rennen Ne IIe Nr. 190 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 16. Auguſt 1939 bei Fett aus Naps Schließung der Fettlücke durch verſtärkten Oelfruchtbau. WPD.„Vom Brok allein kann man nicht leben“ Neben Kohlehydraten und Eiweiß braucht der menſchliche Körper zu ſeinem Aufbau und zur Erhaltung ſeiner Funk⸗ tionsfähigkeit nun einmal auch Fette. In den primitivſten Zeiten verſchafften ſich die Menſchen dieſen ihren Fettbedarf dadurch, daß ſie das Fett erlegter Tiete verzehrten. Erſt ſpä⸗ ker erkannte man, daß auch die tieriſche Milch Fett enthielt und war nun in der Lage, ſich das Fett vom Tier zu ver⸗ ſchaffen, ohne die Notwendigkeit, es vorher zu töten. Wo aber erhielt das Tier ſeinerſeits ſein Fett her? Aus der Pflanze, das heißt aus dem Boden. Mit dieſer Darſtellung iſt am kürzeſten die Tatſache umriſſen, daß auch das Fett⸗ problem nichts anderes iſt als ein Raumproblem. Der ungenügende Lebensraum des deutſchen Volkes iſt wie⸗ derum die letzte Urſache der Mangelerſcheinung. Davon abgeſehen, ſtellt ſich uns das Fettproblem wärt⸗ ſchaftspolitiſch in zwei verſchiedenen Formen dar. Es iſt einmal ein Deviſenproblem, und zweitens ein wehrwirt⸗ ſchaftliches Problem. Im Jahre 1938 mußten wir zum Ankauf von Fetten und Kraftfuttermitteln aus dem Aus⸗ land rund 400 Mill. Mark aufbringen. Die ſchwerſte Be⸗ laſtung aber liegt darin, daß uns dieſe Einfuhren nur ſolange geſichert ſind, als die anderen Länder bereit ſind, ſie uns zu geben. Angeſichts der gegenwärtigen politiſchen Lage haben wir alſo allen Grund, unſere Fettverſorgung auf der Grund⸗ lage der Einfuhr als höchſt unſicher anzuſehen. Das gleiche gilt leider auch für den deutſchen Walfang. Es entſteht alſo von der wehrwirtſchaftlichen Seite her die For⸗ derung, dieſe unſichere Verſorgung in eine wenigſtens teilwbeiſe geſicherte Verſorgung umzuwandeln. Das iſt der Sinn jener großen Aufgabe unſerer Ernährungswirtſchaft, die wir im allgemeinen mit dem Schlagwort„Schließung der Fettlücke“ bezeichnen. Unter dieſem Geſichtspunkt ſind auch die Maß⸗ nahmen zu betrachten, die jetzt anlaufen. Es handelt ſich dabei nicht darum, die Fettverſorgung des deutſchen Volkes (wenigſtens in abſehbarer Zeit) reicher zu geſtalten, ſondern es handelt ſich darum, die Verſorgung unter allen UAmſtänden zu ſichern. Das muß gleich von vornherein geſagt werden, damit nicht erſt der Eindruck entſteht, als wenn die jetzt getroffenen Maßnahmen in Kürze dazu führen wür⸗ den, daß wir wieder im Fett ſchwimmen können. So ſind die Dinge nicht. Es iſt bereits bekannt, daß als hauptſächliches Mittel zur Schließung der Fettlücke der verſtärkte Anbau von Delfrüchtenn dienen ſoll. 1937⸗38 ſtanden dem deut⸗ ſchen Volke aus eigener Erzeugung insgeſamt etwa 1 392 000 Tonnen Reinfett zur Verfügung. Davon 50 auf die Milchkuhhaltung 704 000 t Reinfett(gleich 50 v. H.), auf die Schweinehaltung 390 000 t(gleich 28 v. H.), auf die Rinderhaltung(Fettanfall beim Schlachten) 70 600 95(gleich 5 v. H.), auf den deutſchen Walfang 85 000 t(gleich 6 v. H.), den Oelfruchtanbau 54000 t(gleich 4 v. H.), die Ab⸗ fallfeltgewinnung 40 000 t(gleich 3 v. H.), die Ziegenhal⸗ tung 37 000 t(gleich 3 v. H.) und die Kälberhaltung(Fett⸗ anfall beim Schlachten) 12 000 t(gleich 1 v. H.). Der Oel⸗ fruchtbau ſpielt alſo mit nur 4 v. H. Anteil an der Geſamt⸗ erzeugung eine ſehr beſcheidene Rolle. Eine weſentlich größere Rolle ſpielt er indeſſen bei der zur Deckung des Bedarfs ja noch erforderlichen Einfuhr. Dieſe beträgt etwa 1 bis 1,1 Mill. t.(Deutſchland deckt alſo aus eigener Erzeugung noch nicht einmal 60 v. H. ſeines Bedarfs). Von dieſer Fettein⸗ fuhr von 1 bis 1,1 Mill. t ſind etwa 0,75 Mill. t Fette, die aus Oelfrüchten gewonnen werden. Allein dieſe Ziffern deuten bereits darauf hin, daß in einer Steigerung des Oel⸗ fruchtanbaues in Deutſchland die Möglichkeit zu einer Schlie⸗ ßung der Fettlücke in erſter Linie zu ſuchen iſt. Zwar ſteht auch hier Deutſchland mit ſeinen heimiſchen Oelfrüchten dem Ausland, insbeſondere den Tropen gegen⸗ über, etwas ungünſtiger da; denn während beiſpielsweſſe der Fettgehalt der Copra(Kokosnuß) 65 v. H. beträgt, ſteht unker den deutſchen Oelfrüchten der Mohn mit 48 v. H. Fett⸗ gehalt an erſter Stelle. Es folgen Raps und Rübſen mit etwa 40 v. H. Fettgehalt, Lein mit etwa 38 v. H. und Son⸗ nenblumen mit 27 v. H. Alle anderen ölhaltigen Früchte, wie etwa Trauben⸗ und Tomatenkerne, Bucheckern, Eicheln, Roßkaſtanjen, Mandelhäutchen, Malven usw., kommen da⸗ neben