Nr. 189 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 15. Auguſt 1939 Größte Bauſtelle der Welt Der Fortſchritt der Bauarbeiten im Keichsparkeitaggelände ſeit dem Parteitag 1938 184 Jeder der Teilnehmer des Reichsparteitags im Jahr 1938 erinnert ſich noch der Stunden, in denen er durch die Großbauſtellen der Bauten auf dem Reichsparteitag⸗ elände gegangen iſt, in denen er das Anfangsſtadium des Werdens der großen Kundgebungsſtätten der Partei erlebte und ſtaunend ihre gewaltigen Ausmaße ſah. Ein Jahr ſpä⸗ ter werden nun in wenigen Wochen die Reichsparteitags⸗ beſucher wieder über das Baugelände gehen und bewun⸗ dernd das Wachſen der großen Parteitagbauten erleben. Am größten iſt ohne Zweifel der Fortſchritt, den der Bau der Kongreßhalle gemacht hat. Wir denken noch an das vergangene Jahr, da wir es erlebten, daß die Pfeiler der Erdgeſchoßhalle des Rundbaues zum Teil fertiggeſtellt waren und wir uns noch keine wirkliche Vorſtellung von der impoſanten Größe dieſes werdenden Bauwerks machen konnten. Heute ſtehen wir ſtaunend und bewundernd vor dem rieſigen Rundbau, deſſen Gerüſte bis zur Höhe des Hauptgeſimſes emporgewachſen ſind. das Mauer⸗ und Quaderwerk ſelbſt wurde bis zur Höhe des oberen Abſchluſ⸗ ſes des zweiten Obergeſchoſſes fertiggeſtellt, während die Flügelbauten der Halle bis zur Mitte des erſten Obergeſchoſ⸗ ſes aufgeführt ſind. Steigt man über die Feldbahngleiſe, die herumliegen⸗ den Balken und Materialvorräte hinweg zur Außentreppe im Gerüſtbau, ſo gelangt man in das erſte Obergeſchoß des Rundbaues und geht hier ſchon die breiten 1 der Kongreßhalle empor, um ſchließlich, gebannt von der Ge⸗ walt des Augenblicks, hinunterzublicken in den Rieſenraum, der von dem Rundbau und den Flügelbauten umſchloſſen wird. Hier erleben wir Minuten von größter Eindrucks⸗ kraft. Hier ſehen wir, mit welcher Sorgfalt und Ueberlegung das Steinmaterial ausgewählt wird, das uns in wenigen Jahren, wenn die Kongreßhalle völlig fertiggeſtellt worden iſt, durch ſeine Schönheit anſprechen wird. Verſuchspfeiler aus verſchiedenartigem Steinmaterial wurden aufgerichtet, und jetzt endlich hat man ſich nach langem Proben dazu ent⸗ ſchloſſen, für die Pfeiler hellroten polierten Marmor aus Steinbrüchen an der Lahn zu verwenden, während die Wand hinter den Pfeilern aus dem gleichen Steinmaterial, das aber nicht poliert wird, beſtehen ſoll. Ende des nächſten Jahres berefts wird das Bauwerk wahrſcheinlich fertig aus⸗ gemauert ſein, und man kann daran denken, das gewaltige Dach auf der Kellerdecke zuſammenzubauen, das dann von hier 45 Meter hoch in ſeine künftige Lage hinaufgehoben werden wird. Nur ſchwer trennt man ſich von dieſem einzi artigen Anblick der werdenden Kongreßhalle, de jetzt 15 5 1 Größe und imponierende Wucht des fertigen Bauwerkes ſpüren läßt, um hinüberzugehen zur Bauſtelle„Deutſches Stadion“, der größten der Welt. Faſſungslos erlebt man hier den Beginn eines Bauwerkes, das in ſeiner Größe heute bereits über das Sechsfache der Bauſtelle Kongreß⸗ halle hinausgewachſen iſt. 1938 waren hier zum Reichspar⸗ teitag gerade die erſten Anfänge zu ſehen. Man hatte eben mit der Bauſtelleneinrichtung begonnen, und niemand konnte ſo recht ahnen, wie groß und umfaſſend einmal das Deutſche Stadion werden würde. Heute ſieht man die Rieſenlöcher, die für die Fundamente der Bauten ausgehoben wurden. 18 Meter tief iſt man teilweiſe in die Erde gegangen, um auf den gewachſenen Felſen zu gelangen, auf den die Fun⸗ damente des Baues unmittelbar al werden ſollen. Etwa 1700 Männer ſind hier an dieſem Bauplatz im Au⸗ genblick am Werk. Seit der Aufnahme der Erdarbeiten im Juli ſind bereits rund 700 000 Kubikmeter Erdmaſſen be⸗ wegt, eine Zahl, die zunächſt gar keine Vorſtellungen von der Größe und dem Umfang dieſes Bauvorhabens erlaubt, die aber ſofort lebendig wird, wenn man hier vor den rie⸗ ſigen Baugruben für die Fundamente ſteht, die faſt wie künftige Hafenanlagen anmuten. Ein großer Vermeſſungsturm iſt in der Mitte der An⸗ lage errichtet worden, um alle notwendigen Vermeſſungs⸗ arbeiten von hier aus erledigen zu können. Eine Anzahl von vorläufigen Bauwerken, die mit dem Fortſchreiten des Baues nach und nach wieder verſchwinden werden, mußten errichtet werden, um Bürogebäude für die Bauleitung und Unter⸗ nehmerfirmen, Bekonfabriken, Lagerſchuppen, Werkſtätten aller Art, Transformatorenſtation, Lokomotipſchuppen, Un⸗ terkunftsräume für die Bele ſchaften und Kantinen zu ha⸗ ben. Eine Stadt für ſich allein iſt auf dem Gelände des Deutſchen Stations entſtanden, eine Stadt mit einer ganzen Anzahl von Häuſern, mit breiten Straßen, die kreuz und 1 75 durch das Gewirr der Materiallager und en der Baugru⸗ führen. Auf 400 Loren ſchleppen 36 Kleinbahnlokomoti⸗ Kameradin in Steppe und Margit Kohl-Larſen.