Nr. 205 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Samstag, 2. September 1939 Anſer eiſernes Wollen Ul Auch der 1. September 1939 gehört zu den hiſtoriſchen Tagen des Großdeutſchen Reiches: Danzig iſt heim ⸗ gekehrt. Alle deutſchen Volksgenoſſen grüßen in aufrich⸗ tiger und herzlicher Freude die Brüder und Schweſtern der alten, ſchönen eutſchen Stadt, die nun wieder mit uns ver⸗ einigt ſind, nachdem ſie zwanzig Jahre lang draußen wa⸗ ren und für ihr Deutſchtum leiden, ja ſogar bluten mußten. Der Führer des Großdeutſchen Reiches hatte noch einmal verſucht, Danzig auf dem Weg einer freundſchaftlichen Ver⸗ ſtändigung mit Polen ins Reich zurückzuholen. Aber der polniſche Größenwahn hat dieſes Angebot unbeachtet gelaſ⸗ ſen und damit abgelehnt. Dabei war es wahrhaftig ſo ge⸗ halten, daß es die Polen hätten annehmen können. Jeder⸗ mann, der am Rundfunk die Durchſage über die deutſchen Vorſchläge an Polen hörte und die Vorſchläge dann noch⸗ mals in der Zeitung las, ſagte ſich, daß die Polen in der Tat von allen guten Geiſtern verlaſſen geweſen ſein mußten, als ſie auf dieſes großzügige Angebot des Führers nicht ſofort freudig eingingen. Denn hier wurde eine Möglich⸗ keit geboten, eine Wunde zu heilen, die, je länger ſie be⸗ ſtand, umſo gefährlicher für ganz Europa werden. mußte. Polen hat nicht gewollt. Es beantwortete die deutſchen Vor⸗ ſchläge mit ſeiner Generalmobilmachung, mit neuen Ge⸗ walttaten und neuen Grenzübergriffen. So blieb dem Füh⸗ rer nichts anderes übrig, als— wie er in ſeinem Aufruf an die Wehrmacht ſagt— Gewalt gegen Gewalt zu ſetzen. Die Polen ſpüren nun die Wahrheit des alten Wortes, daß wer nicht hören will fühlen muß. In der Reichstagsſitzung vom hiſtoriſchen Freitag, I. September, hat dann der Führer nochmals mit der ganzen Redegewalt, über die er verfügt, den großen Fragenkom⸗ plex Deutſchland— Polen umriſſen. Mit unerhörter Ein⸗ dringlichkeit ſprach Adolf Hitler. Nicht nur zu den Reichs⸗ tagsabgeordneten, nicht nur zu ſeinem Volk, das am Laut⸗ ſprecher von der Rede gepackt und mitgeriſſen wurde, ſon⸗ dern auch zur übrigen Welt. Insbeſondere auch zu Fran⸗ zoſen und Engländern, denen er nochmals verſicherte, daß Deutſchlands Aktion ſich nicht gegen ſie richte, ſondern ein⸗ ig und allein gegen die Polen, die das Reich in ungquali⸗ fe barer Weiſe provoziert und beleidigt hatten. Eiſernes Wollen ſprach aus des Führers Worten, eiſernes Wollen, von dem der Führer beſeelt iſt, das aber auch jeden deut⸗ ſchen Mann und jede deutſche Frau durchglüht. Der Füh⸗ rer ſoll nicht umſonſt an uns appelliert haben. Daß der deutſche Soldat ſeine Pflicht tun wird, wiſſen wir. Aber auch alle übrigen Volksgenoſſen wiſſen, worum es geht und werden deshalb auf dem Poſten ſein. Daß der Füh⸗ rer ſelber der erſte deutſche Soldat ſein wird, hat er feier⸗ lich verkündet. Wir alle, ob alt, ob jung, ob arm, ob reich, wollen es ihm an ſoldatiſcher Geſinnung, an unbedingter Disziplin nicht fehlen laſſen. Der feſte Entſchluß dazu klang aus den ſtürmiſchen Beifalls⸗ und Heilrufen der Reichstags⸗ abgeordneten, die auch in dieſem Falle die Repräſentanten des ganzen deutſchen Volkes waren. Man muß in dieſem Zuſammenhange immer wieder auf die„Schuldfrage“ hinweisen. Deutſchlands Gewiſſen iſt rein. Es iſt nicht Deutſchlands Schuld, daß die Dinge dieſen Verlauf genommen haben. Es iſt nicht Deutſchlands Schuld, daß in Polen ein Volkshaß losgebrochen iſt, der in ſeiner Grauſamkeit und Verfolgungsſucht gegen die Volksdeut⸗ ſchen in Polen keine Grenzen mehr kennt. Oder ſind wir verantwortlich für die mazedoniſchen Zuſtände in den weſt⸗ lichen polniſchen Grenzgebieten und überall da, wo Volks⸗ deutſche wohnen? Auch jeder objektive Politiker der Demo⸗ kratien wird nicht anders können, als dieſe Frage mit einem klaren Nein zu beantworten. Nun, wenn Deutſchland weder an der friedensfeindlichen Haltung Polens, noch an ſeiner krankhaften Verfolgungsſucht gegen alles Deutſche die Schuld trägt, ſo erhebt ſich die Frage: Wer denn? Es gibt keinen Kenner der polniſchen Pſyche, ganz gleich welcher Nationalität, der es heute noch leugnete, daß die be⸗ rühmte engliſche„Garantie“ dieſe politischen Folgewirkun⸗ gen hervorgebracht hat. Aber weder Chamberlain noch Daladier ſind gewillt, auch nur das geringſte zu tun, um die Ergebniſſe ihrer heutigen Polenpolitik aus der Welt zu ſchaffen. Deutſchland als Nachbar Polens und als Mutter⸗ land feiner geſchändeten, gemordeten und beraubten Volks⸗ genoſſen hat dazu aber die ſittliche und moraliſche Pflicht vor der Weltgeſchichte. Und weil ſich gezeigt hat, daß die unmögliche Grenzziehung im Oſten, Danzigs Losreißung vom Mutterlande und die Aufſpaltung Deutſchlands im Oſten wider alles natürliche Recht von geographie⸗ und ge⸗ ſchichtsunkundigen Siegern in einem Gewaltdiktat vorge⸗ nommen wurde, ſo muß auch hier eine neue Ordnung ge⸗ ſchaffen werden. Wieder fragen wir: Iſt es unſere Schuld, daß man dieſe Zuſtände währen ließ, bis das Faß überzu⸗ laufen drohte? Auch hier muß man mit Nein antworten. Heutſchlands neues Bauerntun 20 664 Höfe auf 330 561 ha neu gegründet. NS. Im Selbſtbehauptungskampf der Völker kann auf die Dauer nur das Volk beſtehen, das ſeine Kräfte raum⸗ ſichernd entfaltet. Die Sicherung und Stärkung des deut⸗ ſchen Bauerntums als eines völkiſchen Bollwerks iſt daher eine der wichtigſten Aufgaben, die ſich der nationalſozia⸗ liſtiſche Staat geſtellt hat. Neben dieſer grenz⸗ und wehr⸗ politiſchen Forderung, die es uns zum Ziel ſetzt, die Neu⸗ bildung deutſchen Bauerntums voranzutreiben, ſind es boden⸗ politiſche, bevölkerungspolitiſche und ernährungspolitiſche Gründe, die die Erhaltung des deutſchen Bauerntums und ſeine Kräftigung durch die Neubildung deutſchen Bauern⸗ tums gebieten. Im Agrarprogramm der NSDAP. vom 8. März 1930 heißt es:„Die Erhaltung eines leiſtungs⸗ fähigen, im Verhältnis zur wachſenden Geſamtvolkszahl auch bahlenmäßig entſprecend ſtarken Bauernſtandes bildet einen Grundpfeiler der nattonalſozialiſtiſchen Politik, gerade des⸗ halb, weil dieſe auf das Wohl des Geſamtvolks auch in den kommenden Geſchlechtern gerichtet iſt.“ Wenn auch dieſe klare Zielſetzung in den utzten Jahren teilweiſe hinter den be⸗ ſonders vordringlichen Aufgaben der Wehrhaftmachung und des Vierjahresplanes zurückſtehen mußte, ſind trotzdem unter der Führung des Reichsernährungsminiſters Darre mit dem Inſtrument der Siedlungsbehörden Leiſtungen vollbracht wor⸗ den, die die nach nationalſozialiſtiſchen Grundſätzen durchge⸗ führte Neubildung deutſchen Bauerntums heute bereits mehr als einen Anfang erſcheinen laſſen. Im geſamten Reichsgebiet wurden ſeit Januar 1933 20 663 Höfe auf 330 521 ha neu gegründet und 66 493 kleinere landwirtſchaftliche Betriebe durch 132075 ha Land⸗ 1 1 ö —— des Wir ſind mit unſerer Langmut und Geduld bis zur äußer⸗ ſten Grenze gegangen. Jetzt iſt die deutſche Geduld zu Ende. Jetzt muß Deutſchland im Oſten und ſeinen bedrück⸗ ten Volksgenoſſen endlich Recht werden. So nimmt Deutſch⸗ land den Kampf, der ihm aufgezwungen wurde, auf. Mit reinem Gewiſſen, aber auch mit dem eiſernen Wollen, ihn zum ſiegreichen Ende zu führen. Die badiſche Auswanderung 1800- 1883 In ſechs Jahren über 40 000 Landsleute ausgewandert. J. NSG. Der Ruf nach Raum führte in den Landen am Oberrhein zu einer geſchichtlichen Tragödie. Seit mehr denn zwei Jahrhunderten war der geſunde, lebensbejahende Men⸗ ſchenſchlag durch innen⸗ wie außenpolitiſche Erſcheinungen in ſeinem Daſein bedroht. Dabei kennt er keinen größeren Wunſch, als auf eigenem Grund und Boden freier Herr zu ſein. Es ſind Herrennaturen, die ſich nur ungern beugen laſ⸗ ſen. Solche Menſchen ſind für die Führung eines kraftvol⸗ len Volksſtaates äußerſt wertvoll, wenn dieſer ſie nur zu ſchätzen und einzuſetzen verſteht. Vordem war der Einzelne völlig auf ſich ſelbſt geſtellt, wobei der wiseſchaftlich Schwache ſich von vornherein ins Hintertreffen gedrängt ſah. Wer