eder rden. ieihe nicht daß rund bis dann eiten hl. Nr. 147 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 27. Juni 1939 ——— Der erſte Reichsforſtmeiſter Tagung der deutſchen Forſtwirkſchaft Berlin, 27. Juni. Im Reichstagsſitzungsſaal der Kroll⸗ Oper wurde die großdeutſche Reichstagung der deutſchen Forſtwirtſchaft feierlich eröffnet. Generalforſtmeiſter Alpers begrüßte die zahlreichen Abordnungen der ausländiſchen Forſtverwaltungen und Vertreter forſtlicher Organiſationen, beſonders herzlich die ſtarke italieniſche Abordnung. Dann wandte ſich der Generalforſtmeiſter an den Reichs⸗ forſtmeiſter. Er hob die ungeheure Arbeit Görings auf politiſchem Gebiet, bei der Schaffung der deutſchen Luft⸗ waffe und als Beauftragter für den Vierfſahresplan her⸗ vor und fuhr dann fort, die ſchöpferiſche Tätigkeit des Reichsforſtmeiſters ſei ausreichend, um ihm in der Ge⸗ ſchichte der deutſchen Forſtwirtſchaft einen Namen zu ſichern. In der Organiſation des deutſchen Waldbaues wurde ein Wandel herbeigeführt. Durch eine Marktord⸗ nung wurde unter ſchwierigſten Verhältniſſen der Bedarf unſerer Wirtſchaft an Holz gedeckt.„Unſer Stolz ſoll es ſein, auch durch unſere Mitarbeit dazu beizutragen, daß der Name des erſten Reichsforſtmeiſters an hervorragendſter Stelle in die Geſchichte der deutſchen Forſtwirtſchaft ein⸗ eht“. Nach alter deutſcher Forſtmannsſitte grüßte die Ver⸗ ſammlung ihren Reichsforſtmeiſter mit einem hellen Hor⸗ rido. Der Beifall erneuerte ſich nochmals, als dann Ge⸗ neralfeldmarſchall Reichsforſtmeiſter Göring ſelbſt das Rednerpodium beſtieg und ſich an die deutſchen Forſtmän⸗ ner wandte Holz, der wertvolle Rohſtoff Der Reichsforſtmeiſter führte, nachdem er auf die Be⸗ deutung des Waldes für Deutſchland hingewieſen hatte, U. d. aus: Der nationalpolitiſche und nationalwirtſchaftliche Aufbau erfordert Holz in rieſigen, ja geradezu unvor⸗ ſtellbaren Mengen. Holz iſt neben Eiſen, Kohle und Steinen der wichtigſte Rohſtoff unſerer induſtriel⸗ len Arbeit geworden. Er iſt für zahlreiche Gewerbezweige unentbehrlich, namentlich für die Bauwirtſchaft, den Berg⸗ bau und die Papierherſtellung. Auf ſeiner Grundlage ent⸗ wickeln ſich in ſchnellſtem Tempo neue Induſtrien, ſo insbe⸗ ſondere in Fabrikations⸗ und Textilfaſerſtoffen und der Holzzuckererzeugung. Alle dieſe Gewerbezweige ſtellen ſeit Jahren wachſende Anforderungen an die Lieferungen von Holz aller Arten. Die geſamte jährliche Holzerzeugung des deutſchen Waldes aber deckt heute knapp zwei Drit⸗ tel des Bedarfes. In den letzten zwei Jahren allein haben die verfügten Mehreinſchläge an Holz die volle Deckung des Bedarfes bewirkt. Im Jahre 1939 wird ſich der geſamke Bedarf Groß- deukſchlands an Holz auf 80 Millionen Feſtmeter Derbholz belaufen. Mit einem weſenklichen Rückgang dieſes Geſamt⸗ bedarf iſt für abſehbare Zeit nicht zu rechnen. Dafür ſorgt allein ſchon die Bauwirtſchaft als größter Holzverbraucher. Wenn einmal die Bauten für die Landesverkeidigung, die repräſentativen Bauten für Partei und Staak und der an⸗ geordnete Umbau großer Städte vollendet ſein werden, wird vorausſichtlich der angeſtaute Wohnungsbedarf noch für lange, lange Zeil den Bauholzverbrauch auf großer Höhe halten. Die Holzmengen, die der heimiſche Wald nicht hergibt, können auch nicht mehr, wie einſt vor dem Weltkriege, ohne alle Schwierigkeiten etwa aus dem Auslande bezo⸗ gen werden. Das iſt nicht allein eine Sorge der gegenwär⸗ tigen Deviſenlage. Auch die Verhältniſſe in den europäiſchen Holzexportländern ſpielen eine Rolle. Da uns auch die Aus⸗ wertung der großen Waldflächen in unſeren Kolo⸗ nien durch den Raubzug von Verſailles heute noch ent⸗ zogen iſt, ſtehen wir in der Holzwirtſchaft vor den gleichen Erforderniſſen, wie auf vielen anderen Gebieten unſeres na⸗ tionalen Lebens: Was uns an materiellen und naturgege⸗ benen Reichtümern fehlt, müſſen wir anderweitig er⸗ ſetzen, und zwar durch ſparſamſte und zweckentſprechendſte 5 Das wird ſo herzlich und natürlich geſagt, daß Mara eifrig widerſpricht. 5 f„Alſo 1 5 5 Wie lange brauchen Sie zum Aus⸗ packen?