Nr. 202 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 30. Auguſt 1939 Klare Sicht! [Jeder kennt aus dem täglichen Leben die Methode der Leute, die eine faule Sache vertreten: ſie machen Sprüche, um möglichſt viel zu verſchleiern. Die anderen ſollen nicht merken, worum es eigentlich geht, dann wird es ihnen auch nicht klar, daß die Sache faul iſt. In der politiſchen Kriſe, die ſchwer auf Europa laſtet, iſt es genau ſo. England und Frankreich haben ſich durch ihre ſture Haltung vollkommen in eine Sackgaſſe hineinmanövriert. In einem ſolchen Falle gibt es prak⸗ tiſch nur eine Möglichkeit: man zieht ſich mit Anſtand zu⸗ rück. Aber das wollen England und Frankreich nicht. Des⸗ halb überſchwemmen ihre Zeitungen und ihre Sender die Welt mit einer Flut von Redensarten, die über den wah⸗ ren Sachverhalt hinwegtäuſchen ſollen. Mit Lügen ſoll die Wahrheit zugedeckt, mit Lügen ſollen die eigenen Völker und ſoll die übrige Welt darüber getäuſcht werden, daß es die eigene Politik iſt, die in die Sackgaſſe hineingeführt hat. Die eigene Politik, die eine durchaus faule Sache war und iſt und die daher mit Naturnotwendigkeit Europa in die heutige Situation führen mußte. Es iſt die Pflicht Deutſchlands, allen Vernebelungsver⸗ ſuchen entgegenzutreten und für klare Sicht zu ſorgen. Die deutſche Sache hat es nicht nötig, mit Mitteln zu ar⸗ beiten, deren ſich England und Frankreich bedienen. Die deutſche Sache iſt gerecht und kann darum mit klaren, ein⸗ fachen Worten vertreten werden. Sie bedarf keiner Ver⸗ ſchleierung und keiner Lügen. Der Führer ſelbſt hat in einem Antwortſchreiben an den franzöſiſchen Miniſterpräſi⸗ denten Daladier den deutſchen Standpunkt ſo feſt und ſo würdig vertreten, daß es den Franzoſen und Engländern darob angſt und bange wurde. Deshalb durften ihre Zei⸗ tungsleſer und Rundfunkhörer zunächſt auch den Wortlaut des Führerbriefes nicht kennenlernen, ſondern bekamen nur einen kurzen und dazu noch den Sinn des Briefes völ⸗ lig entſtellenden Auszug vorgeſetzt. Bis dann von deutſcher Seite der ganze Briefwechſel in ſeinem vollen Wortlaut veröffentlicht wurde. Auf der Gegenſeite hat alsdann der Straßburger Sender es für nötig gehalten, gegen das Schreiben des Führers zu polemiſieren, dabei wendet er ſich vor allem gegen das Beispiel eines Korridors in Frank⸗ reich. Der Führer wies bekanntlich darauf hin, wie ſich wohl die Franzoſen verhalten hätten, wenn Marſeille durch einen Korridor von Frankreich abgetrennt worden wäre. Der Straßburger Sender behauptete, daß kein Franzoſe dieſen Vergleich annehmen könne.— Demgegenüber wei⸗ en wir darauf hin, daß der größte franzöſiſche Geſchichts⸗ chreiber der modernen Zeit, Jacques Bainville, im Jahre 1920 ein berühmt gewordenes Buch über den Verſailler Vertrag herausgegeben hat. In dieſem Buche heißt es auf Seite 80 der erſten Auflage:„Stellen wir uns einmal vor, daß Frankreich beſiegt worden wäre und der Sieger aus irgendwelchen Gründen es für gut befunden hätte, Spanien einen Korridor bis nach Bordeaux zu ge⸗ ben, in dem er ihm das Departement der Nieder⸗Pyre⸗ näen und Bayonne gelaſſen hätte. Wie lange hätte Frank⸗ reich dieſe Amputation ertragen? Gerade ſolange, wie der Sieger Frankreich gezwungen hätte, das zu dulden und Spanien fähig geweſen wäre, ſeinen Korridor zu vertei⸗ digen. Beim Korridor Danzig und bei Oſtpreußen kann es nicht anders ſein.