Snaga ane oi 0 uebngz jaoßy gun szzeiq zee 9 1 1 ateullg anz eig n si ue ben e eee men 4 XR 2 4 ) d—— r ren * Bezugspreis Monarch Mk. 1.40, durch die Poſt Mk. 1.60, in der Geſchäftsſtelle am Schalter abgeholt monatl. Mk. 1.20 Anzeigenpreiſe: Die 22 mm breite Millimeterzeile 3 Pfg., n Textteil 90 mm breit 18 Pfg. Rachläſſe gemäß Preisliſte Nr. 3. Anzeig.⸗Preisliſte 3 z. Zt. gültig. Anzeigenſchluß 9 Uhr Fernſprecher Rr. 47216. Poſtſcheck⸗Konto: Karlsruhe 78439. 2 Uages- und Anzeigenblatt für Mannheim⸗Seckenheim und Umgebung. Verkündblatt für den Stadtteil Mhm.⸗Sechenheim. Erſcheint täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. Betriebsſtörungen uſw. berechtigen zu keinen Erſatzanſprüchen Druck und Verlag: Georg Zimmermann(Inh. Georg Härdle) Mannheim⸗Seckenheim, Zähringerſtraße 68. Verantwortlich für die Schriftleitung, ebenſo für die Anzeigen Georg Härdle⸗ Mannheim⸗Seckenheim, Hauptſtr. 120.— D.⸗A. 7. 39: 1120 39. Jahrgang Ein künſtlicher Vorwand Warum widerſetzen ſich die Demokratien dem Ausgleich eines Unrechts? Rom, 17. Auguſt. Die Danziger und Korridor⸗Frage betrachtet„Giornale d'Italia“ als den willkommenen Vorwand der Demokratien, zwiſchen Polen und Deutſchland einen offenen Konflikt auf⸗ rechtzuerhalten. Dadurch werde Polen einmal an die Demo⸗ kratien gebunden. Zum anderen werde England die Mög⸗ lichkeit gegeben, einen Angriff auf Deutſchland als Vertei⸗ digungsaktion hinzuſtellen. Die Abtretung Danzigs und des Korridors an Polen ſei ſchon in Verſailles mit dieſem Hin⸗ tergedanken erfolgt. Das halbamtliche Blatt erinnert an die zahlreichen amerikaniſchen und engliſchen Stimmen, die die Ungerechtigkeit der ſeinerzeitigen Löſung ohne weiteres zugaben, und wirft die Frage auf, weshalb man ſich heute darauf verſteife, ſchon längſt als unhaltbar erkannte Klau⸗ ſeln des Verſailler Vertrages verteidigen zu wollen. Warum, ſo fragt„Giornale d'Italia“, ſtacheln London und Paris die Polen auf, Hitlers Vorſchläge für eine Lö⸗ ſung der Danziger Frage abzulehnen? Warum ſchüre man den polniſchen Imperialismus und hetze ihn zum Kampf gegen das übermächtige Deutſchland? England wiſſe, daß nur die Anerkennung der deutſchen Rechte durch Polen die außerordentlich ernſte europäiſche Lage löſen könne.„Wenn England ſich heute mit Waffen in der Hand der Wiedergut⸗ machung eines Unrechtes widerſetzen will, ſo gibt es damit einen neuen Beweis dafür, daß die Danziger Frage in Lon⸗ don nicht nach den polniſchen Intereſſen und den Erforder⸗ niſſen des Rechtes betrachtet bird, ſondern für die Eng⸗ länder nichts anderes als ein bequemer Vorwand für ihre Einkreiſungs⸗ und Kriegspolitik iſt, die einer regelrechten Aggreſſion gleichkommt.“ Anter dem polniſchen Knüttel Die Vernichtung des öffenklichen Lebens der deutſchen Volksgruppe in Oberſchleſien. Kakkowit., 17. Aug. Die nunmehr vorliegenden Nachrichten aus allen Teilen Oſtoberſchleſiens laſſen jetzt einen genaueren Ueberblick über die bisher größte, von langer Hand vorbereitete Terroraktion der polniſchen Be⸗ hörden gegen die Deutlſche Volksgruppe zu. Sämtliche Ge⸗ ſchäftsſtellen der Jungdeutſchen Partei, der Gewerkſchaft deutſcher Arbeiter, der Gewerkſchaft der deutſchen Ange⸗ ſtellten und des Deutſchen Volksblocks ſind im Verlaufe der mit rückſichtsloſer Schärfe durchgeführten Aktion ge⸗ ſchloſſen und verſiegelt worden. Ebenſo erfolgte die Schlie⸗ ßzung der Räume des Deutſchen Kulturbundes in Kattowitz und der Gewerkſchaftsräume des Ddeutſchen Volksbundes in Lublinitz, Tarnowitz und Rybnik. Damit iſt die geſamte politiſche und kulturelle Tätigkeit der deutſchen Volks ⸗ gruppe in Oſtoberſchleſien vernichtet. Die Zahl der verhafteten Volksdeutſchen läßt ſich we⸗ en ihres großen Umfanges noch immer nicht annähernd feſtttellen Sie beträgt jedoch zurzeit weit über 1000. Die Angehörigen der Verhafteten, die ſich in ihrer Sorge nach deren Schickſal erkundigen, werden von den Behörden rück⸗ ſichtslos abgewieſen. Ueberall herrſcht die Ueberzeugung vor, daß die grundloſen Verhaftungen nur zu dem Zwecke erfolgt ſind, um Geiſeln in die Hand zu bekommen. Die volksdeutſche Preſſe iſt praktiſch nur noch in be⸗ ſchränktem Umfange von Bedeutung. Die Organe der Jungdeutſchen Partei„Der Aufbruch“ und„Die Deutſchen Nachrichten“, wie auch„Die Deutſche Volksgemeinſchaft“, das Blatt der Volksdeutſchen Jugend, und„Der Deutſche Preſſedienſt für Polen“ haben ihr Erſcheinen einſtellen müſſen, weil die Redaktionsräume verſiegelt worden ſind Nur die„Kattowitzer Zeitung“ und der„Oberſchleſiſche Kurier“ in Königshütte, bei dem zwei Schriftleiter und der Betriebsleiter verhaftet worden ſind, verſuchen, ſo gut e⸗ die Verhältniſſe zulaſſen, zu erſcheinen. Auf einer Tagung der Ortsgruppenleiter des polniſchen Aufſtändiſchenverbandes in Kattowitz, deſſen Ehrenvor⸗ ſitzender der berüchtigte polniſche Woiwode von Kattowitz, Dr. Graczynſki, iſt, faßte nach der Vorbereitung der allſährlich ſtattfindenden Hauptveranſtaltung„Der Marſch an die Oder“ am 19. und 20. Auguſt eine Entſchließung, die wieder einmal klar Zeugnis gibt von dem hoffnungs⸗ loſen Größenwahn polniſcher Großmäuler. Es wird in der Entſchließung„ſeſtgeſtellt“: die Deutſchen wüßten ge, nau, daß ein„Angriff“ auf Polen nur zur„Vernichtung Deutſchlands auf Jahrhunderte hinaus führen würde Wenn es zum Kampfe komme würden die Aufſtändiſchen gemeinſam mit der polniſchen Armee gengu ſo wie ihre Väter für die endgültige Rückkehr der„hiſtoriſchen flawi⸗ ſchen Erde in Polen“ kämpfen. Grenzſperre auch am Protektorat Tſchechen des Olfa⸗Gebietes zum polniſchen Wehrdienſt gepreßt. Die„Mähriſch⸗Schleſiſche Landeszeitung“ meldet, daß die vollſtändige Greuzſperre von polniſcher Seite nicht nur gegenüber Oberſchleſien, ſondern auch gegenüber dem Pro⸗ kektorat und der Slowakei durchgeführt wird. An militäri⸗ ſchen Vorbereikungen der Polen meldet die genannte Zei⸗ tung, daß in der Nacht zum Mittwoch die Staaksſtraße von Jablunkau nach Moſty, die ſogen. Jablunka-Paß⸗ A. i durch ſchwere Barrikaden völlig geſperrt worden iſt. Für die Grenzſperre gegenüber dem Proteklorat wird dem Blalt zufolge von polniſcher Seite die Ausrede ge⸗ braucht, daß Polen keinen Verkrag mit dem Prolektorat über den Grenzverkehr abgeſchloſſen habe. Freitag, den 18. Auguſt 1939 — N 192 1 Die Zeitung meldet weiter: Der Terror der Polen im Olſa⸗Gebiet hat den größten Teil der tſchechiſchen Bevölke⸗ rung aus dem Lande gedrängt Was noch übrig blieb, wird eit einigen Tagen neuen Drangſalierungen unterzogen. So fordert man die Männer tſchechiſcher Nationalität auf, vor den Beheörden zu erſcheinen. Es wird ihnen dann er⸗ klärt, ihre Pflicht ſei es, in dem„bevorſtehenden Feldzug gegen Deutſchland“ auf polniſcher Seike mitzukämpfen. Un⸗ ter Drohungen wird von ihnen verlangt, in einem bewaff⸗ neten Verband einzutreten und ſich einer militäriſchen Ausbildung zu unterwerfen. Lehnt ein Tſcheche ab, ſich als Kanonenfutter mißbrauchen zu laſſen, ſo wird er wegen angeblicher Sabotage endloſen Verhören unterzogen, un⸗ barmherzig geprügelt und ſchließlich ausgewieſen. Sein ge⸗ ſamtes Eigentum hält man dabei ſkrupellos zurück. Ein tſchechiſcher Steiger aus Orlau, der ebenfalls das Land verlaſſen mußte, hatte kurz vorher ſein Haus verkauft. Die polniſchen Behörden erklärten jedoch den Vertrag einfach für ungültig, beſchlagnahmten den Kauferlös und jagten den Tſchechen mit nur 150 Zloty an die Grenze. b Polniſche Methoden beim Grenzſteinſetzen ö Wie aus Preßburg gemeldet wird, verſuchten zwei polniſche Grenzorgane, die im Tatra⸗Gebiet die polniſch⸗ſlo⸗ wualiſche Grenze abſteckten, einen Grenzſtein auch auf dem Gipfel des Widderhorn zu ſetzen, obwohl dieſer ſich ſchon weit auf ſlowakiſchem Gebiet befindet. Sie wurden von flowakiſcher Seite an ihrem Vorhaben gehindert, und nach einer längeren Auseinanderſetzung wurde der Grenz⸗ ſtein dann da geſetzt, wo die Grenze tatſächlich verläuft. Schon 76000 Flüchtlinge aus Polen Grenzübertritt nach kagelangem Amberirren.— Der 4 Leidensweg der Volksdeutſchen. 5 Berlin, 18. Auguſt. ö Der polniſche Terror gegen das Deulſchtum, der vor allem in„Oſtoberſchleſien unermeßliches Leid über die deut⸗ ſche„Bevölkerung gebracht hat, hält in unverminderker Schärfe an. Ueberall ſind die noch nicht verhaftelen Deuk⸗ ſchen gezwungen, ſich in Wäldern oder anderen Antkerſchlup⸗ ſen zu verbergen, um dem Haß der entfeſſelten polniſchen Wut zu entgehen. Unzählige werden trotz aller Vorſichtsmaßnahmen auf⸗ gegriffen, ſo daß die Zahl der Verhaftungen von Stunde zu Stunde anſchwillt und bereits über 1000 beträgt. In Oſt⸗ bberſchleſien ſind jetzt alle Volksbund⸗Heime geſchloſſen wor⸗ den, ſo daß die Jugendarbeit der Volksbünde völlig einge⸗ ſtellt werden mußte. f Wer es nur irgendwie ermöglichen kann, ſucht ſein Heil in der Flucht, in das rettende deutſche Vaterland. Die Zahl dieſer Flüchtlinge erreichte bis Anfang Auguſt bereits den Skand von 76 535. Im Hinblick auf den verſchärften Terror der letzten Tage iſt naturgemäß auch der Flüchtlingsſtrom ſtändig im Skeigen begriffen, wenn auch die polniſchen Grenzwachen durch brukalſte Anwendung von Waffengewalt alles daran ſetzen, die Grenze vollkommen abzuriegeln. Wie Polen in der Akraine wüten Die Gefängniſſe überfüllt.—— 70 Geiſtliche verhaftet. Lemberg, 18. Auguſt. Auch in der Ukraine nimmk der polniſche Terror von Tag zu Tag ſchärfere Formen an. Die letzten Nachrichten melben von 200 Verhaftungen allein in Lemberg, von mehr als 700 in der Provinz, abgeſehen da⸗ von, daß nicht weniger als 70 Geiſtliche ins Gefängnis ge⸗ worfen wurden. a Alle Anzeichen ſprechen dafür, daß ich die Polen durch dieſe Maſſenverhaftungen, die ſich faſt auf jedes größere Dorf erſtrecken, Geiſeln zu verſchaffen ſuchen, die ihnen für den Fall einer entſcheidenden Auseinanderſetzung in der Ukraine den Rücken ſichern ſollen. Die Gefängniſſe in der Ukraine ſind bei der rieſigen, täglich wachſenden Zahl von Häftlingen ſo überfüllt, daß Sonderlager eingerichtet werden mußten, z. B. in Stryj. Unter den Verhafteten befindet ſich auch das geſamte Direk⸗ torium der Ukrainiſchen Gewerbe⸗Kreditbank(Prom⸗Bank). Als Grund für die Verhaftung genügte der Verdacht, daß ein Flugblatt mit Warnungen an Polen auf einer Schreib⸗ maſchine der Prom⸗Bank geſchrieben und in den Geſchäfts⸗ räumen der Bank vervielfältigt worden ſein ſoll. Das Ap⸗ pellationsgericht in Lemberg beſtätigte ein Urteil, durch das 44 Ukrainer zu ſechs Monaten Gefängnis beſtraft worden waren, weil ſie an einem Demonſtrationszug teilgenommen und antipolniſche Rufe ausgeſtoßen haben ſollten. Schüſſe auf deutſche Preſſevertreter Schärfſter Proteſt des Danziger Senats Am gleichen Tag, an dem die dreiſte Herausforderung polniſcher Grenzſoldaten bei Kohling größte Erregung in Danzig hervorgerufen hat, wird bereits ein neuer ſchwerer Zwiſchenfall von der Danziger Grenze gemeldet. Gegen 19 Uhr wurde von polniſcher Seite auf einen deutſchen Kraft⸗ wagen, der ſich in Lieſſau in der Nähe der Dirſchauer Brücke, alſo auf Danziger Gebiet, befand, ſcharf geſchoſſen. In dem Wagen, der vor einer Tankſtelle Halt gemacht hatte, be⸗ fanden ſich deutſche Preſſevertreter in Begleitung eines eng⸗ liſchen Preſſephotographen. Der Danziger Senat hat ſofort gegen dieſe erneute polniſche Herausforderung ſchärfſten 3 Proteſt bei der polniſchen Regierung erhoben und darauf hingewieſen, daß die Tatſache, daß an einem Tag von pol⸗ niſcher Seite zwei ſchwere Grenzzwiſchenfälle hervorgerufen wurden, als unerträglich angeſehen wird. Der Dirſchauer Brückenkopf bei Lieſſau iſt in der letzten Zeit oft Schauplatz von ſchweren Grenzzwiſchenfällen gewe⸗ ſen. So wurden im Frühjahr dieſes Jahres von hier aus Danziger Spaziergänger, die ſich auf Danziger Gebiet befan⸗ den, ſcharf beſchoſſen. Als dieſe Angelegenheit von einer Kommiſſion in Begleitung Danziger uniformierter Polizei Unterſucht wurde, wurde dieſe Kommiſſion auf Danziger Gebiet vom polniſchen Brückenkopf aus mit der Waffe be⸗ droht. In Erinnerung ſind noch die polniſchen Schüſſe auf einen deutſchen Tranſit⸗Autolaſtzug. Bekanntlich konnte ſich der beſchoſſene Fahrer des Laſtzuges nur mit Mühe retten. Die Einſchläge der Kugeln ſind noch an einem Transforma⸗ torenwerk in der Nähe des Danziger Grenzhauſes zu er⸗ kennen. An dieſe Zwiſchenfälle reiht ſich der letzte nunmehr an. Er hat den Senat veranlaßt, auf das ſchärfſte Proteſt gegen die flagranten polniſchen Grenzverletzungen bei der polniſchen Regierung in Warſchau zu erheben. Polniſches Notgeld in Gdingen. In Gdingen, wo ſich der Kleingeldmangel beſonders be⸗ merkbar macht, will man ſetzt zum Druck von Notgeld übergehen. Der„Kurjer Poznanſki“ bringt dazu folgende Meld Zlotn⸗Gutſcheine in Gdingen.— Die Stadt⸗ ſparkaſſe will dem Kleingeldmangel vorbeugen, der ſich in Gdingen fühlbar macht und hat beſchloſſen,„Ein⸗Zloty⸗ Gutſcheine“ herauszugeben, die die durch die Staatliche Münze herausges n Geldſtücke erſetzen. Dieſe Gut⸗ ſcheine werden in Silbergeld eingewechſelt, die gerade die Münze prägt. Die Kaufmanns⸗ und Handelskreiſe in Gdingen ſind ſehr zufrieden mit dieſer Initiative der Spar⸗ kaſſe, da dieſe Gutſcheine in bedeutendem Maße den Han⸗ delsverkehr erleichtern.