Tödlicher Rangierunfall. Der verheiratete Rangierer Ludwig Schneider iſt beim Rangieren auf dem Bahnkörper am Karlsruher Rheinhafen von einem Güterwagen gefallen. Dem Verunglückten wurden beide Beine abgefahren; er iſt bald darauf ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen. Meiſter und ſeine ROMAN VON TO HAWRAN EC 8 Viertes Kapitel Cypriſtian Franke hatte eine Gruft gekauft, als ſeine Frau zu Grabe getragen wurde. Die große Platte hatte viel Raum neben der erſten Einmeißlung:„Hier ruht Martha Hermine Franke, geborene Roßbach.* 1869, i 1925. Sie ſtarb im Herrn.“ Ja, er war ſchon lange Witwer. Selten ging er zur Grabſtätte. Er geſtand ſich ehrlich ein: ich bin kein Freund vom Sterben. Was danach kommt, weiß niemand. Es iſt noch keiner wiedergekommen. Das war überhaupt eine Angelegenheit, die er gern ſehr weit von ſich ſchob. Er ging Silveſter und Neujahr zur Kirche, au 9 an manchen Sonntagen, er tat ſeine chriſtliche Pflicht, wie es ſeine bürgerliche Umgebung von ihm verlangte. An dem Tage, der den Toten gehörte, ſtand er an der Gruft. Sie ſchien ihm immer viel reich⸗ licher geſchmückt, als er es ſich gedacht hatte. Das beſorgte die Haushälterin, eine beſcheidene, vom Leben zerzauſte, entfernte Verwandte, der die Sicherheit des Hauſes Franke ſchon wie ein Vorſchuß auf höhere Zufriedenheit erſchien. Es war für ſie kein Kummer, des Meiſters Launen zu 1 ſie hatte Schlimmeres hinter ſich. Alſo wirklich reich geſchmückt!? Da der ausgeſetzte Etat nicht über⸗ ſchritten war, ſtellte er keine Frage. Manchmal aber war es ihm vorgekommen, als ob der Totenbettmeiſter verſteckt und abſonderlich gelächelt hätte, wenn er juſt an ihm vorbeiſtrich. Nun, diefer Mann war ihm ſowieſo nicht ſympathiſch, der würde auch ihn eines Tages kalt und ſachlich hier einbürgern. Chriſtian Franke ſtrich ſich über die Augen. Er ſaß S tanke f Ihn 2 N. W N 2 7 8 9 Aus den Nachbargauen Erbach 1. O.(17 jähriges Mädchen überfal⸗ len). Ein 17jähriges Mädchen aus Breitenbrunn, das zu ſeiner Arbeitsſtätte in Neuſtadt fahren wollte, wurde von einem jungen Burſchen in der Nähe von Rimborn über⸗ fallen. Der Unhold mißhandelte die Ueberfallene ſo ſchwer, daß das Mädchen bewußtlos wurde. Der Täter. der nach der Tat die Flucht ergriff wurde noch am gleichen Tage von der Gendarmerie verhaftet. „Tag der deutſchen Kunſt“ München, 21. März. Zum„Tag der deutſchen Kunſt“, der in dieſem Jahre in der Zeit vom 1. bis 16. Juli in der Hauptſtadt der Bewegung ſtattfindet, ergeht ein Aufruf, der mit den Worten beginnt:„Der„Tag der deutſchen Kunſt“ iſt in die Reihe der großen Bekenntnistage der deut⸗ chen Nation eingegangen. In ihm ſoll das deutſche Volk die tiefen und ſchönen Kraftquellen ſeiner Kunſt erkennen und durch dieſes Feſt zu ihnen finden.“ 1 a Städte und Dörfer hinter Schneemauern. Die ſtarken Schneefälle dauern in ganz Jugoſlawien an. In Südſerbien ſind die Wege zur albaniſchen Grenze auf weite Strecken ſo tief verſchneit, daß zahlreiche Städte und Dörfer ſeit fünf Tagen von der Welt völlig abgeſchloſſen ſind. Aus mehre⸗ ren Gegenden Jugoflawiens treffen Meldungen ein, daß Wolfsrudel bereits in die Nähe der Dörfer kommen und am hellichten dag die Herden anfallen. Ab Brutaler Ueberfall. In den ſpäten Abendſtunden wurde auf der unbebauten Bahnhofsſtraße in Ratheim ein junges Mädchen aus Erkelenz, das zum Bahnhof gehen wollte, plötzlich von einem Manne hinterrücks überfallen, am Halſe gewürgt und dann auf einen nebenanliegenden Acker