mehr an von Der ihm SU. dent dern ch im eiten drit⸗ i er⸗ Em⸗ Iders ſchaft 1100 durch afts⸗ 3 m.), chnell Zouis den), ccm: 08, cem: 95 2 Lom⸗ Zie⸗ Ulner eydt) 1b au⸗ ſſau), orff), MW. umei⸗ Titel⸗ Fiat, uber Düſ⸗ MG. bis enſky, MW. elmei⸗ Süd⸗ traten Male Gau⸗ hrend r Al⸗ inmal wann urger beide ieiſter wigs⸗ wigs⸗ her⸗ hmack nger⸗ bahn. Siege freu⸗ r und ipfers in er⸗ vann, 0 km e er⸗ einen Nr. 159 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 11. Juli 1939 macht ſich einen Halsumſchlag. 8 es nicht beſſer, ſondern ſchlimmer. Sie ſteht ſehr wider⸗ willig auf, noch viel widerwilliger als ſonſt. Der Rücken Weſtwall und Schule Ein Auftrag an die Erzieher.— Befeſtigung auch der Herzen. München, 10. Juli. Die diesjährige Gautagung des Amtes für Erzieher Gau München⸗Oberbayern ſteht unter der Parole:„Der Wall im Weſten— ein Auftrag an die deutſchen Erzieher“. Einen erſten Höhepunkt fand die Tagung in der Großkundgebung im Zirkusgebäude am Marsfeld. Hier ſprach der Inſpektor der Kriegsſchulen des Heeres, Generalmajgr Brand, in einer packenden Rede über das Thema:„Der Wall im We⸗ ſten— ein Auftrag an die Erzieher“, Er ging auf die Anregung des Gauleiters Wächter, des Reichswalters des NS⸗Lehrerbundes, ein, den Wall im Weſten zum Gegenſtand einer Aufgabe der deutſchen Erzie⸗ hung zu machen. Im weiteren betrachtete der Vortragende Sinn und Ausführung der deutſchen Weſtbefeſtigung und umriß ſchließlich ihre erzieheriſche Bedeutung. Nach einer Verfügung des Oberbefehlshabers des Heeres gehen die im Intereſſe der Landes verteidigung an die Schule zu ſtellen⸗ den Forderungen in der Richtung der Schaffung einheitli⸗ cher Wiſſensgrundlagen, der Vermittlung einer den Be⸗ dürfniſſen der Wehrmacht entſprechenden Allgemeinbildung und des Embaues wehrkundlichen Stoffes in die Lehrpläne. Grundlage der Erziehungsarbeit ſei die nationalſozialiſtiſche Weltanſchauung. Auf dieſem Boden ſolle ſich echte Wehrge⸗ ſinnung unter Nutzbarmachung aller im deutſchen Volk ru⸗ henden Kräfte erheben. Frühzeitiger Diſziplinbildung im Sinne des Aufbaues einer inneren Diſziplin ſei beſonderer Wert beizulegen Die„Pflichten des deutſchen Soldaten“ ſeien nicht nur eine militäriſche, ſondern auch eine politiſche Richtlinie. Die hohen Anforderungen, die heute im Heer, aber auch in den anderen Wehrmachtteilen an den Erſatz geſtellt würden, machten eine ſichere Wiſſensbe⸗ gründung notwendig. Auch die heranwachſende weibli⸗ che Jugend müßte frühzeitig ſehen, daß auch ſie im Ernſtfall beſtimmte Aufgaben zu erfüllen habe. General Brand verwies dann auf den Gedanken, den Weſtwall zum Gegenſtand einer Erziehungsaufgabe zu ma⸗ chen. Dies müſſe deshalb überall auf Verſtändnis ſtoßen, weil ſein Entſtehen von jedem Deutſchen miterlebt ſei. Je⸗ der wiſſe was das Rheinland bedeute, daß an Rhein und Saar deutſche Menſchen leben, daß es ſich um un⸗ entbehrliche Wirtſchaftsgebiete handelt, die wir ſchützen müſſen, schließlich daß damit die mitteleuropäiſche Lage unſeres Vaterlandes befeſtiat würde⸗ „Es kommt hinzu, daß hier eine beſonders große kech⸗ niſche Leiſtung vorliegt, die vielleicht als eine einmalige in dieſer Form in der Geſchichte daſtehen wird. Sie fordert nicht nur die Bewunderung heraus, ſondern läßt auch viele Fragen auflauchen, die käglich an den Lehrer geſtellt wür⸗ den.“ Es ſei ausdrücklich zu unterſtreichen, daß dieſe Befe⸗ ſtigungen nur dann ekwas wert ſeien, wenn in ihnen zum Kämpfen enkſchloſſene Männer ſtünden. Gewiß ſehe der Weſtwall anders als jedes frühere Feſtungsſyſtem aus, ſtelle eine befeſtigte Jone dar, in der man aus der Tiefe unker ſtärkſtem Waffeneinſatz und gleichzeitiger größter Menſchenerſparnis kämpfe, aber um ſo wichtiger ſei, daß die akkſve Kampfkraft von höchſtem Wert ſei. Das Wort des Führers vom 28. April zitierend, daß die deutſche Nation die beruhigende Ueberzeugung ihr eigen nennen könne, daß es keiner Macht der Welt gelin⸗ gen würde, dieſe Front zu durchbrechen, forderte der In⸗ ſpektor der Kriegsſchulen die Lehrerſchaft auf, der Jugend das Bewußtſein zu vermitteln: „Es genügt nicht, zu wiſſen, daß ſtärkſter Eiſenbekon den Volltreffer aushält, ſondern man muß ſich auch als A wenn Mann gegen Mann ſteht, überlegen füh⸗ en.