Nr. 136 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 14. Juni 1939 Wer braucht Walöl? Nützliche Erinnerung zu Chamberlains Rede. WPD. Die letzten Reden im Unterhaus brachten inſo⸗ fern eine politiſche Ueberraſchung, als Herr Chamberlain plötzlich erklärte, er habe durchaus Verſtändnis für die deutſchen Bedürfniſſe auf Lebensraum. Er bezeichnete es weiter als eine phantaſtiſche Idee anzunehmen, Großbri⸗ tannien plane die Vernichtung des deutſchen Handels und aller deutſchen Exiſtenzgrundlagen. Dazu können wir nur ſagen:„Die Botſchaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube!“ Allzu ſehr ſchlagen die Taten Englands den Worten ſeines Miniſterpräſidenten ins Geſicht. So iſt beiſpielsweiſe doch auch Herrn Chamberlain zweifellos bekannt, daß eine der ernſteſten deutſchen Sor⸗ gen darin beſteht, das 80⸗Millionen⸗Volk der Deutſchen aus⸗ reichend mit Speiſefetten zu verſorgen. Daß dies ein lebens⸗ wichtiges Bedürfnis Deutſchlands iſt, kann ebenfalls nie⸗ mand beſtreiten. Wenn aber nun England ausgerechnet in dieſem Jahre die ganze Walölproduktion aufkaufte, während in den vergangenen Jahren dabei immer eine ver⸗ nünftige Teilung zwiſchen den beiden Großabnehmern Deutſchland und England ſtattgefunden hatte, dann müſſen wir ſchon fragen, wie ſich eine ſolche brutale Ausnutzung der Deviſenkraft mit dem Verſtändnis für Deutſchlands Le⸗ bensbedürfnis verträgt. Man wird uns vielleicht aus England erwidern, daß jeder ſich ſelbſt der Nächſte ſei und daß eben auch England das Walöl nötig brauche. Mit dieſer Antwort können wir uns aber keineswegs zufrieden geben; denn wir wiſſen ſehr wohl, wie die Dinge für England liegen Die engliſche Mar⸗ garinefabrikation iſt keineswegs auf das Walöl angewieſen. Sie beſitzt vielmehr ausreichende Möglichkeiten, ſich mit pflanzlichen Oelen und Fetten zu verſorgen. Denn Marga⸗ rine wurde ja nach dem Kriege bis zu 80 v. H. aus Pflan⸗ zenfetten hergeſtellt. Und gerade die ſtarke Beteiligung der engliſchen Margarinekonzerne an der Pflanzenfettproduk⸗ tion war es jg die dieſe Konzerne veranlaßte, ſich auch der Walölproduktion anzunehmen, um die Preispolitik auf bei⸗ den Gebieten in Einklang zu bringen. Unvergeſſen wird bleiben, daß im Jahre 1931 der engliſche Konzern Lever Brothers überhaupt kein Walöl mehr abnahm, um dadurch den Rückgang der Preiſe für Pflanzenöle aufzuhalten. Dieſe Konzernpolitik hatte zur Folge, daß die Walölproduktion von 3 670 000 Fäſſern in der Fangſaiſon 1930/1 auf 910000 Tonnen in der Fangſaiſon 1931/32 zurückging, d. h. auf weniger als ein Viertel. Der Konzern hatte ſeine Macht bewieſen und hatte gleichzeitig bewieſen, daß— England das Walölüberhaupt nicht braucht Daran hat ſich auch heute nichts geändert; denn das rie⸗ ſige engliſche Weltreich kann ſich jederzeit mit Pflanzenfet⸗ ten in ausreichendem Ausmaße verſorgen. Wenn man uns trotzdem gerade in dieſem Jahre die geſamte Walöl⸗Produk⸗ tion wegkaufte, ſo können wir eben darin nichts anderes ſehen als die bewußte Abſicht, die Ernährung des deutſchen Volkes in empfindlicher Weiſe zu ſtören. Es war ein Schlag gegen die Exiſtenzgrundlage Deutſchlands. Das können uns auch die friedlichen Schalmeientöne des Herrn Chamberlain nicht vergeſſen machen. Eine Klinikſtadt am Neckar Die großen Klinikbauten in Heidelberg.