“ Bainville kommt zu dem Ergebnis, Deutſchland kann die Oſtgrenze nicht als endgültig an⸗ nehmen. Alſo, warum regt man ſich in Frankreich auf, wenn der Führer in einem Schreiben an Daladier ein Bei⸗ ſpiel gebraucht, das ſogar ein Franzoſe ſchon gebraucht hat? Aber auch abgeſehen von ſolchen Einzelheiten: nirgends in der engliſchen und der franzöſiſchen Preſſe werden die Dinge beim rechten Namen genannt, nirgends wird die Aufmerkſamkeit auf den Punkt gelenkt, auf den es allein ankommt, nämlich darauf, daß es England iſt, das durch ſein berüchtigtes„Garantie“⸗Verſprechen den polni⸗ ſchen Chauvinismus aufgeputſcht und Polen einen Blanko⸗ wechſel ausgeſtellt hat, den es nach Belieben präſentieren darf Mag ſein, daß die engliſchen Politiker hinterher ſelber über das Unheil erſchrocken ſind, das ſie angerichtet haben. Aber ſie hätten es vorausſehen können und—. als per⸗ antwortliche Staatsmänner— vorausſehen müſſen. Min⸗ deſtens aber hätten ſie, nachdem ſie gemerkt hatten, wie die Alexis von Pontiarſki hatte einen grandioſen Plan. Dieſer Silverius mußte ihm mehr von der Unbekannten erzählen. Er war kein Neuling in Geſchäften, die mit den Strafgeſetzen nicht ganz in Einklang zu bringen waren. Er kannte Riſiko und Preis. Er kannte die Paragraphen des Strafgeſetzbuches und des BGB.; er hatte ja ſelbſt Jus ſtudiert. Bis zum Staatsexamen hatte es allerdings nicht gereicht. Er ſchlug ſeinen Rockkragen hoch und grub die Hände in die Taſchen. Die Zigarre hing ihm ſchief im Munde. So ſchlenderte er langſam die Spörlgaſſe hinunter bis zum Hauſe von Silverius. Er trat ein und ſuchte auf den Schildern den Namen Silverius. Als er die Tür gefunden hatte, zog er die Glocke. Ein ſchriller, häßlicher Ton ſchwang im Innern der Wohnung fort Pontiarſki reckte ſich, klemmte ſein Glas ins Auge, nahm die Zigarre manierlich in die Hand und wartete. Silverius öffnete ſelbſt. Er hielt die Tür aber nur einen ſchmalen Spalt offen, jederzeit bereit, ſie vor der Naſe des ungebetenen Beſuchers wieder zuzuſchlagen. In der Hand hielt er ein Spiel Karten. „Nanu— was wollen Sie denn noch ſo ſpät bei mir?“ Pontiarſki verbeugte ſich tief und ſagte ſalbungsvoll: „Ich wollte Sie beſuchen, Herr Silverius!“ Silverius hatte keine Luſt, ſich mit dieſem unheimlichen Geſellen zu unterhalten: „Ich lege aber keinen Wert auf Ihren Beſuch!“ Aus dem Zimmer drangen erregte, luſtige Stimmen der Karteuſpieler, die ſich an dieſem Abend bei Silverius — Polen auf Grund ihrer Vollmacht zu toben und zu wuten begannen, ihre Schützlinge zurückpfeifen müſſen. Daß Eng⸗ länder und Franzoſen dies nicht getan haben, iſt ihre hiſto⸗ riſche Schuld, die ihnen die ungeheure Verantwortung für die heutige Lage in Europa und der Welt auflädt. So ſieht die Lage bei klarer Sicht aus. Dieſe klare Sicht zu vernebeln haben nur England und Frankreich ein Intereſſe. Wir aber wiſſen, daß die deutſche Sache das helle Licht der Wahrheit vertragen kann, weil ſie ſelber wahr und gerecht iſt. Und deshalb blicken wir im alten Vertrauen auf zu Adolf Hitler, der dieſe deutſche Sache führt. N Ehren⸗ und Veteranenſold Des Führers Dank an die alten Soldaken. Berlin, 29. Aug. Der Führer hat die 25jährige Wie⸗ derkehr der Schlacht von Tannenberg zum Anlaß genom⸗ men, um eine große Zahl verdienker Fronkkämpfer des Weltkrieges beſonders zu ehren. Im Vordergrund ſteht da⸗ bei die Beförderung derjenigen kapferen Kämpfer aller Dienſtgrade, welche im Welkkriege durch die Verleihung der höchſten Friegsauszeichnungen geehrk wurden, die das Reich und die Länder verliehen haben. Aus dem Kreis der Frontkämpfer, welche zur Zeit ihrer Auszeichnung dem Unteroffizier⸗ oder Mannſchaftsſtande angehörten, ſind es vor allem die Träger des goldenen Militärverdienſtkreuzes, das als der Pour le mérite des deutſchen Unteroffiziers bekannt iſt, ferner die Inhaber der öſterreichiſchen goldenen Tapferkeits⸗ medaille, der beiden bayeriſchen Tapferkeits⸗ medaillen, der goldenen Medaille zum ſächſiſchen Mil. St. Heinrichsorden, der württembergiſchen golde⸗ nen Militärverdienſtmedaille und der badiſchen Mil. Karl⸗Friedrich⸗Verdienſtmedaille. Einer ſtattlichen Anzahl dieſer höchſt ausgezeichneten Kämpfer hat der Führer, ſo⸗ weit ſie noch dem Unteroffizier⸗ oder Mannſchaftsſtand an⸗ gehören, den Charakter als Leutnant der Landwehr a. D. verliehen. Vorausſetzung hierfür war jedoch, daß ſie, abgeſehen von den