“ * Keine polniſch⸗ukrainiſchen Beſprechungen Polen ſetzt ſeine Zwangsmaßnahmen fort „Dilo“, das politiſche Hauptorgan der Ukrainer, ſtellt unter Berufung auf Informationen aus maßgeblichen ukrai⸗ niſchen Kreiſen eine in der polniſchen Preſſe erſchienene Mel⸗ dung entſchieden in Abrede, wonach in der letzten Zeit pol⸗ niſch⸗ukrainiſche Beſprechungen in der Frage einer Beile⸗ gung der zwiſchen Polen und Ukrainern beſtehenden Mei⸗ nungsverſchiedenheiten ſtattgefunden und zu einer Berei⸗ nigung gewiſſer Streitfragen geführt haben ſollen. Derar⸗ tige polniſch⸗ukrainiſche Beſprechungen zwiſchen offiziellen Stellen hätten überhaupt nicht ſtattgefunden. Wie in Warſchau bekannt wird, werden die Zwangs⸗ maßnahmen von polniſcher Seite gegen die Ukrainer weiter fortgeſetzt. Die Zahl der unter den Ukrainern vorgenom⸗ menen Verhaftungen ſoll weit höher ſein, als in der letzten Zeit von polniſcher Seite zugegeben worden iſt. Chauviniſtiſcher Aufruf General Hallers. Auch der im Ruheſtand lebende General Haller hat jetzt nach dem Beiſpiel der kriegslüſternen Erklärungen an⸗ derer polniſcher Militärs an die Mitglieder der von ihm geleiteten halbmilitäriſchen Organiſationen ſeines Namens einen Befehl erlaſſen in dem es u. a. heißt: Heute droht uns nichts mehr vom Oſten, ſondern der vom Weſten entfeſſelte„Teutonismus“, der ſich gegen unſere Freiheit und die Unabhängigkeit des polniſchen Volkes auf ewig polniſcher Erde richtet. Aber wir ſind bereit, bis zum voll⸗ 85 und„für immer entſcheidenden Sieg“ zu kämp⸗ en. U Gorge für deutſches Volkstum Heß bei den heimgekehrten Auslandsdeutſchen Rss München, 17. Auguſt. Der Stellvertreter des Füh⸗ rers der NSDAP, Rudolf Heß, beſuchte— wie die Natio⸗ nalſozialiſtiſche Parteikorreſpondenz meldet— das Rück⸗ wandererheim der AO der NSDAP in Prien am Chiem⸗ ſee, in dem mehrere hundert Auslandsdeutſche aus aller Welt untergebracht ſind. Er beſichtigte die Anlagen und Einrichtungen des Heimes eingehend und richtete anſchlie⸗ ßend einige Worte an die verſammelten Auslandsdeutſchen. Rudolf Heß betonte hierbei, daß er ſelbſt als ehemaliger Auslandsdeutſcher der Arbeit der A0 ſein beſonderes Inter⸗ eſſe entgegenbringe. Die Heimkehrer aus aller Welt könnten ſicher ſein, daß Großdeutſchland für ſie ſorgen werde. Groß⸗ deutſchland könne alle Deutſchen brauchen und habe für alle Möglichkeiten der Betätigung. Sie könnten die Beruhigung in ſich tragen, daß ihre Kinder und Kindeskinder endgültig dem Deutſchtum erhalten bleiben und nicht aufgingen in fremdem Volkstum. Ehrenzeichen für deutſche Volkspflege Erſtmals an Hauptamksleiter Hilgenfeldt verliehen Berlin 17. Auguſt. Der Führer hat dem Reichsbe⸗ auftragten für das Winterhilfswerk, Hauptamtsleiter Erich Hilgenfeldt, für ſeine Verdienſte um die Durchführung des Winterhilfswerkes die erſte Stufe des Ehrenzeichens für deutſche Volkspflege verliehen. Hauptamtsleiter Hilgenfeldt iſt ſomit der erſte, dem dieſe Auszeichnung vom Führer verliehen wurde. Generalmajor von Richthofen an Reichsleiter Dr. Ley. Generalmajor von Richthofen, der letzte Kommandeur der„Legion Condor“, ließ Reichsleiter Dr. Ley am Mitt⸗ woch eine in der ſtaatlichen Porzellanmanufaktur herge⸗ ſtellte Erinnerungsgabe der„Legion Condor“ für das Flaggſchiff„Robert Ley“ durch Korvettenkapitän Flür überreichen. Gleichzeitig dankte Generalmajor von Richt⸗ hofen Reichsleiter Dr. Ley für die Rücküberführung der „Legion Condor“ mit einem Teil der Kdß⸗Flotte. Von Woche zu Woche Politiſche Betrachtungen zum Zeitgeſchehen [ War die Begegnung von Salzburg, ws Reichsaußenminiſter von Ribbentrop mit dem italieniſchen Außenminiſter Graf Ciano zuſammentraf, und war der an⸗ ſchließende Empfang des Grafen Ciano durch den Führer auf dem Oberſalzberg eine Senſation? Für vernünftige Menſchen keineswegs. Aber es ſcheint, als ſeien in den „demokratiſchen“ Ländern die vernünftigen Menſchen in der Minderzahl. nigſtens unter den Leuten, die ſich als die führenden Preſſepolitiker aufſpielen. Denn die Pariſer und Londoner Blätter waren über das vergangene Wochenende 7 Wahrung ihrer Intereſſen zu ergreifenden Maßnahmen ein⸗ treten, falls die gemeinſamen Intereſſen durch internationale Ereigniſſe irgendwelcher Art gefährdet werden ſollten. Man ſieht, die deutſch⸗italieniſche Ausſprache war in der Tat nichts außergewöhnliches. Aber Paris und London hätten gar zu gerne alle Einzelheiten dieſer Ausſprache erfahren und lie⸗ ßen, als man ihnen nicht den Gefallen tat, ſie einzuweihen, nach alter Methode ſogen.„Verſuchsballons“ aufſteigen. Dieſe Methode iſt freilich zu plump und zu abgebraucht, als daß Politiker der autoritären Staaten noch darauf hinein⸗ fallen könnten. Paris und London erfuhren alſo trotz aller ihrer Bemühungen nichts und wurden dann nervös. Begreif⸗ lich, aber für die Umwelt nicht gerade imponierend. Und kein Zeichen von Stärke, ſondern eher vom Gegenteil. Nur wer ſich ſtark weiß, kann in Zeiten der Spannung ruhig und gelaſſen bleiben. Wie das Beiſpiel von Deutſchland und Italien zeigt. Sicherlich war aber die Art und Weiſe, wie Paris und London auf die deutſch⸗italieniſchen Beſprechungen reagier⸗ ten, auch von einem Gefühl des Neides diktiert. Was ebenfalls nicht weiter verwunderlich iſt. Denn die deutſch⸗ italieniſchen Beſprechungen, die im Geiſte einer auf gemein⸗ ſamer Weltanſchauung und Staatsauffaſſung feſt gegrün⸗ deten Freundſchaft erfolgten, konnten ſchon nach ein paar Stunden abgeſchloſſen werden mit dem Ergebnis, daß die Staatsmänner der beiden Mächte ſich völlig klar darüber waren, wie die zur Löſung drängenden großen politiſchen Probleme des Tages— zu denen in erſter Linie auch der Fragenkomplex um Danzig gehört— weiter zu behandeln ſind. Vergleichen die Herren in Paris und London damit ihre eigenen Verhandlungen in Moskau, dann können ſie aller⸗ dings mißgeſtimmt und neidiſch werden. Denn dieſe Mos⸗ kauer Verhandlungen ſchleppen ſich nun ſchon faſt fünf Mo⸗ nate hin, ohne zu einem Erfolg zu führen. Der Unterſchied iſt ſo groß, daß ihn ſelbſt Politiker, die ſonſt immer von an⸗ geblichen„Mißerfolgen“ der Politik der autoritären Staaten faſeln, nicht wegdisputieren können, ſo ſehr ſie ſich auch darum bemühen! Daher alſo ihre Nervoſität und ihr Neid. Nun, wir können ihnen nicht helfen. Wollen es auch gar nicht, ſondern möchten nur wünſchen, daß die Einkreiſungs⸗ politiker endlich einmal einſehen, daß die Zeiten endgültig vorbei ſind, in denen ſie und ſie allein das Schickſal Euro⸗ pas beſtimmen konnten und zwar unter Niederhaltung Deutſchlands und Ablehnung der berechtigten Anſprüche der aufſtrebenden Großmacht kalien. A. Aber ſo weit ſind wir noch lange nicht. Noch immer ver⸗ kennen die„demokratiſchen“ Weſtmächte vollkommen die tatſächliche Lage. Sonſt wäre es nicht möglich, daß in der engliſchen Preſſe plötzlich wieder der Gedanke einer inter ⸗ nationalen Konferenz auftaucht, wobei es geradezu grotesk wirkt, daß man ſo tut, als ob dieſer Gedanke eigent⸗ lich aus— Deutſchland komme! Aus Deutſchland, wo derlei Konferenzen doch wahrhaftig im unſeligſten Andenken ſtehen und wo niemand daran denkt, zu derlei unfruchtbaren politi⸗ ſchen Methoden zurückzukehren. Wenn dann gar noch die Londoner„Times“ in einem Artikel, der offenbar inſpiriert iſt, Deutſchland die Teilnahme an ſolchen Verhandlungen nur unter beſtimmten Bedingungen„geſtatten“ will, dann muß man wirklich fragen, ob die Herren, die ſolcherlei Vor⸗ ſchläge zu Papier bringen, etwa noch im Jahre 1919 leben. Haben ſie die vergangenen zwanzig Jahre, insbeſondere aber die letzten ſechseinhalb Jahre völlig verſchlafen? Wiſſen ſie nicht, daß Adolf Hitler das Deutſche Reich wieder zu einer Großmacht, das deutſche Volk wieder zu einer mündi⸗ gen Nation gemacht hat? Und daß wir aus den bitteren Er⸗ fahrungen der Jahre von 1919 bis 1933 ganz beſtimmte Konſequenzen gezogen haben? Es iſt vollkommen ausge⸗ ſchloſſen, daß das Großdeutſche Reich Adolf Hitlers über An⸗ gelegenheiten, die für es Ehrenſachen ſind, mit anderen Mächten handelt und ſchachert. So iſt die Lage: das Ver⸗ ſailler Diktat hat die deutſche Ehre ſchwer verletzt. Das unter Adolf Hitler wieder erſtarkte Deutſche Reich hat ſeine natio⸗ nale Ehre wiederhergeſtellt. Die Ehrenkränkungen von Ver⸗ ſailles werden Punkt für Punkt wieder gutgemacht. Das meiſte davon it ſchon geſchehen. Was noch zu tun iſt, wird etan werden. Deutſchland, das dabei ſchon bisher nicht ge⸗ bettelt hat, wird auch weiterhin nicht betteln und nicht feil⸗ ſchen. Es verlangt ganz einfach ſein gutes Recht. Mehr nicht. Wenn man es uns nicht gibt, nehmen wir es uns. Daß Dan⸗ zig, das urdeutſche Danzig, wieder ins Reich zurückkehren muß, iſt ein Stück dieſes guten deutſchen Rechts. Wie kommt England dazu, 1 5 irgendwelche Bedingungen zu ſtellen? Etwa unter Berufung auf den Verſailler„Vertrag“? Aber r war ja gar kein Vertrag, ſondern nur ein unter härte⸗ h Druck und Zwang vom damaligen Deutſchland unter⸗ chriebenes Diktat. Wohlgemerkt: vom damaligen Deutſchland, das heute nicht mehr exiſtiert, das längſt abge⸗ löſt iſt durch das Großdeutſche Reich Adolf Hitlers. Mit die⸗ ſer Tatſache muß ſich auch England endlich abfinden. Selbſt wenn ihm das verdammt ſchwer fallen ſollte. In deutſche Angelegenheit hat England nicht mehr hineinzureden, ſo weng Deutſchland das Bedürfnis hat, ſich in innerengliſche ee einzumiſchen. Wir ſind und fühlen uns England gegenüber als gleichberechtigte Großmacht. Daß für uns beide(und noch für viele andere dazu) auf dieſer Welt Raum genug iſt, wenn nur der Eine die Rechte des Anderen reſpektiert, iſt unſere feſte Ueberzeuauna. Wenn eee e . freilich England glaubt, ſich als der Herr betrachten zu dür⸗ fen und in uns nur den Knecht ſieht, den man dadurch zum Gehorſam zwingt, daß man ſich mit anderen Staaten gegen ihn verbündet— dann kann man über eine ſolche Auf⸗ faſſung nicht mehr debattieren. Deutſchland wird ſich auf ſein gutes Recht und auf ſeine Kraft verlaſſen. Und auf die Kraft ſeiner Freunde, die, was immer kommen mag, an ſeiner Seite ſtehen werden. * Graf Reventlow 70 Jahre alt Berlin, 18. Auguſt. Am heutigen Tage wird Graf Ernſt zu Reventlow, Potsdam, 70 Jahre alt. Er iſt einer de älteſten völkiſchen Vorkämpfer, deſſen ſozialiſtiſche Einſtel⸗ lung ihn ſchon 1927 zum Nationalſozialismus ſtoßen ließ. Seit 1927 iſt Reventlow nationalſozialiſtiſcher Reichstagsab⸗ geordneter. Mit klarem Blick erkannte er die Schwächen der wilhelminiſchen Politik und war, ſeit England die Einkrei⸗ ſungspolitik gegen Deutſchland begann, ein ſcharfer Gegner des imperialiſtiſchen Ränkeſpieles, das er aus eigener Er⸗ fahrung als ehemaliger aktiver Marineoffizier durchſchaut hatte. Die Machthaber der Syſtemzeit fürchteten ſeine ſcharfe Kritik, die er als Redner und als politiſcher Journaliſt mei⸗ ſterhaft übte. Sein„Reichswart“ und ſeine Bücher zeugen von ſeinem Weitblick ſowie von ſeiner Lauterkeit. Feuerwehr in Polizeiuniform Berlin, 16. Aug. Nach dem Geſetz über das Feuerlöſch⸗ weſen vom 23. September 1938 treten die bisherigen Be⸗ rufsfeuerwehren unter der Bezeichnung„Feuerſchutzpoli⸗ zei“ dem Chef der Ordnungspolizei unterſtellt, zum Korps er deutſchen Polizei. Sie erhalten als jüngſte Polizeifor⸗ mation eine Uniform, die dem Dienſtanzug der Ordnungs⸗ polizei(Schutzpolizei und Gendarmen) völlig angeglichen iſt und von dieſer nur durch karmeſinrote Aufſchläge und Paſpelierung unterſcheidet Statt des Tſchakos trägt die Feuerſchutzpolizei den Feuerſchutzhelm, in Form dem Stahl⸗ helm ähnlich, der bei dienſtlichem Einſatz durch das Nacken⸗ leder vervollſtändigt wird. Die Offiziere der Feuerſchutz⸗ polizei erhalten den Degen, während die Mannſchaften am Koppel das Faſchinenmeſſer tragen. Berlin. 30 bulgariſche Lehrer und Lehrerinnen, die ſich auf Einladung der Deutſch-Bulgariſchen Geſellſchaft auf einer Deutſchland⸗Reiſe befinden und bisher Wien, Salz⸗ burg, München, Nürnberg und Bayreuth beſucht haben, trafen in Berlin ein. Bluttat bei der Verhaflung Ein Kriminalbeamker getötet, ein zweiter ſchwer verletzt. Linz, 17. Aug. Der furchtbaren Bluttat eines Schwer⸗ verbrechers, der vermutlich auch einen Bankbeamken in Garmiſch-Parkenkirchen ermordet hat, fielen am Donners⸗ kag zwei Kriminalbeamte in Linz zum Opfer. Im Zuſammenhang mit den Nachforſchungen nach dem unbekannten Täter, der am 2. Auguſt in Garmiſch⸗Par⸗ tenkirchen einen Bankbeamten umgebracht hat, fiel der Verdacht auf einen angeblichen Kurt Reeſe aus Flens⸗ burg Dieſer iſt mit ſieben Jahren Zuchthaus vorbeſtraft und ſuchte häufig in Linz, ohne ſich polizeilich zu melden, bei einem Freunde Unterſchlupf. Zwei Kriminalbeamte drangen Donnerstag früh überraſchend in das Gaſtzimmer ein, in dem Reeſe bei ſeinem Freunde wohnte. Obwohl Reeſe ſeiner Verhaftung Widerſtand entgegenſetzte, gelang es den Kriminalbeamten zunächſt, ihn niederzuringen, Dann aber vermochte Reeſe einen Arm freizubekommen Und blitzſchnell fünf Schüſſe auf die Kriminalbeamten ab⸗ zufeuern. Der Kriminalbeamte Manzenreiter war auf der Stelle tot. Der Beamte Donner vermochte dem flüchtenden Täter zu folgen, dann brach er, da er durch einen Bruſt⸗ ſchuß ſchwer verletzt war, zuſammen. Er wurde in beſorg⸗ niserregendem Zuſtand in das Krankenhaus gebracht. Ein Gendarm das vierte Opfer Wie aus Linz weiker gemeldet wird, ermordete der Schwerverbrecher, der Donnerskag früh in Linz zwei Krimi⸗ nalbeamte durch Kevolverſchüſſe niedergeſtreckt hat, von denen der eine auf der Stelle kot war, der andere wenige Skunden darauf verſtarb, wenige Stunden darauf bei Ot⸗ kensheim an der Donau einen Gendarmen. Um 10.30 Uhr bemerkte der Gendarm Schwab in der Nähe der Ortſchaft Ottensheim an der Donau einen Mann, der zweifellos mit dem Mörder von Linz identiſch war. Er hielt ihn an, doch zog der Verbrecher blitzſchnell eine Piſtole und ſchoß den Gendarmen kurzerhand nieder. Sodann be⸗ mächtigte er ſich des Motorrades des Getöteten und floh in der Richtung donauaufwärts. Die Behörden glauben, daß man es tatſächlich mit dem Mörder von Garmiſch⸗Parten⸗ kirchen zu tun hat. Der Gauleiter von Oberdonau, Eigruber, hat an alle Gliederungen den Auftrag erteilt, ſich in den Dienſt der Verfolgung des Verbrechers zu ſtellen. Schon kurz nach Erteilung des Befehls hatten ſich in allen in Betracht kommenden Gebieten Oberdonaus die Gliederungen der Partei verſammelt und ſind nun daran, einen lückenloſen Ring zu ziehen. Ernennungen in Spanien General Aſanſio Nachfolger Beigbeders in Marokko. Burgos, 18. Aug. Ein Miniſterrat unter dem Vorſitz Francos beſchloß eine größere Zahl von Ernennungen, u. a. folgende: Hochkommiſſar in Spaniſch⸗Marokko wurde Gene⸗ ral Aſenſio(anſtelle des jetzigen Außenminiſters Oberſt Beigbeder), zum Unterſtaatsſekretär der Luftwaffe wurde General Barron, Chef des Generalſtabes der Luftwaffe wurde Oberſtleutnant Gallarza, Chef der Luftakademie wurde Oberſtleutnant Rubio, Unterſtaatsſekretär des Juſtiz⸗ miniſteriums wurde Angel Oritgoſa, Unterſtaatsſekretär im Landwirtſchaftsminiſterium wurde Angel Zorilla, General⸗ direktor für Lokalverwaltung wurde Antonio Iturmendi, der bisherige Bürgermeiſter von Saragoſſa. Zum Chef des erſten Wehrkreiſes wurde General Siliquet ernannt. Chef des zweiten Wehrkreiſes wurde General Fidel Davilla, der bis⸗ herige Kriegsminiſter. Befehlshaber der Streitkräfte in Ma⸗ rokko wurde General Pomte. Generalkommiſſar der Balea⸗ ren wurde General Kindelan, der bisherige Befehlshaber der Luftwaffe Chef des 9. Armeekorps wurde General Bautiſta Vafus Chef des 10. Armeekorps wurde General Garcia alino. Weiterhin nahm der Miniſterrat Umorganiſierungen im Marineminiſterium vor. Der neue Hochkommiſſar von Marokko hat dort lange Jahre gedient und gilt als beſonders guter Kenner der Ver⸗ hältniſſe unter den marokkaniſchen Truppen. Luftmanöver über England 180 franzöſiſche Militärflugzeuge bei Angriffsübungen auf die engliſche Küſte London, 18. Auguſt. Etwa 120 franzöſiſche Bomben⸗ und Aufklärungsmaſchinen und 60 Jagdmaſchinen nehmen an den Uebungsflügen über England teil. Sämtliche Ma⸗ ſchinen ſollen über London zuſammentreffen und von dort gemeinſam den Rückflug antreten. 