— Anfang Juli Einweihung der Chirurgiſchen Klinik. Heidelberg, 14. Juni. Keine Stadt iſt in ihrem Charakter ſo ſtark durch das Leben ihrer Univerſität beſtimmt wie Heidelberg, nach Wien und Prag die älteſte deutſche Univerſität. Schon räumlich geſchieht das durch die Verteilung der Univerſitätsinſtitute über die ganze Stadt. Wurde jemals die Frage nach der Fortexiſtenz unſerer Hochſchulen erhoben, ſo iſt dieſe durch die Erkenntnis entſchieden, daß ohne Wiſſenſchaft und Hochſchule eine Kultur nicht denkbar iſt. Es iſt klar, daß Hand in Hand mit dieſer Erkenntnis das Streben gehen muß, die vorhandenen Einrichtungen und 29 Achtzehntes Kapitel Eliſabeth ſummt vor ſich hin, während ſie Kleinig⸗ keiten in Hüllen verpackt und die Kleider ſorgfältig zu⸗ ſammenlegt. Die Koffer füllen ſich— es iſt eine frohe Arbeit. Der letzte Tag in New York. Morgen geht es heimwärts! Ich glaube, das wäre alles! Eliſabeth ſchaut ſich im Zimmer um. Es iſt das typiſche amerikaniſche Hotel⸗ zimmer Ja, ich glaube, das wäre wirklich alles— nur mor⸗ gen früh noch den kleinen Toilettenkoffer packen und dann — lebe wohl, Erlebnis Amerika] Mir ſcheint, denkt Eliſa⸗ beth Hellwig lächelnd, ich hätte mich auf dieſes Erlebnis nicht eingelaſſen, wenn ich es zuvor gekannt hätte. Jetzt aber möchte ich es doch nicht miſſen. Und ſie nimmt vom Tiſch das Bild im ſchmalen Silberrahmen auf, um das runde Kindergeſicht mit dem verwehten Blondhaar und den blitzenden, dunklen Augen zu betrachten. Mein kleiner Junge— nur noch ganz wenig mehr als eine Woche, dann bin ich wieder bei dir und gehe nie, niemals mehr fort! Das Bild verſchiebt ſich ein wenig und dahinter wird ein anderer Kopf ſichtbar. Ein Männerkopf, deſſen Aehnlichkeit mit dem Kindergeſicht da vorn ſchon von man⸗ chen Leuten lächerlich genannt worden iſt. Und Eliſabeth Ullmann deckt ihn raſch wieder zu und legt den Silber⸗ rahmen oben auf ihren kleinen Abteilkoffer. Und nun? Ein ganzer freier Abend noch— der letzte Abend in New Pork! Hergesheimer trifft erſt mit dem Nachtzug ein, und ſie ſehen einander erſt am nächſten Mor⸗ gen auf dem Schiff Eliſabeth hat ſehr gebeten, den letzten Roman von Elſe Wernecke Tag für ſich haben zu dürfen und ſozuſagen ganz „inkognito“ in New Pork zu bleiben Zwei knappe Wochen Amerika— das iſt aufreibender als zwei Jahre in Europa! Gebäude der Neuzeit gemäß zu ergänzen oder zu erſetzen. So hat Heidelberg eine ganze Reihe Kliniken, die zum Teil ſchon vor ſieben, teilweiſe erſt vor zwei Jahrzehnten geſchaf⸗ fen wurden, zu ihrer Zeit durch Anlage und Ausſtattung über andere hinausragend, ſeither aber doch nur zwangsläufig den wachſenden Anforderungen angepaßt, wofür die baulichen Gegebenheiten nicht immer genügten. Sogleich nach dem Umbruch im Jahre 1933 gingen Reich, Staat und Stadt daran, das Problem zunächſt theoretiſch durch ein Programm zu löſen, deſſen Verwirklichung auch bald begann: man leitete den Neubau einer Klinikſtadt auf der Nordſeite des Neckars weſtlich von Neuenheim in die Wege auf einem Gelände, das die herrlichſten Ausblicke gibt. Als erſte der vorgeſehenen Kli⸗ niken iſt hier die neue Chirurgiſche Klinik entſtanden, deren Einweihung gelegenklich der Hochſchulwoche Anfang Juli erfolgen wird. Nach der chirurgiſchen wird zunächſt eine Frauenklinik geſchaffen werden, die im kommenden Jahr voll⸗ endet ſein wird. So ſoll die Klinikſtadt nach und nach ent⸗ ſprechend dem aufgeſtellten Generalbebauungsplan wachſen, jede der Kliniken aus zwei durch einen mittelachſigen Längs⸗ bau verbundenen Quergebäuden beſtehend, das ſüdliche ſtets die Krankenabteilungen, das nördliche die Behandlungsabtei⸗ lungen enthaltend. Alle Krankenzimmer ſind nach Süden ge⸗ legen und öffnen ſich auf große Liegeterraſſen. Schon jetzt, vier Wochen