Nr. 207 Neckar⸗Bote(2. Blatt) OHienstag, 5. September 1939 „Hallo!“ Plötzlich wußte er, was er antworten würde. zögerung entſchuldigen. Meine Braut iſt plötzlich erkrankt. Englands Verrat [U] die Polen haben an das Pulverfaß Europa die breimende Lunte gehalten. Aber die Engländer haben ihnen dieſe brennende Lunte erſt in die Hand gedrückt. Hier liegt die ungeheure Schuld, die die britiſchen Staatsmänner auf ſich geladen haben: ſiehaben Europaverra ten. Verraken in einem Augenblick, da Muſſolini noch einen letz⸗ ten Vermittlungsverſuch unternahm, dem Deutſchland be⸗ reits zugeſtimmk hatte. England hat diefe letzte Möglichkeit, den Frieden zu retten, mit rauher Hand zerſtört. Die Män⸗ ner, die es dahin kommen ließen, haben eine Verantwortung auf ſich genommen, um die ſie wahrhaftig nicht zu beneiden ſind. Wie hatten ſie zuvor mit Phraſen um ſich geworfen, daß es ihnen immer nur um den Frieden zu tun ſei! Aber dann, als es galt zu zeigen, daß ſie gewillt ſeien, für den Frieden etwas zu tun, warfen ſie die Heuchlermasken ab. Die engliſche Herausforderung gegenüber Deutſchland iſt der beſte Beweis, daß die brikiſche Regierung nicht den Frieden wollte, ſondern den Krieg. Auf dieſes Ziel— alſo auf den Krieg— hat die engliſche Politik konſequent hingear⸗ beitet ſeik der Zeit, da Chamberlain— unter dem Druck ſeiner politiſchen Gegner— die frühere Linie ſeiner Politik verließ und eine Einkreiſungsfront gegen Deutſchland auf⸗ zuſtellen begann. Der entſcheidende Schritt war die Aus⸗ ſtellung einer Blankovollmacht für die Polen, denen er da⸗ mit das Recht gab, von ſich aus darüber zu beſtimmen, wann England zu ihren Gunſten militäriſch einzugreifen habe. Bleiben wir bei dem Bild von vorhin: Polen hat Europa in ein Pulverfaß verwandelt, die Engländer haben dazu die Lunte geſtiftet, in Brand geſetzt und den Polen überreicht mit der Ermächtigung, ſie in ſedem Augenblick, der ihnen — alſo den Polen ſelber— geeignet erſcheint, an das Pul⸗ verfaß zu halten. Das Memorandum, mit dem die Reichs⸗ regierung die engliſche Herausforderung, die den Charakter eines Ultimatums trug, gebührend zurückwies, hat die Zu⸗ ſammenhänge klar und ſcharf herausgeſtellt und nachgewie⸗ ſen. Es iſt ein eindrucksſtarkes Dokument, das den ſchlüſſigen Nachweis dafür erbringt, daß England den Frieden und damit Europa verraten hat. 5 Chamberlain hat verſucht, vor dem engliſchen Par⸗ lament eine Rechtfertigung der engliſchen Haltung zu geben. Aber ſeine Argumente waren recht fadenſcheinig und daher keineswegs überzeugend. Jedenfalls iſt es ihm nicht ge⸗ lungen, dem engliſchen Volke klarzumachen, weshalb es nun eigentlich gegen das Deutſche Reich kämpfen ſoll, gegen das Deutſche Reich, das wiederholt ſeinen Friedenswillen gerade England gegenüber feierlich betont hat. Auch vor dem Weltkrieg 1914 hat die engliſche Regierung immer wie⸗ der beteuert, daß England nicht gegen das deutſche Volk, ſondern nur gegen deſſen Herrſcher Krieg führen werde, weil dieſer die Welt bedrohe. Trotzdem aber hat England nicht davor zurückgeſchreckt, eine Hungerblockade gegen die deutſchen Frauen und Kinder durchzuführen. Heute ſteht jedenfalls feſt, daß England ein ungeheuerliches Verbrechen an allen Völkern Europas begangen hat, indem es gegen Deutſchland Krieg führen will, ohne daß Deutſchland die engliſchen Lebensintereſſen irgendwie verletzt oder auch nur berührt hätte. Daß die urdeutſche Stadt Danzig wieder zum Reich zurückgekehrt iſt, daß der Korridor wieder zum Reich kommen muß, ſind Dinge, die auch nicht im entfernteſten engliſche Intereſſen angehen. Wohl aber hätte England daran gelegen ſein müſſen, die Danzig⸗Frage und das Korridor⸗ problem ſo zu löſen, daß ſie nicht fernerhin einen Zankapfel bedeuten und damit den europäiſchen Frieden bedrohen. Durch ſeine jetzige Haltung aber hat ſich England losgeſagt von der Lebensgemeinſchaft Europas. Es hat, wie wir ſchon ſagten, Europa verraten. . Und