Aren Nr Nr. 199 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Samstag, 26. Auguſt 1939 e F 92 Je rg 621 5 Aealpontit gegen Einkre.ſungstaumel NS Als im Frühjahr 1933 der Berliner Neutralitäts⸗ vertrag zwiſchen Deutſchland und der Sowjetunion vom Jahre 1926 verlängert wurde— und dieſes war eine der erſten außenpolitiſchen Handlungen der Regierung Adolf Hitlers—, erfuhren die bei den Weſtmächten ſeit Rapallo nie ſchlummernden Befürchtungen um ein deutſch⸗ruſſiſches Zuſammengehen eine weſentliche Steigerung. Jede ſeither zwiſchen Berlin und Moskau getroffene Vereinbarung über wirtſchaftlichen Austauſch oder Kredite wurde mit Miß⸗ trauen und Beunruhigung zur Kenntnis genommen. Zwei⸗ fellos ſind von Paris und London aus alle erdenklichen Störungsverſuche handelspolitiſcher Natur unter⸗ nommen worden. Selbſt die Kapitaliſten der USA ſtellten im Sommer 1933 alte Forderungen zurück, um mit der Sowjetunion ins Geſchäft zu kommen, wobei der Wunſch, den deutſchen Außenhandel zu beeinträchtigen, nicht unwe⸗ ſentlich mitgeſpielt haben mag. Wenn nun am 19. d. M. dennoch ein neues umfangreiches Waren- und Kreditabkom⸗ men zwiſchen Berlin und Moskau abgeſchloſſen werden konnte, ſo iſt das ein Beweis für die Unnatürlichkeit jener anderen, nur der wirtſchaftlichen Einkreiſung Deutſchlands dienenden Handelsverträge, die den wirklichen Bedürfniſ⸗ ſen offenbar nicht entſprochen haben. Es iſt ja gerade die klare Erkenntnis der natürlichen wirtſchaftlichen Partnerſchaft Deutſchlands und Rußlands, die bei unſeren weſtlichen Nachbarn die Nervoſität ſchafft. Man iſt ſich ferner der hiſtoriſchen Tatſache bewußt, daß zwiſchen dem deutſchen und dem ruſſiſchen Volk jahrhunderte⸗ alte politiſche und kulturelle Bindungen beſtehen, die jeweils nur dann geſtört oder unterbrochen waren, wenn es den traditionellen Einkreiſungspolitikern der ſtaatlichen und überſtaatlichen Mächte des Weſtens gelang, Rußland in eine antideutſche Konzeption einzuſchalten. So war es im erſten Abſchnitt des Siebenjährigen Krieges, ſo war es im Weltkrieg. Die Ruſſen wurden dazu auserſehen, wie einſt die Türken, die öſtliche Hälfte der an Deutſchland ge⸗ legten Zange zu bilden. Wenn vor und im Weltkriege die ruſſiſche Ariſtokratie und Intelligenz geradezu in eine antideutſche Raſerei ver⸗ fiel, ſo blieb demgegenüber in der breiten Maſſe des ruſſi⸗ ſchen Volkes der Krieg gegen das deutſche Volk unpopu⸗ lär. Auch die beſondere Form des deutſchfeindlichen Chau⸗ vinismus in der ruſſiſchen Oberſchicht, der Panſlawismus, hat keine tieferen Wurzeln im ruſſiſchen Volk geſchlagen. Dagegen knüpft ſich an das in Rußland populärſte ge⸗ ſchichtliche Ereignis, die Vertreibung der napoleoniſchen Armee im Jahre 1812, eine faſt ein Jahrhundert umſpan⸗ nende ununterbrochene Freundſchaft unſerer beiden Län⸗ der. Die Waffenbrüderſchaft der preußiſch⸗deutſchen und der ruſſiſchen Armeen in den Befreiungskriegen iſt eine ge⸗ ſchichtliche Wahrheit von bleibendem Gewicht. Daran kann auch die von den Einkreiſungsmächten künſtlich geſchaffene. Weltkriegsfrontſtellung nichts ändern. Nicht wegzudenken ſind die im 19. Jahrhundert entſtandenen Beziehungen auf dem Gebiet der Literatur und der Muſik. Wenn vieles vor⸗ übergehend verſchüttet geweſen iſt, ſo iſt es doch noch da, weil jg ſchließlich das ruſſiſche Volk noch da iſt. Angeſichts ſolcher hiſtoriſcher Tatſachen und der heute mehr denn je vorhandenen wirtſchaftlichen Ergänzungsmög⸗ lichkeiten dürfen realpolitiſch denkende Menſchen durch den Berlin⸗Moskauer Nichtangriffspakt eigentlich nicht über⸗ raſcht worden ſein. Für das nationalſozialiſtiſch erzogene deutſche Volk bedeutet dieſer umwälzende Vorgang, ſelbſt wenn er„über Nacht“ kam, nur eine Beſtätigung des rea⸗ len Sinnes der Politik des Führers. Wir haben uns daran gewöhnt, mit Realitäten J rechnen, und wir haben gelernt, die Realitäten der Geſchichte zu erkennen. Unſere Einkreiſungs⸗„Freunde“ verloren zuviel Zeit damit, unſere ſogenannten Methoden zu bemänteln, und vergaßen darüber, unſere Grundſätze zu ſtudieren. 5 Wenn die Einkreiſungspreſſe trotz ihrer häufigen Ora⸗ keleien über einen„geheimen Draht Berlin— Moskau“ im erſten Augenblick die Nachricht vom bevorſtehenden Abſchluß des Nichtangriffspaktes als„Ente“ bezeichnen zu können glaubte, ſo beweiſt das nur, wie wenig gründlich man die ſtets korrekten ſtaatlichen Beziehungen zwiſchen Deutſchland und der Sowjetunion unterſucht hat. Es ſcheint in London und Paris auch nicht genügend beachtet worden zu ſein, daß in Moskau im März dieſes Jahres bekundet wurde, man ſei nicht geneigt, für andere die Kaſtanien aus dem Feuer zu holen. 5 5 Bismarck zog einſt aus der natürlichen Gegebenheit der beiden größten Völker des europäiſchen Kontinents die richtige Konſequenz, indem er den Rückverſicherungs⸗ vertrag ſchuf, Deutſchland und Italien ſind heute beſtrebt, Europa zu konſolidieren, daß der Frieden entgegen allen Einkreiſungswünſchen erhalten bleibt. So iſt der Nichtan⸗ griffspakt Berlin⸗Moskau ein Glied, und zwar ein wich⸗ tiges, in der Kette politiſcher Ereigniſſe, durch die Europa in ſeinen Fugen gehalten wird. 8 Falſche Propheten am Werk Scheinheilige Friedensphraſen wie 1918 Berlin, 26. Auguſt. Der„Deutſche Dienſt“ ſchreibt:„Wäh⸗ rend Danzig von polniſchen Truppen bedroht wird, während Zehntauſende von Deutſchen im Korridor und in Oſtober⸗ ſchleſien verfolgt, gequält und ermordet werden, während die Verſailler Wahnſinnsdiktate zu dem ſeit jeher von allen Politikern erwarteten unlösbaren Spannungszuſtand ge⸗ dior haben, erwachen wieder einmal jene ſeltſamen Apoſtel, ie von ſich behaupten, daß ſie das Patent des Friedens beſäſſen und es zu hüten verpflichtet ſeien. Sie erheben ihre Stimme zu nichtsſagenden Phraſen, mit denen ſie glauben den geſunden Sinn der Völker im letzten Augenblick noch verwirren zu können.. Sie finden aber dort kein Gehör mehr, wo man dieſe falſchen Propheten kennt. Denn ſie ſind die gleichen, die uns 1918 den Frieden verſprachen, um dann den größten Betrug der Weltgeſchichte zu vollbringen. Die Rettung die⸗ ſes Betruges, die Aufrechterhaltun gemeiner Verſailler Ge⸗ waltlöſungen— gegen die ſich Millionen Deutſche ſeit zwan⸗ zig Jahre unter unſäglichen Opfern aufle nen— das iſt die wahre Melodie der„Friedensſchalmeien“, die ihr Konzert in dem Augenblick beginnen, in dem die Stunde der freiung für Millionen geknechteter Deutſcher näherrückt. Wir ſind es gewohnt, ſolche Stimmen vor allem im ame⸗ rikaniſchen Kontinent zu vernehmen, aber wir erinnern uns gerade heute daran, daß es der Präſident Wilſon war, der die Teilung des Reiches durch den polniſchen Korridor ge⸗ gen den erbitterten Widerſtand des damaligen englischen Miniſterpräſidenten Lloyd George in Verfailles durchzuſet⸗ g zen vermag. Lloyd George hat damals in den Verhandlun⸗ gen bekanntlich den Satz geprägt, daß mit der Schaffung des Korridors ein zweites Elſaß⸗Lothringen errichtet wurde. Da⸗ mals waren die Friedensappelle, die Friedenstelegramme, die Friedensreden am Platze geweſen! Wer damals nicht ge⸗ ſprochen hat, ſollte lieber auch heute ſchweigen. Staaten, die ſelbſt die Schuld daran tragen, daß in Verſailles das wehr⸗ loſe Deutſchland gedemütigt und verſtümmelt wurde, haben das Recht verwirkt, mit gleisneriſchen Worten von„Frie⸗ den“ zu reden, wenn es für das Reich gilt, dem Hilfeſchrei ſeiner geknechteten Volksgenoſſen zu folgen und das Ver⸗ ſailler Unrecht durch die Wiederherſtellung des Rechtes zu beendigen.: Nie ſind dieſe Propheten aufgeſtanden, um etwa denen Frieden zu predigen, die deutſche Menſchen verfolgt, deut⸗ ſche Lebensrechte mißachtet, die deutſche Ehre beleidigt ha⸗ ben. Sie erſcheinen dann, wenn die Not, die ſie ſelbſt ver⸗ ſchuldeten, zur Verzweiflung geworden iſt. Und auch dann kommen ſie nicht, um den Verzweifelten zu helfen, ſondern in der Abſicht, ſie, die Opfer der Verſailler Wahnſinns⸗ politik, ihrer einzigen Hoffnung, der Hilfe des Reiches, durch ölige Worte zu berauben. Aber mit Bitterkeit erkennt das deutſche Volk hinter der ſcheinheiligen Maske das wahre Geſicht derer, die einſt Deutſchland in den Abgrund ſtießen und aus dem aus eigener Kraft wiedererſtandenen Reich bei der Verteidigung ſeines Rechtes in den Weg treten, nicht, 1 ſie den Frieden lieben, ſondern weil ſie unſer Volk haſſen. In einer im innenpolitiſchen Kampf wichtigen Stunde im Auguſt 1932 haben die Nationalſozialiſten damals ihrem Führer, als es darum ging, für die nationalſozialiſtiſche Be⸗ wegung das Recht der Führung im Staat zu erhalten, die hiſtoriſch gewordenen Worte zugerufen:„Führer! Hart blei⸗ ben!