e ee enen e 4 Nr. 200 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Montag, 28. Auguſt 1939 Heß antwortet Chamberlain „Wir ſtehen zur Fahne des Führers— komme, was da wolle!“ Der Stellvertreter des Führers, Reichsminiſter Rudolf Heß, ſprach in Graz auf der 7. Reichstagung der Auslands- deutſchen in einer Großkundgebung auf dem Trabrennplatz zu den Auslandsdeutſchen und den Volksgenoſſen des gaſtgeben⸗ den Gaues Steiermark. 5 Immer wieder von ſtürmiſchem Beifall unterbrochen, unterſtrich Reichsminiſter Rudolf Heß die beiſpielloſe Lang⸗ mut, die Deutſchland Polen gegenüber an den Tag gelegt hat. Er erinnerte ſodann an das großzügige Angebot des Führers, das den Frieden zwiſchen Deutſchland und Polen geſichert hätte.„Ein Angebot, das Herr Chamberlain ver⸗ geſſen zu haben ſcheint. Denn er ſagt, er habe nichts davon gehört, daß Deutſchland verſucht hätke, gewiſſe heute akute Fragen durch friedliche Erörterungen zu löſen. Was war denn das deutſche Angebot anderes als dieſer Verſuch?!“ Englands Blutſchuld Polen, ſo fuhr der Stellvertreter des Führers fort, hätte aber nicht einmal den Verſuch unternommen, über dieſes gebot auch nur zu verhandeln. Im Gegenteil, es beſchi! Deutſchland, hetzte zum Kriege, forderte neues deutſches Land bis über die Oder hinaus, beging Grenzverletzungen über Grenzverletzungen und beſchoß deutſche Verkehrsflugzeuge.„Der Verantwortliche für die Unverantwortlichkeit Polens iſt Eng⸗ land. Und wenn der engliſche Miniſterpräſident“, ſo rief Ru⸗ dolf Heß aus,„von angeblichen“ Miſthandlungen in Polen lebender Deutſcher ſpricht, wenn er es auffallend findet, daß dieſe Behauptungen ſtarke Aehnlichkeit mit ähnlichen Behaup⸗ tungen im letzten Jahr hätten, ſo können wir nur ſeſtſtellen: Die Haltung Englands hat in dieſem Jahre leider auch eine ſtarke Aehnlichkeit mit ſeiner Haltung im vergangenen Jahre! Und die Haltung wurde in dieſem Jahre wie im ver⸗ gangenen Jahre als Freibrief aufgefaßt, Deutſche, die unter fremdem Volkstum leben, zu mißhandeln, ihres Hab und Gutes zu berauben, aus dem Lande zu verjagen. Gehen Sie hin, Herr Chamberlain, in die Flüchtlings⸗ lager, und Sie werden mit eigenen Augen ſehen und mit eigenen Ohren hören: es handelt ſich nicht um angebliche Mißhandlungen— es handelt ſich um grauſame Wirklichkeit. Es fließt Blut, Herr Chamberlain! Es gibt Tote! Unſchuldige Menſchen ſterben! Sie können ſich davon über⸗ zeugen. Sie werden dann noch mehr begreifen, was Sie in Ihrer Rede zum Ausdruck brachten, daß nichts in einem Lande ſoviel Empörung hervorzurufen vermag, wie die Mißhand⸗ lung eigener Volksgenoſſen in einem anderen Lande.“ Verantwortlich aber dafür ſei England, das vom Frieden rede und zum Kriege ſchüre. England, das alle Vorſchläge des Führers für den Frieden in all den Jahren rundweg abgelehnt habe. Es habe dieſe Vorſchläge nicht nur abgelehnt, ſondern vor und nach dem Münchener Abkommen eine Bedrohung Deutſchlands durch Aufrüſtung der Tſchecho⸗Slowakei geſchaffen. Als der Führer dieſen Brandherd beſeitigt hat, habe England Polen bewogen, den Friedensvorſchlag des Führers nicht au⸗ zunehmen und als neue Bedrohung Deutſchlands von Oſten her in Erſcheinung zu treten. „Je mehr Gründe England hinausſchreit, ſeine Feindſelig⸗ keit gegen Deutſchland zu begründen, deſto weniger glauben wir ihm. Es gibt nur einen wirklichen Grund: Juden und Freimaurer wollen den Krieg gegen dieſes verhaßte Deutſch⸗ 91 7 gegen dieſes Deutſchland, in dem ſie ihre Macht verloren haben.