Inhabern der öſterreichiſchen goldenen Tapferkeitsmedaille, neben der höchſten Kriegsauszeichnung auch im Beſitz des Eiſernen Kreuzes Erſter Klaſſe waren. Ferner erhalten ſämtliche Inhaber der höchſten Kriegs⸗ auszeichnungen mit ſofortiger Wirkung einen Ehren⸗ ſold in einer für alle Dienſtgrade gleichen Höhe. Die dies⸗ bezüglichen Erlaſſe des Führers beſtimmen im einzelnen: 1. Ehrenſold für Inhaber höchſter Kriegsauszeichnun⸗ 1 Die Inhaber der höchſten Kriegsauszeichnungen des eiches und der Länder einſchließlich des öſterreichiſchen Mil. Maria⸗Thereſien⸗Ordens und der öſterreichiſchen Tap⸗ ferkeitsmedaille erhalten mit Wirkung vom 1. 8. 1939 ab einen Ehrenſold in Höhe von 20 Mark monat⸗ lich. Der Ehrenſold iſt der gleiche für alle Inhaber der ge⸗ nannten Auszeichnungen, ein Unterſchied hinſichtlich des Dienſtgrades, welchen der Beliehene zur Zeit der Verlei⸗ ung der Auszeichnung bekleidete, iſt nicht mehr gemacht. ie einzige Ausnahme bilden diejenigen Orden, deren In⸗ haber ſchon jetzt einen höheren Ehrenſold bezogen und die⸗ ſen unbeſchadet der Neuregelung beibehalten. 85 2. Veteranenſold: Frontkämpfer der Kriege nach 1870⸗71 einſchließlich der Teilnehmer am bosniſchen Okku⸗ Fah feldzug 1878 und an der er fe des ſüd⸗ almckkiniſchen Aufſtandes 1882 in den Reihen der pelt ligen öſterreichiſch⸗-ungariſchen Wehrmacht erhalten, ſoweit ſie das 70. Lebensjahr vollendet haben oder künftig voll⸗ enden, von dieſem Zeitpunkt ab auf Antrag einen Vete⸗ ranenſold von jährlich 120 Mark. 3. Die ſogen. Schutztruppenzulage, welche den Angehörigen unſerer kolonialen Schutztruppen im Falle einer erlittenen Tropendienſtſchädigung zuſtand und deren Zuſchlag nach dem Weltkriege zunächſt fortgefallen und ſpäter nur in beſchränktem Umfange wieder aufgenommen worden war, wird mit Wirkung vom 1. Auguſt ds. Is. neu geregelt. Die Vezugsberechtigten erhalten künftig in einer der Länge der Dienſtzeit entſprechenden Abſtufung 10 bis 20 Mark monatlich. Alle Einzelheiten werden auf dem Verordnungswege bekanntgegeben. Mit dieſem Erlaß hat der Führer Gelegenheit genom⸗ Drinnen ſaßen Silverius' Kollegen bei einem gemütlichen Skat. Pontiarſki erhob ſeine Stimme und ſprach lauter, damit ihn die Herren hinter der Zimmertür hören mußten: „Sie wollen mich heute nicht kennen, Herr Silverius. Damals aber, als Sie betrunken waren und wir Sie nach Hauſe bringen mußten— damals war ich Ihnen wohl gut genug!“ „Pſt! Pſt!“ Silverius ſchaute ängſtlich nach der Zimmertür. „Reden Sie nicht ſo laut! Sie hören doch, ich hab Freunde bei mir!“ Pontiarſki merkte, daß er gut getroffen hatte und ſagte laut und ſchneidend: „Ich will Sie nicht anpumpen! Ich will auch nicht zu Ihrem Skat eingeladen werden! Aber eine Hand wäſch“ die andere. Ich habe Sie damals vor einer Alkohol⸗ vergiftung bewahrt. Jetzt möchte ich Sie um eine kleine Gefälligkeit erſuchen— nichts mehr!“ Silverius flüſterte: „Was wollen Sie denn— ſprechen Sie doch! Pontiarſki begann ohne Umſchweife: „Wiſſen Sie mehr als die Zeitungen von jener ge⸗ heimnisvollen Dame, die als„Fräulein Unbekannt! in eurem Sanatorium gelegen hat?“ „Was kann Sie die Dame intereſſieren? Sie ſprechen von der Braut meines Chefs, Herrn Profeſſor Hartleb!“ Silverius' Geſtalt reckte ſich, während er den Namen ſeines Chefs ausſprach. Die Perſönlichkeit Profeſſor Hart⸗ lebs ſtand unſichtbar hinter ihm und verlieh ihm Kraft und Haltung. Er verkehrte mit ſeinem Chef auf beſtem Fuße. In den letzten Wochen wax das Verhältnis zwiſchen der Verwaltung und dem Chefarzt ein denkbar gutes ge⸗ worden. Sie verſtanden ſich jetzt ausgezeichnet. Hartleb hatte zugegeben, daß Silverius' Rechenkunſt ſehr not⸗ wendig war, und er— Silverius— war nachſichtig gegen⸗ über den Neuerungen Profeſſor Hartlebs geworden. Alexis von Pontiarſki, dem ein Profeſſorentitel nicht, imponieren konnte, dem höchſtens der Staatsanwalt einige Pontiarftt horchte auf. Stlverius hatte Beſuch!