wegen der Unſicherheit ihrer Erträge nicht in Betracht. Die am höchſten ölhaltige Pflanze, der Mohn, ſcheidet vor allem deswegen aus, weil ſie außerordentlich hohe Anfor⸗ derungen an die landwirtſchaftlichen Arbeitskräfte ſtellt. Auch die Sonnenblumenkultur wird kaum im Großen betrieben werden können. Sieht man von ausländiſchen Oelpflanzen, wie der deutſchen Sofabohne und anderen ab, ſo verbleiben im weſenklichen nur Raps, Rübſen und Lein. Der Lein iſt aber für uns in erſter Linie Faſerpflanze. Die Mög⸗ lichkeiten der Steigerung der Fetterzeugung ſind nicht gering, wenn man ſich vergegenwärtigt, daß aus einem Hektar Acker⸗ land auf dem Wege über die Milch etwa 90 Kilogramm Butter gewonnen werden können, auf dem Wege über die Schweinemaſt etwa 150 Kilogramm Schweinefett, dagegen auf dem Wege des Rapsanbaus etwa 800 Kilogramm Rein⸗ fett. Ein Fünftel der Bodenfläche erzeugt alſo die gleiche Fettmenge, wie die Schweinemaſt. Damit ſind die Möglich⸗ leiten der Fetterzeugungsſteigerung auf dem Wege über den Rapsbau gekennzeichnet. 0 i Beim Anbau des Rapſes iſt zu beachten, daß der Raps etwa denſelben Boden wie Weizen und Gerſte benötigt. Vor⸗ ausſetzung eines guten Erfolges iſt die Schaffung eines tadel⸗ loſen garen Saatbeetes ſowie vor allem die rechtzeitige Aus⸗ fſaat. Auch bei der Ernte iſt das Erkennen der richtigen Reife von größter Bedeutung, da ſonſt erhebliche Verluſte durch Sag absſall entſtehen können. Bei Beachtung dieſer Dinge bietet der Rapsanbau aber ganz erhebliche betriebswirtſchaft⸗ liche Vorteile, da die Ernte der Winterölfrüchte in Nord⸗ deutſchland meiſtens vor der Getreideernte liegt, ſodaß im Rapsbau ein beachtliches Mittel zur Beſeitigung von Arbeits⸗ ſpitzen gegeben iſt. Der Raps hat weiter er ahrungsgemäß die günſtige Wirkung, daß nachfolgende Getreideernken nicht unter den läſtigen Fußkrankheiten zu leiden haben. Des wei⸗ teren iſt von Vorteil, daß für die Bearbeitung und Ernte der Rapsfelder die ſonſtigen Arbeitsmaschinen entweder ganz oder nur mit geringen Abänderungen verwandt werden kön⸗ nen. Schließlich erhält der Landwirt beim Rapsanbau in dem bei der Oelertraktion anfallenden Rapsſchrot ein wert⸗ volles hocheiweißhaltiges Futtermittel, das ihm die Durch⸗ haltung ſeines Viehſtapels weſentlich erleichtert. Die For ⸗ derung der Zeit an den Landwirt iſt alſo die Stei⸗ e des Rapsanbaues. Wir ſind gewiß, daß der 4 1 Landwirt auch hier voll und ganz ſeine Pflicht un wird. l 23 3 2 5 Das Rote Kreuz in Baden Achtzig Jahre ſeit der Gründung verfloſſen. I. NSG. Vor achtzig Jahren, im Sommer des Jahres 1859, wurde erſtmals in Baden der Gedanke der freiwilligen Hilfeleiſtung zur Tat. Eine Anzahl gleichgeſinnter Frauen ſchloſſen ſich zuſammen, um— wie es in dem Gründungsſtatut des„Badiſchen Frauen vereins“ heißt—„Not⸗ ſtände zu lindern und für den Fall eines Krieges Kranken⸗ pflegerinnen zu haben“. Mit dieſem ſchlichten Programm iſt bereits das umfangreiche Arbeitsfeld des ſpäteren Deut⸗ ſchen Roten Kreuzes umriſſen. Ueber ſeine Entwicklung und ſeine ſegensreiche Tätigkeit heute in unſerem Gau wollen wir— in Anbetracht der großen Bedeutung dieſer Einrich⸗ tung für uns alle— in engem Rahmen berichten. Im September des Jahres 1933 läuten die Brandglok⸗ ken. Feueralarm. Das Dorf Oeſchelbronn ſteht in Flam⸗ men. In den bis unters Dach gefüllten Scheuern— es war ein gutes Erntejahr— findet das gierige Element reiche Nahrung. An Waſſer iſt Mangel. Sprühende Funken ſetzen einen Dachſtuhl nach dem anderen in Brand. Aus weiter Ent⸗ fernung kommen die Wehren— über ein Dutzend ſind es,— um dem Anheil zu ſteuern. Auf dem Marktplatz in Pforz⸗ heim ſtehen Kolonnen des Roten Kreuzes zur Verpflichtung. Die Nachricht vom Brande trifft auf raſche Entſchloſſenheit. Laſtwagen werden gechartert, Sauerſtoffgerät, Verbands⸗ material, Tragen und Wolldecken aufgeladen. Krankenautos fahren ab. Die Helfer ſind unterwegs. Am Eingang des brennenden Dorfes wird der Verbandsplatz eingerichtet. Es gibt zu tun. Wer frei iſt, hilft bei der Bergung von Möbeln und Vieh. Die mit Rauchmasken verſehenen Mannſchaften leiſten gute Dienſte. Gegen Abend iſt für Schul⸗ und Rat⸗ haus die Gefahr gebannt. Nun iſt dort die Hilfsſtation. Kolonnen der Umgegend übernehmen die Brandwache. Die Größte Gefahr iſt vorbei. Ein Einſatz, der das Letzte forderte. Die Männer und Frauen, die in der Front der„Hilfe jederzeit“ ſtehen, machen klein Aufhebens davon. Eine ſchmuckloſe Sprache reden die ö ö g Berichte: Anwetter über