vor der Uebergabe der pracht⸗ vollen Chirurgiſchen Klinik, fanden wir bei einem Beſuch die weiträumigen Gebäude zwar völlig menſchenleer, jedoch bis aufs letzte Stück eingerichtet, und deutſche bildende Kunſt hat Gelegenheit erhalten, in wundervollen Plaſtiken, herrlichen Fresken, humorvollen Märchen⸗Wandgemälden(dieſe in der Kinderabteilung) könneriſch zu ſchwelgen. Oberbaurat Dr. Schmieder und Klinikdirektor Profeſſor Dr. Kirſchner haben in vorbildlicher Zuſammenarbeit viele Grundſätze, die Prof. Dr. Kirſchner beim Neubau der Chirurgiſchen Klinik in Tübingen angegeben hatte, in teilweiſe ſogar verbeſſerter Form hier in die Tat umgeſetzt. Helle Tagesräume dienen der Bequemlichkeit der nicht bettlägerig Kranken. An jedem Bett ſahen wir Kopfhörer des Anterhaltungsfunks und in den Räumen für die Leichtkranken Lautſprecher, die auch die Durchführung der täglichen, für das ſeeliſche und körperliche Wohlbefinden der Kranken wertvollen Morgengymnaſtik er⸗ leichtern. In einer herrlichen Wandelhalle können Konzerte gegeben werden. Jedes Bett iſt durch einen Handgriff leicht in einen vier⸗ räderigen Wagen auf Gummirädern zu verwandeln. So wird er Kranke damit über zahlreiche Aufzüge erſchütterungslos und raſch an jeden beliebigen Platz gebracht. Die Zahl der Betten(330) iſt leicht auf das Doppelte zu ſteigern. Um den Kranken beſte Hilfe durch beſonders geſchultes Aerzte⸗ und Pflegeperſonal zu ſichern, ſind Abteilungen für Friſchope⸗ rierte, für Unfallverletzte, für Magen⸗ und Darmkranke, fur Hirnerkrankte, für Nierenleidende, für Tuberkulöſe uſw. geſchaffen. In den ſieben Operationsſälen wird jeweils immer nur ein einziger Kranker operiert. Eine Radio⸗Grammophon⸗ anlage an jedem Operationstiſch lenkt ihn bei Operationen in örtlicher Betäubung durch Muſik ab oder ſchläfert ihn bei Narkoſe unmerklich ein. Eine Klimaanlage ſorgt dafür, daß in den Operationsſälen ſommers und winters immer die gleiche zweckmäßige Temperatur und der gleiche Feuchtig⸗ keitsgehalt der Luft herrſchen. Die zu beſonderer Vollkommenheit entwickelten Sterili⸗ ſationsapparate arbeiten mit 100 bis 180 Grad. Daneben finden wir aufs modernſte eingerichtete Laboratorien, einen herrlichen großen Hörſaal, der in amphitheatraliſcher Anord⸗ nung 213 Sitzplätze enthält, ein erſtklaſſig ausgeſtattetes Röntgeninſtitut und für die Ambulanz zahlreiche Einzelunter⸗ ſuchungsräume. Im Jahre 1938 wurden in der alten Chirur⸗ giſchen Klinik faſt 5000 Kranke ſtationär(mehr als 95 000 Verpflegungstage) und faſt 10 000 Kranke ambulant behan⸗ delt, mehr als 3000 kliniſche und faſt 2000 polikliniſche Ope⸗ rationen ausgeführt. Es ſteht zu erwarten, daß das ärztliche Kraftzentrum der neuen Chirurgiſchen Klinik Heidelbergs einer immer ſteigenden Zahl kranker Volksgenoſſen von nah und fern zum Segen ge⸗ reichen und die neue Klinik in ihrer vorbildlichen Geſtalt und Ausſtattung ihrer dreifachen Aufgabe gerecht werden wird: der Heilung zahlreicher Kranker, der Heranbildung guter Aerzte und Chirurgen und der Förderung der chirurgiſchen Wiſſenſchaft zum Ruhme und zum Segen des deutſchen Volkes. Eliſabeth geht durch die teppichbelegte Hotelhalle auf die Straße. Es verſchlägt ihr wie immer ein wenig den Atem, dieſes wilde Lärmen und Haſten des Broadway. Aber einen kurzen Weg oder den Beſuch eines der Rieſen⸗ kinos, die mit grellſter Lichtreklame einladen, kann man ſchon wagen. „Eliſabeth!“ Wer kann mich in dieſer fremden Millionenſtadt mit Vornamen anrufen? Ein junger Mann, ſchlank im dunk⸗ len Anzug und einfachen Ueberrock, ein junger Mann mit ſauber gekämmtem blondem Haar und blauen Augen— „Jürgen!