“ Auch heute brennt in den Herzen des deutſchen Volkes dieſer gleiche Wunſch. Damals ging es um das Führungs⸗ recht der Partei, heute geht es um das Lebensrecht unſeres Volkes. Wer es verteidigt, kämpft für den Frieden, wer es leugnet, predigt den Krieg. Deutſcher Soldat— ſo ſieht dich der pole Von Hans Nitram. Die große Maſſe des polniſchen Volkes hat eine hohe Meinung vom deutſchen Soldaten und beſonders von ſeiner Führung. Dieſe Anſicht gründet ſich hauptſächlich auf das Erlebnis des Weltkrieges, das in den älteren Generationen noch durchaus lebendig iſt. Das Verhalten der deutſchen Truppen aller Stämme beim Vormarſch im Oſten iſt noch in aller Erinnerung und lebt in Erzählungen am häus⸗ lichen Herd weiter. Die dem Polen geradezu unheimliche Organiſationskraft der deutſchen Führung, aber auch das diſgiplinierte Verhalten des einzelnen Soldaten ſtehen im Denken des Polen an ſich feſt. Aber auch die Polen aus der Provinz Poſen, die im Weltkrieg in deutſchen Truppen⸗ teilen kämpften, dienen dieſer Meinungsbildung. Iſt der Pole unter ſich und befürchtet er nicht, von den „Höheren“ kontrolliert zu werden, ſo ſpricht er verhältnis⸗ mäßig offen und ſehr eingehend über ſeine Erlebniſſe im deutſchen Heere, über ſein unbedingtes Vertrauen zum deut⸗ ſchen Offizier und über die Art ſeiner Behandlung durch den deutſchen Kameraden. a Die herrſchende polniſche Staatsführung ſieht dieſe Ein⸗ tellung als eine Gefahr an und iſt bemüht, ſie ſyſtematiſch urch eine verhältnismäßig kurzfriſtig angelaufene Propa⸗ ganda zu zerſchlagen. Die berüchtigte Schrift des Hauptmanns Poleſinſk„Der polniſche und der deutſche Soldat“ iſt bereits bekannt ge⸗ worden. Um aber die Aktion zu fördern, wird der Verfaſſer von Ort zu Ort geſchickt und hält im Offizierskorps, aber auch in der Bevölkerung Vorträge, in denen er die deutſche Armee und den deutſchen Soldaten ſyſtematiſch herabſetzt. Die Argumente, mit denen dieſe Propaganda geführt wird, ſind ſehr großzügig— man kann ſchon ſagen— leichtſinnig zuſammengeſucht, und es beſtehen gar keine Zweifel darüber, daß der größte Teil des polniſchen Vol⸗ kes dieſe Art von„Aufklärung“ als das empfindet, was ſie in Wirklichkeit iſt, nämlich als aus Angſt und Unruhe, 1 1 5 aber aus ſchlechtem Gewiſſen geborene Propa⸗ ganda. Aus zuverläſſigen Mitteilungen iſt bekannt geworden, in welcher Form dieſe„Aufklärungsaktion“ in der Truppe vor ſich geht. Die Truppenoffiziere haben demnach be⸗ ſtimmte Weiſungen erhalten, nach denen ſie ihren Solda⸗ ten die Minderwertigkeit des Deutſchen darlegen ſollen. Es wird mit folgenden Argumenten hauptſächlich gearbeitet: 1 85 deutſche Soldat iſt vollkommen verweichlicht. Dies drückt ſich ſchon darin aus, daß es in Deutſchland befon⸗ dere„Fürſorgeoffiziere“ gibt, eine Einrichtung, die Polen nicht nötig hat. In i der wirklichen Aufgaben i der deutſchen Fürſorgeoffiziere, die ſich um die Unterbrin⸗ gung und Verſorgung ausgeſchiedener Soldaten zu küm⸗ mern haben, wird behauptet, daß dieſe Organe keine andere Aufgabe kennen, als ſich unabläſſig um das leibliche Wohl des Soldaten zu ſorgen. Es wäre— ſo wird behauptet— geradezu lächerlich, in welcher Form ſich der deutſche Offi⸗ zier um ſeine Mannſchaften kümmert, um ſie bei guter Stimmung zu halten. Beſonders beachtlich iſt, daß in dieſer Propaganda hervorgehoben wird, daß den deutſchen Offi⸗ zieren das Schlagen von Untergebenen ausdrücklich unter⸗ 11 5 worden iſt. Dies wird als Beweis der deutſchen Schwäche und Verweichlichung betrachtet. Es wird weiter behauptet, daß der deutſche Soldat bereits ſo ſtädtiſch ver⸗ pießert und heruntergekommen wäre, daß es der deut⸗ ſchen Infanterie nicht mehr möglich ſei, größere Märſche auszuführen. Durch geheime Anweiſung hätten die deut⸗ ſchen Regimentskommandeure die Weiſung erhalten, kei⸗ nesfalls Märſche über 25 km mit ihren Truppen zu wagen. Beſonders der Württemberger, der Bayer und der Deſter⸗ reicher wären völlig unfähig auf dieſem Gebiet. Daraus erkläre ſich auch die ſtarke deutſche Motoriſierung. Obwohl ſonſt zu den polniſchen Behauptungen im ein⸗ elnen nicht Stellung genommen zu werden braucht, kann 1. doch nicht die Feſtſtellung unterlaſſen werden, daß erade vor kurzer Zeit eine oſtmärkiſche Kompanie aus ien einen Marſch von 42 km in ſechs Stunden 50 Min. ohne Ausfall eines einzigen Mannes zurückgelegt hat. Der deutſche Soldat ſei an eine vorzügliche Unterbrin⸗ gung gewöhnt. Die Kaſernen glichen Luxushotels. Dies wirke ſich aber ſo aus, daß der Deutſche auch im Manöver einen Komfort brauche. So würde zwar immer wieder buch höhere Kommandobehörden der Verſuch gemacht, während des Manövers einzelne Truppenteile in Zelten bivakieren zu laſſen dies bliebe jedoch immer nur auf dem Papier ſtehen. In Wirklichkeit wird zwar das Bivak be⸗ fohlen, aber im letzten Augenblick ziehen die Truppen⸗ teile doch in das zunächſt gelegene Dorf und aalen ſich in den Betten der aufgebrachten Bevölkerung. Vor dem polniſchen Soldaten hätte der deutſche einen un⸗ heimlichen Reſpekt, der ſich z. hT. ſo äußerte, daß bereits in Friedenszeiten der Ruf:„Die Polen kommen!“ zu er⸗ heblichen Panikſtimmungen in der deutſchen Truppe führt. Die deutſche Artillerie wird als beſonders minderwertig hihngeſtellt. Die Munition wäre außerordentlich ſchlecht und die Ausbildung nur darauf gerichtet, einen guten Parade⸗ marſch zu machen. Bei einem großen Uebungsſchießen auf dem„Exerzier⸗ platz Potsdam“(J) hätte vor einiger Zeit eine Anzahl von deutſchen Batterien ein Wirkungsſchießen verſucht. Das Schießen wäre aber abgebrochen worden, weil kein ein⸗ ziger Schuß auch nur auf 500 Meter in der Nähe des Ziels gelangt wäre Die Mehrzahl der Schüſſe wäre in eine Laubenkolonie bei Potsdam gegangen, und die Einwoh⸗ ner hätten dagegen lebhaft proteſtiert. Die deutſchen Panzerformationen wären lediglich ein Schreckgeſpenſt, ſie könnten nur zu Paraden gebraucht wer⸗ den. Bei den großen Paraden des Naziregimes würden zum Beiſpiel alle Kampfwagen mit zivilen Laſtkraftwagen bis dicht an das Brandenburger Tor gezogen und dann ge⸗ länge es ihnen, einige hundert Meter mit eigener Kraft vor der Führertribüne vorbeizufahren. Nach einer ſolchen Parade befänden ſich aber ganze Regimenter in den Re⸗ paraturwerkſtätten. Das wären einige der weſentlichſten Merkmale der pol⸗ niſchen„Aufklärungsaktion“. Ob dieſe Maſſe des polniſchen Volkes und beſonders der polniſche Soldat ſie glauben, kann ſchwer beurteilt werden— und ob dieſe Methode ie iſt, beurteilt am beſten der deutſche Soldat ſelbſt. Arbeitsdienſipflicht im Protektorat Eine Verordnung der Regierung des Prokektorats Böhmen und Mähren Prag, 24. Auguſt. Die Regierung des Protektorats hat eine Verordnung über die allgemeine Arbeitsdienſtpflicht erlaſſen. Die Verordnung beſtimmt, daß bei Durchführung beſonders wichtiger Aufgaben für alle arbeitsfähigen Staatsangehörigen des Protektorats Böhmen und Mäh⸗ ren vom vollendeten 16. bis zum vollendeten 25. Lebens⸗ jahr die Arbeitsdienſtuflicht eingeführt wird. Dieſe Arbeits⸗ dienſtpflicht dauert ein Jahr, und im Falle beſonderer Wich⸗ tigkeit der Aufgaben kann ſie auf zwei Jahre verlängert werden. Perſonen, die der Arbeitsdienſtpflicht unterliegen und aktiven Militärdienſt geleiſtet haben, kann die aktive Militärdienſtzeit auf die Zeit der Arbeitsdienſtpflicht, höch⸗ ſtens aber auf ſechs Monate, angerechnet werden. In not⸗ wendigen Fällen kann die Arbeitsdienſtpflicht verſchoben werden. Mit Antritt des Arbeitsdienſtes erliſcht das bis⸗ herige Arbeitsverhältnis. Perſonen, die der Arbeitsdienſt⸗ pflicht unterliegen, gebührt für die Zeit ihrer Arbeitsleiſtung ein ortsüblicher Lohn. Denjenigen Arbeitsdienſtpflichtigen die zur Ernährung ihrer Familie beitragen, wird in dem Falle, daß ihr Lohn nicht ausreicht, ein angemeſſener Unter⸗ haltsbeitrag gewährt. Die Arbeitsausrüſtung und Arbe!“ geräte werden unentgeltlich zugeteilt. Perſonen, die die Ar⸗ beitsdienſtpflicht geleiſtet haben, werden von den Arbeits⸗ ämtern bei der Arbeitsvermittlung bevorzugt. Die Verord⸗ nung tritt ſofort in Kraft. Adoptions vermittlung Ein Aufgabengebiet der NSV.