“. f e 5 „Ich muß ja nicht durchaus fertig werden. Nur einen Koffer vielleicht, daß der zweite dann hereinkann.. In einer halben Stunde ungefähn. r „Schön, dann bin ich auch ſo weit! Der kleine Koffer iſt bald geleert. Der Schlafanzug kommt gufs Bett, eine Reihe von Flaſchen, Doſen und Tuben auf den Waſchtiſch, Kämme, Bürſten und Nagel⸗ etui in den Schubkaſten. Den Klelderkoffer ſchleppt ſie mit Frau Boßhardts Hilfe binein. Auch Lotte tut ſo, als ob ſie mit anfaſſe. Auch das geht raſch. Die Bügel liegen obenauf und werden gleich auf die Stange im chrank gehängt. Dann die paar Fähnchen darauf, Wäſche, Bluſen, Pullover, ein paar Tüchelchen, Mützchen und Handſchuhe— das iſt alles im Koffer ſchon ſo gefaltet und gelegt, daß es mit ein paar Griffen in die Fächer befördert werden kann. Packen hat man gelernt in einem halben Dutzend Geſchäftsjahren und mit zwölf bis vierzehn Umzügen. Oder ſind es noch mehr? Keine Zeit jetzt zum Nachrechnen.. So, der Koffer kann hinaus! 5. 9 79 Boßhardt ſteht immerzu hilfsbereit im Wege. Da ſie nicht dazu kommt, etwas anzufaſſen, nimmt ſie ein Fädchen vom Teppich, ſtreicht die Tiſchdecke glatt, probiert die Gardinenſchnüre... Lotte ſteht mit neugierigen Augen in der Tür. 957 aber 155 wert, daß man ſich ärgert. Auch daran gewöhnt man ſich.. 5 Bleibt 5 dritte Koffer. Aber der iſt entſetzlich ſchwer. Das beſte wäre, ihn hochkant zu ſtellen und ſchrittweiſe vorwärtszubewegen, wie es jeder geübte Laſtträger macht. Aber Frau Boßhardt ſtellt ſich unglaublich ungeſchickt da⸗ bei an und verſucht immer wieder, ihn ee F hat ſie auch Angſt um ihre Teppiche un re Dielen. l 8 Da klappern Schlüſſel im Schloß, und Herr Reinhold erſcheint in der offenen Tür.„Da komm ich wohl 1 recht?“ ſagt er lachend.„Guten Abend, meine Damen Wird hier ein Gepäckträger verlangt?“ Er wirft den Hut auf einen Haken und bückt ſich, um zuzufaſſen. . — „Aber das geht doch nicht, Herr Reinhold!“ Frau Boßhardt hat ſchon wieder Bedenken.„Der iſt viel zu Verwendung des koſtbaren Materials, durch höchſten Ar⸗ beitseinſatz, äußerſte Leiſtungsſteigerung, planvolle Organi⸗ ſation und ſchöpferiſche Geiſteskraft. In dieſem Zuſammen⸗ hang zunächſt ein Wort über den Holzverbrauch. Die Holzmenge, die der deutſche Wald liefert, muß ſo zweck⸗ mäßig wie möglich verwendet werden. Eine ſtraffe und überſichtliche Marktordnung iſt daher unerläßlich. Jede Holzvergeudung muß vermieden werden. Der koſtbare Rohſtoff muß dort eingeſetzt werden, wo er im Intereſſe des ganzen Volkes am beſten verwendet werden kann. Spar⸗ ſamkeit iſt oberſtes Gebot! Daher begrüße ich die holz⸗ ſparenden Bauweiſen und die Einſchränkung des Verbrauchs von Faſerholz. Kein Holz, das als Nutzholz verwendet werden kann, darf mehr im Ofen verbrannt werden. Wir können uns dieſen Luxus heute nicht mehr leiſten. Durch ſtraffe Organiſation und vieles Bemühen iſt es im Altreich gelungen, den Brennholzbedarf von 50 oH in frü⸗ heren Zeiten auf 20 v im Jahre 1938 herabzudrücken. Das iſt für den Anfang ein ſchöner Erfolg. Wir dürfen uns damit aber noch keineswegs zufrieden geben. Alle Be⸗ mühungen der beſſeren Holzausnützung ſind mit verſtärktem Nachdruck foctzuſetzen Wichtig iſt dabei vor allem die Auf⸗ klärung der Holzverarbeiter und der Holzverbraucher über die Wege zur ſparſamen volkswirtſchaftlich gerechten Ver⸗ wendung dieſes Materials.— Nun zur Frage der Holzerzeugung. Ich bin mir deſſen bewußt, daß die geſamte deutſche Forſt⸗ wirtſchaft auf hoher Intenſitätsſtufe ſteht. Weitere Verbeſ⸗ ſerungen werden in Zukunft nicht leicht zu erringen ſein. Ich bin aber der Anſicht, daß eine Steigerung der Holz⸗ gewinnung noch im geſamten deutſchen Wald durchaus möglich ift. Und ich verlange, daß dieſe Steigerung unker allen Umſtänden erreich! wird.