wofür will nun eigentlich Frankreich kämpfen? Der„Deutſche Dienſt“ ſchreibt dazu durchaug zu⸗ treffend: Der Boden Frankreichs iſt nicht angegriffen. Seine Grenzen ſind von Deutſchland garantiert. Der Weſtwall iſt nach dem Zeugnis des Führers ein Beleg mehr dafür, da Deutſchland nicht die Abſicht hat, Frankreich anzugreifen. Frankreich muß ſich darüber klar ſein, daß es nicht mehr als der kontinentale Degen und das Glaeis Englands iſt. Frankreich kämpft nur für die Fahne angeblicher briti⸗ ſcher Reichsintereſſen. Keine ellfertige Propagandaphraſe ſollte darüber hinwegtäuſchen, daß ſich die Wiederholung ſcher Männer vor 8 W F en e Ne. MAN vod ts ot 27 Leiſe und zaghaft war ein Hotelpage eingetreten und meldete in gebrochenem Deutſch, daß Profeſſor Hartleb vom deutſchen Generalkonſul am Telephon verlangt werde. Hartleb nickte und folgte dem Pagen. Was ſollte er dem Generalkonſul ſagen? Er mußte mit freundlichen Worten ſeinem Landsmann und Freund, Herrn von Mergenthal, mitteilen, daß die Ziviltrauung wegen wegen... wegen... er wußte noch nicht, was er ſagen würde. In der gepolſterten Telephonzelle nahm er mechaniſch den Hörer in die Hand und meldete ſich: „Verehrter Herr Generalkonſul, Sie müſſen die Ver⸗ Ich werde Sie im Laufe des Nachmittags anrufen. Bitte, entſchuldigen Sie mich jetzt!“ Aufatmend legte Hartleb den Hörer auf die Gabel zurück und verharrte noch eine Weile in der Zelle, den Kopf rückwärts an die Wand gelehnt. Vielleicht war dieſe Notlüge die Wahrheit: Helene war wieder krank geworden, ſie hatte wieder einen Nervenanfall gehabt. 5 Angſt um dieſe gequälte, von ihm geliebte Frau kam 11 5 ihn. Wo mochte ſie ſein! Drinckſen mußte ſie ſuchen aſſen. 955 5 a Auf dem Wege zu ſeinem Freund begegnete ihm — der ihn ſalopp mit einem Augenzwinkern üßte. i** Morgen ſehen Sie mich wieder, Herr Profeſſor! nicht zu finden, gen Sie ſich bis dahin. was Sie ſich's koſten laſſen dem Weſtwall ebenſo wenig lohnen wird wie 1914 der An⸗ ſturm gegen das Reich. Der deutſche Soldat aber weiß, wofür er kämpft: er kämpft um die Ehre und die Le⸗ bensrechte ſeiner Ration. Er kämpft dafür, daß mit den letzten Ungerechtigkeiten des Verſailler Zwangsdik⸗ tats endlich Schluß gemacht werde, er kämpft für die Gleich⸗ berechtigung und die Sicherheit des Großdeutſchen Reiches. Für dieſe hohen Ziele ſetzt das deutſche Volk ſeine geballte Kraft, für dieſe hohen Ziele kämpfen bei uns Front und Heimat! 5 s An den zivilen Luſtſchutz Aufruf des Oberbefehlshabers der Luftwaffe. Berlin, 4. September. Generalfeldmarſchall Göring erließ folgenden Aufruf an die Männer und Frauen des zivilen Luftſchutzes: Deutſche Männer und Frauen! Der Luftſchutz iſt auf⸗ gerufen. Flieger und Flakarkillerie ſtehen auf der Wacht, den deutſchen Luftraum gegen feindliche Luftangriffe zu ſichern. Neben ihnen ſind in allen deutſchen Gauen die Männer und Frauen des zivilen Luftſchutzes bereit, für den Schutz der Heimat einzutreten und, wenn es ſein muß, ihr Leben ein⸗ zuſetzen. Ich bin gewiß, daß jeder von Euch, ob er nun ſei⸗ nen Platz im Luftſchutzwarndienſt, in den Reihen des Si⸗ cherheits· und Hilfsdienſtes, im Werkluftſchutz, im Selbſt⸗ — oder im erweiterken Selbſtſchutz hat, bis zum äußerſten eine Pflicht kun wird. Ich weiß, welch uneigennütziger Op⸗ fermut den unbekannten Kämpfer im Luftſchutz beſeell. Die⸗ ſen Mul und zugleich das, was Ihr in jahrelanger mühevol⸗ ler Friedensarbeit im Luftſchutz gelernt habt und nun Euer Eigen nennen dürft, gilt es jetzt einzuſetzen für Volk und Heimat, für die Familie, für Haus und Hof, für Dienſtſtelle und Betrieb. Auf Euch, Ihr Männer des Sicherheits⸗ und Hilfsdienſtes und des Luftwarndienſtes, ruht die Verantwortung dafür, daß durch die Luftangriffe des Gegners der Lauf des öffentlichen Lebens nicht nachhaltig geſtört wird. Ihr vom Werkluftſchutz, die Ihr in den Betrieben für die Schlagkraft unſerer Wehrmacht, für die Verſorgung der