“ ruft Eliſabeth Ullmann und freut ſich wirklich Sie greift mit beiden Händen nach ſeiner ausge⸗ ſtreckten Hand.„Jürgen, lieber Junge, daß ich dich doch noch ſehe! Wo haſt du bloß geſteckt! Wir haben ſo nach dir geſucht——“ „Du nach mir?“ lacht Jürgen Hellwig.„Du nach mir? Wir wollen lieber ſagen, ich nach dir! Es war ja ganz unmöglich, dich zu ſehen und zu erwiſchen. Ich habe dummerweiſe erſt von deinem Konzert gehört, als es ſchon vorüber war. Und bis ich dein Hotel herausgefunden hatte, warſt du ſchon längſt über alle Berge. Man hat ſich nur herabgelaſſen, mir zu verraten, daß du jetzt noch ein paar Tage vor der Abreiſe hier ſein würdeſt. Aber vor⸗ gelaſſen hat man mich nicht. Darauf ſteht ja anſcheinend Todesſtrafe——“ 5 Ach, Hergesheimer, allzu treuſorgender und wohl⸗ meinender Freund! Die Vorſchrift, daß niemand, niemand Frau Eliſabeth Hellwig perſönlich oder telephoniſch be⸗ helligen dürfe, wurde von der Hoteldirektion peinlich ge⸗ nau befolgt. Sie ſtehen einander noch immer auf der Straße gegenüber, und der Strom der Menſchen brandet um ſie herum. „Und ich hab' mir einen Nachmittag frei genommen und beſchloſſen, hier draußen herumzulungern in der Hoff⸗ nung, daß du vielleicht doch noch einmal herauskommen würdeſt. Natürlich wäre ich morgen früh noch zum Schiff gekommen, aber——“ „Jürgen! Ich freu' mich ſo ſchrecklich!“ ſagt Eliſa⸗ beth und ſtaunt über die Veränderung des Burſchen, der ja faſt mehr ihr Junge als ihr Bruder iſt.„Komm' doch Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Morgenlied, Zeit, Wetter, Wiederholung der zweiten Abendnachrichten, landwirtſchaftliche Nachrichten; 6 Gymnaſtik, anſchl.: Wiſſenswertes und Praktiſches aus der Geſundbeits⸗ pflege; 6.30 Frühkonzert; 7 bis 7.10 Nachrichten; 8 Waſſer⸗ ſtandsmeldungen, Wetter, Marktberichte; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Morgenmuſik; 9.20 Für dich daheim; 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſik und Bauernkalender, Wetter; 12 Mittagskonzert; 13 Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert; 14 Nachrichten; 14.10 Konzert bezw. Schallplatten; 15 Sendepauſe; 16 Nach⸗ mittagskonzert; 18.45 Aus Zeit und Leben; 20 Nachrichten 22 Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Donnerstag, 15. Juni. 10 Volksliedſingen; 10.30 Sendepauſe; 18 Komm, dreh dich!, heiteres Singen und Spielen; 19 Verliebte Weiſen; 19.45 Kurzberichte; 20.15 Uebernahme; 22.30 Volks⸗ und Anterhaltungsmuſik. 0 Freitag, 16. Juni: 10 Land aus der Vogelſchau; 10.30 Mit Faltboot und Zelt ins Land der vielen Seen; 10.45 Sendepauſe; 17 Muſik zum Tee; 18 Ehrenzeichen des wehrhaften Mannes; 18.30 SA. marſchiert; 19 Schallplatten; 19.45 Kurzberichte; 20.15 Der heitere Alltag, Hörfolge; 21.10 Tanzmuſik; 22.30 Un⸗ terhaltungskonzert. Samstag, 17. Juni: f 10 Schleswig⸗Holſtein, meerumſchlungen; 10.30 Sende⸗ pauſe; 15 Gute Laune; 17.15 Tönender Globus; 18 Ton⸗ bericht der Woche; 19 Rhythmus, Rhythmus!, Schallplat⸗ ten; 20.15 Klingender Sommerreigen, Melodienſtrauß; 22.30 Tanzmuſik. Reichsſender Frankfurt a. M.: Donnerstag, 15. Juni. 14.45 Für unſere Kinder; 15.15 Sendepauſe; 18 Was geſchieht mit den Begabten?; 18.30 Klang der Landſchaft; 20.15 Unſer ſingendes, klingendes Frankfurt; 22.15 Unſere Kolonien; 22.30 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. Freitag, 16. Juni: 8.25 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 10.30 Enter auf, Rundfunkberichte; 10.45 