120 franzöſiſche Flugzeuge überfliegen die engliſche Küſte und führen von hier aus An⸗ griffsübungen auf verſchiedene Ziele aus. Engliſche Flug⸗ zeuge wehren zuſammen mit der Flakartillerie den Angriff im Rahmen dieſer Uebungen ab. Schon in der vorhergehenden Nacht hatten mehrere Ge⸗ ſchwader ſchwerer franzöſiſcher Bombenflugzeuge Trainings⸗ flüge über England durchgeführt. Die Maſchinen waren nach Erledigung ihrer Aufgaben und Erreichung der ihnen vorgeſchriebenen Ziele nach ſieben⸗ bis achtſtündigem Flug in den heutigen Morgenſtunden wieder wohlbehalten auf ihre Stützpunkte in Frankreich zurückgekehrt. Anglück beim Stapellauf Schnelltaufe für einen britiſchen Flugzeugkräger London, 18. Auguſt. Der britiſche Luftfahrtminiſter Wood traf mit ſeiner Frau in Belfaſt zum Stapellauf des neuen Flugzeugträgers„Formidable“ ein. 25 Minuten vor der feſtgeſetzten Zeit lief jedoch der Flugzeugträger von ſelbſt von den Helgen. Frau Wood konnte noch in aller Eile das Schiff taufen. Bei dem vorzeitigen Stapellauf wurden 20 Perſonen ver⸗ letzt; drei von ihnen ſo ſchwer, daß ſie ins Krankenhaus ge⸗ bracht werden mußten. i— Kurzmeldungen Erneuker Vorſtoß zum Nanga Parbal. München, 18. Aug. Wie die Münchener Zeitung“ mel⸗ det, hat die Deutſche Himalaja⸗Stiftung von dem Expedi⸗ tionsleiter der deutſchen Nanga⸗Parbat⸗Kundfahrt 1939, Peter Aufſchnaiter, die überraſchende Mitteilung erhalten, daß die Expedition, die ihre Tätigkeit am Nanga⸗Parbal bereits abgebrochen hatte, und zu Tal geſtiegen war, er⸗ neut gegen den Berg vorgeſtoßen iſt. 5 Mit zu großer Geſchwindigkeit in die Kurve.— 2 Toke, 3 Schwer verlegte. Prüm(Eifel), 17. Aug. Erſt kürzlich hatte ſich zwiſchen Arzfeld und Irrhauſen ein ſchweres Autounglück ereignet, als ein mit jungen Leuten beſetztes Laſtauto verunglückte, wobei drei Tote und ſieben Verletzte zu beklagen waren. Nunmehr wird ein neuer ſchwerer Unfall gemeldet, der ſich auf der Strecke von Losheim nach Prüm zutrug. Wegen zu großer Geſchwindigkeit konnte ein mit 15 Perſonen be⸗ ſetzter Laſtwagen eine Kurve nicht voll ausfahren. Das Fahrzeug prallte gegen die Bäume der linken Straßen⸗ ſeite und ſtellte ſich vornüber auf den Kopf. Sämtliche In⸗ ſaſſen wurden auf die Straße geſchleudert. Ein Mann war auf der Stelle tot, ein zweiter ſtarb nach kurzer Zeit. Außerdem wurden drei Schwer⸗ und mehrere Leichtver⸗ letzte dem Krankenhaus zugeführt. Englands Botſchafter bei Graf Ciando. Rom, 18. Aug. Außenminiſter Graf Ciano empfing Donnerstag nachmittag den engliſchen Botſchafter Percy Lo⸗ raine. Die längere Unterhaltung galt der internationalen Lage und trug informativen Charakter. Der 21. Jioniſtenkongreß eröffnet. Genf, 17. Aug. Der 21. Zioniſtenkongreß Grand⸗Theater von dem Präſidenten der zioniſtiſchen Weltor aniſation, Profeſſor Weizmann, eröffnet, der in ſeiner Begrüßungsanſprache hervorhob, daß ſich die Lage der Juden in der Welt ſeit dem letzten Kongreß, der 1937 in Zürich ſtattfand, weiter ſehr verſchlechtert habe. Im Zu⸗ ſammenhang mit der Paläſtinafrage unterſtrich der Red⸗ ner ſeine Loyalität gegenüber England. Bei der Erwäh⸗ nung der Toten des Zionismus gedachte er anſchlietzend der engliſchen Soldaten, die in Paläſtina in Erfüllung ihrer Pflicht gefallen ſeien. Bei der Erwähnung der großen Freunde des Judentums hob Weizmann beſonders die Verdienſte des Präſidenten Rooſevelt hervor und gedachte auch des Erzbiſchofs von Canterbury. Der engliſche Labour⸗ Abgeordnete Williams ſprach dann dem Kongreß Mut zu; die Lage ſei zwar ſchwierig, aber nicht hoffnungslos. wurde im Marſchall Pekain beendete ſeinen Ferienaufenthalt. Der franzöſiſche Botſchafter in Spanien, Marſchall Pe⸗ tain, iſt von ſeinem Ferienaufenthalt an der franzöſiſchen Riviera an der franzöſiſch⸗ſpaniſchen Grenze eingetroffen und hat die internationale Brücke von Hendaye nach Irun überſchritten. Auch der franzöſiſche Generalreſident in Ma⸗ rokko, General Nogues, trat die Rückreiſe an. Der Todestag Andrea Hlinkas. Das flowakiſche Volk gedachte ſeines vor Jahresfriſt verſtorbenen Vorkämpfers, Msg. Andrea Hlinka. Am Mor⸗ gen fanden in allen Städten und Dörfern Trauergottes⸗ dienſte ſtatt. Im Preßburger Dom hatte ſich zu feierlichem Requiem das geſamte Diplomatiſche Korps eingefunden. Der Schauplatz der offiziellen Feierlichkeiten war Roſen⸗ berg, von wo aus Hlinka durch viele Jahre ſeinen aufrech⸗ N führte und wo er auch ſeine letzte Ruheſtätte und. Neues Unwekker in den Dolomiken. a Mailand, 18. Aug. In den Dolomiten gingen neus ſchwere Unwetter nieder. Erdrutſche hatten zwiſchen Klauſen und Brixen die Brennerſtraße an ſieben Stellen unterbrochen, doch konnte mit einem Aufgebot von Trup⸗ pen der Verkehr wiederhergeſtellt werden. Im Funestal hat der gleichnamige Fluß eine Zementbrücke weggeriſſen, wobei ein junger Mann ertrank. Die Straße nach Tiers iſt an acht Stellen verſchüttet worden. Auch in Sarntal verurſachte das Unwetter eine längere Verkehrsunterbre⸗ chung. Korfanky an den Folgen einer Operaklon geſtorben Warſchau, 17. Auguſt. Der bekannte Aufſtändiſchenfüh⸗ rer aus der Zeit der Kämpfe um Oberſchleſien, Korfanty, der auch im innerpolitiſchen Leben Polens eine Rolle ge⸗ ſpielt hat, iſt am Mittwoch abend in einer Warſchauer Klinik an den Folgen einer Operation geſtorben. einer der Vorf terri Schu grün wird derw geno Fer r 1 W ae enn — I eie ansg0g ne ins Bel Badiſche Chronik Heidelberg.(Vermißt.) Die 73jährige Eliſabeth Herbold, die zuletzt am 5. Auguſt in Kleingemünd angetrof⸗ fen wurde, wird ſeit zwölf Tagen vermißt. Zuletzt hat ſie geäußert, ſie wolle in ein Krankenhaus gehen. Vor der Großen Woche. (). Baden⸗Baden. Im Renndorf Iffezheim vor der Toren der Stadt Baden-Baden iſt es lebendig geworden. Pferdeſonderzüge ſind unterwegs, jeder Tag bringt neue Pferde, und ſie kommen nicht nur aus Frankfurt und Hoppe⸗ garten, ſie kommen auch über den Rhein aus Frankreich, ſie kommen ferner über die Alpen aus Italien, ſie kommen: aus der Schweiz und aus Ungarn. In der Zwhiſchenzeit ſchla⸗ gen die Rennberichterſtatter aller großer Zeitungen, die Renn⸗ ſtallbeſitzer, die Rennreiter und die Trainer ihr Hauptquartier in Baden⸗Baden auf, iſt der Reichsrundfunk mit ſeinen gro⸗ ßen Uebertragungswagen erſchienen, ſtellen ſich Filmleute und all jene ein, die das ſportliche und allgemeine Inter⸗ eſſe an der vollkommen verwandelten Stadk anlockt. Die „Große Woche“ nimmt am Sonntag, 20. Auguſt, ihren Anfang. An den Renntagen ſelbſt reißt in den frühen Nach⸗ mittagsſtunden die Kette der Wagen nicht mehr ab. Abends, nach dem Rennen, wen die Sonderzüge längſt abgedampft ſind, zeigt ſich zurück das gleiche Bild: Die vielen Zehntau⸗ ſende von Beſuchern kehren heim nach Baden⸗Baden, um nun all die geſellſchaftlichen und künſtleriſchen Ueberraſchungen zu genießen, die die Weltkurſtadt in dieſen für ſie lebhaften Wochen ihren Gäſten in noch viel ſtärkerem Maße als ſonſt ſchon bietet. (J)) Motorradunfall auf der Reichsautobahn. Auf der Reichsautobahn Karlsruhe— Pforzheim kam ein Motorrad ins Schleudern. Hierbei wurde der Fahrer leicht, der Sozius⸗ fahrer ſchwer verletzt. Beide wurden ins Krenn 6 ver⸗ Pracht. () Oensbach b. Achern.(mit dem Motorrad tödlich verunglückt.) Auf der Heimfahrt von der Ar⸗ beſtsſtätte ſtieß der 28jährige ledige Maurer Albert Würtz mit eirem Perſonenkraftwagen zuſammen und verunglückte tödlich. () Naſtatt.(Hundert Raſtatter Kinder in Baden⸗ Baden.) Durch Vermittlung der NS.⸗Volkswohl⸗ fahrt fahren täglich 100 Kinder von Raſtatt zur Erholung in den Sonnengarten nach Baden⸗Baden. Der Transport er⸗ folgt durch die Reichsbahn bis Baden⸗Oos und von dort mit einem Sonderzug der Straßenbahn nach dem Ferienhort. Während des ganzen Tages werden die Buben und Mädel, die ſich alle im ſchulpflichtigen Alter befinden, von vier ge⸗ ſchulten Kräften und vier Arbeitsmaiden betreut. Nach Ab⸗ lauf der Kurzeit, die jetzt begonnen hat, werden wiederum 100, Kinder für weitere vier Wochen nach der Kurſtadt ge⸗ ſchickt. Den erbolungsbedürftigen Jleinen ſtehen Liegewieſen, Spielplätze und große Planſchbecken zur Verfügung. Zuſam⸗ men mit den Raſtatter Kindern ſind im gleichen Hort 180 Jugendliche aus Baden⸗Baden untergebracht. Freiburg.(Aus dem anfahrenden Zug ge⸗ ſtürzt.) Im Bahnhof Littenweiler entſtiegen zwei Frauen dem letzten aus Richtung Donaueſchingen kommenden Per⸗ ſonenzug, der bereits nach Freiburg zur Weiterfahrt angefah⸗ ren war. Die ältere der beiden Frauen ſtürzte und geriet unter die Räder des Zuges. Den ſchweren Verletzungen iſt die Frau noch in der Nacht erlegen. O Säckingen.(Hotzenwald ſoll dem Wander⸗ verkehr mehr erſchloſſen werden.) Der Hotzen⸗ wald, jener Teil des Schwarzwaldes, der ſich vom Feldberg nach Süden bis an den Hochrhein zieht, gehört immer noch zu den wenig bekannten Gebieten des großen Waldgebieles am Oberrhein und doch verdient jene großräumige Landſchaft mit ihren herrlichen Tannenwäldern, der Felſenwildnis, der tief eingeſchnittenen Täler und den einzigartigen Fernſichten auf der Höhe einen ſtärkeren Beſuch. In den 17 ſeit Jah⸗ ren gehenden Beſtrebungen, den Touriſtenverkehr auf dem Hotzenwald zu heben, hat nunmehr der Schwarzwaldverein einen Schritt vorwärts getan. Auf einer Beſprechung, zu der der Präsident des Schwarzwaldvereins dieſer Tage die Vorſitzenden der in Frage kommenden Zweig vereine nach Un⸗ terriſchwand eingeladen hatte, wurde bekannt, daß der Schwarzwaldverein die Wanderwege im Hotzenwald einer gründlichen Nachprüfung unterziehen will. Damit verbunden wird der Plan eines ſtärkeren Ausbaues der dortigen Wan⸗ derwege. Gleichzeitig ſoll eine einheitliche Markierung vor⸗ genommen werden. N vod Hav GSI Kt 11 Dieſe fragwürdigen neuen Freunde konnten nich genug bekommen— immer neuer Wein kam auf den Tiſch. Silverius war aber bereits in einer Verfaſſung daß kleine Erkenntniſſe ſich raſch verflüchtigten. Den Alkohol hielt ihn ſo feſt im Bann, daß er die bunte Ge⸗ ſellſchaft mit in ſeine Wohnung ſchleppte. Längſt graute der Morgen, als er ſie wieder hinausvarf. „Vergiß nicht, Silverius, wenn du den Severin brauchſt, an der Ecke in der Kneipe kannſt du immer meine Adreſſe erfahren. Gutes Auftreten, ſprachgewandt, akade⸗ miſche Vorbildung! Alles, was du brauchſt, ift vorhanden Spezialfach kngang mit feinen Herrſchaften— von mir Matt und zerſchlagen an Körper und Seele ſaß Sil⸗ verius in ſeiner Wohnung und ſtarrte auf das Bild ſeiner ehrenwerten Eltern, ſtarrte auf das Buch, das er ſchon eit vielen Jahren las, die Geſchichte des Dreißigjährigen Krieges. Während er ſo ſaß, fielen ihm die Augen zu. Das Deckenlicht brannte weiter. Silverius' Schultern kanten zufammen. Ein Häuſchen Elendl Stoßend und Jöhnend ſchlief er ein. N 3 Frau Buberfki, die am Morgen mit der Aufwarbefron lam, um die Wohnung e ele eee dee. erer lr ſelte verſchlafen, ſah die dicke, aufgeſchwommie Baberſki au zukommen und es ſich gefallen, daß f ſich ließ N 2 ———————ç—ç—ðp; Zeltſtadt bei Moorenbrunn Unſere Politiſchen Leiter in Nürnberg. NSG. Wie bereits mitgeteilt, beziehen die am Reichs⸗ parteitag teilnehmenden Politiſchen Leiter des Gaues Baden in dieſem Jahr bei Moorenbrunn in der Nähe des Bahnhofs Fiſchbach wiederum ein großes Zeltlager. Nachdem die Badener in Nürnberg die ganzen Jahre hindurch in der Hauptſache in Maſſenquartieren der Stadt Untergebracht geweſen waren, gingen ſie 1938 zum erſtenmal in das Zelt⸗ lager. Dies bedingte für manche Lagereinrichtungen fürs erſte mehr oder weniger behelfsmäßige Löſungen. In dieſem Jahr wird ſich nun die Zeltſtadt in einer in vielerlei Hinſicht ver⸗ vollkommneten und moderniſierten Anlage präſentieren. Das Gelände, auf dem ſpäter das Lager für den Reichsarbeits⸗ dienſt ſtehen wird— die Politiſchen Leiter ſollen dann ihr endgültiges Lager in der Nähe der Kdß.⸗Stadt beziehen— wurde planiert, feſte, geteerte Lagerſtraßen wurden angelegt, ſaubere Be⸗ und Entwäſſerungsanlagen, verbeſſerte Waſch⸗ vorrichtungen und ſteinerne Abortanlagen geſchaffen. Alle Einrichtungen zur ärztlichen Betreuung der Lagerinſaſſen ſind vorhanden. Die Zelte ſind neuzeitlicher und geräumiger als die vorjährigen, mit Pritſchen und Roſten ſowie elektriſchem Licht. Die Feldküchen werden gut untergebracht. Für die Feierabendgeſtaltung wird ein großes Zelt mit Wirtſchafts⸗ betrieb aufgeſchlagen, in dem Muſikzüge und geſchloſſene KdF.