7 * —.— Nr. 74 Neckar ⸗ Bote(2. Blatt) Dienstag, 28. März 1939 Jubentur von Volk und Wiriſchaft die Volks-, Berufs- und Betriebszählung am 17. Mai 1939 Die Volks-, Berufs⸗ und Vetriebszählung, die bereits für das Jahr 1938 vorgeſehen war und nach der Wieder⸗ eingliederung Oeſterreichs in das Deutſche Reich verſchoben werden mußte, findet nunmehr nach dem Reichsgeſetz vom . Juli 1938 am 17. Mai 1939 ſtatt. Die Zählung ſoll für zahlreiche wichtige Aufgaben auf dem Gebiet der allgemei⸗ len Staatsführung, der Verwaltung, der Bevölkerungspoli⸗ lik, der Wirtſchafts⸗ und der Sozialpolitik, der Schul⸗ und Lebens neue Grundlagen zur Beurteilung der Verhältniſſe von Volk und Wirtſchaft liefern. Sie iſt die zweite große Inventur von Kulturpolitik und des ganzen öffentlichen Volk und Wirtſchaft im Dritten Reich. Die erſte Aufnahme dieſer Art neu aufzunehmen. 6,5 Millionen Arbeitsloſe den Die Ergebniſſe der Zählung ſollen nicht nur einen all⸗ gemeinen Ueberblick über Volk und Wirtſchaft geben, ſon⸗ außerordentlich dern ſie werden auch als Unterlage für wichtige Einzelmaßnahmen gebraucht. So bilden z. B. die bei der Volkszählung gewon⸗ nenen familienſtatiſtiſchen Feſtſtellungen eine der wichtig⸗ ſten Grundlagen für die Durchführung der nationalſoziali⸗ ſtüſchen Bevölkerungspolitik. Faſt noch dringender werden die Ergebniſſe der Berufszählung gebraucht, um dem in al⸗ len Berufen auftretenden Mangel an Nachwuchs durch eine ſinnvolle Berufsberatung und Berufslenkung begegnen zu können. fand im Altreich kurz nach der Machtübernahme im Juni 1933 ſtatt. Die ſeitdem eingetretenen Veränderungen machen es nötig, den Beſtand ſind ſeitdem wieder in die Wirtſchaft eingegliedert worden, der Arbeits⸗ dienſt wurde geſchaffen, die Wehrmacht wieder aufgebaut, eine große Rohſtoffinduſtrie iſt im Entſtehen, die Geburten⸗ zahl ſteigt wieder an und im letzten Jahre ſind weite Ge⸗ bie ſe des deutſchen Lebensraumes mit Millionen deutſchen Vo'ksgenoſſen in die Grenzen des Reiches einbezogen wor⸗ Es handelt ſich um das größte Zählungswerk, das je im Deutſchen Reich durchgeführt wurde. Es kann nur dann mit vollem Erfolg zum Abſchluß gebracht werden, wenn die ge⸗ ſamte Bevölkerung ſich in den Dienſt der Sache ſtellt, wenn im beſonderen die zur Ausfüllung verpflichteten Haushalts⸗ vorſtände und Betriebsleiter die Fragebogen ſo gewiſſen⸗ haft und ſo lückenlos wie möglich ausfüllen. Die Angaben über die einzelnen Familien, Perſonen und Betriebe unterliegen der Amtsverſchwiegenheit; jedes Eindringen in die Einkommens- und Vermögensverhältniſſe iſt nach 8 4 des Geſetzes vom 4. Oktober 1937 ausgeſchloſſen. Die Durchführung der Zählung innerhalb einer jeden Gemeinde iſt Sache der Bürgermeiſter, die auch die Zäh⸗ ler zu beſtellen haben. Insgeſamt werden für die Zählung im Deutſchen Reich rund 750 000 ehrenamtliche Zähler benötigt. Als Zähler kommen in erſter Linie Beamte, Behör⸗ denangeſtellte und Lehrer in Betracht, für die ſeitens der Behörden zur Zeit der Zählung die nötige Dienſterleichte⸗ rung angeordnet werden wird. Der Bürgermeiſter kann aber 110 jeden anderen ihm geeignet erſcheinenden Ein⸗ wohner ſeiner Gemeinde als ehrenamtlichen Zähler beſtel⸗ len. Die Leitung des Zählungswerkes liegt beim Statiſti⸗ ſchen Reichsamt. Tagung des Jugendherbergswerks 1938: 8,75 Millionen Uebernachtungen in rund 2000 Ju- gendherbergen, 65 Neubauten. Bannführer Max Kochskämper eröffnete die vierte Bau⸗ tagung des Deutſchen Jugendherbergswerks; er begrüßte die Vertreter der Jugendherbergsverbände Englands, Frank⸗ reichs, Hollands, Luxemburgs und Rumäniens, ſowie beſon⸗ ders die Vertreter Italiens und Portugals. Dann nahm der Leiter des Reichsverbandes für Deut, ſche Jugendherbergen, Obergebietsführer Rodatz, das Wort, der den Sinn umriß. Dadurch. daß im vergangenen Jahr ſo viele deutſche Volksgenoſſen in das Reich Adolf Hitlers heimgefunden hätten, ſeien auch dem Jugendherbergswerl Sportnachrichten Eishockey in Mannheim. Die erſte Kd.⸗Veranſtaltung wurde im Mannheimer Eisſtadion Friedrichspark vor gutem Beſuch abgewickelt. Im Mittelpunkt ſtand das Eishockeyſpiel zwiſchen dem Berliner Schl.