Sendepauſe; 18 Zwiſchen Enkel und Ahn; 18.15 Sport der Woche und für den Sonntag; 18.30 Walzergeſchichten mit Wienerlied; 20.15 Orcheſterkon⸗ dert 22.15 Bilderbuch der Woche; 22.30 Unterhaltungskon⸗ zert. Samstag, 17. Juni: 8.25 Deutſchland— Kinderland; 15 Bilderbuch der Woche; 15.15 Am Rande des alltäglichen Geſchehens; 15.30 Pimpfe und Jungmädel ſingen, ſpielen und erzählen allerlei Luſtiges; 18 Wir ſind Kameraden, die alten und jungen Sol⸗ daten; 19.30 Bühne und Film im Rundfunk; 20.15 Juble, mein Herz, Schallplatten; 22.20 Wir tanzen in den Sonntag. Ein Millionenheer will nach Deutſchland! Sperrt die Weſt⸗ grenzen gegen den Kartoffelkäfer! Marktberichte Ohne Gewähr. Mannheimer Großviehmarkt v. 13. Juni. Auftrieb: 19 Ochſen, 74 Bullen, 190 Kühe, 101 Rinder, zuſammen 384 Stück Großvieh(Vorwoche 407, Wenigerauftrieb 23 Tiere). Die Zuteilung erfolgte im Rahmen der Kontingente bei fol⸗ genden Höchſtnotizen für: Ochſen 44,5 bis 46,5, Bullen 43,5 bis 44,5, Kühe 41,5 bis 44,5, Rinder 43,5 bis 45,5 Pfg. Kälberauftrieb: 958(Vorwoche 796) Tiere. Die Zuteilung erfolgte im Rahmen der Kontingente bei Höchſtnotizen von 62 bis 65 Pfg. Schweineauftrieb 3832(Vorwoche 4285) Tiere. Es erfolgten Reichsſchlachtungen von Vertragsſchwei⸗ nen; der Reſt wurde im Rahmen der Kontingente bei einer unveränderten Höchſtnotiz von 59 Pfg. zugeteilt. Frankfurter Schlachtviehmarkt v. 13. Juni. Auftrieb: 792 Kälber, 155 Schafe und 4265 Schweine. Preiſe: Käl⸗ ber 62 bis 65, 55 bis 59, 45 bis 50, 35 bis 40; Lämmer, Hämmel—, 49 bis 56, 44 bis 48, 32 bis 41; Schafe 40 bis 43, 33 bis 39, 18 bis 32; Schweine 59, 58, 57, 58, 50, 58. Marktverlauf: Kälber und Schweine zugeteilt. — erſt mal mit herein, hier werden wir beide hetſer oder tot⸗ gedrückt—“ Sie trinken Tee miteinander. Eliſabeth kann ſich nicht ſattſeben an der Wandlung, die mit ihm vorgegangen iſt. Richtig ordentlich ſieht er aus, und ſeine Augen weichen nicht mehr aus, ſondern lachen ſie mit ehrlicher Freude an. „So erzähl' doch, Jürgen, erzähl' doch!“ „Erzählen? Da muß ich mich wohl zuerſt entſchuldi⸗ gen, bevor ich anfange, Eliſabeth, ja? Entſchuldigen, weil ich ſo lange nichts von mir habe hören laſſen. Aber weißt du—— na, du wirſt dir das ja denken können, ich hab mich ſchrecklich geniert vor dir wegen damals und ſo. Und dann wollte ich erſt ſchreiben, wenn ich weitergekommen E „Natürlich“, beeilt ſich Eliſabeth, zu verſichern, das verſtehe ich ſehr gut, und das iſt ja auch nicht ſo wichtig. Wichtiger iſt, wie es dir jetzt geht. Was machſt du? Haſt du ein Engagement?“ „Nein“, ſagt Jürgen und wird ein wenig verlegen, „bei der Bühne bin ich doch nicht mehr, wußteſt du das nicht?“ Und nach einer Pauſe fährt er fort:„Jetzt— an⸗ fangs ja nicht, aber jetzt bin ich deinem Mann doch ſehr dankbar.“ Helle Röte überflutet ſein junges Geſicht.„Er hat mich doch damals aufgeſucht und mit mir geredet und mich geprüft, ja, und dann hat er mir rundheraus und ſehr rückſichtslos erklärt, daß ich vollkommen unbegabt ſei und die ganze Schauſpielerei nur aus Eitelkeit und Be⸗ quemlichkeit angefangen habe. Na, du kannſt dir ja das Weitere vorſtellen, nicht? Und dann hat er mich mit einem Herrn, der als deutſcher Ingenieur hier an eine Maſchinenfabrik gehen ſollte, herübergeſchickt, und in der gleichen Fabrik bin ich auch untergekommen und dort bin ich noch. Das fing mit regelrechter Laufjungenarbeit an. Später kam ich dann in die Buchhaltung und in die Kaſſenreſſorts, und jetzt bin ich ſchon Leiter einer kleinen Abteilung.