⸗Jugendhilfe. Durch das Geſetz vom 19. April d. J. iſt von jetzt ab die Vermittlung der Annahme an Kindesſtatt Aufgabe der ſtaatlichen Jugendämter, ſowie der Reichsadoptionsſtelle der NS. und ihrer untergeordneten Dienſtſtellen. Allen anderen iſt die Vermittlung unterſagt; ausgenommen ſind hiervon Per⸗ ſonen, die durch verwandtſchaftliche oder andere beſonders enge perſönliche Beziehungen mit dem Annehmenden oder dem Kinde verbunden ſind, ſofern ſie die Vermittlung nicht geſchäftsmäßig betreiben. Damit hat der Kampf, den die Reichsadoptionsſtelle der NSV. ſeit ihrem Beſtehen gegen die Zerſplitterung des Adoptionsweſens führte, ſeinen Abſchluß gefunden. Aus der Erkenntnis heraus, daß bei der Zuſammenfaſſung der Ar⸗ beit in Berlin eine perſönliche und individuelle Vermitt⸗ lungstätigkeit wegen der großen Entfernungen meiſtens nicht möglich war, ging man daran, die Arbeit aufzuteilen und mehreren großen Adoptionsſtelle n, die planmäßig im ganzen Ne bei den Aemtern für Volkswohlfahrt in einzel⸗ nen Gaulei engen errichtet wurden, zu übertragen. Der Auf⸗ bau dieſer Dienſtſtellen iſt jetzt vollendet und es beſtehen ein⸗ ſchließlich der Oſtmark und des Gaues Sudetenland 16 Adop⸗ tionsſtellen der RSV. Die Dienſtſtellen arbeiten nach ein⸗ heitlichen Richtlinien, nach den Grundſätzen nationalſoziali⸗ ſtiſcher Erb⸗ und Raſſenpflege und in engſtem Einvernehmen mit den ſtaatlichen Jugendämtern. Für die Gaue Baden und Württemberg⸗Ho⸗ enzollern wurde im Januar 1938 die Dienſtſtelle Stuttgart errichtet. Sie iſt ſomit in allen Fragen, die ſich in der Adoptionsarbeit ergeben, in erſter Linie zuſtän⸗ dig. Die Zahl der bei der Dienſtſtelle Stuttgart zur Vermitt⸗ kung gemeldeten Kinder iſt natürlich bedeutend kleiner, als die der vorgemerkten Ehepaare. Der Grund hierfür lie teiner⸗ ſeits darin, daß die Vermittlung vieler Kinder abgelehnt werden muß, weil ſie den erblichen und raſſiſchen For⸗ derungen nicht genügen. Andererſeits aber iſt feſtzuſtellen, daß das Verantworkungsgefühl der Mutter für ihr Kind ſtärker geworden iſt. Die e müſſen daher jeweils bis zur Vermittlung eines geeigneten Kindes mit einer län⸗ geren Wartezeit rechnen. i f Die Vermittlung erfolgt erſt, wenn tliche Erhebun⸗ en über Kind und Kindeseltern abgeſchloſſen ſind. Das ind wird dann zunächſt ein halbes Jahr probeweiſe als Pflegekind in der Adoptivfamilie untergebracht, um feſtzu⸗ ſtellen, ob ſich das erwünſchte Eltern⸗Kind⸗Verhältnis bildet. Die Erfahrungen haben bis jetzt gezeigt, daß das Einleben des Kindes in die fremde Familie überraſchend ſchnell er⸗ folgt. Es kann trotz der kurzen Zeit bereits auf eine Reihe erfolgreich abgeſchloſſener Vermittlungen zurückgeblickt werden. Ihre Arbeit aber ſieht die Adoptionsſtelle der RSV. neben ihrer praktiſchen Vermittlungstätigkeit auch in der Hauptſache in der Erfüllung ihrer volkserzieheriſchen Auf⸗ gabe. In der Erkenntnis, daß die Erziehung in der bluts⸗ verwandten Familie durch nichts zu erſetzen iſt, betrachtet die A ptionsſtelle grundſätzlich die Adoptionsvermittlung immer nur als eine außergewöhnliche Löſung des Schickſaalss eines Kindes und wird keine Möglichkeit außer acht laſſen, 15 Mutter das Zuſammenleben mit ihrem Kinde zu er⸗ eichtern. 55 8 e o Haus ousTU Kt Fr. l 1 Noννν Hartleb hoffte immer, daß ſie durch irgendeinen Zufe wieder ihre Erinnerung an die Vergangenheit finden würde. Er hatte ſchon viele Verſuche mit ihr gemacht. Unter den Schweſtern und Patientinnen wurde ſchon dar⸗ über geredet, daß er ſich ſo lange und ausgiebig mit der Patientin von Zimmer 136 befaßte. Aber das kümmerte ihn wenig. Er wußte, daß ihn Tag und Nacht ihr Bild verfolgte, daß er in ſeinem Innern ein Gefühl verſpürte, das genau das ſein mußte, was die Menſchen Liebe nannten. Ob er bei einer Operation war, ob er einen Krankenbeſuch machte— immer wieder ertappte er ſich da⸗ bei, daß ſeine Gedanken zu dieſer Patientin abſchweiften, zu dieſer Unbekannten. Er ſelbſt hatte ſich ſchon hundert⸗ mal die Frage geſtellt: Was ſoll ich tun? Ich bin heute ein Mann von vierzig Jahren. Wie alt ſie iſt, weiß ich nicht. Bin ich zu alt für ſie? Sie weiß nicht, daß ich ſie liebe! Soll ich vor ſie hintreten und ſagen:„Ich liebe dich!“ Darf ich das tun? Kann ich das tun?— Was iſt, wenn ſie„Nein“ ſagt? Wenn ſie einfach ſagt:„Nein!“ Und mich dabei auslacht, vielleicht mich anſchreit:„Was erlauben Sie ſich, Herr Profeſſor? Glauben Sie, weil ich krank bin, weil ich weder meinen Namen noch meine Ver⸗ gangenheit kenne, dürften Sie zu mir von Liebe ſprechen? Nein, Herr Profeſſor, das Recht haben Sie nicht! Ich muß Ihnen dankbar ſein! Jawohl, ich kann arbeiten und Ihnen alles zurückzahlen, was Sie für mich an Koſten vereaslagt haben. Sie haben aber kein Recht, ſich mit mir einen Scherz zu erlauben!“—„Ich wollte nicht ſcherzen!“ Hartleb ſpürte ihre Wangen, die er berührt, roch den natürlichen Duft ihrer Haare, den er eingeatmet hatte, heute und geſtern und vorgeſtern. Als er ſie unterſuchte, war ihr Kopf ganz nahe bei ihm geweſen. Sie hatte ge⸗ weint, laut hinausgeweint wie ein kleines Kind, und ihre heißen Tränen waren auf ſeine Hände gefloſſen— Tränen, wie man ſie nur in grenzenloſer Verzweiflung weinen kann. „Aber, liebes finden— es wird alles ſchon auf dem Wege der nicht aufregen!“ Die Unbekannte hatte ſich von ihm losgeriſſen. Warum? Weil ich ihr die Wange geſtreichelt hatte, weil ich verſucht habe, ihr Haar zu küſſen? Nein, nein! Sie konnte ja nicht ahnen, daß ich das tun wollte, ich hatte ſie ja nur in Gedanken geküßt. Sie war im Zimmer auf und ab gelaufen, war vor ihm ſtehengeblieben, die Fäuſte an ihre blaſſe Stirn ge⸗ reßt: 5 1 Profeſſor! Ich heiße.. Ich heiße. Ich heiße... Ja, jetzt weiß ich es, ich heiße Paula Robben, Robben, R—o—b—b—e-—n!“ Jeden Buchſtaben ſagte ſie einzeln auf. „Ich bin eine geſchiedene Frau. Mein Mann hat ſich ſcheiden laſſen, weil ich...“ Sie hatte plötzlich geſchwiegen und auf ſeinen weißen Mantel geſtarrt, als ob ſie dort nach Worten ſuche. „Warum lügen Sie?“ hatte er ihr zugerufen.„Warum lügen Sie?“ „Lügen... Lügen...“ Ihre wirren Augen hatten wie hilfeſuchend nach der weißen Zimmerdecke geſtarrt. „Lügen... Herr Profeſſor, ich lüge ja nicht! Ja— doch ſch bahe selsgen! Aber fetzt weiß ich alles, ich weiß alles ganz genau! Herr Profeſſor, ich bin ja ſo froh, daß ich alles wieder weiß! Meine Eltern ſind Fabrikanten aus Südamerika...“ Die Unbekannte war im Zimmer auf und ab ge⸗ laufen, hatte mit tief geſenktem Kopf auf dem blank ge⸗ bohnerten Fußboden geſucht, wie ſie die Erzählung weiter⸗ ſpinnen könnte. Plötzlich ſchlug ſie die Hände vors Ge⸗ ſicht und blieb ſtumm vor ihm ſtehen. Er zog ihre Hände ſanft herunter— zwei traurige, mutloſe Augen hatten ihn angeblickt. „Sie lügen wieder! Sie ſuchen dieſen ſchrecklichen Zu⸗ ſtand der Vergangenheitsleere durch eine Lüge auszu⸗ löſchen. Damit haben Sie ſich nicht geholfen und auch der Fräulein, es wird ſich ja alles wieder⸗ noch gut werden! Sie ſind ja Beſſerung. Sie dürfen ſich jetzt i ch Kreuz und Quer Ein Kalb fraß 2000 Mark— Vom Verkehrshindernis zum Jeſtbraten— Mieze und die Blumenfrau— Champagner wächſt am Baum Es klingt wie ein ſchlechter Scherz, entſpricht jedoch der Wahrheit: In dem auf dem Bergrücken zwiſchen 0 und Dümpelfeld gelegenen Ort Obliers fraß ein Kalb den Hauptteil des Erlöſes— 2000 Mark—, den ein Landwirt durch den Verkauf eines Teiles ſeines Beſitzes erzielt hatte. Der Vorfall trug ſich folgendermaßen zu: Der Landwirt hatte nach der Tätigung des Kaufaktes den Hauptbetrag, und zwar 2000 Mark vom Geſamterlös in Höhe von 2600 Mark, ausgezahlt bekommen. Er beabſichtigte, dieſen Be⸗ trag zur Kreisſparkaſſe zu bringen. Aus irgendeinem Grunde verzögerte ſich diefes Vorhaben aber. Leichtſinnigerweiſe behielt er nun das Geld, das für ihn ein Vermögen bedeu⸗ tete, in einem Briefumſchlag mit noch anderen Papieren in ſeiner Rocktaſche. Den Rock ließ er auch beim Füttern des Viehs an Etwa zwei Tage ſpäter ſtellte er zu ſeinem Schrek⸗ ken feſt, daß der Briefumſchlag mit den 2000 Mark und dem ſonſtigen Inhalt verſchwunden war. Alles Nachſuchen blieb zunächſt vergebens. Schließlich ſuchte er auch im Stall nach und entdeckte hier im Trog eines Kalbes letzte Reſte des Briefumſchlages und der darin enthaltenen Geldſcheine. Of⸗ fenbar hat der Landwirt den Briefumſchlag beim Füttern verloren, und das Kalb hat dann die Geldſcheine zer kaut und vernichtet. Probeweiſe wurde dem Kalb nach diefer Feſtſtel⸗ lung ein Stück Zeitungspapier vorgehalten, das es auch bis zum letzten Reſt auffraß. Leider waren bereits zwei Tage vergangen, als der Landwirt den Verluſt bemerkte, ſodaß 8—ů ů— wWiſſenſchaft nicht gedient.— Ich habe einen anderen Vor⸗ ö ſchlag: Ich werde Sie bitten, daß Sie, wenn es Ihr Ge⸗ ſundheitszuſtand erlaubt, mit mir öfters unter Menſchen gehen! Wir werden nachmittags ein Kaffeehaus beſuchen, vielleicht abends einmal in die Oper oder in ein Schau⸗ ſpiel gehen. Ich werde Ihnen Bücher beſorgen, und Sie werden leſen. Und wenn Sie Sehnſucht nach Muſik haben, werde ich ein Inſtrument in Ihr Zimmer bringen laſſen. Vielleicht finden Sie doch irgendwo einen Anhaltspunkt, der Sie in das Vergangene zurückführt. Alles, was im Leben geſchehen kann, muß erſt wieder um Sie herum lebendig werden! Es kann Monate dauern, es kann noch länger dauern! Wenn Sie ſich an irgendein Geſicht, an irgendein Geſchehen erinnern können, ſei es fröhlicher oder ſei es trauriger Natur, dann laſſen Sie es mich gleich wiſſen! Nur ſo könnten wir weiterkommen.