geſchleppt. Die Ueberfallene wehrte ſich verzweifelt und biß ſchließlich den Burſchen in die Hand, worauf dieſer von ſei⸗ nem Opfer ließ und unter Mitnahme der Handtaſche, in der ſich 20 Mark befanden, flüchtete. Der Täter kommt offen⸗ bar auch für einen ähnlichen Ueberfall im benachbarten Hückelhoven in Frage. Schwere Fabrikexploſion Ein Toter und drei Schwerverletzte. Murr(Mürtt.), 20. März. Aus noch ungeklärter Urſache ereignete ſich in dem Haupkfabrikationsgebäude der Holz⸗ mehlfabriken Ludwig Zinſer eine Exploſion. Sieben Ar⸗ beiter wurden auf die um das Gebäude führenden Lauf- planken geſchleudert. Drei Arbeiter blieben unverletzt, vier erlitten ſchwere Verletzungen, die bei dem Arbeiter Adolf Ziegler, der durch eine einfallende Riegelwand einen Wir⸗ belſäulenbruch davongekragen hakte, zum Tode führten. Unmittelbar nach der Exploſion ſtand ein großer Teil des Dachſtuhls in Flammen; dieſer und der dritte Stock ſind völlig ausgebrannt, während das übrige Gebäude mit den wertvollen Maſchinen erhalten werden konnte. Lediglich durch Waſſer haben ſie notgelitten. Die Aufräumungsarbei⸗ ten ſind im Gang. Man hofft, den Betrieb vorausſichtlich in einigen Wochen wenigſtens teilweiſe wieder aufnehmen zu können. Der durch Feuer und Waſſer angerichtete Scha⸗ den iſt beträchtlich. Die Brandbekämpfung war wegen der Gefahr weiterer Exploſionen außerordentlich ſchwierig. Kraftverkehr auf deutſchen Straßen Täglich 2400 Kraftfahrzeuge auf den Reichsautobahnen. Der Generalinſpektor für das deutſche Straßenweſen hat ein Werk über den Kraftverkehr auf Reichsautobahnen, Reichs⸗ und Landſtraßen im Dritten Reich(Volk⸗ und Reich⸗Verlag) herausgegeben, das einen zuſammenfaſſenden Ueberblick über die in den Jahren 1937 und 1938 durchgeführten Verkehrs⸗ zählungen und Verkehrsbeobachtungen auf Reichsautobahnen, Reichs⸗ und Landſtraßen gibt. Im Durchſchnitt des Zähljahres und des Reiches beträgt die mittlere tägliche Verkehrsbelaſtung der deutſchen Reichs⸗ ſtraßen bereits 458 Krafträder und Perſonenkraft⸗ wagen und 182 Laſtkraftwagen aller Art. Die Zahl der Pferdefuhrwerke dagegen iſt ſtändig zurückgegangen und beträgt jetzt nur noch im Durchſchnitt 41 in 24 Stunden. Auf den Reichsautobahnen wird die Verkehrsentwicklung laufend beobachtet. Im Reichsmittel überſteigt die Verkehrs⸗ belaſtung der Reichsautobahnen im Sommer bereits 2400 Kraft⸗ fahrzeuge in 24 Stunden. Höchſte e end einzelner Strecken von 15000 bis 18 000 Fahrzeugen ſind keine Selten⸗ heit. Die geſamte Verkehrsleiſtung auf den Reichsautobahnen erreichte 1938 bereits 1,3 Milliarden Fahrzeugkilometer. Das Werk ſtellt den Anfang einer umfaſſenden Verkehrsbeobachtung dar. hatte vor, bis in die Nacht hinein zu arbeiten. Neben ihm lagen die kleinen, ſchwungvollen Preisblätter der Firma Pauls& Sohn. Ein perſönlich befreundeter Kunde hatte ſie ihm auf ſeinen Wunſch zugeſandt. Hm! Pauls& Sohn. Die Firma hatte früher einen guten Ruf gehabt. Daun baute ſie merklich ab. Jetzt war der Inhaber— Jobſt Franke! „A. Ch. Franke& Sohn“, ſagte laut eine Stimme in ihm. Er lehnte ſich weit zurück und ſtemmte in plötzlicher Erregung die Hände 9 500 die Schreibtiſchkante. Seine Kinnbacken kamen in Bewegung. Zorn ſchoß in ihm auf. „Morgen laſſe ich dieſen Schrei„dieſen ver⸗ dammten, leeren, aufgeräumten Schreibtiſch gegenüber— ins Lager ſchaffen; ja, das mach' ich!