— Eine vorbildliche Forſcherehe Ng.„Man muß von ſeiner Aufgabe beſeſſen ſein, ſonſt kann man nichts ſchaffen“, meint Frau Margit Kohl⸗ Larſen, die Frau des bekannten Forſchers der Vorgeſchichte Afrikas, die vor wenigen Monaten erſt von ihrer dritten Forſchungsreiſe aus Afrika zurückgekehrt iſt. Wer wie dieſe Frau nicht nur für ein paar kurze Wochen, ſondern für lange Monate und Jahre dem Mann in die Einſamkeit der Arktis oder der afrikaniſchen Steppe folgt und damit auf jede kulturelle Anregung und die geringſte Bequemlich⸗ keit verzichtet, wer unter ſolch außergewöhnli en perſön⸗ lichen Opfern ſein Leben in den Dienſt der iſſenſchaft ſtellt, der muß wahrlich von ſeiner Aufgabe beſeſſen ſein. Allerdings iſt es nicht die wiſſenſchaftliche Forſchungs⸗ arbeit allein, der ſich Margit Kohl⸗Larſen verpflichtet fühlt, ondern eine noch größere Aufgabe ſieht ſie darin, ihrem ann eine wirkliche Kameradin zu ſein, allen kleinlichen Aerger von ihm fernzuhalten und als guter Geiſt Eis J dieſer ungeheuren engen iſt eine be Löſung erſt gründlich überlegt Nürnberg das Bauſtellen oder bahnperſonal ſind nur für das Schmalſpurgleis für den Materialien⸗ ahnloren bei der Erdbewegung. Während nun überall die? Mauerarbeit. Das den mußte. Zahlreiche Steinbrüche von bisher nicht ge⸗ ahnten Ausmaßen werden neu erſchloſſen und arbeiten al⸗ lein, um den Bedarf dieſer Großbauſtelle zu befriedigen. In einigen Jahren aber wird ſich das Deutſche Stadion er⸗ heben, zu dem während des Reichsparteitages 1937 feierlich der Grundſtein gelegt wurde. Das Spielfeld dieſer rieſigen büne bis zu einer Hohe von rund 80 Meter. Den oberen Abſchluß des Bauwerkes bilden große Feuerſchalen, die in werden. Dieſes Rieſenbauwerk wird dann 405 000 Zu⸗ ſchauern Platz bieten. Die Große Straße wird in dieſem Jahr bis auf ein kurzes Teilſtück ungefähr in der Mitte der Straße, wo die Zeppelinſtraße unter wird, fertiggeſtellt ſein. Der Granitplattenbelag iſt durch grüne Syenitplatten in große Quadrate aufgeteilt. Märzfeld läßt bereits den künftigen Eindruck dieſer ge⸗ waltigen Anlage erkennen. Von den 24 vorgeſehenen faſt 40 Meter hohen Türmen aus elblichem Travertin ſind neun Türme bereits bis zur Höhe der Hauptgeſimſe hochgeführt. Das Aufbringen der Geſimsſteine läßt ſich durch normale Krane nicht durchführen, da die Belaſtung zu groß ſein würde. So wird es notwendig, jeweils um jeden Turm ein Gerüſt zu bauen, das das Hochziehen der gewaltigen Qua⸗ dern für das Hauptgeſims ermöglicht. Zwei ſolcher Gerüſte, die von Turm zu Turm wandern ſollen, ſind vorhanden. Die innere Stützmauer, die in einer Höhe von vier Meter um die geſamte Anlage läuft, iſt etwa bis zur Hälfte fer⸗ tiggeſtellt, und auch der verdeckte Gang in Eiſenbetonkon⸗ ſtruktion, in dem die Aufzugsmaſchinen für die 480 Haken⸗ kreuzfahnen untergebracht ſind, iſt im Werden. Bedeutſame Fortſchritte hat auch der Lagerbahnhof ge⸗ macht, der in dieſem Jahr faſt in vollem Umfang in Betrieb genommen werden kann. Bahnſteige und die Außen Bahn⸗ ſteigtunnels ſind fertiggeſtellt, während die Außenfaſſade, die aus gelbem geflammten Sandſtein aus der Rheinpfalz errichtet wird, noch im Werden ſſt. Unvergeßlich bleibt der Eindruck eines ſolchen Ganges über die Großbauſtelle des Reichsparteitaggeländes. Unver⸗ geßlich bleiben die Leiſtungen, die hier ſichtbar ſeit dem ver⸗ gangenen Jahr vollbracht wurden und deren Durchführung geleitet worden iſt von dem Generalinſpektor Albert Speer, dem die geſamte künſtleriſche Plangeſtaltung für dieſes rie⸗ ſenhafte Werk vom Führer übertragen wurde. Ihm ſteht hier in Nürnberg Stadtbaurat Profeſſor Brugmann zur Seite, der die Durchführung der Bauten leitet. Die Reichs⸗ parteitagbauten ein Jahr ſpäter, ein Jahr nach dem Partei⸗ tag Großdeutſchlands, ſind ein Erlebnis, das allein ſchon ge⸗ nügen würde, um den Beſuchern des Parteitages des Frie⸗ dens die kommenden Nürnberger Tage unvergeßlich zu machen. 