⸗Gruppen auftreten können, und zwar werden die Abende aus den Kreiſen heraus geſtaltet werden. Sportliche Vor⸗ führungen, die von den Marſchteilnehmern beſtritten werden, und Filmvorführungen werden das abwechſlungsreiche Pro⸗ gramm vervollſtändigen. Ueber das ganze Lager verteilt ſich ein Netz von Lautſprecheranlagen. Die Politiſchen Leiter des Gaues werden in dieſem Jahr beſonders aktiv hervortreten. Beim traditionellen Appell der Politiſchen Leiter auf der Zeppelinwieſe ſtellt Baden allein 300 Muſiker und Sänger ſowie 750 Hoheitsfahnen. Am Fackelzug der Politiſchen Leiter find 600 Badener be⸗ teiligt. Schließlich ſei noch die Piſtolenmannſchaft erwähnt die vor einigen Wochen bei dem Gaupiſtolenſchießen in Hei⸗ delberg ermittelt wurde und ſich mit den beſten Mannſchaften. der anderen Gaue im Reichsſchießen der Politiſchen Leiter meſſen wird. Aus den Nachbargauen Schweres Anglück am Bahnübergang Frau und drei Kinder vom Kleinbahnzug überfahren. Hachenburg, 16. Aug. Ein ſchweres Anglück ereig⸗ nete ſich an dem ſchrankenloſen Bahnübergang kurz vor der Station Oberhakterk, wobei eine Frau und drei Kin⸗ der zum Teil lebensgefährliche Verletzungen davonkrugen. Frau Wilhelmine Müller aus Oberhaktert, die mit drei Kindern auf einer Mähmaſchine ſaß, wollte noch vor dem herankommenden Kleinbahnzug die Gleiſe überfahren. Die Zugkühe waren bereits jenſeits der Schienen, als die Mäh⸗ maſchine mit den vier Perſonen von der Lokomotive des Zuges erfaßt und mehrere Meter weit mitgeſchleift wur⸗ den. Die Frau trug lebensgefährliche Verletzungen davon und liegt in bedenklichem Zuſtand im Krankenhaus Sel⸗ ters, wo auch zwei der Kinder mit erheblichen Verletzungen eingeliefert wurden. Das dritte Kind konnte mit leichten Verletzungen wieder entlaſſen werden. Schwere Meſſerſtecherei Ein Toter und ein Schwerverletzter. — Oberkochen, Kr. Aalen. Zu einem Streit, der einen blutigen Ausgang nahm, kam es in einer hieſigen Wirtſchaft. Einige Gäſte gerieten miteinander in einen Wortwechſel, der ſchließlich in eine Meſſerſtecherei ausartete. Dabei wurde einer der Beteiligten, ein Straßenbauarbeiter, von ſeinem Gegner in den 1 geſtochen, wobei die Schlagader durch⸗ ſchnitten wurde. Der Mann verblutete, ehe ihm Hilfe ge⸗ bracht werden konnte. Ein anderer erhielt mehrere Stiche in den Hals und mußte ins Aalener Krankenhaus gebracht werden. Ein weiterer Beteiligter wurde feſtgenommen. i a Im Streit erſtochen. Nachts kam es vor einer Wirt⸗ ſchaft in Eſſen⸗Steele zu einer folgenſchweren Auseinander⸗ ſetzung, in deren Verlauf der 19jährige Felix Retz aus Eſſen⸗Kray den 32jährigen Johann Werding durch einen Meſſerſtich in den Hals tötete. Retz, der in eine Auseinander⸗ ſetzung zwiſchen Werding und ſeinem Freunde eingegriffen hatte, zog im Verlauf des Handgemenges ſein Taſchenmeſſer und brachte Werding den tödlichen Stich bei. Der Täter wurde feſtgenommen. bekam er auf den Kopf, und heiße Milch wurde ihm ein⸗ geflößt, Purgirmittel mußte er ſchlucken. Das Gejammer von Frau Buberſki nahm kein Ende. „Sehen Sie, Herr Verwalter, ſolche Sachen könnten nicht paſſieren, wenn Sie eine Frau hätten. Sie brauchen keine Angſt zu haben, daß ich dabei an mich denke— bei Gott nicht! Obwohl ich nicht die ſchlechteſte für Sie wäre. Sie könnten von mir aus die ganze Nacht ausbleiben. Aber wenn Sie nach Hauſe kämen, würde ich Sie be⸗ muttern!“ Silverius lag im Bett und gab keine Antwort. Er ſpürte nur den Atem der Frau, die unaufhörlich redete. „Ja— ja— ja!“ jammerte er leiſe. Frau Buberſki hörte ein Ja. Ihr fettes Geſicht bekam einen freudigen Glanz. Sie klammerte ſich an dieſes kleine Wort. „Ja, wirklich? Sie wollen mich heiraten?“ ſtammekte ſie, zu Tränen gerührt.. Silverius ſchüttelte verneinend den Kopf.; „Nein, Frau Buberfki!“ 22 Frau Buberfkis Weſen war im Augenblick verändert Sie gab Schaufel und Beſen, die am Boden lagen, mit dem Fuß einen Stoß, daß ſie mit Gepolter und Gektirr iu die Ecke flogen, riß ſich die Arbeitsſchürze vom Leib und knallte ſie vor Silvertus Bett auf den Boden. „Sol Dann ſoll auch eine andere Frau Ihre Wohnung hältlich. Loleale Nadi ocliau heimer tödlich abgeſtürzt. In Gletſch(Kanton Wallis) vermißte man ſeit Sonntagabend den Hotelgaſt Hermann Hildebrand aus Mannheim. Die am Montag und Dienstag durchgeführten Nachforſchungen blieben erfolglos. Im Laufe des Mittwoch entdeckte nun eine Suchkolonne die Leiche des Abgeſtürzten am Kleinen Siedelhorn, das ſonſt als nicht ſehr gefährlich gilt. Hildebrand muß ſich in dem am Sonntag herrſchenden Nebel verſtiegen haben und dann abgeſtürzt ſein. UI Verkehrsunfall. In der Nacht fuhr auf der Rhenania⸗ ſtraße in Mannheim⸗Rheinau ein Kraftradler gegen einen aus entgegengeſetzter Richtung kommenden Straßenbahnwagen der Linie 16. Der Kraftradler wurde zu Boden geſchleudert wodurch er ſich ſchwere Kopfverletzungen zuzog. Mit dem Sanitälskraftwagen der Feuerlöſchpolizei wurde der Ver⸗ letzte ins Städtiſche Krankenhaus geſchafft. Die Schuld ſoll den Kraftradler ſelbſt treffen, weil er unvorſichtig gefah⸗ ven ſei. ** — Das Obſt aus Nachbars Garten. Es wird häufig, gefragt, ob man Obſt pflücken und behalten darf, das vom Nachbargrundſtück herüberhängt. Nach den Paragraphen 910 und 911 des BGB. kann der Eigentümer eines Grundſtückes Zweige, die von einem Nachbargrundſtück herüberragen, ab⸗ ſchneiden und behalten, wenn er dem Beſitzer des Nachbar⸗ grundſtückes eine angemeſſene Friſt zur Beſeitigung gegeben hat und die Zweige in dieſer Friſt nicht beſeitigt ſind. Früchte, die von einem Baume oder Strauche auf ein Nachbargrund⸗ ſtück fallen, gelten als Früchte dieſes Grundstücks, wenn ag nicht dem öffentlichen Gebrauche dient. „Notwendiger Abbau nicht„unſittlich“. Ein Streit⸗ fall, dem das Arbeitsgericht grundſätzliche Bedeutung beimaß, drehte ſich um die Frage, ob eine Firma einem Handelsver⸗ treter, der 14 Jahre lang redlich und nach beſtem Vermögen für ſie gearbeitet hatte, ohne weiteres kündigen dürfe. Der klageführende Handelsvertreter war der Auch, die Kün⸗ digung verſtoße in ſolchem Maße gegen Treu und Glauben, daß ſie als unſittlich zu bezeichnen und darum nichtig ſei. Er verlangte mit ſeiner Klage, daß das Arbeitsgericht die Kündigung für unwirkſam erkläre oder zum min deten die Firma zur Zahlung einer angemeſſenen Kündigungsentſchä⸗ digung verurteile. Die Rechtfertigungsgründe der beklagten Firma veranlaßten das Arbeitsgericht ſedoch, die Klage aus folgenden Erwägungen abzuweiſen. Die Kündigung des Ver⸗ treterperhältniſſes durch die Beklagte— ſo führte das Ge⸗ richt in ſeinem Arteil aus— wäre nur dan nichtig, wenn ſie geradezu unſittlich wäre. Das ſei jedoch nicht der Fall; vielmehr müſſe der Firma das Recht zugeſtanden werden, ihren Vertretern zu kündigen, wenn die Verkaufsorganiſation der Entwicklung des Betriebes nicht mehr entſprochen habe und erneuerungsbedürftig geweſen ſei. Eine derartig begründete Kündigung ſei nicht rechtsunwirkſam und könne der Firma nicht als ein zum Schadenerſatz verpflichtender Vertrauens⸗ bruch ausgelegt werden. Wer einen Vertrag abgeſchloſſen habe, könne ihn auch durch Kündigung wieder löſen und zwar ſelbſt dann, wenn die Kündigung für den anderen Teil — wie in dieſem Falle— unbillig hart ſei. Die unbillige Härte einer Zündigung habe nämlich nur dann rechtliche Be⸗ deutung, wenn der Gekündigte im Arbeiter- oder Angeſtell⸗ tenverhältnis zum Kündigenden geſtanden habe And Du? 15 Millionen ſtehen im Luftſchuß. f Der a ed zählt heute über 15 Mllllonen Mitglieder. Faſt 1 Million ehrenamtlicher Amtsträger ſetzen ſich dafür ein, daß die Bevölkerung vor den Gefahren aus der Luft bewahrt bleibt. 1 das ganze Volk um⸗ faſſende Gemeinſchaft des zivilen uftſchutzes ſteht neben der abwehrbereiten Armee. Es gilt, den Krieg im Frieden zu gewinnen! enn die vielen Millionen Volksgenoſſen freiwillig ihren Beitrag zum Ausbau des Luftſchutzes leiſten, ſollteſt auch Du Deine Dankbarkeit dadurch beweiſen, daß Du die Arbeit des RLB wenigſtens durch den Kauf von Luft⸗ ſchutzloſen unterſtützt. Ein Los koſtet 50 Pfennig; dafür können 25000 Mark gewonnen werden. Wer ein Doppel⸗ los für eine Mark erwirbt, hat Ausſicht auf einen Gewinn von 50 000 Mark. Die Loſe ſind bei den Dienſtſtellen des Reichsluftſchutzbundes und im öffentlichen Loshandel er⸗ er ein freundliches Wort, ein ſchmerzſtillendes Mittel, einen tröſtenden Zuſpruch auf baldige Geneſung. Die Kranken lagen halb aufgerichtet im Bett, oder ſie ſtanden oder ſaßen an den langen Tiſchen im Speiſeſaal und unterhielten ſich über Profeſſor Hartleb. Sie liebten ihn alle. „Iſt er verheiratet?“ fragte einer. Der Angeredete zuckte mit den Schultern. „Weiß ich nicht.“ Ein alter Magenkranker, hager und gebückt, kam hinzu: „Ich glaube nicht, daß er verheiratet iſt, ſonſt wär' er nicht ſchon in der Frühe immer ſo gut aufgelegt!“ Sie lachten. 5 „Na ja! Haſt du eine Ahnung, wie mich meine Frau ſchon in aller Frühe ſchikaniert: Wo warfſt du denn geſtern abend? Wer war denn da alles dabei? Das mit dem Kegelabend hört überhaupt auf! Da wird immer nur ge⸗ ſoffen. Na, und wo ihr nachher hingeht, das kann ich mir ja denken!— Und jetzt huſteſt du wieder! Und der Kaffee ſchmeckt dir nicht! Wann mußt du heute ins Büro gehen? Und wann kommſt du vom Büro zurück? Vergiß nicht, mir ein Paket Haarnadeln mitzubringen! Und telephonier' erſt die Einzelz i. ente— Vite lacken Sie wach mit der Patienten doch die Frieda an; es koſtet ja nichts, wenn du im Büro telephonierſt! Na, meine Herren“— mit dieſen Worten ſchloß er ſeine ehelichen Reminiſzenzen—„iſt das nich ſchon geuug zum Frühftecks“ mit feinem Stabe im Kranken⸗ Seine Augen fuchten den Platz, wo Brieftasche hieigelegt hatte. Seine Brief⸗ nicht mehr dort Er fragte Schweſter Olga, ob e 1 979725 Zimmer etwas veründert worden ſei. Sie ver⸗ . f „Zuerſt werden die großen Säle geſcheuert und ſpäte; 1 immer.“* Genter en bien Reben der Zukunft Gute Ausſichken in der deutſchen Kebenzüchtung— Trauben- qualität und Krankheitswiderſtand der Pflanzen wird geſteigert Von Dr. B. Husfeld Reichsbeauftragter für die Rebenzüchtung Ness Man hätte mit Recht erwarten dürfen, daß die Rebe, die den edlen Wein ſpendet, jenes köſtliche Geſchenk des Himmels, zum ausgeſprochenen Liebling der Götter erklärt und von dieſen gegen alle Fährniſſe der mißgünſtigen Um⸗ welt gefeit worden wäre. Leider iſt das keineswegs der Fall. Die Unbilden der Witterung, vor allem Spät⸗ und Frühfröſte, ſchmälern nur allzu häufig die Erträge der Kul⸗ turrebe; die verſchiedenſten Pilzkrankheiten, in erſter Linie der Falſche Mehltau. zerſtören ihre Blätter und Beeren, und gierige Inſekten, hauptſächlich die Reblaus, ſaugen ihr die Lebensſäfte aus Blättern und Wurzeln. Wenn ſich der Menſch nicht ſchützend vor die Kulturrebe geſtellt hätte, ſo wäre ſie zweifellos heute in weiten Gebieten des Erdballs verſchwunden, und manches alte, kulturell hochſtehende Weinbaugebiet gehörte lediglich noch der Geſchichte an. Aber man erkannte rechtzeitig die Gefahren und ging ihnen mit techniſchen Bekämpfungsmaßnahmen aller Art energiſch zu Leibe. Die direkten Bekämpfungsmethoden haben allerdings nicht zur Ausrottung der Gegner führen können. Sie müſ⸗ ſen immer und immer wiederholt werden und koſten daher bis heutigen Tages viel Zeit und Geld. Gibt es denn aber nicht andere Bekämpfungsmöglich⸗ keiten? Kann man denn nicht Kräfte mobiliſteren, Quellen energiſcher Abwehr erſchließen, die die Pflanze ſelbſt aufweiſt, oder die in ihr möglicherweiſe noch ruhen und erſt geweckt werden müſſen? Kann man auf dem Wege der Züchtung zu neuen Kulturrebformen gelangen, in denen größte Widerſtandsfähigkeit gegen Umweltseinflüſſe und Paraftten mit höchſter qualitativer und quantitativer Ertragsleiſtung vereinigt ſind? Dieſe und ähnliche Gedan⸗ kengänge bewegen die Gemüter der europäiſchen Fachleute ſeft der Invaſion der Reblaus und des Falſchen Mehltaus in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Europa bis auf den heutigen Tag. Mit wahrhaft revolutionärem Schwung gingen ſchon damals einige wackere Pioniere an die Verwirklichung dieſer Aufgabe. Obwohl ſeitdem durch Kreuzung amerikaniſcher wilder Rebarten— meiſt weit⸗ gehend widerſtandsfähig, aber ſonſt ſehr minderwertig— mit der Kulturrebe einige tauſend Baſtarde erſter Kreu⸗ zungsgeneration entſtanden ſind, konnte keine dieſer„Neu⸗ züchtungen“ die oben angeführten Forderungen umfaſſend erfüllen. Der Grund? Nun, ſeit Wiederentdeckung der Men⸗ delſchen Geſetze der Vererbung iſt es erwieſen, daß ſich eine derartig ſchwierige Kombinationszüchtung keinesfalls in der erſten Kreuzungsgeneration durchführen läßt, ſondern ſich zweckmäßig der zweiten Kreuzungsgeneration bedient; erſt in ihr zeigt ſich die Wirkung des zum Entſtehen der geeig⸗ netſten Typen notwendigen bunten Kombinationsſpiels. Dem züchteriſchen Genie eines Er win Baur iſt es zu danken, daß dieſe Prinzipien auch in die deutſche Reben⸗ . Eingan. und ihr damit neuen Auftrieb gegeben haben. Auf em Gelände des Kaiſer⸗Wil⸗ helm⸗Inſtituts für Züchtungsforſchung in Müncheberg (Mark), das zum Andenken an ſeinen großen, leider ſo früh verſtorbenen Gründer„Erwin⸗Baur⸗Inſtitut“ genannt worden iſt, befinden ſich heute 15,5 ha Rebfläche mit rund 100 000 Sämlingsſtöcken. Die meiſten von ihnen entſtammen zweiten Generationen aus Kreuzung amerika⸗ niſcher und europäiſcher Reben und haben ſich in ihren jüngſten Stadien nach künſtlicher Infektion mit Erfolg gegen den Falſchen Mehltau gewehrt. Nun werden ſie haf die verſchiedenſten anderen wertbeſtimmen⸗ den Eigenſchaften ausgeleſen. Dann gibt es dort größere Sämlingsgruppen, die durch Rückkreuzung ſolcher Baſtarde, ſofern ſie ihre e d keit ſicher vererben, mit der Europäerrebe entſtanden ſind, eine wichtige züchteri⸗ ſche Maßnahme, um bei Beibehaltung größter Kranthelts⸗ reſiſtenz vor allem die Traubenqualität zu ſtei⸗ gern. Der modernſte Zuchtweg, der in Müncheberg durch langwierige und zunächſt wenig Erfolg zeigende heute aber ſehr erfolgreiche Verſuche entwickelt wurde, iſt in der Reſi⸗ ſtenzzüchtung auf reiner Kulturrebenbaſis zu erblicken, alſo ohne jegliche Einkreuzung amerikaniſcher Wildformen, die ja manche unerwünſchte Eigenſchaften in die Kreuzungen hineinbringen.. Es