“ murmelte er durch die Zähne und erſchrak vor dem dumpfen Widerhall der Wände. Ich will arbeiten und nicht mit mir ſelber quatſchen, wie ein altes Weib, dachte er erbittert und ließ die feindlichen Preisblätter durch ſeine Hände gleiten. Er ließ ſie ſinken, ſeine Gedanken glitten wieder ab. Ich habe ja Zeit, ſchlafen kann man ja doch nicht.. Recht geſehen, war er eigentlich nie ſo gut zu Martha eweſen, wie ſie es verdient hätte. Sie war zu ſtill, ja, beinahe ängſtlich geweſen. Sie hatte gewaltigen Reſpekt vor ihm gehabt, hatte ſelten den Mut gefunden, Wider⸗ ſtand zu leiſten, ſelbſt wenn ſein harter Wille ihr Herz traf. Nur— damals, als er ſo hart mit Caſpar l. fc glomm ein Licht der Pein in ihren Augen auf, kämpfte die Stimme unter lautlos ſtrömenden Tränen zu wildem A durch. Das aber hatte ihn nach all den Jahren ſelbſtverſtändlicher Demut beſonders gereizt. Freilich, der Caſpar war ihr 1 geweſen. Als er zur Welt kam, hatte ſie um ein Haar ihr Leben dafür geben müſſen. Er hatte viele Kinder gewollt. Das ſind zu ge⸗ gebener Zeit gehorſame, billige Arbeitskräfte; man kann ſie geſchickt verheiraten und ſo ein Netz recht nützlicher Verbindungen ſchaffen. Man weiß am Lebensabend, was man geſchafft hat. Das war wohl die Kluft zwiſchen ihr und ihm geworden. Sie konnte ihm dieſen Wunſch nicht erfüllen. Ste war zu zart und feingliedrig, zu ſchwach. Jahre gingen hin, ehe ſie ſich erholte und ihm den Jobſt Lalcale Nuudocliau Das 1. deutſche Turn⸗ und Sportfeſt in Breslau im Film. Auf den heute Abend 8.15 Uhr in der Turnhalle des Tv. 98 zur Aufführung kommenden Film vom„Deut⸗ ſchen Turn⸗ und Sportfeſt 1938 in Breslau“ ſei auch an dieſer Stelle nochmals aufmerkſam gemacht. Es be⸗ darf kaum noch eines beſonderen Hinweiſes, daß bei dieſem Tonfilm jeder, der für wirklich große erlebnisvolle Vorgänge im Geſchehen unſeres Volkes zugänglich iſt, voll auf ſeine Rechnung kommen wird. Der Film wird umrahmt mit einleitenden Worten des Vertreters des Kreisführers und mit abſchließenden Worten des Orts⸗ gruppenleiters. Damit kommt nicht nur der künſtleriſch⸗ kulturelle Wert des Films, ſondern auch ſeine völkiſche Bedeutung zum Ausdruck. 8 Das 2. Kammer⸗Konzert der Hochſchule für Muſik und Theater bietet allen Muſikfreunden Mannheims und Ludwigshafens ein äußerſt intereſſantes und abwechſlungsrei⸗ ches Programm. Seit längerer Zeit wurde die Muſik für ſieben Saiteninſtrumente von Rudi Stephan, der zu den größten Hoffnungen berechtigte, nicht mehr in Mannheim aufgeführk. Das im Jahre 1912 geſchrrebene Werk hat bis heute ſeine beſondere Eigenart beibehalten. Von Wolf⸗Fer⸗ rari, dem bekannten Opernkomponiſten, gelangt ein neues Werk zur Mannheimer Erſtaufführung, genannt: Venezianische Suite. Es iſt auf italieniſchen Volksliedern aufgebaut. Ein junger Berliner Komponiſt, Hans Chemin⸗Petit, kommt mit einer Solokantate für Bariton und kleines Orcheſter zu Work, die nach einem Text von Andreas Gryphius komponiert iſt. Auch dieſes Stück iſt eine Erſtaufführung. Wilhelm König hat den Geſangspart übernommen. Als Anterbrechung der modernen Vortragsfolge ſpielt Jula Kaufmann das C-moll⸗ Klavierkonzert von Rameau. Das kleine Hochſchulorcheſter führt den inſtrumentalen Teil aus. Chlodwig Rasberger diri⸗ giert. Der Kartenverkauf hat bereits begonnen. Vorbeſtel⸗ fungen in der Verwaltung der Hochſchule(Zimmer 43, Tel. 34 051) und in den bekannten Muſikalienhandlungen. Vom Nationaltheater. Infolge mehrfacher Erkrankun⸗ kungen im Perſonal ſieht ſich das Nationaltheater gezwun⸗ gen, die für Samstag, den 25. März, angekündigte Urauf⸗ führung des