2 Der Reichsgartenbautag Kundgebung der deutſchen Gärkner Skuktgark, 14. Auguſt. Wenn die deutſchen Gartenbauer jeweils am Ort der Reichsgartenſchau zu ihren großen Ta⸗ ungen zuſammenkommen, ſo bedeutet dies für die gaſtge⸗ 25 Stadt ſtets einen beſonderen Höhepunkt des Aus⸗ ſtellungsſommers. So war es auch auf dem 3. Reichsgarten⸗ bautag 1939 in Stuttgart, der ganz in den Rahmen der 3. Reichsgartenſchau hineingeſtellt war. Das feſtliche Haupt⸗ ereignis des Reichsgartenbautags wiederum war die Kund⸗ gebung, zu der ſich die in großer Zahl nach Stuttgart ge⸗ kommenen ſchaffenden Menschen des deutſchen Gartenbaus auf dem dem Eingang der Gartenſchau gegenüberliegenden Wieſengelände verſammelten, um aus dem Munde führender Perſönlichkeiten des Reichsnährſtandes und des deutſchen Gartenbaues die Richtlinien für ihre weitere Arbeit zu zwei Holzſtühlen und zwei Feldkoffern als einziger Aus⸗ ſtattung monatelang durch die Lande zu ziehen, von ſeder menſchlichen Siedlung tageweit entfernt, oft wochenlang ohne Nachricht aus der Heimat, wo man die Kinder zu⸗ rücklaſſen mußte. Bei dieſen Entfernungen, von denen man ſich im dichtbevölkerten Europa nur ſchwer eine Vorſtellung machen kann, bedarf es eines Neale Hen Organiſa⸗ tionstalentes, um jedes Mitglied der Expedition mit genügend Nahrung, mit Waſſer und mit Lohn zu verſehen. Hier mußte nun Frau Kohl⸗Larſen ihre hausfrau ⸗ lichen⸗Talente entfalten und immer neue Mittel und Wege finden, alle Glieder der Expedition bei Kräften und bei gu- ter Laune zu erhalten. Gern und willig arbeiteten die ſchwarzen Helfer unter ihrem Befehl. Mit allen großen und kleinen Sorgen kamen ſie vertrauensvoll zu der weißen Herrin, iheer„Mama“ und ſahen mit Reſpekt und Achtung u ihr auf. Es iſt der beſondere Stolz von Frau Kohl⸗Lar⸗ e ihrem Mann nicht nur allzeit bereite Helferin, ſondern für alle mütterlich zu ſorgen, die ihrer Obhut anvertraut ſind. Wie die Bäuerin das Schaffen ihres Mannes ergänzt und verantwortlich mitträgt und damit zugleich für jedes Glied der bäuerlichen Hofgemeinſchaft ſorgende Herrin iſt, ebenſo ergänzt auch dieſe deutſche Forſcherin die Arbeit ihres Mannes und hält dabei ihre Hand über jedes Glied ihrer Gefolgſchaft, die in dieſem Fall aus Schwarzen beſteht. Wenn ich mit meinem Mann nicht ſo bis in die letten Gedanken übereinſtimmen würde, wenn wir uns beide nicht ſo in allem ergänzten, dann müßte dieſes Leben in der Einsamkeit zur Hölle werden; ſo aber gibt es mir . als Frau die tiefſte Befriedigung.“— Kann es ein öneres Urteil über eine nunmehr bereits über 25 Jahre währende Ehe geben? Hinter 1 beglückenden Gefühl der bedingungsloſen Zuſammengehörigkeit kreten die äuße⸗ Een Schwierigkeiten des Nomadenlebens völlig zurück. Es auch eine vollwertige ſelbſtändige Mitarbei⸗ terin geweſen zu ſein. Als es ihrem Mann gelang, die Spuren des 8 afrikankſchen Affenmen⸗ ſchen zu finden, beſtand ihre Aufgabe darin, die entdeckten ſteinzeitlichen Felsmalereien am Nyara⸗See photographiſch und zeichneriſch feſtzulegen. Ebenſo arbeitete ſie völlig ſelb⸗ ſtändig bei der Ausgrabung der Mumbahöhle, wo ſie auch die n feſthielt und die enauen Lage⸗ ſpizzen der einzelnen Grabungen aufnahm. Unter ihrer An⸗ leitung ließ ſie die Schwarzen wochenlang Schaufel um Schaufel des Erdbodens der Höhle ausheben und durchſie⸗ ben, um dann die Rückſtände nach wertvollem Material zu ourchforſchen, eine Arbeit, die unendliche Geduld und pein⸗ lichſte Genauigkeit verlangt und bei der ſich Frauen beſon⸗ ders bewähren. 