“ i Der letzte Teil der Ausführungen war der Frage ge⸗ widmet, in welcher Weiſe der Weſtwall für den Schul⸗ unkerricht nutzbar gemacht werden könnte Die Antwort müſſe lauten: Es gibt kaum ein Unterrichtsfach, das nicht in eine Beziehung dazu zu ſetzen iſt. Es gelte auch, an das große techniſche Intereſſe unſerer Jugend anzuknüpfen, die aber auch zu begreifen habe, daß hier eine Gemein⸗ ſchaftsleiſtung einmaliger Art vorliege. Wenn es heißt, daß im Handanlegen an die Weſtbefeſtigung ein neuer Typ des deutſchen Arbeiters, gleichzeitig aber auch eine Arbeitsgemeinſchaft entſtanden iſt. die nicht Mara iſt ſehr erleichtert. in ihrer Vorſtellung ein bißchen anders aus als in ſeiner, aber das iſt nicht von Bedeutung. Sie wird ſein Zimmer nehmen— das Zimmer, das ſie ja von vornherein ge⸗ nommen hätte, wenn es frei geweſen wäre— und ſie wird Vielleicht ſieht die Sachlage ihm erlauben, darin bei ihr zu wohnen. Wenn ſie das Zimmer nimmt, dann weiß ſie wenigſtens, daß Frau Boß⸗ hardt pünktlich und regelmäßig ihre Miete bekommt, wor⸗ über ſie jetzt nicht immer ganz im klaren iſt. . Mara iſt erkältet. Nichts von Bedeutung: ein bißchen Kopfweh, ein bißchen Halskratzen, ein bißchen Glieder⸗ ſchmerzen. Der übliche Schnupfen— einer im Geſchäft fängt damit an, und dann geht es reihum. Fräulein Schmidtke fehlt natürlich; ſie nennt ſo ein bißchen Schnupfen gleich„Grippe“ und legt ſich ins Bett Am Abend trinkt Mara heiße Zitronenlimonade und Am andern Morgen iſt tut ihr weh, die Knie, die Ellenbogen; es ſcheint wirklich ſo etwas wie ein kleiner Grippeanfall. „Du gehſt nicht ins Geſchäft!“ ſagt Peter mit einem ungewohnten Anfall von Energie.„Du ſiehſt gotts⸗ jämmerlich aus. Der Laden wird nicht einſtürzen, wenn du einen Tag fehlſt! Kein Menſch iſt unentbehrlich. Für eine ſolche Einbildung riskiert man nicht ſeine Ge⸗ ſundheit!“ „Natürlich bin ich nicht unentbehrlich, wenn alle an⸗ dern da ſind. Aber die Schmidtke fehlt ſchon ſeit drei Tagen, und die Kellermann hat 10 geſtern ſchon„ſoo elend“ gefühlt— die wird wohl heute auch nicht er⸗ ſcheinen..“ Wenn ſich alle andern das leiſten „Na alſo: nen— 2“ Ach. das tit etwas anderes!“ —— ein junges Mädchen zu ſehen, das um dieſe Zeit noch un⸗ anders als eine ſoldatiſche Kameradſchaft bezeichnet werden kann, ſo erhebt ſich hier die Aufgabe des Lehrers. in jedem deutſchen Jungen und Mädel den Stolz auf dieſe Leiſtung zu erwecken. Der Redner hob noch einmal hervor, was Generaloberſt von Brauchitſch vor den Gauleitern anläßlich der letzten Weſtbefeſtigungsreiſe ausgeführt hatte: „Wir errichten nicht nur den unüberwindlichen Wall von Stahl und Eiſen, ſondern die unzerſtörbare Mauer har⸗ ten und kreuen Soldatkengeiſtes“. Um dieſe Befeſtigung in Millionen deutſcher Herzen gehe die Arbeit der Lehrerſchaft, wie des Offiziers bezw. Unkeroffizierskorps. Deshalb be⸗ dürfe es einer feſten Kameradſchaft, die auf der Einheit von Glauben und Verkrauen von 80 Millionen, auf den Führer, die ewige Kraft unſeres Volkes und den unerſchütterlichen Wert des deuklſchen Soldatenkums feſt gegründek ſei. Zweigſtelle Roſenhof des Katſer⸗Willelm⸗Inſtituts Einweihung in Anweſenheit vieler Gäſte. UI Ladenburg. In Anweſenheit vieler Gäſte fand die Einweihung der Zweigſtelle Roſenhof des Inſtikuts für Züchtungsforſchung Müncheberg i. d. Mark ſtatt. Profeſſor Rudorf, der Direktor des Inſtituts Müncheberg, begrüßte die Vertreter von Partei und Staat, den Reichsbauernfüh⸗ rer von Mecklenburg und Sonderbeauftragten des Reichsbau⸗ ernführers für Saatzuchtweſen, Graf Grote, den Landesbau⸗ ernführer Engler⸗Füßlin, Karlsruhe, Miniſterialdirektor Gärt⸗ ner als Vertreter von Kultusminiſter Wacker⸗Karlsruhe