Luſtſpiels„Friſch verloren— halb gewonnen“ von Karl Zuchardt bis auf weiteres zu verſchieben. Als nächſte Schauſpielpremiere erſcheint nunmehr Anfang April die Erſtaufführung der Tragikomödie„Münchhauſen“ von Robert Walter im Spielplan des Nationaltheaters. — Naturſchutz⸗Ausweiſe. Durch die Naturſchutzverord⸗ nung vom 18. März 1936 werden 24 Pflanzenarten voll⸗ kommen und eine kleinere Anzahl von Arten teilweiſe geſchützt. Zur Durchführung dieſer Verordnung ſind auch in dieſem Jahr wieder freiwillige Helfer und Helferinnen erwünſcht. Botaniker, Naturfreunde, die über ausreichende naturwiſſen⸗ ſchaftliche Kenntniſſe verfügen, durchaus zuverläſſig und takt⸗ voll vorgehen und ſich uneigennützig in den Dienſt der guten Sache ſtellen wollen ſowie das 30. Lebensjahr vollendet haben, erhalten auf Antrag einen Naturſchutz⸗Ausweis, der von dem zuſtändigen Regierungspräſidenten ausgeſtellt wird. e Nummernſchild eine öffentliche Arkunde. Wer das amtliche, abgeſtempelte Erkennungszeichen mit einer anderen Zulaſſungsnummer verſieht, verfälſcht eine Urkunde. Das Gebrauchmachen liegt in dem Fahren mit einem ſolchen Num⸗ mernſchild im öffentlichen Verkehr. Hierin liegt zugleich auch eine Täuſchungshandlung; denn es ſollen dadurch die Polizei und die Verkehrsteilnehmer über den wirklichen Eigentümer trregeführt werden. Die Verurteilung dieſer Tat wegen ſchwerer Urkundenfälſchung iſt daher gerechtfertigt(RG. 3 D 698⸗38; JW. 1938 S. 3226). — Schülermonats⸗ und Schülerwochenkarten. Neben den bisherigen Schülermonatskarten wurden Schülerwochenkarten eingeführt, deren Preis etwa 28 Prozent des Preiſes der Schülermonatskarten beträgt. Geſchwiſter, die für die gleiche Zeit Schülermonats⸗ oder Schülerwochenkarten löſen, brau⸗ chen ſämtlich nur noch den halben Preis dieſer Karten be⸗ zahlen, während bisher das erſte Kind voll bezahlen mußte. Jawoll, die Jungen waren nach iam geschlagen en fein der Caſpar. Wie alt iſt er, oder könnte er heute ein Der Meiſter ſtützte den Kopf in die Hände. Was iſt denn eigentlich— zum Teufel— mit mir los? „Mein Vater iſt viel reicher als Sie, Herr Sin klang eine tränenerſtickte Stimme in ihm auf. Seine ge⸗ ſpreizten Finger fuhren unruhig durch die dichte, graue Mähne. Wo hatte dieſes freche, blauäugige Ding nur dieſe Weisheit her? Ja, ja— Hedwig Gehriſch iſt doch ihre Mutter! Jetzt iſt Jobſt auch in dieſem Hauſe und wird ihr Sohn!? Wahrhaftig, Jobſt wird bald Hedwigs Sohn ſein, dafür aber nicht mehr der ſeinige! Geht eigentlich in Ordnung, genau wie damals. Er hatte immer nur das 28 0077 Damals folgte ihm ein ſinnloſer Fauſtſchlag, der Georg Sohrmann ſollte zum Ge⸗ lächter und zum Geſpött werden. Chriſtian Franke reckte den ſchweren Oberkörper im Seſſel hoch, ſeine Hand taſtete nach den Preisblättern. Mit der Fauſt ſchlagen, das hat ſich als falſch erwieſen. Man kann es auch anders machen: die Preiſe herunter, den Kampf aufnehmen, Geld fliegen laſſen; ja, ich werde euch das anſtreichen! Meine beſten Marken in einer kleinen Liſte raffiniert zuſammengeſtellt und um zehn Prozent unterboten? Haha! Ja, über⸗ morgen geht mein Reiſender hinaus! Wird gar keinen Staub aufwirbeln, wird keinen offenen Skandal vor der Branche machen! In Frankfurt am Main kreuzt Herr Kröpp die Tour des Jobſt Franke und ſetzt ſich einen Tag vor ihn, fährt mit einem gemieteten Auto los, nimmt den kleinen Muſikladen mit, läßt ſeine Revolverſchnauze ſpielen, verliert einige Worte über Senior, Junior A. Ch. Franke und Pauls& Sohn. Macht ein paar Witze dazu: ſelten wiederkehrende Gelegenheit, einmal billig einzu⸗ kaufen! Der Herr nach mir, mit ſeinen zehn Prozent, iſt in wenigen Wochen pleite! Während ich ihnen ſechs Wochen Ziel gebe, müſſen ſie gewärtig ſein, daß der Konkursverwalter von Pauls& Sohn ſie in aller Kürze bedrängt. Stellen Sie ſich vor: dieſe abgeleierte Firma Pauls& Sohn gegen A. Ch. Franke, A. Ch. Franke, ver⸗ ſtehen Sie?! Allein zu ſpäter Abendſtunde in ſeinem Privatkontor, und J ſchenkte.