⸗Cl. und einer ſüdweſtdeutſchen Auswahl, die aus Spie⸗ lern vom MER. Mannheim und der Düſſeldorfer EG. zuſammengeſtellt war. Der BS., der ein überlegenes Spiel lieferte, ſiegte hoch mit 8:2(3:0, 3:1, 2.1) Toren. Die Reichs hauptſtädter befanden ſich faſt ſtändig im Angriff. Selbſt die ſchönen Vorſtöße der Düſſeldorfer Keßler und Tobien blieben bei den Glanzleiſtungen der Berliner Abwehr, in der„Juſtaf“ Jaenecke wieder eine überragende Rolle ſpielte, wirkungslos. Gut ſpielte vor allem bei den„Kom⸗ binierten“ der Mannheimer Torhüter Benkert, der kurz vor Schluß allerdings verletzt wurde. Die Tore ſchoſſen Ball und Wahrlich(je drei), Betzen und Jaenecke, der den Torreigen mit einem Alleingang eröffnete, für Berlin, während die Ge⸗ gentreffer von Machenbach und Keßler auf ihr Konto brach⸗ ten.— Das Kunſtlaufprogramm war in erſter Linie dem Nachwuchs vorbehalten. Ehepaar Trauth(Stuttgart⸗ Waldau), Frl. Bierfar(München), das Paar Hintermaier⸗ Dürſchel(München) und die H J.⸗Meiſter Lauer⸗Waldeck, die ſowohl im Einzel⸗ als auch im Paarlauf auftraten, wur⸗ den ſtark gefeiert. Schwimmen SV. Neptun Karlsruhe ſchlägt SV. Mannheim 13.11. Nachdem Neptun Karlsruhe bei der Karlsruher Begeg⸗ nung im Herbſt vorigen Jahres die Mannheimer einwandfrei ſchlagen konnte, weilten die Karlsruher Schwimmer über Wochenende in Mannheim zum fälligen Rückkampf. Dabei zeigte es ſich, daß die Mannheimer in der Zwiſchenzeit flei⸗ zige Kleinarbeit geleiſtel hatten. Die in Form eines Staf⸗ felabends durchgeführte Begegnung brachte durchweg erbit⸗ terte Kämpfe mit wechſelvoller Führung. In der Kraulſtaf⸗ fel 4 mal 4 Bahnen gab es ein totes Rennen, während die Kraulſtaffel über 6 mal 2 Bahnen von Mannheim knapp gewonnen werden konnte. Die Bruſtſtaffeln ſowie die Lagen⸗ ſtaffel wurde eine verdiente Beute der Karlsruher Gäſte. —.—ä Das Zählungswerk beſteht aus einer Volkszählung, einer Berufszählung, einer landwirtſchaftlichen Betriebs⸗ zählung und einer aller nichtlandwirtſchaftlichen Arbeitsſtät⸗ ſen, Es umfaßt alſo mehrere Zählungen zugleich, die in⸗ haltlich und organiſatoriſch miteinander verbunden ſind und Beim Waſſerballſpiel, das die Mannheimer 4:2(1:0) für ſich entſcheiden konnten, ſtellten ſie die ſchußfreudigere und ſchnel⸗ ler zuſpielende Mannſchaft. Göppingen ſiegte in Heidelberg. neue große Aufgaben geſtellt worden. Heute bereits ver⸗ füge die deutſche Südoſtmark über ein beachtliches Jugend⸗ herbergswerk und der Deutſche Jugendherbergsverband ſei ſtolz darauf, daß bereits am 1. April 1938 der Bau der die, alle am gleichen Stichtag durchgeführt, ſich gegenſeitig ergänzen. Die Unterlagen zur Volks⸗ und Berufszählung werden nit Hilfe der ſogenannten „Haushaltungsliſte“ gewonnen. Mit der Haushaltungsliſte werden ſämtliche im Deutſchen Reich lebenden Perſonen einzeln erfaßt mit den nötigen Angaben über Geſchlecht, Alter, Familienſtand, Re⸗ ligion, Staatsangehörigkeit, Mutterſprache, N keit, über den Beruf und den etwaigen Nebenberuf. Dieſe Unterlagen ermöglichen eine eingehende Gliederung der ge⸗ ſamten Bevölkerung in jeder Richtung. Die Volkszählung wird ergänzt durch beſondere familienſtatiſtiſche Jeſtſtellungen, 3. B. über Ehedauer und Kinderzahl. Außerdem iſt mit der Volkszählung eine Abſtammungserhebung verbunden, durch die zum erſten Male zuverläſſige Unterlagen über die Zahl der Juden und der füdiſchen Miſchlinge gewonnen werden ſollen. s durchgeführt Die landwirtſchaftliche mit dem „Land- und Forſtwirkſchaftsbogen“, 5 wird Aufſchluß geben über Zahl und Größe der landwirt⸗ ſchaftlichen Betriebe, über die in der Landwirtſchaft tätigen Arbeitskräfte, über die landwirtſchaftliche Bodenbenutzung, den Viehbeſtand, den Stand der landwirtſchaftlichen Technik, beſonders den Umfang der Maſchinenverwendung, Unter⸗ lagen, die für die 1 8 Weiterführung unſerer Agrar⸗ politik von grundlegender Bedeutung ſind. Die Arbeitsſtättenzählung, 1 durchgeführt mit dem„Fragebogen für nichtlandwirtſchaft⸗ liche ee erfaßt alle