“ men, eine Anzahl beſonders verdienter Kriegsteilnehmer zu ehren und die wirtſchaftliche Lage der alten und der in dem Schutztruppendienſt zu Schaden gekommenen Soldaten zu erleichtern. Unter Naturſchutz geſtellt. Müllheim. Auf einer dieſer Tage unternommenen Fahrt der Mitglieder der hieſigen Bezirksnaturſchutzſtelle wur⸗ den die Gebiete in Augenſchein genommen, die neuerdings unter Landſchaftsſchutz geſtellt werden ſollen. Zu dieſen Ge⸗ bieten gehört einmal das Klemmbachtal. Hier werden nicht nur der Talgrund ſelbſt, ſondern auch die beiderſeitigen Hänge mit den Wäldern und Felspartien bis hinauf zu den Kammlinien, ſowie die Sirnitzwieſen einbezogen. Zu den geſchützten Landſchaftsteilen gehören ferner der nördlich der Kälbeleſcheuer gelegene Rammelsbach, ein ſtilles, ver⸗ träumtes Tälchen, das unterhalb Münſterhalden in das Un⸗ termünſtertal mündet, ferner der Stohren und ſeine Um⸗ gebung und ſchließlich der Staufener Schloßberg. Hier ſoll vor allem jede Bebauung unterbunden werden, die den Charakter der Ruine ſtören würde. letzungen zu. 1 1 1 C 5. Schwabenland in Wort und Bild Das ſchöne Neiſe⸗ und Erholungsland. Das Schwabenland zu dem Reiſeland zu machen, zu dem es dank ſeiner landſchaftlichen Schönheit, ſeiner Mannigfaltig⸗ keit an kulturellen und wirtſchaftlichen Gütern und auf Grund viel anderer beſonders günſtiger Vorausſetzungen berufen iſt, das iſt die Aufgabe, die ſich der Landesfremdenverkehrsver⸗ band Württemberg⸗ Hohenzollern unter ſeiner jetzigen Füh⸗ rung geſtellt hat. Gemeſſen an dem, was das Schwabenland zu bieten hat, nimmt es noch nicht die Stellung als Reiſe⸗ und Ferienland unter den deutſchen Landſchaften ein, die ihm eigentlich zukommt. Mit vollem Recht hat darum der Landesfremdenver⸗ kehrsverband Württemberg⸗ Hohenzollern den Begriff ge⸗ prägt:„Schwabenland— das ſchöne Reiſe⸗ und Erholungsland!“ Unter dieſem Begriff vollzieht ſich die ganze Arbeit des LF V., die zu unterſtützen ehrenvolle Auf⸗ gabe jedes Schwaben, daheim, im Reich und draußen in der Welt ſein muß. Der LF V. bringt von ſich aus alle Mittel neuzeitlicher Werbung für die ſchwäbiſche Heimat zum Ein⸗ ſatz. Deshalb hat der Landesfremdenverkehrsverband Würt⸗ temberg⸗Hohenzollern ab 1. Auguſt auch die im 15. Jahr⸗ gang erſcheinende Zeitſchrift„Unſer Schwaben⸗ land“(Verlag Eugen Wahl, Stuttgart) als offizielles Organ beſtimmt, die nunmehr allmonatlich unter dem Titel „Schwabenland“ in völlig neuer Geſtaltung unter der Mit⸗ wirkung des LF V. erſcheinen wird. Dieſe Zeitſchrift, die bis⸗ her ſchon im beſonderen Maße ſich die Pflege des Heimatge⸗ fühls, die Erhaltung bodenſtändigen Weſens und Brauch⸗ tums als Aufgabe geſetzt hatte und eine Brücke war zu den ſchwäbiſchen Menſchen im Reich und in aller Welt, wird von nun an ganz im Dienſt der Heimat⸗ und Fremdenver⸗ kehrswerbung für das Schwabenland ſtehen. Die erſte unter der Mitwirkung des Landesfremdenver⸗ kehrsverbandes erſchienene Nummer iſt in ihrer inneren wie äußeren Geſtaltung das, was Württemberg ſeit langem in dieſer Art fehlte: Die wirklich repräſentative Schrift ſchwä⸗ biſcher Heimatwerbung! Sorgfältig ausgewählte ſchöne Bil⸗ der müſſen ebenſo den ſchwäbiſchen Menſchen der Heimat wie den Fremden feſſeln und locken. Der ausgezeichnete textliche Inhalt der Zeitſchrift, der aus berufener Feder Land und Leute des Schwabenlandes ſchildert, bringt in dieſer Nummer u. a. auch Beiträge von Georg Schmückle, Hans Heinrich Ehrler, Wilhelm Schuſſen, Auguſt Lämmle, Heinrich Lilien⸗ fein, Ludwig Uhland und Hans Reyhing, behandelt wich⸗ tige Fragen des württembergiſchen Fremdenverkehrs und bie⸗ tet mit den Bildern einen einheitlichen Ueberblick, wie er kaum vollkommener ſein kann. Gauleiter Reichsſtatthalter Murr gab der Zeitſchrift in einem Geleitwort die Richt⸗ ſchnur für ihre künftige Arbeit, und Gaupropagandaleiler Mauer, der Leiter des Landesfremdenverkehrsverbandes, be⸗ tont in ſeinen Ausführungen die doppelte Aufgabe, die der Zeitſchrift hinfort geſetzt wurde: Dem Schwabenland zahl⸗ reiche neue Freunde zu gewinnen und den Schwaben in der Heimat dieſe ſtändig in Wort und Bild näherzubringen, um ſo Heimatgefühl lebendig zu erhalten und zu vertiefen. . ba e 0 eee eee Achtung abnötigte, ließ ſich mit dieſer Auskunft keinesfalls abweiſen. „So! Was Sie nicht ſagen! Alſo dieſer Herr Profeſſor heiratet das unbekannte Mädchen?