beſteht auf Grund des heutigen Standes dieſer Zucht⸗ arbeiten für den Eingeweihten nicht der geringſte Zweifel, daß ſo in abſehbarer Zeit die erwünſchten Zu⸗ kunftsreben geſchaffen ſein werden, zumal heute ſämtliche Rebenzuchtſtellen des Großdeutſchen Raumes— im ganzen ſind es neun— dem großen Ziele energiſch zu⸗ ſtreben, nachdem ſie durch ihren Zuſammenſchluß in der „Reichsrebenzüchtung“ unter einheitlicher Ausrich⸗ tung durch einen vom Reichsernährungsminiſterium ein⸗ geſetzten Reichsbeauftragten eine ganz andere Stoßkraft als bisher erhalten haben. So werden wir oder unſere Nach⸗ fahren eines Tages von dem uns lieb gewordenen alten Riesling, dem Sylvaner, dem Burgunder Abſchied nehmen müſſen, aber ohne dabei eine Träne zu vergießen. Denn es ſind neue Reben ſorten im Kommen, die nicht nur keine Seuchenbekämpfungs⸗ maßnahmen mehr erfordern, ſondern die auch in Qualität und Quantität ihrer Produkte den alten Rebſorten gegen⸗ über zum mindeſten nicht nachſtehen werden. Fahrt ins Obſtland Nicht umſonſt bezeichnet man die Abhänge des Oden⸗ waldes und Schwarzwaldes als den Garten Deutſch⸗ lands. Und faſt will es ſcheinen, daß die feſtliche Stim⸗ mung, welche augenblicklich zur Zeit der Obſternte die Natur beherrſcht, auch die Bewohner ergriffen hätte. Aeberall be⸗ gegnen uns frohe Menſchen, vornehmlich Frauen, den Obſt⸗ ſammelſtellen zuſtrebend. Ihre Geſichter ſind vom Brand der Auguſtſonne gerötet, aber trotzdem tragen ſie den Aus⸗ druck der Freude über den Segen, den ihnen eine gütige Natur dieſes Jahr in beſonderem Maße geſpendet hat. Vor ſich her ſchieben ſie den Handwagen voll beladen mit Pfir⸗ ſichen, Frühäpfeln, Birnen und in Mittelbaden insbeſondere mit den berühmten Bühler Zwetſchgen. In einer Markthalle. Wir beſuchen den größten aller badiſchen Obſtmärkte in Bühl zur Marktzeit, die ſich über nur wenige Stunden im Tage erſtreckt. Vor den Toren ſtauen ſich die Wagen. Jeweils zwei kommen mit unglaublicher Behendigkeit über ein großes Blech an die Schnellwaage. In dem Rieſenraum der Markthalle verſchwinden die erſten Wagen buchſtäblich in der gähnenden Leere. Aber dann füllt 15 ſich zuſehends. Von allen Eingängen rücken die Wagen heran, ſtellen ſich nebeneinander auf, lange Reihen bilden ſich, durch die wir nun ſtaunend ſchreiten und mit Wohlbehagen den köſtlichen Duft einatmen, der den rieſigen Obſtmengen entſtrömt. Zehn⸗ tauſend bis Dreizehntauſend Zentner werden hier täglich ab⸗ gefertigt. Es iſt zwar die größte Abfertigungsſtelle im Land, doch auch die anderen Stellen in Achern, Weinheim uſw. ſind auch nicht zu unterſchätzen. Auf dem Mahnhof. Ein Schnellaſtwagen nach dem andern jagt dem Bahnhof u, richtiger geſagt, dem Obſtbahnhof, denn Bühl kann ſich rühmen, einen ſolchen zu heſitzen, Zeit iſt Geld⸗ Bis zum nächſten Mittag ſolleſt die heute gepflückten und gekauften Zwetſchgen auf dem Mittagstiſch in Berlin, in Hamburg, in Dresden, vielleicht ſogar in Königsberg erſcheinen. Aus der entgegengeſetzten Richtung kommen Kraftwagen und Fuhrwerke— zahlreich ſind hier die Ochſengeſpanne ver⸗ treten— mit ganzen Türmen von neuen Spankörben be⸗ laden. Dieſe Laſtwagenfahrer ſind wahre Akrobaten ihres Berufes. Vorwärts, rückwärts, zentimeterſcharf an den Dut⸗ zenden von kleinen Handwagen vorbei. And doch vollzieht ſich alles mit einer Selbſtverſtändlichkeit, raſch, jedoch ohne nervöſe Haſt. Ein langer Zug ſteht da. Es iſt der O b ſt⸗ Expre ß, der ſich hinſichtlich der Geſchwindiakeit mit jedem Schnellzug meſſen kann und vielleicht der ſchnellſte Güterzug von ganz Europa iſt. Sein Zielbahnhof iſt Berlin mit einem Flügelzug nach Hamburg. Einzelne Wagengruppen — fahren nach Schleſien, Königsberg uſw. An bekannten Sta⸗ tionen mit internationalem Verkehr wird der Obſtzug ſtolz vorüberdonnern, er hält nur an ebenfalls großen Obſtbahn⸗ höfen, wie z. B. in Weinheim oder, dort, wo Wagengrup⸗ pen abgekuppelt werden müſſen. Außer dem Obſt⸗Expreß verlaſſen täglich noch drei weitere Obſtzüge Bühl.— Zum Schluß beſichtigten wir noch einen mit dem Obſtbau zuſam⸗ menhängenden Nebenbetrieb, der deutlich zeigt, wie durch die Pflege des Qualitäts⸗Obſtbaues auch andere Zweige der Wirtſchaft befruchtet werden: Eine Spankorbfabrik. Auf dem Hofe liegen die Baumſtämme, aus denen in er⸗ ſtaunlich kurzer Zeit Spankörbe werden ſollen. Zunächſt ſchneidet eine maſchinell angetriebene Säge von dieſen Stäm⸗ men Rollen herunter und zwar in der Länge, wie man ſie nachher für die Herſtellung eines Spankorbes von etwa 10 kg Inhalt braucht. Eine Schälmaſchine dreht die Rolle gegen ein ſcharfes Meſſer und ſchält das Holz herunter. Zu meh⸗ reren aufeinandergeſchichtet werden daraus in einer weiteren Maſchine die einzelnen Späne, die Beſtandteile des Spankor⸗ bes, geſchnitten. Nun beginnt die in mehrere Arbeitsgänge aufgelöſte Handarbeit der Spankorbherſtellung. Verblüffend ſchnell vollzieht ſich dieſe und wird meiſtens von Frauen er⸗ ledigt. Zum Schluß erhält der Spankorb durch die Heft⸗ maſchinen die notwendige Heftung, ein Arbeitsvorgang, der nur wenige Sekunden beanſprucht. In ganz kurzen Zwiſchen⸗ räumen öffnet ſich eine zum Hofe führende Türe und heraus tritt ein Mädchen mit einer Beuge Körbe, größer als ſie ſelbſt. Sie bringt ſie auf den Lagerplatz, wo ſie von det Beſtellern abgeholt werden. — Hinten anſchließen! Das Oberlandesgericht Hamburg hat die Verurteilung eines Kraftfahrers wegen Verſtoßes gegen ſeine Pflichten als Verkehrsteilnehmer beſtätigt, der ſich vor einer geſchloſſenen Bahnſtrecke nicht der Kette der hal⸗ tenden Fahrzeuge anſchloß, ſondern ſich neben dieſe ſetzte, um beim Hochgehen der Schranke die anderen Wagen über⸗ holen zu können. Als dann die Kette anfuhr, mußte er wegen des entgegenkommenden Verkehrs doch in die Kette hinein⸗ fahren, und dabei beſchädigte er einen anderen Wagen. Int dem Urteil heißt es, daß der Angeklagte die nötige Rückſicht auf die anderen Verkehrsteilnehmer habe vermiſſen laſſen. Er hätte kein Recht darauf, vor den anderen Wagen üben den Bahnübergang zu fahren. Hätte er ſich der Kette hinten angeſchloſſen, ſo wäre der Zuſammenſtoß nicht erfolgt, den demnach auf das undiſziplinſerte Verhalten des Angeklagten zurückzuführen ſei. Marktberichte Monuheimer Schweinemarkt v. 17. Auguſt. Anfuhr und Preiſe: 200 Ferkel, bis ſechs Wochen 13 bis 19, über ſechs Wochen 20 bis 32; 125 Läufer 36 bis 45 Mark. Markt⸗ verlauf ruhig. 5 Mannheimer Getreidegroßmarkt v. 17. Auguſt. Sämk⸗ liche Notierungen unverändert. Die Reichsbank Mitte Auguſt Berlin. In der zweiten Auguſtwoche hat ſich, wie aus dem Reichsbankausweis vom 15. Auguſt 1939 hervorgeht, die Kapitalanlage der Bank um 240 auf 9662 Millionen erhöht. Dieſe Neubeanſpruchung iſt auf den Mediobedarf und den Steuerbedarf zurückzuführen und hat dazu ge⸗ führt. daß die in der erſten Auguſtwoche erfolgte Entla⸗ ſtung von 49,4 vH auf 8,4 vH abgeſunken iſt. In der zwei⸗ ten Juliwoche verringerte ſich die Abdeckung der zuſätzlichem Ultimoſpitze von 53,3 oH auf 19,7 oH und in der zweiten Juniwoche von 83,3 vH auf 6,2 vH. Der Deckungsbeſtand an Gold und Deviſen beträgt bei einer geringfügigen Zunahme 77 Millionen Mark. Auf der anderen Seite hat ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 94 auf 8705 Millionen Mark und an Scheidemünzen um 25 auf 1817 Millionen Mark ermäßigt, derjenige an Rentenbankſcheine⸗ um 1 Mil⸗ lion auf 373 Millionen Mark erhöht. Mithin ſtellt ſich der geſamte Zahlungsmittelumlauf auf 10 895 Millionen RM gegenüber 11012 Millionen Mark am 7. Auguſt, 10 500 Millionen Mark am 15. Juli 1939 und 8301 Millionen Mark am 15. Auguſt 1938. Braune Amtliche Bekanntmachungen Akten mappe Todes-Anzeige. In tiefer Trauer: Mhm.-Seckenheim, 17. August 1939. Gott, dem Allmächtigen, hat es gefallen, unsere liebe Mutter, Großmutter, Schwester und Schwägerin 1 Marie Gronp uu. im Alter von 59 Jahren in die Ewigkeit abzurufen. Familie Max Gropp Familie Dr. Alfred Gropp Familie Dr. Ernst Gropp Elise Gropp. Die Beerdigung findet Sonntag Nachmittag 3 Uhr vom Trauerhause, Zähringerstraße 43 aus statt. der Stadt Maunheim auf der Straße Ilvesh.-Feudenh. Oeffentliche Erinnerung. gefunden, Abzuh. Die nachſtehend aufgeführten, aus Offenhurgerstr. 64. dem Monat Juli 1939 her⸗—— rührenden Gebühren werden bis 3 ſpäteſtens 18. Auguſt 1939 zur Tüchtige Zahlung an die Stadtkaſſe Mann⸗ heim fällig Gemeindegerichtsgebühren, Miet⸗ einigungsamtsgebühren, Tiefbau⸗ Toba Finnüberin geſucht. Ver ſäumnisgebühr in Höhe von 2 v. H. der Schuldiggkeit zu entrichten. Der Schuldner hat außerdem die mit hohen Koſten verbundene wangsvollſtrechung zu erwarten, ine beſondere Mahnung jedes einzelnen Säumigen erfolgt nicht. Stadtkaſſe. zu verkaufen. amtsgebühren, Feuerverſicher⸗ 34 ungsgebühren, Desinfektions⸗ eee 5 N Dis. gerichtsgebühren. 8 An dieſe Zahlungen wird erinnert. Zwetſchgen Wer nunmehr nicht bis ſpäteſtens und. 22. Auguſt 1939 Zahlung leiſtet, Gaishirtle hat nach den Vorſchriften der bad. zu verkaufen. Hemeindebetreibungsordnung eine Kloppenheimerskr. 33. duften Engelbert Ditsch, Breiſacherſtr. 12. Hngere Honors mit guter Allgemeinbildung und Gewandtheit in rechnerischen Arbeiten. 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Auguſt 1939. des Turnerbund„Jahn“ als leiſce der gere den Vri leick Hot jun Her hin Ang geſt ihm spre Eri! eini meh nem men ihm deu eine Tro Läckh Geh ſchn trau ſchen Schl ver! Wa die Schnur aus dem Waſſer und warf ſie See.„Und Sie glauben“, ſagte er dann ſpöttiſch,„Sie glauben, daß ich fetzt, nach Illuſtrierte Beilage zum„Neckar⸗Bote“. Erika erzühlt eine Beſchichte Von Jo Hanns Rösler. Vries Andergeſt nahm heute ſchneller, als er gewöhnt war, ſein Frühſtück. Ein leiſer, warmer Regen fiel auf die Terraſſe, der See hatte einen hellgrünen Schimmer, gerade das richtige Wetter für einen lei⸗ denſchaftlichen Angler. Schon wollte ſich Vries Andergeſt erheben und mit einer leichten Verbeugung an den anderen Hotelgäſten vorüberſchreiten, als eine junge Dame auf ihn zutrat. „Wollen Sie mich nicht mitnehmen, Herr Andergeſt?“—„Mitnehmen? Wo⸗ hin?“—„Auf den See. Ich habe mein Angelzeug ſchon bereit.“ „Mit Vergnügen.“ Man ſah Ander⸗ geſt keineswegs das Vergnügen an, das ihm die Begleitung der jungen Dame ver⸗ sprach. Er erinnerte ſich nur, daß ſie Erika hieß, und daß er geſtern abend einige Tänze mit ihr getanzt hatte. Wohl mehr aus Zufall, da ſie unweit von ſei⸗ nem Tiſch mit ihren Eltern Platz genom⸗ men hatte. Aber auch dann, wenn Erika ihm die Erfüllung einer Sehnſucht be⸗ deutet hätte, liebte Andergeſt keineswegs eine Frau im Boot, während er angelte. Trotzdem erklärte er mit einem höflichen Lächeln:„Mit Vergnügen. Kommen Sie! Gehen wir.“—— Zwei Stunden ſchon ſaßen ſie im ſchmalen Boot. Die Angelruten hingen traurig in der Windſtille, und auch zwi⸗ ſchen den beiden Menſchen hatte ein Schweigen Platz gegriffen, das ſo eng verwandt iſt mit der Einſamkeit des Waſſers an ſtillen Stellen. Vries Andergeſt brach endlich das Schweigen.„Sie lieben die Fiſchwaid?“ fragte er.„Ich finde Angeln entſetzlich!“ „Aber—?“ Erika bog ſich lachend zurück.„Warum ſehen Sie mich ſo er⸗ ſtaunt an, Andergeſt? Glauben Sie wirk⸗ lich, ich bin mit Ihnen auf den See ge⸗ fahren, um zu angeln?“ „Natürlich glaubte ich das.“ Erika ſtrich ſich eine dichte Strähne ihres Haares aus der Stirn.„Sie ſind ein wundervoller Menſch, Andergeſt“, ſagte ſie,„Sie gefallen mir ausgezeichnet. Vom Angeln mögen Sie etwas verſtehen, aber von Frauen und fungen Mädchen verſtehen Sie nichts.“ Andergeſt ſchwieg. Verärgert zog er in einem weiten Bogen wieder in den Ihrer liebenswürdigen Einladung— i n m em m nach Ihrer deutlichen Aufforderung“ Ice „Ich glaube es nicht. Aber Mama glaubt es. Sie möchte mich gern ver⸗ heiraten. Deswegen ſind wir dieſen Sommer hierher gefahren. Da erſchienen Sie auf der Bildfläche. Sie gefielen Mama ſofort. Außerordentlich ſogax. Sie ſind reich, wir ſind arm. Iſt es da nicht ſelbſt⸗ 5 verſtändlich, daß mir Mama ſofort ein Angelzeug kaufte und mir befahl, mit Ihnen angeln zu gehen?“ Andergeſt ſah erſtaunt auf Erika.„Ich bewundere Ihre Offenheit.“ „Sie brauchen ſie nicht zu bewundern.„Wenn ich mit Mamas Plan einig geweſen wäre, hätte ich beſtimmt ge⸗ ſchwiegen.“—„Ich gefalle Ihnen alſo nicht?“ und beobachtet uns. Sehen Sie dort drüben im Schilf die kleine Hütte? Dort wartet jetzt Papa. Und wenn alles nichts nützt, ſoll ich punkt zwölf Uhr, wenn die Glocken der Bergkapelle läuten, ins Waſſer fallen. Sie werden mich retten, ich werde dabei meine Arme um Sie legen— Papa und Mama nahen im Boot— die ganze Situation— Sie verſtehen?“ „Und warum tun Sie es nicht? Warum verraten Sie mir alles?“ 5. Sie lächelte in ſich hinein.„Weil ich mein Glück nicht — ich habe es mir anders vorgeſtellt— ich bin vielleicht noch ſehr dumm, ich glaube noch an die Liebe.“ Sie hielt den Kopf geſenkt, eine leichte Röte lief über ihre Stirn. Aufnahme: Mauritius— M. Wer Euſtiges Spiel am Strande f t dt tt ütttddtttdtttattdadtzadteudtittürkddtaudtutdtnddtadt ü bitt d „Schade“, ſagte Andergeſt,„vielleicht wäre der Plan doch gelungen.“—„Mit einer Lüge? Niemals!“ Andergeſt legte ſeinen Arm um ſie und zog ſie an ſich. „Was tun Sie! Wenn Mama uns ſieht!“ Andergeſt küßte ihren roten Mund.„Mama ſoll glau⸗ ben, daß ihr Plan gelungen iſt“, ſagte er.„Ich freue mich, einen ehrlichen Menſchen gefunden zu haben. Und wenn du es nicht gerade lächerlich findeſt, möchte ich dich fragen, ob du meine Frau werden willſt.“—— Im Hotel wartete die Familie mit Ungeduld auf Erikas Rückkehr. Immer wieder trat die Mutter auf die Terraſſe. Endlich tauchte das blaue Kleid Erikas zwiſchen den Hecken auf. Die Mutter eilte ihr entgegen. „Wir haben uns ſo um dich geſorgt, Erika. Wo warſt du denn?“ 5 „Auf dem See. Angeln mit Andergeſt.“ „Mit Andergeſt? War das nicht der Herr, mit dem du geſtern tanzteſt?“ a „Ja, Mama.“—„Und er hat dich eingeladen?“ „Ich habe mich ſelbſt eingeladen. Er gefiel mir!“ Die Mutter ſchüttelte entſetzt den Kopf.