Mittelbaden. Reichlich Verbands⸗ zeug benötigt. Brände in Neckarbiſchofsheim, Feuer in Lie⸗ dolsheim. Tätigkeit der Kolonnen der Erfolg. Hochwaſſer am Rhein... Die Ereigniſſe liegen zurück. Morgen können andere eintreten. Anbemerkt von den meiſten ſind die Helfer da. Tun wortlos ihre Pflicht. So iſt es. Eine Organiſation, die überall ihre Augen hat. Nach acht Jahrzehnten. Wie war der Anfang? * Wer Soldat war, hat das Schreien Verwundeter ge⸗ hört. Es iſt wie eine Anklage. Henry Dunant, ein guter Schweizer, Sohn einer Genfer Familie, ſah das Schlachtfeld von Solſerino. Was er da erblickte, verließ ihn nie mehr. Dieſe ſtumme Verzweiflung, dieſen Schmerz ohne Hoffnung, die Not Tauſender. Ein Plan reifte in ihm, dem er in einem weit verbreiteten Buch Ausdruck gab. Fünf Jahre ſpäter waren ſeine Pläne Wirklichkeit. Am 22. Auguſt 1864 — vor 75 Jahren— unterzeichneten in Genf zwölf Mächte die„Uebereinkunft zur Verbeſſerung des Loſes der verletzten Militärperſonen der im Felde ſtehenden Heere“. Das rote Kreuz auf weißem Feld ward Sinnbild der Organiſation der Hilfe. Die Genfer Konvention enthält— nachdem ſie mehreren Reviſionen zum Zwecke der Verbeſſerung unterwor⸗ fen war— genaue völkerrechtlich bindende Beſtimmungen: Kampfunfähig gewordene Verwundete ſind keine militäriſchen Gegner mehr. Sie ſollen Schutz und Hilfe auch von der Gegenſeite erhalten, wenn ſie in deren Bereich gelangen. Pflegeperſonen und Sanitätseinrichtungen der kämpfenden Heere ſtehen als„neutral“ und unverletzlich unter dem Schutz des Roten Kreuzes. 2 Fünf Jahre vor der Vereinbarung in Genf kam in Karlsruhe ein kleiner Kreis von Frauen zuſammen. Die Not der Zeit war ihnen Befehl. Zu helfen dünkte ihnen Aufgabe. Italien und Oeſterreich führten Krieg miteinander. Der Fun⸗ ken ſchien auch auf andere Völker und Ciaaten überzuſprin⸗ en. Im eigenen Lande ſammelten ſich die Truppen. Die Pulvedfabriken arbeiteten ohne Unterlaß. Dieſe Tage der olitiſchen Hochſpannung ſahen die Gründung des„Badi⸗ ſchen Frauen vereins“. Die junge Großherzogin prä⸗ ſidierte. Zahlreiche Frauen und Mädchen im ganzen Lande verſtanden den Ruf, der ein Ruf der Zeit war und folgten ihm. Geld, Unterwäſche und e e wurde den öſter⸗ reichiſchen Kommandeuren überſandt. Die begonnene Arbeit fand im Frieden kein Ende.„.. zur Linderung von Not⸗ ſtänden, wann und wo ſich ſolche im Großherzogtum zeigen“, fügte man der urſprünglichen Satzung hinzu. Friedensarbeit alſo, jedoch mit intenſiver Ausbildungstätigkeit für den Kriegsfall. N 3 6 Tausende verwundeter deutſcher Soldaten lagen auf den Düppeler Schanzen. Erſtmals leuchtete das rote Kreuz über dem Feld der hundert Leiden. In Baden rührten ſich mit⸗ leidige Frauenhände. Leinwand und Binden gingen nach Schleswig ab. Pakete mit Liebesgaben häuften ſich. Man fühlte ſich verbunden mit den Männern, die Alſen ſtürmten. Sie taten es ja für die daheim Gebliebenen, in aller Auf⸗ trag. In der Folge wurde die„hilfreiche Front“, wie man ſie nennen könnte, in Baden immer breiter. Der Frauen⸗ verein war Lande ein geworden, eine Abteilung des Gen⸗ fer internationalen Hilfsvereins. Dies brachte neue Verpflich⸗ tungen mit ſich. Wieder ließ die Bewährung nicht lange auf ſich warten. In Böhmen bluteten badiſche Soldaten. Der Krieg forderte: Beſchaffung von Verbands⸗ und Lebensmit⸗ teln, Stellung von Pflegerinnen, Sammlung von Geld für Verwundete ſowie bedürftige Hinterbliebene. Bereits vorher waren Frauen und Mädchen in der Verwundetenfürſorge unterwieſen worden. In Karlsruhe fanden Ausbildungskurſe ſtatt, in Wertheim und Grünsfeld wurden freiwillige Hel⸗ ferinnen in der Cholerapflege unterwieſen. Wien ſprach ſich anerkennend über die zuteilgewordene Hilfe aus. Zelte badiſcher Jugend an der Nordſee. NSG. Im Rahmen der Nordmarkfahrt badiſcher Jun⸗ gen und Mädel haben einige der Fahrtengruppen feſte Stand⸗ quartiere aufgeſchlagen. Ueber hundert Mädel vom Anter⸗ au 111(Baden⸗Baden)„hauſen“ in der Jugendherberge ravemün de. Die Zelte der Jungen der Banne 111 und 170(Offenburg) ſtehen auf der Kolberger Heide, unweit des Marineehrenmales Laboe. Dort gedachten ſie am vergangenen Sonntag in einer feierlichen Stunde der gefallenen Seehelden. Zu ihrem Gedenken legten die Jun⸗ gen von der Südweſtmark einen prächtigen Kranz nieder. Gebietsführer Meifarth gab in treffenden Worten ein Bild von dem heldenhaften Ringen unſerer Marine. Kundfunk⸗ Programme Reichsfender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Morgenlied, Zeit, Wetter, Wiederholung