Heimat Tag und Nacht an den Maſchinen ſteht, denkt daran, daß von Eurer Diſsziplin und Einſatzbe⸗ reitſchaft der ungeſtörte Gang der Produktion und damit die „ unſeres Volkes in dieſen ſchweren Zeiten ab⸗ ängt. Du Kämpfer im Selbſtſchutz ſei Dir bewußt, daß durch Deinen Einſatz nicht nur Leben und Geſundheit Deiner Frau, Deiner Kinder, ſondern auch das Schickſal von Millionen Volksgenoſſen mit ihrem Gut und Blut ent⸗ ſcheidend geſtaltet wird. Am unſerem unerſchülterlichen Wider ſtands willen oll 8 Gegner ſcheitern. Es lebe der Führer! Es lebe Deulſch⸗ an Bei Luſtangriffen Aufruf Görings an die Bevölkerung. Generalfeldmarſchall Göring richtet an die Bevölker eden a ſcha g richtet Bevölkerung „Deutſche Volksgenoſſen und deutſche Volksgenoſſinnen! An Euch alle wende ich mich, nachdem der e rufen worden iſt. Gewiß iſt es in erſter Linie Aufgabe der⸗ jenigen Männer und Frauen, denen beſondere Aufgaben im zivilen Luftſchutz übertragen ſind, ſich bei Luftangriffen für die Allgemeinheit einzuſetzen. Aber ihr Einſatz kann nur dann pollen Erfolg haben, wenn ſie von jedem Einzel⸗ nen ohne Rückſicht auf Alter, Geſchlecht oder Beruf, tatkräf⸗ tig Ale Bolte—— 5 0 e enoſſen bilden eine Schickſalsgemeinſchaft, die auf Leben und Tod zuſammenſtehen muß. Wahrt 9 Beſonnenheit! Folgt den Anordnungen der Polizei und der anderen im Luftſchutz eingeſetzten Kräfte! Jeder von Euch zeige, daß er im Lufkſchutz gelernt hal! Wenn jeder das kut, was ihm im Hauſe und auf der Straße, in ſeinem Belrieb oder in ſeiner Dienſtſtellos obliegt, wird der Gegner ſein Ziel, Anordnung in das Wirkſchafksleben und Verwirrung in die Bevölkerung zu kragen, nicht erreichen. Ein Volk, das den eiſernen Willen zur Selbſterhaltu in ſich trägt, wird auch den Gefahren aus der Luft fel. reich kroßen. Heil dem Führer! Heil Deukſchland!“ wollen, wenn ich mich ſchnell ſcheiden laſſe. Funfzig tauſend Mark dürfte der Spaß wohl wert ſein! Ihre Berliner Freunde würden ſtaunen, wenn Sie erführen, daß Sie eine noch verheiratete Frau heiraten wollten!— T'ſchüs! Bis morgen!“ Hartleb war ſtehengeblieben und erwiderte dem dreiſt lachenden Pontiarfſki: „Fünfzigtauſend haben Sie nur verlangt? Ich würde dieſe Frau nicht für mein ganzes Vermögen, ſondern nur mit meinem Leben verkaufen! Wenn Sie der Gatte dieſer Frau ſind, dürfen Sie alles, was mir gehört, fordern, wenn Sie mir dieſe Frau laſſen!“ Damit wandte ſich Profeſſor Hartleb von dem über⸗ raſchten Pontiarſki ab und ſtieg die Treppe hinauf, um nach den Appartements zu gehen, die ſeine Braut bewohnt hatte. Pontiarſki ſah ihm nach und ließ ſeinen gedehnten Pfiff hören. Er dachte bei ſich: Wie iſt es möglich, daß ein Menſch ſo verliebt ſein kann? Er war mit dem Stand der Dinge und mit ſich zufrieden. Es würde ein fettes Geſchäft werden! . dle Doktor Drinckſen hatte inzwiſchen den Schreibtiſch Helenes einer Prüfung unterzogen. Die Schmuckſtücke lagen unverſchloſſen in einer Samtkaſſette, das Scheckbuch mit den Blankounterſchriften Hartlebs lag daneben. Die Kammerfrau erklärte ihm auf Befragen, daß nur ein leichtes Leinenkoſtüm fehle, aber keine Toilettengegen⸗ ſtände. Nur die ſchwarze Handtaſche, die das gnädige Fräulein ſonſt nie benutzt hätte, und die Geldbörſe wären „Aber das gnädige Fräulein hatte niemals mehr als i etwa zwanzig Mark bei ſich getragen.“ Drinckſen dankte und dachte bei ſich, daß Helene mit n ja keine großen Sprünge würde machen Enge f.* ruhig zu verhalten. 8 5 »Hat Fräulein Ludgerus geſtern oder vorgeſtern Be. 5 Wir ſind zur Stelle! Die Pflichten der Frau in der Front der Heimat Von Gertrud Scholz⸗Klink, Reichsfrauenführerin „Ich erwarte auch von der deutſchen Frau. daß ſie ſich in eiſerner Disziplin vorbildlich in dieſe große Kampfgemeinſchaft einfügt.