“ Auf dieſe Weiſe hatte er zu ihr geſprochen und hatte dabei ihre Hand feſt umſchloſſen gehalten. Er hatte weder Puls noch Temperatur prüfen wollen— er hatte die Hand der Frau gehalten, die er liebte. Er hatte aus dem Aerztezimmer ſeinen Mantel holen laſſen und ihn ihr um die Schultern gelegt. „Gehen Sie in die Sonne!“ Silverius war im Verwaltungsbüro an das Fenſter getreten und ſah im Park die Unbekannte. Ruhig ging ſie auf dem ſonnendurchwärmten Kiesweg auf und ab, zwanzig Schritte hin und zwanzig Schritte wieder zurück. Faſt hätte Silverius den Streuſelkuchen, den er im Munde hatte, ohne zu kauen, verſchluckt. Er nahm raſch einen Schluck Kaffee aus der Taſſe, die Rimmler gehörte, und puſtete laut in ein Taſchentuch. Sein Geſicht wurde hochrot. Alle Geſchehniſſe ſtiegen plötzlich wieder vor ihm auf. Friedlich ging ſie, die Patientin von Zimmer 136, die für ihn allein Schuldige an dem Zerwürfnis mit Profeſſor Hartleb. Silverius hatte ſich zwar in den letzten Tagen eingeſtanden, daß er mit Hartleb ſchon einige Jahre nicht harmonierte. Hartleb war immer für fort⸗ ſchrittliche Anſchaffungen und für Freiplätze für mittel⸗ loſe Kranke. Früher, bevor Hartleb in die Privatklinik ge⸗ kommen war, hatte er, Silverius, die Aerzte dirigiert, Hartleb dagegen dirigierte ihn. Reibereien waren nicht ausgeblieben. Aber dieſe Patientin, die für ihn eine Simulantin war, hätte um ein Haar ſeine Entlaſſung heraufbeſchworen. 5 Nun ging ſie in„ſeinem“ Pärk vor ſeinen Augen ſpazieren! „Emil! Wo iſt Schweſter Olga?“ Der Stift, der ſchnell einige Streuſelkuchenſtücke in ſeinem Pult verſchwinden ließ, kam kauend näher und ſagte kaum verſtändlich mit vollem Mund: „Schweſter Olga iſt ſeit geſtern auf Urlaub.“ „Auf Urlaub? Ich höre wohl nicht recht! Das wird mir erſt jetzt gemeldet?“ brauſte Silverius auf.„Das iſt ja eine tolle Wirtſchaft hier! Kaum bin ich einige Tage krank, geht alles drunter und drüber! Oder habt ihr ſchon gedacht, ich käme nicht mehr zurück? Hat vielleicht jemand davon geflunkert? Sie, Herr Flinke, Sie haben wohl ſchon auf meinen Poſten ſpekuliert?“ Flinke war von ſeinem Stuhl aufgeſprungen, ſtellte ſich in Poſitur. Furchtlos anwortete Flinke mit lauter Stimme: 85 „Ich verbitte mir ſolche Verdächtigungen! Von mir aus können Sie hier noch hundert Jahre Verwalter ſein!“ Silverius' flackernder Blick ging von einem zum anderen... So raſch wie der Sturm über ihn gekommen war, ſo ſchnell verebbte er auch wieder. Er fühlte, daß ihm das Blut durch den engen, gedrungenen Hals zu Kopf geſtiegen war. Ein Riß am Kragen verſchaffte ihm Luft. „Entſchuldigen Sie, meine Herren! Es war ſelbſt⸗ verſtändlich nicht ſo gemeint! Aber ein für allemal: Wenn jemand fehlt, muß es mir gemeldet werden!— Das iſt übrigens deine Pflicht, Emil!“ Emil drehte ſich von ſeinem Pulthocker herum und rieb mit dem Zeigefinger ſeine aufwärts gebogene Stupsnaſe: „Ich hab's ja gewußt! Am Ende bin ich es ja doch wieder geweſen! Aber damit Sie es wiſſen, Herr Ver⸗ walter— ich hab's dem Herrn Profeſſor gemeldet!“ Trotzig ſtand der Stift neben ſeinem Pult und ſchob die herausgerutſchten Kuchenſtücke in die Lade zurück. „Alſo dem Profeſſor haſt du's gemeldet! Na gut! Ver⸗ giß aber nicht— ich bin auch noch da, und ich muß ſolche Beurlaubungen auch wiſſen!— Wohin iſt Schweſter Olga gefahren?“ auch ein Abſchlachten des Tieres zur Rettung des hohen Be⸗ trages zwecklos erſchien. Das liebe Vieh kommt überhaupt zuweilen auf merk⸗ würdige Einfälle. In der Stadt Eliſabeth(USA) gab es eine aufregende Jagd aufein Schwein. Das gute Tier tauchte während der Hauptverkehrsſtunden plötzlich in der Stadt auf und brachte den geſamten Verkehr in Unordnung. Endlich gelang es einem Polizeibeamten, der früher Tor⸗ wächter in einem Fußballklub geweſen war, das Vieh mit ſicherem a im Lauf zu erwiſchen und zu halten. Trotz eifriger Nachforſchungen iſt es nicht gelungen, den Eigen⸗ tümer des Schweines zu ermitteln. Die Entſtbeidung der Polizei lautet nun dahin, daß das Tier vier Tage aufbe⸗ wahrt wird und dann als„Grundlage“ für ein Polizeifeſt⸗ eſſen genommen wird Ungemütlicher war ſchon ein exotiſcher Gaft, der in den Straßen von Lib au einige Aufregung verurſachte. Auf dem großen Marktplatz hatte ein Zirkus ſeine 9 5 errich⸗ tet, zu deſſen vierbeinigen Artiſten auch einige Löwen, Bä⸗ ren und ein Tiger gehören. Während der Vormittagsprobe eines Dreſſuraktes gelang es der zweijährigen Löwin Mieze, dem Dompteur zu entwiſchen und unter der Zelt⸗ bahn hindurch den Zirkus zu verlaſſen. Die Löwin, ein ſehr gutartiges Tier, nahm von den zahlreichen Marktbeſuchern keine Notiz und wurde von letzteren ebenfalls kaum beachtet. Niemand kam auf den Gedanken, daß das gemächlich dahin⸗ trottende Tier zum königlichen Geſchlecht der Löwen ge⸗ hörte. Wer nur flüchtig hinſah, konnte Mieze für einen gro⸗ ßen Hund halten. Die junge Löwin bog bedächtig in eine Seitenſtraße ein, entdeckte einen ſonnigen Hof und legte ſich dort vor der Stalltür zur Ruhe nieder. Bald darauf be⸗ trat eine alte Blumenhändlerin, die im Stall ihre Vorräte ö E „Weiß ich nicht! Sie hat geſagt, ſie muß ſich erholen.“ „Na, iſt ſchon gut.“ Silverius beendete die Unterredung mit Emil. Ihn intereſſierte wieder die Unbekannte, die Schwindlerin. Er beobachtete ſie aufmerkſam, ſah ihr fein geſchnittenes Ge⸗ ſicht und mußte zugeben, daß ſie ſehr ſchön war. Bei ſich zu Hauſe hatte er noch von Großmutter her in der guten Stube einen Farbendruck hängen. Auf einer Meereswoge ruhte eine bunte, glitzernde, wunderſchöne Frau mit blaſſem Geſicht und langen, ſchwarzen Haaren. An Stelle der Beine hatte ſie einen ſchuppigen Schwanz, der in der Welle untertauchte. Mit den Armen zog ſie einen jungen Fiſcher zu ſich herab. Jetzt wußte Silverius, was für eine Art Frau dieſe unbekannte Patientin war. Sie hatte es auf Männer abgeſehen und zog ſie zu ſich herab! Wen aber?— Ihn?— Nein! Er wollte mit ſolchen Frauen nichts zu tun haben! Er nicht!— Aber wen wollte ſie in ihre Netze ziehen? Vielleicht den Profeſſor? Nein! Oder vielleicht doch? Der Herr Profeſſor intereſſierte ſich ja ſehr für dieſe Unbekannte. Silverius wandte ſich wieder ſeiner Arbeit zu. Vor ihm lag eine Rechnung über die Koſten für zehn Tage Aufenthalt der Patientin auf Zimmer 136! Er machte ein großes Fragezeichen unter die Summe. Er konnte es ſich nicht verkneifen, mit Rotſtift darunter zu ſchreiben:„Herrn Profeſſor Hartleb ſchicken.“ VI. Brofeſſor Hartleb liebte die Patientin von Zimmer 136, die Unbekannte. Sie ſaßen abends im Parkett oder in der Loge eines großen Opernhauſes, hörten und ſahen die Opern„Aida“,„Carmen“,„Die Meiſterſinger“. Muſik und Handlung, die die Unbekannte ſah und hörte, waren für ſie nichts Neues. Sie konnte über Wagner, über Puceini und andere Komponiſten ſprechen, aber ſie konnte nicht ſagen, woher ſie von dieſen Werken und ihren Komponiſten etwas wußte. Profeſſor Hartleb hatte ihr Kleider, Wäſche, Schuhe, Hüte und alles, was eine Dame benötigt, gekauft. Er überließ es aber Frau Drinckſen, als Spenderin aufzu⸗ treten, denn er wußte, daß die Unbekannte von ihm kein Geſchenk annehmen würde, am allerwenigſten aber dieſe Dinge des täglichen Bedarfs. Auch die Patientin von Zimmer 136 hatte ſehr viel über Profeſſor Hartleb nachgedacht. Tagsüber, wenn ſie allein in ihrem Zimmer ſaß, ein Buch vor ſich, oder wenn ſie mit geſchickten Händen eine Handarbeit fertigſtellte, fühlte ſie Unruhe und konnte nicht erwarten, bis der Zeiger auf die Stunde vorrückte, zu der Hartleb ſie auf⸗ zuſuchen pflegte. Es graute ihr vor dem Tag, an dem ſie einmal von hier fort mußte. Sie fürchtete nicht die un⸗ gewiſſe Zukunft— ſie war entſchloſſen, jede Arbeit, die man ihr anbot, anzunehmen. Sie wollte unabhängig ſein. Aber wie ſollte ſie es ertragen, Profeſſor Hartleb nicht mehr zu ſehen? War es nur Angſt vor dem Wechſel, oder war es ein anderes Gefühl? Liebe? Die Unbekannte hatte ſich auf loſen Zetteln ein kleines Tagebuch angelegt. In ehrer kleinen, zierlichen, aber feſten und ſicheren Handſchrift ſtand zu leſen: Freitagabend. Wir ſind in ſeinem Auto nach Potsdam gefahren. Es war eine herrliche Fahrt. Ich habe dumme, lebensmüde Gedanken gehabt. Der Geſchwindigkeitszeiger ſtand auf hundertzehn Kilometer. Immer noch mehr Gas gab er. Der Zeiger ging zitternd immer höher, bis er auf hundert⸗ dreißig ſtand. Wenn jetzt ein Hindernis im Wege geweſen wäre Er und ich! Im Kloſterkeller haben wir zur Nacht gegeſſen. Er fragte mich, ob ich mit der Vergangenheit auch mein Herz verloren hätte! Wir haben beide glücklich gelacht. Mein Herz? Ich höre es ſchneller ſchlagen, wenn ich bei ihm bin. Sein Name Karl Ludwig klingt genau ſo, als wenn ich einige Taſten auf dem Klavier anſchlage: Karl Ludwig! Sonntag. Wir ſind in die Schorfheide gefahren. Stundenlang ſind wir am See ſpazierengegangen. Dieſer große Menſch! Ich habe beobachtet, wie die Frauen ſich nach ihm um⸗ ſahen. Ich war vorlaut: Ich habe ihn am Arm feſtgehalten und habe gefragt:„Herr Profeſſor, warum fahren Sie mit mir hierher? Warum gehen Sie überhaupt mit mir aus?