nichtlandwirtſchaftlichen Ar⸗ beitsſtätten; ſie erſtreckt 15 diesmal nicht nur auf die Handwerks-, Induſtrie- und Handelsbetriebe, ſondern dar⸗ über hinaus zum erſten Male auf alle Arbeitsſtätten der Behörden, der Partei und ihrer Gliederungen, der freien Berufe. Ihr Ergebnis wird einen Ueberblick liefern über die Struktur der Wirtſchaft, namentlich hinſichtlich der Be⸗ triebsgröße, der Maſchinenverwendung, der Zahl und Art der Beſchäftigten uſw. Meiſter und ſeine Betriebszählung, Jobſt war erſt vor zwei Tagen von der Geſchäftsreiſe zurückgekommen. Er hatte trotz der allgemein noch ge⸗ ringen Belebung in der Branche verhältnismäßig gute Geſchäfte gemacht. 5 „Weißt du, Elſe, wenn erſt wieder die deutſchen Arbeiter und Angeſtellten alle nicht nur in Lohn und Gehalt ſtehen, ſondern wenn der Lebensſtand mit dem Nötigſten wieder⸗ hergeſtellt iſt, dann wird es auch bei uns auf der großen Linie beſſer! Im vergangenen Jahrzehnt wurde ja nichts anderes getan, als fortgeſetzt das Lebensniveau nach unten verlegt. Dabei ſind unſere Inſtrumente 3 Luxus⸗ artikel geworden. Jedenfalls bin ich für den Anfang mit meinen Erfolgen zufrieden.“ Elſe nickte eifrig. Der Vater hatte ſich ſehr lobend über ihn ausgeſprochen und Funke war begeiſtert mit den Beſtellzetteln zu den Meiſtern und Handwerkern gelaufen. „Etwas iſt ſeltſam, Elſe. Unterwegs fiel mir nämlich auf, daß ich einen Fehler gemacht hatte. Meine erſte Route für Pauls& Sohn war nämlich die gleiche wie bteine letzte für A. Ch Franke. Das war dumm, aber man denkt nicht ſo ſchnell in allem neu. Wie du weißt, hatten wir unſere feinen Preisblätter vorausgeſchickt und ihr habt täglich die Beſuchsanzeigen zur Poſt gegeben, wie es vereinbart war. Es war A. Ch. Franke eine Kleinig⸗ beit, bei beſonders befreundeten Kunden meine Richtung zu erfahren! Mir wurde kalt und heiß, als es mir einfiel. In jeder Stadt fürchtete ich, daß mir Herr Kröpp, ein Vatentkerl mit einer Revolverſchnauze, nebenbei, auf die neuen Jugendherberge in Schardorf in der Steiermerk voll⸗ endet werden konnte, die das erſte Bauvorhaben darſtelle, das das Reich in der Südoſtmark geplant und vollendei habe. Das Sudetendeutſche Jugendherbergswerk ſei in das Deutſche Jugendherbergswerk eingegliedert worden, und im Sudetengau ſei der Bau von ſechs Jugendherbergen an den wichtigſten Orten vorgeſehen. Auch am 16. April d. J. könne das Deutſche Jugendherbergswerk wiederum zahlreiche Ju⸗ gendherbergen in Großdeutſchland ihrer Beſtimmung über⸗ geben und man dürfe wohl heute ſchon ſagen, daß alle dieſe Häuſer ausnahmslos wirklich ſchöne und vollendete Bauten darſtellen. Die anläßlich der Bautagung in der Reichsjugendher⸗ berge aufgebaute Modellausſtellung gibt einen Ueberblick über die ſchönſten Bauten und Bau⸗ vorhaben in den verſchiedenen Teilen des Reiches und zeigt eindrucksvoll, wie überall jeweils heimiſches Baumgterial und heimiſche Bauweiſe bei der architektoniſchen Löſung berückſichtigt wurden. Wir ſehen u. a. das Modell und die Pläne der Reichsjugendherberge von Linz, die auf eine Anregung Adolf Hitlers zurückgeht. Gewiſſermaßen ein Ge⸗ genſtück zur Reichsjugendherberge„Luginsland“ wird die Jugendherberge in Rothenbur g o. d. T. werden, zu der die Stadt die hiſtoriſche Zehntſcheune zur Verfügung ge⸗ ſtellt hat. Das Modell der Palm⸗Jugendherberge in Braunau iſt ebenfalls hervorzuheben, die ein Geſchenl des Oberbürgermeiſters des Stadt der Reichsparteitage zur Erinnerung an den in Braunau erſchoſſenen Nürnberger Buchhändler Palm an die deutſche Jugend darſtellt. Im Zuſammenhang mit der Beſichtigung der Modell⸗ ſchau zeigte der Propagandaleiter des Reichsverbandes, Ge⸗ folgſchaftsführer Biedermann, an einigen Zahlen den gewal⸗ tigen Aufſchwung, den das Jugendherbergswerk im vergan⸗ enen Jahre wieder genommen hat. In dieſer Zeit waren 9750 721 Uebernachtungen, davon 210 000 Ausländerüber⸗ nachtungen in nahezu 2000 Jugendherbergen zu verzeichnen, 1 Million mehr als im Jahre 1937. Im Jahre 1938 konnten 65 Bauvorhaben vollendet werden. Von den ſechs geplanten Jugendherbergen wird eine, die„Donnhäuſer⸗Herberge“, nach Reichenberg, eine andere, die„Befreiungsherberge“, nach Eger kommen. Tour ſpringen und ſich einen Tag vor mich ſetzen würde. Sagen wir fünf Prozent billiger als ich, Kampfpreiſe und ſo! Aber denke dir, nichts dergleichen geſchah. Im Gegen⸗ teil: überall lagen neue Liſten von A. Ch. Franke mit den alten Preiſen! Es war faſt— faſt wie Abſicht...