der zweiten Abendnachrichten, landwirtſchaftliche Nachrichten; 6 Gymnaſtik, anſchl.: Wiſſenswertes und Praktiſches aus der Geſundheits⸗ pflege; 6.30 Frühkonzert; 7 bis 7.10 Nachrichten; 8 Waſſer⸗ ſtandsmeldungen, Wetter, Marktberichte; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Morgenmuſik; 9.20 Für dich daheim; 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſik und Bauernkalender, Wetter; 12 Mittagskonzert; 13 Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert; 14 Nachrich⸗ ten; 14.10 Konzert bezw. Schallplatten; 15 Sendepauſe; 16 Nachmittagskonzert; 18.45 Aus Zeit und Leben; 20 Nachrich⸗ ten; 22 Wetter, Sport; 24 Nachtkonzert. Donnerstag, 17. Auguſt: 18 Das glücke kömmt ſelten per poſta zu pferde, bunte Folge; 19 Fröhlicher Reigen; 19.45 Kurzberichte; 20.15 Soldaten— Kameraden; 21.15 Bunte Muſik am Abend; 22.30 Volks⸗ und Anterhaltungsmuſik. Freitag, 18. Auguſt: 17 Muſik zum Tee; 18 Froh und heiter; 19 Nach Feier⸗ abend; 19.45 Kurzberichte; 20.15 Vor 25 Jahren. 21 Gianni Schicchi, heiterer Einakter; 22.30 Tanz in der Nacht. Samstag, 19. Auguſt: 15 Gute Laune; 18 Tonbericht der Woche; 19 Tanzmuſik der Meiſterorcheſter; 20.15 Feſtliches Konzert; 22.20 Echo vom 2. württ. NSRL.⸗Gaufeſt in Ludwigsburg; 22.30 Heute wird getanzt. Reichsfender Frankfurt a. M.: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5 Frühmuſik; 5.50 Bauer, merk auf; 6 Morgenlied, Morgen⸗ ſpruch, Nachrichten, Wetter, Gymnaſtik; 6.30 Frühkonzert, in der Pauſe 7: Nachrichten; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.05 Welter; 8.10 Gymnaſtik; 8.25 Kleine Ratſchläge für Küche und Haus; 8.40 Froher Klang zur Werkpauſe; 9.40 Sendepauſe; 10 Schulfunk; 10.30 Sendepause; 11.40 Ruf ins Land, 11.55 Programmanſage, Wirtſchaftsmeldungen, Wetter, Städtiſcher Marktbericht; 12 Mittagskonzert; 13 Zeit, Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert; 14 Zeit, Nachrichten, lokale Nachrichten; 14.10 Schallplatten; 15 Sende⸗ pauſe, 16 Nachmittagskonzert; 19.15 Tagesſpiegel; 19.30 Der fröhliche Lautſprecher; 20 Zeit, Nachrichten, Wetter; 22 Zeit, Nachrichten; 22.10 Wetter, lokale Nachrichten; 22.15 Sportnachrichten in Kürze. Donnerstag, 17. Auguſt: 14.45 Für unſere Kinder; 18 Aus Arbeit und Beruf; 18.30 Muſik zum Feierabend; 20.15 Unſer ſingendes, klin⸗ gendes Frankfurt; 22.20 Unſere Kolonien; 22.35 Volks⸗ und Unterhaltungsmuſik. Freitag, 18. Auguſt: 8.25 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 10.45 Sendepauſe; 18 Vor den Toren der Nibelungenſtadt; 18.15 Sport der Woche und für den Sonntag; 18.30 Das ſoll von Wilhelm Buſch ſein?, Hörfolge; 19.30 Hau⸗Ruck, der Weſt⸗ wall ſteht; 20.15 Im Marſchtritt der SA.; 21 Serenaden⸗ abend; 22.20 Wiſſen und Fortſchritt; 22.35 Volks⸗ und Un⸗ terhaltungsmuſik. Samstag, 19. Auguft: 8.25 Deutſchland— Kinderland; 15 Bilderbuch der Woche; 15.15 Stimmen aus dem Alltag; 15.30 Die Erde verpflichtet, Hörfolge; 18 Und abends, wenn kein Dienſt mehr drückt; 19.30 Bühne und Film im Rundfunk; 20.15 Ehrung der Kolonial⸗ kämpſer in Hamburg. In der Kaſerne des In.⸗ Reg. 69, das die Tradi⸗ tionstruppe der ehemali⸗ zen Schutztruppe iſt fand aus Anlaß der Ge⸗ genkfeier zum 50jährigen Beſtehen der Schutz zruppe die feierliche Ent⸗ Nüillung von Ehrentafeln und Reliefs für die Ge⸗ allenen unſerer Kolo; gien ſtatt. Unſer Bild zeigt die Feier im Hoi der Kaſerne während der Anſprache von Genera! von Lettow⸗Vorbeck. Weltbild(M). Abendkonzert; 22.20 Frohes Wochenende auf dem Bodenſee, Wo man noch an menſchliche Vampyre glaubt. „Der Täter war ein Dracula“ Ein myſteriöſer Fremder— Was man in ſeiner Hütte entdeckte. Während des ganzen Mittelalters war in Europa der Glaube verbreitet, es gebe gewiſſe Menſchen, die in der Lage ſeien, ſich nachts in Vampyre zu verwandeln oder ſich ganz unſichtbar zu machen, um dann anderen Menſchen das Blut auszuſaugen. Der Glaube an derartige verwan⸗ delte Menſchen wurde vorübergehend auch noch feſter, nach⸗ dem man in Südamerika richtige Vampyre entdeckt hatte, die wirkliche Blutſauger ſind, wenn auch unter ganz ande⸗ ren Umſtänden, als man es den menſchlichen Vampyren in Europa nachſagte. Mit der fortſchreitenden Aufklärung räumte man auch mit der Annahme auf, daß Menſchen ſich in Vampyre oder Werwölfe verwandeln könnten. Doch in einem Land hat ſich die Auffaſſung mit einer überraſchen⸗ den Zähigkeit gehalten: in Rumänien. Dort glaubt man hier und da auf dem Lande auch heute noch an die menſch⸗ lichen Draculas oder