“— Der Führer am 1. September 1939 im Reichstag. NS. Die Stunde der Bewährung hat begonnen. Die Front an den Grenzen und in Feindesland iſt gebildet. Un⸗ gere. d aber haben ſich in die Heimatfront eingereiht. Nun muß es ſich zeigen, daß wir Nationalſozia⸗ liſten ſind. Der Führer hat uns deutſche Frauen gerufen und keine von uns darf fehlen. Unſere Männer haben die Waffen zur Hand genommen und tun draußen ihre Pflicht. Wir haben ſie ziehen laſſen; denn ſo wie ſie jetzt vorm Feind Tapferkelt u beweiſen haben, ſo wollen auch wir mit der gleichen Tap⸗ ferkeſt in der Heimat dienen. Unſere Männer ſollen es wiſ⸗ ſen, daß wir zu Hauſe zuſammenſtehen und einer des ande⸗ ren Sorge trägt. Unſere Soldaten ſollen ſich auf uns ver⸗ laſſen können. Jede Stunde muß ſie bereit finden; ſie ſollen ſich nicht auch noch Gedanken um ihre Angehörigen in der Heimat machen müſſen. Ganz nah müſſen wir nun zuſammenrücken, damit keiner müde wird. Wie eine große Familie ſtehen wir zuſammen. Helfende Hände ſtrecken ſich aus, wenn Schwachheit hier oder da aufkommen will. In dieſen ſchickſalsſchweren Tagen fühlt ſich jede von uns dafür verantwortlich, daß ſich in keiner Frau die Bitterkeit der Einſamkeit einſchleicht. So wie wir mit heißem Herzen den Marſch unſerer Truppen verfolgen. ſo wollen wir auch einen Blick haben für die Frauen, denen, wir täglich begegnen. Gemeinſam iſt der Weg den wir ge⸗ hen, gemeinſam die Sorge, gemeinſam ſoll auch der Schmerz ſein, 1—5 manche von uns treffen wird. Ein gutes Wort, ein teilnehmender Händedruck kann tröſten und überwinden hel⸗ fen. Wer noch keinen Einſatzplatz zugewieſen bekommen hat, meldet ſich. Zur Unterſtützung der Landfrau, zur Betreu⸗ ung der Kinder werktätiger Frauen, bei Gemeinſchaftsver⸗ pflegungen und Speiſungen werden ungezählte Hände ge⸗ braucht. Es darf keine Frau mehr geben, die die Hände in den Schoß legt und zuſieht. Oft, wenn die deutſchen Menſchen zum Einſatz aufgerufen wurden, haben wir geſagt„Es geht um Deutſchland. Dies Wort erleben wir in dieſen Tagen ganz neu. Wir wollen nicht viel davon ſprechen— aber in unſeren Herzen ſoll dies Wort wach bleiben und uns ſtark machen. Wir ha⸗ ben nur eine Spanne Zeit zu leben— aber unſeren Kindern wollen wir ein Deutſchland der Ehre zurücklaſſen. Aus der fordernden Gegenwart dieſer Tage ſchauen wir hinaus in die Zukunft, die unſeren Kindern gehören ſoll. Voll Ver⸗ trauen folgen wir dem Führer. Er mag von uns verlangen, was notwendig iſt— wir ſind zur Stelle. In den Jahren, die hinter uns liegen, haben wir es ihm immer wieder ge⸗ lobt. Nun dürfen wir es mit unſerer Tat und unſerer un⸗ erſchütterlichen Haltung täglich beweiſen. Der Feind wartet darauf, daß wir in unſerem Glauben an den von der Vor⸗ ſehung beſtimmten Weg des Führers irre werden. Der Feind hat ſich in den deutſchen Frauen getäuſchk. Wenn auch Schweres und Schwerſtes uns auferlegt wird unſer Stolz bleibt der gleiche, als deutſche Frauen mit dens Führer in eiſerner Diſziplin diefen Weg zu gehen und ihm die Gewißheit tagtäglich zu geben, daß auch die Heima 5 und mitzuſiegen ſich bereitgemachf t. 13 Frauenmilchfammelſtellen in Deutſchland. Um die Säuglingsſterblichkeit auf ein Mindeſtmaß her⸗ abzuſetzen, muß die Ernährung vor allem des jungen Säug⸗ lings ſo ſachgemäß ſein, daß ſeine Widerſtandskraft gegen Er⸗ nährungsſtörungen und Infektionskrankheiten erhöht wird. Als natürlich iſt aber nur die Ernährung des Säuglings an der Mutterbruſt zu bezeichnen. Um nun überſchüſſige Frauen⸗ milch ernährungsbedürftigen Säuglingen zugute kommen zu laſſen, entſtand die erſte Frauenmilchſammelſtelle in Magde⸗ burg und kurz darauf die zweite in Erfurt. Heute haben wir 13 ſolcher Stellen in Erfurt, Berlin, Bochum, Bremen, Freiburg, Hamburg, Hannover, Inſterburg, Magdeburg, Mainz, München, Pforzheim und Plauen. Vier weitere ſind im Entſteben. . ͤwvddddbTßTbTbbTfßbTbTbTbTbTbTTTTTee Bauer, man greift Dich an! Wehre Dich gegen Kartoffelkäfer. 2 ſuch gehabt? Eine Dame oder einen Herrn, die Ihnen unbekannt waren?“ Die Kammerfrau dachte nach und antwortete: „Nein! Das gnädige Fräulein war ſehr zurückhaltend und hat faſt mit niemandem geſprochen.