00 95 Zahl Nr. 72 Neckar- Bote(2. Blatt) Samstag. 25 März 1939 Der neue Finanzplan Geſez über die Finanzierung nakionalpolitiſcher Aufgaben des Reiches.— Ausgabe unverzinslicher Skenerguſhee Mehreinkommenſteuer und Sparmaßnahmen. Vor Vertretern der Preſſe teilte der Staatsſekretär im Keichsfinanzminiſterium Reinhardt das ſo⸗ eben erſchienene„Geſetz über die Finanzierung na⸗ kionalpolitiſcher Aufgaben des Reiches mit, das kurz als„Neuer Fin dn zylan“ bezeichnet wer⸗ den kann. In Erläuterung des neuen Geſetzes und der mit ihm verbundenen Auswirkungen verwies Reinhardt auf den fortlaufend großen Finanzbedarf des Reiches und auf die über alles Erwarten gute Entwicklung des Steueraufkommens in den vergangenen ſechs Jah⸗ ren. Es ſei von 6.8 Milliarden Reichsmark im Rechnungs⸗ jahr 1933 auf 14 Milliarden Reichsmark im Rechnungsjahr 1937 geſtiegen, werde 1938 mindeſtens 17.5 Milliarden Reichsmark betragen und in den Rechnungsjahren 1939 und 1940 weiter anſteigen. Das Steueraufkommen ſei gegenwärtig noch nicht groß genug, um den außergewöhnlichen Finanzbedarf des Rei⸗ ches reſtlos zu decken. Die Größe des Jinanzbedarfs ergebe ſich nicht nur aus den großen nationalpolitiſchen Aufgaben, ſondern auch aus der Erhöhung des Zinſen⸗ dienſtes und des ſonſtigen Schuldendienſtes des Reiches. Nach einem Hinweis auf die bisherige Kreditmarkt⸗ ſperre für die private Wirtſchaft und auf die Tatſache, daß die Summe der bis jetzt aufgenommenen Reichsanleihen, emeſſen an der Leiſtungskraft und Steuerkraft der deut⸗ hen Volkswirtſchaft, als klein zu bezeichnen ſei, betonte Reinhardt, daß die finanz⸗ und kreditpolitiſchen Grundſätze des Nationalſozialismus geböten, den außergewöhnlichen Finanzbedarf des Reiches nunmehr anders als durch fort⸗ belebte Vergrößerung der Zinſenlaſt des Reiches zu dek⸗ en und den anderen öffentlich⸗ rechtlichen Körperſchaften und der privaten Wirtſchaft den Anleihemarkt nicht mehr wie bisher durch das Reich zu verſperren. Dieſem Geſichts⸗ punkt werde durch das neue Geſetz entſprochen. Steuergutſcheine ſtatt Anleihen Der„Neue Finanzplan“ ſehe vor, den außergewöhnli⸗ chen Finanzbedarf des Reiches grundſätzlich nicht mehr durch Aufnahme verzinslicher Anleihen, ſondern durch Aus⸗ gabe unverzinslicher Steuergutſcheine zu decken. Die Steuergutſcheine ſtellten wie die Reichsanleihen einen Vor⸗ griff auf künftiges Steueraufkommen dar. Während die Reichsanleihen durch das Reich aus Steuermitteln laufend verzinſt und getilgt würden, ſeien die Steuergutſcheine unverzinslich und würden bei der Enk⸗ richtung von Reichsſteuern durch die Finanzkaſſen und Joll⸗ kaſſen des Reiches in Zahlung genommen. Unverzinsliche Lieferſchatzanweiſungen würden ab Mai 1939 nicht mehr ausgegeben. Der außergewöhnliche Finanzbedarf des Reiches werde, ſowett er das Steueraufkommen der Gegenwart überſteigt, ab Mai 1939 grundſätzlich nur noch durch die Ausgabe von Steuergutſcheinen gedeckt werden. Durch den Lauf der Steuergutſcheine würden Mittel gebunden werden die nach dem bisherigen Finanzierungsverfahren als Anleihe be⸗ zeichnet würden. Außerdem würden ſogenannte ſchwim⸗ mende Gelder gebunden, die bisher nicht immer ſo verwendet worden ſeien, wie es volkswirtſchaftlich er⸗ wünicht geweſen wäre Reichsanleihen würden nur noch ausnahmsweiſe auf⸗ gelegt werden, und zwar inſoweit, als die Lage am Kredit⸗ markt aus volkswiriſchaftlichen Gründen es erwünſcht er⸗ ſcheinen laſſe. Die Ausgabe der Steuergutſcheine geſchehe durch den Reichsfinanzminiſter zum Nennbetrag, und zwar in zwei Ausſtattungen Es gibt Steuergutſcheine] und Steuergut⸗ ſcheine l! Dem Neuen Finanzplan gemäß ſeien das Reich, die Lander, die Gemeinden und die Gemeindeverbände, die Reichsbahn, Reichspoſt, die Reichsautobahnen und andere juriſtiſche Perſonen und ähnliche Gebilde verpflichtet, Lieferungen und ſonſtige Leiſtungen gewerblicher Un⸗ ternehmer in Höhe von 40 v. 9. des Rechnungsbetrages in Steuergutſcheinen zu bezahlen, wobei je zur Hälfte Steuergutſcheine! und l zu verwen⸗ den ſeien. Der größte Zahler, dem dieſe Verpflichtung ob⸗ liege, werde das Reich ſein. Hier werde der Hauptpoſten auf Lieferungen an die Wehrmacht entfallen. Der Reichs⸗ finanzminiſter werde alle Verwaltungsſtellen des Reiches mit den entſprechenden Beträgen in Steuergutſcheinen ver⸗ ſorgen. Dieſe Stellen würden für die ihnen genehmigten Sachausgaben grundſätzlich 60 v. H. in Geld und 40 v. H. in Steuergutſcheinen erhalten. Das Steuergutſcheinverfah⸗ ten finde nicht Anwendung auf Rechnungen und auf Be⸗ träge von weniger als 500 Mark. Die Weitergabe der Steuergutſcheine Der gewerbliche Unternehmer ſei berechtigt, Lieferun⸗ und ſonſtige Leiſtungen, die ein gewerblicher Unterneh⸗ mer an ihn gerichtet habe, bis zu 40 v. H des Rechnungs⸗ etrages in Steuergutſcheinen zu bezahlen; er dürfe alſo die Steuergutſcheine weitergeben. Dieſe Weitergabe könne in gleicher Weiſe wie beim Handelswechſel in langer Kette gen Der Vorteil der Bewertungsfreiheit Der Hundertſatz, der für 5 5 ſei, erhöhe ſich cheine J dem gewerblichen Unternehmer weitere zwölf Mo⸗ nate ununterbrochen gehört haben, auf 30 v. H., wenn ſle ihm abermals zwölf Monate gehört haben und auf 35 v. H wenn ſie ihm noch weitere zwölf Monate gehört haben. 5 5 durchweg um 10 v. H., wenn der Ausfuhrumſatz min⸗ eſtens 25 l des Geſamtumſatzes ausmache. Der Reichs⸗ finanzminiſter ſei ermächtigt, eine entſprechende ſteuerliche Vergünſtigung für den Ausfuhrhandel zu treffen. güter, die in gewieſen würden, ſei gegenwärtig mit etwa 30 Milliarden 0 1. abnutzbaren Wirt⸗ ſchaftsgüter, die jährlich neu angeſchafft 3555 oder hergeſtellt würden, gegenwärtig mit rund 6 Milliarden Mark. Für jede Milliarde Mark, die in Steuergutſcheinen J in Bewe⸗ gung geſetzt werde, könne im Erſtjahr Bewertungsfreiheit in Höhe von 200 Millionen Mark in Anſpruch genommen werden. Jede Milliarde Mark, die durch die gewerbliche Wirtſchaft in Steuergutſcheinen im Erſtjahr feſtgehalten werde, bringe ihr für die Gegenwart eine ſteuerliche Ent⸗ laſtung um rund 100 Millionen Mark. Die ſteuerliche Ent⸗ laſtung je Milliarde Steuergutſcheinbeſitz betrage im Zweit⸗ jahr rund 125 Millionen Mark, im Drittjahr rund 150 Mil⸗ lionen Mark und im Viertjahr rund 175 Millionen Mark. Die Inanſpruchnahme der Bewertungsfreiheit ſei auch ge⸗ 2 einer Aufwärtsbewegung der Preiſe entgegenzu⸗ wirken. Finanzierung auf Jahrzehnte verteilt Die Verwendung von Steuergutſcheinen 1 bei der Ent⸗ richkung von Keichsſteuern werde ſich auf Jahrzehnte verkeilen. Das bedeutet, daß die Finanzierung der großen nakionalpolitiſchen Aufgaben, die in der Gegenwart erfüllt werden müßten, auf Jahrzehnke verkeilt werde, ohne daß dadurch eine Zinslaſt des Reiches verurſacht werde. Das Steuergutſcheinverfahren kann einige Jahre hin- durch fortgeſetzt werden. Der größte Teil der Beträge, die ſo beſchafft würden, werde erſt innerhalb von Jahrzehnten bei der Entrichtung von Reichsſteuern verwendet werden, und zwar dann, wenn die großen nationalpolitiſchen Aufgaben zur Siche⸗ rung der Zukunft des deutſchen Volkes erfüllt ſein würden und die Reichshaushaltslage die Inzahlungnahme von Steuergutſcheinen ohne weiteres erlauben werde. Bis da⸗ hin ſolle der Ausfall an Steuern, der durch die Verwen⸗ dung von Steuergutſcheinen bei der Entrichtung von Reichsſteuern für das Reich entſtehe, im weſentlichen durch die Erhebung einer Mehreinkommensſteuer und Ein⸗ ſparungen bei den Ausgaben 15 öffentlichen Verwaltun g ausgeglichen wer⸗ en. Die geſamte öffentliche Verwaltung müſſe ſich bis auf weiteres auf die Ausgaben beſchränken, die zur Wahrung 925 Förderung des Gemeinwohls gegenwärtig unerläßlich eien. Es müſſe insbeſondere der gefamte Apparat der öffent lichen Verwaltung darauf überprüft werden. inwieweit Ein. richtungen und Arbenen noch erforderlich, inwierbeit ſie vereinfacht werden können, inwieweit die goſten vermin⸗ die zur Bedienung des Apparates kätig ſeien, vermindert werden könne. Jede Doppelarbeit und ſede ſonſtige Arbeit, die überflüſſig ſei, müßten unbedingt vermieden werden. Hinſichtlich der mit einem Aufgeld verſehenen Steu⸗ ergutſcheine II ſei wichtig, daß, während die Steuer⸗ gutſcheine J grundſätzlich im gewerblichen Sektor verblie⸗ ben, die Steuergutſcheine II lombardfähig ſeien und durch die Banken ge⸗ und verkauft würden. Auf dieſe Weiſe würden auch Mittel gebunden, die außerhalb des gewerbli⸗ chen Sektors in der deutſchen Volkswirtſchaft tätig ſeien und anderweitig nicht beanſprucht würden. Die Steuergut⸗ ſcheine l würden ſchon nach Ablauf von drei Jahren reſt⸗ los an das Reich zurückfließen Steuer auf das Mehreinkommen Um den