5 ſtörung des Luftfahrzeuges, verſchollen iſt, Nr. 183 Neckar ⸗BVote(2. Blatt) Dienstag, 8. Auguſt 1939 Wer gilt als verſchollen? Das neue Geſetz über die Todes-Erklärung In dem neuen Geſetz über die Todes⸗Erklärungen, das von der Reichsregierung beſchloſſen iſt, wird u. a. beſtimmt: Verſchollen iſt, weſſen Aufenthalt während längerer Zeit unbekannt iſt, ohne daß Nachrichten darüber vorliegen, ob er in dieſer Zeit noch gelebt hat oder geſtorben iſt, ſo⸗ fern nach den Umſtänden hierdurch ernſtliche Zweifel an ſeinem Fortleben begründet werden. Verſchollen iſt nicht, weſſen Tod nach den Umſtänden nicht zweifelhaft iſt. Ein Verſchollener kann unter den Vorausſetzungen im Aufge⸗ botsverfahren für tot erklärt werden. Die T odeserklä⸗ rung iſt zuläſſig, wenn ſeit dem Ende des Jahres, in dem der Verſchollene nach den vorhandenen Nachrichten noch ge⸗ lebt hat, zehn Jahre oder wenn der Verſchollene zur Zeit der odeserklärung das achtzigſte Lebensfahr vollendet hätte, fünf Jahre verſtrichen ſind. Vor dem Ende des Jah⸗ res, in dem der Verſchollene das fünfundzwanzigſte Lebens⸗ jahr vollendet hätte, darf er nach Abſ. 1 nicht für tot er⸗ klärt werden. Wer als Angehöriger einer bewaffneten Macht an einem Kriege, einem kriegsähnlichen Unternehmen oder einem beſonderen Einſatz teilgenommen hat, während dieſer Zeit im Gefahrengebiet vermißt worden und ſeitdem verſchollen iſt, kann für tot erklärt werden, wenn ſeit dem Ende des Jahres, in dem der Friede geſchloſſen, der be⸗ ſondere Einſatz für beendigt erklärt oder der Krieg oder das kriegsähnliche Unternehmen ohne Friedensſchluß tat⸗ ſächlich beendigt iſt, ein Jahr verſtrichen iſt. Iſt der Ver⸗ ſchollene unter Umſtänden vermißt, die eine hohe Wahr⸗ ſcheinlichkeit ſeines Todes begründen, ſo wird die im Abſatz 1 beſtimmte Jahresfriſt von dem Zeitpunkt ab berechnet, in dem er vermißt worden iſt. Den Angehörigen einer be⸗ waffneten Macht ſteht gleich, wer ſich bei ihr aufgehalten hat. Wann der Fall eines beſonderen Einſatzes vorliegt und wann er beendigt iſt, beſtimmt der Reichsminiſter der Juſtiz im Einvernehmen mit dem Chef des Oberkomman⸗ dos der Wehrmacht. Wer bei einer Fahrt auf See, insbeſondere infolge Untergangs des Schiffes, verſchollen iſt, kann für tot er⸗ klärt werden, wenn ſeit dem Untergang des Schiffes oder dem ſonſtigen der Verſchollenheit begründeten Ereignis ſechs Monate verſtrichen ſind. Iſt der Untergang des Schif⸗ fes, der die Verſchollenheit begründet haben ſoll, nicht feſt⸗ . ſo beginnt die Friſt von ſechs Monaten erſt ein ahr nach dem letzten Zeitpunkt, zu dem das Schiffs nach den vorhandenen Nachrichten noch nicht untergegangen war; das Gericht kann dieſen Zeitraum von einem Jahr bis auf drei Monate verkürzen, wenn nach anerkannter Erfahrung wegen der Beſchaffenheit und Ausrüſtung des Schiffes, im Hinblick auf die Gewäſſer, durch welche die Fahrt führen ſollte, oder aus ſonſtigen Gründen anzuneh⸗ men iſt, daß das Schiff ſchon früher untergegangen iſt. Wer bei einem Fluge insbeſondere infolge Zer⸗ kann für tot erklärt werden, wenn ſeit der Zerſtörung des Luftfahrzeugs oder dem ſonſtigen der Verſchollenheit begründeten Ereig⸗ nis oder wenn dieſe Ereigniſſe nicht feſtſtellbar ſind, ſeit dem letzten Zeitpunkt, zu dem der Verſchollene nach den vorhandenen Nachrichten noch gelebt hat, drei Monate ver⸗ ſtrichen ſind. Wer unter anderen als den bezeichneten Umſtänden in eine Lebensgefahr gekommen und ſeitdem verſchollen iſt, kann für tot erklärt werden, wenn ſeit dem Zeitpunkt, in dem die Lebensgefahr beendigt iſt oder ihr Ende nach den Umſtänden erwartet werden konnte, ein Jahr verſtrichen iſt. Die Todeserklärung begründet die Vermutung, daß der Verſchollene in dem im Beſchluß feſtgeſtellten Zeitpunkt ae⸗ ſtorben iſt. Als Zeitpunkt des Todes iſt der Zoit⸗ punkt feſtzuſtellen, der nach dem Ergebnis der Ermittlun⸗ gen der wahrſcheinlichſte iſt. Kann nicht bewieſen werden. daß von mehreren