—„„ STaonrtſetung folg 8 VVVVVVETTTTTTTTTTTTTTT+— ͤ———— 2——— ů— 5 e Mit 10 Grevy⸗Zebras, einem tierhändleriſchen Kapital und einer Anzahl von Oryx⸗Antilopen und Giraffen⸗Gazellen befindet ſich der deutſche Tierfünger Walter Ebert auf dem Rückmarſch von der ſüdabeſſini⸗ ſchen Steppe nach Harrar. Monate hat er mit Somali⸗ trägern in der einſamen Wildnis zugebracht. Immer noch iſt die Regenzeit über dem Land. Die körperliche Spannkraft der kleinen Karawane iſt durch Hunger und Strapazen auf das Schwerſte angegriffen. Jetzt gilt es, mit den letzten Energien die koſtbare Beute lebendig heimzubringen. Aber faſt unüberwindliche Hinderniſſe ſtellen ſich Ebert und ſeinen Leuten entgegen. Die klein⸗ 68. Fortſetzung.) Ich ſelbſt mache gelegentlich einen Abſtecher nach Harrar. Allmählich ſcheint es ſich in halb Abeſſinien her⸗ umgeſprochen zu haben, daß da ein ſanft verrückter Euro⸗ päer herumkraucht, der nach lebenden Tieren ſo wild iſt wie ein vernünftiger Menſch nach Glasperlen, Talern oder alten Raſiermeſſern... Von weit her kommen Eingebo⸗ rene und bieten mir alle möglichen Tiere zum Kauf an: Schlangen und Igel, Strauße und Springböcke, Wildkatzen und Antilopen. Was ich brauchen kann, geht nach um⸗ ſtändlichem Handeln in meinen Beſitz über. Drei kleine Bengel ſchleppen ſogar ein paar ſtattliche Adler und Geier herbei.„Wie habt ihr denn die gefangen?“ Sie ſetzten es mir ſtolz auseinander:„Nur mit großen Zweigen, Maſter! Schräg unter die Zweige haben wir einen Knüppel geſtellt und Fleiſch als Köder hingelegt. Wenn die Vögel kamen, Aufnahme: Hagenbecks⸗Tierpark— M. Eberts Träger beim Röſten eines Krokodilbratens. haben wir den Knüppel mit einem Tau weggezogen; dann haben ſich die Tiere in den fallenden Zweigen gefangen..“ Gar nicht ſo dumm, die kleinen Kerle! Ich habe allmählich einen ganzen Tierpark beiſammen, den ich nach und nach in Richtung Diredaua, ur beſſeren Bewachung und Fütterung, abſchiebe. Und im Verlauf einiger Monate gelingt es mir tatſächlich auch, die 500 Mantelpaviane zuſammenzukriegen. Nun hat ſich alſo unſere Expedition wirklich doch noch gelohnt! Zwei Löwen als Geſchenk Zum Abſchied ſchenkt mir der Gouverneur in Harrar, mit dem ich manche Flaſche Whisky geköpft habe, zwei große männliche Zuchtlöwen für den Stellinger Tierpark, ausgeſprochene Prachtexemplare. Aber in meine Freude fällt ein Schatten dumpfer Ahnung: Wie ſoll ich die beiden Tiere transportieren? Kein Kamel der Welt, ich meine das wörtlich, wird mir dieſen Dienſt erweiſen. Denn jedes Kamel wird ſofort den Raubtiergeruch wittern und es grundſätzlich ablehnen, Löwen huückepack nach Diredaua oder ſonſtwohin zu ſchleppen. Es bleibt mir nichts anderes übrig, als mir eigens für dieſen Transport 24 arabiſche Laſtträger zu mieten. Und mit dieſen Jungens habe ich in den nächſten Tagen einen Aerger, gegen den der Verluſt eines Geldſchrank⸗ ſchlüſſels ein anmutiges Reigenſpiel iſt! Ungefähr alle zwei oder drei Stunden ſetzen die Höllenknaben auf unſe⸗ rem Marſch die Löwenkiſten ab und ſtrecken die Hand aus: „Bakſchiſch, Maſter, Bakſchiſch!