in ſich genügend Kräfte, Unternehmungsluſt und Erfahrung verſpürte, de ſchaute über die eng geſteckten Grenzen ſeines Vaterlandes hinaus, ſelbſt bis Amerika. So kam es dann zu jener volkspolitiſch ſo verhängnisvollen Erſcheinung der Auswanderung, die bis zur nationalen Erhebung alljährlich Tauſende von deutſchen Menſchen in ein ungewiſſes Schickſal zu fremden Völkern und Nationen entführte. Dabei ſei dahingeſtellt, inwieweit Agen⸗ tentätigkeit, Abenteuerluſt oder auch Leichtſinn die Triebfeder bildeten. Unſerer Anterſuchung wurde nur der Abſchnitt von 1800 bis 1853 zugrundegelegt, wobei die beiden Rekordjahre 1854 und 55 deshalb außer acht gelaſſen wurden, weil ſie ein⸗ malige Erſcheinungen darſtellen. In den erſten fünf Jahren des 19. Jahrhunderts gin⸗ gen der Markgrafſchaft Baden durch Auswanderungen ⸗fol⸗ gende Summen verloren: 1800 103 045 Gulden, 1801 137 045 Gulden, 1802 117484 Gulden, 1803 117 010 Gulden, 1804 128 972 Gulden. Im letztgenannten Jahre waren aus baden⸗ durlach'ſchen und baden⸗haden'ſchen Landen 828 N 0 Perſonen hinweggezogen. Hierbei muß in Betracht gezogen werden, daß dieſe Gebiete nicht einmal die Hälfte des ſpäteren Großher⸗ zogtums ausmachten. 5 Aus den Kreiſen Bühl, Raſtatt, Ettlingen, Karlsruhe, Bruchſal und Sinsheim waren von Anfang 1808 bis Mai 1809 an die 400 Entlaſſungsgeſuche nach Ruſſiſch⸗Polen, der Halbinſel Krim und nach Taurien eingebracht worden. Alle fanden die Bewilligung der vorgeſetzten Dienſtbehörden. Dies entſpricht einem Abzug von rund 2000 Perſonen, welche etwa 50 60000 Gulden nach Rußland ausführten. Andere Kreiſe wurden in gleicher Weiſe vom Wegzug nach Rußland be⸗ troffen. Die Hungerzeit nach den Befreiungskriegen(1817) ver⸗ anlaßte dann viele Leute vom Oberrhein, ihre Habe zu ver⸗ äußern, um in Amerika ihr Heil zu verſuchen. Von dieſer Zeit an erleidet die Auswanderung nach den amerikaniſchen Kontinenten keine Unterbrechung mehr und weitet ſich in den 50er Jahren zu einem kataſtrophalen Umfange aus. Von 1840 bis 47 können wir mit einer jährlichen Durch⸗ ſchnittszahl von 2565 Auswanderern rechnen. Von da an ſteigt dieſe Zahl bis 1853 auf rund 6800 Perſonen an. Im einzelnen wurden folgende Zahlen amtlich feſtgehalten: 1848 1686 Perſonen, 1849 1761 Perſonen, 1850 2338 Perſonen, 1851 7913 Perſonen, 1852 14366 Perſonen, 1853 12 932 Perſonen, zuſammen 40 996 Perſonen in einem Zeitraum von nur ſechs Jahren. Dabei brachte erſt das Jahr 1854 den, Höchſtſtand der Auswanderung. Auch die wirtſchaftlich un⸗ günſtigen 80er Jahre brachten noch einen beſonders ſtarken Wegzug. Dieſe Volkstumsverluſte führten denn dazu, daß ſich die Bevölkerung des Großherzogtums von 1367 486 Per⸗ ſonen im Jahre 1846 auf 1356 943 Perſonen 1852 ver⸗ ringert hatte. Jede fortziehende Perſon hat im Durchſchnitt von 1840 bis 1853 jeweils 221 fl mit ins Ausland genommen. Eine ſolche Vermögensverſchleuderung in einem ganzen Lande führte zu unerſetzlichen Verluſten. Zahlenmäßig ergibt ſich folgendes Bild: 1840 bis 47 4 950000 Gulden, 1848 481 672 Gulden, 1849 443 843 Gulden, 1850 553 021 Gul⸗ den, 1851 1092 636 Gulden, 1852 1 968 164 Gulden, 1853 1923903 Gulden, Summe 11 413 239 Gulden Vermögens⸗ verluſt, einſchließlich der Reiſegelder und der von Staat und Gemeinden geleiſteten Zuſchüſſe. Dieſer gewaltige Abfluß von Bargeld wirite umſo verheerender, als eine Verknappung Geldumlaufes Kingekkeſen war. Die Güterwerte waren ———— zulage vielfach auf Erbbofaröke ek weiter t. Vel gewürdigt ſind dieſe Zahlen aber erſt dann, wenn man be⸗ rückſichtigt, daß die ſo geſchaffenen Betriebe wirkliche Bau⸗ ernhöfe ſind, voll biologiſcher und wirtſchaftlicher Kraft, die nichts mehr gemein haben mit den bevöllerungspolitiſch verſagenden und wirtſchaftlich zu ſchwachen Siedlungen der Syſtem⸗ und Vorkriegszeit. Trotz der Enge des deutſchen Raums ſind nur geſunde Bauernſtellen in Erbhof⸗ aröße ausgelegt worden, auf denen Familien angeſetzt werden, die ihre raſſiſche und fachliche Eignung in einem vom Reichs⸗ nährſtand durchgeführten Ausleſe verfahren unter Be⸗ weis geſtellt haben. Der Erfolg hat nicht auf ſich warten laſſen. Nach einer Feſtſtellung des Statiſtiſchen Reichsamts hat ſich die Kinderzahl von 12 132 Neubauernfamilien 195 Jahren von 30 569 auf 38 738, d. h. um 27 v. H., erhöht. Ernährungswirtſchaftlich geſehen iſt der Neubauernbetrieb ein wichtiger Helfer in der Er zeugungsſchlacht, insbeſondere im Kampf gegen die Fettlücke. Wiſſenſchaftliche Unterſuchungen haben ergeben, daß die Neubauernwirtſchaft in der Getreideerzeugung dem landwirtſchaftlichen Großbetrieb um nichts nachſteht, ja ſogar um 3 bis 6 v. H. über ihm liegt. Der Schweinebeſtand überſteigt ſogar den des Groß⸗ betriebes um 240 v. H. der Rindviehbeſtand um 80 v. H. und der Pferdebeſtand um 50 v. H. Es iſt deshalb auch aus ernährungspolitiſchen Gründen notwendig, die Neubil⸗ dung deutſchen Bauerntums vorwärtszutreiben. Auf Weiſung des Reichsernährungsminiſters werden rund 25 v. H. aller Neubauernhöfe im Oſtgrenzgebiet mit Bewerbern aus den weſtdeutſchen Gauen beſetzt. Eine Beſich⸗ tigungsfahrt des Reichsernährungsminiſteriums gab nun 1914(bis 3.) Sieg der Armee des Deutſchen Kronprinzen zügigen Maßnahmen der Moor⸗ und Oedlandkultivierung, Gelegenheit, eine Reihe von Neubauernhöfen in der Mark Brandenburg zu beſuchen, die durch Aufſtedlung landwirt⸗ *. 2 e 8 8 enorm geſunken, während anderſeits die Preiſe für Lebensmit⸗ tel ungleich geſtiegen waren. Der gemeine Mann konnte nicht mehr von ſeiner Tagesarbeit leben, da überall Arbeitsloſig⸗ keit herrſchte. 5 Wie man jedes Datum berechnet An welchem Wochentag war die Schlacht bei Belle⸗ Alliance?— Eine Rechnung in vier Gruppen.— Achtung, ein Schaltjahr! 0 Wie berechnet man den Tag für jedes beliebige* Datum? Es iſt dies eine Aufgabe, die ſchon in einem ver⸗ 3 hältnismäßig kleinen zeitlichen Zwiſchenraum umſtändlich kſt, wenn man einfach Jahr für Jahr zurückgehen und dabei die entſprechenden Sprünge für das Schaltjahr be⸗ achten will. Andererſeits tauchen ſolche Fragen wohl ziem⸗ lich häufig auf. Es will z. B. jemand nachrechnen, an welchem Tage der Woche er geboren iſt, und wenn er dann mit ſeiner mühſamen Rechnung zu Ende gekommen iſt, ſo weiß er vielleicht noch nicht einmal, ob er ſich nicht geirrt hat. Je weiter das betreffende Datum zurückliegt, deſto langwieriger und ſchwieriger wird ſelbſtverſtändlich eine ſolche Rechnung. Und doch gibt es ein höchſt einfaches Verfahren, mit⸗ tels deſſen man bei einem einigermaßen guten Gedächtnis jede derartige Rechnung mühelos und mit abſoluter Sicherheit binnen kurzem ausführen kann. Zunächſt wird für jeden Monat eine Zahl eingeſetzt, und zwar folgender⸗ maßen: Januar 0, Februar oder März 1, April 2, Mai 3, Juni 4, Juli 5, Auguſt 6, September 7, Oktober 8, Novem⸗ ber 9, Dezember 10, der nächſte Januar 11 und der nächſte Februar 12. Für ein Schaltjahr müſſen Januar und Februar bzw. mit 11 und 12 vor das vorausgehende Jahr berechnet werden. Nun geht die Rechnung in vier Gruppen vor ſich. Zu⸗ 1 nächſt nimmt man die beiden Ziffern des Jahrhunderts; 3 zweitens werden die beiden letzten Ziffern der Jahreszahl um ſo viel mehr vermehrt, als die Zahl 4 hineingehtz drittens wird die obengenannte Zahl für den betreffenden Monat des Datums mit 4 multipliziert und die Einer des Produkts von den Zehnern abgezogen; viertens wird die b Zahl für den Tag unverändert angeſetzt. Es ergeben ſich 1 daraus vier Ziffern, die jede für ſich durch 7 geteilt wer⸗ 1 den; dann werden die Reſte untereinander geſchrieben, 5 addiert, wieder durch? geteilt, und der nun verbleibende. Reſt ergibt den Tag, wobei die Zählung mit dem Sonn⸗ tag beginnt. Die Regeln gelten im allgemeinen, alſo auch für ſolche abgerundete Jahreszahlen, wie 1700, 1800 uſw. Ein Beiſpiel wird die Rechnung am beſten veranſchau⸗ 5 lichen und zeigen, daß ſie tatſächlich nicht ſo ſchwer und 1 auch im Kopfe ausführbar iſt, wenn man ſie einmal ver⸗ 4 ſtanden hat. Angenommen, man will wiſſen, an welchem 5 Tage die Schlacht von Waterloo vom 18. Juni 1815 ſtatt⸗ 9 gefunden hat. Zunächſt werden die Ziffern des Jahrhun⸗ 1 derts, alſo 18, durch 4 dividiert, bleibt Reſt 2, dieſer Reſt 1 wird mit 5 multipliziert, gibt 10; dieſe Zahl wieder durch 1 7 dividiert, gibt als Endreſt 3.