geſtorbenen oder für tot erklärten Men⸗ ſchen der eine den anderen überlebt hat, ſo wird vermutet, daß ſie gleichzeitig geſtorben ſind. Ein Verſchollener kann im Inland nach dieſem Geſetz für tot erklärt werden, wenn er in dem letzten Zeitpunkt, in dem er nach den vorhan⸗ denen Nachrichten noch gelebt hat, deutſcher Staatsange⸗ höriger war. 4 ee 05 5 — ON HANS GUS T KERN MAY Copyright by Aufwärts-Verlag, Berlin 8 8 12 Bei dieſen Worten zog Profeſſor Hartleb ſeinen weißen Mantel an und machte einige Schritte zur Tür hin. Die beiden Aſſiſtenzärzte begleiteten ihn. Bevor Hartleb die Türklinke in die Hand nahm, drehte er ſich un und ſagte in beſtimmtem Ton: „Wenn die Polizei kommt, die Sie, ohne mich z fragen, beſtellt haben, dann ſchicken Sie die Herren z mir. Die Patientin bleibt. Verſtehen Sie mich richtig Herr Silverius und auch Sie, Schweſter Oberin“— Hart lebs Stimme klang jetzt metalliſch hart—,„ſämtlich Loſten für die Patientin auf Zimmer 136 werde ich tragen — Wenn Sie, Herr Verwalter, Ihre Kompetenzen über ſchreiten, werde ich beim Kuratorium um Ihre Entlaſſun, einkommen.“ Nach einer Pauſe, die kaum eine Sekunde währte, aͤnderte Profeſſor Hartleb ſeine Stimme. Der energiſche Ton war verſchwunden. Freundlich, wie er ſonſt ſtets war, bat er Schiveſter Olga und ſeine Aſſiſtenten: „Ich glaube, es iſt Zeit zur Abendviſite.“ Die vier Perſonen verließen das Verwaltungsbüro. Zurück blieb, mit erftarrtem Blick auf den grauweißen Oellack an der zuſchlagenden Tür, Franz Silverius. Er ah auf die Reihe der großen Verwaltungsſchreibtiſche⸗ Am Tage zwiſchen acht Uhr früh und fünf Uhr abends ſaßen dort ſechs Herren, ſchmächtige kleine und große dicke Geſchopfe, die in der Schule etwas erlernt hatten: Rechnen f 1 und Schreiben, und die ſeine Untergebenen waren. Unter ſeinen Augen mußten ſie multiplisleren und addieren Das ſollte nun alles zu Ende ſein. Das Aufgebotsverfahren wird nur auf An⸗ trag eingeleitet. Den Antrag können ſtellen: der Staats⸗ anwalt, der geſetzliche Vertreter des Verſchollenen, der Ehe⸗ gatte, die ehelichen und die ihnen rechtlich gleichgeſtellten Ab⸗ kömmlinge und die Eltern des Verſchollenen ſowie eder andere, der ein rechtliches Intereſſe an der Todeserklärung hat. Der geſetzliche Vertreter kann den Antrag nur mit Ge⸗ nehmigung des Vormundſchaftsgerichts ſtellen. N Das neue Geſetz enthält eine Erneuerung und Ver⸗ einheitlichun g. für das geſamte Reichsgebiet(außer dem Protektorat Böhmen und Mähren). Gleichzeitig be⸗ ſeitigt das neue Geſetz einige in der Vergangenheit hervor⸗ getretene Ma ngel des bisherigen Verſchollenenrechts und paßt dieſe Vorſchriften den Erforderniſſen und Erfahrungen der Jetztzeit an, die vor allem durch die Entwicklung des neuzeitlichen Nachrichtenweſens und durch die erweiterte Möglichkeit zu erfolgverſprechenden Nachforſchungen nach Verſchollenen beeinflußt werden. Weſentlich iſt deshalb die in dem Geſetz vorgeſehene Verkürzung der meiſten Verſchollenenfriſten. Einen weſentlichen Tell des Geſetzes bildet die Neuordnung des Verfahrensrechts. 7000 Arbeiter erleben Bayreuth Vier Tage Wagner ⸗Jeſtſpiele. Bayreukh, 8. Aug. Reichsorganiſationsleiter Dr, Ley hal das Feſtſpielhaus in Bayreuth, in dem in jedem Jahre das deulſche Kulturleben mit erleſenſten Aufführun⸗ gen 8 e Wagneropern ſeinen Höhepunkt fin⸗ det, für vier Tage für den deulſchen Arbeiter gewonnen. 