“ Doktor Drinckſen hatte ein geſchultes Ohr für wahre und falſche Ausſagen. Er dankte der Kammerfrau freund⸗ lich und ſetzte die Unterſuchung des Schreibtiſches fort. Einige offene Briefe lagen im Mittelfach, meiſtens ge⸗ ſchäftliche Angebote von Modehäuſern oder Schuh⸗ geſchäften. Auf einem Blatt billigen Schreibpapiers ſtand mit zweifellos verſtellter Schrift:„Legen Sie tauſend Mark an die Ecke Woermann⸗ und Goltzſtraße hinter die Regenröhre. Ich bin dann bereit zu verſchweigen, daß Sie die Tochter des Einbrecherkönigs Gabrielle ſind.— Einer, der es gut mit Ihnen meint.“ Achtlos legte Doktor Drinckſen den Zettel auf den durchgeſehenen Haufen. Er kannte den großen Briefeinlauf, den Helene gehabt hatte. Erpreſſungen und die ſeltſamſten Angebote waren dar⸗ unter. 8 Bejahrte, exaltierte Frauen gaben beſchwörend an, daß die in der Zeitung abgebildete Unbekannte ihre verſtorbene oder verſchollene Tochter ſei. Nach näheren Prüfungen. ö ſtellte ſich heraus, daß dieſe Frauen niemals ein Kind ge⸗ boren hatten. 5 Aus Amerika war ein eingeſchriebener Brief folgenden Inhalts angekommen: 0 „Miſter Joſé Morelli, vierundachtzig Jahre alt, Dollarmillionär aus Michigan, würde ſich freuen, die Un⸗ bekannte zu ehelichen. Er will ihr ſein Vermögen hinter⸗ laſſen, um ſeine Erben zu ärgern...“, und ſo weiter. Au allen Ländern regnete es Heiratsanträge.: i Doktor Drinckſen gab der Kammerfrau, die noch immer leiſe vor ſich hinjammerte, die Weiſung, im Zimmer nichts anzurühren, auf ihr Zimmer zu gehen und ſich bis n „Vermißtenanzeige wird vorläuft (1. Fortſetzung.) In der Artikelreihe berichten wir von verſchiedenen Kriminalfällen aus der Welt der Artiſten, die ſeiner⸗ zeit beſonderes Intereſſe erregt haben. Zuerſt wurden die Hintergründe aufgedeckt, die dazu geführt haben, daß in Amerika eine Glanznummer in Perſon eines Meſſerwerfers auf die Bühne kam. Daran war ein Verbrechen ſchuld, das vor Jahren begangen wurde und die Polizei beſchäftigte. Auch in einem Zirkus mußte die Polizei Verdächtige beobachten, und dabei ergaben ſich einige Zwiſchenfülle, die einen Artiſten auf den Gedanken brachten, die ühnliche Situation als Nummer vorzuführen. Dann wurde an einen Fall er⸗ innert, der nur mittelbar mit Artiſten zu tun hatte. Kurz vor dem Kriege veranſtaltete der reiche Holzhänd⸗ ler Michaelowitſch in Petersburg für ſeine zahlreichen Freunde eine Geſellſchaft, bei der einige Varieténum⸗ mern auftreten ſollten, darunter ein Zauberkünſtler. Der Zauberkünſtler wollte ſeinen Trick vorführen, dazu brauchte er ſämtliche Wertſachen der Gäſte, die ihm ausgehändigt wurden, In dieſem Augenblick ging das Licht im Saale aus. Da ſie alle glaubten, daß der Zauberkünſtler auf irgendeinem Umwege in der Dunkelheit verſucht hatte, an den Kaſten heranzukommen, zwang man jetzt unter allge⸗ meinem Gelächter den Gehilfen, den Kaſten zu öffnen. Der Kaſten war leer. Nach fünf Minuten entdeckte einer der jüngſten Gäſte, ein Leutnant, der am Eingang der Tür ſtand, daß ſie von außen abgeſchloſſen war. „Nach zehn Minuten hatte die geſamte Geſellſchaft be⸗ griffen, daß der Zauberer nie wiederkehren würde. Trotz des Tumultes, der plötzlich losbrach, wurde es dem Hausherrn bald klar, daß Perlenketten, Uhren, Edel⸗ ſteine, Börſen uſw., im Geſamtwerte von rund einer viertel N Rubel, von dem Zauberkünſtler geſtohlen worden varen. Ferner mußte er feſtſtellen, daß man zum Oeffnen der Tür genau 40 Minuten brauchte. Das ſolide Eichenholz mußte rings um das Schloß herum mit Arthieben zer⸗ trümmert werden. Die myſteriöſe Uhr Wenn auch Herr Michael Michgelowitſch dieſen Scha⸗ den deckte, und wenn ihm auch alle Gäſte zugeſichert hatten, daß ſie über dieſen Vorfall Stillſchweigen bewahren wür⸗ den, ſo war doch in der Geſellſchaft die Schadenfreude über dieſen tollen Streich ſo groß, daß man ſich nach ein paar Tagen in Petersburg die Affäre ſchmunzelnd