“ So erzählt Jürgen Hellwig, und Eliſabeth hört ihm zu und iſt ſehr glücklich. ö „Ich bin deinem Mann wirklich dankbar“, wiederholt Jürgen noch einmal.„Wie geht es ihm denn! Du haſt doch auch einen kleinen Jungen, nicht! Warum iſt dein Mann denn nicht mitgekommen?“ 5 5 Vor verhältnismäßig kurzer Z zauerliche Einzelerſcheinung geweſer Tage nach der Geburt ihres vierten Frühjahrsbeſtellung bei der Arbeit vorden wäre. der ähnlichen Fällen kind oder gar ein weiteres Kind als Sieben Kinder und ein glückliches Elternpaar. Frau für ein bis zwei Jahre bezeichnet, weil das kleine Menſch⸗ lein einen längeren oder kürzeren, jedenfalls unerträglich wirkenden Ausfall der Arbeitskraft der Frau bedeutet. Die Not an Arbeitskräften im Dorfe führt dazu, daß nun auch das Land kinderarm wird, daß im Landvolk der Wille zum Kinde hinter der Sorge um die Aufrechterhaltung des Hofes zurücktritt. Die beſondere Tragik liegt dabei in der eigenartigen Konſtellation: Es iſt das durch den Führer er⸗ neuerte Deutſchland geweſen, das die hohe, für den Beſtand unſeres Volkes ausſchlaggebende Bedeutung des Bauerntums als Blutsquell der Nation erkannte und auch anerkannte. Und weiter: Unſere Zeit weiß davon, wie jeder Staat über kurz oder lang dem Untergange verfällt, wenn er auf ein geſundes Landvolk verzichtet oder bereits verzichten muß. Zum Be⸗ weiſe brauchen wir gar nicht erſt die Lehren der Geſchichte heranholen. In nächſter Nachbarſchaft, in Frankreich und in England, iſt das Bauerntum im Schwinden, zugleich aber auch das Wachstum dieſer Völker. VBoher kommt das Wachstum der Städte? Nun wäre es ungerecht und nur mit Einſchränkung richtig, wollten wir für die geringeren Geburtenziffern der Jetztzeit allein die gegenwärtig beſonders kraß in Erſcheinung treten⸗ den Urſachen anführen. Ueber lange Zeitabſchnitte hinweg konnte es ſich das deutſche Landvolk leiſten, von ſeinem uner⸗ ſchöpflich erſcheinenden Nachwuchs ganze Armeen an die Städte abzugeben. Deren ungeheures Wachstum erklärt ſich aus der Zuwanderung vom Lande, nicht aber aus einer Be⸗ völkerungsvermehrung durch ſtädtiſche Geburten. Im Jahre 1871 wohnten von 100 Deutſchen noch 64 in Gemeinden unter 2000 Einwohnern, aber nur 36 in Orten mit mehr als 2000 Einwohnern. Im Laufe kürzeſter Zeit jedoch verſchob ſich das Bild völlig zu Gunſten der Städte, ſo daß heute nur noch ein Drittel unſeres Volkes auf dem Lande und zwei Drittel in der Stadt wohnen. In den Städ⸗ ten ſanken allerdings die Geburtenziffern ſehr ſchnell ab, ſo daß ſie— um nur ein Beiſpiel aus vielen herauszugreifen— in Preußen im Jahre 1931 im Durchſchnitt nur noch 15,1 Ge⸗ Auf dem Lande ar eine andere Entwick⸗ Dort betrugen in den Jahren 1906 bis 1910 die Geburten noch 35,2 auf Tauſend und auch 1931 noch länger geſund erhalten; ein Abſinken iſt erſt ſeit beobachten. unangetaſtet, daß Deutſchlands Landvolk ſich unbedingt ſeines Nachwuchſes erfreuen möchte. Es ſprechen ja dafür auch viele Nicht zuletzt feſtigt das Reichserbhofgeſetz den Wil⸗ len, die Heimaterde, Hof und Acker an die nächſte Generation weiterzugeben. Es iſt eine Selbſtverſtändlichkeit im Bereich Zeit noch wäre es eine be⸗ „ wenn eine Landfrau vier Kindes aus Sorge um die auf dem Feld erblickt Wie Heute hört man immer wieder von derartigen Heute ſchon wird im Landvolk ein eine Mehrbelaſtung der bäuerlichen Denkens und Fühlens, die Familie wachſen zu laſſen. ſoll, das noch ihre Eltern und Großeltern kannten! Auffaſſung am Ende ſogar teilnahmslos vorbeigehen! ſchweren Schlag verantwortlich macht, unter dem nun nicht