— Zu der Jahreszahl 15 1 wird die Zahl hinzugezählt, die angibt, wie viele Male 0 4 darin enthalten iſt, alſo 153 gleich 18; dieſe durch 8 7 dividiert, gibt den zweiten Endreſt 4.— Der Juni hat 1 die Zahl 4, die mit 4 multipliziert 16 ergibt; in dieſer 4 Zahl werden die Einer von den Zehnern abgezogen, alſo 10—6, und ſo entſteht wieder durch Teilung mit 7 der dritte Endreſt 4.— Das Tagesdatum 18 wird nun durch 7 geteilt, und man erhält den vierten und letzten Endreſt 4. Die vier Endreſte ſind alſo 3444415. Dieſe 15 wieder durch 7 dividiert, ergibt den Reſt 1, und danach iſt der Tag der Schlacht von Belle-Alliance ein Sonntag geweſen. Bei einem Schaltjahr wird die Rechnung inſofern verändert, als für das Jahr die Einer um 1 vermindert werden, falls es ſich um ein Datum der Monate Januar und Februar handelt. So würde für den 24. Februar 1896 in der zweiten Gruppe der Rechnung nicht 96, ſondern 95 und in der dritten Gruppe ſtatt des Monats nicht wie ſonſt für den Februar die Zahl 1, ſondern die Zahl 11 zu ſehen ſein. Gedenktage 2. September 1853 Der Chemiker Wilhelm Oſtwald in Riga geboren. 1857 Der aler und Radierer Karl Stauffer⸗Bern in Tr chen geboren.. 1870 Gee. ennahme Napoleons III. und Kapitulation von Sedan. bei Varennes⸗en⸗Argonne. 1933 Parteitag des Sieges. ſchafklicher Proßbetriebe entſtanden. ſind. Ourch Kauf bezw. Ausübung des Vorkänſsrech te. erworbene Stedlungsguner gehörten überwiegend der Gruppe ſolcher Großbetriebe Al die durch Ueberſchuldung oder ſchlechte Wirtſchetswesſe e eglitten waren. Nach Ablauf einer kurzen geſunden Zwi⸗ ſchenwirtſchaftszeit wurden die Neubauernhöfe errichtet und ſtehen bereits überraſchend ſchnell als vollwertige Glieder in der Front der Erzeugungsſchlacht der Landwirtſchaft. Seit 1933 ſind für die Bauernſiedlung 690 000 Hektar Siedlungsland beſchafft und bereitgeſtellt worden. Davon mußten jedoch allein 120000 Hektar für Bauern und Land⸗ wirte zur Verfügung geſtellt werden, die infolge von Groß⸗ vorhaben der Vierjahresplaninduſtrie, des Autoſtraßen⸗ und Bahnſiedlungsbaues ſowie der Landinanſpruchnahme der Wehrmacht umgeſiedelt werden mußten. In den letzten fünf Jahren ſind rund 140 Ortſchaften ganz, 225 Ortſchaften teil⸗ Weiſe umgeſiedelt worden, wobei insgeſamt 5600 landwirt⸗ ſchaftliche und ſonſtige Anweſen betroffen wurden. Dieſe Um⸗ ſiedlung vollzog ſich getrennt von der Neubildung deutſchen Bauerntums und mußte kurzfriſtig von den dem Reichsernäh⸗ rungsminiſter Darre unterſtellten Siedlungsbehörden durch⸗ g geführt werden. Trotzdem ſind dieſe Aufgaben ebenſo wenig von der Arbeit dieſer Behörden zu trennen, wie die groß⸗ der Be⸗ und Entwäſſerung, Umlegung, Landgewinnung gus dem Meer und ſonſtige Landeskulturvorhaben, durch die feif 1933 Landverbeſſerungen im Werte von rund 789 000 Hektar Neuland erzielt wurden, denn ſie alle haben das große von der Partei und dem Staat geſtellte Ziel gemeinſam, nämlich die zielbewußte Stärkung und Mehrung des Bau⸗ erntums als Lebensquell des deutſchen Volkes und zur Sicher⸗ ſtellung der deutſchen Nahrungsfreiheit. 5 3 Has ſeid ger 7 ¹νι Der goldene Hlittelweg „Morgenmenſch“ und„Abendmenſch“. Als Marie erkannte, daß ſie einen„Abendmenſchen“ geheiratet hatte, wurde ihr zugleich auch klar, daß ſie ſelbſt ein ausgeſprochener„Morgenmenſch“ ſei. Und wie ihr dieſe Erkenntnis kam? Oh, höchſt einfach.. Ein paarmal ſchon hatten verſtohlen die Blicke der jurgen Frau ihre Armbanduhr geſtreift. Wirklich, da war es ja ſchon wieder faſt zwölf Uhr, oder richtiger, vierundzwanzig Uhr! Dabei war ſie als Frühaufſteherin ſchon ſeit ſieben Uhr auf den Beinen. Gewiß, die Beine waren jung und ſchlank, aber müde wird man darum doch, denn man hatte ja, alles was recht iſt, auch tüchtig geſchafft. Sie warf einen Blick auf den Gatten, deſſen ange⸗ regtes Geſicht zeigte keine Spur von Ermüdung. Die zeigte es allerdings nach Maries perſönlicher Erfahrung meiſt dann morgens, wenn es gerade hieß, aufſtehen! „Könnten wir denn wirklich nicht einmal ein wenig früher zu Bett gehen“, erkundigte ſich die junge Frau und verſuchte, hinter der vorgehaltenen Hand ein leichtes Gähnen zu verbergen. „Jetzt ſchon zu Bett, wo man ſich gerade ſo gemütlich fühlt?“, und eine kleine Mißmutsfalte zeichnete ſich auf der Stirn des Gatten.„Abends fängt doch überhaupt erſt richtig der Tag an!“ „Aber nicht, wenn er ſchon um ſieben Uhr für einen begonnen hat!“ ſchmollte Marie. „Ich verſtehe dich aber auch nicht, liebes Kind, daß du jeden Tag ſo früh aus den Federn kriechſt! Wenn ich an deiner Stelle wäre und es ſo gut hätte...“ Hier kam ein tiefer Seufzer. Die junge Frau lachte:„Nicht wahr, lieber Faulpelz, dann würdeſt du bis in den hellen Tag hinein ſchlafen? Aber abends kannſt du nicht zu Bett gehen— du biſt eben ein„Abendmenſch“! „Was ſoll ich ſein, ein Abendmenſch“? Was iſt den das?“ wunderte ſich der Gatte. „Wie„du weißt nicht, daß es„Morgen“⸗ und ‚Abend⸗ menſchen' gibt? Und dabei biſt du doch ſelbſt einer von den beiden! Allerdings, wenn ich gewußt hätte, daß ich einen Abendmenſchen“' geheiratet „Dann hätteſt du mich wahrſcheinlich nicht genom⸗ men!“ vollendete lächelnd der Gatte. Aber Marie blieb ernſt:„Du haſt gut lachen, denn was macht es dir ſchon aus, daß ich zufällig ein ‚Morgenmenſch' bin? Höchſtens Vorteile haſt du davon. Stelle dir nur einmal vor, ich wäre ſtatt einer„Morgenfrau' eine ſolche des Abends— wer macht dir wohl dann ſo hübſch frühzeitig das Früh⸗ ſtück zurecht? Wer ſorgt, daß immer alles zur Zeit fertig iſt? Beſtimmt keine Frau, die nicht zeitig aufſtehen kann!“ „Natürlich, nun ſoll ich der Südenbock ſein, wenn ich mal etwas ſpäter aufſtehe!“ verteidigte ſich der junge Ehe⸗ mann.„Das iſt doch weiter nicht ſchlimm!“ 5„Schlimm nicht, aber angenehm auch nicht!“ ſtellte Frau Marie mit einem kleinen Seufzer feſt.„Ja, was iſt denn da zu machen?“ wollte ihr Gatte wiſſen. „Haſt du ſchon einmal etwas von dem„goldenen Mittelweg gehört, Schatz?“ lachte Marie.„Vielleicht iſt der hier, wie meiſt im Leben, das einzig Richtige. Denn, daß der eine ein„Morgen-, der andere ein Abendmenſch' iſt, braucht doch nicht Grund einer unglücklichen Ehe zu werden!“ „Alſo bleibſt du abends etwas länger mit mir auf, ohne gleich zu gähnen, Marie?“ „Gewiß, Liebſter, wenn du dafür morgens etwas zeitiger aus den Federn ſchlüpfſt! Denn was dem einen recht iſt, iſt dem anderen billig!“ gab die junge Frau lachend zu.„Du ſollſt einmal ſehen, dann wird auch aus „Morgenfraué und ‚Abendmann' das, was aus zwei Men⸗ ſchen, die ſich aus Liebe geheiratet, immer werden ſollte— ein harmoniſch⸗glückliches Paar!“ Smada. Schädlinge, die Lebensmittel angreifen. Wohl die bekannteſten Schädlinge, die ſich an unſeren Lebensmitteln oder Vorräten gütlich tun, ſind Ratten und Mäuſe. Sie werden durch vergiftete Köder, Meerzwiebel⸗ präparate, Giftgetreide oder durch Fallen vernichtet, denn ihre eigene Gefräßigkeit iſt ebenſo wie ihre Fruchtbarkeit ſehr groß, ſo daß ſie unſere Lebensmittelvorräte außer⸗ ordentlich ſtark ſchmälern können. Dazu kommt das, was durch die Verunreinigung ſelbſt unbrauchbar und un⸗ genießbar wird. Außer den eben genannten gibt es aber noch eine ganze Anzahl kleinerer Lebeweſen aus der großen Familie der Inſekten, die oft noch unauffälliger ihr Un⸗ weſen treiben. Im Mehl und in Teigwaren, ſogar in Nußſchokolade und Mandeln lebt die Raupe der Mehl⸗ motte, die auch im Haushalt läſtig werden kann, weil durch ihre Geſpinſte die bezeichneten Lebensmittel verun⸗ reinigt werden. Der Kornkäfer Opeicherſchädling leider ſehr bergen geworden. Auch geht er zuweilkn an Reis. Ist der Aufbewahrungsort E feucht, macht ſich die Mehlmilbe breit. 