„Ihr jungen Mädchen heutzutage! Und wir hatten ſchon Sorge, daß dir etwas geſchehen iſt.“ „Es iſt auch etwas geſchehen, Mama.“ „Um Gottes willen, Was?!“ „Ich habe mich ſoeben mit Andergeſt verlobt.“ Die Mutter ſtand faſſungslos.„Verlobt? Mit An⸗ dergeſt? Aber ihr kennt euch doch erſt ſeit geſtern! Wie iſt denn das alles ſo ſchnell gekommen?“ Erika ſtrahlte:„Ich habe ihm eine kleine, erfundene Geſchichte erzählt, die ihm gut gefallen hat!“ Du ſollſt du ſein Von Hans Bethge. Das menſchliche Ideal bei den Grie⸗ chen hieß„ſchön und gut“. Wer ſchön und gut war, erſchien ihnen vollkommen. Nun, wer vom Schickſal als ſchöner Menſch erſchaffen iſt, hat vor den anderen viel voraus. Man ſieht ihn gern, wo er erſcheint, man bringt ihm überall Inter⸗ eſſe entgegen, man zeichnet ihn aus, man verzeiht ihm mehr als den anderen. Wer ſchön iſt, ſchreitet gleichſam wie ein Triumphator durch den buntſcheckigen Reigen der Menſchheit. Man braucht nicht erſt zu ſagen, wel⸗ chen Gefahren er auf dieſe Weiſe aus⸗ geſetzt iſt. An keinen tritt das dunkle Schickſal mit ſo tändelnder Grazie, mit ſo roſigen Fallſtricken heran wie an den ſchöngebildeten Menſchen. Iſt man häß⸗ lich, ſo iſt es bei Gott leicht, tugendhaft zu ſein. Wer ein ſchönes Geſicht hat, iſt überall der Verſuchung ausgeſetzt— und oft welcher Verſuchung! Es erfordert einen ganz beſonders geſtählten Charak⸗ ter, es erfordert die Fähigkeit des Wider⸗ ſtandes gegen tauſend verführeriſche Lockungen, wenn man ſich die holde Aureole des Glücks um ſein Haupt be⸗ wahren will. Die wenigſten bringen dieſe Feſtig⸗ keit des Charakters auf. Es gibt Männer, für die lediglich der äußere Charme einer Frau Bedeutung hat. Sie lieben die Frauen um ihrer be⸗ törenden Erſcheinung willen; es ſchmei⸗ chelt ihnen, ſich mit ſolchen ſchönen, ge⸗ pflegten Geſchöpfen öffentlich zu zeigen; ein Strahl der Bewunderung, die der reizenden Geſtalt an ihrer Seite gilt, fällt auch auf ſie— ſie fühlen ſich beneidet und ſonnen ſich ſelbſtgefällig in der Schönheit der von vielen begehrten Frau. Sie neh⸗ men die oft recht trübe Kehrſeite eines ſolchen, auf vorwiegend äußeren Be⸗ ziehungen aufgebauten Verhältniſſes mit in den Kauf: Die beſonders ſchöne Frau pflegt auch beſonders ſchwierig, beſon⸗ ders launenhaft, meiſt auch von beſon⸗ ders kühlem Herzen zu ſein. Das Inter⸗ eſſe für ihr eigenes Ich, für ihre Kleider, für die Pflege ihrer ſchimmernden Haut, für Flirt und Sichzurſchauſtellen nimmt ſie viel zu ſehr in Anſpruch, als daß für tiefere Regungen des Herzens noch viel übrigbliebe. ſich ganz der flimmernden Schönheit einer Frau verſchreibt und Genüge an dem äußeren Glanz findet— nun, er muß es wiſſen, ob es ihn befrie⸗ digt, ob ſein Inneres dadurch ausgefüllt wird. Aber er darf ſich nicht wundern. wenn eines Tages ſein ganzes ſchönes, auf den ſinnlichen Reiz des Auges er⸗ bautes Luftſchloß wie ein Plunder in ſich zuſammenſinkt. Denn die Schönheit iſt vergänglich. Eines Tages tritt eine Veränderung in dem geliebten Antlitz, in den verehrter Formen des edlen Körpers ein; die Veränderung wird zum Verfall, oft ſchneller, als man es ahnte— und wenn dann bei dem enttäuſchten Manne nichts weiter übrig⸗ bleibt als nur die ſchmerzliche Erinnerung an einen hoff⸗ nungslos verblichenen Glanz, ſo ſtellt ſich ſchnell ein ſee⸗ liſcher Katzenjammer ein, und die Liebe des Mannes wird eingeſargt in Gleichgültigkeit, Verſtörtheit, Abneigung. Die einſt ſo ſchöne Frau aber fühlt ſich namenlos elend in ihrer Einſamkeit. Die Griechen hatten recht, wenn ſie als menſchliches Ideal ihr„ſchön und gut“ hinſtellten. Schön allein iſt nicht genug— viel wichtiger iſt die ſchöne Verfaſſung des inneren Menſchen. Die Pflege des Charakters, die Ver⸗ tiefung des Wiſſens, die Verfeinerung der ſeeliſchen Ge⸗ nüſſe— wo dieſe inneren Dinge ſich in geiſtiger Ordnung vollziehen, da iſt ein wahrhaft harmoniſcher, ein innerlich ſchöner Menſch zu begrüßen, und wenn das Schickſal es will, daß er einmal ſeine äußeren körperlichen Reize ein⸗ büßt, ſo bleibt genug in ihm übrig, um ihn auch weiterhin verehrenswert, ja liebenswert erſcheinen zu laſſen. Der innerlich ſchöne Menſch kann ſeinen Charme nie ganz ver⸗ lieren, er iſt gefeit gegen den Anſturm des Alters ur Wie Schickſals, er iſt der wahre Triumphator über des ein. i Häßlich? O nein— er kann wohl ſeine Schönheit ſchwinden ſehen, aber der Ausdruck ſeines Weſens kann niemals häßlich ſein. Es iſt ja der Geiſt, der ſich den Körver baut. 5 S . 1 2 Die Fahne Norchs Eine wahre beſchichte aus dem Weltkriege Von Karl Bielig. 23. Auguſt 1914. In der Nähe von Neidenburg mar ſchiert das Jägerbataillon Nr 1 über die ſtaubigen Stra⸗ ßen. Voran die Offiziere, eifrig im Geſpräch. Das ganze Bataillon blickt nach vorn. Kanonendonner rollt ihm ent⸗ gegen. 5 Leiſe rauſchen die Blätter der Straßenbäume im Som⸗ merwind. Kaum ein Jäger hört den zärtlichen Ton Zwei Pferdekadaver liegen im dunklen Klee. Keiner ſchaut hin. Vorn iſt eine Schlacht im Gange, und das Bataillon mit dem verpflichtenden Namen„Graf Yorch von Wartenburg“ wird teil daran haben. Immer näher kommt die Truppe dem Lärm des Ge⸗ fechts. Schon iſt das gleichmäßige Knattern der Maſchinen⸗ gewehre zu vernehmen. Da ſprengt ein Reiter auf das Bataillon zu. Ein Offizier. Schweiß rinnt über ſein Ge⸗ ſicht, als er haſtig mit dem Führer der Truppe ſpricht Zweimal zeigt ſein Arm nach rechts. Wenige Minuten ſpäter geht das Bataillon in breiter Schützenlinie ins Gefecht. Die Offiziere vor der Front. Ueber Aecker und Wieſen geht es einem breiten Wald⸗ ſaum zu. Da ſind ſie auch ſchon im Walde. Jetzt klatſchen Ge⸗ wehrgeſchoſſe in die Bäume. Der Lärm der Geſchütze iſt ganz nahe. Der Waldſtreifen iſt ſchmal. Im Laufſchritt erreichen die Jäger den Rand. Hinter Stämmen, im Dickicht liegen ſie. Granaten peitſchen vor ihnen die hell⸗ braune, trockene Erde eines Ackers hoch. Vom Feind iſt nichts zu ſehen. Die Offiziere ſchauen durch die Gläſer.— Da erhebt ſich drüben eine lehmbraune, niedrige Wand. Gewehre ſtacheln darüber hinaus, die Sonne blitzt ſekundenlang auf einem Bajonett. Ein ſcharfer Ruf:„Viſier achthundert! Schützenfeuer!“ Da fährt auch ſchon das Feuer der Jäger aus dem Wald. Die Maſchinengewehre raſſeln los. Das Batail⸗ lon Männer ſchlägt mit eiſernen Armen zu. Vier Gra⸗ naten ſpritzen noch vor den Jägern auf, dann ſehen ſie nur noch die Ruſſen. Mit langen Sprüngen eilen ſie heran. Das Feuer reißt Lücken über Lücken. Man ſieht die Offi⸗ ziere vor den Linien. Jetzt werden auch die Geſichter deut⸗ lich, braun und verzerrt. So raſen ſie ins Schnellfeuer der Jäger. Da, die Jäger konnten dem Feind gerade ins Auge ſehen, da zerflattert die Wand, bricht zuſammen, beult ſich aus nach hinten, zerreißt, zerſchmilzt, flutet zurück. Die Jäger ſtürmen. Ueber das Leichenfeld raſt der Gegenſtoß. Feuer ſchlägt ihm entgegen, ein Maſchinen⸗ gewehr rattert los. Noch ſteht die ruſſiſche Linie. Aber der Wucht des deutſchen Angriffs müſſen die Ruſſen weichen. Hier und dort harter Kampf, Mann an Mann. Ein Jäger entwindet einem Ruſſen einen Fahnenſchaft. Er iſt ſchwarz, alt und ohne Tuch. Da heben die Ruſſen die Arme, werfen die Gewehre fort und kämpfen nicht mehr. Ein Offizier faßt nach der Achſelllappe eines gefange⸗ nen Ruſſen und ſagt mit ſtrahlendem Lachen unter Staub und Schweiß:„Petersburger Garde!“ Der Feind rührt ſich nicht. Der Jäger Awe von der dritten Kompanie bringt den eroberten Fahnenſchaft zum „ Alle Offiziere ſchütteln dem Jäger die and. So eroberte das Jägerbataillon„Graf Yorck von Wartenburg“ das erſte ruſſiſche Feldzeichen, das im Welt⸗ kriege in deutſche Hände fiel. *. Hundertzwei Jahre früher. In einem kleinen Zimmer in Tauroggen geht ein Mann auf und ab. Harten Schrittes, die Hände auf dem Rücken, das ſcharfgeſchnittene Geſicht im Sinnen gebeugt, ſo wandert er vor der Kerze auf dem Tiſch hin und her. Es iſt der Generalleutnant von Norck, der Führer des erſten preußiſchen Korps, das an der Seite franzöſiſcher Truppen mit nach Rußland gezogen war. Aber man ſchreibt 1812, und die Namen Moskwa und Bereſina gei⸗ ſtern eiskalt und blutig durch die Reihen der großen Armee. Porck, dem Befehl ſeines Königs folgend, hatte Moskau nicht brennen ſehen, und das Eis der Bereſina hatte keinem ſeiner Soldaten todeskalt ans Herz gerührt. Wohl hatte ſein Korps gekämpft, aber wenn es jetzt mit den Reſten der großen Armee heimkehrte, dann war es un⸗ beſiegt, ein diſziplinierter Truppenkörper. Das alles überdenkt der General. Von draußen hört er die Schritte ſeiner Leute, Hufſchlag von Pferden. Ge⸗ ſprächsfetzen. Seine Hand zittert nicht, als er ſie zur Stirn führt. Er weiß, jetzt iſt ſeine Lage ernſt. General Die⸗ bitſch, Preuße wie er ſelbſt, liegt ihm mit einem ſtarken Detachement Ruſſen gegenüber. Das wäre das ſchlimmſte nicht, er könnte ſich durchſchlagen, müßte alterdings viel Gerät zurücklaſſen. Aber da iſt das Angebot Diebitſchs. abzufallen, zu den Ruſſen zu gehen, ſein Korps Preußen als Kern eines neuen Heeres zu erhalten; eines Heeres, das vielleicht ſchon bald gegen Napoleon ins Feld zu marſchieren hat. Horcks Herz ſchlägt einen Takt raſcher, wenn er an die Leiden Preußens denkt. Er brennt darauf, den Feld⸗ zug zu erleben, der ganz Deutſchland ſeine Freiheit zurück⸗ geben ſoll. Und doch: er iſt Soldat, er hat ſeinem König zu gehorchen. Sein König will, daß er bleibe, wo er hin⸗ geſtellt wurde. Er bleibt ſtehen und ſieht in die Flamme. Die Erinne⸗ rung an ſo manchen ſchweren Tag wird in ihm lebendig. Pflicht und immer wieder Pflicht. Gegen den König, gegen das Vaterland. Das Vaterland? War er wohl dem Vaterland untreu, wenn er jetzt ſeine Truppen an die Seite der Freunde Preußens brachte, wenn er jetzt von Napoleon abfiel. Ein Klopfen an der Tür. Vorck blickt auf. Seine Adjutanten. Es treten ein von Seydlitz und von Röder. Tapfere, heißblütige Offiziere. Morck liebt ſie, aber nie verläßt ihn dienſtlicher Ernſt. So fragt er ruhig:„Was bringen Sie, meine Herren?“ Röder tritt einen Schritt vor.„Exzellenz! General Diebitſch läßt mitteilen, daß er Euer Exzellenz Gefühle würdige. Er wird zum Abſchluß der Konvention in der von Dohna erſcheinen. Es werden alſo nur Preußen an⸗ weſend ſein.“ Horck nickt.„Viele Preußen dienen drüben. Es ſind nicht die ſchlechteſte e es vorzogen, unter allen Um⸗ ſtänden gegen Nap. zu kämpfen.“ Er ſchweigt, ſieht ſeinen Offizieren wie ſorſchend in die Augen. Faſt leiſe ſagt er:„Iſt es wohl richtig, was ich tue?“. Aber er fordert keine Antwort. Was für Entſchlüſſe er in ſeinem Leben auch immer gefaßt hat, ſtets hat er nur ſein Gewiſſen um Rat gefragt. So ſagt er nur:„Ihr habt gut reden, ihr jungen Leute, mir altem wackelt der Kopf auf den Schultern!“ „Exzellenz, unſer Vaterland...“ Sepdlitz kann nicht weiterſprechen, es würgt ihm in der Kehle. Da ſieht Norck die beiden Männer noch einmal lange an. Es iſt, als ſpinne ſich ein leichtes Lächeln um ſeine Mundwinkel. „Seydlitz, holt mir einen Mann, der es verſteht, eine Fahne zu machen!“ Etwas erſtaunt ſalutiert Seydlitz und geht. Yorck geht wieder auf und ab, Röder ſteht in der Ecke und ſchweigt. Seydlitz iſt raſch wieder da mit einem bärtigen Unter⸗ offizier, der ſtramm vor ſeinen General hintritt. „Kann Er ſchwarzes Tuch für eine Fahne, Schaft und alles, was dazugehört, beſorgen? Kann Er auch eine ordentliche Fahne machen? Und ſchnell?“ Zeichnung: Harder— M. Der Ruſſe trägt die morſche Seide einer ſchwarzen Fahne, auf der in deutſchen Buchſtaben ſteht:„Auf gute Kameradſchaft“. Horcks Stimme iſt hart, wie immer, wenn er mi ſeinen Leuten ſpricht.„Jawohl, Exzellenz!“ „Alſo, Er nimmt ſchwarze Seide, ſchwarze und ſil⸗ berne Franſen. Mit weißen Buchſtaben kommen die Worte darauf: Auf gute Kameradſchaft! So etwa!“ Der General zeichnet mit dem Finger einen leicht geſchwunge⸗ nen Bogen auf die Tiſchplatte.„Und nehme Er einen anſtändigen Schaft dazu. Verſtanden? Späteſtens um neun Uhr iſt Er hier mit der fertigen Fahne!“ Als der Mann das Zimmer verlaſſen hat, ſagt Norck zu den Offizieren:„Sie haben mich verſtanden, meine Herren! Seydlitz, teilen Sie General Diebitſch mit, daß ich zehn Uhr in der Poſcherunſchen Mühle ſein werde. Sie, meine Herren, begleiten mich.“——— In der Mühle verhandeln die beiden Generäle lange miteinander. Yorck kommt es darauf an, ſein Korps zu retten, wenn der König die eigenmächtig abgeſchloſſen⸗ Konvention nicht billigen ſollte. Diebitſch ſagt ihm dam freien Abzug zu. Endlich unterſchreibt Yorck das Schriftſtück, das einer von Diebitſchs Offizieren aufgeſetzt hat. Seine großen Augen ſcheinen weit in die Ferne zu blicken. Er wendet ſich um.„Seydlitz, die Fahne!“ Als von Seydlitz hinausgegangen iſt, wendet ſich Clauſewitz zu Norck:„Das, was Euer Exzellenz eben taten, wird einſt als eine der kühnſten Taten der Geſchichte gewürdigt werden“. Ohne ein Wort blickt Yorck ihn an. Da kommt auch ſchon Seydlitz mit der Fahne. Porck nimmt ſie in die Linke und wendet ſich zu Diebitſch.„Dies, mein General, ſei das Zeichen unſerer Treue! Ich hoffe, mit Ihnen zu⸗ ſammen unter Fahnen wie der da noch manche Bataille gegen den gemeinſamen Feind ſchlagen zu können!“ Die Generäle umarmen einander. Leiſe raſchelt die Seide der Fahne, die von nun an die Ruſſen führen. Ihr Schatten fällt auf das Schriftſtück, mit dem eine neus Epoche preußiſcher Geſchichte beginnt. Immer noch glüht die Auguſtſonne auf Preußen Die Schlacht iſt beendet, die Ruſſen ſind ver nichtend geſchlagen. Auch die Ortelsburger Jäger mar⸗ ſchieren ihnen nach. Nur ein Sanitätskommando iſt zu⸗ rückgeblieben, um die Toten zu beſtatten. f Einer der Sanitäter dreht die Leiche eines ruſſiſchen Offiziers um und bemerkt eine ſeltſame Wulſt unter dem Waffenrock. Er knöpft ihn auf. Auf ſeinem Körper trägt der Ruſſe die morſche Seide einer ſchwarzen Fahne. auf fab deutſchen Buchſtaben ſteht:„Auf gute Kamerad⸗ ſchaft!