“ Deutſch⸗ſowietruſſiſcher Friedensbeitrag Trotz aller Bemühungen Englands ſei es ihm nicht ge⸗ lungen, Sowjetrußland dazu zu bringen, die Einkreiſung der Aggreſſoren zu vervollſtändigen. Deutſchland und Sowjetruß⸗ land haben mit ihrem Nichtangriffs⸗ und Konſultationspakt ihren Beitrag geleiſtet für den Frieden der Welt. „Wir Deutſche“, ſo ſchloß der Stellvertreter des Führers ſeine mit gläubiger Begeiſterung aufgenommene Anſprache, „blicken ruhigen und feſten Mutes in die Ren was ſie uns auch bringen möge! In vergangenen Jahren war alles, was kam an Gutem oder Böſem notwendig für das Leben und für den Aufſtieg unſeres Volles. Und wir haben den Glauben, daß es auch künftig ſo iſt. Wir wiſſen, daß alles, was gegen das neue Deutſchland und ſeinen Führer unternommen würde, ſich immer auswirkte für das neue Deutſchland und für den Führer. Es wird auch künftig ſo ſein; denn wir haben den Glauben, daß der Höchſte mit Deutſchland iſt und ſeiner gerechten Sache. Denn wir haben den Glauben, daß der Höchſte uns den Führer geſandt at zur Rettung aus tiefſter Not. Indem wir zum Führer 55 erfüllen wir den Willen deſſen, der uns den Führer geſandt. Wir Deutſche: Wir ſtehen zur Fahne des Führers— komme, was da wolle!“ Velenntnis zu Adolf Hitler Vor der Anſprache des Stellvertreters des Führers legte Gauleiter Bohle im Namen der Auslandsdeutſchen und der deutſchen Seefahrer ein Bekenntnis zu Adolf Hitler und zum Reich ab Die ganze Welt werde hierdurch erfahren, daß das Auslandsdeutſchtum im nationalſozialiſtiſchen Gemein⸗ ſchaftsgeiſt geeint iſt und in guten wie in böſen Tagen uner⸗ ſchultetlich zum Vaterlande ſteht. Der Gauleiter gedachte dann der Männer, die im Auslande ihr Leben gaben für Deutſch⸗ land und ſeinen Führer, und der vielen tapferen deutſchen Seefahrer, die im letzten Jahr ein Opfer ihres harten und entſagungsvollen Berufs wurden Der Redner erinnerte dann an die Rolle der Steiermark bei der Volkserhebung gegen das Schuſchnigga-Syſtem Als erſtere hätten die Steiermärker die mut irgendwann einmal zu Ende gehe Feſſeln einer undeutſchen und unwürdigen Knechkſchaft abge⸗ worfen. Die Reichstagung ſolle deshalb im Namen des ge— ſamten Auslandsdeutſchtums eine Huldigung ſein für dieſe tapferen Menſchen. Für die Auslandsdeutſchen, ſo fuhr Gauleiter Bohle fort, die früher als Angehörige eines geſchlagenen und mißachteten Staates im Auslande gelebt haben, ſei das wunderbare die ſtolze Gewißheit, daß der Paß des Deutſchen Reiches heute in allen Teilen der Welt ein nicht mehr zu übertreffendes An⸗ ſehen hat. Man wiſſe heute: Hinter dieſem Paß ſtehen Adolf Hitler und das Großdeutſche Reich. Für die Deutſchen, die nicht im Genuß eines ſolchen Paſſes leben können, gebe es in unſeren Augen nur zweierlei: Entweder man behandele ſie ſo, wie Angehörige fremden Volkstums zu behandeln find, oder man mißachtet dieſes Gebot völkerrechtlicher Anſtändig⸗ keit und dürfe ſich dann nicht wundern, wenn die deutſche Lang— Schulſchiff„Schleswig⸗Holſtein“ in Danzig. Das Schulſchiff der deutſchen Kriegsmarine„Schleswig⸗ Holſtein“ lief unter dem Jubel der Danziger Bevölkerung in den Danziger Hafen ein, um der Stadt einen Beſuch abzuſtatten. f Händedruck der Freundſchaft. Mit dieſem Händedruck beſiegelten Reichsaußenminiſtey von Ribbentrop und Stalin die Freundſchaft zwiſchen Deutſchland und der Sowjetunion. Ein Bilddokument von der Unterzeichnung des deutſch⸗ſowjetruſſiſchen Nicht⸗ angriffs⸗ und Konſultativpaktes in Moskau. 5 Weltbild(M). 7 Polniſcher Waffen⸗ und Munitionstransport in Danzig abgefangen. In Danzig wurde von der Politiſchen Polizei ein als Lebensmittelzug de⸗ klarierter Güterzug an⸗ 1 in dem ſich in irklichkeit ausſchließlich Kiſten mit Munition und Kriegsmaterial befanden. Damit hat Polen wieder einen neuen Beweis ge⸗ liefert, daß es die Abſicht hat, die in Danzig anſäſ⸗ ſigen Polen auf illegalem Wege zu bewaffnen. Un⸗ ſer Bild: Danziger Zoll⸗ beamte bei der Unter⸗ ſuchung der Waggon⸗ ladung.