und Miniſterialrat Allrich in Vertretung des Badiſchen Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſteriums, Kreisbauernführer Schank⸗Hei⸗ delberg, Profeſſor Seſſous⸗Gießen, als Vertreter des For⸗ ſchungsdienſtes, L drat Veſenbeckh⸗Mannheim, Profeſſor Seybold von der Iniverſität Heidelberg, Profeſſor Kuhn, Direktor des Kaiſer⸗Wilhelm⸗Inſtitutes in Heidelberg und Direktor Dr. Ströbele als Vertreter der IG. Farbeninduſtrie. Profeſſor Rudorf gab einen Ueberblick über die be⸗ ſonderen Aufgaben der Zweigſtelle. Das Züchtungsfor⸗ ſchungs⸗Inſtitut Müncheberg, erſt kürzlich von Miniſterprä⸗ ſident Göring beſucht, iſt in den letzten Jahren dazu über⸗ gegangen, in den verſchiedenen deutſchen Klimagebieten ſich Zweigſtellen anzugliedern, die die Aufgabe haben, die in Müncheberg geſchaffenen Neuzüchtungen unſerer Kulturpflan⸗ zen unter beſonderen Klimaverhältniſſen auf ihre Brauchbar⸗ keit für Landwirtſchaft und Gartenbau zu prüfen. So wurde bereits 1933 in Klein⸗Blumenau in Oſtpreußen für die dort vorhandenen beſonders harten Bedingungen eine Zweigſtelle gegründet, und nun wurde im vorigen Jahre der Roſenhof hier in der Rheinebene in Erbpacht genommen, um für das milde Klima im deutſchen Südweſten die geeignetſten Züch⸗ tungen herauszufinden. Von den 200 Morgen des Roſen⸗ hoſes ind im erſten Verſuchsjahr für Züchtungsverſuche 20 Morgen in Anſpruch genommen worden. In den auf dem Guthof vorhandenen Viehſtällen wurden die notwendigen Laboratorien eingerichtet 5. Bei der an zenden Führung durch die Verſuchsfelder machten der Leit igſtell Schwanitz als wiſſenſchaftlicher Aſſiſtent ausführliche An⸗ gaben über die klimatiſchen und Bodenverhältniſſe des Roſen⸗ hofes und die bereits in Gang befindlichen Verſuche. Man konnte ein großes Feld mit den verſchiedenſten Weizenzüch⸗ tungen ſehen, die hier auf ihre Anfälligkeit gegen Gelbroſt unterſucht werden, darunter auch die intereſſanten Weizen⸗ Roggen⸗ Kreuzungen, die es ſpäter ermöglichen ſollen, auf Roggenboden Weizen zu ziehen, ferner Sommer⸗ und Wintergerſte, Rüben und Kürbis, dann die Leinfelder, auf denen verſucht wird, eine in gleicher Weiſe als Faſerflachs wie als Oellein brauchbare Pflanze herauszuzüchten. Beſon⸗ ders wird die Züchtung von Soyabohnen gefördert als eine Fett und Eiweiß liefernde Kulturpflanze. Bei verſchie denen Gemüſen(Rettich, Radieschen, Salat, Rote Beete, Sellerie) wird verſucht, durch Abänderung und Vermehrung der Erb⸗ anlagen beſonders ertragreiche und brauchbare Sorten zu er⸗ zielen. In den nächſten Jahren ſollen die in Müncheberg ausgeleſenen neuen Obſt⸗ und Beerenobſtzüchtungen auf dem Roſenhof angepflanzt und erprobt werden. Die im Roſenhof vorhandenen großen Kellerräume ſollen ſpäter zur Einrich⸗ tung einer Verſuchskelterei für Traubenweine dienen. Ferner wird verſucht, in dem beſonders günſtige Klima Badens noch weniser bekannte Feinkoſtgemüſe wie z. B. Paprika, Eierfrucht und Zuckermelonen zu ziehen. Das iſt etwas ganz anderes. Die wohnen bei ihren Eltern, die können den größten Teil ihres Gehalts als Taſchengeld verbrauchen, und wahrſcheinlich haben ſie auch noch einen Freund. Wenn ſie zu oft fehlen und gekündigt werden, dann geben ſie ihre Unterſtützung zu Hauſe ab und werden auch noch durchgefüttert... Durchgefüttert? Gepflegt! Verwöhnt! Die Schmidtke hat eine Mutter, die ſie auf Händen trägt. Die Kellermann hat einen Vater, der gut verdient, ein halbes Dutzend älterer Geſchwiſter, die alle die Jüngſte verhätſcheln. Aber die arme, kleine Mara hat keinen Menſchen, keinen Vater, keine Mutter, keine Geſchwiſter— nur einen Mann... Einen Mann? Ein großes unmündiges Kind! Sie tut ſich ſo leid, daß ſie aus Mitleid mit ſich ſelbſt heulen könnte. „Willſt du mir nicht wenigſtens den Gefallen tun und meſſen, ob du Temperatur haſt?“ „Wozu denn? Glaubſt du, die Temperatur ginge vom Meſſen weg?“ 5 „Es würde mich beruhigen, zu wiſſen, daß du kein Fieber haſt!