“ „Weil ich Sie liebe!“ hat er mir geantwortet. Er hat ſicher nur einen Spaß gemacht. Oder war es Ernſt? Er hat lange meine Hand gehalten. Ich habe ſie ihm gern überlaſſen. (Fortſetzung folgt) aufbewahrte, nichtsahnend den Hof. Da Mieze den Zutritt zum Stall verſperrte, verſetzte das kurzſichtige Weiblein dem vermeintlichen großen Hund ſchimpfend einen Tritt. Die verkannte Königin der Wüſte hob den Kopf und ließ nach Löwenart ein dumpfes Grollen hören. Jetzt erſt erkannte die Blumenfrau ihren Irrtum, riß ſchreiend die Stalltür auf und verbarrikadierte ſich ſo gut es ging. Mieze hatte aber die Veläſtigung nicht ernſt genommen und blieb ruhig in der Sonne liegen. Dort wurde ſie von dem Zirkusperſonal gefunden und ohne beſondere Schwierigkeiten eingefangen. Unterdeſſen hatte ſich die Nachricht von der entſprungenen Löwin wie ein Lauffeuer verbreitet, und in wenigen Minu⸗ ten waren Straßen und Marktplatz vollkommen menſchen⸗ leer. Die Heldin des Tages war natürlich die Blumenfrau. Vielleicht ſtammt Mieze gerade aus dem nördlichen Zulu⸗ land in Südafrika. Dort iſt zwar das Waſſer eine koſtbare und ſeltene Flüſſigkeit. Dafür wächſt aber hier der— Cham⸗ pagner buchſtäblich an den Bäumen. Die Maſala⸗Palme, die in dem trockenen Land in großen Mengen gedeiht, iſt es, die das begehrte Getränk,„Bufuluk genannt, liefert. Man ſchnei⸗ det einen der kurzen Zweige dieſer Palme ab, ſchält die Rinde, bohrt ein Loch und läßt die herausquellende Flüſſig⸗ keit in einen bereitgeſtellten Flaſchenkürbis fließen. Der„Ma⸗ ſala⸗Saft“, wie ihn die Zulus nennen, ſchmeckt ganz 1 wie unſer Champagner, iſt aber zunächſt alkoholfrei. Do ſchon nach 48 Stunden verwandelt ſich die Flüſſigkeit, wenn man ſie ſtehen läßt, in„Buſulu“, ein überaus berauſchendes alkoholiſches Getränk, das man nur noch in kleinen Menger genießen kann, wenn man nicht in wenigen Minuten betäubt zu Boden ſinken will. 50 Palmen liefern täglich bis zu hun⸗ dert Liter„Maſala⸗Saft“. 5 E N Freer Dr ,. r rene ee rr N ——— Sas e Tul 2 Der gepflegte Haushalt Wenn wir ein fremdes Haus betreten, ſo haben wir zuweilen das Gefühl behaglicher Ruhe, wir empfinden es, daß dieſer Haushalt gut geführt, alſo gepflegt iſt— oder wir haben von Anfang an das Bewußtſein, hier iſt irgend etwas nicht in Ordnung— wir ſtören— man wünſcht uns innerlich ins Pfefferland. Mit dem Begriff des gepflegten Haushalts wird ſehr oft eine koſtſpielige Lebenshaltung und ein fabelhaftes Einkommen in Verbindung gebracht, ſchöne geſchmackvolle Räume, geſchultes Haushaltsperſonal, vornehme alte Kultur.— Das alles aber iſt durchaus nicht Bedingung für den gepflegten Haushalt! Es iſt immer der Geiſt der Hausfrau, der den Lebensſtil eines Hauſes bedingt, und auch in den ſchlichteſten Verhältniſſen kann ein ſo freund⸗ licher Geiſt von Sitte, Ordnung und Sauberkeit herrſchen, daß uns ein ſolches Heim wie eine Heimat umfängt. Wir fühlen es ſofort, wir ſind willkommen. Es gibt kein Haſten und Jagen, man iſt auch auf einen unangemelde⸗ ten Gaſt vorbereitet und erwartet von ihm, daß er ſich einfügt in das Hausganze und ſich wohl fühlt. Blumen grüßen auf dem Eßtiſch, der tadellos gedeckt iſt, alles iſt ſauber und ſtrahlt eine beruhigende Friſche aus. Der Sinn für Zweckmäßigkeit und Schönheit iſt an jedem Stück Hausrat unverkennbar, und die zufriedene Haus⸗ frau beweiſt es uns, daß ſie keine Kritik zu fürchten hat, ſie iſt mit ſich, mit uns, mit ihrem Haushalt zufrieden. Die berufstätige Frau hat es ebenfalls verſtanden, ſich ihren kleinen gepflegten Haushalt zu ſchaffen und ihm ihren Stil aufzuprägen. Sie verſteht es, ererbten Haus⸗ rat, an dem ihr Herz hängt, mit ſchönen geſchmackvollen Gegenſtänden und Möbeln von heute zuſammenzubringen und doch eine ſinnvolle herzenswarme Einheit zu erzielen. Sie liebt ihr Heim genau ſo innig wie es die ſorgliche Hausfrau tut, und es iſt ihre größte Freude, liebe Gäſte zu bewirten und ihnen behagliche lichte Stunden zu be⸗ reiten. Sie iſt ſelten in der Lage, Hausangeſtellte zu be⸗ ſchäftigen, aber ſie verſteht es meiſterlich, Gemütlichkeit und frohe Laune ihren Gäſten zu geben. Man merkt ihr an, wir ſorgſam ſie alles vorbereitet hat, damit jede Haſt und Unruhe vermieden werden beim Beſuch, ſie gibt ein kleines beſcheidenes Feſt, aber ſie will ſelbſt etwas von dieſen feſtlichen Stunden haben und— bereit ſein, iſt alles! Im gepflegten Haushalt bringt ſich nicht nur das Heim empfehlenswert in Erſcheinung, auch die Wirtin und Hausfrau macht durch ihre ſorgfältige ſaubere Klei⸗ dung Eindruck, jede Ungeſchicklichkeit, jede unſchöne Hetzerei fällt fort, denn Selbſtbeherrſchung und ruhige Sicherheit ſind die Vorbedingungen für die Kunſt, einem gepflegten Haushalt vorzuſtehen. Auch die ſchlichte ein⸗ fache Hausfrau wird Sicherheit genug beſitzen, ihre Gäſte liebevoll, ohne Aufregung, natürlich und ruhig zu emp⸗ fangen und ſie ſo zu bewirten, daß ſie ſich wie zu Hauſe fühlen. Wie ſteht es mit der Hausgenoſſenſchaft? Die Verpflichtungen gegenüber der Gemeinſchaft. Manche Wortbildungen ſind, wenn wir ſie uns näher betrachten, äußerſt lehrreich. Doch nur die wenigſten, die ſie gebrauchen, geben ſich die Mühe, in ihren Sinn einzu⸗ dringen. Nehmen wir nur einmal das Wort„Hausgenoſſen“ Es kann in einem engeren und in einem weiteren Sinn gebraucht werden. In erſterem bedeutet es die dem Kreiſe der Familie Angehörigen. In letzterem umfaßt es auch die übrigen Bewohner des Hauſes. Hausgenoſſen— das ſagt ſich ſo leichthin und beſagt doch ſoviel! Vor allem drückt dies Wort aus, daß alle ein Gemeinſames beſitzen und genießen: das Haus. Wer aber iſt in Wahrheit ein Hausgenoſſe? Doch nur der, durch den das gemeinſame Bewohnen eines Hauſes zu einem Genuß wird. Es ſoll aber leidet Hausgenoſſen geben, mit denen zuſammenzuwohnen, alles andere als gerade ein Genuß iſt! Wie aber ſchaut der ideale Hausgenoſſe aus? Auch dazu muß man Talent haben. Jedenfalls muß er als wichtigſte Eigenſchaft eine ganze Portion Friedfertigkeit beſitzen, denn die benötigt keiner mehr als gerade der Hausgenoſſe. Auch wird dieſe Friedfertigkeit häufig ge⸗ nug auf die Probe geſtellt. Solch ein idealer Hausgenoſſe, eine Gattung Menſch, der man nicht allzu oft begegnet, nennt natürlich auch ein Rundfunkgerät ſein eigen. Er iſt ja nicht nur Haus⸗, ſon⸗ dern auch Zeitgenoſſe. Doch wenn zur Sommerzeit, bei geöffnetem Fenſter, ſein Rundfunk läuft, ſo ſtellt er ihn beſtimmt nicht auf Windſtärke 12, ſondern eben nur auf Zimmerſtärke. Kommt er abends ſpät nach Hauſe, ſo braucht darum nicht die geſamte Nachbarſchaft durch Türenſchlagen aus tiefſtem Schlaf aufgeſchreckt zu werden. Denn er weiß. daß man Türen auch leiſe, ja faſt geräuſchlos, ſchließen kann. Er bietet einem begegnenden Hausgenoſſen freundlich die Tageszeit. Gegebenenfalls wird er auch einmal hilfreich einſpringen, wenn es gilt, eine kleine Gefälligkeit zu erweiſen. Er wird gerne einmal dem anderen die Türe offenhalten oder ſonſt eine kleine Handreichung leiſten. Doch gibt es außer männlichen Hausgenoſſen ja auch noch weibliche. Leider zeigen manche von ihnen nur wenig Verſtändnis für dieſen Begriff der Hausgenoſſenſchaft. Würden ſie wohl ſonſt ſo rückſichtslos laut in Haushalt und Küche hantieren, obgleich ſie wiſſen, daß ihre Hausgenoſ⸗ ſin Wand an Wand krank iſt? Man kann doch das alles auch ohne Aufwand an unnötigen Geräuſchen genau ſo gut verrichten. Wir reden hier nicht jener mißverſtandenen Haus⸗ genoſſenſchaft das Wort, wo die Frauen durch ſtändiges Beiſammenhocken und Geſchwätz aller Art Tür und Tor öffnen für Klatſchſucht und Verleumdung. Aus ſolcher Hausgenoſſenſchaft kann nur Zank und Streit erwachſen. Durch ſie wird oft genug das Beiſammenwohnen zur Qual. Man darf nie vergeſſen, daß ja Frauen, die mehr als der Mann auf das Haus angewieſen ſind, eine gewiſſe Neigung zu dieſen Auswüchſen der Hausgenoſſenſchaft zeigen. Um wieviel erſprießlicher kann ſie dagegen ihre freundnachbarlichen Beziehungen beweiſen, wenn ſie im Notfalle, bei Krankheiten, Unglücksfällen, oder einer ſich ſonſt ergebenden Gelegenheit, hilfreich einſpringt. Es gibt ihr das noch obendrein das beruhigende Bewußtſein, im Notfalle nun ihrerſeits ebenfalls auf tatkräftige Unter⸗ ſtützung und Hilfe des Nachbarn rechnen zu können. Gummi auch wirklich hält. Fiarmoniſche Ernährung durch richtige Zuſammenſtellung des Küchenzettels Die Zuſammenſtellung des Küchenzettels nicht nur beſondere Sorgfalt, Kenntniſſe. in geſchmacklicher wie in geſundheitlicher gänzen. artige freudigen Speiſen verbunden werden. ſind mit rohen zuſammenzuſtellen; Punkt muß beſonders geachtet werden, der Hauptfehler der heute