(Lebhafter Beifall). Das gilt für alle Arten des Waldeigentums. Sowohl der Staatswald als auch der Gemeinde und Privatwald müſſen jeder zu ſeinem Teil an der Löſung der gewaltigen Aufgaben mitwirken. Bautätigkeit in Baden 1938 Das endgültige Ergebnis der Bautätigkeit im Jahre 1938 wird jetzt vom Statiſtiſchen Reichsamt veröffentlicht. Dabei kann die erfreuliche Feſtſtellung gemacht werden, daß auch in dieſem Berichtsjahr der nationalſozialiſtiſche Aufbau⸗ wille ſich wieder voll bewährt hat und daß, trotz des erhöh⸗ ten Arbeits⸗ und Materialeinſatzes an der Weſtgrenze, ein erheblicher Zuwachs an Wohnungen und an öffentlichen fowie Wirtſchaftsgebäuden zu verzeichnen iſt, wenn auch das äußerſt günſtige Ergebnis des Vorjahres nicht völlig erreicht wurde. In Baden wurden im gleichen Zeitraum 2589 ö5ffentliche ſowie Wirtſchaftsgebäude und 4215 Wohngebäude errich⸗ tet. Dadurch betrug der Rohzuwachs 7713 Neubauwoh⸗ nungen, unter Hinzurechnung von 860 Umbauwohnungen erhöht ſich die Zahl auf 8573. Nach Abzug der abgegangenen Woh⸗ nungen ergibt ſich, daß in Baden im Jahre 1938 für 8256 Familien Wohnungen geſchaffen wurden. Stand der Reben nfang Juni Die Rebſtöcke haben durch den ſchnellen Wechſel von war⸗ mer zu kalter Witterung Mitte Dezember 1933 vielfach Froſt⸗ ſchäden erlitten. Infolge der kühlen Witterung im Frühjahr 1939 haben die Reben nur langſam ausgetrieben. Ihre Ent⸗ wicklung iſt allgemein im Rückſtand. Im letzten Drittel des Mai war aber die allgemeine Erwärmung erforderlich, ſodaß ſich der Austrieb lebhaft geſtaltete. Im Reichsdurchſchnitt be⸗ rechnel ſich laut„Wirtſchaft und Statiſtik“ die Vegutachtungs⸗ ziffer für Anfang Juni 1939 auf 2,6 gegen 3,4 zur gleichen Zeit des Vorjahres. In allen Weinbaugebieten, mit Aus⸗ nahme von Heſſen und den württembergiſchen Weinbaugebie len, liegen die Begutachtungsziffern etwa bei 2,5 oder näher der Note 2 als der Note 3. Am beſten chwer... Und Ihr guter Anzug...“ 5„Der ſtört mich allerdings etwas... Sie geſtatten—?“ Er entledigt ſich des Jacketts, bückt ſich und f at ſchon den Koffer auf einer Schulter.„Wo ſoll er hin? „Um Gottes willen: Die Lampel“ ſchreit Frau Boß⸗ hardt ängſtlich.„Sollen wir nicht wenigſtens anfaſſen? „Ich tu 5 koſtbaren Kriſtallüſter nichts! Wenn Sie mir nicht bald ſagen, wo er hinſoll, ſetz ich ihn wieder ab; er hat ein ganz anſtändiges ewicht. „Es ſind Bücher drin!“ 115 Mara etwas. 1755 Na, das iſt ein Zeichen, daß Sie keine leichte Lektüre eben!“ Er läßt den Koffer auf ſeiner Schulter tanzen, ſo daß Frau Boßhardt beſorgt die Hände hochſtreckt, als wollte ſte ihn auffangen, wenn er fiele.„Bitte nach hinten, Herr Reinhold— wenn Sie doch ſchon ſo gut ſein wollen! Er balanciert geſchickt durch den engen Korridor. Frau Boßhardt umkreiſt ihn mit angſtvollem Geſicht und erhobenen Händen, bis der Koffer glücklich auf dem Boden teht. 55 Mara iſt es etwas peinlich, ſich zu bedanken; darum macht ſie einen Scherz und greift nach der Taſche:„Was bekommen Sie, Herr Gepäckträger?“ 5 5 Frau Boßhardt begreift den Scherz nicht gleich und fängt an, irgend etwas zu ſtottern, was einer Vorſtellung ähnlich ſieht. Aber Herr Reinhold verſteht ſofort und kacht, daß die Zähne aufblinken. Unverſchämt braun und geſund ſieht er aus für einen Stadtmenſchen.. Er zieht das Taſchen⸗ tuch aus der Taſche und tut, als ob er, ſchwer keuchend, den Schweiß von der Stirn wiſche.„Tja— was ſoll ich da verlangen? Der Tarif iſt noch nicht heraus. Ich werde Ihnen morgen Beſcheid ſagen. Sie haben Kredit bei mir! Er lächelt ihr ſo direkt in die Augen, daß Mara rot wird. Er hat ſo eigentümlich warme, ſtrahlende Augen; es iſt nicht gerade 9 n er ſie anſieht, aber mit einem ehr offenen Wohlgefallen. 5 5 5 1 ich die Nacht ſchlafen, vor Sorge über meine Schulden!“ 5 „Das 58 8 Sie ruhig! Ich bin ſehr beſcheiden..“ Er ſagt es unnötig leiſe und ohne den Blick von ihrem eſicht zu nehmen. 5 5 5 5 cer ind Ihre Kofferſchlüſſel, Fräulein!“ drängt ſich Lotte dazwiſchen und gibt Mara den kleinen, klappernden Schlüſſelbund, den ſie von einem Stuhl aufgenommen hat. Mara ſteckt ihn in die Taſche.„Danke! Der bleibt heute noch zu! Ich will jetzt eſſen gehen; ſonſt wird es zu pät.“ Sie zieht das Mützchen übers Haar und greift nach Den Handſchuhen.