“ a „Ich habe beſtimmt welches! Und es 1 1 mich gar nicht, zu wiſſen, wie hoch es iſt. Ich muß ja doch gehen... Oder willſt du mich vertreten?“ Sie wartet keine Antwort ab, ſondern läuft hinaus in die Küche. Statt der überflüſſigen Geſpräche hätte er lieber den Kaffee machen ſollen! In der Küche muß ſie ſich über Lotte ärgern, die im Schlafanzug herumläuft. Sie iſt wirklich ſchon zu er⸗ wachſen dazu, aber Frau Boßhardt verbietet ihr über⸗ haupt nichts. Nette Erziehung iſt das! 5 „Hach, ſeh'n Sie erkältet aus!“ ſagte Lotte zur Begrü⸗ ßung und weicht drei Schritte zurück.„Kommen Sie mir bloß nicht zu nah! Sie haben ſicher die Grippe! Sie haben eine ganz dicke Naſe und ganz verſchwollene Augen!“. o, Möglich ſagte Mara gereizt.„Ich habe noch keine Zeit gehabt, mich im Spiegel zu betrachten.“ „Tun Sie's auch man lieber nicht!“ gibt Lotte ſchnip⸗ piſch zurück.„Sonſt vergeht Ihnen der Frühſtücks⸗ appetit!“ 8* „Der iſt mir ſchon vergangen! Dazu brauche ich bloß aewaſchen und ungekämmt berumläuft.“ urlauben. 5 7 i Der Deutſche Siedlerbund tagte Treuekundgebung der ſchwäbiſchen und badiſchen Siedler. — Stuttgart. Die Gaugruppen Württemberg⸗ Hohenzollern und Baden des Deutſchen Siedlerbundes tra⸗ ten anläßlich der Reichsgartenſchau am Wochenende in Stutt⸗ gart zu einer Arbeitstagung zuſammen, deren Höhepunkt eine Großkundgebung am Sonntagvormittag in der Gewerbehalle biloete. Bei der Arbeitstagung der ſüdweſtdeutſchen, ſüddeutſchen und oſtmärkiſchen Siedler in der Liederhalle, zu der außer Vertretern von Partei, Staat und Stadt ſowie von Sied⸗ lungsgeſellſchaften alle Kreisgruppenleiter und Lehrwarte mit den Gemeinſchaftsleitern und Stäben und rund 100 Bürger⸗ meiſter aus Württemberg und Baden erſchienen waren, ſprach Miniſterialratk Dr. Gisbertz⸗ Berlin über„Der Deutſche Siedlerbund als Beauftragter des Reichsarbeitsminiſteriums zur Wirlſchaftsberatung“ und hob dabei die enge Zuſammen⸗ arbeit zwiſchen dem Reichsarbeitsminiſterium und dem Bund hervor. Dr. Ruſch⸗Berlin verbreitete ſich als Vertreter des Präſidenten des Reichsverbandes des deutſchen gemein⸗ nützigen Wohnungsweſens über die Aufgaben des Deutſchen Siedlerbundes vor, während und nach Errichtung der Sied⸗ lerſtellen. Im Stadtgarten tagten unter Dr. Kalten bach⸗ Berlin, dem Leiter der Wirtſchaftsabteilung des DSB., ſämt⸗ liche Gaugruppenlehrwarte des Reiches. Dr. Kaltenbach ſprach über die Wirtſchaftsberatung des Bundes. Ein großer Kameradſchaftsabend in der Gewerbehalle vereinte am Samstag die Siedlervertreter aus Württem⸗ berg und Baden und den benachbarten Gauen mit ihren Stuttgarter Freunden. Bei Muſik, Tanz und ſportlichen Dar⸗ bietungen— das Programm wurde von den einzelnen Ab⸗ teilungen des Siedlerbundes ſelbſt geſtaltet— verlebte man einige Stunden der Entſpannung und des Frohſinns. Zu der ſtark beſuchten Großkundgebung am Sonntag⸗ vormittag in der feſtlich geſchmückten Gewerbehalle, mit der die Gaugruppen zum erſtenmal vor die Oeffentlichkeit traten, hatten ſich zahlreiche Vertreter von Partei, Staat und Stadt, ſowie Freunde der Siedlungsbewegung eingefunden. Gau⸗ gruppenleiter Meerwarth, Karlsruhe⸗Stuttgart, eröffnete die Kundgebung mit herzlichen Begrüßungsworten. In Ver⸗ tretung des Oberbürgermeiſters entbot Stadtrat Dr. Wald⸗ müller die Willkommensgrüße der Stadt Stuttgart. Mit beſonderer Tatkraft habe ſich Stuttgart nach dem politiſchen Umbruch der Schaffung von Kleinſiedlerſtellen angenommen. 