195 Kiſten mit wertvollem Material, Filme, Bilder und Tagebücher ſind das reiche Ergebnis der letzten einundeinhalbfährigen orſchungsexpedition des Ehepaares. Nicht immer iſt der Erfolg ſo zufriedenſtellend, agger an der Arbeit ſind, beginnt an einigen Stellen der rieſigen Baugrube bereits die Außenmauerwerk des Deutſchen Stadions wird aus rötlichem Granit beſtehen, deſſen Gewinnung für dieſes einmalige Bauvorhaben beſonders organiſiert wer⸗ Kampfſtätte wird 380 Meter lang und 150 Meter breit ſein. In fünf großen Rängen erheben ſich die Stufen der Tri⸗ gleichen Abſtänden wie die Pfeiler der Wand aufgeſtellt der Großen Straße durchgeführt Das ven dauernd die Anleltenden An ab. Die Vertellung ondere Aufgabe, deren ſein wollte. Drei Normal- lokomotiven ſchaffen vom benachbarten Rangierbahnhof Baumaterial heran und liefern es an die die Magazine ab. 20 Mann eigenes Eiſen⸗ Stadion beſchäftigt, und etwa 20 Kilometer Normalſpurgleis ſind neben 33 Kilometer und Erdabtransport gelegt worden. Laſtautozüge ergänzen den Einſatz der Klein⸗ iſt gewiß nicht leicht, nit zwei Feldbetten, einem Holztiſch, hören. Die Anweſenheit von Vertretern von Partef, Staat, Wehrmacht, Reichsarbeitsdienſt und Reichsnährſtand zeigte das rege Intereſſe, das heute von allen zuſtändigen Stellen den Belangen des Gartenbaues entgegengebracht wird. Wie bei der Landwirtſchaft, ſo ſteht heute auch beim Gartenbau die Forderung auf mengen⸗ und gütemäßige Lei⸗ ſtungsſteigerung auf der gleichen Fläche im Vordergrund. Dies war auch der Leitgedanke, der aus den Worten der Redner immer wieder herausklang. Bauer und Gärtner— beiden iſt deutſcher Boden zur Bearbeitung und zur Wah⸗ rung anvertraut, beide müſſen daher Schulter an Schulter für den Erfolg der Erzeugungsſchlacht kämpfen. A uf glei⸗ cher Fläche mehr und beſſer erzeugen— dieſe Parole gab Reichsfachwart Boettner auf der Stuttgar⸗ ter Kundgebung für die weitere Berufsarbeit der deutſchen Gärtner aus, Zur Preis frage erklärte der Reichsfach⸗ wart, daß der Gartenbau ſelbſt das größte Intereſſe an niedrigen Preiſen für ſeine Erzeugniſſe habe, da ſich jede überhöhte Preisbildung gegen ihn ſelbſt wenden müſſe. Es ſind Preiſe notwendig, die jeder Verbraucher bezahlen kann, durch die aber auch dem Erzeugerbetrieb die Exiſtenz ge⸗ ſichert wird. Als das Kernſtück der geſamten gartenbaulichen Marktordnung bezeichnete der Redner den Mengenausgleich. Dieſer iſt in vortrefflicher Weiſe gelöſt worden durch die Be⸗ bien die außerordentlich ſegensreich gewirkt aben. Ehrung der Sieger im Keichsberufswettkampf Die beſondere Sorge des Berufsſtandes der Gärtner gilt der Heranbildung eines gediegenen Nachwuchſes. E lf Reichsſieger ſtellte die Fachgruppe Gärtner im letzten Reichs⸗ berufswettkampf. Es ſind dies: Heinz Böhm⸗Falkenau(Schleſien), Fritz Braun⸗Cheine (Sachſen-Anhalt), Otto Eitle⸗Veitshöchheim(Bayern), Hel⸗ muth Gellhaar-Berlin-Alt⸗Marzahl, Gerda Haſenclever⸗ Kaiſerswerth, Doris Jäger⸗Veitshöchheim, Hermann Jeſſen⸗ Hamburg⸗Wandsbeck, Bernhard Pago⸗Horneburg(Weſtfa⸗ len), Wilhelm Premm⸗Graz, Aliſa Soetebeer⸗Hamburg und Erich Wencel⸗Weierhof(Saarpfalz). Die jungen RBW Sieger wurden auf der Kundgebung durch Reichsobmann Behrens beſonders geehrt, der ihnen die Siegerurkunden in künſtleriſch gefertigten Mappen über⸗ reichte und ſie ermahnte, in ihrem Erfolg einen Anſporn für weitere Leiſtung zu erblicken. Nullpunkt beim Kilometer 498.89 NSG. Um eine überſichtliche Kilometrierung der bisher dem Verkehr übergebenen Strecken der Reichsautobahnen einzuführen, werden in Zukunft die Strecken von einigen Punkten in Deutſchland durchkilometriert. Für die Strecke Berlin— Hermsdorf— Hersfeld— Alsfeld— Frankfurt Karlsruhe— Baſel liegt der Nullpunkt am Berliner Ring. Außerdem werden vom Berliner Ring noch gezählt: Berlin— Breslau— ee Berlin— Hannover— Köln— Aachen, Berlin— amburg. Vom Nullpunkt Köln aus werden gezählt: Köln— Frankfurt— Nürnberg— Linz, vom Nullpunkt Hamburg: Hamburg— Hannover— Kaſſel— Hersfeld, vom Nullpunkt München: München— Salzburg— Linz— Wien. Im Bereich der Oberſten Bauleitung Frankfurt a. M. treten darnach an der Strecke Alsfeld— Frankfurt a. M. — Mannheim— Karlsruhe folgende neuen Kilometerzah⸗ len auf: alte Kilometer: Anſchlußſtelle: neue Kilometer: 106.8 Nord Alsfeld 392.0 79.6 Grünberg Homberg 419.2 59.5 Gießen Lich 439.3 39.4 Bad Nauheim 459.4 18.2 Bad Homburg 480.6 7.2 Frankfurt a. M.⸗Nord 491.6 0.1 Frankfurt a. M.⸗Süd 498.7 7.9 Süd Mörfelden 506.8 215 Darmſtadt 520.4 45.3 Lorſch 544.2 60.6 Viernheim 559.5 223 Mannheim 571.2 78.6 Heidelberg 577.5 81.3 Heidelberg⸗Süd 580.2 108.1 Bruchſal 607.0 125.3 Karlsruhe⸗Durlach 624.2 128.4 Abzweig Stuttgart 627.3 Die Strecke Mannheim— Kaiſerslautern— Saarbrüt ken wird von der Abzweigung bei Viernheim aus weiter ezählt. Die Kreuzung der Reichsautobahnſtrecke Berlin— Frankfurt a. M.