Ausfall an Steueraufkommen des Reichs aus⸗ zugleichen, der durch die Verwendung von Steuergutſcheinen bei der Entrichtung von Reichsſteuern entſtehe, werde, ſo⸗ lange die Haushaltslage des Reiches es erfordere, eine Mehreinkommenſteuer erhoben, und zwar erſtmals für das Kalenderjahr 1939. Bemeſſungsgrundlage ſei das Mehrein⸗ kommen, das im Vorjahr gegenüber dem vorangegangenen Kalenderjahr erzielt worden ſei. Staatsſekretär Reinhardt unterſtrich dabei die ſchwie⸗ rige Struktur dieſer Steuer, bei der ſorgfältig bedacht wer⸗ den müſſe, welche Teile des Mehreinkommens aus volks⸗ wirtſchaftlichen Gründen oder aus Gründen der wirtſchaft⸗ orkgeſetzt werden. Die Steuergutſcheine verbrieften einen orteil. der viele Unternehmer veranlaſſen werde, ſie eine Zeitlang zu behalten wobei der Zeitpunkt der Weitergabe und die Weitergabe überhaupt ſowie die Verwendung von Steuergutſcheinen der Serie 1 oder II freiſtünden. Die Steuergutſcheine würden ab dem ſiebenten Monat nach dem Ausgabemonat ei der Entrichtung von Reichsſteuern durch die Finanz⸗ mann Zollkaſſen zum Nennbetrag in Zahlung genom⸗ N. Die g 5 Skeuergutſcheine JI würden ab dem ſiebenunddreißigſten Monat ie Zina du bei der e die Finanz⸗ und Zollkaſſen zu 11 nach dem von Reichsſteuern durch v. H. des Nennbetrages Zahlung genommen. D Die Steuergutſcheine l verbrieften für den Fall, daß 55 blickerbliche Unternehmer ſie eine Zeitlang behält, einen fe lichen ſteuerlichen Vorteil, der in der Bewertungs⸗ icheit für alle abnutzbaren Wirtſchaftsgüter des betrieb⸗ von( Anlagevermögens beſtehe, und zwar für die Steuern 510 Einkommen und vom Extrag. Der gewerbliche Unter⸗ de nder könne in— von 20 v. H. des Geſamtbetrages e dieuerguf eine l die ihm in den letzten zehn Mona⸗ Bewerk Wirtſchaftsfahres ununterbrochen gehört hätten, wertungsfreiheit für die abnutzbaren Wirtſchaftsgüter lichen und der ſozialen Gerechtigkeit als Beſteuerungsgrund⸗ lage ausgeſchieden werden müßten. Sei das Jahreseinkom⸗ men größer als 2400 Mark, ſo blieben in jedem Falle 600 Mark des Mehreinkommens mehreinkommenſteuerfrei. Per⸗ ſonen, deren Jahreseinkommen im Zweitjahr 3000 Mark nicht überſteige, ſchieden von vornherein für die Mehrein⸗ kommenſteuer aus. Jedes Mehreinkommen aus Land⸗ und Forſtwirtſchaft bleibe mehreinkommenſteuer⸗ frei. Auch die Mehrbeträge, die nach einer Tarifordnung oder einer Beſoldungsordnung einem Arbeiter, Angeſtellten oder Beamten deshalb zugefloſſen ſeien, weil er ein höheres Dienſtalter oder infolge Förderung eine höherbewertete Stellung erreicht habe oder weil die Zahl ſeiner Familien⸗ mitglieder ſich erhöht habe, würden durch die Mehreinkom⸗ menſteuer nicht erfaßt. Das im e erzielte Mehr an außerordentlichen Einkünften im Sinne des 8 34 des Einkommenſteuergeſetzes bleibe, ſoweit die Einkünfte nicht zu dem Zweitjahr in Beziehungen ſtünden, ebenfalls mehr⸗ einkommenſteuerfrei! Auch Einkünfte aus Erbſchaften, Schenkungen und anderen Vermögensfällen unterlägen im Zweitjahr nicht der Mehreinkommenſteuer. Bei gewerblichen Unternehmern unterlägen insbeſondere diejenigen Beträge nicht der Mehreinkommenſteuer, die der Steuerpfli tige für notwen⸗ dige Erweiterungen des abnutzbaren betrieblichen Anlage vermögens aufgewendet habe. Auch die Tatſache, daß der des betrieblichen Anlagevermögens in Anſpruch nehmen. dert werden können und inwieweit die Zahl der Menſchen, re Bewertungsfreiheit auf Grund bon Steuergutſcheinen m Anſpruch genommen habe, führe nicht gu einer Mehr⸗ einkommenſteuer. Die Mehreinkommenſteuer betrage einheitlich 30 v. H. desjenigen Teiles des Mehreinkommens, der durch die Me elan erfaßt werde. Die tatſächliche Mehrbelaſtung ſei jedoch weſentlich niedriger, weil die Mehreinkommenſteuer bei der Ermittlun des Einkommens. das der Einkommenſteuer oder Jörpesſchafteſtener unter⸗ liege und bei der Ermittlung des ſteuerpflichtigen Gewerbe⸗ ertrags inſoweit, als ſie auf den Gewinn aus Gewerbebe⸗ trieb entfalle, abzugsfähig ſei. Die Mehreinkommenſteuer, die auf der Grundlage des Mehreinkommens von 1938 feſt⸗ geſetzt werden würde, ſei in vier Teilbeträgen am 10. Sep⸗ tember und 10. Dezember 1939 und am 10. März und 10. Juni 1940 fällig. Das Inkrafttreten der Maßnahmen Hinſichtlich des Inkrafttretens der Maßnahmen be⸗ ſtimme der Reichsfinanzminiſter den Zeitpunkt, von dem an Reich, Länder und Gemeinden verpflichtet ſein würden, Lieferungen und ſonſtige Leiſtungen gewerblicher Unter⸗ nehmer in Höhe von 40 v. H. des Rechnungsbetrages in Steuergutſcheinen zu bezahlen. Dieſer Zeitpunkt werde wahrſcheinlich der 1. Mai 1939 ſein. Das geſamte Steuergutſchein verfahren gelte auch im Lande Oeſterreich und im Sudetengau; die Ein⸗ führung der Mehreinkommenſteuer in Oeſterreich und den ſudetendeutſchen Gebieten bleibe zunächſt vorbehal⸗ ten. 5 Das Schworgewicht des Neuen Finanzplanes, ſagte Staatsſekretär Reinhardt abſchließend, liege auf den Steuergutſcheinen J. Dieſe ermöglichten dem Reich. ſeine großen nationalpolitiſchen Aufgaben zu finanzieren, ohne daß dadurch eine Zinſenlaſt des Reiches verurſacht werde. Der Neue Plan ſtelle demgemäß auch eine Entlaſtung des Reichshaushaͤltes und eine Bewahrung der Bevölkerung vor Steuern dar, die andernfalls zur Aufbringung der Zinſen noch erhoben werden müßten. Es liege im Intereſſe aller Volksgenoſſen, den Neuen Finanzplan tatkräftig zu för⸗ dern. Soweit die Erfüllung großer nationalpolitiſcher Auf⸗ gaben rohſtoffmäßig und menſchenmäßig möglich ſei, ſei auch ihre Finanzierung möglich und vertretbar. Voraus⸗ ſetzung dafür, daß in der geſamten öffentlichen Verwaltung ſtrengſte Sparſamkeit geübt werde und alle Volks⸗ genoſſen ehrlich und pünktlich in der Erfüllung ihrer ſteuer⸗ lichen Pflichten ſeien. Das linksrheiniſche Reichs autobahnnetz Nach umfangreichen Vorarbeiten und Besprechungen liegt nunmehr das linksrheiniſche Reichsautobahnnetz in ſeinen Grundzügen feſt, worüber im 1. Märzheft des amtlichen Blattes des Generalinſpektors für das deutſche Straßenweſen„Die Straße“ nähere Ausführungen gemacht werden. Da iſt zunächſt die große linksrheiniſche Nord⸗Süd⸗Verbindun g von Duishurg⸗Hamborn bis Landſtuhl zu erwähnen, die wiederum durch ſechs Oſt⸗Weſt⸗Linien mit dem übrigen Reichsautobahnnetz und zwar zunächſt mit der rechtsrheiniſchen großen Nord⸗Süd⸗ Verbindung Emmerich— Frankfurt am Main— Vaſel ver⸗ bunden wird. Die linksrheiniſche Nord⸗Süd⸗Verbindung führt zunächſt nach München⸗Gladbach und von dort unter möglichſter Schonung der Braunkohlenvorkommen und der landwirtſchaftlich wertvollen Böden im Raume Düren durch die landſchaftlich beſonders reizvollen Ausläufer der Eifel berge mit den bekannten Ausflugspunkten wie Nideggen, Heimbach Gemünd. Schleiden, dem Talſperrengebiet. Blan⸗ kenheim und Nürburgring, an den Maaren bei Daun vor⸗ bei über Wittlich bis Schweich an der Moſel(Anſchluß von Trier) Von dort durchquert ſie den Hunsrück und die Pfälzer Berge, verläuft öſtlich an Hermeskeil und weſtlich an Birkenfeld Baumholder und Kufel vorbei und endet in Landſtuhl in der Pfalz, wo ſie in die Auto⸗ bahn Mannheim—Kaiſerslautern— Saarbrücken einmündet. Die ſechs linksrheiniſchen Weſt⸗Oſt⸗Ver⸗ bindungen ſehen folgende Linienführung vor: 1. Düſſeldorf— München-⸗Gladbach mit der rechtsrheini⸗ ſchen Verbindung Schwerte Hattingen—Düſſeldorf. Von Ratingen kommend führt dieſe Linie bei Kaiſerwerth über den Rhein und ſtöß' auf die große Nord⸗Süd⸗Linie zwiſchen b Krefeld Uerdingen und München⸗Gladbach— Rheydt. 2. Köln— Düren—Aachen mit zwei Köln umfaſſenden Gabelzweigen Der ſüdliche Arm führt in Köln⸗Rodenkir⸗ chen über den Rhein, um dann in die Reichsautobahn Köln — Siegen—Kaſſel einzumünden. Die nördliche Abzweigung wird bei Leverkuſen über den Rhein geleitet und findet ihre Fortſetzung in der Reichsautobahn Köln— Wuppertal Münſter. 3. Bonn— Tondorf mit Anſchluß an das rechtsrheiniſche Reichsautobahnnetz bei Bonn. Die Strecke führt über die Höhen des Ahrgebiets ſüdlich von Rheinbach und Münſter⸗ eifel. Sie erſchließt vor allem das reizvolle Ahrtal mit den bekannten Weinorten Neuenahr, Ahrweiler und Altenahr, 4. Koblenz—Kaiſerseſch— Gillenfeld. Dieſe Linie, die 1 der rechtsrheiniſchen Reichsautobahn Gießen etzlar— Montabaur Koblenz, vermittelt den Anſchluß an das Moſeltal zwiſchen Kochem und Trier. 5. Frankfurt am Main Mainz. Kreuznach Kirn Hermeskeil— Trier). Dieſe Strecke wird die ideale Verbin⸗ dung zwiſchen dem rhein ⸗mainiſchen Wirtſchaftsgebiet um Mainz— Wiesbaden— Frankfurt und der ſüdlichen Weſtmarl bringen. Sie führt ſüdlich an Mainz vorbei und verläuff dann nördlich von Bad Kreuznach durch den Hunsrück hig nach Hermeskeil Das Nahetal wird zwiſchen Bad Kreuz nach und Idar⸗Oberſtein angeſchloſſen. In Frankfurt finde die Strecke ihre Fortſetzung in der rechtsrheiniſchen Reichs⸗ autobahn nach Würzburg. 