7000 Arbeiker aus allen Gauen Großdeulſchlands werden n., 10., 12. und 14. Auguſt nach Bayreuth kommen! und dork die einzigartigen Jeſtſpielaufführungen erleben. Die Teilnehmer wurden von den„Kraft durch Freude“ Dienſtſtellen ſorgfältig ausgewählt. Männer und Frauen aller Berufe ſind vertreten, auch 190 Reichsautobahner zählen zu den Teilnehmern. Der Gedanke der Betriebsge⸗ meinſchaft findet einen ſchönen Ausdruck in der Teilnahme von Betriebsführern, die zuſammen mit einer Anzahl ihrer Gefolgſchaftsmitglieder nach Bayreuth kommen. Um den Teilnehmern ein volles Erleben der Opern zu vermitteln, wurden in allen Gauen Einführungsvorträge in die Wag⸗ neropern abgehalten. In Bayreuth ſelbſt findet vor Be⸗ inn einer jeden Oper eine Einführung in das auf dem Sglelpian ſtehende Werk Richard Wagners ſtatt. Zur Auf⸗ führung gelangen„Der fliegende Holländer“,„Triſtan und Iſolde“ und„Parſifal“. Die Lage der Nheinſchiffahrt Im weſentlichen unverändert. Wie die Niederrheiniſche Induſtrie⸗ und Handelskammer Duisburg⸗Weſel u. a. mitteilt, weiſt die allgemeine Ver⸗ kehrs⸗ und Betriebslage der Rheinſchiffahrt gegenüber dem Vormonat keine weſentlichen Aenderungen auf. Der Waſ⸗ ſerſtand hielt ſich weiterhin auf günſtiger Höhe, ſo daß die Fahrzeuge bis Oberrheinſtationen vollſtändig ausgenutzt werden konnten. Die Kohlen verladun gen berg⸗ wärts hielten ſich im großen und ganzen im Rahmen des Vormongts, während das Geſchäft talwärts nicht befriedi⸗ en konnte. Allerdings war in den landſeitigen Kohlenzu⸗ 15 nach den Duisburg⸗Ruhrorter Häfen eine leichte Beſ⸗ erung gegenüber dem Monat Juni zu verzeichnen. Ka h n⸗ raum ſtand während der Berichtszeit im allgemeinen ge⸗ nügend zur Verfügung, abgeſehen von kleinen und mitt⸗ leren Fahrzeugen. Vom Oberrhein und Main wa⸗ ren weiterhin bedeutende Kiestransporte zu den Seehäfen zu verzeichnen. In der Kiesgewinnung am Niederrhein war nach Wochen verminderter Produktion ein leichtes Anſtei⸗ gen feſtzuſtellen In Rotterdam war das Geſchäft unver⸗ ändert lebhaft. Neben bedeutenden Erz⸗ und Kohlenankünf⸗ ten waren größere Zufuhren an Papier⸗ und Grubenholz zu beobachten. 1 1 J 1 Im Schleppgeſchäft hat ſich gegenüber dem Vor⸗ monat die Lage nicht verändert. Infolge des oft fühlbaren Mangels an Schiffsperſonal, beſonders an Heizern, war eine gleichmäßige Beſchäftigung der Boote nicht möglich. Die Schlepplöhne von der Ruhr bewegten ſich in früherer Linie. Auf der Hollandſtrecke ab Rotterdam ſind ſie gegen Juni geſunken. N 2 Konten anlegen, über Soll und Haben Beſcheid wiſſen, Rechnungen für die Patienten oder Krankenkaſſen aus⸗ ſtellen. Unter ſeiner Leitung wurde mit Oberſchweſter Olga und dem jüngſten Hoſpitantenarzt der Küchenzettel zuſammengeſtellt. Täglich wurden unter ſeiner Oberauf⸗ ſicht Hunderte von Patienten betreut. Und vielleicht in einigen Wochen werden die ſechs Herren ins Büro kommen, werden erfahren, daß der Chef des Sanatoriums, — Profeſſor Doktor Hartleb, das Kuratorium um ſeine— Zilverius'— Entlaſſung gebeten hat. Seine Unter⸗ f ebenen werden tuſcheln, flüſtern und ſich freuen. Um dieſe i Abendzeit ſitzen dieſe ſechs von ihm bezahlten und beobachteten Schreiberſeelen vielleicht bei ihren Frauen oder Geliebten oder im Kino, oder ſie treiben Sport. Sie viſſen es noch nicht, daß der allgewaltige Silverius ge⸗ kürzt werden wird. Silverius griff mit beiden Händen n ſeinen Hals. Er bekam keine Luft. Der Kragen ſchien im zu eng. Er ſteckte die Finger ſeiner behaarten Hand wiſchen Hals und das ſteife Leinen und riß den Kragen useinander. Nun war ihm leichter, er hatte wieder Luft. Er Illte aus dieſen für ihn heiligen Räumen für immer hin⸗ zus— er, der jeden Tag bis ſpät im Büro geblieben war. dier war er der Herr geweſen. Er konnte in den vielen Hängen, Krankenſälen, durch die Küchen und Keller und Dachkammern umherſtolzieren, niemand konnte es ihm verwehren. Die Schweſtern, die Krankenpfleger, das Dienſtperſonal mußten ihn, den Herrn Verwalter, grüßen. Er dachte an ſeine Wohnung, an die düſteren Zimmer, an die Fenſter mit grellen Gardinen, an die Möbel, die kalten, liebloſen, ſchon von ſeinen Eltern nicht geliebten Stühle und Betten. Keine Frau, keine Kinder ſprangen ihm freudig entgegen, wenn er nach Hauſe kam. Er war ein Einſamer, ein Sonderling, ein Hageſtolz. So nannten ihn die Haus⸗ genoſſen und Wohnungsnachbarn in der Spörlgaſſe im 5 Zentrum von Berlin, wo er wohnte. Nur Frau Buberſki, eine geborene Schisſtak, aus Schleſien, die Witwe eines zum beſten geben. konzeſſtonierten Likörgroßverſchleißers, hatte Mitleid mit 2. 