— Bafel und Köln— Frankfurt a. M.— Nürnberg— Linz, früher neuer Nullpunkt im Kleeblatt: denn es genügt nicht der gute Inſtinkt allein— über den Dr Kohl⸗Larſen als beſondere Begabung verfügt— ſondern es gehört auch eine guto Portion Glück dazu, immer die ergiebigſten und wertvollſten Stellen zu finden.„Doch man vergißt alle Qual des nutzloſen Suchens und alle Mühe und Plage. ſobald ſich der erſte Erfolg einſtellt.“ Was in monatelanger, mühevoller Kleinarbeit in der Einſamkeit Afrikas zuſammengetragen wurde, muß in der Heimat wiſſenſchaftlich ausgewertet nerden. Auch hierbei iſt Frau Kohl⸗Larſen ihrem Mann eine wert⸗ volle Mitarbeiterin, wobei ihr vor allem ihre zeichneriſche Begabung zugute kommt. Ein ſolches Forſcherleben, wie es das Ehepaar Kohl⸗ Larſen nun ſchon ſeit Jahrzehnten lebt, iſt nicht nur außer⸗ gewöhnlich intereſſant und erlebnisreich, es iſt auch beſon⸗ ders für eine Frau unerhört anſtrengend. Eine ge⸗ radezu eiſerne Geſundheit, geſtählt durch den Willen, nicht lrank zu werden, und Gewöhnung von früheſter Kind⸗ heit an, haben die Forſcherin befähigt, allen bisherigen Strapazen zu widerſtehen. Als Tochter eines norwegiſchen Seekapitäns und bekannten Walfiſchfängers iſt Margit Kohl-Larſen ſchon als Kind ihrem Vater in die Unwirt⸗ lichkeit der Arktis gefolgt— ihren Mann hat ſie im Süd⸗ lichen Eismeer kennengelernt. Die Reiſen ihres Mannes haben ſie dreimal für Monate und Jahre nach Afrika ge⸗ führt, ein ungewöhnliches Frauenſchickſal alſo, das aber bei aller äußeren Härte erfüllt iſt von einem unerſchöpf⸗ lichen inneren Reichtum, wie er nur wenigen beſchieden iſt. Kaum in die deutſche Heimat zurückgekehrt, be⸗ wegen Frau Kohl⸗Larſen ſchon wieder neue Pläne. Denn die Forſchungsarbeit ihres Mannes iſt noch lange nicht abgeſchloſſen. Wohin ihn ſeine Tätigkeit auch immer 5 5 mag, ſie wird mit ihm gehen und ihm helfen ſein erk zu vollenden als ſeine beſte Kameradin.. Ingeborg Altgelt. 3 ILIE (4. Fortſetzung und Schluß.) Jetzt hieß es, mit Argusaugen aufpaſſen, denn bei den Indios ſitzen Meſſer und Revolver recht locker im Gürtel. In einem günſtigen Augenblick ſprang Tſchiffely aus dem einſamen Haus ins Freie, ſchwang ſich in den Sattel und galoppierte davon. Das Pech wollte es, daß er ſich ver⸗ irrte und von den Verfolgern eingeholt wurde. Schon ſchien es ihm, als würde es zu einem Kampf auf Leben und Tod kommen— aber zum Glück waren die Indios ſo betrunken, daß ſie ſich kaum noch auf ihren Pferden zu halten vermochten und von ihm ablaſſen mußten. Lob der Kreolenpferde Mehr als einmal glaubte Tſchiffely, daß ſein letztes Stündlein geſchlagen habe. Beſonders ſchlimm war es, als er die vereiſte Rieſenmauer der Anden paſſierte. In einer Höhe von faſt 5000 Meter peitſchte ein eiſiger Schnee⸗ ſturm über den kaum noch erkennbaren Weg. Pferde und Reiter waren zu Tode erſchöpft— und dazu kam noch das erdrückende Bewußtſein, daß man ſich mutterſeelen⸗ allein in dieſem fürchterlichen Aufruhr der Elemente be⸗ fand! Wer weiß, wie es dem mutigen Schulmeiſter er⸗ gangen wäre, wenn ihm nicht ein kleiner Floh über dieſe ſchlimme Situation hinweggeholfen hätte. Die furchtbare Kälte hatte ihn in einen dämmerartigen Zuſtand verſetzt, wie er Menſchen oft vor dem Erfrieren befällt. Er träumte von einer warmen Stube und heißem Grog... Plötzlich verſpürte er unter dem Hemd einen Stich, dann noch einen zweiten— das war zweifellos ein Floh, der ſich unbekümmert um die Verzweiflung des„Er⸗ nährers“ ſeinen Tribut holte. Den Reiter packte die Wut; er knöpfte Pelz, Jacke und Hemd auf und begann mitten im Schneeſturm, den läſtigen Floh zu jagen... Auch der Quälgeiſt ſchien aber unter der plötzlichen Kälte ſeine Be⸗ weglichkeit verloren zu haben, denn er ließ ſich bald er⸗ wiſchen. Nun hatte ihn der geplagte Schulmeiſter zwiſchen den Fingern. Und ſeltſam— in dieſem Augenblick ergriff ihn ein Gefühl der Rührung über den armen Floh. Sein gutes Herz ließ es einfach nicht zu, daß er der einzigen lebenden Seele, die ihm hier inmitten von Felſen, Schnee und Eis begegnete, das Lebenslicht