„Alſo, das iſt der Hausſchlüſſel, nicht wahr? Das der Drücker und der für das Sicherheits⸗ ehen die zteben im Moſel⸗, Saar⸗ und Nu wer⸗ gebiet, im preußiſchen Rhein gaugebiet und in Sach⸗ ſen. Dort wurden ſie mit der Note 2,2 begutachtet. Am ungünſtigſten ſteht Heſſen mit 3,1. Unter dem Einfluß des warmen Juniwetters läßt das derzeitige Ausſehen der Reben einen guten Herbſt erwarten. Die Pflegearbeiten ſind trotz der Arbeiterknappheit nur vereinzelt im Rückſtand. An tie⸗ riſchen und pflanzlichen Schädlingen wird vor allem über das Auftreten der Kräuſelkrankheit und pon Läuſen berichtet. Der Mottenflug hat eingeſetzt, ſcheint ſich aber in normalen Grenzen zu halten. 200 Jahrfeier der Stadt Adelsheim Verleihung der Plakette des Reichsfreiherrn vom Stein. U Adelsheim. Adelsheim, mit ſeinen 1500 Einwohnern eine der kleinſten Städte Großdeutſchlands, begeht in dieſen Tagen die Feier ſeines 700jährigen Beſtehens. Auf der Au⸗ wieſe entſtand ein Feſtplatz mit Buden und Großrummel, wie ſie zu ſolchem Feſt gehören, mittendrin aber ein rieſiges Feſt⸗ zelt, das tauſend Menſchen faßt. Am Samstagnachmitta nahm die Reihe der Feiern der feſtlich geſchmückten Stadt bei ſchönſtem Welter ihren Anfang mit dem Pflanzen der Er⸗ innerungseiche auf dem Neubaugelände Eckerberg. Um ſie herum wird eine ſchöne Anlage entſtehen. Feierliches Glok⸗ kengeläute und Salutſchießen waren dann gefolgt von dem Begrüßungs⸗ und Heimatabend im Feſtzelt, muſikaliſch ein⸗ geleitet durch die Fliegerhorſtkapelle. Bürgermeiſter Herold begrüßte die Menge, die ſich im Feſtzelte drängte. Miniſterial⸗ rat Profeſſor Dr. Aſſal richtete danach die Grüße und Wünſche des badiſchen Miniſters für Kultus und Unter⸗ richt für eine glückhafte Entwicklung Adelsheims aus. Land⸗ rat Werber, Buchen, entbot der feiernden Stadt als Ver⸗ treter der inneren badiſchen Verwaltung die aufrichtigen Wünſche des Miniſters des Innern. Bürgermeiſter Dr. Himmel, Mosbach, beglückwünſchte die Feſtſtadt und über⸗ reichte als Feſtgabe ein Bild. Nach einem Reigen der Kin⸗ dergruppe und einem hiſtoriſchen Heimatſpiel„Um die Hei⸗ mat“ hielt Rektor Schächner die Feſtrede und gab Ge⸗ werbehauptlehrer Rheinberger einen geſchichtlichen Rück⸗ blick. In bunter Folge rollte dann das Programm mit Turn⸗ vorführungen, Singſpiel und Geſang ab, ein echt kamerad⸗ ſchafkliches Beiſammenſein. Am Sonntagmorgen fand der Weckruf die vorwiegend dem Ackerbau nachgehenden Bürger des Städtchens bereits oder noch vom Abend zuvor auf den Beinen. Bald darauf war in feierlicher Weiſe die Kranzniederlegung am Gefallenen⸗ Ehrenmal. In den Kirchen wurden Feſtgottesdienſte abge⸗ halten. Am Vormittag wurde auch durch Kreisbauernführer Brenner die im Schulhofe und in der Schule untergebrachte ſehr vielſeitige Kreisſchau des Reichsnährſtandes eröffnet und gegen Mittag konzertierte die Fliegerhorſtkapelle mit allgemei⸗ nem Beifall auf dem Hindenburg⸗Platz. Der frühe Nachmit⸗ tag brachte einen von der Kaiſerlinde ausgehenden hiſtoriſchen Feſtumzug durch die Stadt, anſchließend ein Beiſammenſein im Feſtzelt und Platzdarbietungen der Vereine, Volksbeluſti⸗ gung und Tanz im Zelt. Gegen Abend traf Reichsfrauen⸗ führerin Scholtz⸗Klink in Adelsheim ein, ihre feiernde Vaterſtadt zu beſuchen. Sie wurde auf dem Rathauſe emp⸗ fangen und trug ſich in das Gäſtebuch der Stadt ein, die der Reichsfrauenführerin bei dieſer Gelegenheit unter Ueber⸗ reichung einer entſprechenden Urkunde das Ehrenbürgerrecht verlieh. Am Abend hatte die Reichsfrauenführerin auf der großen Kundgebung der NSDAP. Gelegenheit, das Wort an ihre Mithürger zu richten. Dem Bürgermeiſter von Adelsheim ging aus Karlsruhe ein Glückwunſchtelegramm des Deutſchen Gemeindetages, Lan⸗ desdienſtſtelle Baden, zu des Inhaltes, daß der Vorſitzende des Deulſchen Gemeindetages, Kreisleiter und Oberbürgermei⸗ ſter Fiehler, der Stadt anläßlich der 700⸗Jahrfeier die Pla⸗ kelte des Reichsfreiherrn vom Stein verliehen habe, die an⸗ läßlich der Tagung der Bürgermeiſter des Landkreiſes Buchen am Montag überreicht wurde. Die angebrochene Woche wird durch eine Reihe von Tagungen und Feſtlichkeiten gefüllt ſein. jchloß... Dann alſo vieten Dank vorläuftg! Und gute Nacht!“ 5 8 Mara ſitzt mit Fräulein Lia in dem gemütlichen klei⸗ nen Reſtaurant und ißt mit großem Hunger und viel Be⸗ hagen, während— Lia. Mokta trinkt und eine igarette nach der anderen raucht. 