Dragulas, denen man manchen Mord zuſchreibt, der allen Aufklärungen durch die Polizei trotzt — und denen man Todesfälle zur Laſt legt, bei denen äußerlich die Anwendung von Gewalt nicht nachzuweiſen iſt. Gerade in den letzten Wochen machte ein derartiger Fall viel von ſich reden. In einer kleinen rumäniſchen Ortſchaft war eines Tages ein Mann angekommen, der ſich in einem kleinen alten Haus niederließ. Dieſes Haus lag an einem Berg⸗ hang, abſeits vom Dorfe ſelbſt. Man ſah den Mann nie im Ort, er betrat nie ein Geſchäft, er ſprach nie mit einem Einwohner. Das Haus war immer gut verſchloſſen. So⸗ gar die Fenſterläden waren verriegelt. Dieſe Umſtände wurden nachträglich als verdächtig, ausgelegt. Vorerſt kümmerte man ſich nicht um den ſelt⸗ ſamen Mann, bis eines Tages Jungtiere zu verſchwinden, begannen— und zwar immer in der Nähe der Hütte—, und mehrfach fanden ſich Blutſpuren, die in der unmittel⸗ baren Nähe der Hütte endeten. Nun ſagte man dem menſchlichen Vampyr nach(und um einen ſolchen mußte es ſich handeln), daß er ſich vom Blut junger Tiere oder Menſchen ernähre. Doch vorerſt flüſterte man dieſe un⸗ heimlichen Dinge nur. Niemand wagte es, als Urheber ſolcher Schauergeſchichten hervorzutreten. Dann kam der unheimliche Vorfall mit dem toten Kind. Man hatte einen Kilometer von der Hütte entfernt, ein Mädchen von acht Jahren tot aufgefunden. Das Kind war bei der Auffindung— ſo ſagte man ſpäter— voll⸗ kommen blutleer. Man entdeckte an ihm keine Wunde, man konnte leine Todesurſache feſtſtellen— mit Ausnahme des Umſtandes vielleicht, daß am Hals zwei ganz feine Stich⸗ wunden waren, und zwar auf einer Ader. Dieſe Stich⸗ wunden waren aber gut geſchloſſen und wurden erſt nach einer ganz eingehenden Kontrolle des Körpers mit einer Lupe entdeckt. An ſich hätte die Vermutung nahegelegen, daß ein Tier das Kind niederrieß, tötete und dann in das Feld ſchleppte. Dort wäre dann das Tier vielleicht geſtört worden, ehe es die Beute zerfleiſchen konnte. Die Blut⸗ leere war kein ſo bemerkenswertes Moment, wenn man annahm, daß das Kind an ſich ſtark blutarm war. Aber die Einwohner ſträubten ſich gegen die Vermutung, und zwar um ſo mehr, als man keine Spuren ſah, die bewieſen hätten, daß man das Kind über das Feld geſchleppt hätte. Außerdem: Welches Tier tötete ſelbſt ein Kind ſo ſorgſam, daß kein Tropfen Blut ſichtbar wurde? Unter Ablehnung jeder greifbaren und vernünftigen Erklärung nahm man nun in der Ortſchaft an, daß es ſich um die Arbeit eines Vampyrs handeln müſſe. Der Mann in der Hütte mußte der Täter ſein. Im Nu hatte ſich eine Kolonne gebildet, die den Fremden befragen wollte, was er über den Mord wiſſe. Als man an die Tür der Hütte pochte, erhielt man keine Antwort. Schließlich ſtürmte man das Haus und ſchlug die Türen ein. Da bot ſich ein für dieſe Hausſtürmer überraſchendes Bild: Alle Möbel, die Herdplatte, das Bett, kurzum, alles war mit dichtem Spinngewebe überzogen. Es konnte kein Zweifel ſein, daß dieſer Mann ſchon ſeit Monaten nicht mehr in dieſem Haus geweilt hatte. Damit erklärte ſich auch ſein„unheim⸗ liches Weſen“, man hatte ſo unter normalen Umſtänden eine Erklärung, weshalb er nie in den Ort kam, nie mit jemandem ſprach. Er war einfach nicht da. Aber in einem Vol Haus ost KER. 8 ound Nachdem ſie die Gläfer leergetrunken hatten, nahm Hartleb ſeinen Gedanken wieder auf. „Was würdeſt du ſagen, wenn ich dir jetzt erzähle, daß ich in meinem Sanatorium eine Patientin oder, beſſer ge⸗ ſagt, einen weiblichen Menſchen habe, von dem ich nichts weiß, als daß er Fieber hat und unterernährt iſt? Ich weiß nicht den Namen— ich weiß nicht, ob ſte eine ver⸗ heiratete Frau oder ein Fräulein iſt— ich weiß nicht, aus welcher Stadt ſie ſtammt! Die Patientin iſt nicht ſtumm. Sie weiß alles, was um ſie her vorgeht; ſie weiß aber nichts, was geſtern war. Sie hat ihre Vergangenheit verloren! Gibt es das, du alter Kriminaliſt? Die Patientin hat gutes Gehör, und ihre Intelligenz iſt ſtark aus⸗ gebildet.“ „Iſt ſie hübſch?“ fragte Drinckſen dazwiſchen. „Die Frage ſieht dir wieder ähnlich! Sie iſt nicht nur hübſch, ſondern ſie iſt ſchön, ſie iſt jung! Man könnte ſich in eine ſolche Frau ſicher verlieben...“ „Was du auch ſchon getan haſt!“ prompt von ſeinem Freund zu hören. „Du biſt wohl verrückt!“ „Karl Ludwig! Menſchenskind! Mir gegenüber kannſt du doch ehrlich ſein! Das war doch der Grund, weswegen du mich herbeſtellt haſt! Schade, daß meine Eliſabeth nichts von dieſem Fall erfährt. Sie würde ſchwören, daß es ein Engel oder ein Teufel ſei, der plötzlich in Menſchen⸗ geſtalt zu dir pilgerte, um dich mit Liebe zu behexen. Darf ich Eliſabeth von deiner Aſpaſia ein wenig erzählen?