ausblies. Und ſo ſteckte er das Tierchen wieder unter das Hemd, damit es in der Kälte nicht erfriere... Sein Mitleid wurde belohnt, denn durch den Zwiſchenfall war Tſchiffely aus ſeiner Apathie erwacht, ſo daß er beſſer auf den Weg achtete und ſchließlich wohlbehalten die nächſte Unterkunft erreichte. Es würde zu weit führen, alle Abenteuer aufzuzählen, die A. T. Tſchiffely während ſeiner zweieinhalbjährigen Reittour erlebt hat. Hunger und Durſt, Hitze und Moski⸗ tos, Angſt vor Menſchen und Sehnſucht nach einem leben⸗ den Weſen wechſelten in bunter Folge. Aber ſchließlich traf ter doch glücklich und wohlbehalten in Waſhington ein. Die letzte Phaſe ſeines Diſtanzrittes, der Weg über die endloſen, betonierten Autoſtraßen Amerikas, war für ihn übrigens keineswegs der gefahrloſeſte. Tſchiffely und ſeine treuen Begleiter könnten von der Rückſichtsloſigkeit der amerikaniſchen Automobilfahrer manches Lied ſingen. Neben einer reichen Fülle von Abenteuern und neuen Erlebniſſen brachte dieſer Zehntauſendmeilenritt dem ehe⸗ maligen Schulmeiſter noch eine wertvolle Erkenntnis: daß die Kreolenpferde es in punkto Leiſtungsfähigkeit mit den beſten Raſſen der Welt aufnehmen können, und daß er in den beiden Gefährten ſeines Rittes die treueſten Freunde gefunden hatte! Kapitän Romers phantaſtiſche Fahrt Das ergreifendſte Schickſal und die vielleicht bewun⸗ dernswerteſte Leiſtung unter dieſen modernen Wikingern hat der junge deutſche Seefahrer Kapitän Romer zu ver⸗ zeichnen. 29 Jahre zählte dieſer Mann, als er ſich im Frühjahr 1928 aufmachte, um von Liſſabon aus im Falt⸗ boot über den Ozean zu ſegeln. Man bedenke: in einem ſchmalen Klepperboot von ſechseinhalb Meter Länge und einem Meter Breite. Seine Ausrüſtung: einige Lufttanks und Kenter⸗ ſchläuche, die einigermaßen die Stabilität des Bootes ſichern ſollten, zwei Segel mit einer Fläche von etwa vier Quadratmeter, ein Treibanker und einige primitive Navi⸗ gationsinſtrumente. Dazu 500 Konſervenbüchſen, 120 Liter Trinkwaſſer und ein alter Browning. Mit dem letzteren wollte er Haifiſche ſchießen, falls ſie ihn angreifen ſollten. Alte Seeleute hielten dieſes Unternehmen für glatten Wahnſinn, aber Romer traute ſich die Fähigkeiten zu ſeiner Durchführung zu. Seit ſeinem 16. Lebensjahre fuhr er zur See. Zuerſt als Schiffsjunge, dann als Matroſe, dann als Steuermann und Kapitän. In Dienſten der Hapag fuhr er als 3. Offizier auf dem Paſſagierdampfer„Albert Bal⸗ lin“. Insgeſamt legte er auf allen möglichen Schiffen und in allen erdenklichen Weltgegenden eine Viertelmillion See⸗ meilen zurück. Dann verließ er den Dienſt, um den lang⸗ gehegten Traum einer Faltbootfahrt über den Atlantik zu verwirklichen. Der erſte Startverſuch endet mit einem glatten Fehl⸗ ſchlag. Am 18. April ſticht das winzige Boot am Kap Sanet Vincent zum zweitenmal in See, mit dem Kurs auf die Kanariſchen Inſeln. Und nun beginnt eine Reiſe, die in der ganzen modernen Seeſchiffahrt ihresgleichen ſucht. Die Natur hat ſich nun einmal gegen den jungen Abenteuerer verſchworen. Einige Stunden nach ſeinem Aufbruch packt ihn auf hoher See ein heftiger Sturm. Tag und Nacht tanzt das winzige Fahrzeug auf den Wellen⸗ kämmen. Romer kämpft wie ein Verzweifelter gegen die Gewalt des Sturmes. Drei Tage lang kommt er weder zum Schlafen noch zum Eſſen. Die tolle Fahrt macht auch ihn, den„alten“ Seebären, ſeekrank: aber er darf trotzdem das Steuer nicht aus der Hand laſſen. 2 Am dritten Tage ſteigert ſich der Sturm zur höchſten Gewalt. Das Boot wird manövrierunfähig, und es ſcheint nur eine Frage von Minuten, wann es ſich mit Waſſer füllt und abſackt. Sturzſeen rauben Romer faſt die Be⸗ ſinnung, aber er kämpft, kämpft bis zum letzten Atemzug. Schlaf im tobenden Orkan Fünf Tage und fünf Nächte ſind in ununterbrochenem Kampf gegen die Elemente vergangen. An Schlafen und Eſſen war in dieſen keitiſchen Stunden nicht zu denken. Romer konnte einfach nicht mehr. Es war ihm gleich, ob er jetzt untergehen oder weitertreiben würde— er mußte ſchlafen. Er warf den Treibanker aus, kroch unter die Spritzdecke und legte ſich mitten im tobenden Sturm ſchlafen! Um ein Haar hätte er dieſes tolle Stückchen mit dem Leben bezahlt. Es verging keine Stunde, und die Sturzſee hatte die Spritzdecke zerriſſen und den Treibanker mitge⸗ nommen. Das Boot füllte ſich mit Waſſer. Jetzt war der unglückliche Seefahrer ſehr raſch munter. Ein anderer hätte ſich in dieſer hoffnungsloſen Lage vielleicht in ſein Schickſal ergeben. Aber Romer war nicht der Mann, der ſich ſo leicht geſchlagen gab. Er ergriff eine leere Konſer⸗ venbüchſe und begann, das Waſſer auszuſchöpfen. Eine Danaidenarbeit, denn das offene Boot füllte ſich immer wieder mit Waſſer. 