5 . e Se denn ſchlafen, wenn Sie abends ſo ſtarken Kaffee trinken?“ fragt Mara. 7 Lia zuckt die Sa und gibt eine merkwürdige Ant⸗ 1 lafe nicht gern.“ 5: 8 8 15085 verſtehe ich nicht. Schlafen 55 gut ſchlafen— iſt doch beinah das Schönſte vom Leben. 10 „Ach, finden Sie? Mir tut es immer ſo ſchrecklich tas e e viel- geit die man perfäumt. Denken Sie ooch: Acht Stunden ſitzt man im Buro, dann kommt der Weg dazu, An⸗ und Ausziehen, die Mittagspauſe, von der man eigentlich auch nichts hat... Wenn man dann noch acht Stunden ſchläft— was bleibt einem dann vom Leben?“ „Ja, wenn man arbeiten muß“, meint Mara nach⸗ denklich,„dann muß man eigentlich die Arbeit doch auch als ‚Leben“ rechnen. Nicht immer als Vergnügen, da haben Sie recht. Aber was ſollte man anfangen, wenn man vierundzwanzig Stunden freie Zeit hätte? Das würde einem auch bald über werden.“ 0 „Ach nein, mir nicht. Das heißt: Wenn es nicht lang⸗ weilig ſein ſoll, muß man natürlich Geld ausgeben kön⸗ den. Wenn ich mich wohlfühlen ſoll, muß ich in ſtändiger Bewegung ſein: Autofahren, tanzen... Oder wenigſtens muß alles um mich herum in Bewegung ſein. Ich ſehe auch gern zu, wenn Leute tanzen. Oder Pferderennen, oder Radrennen, oder Eishockey... Eishockey iſt herr⸗ lich! Da ſitzt eine Schnelligkeit drin, daß einem der Atem ſtockt... Aber mit geſchloſſenen Augen im Bett liegen— das iſt doch entſetzlich langweilig!“ „Ja, wenn man nicht ſchläft!“ lacht Mara.„Eine ſchlafloſe Nacht dauert ewig. Aber wenn man gut ſchläft, iſt ſie im Nu vorbei.“ „Sie ſoll aber nicht im Nu vorbei ſein! Das iſt ja gerade das Furchtbare! Das Leben iſt ohnehin ſo kurz da muß man in jede Stunde möglichſt viel hineinſtopfen daß man fühlt: Ich lebe, ich lebe, ich lebe! Im Schla fühlt man doch nichts davon!“ 2 f „Aber vielleicht kann man mit viel Schlaf das Leben e e e? Doch höchſtens das Alter Ob ich „Das Leben ch is das Alter! d fünfzig werde oder achtzig, iſt mir piepegal! Da lebt man doch nicht mehr— da vegetiert man höchſtens. uf wiſchen Zwanzig und Dreißig— dafür ſchenk ich 10 97 h Jahre zwiſchen Fünfzig und Achtzig!“ Das aufrüttelndſte Erlebnis dürfte es ſein, dem Tode Auge in Auge gegenüberzuſtehen, mit dem Leben ab⸗ geſchloſſen zu haben und doch dem Leben wiedergegeben zu werden. Jeder Soldat, der während des Weltkrieges an der Font war, ſtand dem Tode gegenüber, Aber das war doch etwas anderes, denn er durfte immer damit rechnen, am Leben zu bleiben, und er rechnete ſehr ſtark damit, nicht mit dem Tode. Anders jene Menſchen, die ein ſcheinbar unabwendbares Ende vorausſahen und doch dem Senſenmann entriſſen wurden. In unſere Artikel⸗ reihe erzählen wir einige ſolcher Schickſale. Auf den vor⸗ hergehenden Seiten riefen wir die Erinnerung an ein grauſiges Erleben des ruſſiſchen Dichters Doſtojewfki wach. Der junge Doſtojewſki war im zariſtiſchen Rußland wegen revolutionärer Umtriebe zum Tode verurteilt worden. Die letzten Tage verbrachte er in einer Zelle der Peter⸗ Paul⸗Feſte, immer in der Gewißheit, daß er vor dem Pe⸗ loton ſtehen würde. Man bereitete ihn, wie alle zum Tode verurteilten Verbrecher, auf den letzten Gang vor. Er ſtand vor den in Anſchlag gebrachten Gewehren der Soldaten, der Dichter erwartete den Tod. Auf ein Wort des Offiziers ſenkten die Soldaten plötzlich die Gewehre, ein Bote des Zaren überbrachte die Begnadigung zu langjähriger Verbannung nach Sibirien. Ferner berichten wir von dem Schickſal eines Teiles der Mitglieder der Polar⸗Expedition„Polaris“. Dreizehn Männer, zwei Frauen und vier Kinder werden von dem Schiff auf einer Eisſcholle ausgeſetzt, und das Schiff kehrt nicht zurück. Sie müſſen auf der Eisſcholle überwintern. Als es wieder e wird, droht nicht nur der Hungertod, auch die isſcholle beginnt zu ſchmelzen. (2. Fortſetzung.) Nun gibt es keinen Hunger mehr: im offenen Waſſer ſpielen unzählige Robben. Aber die Freude währt nur Minuten, denn die Scholle treibt mit großer Geſchwindig⸗ keit ſüdwärts. Leutnant Meyer berechnet ſie: neun Meilen am Tag,— bald ſind wir in wärmeren Gewäſſern, bald ſchmilzt unſere Inſel, und wir ſind verloren! Und nun ſtehen Männer und Frauen