— Weltbild(M.). Telegrammwechſel mit dem Führer An den Führer ſandte Gauleiter Bohle folgendes Tele- gramm:„Mein Führer! Ich melde Ihnen den Beginn der 7. Reichstagung der Auslandsdeutſchen in der Stadt der Volks⸗ erhebung Graz. Wiederum iſt das auslandsdeutſche Führer⸗ korps mit vielen tauſend Volksgenoſſen aus dem Ausland an⸗ getreten, um vor aller Welt ihr Bekenntnis zu Ihnen, mein Führer, und Ihrem Reiche abzulegen. Wir grüßen Sie und geloben Ihnen unwandelbare Gefolgſchaftstreue.“ Auf das Telegramm des Gauleiters Bohle iſt nachſtehen⸗ des Telegramm des Führers eingegangen: „Ich danke Ihnen für die Meldung vom Beginn der 7. Reichstagung der Auslandsdeutſchen in Graz. Die Grüße er in der Stadt der Volkserhebung verſammelten ausländi⸗ ſchen Volksgenoſſen erwidere ich herzlich und gebe zugleich dem Wunſche Ausdruck, daß auch die diesjährige Tagung die Ver⸗ bundenheit der Auslandsdeutſchen mit der gemeinſamen Hei⸗ mat weiter feſtigen möge.“ Bei den„Pionieren der Gee“ Minenſuch⸗ und Räumbookübungen in der Nordſee. Cuxhaven, 25. Aug. Die Zweite Minenſuchbootsflottille und die Zweite Räumbootsflottille der deutſchen Kriegs⸗ marine ſind Anfang der Woche von ihrem Heimathafen Cuxhaven zu umfangreichen Schießübungen in der Deut⸗ ſchen Bucht ausgelaufen. Unſer Sonderberichterſtatter hatte Gelegenheit, dieſen Uebungen beizuwohnen, die nicht nur Beweis erbrachten für die hohen Leiſtungen unſerer Mi⸗ nenſucher auf ihren Spezialgebieten, ſondern gleichfalls von dem hervorragenden Stande der artilleriſtiſchen Aus⸗ bildung auch auf dieſen„kleinen Kriegsfahrzeugen“ Zeug⸗ nis ablegten. Cuxhaven iſt die„Heimat“ der deutſchen Minenſucher. Hier waren ſchon vor dem Kriege die erſten deutſchen Mi⸗ nenſuchverbände ſtationiert. Von hier nahm in den erſten Auguſttagen 1914 das Unternehmen der„Königin Luiſe“ ſeinen Ausgang. Während des Krieges war Cuxhaven der Hauptſtützpunkt unſerer Minenſucher, und hier ſteht denn auch das vor wenigen Jahren errichtete Ehrenmal der deutſchen Minenſucher des Weltkrieges. Heute iſt Cuxhaven der Sitz des F. d. M., des„Führers der Minenſuchboote“, dem ſämtliche Minenſuch⸗ und Räumboote ſowie die aus Flottenbegleitern beſtehende Geleitflotte unterſtehen. Je acht Boote umfaſſen die 2. Minenſuchbootflottille unter der Führung von Korvettenkapitän Thoma und die 2 Räumbootsflottille unter dem Befehl von Korvetten⸗ kapitän von Camptz. Pünktlich 8 Uhr laufen die ſchnittigen flachen Boote von Cuxhaven aus, um in ſchneller Fahrt das Uebungsgebiet in den Gewäſſern um Helgoland zu er⸗ reichen. Die Uebung gilt heute nicht der Bekämpfung von Minen, es gilt vielmehr, die Beſatzung im Abwehrkampf gegen andere Feinde, gegen Flieger und Unterſeebootsangriffe, zu ſchulen. Die Flak⸗Maſchinenwaffen ſtnd überall an Bord in höchſter Bereitſchaft, während die Boote in voller Fahrt dahinbrauſen, ſucht das. Auge immer wieder den Himmel ab. Jetzt beginnen von vorne, auf dem Führerboot, die Flakgeſchütze zu bellen. Hoch oben zieht in ſchneller Fahrt ein Waſſerflugzeug ſeine Bahn, etwa 500 Meter hinter ſich eine farbige Schleppſcheibe durch die Luft ziehend. Zehn Quadratmeter iſt die Zielſcheibe etwa groß, von hier unten ſcheint ſie nur ein kleiner Fetzen, nicht größer als ein Ta⸗ ſchentuch.— Jetzt iſt auch unſer Boot am Schuß. Trom⸗ melfellzerreißend ſetzt das Gebell der Flak⸗Waffen ein. Feuerſtoß auf Feuerſtoß jagt aus den Rohren— wie flam⸗ mende Meteore ziehen die Geſchoßgarben, durch Leucht⸗ ſpurmunition deutlich erkennbar, ihre Bahn,— zunächſt unter, dann dicht über dem Ziel, dann mitten durch die flatternde Zielſcheibe hindurch. Es iſt ein aufregendes Spiel, das vor unſeren Augen abrollt. Jeder Mann am Geſchütz, am Entfernungsmeſſer iſt mit Herz und Hand da⸗ bei. Wochenlang iſt jeder Griff immer wieder geübt. Schnell, ruhig und ſicher klappt ſeder Handgriff, und man wird