5 „Im Güterboots und Motorſchiffsverkehr iſt die Lage im weſentlichen unverändert geblieben, das⸗ elbe gilt für den Rhein ⸗See⸗ Verkehr. Es war in⸗ folge der ausreichenden Waſſerführung des Rheins volle Ablademöglichkeit der Rhein⸗See⸗Schiffe gegeben. Auch in der Beſchäftigung der Speditions- und Umſchlagsbetriebe iſt gegenüber dem Vormonat keine bedeutende Verände⸗ rung zu melden. Juli zu kühl und regenreich Feſtſtellungen für Württemberg und Baden. Die Witterung des Monats Juli war, wie der Reichs⸗ wetterdienſt Stuttgart⸗Böblingen berichtet, ſehr wechſelvoll. In der erſten Monatshälfte folgten ſich kurze Schönwetter⸗ perioden von etwa zwei⸗ bis dreitägiger Dauer und ebenſo lange Zeiten mit wolkenreichem, kühlerem und vielfach durch Gewitter eingeleitetem Wetter. In der zweiten Hälfte waren die Wetterverſchlechterungen von längerer Dauer; einer vier⸗ tägigen vom 14. bis 17. folgte nach kurzer Beſſerung eine ganzwöchige, die bis zum 27. anhielt und die durch die un⸗ gewöhnlich ſtarle Abkühlung am 25. beſonders unangenehm war. Während dieſes letzten Abschnitts gingen fa ſt täglich Ge⸗ witterregen nieder, deren Ergiebigkeit örtlich außer⸗ ordenklich ſchwankte; am 22. z. B. wurden auf der Al h in 24 Stunden faſt 50 Liter pro qm erreicht, während i m Anterland und in einzelnen Teilen des Schwarzwal⸗ des kaum 1 Liter pro qm gemeſſen wurde. — Temperaturverlauf des Monats zeigt, dem Wechſel der Witterung entſprechend, mehrere Höhe⸗ und Tief⸗ punkte. Am 5., 8., 14./15., 19. und 30. näherte ſich das Queckſilber der 30⸗Gradgrenze, Überſchritt ſie auch teilweiſe; beſonders am 30., dem wärmſten Tag des Monats, konnte in den Lagen unterhalb 500 m faſt überall ein Tropentag gemeſſen werden. Dieſe Höchſttemperaturen entſprechen ziemlich genau den normalen, dagegen ſind die tiefſten Temperaturen des Monats, die im allgemeinen am Morgen des 3. gemeſſen wurden, um 2—3 Grad zu niedrig. Der kälteſte Tag allerdings iſt nicht dieſer 3. geweſen, ſondern der 25., an dem das Tagesmittel der Temperatur um mehr als 8 Grad unter dem Normalwert blieb. In der Nacht vorher war nämlich unter Gewittern polare Kaltluft in Süddeutſchland ein⸗ gebrochen, und die Tages temperaturen erreichten dann auch in der Niederung kaum 14 Grad; auf dem Feldberg im Schwarzwald ſank das Thermometer ſogar zeitweiſe unter den Nullpunkt und am Vormittag gingen dort, wie auch im Allgäu, mehrfach Schneeſchauer nieder. Das Mo⸗ natsmittel der Temperatur liegt überall um etwa 1 Grad unter dem Regelwert und zeigt damit die Vorherr⸗ ſchaft der kühlen Luft während des Monats an. Die Zahl der Sommertage iſt zwar faſt normal, aber die der Tro⸗ pentage erreicht nicht den Durchſchnitt. Auch in Bewölkung und Sonnenſchein erkennt man den unbeſtändigen Witterungscharakter. Die Zahl der trüben Tage iſt meiſt um 2—3 zu hoch, die der heiteren Tage um 1 zu niedrig. Die Bewölkungsmenge iſt im gan⸗ zen etwas zu groß, ſie weicht aber kaum um ein Zehntel vom Normalwert ab. Die Sonnenſcheindauer zeigt unter⸗ ſchiedlicheres Verhalten, ſie iſt hm Schw arzwald um eine halbe Stunde täglich zu niedrig, im übrigen Gebiet aber beil⸗ weiſe auch um eine Stunde höher als normal zu erwarten war. Die Niederſchlagsmengen, die ſich vor allem aus zahlreichen Gewitterregen zuſammenſetzen, ſind deshalb auch örtlich ziemlich verſchieden. Während z. B. in Mittel⸗ baden der Durchſchnitt teilweiſe nicht annähernd erreicht wurde, iſt im ſüdlichen Schwarzwald und auf der Alb vereinzelt die doppelte Menge gefallen. Auf der Alb ſind dabei ſogar die bisher gemeſſenen höchſten Juliregenmen⸗ gen überſchritten worden. Die Zahl der Niederſchlagstage iſt um 4 bis 5, die der Tage mit Gewittern um etwa 2 zu hoch. Für die Hageltage läßt ſich naturgemäß keine ähnliche zahlenmäßige Angabe machen. Die Saen des Monats waren verhältnismäßig verbreitet und richteten