den ganzen Tag bereit. Die letzten Vorräte hat man in das letzte Boot geſchafft, um ſofort das Eis verlaſſen zu können. Sechs Perſonen faßt das Boot der„Polaris“— fünfzehn Erwachſene und vier Kinder werden ſich der offenen arktiſchen See darin anver⸗ trauen müſſen. Und die Scholle kracht und wankt, immer noch eine Nacht gilt es, wachend oder in Abteilungen ſchlafend, auf dem Eis zu verbringen. Und dann kommt der grauenvolle Tag, da die Scholle an einer Stelle zu ſinken beginnt— ſie ſinkt und taucht wieder auf, ſinkt, wird überſpült, ſinkt. Raſch ins Boot! Schon hat man die Kinder hineingeſchoben, die Frauen untergebracht, nun ſpringen die Männer ihnen nach— und das kleine Boot, bis zum Rande ins Waſſer tauchend, treibt zwiſchen den Eisſchollen dahin. Rudern Tag und Nacht! Und nun heißt es rudern, rudern, Tag und Nacht! Und man wechſelt ab: bald rudern die Matroſen, bald die Eskimos oder die Offiziere, manchmal ſogar die . Es geht langſam vorwärts, der kleinſte Sturm ann ſie umwerfen! Leutnant Meyer berechnet, daß man bis auf 53 Grad nördlicher Breite gekommen iſt, es muß Schiffe geben, Walfiſchfänger, Fiſcher, Eskimokanus. Das Waſſer ſteht bis zu den Knöcheln im Boot, man iſt zu ſchwach, um es immer von neuem auszuſchöpfen, wenn es hereinſchlägt. Man nährt ſich tagelang von rohem Rob⸗ benfleiſch, der Proviant iſt längſt aufgebraucht, alle zeigen Anzeichen von Skorbut. Rudern— rudern— weiter⸗ rudern! Wir werden einem iff begegnen— nein, wir werden keinem begegnen— ſind auf offenem Meer, abſeits von der Route— rudern, weiterrudern, mit blu⸗ tenden Händen— weiter, weiter— finnlos, die Hände find erſtarrt, die Füße ſtehen im Waſſer, der 1225 e Körper iſt unendlich geſchwächt, alle Kraft hat ſich in die Arme vereinigt: rudern, rudern! Eisſchollen, Nebel, Robben, rudern, rudern! 5 Da— zwei, drei Männer brüllen auf: ein Schatten, ein Schiff— nein, es iſt eine Täuſchung im Abenddäm⸗ mern, ein Nebelphantom! Ein Schiff— fünfzehn ſchwache Stimmen ſtrengen ſich an, daß die Adern auf den ein⸗ gefallenen Schläfen heraustreten, die Augen aus den tie⸗ fen Höhlen quellen. Ein kleines Kind erwacht aus dem Schlaf und beginnt zu ſchreien. Nebel verdeckt die Sicht, Eis ſchiebt ſich dazwiſchen. Ach— Wahnſinn, wir ſind alle verrückt, das iſt der Tod ſelbſt, der uns holt. Der flie⸗ gende Holländer, der Klabautermann! Aber Leutnant Tyſon zwängt Seehundsfett, das letzte, das man als Not⸗ ration aufgehoben hat, in eine leere Pemmikanbüchſe und zündet es an— es brennt flackernd und ſtinkend, ſein Schein beleuchtet die grauen Geſichter. Der Offizier 15 8 die Flamme hin und her— man ſtarrt in die acht. Nichts! Eine Täuſchung— keiſe ſchleift das Eis an den Bootswänden, nichts ſonſt. Da— halloh! Man ſpringt auf, man hält einander nieder, das kleine Boot ſchwankt— halloh— hier— hier! Alle brüllen und ſchreien, der Leutnant hebt und ſenkt die Blechdoſe— ahoi] Die Frauen beginnen zu weinen, die Kinder heulen. Ein Boot rudert durch die Eisſchollen heran:„Tigerin“ ſteht an ſeinem Bug, acht Matroſen rudern es. Zehn Minuten ſpäter ſind neunzehn Menſchen an Bord des Seglers. Kapitän Bartleß reicht den völlig erſchöpften und verhungerten Männern und Frauen die Hand und läßt ſie vorſichtig mit leichten Speiſen ins Leben zurückrufen.* Ende Mai 1873 landen ſie in Neufundland, dann bringt der Kapitän die braven Eskimos in ihre Heimat zurück, um nach der„Polaris“ zu ſuchen. Aber deren Bemannung hatte mehr Glück gehabt: Da man den Leuten auf der Scholle ohne Rettungsboote nicht zu Hilfe kom⸗ men konnte, hatte der Kapitän die„Polaris“, gefeuert mit Seehundstran und den Holzteilen des Schiffes: Türen, Decksplanken uſw., an der grönländiſchen Küſte ſtranden laſſen und hatte dort, unterſtützt von Eskimos, über⸗ wintert. Im Frühling hatte man ein Boot gezimmert und war kaum zwei Wochen ſpäter, am 22. Juni, ſchon von einem Walfiſchfänger an Bord genommen worden. Die Leute auf der Scholle aber hatten 196 Tage auf dem Meer zubringen müſſen, und keinem war das geringſte S Nur der Leiter der Expedition, der herkuliſche harles Francis Hall, hatte ſein Grab im ewigen Eiſe gefunden. 