“ Jobſt ſchüttelte den Kopf mit einer Falte in der Stirn.„Es kann nicht anders ſein, mein Vater ſucht mich auf mora⸗ liſchem Wege zu diskreditieren! Was fragt aber die Geſchäftswelt draußen nach einem Zwiſt zwiſchen Vater und Sohn! Sie hat die Angebote verglichen und im Ver⸗ trauen auf meine Reellität, die gleiche Qualität ein⸗ zuhalten, zehn Prozent verdient. Natürlich nicht überall — ich bin auch abgeflogen, aber das muß man als Reiſender in Kauf nehmen.“ Elſe hatte geſpannt zugehört. Soviel begriff ſie ohne weiteres, daß Chriſtian Franke es zunächſt einmal ver⸗ mieden hatte, dem Sohn harte, unmittelbare Konkurrenz zu bieten. Das nahm ſie ungemein für den alten Herrn ein.— „Weißt du, Jobſt, ich habe immer das Gefühl, er hat gar nichts gegen dich, ſondern nur gegen mich und uns Sohrmanns! Wenn nicht ich, ſondern ein anderes Mädchen deine Braut wäre— vielleicht. 5 Jobſt kämpfte plötzliche Verlegenheit nieder. Nein, Elſe durfte das nie erfahren. Er ſchüttelte heftig den Kopf. „Nein, Elſe! Du kennſt meinen Vater nicht. Er kennt keine Rückſicht, wenn es um A. Ch. Franke geht. Irgend⸗ wie gehört es zu einem Plan, den ich nicht durchſchaue. Er will mich etwas Boden gewinnen laſſen— und dann? Ja, ſiehſt du, ich kenne doch ſeine Praktiken, wenn es um Konkurrenz geht. Aber diesmal ſchaue ich nicht durch..“ Wieder folgte er der Gedankenkette rückwärts, blieb ſtehen, mit vergrübelter Stirn. „Aber Jobſt! Aber Bub!“ Elſes helle, lachende Stimme und ein ſchneller Kuß.„Man mu 28 nicht grübeln, wenn ringsum herrlicher, blütenreicher Sonntag iſt und ein Sohrmann⸗Mädel bittet?“ Ueberaus ſpannende Kämpfe gab es Samstagabend im Heidelberger Hallenbad bei dem Vierklubkampf Nikar Hei⸗ delberg, SV. Göppingen, Freiburger FC. und 1. Frankfurter Schwimmklub. Es wurden nur Staffelwettbewerbe ausge⸗ tragen, die aber bei den zahlreichen Zuſchauern durch ihren knappen Ausgang ſtarken Beifall fanden. Sieger des Vier⸗ kampfes wurden die Göppinger Schwimmer vor Heidelberg, Freiburg und Frankfurt, da ſie mit Altmeiſter Schwarz, Hur⸗ tig und Stred drei ausgezeichnete Könner zur Stelle haften. In den Pauſen zeigten die Heidelberger Nikar⸗Mädels präch⸗ tige Vorführungen im Kunſtſchwimmen und Otto Volk (Mannheim), der dritte in der deutſchen Meiſterſchaft im Turmſpringen, zeigte einige ſehr gut ausgeführte Sprünge vom Zem⸗Brett.— Im Waſſerballſpiel ſtanden ſich der badiſche Meiſter Freiburger FC. und Nikar Heidelberg gegenüber. Mit 3:2 kam der Meiſter zu einem Sieg, nachdem es bei der Pauſe ſchon 3:0 geheißen hatte. T Vittingen ſiegt in Kaſſel Am Sonntag traten die Gaumannſchaftsmeiſter der Män⸗ ner im Turnen aus vier verſchiedenen Orten des Reiches zu den Gaugruppenkämpfen an. In Kaſſel ſtellten ſich die Mei⸗ ſter der vier Gaue Baden, Südweſt, Heſſen und Berlin⸗Mark Brandenburg zum Kampf, um den Beſten für die Teilnahme an den Endkämpfen um die Deutſche Meiſterſchaft zu ermit⸗ teln. Als beſte Riege erwies ſich die Mannſchaft des badiſchen Vertreters TV. Villingen, die mit 1100,9 Punkten ganz über⸗ legen ſiegte. Schon nach den Pflichtübungen am Sonntag⸗ vormittag war Villingen mit 30 Punkten in Front und ſtand als ſicherer Endſieger feſt; nachmittags erhöhte Villingen in der Kaſſeler Stadthalle beim Kürturnen von Gerät zu Gerät ſeinen Vorſprung und gewann ganz klar. Beſter Einzelturner war der für Villingen ſtartende Pludra mit 230,6 Punkten vor ſeinem Vereinskameraden Kippert. Frankfurt turnte übri⸗ gens ohne Winter.