“ Ehe ich nicht eine Nach⸗ forderung bewillige, ſind ſie nicht zu bewegen, den Weg fortzuſetzen. Es iſt eine Hitze, daß man in jeder Kniekehle bequem einen Napfkuchen backen kann; ich verhandele, rede, ſchreie mich heiſer— aber es nützt nichts. Die Löwen werden von Tag zu Tag teurer. Aber endlich ſitze ich mit meinen Löwen, mit meinen 500 Mantelpavianen und meiner geſamten Zoologie doch heil und wohlbehalten in Diredaua. Nach Stellingen drahte ich zufrieden unſere vollſtändige Fangliſte und rüſte mich nun, nach einer Zeit, dir mir wie die Ewigkeit eines unheimlichen Märchens vorkommt, zur Heimkehr. Ich bin vergnügt und guter Dinge. Und doch zeigt Afrika mir in dieſer Zeit noch einmal ſeine ganze, unerbittliche Härte. Eine grauenhafte Tragödie, in der alle Tücken des Schwarzen Erdteils liegen, nimmt mir einen eben gewon⸗ nenen guten Freund Als ich endlich in Diredaua, wie in einem allerbeſchei⸗ denſten Vorort der Ziviliſation, wieder feſten Fuß gefaßt hatte, war es in Europa längſt Winter geworden. Aber uns brannte die Sonne auf den Tropenhelm, als ob wir den Kopf unter einer Backhaube hätten. Jede Selterflaſche kam uns vor wie ein eingeweckter Gletſcher. ſten Bäche ſind zu reißenden Flüſſen angeſchwollen und jeder Waſſerlauf wimmelt von Krokodilen. Schon beim erſten mühſeligen Flußübergang verliert Ebert drei Grevy⸗Zebras. Dann gehen dem Tierfänger auf ſeiner wochenlangen Bergwanderung weitere Zebras an Krankheiten und Unfällen ein. Kurz vor Harrar verliert er das letzte Grevy⸗Zebra— die wichtigſte Ausbeute ſeiner bald einjährigen Expedition iſt vernichtet. Im abeſſiniſchen Bergland zwiſchen Diredaua und Harrar kann Ebert nach mancherlei Fehlſchlägen und Strapa⸗ zen noch einmal gute Beute machen: er fängt 500 Man⸗ telpaviane. Faft anderthalb Jahre hatte ich mich nun in Abeſſi⸗ niens Steppen und Bergen herumgetrieben,— ich war froh, in Diredaua durch Zufall einen deutſchſprechenden Menſchen zu treffen. Er war Oeſterreicher und hieß, wenn ich mich recht erinnere, Kirchlechner. Ein großartiger, fri⸗ ſcher und immer vergnügter Kamerad. Wir freundeten uns ſchnell an. Er half mir aus freien Stücken meine Tiere pflegen und meinen Transport für Hamburg in Schuß zu bringen. Von Hauſe aus war er Präparator. Er arbeitete für europäiſche Muſeen, denen er Vogel- und Tierbälge ſchickte. Aber die Aufträge kamen nicht allzu reichlich, es war für ihn ein ziemlich mühſeliges Brot. Seine gute Laune war trotzdem unverwüſtlich. Wir feierten zuſammen Weihnacht und Neujahr. Seine Frau wehrte ſich innerlich gegen den Gedanken an haglich und heimatlich, wie es unter dem harten, abeſſi⸗ niſchen Sternenglanz nur ging. Der Tropenhimmel iſt nicht immer nur ein lockendes Märchen. Er kann auch einen ganz vertrackten Schimmer von Heimweh haben...“ Aber wir waren in der Silveſternacht doch noch recht luſtig. Ich weiß es noch wie heute.. Wir nahmen ſchließlich unſere Gläſer und traten vor unſer Camp,— wie man ſchon ſo iſt: man hält in ſolcher Stimmung mehr von der Akuſtik im Freien. Ich ſang die ſchönen Hambur⸗ ger Lieder von dem Mann, der immer noch in der Lam⸗ mer⸗, Lammerſtroot wohnt, von dem Hund, der mit der Wurſt über'n Steindamm läuft, und den alten Seemanns⸗ vers:„Jo, wenn wi wedder na Hamborg fohrt, doar weet' wi, wat wi doot, doar drink' wi een to foftein Penn! an'ne Eck' vonne Dovidſtroot!...