von dem beruhigenden Gefühl ergriffen, daß im Ernſtfall der Gegner ſchnell den kühlen Wellen der Nord⸗ ſee überliefert worden wäre. Die 2. Räumbootsflottille beginnt dann mit einer an⸗ deren Sonderübung, die dem Kampf gegen Unterſeeboots⸗ angriffe gilt. Während die ſchweren 600 Tonnen großen Minenſuchboote in Kiellinie dahinziehen, bilden die ſchnel⸗ leren und beweglicheren Räumboote im Abſtand von etwa 500 Metern eine äußere Sicherungslinie gegen das Vor⸗ dringen von gegneriſchen U-Booten. Plötzlich ſcheert eines der Räumboote in höchſter Fahrt aus der Kiellinie ſeiner Schweſternſchiffe nach Steuerbord aus: ein feindliches ll Boot hat die Sicherungskette der Räumboote unter Waſſer durchbrochen, iſt aber noch vor dem Torpedoſchuß entdeckt worden und ſucht nun der Vernichtung durch ſchnelles Tau⸗ chen zu entgehen. Aber ſchon iſt es zu ſpät. In jagender Fahrt nähert ſich das Räumboot, auf deſſen Deck man ſchwere faßartige Metallkörper auf einer Wurfvorrichtung liegen ſieht: Waſſerbomben! Jetzt iſt die Stelle erreicht, an der ſich das getauchte U⸗ Boot unter dem Meeresſpiegel befinden muß. Ohne die Fahrt zu verringern, brauſt das Räumboot darüber hin,— eine der ſchweren Waſſerbomben fliegt über Bord! Weiter jagt das Boot mit hochaufſchäumender Bugwelle— 100— 150— 200 Meter— da plötzlich ſcheint das Meer zu be⸗ ben! Unſer Minenſuchboot iſt wohl 400 Meter von der Wurfſtelle entfernt, aber die Decksplanken beben unter unſeren Füßen, ſo gewaltig iſt die Erſchütterung der wohl 10 oder 20 Meter unter dem Waſſerſpiegel explodierenden Waſſerbombe, deren Sprenghagel zweifellos dem gegneri⸗ ſchen U⸗Boot zum Verderben geworden wäre. Fahrtübungen und Rektungsübungen füllen den weiteren Verlauf des Uebungstages und be⸗ weiſen die Schnelligkeit, Wendigkeit und den hohen Aus⸗ bildungsſtand unſerer Minenſuchwaffe. Auf der Rückfahrt aus dem Uebungsgebiet nach Cuxhaven ſind wir Zeugen eines eindrucksvollen Bildes deutſcher Kampfkraft zur See: Die U⸗Boot⸗Flottille„Weddigen“ mit dem Behgleitſchiff „Donau“ an der Spitze marſchiert vor der Elbmündung an uns vorüber Deutlich ſieht man im Fernrohr das eiſerne Kreuz am Turm von„Un 9“ leuchten, zur Erinne⸗ 195 an Deutſchlands größten U⸗Boot⸗Helden. 5 uch dieſe Uebung der deutſchen Minenſuch⸗ und Räum⸗ boote unſerer„Pioniere der See“ hat gezeigt, daß— wie der Weſtwall Deutſchland zu Lande gegen ſeden Gegner ſchützt— ſo auch zu Waſſer ein Wall deutſcher Schiffe und ihrer Männer vorhanden iſt, der jeden Angriff auf Deutſch⸗ 1 15 1 5 als Vermeſſenheit und Wahnwitz erſcheinen aſſen muß. 8 VTV S— Eport und Spiel. Einheimiſcher Fuß ball. 07 Mannheim J.— 98 Seckenheim J. 2:5 07 Mannheim II.— 98 Seckenheim II. 2:7 Ueberraſchend darf man zwei Bombenſiege melden und damit ſagen, daß Seckenheims Mannſchaft wieder da iſt wenn's gilt. Die Umſtände bedingten, daß man ſich in letzter Se⸗ kunde auf Privatſpiele einigte, weil keine Schiedsrichter zur Stelle waren. Die Spiele trugen allerdings waſchechten Ver⸗ bandsſpielcharakter. Keiner ſchonte den anderen und das Spiel wurde von der Seckenheimer Mannſchaft zu recht gewonnen und zwar deshalb, weil man ſich einig fühlte, weil man wußte, daß man ſpielen muß, wenn man gewinnen will. Ein Lichtblick für die nächſten Spiele, den man gerne verzeichnet. Die wenigen Zuſchauer kamen jedenfalls auf ihre Rech⸗ nung. Glück auf für die neue Saiſon. ch. Auswärtiger Sport Fußball Länderſpiel: Preßburg: Slowakei— Deutſchland 2·0 Auswahlſpiel: Kaſſel! Heſſen— Niederrhein 118 Meiſterſchaftsſpiele: Gau Südweſt: SV. Wiesbaden— Eintracht Frankfurt 121 FSV. Frankfurt— FV. Saarbrücken 6:0 Boruſſia Neunkirchen— Wormatia Worms 3:0 Kickers Offenbach— Opel Rüſſelsheim 70 TSG. 61 Ludwigshafen— 1. FC. Kaiſerslautern 3:2 Gau Bayern: TSV. 1860 