2 Im Bauche des„Seeteufels“ In früher Morgenſtunde ſchon hatten ſich unten am Hafen in Kiel Tauſende von Menſchen angeſammelt. Eine noch niemals geſehene Senſation hatte ſie dorthin gelockt. Einige kleine und größere Schiffe, viele Boote mit Offt⸗ zieren, Gelehrten und Ingenieuren fuhren aufgeregt hin und her, noch immer kamen. Man hatte den Verſuch geheimhalten wollen, aber es wußten zu viele Leute davon: Der„verrückte“ Wilhelm Bauer, Unteroffizier der Artillerie, wollte heute am erſten Februar nach den vielen gelungenen Probefahrten zum erſten Male wirklich und wahrhaftig mit ſeinem Brand⸗ taucher, den man„Seeteufel“ nannte, auf den Grund des Meeres tauchen und unter Waſſer hin⸗ und herfahren. Geſchwätzig beſprachen die Leute das Ereignis; einige wußten, daß Bauer erſt neunundzwanzig Jahre alt war; andere, daß er Drechflergehilfe geweſen war; wieder an⸗ dere erzählten, daß ihm die Idee zu ſeinem Unterwaſſer⸗ fahrzeug bei der Erſtürmung der Düppeler Schanzen ge⸗ kommen war und ſpäter, als er in Jütland einen See⸗ und aus dem Waſſer hatte auftauchen ſehen. Eine Frau erichtete mit quellenden Augen, Bauers Hausfrau habe ihr erzählt, er habe geſtern ſein Teſtament gemacht und Abſchiedsbriefe geſchrieben— kein Wunder, könne man 13 ungeſtraft mit einem Eiſenſchiff unter Waſſer auchend „Brandtaucher des Unteroffiziers Bauer In den Schiffen und Booten hatten die Fachleute anderes zu beſprechen. Einige riefen ſich die Vorgeſchichte dieſer zu erwartenden Fahrt ins Gedächtnis: Bauer hatte mit nichts begonnen, hatte ein Modell vorgeführt, an⸗ getrieben mit einem Uhrwerk, das konnte im Waſſer auf⸗ und abtauchen, und dann hatte die Marinekommiſſion auf Grund der dreißig Taler, die man ihm dazu geliehen hatte, das Modell abverlangt. Er hatte es nicht hergeben wollen und es endlich, als man ihm drohte, man werde 1 Der Brandtaucher von Wilhelm Bauer auf dem Meeresgrund nach einer zeitgenöſſiſchen Zeichnung. Man ſieht in das Innere des für die damalige Zeit ſenſationellen Fahrzeuges und erkennt, daß der Un⸗ terwaſſerantrieb durch ein Tretrad erfolgte. Bauer war mit ſeiner Konſtruk⸗ tion durchaus auf dem richtigen Wege, jedoch mußte ein wirklicher Er⸗ folg ſo lange ausbleiben, als nicht die Frage des Unterwaſſerantriebes und der ſchnell arbeitenden Pumpen gelöſt war. Aufn.: Scherl⸗Archiv— M. ihn degradieren, mit einem Hammer plattgeſchlagen wie eine Brieftaſche und in dieſem Zuſtand überſandt. Dann war er verſetzt worden, und ſein General habe für ihn beim Regiment und bei Privaten geſammelt. So ſei der „Brandtaucher“ endlich zuſtandegekommen, der— dies wußten nicht nur die Offiziere— dazu dienen ſollte, um an feindlichen(däniſchen) Schiffen Brandbomben zu be— feſtigen und mittels galvaniſcher Ströme zur Entzündung zu bringen. Ein Profeſſor Chriſtianſen bemerkte eben zu einem höheren Marineoffizier, das Boot ſei nicht ganz nach Bauers Angaben gebaut worden; man habe die Platten dünner gemacht und die Zylinder zur Aufnahme des Waſſerbalaſtes fortgelaſſen, ſo daß das Waſſer, wenn das Boot ſinken wolle, direkt in den Kielraum fließe— im ganzen habe man ſehr mit der Fertigſtellung gedrängt, um die Dänen aus Kiel verjagen zu können, was— und alle Herren mußten lachen— nur durch die Nachricht von dem Unterwaſſerſchiff ſchon gelungen ſei: Vor einigen Tagen habe die Flotte bei Nacht und Nebel den Hafen verlaſſen. Da kommt, teils mit Jubel, teils mit ironiſchem Klatſchen empfangen, ein junger Mann mit tiefen Falten im jungen Geſicht näher, der die Herren ſouverän begrüßt, als ſei er nicht Unteroffizier, ſondern Admiral. Ihn be⸗ gleiten zwei ältere Leute, Handwerker. Der eine iſt der Zimmermann Witt, rieſenhaft groß und lachend mit allen ſeinen weißen Zähnen, der andere iſt der Schmied Thom⸗ ſen, der ſehr blaß iſt und eigentlich gar nicht ausſieht wie ein Schmied. Wilhelm Bauer ſteigt zu ſeinem Brand⸗ tauchter hinunter, der am Steg vertaut liegt, hebt den Deckel aus dickem Glas an der Spitze ab, der wie ein roßes Bullauge eine röhenförmige Luke abſchließt, und riecht in das Schiff. Noch einmal ſieht er ſich darin um: Von oben durch