“, Es wird feſtgeſtellt, daß das Tuch zu dem Schaft ge⸗ hört, den der Jäger Awe zwei Tage vorher einem Ruſſen aus der Fauſt rang. Es iſt die Fahne Norcks von Tauroggen. Hundert Jahre ſpäter hatte die Gabe ihren Sinn verloren, die Fahne mußte in die Hände des Gebers zurückgelegt wer⸗ den. Yorck von Wartenburg war lange tot, aber ſein Regiment lebte. So legte eine höhere Fügung die Fahne, die Verkörperung ſoldatiſcher Geiſtigkeit, in die Hände derer zurück, die als Truppe ſeinen Namen führte. Feldern. Die Geſchichte ſpielte vor einigen Jahrzehnten in einer Zeit, da noch die Mühlen an den Dorfbächen klapperten und um die Waſſergerechtſame oft ein erbitterter Kampf entbrannte. Da war auch ein Dorfmüller, der lebte mit ſeinem Nachbar, dem Bauer Hünnes, in Fehde. Die Feindſchaft war ihnen von den Eltern vererbt worden und wurde darum heiliggehalten, und hätte doch wohl keiner von ihnen ſagen können, worin ſie begründet war Aber ſie wurde gepflegt, wie ſich das zwiſchen zwei hartnäckigen Bauern gehört. Nun lag die Mühle nicht unmittelbar am Bache, ſondern wurde durch einen Graben geſpeiſt, der in den Wieſen oberhalb des Mühlteiches ab⸗ zweigte. Und dieſe Wieſen gehörten dem Hünnes. Da ſchloß der Bauer, unter dem Vorgeben, ſeinen Wieſen würde zuviel Waſſer entzogen, das Schütt zum Mühlen⸗ graben, ſo daß auch kein Tröpflein mehr durchrann. Das Rad ſtand ſtill, und die Mühle ſah hungrig ins Land. Was nutzte es dem Müller, daß er zu den Gerichten lief; ein Aktenſchimmel hat Zeit, zumal, wenn er vom gegne⸗ riſchen Anwalt am Schwanze feſtgehalten wird. Der Mül⸗ ler tobte, und ſein Nachbar jubilierte; und der Haß zwi⸗ ſchen den Höfen flammte lichterloh. Darüber kam die Erntezeit. Der Roggen ſtand in Stiegen und wartete auf die Einfahrt. Tag für Tag arrten die hochbeladenen Erntewagen durchs Dorf. Nur der Wieſenbauer nahm ſich Zeit. Und das ſollte ihm übel bekommen. Denn eines Nachmittags, als ihn ein Eil⸗ brief ſeines Anwaltes in die Stadt gerufen hatte, zog ſich das Wetter, das ſchon einige Tage gedroht hatte, zu einem Landregen zuſammen. Der Himmel ſtand voll ſchwerer Wolken. Wehe dem Korn, das noch nicht unter Dach war. Der Müller ſtand am Fenſter und ſah frohlockend in das drohende Wetter und auf die Felder des Hünnes. Aber da fiel ein Tröpflein Wermut in den Becher ſeiner Freude und vergällte ihm den Trank, an dem er wohlig ſchlürfte. Es ging ums Brot! Ums heilige Brot, das da verfaulte und verdarb. Da trat auch ſchon ſeine Frau ins Zimmer:„Die Frau Hünnes ſpannt die Pferde an; ſie will aufs Feld..“ Er kämpfte einen heißen Kampf. Die Liebe ums Brot rang wider den Haß des Blutes. Wortlos ſah er ins Feld. Er meinte den Ruf der Aecker und das Singen der Aehren zu vernehmen. Tauſend Stimmen riefen und zogen ihn. Eine Schwäche überkam ihn. Willenlos verließ er das Zimmer, immer noch umrauſcht vom Sang der Aehren. Wortlos trat er auf den Hof des Hünnes. Nahm der bangen Bäuerin Peitſche und Zügel aus der Hand, hieß die Frau und die Magd aufſteigen und jagte aufs Feld hinaus. In Haſt und Eile reichten die Frauen die Garben an; und er packte und ſchichtete, hoch und höher ſtieg die Fracht, und über ihnen hingen dräuend die Waſ⸗ ſer. Die Frauen warfen die letzten Garben auf den Poſcherunſchen Mühle mit den Herren von Clauſewitz und ſchwankenden Hügel. Der Müller warf den Baum dar⸗ m das heilige krjühlung von Wilhelm Cennemann 17 5 „Jüh! äber. Straffte und verknotete die Stricke die ſchwere Laſt rollte ins Dorf Ins weit geöffnete Scheunentor rollte der hohe Wagen da riſſen die Wolkenſäcke und warfen ihre Waſſer auf das trockene Jand.— Des andern Tags in aller Frühe erwacht der Müller von einem Rauſchen und Brauſen. Haſtig wirft er ſich in die Kleider und ſpringt hinaus. Eine Freude will aufſteigen, aber gleich zwingt er ſie nieder. Da ſteht auch ſchon der Hünnes vbr ihm:„Ich muß Euch Dauk ſagen. Nachbar. Das ſoll Euch nicht vergeſſen werden, und nun laßt uns unſeren Haß vergeſſen!“ Er reichte dem Müller die Hand. Aber deſſen Herz iſt noch verſteint. Mit harten Augen ſieht er über den Nachbarn hinweg.„Ich tat's nicht um Euch, daß Ihr's wißt. Ich tat's ums liebe Brot! Und da bleibt alles, wie es geweſen. Die Waſſer da ſehe ich nicht und höre ich nicht. Ich mahl nicht von Euren Gnaden! Nicht eher, als bis mir die Gerichte ein Recht geben.“ Wendet ſich kurz, ſpannt an und fährt in die Stad zu ſeinem Anwalt. Im Dorfe aber iſt's wie ein Feuel über die Höfe geflogen: der Mühlbach läuft, es wird wie⸗ der gemahlen! Und ſchon am Nachmittag fährt ein Kar⸗ ren vor die Mühle. Die Müllerin weiß nicht, ſoll ſie das Korn annehmen.. da kommt der Hünnes herüber „Schaffts in die Mühle, Frau, und ſtellt das Rad an!“ Und wirft ſelbſt das Korn zwiſchen die Steine. Und da geht ein Knarren und Stöhnen durch Rad und Gebäll. Die ſchweren Steine rucken und rütteln, und dann drehen ſie ſich mit Luſt über die rieſelnden Körner. Das Nad ſingt ſein altes Lied a Darüber kommt der Müller heim. Sein Anwalt hatte ihn froh geſtimmt, nun habe der Bauer ſich ſelbſt geſchla⸗ gen, nun ſei der Prozeß gewonnen. Und mehr erſtau als böſe, tritt er in die Mühle: Nein, das hätte ſeim Frau trotzdem nicht tun dürfen. Da ſieht er den Hünnes.„Was fällt Euch ein?!“ ruf er, und ſein Zorn wird wieder lebendig.„Was tut Ihe in meiner Mühle?“ ö „Was tatet Ihr auf meinem Acker?“ gegenfragt del „Ich tat's ums liebe Brot!“ n 1 luſtig. 082 und ſchaut dem Müller in die Augen:„Und meint nun immer noch nicht, daß wir verträglich ſein und einander„Guten Tag“ bieten ſollten? Nicht um Eu nicht um mich, nur ums liebe Brot, meine ich!“ iet und N Alſo hatte der Bauer dem Müller das eigene 879 5 en aus der Hand gerungen, daß er nicht mehr widerſpr konnte. Und da ihm nun zum zweitenmal die Hand ent gegengeſtreckt wurde, überſah er ſie nicht wieder.„Alſ9, da kommt mit hinein, daß wir einen Trunk darauf tun fagte er. So war wieder Friede zwiſchen den Höfen. Det Mühlſtaub flog wieder übers Land, die Waſſer 1 n und die Räder ſangen von Saat zu Ernte, Jahr um Jahr „Und ich auch; ſo ſind wir quittr“ Bleibt aber ſtehn 38 S r e N Fr eee r een, n die Ihr neue ßend ver- mar⸗ t zu⸗ ſchen dem trägt auf erad⸗ t ge⸗ uſſen ndert „die wer⸗ ſein ahne, ände fnete 1 die ſckene t der wirft reude ſteht Daul rden, Herz den Ihr“ „ wie re ich eher, inn Feuet 0 wie⸗ Kar- e das über: an! ud do ebäll. ehen Rad hatte eſchla⸗ ſtaunt ſeim 180 —— n (17. Fortſetzung.) Die letzte Fortſetzung ſchloß: Faſt bis Mitternacht hatte er dann zum Anziehen ge⸗ brauch! Zwar ſchmerzte ihn jede Bewegung, und er mußte noch oft innehalten, aber er ſchaffte es und lag dann an⸗ gezogen mit klopfendem Herzen im Bett und wartete. Da— lang hallte der Glockenſchlag durch die Nacht. Jetzt das Zeichen für Max! Zweimal ſchaltete Matthias kurz das Licht ein und aus. Dann erhob er ſich und ging zur Tür. Donnerwetter, die Knie zitterten aber noch mächtig. Wenn nur erſt die Treppe überſtanden wäre! Er öffnete langſam die Tür— leiſe, leiſe— dunkel und ſchwarz lag draußen der lange Gang. Die Schuhe hatte Matthias im Schrank liegenlaſſen. Einmal wäre es doch zur ſchwer geweſen, ſie anzuziehen, und dann machten ſie nur unnötiges Geräuſch. Bis zum Auto würde er ja auch in Socken kommen. Langſam taſtete ſich Matthias die Wand entlang. Ueber ihm, im anderen Stockwerk, waren Schritte zu hören. Am Ende des Ganges war auch oben ein Licht⸗ ſchein zu ſehen. Da mußte die Treppe ſein, und ſicher war es die Nachtſchweſter, die da über ihm ihre Patienten verſorgte. Nach unten war alſo der Weg frei. Matthias atmete tief auf. Jetzt lag nur noch die Treppe vor ihm. Zwei Abſätze waren es, jeder mit etwa zwanzig Stufen. Erſt fünf hatte Matthias geſchafft. Es war doch ein hartes Stück Arbeit. Völlig in Schweiß gebadet hielt er ſich am Geländer feſt, um auszuruhen. Schade, daß Mar nicht ins Haus gelangen konnte, um ihn etwas zu ſtützen. Jetzt tat auch noch die Seite mit der angebrochenen Rippe weh... Vielleicht wäre es geſcheiter, wenn er ſich für ein paar Sekunden einmal hinſetzte. Aber nein, weiter... weiter! Wie ſchwach man doch geworden iſt, dachte Matthias. Er ſtemmte ſich gegen die Tür. Verſchloſſen war ſie alſo wirklich nicht, aber plötzlich ſpürte er, wie der Gegendruck nachließ. Draußen ſtand wohl Max und half... Die Tür ging jetzt ganz auf, die kühle Nachtluft traf Mat⸗ thias faſt wie ein Schmerz. Vor ihm ſtand jemand Max? Matthias trat einen Schritt vor, da erkannte er erſt den Mann war nicht Max es war Doktor Wauer, der den Taumelnden, kurz vor dem Hinſchlagen, gerade noch in ſeinen Armen auffangen konnte. Um drei Uhr in der Nacht ſaß Wauer noch immer an Hauffs Bett. Nur die kleine Lampe auf dem Tiſch brannte. Wunderbar ſchnell und einfach hatte Dr. Wauer alles allein erledigt. Da es in Hauffs Intereſſe beſſer war, daß der nächtliche Zwiſchenfall überhaupt nicht zur Kenntnis der Schweſtern kam, hatte er den an der Tür Zuſammenbrechenden wieder in ſein Zimmer zurückge⸗ tragen, den Wutausbruch und die Beſchimpfungen Hauffs ruhig hingenommen, und als er erfuhr, daß dieſen draußen ein Hilfe erwartet hatte, war er noch einmal auf die Straße zurückgegangen, um den Mann nach Hauſe zu ſchicken. Er ſelbſt hatte dann Matthias Hauff behutſam wieder ausgezogen und jetzt.. ja, jetzt war nun auch das letzte Wort geſprochen. Es half ja nichts, Wauer hatte ſich dazu entſchließen müſſen, denn ſonſt fand dieſer nächtliche Vorfall vielleicht morgen ſeine Wiederholung oder Hauff machte andere Dummheiten, die der Zufall einer nächtlichen Heimkehr dann nicht mehr verhindern konnte. Nun war es alſo-geſchehen. Hauff wußte alles. Bleich und mit geſchloſſenen Augen lag Matthias in einem Bett. Das alſo war nun die Wahrheit! Wozu alſo jetzt noch eine Auflehnung gegen Wauer? Den hatte es doch genau ſo wie ihn getroffen. Und wie Habe ich meinen Haß gegen ihn genährt, dachte Matthias dann. Siehſt du mein Junge, dein Schatten iſt doch nicht groß genug geworden. Jetzt brauchen wir beide den Fallſchirm, um aus dem Schlamaſſel herauszukommen. „Kommen Sie, Doktor“, ſagte er und reichte im die Hand.„Ich weiß noch nicht, wie ich landen werde. Aber jetzt will ich erſt einmal bei Ihnen bleiben. Machen Sie mich geſund. Reparieren Sie das alte Fahrgeſtell. Und dann— wollen wir uns vertragen.. Ich danke Ihnen!... So, und nun will ich Ihnen noch eine an⸗ dere Geſchichte erzählen. Sechzehn Jahre und ein paar Monate liegt ſie zurück, und ſie hört ſich bei mir vielleicht etwas anders an als in Amerika von Herrn von Wangen⸗ helm. Das iſt kein Vorwurf für Sie, Doktor Aber ich glaube, daß ich Ihnen dieſe Erzählung ſchuldig bin, und wenn Sie nicht zu müde ſind Nein, Dr. Wauer war nicht zu müde. Er ſaß dicht bei Hauff. Seine großen dunklen Augen ruhten auf ihm. Ab und zu zog er die Bettdecke höher auf die Bruſt des Liegenden, gab ihm etwas zu trinken, und dann erfuhr er die Geſchichte aus dem Jahre 1920, die Geſchichte der Freundſchaft zwiſchen Viktor Spohr und Matthias Hauff, wie ſie begonnen und wie ſie geendet hatte. * Eine ganze Reihe von Tagen war vergangen. Aenne erwartete Klaus wie jeden Abend, wenn er von feiner Mutter zu ihr kam. Heute war ſie ihm ſogar bis zur Halteſtelle entgegengekommen. f War es ſchlecht von ihr, war es eine Treuloſigkeit ſchres Herzens, war es eine Unmenſchlichkeit, daß ſie ſich o ſchnell von Hauff fortgeſehnt hatte— ſie wußte es rfüllt von dem Größeren, von Neues gebracht. Nattbias war faſt wiederhergeſtellt, ud in 1 e e konten ſie vielleicht ſchon zu 5 Matthias, vrſcm 8 „Aenne, es iſt etwas ganz Tolles paſſiert!“ „Um Gottes willen, was iſt los, Klaus?“ „Ich muß morgen nachmittag nach Stuttgart fliegen, und du kommſt mit, Aenne— ich ſtarte in der Meiſter⸗ ſchaft!“ Dann erzählte er etwas zuſammenhängender, aber es dauerte noch eine ganze Weile, bis Aenne begriff, was geſchehen war. Uebermorgen war in Stuttgart der große Flieger⸗ tag, an welchem auch die deutſche Kunſtflugmeiſterſchaft ausgeflogen werden ſollte. Ganz überraſchend hatte vor⸗ hin die Verkehrsfliegerſchule bei Klaus in der Verſuchs⸗ anſtalt angerufen und ihn zur Teilnahme, zum Einſprin⸗ gen für den erkrankten Bayernmeiſter Langhorn, aufge⸗ fordert. Das war nun eine ganz große Chance für Klaus. Wenn auch die Meiſterſchaft ſelbſt für ihn unerreichbar war, denn gegen die alten Leute war ſein fliegeriſches Können nicht ausgereift genug, aber nur einmal mit dabei⸗ zuſein, das war ſchon ſehr viel. Morgen abend ſollte er hinüberfliegen, und Aenne konnte mitkommen. „Am Montag ſind wir wieder zurück. Und einen halben Tag kannſt du dich ſchon bei Hartmann frei machen. Freuſt du dich denn gar nicht, Aenne? Für mich iſt das doch beinahe wie das große Los!“ Natürlich freute ſich Aenne. Auch darüber, daß ſie mitfliegen konnte. 5 Es war ein ſtrahlender Sonntag. Stuttgart und die ganze deutſche Fliegerei hatten ihren großen Tag. Schwarz Zeichnung: Harder— M. Klaus ſah den Mann erſtaunt an. Von Hauff?„Haben Sie denn das einmal von Hauff geſehen?“ umſäumt von Zuſchauern war das Flugplatzgelände, Fahnen flatterten, Wimpel und Girlanden hingen über den Tribünen. Eine große Militärkapelle ſpielte, und in der Mitte des Platzes hielten ausgerichtet die Maſchinen der Bewerber. In der erſten Reihe der großen Tribüne ſaß Aenne unter den Zuſchauern. Das Fliegen in den Pflichtfiguren hatten die Meiſter⸗ ſchaftskandidaten ſchon hinter ſich. Zur Bewertung der Geſamtleiſtung fehlte jetzt nur noch das Kürprogramm. Ein herrliches Schauſpiel tollkühner fliegeriſcher Kunſt begann. Einer flog elegant, der andere hatte ſein Programm nur auf Schwierigkeit geſtellt. Drei Maſchinen waren ſchon geſtartet, und nun ſtartete Klaus auf einem grauen Sperber als Vierter. „Alles in Ordnung?“ rief er. „Fertig!“ kam die Antwort zurück. Der Propeller heulte auf. Ein kurzer Anlauf ge⸗ nügte, dann erhob ſich der Sperber, und das Spiel in den Winden begann. Als Grunlage benutzte Klaus die Figuren ſeiner Prü⸗ fung, aber als er nach den Turns zur Pirouette anſetzte, verlor er die Luſt, ſich an ein feſtes Programm zu halten. Unten ſaß Aenne. Ihr wollte er jetzt einmal zeigen, was er konnte! So fing er nun an zu improviſteren. Unten auf dem Platz ſahen die Flieger, die verſam⸗ melten Fachleute und die Tauſende von Zuſchauern, wie ein junger Mann, als Flieger noch gänzlich unbekannt, die ſchwierigſten Figuren meiſterte und mit unerhörtem Schneid ſein Programm vorführte. 