München— FSV. Nürnberg 0:0 SVg. Fürth— Jahn Regensburg 471 Sport in Kürze Eine: neuen Weltrekord ſtellte der Schwede Mikgelſſon in Riga im 20 ⸗-km⸗Gehe n auf. Er bewältigtee die Strecke in 1:33:54.8 Stunden, womit er den bisherigen Rekord des Letten Dalinſch um 28 Sekunden verbeſſerlke. Der Fußball⸗Länderkampf zwiſchen Schweden und Deutſchland, der am Sonntag in Stockholm ſtattfinden ſollte, wurde abgeſagt, Auch das 49. Städteſpiel zwiſchen Berlin und Hamburg findet nicht ſtatt. Kehraus in Iffezheim „Preis der Stadt Baden⸗Baden“. Bei herrlichſtem Wetter wurde am Sonntag die Inter⸗ nationale Baden⸗Badener Rennwoche zum 5 uß gebracht. Die Felder waren zwar durchweg ſchwach beſetzt, aber es gab doch einige ſpannende Rennen und erfreulicherweiſe dies⸗ mal auch wieder ſchöne Erfolge der deutſchen Ställe. Am den„Preis der Stadt Baden⸗Baden“ bewarben ſich vier Pferde: Janitſchar, Dendrologe, Atis und der Italiener Alloro. Der Verlauf des Rennens war denkbar einfach. Der Dreijährige Janitſchar ſetzte ſich ſofort an die Spitze, wehrte einen Schlußangriff von Dendrologe ſicher ab und gewann mit einer halben Länge vor Dendrologe und Alloro, deſſen Stallgefährte Gaio den Preis im vergangenen Jahr ge⸗ wonnen hatte. Vierter wurde Atis. Janitſchars Sieg, der Donnerstag. Lieber Herrgott, ich bitte dich— ich bitte dich— ſchenk' mir die Vergangenheit! Nimm mir die Hälfte der Jahre meines Lebens, aber ſchenk' mir meinen Namen, den Namen meiner Eltern, meiner Heimat! Ich möchte ihm ſagen:„Lieber Karl Ludwig, weißt du, wo ich her bin? Ich heiße. Ich weiß nicht, was ich ihm ſagen ſoll. Er forſcht ja nach meiner Vergangenheit. Ich weiß nicht— bleibt er bei mir, weil ich ihn als Patientin intereſſiere, oder ſind meine Worte, daß er mich liebe, die volle Wahrheit! Ich, liebe ihn, das weiß ich genau! Ob er mich auch liebt, mich, die Namenloſe? Soll ich ihn anlügen? Soll ich ihm irgendeine intereſſante Geſchichte erzählen? Er glaubt mir ja nicht! Er iſt ſo geſcheit— er iſt ja ein Profeſſor! Er lehrt jungen Studenten die Weisheit! Immer, wenn ich ihm ſage:„Ich weiß, wer ich bin!“, erwidert er:„Lüge nicht! Warum lügſt du mich an?“ Wenn ich nur irgendeinen Ort nennen könnte, eine Inſel, wo er nicht nachfragen kann! Wir waren geſtern im großen Philharmonie⸗Saal and hörten Schuberts h-moll⸗Sinfonie„Die Un⸗ vollendete“. Ich bin ja auch unvollendet! Ich bin ein Menſch, atme, lache, weine, ſehe, höre, fühle... habe ein Herz, das ſchlägt, ich liebe!.. und bin eine Namenloſe, Vergangenheitsloſe— alſo eine Unvollendete! Ich kenne ſo viele Muſikſtücke von Schubert, von Mozart, von Händel, von Beethoven. Ich muß früher einmal ſehr viel Muſik gehört haben. Montag. In meinem Zimmer ſteht ein kleines Pianino. Ich habe es heute von ihm als Geſchenk bekommen! Meine Finger haben die Taſten geſucht und die Töne richtig ge⸗ fühlt! Ich habe auch geſpürt, daß er hinter mir ſtand und mich beobachtete. Ich habe die kleinen ſchwarzen, auf weißes Papier gedruckten Noten leſen und ſpielen können! Ich habe Karl Ludwigs Kopf mit meinen Händen gehalten undlgeküßt! Oder nein! Er hat mich geküßt! Wir haben uns geküßt! Die Welt iſt ja ſo ſchön! Ich liebe ihn! Ich liebe ihn! Er iſt der Liebſte!l Was ſoll aus uns werden? .————————— von E. Huguenin herausgerſtten wurde, war 12 f 9 7 5 frieder Erfolg bei der diesjährigen Iffezheimet nternatkö⸗ nalen Woche. Das zweite Hauptereignis war das Richard⸗Haniel⸗Ge⸗ dächtnis⸗Rennen, das der Franzoſe Lord Bob, der am Frei⸗ tag bereits lotes Rennen mit Prinzregent gemacht hatte, ſiegreich geſtalten konnte. Lange lautete die Reihenfolge Mauritius, Gräfin Iſabella und Steinbach. Aber eingangs der Geraden war Mauritius mit ſeinem Latein zu Ende. Der geſchonte Lord Bob erſchien in Front und gewann noch ſicher mit einer halben Länge vor Gräfin Iſabella und Mauritius.