6. Mannheim—Kaiſerslautern— Saarbrücken. Das neue linksrheiniſche Reichsautobahnnetz macht den Bau von acht Rheinbrücken erforderlich, die bei Or⸗ ſoy, Kaiſerswerth, Leverkuſen, Köln⸗Rodenkirchen, Bonn, Koblenz Mainz und Frankenthal geplant ſind Bekanntlich ſind die Brücken bei Köln⸗Rodenkirchen und Frankenthal be⸗ reits im Bau, vorausſichtlich folgen als nächſte die Brücken bei Bonn und Koblenz. s Von der großen Nord⸗Süd⸗Verbindung linksrheiniſch iſt bzw. wird in nächſter Zeit zum Bau freigegeben die Teil ſtrecke von Düren nach Landſtuhl Von den Oſt⸗Weſt⸗Ver⸗ bindungen ſind bekanntlich bereits im Bau die Strecken Köln—Aachen und Monnheim Saarbrücken. Freigegeben zum Bau ſind die Linien Bonn— Tondorf und Koblenz Gillenfeld. Die alte Köln⸗Bonner Autobahn wird in das gewerbliche Unternehmer im erſten der beiden Veraleichs⸗ linksrheiniſche Reichsautobahnnetz mit einbezogen. Kreuz und Quer Bis zum 26. Jahr keinen Mann geſehen— Hochzeitsſchmaus ohne Hochzeit— Er hakte ſeinen Schwager geheiratet Daß Mütter, deren Töchter in das heiratsfähige Alter kommen, eifrig Umſchau nach geeigneten Freiern halten, iſt bekannt und auch ganz natürlich. Daß aber eine Mutter die Freier eiferſüchtig fernhält, das dürfte nicht oft vorkommen. Dies geſchah in der Provence. Vor kurzem ereignete ſich in der Nähe von Aix⸗en⸗Provence ein ſchwerer Autounfall, durch den eine 60jährige Frau Pponne Madoc und ihr Gatte den Tod fanden. Damit hat eine einzigartige Romanze ihr Ende gefunden. Denn in Pvonne Madoe ſtarb eine Frau, die bis zu ihrem 26. Lebensjahr von der Welt abgeſchloſſen 3 hatte, nie einen Mann ſah und von der ſogar berich⸗ et wird, ſie habe nicht einmal gewußt, daß es überhaupt auf der Welt Männer gibt. Dieſe Abſchließung von der Welt war auf ein Gelöbnis zurückzuführen, das die Mutter der Yvonne abgelegt hatte, als ihre Tochter das Licht der Welt erblickte, während gleichzeitig der Vater des Kindes die Mut⸗ ter verließ. Die Mutter der Pponne war eine ſehr reiche Frau, die ſich nach der Geburt der Tochter auf ein Schloß in der Nähe von Aix⸗en⸗Provence zurückzog. Dieſes Schloß wurde gegen jede Berührung mit der Außenwelt geſchützt. Man zog hohe Mauern und verbot allen Fremden den Zu⸗ tritt. Wenn ein Händler oder ein Steuerbeamter in die Nähe des Schloſſes kam, wurde Pponne ſolange in einen Raum geſperrt, von dem aus ſie die Männer nie ſehen konnte. Jeden Tag erſchien eine Lehrerin auf dem Schloß, um das Mädchen zu unterrichten. Dies war wirklich ihre einzige Verbindung mit der Umwelt. Einige Tage nach dem 26 Geburtstag Mvonnes traf das Ereignis ein, das die Mutter längſt befürchtet hatte. Als Ppwonne im Garten des Schloſſes ſpazieren ging, ſah ſie plötzlich einen jungen Mann vor ſich. Sie bekam zuerſt einen Schreck und lief da⸗ von Dann aber wurde ihre Neugierde geweckt. Sie kam zu⸗ rück und ſprach mit dem fungen Mann, der ihr erzählte, er ſei ein Landwirt aus der Umgebung. Eines ſeiner Hühner habe ſich in den Park geflüchtet. Er ſei nun hier, um das Huhn zu ſuchen. So begann eine geheime Romanze, die 1 ich nach vier Wochen damit endete, daß Mvonne bei und Nebel das Schloß verließ und ſich mit Eugen Madoc verheiratete Nach den Flitterwochen kam Pponne auf das Schloß zurück, um ſich mit der Mutter zu verſöh⸗ nen Aber ſie traf die Mutter nicht mehr lebend an. Der Kummer über die Flucht der Tochter hatte ſie getötet. Hinderniſſe anderer Art ſtanden da in einem ungariſchen Ort der Verheiratung entgegen. Kürzlich ſollte in Kecſkemet die Hochzeit des reichen Beſitzersſohnes Elek Polyak mit der ſchönen Marie Dekany ſtattfinden. Mit arößtem Aufwand war das Feſt vorbereitet worden, und als der Tag der Trauung herangekommen war, begaben ſich die Brautleute in Begleitung zahlreicher Freunde und Verwan e e Meiſter; und ſeine OTTO HAWREANECN== Der„Fremde“ atmete einmal tief und durſtig. Unſere herrliche, reine, herbe Luft! Glücksgefühl überſtrömte ihn jäh. Daß ich den Waldhof habe, daß ich hinter mir das Stückchen Erde mein eigen nennen kann, dafür danke ich dir, Herrgott, mehr, als für den bisherigen Erfolg und Ruhm. Er lächelte. Wenn ich Jutta Berking noch dazu be⸗ komme— dann— ja, das iſt nicht auszudenken! Sein Blick ging zum Frankeſchen Waldhof, der verſchloſſen, tot und mit erblindeten Fenſtern lag. Er hatte es nicht anders erwartet. Bald ſollte hier ein Leben ſein, wie bei den Zöphels nebenan. Aber noch mehr will ich! Ein Schmuck⸗ käſtchen ſoll der Hof werden! Das Obergeſchoß wird an der Südweſtſeite herausgeſetzt und unterbaut. Es be⸗ kommt einen neuen Aufgang und einen Umgang aus Holz, wie die alten Häuſer der Gegend ihn noch tragen. Freilich nieht aus weichem, ſondern aus hartem Hols— und dazu einſetzbare Fenſter, verſteht ſich! Da wird man dann ſitzen, die Heimat zu Füßen! Vielleicht mit Jutta Berking! Sicher wird das ſein: ſie wird ſingen, und ich werde ſie auf der Laute begleiten. Beſtimmt wird ſie nach den kleinen luſtigen und traurigen Liedern der Landſchaft ſuchen! Wenn aus einem Haus eine Melodie ertönt, geht ſte hinein, ſagt in ihrer warmen, herzlichen Art:„Bitte, bitte, ſingen Sie das noch einmal!“ Dann ſingt ſie faſt lautlos mit, kritzelt den Text auf ihren ſchmalen Block, ſetzt ein paar Notenzeichen daneben und ſchon gehört es zu ihrem reichen Schatz von fremden, kleinen Liedern, die die Großſtadt noch nicht gehört hat! Und das hat ſie groß heraus: wenn das raſende Händeklatſchen verſtummmt, wenn ſie ſich den Dakapos nicht entziehen kann, bringt ſie ſolche, oft ganz primitiv vertonten Verslein mit kargem Refrain. Einen Augenblick Verwunderung im Saal, dann greift die in ihrer Armſeligkeit erſchütternde Melodie den Menſchen ans Herz! Die Stimme ſchwingt mit der ganzen ſeeliſch erfaßten Schwermütigkeit der Landſchaft, der das Lied gehört! Es ſingt nicht die große, vielbewunderte Jutta Berking, ſondern das Bauernmädel, die Näherin, die Sennerin, die Magd... Wenn ſie dann lächelt, große Dame in ſchmiegſamer Seide, ganz Jutta Berking mit rötlichblonder Haarkrone, raſſiger Figur, verhaltener An⸗ mut und graziöſem Dankesgruß, iſt ſie mit Recht für jeder⸗ mann die begnadete Tochter des berühmten Profeſſors und Malers Berking! Das aber wußten die Menſchen faſt ausnahmslos nicht, daß ihre Mutter eine blonde ſchöne Wienerin war, ein Mädchen mit einer„Goldkehle“, das dem ſtarken, um Erfolg ringenden Frieſen ihre Karriere opferte und früh ſtarb. Daß Berking ein Bauernſohn war, wurde von ihm ſelbſt betont. „Hallo! Ca...!“ Plötzlicher Huſten folgte dem Ruf des Rechtsanwalts Weisker, der mit dem Bauern ſchon geraume Zeit im Hof und Garten herumgeſtiegen war. Die verſtändnisloſen Blicke Adlers mahnten ihn, den Be⸗ ſitzer in die Wirklichkeit zurückzurufen. Das war einmal ein komiſcher Mann, wollte ein Gehöft übernehmen und beſah ſich zunächſt einmal die Gegend! Adler hatte miß⸗ trauiſche Anwandlungen bekommen und ſchüttelte ſeit einigen Minuten zu allen Antworten des Anwalts den Kopf. 185 „Nix ſer ungut, Herr Dukter, mir reden imſinſt, wenn der Herr do drüm nocher was anners will. Jech maan— er könnt doch rüberkumme. Mit e Rümſchaue koa e nix verdiene.“ *¹ tanke öh das Bürgermeiſteramt. Dort aber erlebten ſie eine große Ueberraſchung: der Standesbeamte erklärte, die Eheſchlie⸗ zung nicht vornehmen zu können, da gewiſſe Papiere nicht rechtzeitig eingetroffen ſeien. Es handelte ſich um die Hei⸗ ratsgenehmigung für die Braut, die erſt 16 Jahre alt war und daher eines Diſpensſcheines des Juſtizminiſteriums bedurfte. Alle Vorhaltungen, daß ja das Amt ſelbſt den Tag der Eheſchließung feſtgelegt habe, und daß die Vorbe⸗ reitungen für die Hochzeit reſtlos abgeſchloſſen ſeien, halfen nichts Selbſt der Hinweis darauf, daß die vielen zur Hoch⸗ zeit Geladenen, die zum Teil aus weit entfernten Städten und Dörfern nach Kecſkemet gekommen waren, nicht einfach wieder heimgeſchickt werden könnten, vermochten nicht, den Standesbeamten zu erweichen. So lange der„Diſpensſchein“ nicht eingegangen ſei— erklärte er— habe er nicht das Recht, eine rechtsgültige Eheſchließung zu vollziehen. Wohl oder übel mußten die Hochzeitsgeſellſchaft und das ſchwer enttäuſchte Brautpaar in das Haus des Bräutigams zu⸗ rückkehren. Da hatte der Vater des Bräutigams einen Ge⸗ danken: er verkündete den Verſammelten, daß das Feſt hier⸗ mit ſeinen Anfang nehme und erſt zu Ende gehe, wenn die Trauung erfolgt ſei Zwei Tage lang feierten Elek Polyak und Marie Dekany Hochzeit. Endlich, am dritten Tage, nach⸗ dem die zahlreichen Feſtgäſte bereits zehn Tonnen Wein und ungeheure Mengen Fleiſch, Obſt, Kuchen und andere ſchöne Sachen vertilgt hatten, erſchien ein Bote des Bürger⸗ meiſteramtes mit der Mitteilung, die Heiratsgenehmigung des Miniſteriums ſei ſoeben eingetroffen. Sogleich brach die Hochzeitsverſammlung auf In langem Zuge, voran das Brautpaar, ging es aufs Bürgermeiſteramt. Nachdem die Trauung dort vollzogen worden war, ging es zurück— und die durch die Eheſchließung unterbrochene Hochzeitsfeier wurde dort fortgeſetzt, wo man ſie unterbrochen hatte. Da man aber nun einmal im Feiern war, währte es weitere zwei Tage, bis endlich das Feſt dieſer„Hochzeit mit Hinder⸗ niſſen“ ihr Ende fand. Weil wir doch gerade von Heiraten und Hochzeiten ſpre⸗ chen, ſei noch ein anderes Geſchichtchen erzählt. Bei der franzöſiſchen Paßkontrolle an der Anlegeſtelle eines auſtra⸗ liſchen Dampfers in Marſeille kam es zu einem merkwür⸗ digen Zwiſchenfall. Der Auſtralier Ralph Spencer Wade, Angeſtellter der Zollbehörde in Freemantle in Auſtralien, wollte mit ſeiner jungen Gattin, Marie Dejean, den Dampfer beſteigen Die Trauung war drei Tage vorher in Paris vollzogen worden Nun aber teilten die Beamten der Paßkontrolle nach eingehender Prüfung der Papiere dem überraſchten ſungen Ehemann mit, daß die funge Dame, die ſich in ſeiner Begleitung befand, gar nicht ſeine Gattin ſei. Offenbar habe ſich ein Irrtum eingeſchlichen. Jedenfalls müßte in den Papieren ein Fehler liegen. Als der junge Auſtralier energiſch ſeine gegenteilige Auffaſſung durchſetzen wollte, wurde er mitſamt ſeiner Frau wegen falſcher Aus⸗ ſagen betreffs der amtlichen Papiere in Haft genommen. 2 Weisker lachte, ſagte mit hochgezogenen Augenbrauen: „Na, na! Aber wir wollen mal rufen.“ Dann erklärte er dem Gemeindevorſteher, daß ſein Klient und er Kriegs⸗ kameraden ſeien, und daß er für den Freund gewiſſe kauf⸗ männiſche Angelegenheiten erledige. Das paßte Adler natürlich nicht, er wurde noch mißtrauiſcher. Olber! Sich von en Advokaten ſei Zeig machen laſſen, wenn mr ſelber Augen im Kopf hot Der Beſitzer kam herbei, flößte gar keinen Reſpekt mehr ein, ſondern lachte wie ein großer Junge. „Alſo, Herr Adler, Sie ſind im Bilde. Es geht ſofort los. Für die Frühjahrsbeſtellung iſt es hier eigentlich ſchon um drei Wochen zu ſpät. Aber wir verſuchen es: Morgen, übermorgen umſtürzen. Dann los: Hafer, Gerſte, Kartoffeln, Rüben. Nicht mit Düngemitteln ſparen! Wie denken Sie noch über Roggen, da die Winterſaat aus⸗ fällt? Wollen wir's verſuchen? Wie wollen wir es halten? Soll uns der— der Nachbar da die Arbeit machen, oder wollen Sie ſelber mit Ihren Söhnen drangehen? Es ſoll alles für den Anfang auf meine Koſten gehen. Nächſtes Jahr ſoll Ihr Jacob ſchon ſo weit ſein, daß er ſich helfen kann“ Adler beſah ſich den Fremden ſekundenlang, ließ ſich aber ſeine Ueberraſchung nicht merken. „Mer könnten morgen ſcha oafange, Harr. Ner, mer müßt des alles erſcht ſchriftlich...“ Unter einem Blick des Anwalts huſtete er. Der Fremde aber ſchien durch das Mißtrauen keineswegs verletzt. „Wir legen dann unten in Ihrer Amtsſtube alles genau feſt, Herr Adler. Ich will Ihrem Sohn kein ver⸗ lottertes Gut verpachten, ſondern es erſt auf einem normalen Stand wiſſen. Dazu ſollen Sie mir behilflich ſein, ja?“ Adler nickte jetzt, ſtark intereſſiert. Der Fremde ſchien kein„Ausputzer“ zu ſein. „Schön, wir ſehen uns dann gleich die vorhandenen Maſchinen und Geräte an. Zunächſt brauchen Sie ja nur die Pflüge, Eggen und die Drillmaſchine. Was nicht da iſt, müſſen Sie einſtweilen ausborgen. Bei dem bergigen Gelände werden wir wohl ſpäter nicht mit Kühen aus⸗ kommen, wie? Werden wohl ein paar ſtarke Ochſen ſein müſſen?“ Wieder nickte der Bauer verdutzt. Ja, ohne Ochſen ginge es hier ſchlecht, Pferde aber lohnten ſich nicht, wenn keine zuſätzlichen Fuhren im Laufe des Jahres Ausgleich brächten. Dann ging das Geſpräch flott hin und her. Der Fremde verriet dabei erſtaunliche Sachkenntnis und war mit ganzem Herzen bei der Sache. Die Männer gingen durch das Haus, Scheune und Stall. Ecknarf warf Notizen auf einen Block, den er her⸗ vorgezogen hatte und erwog den Einbau einer Dreſch⸗ anlage in der Scheune. Der Nachbar Zöphel ſtrich mehr⸗ mals am Gehöft vorbei, brennenden Intereſſes voll für das, was wohl vor ſich gehen würde. Es nahm aber nie⸗ mand Notiz von ihm, am wenigſten der Fremde, der ihm immer den Rücken zukehrte, wenn er in Sicht kam. Ecknarf hatte ſeine Gründe dafür Der Gemeindevorſteher aber ließ ſich zum Schluß der Beſichtigung, ganz gegen ſeine Art, zu der ſchnellen Be⸗ merkung hinreißen:„Gottvertambur! Un do ho erſcht ge⸗ dacht, Sie ſenn e weng quer!“ „Des ſieht ner ſu aus! Jech waaß derweng ſcha Be⸗ ſcheid!“ lachte der Fremde übermütig den betroffenen Bauern an. a Auf der Rückfahrt nach Plauen verlor Weisker kein Wort darüber, daß der Freund an ſeiner Heimatſtadt vorbeifuhr. Er wußte, wie die Dinge lagen und rührte ohne Not nicht daran. Ecknarf aber war aufgeräumt und fröhlich, wie er es noch nie geſehen hatte. 8 „Der Adler hat dich nicht erkannt, Caſpar. Ich hätte nich aber beinahe vergaloppiert...“ N Nach Fühlungnahme mit den auſtraliſchen und Pariſer Be⸗ horben wuroden folgende Zuſammenhange klargeſteu: Ralph Spencer Wader war auf ſchriftlichem Wege mit Marie Camille Dejean in Verbindung getreten. Die Bezie⸗ hungen hatten ſich brieflich ſo weit vertieft, daß Ralph Spen⸗ cer Wade eines Tages einen längeren Urlaub nahm, nach Europa abreiſte und hier ſeine franzöſiſche Braut zum Standesamt führte. Doch nun ſchlich ſich ein verhängnisvol⸗ ler Irrtum ein. Marie Camille Deſean hatte nämlich einen Zwillingsbruder mit dem Namen Camille Marie Dejean. Dieſer Zwillingsbruder mit dem Namen Camille Marie wirkte bei der Trauung als Zeuge mit. Offenbar ging die Trauung ſehr fröhlich vor ſich. Denn der Beamte, der nachher die Heiratsurkunde ausfertigen mußte, ſchien ſich in den verſchiedenen Abteilungen und Namen nicht mehr auszukennen. Denn er ſtellte zum Schluß den Heiratsſchein auf den Namen Camille Marie Deſean aus. Damit war alſo ganz offiziell und unter Beachtung aller juriſtiſchen Vorſchriften Ralph Spencer Wade nicht etwa mit ſeiner Braut verheiratet, ſondern mit ſeinem Schwager. Nun ſollte man annehmen, daß ſich eine derartige fehlerhafte Ausfer⸗ tigung eines Trauſcheins ohne beſondere Mühe in Ordnung bringen laſſe. Aber da kennt man die franzöſiſchen Geſetze ſchlecht! In dieſem Falle mußte ein ganz formelles Verfah⸗ ren auf Ungültigkeit der Ehe eingeleitet werden. Ralph Spencer Wade gewinnt nun eine ſehr intereſſante Chance. Er fährt nach Auſtralien zurück, wartet ab, bis die Ungül⸗ tigkeit ſeiner Ehe ausgeſprochen iſt und kommt wieder nach Frankreich, um ſich mit ſeiner Braut nochmals, und dies⸗ mal richtig, trauen zu laſſen. Er braucht aber auch nicht zurückzukommen Falls ihm an der Trauung mit Marie Ca⸗ mille nichts mehrt liegt, kann kein Gericht der Welt ihn zwingen, wieder nach Frankreich zu kommen, um ſich zu verheirgten Er hat alſo eine allerletzte Möglichkeit, ſich die mals zu überlegen PEEP 5 Ende gut, alles gut Unſer Opfer zur letzten Keichsſtraßenſammlung in dieſem Jahr ſoll in ſeiner Größe die Wahrheit dieſes „alten Sprichworkes bekunden. 81 95 Sache noc 255 Gebentiage 2 6. März. 1794 Der Maler Julius Schnorr von Carolsfeld in Leip⸗ zig geboren. 1827 Ludwig van Beethoven in Wien geſtorben. 1851 Der Schriftſteller Langbehn(„Der Rembrandtdeut⸗ ſche“) in Hadersleben(Nordſchleswig) geboren. 1888 Elſa Brandſtröm in St. Petersburg, ſchwediſche Dele⸗ gierte des Roten Kreuzes,„Der Engel von Sibirien“, geboren. 1938 Generalfeldmarſchall Göring verkündet in Wien das Aufbauprogramm für Oeſterreich. „Erkannt nicht, aber das geſunde Mißtrauen unſeres Schlages ließ ihn fühlen, daß irgendwo etwas nicht in Ordnung iſt mit mir. Er hat mich auch nur als Junge zeſehen und wohl kaum beachtet. Bei dem Zöphel wäre das ſchon ſchwieriger geweſen. Ich war nach dem Krieg un paarmal bei Onkel Erasmus und auch bei ihm. Da hinauf kommen ſelten Menſchen, die Waldhofer haben kinen ſcharfen Blick und ein gutes Gedächtnis!“ „Das wird dich ein Stück Geld koſten, mein Freund.“ „Du mußt es ſo ſehen, daß ſich damit einer meiner wenigen Lebenswünſche erfüllt. Dort will ich einmal meine alten Tage verbringen...“ „Na, na— ſo weit ſind wir noch nicht. Ich glaube gicht, daß die Welt dich einfach ziehen läßt. Sie erwartet noch etwas von dir.