— Die Ergebniſſe: Gaugruppen⸗ turnen: 1. TV. Villingen(Baden) 11009 P., 2. CT. Heſſen⸗Preußen Kaſſel(Heſſen) 1033,8 P., 3. Eintracht Frank⸗ furt(Südwest) 1018, 4 P., 4. Berliner Turnerſchaft(Berlin⸗ Mark Brandenburg) 1006,5 P. Einzelturnen: 1. Pludra(Villingen) 230,6 P., 2. Kippert(Villingen) 223,6, 3. Thölke(Berlin) 220,9, 4. Fink(Kaſſel) und Roser(Vil⸗ lingen) je 219,5, 6. Schmeißing(Kaſſel) 213,3 P. eee, erer e „Recht haft d. Sonntag, Sonne und Elſe! Das Beſte kommt immer zuletzt!“ Er drückte im Schreiten ſeine Lippen in das ſeidige Haar und hielt ſie ganz eng und feſt. So ſtiegen ſie ſtumm und innig beieinander langſam zwiſchen den Feldern aufwärts. Er ſagte nur einmal: „Mein Mädel!“, und ſie ſehr leiſe:„Mein Bub.“ Als ſie die Berglehne überſchritten, bot ſich ihnen ein überraſchendes Bild. Wie ſah der Frankeſche Hof aus? Das Dach an der Südſeite abgedeckt, Gerüſte, halbfertige Ziegelmauern, Stöße von Holz und Baumaterial— kurz, die ganze, für det Laien ſo chaotiſch anmutende Un⸗ ordnung einer Bauſtelle breitete ſich vor ihnen aus. „Mein Gott, wer baut denn hier?“ Jobſt ſtarrte faſſunaslos. Elſes Blick aber war in eine andere Richtung geglitten und hatte ſich dort feſtgehakt. Dort ſaß Inge auf einem Baumſtumpf, die hellen Seidenbeine unbekümmert von ſich geſtreckt, und ſah ſpöttiſch zu einem ſchlanken Mann auf, der höflich vorgebeugt neben ihr ſtand. Zu hellgrauen Hoſen mit Gurt krug er ein weißes Sporthemd mit blauem Binder und wirkte ſehr großſtädtiſch. In den Händen hielt er ſpieleriſch einen Skizzenblock. Aber er zeichnete keineswegs; ſein ſchmaler, intelligenter Kopf mit dunklem Haar war geſpannt Inge zugewandt. Sie warf ein paar Worte hin, er lachte mit blitzenden Zähnen. Wie kam dieſer Mann hierher? Inge bemerkte jetzt das Paar und ſprang lachend auf, „Reden Sie doch kein Blech, Mann! Maurer wollen Sie ſein? Zeigen Sie mal Ihre zehn Finger her!“ Der Fremde klemmte gehorſam das Skizzenbuch unter den Arm und hob die Hände. Inge warf kaum einen Blick darauf. „Schwindler“, ſagte ſie, drehte ſich auf dem Abſatz und ließ ihn ſtehen. Der Mann zog ein enttäuſchtes Geſicht und warf einen prüfenden Blick auf die Näherkommenden. Er zögerte kurz, dann kam er entſchloſſen näher. „Er ſtrich ſich über die Stirn, ſah ſie an und lachte glücklich. 8 8 3 i „Jobſt, ſie haben euren Waldhof demoliert, ſieh bloß! Ich gedachte hier ein Idyll und blühende Hecken vor⸗ zufinden— iſt ja toll!“ 1 In dieſer Artikelreihe wird davon er⸗ zählt, wie die wilden Tiere, die wir in den Zoblogiſchen Gärten bewundern, ge⸗ fangen werden. Tierfang erfordert harte Männer, die den Strapazen der tropi⸗ ſchen oder arktiſchen Gebiete gewachſen gelang, einer 2 fangen ſollte. Nach vielen Schwierigkeiten kam er in die Fanggebiete; unglaubliche Strapazen waren zu überſtehen, ehe es find und weder Gefahren noch Fehl⸗ Deutſchland verſchiffen konnte. Ein anderer ſchläge ſcheuen. Zuerſt wurde von den Tierfänger, Fritz Eßler, iſt nicht weniger Erlebniſſen des Tierfängers Ebert be⸗ als elfmal nach der Antarktis gereiſt, um richtet, der im Auftrage der Tierhand⸗ die ſagenhaften See-“ iten zu fangen. lung Hagenbeck in Südabeſſinien Anti⸗ See⸗ ſind t nur ſchw zu lopen, Gazellen und ſeltene Zebras lei 60 ropa (6. Fortſetzung.) Kampf mit einem See⸗ Elefanten Wenn Eßler dann die Ruheplätze der See⸗Elefanten und Pinguine beſucht und ſich ein paar beſonders ſchöne Tiere aufs Korn genommen hat, heuert er in den Koche⸗ reien 20 oder 30 Mann an. Mühſam muß er ihnen erſt ſeine Fangſtrategie auseinanderſetzen. Dann geht's endlich los, mit großen Netzen und vorſichtigem Anſchleichen. Die mächtigen Tiere ſind, wenn ſie Gefahr wittern, überraſchend ſchnell. Sie ſchaukeln ſich über den Strand, ſie rutſchen ins Waſſer wie die wilde Jagd. Sobald ſie ſich aber umſtellt und kein Ausweichen mehr ſehen, neh⸗ men ſie eine Haltung ein, die Angriff und Abwehr zu⸗ gleich iſt. Bei dem größten See⸗Elefanten, den Eßler auf ſeiner letzten Reiſe gefangen hat, einem Bullen, hat der Kampf ein paar ſehr üble Sekunden gehabt.