vielfach ſtarken Schaden an, beſonders auf den Fildern zerſtörte an zwei aufeinanderfolgenden Tagen(14. und 15.) der Hagel einen großen Teil der Ernte. Der Bauer, man greift Dich an! Wehre Dich gegen den Kartoffelkäfer. m. Vielleicht war es gar nicht Mitleid, vielleicht war es mehr Berechnung. Sie ſollte, ſo war es Silverius einmal zu Ohren gekommen, von einem Tag zum anderen darauf warten, daß er ſich zu einer Heiratserklärung aufſchwang. Dafür überwachte ſie alle Woche einmal die Reinigung ſeiner Wohnung. Die Vorhänge an den Fenſtern hatte ſie aus Bosheit ſeit zwei Jahren nicht mehr gewechſelt, weil er ſich nicht entſchloß, ihr den Heiratsantrag zu nlachen. Silverius hatte für ſeine Wohnung nie viel übrig ge⸗ habt, er kannte ſie kaum. Früh fuhr er mit der Straßen⸗ bahn nach dem Sanatorium am Reichskanzlerplatz, und ſpätabends fuhr er die gleiche Strecke zurück. Hin und wieder las er abends im Bett Abſchnitte über den Dreißig⸗ jährigen Krieg aus einem zwölfbändigen Werk, das ſein Vater ihm hinterlaſſen hatte. Dieſer war langgedienter aktiver Waffenmeiſter beim Berliner Alexander⸗Regiment geweſen und hatte dieſe Bücher einmal von einem Vor⸗ geſetzten geſchenkt bekommen. Vor Silverius' Augen ſtiegen die Perſonen des Kuratoriums auf, der Herr Ge⸗ heimrat, der Herr Juſtizrat, der Konſiſtorialrat, der Bankier Flobeck und die vielen anderen aktienbeſitzenden und tantiemenehmenden Herren. Sie würden Herrn Profeſſor Hartleb gern zu Dienſten ſein. Das Sanatorium hatte gute Einnahmen, ſeit dieſe berühmte chirurgiſche Kapazität Chefarzt war. Die Kuratoriumsmitglieder würden ſich hüten, den Verwalter Silverius zu ſtützen, wenn er auch tüchtig für die Intereſſen der Aktionäre ein⸗ trat. Er hörte die Stimme des Herrn Syndikus und Juſtizrats, wie er händereibend und verlegen vor ihm ſtehen würde, um mit Bedauern die Entlaſſung auszu⸗ ſprechen. Er ſpürte die Freude, die der Buchhalter Flinke und der Kaſſierer Rimmler empfinden wurden, wenn erſterer zum Oberbuchhalter und der zweite zum Buch⸗ halter aufrücken würden. Der Stift Emil konnte von nun an ſeine Erlebniſſe, die er in Vorortkinos ſammelte, laut —— * 2 EEE O ASEM EUER- Hs een. Männer bezwingen einen Berg, der bisher alen An⸗ griffen getrotzt hat. Ein Hauch von Romantik und toll⸗ ühnem Abenteurertum umgibt dieſe harten Geſellen. Iſt as wirklich möglich, daß in unſerer nüchternen Zeit ein Mann allein über den Ozean fährt, zwei Burſchen einen Berg bezwingen, der bisher noch jeden Angriff abgeſchla⸗ gen hat? Sie kämpfen gegen die Natur und gegen die Ein⸗ ſamkeit und bleiben dennoch Sieger. Von ihnen wird hier berichtet. Zuerſt erzählten wir von den Brüdern Schmid 1 0 München, die am 31. Juli 1929 den Angriff gegen die nie bezwungene Nordwand des Matterhorns unternah⸗ men und gegen Sturm und Eis in zweitägigem Ringen ſiegten. Dann war die Rede von den tollkühnen Fahrten des franzöſiſchen Tennisſpielers Allain Gerbault, der in einem kleinen Segelboot zweimal um die Erde bummelte und zum dritten Male hinausging, um mit der Nußſchale die Südſee zu befahren. Und ſchließlich berichteten wir von Amy Johnſon, der bekannten Rekordfliegerin, der erſten Frau, die Langſtreckenrekorde in Ueberſeeflügen auf⸗ ſtellte. (3. Fortſetzung.) Die nächſte Strecke von Singapore nach Soerabaya auf Java war die ſchwerſte des ganzen Fluges. Sie hatte die ganze Zeit gegen Wetter und ſchlechte Sicht an⸗ zukämpfen und dachte mehr als einmal, daß ihre letzte Stunde geſchlagen habe. Schon über den Urwäldern Su⸗ matras war ihr recht unheimlich zumute. Und über der Java⸗See wurde es ganz ſchlimm. Der Monſumſturm zwang ſie, ſtundenlang nur einige Fuß über den toben⸗ den Wellenkämmen des Meeres dahinzufliegen. Sie flog ſchließlich ſo niedrig, daß ſie die Oberfläche des Meeres kaum von den herniederſtürzenden Waſſermaſſen unter⸗ ſcheiden konnte. Verzweifelt kämpfte Amy mit ihrer „Motte“ gegen dieſen Aufruhr der Elemente. Noch ſpäter, als ſie nach glücklich überſtandener Gefahr von dieſem Flug erzählte, wurde ihr bei der bloßen Erinnerung ſchwummerig. „Es war ſchrecklich, ganz ſchrecklich. Ich dachte, ich käme nicht mehr lebend heraus. Was war das für ein Regen, was für ein Seegang!