— Hm.. Und wann ſoll die Hochzeit ſein?“ Silverius hörte bereits Rufe aus dem Zimmer. Nur um den unangenehmen Menſchen endlich loszuwerden, ſagte er haſtig: „Am zweiten Mail— Gute Nacht!“ Damit drängte er Pontiarſki aus der Tür. Silverius ſtand eine Weile hinter der Tür und dachte mit Grauen daran, daß er damals ſolche Kreaturen kennengelernt hatte. Er hörte Pontiarſki durch die Tür rufen: „Wo heiratet Ihr Herr Profeſſor dieſe intereſſante Dame?“ Dann entfernte ſich ſein Schritt über die Steinſtufen. Ins Wohnzimmer zurückgekehrt, wurde Silverius von ſeinen Gäſten über die Störung ausgefragt. „So ſpät bekommen Sie noch Beſuch?“ ö „Es war nur ein Nachbar von nebenan, der eine Aus⸗ kunft von mir haben wollte. Entſchuldigen Sie, meine Herren!“ 5 5 Silverius ſetzte ſich an den runden Tiſch und begann, die Karten zu miſchen. Er hatte die Unterbrechung raſch vergeſſen und war wieder der fröhliche Gaſtgeber. Er bot Bier, Schnäpſe und dick mit Wurſt und Käſe belegte Brote an. Für den Abſtinenzler Braun hatte er vorſorglich einen Sprudel mit ſäuerlichem Geſchmack und Schnitten mit weißem Käſe beſorgen laſſen. Selbſt Emil war an dieſem Abend mit dabei. Er konnte ſich zwar nicht am Spiel beteiligen, beſah ſich aber die ſchönen Bilder in dem vielbändigen Werk über den Dreißigjährigen Krieg. Er war der Einladung ſehr gern gefolgt, denn der Film in ſeinem Stammkino intereſſierte ihn heute nicht, und zum anderen hatte ihn ein Fräulein Giſela Bergner regelrecht ſitzenlaſſen. Sie„ging“ ſeit acht Tagen mit dem Kommis vom Seidengeſchäft Schorf& Co. Beim Abſchied hatte ſie zu Emil geſagt:„Du biſt mir zu frech!“ Emil war nicht auf den Mund gefallen und antwortete:„Dafür iſt dein Karl um ſo doofer!“„„ 5 E nr 8 che ere — 8 Die Welt des Artiſten iſt mit einem Schimmer von Romantik, aber auch mit dem Glanz des Geheimnis⸗ vollen umgeben. Nun wiſſen wir, daß die ſchimmernde Romantik in Wirklichkeit trockene Sachlichkeit iſt, und der geheimnisvolle Glanz verſchwindet in dem Augen⸗ blick, da die Lampen auf der Bühne verlöſchen. Trotz⸗ dem verläuft das Leben des Artiſten nach eigenen Ge⸗ ſetzen, die anders ſind als für das bürgerliche Leben. So erklärt es ſich auch, daß die Zwiſchenfälle in ſeinem Leben meiſt mit ſolchen des ſeßhaften Bürgers wenig Aehnlichkeit haben oder, da ſie ſich im Grunde ja doch ähneln, durch Milieu und Umſtände ein anderes Geſicht bekommen. Das gilt auch für die Kriminalfälle inner⸗ halb der Artiſtenwelt. Kriminalfälle gibt es wie Sand am Meer und unter den Artiſten ſicherlich nicht mehr, als ihrem prozentualen Verhältnis an der Bevölkerung entſpricht. Trotzdem erſcheinen ſolche Fülle ſeltſamer, als man das gemeinhin gewohnt iſt. In der neuen Artikelreihe berichten wir von einer Reihe ſolcher Fälle, die ſeinerzeit beſonderes Aufſehen erregt haben. Das ſiebente Meſſer Eine Glanznummer in einem nordamerikaniſchen Zir⸗ kus beſtand in folgendem: Ein Cowboy ritt in die Manege. Seine Partnerin wurde in der Mitte des Raumes an ein Brett gefeſſelt. In geſtrecktem Galopp ritt er im Kreiſe herum und warf aus dem Sattel heraus, mit unfehlbarer Sicherheit, vierundzwanzig Meſſer nach dem gefeſſelten Mädchen, die um Haaresbreite neben ihrem Kopf, ihren Armen und Beinen in dem Brett ſteckenblieben. Die Meſſer ſauſten mit einer ungeheuren Wucht durch die Luft, das Publikum folgte mit angehaltenem Atem der