“ Und mein Freund holte ein paar Melodien aus dem Gedächtnis hervor, vom Himmel, der nirgends ſo blau wie in Wien iſt, und von Grinzing, wo er einmal noch wieder beim Wein ſitzen wollte... Der arme Kerl,— er hat Wien und den Heurigen nie wieder geſehen!.. Wenige Wochen nach dieſer Nacht tauchte in Diredaua ein Franzoſe auf, der für eine Pariſer Firma Krokodil⸗ häute beſchaffen wollte. Ein Hotelbeſitzer aus Addis Abeba brachte ihn und Kirchlechner zuſammen. Mein Freund ſah eine Möglichkeit, ſeine ſchmalen Einkünfte zu erhöhen. Er beſchloß, mit dem Franzoſen auf Krokodiljagd zu gehen. Seine Frau wehrte ſich innerlich gegen den Gedanken an dieſe Expedition, aber ſie biß tapfer die Zähne zuſammen, — es mußte wohl ſein. Wir haben dem Freund und ſeinem Jagdgenoſſen lange nachgewinkt. Sie nahmen einen zuverläſſigen, erfahrenen Eingeborenen mit auf den Marſch. Der gefährliche Nuckſack Es hatte vielleicht einen Monat gedauert, da kehrte der Franzoſe nach Diredaua zurück,— bleich, verſtört, mit einem Blick, in dem das Entſetzen ſtand. Mit zögernden Schritten ging er auf das Camp des Oeſterreichers zu. Als er wieder herauskam, wußte die Frau meines Freundes: ihr Mann iſt— tot. Er war ertrunken, wurde ihr geſagt. Wohl erſt viel ſpäter hat ſie die volle Wahrheit erfahren. Nicht weit von der Station Aoaſch hatten Kirchlechner und der Franzoſe kampiert. Krokodile gab es im Fluß ge⸗ nug, große, 2 bis 2½ Meter lange Beſtien. Eines Tages waren die beiden Kameraden wieder auf Jagd geweſen. Der Franzoſe ſtand ſchon am Ufer, Kirchlechner ließ ſich noch einmal von dem Eingeborenen über den Fluß ſetzen, um ſeinen Ruckſack zu holen. In dem Ruckſack lag friſches Fleiſch, Kirchlechner hatte im Laufe des Tages eine Anti⸗ lope geſchoſſen. In dem kleinen, flachen Boot ruderte der Eingeborene den Oeſterreicher bereits wieder zurück. Kirchlechner blickt auf den Fluß hinaus. Plötzlich macht er eine Wendung, um dem Mann am Ruder irgend etwas zu ſagen. Sein Ruckſack ragt jetzt über den Bootsrand hinaus. Da rauſcht es neben dem Boot auf. Pfeilſchnell ſchießt ein Krokodil auf die Stelle zu, an der die Laſt des Ruck⸗ ſacks bis faſt auf das Waſſer hängt. Der Franzoſe am Ufer ſieht den widerwärtigen Kopf des Reptils auftauchen und zuſtoßen... Er ſtößt einen Schrei wahnſinnigen Schreckens aus, er reißt ſein Gewehr in die Schulter. Zu ſpät! Das Krokodil hat den Ruckſack gepackt, es zerrt ihn in die Flut. Kirchlechner kann die Riemen nicht ſo ſchnell löſen, er verſucht verzweifelt, ſich von dem Ruck⸗ ſack zu befreien... Da wird er rückwärts kopfüber in die Flut geriſſen. Ein letzter Aufſchrei, dann iſt es totenſtill über dem Fluß. Von Mann und Ruckſack iſt nichts mehr zu ſehen. Nur eine kleine Blutlache ſchwimmt auf dem trüben Waſſer.— Sehen Sie, das iſt Afrika! Wir glauben, mit unſeren Gewehren, unſeren Moskitonetzen, unſeren Medizinen und unſerer Wachſamkeit ſeine Gefahren bannen zu können. Aber immer wieder fordert dieſes verruchte, majeſtätiſche Land ſeine Opfer. Ich bin ihm bis heute mit heiler Haut entronnen. Aber, was will das ſagen? Es hat mich einen guten Freund gekoſtet!! Im März lief der Hapagdampfer„Menes“ auf be⸗ ſondere Order Djibouti an, um mich und meine Tiere endlich heimwärts zu holen. In Marſeille ſtand ein Hagenbeckſcher Tierwärter am Pier, um uns in Empfang zu nehmen und nach Stellingen zu geleiten. Es war ſchließlich doch noch einer der größten Transporte gewor⸗ den, die jemals dort eintrafen. Ich ſelbſt war froh, endlich Hitze, Not und Strapazen der abeſſiniſchen Wildnis von mir zu ſchütteln. Und wenn Sie auch ſich nach dieſem heißen Bericht jetzt etwas abkühlen wollen, dann gehen Sie einmal hinüber zu Fritze Eßler und fragen ihn, wie man aus dem ewigen Eis See⸗ Elefanten holt. Und wenn's Ihnen dann wieder zu kalt wird, dann erzähle ich Ihnen ſpäter, wie ich auf Sumatra Elefanten in der Grube gefangen habe. Eine großartige Beſchäftigung— ſo eine Art Kampf mit der Urwelt!. Wer Talent dazu hat, kann das Gruſeln dabei lernen!