„Dat Beeſt ſchielt erſt nach der Brandung und pliert mich noch ganz ge⸗ mütlich an, ſo als ob es ſagen will: Ich hau' jetzt ab, nach der See... I Nee, ſag' ich, du bleibſt hier und gehſt nach Hamburg! Ich alſo ran an das Tier und ihm den Weg verſtellt. Da reckt ſich der Kerl auf, ſo groß und hoch er iſt. Jetzt weiß ich, was er will: In der nächſten Sekunde will er ſich fallenlaſſen und mich zu Mus quet⸗ ſchen. Teuw' man, du Oos, denk ich, und gebe ihm eins mit der Fauſt auf die Schnauze. Da hat er ſich doch ver⸗ flixt erſchrocken, und ich konnt' gerad' noch einen Sprung zurückmachen. Da wirft er ſich auch ſchon mit voller Wucht in'n Sand“ Das ſind Sekunden, in denen das Leben an einem dünnen Faden oder an einem dicken, wutſchnaubenden Rieſen hängt wie man will...„Freya“ war verhält⸗ nismäßig gemütlicher. Sie lag ziemlich weit an Land. „Sie hat wohl'n paar Fiſematenten gemacht; aber dann haben wir mit ihr vernünftig geſprochen und ſie quaſi ſozuſagen ins Netz hineingetrieben.“ Aber man kann in Südgeorgien noch andere ver⸗ dammt unangenehme Situationen erleben. Einmal iſt Eßler wieder in ſeinem kleinen, knapp 16 Fuß langen Ruderboot hinausgefahren, um Fiſche für die Pinguine zu fangen, Früher Morgen, die See iſt ſtill. Plötzlich kommt Wind auf. Die Briſe wird immer ſtärker. Erſt leiſes Ziſchen, dann Pfeifen, dann Heulen. Das Waſſer iſt aufgewühlt, weiß wie Kalk. Die erſten Wellen ſchlagen ins Boot. Eßler kann es nicht mehr wagen, den Anker vollkommen hochzuziehen.„Ich kauer' mich hin und ſag' immer nur: Gott helfe mir!... Und dann denk' ich: Wenn ſich jetzt der Anker in dem Seetang feſthakt, dann bin ich verlor'n— da gibt's keine Rettung!...“ Aber das Schickſal meinte es gut. Nach ein paar tobenden, kochenden Stunden der See kam Eßler, faſt erſtarrt vor Näſſe und Kälte, aber heil an Land. Auch mit den„Pingels“ hat man keinen leichten Stand. Wie man Pinguine fängt? Da gibt's nur ein Mittel: Man muß ſie beſchleichen, dann auf ſie zuſtürzen, ſo ſchnell einen die Beine tragen, und ſich in dem gleichen Augenblick, da man ſie erreicht, mit dem ganzen Körper auf ſie werfen. Die Vögel ſind, wenn ſie wollen, unwahr⸗ ſcheinlich ſchnell. Sie können laufen wie die weltberühm⸗ ten Bürſtenbinder. In den Flügeln und mit dem Schnabel haben ſie unheimliche Kraft. Und einige Arten, wie bei⸗ ſpielsweiſe die Eſels⸗Pinguine, ſind zu alledem noch großartige Springer.„Ich habe beobachtet, wie ſie glatt einen Meter hoch aus dem Waſſer auf die Felſen ge⸗ ſprungen ſind!“ 80 Königs⸗, Goldſchopf⸗, Eſels⸗ und Zügel⸗Pinguine und vier See⸗Elefanten hat Eßler auf ſeiner letzten Reiſe gefangen. Wieviel Mühe allein, die Tiere vom Fangplatz an Bord des Walfängers zu bringen! Und eine unſäg⸗ liche Arbeit, die Pinguine in der erſten Zeit der Ge⸗ fangenſchaft an die Nahrungsaufnahme zu gewöhnen! Jeder„Pingel“ muß einzeln gefüttert werden, täglich zweimal. Keiner von den ſeltſamen befrackten Burſchen macht ſeinem Herrn das Geſchäft leicht. Jeder von ihnen läßt zunächſt einmal mit Kratzen, Beißen, Schlagen ſeine Wut an ihm aus.„Auf der letzten Reiſe haben ſie mich wieder ganz ſchön traktiert!..“ Das dauert ſo lange, his man ſie durch unermüdliche Freundlichkeit beruhigt Mud regelrecht umgeſtimmt hat. Dann aber können ſte ſehr rab und anhänglich werden. Eines Tages ſind die Wochen oder Monate des Auf⸗ zathalls zwiſchen Fels und Brandung mit all ihren auf⸗ ketwenden Zwiſchenfällen vorüber. Aber der eigentlich ſchlimmpe Teil der Reiſe, die Heimfahrt mit den Tieren, liegt erß vor dem Fänger. Nicht jeder Kapitän reißt ſich ein Bein danach aus, einen Mann mit rieſigen Tierkiſten und 86 Mitgliedern eines höchſt unruhigen Federvieh⸗ Volles in Bord zu haben. Die Verantwortung iſt ohne⸗ Un Kestz genung. Der Fierfänger aber zittert doppelt um die Gunſt vou Wind und Wetter. Er weiß ſchon: viel iſt da nicht 3 Hoffen. Es geht in den Winter des Nordatlantik hin⸗ in. Srme fegen über das Deck, Brecher gehen über der, und ſchlagen gegen die Kiſten der See⸗Elefanten. den reichen ſchließlich auf den Marf ging der größte Teil ſe a gegen gelang ihm der Fang einer großen Anzahl von Mit Ebert Dabei Auftrag auszuführen. Beute ſt 2 Te Affen, glücklich nach die er ſeltſames im Ein See⸗Elefant männlichen Ungeheuer. Zoo. Die