5 Aber auch fett⸗ und fleichhaltige Lebensmittel haben ihre beſonderen Liebhaber. Wer hätte nicht ſchon einmal laufenden Käſe geſehen. Im allgemeinen verſtehen wir daraunter den bei Hitze weich werdenden und kann breit auseinanderlaufenden Käſe. Es kommt aber auch vor, daß der Käſe wirklich fortläuft, d. h. nach allen Seiten kriechen eilends dicke fette Maden der Käſefliege. Ein ebenſo ſchädliches Inſekt iſt die Schmeißfliege und der Brummer, deren Larven in Neſtern im Fleiſch ſitzen, das dann meiſt ſchnell in Fäulnis übergeht und ungenießbar wird. An Wurſtwaren zerfrißt die Speckkäferlarve die Därme und beraubt ſie ſo ihrer ſchützenden Hülle. Auch bleiben Schinken, Speck, trockenes Fleiſch und Fiſche nicht verſchont. mitteln, richten aber, wie die bereits ſchon genannten Schädlinge, den größten Schaden durch Verſchmutzen der Lebensmittel an, die dadurch ungenießbar werden. Die beſte Bekämpfung dieſer Schädlinge erfolgt durch vorbeugende Maßnahmen, in erſter Linie durch Sauberkeit. Schmutzecken darf ein Vorratsraum oder die Speiſekammer niemals haben. Schlupfwinkel, z. B. Ritzen und Riſſe ſind ſorgfältig abzudichten. Die Lüftung muß durch Gazefenſter erfolgen, um ſchädlichen Inſekten den Zuflug zu verwehren. Die Fenſter müſſen ſich auch leicht verdunkeln laſſen. Da Vorratsräume dunkel ſowie kühl und trocken ſein müſſen. Gaze⸗ und Eisſchrauk ſind hier wertvolle Helfer im„Kampf dem Verderb“. Daneben gibt es aber auch eine Reihe chemiſcher wirkſamer Präpa⸗ rate, die bei der Bekämpfung der Schädlinge gebraucht mordon kän non reſten ſchneidet Prelt iſt alsLager⸗ uind Die Küchenſchaben freſſen an vielen Lebens⸗ lch, iſt das Hlädchen hüb * ber es gibt noch ſchönere Tugenden Keine Sorge um häßliche Kinder „Das Geſicht iſt der Spiegel der Seele“, pflegt man zu ſagen. Der Ausſpruch iſt nur für den berechtigt, der dank ſeiner Menſchenkenntnis und Lebenserfahrung in Geſichtern zu leſen weiß. Degeneration verrät ſich frei⸗ lich ſchon in den Zügen. Andererſeits aber läßt ein häß⸗ liches Geſicht ebenſowenig auf einen ſchlechten Charakter ſchließen wie ein ſchönes auf einen guten. Kein Menſch weiß von ſelbſt, daß er häßlich iſt, man muß es ihm erſt ſagen. Wenn das Kind vor dem Spiegel ſteht, dann findet es Gefallen an ſich. So auch die kleine Eva. Bald nach ihrem Eintritt in die Schule kam ſie eines Tages verſtört nach Hauſe. Nun, was iſt denn los mit dir?“ fragte die Mutter. —„Du, Mutter, iſt es wahr, daß ich ſo häßlich bin?“ „Wieſo kommſt du darauf?“ ruft die Mutter be⸗ ſorgt.„Die Trude hat es geſagt. Und dann die andern Kinder auch!“ Die Mutter ſchwieg eine Weile und ſtrich ihrem Evchen über das Haar.„Mein Kind“, meinte ſie ſchließ⸗ lich,„ſchön biſt du zwar nicht, aber dafür brav und gut, was mehr wert iſt. Und wenn du ſechzehn Jahre alt biſt, dann wirſt du hübſch werden, vielleicht viel hübſcher als die Trude!“ Die Mutter war eine kluge Frau. Es hat gar keinen Zweck, einem Kind einzureden, daß es beſonders ſchön ſei, es findet ſich mit der Tatſache bald ab und ſucht unwill⸗ kürlich, die Mängel im Ausſehen durch andere Qualitäten wettzumachen. Außerdem will es gar nichts ſagen, wenn ein Kind häßlich iſt. Es gibt natürlich auch ſchöne Kin⸗ der, die es bleiben. Aber oft kommt es vor, daß ein hübſches Kind ſpäter ſein gutes Ausſehen verliert, wäh⸗ rend aus einem häßlichen Mädchen eine ſchöne Frau wer⸗ den kann. Abgeſehen davon verliert jedes Kind in den Zeiten des ſtarken Wachstums an gutem Ausſehen. Man muß darauf achten, daß das Kind, ſobald es auf ſeine Häßlichkeit draufkommt, die Sache nicht tragiſch nimmt und nicht an Minderwertigkeitsgefühlen zu leiden beginnt. Es iſt vielleicht ſogar beſſer, ſelbſt das Kind all⸗ mählich auf ſein nicht ſehr vorteilhaftes Ausſehen vor⸗ zubereiten, bevor die Bombe der Taktloſigkeit einſchlägt. Und die Taktloſigkeit muß nicht immer von ſeiten anderer Kinder kommen, es gibt auch Erwachſene, die darin un⸗ übertrefflich ſind. Elſe hatte ihre kleine Freundin Grete zum Kaffee eingeladen. Elſes Mutter iſt dabei und unterhält ſich mit den Kindern. Man ſpricht und plappert. „Elſe hat einen Schwanenhals“, ſtellt die ſtolze Mutter feſt,„hingegen haſt du, Gretel, ein Stiergenick!“ „Und du, liebe Tante, biſt eine dumme Gans“, wäre die entſprechende Antwort geweſen. Die Kinder aber ſchwiegen und wurden beide rot. Elie ſchämte ſich mit. Recht ihrer unmöglichen Mutter. Faſt ebenſo taktlos wäre es, ein ſchönes Kind in Anweſenheit ſeiner wenigen ſchönen Spielgefährtin anzuhimmeln. Bei einem Jungen iſt das Ausſehen halb ſo wichtig die Hauptſache, daß er einmal ein ganzer Mann wird Außerdem iſt es eine alte Tatſache, daß gerade die häß— lichen Männer hübſche Frauen bekommen. Aber auch bel dem Mädchen brauchen ſich die Eltern nicht zu ſorgen, wenn es häßlich iſt. Denn erſtens kann es noch hübſch werden, und zweitens heiraten bekanntlich die wenigen ſchönen Mädel meiſt früher als ihre begnadeten Mit⸗ ſchweſtern. Aufnahme: Gropp⸗Bavarta(M.)] Van Milch werden die Mädchen hübſch— ſagt man. Hübſche Schürjen aus Stoffreſten In jedem Haushalt gibt es Stoffreſte aus Leinen und Baumwolle, die von verſchiedenen Kleidern übrig⸗ geblieben ſind und mit denen man nicht weiß, was damit anfangen. Eine ideale Verwendungsmöglichkeit bieten hier die Schürzen, von denen man nie genug haben kann. Da die heutigen Stoffe waſchecht ſind, kann man die ver⸗ ſchiedenſten Stoffe und Farben zuſammen verarbeiten. Fig.! zeigt eine Schürze, für die nicht viel Stoff er⸗ forderlich iſt. Die breiten Aermelblenden und das untere Anſatzteil ſind einfarbig und werden mit dem buntge⸗ tupften Schürzenteil verbunden. Bei der nebenſtehenden Wickelſchürze braucht man etwas mehr Stoff. Das ein⸗ farbig Teil könnte aus Neſſel ſein, den man aber vorher brühen ſollte, weil er ſonſt einläuft. Die Paſſe, Aermel und die Taſchen wären hübſch aus geblümtem Kretonne. Da der Schnitt ganz einfach iſt und nur ſeinen Reiz durch die geſchickte Anwendung des Stoffes hat, ſo kann man die Schnitt⸗ form von einer alten Schürze abnehmen. Eine beſonders hüb⸗ ſche Schürze zeigt Fig. 3. Das Mate⸗ rial beſteht aus ein⸗ farbigem Baumwoll⸗ ſtoff oder Leinen. Die Ränder werden mit farbiger Baum⸗ wolltreſſe eingefaßt. Oberteil und even⸗ tuell Taſchen werden durch eine leichte Aufnäharbeit wie folgt verziert: von bunten. Baumwoll⸗ ſich kleine Kreiſe, die mit Schlingſtichen aufgenäht werden. Pflaumenmus und Dörrgemüſe Sind die umfangreichen Steintöpfe für das R N gut ausgebrüht, geſchwefelt und wieder ge⸗ rüht? Dann dürfen wir mit der Obſtkocherei beginnen. Auf 20 Kilo Pflaumen rechnet man zehn geſtoßene Nelken, 10 Gramm geriebenen Ingwer, 20 Gramm geſtoßenen Zimt und halb ſoviel Zucker wie Pflaumen. Wer die Arbeit abkürzen will, dreht die gewaſchenen, entkernten und halbierten Früchte durch die Maſchine. Zum Rühren im Fruchtkeſſel bedient man ſich des breiten Spatels, denn Pflaumenmus muß ſehr dick einkochen und hat die häßliche Neigung, leicht anzubrennen. Das Mus muß auf ſchwachem, gleichmäßigem Feuer völlig eindicken, dann gibt man es in die Steintöpfe und läßt eine feſte Kruſte oben entſtehen, bevor man de Töpfe zubindet. Was die Dörrfrüchte betrifft, die uns im Winter be⸗ 1 gute Dienſte leiſten, ſo gibt es verſchiedene Arten, e zuzubereiten. Aepfel werden geſchält, das Kernhaus wird ausgeſtochen, die Frucht in Ringe geſchnitten und damit Dörrhorden oder mit ſauberem Fettpapier belegte Bleche 8 um bei ſchwacher Hitze im Ofen gedörrt zu werden. pfelringe laſſen ſich auch, mit Abſtänden auf Fäden gezogen, am ſonnigen Fenſter trocknen. Birnen werden halbiert, in Zuckerwaſſer zwei Minuten gekocht und dann geſchält. Nachdem das Kernhaus entfernt iſt, werden ſie gleich den Aepfeln auf Horden oder Bleche ge— legt und getrocknet. Bei Pflaumen muß man ſehr gut Zeichnung: Hanneſen(M.) ſortierte und verleſene, ſehr reife Früchte wählen, die im nuwarmen Ofen langſam gedorrt werden und an der Luft nachtrocknen müſſen.