erzählte. Auch die Polizei erhielt Kenntnis davon. Der Holzhändler mußte genau Bericht erſtatten, und dabei ſtellte es ſich heraus, daß der wirkliche Zauberkünſt⸗ ler Alkabar in jener Nacht in Moskau aufgetreten war, da er durch ein Telegramm eine Abſage don Michael Michgelowitſch erhalten hatte. Kriminalinſpektor Suckow wußte, daß ſeine Aufgabe ſo gut wie unlösbar war. Ihm war ja bei ſeinen ganzen Ermittlungen große Hemmung dadurch auferlegt, daß Michael Michaelowitſch die Nachforſchungen erſchwerte, und ein großer Teil der geladenen Gäſte ſo hohen Kreiſen angehörte, daß eine genaue Unterſuchung des Falles und Nachforſchungen nach den erbeuteten Wertgegenſtänden un⸗ möglich waren. Suckow ließ es ſich trotzdem nicht nehmen, in allen Zeitungen eine Aufforderung mit ganz beſtimmten Hin⸗ weiſen einrücken zu laſſen, die nur für Hehlerkreiſe be⸗ ſtimmt waren. Damit hatte er Erfolg. Eines Tages erhielt er eine eingeſchriebene Sendung, die nichts als eine goldene Uhr und eine ſolche Veröffent⸗ lichung enthielt. Er wickelte die Uhr aus dieſem Zeitungspapier heraus, ſah ſich das Papier von allen Seiten an, betrachtete die Uhr und begriff zunächſt nichts. Was für einen Grund konnte jemand haben, von dieſer Beute ein einziges Stück, nämlich dieſe goldene Uhr, zurückzuſenden? Hatte vielleicht einer der kleinen Heh⸗ ler ſie gekauft und es mit der Angſt zu tun bekommen? Er beſah ſich die Uhr und das Paket noch einmal genau, und dabei fiel ihm erſt auf, daß die Uhr in zwei Blatt Zeitungen eingewickelt war. Das eine Blatt enthielt ſeine Veröffentlichung und das Datum des vorhergehenden Tages, während das andere Blatt ſieben Monate älter war. Als er dieſes alte Blatt genau überlas, entdeckte er darin eine kurze Veröffentlichung über eine ſchwere Blut⸗ tat in Moskau. Es handelte ſich um die Leiche eines Man⸗ nes aus Uralft, dem mit den Ausweispapieren eine kleinere Summe Geldes, ein Ehering und eine Uhr geraubt wor⸗ den waren. Die Uhr, die vor dem Inſpektor Suckow auf dem Tiſch lag, trug dieſelbe Nummer. Und jetzt begriff er auch, warum ihm gerade dieſes Stück zugeſandt worden war. War die Uhr, wie man annehmen mußte, die Beute des falſchen Zauberers geworden, dann mußte einer der Teilnehmer an dem Feſt des Michael Michaelowitſch mit der Mordtat in Zuſammenhang ſtehen. Sehr bald konnte Suckow ermitteln, daß einer der Diener, die zu dem Feſt angenommen worden waren, mit unbekanntem Reiſeziel verſchwunden war. Es dauerte aber nur ein paar Wochen, bis dieſer Mann gefunden war, der die Mordtat in Moskau auch eingeſtand. Von den übrigen geſtohlenen Schmuckſachen tauchte in Hehlerkreiſen und auch ſpäter nichts mehr auf. Am meiſten grübelte Inſpektor Suckow darüber nach, was den falſchen Zauberkünſtler wohl veranlaßt haben lonnte, die Bluttat aufklären zu helfen. Denn die Rück⸗ ſendung der Uhr war doch offenſichtlich nur in dieſer Ab⸗ ſicht erfolgt. 5 Nach der Revolution in Rußland gehörte auch In⸗ ſpektor Suckow zu denen, die vor der Wut der Verbrecher und Kommuniſten flüchten mußten. In London erlangte er durch ſeine Tüchtigkeit den Ruf eines guten Kriminaliſten und wurde auch mit ſchwie⸗ rigen Fällen betraut, wiſches Land betrafen. Auf einer Ueberſeereiſe lernte Suckow einen älteren Mann namens Potoki kennen, der in Argentinien eine große Farm beſaß. Potoki fand ſolchen Gefallen an Suckow, daß er ihn einlud, ihn nach Erledigung ſeiner Geſchäfte in Argen⸗ tinien auf ſeiner Farm zu beſuchen. Potoki hatte vor dem Kriege in Rußland gelebt. Er hatte oftmals von ſeinen ruſſiſchen Erlebniſſen geſprochen, und als Suckow ihm ſpäter anvertraute, daß er bei der Kriminalpolizei in Petersburg tätig geweſen war, ſchien es, als ob Potoki ihn mit einer neuen Art von Intereſſe betrachtete. Vielleicht war es darauf zurückzuführen, daß er Suckow dringend bat, ſeine Einladung anzunehmen. Als Suckow ihn nach mehreren Wochen aufſuchte, wurde er mit großer