24 Stunden lang wiederholte ſich dieſes grauſige Spiel. Dann ließ der Sturm endlich nach, und Romer ſtürzte ſich mit Heißhunger über die erſte Konſerven⸗ büchſe, die ihm unter die Hand kam. Endlich, endlich konnte er einige Biſſen verzehren. Aufnahme: Scherl— M Romer vor ſeiner Ausreiſe. Aber noch immer nehmen die Leiden kein Ende. Die See iſt nach wie vor unruhig, Schlaf und Ruhe ſcheinen nur noch ein Märchen zu ſein. Uebermenſchliche Willens⸗ kraft gehört dazu, in dieſem ewigen Kampf gegen Müdig⸗ keit und lauernden Tod nicht zu unterliegen. Dann kommen die erſten Anzeichen, die auf nahes Land deuten. Die Kanariſchen Inſeln ſind in der Nähe In der Nacht vernimmt Romer plötzlich eine warnende Stimme:„Südwärts ſteuern!“ Kein Fahrzeug iſt in der Umgebung. Wer hat ihm dieſe Warnung zugerufen? Romer konnte es niemals ſagen, vermutlich waren es ſeine überwachen Sinne, die ihn mit ſpukhaftem Trug genarrt haben. Aber die Warnung kam im richtigen Augenblick, denn am nächſten Morgen ſah der Kapitän, daß er dadurch dem Räderwerk einer mächtigen Mühle entgangen war, in dem er einen furchtbaren Tod gefunden hätte. An dieſem Tage landet Romer in einem kleinen Hafen der Kanariſchen Inſeln. Die Kanarier glauben bei ſeinem Anblick, daß ein Geſpenſt aus dem Meere ſteigt. Er kann ſich kaum noch auf den Füßen halten. Eine ſchwere Er⸗ krankung wirft ihn in den nächſten Tagen aufs Lager. Und dabei liegt noch der größere Teil ſeiner Strecke vor ihm! Nach einigen Wochen iſt er endlich wiederhergeſtellt. Die Schrecken dieſer erſten Fahrt ſind ihm noch immer Gesten bent, aber ſie vermögen ihn nicht davon abzu⸗ halten, den zweiten Teil ſeines Planes zur Ausführung zu bringen. Das Boot iſt von Seetang und Muſcheln ge⸗ reinigt, überholt und tanzt wieder luſtig auf den Wellen. Wieder empfängt ihn die unendliche Weite des Ozeans. Kampf mit den Haifiſchen Ruhige Tage wechſeln mit Sturm und Gewitter ab, Seepflanzen wuchern üppig am Kiel und an den Wänden des Bootes und erſchweren das Fortkommen. Den größten Teil der Fahrt hindurch ſitzt Romer im Waſſer. Das Manövrieren nimmt ſeine ganzen Kräfte in Anſpruch, er kommt nicht dazu, das Waſſer auszuſchöpfen. Sein Körper iſt am Geſäß und an den Oberſchenkeln mit ſchmerz⸗ haften Wunden bedeckt, die in der Salzlake hölliſch bren⸗ nen. Der Petroleumkocher explodiert und muß ins Waſſer geworfen werden, da er das Boot in Brand zu ſetzen droht. Der Fahrer kann nur noch rohe Konſerven eſſen. Sie werden ihm allmählich ſo über, daß er lieber hungert. Dazu iſt das Waſſer völlig ungenießbar geworden. Skor⸗ butſymptome ſtellen ſich ein. Und inzwiſchen gibt es noch Abenteuer anderer Art zu beſtehen. Die Delphine, die um das Boot flitzen, bilden eine ſtändige Gefahr, und eines Tages iſt auch ein Schwarm von Haifiſchen da, eine Mutter mit drei Jungen. Sie verſuchen, das Boot von unten zum Kentern zu brin⸗ gen. Da ſie zu tief durchſchwimmen, gleitet das Boot noch über ihren Rücken hinweg. Aber ſeinen Inſaſſen überläuft es kalt und heiß. Die alte Beſtie, die eine Länge von gut ſieben Meter hat, bringt durch einen gewaltigen Rammſtoß das Boot beinahe zum Kentern. In ſeiner Verzweiflung packt Romer eine Flaggenſtange und ſchlägt nach dem ſamen Ding Angſt und nehmen Reißaus. Weiter geht die qualvolle Fahrt. Romer verliert ſei⸗ nen Tropenhelm und iſt nun ſchutzlos der furchtbaren Son⸗ nenglut preisgegeben. Sein Kopf ſchmerzt zum Zerſprin⸗ gen. Er fiebert, Schreckviſionen peinigen ihn. Einmal ſieht er neben ſeinem Boot ein Totenſchiff, und über die Re⸗ ling beugen ſich zu ihm lauter bekannte Geſichter herab. Geſichter von Menſchen, die er ſeit langem tot weiß. 50 Tage dauert dieſe grauenvolle Fahrt, dieſer nicht endenwollende Kampf eines einzelnen gegen die