“ bekam Hartleb 3 kleinen Hinterzimmer fand man eine große Lache— eine hartgewordene Blutmaſſe. Auch dafür hätte ſich gewiß eine Erklärung finden laſſen. Schließlich konnte der Mann ſich ja einmal ein Tier geſchlachtet haben. Aber auf dieſe Aufklärung wartete man nicht. Das Haus ging wenige Minuten ſpäter in Flam⸗ men auf. Und durch dieſe Einäſcherung des Vampyrhauſes hörten die Behörden von dem Fall. Sie kamen zu ſpät, um eingreifen zu können. Wieder einmal hatte die Dro⸗ cula-Legende ihr unheilvolles Werk getau. 2 2182 d eg A il 6 Die Millionen der Tante aus Amerika Lachende Erben wurden„trauernde Hinterbliebene“.— Es waren nicht Frances, ſondern Reis. Alpdrücken und ſchlaf⸗ loſe Nächte. Vor vielen Jahren ging Marie-Jeanne Robin, die junge, unternehmungsluſtige Tochter eines Maurers aus Chavagnes⸗ en⸗Laillers in der Vendée, nach Amerika. Sie erklärte beim Abſchied, ſie wolle drüben überm großen Teich ihr Glück machen und entweder ein Vermögen verdienen oder„zumindeſt“ eine große Tänzerin werden. Aber weder mit dem Vermögen noch mit der„ganz großen Tänzerin“ ſchien es„drüben“ ſo einfach zu ſein, wie es ſich das ſunge Mädchen vorgeſtellt hatte. Einige Jahre lang ſchrieb es ab und zu ſeinen Angehörigen, dann ließ es nichts mehr von ſich hören. Vor etwa 7 0 Jahren, nach dem Tode ihrer Eltern, erkundigten ſich Ver⸗ wandte nach Marie-Jeanne; ſie erhielten die Nachricht, dieſe ſei bei einer Familie in Sao Paulo(Braſilien) als Haus⸗ angeſtellte beſchäftigt. Das war das letzte, was man von ihr hörte. i Um ſo größer war die Ueberraſchung der Verwandten, als ſie kürzlich die Nachricht erhielten, Marie⸗-Jeanne Robin ſei in Sao Paulo unter Hinterlaſſung eines Vermögens von 250 Mil⸗ lionen geſtorben! Zuerſt wollte man das Wunder, das wie ein Märchen klang, nicht glauben. Aber die amtlichen Dokumente, die aus Braſilien gekommen waren, ließen keinen Zweifel daran, daß dieſes Märchen der Wahrheit entſprach. 250 Mil⸗ lionen! Die Verwandten, und zwar ein Schneider, ein Ange⸗ ſtellter, ein Kupferſchmied und ein Mechaniker, vermochten ihr Glück kaum zu faſſen. Aber als ſie endlich davon überzeugt waren, daß Fortuna in Geſtalt der„Tante aus Amerika“ wirk⸗ lich ihr Füllhorn über ſie ausgeſchültet hatte, konnten ſie es nicht erwarten, in den Genuß der 250 Millionen zu kommen. Wahllos begannen ſie zuſammenzukaufen, was ihnen gerade einfiel. Nichts war gut genug, nichts zu teuer für ſie. Niemals, das war ihre Ueberzeugung, waren dieſe mehr als 62 Millionen, die auf jeden der vier Erben entfielen, klein zu kriegen. Aber man mußte doch wenigſtens etwas von ſeinem Rieſenvermögen haben. Was aber han man von der größten Summe Geld, wenn der Mammon im ſicheren Gewahrſam einer Bank ſchlummert? Nichts hat man davon. Geld— ſo ſagten ſich die klugen Erben— Geld hat erſt in dem Augenbllck einen Wert und damit einen Sinn, wenn es ausgegeben wird, wenn man ſich etwas dafür kauft. So kauften ſie in einer förm⸗ lichen wilden Begeiſterung, in einem Geldrauſch die tollſten Dinge zuſammen. Es ſtörte ſie nicht im mindeſten, daß ſie im Augenblick nicht„flüſſig“ waren. Jedes Kaufmann, jeder Ge⸗ ſchäftsinhaber war glücklich, ihnen etwas auf Kredit verkaufen zu können. So kam es dann bald ſo wein, daß die vier Erben und mit ihnen der größte Teil der Geſchäftsleute von Saint⸗ Nazaire und Roche⸗ſur⸗Yon, wo die Erben wohnten, in glei⸗ cher Spannung der Auszahlung des unermeßlichen Reichtums, dieſer Viertelmilliarde, entgegenſahen. Endlich war der große Tag gekommen. Es war ein feier⸗ licher Augenblick, als der Notar den Erben die Papiere über⸗ reichte, die ſie berechtigten, das Geld bei einer beſtimmten Bank in Empfang zu nehmen. Als die vier Erben der„Tante aus Amerika“ jedoch dann in der Bank vorſprachen, wurde ihnen eine Ueberraſchung zuteil, die ſie ſich ganz, ganz anders vor⸗ geſtellt hatten. Es war, als hole das Schickſal hohnlächelnd mit einem Holzhammer aus, der auf die armen Schädel der „62fachen Millionäre“ niederkrachte. Gewiß, das hinterlaſſene Vermögen der„Tante aus Ame⸗ rika“ betrug 250 Millionen— leider aber nicht franzöſiſche Frances, ſondern braſilianiſche Reis! Das machte, nach dem Tageskurs umgerechnet, etwa eine halbe Million Francs(rund 33 000 Reichsmark) aus. Somit entfielen auf jeden der„Mil⸗ lionenerben“ etwa— nach deutſchem Gelde