— Alle Dörrfrüchte werden in Gläſern aufbewahrt, die ſich gut und feſt verſchließen laſſen und keiner Feuchtigkeit ausgeſetzt ſind. Kleinigkeiten am Wege Auf den ſchönen, langen Spaziergängen gilt es jetzt, all die duftenden Heilkräuter zu ſammeln und für den Winter zu trocknen. Da müſſen Hagebutten und Vogel⸗ beeren eingeheimſt werden, und auch die Säckchen für die braun glänzenden Kaſtanien und die hübſchen, glatten Eicheln ſollen aufgefüllt werden. Wir brauchen ſie zu doppeltem Zweck. Gedenken wir auch im Winter unſere Waldſpaziergänge mit den Kindern fortzuſetzen, dann tragen wir lets einen kleinen Vorrat an Eicheln und Kaſtanten an die verſchwiegenen Platze, wo das Wild ſie zu finden weiß. Außerdem haben wir ja eine„Material⸗ kiſte“, in der die ſchönen Dinge verſchwinden, um ſpäter an langen Winterabenden zu Spielzeug und Weihnachts⸗ geſchenken verarbeitet zu werden. Nicht zuletzt müſſen wir an die buntgefärbten Zweige und Beerenruten denken. Das Herbſtlaub wird gepreßt und mit heißem Eiſen über⸗ bügelt. Es behält dann ſeine Form, und wenn wir es mit einer leichten Lackſchicht überziehen, auch lange Zeit die Farbe und erfreut uns in trockenen Vaſen in Verbin⸗ dung mit bunten Beeren und immergrünen Zweigen. Schmackhaft und nahrhaft Pflaumenauflauf. 500 Gramm geriebenes Brot, 7 bis 4 Liter Milch, 50 Gramm Fett, 50 Gramm Mehl, 125 Gramm Zucker, 2 Eier, etwas Zimt, Priſe Salz, abgeriebene Zitronen⸗ ſchale, 1 Kilogramm Pflaumen oder Zwetſchgen. Die Pflau⸗ men werden entſteint, und dafür wird in jede Pflaume ein Stückchen Würfelzucker geſteckt. Dann gibt man ſie in eine vor⸗ bereitete Auflaufform. Eigelb und Fett rührt man ſchaumig, gibt Zucker, Gewürze, Brot, Milch und Mehl dazu und ver⸗ rührt alles zu einem glatten Teig, unter den man zuletzt den ſteifen Eiſchnee zieht. Man gibt den Teig über die Pflaumen und bfcklebei guter Hitze etwa eine Stunde. 750 Gramm blass Pflaumenkaltſchale in Sagoſtand. Pflaumen, 1 Stück Stangenzimt, Zucker nach Geſchmack, 30 Gramm DPM., 4 Liter Milch, 1 Stückchen Zitronen⸗ ſchale, 8s Gramm Zucker, 100 Gramm Sago, Priſe Salz. Die entſteinten Pflaumen ſetzt man mit den Gewürzen und etwa 1, Liter Waſſer an, läßt ſie weich kochen, dickt mit dem an⸗ gerührten DPM. und ſtellt kalt. Je nach Geſchmack kann man die Suppe durch ein Sieb ſtreichen, es iſt dies aber durchaus nicht nötig. Zum Sagoſtand läßt man den Sago in die mit der Zitronenſchale aufgekochte Milch einlaufen und aus⸗ quellen. Dann ſchmeckt man mit Zucker und Salz ab und gießt den Sagobrei in eine mit kaltem Waſſer ausgeſpülte Schüſſel oder Form Nach dem Erkalten ſtürzt man, ſchneidet in nicht Geſchmorte Tomaten mit Fiſch gefüllt. 1 Kilogramm To⸗ maten, 750 Gramm Fiſchfilet, 1 Brötchen, Salz, Zwiebel, 50 Gramm Mehl, Bratfett Von den Tomaten ſchneidet man ein Deckchen ab und höhlt ſie aus. Den Fiſch gibt man mit den eingeweichten, ausgedrückten Brötchen durch die Fleiſch⸗ maſchine, ſchmeckt die Maſſe gut ab und füllt ſie in die Toma⸗ ten. Man gibt die Deckelchen wieder auf die Tomaten und ſchmort ſie in etwas Fett unter Beigabe des ausgekochten und durch ein Sieb gegebenen Tomatenmarks. Wenn die Tomaten gar ſind, nimmt nian ſie heraus, ſtellt ſie heiß, dickt die Tunke Nische angerührten Mehl und gibt ſie mit den Tomaten zu iſch. Rote Grütze. 750 Gramm Beeren(Johannis⸗ oder Himbeeren, je nachdem gemiſcht), dazu ſo viel kaltes Waſ⸗ ſer, daß man mit dem ausgepreßten Fruchtſaft 1 Liter Saft erhält. 100 Gramm Zucker, 90 Gramm DPM. Die vorbereiteten Beeren werden gut zerdrückt und ausgepreßt, der Saft wird mit dem nötigen Waſſer vermiſcht. Man rührt das DPM. mit einem Teil des Saftes an, bringt den übrigen Saft mit Zucker zum Kochen und rührt DPM. ein. Man läßt den Brei einige Male aufkochen, füllt ihn in eine ausgeſpülte Form und ſtellt ihn kalt. zu kleine Würfel oder Scheiben und richtet ſie in der Suppe an. 5 1 150 7 NoMAN vox 3 ͤ— m —— „Ihre Braut Helene Ludgerus, wie Sie ſie getauft haben, iſt meine mir durchgegangene Frau!“ Dabei griff er in ſeine Rocktaſche und zog ein Bünde! Dokumente hervor, die er auf der Marmorkonſole vor dem Spiegel ausbreitete. „Haben Sie immer noch Luſt, meine mir angetraut⸗ Frau zu heiraten?“ Hartleb muſterte den Fremden ſprachlos von oben bis unten. Er bezwang ſeine Erregung und fragte ruhig: „Sie ſind Helenes Mann?“ „Meine Frau heißt nicht Helene. Sie heißt Annemarie Ja, ich bin ihr Mann.“ „Warum melden Sie ſich erſt heute?“ „Ich habe erſt vor einigen Tagen in einer alten Zeit—⸗ ſchrift das Bild meiner Frau entdeckt und darunter einer Aufruf. Ich habe mich in Berlin nach ihr erkundigt und erfahren, daß Sie ſie heute hier in Venedig heirater wollen.“ 5 Keinerlei Aufregung war Profeſſor Hartleb anzu— merken, während Andreas am ganzen Körper zitterte Hartleb wußte nicht, was er von der Sache halten ſollte „Wie gedenken Sie die Angelegenheit zu ordnen?“ fragte Pontiarſki, indem er ſein Jackett aufknöpfte und die behandſchuhte Hand in die Hoſentaſche ſchob. „Ich werde Sie zu Ihrer Frau führen.“ Hartleh ließ ſich von ſeinem Diener Hut, Stock und Handſchuhe reichen, warf einen weißen Staubmantel über den Arm und ſagte zu Pontiarſki: „Kommen Sie.“ Unten vor dem Hauſe ſchwamm, mit Veilchenbüſcheln über und über geſchmückt, die Gondel. Hartleb ſah die Blumen nicht. Er ſtieg ein, ließ ſich auf den Polſterſitz fallen und gab dem Gondoliere die Anweiſung: „Hotel Eſplanade!“ * Im Hotel Eſplanade herrſchte in der Rezeption, in der Office und beim Chefkellner der erſten Etage große Auf⸗ regung. Eine Frau war verſchwunden, flüſterte das Hotelperſonal von Ohr zu Ohr. Eine Frau war in den Canale Grande gefallen— dies war die zweite Verſion, die ſich mit Windeseile verbreitete. Der Direktor ließ den Namen der Vermißten feſtſtellen. Es war Helene Ludgerus aus Berlin. Die Kammer⸗ frau hatte voll Angſt und Schrecken gemeldet, daß ihre Herrin vom Frühſtück nicht zurückgekehrt war. In den Appartements, die Helene mit der Kammerfrau bewohnte, war alles in dem unaufgeräumten Zuſtand, den frühmorgens die Wohnung einer Dame aufweiſt. Das breite Bett war benutzt und aufgeſchlagen, Decken und Kiſſen waren zerdrückt. Auf der Konſole am Toiletten⸗ ſpiegel lagen Puderſtäubchen, ein herausgeſchobener Lippenſtift, dazwiſchen ungeordnet Kamm und Bürſte. Das für die ſtandesamtliche Trauung beſtimmte dunkel— blaue, mit hellen Streifen durchzogene Schneiderkoſtüm, und die weiße Seidenbluſe mit den breiten Volants am Ausſchnitt hingen über einem Bügel neben vielen anderen Kleidern im geöffneten Schrank. Nichts deutete darauf hin, daß Helene Ludgerus mit Ueberlegung und Ruhe ab⸗ gereiſt ſei. f gelüſten laſſen Obſtfrevler kamen in den„Schneller“.— Der Reiz der verbotenen Früchte.— Strenge Strafen für Obſtdiebe. Regelmäßig im Herbſt, wenn in den Gärten und auf den Feldern das Obſt zu reifen beginnt, heben die Klagen über Obſtdiebſtähle an und mehren ſich, je mehr die Zeit der Reife herbeikommt, auch in ſolchen Jahren, in denen es Obſt in Hülle und Fülle gibt und die Preiſe ſo ſind, daß ſich jeder, auch der, der nicht Ar und Halm beſitzt, ſeinen Bedarf ehrlich erſtehen kann. In alten Zeiten ſetzte man hier Obſtfrevler in den„Schneller“, einen Korb, den man je nach der Schwere des Diebſtahls mit ſeinem Inſaſſen mehr oder weniger tief in kaltes Waſſer tauchte. Dadurch wollte man dieſen die Luſt zu weiteren Obſtdiebſtählen nehmen. Im Jahre 1616 ſah man ſich im Wied⸗Runkeliſchen veranlaßt, das Verbot des Obſtſtehlens in die Kirchen⸗ ordnung aufzunehmen, da in den Gemarkungen das „Stehlen des Obſtes von den Bäumen ſo ſtark im Schwange ging, daß man die Zäune zerbrach und ver⸗ brannte, die Schlöſſer von den Türen riß“. Den Dieben drohte man„unnachläſſige Leibes⸗ und Lebensſtrafe“ au. Aber obwohl dieſe Drohung allſonntäglich von den Kanzeln verleſen wurde, dürfte ſie nicht viel geholfen hab denn 1676 exließ man eine neue Verordnung, l r es den Feldhütern gar geſtattet war, auf die ſtdiebe zu ſchießen, und 1683 wurde angeordnet, daß f 5— 5 geſperrt oder ans Halseiſen ge⸗ wurden. f 1 das ſcheint wenig Erfolg gehabt zu haben, imer wieder waren ſtrenge Verordnungen not⸗ Im Jahre 1752 wurde eine ſolche von dem Friedrich ander erlaſſen. Darin hieß es: ch jemand gelüſten laſſen, auf einem anderen u laſſen, es ſey mit Krautholen, Apfel⸗ el der 5 nur 5 Schaden, der eve eht, erſetzen, ſondern auch eine Strafe von 1 Reichsthaler oder. Arreſt Ehen Es wurde verboten, das Ooſt von eines andern Baum zu ſchütteln oder zu pflücken. Als erſchwerend galt da⸗ wenn die Bäume innerhalb eines Gartens ſtanden. er an einem ſolchen Obſt ſtehlet, auch Nüſſe, Zwetſch⸗ en oder Kirſchen und darum einen Baum beſteiget oder inen ſolchen ſchlägt, wird mit 1 Reichsthaler beſtraft, den Gartenzaun überſte mit doppelt ſo viel.