976 Kleinſiedlerſtellen und etwa 500 Eigenheime mit Gär⸗ ten habe Stuttgart zu verzeichnen. Dazu kämen noch zahl⸗ reiche von den gemeinnützigen Wohnungsunternehmen er⸗ ſtellte Eigenheime. Die Grüße des in Bittelbronn weilenden Gauleiters Reichsſtatthalter Murr überbrachte Staatsſekretär Waldmann Miniſterialrat Dr. Gisbertz, Referent für das Sied⸗ lungsweſen im Reichsarbeitsminiſterium, übermittelte die Grüße des Reichsarbeitsminiſters. Die Reichsregierung, ſo betonte der Redner in ſeinem mit lebhaftem Beifall aufge⸗ nommenen Vortrag, fördere die Kleinſiedlung in jeder Weiſe, weil ſie tüchtige deutſche Familien mit dem Boden verbinde. Die Kleinſiedlung verſchaffe den Familien ein Stück Heimat⸗ erde, das ihnen die Möglichkeit biete, ſich einen Teil des Lebensunterhalts ſelbſt zu erarbeiten und Kinder geſund heranwachſen zu laſſen. Die Arbeit am Boden hebe das Selbſtbewußtſein des Siedlers. Andererſeits unterſtütze die Kleinſiedlungsbewegung auch die Politik des Reiches, da jedes Plätzchen ſorgſam ausgenutzt werde. Es ſei feſtgeſtellt wor⸗ den, daß bei einer Kleinſiedlungsnutzung der Erkrag der glei⸗ chen Bodenfläche funf⸗ bis ſechsſach hoher ſei als bei lanbd⸗ wirtſchaftlicher Nutzung. Der Kleinſiedler helfe alſo mit, dem Volke die Nahrungsfreiheit zu erkämpfen. Stellvertretender Bundesleiter Werner Müller ⸗Berlin betonte in ſeinem Schlußwort, vom Bund ſei Stuttgart als Tagungsort auch aus dem Grunde gewählt worden, da das Schwabenland für ihn das Symbol einer traditionellen Hal⸗ tung ſei, die ſich gegen die Verſtädterung richte und ihren Ausdruck in der Ausgeglichenheit des deutſchen Arbeiters zwi⸗ ſchen gewerblicher Tätigkeit und ländlichem Leben finde. Zu⸗ ſammenkünfte wie die heutige ſollten von der großen gemein⸗ ſchaftsbildenden Kraft im Kleinſiedlungsweſen künden. Nachmittags wurde eine Beſichtigungsfahrt durch die Stuttgarter Siedlungen veranſtaltet. Auch der Reichsgarten⸗ ſchau galt das ungeteilte Intereſſe der Tagunasteilnob mor. Jeder verantwortungsbewußke Deutſche beſchafft für ſich und ſeine Jamilie Bolksgaamasken! „Lotte, ich habe dich gebeten—!“ ſagt Frau Boßhardt mit leidender Miene.„Geh jetzt, mein Kind, und waſch dich! Ich mache dir unterdeſſen deinen Kakao.“ f „Waſchen iſt nicht mehr modern!“ erklärt Lotte unge⸗ rührt.„Davon kriegt man vorzeitig Runzeln... Sie haben ſich ſicher immer zuviel gewaſchen, Frau Holm— ach, Pardon: Frau Reinhold! Die zarte Haut des Geſichts darf nur mit Cremes und Oelen behandelt werden. Ich will mit ſechzig noch ſo ausſehen, als ob ich fünfund⸗ zwanzig wäre— ſo wie Ninon de Lenelos... Wiſſen Sie, wer das war? Die hat ihren eigenen Enkel geheiratet— oder auch nicht geheiratet— ich weiß nicht mehr. Da müſſen Sie mal Herrn Reinhold fragen; der hat mir das erzählt.“ Es iſt belanglos, was dieſes ungezogene halb⸗ wüchſige Ding da ſchwatzt. Es iſt nur ſo furchtbar, daß man nicht ſagen kann:„Halt jetzt den Mund!“ oder:„Geh' raus!“ Man hat kein Hausrecht in dieſer Küche, man iſt nur geduldet. Man kann den gemahlenen Kaffee ſtehen⸗ laſſen und ohne Frühſtück aus dem Haus laufen. Und wenn man das nicht will, muß man geduldig alles 57 unterſchlucken und ſich bemühen, ein freundliches Geſicht dazu zu machen. 3 Kein Wunder, daß der Tag auch im Geſchäft nichts wie Unannehmlichkeiten bringt. s ann iſt herum, fühlt nach ihr enen a zu tun g ſich nicht mehr aufrecht halten zu können 1 95 7 N 0 1 4 — r (4. Fortſetzung.) Bis mittag ſind 600 Mann über Tag, manche geſund, manche gasvergiftet oder mit Brandwunden; und da der grauenhafte Tag ſich neigt, wiſſen die Tauſende, die ſich weinend um die Grubenausgänge drängen, daß 1219 Mann unten geblieben ſind— verloren! Immer wieder werden in den nächſten Tagen Mannſchaften zur Rettung ausgerüſtet, Pioniertruppen verſuchen einzudringen, ſie vermögen nur, einige Tote zu bergen. Auch die eine Woche ſpäter eintreffende deutſche Expedition, ausgerüſtet mit allen modernſten Apparaten, bringt keinen Lebenden mehr herauf. Die Erregung der Bevölkerung wächſt, 80 000 Menſchen treten in Streik——. In raſender Flucht vor den Exploſionen und den Rauch⸗ und Giftſchwaden hat ein alter Bergmann namens Pruvoſt zehn ſeiner Kameraden mitgeriſſen. Er kennt die Grube wie ſeine eigene Wohnung, ſeit vielen Jahrzehnten arbeitet er hier unten; er kennt die offenen und die ge⸗ ſchloſſenen Stollen, er weiß, wohin ſie führen, er kennt die Förder⸗, die Wetterſchächte, die Fahrſchächte und Waſſerhaltungsſchächte wie kein anderer