gerechnet— 8250 Reichsmark! Von den 250 Millionen Reis gingen jedoch zuerſt einmal ab die Erbſchaftsſteuer des franzöſiſchen Staates fowie die Notarkoſten in Braſilien und Frankreich. Der Reſt, der den Erben der„Tante aus Braſilien“ verblieb, war— gemeſſen an den Käufen auf Kredit, die bereits getätigt waren— über⸗ haupt nicht mehr der Rede wert. So zerflatterte die 250-⸗Mil⸗ lionen⸗Erbſchaft wie ein ſchöner Traum, aus dem für die Erben ein böſes Alpdrücken wurde, denn ſie wagen es kaum mehr, ſich auf der Straße ſehen zu laſſen. Ueberall lauern wütende Geſchäftsleute, die ſich geprellt und hinters Licht geführt fühlen. Die bedauernswerten, ſeit dieſer Nachricht wirklich „trauernden“ Hinterbliebenen der„Tante aus Amerika“ haben — ſoweit dies möglich war— die gekauften Gegenſtände wie⸗ det zurückgegeben. Trotzdem aber bereitet ihnen die endgültige Liquidierung der braſilianiſchen Erbſchaft nicht geringes Kopf⸗ zerbrechen und viele, viele ſchlafloſe Nächte! „Heute noch nicht, Harald!— Komm, trink!“ Und ſie kranken in vollen Zügen, einen Whisky nach dem anderen. Hartleb goß ein, reinen Whisky— er nahm kaum noch Soda. „Harald, was ich dir heute geſagt habe, mußt du un⸗ bedingt für dich behalten! Dieſe Frau, von der ich dir er⸗ zählt habe, lebt, atmet und weiß von meinen Gefühlen nichts. Sie iſt unſagbar ſchön, und ſie weiß— ſo ſagt ſie mir wenigſtens—, ſie weiß nichts von ihrer Vergangen⸗ heit. Das Tollſte iſt: Ich, der Arzt, der doch etwas davon verſtehen ſollte, ich kann nicht feſtſtellen, ob ſie ſimuliert. Ich muß ihr alles glauben, was ſie mir ſagtl! Harald, kann man die Vergangenheit vergeſſen?“ Drinckſen erhob ſich und ſtraffte ſeine Glieder, ſtellte die Füße, die etwas unſicher zuckten, trotzig geſpreizt aus⸗ einander. Seine vom Alkohol ein wenig verſchleierten Augen wurden nachdenklich. Mit einer halb ärgerlichen Bewegung warf er den Reſt der Braſilzigarre in den Kamin. Dann füllte er ein Schnapsglas mit Gin und ſtürzte es hinunter. „Junge, Junge! Ausgerechnet dir muß ſo etwas paſſieren! Und ausgerechnet einem Kriminaliſten erzählſt du das alles! Wenn das der Wachtmeiſter auf einem Polizeirevier von dir hören würde, ſo würde er deine Un⸗ bekannte ſofort ſeſtnehmen laſſen und erklären, daß ſie eine Schwindlerin ſei. Und weil du noch betonſt, ſie ſei ſchön, ſo muß ich ſelbſt zuerſt an eine Schwindlerin denken. Wenn du mich nun aber fragſt, ob ſo etwas in der Krimi⸗ machen laſſen und ſie— ſelbſtverſtändlſch ohne Auiſeben 3 Der Ring des Paracelſus Ein unbekanntes Kleinod. In der Reihe der ſagenhaften und hiſtoriſchen Ringe, die zum Teil von der ſchönen Literatur beſungen wurden, iſt der Paracelſusring von Wien wohl einer der ſchlichteſten. Wäh⸗ rend das Sterbehaus und das Grab des Theo raſtus Bom⸗ baſtus von e in Salzburg den Fremden anziehen, bewahrt das„Wiener Mediziniſche Doktoren⸗Kollegium“ den Ning mit den Dokumenten, die 8 5 Echtheit verbürgen. Aus einer Beſchreibung ſieht man, daß der Ring des vielgewander⸗ ten wunderlichen Mannes, des Begründers der neueren Heil⸗ mittellehre und unruhigen Myſtikers, aus einem ovalen Sie⸗ gelſtein aus grauem Jaſpis 11 der in einen einfachen und nur am Rand gezähnten Silberrin gefaßt iſt. Das Siegelbild ſtelln einen Jüngling im umgeſchlagenen Mantel dar, der von links her an eine auf einem runden Sockel ſtehende Göt⸗ tin in langwallendem Kleid herangetreten iſt, um ſie mit einem Kranz, den er in der Linken hält, zu bekränzen. Der in, äußerſt flüchtiger Technik ausgeführte, nur die allgemeinen Formen andeutende Schliff läßt nicht erkennen, welche Gott⸗ eit auf dem altertümlichen Bildwerk dargeſtellt iſt. Eichler, ſetzt die Gemme in die römiſche Kaiſerzeit, etwa ins dritte nachchriſtliche Jahrhundert Damals, ſagt er, ſei den Trägern ſolcher Steine mehr als an der künſtleriſchen Durchführung an der vermeintlichen Zauberkraft des Steines und an der ſchützenden Wirkung des Bildes gelegen geweſen. Die erheb⸗ lich füngerer Zeit angehörende Faſſung mag aus der Zeit des Paracelſus ſelbſt ſtammen. Warum Notes und Schwarzes Meer? Die Bezeichnungen Rotes und Schwarzes Meer haben ſich ſo eingebürgert, daß man kaum noch darüber nachdenkt, woher dieſe Namen ſtammen. Es müſſen beſondere Gründe ſein, da weder das eine Meer rot noch das andere ſchwarz gefärbt iſt. Man hat angenommen, der Name„Rotes Meer“ beziehe ſich vielleicht auf ſeine ſalzreichen Küſtengewäſſer, die manchmal rötlich erſcheinen. Aber nach den Forſchungen Hirts iſt dieſer Grund offenbar