Vorführung, ſo daß in der Stille des großen Zirkus nichts zu hören war als das Einſchlagen der ſchweren Meſſer und das Splittern des Holzes. Den Höhepunkt der Aufführung bildete eine plötzliche Wendung des Cowboys, der unvermittelt mitten in dem Werfen eines der Meſſer zwiſchen die vorderſten Sitz⸗ reihen der Manege ſchleuderte, ſo daß das Publikum ent⸗ ſetzt aufſſprang. Schon waren zwei Clowns mit Gelächter vorge⸗ ſtürmt und riſſen aus der vorderſten Sitzreihe einen Mann vom Sitz, dem das Meſſer den Fuß an den Boden genagelt hatte. Unter komiſchen Gliederverrenkungen machten ſie ſich daran, das Meſſer wieder herauszuziehen und ſchleppten den Mann, unter fortwährendem Gelächter, durch den Manegeſand zum Ausgang. Nun merkte das Publikum, das noch vor Schreck er⸗ ſtarrt war, daß es ſich um eine Puppe handelte, die einem lebenden Menſchen täuſchend ähnlich ſah. Daß dieſe Zugnummer einem wirklichen Vorfall ihre Eutſtehung verdankte, weiß man heute nicht mehr. Als ſie aus der Taufe gehoben wurde, war der Cowboy für ſeinen erſten Meſſerwurf in die Zuſchauer⸗ menge böſe verprügelt worden. Er hatte während ſeiner Vorführung ganz überraſchend ſein Pferd hochgeriſſen, ſo daß es ſich hoch empor⸗ bäumte, und eines ſeiner Meſſer einem Mann in der vor⸗ derſten Sitzreihe mit Wucht zwiſchen die Füße geworfen. Der Mann bückte ſich entſetzt, weil er glaubte, ein zweites Meſſer würde ihn treffen. Die Männer, die links und rechts von ihm ſaßen, waren aufgefahren, hatten ſich wütend auf den Cowboy geſtürzt, der aus dem Sattel ge⸗ ſprungen war. Zwei geiſtesgegenwärtige Clowns ſprangen mit großem Gelächter zwiſchen die empörten Menſchen, faßten den Mann bei den Armen und ſchleiften ihn, mit Hilfe des Cowboys, der ihn am Kragen packte, durch die Manege. Der Cowboy ſah allerdings ſehr zerſchunden aus, ſein Geſicht war von Fauſtſchlägen blutüberronnen. Der Bericht des Polizeiſergeanten aus den Akten gegen die erſte Gangſterbande Robertſon erklärt die Handlungsweiſe des Cowboys und läßt erkennen, wie be⸗ rechtigt ſie war. Der Bericht lautet: f Am 17. November 18.. hatte ich mich auftrags⸗ gemäß in den Zirkus begeben, weil der Sheriff A. wieder⸗ holt Drohbriefe erhalten hatte und ſeines Lebens nicht mehr ſicher war. Wegen einer Schmuggelgeſchichte war Robertſon, das Haupt einer großen Bande, feſtgenommen worden, und jeglicher Verſuch, ihm ſeine Freiheit wieder zu verſchaffen, war an dem energiſchen Auftreten des Sheriff A. ge⸗ ſcheitert. Nachdem die Außerhaftlaſſung gegen Stellung einer großen Kaution nicht gelungen war, hatten unlautere Elemente verſucht, den Sheriff auf alle mögliche Art zu beſtechen. Dieſen Beſtechungsverſuchen war der Sheriff energiſch entgegengetreten. Ja, er hatte gegen einen ſeiner guten Bekannten, der es hierbei etwas zu grob getrieben hatte, ein Strafverfahren wegen Beſtechung eingeleitet. 5 Die Verbrecher wollten ihren Willen gegen den Staat Nurch een und beſchloſſen, dem Sheriff einen Denkzettel zu geben. 5 Zunächſt hatten ſie es mit Drohbrieſen verſucht, dann waren ſie zu ſchwerem Geſchütz übergegangen. Sie hatten ihn eines Abends, als er von ſeinem Amt nach Hauſe ging, auf offener Straße angefallen und ihm eine Kugel durch den Hut gefeuert, wobei es ungewiß blieb, ob es lediglich eine Drohung ſein ſollte, oder ob die Kugel nur 9 gezielt geweſen war. eit 5 5 Zeit hatte mich das Departement beauf⸗ tragt, den Schutz des Sheriff A. zu übernehmen, während mein Kollege Nachforſchungen nach den Hintermännern anſtellen ſollte. Am 17. November hatte ich mich, eine halbe Stunde vor Eröffnung der Vorſtellung, bereits in den Zirkus be⸗ geben und mir einen geeigneten Platz ausgeſucht. 