die kleinen Glasfenſterchen fällt ſchwach das Licht des Wintertages herein, er kann alles genau ſehen: in der Mitte das große Tretrad, das die Schraube am Schwanzende in Bewegung ſetzt, dann die beiden Waſſerpumpen, die beim Steigen und Fallen des Bootes das Waſſer herein⸗ oder herauspumpen, Manometer, Thermometer, Ballaſt von 11000 Kilogramm, verſtaut im Kielraum— alles in Ordnung. Bleich, doch mit ſehr ent⸗ ſchloſſenen, fanatiſchen Augen ſteigt er wieder an Land: Es kann losgehen, meine Herren! Er ſieht auf die Uhr: punkt neun. Die beiden Handwerker nehmen von ihren Angehörigen Abſchied, Bauer drückt den Offizieren und Gelehrten die Hand, dann beſteigen die drei Männer das Schiff, das ſofort losgemacht wird und— die Schraube 9 ſich zu drehen— langſam in den Hafen hinaus⸗ ährt. Bauer ſteht neben dem Manometer und dirigiert das Schiff an einen vorher ausgewählten Punkt des Hafens, der etwa 50 Fuß tief iſt, dort will er tauchen. Nach einigen Minuten bittet er die beiden Männer, vom Tretrad her⸗ unterzuſteigen.„Das Schiff ſteht, wir können ſinken.“ Und mit nicht ganz ruhiger Hand dreht er den Waſſerhahn auf. Ziſchend ſprudelt das Waſſer herein und läuft in den Kielraum. Sofort beginnt das Boot zu ſinken. Aber— um Gottes willen, was iſt das? Es ſinkt nicht gerade, ſondern mit dem Kopf und der Eingangsluke nach oben, das Hinterteil ſinkt viel raſcher. Bauer ſtürzt hin und ſchreit auf: Im Schwanzende ſind von einem Verſuch am Tage vorher 150 Pfund Ballaſt in Eiſenſtücken liegengeblieben! Und ſchon rinnt auch das ganze einſtrömende Waſſer nach hinten, immer höher hebt ſich das Kopfende, faſt ſteht der„Seeteufel“ ſenkrecht. Eiſenſtücke krachen, Waſſer überſtömt die drei verzweifelten Männer, die in wahnſinniger Eile den überflüſſigen Bal⸗ laſt nach vorn tragen. Es nützt nichts mehr, den Hahn abzudrehen, das Manometer, auf das Bauers entſetzter Blick feſtgebannt iſt, zeigt 28, 29, 30 Fuß Die gläſerne Eingangsklappe iſt durch die ſchiefe Stellung ein wenig leck geworden, auch dort fließt langſam Waſſer ein. Und das Schiff ſinkt und ſinkt; man ſtürzt an die Pumpen, um das Waſſer hinauszupreſſen— vergeblich! Wer kann 5000 Pfund Waſſer heben? In 54 Sekunden— Bauer hat ſeine Ruhe wieder⸗ gefunden und ſtarrt auf Uhr und Manometer— ſinkt der „Seeteufel“ auf den Grund. Bauer ſagt halblaut:„Wenn der Apparat jetzt nicht bricht, ſo können wir uns retten!“ Thomſen und Witt ſehen ihn an wie einen Verrückten— retten? Und ſchon gibt es einen Stoß, nicht allzu hart, der Boden muß ſandig ſein, dann ſtehte das Boot hori⸗ zontal: 52 Fuß Tiefe, etwa 18 Meter. Am ganzen Körper bebend, wartet Bauer auf die Kataſtrophe: 5544 Pfund Druck laſten auf dem Boot— wird die dünnere Eiſen⸗ platte widerſtehen? Noch ein Stoß—„wir hörten ein Kniſtern, darauf Krachen und Sägen“, ſo ſchilderte es Bauer ſpäter,„im ſelben Moment wird die linke Wand an das linke Tretrad angepreßt, dasſelbe dicht an der Nabe abſprengend, die Wand einen Fuß eingebogen, die Umlaufbalken aus Eichenholz von vier bis fünf Zoll ſplit⸗ tern, die rechte Vorderwand wird gleichfalls eingedrückt.“ Aber außer dem langſam eindringenden Waſſer an der Luke iſt das Schiff dicht. Die Männer blicken einander verblüfft an: ſie leben— unbegreiflich! Dann ſagt Bauer:„Wenn die Wand da oben ein⸗ bricht, ſind wir verloren; wenn nicht, ſo können wir uns durch die Eingangsklappe bei komprimierter Luft retten.“ Thomſen und Witt ſehen ihn verſtändnislos an und ſtür⸗ zen an die Pumpen, obwohl er ſte bittet, es ſein zu laſſen. Er weiß genau, was er will. Unmöglich, die Klappe auch nur einen Zoll zu öffnen— wer kann 5000 Pfund Waſſer heben?! Aber wenn der Innendruck ſo ſtark geworden ſein wird, daß er den Waſſerdruck aufhebt, dann— dann — vielleicht! Mit jedem Pumpenhub verzögern die beiden Naren die Komprimierung der Luft, aber Bauers Exmah⸗ nungen helfen nichts. Sie pumpen weiter,. Gürtel im Waſſer ſtehend, ſo lange, bis ſie todmüde ſich auf eine trockene Stelle niederſetzen.(Fortſetzung folgt.) für Handel, Sewerbe und industrie liefert schnellstens Druckerei erer Seed edge SS r S e — 2 2————— 2 22 5———— e