“ N 5 und da jugendliche te Ir V. 2 2*„ unter Früchte ſüßer ſchmecken als erlaubte“. war, um den Hochzeitsfeierlichkeiten Profeſſor Hartlebs als Trauzeugen beizuwohnen, lief händeringend vom Schlafzimmer ins Ankleidezimmer und von dort in den Salon, ſah hinter die Schranktüren, Paravents, ja, ſogar unter das Bett, als ob Helene irgendwo verſteckt ſein müſſe. Die Ausſagen des Hotelperſonals, das von Kriminal- kat Doktor Drinckſen einzeln vernommen wurde, wichen voneinander ab. Kriminalrat Drinckſen hatte ſich aber in ſeiner langen Berufsarbeit ein Syſtem herausgebildet. Er teilte die Zeugenausſagen in glaubwürdige und un⸗ glaubwürdige. a Die„Tedesca“, die Deutſche, wie Helene vom Hotel⸗ perſonal genannt wurde, war nach der Ausſage des Portiers gleich nach ſieben Uhr früh, nach der Angabe des Pagen, der den ganzen Tag nichts anderes tat, als die Drehtür für die ein und aus Gehenden in Bewegung zu halten, um acht Uhr früh fortgegangen. Der Oberkellner im Frühſtücksſaal ſtand, die Serviette ſäuberlich gefaltet unter dem Arm und mit untadeliger leichter Neigung, als bediente er einen Gaſt, vor dem Kriminalrat und ant⸗ wortete in gebrochenem Deutſch.— „Ich habe die Dame gefragt, für welches Zimmer ich das Frühſtück buchen ſoll. Ich habe nicht bemerkt, daß die Dame unruhig oder aufgeregt war. Sie nannte un⸗ gezwungen die Zimmernummer. Drei Tiſche von ihr ab ſaß ein Herr, groß, mit ſchwarzem Schnurrbart, im Alter von etwa fünfunddreißig Jahren. Er beobachtete die Tedesca ſcharf. Plötzlich, ſie hatte das Frühſtück— es gab Eier, Schinken und Früchte— kaum berührt, erhob ſie ſich und ging durch den langen Saal. Sie hatte nur ihre Handtaſche in der Hand. Ihr Hut war auf dem Stuhl liegen geblieben.— Das iſt alles, was ich weiß.“ „Um welche Zeit war das?“ „Gegen ein halb acht Uhr früh.“ Der Page, deſſen Amt es war, die Gondoliere herbei⸗ zurufen, konnte ſich ſehr genau an die Tedesca erinnern. Zuerſt war ein junger Herr gekommen mit heller Hoſe, grauem Rock, ſchwarzem, engliſchem Schnurrbart, Sport⸗ geſicht, ſtechenden Augen, einen weißen Filzhut in der Hand. Herr verlangte eine Gondel. Nach ihm kam die Tedesca, für die er ebenfalls eine Gondel beſorgen mußte. Er hatte das Ziel, das ſie dem Gondoliere nannte, nicht verſtehen können. „Kennſt du den Herrn?“ „Nein, mein Herr! Es war ein Fremder, der nicht bei uns wohnt.“ Die Kammerfrau weinte leiſe in ihr Taſchentuch hinein. „So ein Unglück...] So ein Unglück.. 5 Ich hab's ja gewußt. Der arme Bräutigam hat die Braut im letzten Augenblick verloren!“ Ein junger, gutgekleideter Mann kam die Hoteltreppe heraufgeſtürzt. Er hatte von dem Pagen erfahren, daß ſich eine geheimnisvolle Sache im Hotel zugetragen habe. Schon hatte er die Schlagzeile in ſein Notizbuch ſteno⸗ graphiert: Braut in letzter Minute verſchwunden!— Der Hoteldirektor, der mit ſchlotternden Knien und be⸗ ſchwörenden Handbewegungen von Drinckſen zu der Kammerfrau, von der Kammerfrau zu den Angeſtellten lief, ſtürzte ſich ſofort auf den jungen Mann: „Sie ſind von der„Tribuna']! Ich kenne Sie! Sie dürfen keine Zeile ſchreiben, verſtanden?“ Der Journaliſt ſchaute den Hoteldirektor verwundert an. Er hatte ſchon im Geiſte groß und fett gedruckt die Senſationsüberſchrift in ſeiner Zeitung geſehen, den klingenden Lohn ſchon geſpürt, den er dafür bekommen würde, wenn er als Erſter ſeiner Zeitung dieſe Nachricht brachte. Aber der Hoteldirektor war anderer Anſicht: Die Ehre und der Ruf des Hotels ſtanden auf dem Spiel. Auch Drinckſen war unter allen Umſtänden dagegen, dieſe Nachricht in die Oeffentlichkeit zu bringen. Der Es geſchah auch damals ſchon wie heute, daß das Obſt, ehe es reif war, abgetan und geſchlagen wurde, weil man fürchtete, daß es ſonſt andere Herren fände. Um das zu verhindern, wurde den Eigentümern ſelbſt eine beſtimmte Zeit angegeben, in der ſie ihr Obſt„ab⸗ tun“ oder abgefallenes Obſt und Nüſſe aufheben durften. Man hatte es ferner zu oft erlebt, daß auch Eigentümer, wenn ſie ungeſehen waren, die Erträge naheſtehender fremder Bäume miternteten. Darum durfte niemand ſich vor dem Mittagsläuten unter den Obſtbäumen aufhalten. Wenn die Mittagglocke läutete, durfte dagegen jeder drei Stunden, nämlich bis 2 Uhr, unter ſeinen Bäumen das abgefallene Obſt aufheben, 5 3 Am Sonntag war jegliches Sammeln von Obſt ver⸗ boten. Nur„wenn ein Windſturm zur Nachmittags⸗ oder Nachtzeit entſtand, daß vieles Obſt und Nüſſe abfielen“, durfte der Bauermeiſter(Vorſteher des Dorfes) entweder mit der Gemeindeglocke oder dem Horn nach Rückſprache mit den Gemeindevätern das Zeichen zum Aufraffen geben, wodurch es drei Stunden lang jedem erlaubt war, ſeinen Bäumen Obſt zu ſammeln. Wurde ein ſtarker Obſtfall an einem Sonntag durch Sturm hervor⸗ gerufen, ſo war das Sammeln am Montagmorgen er⸗ laubt. 8: Damit das Fallobſt vor dem Vieh geſchützt war, war es verboten, dieſes zur Zeit der Reife unter die Bäume zu treiben.„Hirten und Schäfer ſollen zu denen Zeiten, wo Nüſſe und Obſt abfallen, an den Orten, wo Bäume ſtehen, nicht hüten, ſondern weit davon entfernt bleiben.“ War es nicht zu umgehen, daß das Vieh ſolche Orte mied, ſo„durfte der Eigentümer bei dem Ausblaſen der Herde vorher ſein Obſt ſammeln“.— Man wußte auch, daß die Hirten ſelber Freunde des Obſtes waren und ſich das Hüten in der Nähe der Bäume oft zur Ausrede machten, wie auch die Bauern ſich oft einen Vorwand dazu ſuchten und war es nur des Laubſcharrens wegen. Man ſah ſich daher genötigt, das„Laubſcharren unter Obſtbäumen“ zu verbieten. N N Auch in anderen Ländern ging man nicht weniger ſtreng gegen die Obſtdiebe vor. Verbot auf Verbot folgte, ohne damit viel zu erreichen. Es blieb allezeit wahr, was ein Schlager vergangener Tage ſang, wenn er von„den Kirſchen in Nachbars Garten“ redete, oder was das Sprichwort meinte, wenn es ſagte, c 3 5 „Die Frau iſt kranl. Wir müſſen ihr die Möglichkeit zur Rückkehr geben! Ich werde mich perſönlich mit dem Polizeipräfekten verſtändigen, und ich werde“— dabei funkelten ſeine Augen den Journaliſten drohend an— „jeden Zeitungsſchreiber verklagen, der das Verſchwinden einer Unglücklichen zu einer Senſation aufbauſchen will! Haben Sie mich verſtanden?“ Dieſes„Verſtanden“ kam laut und zornig aus Doktor Drinckſens Munde. Im Augenblick war ein Empfangs⸗ chef zur Stelle, der mit aufgeregten Geſten auf den Journaliſten einredete und ihm die Worte des Kriminal⸗ rats ins Italieniſche überſetzte. Man verſtand nur Stich⸗ worte: Hotel erſten Ranges— Frauenraub— So etwas ſei noch nie vorgekommen— Das Anſehen Venedigs ſtehe auf dem Spiel— Der Fremdenverkehr Italiens werde geſchädigt. Drinckſen unterbrach den aufgeregten Mann, der ſich unausgeſetzt an ſeiner ſchwarzen Plaſtronkrawatte zupfte: „Reden Sie nicht von Frauenraub! Fräulein Helene Ludgerus iſt, wie ich ſchon einmal geſagt habe, krank. Wir können hier keine großen Kombinationen anſtellen!