— Die Ergebniſſe: Preis von Schlenderhan, 4200 Mark, 1800 m. 1. Stall Birkenhofs Staatspaladin(K. Narr), 2. Soubretle, 3. Hidalgo; ferner: Pincio, Giotto, Eyck, Amern, Wagehals. Tok.: 60, 20, 24, 35:10. EW.: 608:10. Lg. 0,5— 1— H. Damenpreis, 4900 Mark, 2100 m: 1. C. v. Ham⸗ merers und Lt. S. v. Mitzlaffs Höllenfürſt(H. Schläfle), 2. Sankt Andreas 2, 3. Kirdul; ferner: Thronfolger. Tot.: 18, 12, 15:10. EW.: 76:10. Lg.— 5— 4. Preis der Stadt Baden⸗ Baden, 9500 Mark, 1800 m: 1. Geſt. Waldfrieds Janitſchar(E. Huguenin), 2. Dendrologe, 3. Alloro; ferner: Atis. Tot.: 58, 20, 14:10. EW.: 76:10. Lg. 0,5— 2— 1,5. Richard⸗Haniel⸗Gedächtnis⸗ Rennen, 10 000 Mark, 2000 m: 1. M. Tillements Lord Bob(Deſtandau), 2. Gräfin Iſabella, 3. Mauritius; ferner: Steinbach, Vineta, Poets Fancy, Sonnenfleck. Tot.: 44, 15, 17, 12:10. EW.: 756210. Lg. 0,5— 2 155. Heiden⸗Linden⸗Jagdrennen, 7900 Mark, 3600 Meter: 1. Graf Emich Solms Kriegsflamme(Lt. Svecht!). Mannheimer Theaterſchau Im Nationaltheater: Freitag, 1. September: Miete F 1 und 1. Sondermiete F 1: Neu inszeniert: Prinz Friedrich von Hom⸗ burg. Schauſpiel von Heinrich von Kleiſt. Anfang 20, Ende etwa 22.30 Uhr. i Samstag, 2. September: Miete A 1 und 1. Sondermiete A 1: Neu einſtudiert: Fidelio. Oper von Beethoven. Anfang 20, Ende etwa 22.45 Uhr. ßSonntag, 3. September: Miete C 1 und 1. Sondermiete C 1: Der Freiſchütz. Oper von Carl Maria von Weber. Anfang 19.30, Ende etwa 22.15 Uhr.(Ein⸗ tauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Montag, 4. September: Miete B 1 und 1. Sondermiete B 1: Prinz Friedrich von Homburg. Schau⸗ ſpiel von Heinrich von Kleiſt. Anfang 20, Ende etwa 22.30 Uhr. Dienstag, 5. September: Miete E 1 und 1. Sondermiete E 1: Zum erſten Male: Pantalon und ſeine Söhne. Luſtſpiel von Paul Ernſt. Anfang 20, Ende etwa 22.15 Uhr. Mittwoch, 6. September: Miete M 1 und 1. Sondermiete M 1: Fidelio. Oper von Beethoven. Anfang 19.30, Ende etwa 22.15 Uhr. Donnerstag, 7. September: Miete D 1 und 1. Sonder⸗ miete D 1: Pantalon und ſeine Söhne. Luſt⸗ ſpiel von Paul Ernſt. Anfang 20, Ende etwa 22.15 Uhr. Freitag, 8. September: Miete G 1 und 1. Sondermiete G 1: Neu einſtudiert: Der Poſtillon von Lon⸗ jumeau. Komiſche Oper von Adolf Adam. Anfang 20, Ende etwa 22 Uhr. Samstag, 9. September: Außer Miete: Das Land des Lächelns. Operette von Franz Lehar. Anfang 20, Ende etwa 22.30 Uhr.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Sonntag, 10. September: Miete H 1 und 1. Sonder⸗ miete H 1: Der Poſtillon von Lonjumeau. Komiſche Oper von Adolf Adam. Anfang 20, Ende etwa 22 Uhr.(Eintauſch von Gutſcheinen aufgehoben). Er hat mir geſagt:„Du biſt die Frau, für die ich leben will.“ Ich— was bin ich denn? Jetzt bin ich eine glück⸗ liche Unglückliche! Was wird morgen ſein? Wenn du ein gerechter Gott biſt, laß mich in der Liebe zu ihm für immer einſchlafen! Laß mich aber nie mehr aufwachen ohne ſeine Liebe! Ich liebe dich, Karl Ludwig! Dienstag. Ich habe einen Brief bekommen! Sicher eine Frau, die Karl Ludwig liebt, die mich haßt, die mir nichts Gutes wünſcht! Ich muß mich vor ihr in acht nehmen. Sie hat geſchrieben: „Machen Sie Profeſſor Hartleb nicht unglücklich! Ich warne Sie!