üblichen Koſt liegt. koſt in irgendeiner Form, eine wirklich nährung zuſtande kommen kann. So iſt es auch oft möglich, durch kleine Aenderungen der heute üblichen Koſt durch Fortlaſſen des einen Teiles und Hinzufügen eines anderen zu einer wirklich harmoni⸗ ſchen Ernährung in der notwendigen Abwechflung, den Jahreszeiten und dem perſönlichen Geſchmack zu kommen. In der„Deutſchen Ernährungsuhr“(Müller'ſche Ver⸗ lagshandlung, Dresden) iſt erſtmalig der Verſuch unter⸗ nommen., an einer Reihe von Beiſpielen allgemein be⸗ kannter Gerichte die notwendigen Verbeſſerungsmöglich⸗ keiten zu zeigen. Dieſe Beiſpiele ſollen für jeden die An⸗ regungen geben, nur für den eigenen Lebenskreis entſpre⸗ chend zu verfahren. Was zunächſt faſt unmöglich erſcheint, iſt auf Grund der gegebenen Beiſpiele und der erworbe⸗ nen Kenntniſſe faſt ein Spiel. Das Ergebnis aber wird Aufnahme: Dr. Weller/ Bavaria— M. Hier kochen die zahlreichen Gemüſe in der richtigen Zuſammenſtellung. erfordert ſondern auch vielſeitige Die einzelnen Mahlzeiten müſſen ein in ſich geſchloſſenes Ganzes darſtellen, ſie müſſen ſich aber auch a0 Beziehung er⸗ 3 Eine eiweißreiche Mahlzeit oder ein eiweißreiches Hauptgericht bedarf der Ergänzung durch Obſt und Ge⸗ müſe mit kohlehydrathaltigen Lebensmitteln; eine brei⸗ ige Speiſe muß durch eine feſte, welche die Zähne be⸗ anſprucht, ergänzt, ein farbloſes Gericht muß mit farben⸗ Gekochte Speiſen ja, auf dieſen letzten weil gerade hier 6 U Durch die oft falſche und wenig ſchonende Zubereitung geht ein ſo großer Teil der biologiſchen Werte verloren, das harmo⸗ niſche Gleichgewicht wird ſo weit geſtört, daß nur durch regelmäßigen Verzehr von Obſt und Salaten, alſo Friſch⸗ harmoniſche Er⸗ angepaßt, ſein: eine geſunde Koſt aus deutſchem Boden, die kräftig, widerſtandsfähig und leiſtungsfähig macht. Sie bietet dem Körper die Lebensmittel in der beſten Verwertbarkeit und nutzt daher die Erzeugniſſe der deutſchen Scholle am beſten aus. So iſt es auch ſelbſtverſtändlich, daß mit einer ſolchen Ernährung am allererſten die Nahrungsfreiheit des deut⸗ ſchen Volkes ſichergeſtellt iſt. Es ſeien noch einige Richtlinien für die Geſtaltung des Speiſezettels ſowohl für einen Tag wie für eine län⸗ gere Zeit, z. B. eine Woche, gegeben, um die Aufgabe zu erleichtern. Die Zahl der Mahlzeiten für den wenig oder kaum körperlich Arbeitenden ſoll ſich auf drei beſchränken. Dieſe drei Mahlzeiten müſſen dann allerdings dem Kör⸗ per in vorbildlicher Harmonie alle notwendigen Stoffe bieten, wobei ſie ſich untereinander wiederum ergänzen können. Es iſt nicht immer möglich, allen Forderungen in einer Mahlzeit gerecht zu werden, dann muß das Feh⸗ lende in einer anderen Mahlzeit des gleichen Tages dem Körper geboten werden. Die Nahrungsmittel müſſen aber in ihrem natür⸗ lichen Zuſammenhang gelaſſen und ſo ſchonend wie mög⸗ lich zubereitet werden. Wir haben von unſeren Müttern zum Teil falſche Zuſammenſtellungen übernommen, auch viele Nationalgerichte ſind ſchlecht; durch kleine Abände⸗ rungen können ſie leicht in gute Gerichte von hohem ge⸗ ſundheitlichem Wert umgewandelt werden, ohne daß ihr Charakter leidet. Für eine Tagesverpflegung läßt ſich etwa folgendes als Anhalt ſagen: Morgens: Eine Speiſe(Suppe oder Brei) aus Voll⸗ kornprodukten, mit Milch hergeſtellt, dazu Vollkornbrot mit Marmelade, Honig oder einem anderen Brotaufſtrich. Zur Abwechflung kann auch ab und zu Grieß oder ähn⸗ liches verwendet werden, alſo Produkte aus Feinmehl: dann iſt eine Ergänzung durch Vollkornbrot und Friſch⸗ koſt unerläßlich, da ſonſt dem Körper nicht alle Stoffe ge⸗ boten werden, die er braucht. Die Mittagsmahlzeit bietet zum Satteſſen Kartoffeln, Gemüſe und Friſchkoſt— je nach Jahreszeit und vorhan⸗ denen Mitteln Obſt, Salat oder Rohkoſt; als ſchmackhafte Beilage gibt es Fiſch oder Fleiſch, zweimal wöchentlich Fiſch, zwei⸗ bis dreimal Fleiſch; an den übrigen Tagen gibt es keine Beilage. Dicke Gemüſeſuppen, Hülſenfrüchte, Quarkſpeiſen, gefüllte Gemüſe und vieles andere mehr er⸗ geben die notwendige Abwechſlung, ſo daß der Phantaſie, dem Geſchmack und den landſchaftlichen Gewohnheiten ge⸗ nügend Spielraum bleibt. Je reichhaltiger in der Ver⸗ wendungsart und je vielſeitiger der Küchenzettel ausſteht, deſto beſſer iſt er, vorausgeſetzt, daß die immer wieder be⸗ tonte Harmonie der Ernährung erhalten geblieben iſt und die Wertminderung durch die Zubereitung mit Hilfe ent⸗ ſprechender Friſchkoſtgaben ausgeglichen iſt. Die Abendmahlzeit iſt in ihrer Zuſammenſetzung ähn⸗ lich, wenn auch einfacher. Auf jeden Fall ergibt ein warmes Abendbrot eine weit billigere Mahlzeit als etwa Brot mit Butter und Aufſchnitt. Für viele Berufstätige und Familien wird das Abendbrot die Hauptmahlzeit bilden; dann gilt ſelbſtver⸗ ständlich das für Mittag⸗ und Abendeſſen Geſagte im um⸗ gekehrten Sinn. Aus Dr. Margarethe Nothnagel„Harmoniſche Ernäh⸗ rung für wenig Geld durch geſunde Koſt“, Müllerſche Ver⸗ lagshandlung, Dresden. Die meiſten von uns ſind„Hausgenoſſen“ oder„Haus⸗ genoſſinnen“. Ob aber auch ideale? Hand aufs Herz— kann jeder oder jede von uns dieſe Frage bejahen? Wenn dies der Fall iſt, dann ſteht es gut um den ſchönen, deut⸗ ſchen Begriff der Hausgenoſſenſchaft! Smada. Bummiſachen richtig pflegen Was iſt heute in jedem Haushalt nicht alles aus Gummi! Regenmäntel, Ueberſchuhe, Fußböden, Matten, Schwämme, Badetaſchen, Armblätter und viele, viele andere Dinge. Gummi iſt eben für viele Sachen ganz her⸗ vorragend geeignet! Alle Gummiſachen erfordern aber eine ſachgemäße Pflege, wenn man lange Freude daran haben will. Wie man ſie richtig und ſchonend behandelt, wollen wir hier erzählen! Einen Regenumhang oder einen Gummimantel darf man niemals am Ofen trocknen. Das iſt eine der wichtig⸗ ſten Vorausſetzungen, daß ſich die Wetterkleidung aus Gummi iſt nämlich gegen Hitze recht empfindlich, trocknet dadurch aus und wird dann ſchnell hart und brüchig. Auch längeres Hängenlaſſen in trockener, warmer Luft genügt ſchon, um den Gummi⸗ ſachen ihre Elaſtizität und Geſchmeidigkeit zu nehmen. Man tut darum gut daran, die Wetterkleidung vor der meiſtens recht langen Sommerpauſe leicht mit einem in Glyzerin getränkten Lappen zu polieren oder dieſe Sachen im kühlen Keller„überſommern“ zu laſſen. Schmutz⸗ und Dreckſpritzer können an Regenmänteln wie auch von Gummiſchuhen mit einer ſchwachen und kalten Waſchlauge— zu deren Bereitung man ein gutes Waſchmittel verwandt hat— und danach mit etwas kla⸗ rem Waſſer abgewaſchen werden. Der Gummi wird ſofort danach mit einem ſaugfähigen Tuch trocken gerieben. Gummiſchuhe werden dann mit etwas Vaſeline oder Glyzerin poliert, damit ſie wieder ſchön glänzen und weich bleiben. Wenn Gummiſchuhe dagegen längere Zeit nicht gebraucht werden ſollen, werden ſie etwas kräftiger ein⸗ gefettet, mit Zeitungspapier ausgeſtopft und in alte Tücher gewickelt. 5 Um Gummimatten, Läufer und gegebenenfalls auch Badematten aus Gummi wieder ſauber zu bekommen, darf man auf keinen Fall ſogenannte„löſende Reinigungs⸗ mittel“ wie Schmierſeife, Terpentin, Benzin oder etwas ähnliches verwenden, da dadurch der Gummi leidet und oftmals ſehr ſtark angegriffen wird. Eine kalte Waſch⸗ lauge tut auch hier ausreichende Dienſte. Aber das ſo⸗ fortige Nachwaſchen mit kaltem Waſſer nicht vergeſſen! Hartnäckige Flecke, die auf dieſe Weiſe nicht entfernt wer⸗ den können, bearbeitet man mit einem guten Fleckwaſſer. Gummiſchürzen, Gummitücher, Badetaſchen, Gummi⸗ flaſchen und was es ſonſt noch alles an praktiſchen Gegen⸗ ſtänden aus dieſem Rohſtoff gibt, reibt man lediglich mit einem feuchten Schwamm ab. Normale Beſchmutzungen laſſen ſich auf dieſe Weiſe ohne weiteres entfernen. Aber auch dieſe Sachen nicht durch große Hitze trocknen! — Verbrennungen im Haushalt Wo können nun überall im Haushalt Verbrennungen vorkommen? Ich möchte ſagen, überall da, wo gekocht wird. Und wo können Verbrennungen beſonders ſchwerer Art vorkommen? Das iſt immer dort der Fall, wo irgend⸗ wie heißes Fett iſt. Kochendes Waſſer hat eine Tempera⸗ tur von nur 100 Grad, heißes Fett hat eine Temperatur von 200 bis 215 und mehr Grad. Infolgedeſſen rufen Fettverbrennungen viel ſchwerere Schäden hervor. Das Brutzeln iſt eine bekannte Erſcheinung, die ein⸗ tritt, wenn ein Braten zunächſt einmal in Fett angebraten und dann Waſſer hinzugegoſſen wird. Wenn Waſſer in das heiße Fett zugegoſſen wird, dann ſpritzt es natürlich, weil ſich der ſich entwickelnde Dampf Platz ſchafft. Die Hausfrauen gießen ja im allgemeinen das Waſſer vor⸗ ſichtig zu, aber man ſollte ſich doch einmal überlegen, ob man heißes oder kaltes Waſſer zu dem heißen Fett gießt. Wenn man heißes Waſſer zugießt, dann iſt zwar die Exploſion nicht ſo ſtark, weil das Waſſer nicht erſt zum Kochen gebracht zu werden