Tiere werden bis 7 Meter lang und 80 bis 100 Zentner ſchwer. See⸗ Elefanten leben in den Süd⸗ meeren, ſie bewohnen beſon⸗ ders die Kerguelen und an⸗ dere einſame Inſeln. Aufnahme: Scherl⸗Archiv/ M. Vom Maſt bis zur Reling hüllt ſich das Schiff in einen ſchweren Eispanzer. Eine ewige Angſt, das wertvolle Tiermaterial heil nach Hauſe zu bringen! Und was alles kann an unvorhergeſehenen Ereig⸗ niſſen das peinlich eingeteilte Tagesprogramm über den Haufen werfen! Wie damals etwa, auf der Höhe von Montevideo. Das war ein tolles Stück, das ſich die Pin⸗ guine da geleiſtet haben! Ein Königspinguin ſpringt mitten auf den Tiſch „Ja, das war alſo auf der Höhe von Montevideo. Wir ſaßen mittags mit dem Käpp'n beim Eſſen in der kleinen Meſſe. Ich hatte meine Pinguine ſchon abgefrüh⸗ ſtückt und dachte, jetzt werden ſie erſt mal mit vollem, rundem Bauch für eine Weile Ruhe halten. Ich hatte ihnen auf Deck einen beſonderen Platz abgegattert. Aber ſpringt da doch plötzlich einer von meinen Königspin⸗ guinen durch das offene Fenſter der Meſſe! Mitten auf unſeren Tiſch! Wir haben keinen ſchlechten Schreck gekriegt. Der Pinguin war ſonſt der zahmſte von allen, er hatte ſich ſchon ganz nett an mich gewöhnt. Jetzt natürlich, von ſeinem Ausreißen und ſeiner eigenen Kühnheit verwirrt, war er mehr als nervös. Vermutlich hatte er auch vor der Schar bärtiger Männer, die da in der Meſſe ſaß, allerhand Angſt. Jedenfalls begann er ſofort wie wild mit den Flügeln um ſich zu ſchlagen und mit dem Schnabel nach uns zu ſtoßen. Und wenn ein Pinguin mit voller Wucht ſeine Flügel jemandem an die Beine oder den Leib ſchlägt, dann iſt das alles andere als ein ſanftes Streicheln. Dann kann man vor Schmerz eine ganze Oper durch die Zähne pfeifen! Ich ſag': Pingel, nu ſei doch man wieder'n büſchen ruhig! Aber er tobt weiter, fegt das halbe Geſchirr vom Tiſch und benimmt ſich, als ob er uns alleſamt aus⸗ rotten will. Ich will mich gerade lang über ihn werfen, um ihn überhaupt wieder zur Vernunft zu bringen, da erſcheint kreiſchend und aufgeregt ein— zweiter Pinguin in der Meſſe! Jetzt kam erſt richtig Leben in die Bude! Es hat faſt einen halben Tag gedauert, bis ich wieder einigermaßen Ruhe in meinem Pinguingehege an Bord hatte. Und beim Einfangen der beiden Ausreißer hab' ich von ihren Schnäbeln und Flügelhieben mehr blaue Flecken und Striemen gekriegt, als jemals ein Schuljunge bezogen hat, dem aus grundſätzlichen Mei⸗ nungsverſchiedenheiten von den Kameraden mal das Fell verſohlt worden iſt Immerhin, auf derartige Streiche muß man, wenn man mit einer Art Zoo reiſt, gefaßt ſein. Viel ſchlimmer iſt es, wenn die See ihre übelſten Launen austobt. Auf meiner letzten Reiſe hatten wir beſonderes Pech Wir waren mit unſerem Walfänger in eine hunds⸗ mäßige Kältezone gekommen. Das Schiff klirrte in Eis. An Deck war alles von einer unheimlichen Glätte— mit jedem Schritt riskierte man auf dem ſchlingernden Kahn das Genick. Dazu ein Sturm, daß wir nachts faſt aus den Kojen fielen. In einer dieſer brüllenden Nächte jagte Brecher auf Brecher über Deck. Plötzlich zerſchlug ein Wellenberg mit ohrenbetäubendem Krachen eine meiner See⸗Elefanten⸗ Kiſten; die Bretter ſplitterten um das Tier, das in ohn⸗ mächtiger Angſt und in tiefſtem Schrecken ſein enges Quartier zuſammenbrechen fühlte. Ich habe eine unſag⸗ bare Mühe damit gehabt, das aufgeregte Tier mit ein paar Männern von der Schiffsbeſatzung zu bändigen. Und noch mehr Mühe hat es geloſtet, in dieſen eiſigen Sturmtagen die Kiſte mit vollkommen erſtarrten Fingern wieder halbwegs zuſammenzuzimmerrn Das eine muß ich ſagen: es iſt manchmal ein Kinder⸗ ſpiel, Tiere zu fangen, aber eine übermenſchliche An⸗ ſtrengung, ſie heil heimzubringen!“ Auf der Jagd nach Sumatra⸗Elefanten Wieder ſaß ich mit Walter Ebert zuſammen, und wieder ſtieg der verlockende heimtückiſche Glanz der Tropen aus ſeinen Berichten auf. Er ſprach von einer Expedition nach Sumatra, auf der er Elefanten aus dem Urwald holte. Damals ging ſein Freund Schmalkuche f mit ihm auf die Reiſe, der ſpäter in Südweſtafrika am Schwarzwaſſerfieber geſtorben iſt. Ebert und Schmal⸗ kuche ſind vermutlich die einzigen Europäer, die es je⸗ mals unternommen haben, Elefanten in der— Grube zu fangen. 