“ Nichts weiter ſtand auf dem kleinen Zettel, der in einem blauen Umſchlag auf meinem Bett lag. Wer mag die Abſenderin ſein? Eine von ihm Verſchmähte? Ich bin ja ſo glücklich, daß er nur mich liebt, nur mich allein! Alle anderen hat er verſchmäht! Sonntag. Das Laub iſt völlig von den Bäumen. Ich habe in den Himmel geſchaut! Er hat mich in ſeine ſtarken Arme genommen. Ich habe ſeine Worte kaum ge⸗ hört, aber im Herzen habe ich alles gefühlt! Du ſollſt meine Frau werden, hat er zu mir geſagt! Ich darf immer ſeine Frau ſein, immer bei ihm bleiben, immer mit ihm leben! Ich will, lieber Karl Ludwig! Ich will eher mein Leben hingeben, als dir, mein Liebſter, nur eine ſchlimme Stunde bereiten! Ich lege jetzt mein Herz in deine lieben Hände und bin nur für dich auf der Welt! Montag. Kriminalrat Doktor Drinckſen kommt jetzt einen über den anderen Tag zu mir und forſcht mich bis in mein Innerſtes aus. Er will meine Vergangenheit ſuchen. „Nicht nur Ihretwegen“, ſagte er freimütig,„ſondern weil mein Freund eine Frau mit einer Vergangenheit braucht — wenn möglich mit einer guten!“ Ich habe Angſt bekommen! Vielleicht bin ich eine ver⸗ heiratete Frau oder eine Frau mit ſchlechtem Ruf! Viel⸗ leicht ſind meine Eltern Verbrecher, vielleicht bin ich eine Verbrecherin geweſen... Kriminalrat Drinckſen hat mir auch mitgeteilt, daß das Schuhgeſchäft in Mailand und die Modiſtin in Lyon keine Auskunft geben konnten, an wen die Sachen verkauft worden ſind. Ich muß in Mai⸗ land und in Lyon geweſen ſein! Wann— wann— wann war ich dort? Mit wem war ich dort? ſehen. 8 findet ſich etwas unter Augenhöhe ein geſchliffener Hohl⸗ 8 4 72 7 „Freie Rede“ vom Manuſffript Eine intereſſante Erfindung für Redner. Die verhältnismäßig ſeltene Gabe eines freien oder nur an Stichwörtern orientierten Vortrages und die Män⸗ gel eines am Manufkript haftenden Ableſens einer Rede hat zu einer Erfindung, der„Roſtra Forneta“, Veranlaſ⸗ ſung gegeben, über die der Erfinder, Dr. Artur Fornet, auf einer Mitgliederverſammlung der Techniſch⸗Litera⸗ riſchen Verſammlung, die im VDF.⸗Haus in Berlin ſtatt⸗ fand, Bericht erſtattete. Es ſoll mit dieſer Vorrichtung die Möglichkeit gege⸗ ben werden, während eines Vortrags den Blick ungezwun⸗ gen auf die Hörer zu richten und dennoch gleichzeitig den Wortlaut der Rede geſchrieben oder gedruckt vor ſich zu Oberhalb eines gewöhnlichen Rednerpultes be⸗ ſpiegel von geringer Krümmung. Der Pultdeckel fällt fort, und der Hohlraum darunter wird durch eine ſchräg nach unten angebrachte Doppelwalze ausgefüllt. Das Manu⸗ ſkript liegt in Spiegelſchrift zwiſchen den beiden Walzen aufgerollt und kann mit der Hand bequem weitergedreht werden. Eine Lichtquelle wirft das Bild der Schrift in den Spiegel, der durch Umkehrung wieder die normale Schrift, und zwar vermöge der Krümmung des Spiegels, vergrößert erſcheinen läßt. Die beiden Walzen, die be⸗ quem in einer Aktentaſche untergebracht werden können, können ein Vortragsmanuſkript bis zu zweiſtündiger Dauer aufnehmen. Das neuartige Rednerpult, deſſen beſondere Einrich⸗ tung man von den Zuhörerreihen aus gar nicht wahrneh⸗ men kann, iſt bisher erſt zweimal öffentlich gezeigt wor⸗ den: einmal bei einem Vortrag in der Reichsſtelle für Naturſchutz, wo ein anderer als der vorgeſehene Redner unvorbereitet einſpringen mußte und das Manufkript zwanglos ableſen konnte, und dann bei der Eröffnung der Reichspolizeiſportſchule in Spandau vor einigen Wochen, wo die Feſtanſprache von dieſer Roſtra Forneta abgeleſen wurde, aber infolge der aufrechten Haltung des Sprechers wie eine freie Rede wirkte. Das Teſtament des ruſſiſchen Kommerzienrats Ein uraltes Teſtament, vergilbt und mit der Jahreszahl 1818 iſt aus einem Juſtizkeller e worden und bildete die Grundlage einer wichtigen Erbentſcheidung des Ober⸗ gerichts des Kantons Glarus. Der kaiſerlich⸗rüſſiſche Kom⸗ merzienrat J. J. Blumer war in Schwanden in der Schweiz zur Welt gekommen. Obwohl er in Rußland zu Amt und Würden gelangte, vergaß er ſeine Hetmat nicht. Als er im Juli 1818 ſtarb, verfügte er in ſeinem Teſtament, daß ſeine Be⸗ ſitztümer ſeinen Verwandten in der Seitenlinie in der Schweiz zufallen ſollten— aber ſie durften digſe Grundſtücke, die Alp Sberblegt und die Wieſengründe nicht verkaufen. Die Ver⸗ wandten— Ur- und Ururenkel