Gaſtfreundlichkeit aufgenommen. Was ihn aber mit Verwunderung erfüllte, war, daß Po⸗ tolt ihn abends öfter drängte, Erlebniſſe aus ſeinem Poli⸗ zeitdienſt in Petersburg zum beſten zu geben, und an einem Abend ſelbſt die Rede auf den großen Juwelen⸗ diebſtahl im Hauſe Michael Michaelowitſch brachte. beſonders, wenn ſie irgendein fla⸗ Jung⸗China ſtellt hoff⸗ nungsvollen Equilibriſten⸗ Nachwuchs. Die Chineſen ſind geborene Artiſten, und vor allem unter den Equi⸗ libriſten ſtehen ſie an der Spitze. Was Equilibriſten ſind? Man kann das Wort leichtverſtändlich überſetzen mit Gleichgewichtskünſtler. So leicht dieſe Arbeit auf der Bühne des Varietés ausſehen mag, ſo mühelos jene Menſchen jede ein⸗ zelne Phaſe beherrſchen mögen, ſo ſchwierig iſt die⸗ ſes Gebiet der Artiſtik. Aufnahme: Wintergarten⸗ Berlin M. Suckow erzählte zurückhaltend 1 10 damaligen Nach⸗ forſchungen und fügte hinzu, daß ihn dieſer Fall beſon⸗ ders geärgert habe, weil er niemals hinter die Löſung des Rätſels gekommen ſei. Potoki lächelte und ſagte plötzlich zu ihm, er könne ihm die Löſung des Rätſels mitteilen. Er ſelbſt ſei näm⸗ lich jener Zauberkünſtler geweſen. Suckow wollte es zuerſt nicht glauben. Dann aber er⸗ 9 ihm Potoki jede Einzelheit, und es ergab ſich fol⸗ endes: 5 Michael Michaelowitſch hatte gerade in dem Gebiete, in dem Potoki geboren worden war, eine rieſige Schiebung durchgeführt. In dieſer Gegend führten einige entſchloſſene Männer einen wahren Verzweiflungskampf gegen das ruſſiſche Regime, aber ſie waren am Ende ihrer Geldmittel angelangt, und Potoki, der zu ihnen gehörte, hatte ſchon vielerlei Pläne entworfen, ja, wie er geſtand, er wäre nicht einmal vor einem Raubüberfall zurückgeſchreckt, um ihr weiteres Vorhaben zu finanzieren. In Petersburg war er durch einen Zufall in einem Nachtkabarett Zeuge geweſen, als der verhaßte Holzhänd⸗ ler und Schieber einen Vertrag mit einer Tänzerin ab⸗ ſchloß und dabei auch großſprecheriſch erwähnte, daß er den berühmten Zauberkünſtler Alkabar in Moskau ver⸗ pflichtet hätte. Auf Grund dieſer Kenntnis hatte Potoki einen Plan gemacht und auch durchgeführt, und der geſamte Erlös fü dem Beutezug war denen zugefallen, die jenen Kampf ührten. Die Uhr aber hatte er zurückgeſchickt, weil er und ſeine Helfer Kenntnis davon erhielten, daß dieſes Stück aus dem unaufgeklärten Raubmord ſtammte. Der leuchtende Kimono In Antwerpen wurde an einem nebligen November⸗ morgen die Leiche eines Mannes aus dem Hafen heraus⸗ gefiſcht, von dem man bei oberflächlicher Beſichtigung an⸗ nehmen konnte, daß er vielleicht in der Trunkenheit ins Waſſer gefallen und dabei ums Leben gekommen war. Dem Wachthabenden der Polizeiſtation fiel nur auf, daß der Tote keinerlei Papiere bei ſich trug, aus denen ſeine Perſönlichkeit hätte feſtgeſtellt werden können. Von den Schiffen wurde niemand als vermißt gemel⸗ det, und der Wachhabende hatte jenes deutliche Gefühl des begabten Polizeibeamten,„daß etwas an der ganzen Sache nicht ſtimmen könne“. Der Polizeiinſpektor, der den Fall bearbeitete, ein Mann, der mehr durch Pedanterie als durch große Bega⸗ bung glänzte, tat zwar die Einwendungen und Vorſtellun⸗ gen des Polizeibeamten obenhin ab, ließ aber die Leiche doch obduzieren. Das Ergebnis der Obduktjon lautete auf Tod durch Herzſchlag, hervorgerufen durch Opiate. Die Akten über dieſen Fall wurden dem Rauſchgift⸗ dezernat zugeleitet. Inſpektor Surell legte jetzt beſonderen Wert darauf, die Perſönlichkeit des Toten fe zuſtellen. An den Kleidungsſtücken und der Oberwäſche war kein Herſteller⸗ oder Firmenſchild. Aus der Wirkart des Unter⸗ hemdes ſah er aber ſofort, daß es ſich um ein engliſches Fabrikat handelte. 