vielleicht unter den vielen Kameraden des Reviers. Inſtinktiv hat er die gefährdeten Teile, die eingeſtürzt oder in Gefahr ſind, ein⸗ zuſtürzen, vermieden und bahnt ſich mit den Kameraden den Weg im Dunkel. Da und dort ſchwelt fernes Feuer, das bald im Rauch erliſcht, man klettert über tote Menſchen, tote Pferde, man muß manchmal im Stockdunkel mit den Hacken Trümmer beiſeite räumen, alles in wahnſinniger Angſt und Eile. Endlich findet man eine abgelegene Galerie, eine höher gelegene Förderungsſtelle, rauchlos mit einigermaßen atembarer Luft, bis zu der weder Feuer noch Rauch drin⸗ gen kann. Sofort läßt der alte Hauer nachſehen, wieviel Proviant man bei ſich habe: Einige haben gar nichts— mittags erwartete ſie doch die Mutter oder die Frau da⸗ heim!—, ein paar weiſen ein Stück Brot vor. Auch Streichhölzer gibt es; die Grubenlampen hat man ebenſo wie die anderen Werkzeuge auf der Flucht verloren. Elf Menſchen ſtehen oder ſitzen auf den Felſen der Galerie und beraten, was zu tun ſei: Man iſt unver⸗ letzt, es werden Rettungskolonnen eindringen, man wird ſie finden. man ſich am Vormittag des vierten Tages wieder durch die mit grauenvoll übelriechender Luft gefüllten Korri⸗ dore. Seit zwei Tagen hat man keinen Biſſen im Magen, nichts getrunken. Pruvoſt geht voraus und ruft von Zeit zu Zeit— es iſt gräßlich anzuhören— den Namen ſeines kleinen Jungen. Plötzlich ſchreit einer der Männer, der die Wände entlang getaſtet hat:„Ein Stall— da muß der Pferdeſtall ſein— einer der Ställe— hierher!“ Und man wagt es, eines der letzten Streichhölzer anzuzünden. Rüben und das Fleiſch erſtickter Pferde Wirklich: da ſteht, unverſehrt vom Feuer, der Holz⸗ verſchlag, darin liegt verendet ein Grubenpferd, es gibt Tröge voll Hafer, Heu und— das Wichtigſte: Rüben! Schon ſtürzen ſich die Menſchen über das Futter und ſchlingen es entzückt hinunter. Einige kauen den Hafer, die Rüben ſchmecken wie eine Delikateſſe. Und da findet Némpy auch in unmittelbarer Nähe Waſſer, das aus dem Felſen tropft und in einem Pferdezuber aufgefangen wird. So vergehen der fünfte und ſechſte Tag. Mit neuem Mut werden am Morgen— Némy hat eine Uhr, die er ſorgfältig jeden Abend aufzieht und deren Zeigerſtellung er nach Abheben des Glaſes feſtſtellt— immer von neuem Rettungsverſuche unternommen. Man läßt die ſchwäche⸗ ren Männer in dem Stall und ſucht in verſchiedenen Rich⸗ tungen— nichts. Man dringt in einen Schacht ein: Sein Ende iſt verſchüttet; unſinnig die Hoffnung, die manns⸗ hohen Trümmer auch nur zu bewegen, geſchweige denn beiſeite zu ſchaffen. Pruvoſt verſucht, einen Seitenſchacht, einen Querſchlag zu betreten, hinter ihm gehen die an⸗ deren Männer. Es geht ſehr langſam vorwärts, man muß mit der Hacke die niedergebrochenen Holzteile weg⸗ räumen. Ein Vater findet ſeinen Sohn Ach— es hat ja alles keinen Zweck, man wird ver⸗ hungern trotz des Futters, man wird ſich mit dem Pferde⸗ fleiſch vergiften, man wird aus Entkräftung zugrunde gehen. Plötzlich bleibt Pruvoſt ſtehen:„Hört ihr nichts?“ fragt er mit bebender Stimme zurück.„Nein— nichts!“ —„Bleibt ruhig! Hört ihr nichts?“ Und er brüllt wieder ſein ſchreckliches:„Martin! Martin!“ in die Schwärze „Hilf dir ſelbſt, ſo hilft dir Gott!“ Zwei Tage lang irren die elf Männer durch die ſchauerlich ſtinkenden Gänge.„Martin!“ ruft der alte Hauer immer von neuem,„Martin!“ Unendliche Stille der ewigen Dunkelheit läßt ſeine Stimme von den Wän⸗ den widerhallen. Kein Ausgang, überall die Zimmerung und Mauerung zuſammengebrochen, Rauchwände, giftige Kohlengaſe.„Martin!“ ruft Pruvoſt,„Martin!“— Nichts! Endlich führt er die Männer wieder zurück nach der hohen Galerie, dort iſt man wenigſtens ſicher vor dem Eindrin⸗ gen des 9 Iſt es Tag oder Nacht? Riemand weiß es— ſie haben keine Uhren. Iſt einer ode ind drei Tage vergangen— unmöglich zu ſagen. Müde und ſie immer, ſchlafen wollen ſie immer, trotz der ſchrecklichen Erregung. Wieder ſitzen ſie nebeneinander auf den Blöcken; einige ſchlafen, andere ſprechen leiſe miteinander. Da hört man plötzlich ein Geräuſch. Man hört etwas— es klopft, es hämmert, es ſchlägt—„Man kommt uns retten!