braucht; aber es wird weniger Wärme abgeleitet. Infolgedeſſen wird vorſichtig kaltes Waſſer zugegoſſen. Es kommen hierbei keine ſehr ſchweren Verbrennungen vor, aber immerhin üble Brandblaſen. Sehr viele Unglücksfälle ſind ſchon durch das Reini⸗ gen mit Benzin vorgekommen. Dabei braucht nicht etwo eine Flamme in der Nähe zu brennen. Das Benzingas⸗ Luftgemiſch entzündet ſich bei einer verhältnismäßig nie, drigen Temperatur. Die Exploſion kann ſchon erfolgen, wenn ein recht ſchön warmer eiſerner Ofen in der Nähe iſt. Man wird alſo niemals mit Benzin in der Küche oder in der Nähe eines geheizten eiſernen Ofens, etwa eines Badeofens, hantieren. Solche Exploſionen gehen oft ſehr übel aus. Faſt täglich ereignen ſich ſchwere Verbrennungen oder Verbrühungen dadurch, daß die Hausfrauen nicht daray denken, daß ſich alle Gegenſtände beim Erwärmen aus dehnen. Wenn ſie ihren Waſſerkeſſel 71215 Kaffeekochen aufſetzen, dann füllen ſie ihn bis zum Rand voll. Wenn das Waſſer dann zu kochen beginnt, hat es ſich ausgedehnt, und der Deckel des Keſſels ſteht ein Stückchen hoch. Dami, nun kein Waſſer ausläuft, tippt die Hausfrau mal darauf und der Erfolg iſt, daß das kochende Waſſer in einem großen Bogen aus der Tülle herausſpringt. Dadurch ſind ſchon viele, manchmal ſehr üble Verbrühungen an der Füßen entſtanden. E Fileine Kniffe für alle i c in denen Waſſer geſtanden hat, müſſen nach Gebrauch ſofort umgekehrt werden, denn ſchon geringe Spuren Waſſer, die haften bleiben, laſſen das Zinn ory⸗ dieren.. Marmorplatten, auf denen ſich Lyſolflecke befin en, werden mit einem Brei aus Kalkpulver und Seifenwaſſe r gereinigt. Der Brei muß eine Zeitlang einwirken N wird dann mit warmem Waſſer abgewaſchen. K—— 8 5 F—TFTFTTTTTT—T—TTTT 8. D Sport und Spiel Einheimiſcher Sport Fußball der Bezirksklaſſe. Morgen iſt in ganz Deutſchland der allgemeine Start zu den Pflichtſpielen der Saiſon 1939 40. Damit beginnt für alle beteiligten Mannſchaften der Ernſt der Spiele Keine Chance ſoll und darf unausgenutzt bleiben, wenn ſpäter die Mannſchaft nicht den Nachkeil gemachter Fehler ver⸗ ſpüren will. Dieſe Spiele zeigen erſt, wie ſpielſtark dieſe oder jene Mannſchaft iſt. Einſatzbereitſchaft und Pflichtgefühl jedes einzelnen Spielers ſind entſcheidend für Sieg oder Nieder⸗ lage ſeiner Mannſchaft und damit Sein oder Nichtſein ſeines Vereins. Die Bezirksklaſſe der Mannheimer Gruppe hat morgen Sonntag folgende Spiele: Viernheim Edingen 08 Mannheim— Neulußheim Ilvesheim Friedrichsfeld Käfertal— Weinheim 07 Mannheim— Seckenheim Vf. Neckarau ſpielfrei. Seckenheim reiſt nach dem 07⸗Platz. Die Neuoſtheimer waren ſchon immer eine ſchwere Hürde für die hieſigen Fuß⸗ baller. Warum ſollte es in dieſem Jahre anders ſein? Wohl verſucht man durch Umſtellung die Seckenheimer Mannſchaft zu verſtärken, aber ohne Kampfeswillen iſt auch noch nicht die Garantie für einen Sieg gegeben. fen muß jeder der eingeſetzten Spieler, wenn das ebms als Erfolg gemeldet werden ſoll. Hoffen wir auf ein gutes Abſchneiden bei dieſen erſten Punktekämpfen. ch. Er 9 Auswärtiger Sport ballereigniſſe.— Opferkagsſpiele im Handball. — Studenken⸗Welt⸗ Große Juß Badwelkmeiſterſchaften in Mailand. ſpiele in Wien. Schon gleich zu Beginn der Spielzeit erwartet die Fuß⸗ ballfreunde ein beſonderes Ereignis: der Länderkampf der deutſchen Elf mit den tüchtigen Schweden in Stockholm. Unſere Vertretung Klodt; Janes, Moog; Kupfer, Rhode, Kitzinger; Lehner, Gelleſch, Conen, Schön, Urban wird, mit kleinen Aenderungen, als unſere zukünftige Olympiaelf an⸗ geſehen. Da dürfen wir ſchon großes Vertrauen haben. In Preßburg trifft eine deutſche Elf, in der allein ſieben Oſt⸗ märker ſtehen, zum erſten Male auf die Slowakei. An Auswahlſpielen gibt es auf deutſchem Boden die Begegnungen Heſſen— Niederrhein in Kaſſel und Mitte— Niederrhein in Erfurt. Süddeutſchland bringt im übrigen die folgenden Punkte⸗ ſpiele: Südweſt: SV Wiesbaden— Eintracht Frankfurt, FSV Frankfurt— JV Saarbrücken, Boruſſia Neunkirchen eiae ormatia Worms, Kickers Offenbach— Opel Rüſ⸗ elsheim, FK 03 Pirmaſens— Reichsbahn Rotweiß Frank furt, TSG 61 Ludwigshafen— 1. FC. Kaiſerslautern. Ba⸗ den: Sp⸗Vgg Sandhofen— SW Waldhof, Freiburger FC gegen 08 Villingen. Württemberg: VfB Stuttgart— VfR Aalen. Bayern: TSV 1860 München— FSW Nürnberg, VfR Schweinfurt— 1. Fc Nürnberg, Neumeyer Nürnberg gegen BC Augsburg, Sp⸗Vgg Fürth— Jahn Regensburg. Heſſen: VfB Friedberg— FC Hanau 93, TSV 1860 Hanau ſſarn VfB Großauheim. Rückſtändige Tſchammerpokal⸗ ſpiele aus der 1. Hauptrunde. Phönix Karlsruhe— Stutt⸗ Bad Cannſtatt— VfB Mühlburg. Der Handball wartet an ſeinem Opfertag für den deutſchen Sport mit einer Parade ſeiner tüchtigſten Spieler in drei großen Reichsveranſtaltungen auf. In Augsburg treffen ſich Süd⸗ und Mitteldeutſchland, in Lintfort Brandenburg und Weſt⸗ deutſchland und in Auſſig ſchließlich meſſen ſich die Kräfte des Sudetenlandes mit den einſatzbereiten oſtdeutſchen Spielern. Im Endſpiel um den Südweſt⸗Gaupokal ſtehen ſich in Groß⸗Gerau Darmſtadt und Mittelpfalz ge⸗ enüber. Von den ſüddeutſchen Gauen iſt weiterhin allein aden mit Punkteſpielen beſchäftigt. Es ſpielen diesmal: Freiburger FC— Tſchft. Freiburg(Sa), SV Waldhof— Bf Mannheim(Sa). Im Hockey ſollte ſich die Tad 46 Worms durch einen Sieg über JG Frankfurt den Aufſtieg in die Hockeygauliga Südweſt ſichern. Bei der Turn⸗ und Sportwoche in Kaſſel gibt es einen Städtekampf Kaſſel— Hamburg. Im Leichtathletik⸗Länderkampf mit Belgien in Krefeld ſetzen wir eine junge deutſche Mannſchaft ein, da wir unſere ſtärkſten Kräfte für die ſchwere Prüfung mit Schweden Anfang September ſchonen wollen. In Krefeld erwarten wir dennoch einen klaren deutſchen Sieg, weil wir einmal in der Breitenarbeit erhebliche Fortſchritte ge⸗ macht haben und zum anderen Belgien in der Leichtathletik nicht zu den Spitzen⸗Nationen gehört In Ottenau, der Heimatſtadt unſeres großen Sprinters Scheuring, gibt es gauoffene Wettkämpfe, ebenſo in Augsburg⸗Lechhauſen. Sportfeſte werden außerdem noch in Hanau(reichsoffen) und Kaſſel veranſtaltet. Nach einer Woche ſchwerſten Kampfes im Gelände wird die 21. Internationale Sechskagefahrt der Motorräder in Salzburg abgeſchloſſen. Eine gute internationale Beſetzung weiſt das Sportwagenrennen in Lüttich auf. Die Rad⸗Weltmeiſterſchaften werden auf der Mailänder Vigorelli⸗Bahn mit den Titelkämpfen der Amateur- und Berufsflieger er⸗ öffnet. Während uns bei den Berufsfahrern wieder ein⸗ mal Meiſter Albert Richter(Köln) allein vertritt, tragen aller Wahrſcheinlichkeit nach Purann, Schorn und Haſſel⸗ berg die deutſchen Farben bei den Amateuren. Ihre inter⸗ nationale Gegnerſchaft iſt ſtark. Dennoch erwarten wir— beſonders von unſeren verbeſſerten Amateuren—. ein gu⸗ tes Abſchneiden. In Deutſchland intereſſieren die Bahnren⸗ nen in Kaſſel, Zuffenhauſen und München ſowie die Stra⸗ enrennen„Rund um die Solitude“(mit Schweizern), das riterium in 5 0 und der Große Preis von Bielefeld. Im Pferdeſport gibt es neben dem Abſchluß der Internationalen Rennwoche in Baden-Baden garter Kickers, Sp⸗Vg noch W in Karlshorſt, Leipzig, Breslau, Düſ⸗ f Bremen. Das Internationale Reitturnier in 0 Preis der Stadt Baden⸗Baden be⸗ ende Am Langſtreckenſchwimmen„Quer durch Rom“ betei⸗ ligt ſich als einziger Deutſcher auch der vielſeitige Stutt⸗ eldorf un achen wird mit dem Jubiläums-Schwimmfeſt des 8B 99 München trifft ſich ein Teil der deutſchen Spigenklaſſe. Im Waſſer⸗ ballturnier tritt auch BSE Budapeſt an. AH⸗Wett⸗ kämpfe in Frankfurt a. M Die M. fanden eine gute Beſetzung aus den Gauen Südweſt, Baden, Heſſen und Württemberg. Im Rückkampf zwischen dem AC Köln⸗Mülheim und RS Neuaubing wird der Titel des deutſchen Mannſchaftsmeiſters im Ringen entſchieden. Die Bayern ſiegten im erſten Treffen knapp mit 4:3, diesmal müßten eigentlich die Mülheimer an der Reihe ſein. Badens Freiſtilmeiſterſchaften werden in Lahr entſchieden. Im Tennis findet das Davispokal⸗Interzonenfinale zwiſchen Jugoſlawien und Auſtralien in Foreſt⸗Hills ſtatt. Die amerikaniſchen Tennisſpielerinnen verteidigen den Wightmanpokal gegen England. Im Waſſerſport ſind die Starboot⸗Weltmeiſterſchaft in Kiel, die 15. Offen⸗ bacher Jugendregatta und die 10. Frankfurter AH⸗Regatta zu erwähnen. Die Studentenweltſpiele klingen in Wien aus; in Chem⸗ nitz werden die deutſchen Jugendmeiſterſchaften abgeſchloſ⸗ ſen. Spannende Kämpfe verſpricht das bekannte Hoherods⸗ kopf⸗Bergfeſt. Auch das 16 Kyrburg⸗Bergfeſt in Kirn fand eine ſtattliche Teilnehmerzahl. Die Vorrunde zu den deut⸗ ſchen Sommerſpielmeiſterſchaften wird in Cannſtatt, Neu⸗ wied und Schweinfurt ausgetragen. Bayern und Baden ſtehen ſich in einem Kampf zum Box⸗Viergauturnier gegen⸗ über, der allerdings ohne Bedeutung iſt. Die Sechstagefahrer auf dem