“ „Mit Recht, Weisker. Denn was ich bisher gab, war nicht mein Beſtes, beileibe nicht. Die Zeit drängte mich zwangsläufig in eine beſtimmte Richtung. Ich ließ mich zuch willig drängen, denn ich habe frühzeitig eine bittere Erfahrung machen müſſen: finanzielle Abhängigkeit und Not erhöhen nicht gerade den Mann! Gerade in meiner engeren Heimat herrſcht eine tiefverwurzelte Anſicht, daß nur der ein Mann iſt, der Geld hat. Es kann einer ſchon ein großer Künſtler ſein, deshalb hat er noch lange keine Nummer! Nicht, daß mich das beſonders beeinflußt hätte, aber“, er lachte plötzlich,„wetten wir, daß zum Beiſpiel mein Vater der feſten Ueberzeugung iſt, daß ich längſt vor die Hunde gegangen bin?“ „Da brauchen wir nicht zu wetten, denn das iſt Tat⸗ ſache. Der gleichen Anſicht iſt dein Bruder, mit dem du ja auch gar keine innere Verbindung haſt, denn er war ein Junge, als du gingſt. Uebrigens iſt das ein patenter Kerl geworden, von dem ſeine Berufswelt Gutes ſpricht. Er hat ſich auch in der Bewegung aufopfernd betätigt, ob⸗ wohl dein Vater kein Freund der neuen Weltanſchauung ift. Wenn du willſt, kann ich überhaupt wieder einmal Informationen einziehen?“ „Ja, bitte tue das. Du weißt, ich habe keinerlei Gröll gegen den Vater. Ich habe auch nicht etwa meinen Namen abgelegt, ſondern heiße nach wie vor Franke. Ecknarf iſt aus meinem Pſeudonym entſtanden. Als ich damals die erſten Karikaturen veröffentlichte, erachtete ich ſie einer Spielerei gleich, der ich nicht meinen Namen geben wollte. Du weißt, welchen Erfolg ich damit hatte, nicht nur in Deutſchland. Dann gab mir Profeſſor Berking eine große Chance, indem er ſich von mir porträtieren ließ.“ Aus⸗ gerechnet Berking, der große Meiſter, dem wir alle niemals das Waſſer reichen können, verſtehſt du? Er wollte 1 daß ſein Schüler„Ecknarf' nicht nur Karikaturen hin⸗ wichſen kann! Der Mann iſt überhaupt wie ein Vater zu mir geweſen. Während es manchem meiner Kollegen, die gewiß nicht geringere Könner waren, ſchwerfiel, Aufträge zu bekommen, konnte ich mich von da an kaum retten. Die Miniſter wechſelten und die Börſengrößen— ihre Damen ſaßen in meinem Atelier! Junge, waren das Zeiten! Gewiß, ich verdiente viel Geld, aber mir wurde auch angſt um den Künſtler in mir! Nun bin ich wieder einen Schritt weiter: ich werde jedes Jahr Monate in der Heimat verbringen. Na, um es kurz zu ſagen: ich w weiterhin weniger Porträts malen als bisher.“ Er ſah nachdenklich vor ſich hin.„Es iſt ſeltſam— ich hatte mir eine Friſt von zehn bis fünfzehn Jahren geſetzt, ehe ich meinen Angehörigen gegenübertreten wollte, als keines“ wegs vor die Hunde gegangen!— und gerade zu dieſem Zeitpunkt kann ich Onkel Erasmus' Erbe antreten „Dein Leitſtern will es vielleicht ſo, Caſpar. Ich vt, ſtehe dich dahin, daß du in Zukunft nicht in der gn ſache Porträts malen willſt, dei denen es auf ſprechen 5 lebendige Aehnlichkeit mit dem Original ankommt, 1 dern daß du zum Beispiel Geſtalten aus der Heimat e halten willſt. Da iſt ſchon Adler ein dankbarer Type — ortſetzung folgt dKenommen. Wichtige Erkenntniſſe jur Krankheitsbekümpfung Es gibt Leute, die das Schlagwort von der„übertrie⸗ benen Bakterienfurcht“ bei jeder Gelegenheit allzu leicht ausſprechen. Fällt Brot, geſchältes Obſt oder ähnliches auf den Fußboden, ſo ſind ſie ſchnell bei der Hand mit dem Troſt:„Sand reinigt den Magen, was bedeuten Bakterien, wären ſie ſo gefährlich, ſo wären wir alle krank!“. Richtig, es iſt nicht immer ſo, daß gerade dort auf dem Fußboden, wohin uns etwas Eßbares gefallen iſt, und von wo wir es nach oberflächlichem Abwiſchen in den Mund führen, Bakterien von den Schuhen abgetreten wur⸗ den. Aber wer will leugnen, daß wir täglich in außer⸗ ordentlich viel Unrat treten, der die gefährlichen krank⸗ heitserregenden Kleinlebeweſen aufweiſt. Sie übertragen allerdings ohne weiteres keine Krankheiten, ſondern Vor ausſetzung iſt immer, daß ſie mit dem Nahrungsmittel in unſere Atmungsorgane gelangen, ſo winzig klein ſind ſie Unter dem Mikroſkop werden ſie jedoch deutlich ſichtbar, Deshalb unterliegt es keinem Zweifel, daß die Seuchen⸗ gefahr geringer geworden iſt, ſeitdem Seife und Reini⸗ gungsmittel viel Schmutz aus unſerer Wohnung hinaus⸗ befördern. Die einwandfreien wiſſenſchaftlichen Feſtſtellungen gehen aber noch weiter. Nicht nur der Schmutz, der in dunklen Ecken der Wohnung ſich anſammelt, wird zu eine Brutſtätte von Bakterien, ſondern auch alle Unreinlichkeit die unſer Körper durch die Haut ausſcheidet und die vor der Wäſche aufgenommen wird. Körperausſcheidungen allein ſind es jedoch nicht, die Wäſche und Kleidung zu Bakterienträgern machen, denn auch von außen dringer Krankheitserreger, z. B. durch Staub, ein. Jeder weiß heute, daß mancherlei Ungeziefer ſeit Ge brauch neuzeitlicher Reinigungsmittel die meiſten menſch lichen Wohnungen verlaſſen hat, ſoweit es ſich nicht un beſonders hartnäckige, nur durch Spezialmittel zu vertrei— bende Inſekten handelt. Ebenſo iſt für die Säuberung der Wäſche von Krankheitserregern die Wahl der Reini⸗ gungsmi tte» Bedeutung. In dieſer Beziehung ſind neueſte wiſſenſchaftliche Feſtſtellungen intereſſant. Be⸗ reits bekannt war, daß Länder mit hohem Seifenverbrauch eine niedrigere und Länder mit geringem Seifenverbrauch eine höhere Säuglingsſterblichkeit aufweiſen. Darüber hinaus kam nunmehr wiſſenſchaftliche Forſchung zu dem Ergebnis, daß neuzeitliche, hochwertige Waſchmittel der Seife gegenüber nicht nur ſtärkere Reinigungskraft, ſon⸗ dern auch bakterientötende Wirkung haben. Es wurden Unterſuchungen vorgenommen zwiſchen Ländern, in denen vorwiegend Seife zum Wäſchewaſchen gebraucht wird, und ſolchen, in denen Waſchmittel mit bakterienvernichten⸗ der Wirkung verbreitet ſind. Hiernach iſt eine Abnahme der Säuglingsſterblichkeit in Ländern mit ſtarkem Ver⸗ brauch von bakterienvernichtenden Waſchmitteln offenkun⸗ dig. Daraus geht hervor, daß zwiſchen dem Verbrauch an hygieniſch zuverläſſigen Waſchmitteln und dem Stand der Volksgeſundheit unverkennbare Beziehungen beſtehen. Das muß ſich die Hausfrau merken: Wenn Scheren und ähnliche Dinge matt geworden ſind, kann man ihnen auf folgende Weiſe neuen Glanz geben. Entweder bereitet man eine Maſſe aus einer klei⸗ nen Taſſe Kleie und heißem Waſſer unter Zuſatz von einem Löffel Salz und zwei Löffeln Eſſig und reibt damit mit⸗ tels eines weichen Lappens die Gegenſtände ordentlich ein und ſpült mit Waſſer nach. Oder man befeuchtet die Ge⸗ genſtände mit einer Lauge von Soda und reibt ſie dann mit möglichſt heißem, feinem Sand oder Aſche ein. Etwa vorhandener Roſt wird vorher mit Schmirgelpapier ab⸗ gerieben. Wie wäſcht man Decken aller Art, beſonders aber schwere wollene? Am beſten verwendet man Seifenlöſung. Nachdem die Decken getrocknet ſind, nimmt man einen Teppichklopfer und klopft ſie leicht aus. Die Decken er⸗ halten dadurch ihre natürliche Schmiegſamkeit zurück. Die ſogenannten Kreuzmeſſer maſchinen werden leicht ſtumpf. Sie werden am einfach⸗ ſten mit einer gewöhnlichen Sägefeile geſchärft, jedoch 5 das Anſchärfen nur von der rechten Seite aus er⸗ olgen. Feuchtigkeitsflecke auf Spiegeln laſſen ſich entfernen, und zwar indem man ſie mit einem in Weineſſig getauch⸗ ten Schwamm abreibt. Dann ſtreut man auf ein Tuch Wäſcheblau und poliert damit die Fläche. Um Geweihen und Gehörnen ihre Bräunung zu er⸗ halten, wird übermanganſaures Kali, das in Waſſer auf⸗ gelöſt, mit einem Pinſel oder Wattebauſch aufgetragen. Der meiſt hellere obere Teil bleibt unberührt, weil Bräu⸗ nung an dieſer Stelle ſehr leicht die Vermutung einer Nachahmung aufkommen läßt. Um Geweihe und Ge⸗ hörne vor Wurmſtich zu bewahren, überpinſelt man ſie leicht mit Petroleum. Amſtellung in der Ernährung iſt gut Bald kommt der Frühling und macht ſich im Befin⸗ den des Menſchen bemerkbar. Der veränderte Luftdruck im Frühling verlangt nämlich von den menſchlichen Organen eine beſondere Anſtrengung. 