“ Drinckſen ließ den verdutzten Empfangsherrn kurzer⸗ hand ſtehen, ging ſchnellen Schrittes zur Tür und riß dieſe auf. Ganz wie er ſich's gedacht hatte! Ein Dutzend neu⸗ gieriger Gäſte und Angeſtellten hatten hinter der Tür ge⸗ ſtanden und gehorcht. Sie fielen ins Zimmer, als ſich die Tür ſo plötzlich öffnete. Drinckſen lachte:„Horcher an der Wand!“ Dann ging er wieder zurück zu dem Journaliſten, nahm ihm das Notizbuch aus der Hand und wandte ſich an den Empfangsherrn: „Jetzt iſt es an Ihnen, einzuſchreiten! Ich kann Ihnen nur den guten Rat geben: Sprechen Sie nachdrücklichſt mit dem jungen Mann, daß nichts in die Preſſe kommt!“ Der Empfangsherr fuhr ſich über ſeinen pomadiſierten Scheitel und ſagte dienſtbefliſſen: „Si, si, Signore!“ Dann faßte er den Journaliſten am Arm und ſuchte ihn mit begütigenden und überſchwenglichen Worten da⸗ von zu überzeugen, daß ganz Venedig und ganz Italien ihm Dank ſchulden würden, wenn er über das, was er ge⸗ hört hatte oder vermuten könnte, kein Sterbenswörtchen verlauten ließe. Der Zeitungsſchreiber, der dem Zureden erſt unwillig zugehört hatte, antwortete: „Sie haben gut reden! Ich bin ein freier Mitarbeiter der ‚Tribuna' und jage ſeit zwei Tagen in ganz Venedig hinter irgendeiner Lokalnachricht her. Nichts war los in den letzten Tagen— keine Betrunkenen, keine Todesfälle, keine verunglückten Hochzeitsreiſenden— nichts, was man im Blatt ein bißchen groß aufmachen könnte! Endlich kommt mir eine dicke Sache unter die Finger, die ich als Erſter meiner Zeitung bringen könnte...“ Dem Empfangsherrn ſchien ein Einfall gekommen zu ſein. Er faßte den jungen Journaliſten erneut unter den Arm und führte ihn in das Zimmer der Direktion. Nach einigen mit dem Direktor geflüſterten Worten wandte er ſich wieder dem jungen Mann zu und ſagte: „Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, daß die Hoteldirektion bereit iſt, Sie als Preſſe⸗ und Propaganda⸗ chef zu engagieren. Betrachten Sie Ihre Verbindung mi der Zeitung als gelöſt. Sie ſind von nun an unſer An⸗ geſtellter, und als ſolcher haben Sie über alles, was Sie hören und ſehen, zu ſchweigen.“ Der junge Journaliſt war im Augenblick faſſungslos Dann begann er zu lachen, ſtreckte dem Geſchäftsführer er⸗ freut die Hand hin und ſagte: „Abgemacht! Kein Wort über den Frauenraub in Hotel Eſplanaden (Fortſetzung folgt Hileine Kniffe für alle Zwiebeln ſchält man am warmen Herd, dann beißen ſie nicht in die Augen. i Kohl kocht man am zweckmäßigſten mit zwei oder drei Sellerieſtengeln. Sie geben ein gutes Aroma und vermin⸗ dern den unangenehmen Geruch während des Kochens.“ Damit deutſches Beefſteak locker und ſaftig wird, menge man ſtatt der geweichten Semmel die gleiche Menge geriebener kalter gekochter Kartoffeln unter das Fleiſch. Für Gemüſe, wie grüne Bohnen, Wachsbohnen Kohlrabi und Roſenkohl iſt Sahne(auch faure) eine aus⸗ gezeichnete Zugabe. Ein ſüß⸗ſaurer Apfel gibt jungen Schnitzelbohnen beſonderen Wohlgeſchmack. Arme Ritter werden viel größer und lockerer, wenn, man der Marinade für die Zwiebäcke, beſtehend aus Milch, Ei, Salz und Zucker, noch etwas Backpulver zu⸗ fügt, ehe ſie paniert und gebacken werden. Schrauben und Nägel bringt man in leicht e ane Holz am beſten, indem man ſie faſt glühend erhitzt und heiß einſchraubt oder vorſichtig einſchlägt. 5 1 Marienkäfer, ſetze dich. 75 5 r zehn Gener ihnen bei günſtigen Bedingun Millionen we 5 immerhin auf fünf Gen c ſegensreiche ſich und legt ſef ie nerſeits bringt es mn Sommer. Er beginn; ld Taumetter eintritt, paart Blattläuſen befallene Blätter en Larven aus und nehmen den hſen in 30 bis 40 Tag. N glichen Größe heran, mal a „ Wei daß„verbotene 5 fühler u e gelbli⸗ Zeitrechnung in der Sippenforſchung Von Staatsarchivdirektor Prof. Dr. Armin Tille, Bonn. Nb. Wer bei der Feſtſtellung von Lebensdaten über 1700 zurückkommt, macht die unangenehme Beobachtung, daß damals zwei verſchiedene Tageszählungen nebenein⸗ ander herliefen, und daß es zunächſt gar nicht leicht iſt, zu erkennen, welche von beiden der Schreiber angewandt hat. Es handelt ſich um den alten(Julianiſchen) und den neuen(Gregorianiſchen) Kalender; jener iſt nach Julius Cäſar, dieſer nach Papſt Gregor XIII.(1572 bis 1585) genannt. Obwohl der neue Kalender weſentliche Beſſerungen aufweiſt, vor allem die Uebereinſtimmung der Tage mit der verlorengegangenen tatſächlichen Früh⸗ jahrs⸗Tag⸗ und Nachtgleiche gebracht hat, fehlte dem Papſte doch die Autorität, die allgemeine Einführung in⸗ nerhalb der chriſtlichen Welt durchzuſetzen, die durch einen Sprung vom 4. bis 15. Oktober 1582 unter Weglaſſung von zehn Tagen erfolgen ſollte. Tatſächlich ſind auch die katholiſchen Staaten der päpſtlichen Anordnung nur zö⸗ gernd und zu verſchiedenen Friſten bis 1585 gefolgt, wäh⸗ rend die evangeliſchen Länder aus naheliegenden Gründen hartnäckig zumeiſt am alten Kalender feſtgehalten haben. Erſt durch Reichsgeſetz iſt der„verbeſſerte“ Kalender a bl⸗ gemein 1700 durch Sprung vom 18. Februar zum 1. März eingeführt worden. Trotzdem hat man im bäuer⸗ lichen Leben noch bis tief ins 18. Jahrhundert hinein vom zalten 1. Mai“ als Wirtſchaftstermin geſprochen und ihm den„neuen 1. Mai“ gegenübergeſtellt. er Sippenforſcher wie jeder andere 1 5 85 liche Arbeiter ſteht daher vor der Aufgabe, zwiſchen Okto⸗ ber 1582 und Februar 1700 jedes einzelne Datum, das er im Kirchenbuch oder ſonſtwie findet, darauf zu prüfen, zu welcher der beiden Rechnungen es gehört, da das z. B. eine genaue Beſtimmung des erreichten Lebensalters voraus⸗ ſetzt und mancher Menſch einen Geburtstag nach neuem Kalender, einen Todestag nach altem haben kann. Das gilt umgekehrt für alle Seßhaften, die vor 1700 geboren und nach 1700 geſtorben ſind, ſofern ſie in einem Lande gelebt haben, das erſt in dieſem Jahr den neuen Kalender an⸗ genommen hat. So iſt die Geburt von Sebaſtian Bach in Eiſenach für 21 März alten Kalenders bezeugt; das war aber nach neuem Kalender der 31. März. Deswegen muß dieſes Datum genau lauten: geb. Eiſenach 21.(31.) März oder 21/1. März. Wenn man im allgemeinen ſagt, die katholiſchen Län⸗ der deutſcher Zunge haben in der angegebenen Zeitſpanne nach Gregorianiſchem, die evangeliſchen nach Julianiſchem Kalender gerechnet, ſo iſt das nur bedingt richtig. Abge⸗ ſehen davon, an welchem Termin innerhalb 1582 und 1585 in jedem Territorium der Wechſel durchgeführt worden iſt, gibt es auch evangeliſche Länder, die ihn vor 1700 ange⸗ nommen haben; ſo taten es das evangeliſche Danzig ſchon im Oktober 1582, das Herzogtum Preußen 1612, Pfalz⸗ Neuburg 1615, die Reichsſtadt Straßburg 1682. Aber der neue Kalender hat auch von 1584 an in der Ober- und Nie derlauſitz gegolten, denn dieſe Gebiete waren damals noch Teile der Habsburgiſchen Monarchie und ſind erſt 1635 endgültig an Kurſachſen gekommen. Daher ergibt ſich die Notwendigkeit, für jeden gegebenen Ort die einſtige Landeszugehörigkeit zu ermitteln und dann das Datum, wann in dem betreffenden Lande die Neuerung ſtattgefunden hat. In Wirklichkeit iſt es gar nicht ſchwer, die Feſtſtelung zu treffen, wenn wir auch noch keine all⸗ gemeine Ueberſicht über die Einführungszeiten in allen ändchen haben; denn wenn in dem enden Kirchen⸗ buch oder Gerichtsbuch auch nur einmal ein Wochentag zu⸗ gleich mit dem Datum belegt iſt, läßt ſich aus Grotefends „Taſchenbuch der Zeitrechnung“(5. Auflage 1922), das die 35 überhaupt möglichen Kalender enthält und für ſedes Jahr den zutreffenden angibt, ohne weiteres ermitteln, nach welchem Kalender gerechnet worden iſt. Im Schaltjahr 1648 z. B. fiel der 15. Oktober nach Julianiſchem Kalen⸗ der auf einen Sonntag, nach Gregorianiſchem auf einen Donnerstag. Im geſchichtlichen Schrifttum iſt es im Laufe des 19. Jahrhunderts allgemein üblich geworden, alle Daten alten Kalenders in die des neuen umzurechnen oder 6.(16.) No⸗ vember zu ſchreiben oder ſchließlich die im 17. Jahrhundert ſelbſt angewandte Bruchform 5/6. November zu wählen. Aber ſeltſamerweiſe iſt die Umrechnung oder wenigſtens Sonntag Rogate) angegeben, während es klar 14.