kaſſierten alljährlich einige nelle Banknoten, rund 5000 Franken insgeſamt als Extraa der verſchiedenen Beſitztümer. Das wäre auch alles ſo weiter⸗ gegangen, wenn nicht eines Tages einer der direkten Verwand⸗ ten aus Rußland aufgetaucht wäre und auf eine Sonder⸗ formel am Fuß des Teſtaments hingewieſen hätte. Es hieß nämlich da:„Wenn einer meiner direkten Verwandten eines Tages ohne ſeine Schuld aus Rußland flüchten muß, kann er die Erbſchaft in der Schweiz— gleichfalls unveräußerlich, antreten“ Der Kommerzienrat hatte nun einen Sohn und eine Tochter. Der Sohn ſtarb als Junggeſelle. Die Tochter verheiratete ſich mit einem Ruſſen. Aus dieſer Ehe ſtammt ein Kind Ein Nachkomme dieſes Kindes iſt nun aus Ruß⸗ ſand vertrieben worden und hat es fertiggebracht, ſeine Iden⸗ tität nachzuweiſen. Das Gericht in Glarus konnte ſich um⸗ ſoweniger den Darlegungen des Ruſſen verſchließen, als dieſer nachzuweiſen vermochte, daß die Verwandten der indirekten Linie ſeiner Mutter jährlich 1000 Franken Schweigegeld gezahlt hatten, damit ſie als direkte Erbin nie hervorkrete. Damit waren auch die letzten Zweifel beſeitigt. Die Verſuche der bisherigen Nutznießer in der Schweiz, den Ruſſen als Be⸗ trüger hinzuſtellen, waren reſtlos zuſammengebrochen. „Herr Kriminalrat, ich bin ja ſo glücklich!“ „Ich weiß, ich weiß alles, kleine Frau!“ „Kleine Frau“, hat er zu mir geſagt! Ich bin gar nicht klein. Aber er hat mich ſo gütig dabei angeſehen, daß ich fühlte, er meint es gut mit mir! „Machen Sie Karl Ludwig glücklich!“ „Ja, das will ich!“ Nach einem Monat. Dreißig Tage lang kenne ich ihn jetzt. Ich bin wie ein kleines Schulmädchen, das in ſeinen Profeſſor verliebt iſt — verliebt bis über beide Ohren! Ich zittere, wenn ich ſeine Schritte höre, ich werde rot, wenn er mich in ſeine Arme nimmt! Ich habe mich ſchon eine dumme Pute ge⸗ nannt. Wenn ich auch nicht weiß, wie alt ich bin, aber ſo ein Backfiſch bin ich auch nicht mehr, daß ich mich ſo albern benehme. Die Männer ſind ſehr nett und zuvorkommend zu mir, aber die Frauen! Die neiden mir das große Glück. Wenn ſie zu mir ſagen:„Beſuchen Sie mich einmal!“, dann meinen ſie es ſelten ehrlich. Karl Ludwig muß von den Frauen ſehr begehrt ſein. Nun habe ich ihnen ihren Schwarm weggenommen. Sie haben allen Grund, mich nicht zu liehen! Sechs Wochen ſpäter. Geſtern habe ich das Krankenhaus verlaſſen. Karl Ludwig hat mir eine hübſche, idylliſche kleine Wohnung geſucht. Ich ſoll mein Leben neu aufbauen, hat er zu mir geſagt. Ich kann es, denn du, Karl Ludwig, haſt mir deine Liebe geſchenkt. Meine wirkliche, gute Freundin iſt Frau Drinckſen. Sie iſt eine liebe Frau und meint es ehrlich mit mir. Wir ſprechen ſehr viel von Karl Ludwig.„Sie müſſen ihn glücklich machen!“, hat ſie oft zu mir geſagt. Frau Drinckſen macht mit mir alle Einkäufe. Karl Ludwig will, daß ich mir alles, was mir fehlt, beſorge. Ich trage ein Scheckbuch von ihm in meiner Taſche. Unter alle fünfundzwanzia For⸗ mulare hat er ſeinen Namen geſetzt. Ich brauche nur den, Betrag in Wort und Zahl auszufüllen, und der Kaſſierer in der Bank zahlt mir das Geld aus! 5 Geſtern war ich zum erſten Male eiferſüchtig. Ich bin in ſeiner Sprechſtunde geweſen und habe im Wartezimmer all die ſchönen Frauen geſehen, die zu ihm um Rat und Hilfe gekommen waren. Manche Damen kamen verſchleiert und flüſterten mit der Empfangsdame. Keine dachte, daß ich die Frau bin, die Karl Ludwigs Herz beſitzt. Zuletzt habe ich heimlich gelacht, aber nicht über die Bilder und Witze in den ausgelegten Witzblättern— ich habe aus Schadenfreude gelacht! Jawohl, Karl Ludwig, deine zu⸗ künftige Frau war ſchadenfroh! Ich habe mich gefreut, daß du mir ganz allein gehörſt, daß dieſe Frauen, wenn ſie auch viel ſchöner ſind als ich, zu ſpät zu dir kommen!