1 iſt auch das Frühjahr von März bis in den Mal hinein gefähr⸗ lich für alle Geneſenden und ältere Leute. Vermeidung 9 85 Anſtrengungen, vitaminreiche Nahrung ſind erforder⸗ 5 1 um unangenehmen Erſcheinungen aus dem Wege zu gehen. Zuſammen mit vitaminreicher Koſt, die man in dieſen Monaten beſonders reichlich zu ſich nimmt, ſoll man ſich einer Blutreinigungskur unterziehen. Dieſe war ſchon bei den Großmüttern beliebt, weil ſie ſich als geſundheits⸗ fördernd erwieſen hatte. Man ſollte überhaupt nicht die zahlreichen alten Hausmittel verachten. Früher gab man zur Blutreinigung Schwefelpräparate, Rizinusöl und der⸗ gleichen mehr, heute ſtehen viele Tees und Präparate zur Verfügung. Im Zusammenhang damit ſteht die Diät⸗ frage: weniger Fleiſch, möglichſt viel friſches Obſt, trotz der Müdigkeit viel Bewegung in friſcher Luft— aber warm angezogen. Ein amerikaniſcher Ernährungswiſſen⸗ ſchaftler bringt die Diät des Frühlings auf folgende Regel: ein Drittel Milch, ein weiteres Drittel Obſt und das letzte Drittel für die geſamten anderen Bedürfniſſe. giagnar Berg baut dieſe Formel für unſere klimatiſchen gerbällniſſe wie folgt um: iß fünf⸗ bis ſiebenmal ſo viel Dartoffeln, Wurzeln, Gemüſe, Früchte und Milch in allen Formen, wie alle anderen Lebensmittel zuſammen⸗ an den Fleiſchhack⸗ Warum immer ſtricken und ſticken? Es gibt viele andere Handarbeiten Der Phantaſie ſind keine Schranken geſetzt Uns Frauen allen iſt die Freude am Schaffen ange⸗ boren, und dieſe Freude an der ſchöpferiſchen Nene außert ſich nicht zuletzt in— Handarbeiten! Etwas be⸗ Annen, eutſtehen ſehen, fördern und vollenden ganz im Sinne des eigenen Schönheits⸗ und Zweckmäßigkeitsge⸗ fühls gibt dieſe beſondere Befriedigung, die eben nur Abe Schaffen und ſchöpferiſche Arbeit verleiht. 2 die weibliche Handarbeit iſt ein wenig in Mißkredit geraten. Man belächelt die ewig handarbeitende Frau, die der jeweiligen Mode entſprechend Filetdeckchen, Kreuz⸗ ſtichmuſter oder Strickweſten am laufenden Band produ⸗ ziert. Und das allerdings hat auch nicht mehr allzuviel mit der„ſchöpferiſchen Arbeit“ zu tun. Soll eine Handarbeit ihrem Sinn entſprechend wirken, ſo muß der gute Geſchmack das erſte Wort ſprechen. Ge⸗ rade auf dieſem Gebiet liegt die Gefahr, Kitſch zu machen, beſonders nahe. Geſchorene Plüſchhunde mit Glasaugen gehören nicht auf Sofakiſſen, heilige Symbole eignen ſich nicht für Schlummerrollen, Roſen haben nicht auf Filz⸗ pantoffeln zu blühen! Gleiches Recht wie die Schönheit hat natürlich auch die Zweckmäßigkeit. Wenn man ſich ihrer immer klar bewußt iſt, ſo ſind der allzu üppig ei Phantaſie ja ſchon natürliche Grenzen ge⸗ ſetzt. 5 Darüber hinaus aber ſoll die Handarbeit auch ſtets die Perſönlichkeit erkennen laſſen. Die vorgezeichnete Decke, die mechaniſch ausgeſtickt wird und an der nichts, aber auch gar keine Kleinigkeit die ſchöpferiſche Freude der Frau verrät, hat recht geringen Wert. Da ſind die ſelbſt erdachten Hanßarbeiten, vor allem, wenn ſie Geſchenke darſtellen ſollen, ſchon vorzuziehen. Und hier hat die Frau ein ſo reiches Betätigungsfeld, daß das Schema der „Handarbeiten“ ſehr bald in den Hintergrund treten wird. Praktiſch und ſchön ſind Handarbeiten, die beim An⸗ blick eines Materials, bei einem Blick in die Flickentruhe, den Kramſchrank, zunächſt„im Kopf“ entſtanden und ſau⸗ ber ausgeführt wurden. Ein Reſt Wachstuch, zu klein, um noch einen Tiſchbelag zu ergeben— daraus entſtehen Behälter mit Taſchen, die an die Küchen⸗ oder Dielenwand zehängt werden, um Staubtücher, Bürſten und dergleichen aufzunehmen. Man beſtickt die Taſchen mit buntem Garn oder Baſt. Sie ſind praktiſch, weil abwaſchbar. Seidenflicken ergeben Kiſſen und Decken. Müſſen alle ſtiſſen flach oder rund ſein? Warum nicht Würfel oder andere phantaſievolle Formen? Warum immer ſticken, varum nicht einmal glatte Seide mit hübſchen, geometri⸗ ſchen Ausſchnittfiguren beſetzen? Sackleinen, grobe Stoffe, ind ganz beſonders vorzügliche Grundſtoffe für farbfrohe Bauernſtickereien. Ganze Gedecke werden in kurzer Zeit hervorgezaubert. Die Kunſt liegt in der Raumaufteilung und Farbgebung. Illuſtrierte Blätter, Kinderbücher, ſelbſt bunte Zeitungsreklamen können da wirkungsvolle Anre⸗ gungen geben. Feine Tüllſtoffe, Seidengewebe wirken zart in leichter Durchzugarbeit, feſte, bunte Stoffe ergeben Strumpford⸗ ner, die auch im Koffer mitgeführt werden können, Buch⸗ hüllen, Telephonhüllen. Chintz und Kretonne laſſen ſich leicht auszupfen. Decken für Balkon und Teetiſche, paſ⸗ ſende Mundtücher, Teewärmer, Korbdecken entſtehen im Umſehen. Strickſachen, nicht nur zum Anziehen, auch Kiſſen, Decken und Wäſcheſtücke ſind hübſch! Ein reizen⸗ des Geſchenk iſt ſtets eine farbſchöne Garnitur für Klei⸗ der, beſtehend aus Kragen und paſſenden Aufſchlägen. Und gibt es eine zierlichere Handarbeit als einen ſelbſtgehäkel⸗ len Umhang! Es iſt eine entzückende Arbeit, dieſe Minia⸗ turſachen herzuſtellen. Bettſchuhe, Bettjäckchen für die Großen, Sportkleidung für die Kleinen, und warme Spiel⸗ höschen, Wagendecken, Mützen! Aber ziehen wir doch den Bereich der Handarbeiten einmal ein wenig weiter. Warum nur immer ſticken und ſtricken! Die Mode verlangt noch andere reizvolle Bei⸗ gaben. Beiſpielsweiſe die entzückenden geflochtenen Gür⸗ tel, für den Tag, den Sport, für Kleid und anel aus bunten Lederriemen, aus Baſt, aus Wolle, für den Abend aus Gold- und Silberfäden. Wir flechten und weben alſo auch richtige Garnituren, paſſende Halsſchnüre und Arm⸗ ringe. Und wer die Nähmaſchine im Hauſe hat, beſitzt die Möglichkeit, reizende Stepparbeiten zu machen eine leichte, müheloſe Arbeit, die große Wirkung hat. Geſteppte Tuch⸗ und Wachstuch⸗ oder Wildlederaufſchläge, geſteppte Gürtel mit Phantaſieſchnalle, die man ſelbſt beziehen kann. ärmel. Rocklänge reicht, iſt der ein⸗ Hals eignet. Statt des Reiß⸗ 10 Mit ein wenig Klebſtoff und Buntpapier verwandeln ſich einſache Kartons in reizvolle Schmuckkäſten, Nähkäſten und Wäſcheordner. Gleichmäßig geſchnittene Pappen, mit dem Bürolocher gelocht und mit bunter Schnur durch⸗ zogen, bekommen eine Hülle aus buntgeklebtem Papier, um Photograpien, Zeitungsausſchnitte aufzunehmen. Große Briefumſchläge, in gleicher Weiſe zuſammengefügt, berwandeln ſich in eine Dokumentenmappe. Kleine und große Schachteln, Mappen und Büchlein ergeben eine ganze Schreibtiſchgarnitur, wenn wir ſie mit praktiſchem, abwaſchbarem Stoff beziehen. Nagel, Holzwolle und Mut, nichts anderes gehört dazu, eine alte Seifenflocken⸗ konne in einen reizenden Wäſchepuff zu verwandeln. Wir benageln ſie ringsum mit hübſchem bedruckten Stoff, pol⸗ ſtern den Deckel mit Holzwolle und laſſen ringsum noch einen kleinen Volant ziehen. Offene Kiſten, nach vorn gekantet, werden gleichfalls bezogen und mit einem hüb⸗ ſchen Vorhang verſehen, um Stiefel aufzunehmen oder gar, an der Wand hängend, Bücherregale oder kleine Schränkchen darzuſtellen. 5 Der Phantaſie ſind keine Schranken geſetzt, was die ſchöpferiſche Handarbeit der Frau betrifft. Ein bißchen Mut gehört dazu und die Freude an der Ueberwindung leichter, techniſcher Schwierigkeiten. Aber der Erfolg wird gicht ausbleiben, wenn ſich zum Mut und zur Schaffens⸗ freude noch die Ausdauer und der Wille zu ſauberer, exak⸗ er Ausführung geſellen. Dann aber gibt es wohl nichts Schöneres für die Frau, als ſelbftſchöpferiſch für ihre Lie⸗ ben zu arbeiten und einen reichen Gabentiſch vorzuberei⸗ en, der in der Hauptſache aus ſolchen vielſeitigen, geſchmack⸗ vollen und praktiſchen„Handarbeiten“ beſteht. R. E. Aufnahme Schmoll Bavaria— M. Im ſelbſtgeſtrickten Pullover. Darf der Säugling Kartoffeln eſſen? Wenn eine Mutter ihrem Säugling ganze Salzkar⸗ toffeln oder gar knuſprige Bratkartoffeln vorſetzen würde, könnte ſie ſicher ſein, daß„Bubilein“ nur noch lauter krä⸗ hen würde, weil dieſe Dinge für ſein zahnloſes Mündchen und den kleinen zarten Magen keineswegs die geeignete Speiſe darſtellen. Auch Kartoffelpuffer und Kartoffel⸗ klöße werden von Bubilein verſchmäht, weil das trotz aller Nahrhaftigkeit Speiſen für die Größeren ſind. Und doch kann auch Bubilein Kartoffeln eſſen, und zwar in der Form eines ſüßen Breies, den man heutzutage vorzugsweiſe aus dem Stärkemehlprodukt D. P. M. be⸗ reitet und in dem alle hochwertigen Nährſtoffe der Kar⸗ toffel enthalten ſind. Herr Roderich, das Leckermaul, der Nacht für Nacht vom lauten Gebrüll ſeines Neugeborenen aus dem tiefſten Schlummer geriſſen wurde, fand endlich Ruhe, als ſeine Gattin Garnichtfaul den guten Rat der Nachbarin befolgte und den kleinen Schreihals mit einem geſüßten Brei aus dem herrlichen Kartoffelſtärkemehl D. P. M fütterte. Sobald Mama Garnichtfaul mit dem Breinäpfchen erſchien, ſchlug das Geheul in hellen Jubel um, und am liebſten hätte Bubilein überhaupt nicht mehr aufgehört zu pappen. Papa Roderich hatte ſeine Ruhe und Bubilein, der zuſehends dicker und rundlicher wurde, ſchmatzte vor Vergnügen, wenn nur der Duft des ſüßen Breis um ſeine Naſe zog. Die feſche Berufsſchürze Junge Mädchen ſcheuen ſich, eine Berufsſchürze an⸗ zulegen, da ſie in dieſen Kitteln nicht ſchmuck genug er⸗ ſcheinen. Dem wäre wohl abzuhelfen, wenn man es ver⸗ ſuchen würde, dieſe Schürzen aus einem beſonders hüb⸗ ſchen Material, vielleicht aus Rohſeide oder getöntem Satin, nach einem kleidſamen Schnitt anzufertigen. Modell 1 hat den gut kleidenden ſpitzen Kragen und Puff⸗ Ein in der Farbe gut gewählter Reißverſchluß, der von oben bis zur halben zige Schmuck. Modell 2 bringt einen anders geſchnit⸗ tenen Kragen, der ſich beſon⸗ ders für einen ſchmalen verſchluſſes ſind viele kleine Knöpfe geſetzt. Modell 3 iſt ſtark in die Taille gearbeitet, mit breiten Umſchlägen und doppelter Knopfreihe. Zeichnung: Hanneſen— M. ö Sport und Spiel Einheimiſcher Sport Fußball der Bezirksklaſſe. Die Tabelle hat nach dem Stand der vorſonntäg⸗ lichen Spiele folgendes Ausſehen: Vereine Sp. gew. unent. verl. Tore Punkte Amicitia Viernheim 21 11 6 4 5326 28 Germ. Friedrichsfeld 21 11 6 J 2 28 FV. Weinheim 20 11 3 6 4024 25 Olympia Reulußheim 19 10 4 38 24 SC. Käfertal 21 8 8 5 44:36 24 SpVg. 07 Mannh. 