“ Amy konnte die 1300 Kilometer lange Strecke nach Soerabaya nicht mehr ſchaffen. Nach 1000 Kilometer ging ſie infolge Betriebsſtoffmangels in Tjomal auf Java nie⸗ der. Auch dieſe Landung war ein gefährliches Manöver, denn rund um den kleinen Platz ſtarrte ein Wald von ſpitzen Bambuspflöcken, die zum Stützen von Pflanzen dienten und fauſtgroße Löcher in die Tragflächen riſſen. Dieſe Landung ging bei Sturm und furchtbarem Regen vor ſich. Am nächſten Morgen wurden die Beſchädigungen notdürftig mit Heftpflaſter überklebt, und Amy konnte Soerabaya erreichen, von wo ſie ſich auf den 1450 Kilo⸗ meter weiten Weg nach Atambua auf der Inſel Timor machte. Und hier, 16 Meilen von Atambua, hatte ſie das aufregendſte Erlebnis ihrer Flugreiſe. Abenteuer im ZBuſch Wolken umhüllten das Flugzeug. Die Finſternis brach herein, und Amy wurde es ein bißchen ängſtlich zumute. Irgendwo mußte in der Nähe der kleine Flugplatz von Atambua liegen. Aber wie dieſen Flugplatz erſpähen? Sie flog über Berge hinweg, die bis zu einer Höhe von 3000 Meter anſtiegen, und ſuchte krampfhaft nach einem Lan⸗ dungsplatz. Immer tiefer ſchraubte ſich die Maſchine in die Niederung. Amy flog verzweifelt im Kreis umher. „Herrgott“, fuhr es ihr durch den Kopf,„was nun?“ Sollte das das Ende ſein... Sie flog jetzt ſo tief wie möglich und erſpähte eine kleine Lichtung im Gebüſch. Beſſer hier landen— als ſich in der Dunkelheit den Hals brechen, dachte Amy und wagte die Landung. Amy kroch aus der Maſchine. Ihr Rücken ſchmerzte, und ſie fühlte ſich unſäglich einſam und verlaſſen. Plötz⸗ lich ein Knacken im Gebüſch— und einige Dutzend dunkle Geſtalten kamen auf die Maſchine zugerannt. Im Nu um⸗ ringten die Eingeborenen die Fliegerin. Amys Herz klopfte zum Zerſpringen, als ſie der wilden Geſtalten anſichtig wurde. Sie dachte in dieſem Augenblick an ihre Mutter und nahm in Gedanken von ihr Abſchied. Einer der Eingeborenen, anſcheinend der Anführer des Stammes, trat ganz nahe an ſie heran. Amy bemerkte zu ihrer Beruhigung, daß er freundlich grinſte. Aus ſeinen Gebärden konnte ſie entnehmen, daß er ſie willkommen hieß. Er redete auf ſie ein— aber die Fliegerin ſchüttelte verſtändnislos den Kopf. Plötzlich fiel das Wort„Pa⸗ ſtor“. Amy begriff nun, daß irgendwo in der Nähe eine Miſſion ſein müſſe. Sie ſchüttelte dem Wilden die Hand, der ihr zu verſtehen gab, daß er ſie zum Paſtor bringen wolle. Nach meilenlanger Wanderung trafen ſie todmüde vor einer kleinen Kirche ein. Die Anſtrengungen und Auf⸗ regungen der vorangegangenen Stunden nahmen die Flie⸗ gerin ſo mit, daß ſie ganz ermattet niederſank, ſich an die Wand lehnte— unfähig, zu denken und zu handeln. Das Stimmengewirr ſchläferte ſie ein. Als ſie erwachte, ſpürte ſie, daß jemand ſie am Arm zerrte. Amy ſchrie auf. Vor ihr ſtand ein langbärtiger Mann, anſcheinend der Paſtor, der ſich tief verneigte und ſie in einer ihr unverſtändlichen Sprache begrüßte. Sie konnte nur zwei, drei franzöſiſche Worte verſtehen. Bald darauf kam ein Auto durch den Buſch gerattert—— man hatte in Atambua das Motorengeräuſch ihres Flugzeuges gehört und ſich auf die Suche nach der Fliegerin gemacht. Schnell wurde aus dem nahen Atambua Betriebsſtoff her⸗ angeholt, und die Eingeborenen waren mit kindlicher Freude dabei, den Platz ſtartfähig zu machen. Die Kinder von Atamba bekamen zu Ehren dieſes Tages ſchulfrei! Die letzte Flugſtrecke von Atambua nach Port Darwin in Auſtralien war, obwohl Amy allein in ihrem kleinen Apparat über die lange Seeſtrecke fliegen mußte, gegen die Rechts: Der Parano⸗Pafß; über die Anden in Venezuela. — Unten: Fahrt auf dem Iguazu. Dieſes unwirtliche Land iſt Südamerika, un⸗ wirtlich im Sinne eines Vor⸗ habens, wie es der amerika⸗ niſche Schulmeiſter Tſchiffely geplant und allen Gewalten zum Trotz auch verwirklicht hat. Er hatte ſich vorgenom⸗ men, die Entfernung von 10 000 Meilen, die Buenos Aires von Waſhington trennt, auf dem Pferderücken zurückzulegen, und er hat dieſes Vorhaben begonnen und vollendet. Tſchiffely überwand Steppen und Ur⸗ wälder, Ströme und unzu⸗ güngliche Gebirge, und wenn er auch für ſeine ſeltſame Reiſe zweieinhalb Jahre brauchte, ſo brachte er ſie doch hinter ſich. 5 Aufn.