allein die Landarbeit, ſondern das Landvolk leidet. Wie haben ſich die Geburtenziffern verändert? In dieſen Tagen waren wir überall im Reiche, in Dorf und Stadt, an der genauen Durchführung der Volkszählung beteiligt. Wir erhoffen von ihr ein baldiges Ergebnis, das in ſeiner Geſamtheit zweifellos viele ſtolze Tatſachen vermit⸗ teln wird. Mit einiger Furcht müſſen wir jedoch die Zahlen erwarten, die vom heutigen Geburtenſtand und von der Ab⸗ wanderung vom Dorfe berichten. Die Geburtenziffern des Jahres 1933, in dem die letzte Volkszählung durchgeführt wurde, weiſen für die ländlichen Gemeinden unter 2000 Ein⸗ wohnern noch einen Geburtenſtand von 18 auf Tauſend auf. mag der heutige Geburtenſtand des Landvolkes ſein? Kein Zweifel, daß da gewichtige V ſind, Veränderungen, die nicht der kraft dienen eränderungen eingetreten Erhaltung unſerer Volks⸗ Wenn die Menſchen die Hofgemeinſchaft und die Dorfgemeinſchaft verließen, verſuchten Bauer immer wieder, durch Erhöhung der eigenen Arbe eingetretenen Kräftemangel auszugleichen die Landfrau dahin, daß ſie im Jahresdurchſchnitt einen Ar⸗ beitstag von 18 Stunden auszufüllen hat, wobei insbeſondere die ſchwere Arbeit im Stall und auf dem Acker einen allzu großen Anteil beanſprucht Es iſt nur zu begreiflich, daß unter derartigen Verhältniſſen Familienzuwa chs eher als eine Belaſtung denn als Glück empfunden wird. Und noch ſchlimmer: Es mußte in den letzten Jahren eine be⸗ trächtliche Zunahme der Fehlgeburten beobachtet werden. Schon das iſt ein äußerſt ſchwerwiegendes Zeichen, dazu ein bedauerlicher Ausfall, der ſtark auf das Gemüt der Landfrau einwirkt und in ihr den ſchweren Gewiſſenskonflikt heraufbeſchwört, ob es richtig war, der Not des Hofes und der Wirtſchaft durch Uebernahme allzu anſtrengender Arbeiten zu begegnen. Es bedarf weiter gar nicht erſt des Urteils eines Arztes, um die Folgen dieſer Ueberbelaſtung zu er⸗ kennen. Nur zu oft bewirken Fehlgeburten Unfruchtbar⸗ keit. Damit verſiegt der Blutsquell der Nation, damit tritt der Volkstod ſeine Herrſchaft an, der das Schickſal der Ge⸗ meinſchaft beſiegeln kann. Das aber wäre die ſchwerſte Aus⸗ wirkung der Landflucht. Es iſt höchſte Zeit, dieſer drohenden Entwicklung zu begegnen! Kein Fatalismus! Die Hände in den Schoß legen, ſich von der Entwicklung treiben laſſen und ſozuſagen bei lebendigem Leibe körperlich und ſeeliſch abſterben— dieſer Fatalismus liegt dem deutſchen Volke nicht. Am wenigſtens dem Landvolke, das alle Kraft, alle Energie Jahr für Jahr einſetzt, um den Kampf mit vielerlei Schwierigkeiten und ſogar mit den unüberwind⸗ lich erſcheinenden Naturgewalten aufzunehmen. Der Bauer iſt nicht ſo überheblich, daß er ſagen könnte, es ſei ihm ſtets gelungen, vernichtendes Naturgeſchehen zu beſiegen. Aber er darf mit Recht behaupten, daß er erlittene Schäden doch aus⸗ zugleichen wußte. Wie ihm das gelang? Weil er ſich nicht ent⸗ mutigen läßt! Wenn die Erde heute etwas nimmt, ſo muß ſie doch morgen dafür etwas geben. Und wenn die Land⸗ flucht auch gerade in den letzten Jahren ſo viele Kräfte vom Acker und aus dem Stall hinweg in die Stadt führte, nun, ſo wurde zur menſchenmöglichen Leiſtung auch das unmöglich Erſcheinende getan, damit die bereits erzielten Erfolge der Er⸗ zeugungsſchlacht nicht etwa abſinken. Der treueſte Helfer des Bauern war dabei die Bäuerin. Allerdings, die Landfrau trug an ihrer Einſatzbereitſchaft weit ſchwerer noch und weit ge⸗ fährlicher als der Mann. Die letzten Neſerven Aber auch das iſt nicht bäuerliche Art, durch