“— Steine kollern— um Gottes willen— man brüllt aus voller Kraft:„Hierher, hierher!“ Man zündet eines der koſtbaren Streichhölzer an. Steine bewegen ſich, ein Menſch taucht auf, klettert herauf: Henry Némy, alle haben ihn erkannt. Man ſchreit ihm den Namen zu, das Licht⸗ bad verliſcht. Nun iſt er bei ihnen, faßt ihre Hände.„Wo die anderen?“—„Welche anderen?“—„Die Ret⸗ 1 die du führſt, die Expedition?“—„Ach— Kinder, ich bin allein, ich irre ſeit drei Tagen durch die Schächte, ich warte ebenſo auf Rettung wie ihr!“ Mit einem Stöh⸗ . Enttäuſchung ſinken die Männer auf ihre Plätze zurück. Aber ein Gutes hatte Nemys Kommen doch: Seine krückſichtsloſe, jugendliche Energie feuerte die Leute von neuem an, etwas zu ihrer Errettung zu unternehmen. Man teilte ſich in drei Abteilungen und ſuchte in verſchie⸗ denen Richtungen, um ſich allerdings bald wieder zu ver⸗ einigen, da man leinerlei Ausweg fand. Auch fühlte man ich durch den viertägigen Hunger ſo geſchwächt, daß manche von den Verunglückten überhaupt alles aufgeben wollten und kaum mehr die Kraft fanden, den ermuntern⸗ Deen Worten Pruvoſts oder Némys zu folgen. So ſchleppte karb Oben: Eine Rettungs⸗ kolonne führt in die Grube ein.— Links: Die An⸗ kunft der Geretteten am Schachtausgang. Hier waren zwei kanadiſche zehn Tage lang von der Welt abgeſchnitten. Die Verſuche, über die Ein⸗ ſturzſtrecke die Verunglück⸗ ten zu bergen, mißglück⸗ ten, da ein neuer Einſturz die Retter in Gefahr brachte. Schließlich wurde durch den Felſen ein neuer Stollen gebohrt, durch den man ſchließlich zu den Verſchütteten gelangen konnte. Aufnahme: Scherl(M). hinein. Und da hören nun alle wirklich und wahrhaftig eine Antwort. Sind ſie denn alle verrückt geworden? „Haſt du's gehört?— Ruhe!— Ich höre es!— Hörſt du's?—„Wir ſind wahnſinnig!“—„Vater— Vater— Vater!“ ruft es ſehr leiſe, hoch und dünn von rechts. Dort mündet eine Grundſtrecke; mit einem gräßlichen Aufſchrei: „Mein Sohn— Martin— mein Kind!“ iſt Pruvoſt über geſtürzte Holzverſchalungen und Felſen hingetappt, die anderen folgen ihm. Némy entzündet das allerletzte Streichholz: Der alte Steiger hat ſich ſchluchzend nieder⸗ gekniet und befreit den halbverſchütteten Körper ſeines Jungen von einem Holzbalken:„Martin— Martin— gebt ihm eine Rübe, gebt ihm Waſſer— raſch— tragen wir ihn zurück!“ Und man faßt den Knaben an Kopf und Füßen und ſchafft ihn ſo raſch wie möglich in den Stall, wo man ihn mit Waſſer und ein wenig eingeweichtem Brot zu laben beginnt. Martin iſt faſt unverletzt, er klagt nur über Hunger und Durſt. Seine Jugend hat ihn am Leben erhalten— um ihn nun nur um ſo ſicherer zu töten? Denn es gelingt auch an den nächſten Tagen keines⸗ wegs, einen Ausweg zu finden, obwohl die beiden Führer immer wieder ſuchen. Sie müſſen bald zu den anderen zurückkehren, die ſtumpf und allmählich völlig apathiſch nebeneinander hocken, mit geſchloſſenen Augen und nur ſelten etwas vor ſich hinmurmelnd. Schon fragt keiner mehr, wieviel Tage vergangen ſind, nur Nömy weiß, daß ſie zwei Wochen eingeſchloſſen ſind. Manmal ſtöhnt einer: „Was werden unſere Frauen tun?“ Oder ein anderer ſagt halblaut:„Verſteht ihr, daß man uns gar nicht ſucht?“ Dann antwortet Pruvoſt:„Gewiß ſucht man uns, aber man kann durch das eingeſtürzte Hangende und über die gewiß zum Teil brennenden Schächte nicht vorwärts!“ Hier und da ſteht einer wortlos auf und rennt in einen der Gänge hinein; man hört ihn laut brüllen und mit den Fäuſten gegen die Wände ſchlagen.„350 Meter tief ſind wir“, ſagt dann Pruvoſt vor ſich hin— und bald kommt der verzweifelnde Bergmann zurück und ſetzt ſich zu den anderen. Mehr als das halbe Pferd iſt verzehrt, man hat die Rüben und den Reſt des Hafers eingeteilt, auch ſie verſchwinden, und man kaut nun ſeit drei Tagen ——L—b!.