erdrük⸗ lende Gewalt der Natur. Am 38. Tag ſeiner Reiſe trifft Romer zum Glück einen Dampfer, der ihm friſche Konſer⸗ ven, einen Spirituskocher und friſches Waſſer ſchenkt. Die Einladung, den Reſt ſeiner Reiſe auf dem Dampfer zurück⸗ zulegen, lehnt Romer ab, obgleich ihm nicht gerade herrlich zumute iſt. Wehmütig denkt er daran, daß er bald vielleicht auf der Strecke bleiben würde. Am 30. Juli 1928 geht Romer auf der Antilleninſel St. Thomas an Land. Mit ſeinem hageren Geſicht, dem wirren Bart und der zerfetzten Kleidung ſieht er wie ein Geſpenſt der Meere aus. Aber als man endlich begriffen hat, daß dieſer Mann in ſeiner Nußſchale den Atlantiſchen Ozean bezwungen hat, bricht ein unendlicher Jubel los. Man feiert ihn wie einen Nationalhelden; der amerika⸗ niſche Gouverneur heftet ihm perſönlich die Tapferkeits⸗ medaille an die Bruſt. Es gibt Ehrungen auf Ehrungen, es 3 Weltpreſſe verbreitet ſeinen Ruhm über alle Kon⸗ inente.. Heldentod ohne Zeugen Romers eigentliche Aufgabe iſt erfüllt. Er hat den Ozean durchquert. Nun will er noch mit ſeinem Boot nach New York. Aber die See iſt in dieſen Gegenden ſehr tückiſch, die Herbſtſtürme ſtehen bevor. Er will ſich einen Hilfsmotor und einen Kurzwellenempfänger, der ihn vor Wetterumſchlägen warnen ſollte, anſchaffen. Mit dem Mo⸗ tor klappt es, aber die Sache mit dem Empfänger zieht ſich lange hin. Er muß eine Einwilligung aus Deutſchland haben, und dieſe läßt auf ſich warten. Im September reißt ihm endlich die Geduld, und er ſetzt ſeine Fahrt fort— ohne Empfangsapparat. Seine Stimmung iſt gedrückt, und Todesahnungen quälen ihn. In Amerika wartet man auf ſeine Ankunft. In Deutſchland, das von ſeiner wunderbaren Leiſtung weni⸗ ger Notiz nimmt als Amerika, werden ſeine Freunde un⸗ ruhig. Keine Nachricht von Romer... Noch wiſſen ſie nicht, daß der tapfere junge Seefahrer inzwiſchen ſchon längſt in der Tiefe des Ozeans ruht. Er iſt von dieſer letzten Fahrt niemals zurückgekehrt. Vermutlich hat er mit ſe. in kleinen Faltboot in dem furchtbaren Sturm, der in der Nacht vom 13. zum 14. Sep⸗ tember in dieſen Gewäſſern wütete, ſeinen Untergang ge⸗ funden. Und damit iſt der Welt und dem deutſchen Volke eine der prächtigſten und männlichſten Geſtalten unſerer Zeit entriſſen worden, ein d. Tat an Zööbigkeit und Willensleiſtung von keinem a überbote. de. — Ende.— Anglück des Philoſophen Ein franzöſiſcher Bankier hatte im Jahre 1790 bei der Regierung um die Erlaubnis zur Gründung einer Lebensverſicherungsgeſellſchaft nachgeſucht. Mirabeau, der große Redner der Kammer, nahm ſich des Projekts an und verteidigte es mit der ganzen Glut ſeiner Bered⸗ ſamkeit. „Eine derartige Anſtalt wird,“ ſo rief er aus,„die beſitzloſen Klaſſen der Bevölkerung beſtändig an die in der Sparſamkeit liegende Selbſthilfe erinnern und denſelben die Freude am Sparen, deſſen Wohltaten, ja ich möchte ſagen, deſſen Wunder lehren. Ich möchte die Sparſamkeit geradezu die zweite Vorſehung der Menſchheit nennen. Die Natur wird durch fortwährende Wiedererzeugung fortge⸗ pflanzt, durch Genuß zerſtört. So iſt es auch mit den wirt⸗ ſchaftlichen Werten des Menſchen. Wer zweifelt daran, daß die in der Vollkraft des Lebens geleiſtete Arbeit des Man⸗ nes ihn im Alter ernähren könne? Da die unterſtützungs⸗ bedürftige Armut bei den reichſten Völkern ſaſt genau die⸗ ſelbe iſt wie bei den wenig beſitzenden, ſo folgt, daß ihre wahre Urſache nicht in der Ungleichheit der Beſitzverteilung liegt, ſondern in dem Mangel jeglicher Vorſorge für die Zukunft.“ ö Beim Verlaſſen des Parlaments ſprach Robespierre den Redner an:„Dieſer Hymnus auf die Sparſamkeit aus Ihrem Munde, Graf Mirabeau,“ ſagte der Jakobiner iro⸗ niſch,„dürfte Ihre Gläubiger in einen Taumel des Ent⸗ zückens geſetzt haben.“ Denn es war allgemein bekannt, daß Mirabeau bis über beide Ohren verſchuldet war. Mirabeau blieb ſiehen und ſah ſeinen Gegner lange ernſt an.„Mein Herr,“ ſagte er dun gemeſſen,„Sie ſchei⸗ nen ſich zu wenig mit der Philoſophie zu beſchäftigen, denn ſonſt würden Sie eines wiſſen: Es iſt das Unglück faſt aller Philoſophen, daß ſie nur für andere weiſe ſind.“ Sprach's, und ließ den verdutzten Robespierre ſtehen. 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