1 8 „Das war 1926“— begann Ebert—,„Elefanten hatten im deutſchen Tierhandel damals eine Art Hoch⸗ konjunktur. In Indien nahm man für die braven Dick⸗ häuter Preiſe, daß ſelbſt die wohlgenährteſte Brieftaſche eine Gänſehaut kriegte. Und mit afrikaniſchen Elefanten iſt in der Gefangenſchaft nicht viel anzufangen,— ihr Charakter macht ſie ziemlich ungeeignet dafür, mit ihnen geſellſchaftlichen Umgang zu pflegen oder ſie zu einem arbeitſamen Daſein zu erziehen. So hatte man ſich in Stellingen entſchloſſen, einmal den Verſuch zu machen, Sumatra⸗Elefanten zu fangen. Schmalkuche und ich ſetzten uns auf einen Dampfer und hatten in der Phantaſie bereits die halbe Tierwelt der Inſel in der Taſche. Wir wollten keineswegs nur Ele⸗ fanten holen! 5 Im großen ganzen machten wir uns von den Schwierigkeiten und Abenteuern, die uns auf Sumatra erwarteten, aber nicht den entfernteſten Begriff. Die Ele⸗ fanten ſind nämlich gar nicht ſo verſeſſen darauf, ihre Urwaldfreiheit mit dem etwas kümmerlichen Verlies einer Grube zu vertauſchen. Und der feurigſte Araber⸗ hengſt führt ſich leichter am Halfter als ein wilder Ele⸗ fant an armdicken Tauen In Sumatra holten wir uns zunächſt die Fang⸗ erlaubnis von der niederländiſch⸗indiſchen Regierung. Dann machten wir uns auf den Weg, die Reviere von ein paar Elefantenherden ausfindig zu machen. Wir nahmen ein paar Waldläufer an, um unter ihrer kun⸗ digen Führung auf die Suche zu gehen. Marſch durch tropiſche Hölle Sie dürfen ſich nun keine romantiſchen Vorſtellun⸗ gen von den Urwaldmärſchen machen, die wir Tag um Tag hinter uns bringen mußten. Ganz Sumatra, jeden⸗ falls das Walddickicht, ſcheint unter dem Glasdach eines unſichtbaren Gewächshauſes zu liegen. Die Luft iſt kochend heiß und widerwärtig feucht; in der Tiefe unter den Baumkronen, in ewigem Schatten, ſteht der Urwald⸗ brodem faſt wie Qualm. Mit ihren Buſchmeſſern bahnen uns die Eingeborenen mühſam den Weg. Denn die ſchmalen Pfade, auf denen wir uns in die Wildnis vor⸗ arbeiten, geben nur eben die Richtung an. Und ſchließ⸗ lich hören auch dieſe Pfade gänzlich auf. Dann kann man beſtenfalls noch auf irgendeinen alten Elefanten⸗ wechſel hoffen, den die Tiere durch das Chaos der Schlingpflanzen, durch das Gewirr der wuchernden und modernden Natur gebrochen haben. Nur in Khakihemd und Hoſe quälen wir uns vor⸗ wärts. Sobald wir an ein Blatt ſtoßen, und das iſt natürlich faſt jede Sekunde der Fall, ſchwärmen Tau⸗ ſende von Moskitos auf. Aber das ſchlimmſte ſind die Blutegel. Die Bieſter ſind ebenſo liſtig wie anhänglich! Sie laſſen ſich wie reife Früchte von den Bäumen fallen, Alle Viertelſtunde muß ich ſtehenbleiben und Schmalkuche zurufen:„Halt mal, ich hab' ſchon wieder Einquar⸗ tierung!“ Und dann gehe ich erſt mal bei mir auf Egel⸗ fang. Dabei wollen wir ja eigentlich Elefanten fangen! Unterſchiedd! Endlich ein Lichtblick! Das erſte greifbare Anzeichen, daß wir den Elefanten näher kommen. Auf einem Ele⸗ fantenwechſel finden wir— na, wie ſoll ich mich aus. drücken? Alſo, wenn ein Elefant gut gefrühſtückt hat, dann hinterläßt er eine Art—„Viſitenkarte“. Dieſe lediglich dem Umfang nach anſehnlichen Spuren finden wir, Aber es ſtellt ſich leider heraus, daß ſie ſchon ziem⸗ lich alt ſind. Immerhin— ein Fortſchritt! Unſere Müdigleit legt ſich. Wir werden wieder leben⸗ diger; jeder Nerv ſpannt ſich, unſere Schritte werden, ſo⸗ weit das in dem Dickicht möglich iſt, ſchneller. Schmal⸗ kuche ruft mir zu, daß er ſich unbedingt einen Beſen ein⸗ verleiben will, wenn wir nicht noch heute abend Ele⸗ anten ſehen. Unſeren Appetit in allen Ehren, aber Schimalkuches Vorhaben iſt natürlich Unfug. Beſen ſchmecken, wie ich von ganz alten und glaubwürdigen Thineſen weiß, nicht einmal gebraten. Fortſetzung folgt. — Druckarbeiten Neck. 3 für Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens r- Bote · Druckere 8