Betteln und Lamentieren das Mitleid der Gemeinſchaft zu erregen. In aller Stille verſuchte darum die Landfrau, um des Hofes willen und Bäuerin itsleiſtung den Insbeſondere kam recht groß Wie ſchwer muß es der Landfrau ankom⸗ men, wenn ſie heute auf das M utterglück verzichten Die Volks⸗ gemeinſchaft kann dieſe Entwicklung nicht etwa als eine per⸗ ſönliche Angelegenheit der Betroffenen anſehen und in dieſer Denn einmal war es die zunehmende Verſtädterung, zum anderen die Auswirkung der induſtriellen Abſaugung der Menſchen⸗ kräfte vom Lande, die uns, alſo die Gemeinſchaft, für den Immer neu fließt der Lebensquell auf dem Neu bauernhof,. die letzten Reſerven einzuſetzen, die in der Selbſthilfe liegen Der Reichsnährſtand beſtärkte die große Zahl der in der Land⸗ wirtſchaft tätigen Frauen in dem Willen, die notwendige Lei⸗ ſtung dem Hofe und der Gemeinſchaft zu erhalten. Frauen ſind erfinderiſch, ſo heißt es häufig, aber Erfindungen ſind zumeiſt durchaus individuelle Leiſtungen. Sie gewinnen an Wert, wenn ſie allen Beteiligten bekanntwerden. Darum er⸗ richtet die vom 4. bis 11. Juni 1939 in Leipzig ſtattfindende 55 Reichsnährſtands⸗Ausſtellung das„Haus der Landfrau“, Dieſes„Haus der Landfrau“ ſoll keineswegs unter dem Motto ſtehen:„Wie haben wir's ſo herrlich weit gebracht!“. Seine Aufgabe beſteht vor allem darin, die Landfrau mit allen be⸗ reits erprobten Maßnahmen der Selbſthilfe vertraut zu machen. Als dringlichſte Pflicht betrachtet es die 5. Reichsnährſtands⸗ Ausſtellung, dabei mitzuhelfen, den 16⸗Stunden⸗Arbeitstag im ländlichen Haushalt auf eine zwölfſtündige Dauer zum Wohle aller weiblichen Arbeitskräfte in der Landwirtſchaft herabzuſetzen. Das wird ſich am eheſten erreichen laſſen, wenn auch die Landfrau in die Lage verſetzt wird, die von der Technik zur Verfügung geſtellten Hilfsmittel für den eigenen Arbeits⸗ bereich anzuwenden. Sehr viel Zeit und leider auch ſehr vie Kraft geht allein durch das tägliche Waſſerſchleppen vom Brun, nen oder von der Pumpe in das Wohnhaus, in die Wirt ſchaftsküchen und in die Ställe verloren. Die zentrale Waſſer⸗ verſorgung des Hofes, entweder durch elektriſche Kraft oder durch eine Gemeinſchaftswaſſerleitung des Dorfes, bietet ſichere Abhilfe, zumal dann, wenn nicht mit Zapfhähnen geſpart wird In der Küche muß nunmehr ebenfalls die Elektrizität wirk ſam werden, wobet es von nicht zu unterſchätzender Bedeu— tung iſt, dieſen Raum entſprechend den beſonderen Bedürf⸗ niſſen des Hofes nach dem Muſter der im Haus der Landfrau zu beſichtigenden Küche einzurichten. Das ſpart nämlich eine beträchtliche Zahl von Wegen und Schritten, die in überkom⸗ menen, aber nicht gerade zweckmäßig hergerichteten ſchaftsräumen täglich zurückgelegt werden müſſen wirtſchaft hilft ebenfalls den Arbeitstag verkürzen, ja, es läßt ſich durchaus verantworten, die Kleinkinder zu manchen Hand⸗ griffen im Hauſe oder im Garten zu erziehen, die, für ſich betrachtet, wenig gelten, aber doch Erleichterung bringen. Und ſchließlich— die Feldarbeit der Frau wird durch Einſatz von Maſchinen und Vielfachgeräten ebenfalls leichter und verhilft ſo zum 12⸗Stunden⸗Tag, der wahrhaftig immer noch lang genug iſt! Bilder(4): Reichsnährſtand— M. Wirt⸗ Vorrats⸗ Noch ſo jung— und doch arbeiten ſchon alle mit. Druckarbeiten . für Handel, Gewerbe und indzs trie liefert schnellstens Neckar- Bote- Druckerei über! Perſön Beme! deren Coper Ernſt Warte denbu—⸗ Dohno Knobe ohne der ni einigte ahrtt ls N rer IJ des K Die Er gin wert, ſen“. reit ge ten. 2 den. es ein Es ſei