5 Gerade fing Klaus die Maſchine in etwa 50 Meter Höhe weich und elegant wieder ab und warf einen kurzen Blick auf die Bordurhr. Herrgott.. er hatte noch eine halbe Minute Zeit! Gleich würde alles wieder vorbei ſein, und da wählte er als Abſchluß die große Glanz⸗ „ ſeiner die aus dem Rückenflug an⸗ etzte Landung. 5 hrte der Sperber in die Luft, drehte ſich in ſcharfer Wendung. Mit dem Kopf nach unten hängend, Klaus ver⸗ ſchwommen das Feld und die ee Drüben war die Tribüne, da mußte auch Aenne ſitzen. Er zählte jetzt.. fünf Sekunden, acht Sekunden— jetzt Gas weg! Der Wind zerrte pfeifend an der Verſpannung, als er die Maſchine kurz nach unten drückte, alles hing vom Aufſetzen ab. Ein kurzer Stoß, das Fahrgeſtell berührte ſchon den Boden. Klaus hielt das Steuer an ſich gepreßt, damit ſich der Schwanzſporn feſt gegen die Erde drückte. Er wollte keinen langen Auslauf. Schon hörte er das erſte Klatſchen des Publikums, die Muſik der Kapelle, zehn Minuten waren um. Sein Flug im Meiſterſchaftswett⸗ bewerb war beendet. Figuſſer beglückwünſchte den jungen Flieger als einer der erſten. Klaus lachte über das ganze Geſicht, als er Brille und Kappe abnahm. „Das haben Sie großartig gemacht, Herr Spohr. Ich gratuliere Ihnen auch!“ trat der Monteur, den man ihm hier für die Maſchine zur Verfügung geſtellt hatte, an ihn heran. Klaus hockte neben ſeinem Sperber, um ſich den Flug des nächſten Bewerbers anzuſehen. „Ich danke Ihnen“, antwortete Klaus und drückte die Hand des Monteurs ſehr herzlich.„Es hat Ihnen alſo gefallen... Herrgott, wie war doch Ihr Name?“ „Wiedemann... Max Wiedemann, Herr Spohr Fa, es war ſchon ganz groß, was Sie da mit unſerem Sperber gemacht haben. Aber ſagen Sie mal, die Pirouette ſo gleich anſchließend an den Turn, das haben Sie wohl von Meiſter Hauff?“ Klaus ſah den Mann erſtaunt an. Von Hauff? Wie kam der Mann darauf? Natürlich, er hatte ja recht. Den Trick mit der Pirouette hatte ihm Matthias Hauff noch am letzten Tage in Staaken beigebracht. „Haben Sie denn das einmal von Hauff geſehen?“ fragte Klaus. „Ob ich das einmal geſehen habe, fünfzigmal! Wenn man zehn Jahre lang bei Hauff in Adlershof Bord⸗ monteur geweſen iſt, dann kennt man ſich wohl ſchließlich aus.“ Wiedemann war Hauffs Bordmonteur? Ein ſelt⸗ ſamer Zufall! Und mit einemmal intereſſierte ſich Klaus etwas mehr für ſeinen Helfer an der Maſchine. „Wenn Sie zehn Jahre mit Herrn Klaus zuſammen gearbeitet haben, dann müſſen Sie ihn doch ziemlich genau kennen, was?“ „Ja, Herr Spohr, das kann ich wohl ſagen, daß ich unſeren Herrn Hauptmann genau kenne... antwortete Wiedemann.„Darf ich mich mal zu Ihnen ſetzen, Herr Spohr?“ Klaus rückte zur Seite und ſah den Mann in dem blauen Monteurkittel verwundert an. Der hatte doch etwas auf dem Herzen! Klaus ſah, daß Wiedemann etwas ſagen wollte, ſich aber noch nicht entſchließen konnte. Ein merkwürdiges Gefühl beſchlich ihn, aber da fing der Bord⸗ monteur auch ſchon zu reden an. „Sehen Sie, Herr Spohr, ich wollte Ihnen das alles ja ſchon heute morgen ſagen, als ich Ihnen zum erſtenmal begegnete. Ich habe nur gewartet, bis Sie Ihren Start hinter ſich haben.“ Was wollte der Mann? Ein Mißtrauen ſtieg plötzlich in Klaus auf. War das ein Abgeſandter von Matthias Hauff? „Was ich Ihnen jetzt ſage, Herr Spohr, iſt nur für Sie beſtimmt, verſtehen Sie mich. Aber ich muß einmal reden, weil ich als— wenn ich ſo ſagen darf— als ein alter Kriegskamerad vom Herrn Hauptmann nicht mehr ſtumm danebenſtehen kann. Aber alles, was Sie jetzt von mir hören, müſſen Sie mir glauben, es iſt wahr, ſo wahr ich jetzt neben Ihnen ſitze und der alte Maxe Wiedemann bin. Ich kenne Hauptmann Hauff und ich kannte auch Ihren Vater, Herr Spohr.“ „Meinen Vater!“ Klaus war aufgeſprungen und packte Wiedemann am Arm. Alles war ihm in dieſem Augenblick gleichgültig, der Flug ſeiner Konkurrenten, die ganze Meiſterſchaft. Er zog den Bordmonteur mit ſich, hinter den Hallen fanden ſie einen ruhigeren Platz, und hier fuhr Wiedemann dann fort: „Ja, Herr Spohr, ich weiß alles. Ich kenne Ihre Geſchichte mit Herrn Hauff, Ihre Freundſchaft, ich weiß, wie alles zu Ende ging, ich habe auch von Doktor Wauer und Fräulein Lenz gehört. Sie iſt ja wohl mit Ihnen zuſammen hier.. Sehen Sie, und weil ja doch nun alles vorbei iſt, möchte ich Ihnen etwas dazu ſagen, da⸗ mit Sie Herrn Hauff in etwas anderer Erinnerung be⸗ halten. Er trägt an dem Tod Ihres Vaters keine Schuld! Beſſer als ich kann Ihnen das kein anderer ſagen, denn ich habe damals mit in der Motorenfabrik Ihres Vaters gearbeitet und war die ganze Zeit mit ihm und dem Herrn Hauptmann zuſammen.“ 5 Um Klaus herum verſank jetzt alles. Nichts anderes hörte er als die Stimme des alten Bordmonteurs, und jedes Wort Wiedemanns nahm nun ein Stück von der Schuld fort, die er auf Matthias Hauff geladen hatte. Denn jetzt erzählte Max Wiedemann, was ſich damals in der Motorenfabrik und in dem kleinen Kreis der Beteilig⸗ ten zugetragen hatte. Als der große Krieg zu Ende war und die unglück⸗ felige Zeit des Zuſammenbruchs über Deutſchland kam, da konnte auch der Hauptmann Hauff, der vier Jahre draußen in vorderſter Front geſtanden hatte, ſich in der Heimat gar nicht zurechtfinden. So empfand er es zuerſt als ein großes Glück, als ihm ſein Jugendfreund Viktor Spohr, der den Krieg an der Front nicht mitgemacht hatte, anbot, bei ihm in der Hannoverſchen Motorenfabrik tätig zu ſein. Hauff ergriff dieſe Gelegenheit um ſo lieber, als es ihm gelang, noch einen anderen Kriegskameraden, jenen Leutnant von Wangenhelm, und ſchließlich auch Wiede⸗ mann in dem Spohrſchen Betrieb unterzubringen. Sein Leben und ſeine Liebe war zwar mit der Fliegerei ver⸗ bunden, aber die Zuſammenarbeit mit dem alten Freund und den Kameraden ſchien ihm fürs erſte eine befriedi⸗ nende Betätiaung zu bieten. Schiiiß fnfat i 9 . ͤ——* e 2 * —— 76 77 * 5 — 0 Waagerecht: 1. merkung, 7. piermaß, 13. am Schwarzen Meer, 19. ſiehe Anmerkung, 21. Raubtier, 255. haltsnachweis, 24. Hausvorbau, 25. g Senkrecht 1. Schauſpiel, 2. ſiehe Anmerkung, 3. Schweize r Fluß, 4. ſiehe Anme 1 28 0 Gebrauch, 6. Stadt in England, 9. Mädchenname, Gez eit, 13. ſiehe An⸗ mer kung, 14. Kopfbedeckung, 15. Selen 17. Abkürzung für ein e 18. ſiehe Anmerkung, 20. Handwerkszeug, 22. 9 zufluß. Anmerkung: 4 und 19 waage⸗ recht 5 13, 18 ſenkrecht ergeben je eine Schweizer Kan⸗ tonshauptſtadt. Silbenrätſel. bant bau be beth chi dach dek der do e el el eſ gard ge gie halb i i in irm ker la la land le liz lom mac mel mi mi ner ner ni nur pe pe re ſe ſo ſon ſter tiv tor tra treſ um zo zun. Aus vorſtehenden Silben ſind 20 Wörter zu bilden, deren Anfangs⸗ und Endbuchſtaben, beide von oben nach unten geleſen, ein Sprichwort ergeben(ch ein Buchſtabe). Die Wörter bedeuten: l. Drama von Schiller, 2. Fluß in Oeſterreich, 3. Schnur, Borte, 4. Handwerker, 5. deutſcher Fluß, 6. Bürgerwehr, 7. bauliche Veränderung, 8. ſoviel wie rückbezüglich, bedingt, 9 Unterwaſſergeſchoß, 10. Vogel, Leiden Sie unter Nervoſitä und den damit zuſammenhängenden Beſchwerden wie: Schlafloſiggtzeit. nerpöſen an und Magenbeſchwerden, Hersklopfen oder nerpöſem Kopfweh? Dann machen Sie doch einmal einen Verſuch mit Kloſter⸗ frau⸗Meliſſengeiſt. der eine überaus gute Wirkung auf Verdauung und Nervenſyſtem ausübt! Trinken Sie 2.—3 mal täglich einen Tee⸗ löffel ee ee mit einem Eßlöffel. Waſſer verdünnt. Bei rege ih Anwendung werden Sie meiſt bald eine wohltuende Wirkung 2 8 en, Beſorgen Sie ſich noch heute den echten Kloſterfrau⸗ F in der blauen Packung mit den 3 Nonnen, den Ihr Apotheßer oder Dro⸗ giſt in Flaſchen zu RM 0.90. 1.65 und RM 2.80(Inhalt: 25, 50 und 100 cem) vorrätig bält. ae 0 er, Fir 1710 die ricłitige ROTBANRT Hlinge in der 9 Pfg.-Hlasse „SLAUL ACK. ENTRA-OONN. STANDARD. Göttin der Jagd, 4. ſiehe An⸗ Blume, 8. Fiſchart, 10. kleinſter Teil, 11. Pa⸗ griechiſcher Gott, 14. Körpe 91 16. Stadt 11. Verhaltniswort, 12. geographiſcher Begriff, 13. be⸗ rühmter Läufer, 14. weiblicher Vorname, 15. Staat in Südamerika, 16. Nebenplanet, 17. Zitterpappel, 18. kaiſer⸗ licher General im Dreißigjährigen Krieg, 19, bekannter Rundfunkkomiker, 20. Tatkraft. Zuſammenſetzaufgabe. Garbe— Don— däniſche Flagge Nara— Huf— Drama von Grillparzer Erek— Tal— Oper von Richard Strauß Volt— Inſel— Verfaſſer kurzer Erzählungen Leben— Sem— Schauſpielertruppe Gummi— Naſe— chemiſcher Grundſtoff Tara— Illo Unfug Lehar— Zebu— Berggeiſt des Rieſengebirges Bolka— Rate= altägyptiſche Königin Die durch Striche verbundenen Wörter ergeben zu⸗ ſammen bei richtiger Umſtellung der Buchſtaben Wörter von der angegebenen Bedeutung. Die Anfangs⸗ und die Endbuchſtaben der neuen Wörter, von oben nach unten geleſen, nennen ein europäiſches Königreich und einen amerikaniſchen Freiſtagat. Buchſtabenrätſel. Mit„g“ nach Möglichkeit ſie flieht, Wer frei ſich zu bewegen liebt. Mit„t“: wer Gäſte bei ſich ſieht, Vielleicht zum Mittagsmahl ſie gibt. Wer vom Dorf ſich in die Stadt begibt, Muß ihn meiſtenteils durchſchreiten. Wenn ein„w“ man in die Mitte ſchiebt, Pflegt es viele Bücher zu begleiten. Kniffliche Fragen. Ein Mann geht in eine Stadt. Als er gerade durch das Tor ſchreitet, begegnen ihm zwei Männer, drei Frauen und drei Kinder; ſie führen bei ſich zwei Eſel, zwei Gänſe, ein Pferd und einen Hund. Wieviel Füße gingen in die Stadt? 9 auuue Zan euubul, do5 Sie sich on einem Nagel die Hand verletzen. Wie verbinden Sie das? Sicher mit Honsqplost-elostisch. Dieser Schnellverband stillt das glut und fördert die Heilung. Schon för 15 Pf. gibt es eine kleine pockung, för 30 Pf. eine ſaschenpackung. Junsunlust 0 eldsiiseh 8257 Auflöſungen aus voriger Nummer: Schachaufgabe: 1. Dez—e2, beliebig, 2. D matt. Verſteckaufgabe: Ernſt ift das Leben, heiter die Kunſt. Silbenrätſel: 1. Sellerie, 2. Terpentin, 3. In⸗ tellekt, 4. Labrador, 5. Lama, 6. Unterhaltung, 7. Nimrod, 8. Donau, 92 Vigilant, 10. Eſplanade, 11. Rienzi, 12. Bariton, 13. Orlow, 14. Recherche, 15. Giſeh.— Still und verborgen trag' du dein Weh. Aufgepaßt: Axel iſt der Sohn von Frau Bertha, die natürlich nicht ſein Vater ſein kann. Ratfel: Reittier. Magiſches Mühlenbrett Arithmetiſche Scherzauf gabe: Mond (Schwein— w) J.(Sohn— h).(Rate— r)=„Mond⸗ ſchein⸗Sonate“. Humor Borſtig ſchimpft gewaltig mit dem Briefboten, da er eine Sendung nicht richtig erhalten hat. Zum Schluß frag: er:„Wenn ich nun einen Brief ſchreibe und ihn an den größten Dummkopf diefer Stadt adreſſiere— wer wird den Brief dann wohl bekommen, wenn ich fragen darf?“ „Wahrſcheinlich würde er an den Abſender zurück⸗ gehen!“ antwortet der Poſtbeamte ſanft. „Ober, bitte zwei Eier im Glas!“ „Ober, mir auch bitte zwei Eier im Glas, aber friſch!“ Ober am Sprachrohr zur Küche:„Zweimal zwei Eier im Glas, einmal friſche!“ Zeichnung: H. H. Kuhn/ Bavaria— M. „Was, du ſchläfſt noch nicht?“ „Nein, meine Füße werden nicht warm!“ (Schluß des redaktionellen Teils.) Eſſig oder Zitronenſaft? Beſonders jetzt in der Salatzeit iſt die Streitfrage„Eſſig oder Zitrone?“ wieder Höchſt aktuell, und man kann die Menſch⸗ heit geradezu in zwei Lager teilen: auf der einen Seite ſtehen die Eſſigfreunde, auf der anderen die Zitronenanhänger. Beide führen ſchwerſtes Geſchütz ins Feld; die Worte Vitaminreich⸗ tum, Säureüberſchuß, Stoffwechſelwirkung, erkältungslindernd ſchwirren nur ſo durch die Luft. Dabei iſt der ganze Streit eigentlich völlig überflüſſig und könnte durch eine ruhige Ausſprache aus der Welt geſchafft werden. Denn beide haben ihre Vorzüge— jeder an ſeinem Platze. Nur geht die Zitrone dabei, wohl weil ſie das jüngere Säuerungsmittel iſt, mit ein bißchen mehr jugendlichem Un⸗ geſtüm vor. Sie pluſtert ſich ordentlich wegen des in ihr ent⸗ haltenen Vitamins O auf— aber das will ihr ſa der Gärungs⸗ eſſig, der übrigens nach neueſten Forſchungen auch ein gut Teil dieſer geheimnisvollen Wirkſtoffe enthält, gar nicht ſtreitig Es dürfte nur in der Praxis wirklich nichts aus⸗ machen. machen, ob man einem Gericht Salat für eine ſechsköpfige Familie nun einen bis zwei Löffel Zitronenſaft oder den bil⸗ ligeren Eſſig zufügt. Wie iſt es denn nun mit der Schädlich⸗ keit des Es ſſigs beſtellt, und iſt die natürliche Zitronenſäure tat⸗ ſächlich ſoviel gefünder? Nein, kann man hier nur antworten, und ſelbſt Ragnar Berg, der doch gewiß ein moderner Ernäh⸗ rungswiſſenſchaftler iſt, ſchreibt im„Naturarzt“, daß. wenn man die beiden Säuren in vernünftiger Weiſe, alſo nur in ſolchen Mengen verwendet, daß das betreffende Gericht einen leichten, angenehm ſauren Ton bekommt, es tatſächlich gleich⸗ gültig ſein dürfte, ob man Zitronen⸗ oder Eſſigſäure verwendet. Natürlich wird kein vernünftiger Eſſigfreund nun ver⸗ langen, daß wir zum Beiſpiel bei Erkältungen Eſſigwaſſer miz Zucer trinken. In dieſem Fall bleibe man bei der heißen Zitrone. Die ganze Frageſtellung„Eſſig oder Zitronenſaft?⸗ iſt ja überhaupt verkehrt.„Eſſig und Zitronenſaft!“ muß es heißen, und zwar jedes an ſeinem Platze. Nur iſt bei der Wahl dieſer beiden gleichwertigen Säuerungsmittel ſtets zu bedenken, daß Eſſig ein deutſches Erzeugnis iſt, während wir die Zitro⸗ nen einführen müſſen. Togal ist hervorragend dewährt bei Rheuma 5 9896 Glieder 5 Hessen 24 Kostenlos erhalten Sie 25 interessante, farbig lUlustr. Buch„Der Kampf gegen den Schmerz, ein Wegweiser für Gesunde und Kranke, vom Togalwerk München 27 Z. ist von Arten u. Kliniken seit 25 Jahren bestätigt. ri allen Apotheken Nerven- und (lischias Kopfschmerz Hexenschuff Erkältungen Unzähligen haben Togal-Tabletten rasche Hilfe gebracht. Die hervorragende Wirkung des Togal Keine unangenehmen Nebenwirkungen. 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