20 9 5 6 8531 23 98 Seckenheim 20 7 7 6 31:28 21 Phönix Mannheim 21 6 8 7 27 35 20 Alem. Ilvesheim 21 7 5 9 47:51 19 08 Hockenheim 20 6 5 9 27:44 17 BfTu. R. Feudenheim 20 6 3 11 38:46 15 FV. Brühl 20 6 1 13 30:36 13 Fortuna Heddesheim 20 3 1 16 19:64 7 Morgen ſpielen: Amicitia Viernheim— 98 Seckenheim Olympia Neulußheim— 07 Mannheim VfTuR. Feudenheim— Phönix Mannheim Fortuna Heddesheim— SC Käfertal Germania Friedrichsfeld— JV. Weinheim JV. Brühl— Alemannia Ilvesheim Seckenheim geht nach Viernheim und beſtreitet dort wohl das wichtigſte Spiel der diesjährigen Runde. Für Viernheim wird dieſes Treffen die Meiſterſchaft ent⸗ ſcheiden. Verliert die Platzmannſchaft, ſo tritt ſie damit den Anſpruch auf den Meiſtertitel an einen der anderen engeren Mitbewerber, Friedrichsfeld, Weinheim oder Neulußheim, ab. Es geht alſo um alles!! An die Seckenheimer Mannſchaft werden große Anforderungen geſtellt werden. Ob ſie dieſe meiſtern kann, das wird das Spiel unter Beweis ſtellen. Ein ebenſo wichtiges Spiel hat die Jugendmann⸗ ſchaft am Vormittag auf dem Herzogenriedplatz aus⸗ zutragen. Neckarau wird— gewitzigt aus der Waldhof⸗ Niederlage— das Spiel ſehr ernſt nehmen. Glück auf zu den ſchweren und entſcheidenden Kämpfen. Auswärtiger Sport Die größten Ereigniſſe bringt am kommenden Sonntag ohne Zweifel der Fußballſport, da hier neben dem bedeu⸗ tendſten Länderkampf, Italien— Deutſchland, zugleich noch unſere B⸗Mannſchaft gegen Luxemburg und eine ſüdweſt⸗ deutſche Auswahl gegen Italien Be antritt. Zugleich bringen aber auch die anderen Sportarten bedeutende Veranſtaltun⸗ Mee ſo ſteigen im Handball die erſten Spiele zur deutſchen Meiſterſchaft und ebenſo findet bereits im Hockey der erſte Vorrundenkampf ſtatt Unſere Rugbyſpieler ſtehen vor einem weiteren Länderkampf gegen ihren Lehrmeiſter Frankreich, im Turnen werden die Deutſchen Mannſchaftsmeiſterſchaften der Männer und Frauen mit den Gaugruppenkämpfen fort⸗ Moeiße die Amateurboxer ermitteln in Eſſen ihre deutſchen eiſter und ebenfalls gegen Frankreich kämpfen unſere Fechter in Paris. Im Fußball überragt ſelbſtperſtändlich der Länderkampf in e ſchen dem Weltmeiſter Italien und unſerer deutſchen Län⸗ dermannſchaft alle anderen Ereigniſſe auch der letzten Wochen an Bedeutung. Zugleich kämpft unſere junge Garde in Differdingen gegen die luxemburgiſche Nationalmann⸗ chaft. Für uns in Süddeutſchland hat aber das„kleine Län⸗ erſpiel“ zwiſchen der Auswahl Südweſtdeutſchlands und der italieniſchen B⸗Mannſchaft eine größere Bedeutung, da hier eine ganze Reihe bekannter badiſcher und Südweſt⸗ Gauliga⸗Spieler ihre internationale Feuerprobe beſtehen müſſen. Ein weiteres Auswahlſpiel ſteigt in München zwi⸗ ſchen den Gauen Bayern und Sachſen, und in Frankfurt wird als Auftakt zu dem Spiel gegen Italien B das Süd⸗ weſt⸗Gau⸗Pokalſpiel zwiſchen Frankfurt und Darmſtadt durchgeführt Die Meiſterſchaftsſpiele bringen in Baden das für den Abſtieg entſcheidende Treffen zwiſchen 8 Karlsruhe und SpVgg Sandhofen ſowie das Spiel VfB Mühlburg— Freiburger FC. Recht rege iſt der Mei⸗ ſterſchaftsbetrieb noch in Württemberg, wo folgende vier Spiele angeſetzt ſind: Stuttgarter Kickers— Sportfreunde Stuttgart, VfB Stuttgart— Union Böckingen, SW Feuer⸗ bach— Ulmer FW 94. SSV Ulm— FW Zuffenhauſen. Nur ein Spiel ſteigt in Bayern, in dem ſich Neumeyer Nürnberg und 1860 München gegenüberſtehen. An drei Fronten Länderkämpfe gegen Italien und Luxemburg Deutſchlands Fußballſport ſteht am kommenden Sonn⸗ tag, 26. März, an drei Fronten im Kampf. Unſere„Elite“ ſpielt in Florenz gegen den Fußball⸗Weltmeiſter Ita⸗ lien, unſer Nachwuchs aber iſt in Differdingen gegen die Elf des Großherzogtums Luxemburg und in Frank⸗ furt a. M. gegen Italien B beſchäftigt. Deutſchlands ſchwerſter Fußballkampf des Jahres iſt das 7. Länderſpiel gegen den Weltmeiſter Italien in Flo⸗ renz. Es war kein Geheimnis, daß nach den mäßigen Lei⸗ tungen in den Länderkämpfen gegen Belgien und Jugo⸗ lawien und dem teilweiſen Verſagen der bayeriſchen Na⸗ tionalſpieler beim Reichsbundpokalendſpiel gegen Schleſien die Aufſtellung der deutſchen Länderelf den Verantwont⸗ lichen einiges Kopfzerbrechen bereiten würde. Aber frier als gedacht iſt die endgültige Entſcheidung gefallen, und dereits vor zwei Wochen gab das Reichsamt Fußball im NS unſer Aufgebot für Florenz bekannt. Die deutſche Mit lautet latzer (Bieniac Wien) 8 Janes Schmaus (Fortuna Düſſeldorf)(Vienna Wien) Kupfer Goldbrunner Kitzinger (Schweinfurt 05)(Bayern München)(Schweinfurt 05) Lehner Hahnemann Gauchel Schön Peſſer (Augsburg)(Neuendorf)(Rapid Wien) (Admira Wien)(Dresdener SC) Als Erſatz ſtehen Jakob(Jahn Regensburg), Streitle Gayern München) und Gelleſch(Schalke 04) bereit. Wir finden hier mit ganz wenigen Ausnahmen die glei⸗ chen Spieler, die im vergangenen Jahr den erſten Weltmei⸗ ſterſchafts⸗Ausſcheidungskampf gegen die Schweiz in Paris (11) und im September den mit 4:1 gewonnenen Kampf gegen Polen in Chemnitz beſtritten. Für den Torhüter⸗ poſten ſtanden drei nahezu gleichwertige Spieler zur Ver⸗ fügung. Von den ſechs bisher gegen Italien ausgetrage⸗ nen Spielen konnten wir nur ein einziges, und zwar auf italieniſchem Boden, gewinnen. Vier Länderkämpfe gin⸗ en verloren und einer 1936 in Berlin, endete unent⸗ ſchieden 2:2. Bei dieſem letzten Kampf gegen Italien wirk⸗ ten von unſerer jetzigen Elf nur Janes, Goldbrunnex und Kitzinger mit, die in dieſer Beſetzung die Läuferreihe bil⸗ deten. Der Waldhöfer Siffling ſpielte damals Mittelſtür⸗ mer und ſchoß beide Tore. Italieniſche B⸗Elf in Frankfurt Während das Hauptſpiel in Florenz ſteigt, treten zwei weitere Auswahlmannſchaften beider Nationen am kommen⸗ den Sonntag, 26. März, im Frankfurter Sport⸗ feld einander gegenüber. Italien ſchickt die B⸗Mannſchaft in den Kampf, während die Vertretung der deutſchen Mannſchaft Spielern der ſüdweſtdeutſchen Gaue überlaſſen wurde. Dieſe Spieler, die alle dem Nachwuchs entnommen ſind und bereits vor einigen Tagen unter des Reichstrai⸗ ners Herberger Augen im Frankfurter Lehrgang ihr Kön⸗ nen zeigen durften, haben eine große, aber auch zugleich ehrenvolle Aufgabe. Der Gegner iſt ſtark, wurde doch eine Reihe von Spielern aufgeboten, die mithalfen, Italien die Fußball⸗Weltmeiſterſchaft zu erobern, als da ſind Ferraris, De Maria, Boffi, Perazzolo und Baldo. Weil dieſer Geg⸗ ner ſo ſtark iſt, werden ſich unſere Spieler beſonders aus⸗ zeichnen können. Dem belgiſchen Schiedsrichter Franken ſtellen ſich folgende Einheiten: Südweſtdeutſchland: Deyhle(Stuttgarter Kik⸗ kers); Müſch(SS Troisdorf), Schmitt(FV Saarbrücken); Fend(FSW Frankfurt), Heermann(SV. Waldhof), Schädler (Ulmer FV 94); Reinhardt(VfR Frankenthal), Walter (1. FC Kaiſerslautern), Doſedzal(FSV Frankfurt), Kling⸗ ler(FV Daxlanden), Gärtner(Olympia Lorſch). Italien B: Caimo(AC Novara); Marchi, Sardelli (beide Genug 93); Baldo, Milano(beide Lazio Rom), Carſi (A Bologna); Zironi(Fc Modena), Perazzolo(Genua 93), Boffi(FC Mailand), De Maria, Ferraris(beide Ambro⸗ ſiana Mailand). Gegen Luxemburg Wir haben ſchon ſechsmal gegen Luxemburg geſpielt, und wir müſſen beſtätigen, daß das kleine Ländchen über ganz ausgezeichnete Spieler verfügt, was nicht zuletzt auf den engen Spielverkehr mit den franzöſiſchen und belgiſchen Mannſchaften zurückzuführen iſt. Daß Luxemburg 1984 ge⸗ 1 0 Deutſchland 19 verlor, iſt kein Wunder, waren doch zu ieſem Weltmeiſterſchafts⸗Ausſcheidungsſpiel u. a. Janes, Szepan, Albrecht, Hohmann, Raſſelnberg und Kobierſki auf⸗ Aten worden. Dafür aber hatten wir ein Jahr ſpäter in Uxemburg einen außerordentlich ſchweren Kampf zu be⸗ ſtehen, der nur 10 gewonnen wurde. 