(2): Scherl⸗Archiv⸗M. überſtandenen Gefahren ein Kinderſpiel. Die See lag klar und ſpiegelglatt vor ihr. Die einzige Gefahr war die Monotonie des Fluges, die ſie einſchläferte und ihr die Zeit endlos lang erſcheinen ließ. Jeden Augenblick ſah ſie nach der Uhr, aber die Zeit ſchien im Schneckentempo zu verſtreichen. Die Küſte Auſtraliens wollte und wollte nicht erſcheinen.. Dann erblickte Amy endlich das Feſtland. Sie hätte am liebſten einen Freudenſprung gemacht. So aber be⸗ gnügte ſie ſich damit, zärtlich auf die Maſchine zu klopfen — wie man es mit einem braven Pferd tut, das ſeine Schuldigkeit getan hat. Am 24. Mai landete Amy John⸗ ſon glatt in Port Darwin. Die ganze Stadt war auf dem Flugplatz verſammelt. Ungehurer Jubel empfing die Flie⸗ gerin. Sie hatte zwar den Rekord Hinklers nicht übertrof⸗ fen, aber die Leiſtung des tapferen Mädels und ihrer „Motte“ erweckten trotzdem reſtloſe Bewunderung. Es iſt unmöglich, all den Jubel und die Begeiſterung zu ſchildern, mit der Amy Johnſon in England empfan⸗ gen wurde. Vom Flugplatz bis zum Hotel, in dem ſie ab⸗ geſtiegen war, ſtanden die Menſchen Spalier; die Menge derjenigen, die Zeugen ihres Triumphes waren, wurde ö auf eineinhalb Millionen Menſchen geſchätzt. Der König verlieh ihr eine Auszeichnung, und die„Daily Mail“ ſchenkte ihr einen Scheck auf 10000 Pfund Sterling. Zwei Weltrekorde auf einen Hieb Trotz ihres ungeheuren Erfolges, der ſie zur berühm⸗ teſten Fliegerin der Welt machte, dachte Amy nicht daran, ſich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Im nächſten Jahr unternahm ſie einen Flug nach Sſtaſien, bei dem ſie die rd. 11060 Kilometer lange Strecke in kaum zehn Tagen bewältigte! Noch bewundernswerter aber war die Lei⸗ ſtung, die ſie im Jahre 1932 vollbrachte. Amy, die inzwi⸗ ſchen den berühmten Auſtralienflieger Molliſon geheiratet hatte, hatte ſich im November aufgemacht, um den Strecken⸗ rekord London—Kapſtadt zu brechen. Den früheren Rekord hielt ihr Gatte Molliſon mit vier Tagen und ſiebzehn Stunden. So prachtvoll dieſe Beſtleiſtung auch war, Amy konnte ſie noch übertreffen. Sie flog in vier Tagen und ſieben Stunden nach Kapſtadt, wo ihr Mann ſie auf dem Flugplatz gerührt in die Arme ſchloß. Sie hatte auf die⸗ ö ſem ganzen Flug fünf Stunden geſchlafen... Auf dem Rückflug, der weit ſchwieriger war, nahm Amy wieder einen Rekord mit. Sie flog auf ihrer Pouß⸗ „Motte“ in ſieben Tagen und vier Stunden von Kapſtadt nach London an der Weſtküſte Afrikas entlang und ver⸗ heſſerte damit den beſtehenden Rekord um volle vier Tage. Als ſie wieder in der Heimat eintraf, raſte ganze England vor Begeiſterung. 5 Ihre letzte große Leiſtung vollbrachte Amy gemeinſam mit ihrem Gatten. Beide flogen am 22. Juli von London nach New Pork. Es gelana ibneg alücklich über den Atlan⸗ tiſchen Ozean zu kommen, doch mußten ſie in Bridgeport, etwa 100 Kilometer vor New York wegen Mangels an Betriebsſtoff notlanden. Das Flugzeug überſchlug ſich bei der Landung und ging zu Bruch, aber das fliegende Ehepaar hatte noch Glück im Unglück, denn es kam mit leichteren Verletzungen davon. Der Empfang, der ihm beim Eintreffen in New Pork bereitet wurde, war deshalb nicht weniger herzlich. In den letzten Wochen hat man wieder von Amy ge⸗ hört. Ihr nächſter Flug ſoll in die Stratoſphäre führen. „Gewöhnliche“ Ozean⸗ und Zehntauſendmeilenflüge locken ſie anſcheinend nicht mehr. Aber wir