5 e gehend nach. Er wandte ſich an das Zentralinſtitut für Webereien und erhielt nach ganz kurzer Zeit den Beſcheid, welche Firma in Mancheſter dieſe Ware herſtellte. Nun war es nicht ſchwer, an Hand des Vertriebes dieſer Firma den Kreis der Abnehmer feſtzuſtellen. Schon nach wenigen Tagen konnte die engliſche Polizei berichten, daß es ſich anſcheinend um einen Seemann aus Liverpool handelte, der von ſeinen Angehörigen vermißt wurde. Nach Ueberſendung der reſtlichen Kleidungsſtücke wurde dieſe Vermutung zur Gewißheit, ſo daß bald auch der Name feſtgeſtellt werden konnte. Der Tote war Jeffre Solfey. Inſpektor Surell fuhr nach Liverpool. Er ſuchte die Verwandten auf, fragte die Bekannten aus und ermittelte, daß Solfey für ſeine Verhältniſſe ganz gut gelebt hatte. Er hatte keine übermäßigen Summen ausgegeben, aber ſeiner Braut eine kleine Wohnung eingerichtet und ihren Lebensunterhalt beſtritten. Als Surell das junge Mädchen, Mary Bone, auf⸗ ſuchte, war es ihm zunächſt nicht möglich, aus ihr etwas Näheres über das Leben Solfeys zu erfahren. Als das vorſichtige Befragen zu keinem Reſultat führte, ſagte ihr Inſpektor Surell, daß es gar keinen Sinn hätte, ihn etwa decken zu wollen, denn ihr Bräutigam ſei tot. Mary Bone brach in ein heftiges Schluchzen und Weinen aus. Es ſtellte ſich heraus, daß ſie nichts weiter von ihm wußte. Sie hätte nur häufig Geld von ihm erhalten. Er war öfters unterwegs geweſen, aber woher er ſeine Ein⸗ künfte bezog, war ihr unbekannt. Das einzige, was ſie von ihm beſaß, waren ein paar nichtsſagende Briefe. Sie ging ins Nebenzimmer, ſie zu holen, um ſie Surell auszuhändigen, vielleicht daß er darin irgendwelche Fingerzeige fand. Surell war von ſeinem Stuhle aufgeſtanden und ſah durch die Tür, wie ſie die Briefe hervorkramte. Dabei fiel ſein Blick auf einen Kimono, deſſen wunderbare Farben und Stickereien ihn ſo intereſſierten, daß er näher heran⸗ trat und ihn betrachtete. Er ſtellte feſt, daß es ein ſehr wertvolles, altes Stück war. Da Solfey durch Opiate ermordet worden war, und dieſer köſtliche Kimono ſich im Beſitz ſeiner Freundin be⸗ fand, witterte Surell ſofort irgendeinen Zuſammenhang, der auf die Spur des Mörders führen könnte. Marh Bone beſtätigte, daß der Kimono ein Geſchenk ihres Bräutigams wäre. Er ſtammte, wie er ihr verſichert habe, von einer chineſiſchen Gauklertruppe, deren Vorſtel⸗ lung ſie in Liverpool zuſammen beſucht hatten. Surell, der keine, auch nicht die geringſte Spur außer acht ließ, ermittelte den Namen dieſer Truppe und erfuhr, daß ſie im Augenblick in Marſeille gaſtierte. Zwei Tage ſpäter befand ſich Inſpektor Surell in Marſeille und be⸗ ſuchte am Abend die Vorſtellung. Die Truppe hatte innerhalb des Varietéprogramms eine große Nummer zu beſtreiten und zeigte eine Reihe von Jongleurakten, Akrobatik, Meſſerwerfen, Fahnen⸗ ſchwenken, kurzum das gewöhnliche Programm, das chine⸗ ſiſche Truppen zu zeigen pflegen. Zu der Truppe gehörten einige ſehr hübſche junge Chi⸗ neſinnen, und das ganze Bild war mehr auf die Farben⸗ freudigkeit der Koſtüme und auf die Schönheit dieſer jun⸗ gen chineſiſchen Mädchen abgeſtellt, als auf eine wahre artiſtiſche Leiſtung. 5 Nach Schluß der Vorſtellung ſuchte Inſpektor Surell den Leiter der Truppe auf und befragte ihn vorſichtig, ob er ſeinerzeit eines dieſer Gewänder an einen Seemann namens Solfey verkauft hätte. Es wäre jedenfalls von dieſem Solfey behauptet worden.„„ Außer einem ſehr nichtsſagenden Lächeln des Chineſen konnte Inſpektor Surell als Ergebnis ſeiner Reiſe nur einen Mißerfolg buchen. 50 Als er ein paar Tage ſpäter in ſeinem Büro ſaß, kam ihm der Gedanke, daß ja nicht unbedingt der See⸗ mann gelogen haben mußte, daß vielleicht der Chineſe irgendeinen Grund haben mußte, die Sache abzuſtreiten, oder Scherereien mit der Polizei aus dem Wege zu gehen. Um nichts unverſucht zu laſſen, zog er Erkundigungen über die Truppe ein und fragte auch in Artiſtenkreiſen ein⸗ Dabei erfuhr er, daß man ſich im allgemeinen wundere, wie dieſe Truppe bei ihrem ungeheuren Aufwand über⸗ haupt exiſtieren konnte.(Fortſetzung folgt.) Druckarbeiten tür Handel, Gewerbe und industrie liefert schnellstens Neckar-Bote-Druckerei