(24.) Mai heißen müßte. Die Bearbeiter der„Genealogie des Geſamthauſes Hohen. zollern“(1905) haben dagegen alle Daten nach neuem Sti! angegeben, weil ſonſt eine Klarheit überhaupt nicht zu er⸗ reichen 118 wäre. In gewiſſen Fällen(bei Ueberfüh⸗ rung einer Leiche) hätte ja der Begräbnistag vor dem Sterbetag liegen können! In faſt den meiſten ſippenkund⸗ lichen Veröffentlichungen hat man bisher Andeutungen über den im Einzelfall angewandten Kalender vermißt, ſo daß ſich die Daten auf derſelben Tafel oder in demſelben Buch bald auf den alten, bald auf den neuen Kalender be⸗ iehen und mithin nicht ohne weiteres vergleichbar ſind uch ſcheinbare Unſtimmigkeiten laſſen ſich bisweilen auf dieſe Verſäumnis zurückführen. Gewiſſenhafte Arbeit muß duch dieſe Dinge berückſichtigen. Ehrung für Hindenburg und Ludendorff. a er 25. Wiederkehr des Sieges von Tannenberg wurden im Zerliner Zeughaus die Büſten des Generalfeldmarſchalls von dindenburg und des Generals Ludendorff mit Lorbeerkränzen geſchmückt. Weltbild(M). Die Schlacht am Virkenbaum Auf Spuren der Vorzeit in Weſtfalenland Dy Wer durch die Weſtfäliſche Pforte reiſt und ſich dann auf allerlei Wegen nach Enger durchſchlägt, iſt ſchon mit⸗ ten drin in der Welt der weſtfäliſchen Geheimniſſe. Was iſt Enger? Kleine Stadt— beſchauliche Häuschen— ein wenig über die Dächer ragt das Schiff einer Kirche; der Turm ſteht frei daneben. Fragt man, wie das kommt, dann vernimmt man eine Geſchichte aus Widukinds Zeiten. Der Herzog hatte eines Tages geſagt, er wolle in der Kirche begraben liegen, die in ſeinem Lande zuerſt fertig würde. Die Leute von Enger waren am ſchlaueſten. Es war damals eine ſchwere Arbeit, einen Glockenturm auf das Kirchendach zu bekom⸗ men. Ein paarmal hatten es die Enger Bürger verſucht, aber immer war der Turm wieder heruntergefallen. So baute man ihn neben die Kirche auf ſicheren Grund und Boden. Dort ſteht er heute noch, und in der Enger Kirche liegt der Herzog begraben. Manche Leute wollen das aller⸗ dings nicht wahr haben. Ihn decken— ſo ſagen ſie— als alten Heidenkönig die Sloopſteine bei Weſterkappeln in der Nähe von Osnabrück. Ein anderer Heidenkönig ſoll im Wald bei Heiden unweit von Borken liegen. Auch die Karlſteine bei Osnabrück decken einen Recken aus der Vorzeit. Aufn.: Schönlau, Horn in Lippe (R DVM) De 9 Teutoburger Wad: Kultſtätte der Exkernſteine aus vor- und nachchriſtlicher Zeit. Wer einmal den alten Paß bei Bergkirchen im Wiehen⸗ ebirge hinaufſteigt, kommt an die Widukindquelle. Von uralten Steinen ummauert, quillt noch heute ihr perl⸗ klares Waſſer ſelbſt in trockenſter Sommerszeit aus dem Boden. Einſt ſoll der Sachſenherzog hier mit ſeinem Roß gehalten haben. Wenn aus den dürren Steinen ein Waſſer entſpringe, ſo ſoll er geſagt haben, dann wolle er an die Macht des Chriſtengottes glauben. Da fing ſein Pferd an u ſcharren, und ſchon begann unter ſeinen Hufen dieſer uell zu fließen. Weit ſieht man von Bergkirchen hinein ins weſtfäliſche Land, hinüber auch zur Vördener Heide bei Osnabrück, wo einſt eine Schlacht zwiſchen Widukind und Karl ſtattgefunden haben ſoll. Beim Ellerbruch von Damme hat man dann eine Seherin ergriffen, die vor dem unglück⸗ lichen Kampf den Sieg der Sachſen vorausgeſagt hatte. Man begrub ſie lebendig, ſo will es die Sage wiſſen. Wer es nicht glaubt, der laſſe ſich in Nellinghof den Sandhügel zei⸗ en. In der Nacht durch dieſe Gegend zu wandern, iſt jeden⸗ falls noch immer nicht rätlich Wer die Externſteine beſuchte, die erſt in den letz⸗ ten Jahren als vorgeſchichtliche Kulturſtätte erkannt und gedeutet wurden, ſollte auch nach Bad Schlangen fah⸗ ren, wo es jene rätſelhafte Fürſtenſtraße gibt. Rätſelhaft deswegen weil in dieſer Gegend nie ein Fürſt gelebt hat. Sechs Reihen Eichenbäume ſäumen die Straße heute noch ein, die ſchnurgerade ins Oeſterholz, einen hohen Buchen⸗ wald, führt. An ihrem Ende liegt ein Gehöft, das von einer uralten breiten, ſechseckigen Mauer umgeben iſt. Um 1800 vor der Zeitwende ſoll dieſe Mauer in Lage und Ausmaßen gewiſſe aſtronomiſche Erkenntniſſe zum Ausdruck gebracht haben Und aus Unterkellerungen will man wiſſen, daß auch dieſe Stätte vor 4000 Jahren geheimnisvollen Kulten gedient habe. Auf jener Straße aber wurden in grauer Vor⸗ zeit die germaniſchen Fürſten zur Verbrennung in die hei⸗ ligen Wälder gebracht. Hohe Heide wächſt dort rund um das Oeſterholz, das einſt der Göttin Oſtara als Heilig⸗ tum geweiht war. Hohe Heide umgibt auch jene drei To⸗ tenhügel, zu denen der uralte Aſchenweg führt. Wandert man in ihr weiter, ſo ſtößt man mitten in der Einſamkeit auf die Umriſſe eines länglichen Stadions. Hier wurden einſt germaniſche Kampfſpiele abgehalten. Erdhänge und auch die Bahn ſelber ſind trotz der nun darauf wuchernden Heide gut erhalten. Kleine Teiche und dichtes Buſchwerk lie⸗ en inmitten der Wälle. Nur ſelten verirrt ſich hierher ein anderer. Nicht weit von dem Oeſterholz ragt in einem lieblichen Tal ein ſeltſames Bauwerk. Schon hat man— von den Ex⸗ ternſteinen kommend— die meiſten Häuſer des Dorfes Kohlſtädt hinter ſich, da trifft man einen dicken vier⸗ eckigen Turm am Wege. Der Urſprung des Daues iſt un⸗ bekannt. Nirgendwo in ganz Deutſchland hat man bis heute eine ſolche Steinſetzung beobachtet. Man nimmt deshalb an, daß auch dieſer Turm aus germaniſcher Vorzeit ſtammt, und die Sage fügt hinzu, daß in ihm einſt die berühmte Seherin Velleda gewohnt habe, zu der die Fürſten des Hellwegs und des Teutoburger Waldes kamen, um ſich Rat für ihre Kriege gegen die Römer zu holen. Dort, wo ſich die Hänge des Teutoburger Waldes allmählich ſenken und dem Flachland anpaſſen, ragen die Dörenther Klippen. Nicht weit von Ibbenbüren iſt das. Die höchſte dieſer Klippen heißt das„Hockende Weib“. Auf dem Kamm des Gebirges läuft in Windungen ein Fußpfad bis nach Bielefeld. Tief unten in der Ebene ſteigt der Rauch aus Bauernhöfen, deren Beſitzer ihre Ahnen faſt tauſend Jahre zurück beiſammen haben. Wer nach Werl kommt, das zwiſchen Unna und Soeſt liegt, der laſſe ſich die Sage vom Birkenbaum er⸗ zählen, die heute noch im Lande geistert. In jener einför⸗ migen Hellweglandſchaft beim Dorfe Büderich ſoll dereinſt eine gewaltige Schlacht geſchlagen werden. Der weiß⸗ gekleidete Fürſt wird beim Dorfe Bremen die Schlacht be⸗ obachten, die drei Tage dauern und in der der Süden den Norden beſiegen ſoll. Und hier am Birkenbaum bei Bü⸗ derich ſoll die Entſcheidung fallen! An den langen Winter⸗ abenden wird beim Spinnen davon erzählt, und wenn gar die Wolken ſeltſame Formen über dem Hellweg zeigen, dann wird die ganze Sagenwelt Weſtfalens wieder le⸗ bendig. Wohin man wandern mag— überall ſtehen Vorzeit und Geſchichte gewaltig und geheimnisvoll auf. Da iſt die Syburg bei Dortmund, der Kindelsberg im Sie⸗ gerland, 9 er Deſenberg bei Warburg, das Felſen⸗ meer von Sundwig, die Drudenhöhle im Egge⸗ gebirge und hundert andere Stätten im Weſtfalenland, de⸗ ren Geheimniſſe nur dem beſinnlichen Reiſenden offenbar werden. Leutnant Garys Dritter im Modernen Fünfkampf. Bei dem von Schweden, Finnland, Ungarn, der Schweiz und Deulſchland beſchickten Fünf⸗Länderkampf im Modernen Fünf⸗ kampf in Ljungbyhed⸗Schweden lag Leutnant Garvs⸗Deutſch⸗ land(unſer Bild) nach drei Uebungen mit 11 Punkten an der Spitze, bei der vierten Uebung, 300 Meter Kraulſchwimmen. jedoch fiel er auf den dritten Platz Auxlick. 0 Aus Oſtoberſchleſien vertrieben. 5 Unter der umſichtigen Hilfe der NS.⸗Schweſtern verblaſſen allmählich die Gedanken an die Schrecken, die deutſche Mütter bei der Flucht vor dem polniſchen Terror durchleben mußten. Eine Aufnahme aus einem ſchleſiſchen Flüchtlingslager. Weltbild(M). Beſſel ſtatt, 5 Am Grab des von den Polen ermordeten Vat 1 dem Danziger Garniſonfriedhof fand die 0 SA⸗Rottenführers und Schützen der Land er an der Danzi 1 8 ziger Boden von polniſchen Grenzſol mordet wurde. Weinend ſtehen die Ki Vaters, der polniſchen Kugel el. Welche(M.)