können darauf gefaßt ſein, daß das kleine Perſönchen mit dem eiſernen Willen auch diesmal ihre Pläne durchführen und wieder die ganze Welt in helle Begeiſterung verſetzen wird.. 16000 km auf dem Pferderücken „Ein ganz toller Burſche“, erklärten die Amerikaner bewundernd, als Mr. A. F. Tſchiffely mit ſeinen beiden Gäulen in Waſhington angeritten kam. Es war auch wirk⸗ lich ein tolles Unternehmen, die Entfernung von 10 000 Meilen, die Argentiniens Hauptſtadt von Waſhington trennt, auf dem unbequemen Pferderücken zurückzulegen. Daß Mr. Tſchiffely zu dieſem Unternehmen zweieinhalb Jahre gebraucht hat, iſt bei der Länge und Schwierigkeit des Weges nicht weiter verwunderlich. Es tut ſeiner groß⸗ artigen Leiſtung keinen Abbruch. Eigentlich hatte der junge Schulmeiſter Tſchiffely gar nicht ſo weit reiten wollen. Das Schickſal hatte ihn aus ſeinem Heimatlande, der Schweiz, in entfernte Weltgegen⸗ den verſchlagen. Eine Zeitlang verdiente er ſich als Be⸗ rufsfußballer, dann als profeſſioneller Boxer ſein Brot, um ſchließlich ein Unterkommen als Lehrer an einer deutſch⸗ſchweizeriſchen Schule in Buenos Aires zu finden. Nun ſchien ſein abenteuerliches Leben in durchaus bürger⸗ liche Bahnen zu münden. Aber Tſchiffely war nun einmal nicht zum geruhſamen Daſein eines Schulmeiſters geboren. Viel eher hätte er für den Beruf eines Cowboys gepaßt. Sein Intereſſe für Reiten und Pferde war ſeit jeher groß. So kam es, daß er ſich auch mit den Miſchlingspfer⸗ den befaßte, die vorwiegend von den argentiniſchen Gau⸗ chos benutzt werden. Im Verlaufe einer Debatte über die Leiſtungsfähigkeit der einzelnen Pferderaſſen taucht in Tſchiffelys Kopf ein abenteuerlicher Plan auf. Er will die Ausdauer der Kreolenpferde einmal ſelbſt erproben, und dazu ſoll ein Diſtanzritt dienen. Bis nach Peru ſollte es gehen. Daß dieſer Ritt nach Peru ſchließlich noch in Waſhington münden würde, hat der junge Abenteurer da⸗ mals noch nicht gewußt. Tſchiffely brannte darauf, neue Länder und neue Men⸗ ſchen kennenzulernen. Vor allem intereſſierten ihn auch die alten Kulturdenkmäler der Inkas, und da dieſe Reſte ver⸗ ſunkener Herrlichkeit mitunter weit abſeits von den began⸗ genen Wegen liegen, mußte Tſchiffely häufig durch ein⸗ ſame Gegenden reiten, in denen er Tage hindurch keiner lebenden Seele begegnete. So abwechfſlungsreich und ungewöhnlich auch dieſer Ritt war, ſo konnte Tſchiffely beim beſten Willen nicht be⸗ haupten, daß er das reinſte Vergnügen geweſen wäre. Er hatte nichts als ſeine zwei Kreolenpferde, von denen eins als Reittier, das andere als Laſttier diente. Zahlloſe Ge⸗ fahren bedrohten den kühnen, einſamen Reiter. Bis zu einer Höhe von faſt 5000 Meter— durch eiſige, verſchneite Gebirgspäſſe, durch Stürme und reißende Bergflüſſe, durch glühende Sonnenhitze und dampfenden Urwald der Tro⸗ pen ging es unaufhaltſam weiter. Faſt unüberwindlich waren die Mühen und Strapazen dieſes Rittes, und dabei durchquerte er Länder, deren wildromantiſche Schönheit über die täglich und ſtündlich lauernden Gefahren nicht hinwegtäuſchen durfte. Aber Tſchiffely kam dort eben⸗ ſo heil durch, wie er Revolutionen, Unbilden der Natur und die Begehrlichkeit unerwünſchter„Gaſtgeber“ hinter ſich laſſen konnte. Beſonders ſcharf mußte der Reiter auf der Hut ſein. um ſeine beiden braven Kreolenpferde nicht loszuwerden. Er ſchlief immer in ihrer unmittelbaren Nähe, aber di⸗ Gefahr war trotzdem groß, daß ſie ihm eines Tages 15 raubt werden könnten. So beſonders in Peru, als ein ein nal in eine Geſellſchaft von eingeborenen Zechern gerte und wohl oder übel mittrinken mußte. Die Stimmreos wurde immer angeregter, bis einer der Eingeborenen A148. lich aufſprang und, auf das Reitpferd des Gaſtes ze bernd, ausrief:„Das iſt mein Pferd!“ 8(Fartſetzng folne Druckarbeiten — tür Handel, Gewerbe und Industrie liefert schnellstens Neckar- Bote- Druckerei 5— nn Sec — e- S r 2 — 2— —— D O 0 er r= e e 78 2 2——. rer A 2——