8 Ich hatte dieſen Platz ſo gewählt, daß ich die Schau⸗ ſteller beobachten lonnte, den Sheriff A. im Auge behielt und zugleich einen guten Ueberblick über die Zuſchauer hatte. Von der zehnten Reihe aus konnte ich unauffällig all das beobachten, was ſich ſpäter abgeſpielt hat. Geiſtesgegenwart rettet den Sheriff Bis zu dem Cowboyakt ging die Vorſtellung ruhig vonſtatten. Es war auch an den Schauſtellungen nichts beſonders Aufregendes, was die Aufmerkſamleit der Be⸗ ſucher ſo ſehr gefeſſelt hätte, daß unbemerkt ein Attentat hätte geſchehen können. Die Cowboynummer aber brachte das Publikum außer Rand und Band. Beim ſiebenten Meſſerwurf ſchien den Cowboy etwas zu beunruhigen. Plötzlich riß er ſein Pferd hoch, und ſein Meſſer flog in eine andere Richtung, mitten in die Zuſchauermenge hinein. Wäre das Meſſer in die entgegengeſetzte Richtung ge⸗ flogen, ſo hätte ich den Cowboy durch einen Schuß meiner entſicherten Waffe ſofort erſchoſſen, weil ich dann annehmen mußte, daß er mit den Leuten um Robertſon gemeinſame Sache machte. So mußte ich aber feſtſtellen, daß dieſer Schauſteller die Situation genaueſtens erkannte und durch ſein raſches Handeln großes Unheil verhütet hatte. Ich muß beſonders hervorheben, daß ohne den Cowboy und dieſe Schaunummer der Sheriff heute nicht mehr leben würde. Bei der Vernehmung hat mir der Cowboy geſchildert, daß ihm in der vorderſten Reihe einige Perſonen auf⸗ gefallen waren, die, im Gegenſatz zu den übrigen Be⸗ ſuchern, keinen Anteil an ſeinen Leiſtungen nahmen. Wie es bei allen Schauſtellern und Künſtlern iſt, be⸗ unruhigen ſolche Teilnahmsloſigkeit oder Mißfallensäuße⸗ rungen den Artiſten außerordentlich. Deshalb habe er die Leute ſtändig weiterhin beobachtet und bemerkt, daß einer dieſer Männer ſeinen Hut abnahm, ihn zwiſchen ſeine Füße auf den Fußboden ſtellte, in die Taſche griff und einen Revolver herausnahm. Der Cowboy hatte angenommen, daß eine Störung ſeiner Schaunummer beabſichtigt war. Als der Mann den Revolber langſam hochnahm, habe er blitzſchnell eines der Meſſer dieſem Subjekt zwiſchen die Füße geworfen, ſo daß es den Hut durchbohrte. Sofort ſei er aus dem Sattel geſprungen, habe ſich mit zwei Clowns auf dieſen Mann geſtürzt und ihn trotz des Widerſtandes der Umſitzenden feſtgenommen. Von dem Publikum war der Vorfall zunächſt mit einigem Entſetzen beobachtet worden, aber als die Muſik ſofort mit Macht einſetzte, raſte das Publikum auf den Plätzen und in den Rängen, weil es über die Geſchicklich⸗ keit des Cowboys erſtaunt und mit der robuſten Art ſeines Vorgehens einverſtanden war. Allgemein faßte man den Zwiſchenfall als Beſtandteil des Programms aufs.“ Mit dem zweiten Mitglied der Bande wurden zu⸗ gleich noch weitere drei Banditen feſtgenommen. Es wurde auch bekannt, wer ſonſt noch zu dieſen Schmugglern 9 aber es gelang nicht, alle dieſe Leute dingfeſt zu machen. Als am 18. November desſelben Jahres die nächſte Vorſtellung ſtattfand und der Zirkus ſo überfüllt war, daß die Zuſchauer auch in den Gängen ſtanden, erhob ſich ein ohrenbetäubender Lärm, als der Cowboy ſeine Schau⸗ ſtellung beendet hatte. Die Direktion war ratlos, und nun ſtellte es ſich her⸗ aus, daß ein großer Teil des Publikums nur gekommen war, um den Meſſerwurf ins Parkett zu erleben. Vom nächſten Abend ab war dieſer Meſſerwurf ein Beſtandteil des Programms.- Der Zaubereraus Moskau Wenn auch der Glanz des Zarenhofes die eigentliche Geſellſchaft in Petersburg beherrſchte, ſo gab es doch auch eine Schicht, in der führende aelloſe Wei den Ton an⸗ gaben, die, manchmal auf pelloſe Weiſe, große Ver⸗ mögen zuſammengeſcharrt hatten. Einer von dieſen ruſſiſchen Geſchäftemachern war Michael Michaelowitſch. Ueber ſeine Geſchäfte während Eine Frau zaubert. Daß eine Frau bezaubert, iſt keine Seltenheit, daß ſie aber auf der Bühne des Varietés ſteht und hier die ſchwierigſten N Tricks vorführt, gehört N nicht zu den Alltäglich⸗ keiten. Valeria iſt in der letzten Zeit auf den größten Bühnen aufgetre⸗ ten und hat das Publikum mit ihren Tricks in Ver⸗ blüffung geſetzt. Sie über⸗ trifft viele der männlichen Künſtler, vor