Großglockner. Auf der Fahrt durch Heiligenblut am Fuße des Groß! glockners. Eine Aufnahme vom dritten Fahrtag der Inter⸗ nationalen Sechstagefahrt für Motorräder. Bei den ſechs Tagesetappen iſt jeweils Salzburg Start und Ziel. a Weltbild(M. 5 —— 5C Schalke 04, der erſte Großdeutſche Fußballmeiſter. ſchlug in einem Freundſchaftskampf in Köln den Vfe 99 Köln vor 25 000 Zuſchauern mit 8:1(1:0) Toren. In Chemnitz begannen die Deutſchen Jugendmeiſterſchaf⸗ ten mit den erſten Ausſcheidungsſpielen im Fußball, Hand⸗ ball. Hockey. Schwimmen und Waſſerball. Vom badiſchen Meiſter ſchaftsſchachturnier. Nunmehr ſind bereits vier Runden des Meiſterſchafts⸗ turniers ausgetragen. An der Spitze liegt der Titelvertei⸗ diger, Heinrich⸗Mannheim, der bis fetzt mit viel Glück ſpielte und eine. Vorſprung von einem halben Punkt erreichte. Profeſſor Naegeli⸗Schweiz rangiert an vierter Stelle; er verlor aus guter Anfangsſtellung heraus überraſchend gegen Dr. Lindner. Am Haupfkturnier beteiligt ſich auch ein Mit⸗ glied des Schachklubs Seckenheim, der an 4. Stelle liegt. Die badiſche Schachtagung in Waldkirch zeigte bisher ſehr gute Partien, die einen Beweis für die im Jahr in den Vereinen geleiſtele Arbeit bilden. es Meiſterturniers nach der 4. Runde: Heinrich Popp⸗Villingen je 33 Barnsfeld und Dr. Lindner techniſch vergangenen Stand d Mannheim, 3,5; Eiſinger⸗Karlsruhe, Prof. Naegeli, 2,5; Diemer, 2 je 1 Punkt. Badens Piſtolenſchützen für Nürnberg. NSG. Die Politiſchen Leiter unſeres Gaues ſind als gute, ſehr ſichere Piſtolenſchützen bekannt. Ihre bsiherigen Leiſtungen beim Wettkampfſchießen in Nürnberg konnten ſich ſehen laſſen. Erfolge bringen ſtets neuen Mut und neue Hoffnung auf ein noch beſſeres Abſchneiden. Auch in dieſem Jahre wiederum wurde die Ausbildung der badiſchen Piſto⸗ lenſchützen intenſiv betrieben. Als natürliche Folge daraus erbrachten die Auswahlſchießen am vergangenen Wochenende in Karlsruhe und Emmendingen vorzügliche Ergebniſſe. In Karlsruhe trafen ſich 20 der beſten Piſtolenſchützen aus Nordbaden, während die Südbadener in Emmendingen auf die Scheibe ſchoſſen. Gauausbildungsleiter Pg. Peter leitete beide„Treffen“ und wählte nach der vollbrachten Leiſtung die Schützen aus, die unſeren Gau in Nürnberg vertreten wer⸗ den. Ihre Namen, ihrer Leiſtung nach eingeſtuft, ſind: Gries⸗ haber, Ortsgruppenamtsleiter, Kr. Villingen, 235 Ringe; Kanſtinger, Ortsgruppenleiter, Kr. Emmendingen, 233 R.; Oſchewſky, Blockleiter, Kr. Emmendingen, 233 R.; Nitſchke, Kreisſtellenleiter, Kr. Ueberlingen, 281 R.; Effinger, Zel⸗ lenleiter, Kr. Villingen, 230 R.; Wunderlin, Zellenleiter, Kr. Konſtanz, 230 R.; Mann, Blockleiter, Kr. Emmendin⸗ gen, 229 R.; Traſchütz, Ortsgruppenſtellenleiter, Kr. Heidels berg, 228 R.; Berg, Kreishauptſtellenleiter, Kr. Bruchſal, 227 R.; Schreiber, Kreishauptſtellenleiter, Kr. Emmendingen, Sch Sd) 227 R.; Reinold, Ortsgruppenſtellenleiter, Kr. Lahr, 226 R.; Wagner, Zellenleiter, Kr. lenleiter, Kr. Kr. Emme Heidelberg, 225 R.; Graſer, Zel⸗ Karlsruhe, 222 R.; Boſch, Kreisamtsleiter, en, 221 Ringe. Wie verhindert man Aſtbruch am Obſtbaum? Beim Obſtbau tritt vom Hochſommer ab neben den übli⸗ chen Pflegearbeiten, wie Wäſſern, Schnitt und Schädlings⸗ bekämpfung, auch die Frage des Verhinderns von Aſtbruch in den Vordergrund. Der dadurch entſtehende Schaden iſt⸗ recht beträchtlich. Neben dem Herunterbrechen ganzer Trag⸗ äſte, das dem Baum große und ſchwer verheilende Wunden bringt, iſt es vor allem der Ernteausfall, der die notwen⸗ digen Schutzmaßnahmen veranlaßt. Außerdem iſt das Her⸗ anziehen eines Erſatzaſtes recht ſchwierig und nimmt meh⸗ rere Jahre in Anſpruch. Bei Hoch⸗ und Halbſtämmen ſchützen wir, ſo be⸗ tont der Zeitungsdienſt des Reichsnährſtandes, die frucht⸗ ſchweren Aeſte durch Stangen, die an ihrem gabelförmigen oberen Ende die Aeſte tragen. Natürlich ſollen die Stangen feſt in den Boden gerammt ſein, um nicht durch Wind oder bon weidendem Vieh umgeriſſen zu werden. Jüngere Obſtbäume, beſonders Birnen, müſſen gelegentlich„geſchient“ werden, indem wir an den Baum eine Stange feſt anbinden und daran den loſe pendelnden Leittrieb anheften. Trägt er außerdem noch reichen Frucht⸗ behang, dann iſt ſonſt ein Abbrechen faſt unvermeidlich. Auch Buſchobſt hat unter Bruchgefahr zu leiden, wenn es auch wegen ſeiner geringeren Größe nicht in dem Maße dem Wind ausgeſetzt iſt, wie Hochſtämme. Am ſchwie⸗ rigſten iſt das Abſtützen hei Bäumen mit Trichterkronen. Hier ſtoßen wir dicht neben dem Stamm einen Pfahl in die Erde, von deſſen Spitze aus die einzelnen Aeſte durch Draht vor dem Abſinken oder Abbrechen bewahrt werden Selbſtverſtändlich müſſen die Aſtſtellen, die mit dem Drahs in Berührung kommen, durch Umwickeln mit Lappen ge⸗ ſchützt werden, um Wundreiben der Rinde oder Einſchnü⸗ ren des Aſtes zu verhindern. Nundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart: Jeden Werktag wiederkehrende Programm⸗Nummern: 5.45 Morgenlied, Zeit, Wetter, Wiederholung der zweiten Abendnachrichten, landwirtſchaftliche Nachrichten; 6 Gymnaſtik, anſchl.: Wiſſenswertes und Praktiſches aus der Geſundheits⸗ flege; 6.30 Frühkonzert; 7 bis 7.10 Nachrichten; 8 Waſſer⸗ ſtan Smeldungen, Wetter, Marktberichte, 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Morgenmuſik; 9.20 Für dich daheim; 9.30 Sendepauſe; 11.30 Volksmuſit und Bauernkalender, Wetter; 12 Mittagskonzert; 13 Nachrichten, Wetter; 13.15 Mittagskonzert; 14 Nachrich⸗ ten; 14.10 Konzert bezw. Schallplatten; 15 Sendepauſe; 16 Nachmittagskonzert; 18.45 Aus Zeit und Leben; 20 Nachrich⸗ Sountag, 27. Auguſt: 6 Konzert; 8 Waſſerſtandsmeldungen, Wetter, Bauer, hör zu;: 8.15 Gymnaſtik; 8.30 Orgelmuſik; 9 Der Mut und die Freudigkeit ſind von Gott; 9.30 Kammermuſik; 10.15 Wer Großes will, muß ſich zuſammenraffen, Morgenfeier; 11 Schallplatten; 11.30 Ehorgeſang; 12 Konzert; 13 Klei⸗ nes Kapitel der Zeit, 13.15 Konzert; 14 Vier auf einen Schlag!, Kaſperle und der Laubfroſch„Konrad“; 14.30 Schallplatten; 15 Sport und Unterhaltung; 18 Der Amalien⸗ berg im Murgtal, Hörfolge; 18.45 Schallplatten; 19 Sport am Sonntag, dazwiſchen: Schallplatten; 20 Nachrichten; 20.15 Schallplatten; 20.35 Robert Koch, der Bekämpfer des Todes, Held ohne Pathos; 22 Nachrichten, Wetter, Sport; 22.20 Landſporttreſſen in Ottenau; 22.30 Heute wird getanzt; 24 Nachtmuſik: Montag, 28. Auguſt: a 8.30 Sendepauſe; 17 Sommernacht Dichtung von Georg v. d. Bring; 17.15 Schallplatten; 18 Aus Jeit und Leben; 18.15 Schallplatten; 19 Uebernahme; 19.15 Kleine muſika⸗ liſche Formenlehre; 19.30 Schnappſchüſſe aus Baden⸗Baden; 20.15 Stuttgart ſpielt auf; 21.30 Die Geſchwiſter, zum 190. Geburtstag von Joh. Wolfgang von Goethe; 22.30 Tanz in der Nacht. 3 Dienstag, 29. Auguſt: 7243 7 5 und Leben; 18415 Klingende Kurzweil; 19 Uebernahme; 19.15 Schallplatten; 20.15 Viel reude mit ſich bringet die ſchöne Sommerzeit; 21 Heiteres Opern⸗ konzert; 22.20 Politiſche Zeitungsſchau; 22.35 Muſik zur 18 Aus Zeit Mittwoch, 30. Auguſt: f 8.30 Sendepauſe; 11.30 Der Boden im Experiment; 18 Aus Zeit und Leben; 18.15 Schallplatten; 19.30 Brems⸗ klötze weg, von deutſchem Fliegergeiſt; 20.15 Auf der Donau bin i g'fahre, heiter⸗beſinnliche Donaufahrt; 22.30 Kammer⸗ mufik; 23 Tanzmuſik. Neichsſender Faankſurt a. M.: Sonntag, 27. Auguſt: 6 Hafenkonzert; 8 Zeit, Waſſerſtandsmeldungen; 8.055 Wetter; 8.10 Wir ſingen den Sonntag ein; 8.40 Luiſe G. Bachmann lieſt aus ihrem Roman„Meiſter, Bürger und Rebell“ 9 Deutſche Meiſter; 10.15 Schaltpauſe; 10.30 Feier am Reichsehrenmal in Tannenberg; 12 Muſik am Mittag; 13 Das Mikrofon unterwegs; 13.15 Muſik am Mittag; 14 Für unſere Kinder; 14.30 Uns gehört der Sonntag: 15 Großkonzert des Rundfunks mit Berichten von der Feld⸗ parade vor dem Führer bei Tannenberg; 18 Froher Dorf⸗ ſonntag; 19 Das Backfiſchfeſt in Worms: 19.30 Sportſpie⸗ gel des Sonntags; 19.50 Echo von den b n e ſen in Wien; 20 Zeit, Nachrichten, Nachrichten in franzöſi cher Sprache; 20.30 Orcheſterkonzert; 22 Zeit, Nachrichten, Nach⸗ richten in franzöſiſcher Sprache; 22.30 Sport; 22.45 Anter⸗ haltung und Tanz; 24 Nachtkonzert. Montag, 28. Auguſt: a 18 Ein gutes Wort zur rechten Zeit; 18.30 Soldaten — Kameraden; 19 Nürnberg⸗Echo; 20.30 Der blaue Mon- tag; 22.30 Unterhaltungskonzert. Dienstag, 29. Auguſt: 18 Volk und Wirtſchaſt; 18.15 Bei den Verteidigern des Alkazar; 18.30 Kleines Konzert; 19 Nürnberg⸗Echo; 19.30 Es ſteht ein gold'nes Garbenfeld; 20.30 Großer Tanzabend; 22.30 Aktuelles aus Kunſt und Kultur; 22.40 Tanzmuſik. Mittwoch, 30. Auguſt: 13 Das Recht im Alltag; 18.15 Auf gut deutſch, 18.30 Frauen der Vergangenheit; 19 Nürnberg⸗Echo; 20.30 Unter- haltungskonzert, in der Pauſe 21: Wiſſen und Fortſchrittz 22.30 Kammermuſik; 23.10 Muſik aus Wien. garter Alfred Kienzle. Beim Nacht. —::. Ä—T—T—