—————— r 0 A—— tür Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens 1 N Neckar- Bote- Druckerei L J Bergleute verſchüttet und ſchon das Heu. Einige haben Rinde von den Hölzern gelöſt und eſſen dieſe, andere miſchen Erde in das bißchen Waſſer, das vom Felſen tropft. Der neunzehnte und zwanzigſte Tag kommen heran. Faſt alle ſchlafen ununterbrochen und ſchließen die Augen in der Hoffnung, nicht mehr zu erwachen. Pruvoſt lieb⸗ koſt ſeinen kleinen Sohn, der ſich— den Umſtänden ent⸗ ſprechend— in den erſten Tagen nach ſeiner„Errettung“ erholt hat, um nun vor Schwäche kaum ſtehen zu können. „Wir müſſen es noch einmal verſuchen, Kinder“, ſagt Pruvoſt,„teilen wir uns in drei Abteilungen und ſuchen wir in drei Schächten, die wir noch nicht betreten haben. Wir bleiben in Rufweite oder pfeifen.“ Und obwohl meh⸗ rere der Männer murren und widerſprechen— es ſei doch ohnehin ganz ſinnlos, man ſolle ſie in Ruhe ſterben laſ— ſen—, gelingt es Pruvoſt und Némy, die Leute noch ein⸗ mal auf⸗ und mitzureißen. Man tappt und ſchleppt ſich in den angegebenen Richtungen vorwärts. Andere, reinere Luft? Dasſelbe Bild wie immer: verfallene, mit erſtickendem Rauch angefüllte Stollen, verrammelte Gänge, undurch⸗ dringbar. Schon will Némy zurückkehren, Verzweiflung im Herzen, als er mit einem Male vermeint, andere und reinere Luft in der Naſe zu ſpüren. Er hält den wanken⸗ den Schritt an, krampft die Fäuſte zuſammen, dann ſteckt er die Finger in den Mund und pfeift. Von irgendwo er⸗ tönen zwei Pfiffe, dann drei, das ſind die anderen Ab⸗ teilungen.„Hierher, Pruvoſt!“ ruft Némy mit ſchwacher Stimme. Seine Gefährten fragen ihn, was er denn habe, was denn los ſei. Er antwortet nicht— vielleicht hat er ſich wieder getäuſcht, das wäre nicht mehr zu ertragen! Einige Minuten ſpäter hört man die ſchleifenden Schritte der anderen Abteilungen näherkommen, und Pruvoſt fragt:„Warum haſt du gepfiffen?“ Némy drängt ſich ganz nahe an ihn heran:„Pruvoſt— rieche einmal, ſpürſt du nichts?“ Dann hört man, wie der alte Hauer die Luft durch die Naſe zieht. Die anderen ſtehen ſtumm um die beiden Anführer herum. Plötzlich ſagt Pruvoſt:„Luft— friſche Luft— die erſte ſeit vielen Tagen! Du haſt recht, Nemy — hier müſſen wir weiter!“ Und ſchon dringt der alte Mann voran, ſchlägt mit bewundernswürdiger Kraft Balken nieder, ſchiebt mit den anderen Geſtein beiſelte. Immer weniger ſtinkend wird die Luft, der Rauch ſcheint ſich von Meter zu Meter zu verziehen.„Vorwärts— vorwärts— das iſt der Weg— es muß eine durch die Exploſion geöffnete Stelle ſein!“ Mit zitternden Knien und Armen arbeitet man ſich durch den Stollen voran, folgt einem Seitenſchacht, durch den die friſchere Luft hereinzuziehen ſcheint— Kameraden— Freunde— Kin⸗ der— es muß ins Freie führen, in einem durchlüfteten Wetterſchacht— letzte Kraft! Keine Müdigkeit——1 Es it ſieben Uhr morgens. Einige Arbeiter, die in einem Schacht mit mehreren Schlauchleitungen das noch immer glimmende Gebälk gelöſcht haben, wollen nach der Nachtarbeit heimgehen. Da ſehen ſie aus dem Stollen dreizehn Menſchen herauskommen, ſchwankend, taumelnd wie Betrunkene, mit ſchwarzen Geſichtern, die Hände vor⸗ geſtreckt wie Blinde. Fünf Minuten ſpäter ſind ſie über Tag, empfangen voin den erſchütternden Schreien von zehntauſend Men⸗ ſchen. Nun ruhen ſie, ununterbrochen ſprechend und ſtam⸗ melnd, die Hände über die geblendeten Augen gepreßt, auf einem Strohlager. Aerzte ſind um ſie bemüht, ein Zei⸗ tungsmann drängt ſich heran, Némy iſt der einzige, der etwas erzählen kann. Dann kommt der Direktor und drückt den Leuten die Hände, während ihm die Tränen aus den Augen ſtrömen. Die Rettung der dreizehn wurde zum europäiſchen Ereignis und zum franzöſiſchen Skandal: Nun erſt be⸗ haupten Fachleute, daß man bei beſſerer Vorkehrung und vor allem bei Vorhandenſein von Saverſtoffapparaten und Rauchhelmen Hunderte von Verunglückten hätte ret⸗ ten können. Ende. — %%% TT/ TTT cĩc. c