1936 trafen die Lu⸗ xemburger in Berlin bei der Olympiade wieder auf Deutſch⸗ land. Unſere Elf ſiegte 9:0. Es war, wie wir alle wiſſen, ein Pyrrhus⸗Sieg. Im gleichen Jahr mußten die Luxem⸗ burger in Krefeld nochmals mit 7:2 daran glauben. Zu Hauſe ſetzten ſie ſich 1937 hartnäckig zur Wehr und ver⸗ loren nur 2:3, und 1938 hatte unſere Vertretung große Mühe, in Wuppertal mit 2˙1 zu gewinnen. Jetzt hoffen die Luxemburger auf ihren erſten Sieg, denn ſie haben ſich entſprechend vorbereitet. Auch dieſer Gegner wird nicht leicht zu bezwingen ſein, das möge ſich unſere Elf vor Au⸗ gen halten. Dem belgiſchen Schiedsrichter Charlier ſtellen ſich folgende Mannſchaften: Deutſchland: Flotho(fe Osnabrück); Münzen⸗ berg(Alemannia Aachen), Immig(Karlsruher FV); Rohde 5 Eimsbüttel) Piccard(SSV Ulm), Männer(Hannover 6); Malecki, Pöhler(beide Hannover 96), Hänel(BC Hartha), Fiederer(SpVgg Fürth), Arlt(Rieſaer SV). Luxemburg:; Hohſcheidt(Jeuneſſe Eſch); Majerus Geuneſſe Eſch), Remy(Spora Luxemburg); Dumont Union Luxemburg), Becker(US Düdelingen), Fiſcher(JV chifflingen); Everad(Niederkorn), Licar(Düdelingen). Mart(Fola Eſch), Mengel(US Düdelingen), Kemp(Red Boys Differdingen). Im Boxen finden die deutſchen Amateurmeiſterſchaften in Eſſen am Samstag mit den Endkämpfen ihren Höhepunkt und zu⸗ gleich auch ihren Abſchluß, womit dann auch die größte Ver⸗ anſtaltung der Amateurboxer in dieſem Jahr der Vergan⸗ genheit angehören wird. Schmeling wieder kampfbereit Max Schmeling ſtellte ſich in Berlin noch einmal zu einer Nachunterſuchung ſeiner im Kampf gegen Joe Louis erlittenen Verletzung bei Profeſſor Gohrbrand vor, der ihn nach ſeiner Rückkehr aus USA in Berlin behandelte. Pro⸗ feſſor Gohrbrand faßte ſein Urteil über den Geſundheits⸗ zuſtand des Exweltmeiſters dahingehend zuſammen, daß 5 Betätigung Schmelings im Ring nichts mehr im Wege teht. 5 5 ö Im Handball beginnt die Gruppe 1 bereits mit den erſten Spielen um die deutſche Meiſterſchaft, für uns in Süddeutſchland ſind aber die beiden entſcheidenden Meiſterſchaftsſpiele um die Gau⸗ meiſterſchaft in Baden und Bayern viel intereſſanter. In Baden wird nunmehr endlich die Frage SV Waldhof oder Ketſch entſchieden, und die gleiche Entſcheidung fällt in Bayern zwiſchen dem 1. FCE Bamberg und Poſt München. Im Gau Südweſt findet neben dem Meiſterſchaftsſpiel zwi⸗ ſchen MSV Darmſtadt und der TSG Ludwigshafen und Tura Ludwigshafen— Germania Pfungſtadt(kampflos für Pfungſtadt) noch das Frauenſpiel RTSV Mainz— Ein⸗ tracht Frankfurt ſtatt. Im Turnen werden die Kämpfe zu den deutſchen Mannſchafts⸗ Meiſterſchaften mit den Gaugruppen⸗Ausſcheidungen fortgeſetzt, wobei die Männer in Kaſſel, Plettenberg, Lübeck und Regensburg und die Frauen in Stettin. Neugersdorf, Frankfurt a. M. und Ulm antreten werden. Der badiſche und der Südweſtmeiſter, TV Villingen und Eintracht Frankfurt, müſſen bei den Männern in Kaſſel turnen, wäh⸗ rend bei den Frauen der Südweſtmeiſter, Turngeſellſchaft Offenbach, in Frankfurt und die drei anderen ſüddeutſchen Gaumeiſter, TV Heidelberg, MTV Stuttgart und TV 45 Nürnberg, in Ulm um die weitere Teilnahme an den deut ſchen Meiſterſchaften kämpfen. Im Schwimmen verdienen die zweiten Reichsprüfungskämpfe in Bremen be⸗ ſondere Beachtung, da hier die geſamte deutſche Spitzen⸗ klaſſe an den Start gehen wird. Ein Schwimmfeſt findet in Darmſtadt ſtatt, an dem ſich in der Hauptſache Schwim⸗ mer aus dem Gau Südweſt beteiligen und in Heidelberg treffen der 1 Frankfurter SC, SV Göppingen, Freiburger FC und Nikar Heidelberg in einem Vierklubkampf zu⸗ ſammen. . Im Hockey 978 ſich im erſten Spiel zur deutſchen Meiſterſchaft der K Königsberg und der Stettiner HE gegenüber. Im Gau Südweſt werden die Aufſtiegsſpiele mit einem vollen Pro⸗ gramm fortgeſetzt. Phönix Karlsruhe erhält die Punkte Das Urteil des Gaufachamkes gegen Bſes Neckarau. Wegen Nichtantretens des VfL Neckarau zum Gauliga⸗ Pflichtſpiel gegen Phönix Karlsruhe am 19. März erging durch den Gau nachſtehendes Urteil: 1. Das Spiel Phönix Karlsruhe gegen Vfe Neckarau vom 19. März iſt mit 0:0 Toren für Phönix Karlsruhe ge⸗ wonnen und für VfL Neckarau verloren zu werten. f 2. VfL Neckarau wird wegen Nichtantretens in eine Geldſtrafe genommen 3. Vfe Neckarau hat die Unkoſten des ausgefallenen Spieles zu tragen und dem SC Phönix Karlsruhe Schaden⸗ erſatz für entgangene Einnahmen zu leiſten. 5 Von einer Weiterverfolgung der Angelegenheit we⸗ gen abſichtlichen oder unſportlichen Nichtantretens des Bf Neckarau wird mangels genügenden Beweiſes abgeſehen. 5. Die Koſten des Verfahrens hat der VfL Neckarau zu tragen. gez.: Linnebach Gaufachwart. 11 Holland lädt zum Jußball-Länderkampf ein. Wir erfahren von zuſtändiger Quelle, daß eine erneute Einladung des Holländiſchen Fußball Verbandes an Deutſchland zu einem Fußball⸗Länderſpiel unterwegs iſt, Die holländiſche Sportwelt beweiſt damit ihre Haltung, den bereits vom Vorſitzenden des Niederländiſchen Olympi⸗ ſchen Ausſchuſſes, Baron Schimmelpenninck van der Oye, zum Ausdruck gebrachten ehrlichen Willen, die unterbroche⸗ nen ſportlichen Beziehungen mit Deutſchland ſo ſchnell als möglich wieder aufzunehmen. Die Bindungen der beiden benachbarten Nationen auf ſportlichem Gebiet waren bis zum Abbruch eng und freundſchaftlich. Wir können nur hof⸗ fen, daß die beiderſeitigen Beſtrebungen dazu beitragen mögen, die bisher beſtehende Freundſchaft weiter zu feſtigen und zu vertiefen. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart. Sonntag, 26. März. 6 Frühkonzert; 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Bauer, hör zu; 8.15 Gymnaſtik; 8.30 Katholiſche Morgen⸗ feier; 9 Man kann viel, wenn man ſich nur recht viel zu⸗ traut, Morgenfeier; 9.30 Orgelmuſik; 10 Frohe Weiſen; 11.15 Vorlenz am Oberrhein, Hörfolge; 12 Muſik am Mit⸗ tag; 13 Kleines Kapitel der Zeit; 13.15 Muſik am Mittag; 14 Hallo, hallo, heut' hört ihr wieder die luſtige Sendung der Kameradſchaft Frieder; 14.30 Chorgeſang: 15 Unter⸗ haltungskonzert, dazwiſchen: Fußball⸗Länderkampf Deutſch⸗ land— Italien; 17 Muſik am Sonntag nachmittag; 18 Das Schweizer Dorf; 18.45 Die Betzinger Liedergruppe ſingt; 19 Sport am Sonntag; 20 Nachrichten; 20.10 Heitere Muſik zum Sonntagabend: 21 Herz auf der Waage, heitere Bilder; 22 Nachrichten, Wetter, Sport; 22.30 Tanz⸗ und Unterhaltungskonzert. Montag, 27. März. 10 Das Neſt iſt beſetzt; 10.30 Sendepauſe; 18 Verliebte Weiſen; 19 Im Gleichſchritt marſch; 19.45 Kurzberichte; 20.15 Stuttgart ſpielt auf; 22.20 Nachtmuſik und Tanz. Dienstag, 28. März. 10 Ein hohes Kleinod iſt der gute Name, Hörfolge; 10.30 Sendepauſe; 18 Virtuoſe Kleinigkeiten; 19 Schallplatten; 19.15 Pfinz⸗Idyllen; 20.10 Unterhaltungskonzert; 21 Der junge Goethe; 22.20 Politiſche Zeitungsſchau; 22.35 Daphne, Tragödie von Richard Strauß. Mittwoch, 29. März. ö 10 Erleſene muſikaliſche Tafelfreuden, Hausmuſikabend; 10.30 Sendepauſe; 18 Für alt und jung; 19 Erna Sack ſingt; 19.15 Bremsklötze meh von deutſchem Fliegergeiſt: 19.45 Im 74⸗Takt; 20.10 An die falſche Adreſſe, heitere Hör⸗ 92950 21.10 Meiſter ihres 11 21.30 Kammermuſik; 2.30 Portugieſiſche Muſik; 23 Wir bitten zum Tanz. Reichsſender Frankfurt a. M.: Sonntag, 26. März: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.02 Wetter, Schneewetterbericht; 8.10 Beſinnliche Stunde; 9 Aus alten Operetten; 9.40 Dichter unſerer Zeit; 10 Chorgeſang; 10.30 Wie ſchön iſt ſo ein Feiertag; 11.15 O Böhmerwald, Hörfolge, 11.55 Wetter, Schneebericht, Straßenwetterdienſt; 12 Muſik am Mittag; 13 Das Mikrofon unterwegs; 13.15 Muſik am Mittag; 14 Für unſere Kinder; 14.30 Uns ge⸗ hört der Sonntag; 15 Anterhaltungskonzert, dazwiſchen: Be⸗ richte vom Fußball⸗Länderkampf Deutſchland— Italien in Florenz; 18 Im heſſiſchen Malerwinkel; 18.45 Fröhlicher Feierabend; 19.30 Sportſpiegel des Sonntags; 19.40 Inter⸗ nationaler Skiwettkampf; 20 Zeit, Nachrichten, Wetter; 20.10 Carmina Burana, Kantate von Karl Orff; 21.15 Gute Un⸗ terhaltung, lieber Hörer; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wet⸗ ter, Schneewetterbericht, Straßenwetterdienſt, lokale Nachrich⸗ ten; 22.20 Sport, anſchl.: Reichsprüfungskämpfe der Schwim⸗ mer; 22.30 Unterhaltung und Tanz. Montag, 27. März: 18 Hier ſpricht der Juriſt; 18.10 Geigen aus Meiſter⸗ hand; 18.20 A1 gut deutſch...; 18.30 Bei den Schwarzwäl⸗ der Bauernbuben; 20.15 Stuttgart ſpielt auf; 21 Der funge Goethe, 22.20 Kamerad, wo biſt du?; 22.35 Tanz und Un⸗ terhaltung. Dienstag, 28. März: 18 Volk und Wirtſchaft; 18.15 Die goldene Hochzeitz 18.30 Regen— Sturm und Sonnenſchein; 19.30 Weimar Bekenntnis und Tat der Hitlerjugend; 20.15 Garniſonen an Deutſchlands Grenzen; 22.20 Polti eitungsſchau; 22.34 Unterhaltung und Tanz. 1 5 Mittwoch, 29. März: 138 Was ihr wollt, Gang durch das Frankfurter Volks bildungswerk, 18.20 Allerlei Spiele; 18.30 Frauen der Ver gangenheit; 19 Fliegendes Deutſchland; 19.30 Melodien von ſchwediſchen Land; 20.15 Herrlichkeit und Alltag der Oper; 21 Meapolitaniſche Vollslieder; 22.20 Bilderbuch der Woche 22.35 Muſik aus Wien. —