“ Der Mann, der, Rolands! Braut fing Fritz Eßler ſtreicht ſich den wettergrauen großen Schnurrbart und zwinkert mich aus ſeinen blanken weſt⸗ fäliſchen Augen an:„Wie ick See⸗Elefantens fangen do, wullt Se weeten? Nee, mien leewe Mann, dat vertell ick nich! Dat hebb' ick noch keen'n Minſchen vertellt. Dat's mien Geheimnis!...“ Aber es ſtellt ſich bald heraus, daß der berühmte Tier⸗ fänger, der nun ſchon elfmal nach der Heimat der See-Ele⸗ fanten und der Pinguine— ſeiner geliebten„Pingels“— geſchippert iſt, doch nicht ganz ſo unzugänglich bleibt, wie er ſich zunächſt gibt. Allerdings, was die eigentliche Fang⸗ methode anbetrifft, geht er über ein paar Andeutungen nicht hinaus. Aber ſonſt weiß er in ſeine manſchaulichen Platt mehr zu erzählen, als in manchem Seemanns⸗ und Abenteurerbuch ſteht, durch deſſen Seiten unermüdlich eine künſtliche Windſtärke 12 praſſelt.. „Wat ſchall ick da veel ſeggen? Südgeorgien is mien tweete Heimat wor'n...“ Darin liegt alles. Seit Jahr und Tag weiß Eßler, wo er die See⸗Elefanten und die Pinguine in ganzen Scharen findet. Auch die See⸗Elefan⸗ tin, auf die jetzt der„Roland“ im Berliner Zoo als Braut wartet, hat er aus einer großen, ſich träge am Strand räkelnden Herde herausgeſucht. Er hat ſie„Freya“ ge⸗ tauft. Nun iſt er geſpannt, ob die Berliner bei dem Namen bleiben werden. Wenn Eßler auf Fangreiſe auszieht, dann beginnt das Unternehmen damit, daß er im Stellinger Kontor eine ganz genaue Liſte vorlegt: er braucht ſoundſoviel Nägel, Schrauben, Kiſtenbretter, Taue, Netze, Werkzeug und Proviant. Das iſt bis aufs Tipfelchen ausgerechnet. Sobald alles beiſammen iſt und er ſich Anſchluß an irgendeinen norwegiſchen Walfänger ausgeknobelt hat, dampft ſer auf ein viertel oder halbes Jahr ab. Schon an Bord beginnt die Arbeit: als alter Zimmermann ſchlägt er ſich die rieſigen Transportkiſten für die See⸗Elefanten ſelbſt zuſammen.„Die ſind das nämlich ſo gewöhnt, daß ſie erſte Klaſſe fahren— mit ner ordentlichen Badekammer in ihrer Holzkajüte...“ In Curacao wird der Dampfer noch einmal voll Roh⸗ öl gepumpt, und dann geht es auf direktem Kurs nach Südgeorgien. Rauh wie das Land ſind dort Menſchen und Leben. Schroffe, düſtere Felſen, Eis, Schnee, unend⸗ licher Tierreichtum und ein paar Walfängerſtationen. All⸗ jährlich wird hier u. a. der Speck von 6000 männlichen See⸗Elefanten verarbeitet. Die Walfängerſtationen ſiedeln ſich in Strandſchluch⸗ ten an, wo die Sonne in der„milderen“ Jahreszeit ein paar Grasbüſchel hervorlockt. Das iſt alles an Vegetation. In den Stationen arbeiten faſt ausſchließlich Nor⸗ weger.„Das iſt nicht immer ſo leicht mit der Verſtändi⸗ gung! Manchmal können wir uns bloß'n büſchen was im Sand aufmalen. Aber es geht auch ſo.“ (Fortſetzung folgt.) Aufnahme: Wagenborg⸗Archiv— M. Der Hagenbeckſche See⸗Elefant wird gefüttert. Die Pin⸗ guine warten auf ihren Anteil. Druckarbeiten für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar- Bote- Druckere —— 8 rr 2 een S S S — N SS SS SGS SS be