allem be⸗ gnügt ſie ſich keineswegs, eine Perſon auf der Bühne erſcheinen und verſchwin⸗ den zu laſſen, ſondern es ſind gleich mehrere. Aufnahme: Wintergarten⸗ Berlin(M.) 8 3 9 0 des Ruſſiſch⸗Jajaniſchen Krieges liefen allerlei üble Ge⸗ rüchte um. Zu einer Unterſuchung war es nicht gekommen, er mußte eine Reihe von einflußreichen Gönnern an hohen Stellen haben. Er trieb einen umfangreichen Holzhandel, und nach der Jahrhundertwende war ſein Vermögen ſo angewachſen, daß er einen Teil davon in rieſigem Wald⸗ beſitz in Uralſk anlegen konnte. Mit dem ungeheuer vermehrten Reichtum wuchs auch der Ehrgeiz der Frau des Holzhändlers und ihrer Töchter, die in der Geſellſchaft Fuß zu faſſen verſuchten und durch ihren großen Aufwand eine gewiſſe Berühmtheit er⸗ langten. In der Winterſaiſon 1912 erlitt allerdings die Familie Michaelowitſch eine traurige Schlappe, die ſie für die Saiſon von Petersburg unmöglich machte. Es fing an bei einem großen Ball. Der Holzhändler hatte nicht nur für ein Galadiner geſorgt und für eine zwölfköpfige Muſikkapelle, ſondern er hatte auch noch durch einen Agenten ein paar Varietenummern aufgetrieben: die typiſche Vorkriegschanſonette, ein paar Tänzerinnen und ein paar Zauberkünſtler. Wenn auch ein Teil der geladenen Gäſte ſich über das Gepränge dieſes Emporkömmlings luſtig machte, ſo waren doch die meiſten überraſcht von der übertriebenen koſtſpieligen Aufmachung. Gegen Mitternacht trat der Zauberkünſtler Alkabar auf, der in Moskau große Erfolge gefeiert und, wie der Hausherr jedem ins Ohr flüſterte, ſich gegen ein fürſt⸗ liches Honorar bereit erklärt hatte, nach Petersburg zu kommen, um eigens bei dieſem Feſt aufzutreten. Seine Tricks verblüfften alle. Er ſetzte ſeinen Leiſtungen die Krone auf, als er durch die Reihe der geladenen Gäſte ſchritt und mit jedem eine Wette einging, daß er ſich während eines Ge⸗ i irgendeines Gegenſtandes unbemerkt bemächtigen würde. Sein Gehilfe ging in einem Meter Abſtand hinter ihm und trug einen großen, mit Samt ausgeſchlagenen Kaſten, den er manchmal öffnete, um den Leuten zu zeigen, daß der Kaſten vollkommen leer war. Das Licht erloſch Der Zauberkünſtler behauptete, wenn er die Geſell⸗ ſchaft paſſiert hätte, würde der Kaſten mit den Gegen⸗ ſtänden gefüllt ſein, die er den Geladenen heimlich abge⸗ nommen hätte. Der Saal, in dem die Vorſtellung ſtattfand, war ein läugliches Rechteck von ungefähr dreißig Meter Länge. Das Podium war am Ende des Saales, links und rechts an den Wänden waren große Fenſter, und der Hauptein⸗ gang befand ſich am vorderen Teil, abgeſchloſſen durch eine rieſige, ſchwere Eichentür. Als der Zauberkünſtler dieſe große Tür erreicht hatte, gab er mit lauter Stimme ſeinem Gehilfen den Auftrag, den ſamtbeſchlagenen Kaſten auf das Podium zu bringen, einige Minuten zu warten und ihn dann oben zu öffnen. Er würde von der Tür aus alle Gegen⸗ ſtände in den Kaſten hineinzaubern. f Dabei ſchwenkte er einen großen, mit ſchwarzem Wachstuch überzogenen Beutel vielverſprechend hin und her. Man hörte deutlich in der Stille ein metalliſches Klirren in dem Beutel. Die Gäſte, neugierig und mißtrauiſch zugleich, ſahen geſpannt dem Gehilfen zu, wie er zum Podium ſchritt. Gerade, als der Gehilfe das Podium erreicht und die Treppe hinaufſteigen wollte, erloſch ganz plötzlich die Be⸗ leuchtung. Man hörte nur, wie der Gehilfe polternd auf das Podium ſtürzte. Alles lachte durcheinander. Einigen, die am Eingang ſtanden, gelang es, ſich zum Lichtſchalter durchzuarbeiten, und nach einigen Minuten der Verwirrung flammte plötz⸗ lich die Beleuchtung wieder auf. Ein Teil der Gäſte, die angetrunken waren, ſchrie: „Kaſten aufmachen, Kaſten aufmachen!“ Der Gehilfe weigerte ſich, und dabei entdeckte man plötzlich, daß der Zauberkünſtler ſich gar nicht mehr im Saal befand. (Fortſetzung folgt.) 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