nicht ſtichhaltig. Das Rote Meer lag einſt ſüdlich vom Weltreich der alten Perſer, hatte alſo wohl auch von ihnen ſeinen Namen erhalten. Nun beſtanden zwiſchen den Anſchauungen der alter Perſer und denen der Chineſen ſchon frühzeitig gewiſſe Uebereinſtimmungen, und da bei den Söhnen des Oſtens die Farben: ſchwarz, grün, rot und weiß den Himmelsrichtungen Nord, Oſt, Süd und Weſt entſprachen, ſo kann es ſich von ſelbſt ergeben haben, daß man bei den Perſern nach chineſiſchem Vorbild das Meer, das nödlich von ihnen lag, das Schwarze Meer und das ſüdliche, das Rote Meer, nannte. In ähnlicher Weiſe nennen ja heute noch die Türken das Mittelländiſche Meer. das weſtlich von ihrem Land gelegen iſt, das„Weiße Meer“, Im übrigen wird die Be⸗ zeichnung„Schwarzes Meer“(pontos melas) zum erſtenmal in der Iphigenie auf Tauris des Euripides erwähnt. Jeden⸗ falls kann man annehmen, daß die Bezeichnungen Rotes und Schwarzes Meer von Völkern herſtammen, denen die Küſten gut bekannt waren Ein Kieſel ſchlaͤgt Alarm Daß die Feuerwehr durch einen Stein alarmiert wird, iſt wohl noch nicht vorgekommen. In Kopenhagen jedenfalls nicht. Wieviel Einzelvorgänge dazu gehörten, um dieſes e Geſchehnis dort herbeizuführen, iſt eine Rechnung, die dem! Leſer überlaſſen bleiben kann. Die Szene, die ſich abſpielte, war die folgende: Ein Automobil kam durch die Lögſtörſtraße gefahren, wo vor der Nr. 37 ein Feuerwehrmelder ſteht. Auf der Fahrbahn gerade vor dieſem lag ein kleiner Stein. Als der Wagen die Stelle paſſierte, geriet dieſer Kieſel in die Klemme zwiſchen Radreifen und Damm. Die Folge war, daß er zur Seite geſchleudert wurde. Er flog etwa eineinhalb Meter fort und hoch, zertrümmerte die kleine viereckige Scheibe! des Feuermelders und ſchlug ſo Alarm. Als der Fahrer des Wagens ſah, was geſchehen war, ſtoppte er und lief in den nächſten Laden an den Fernſprecher, um der Feuerwehr mitzu⸗ teilen, daß es ſich nur um einen blinden Alarm handle. In⸗ deſſen der Wachthabende antwortete ihm kurz und bündig: Wir ſind ſchon losgefahren! Aber das iſt doch unmöglich, meinte der Automobiliſt, denn es iſt doch eben erſt paſſiert! Aber es war doch möglich und im gleichen Augenblick traf auch tat⸗ ſächlich die Feuerwehr ein. Auf der Straße lag der kleine Stein und glitzerte vergnügt in der Sonne. Einer, der vor⸗ überging, meinte, die Feuerwehr ſollte ihn ſich einrahmen laſſen, einmal, weil es eine unſchuldigere Urſache zu einem blinden Alarm wohl kaum gebe, aber auch als Beweis für ihre eigene Schnelligkeit. Gedenktage 16. Auguſt a 1604 Der Feldherr Herzog Bernhard von Sachſen⸗Weimar 1717 8 51 geboren. N ieg des Prinzen Eugen über die Türken bei Belgrad. 1832 Der Philoſoph Wilhelm Wundt in Neckarau 3 1870 Deutſcher Sieg bei Vionville⸗Mars⸗la Tour. 1872 Der Muſiker Siegmund v. Hausegger in Graz geb 1899 der Chemiker Robert Wilhelm Bunſen in Heidelberg a geſtorben. „Kb — eee — allen größeren in⸗ und ausländiſchen Polizeidirektionen anbieten mit der Frage, ob die Dame gerichts⸗ oder ſtraf⸗ bekannt iſt, oder ob ſie als abgängig gemeldet wurde. Dann werde ich in allen größeren Tageszeitungen ihr Bild einſchalten laſſen mit der Frage: Wer kennt dieſe Dame? Eltern, Verwandte, Bekannte, möchten Angaben zu ihrer Identifizierung an das Berliner Polizei⸗ präſidium, Kriminalrat Drinckſen, richten. Belohnung wird zugeſtchert.“ Drinckſen machte in ſeinen monotonen Ausführungen eine Pauſe. „Menſchenskind— ausgerechnet in dieſe Frau haſt du dich verlieben müſſen!“ Hartleb hielt ihm lachend den Mund zu. „Wer ſpricht von Verlieben? Der Fall als ſolcher inter⸗ eſſiert mich.“ Drinckſen gab ſich zufrieden. „Auch gut! Alſo, der Fall als ſolcher, wird dich viel Geld koſten. Denn wir wollen doch die Sache nicht auf; Staatskoſten ermitteln, ſondern du biſt ja neugierig, wer die Dame iſt. Biſt du einverſtanden mit meinem Vor⸗ haben?“ Hartleb war einverſtanden. Er mußte wiſſen, wer die Unbekannte war! Einen Augenblick dachte er an die Brief⸗ taſche, die er der Unbekannten im Zimmer 136 zurück⸗ gelaſſen hatte. Sollte er ſeinem Freund davon erzählen? Nein! Er ſchämte ſich a Sie zündeten ſich Zigaretten an und gingen in das anſtoßende Zimmer, kamen aber bald Arm in Arm wieder zurück, um ihr Trinkgelage fortzuſetzen. „Junge! Was dir alles ſo unterkommt!“ ſinnierte Drinckſen und ſchlug Hartleb mit ſeiner breiten Hand auf die Schulter.„Alſo nicht einmal ihren Namen weiß ſie!“ „Nein— ſie weiß gar nichts!“ 1 du, 9. mich! Er intereſſiert mich in höchſtem Maße .