unſere müht, tzuer⸗ dazu Volk umge⸗ Ent⸗ t man einem r den Län⸗ n wir en in gegen⸗ letzte müht, n, um 00120 Nr. 216 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Freitag, 15. September 1939 15 ſonſt bei jeder ſucht, als ob ihr an einer möglichſt humanen England vergewaltigt Neutrale Eine„Königliche Proklamation“, die dieſer Tage in London veröffentlicht worden iſt, bedeutet nicht nur den offiziellen Beginn des Aushungerungskriegs gegen Deutſch⸗ land, ſondern auch die denkbar ſchlimmſte Vergewaltigung der neutralen Staaten durch England. Durch das gleiche England, das angeblich nicht gegen das deutſche Volk kämpft und das angeblich für Freiheit und Gerechtigkeit Krieg führt. Man kann die geradezu widerliche Heuchelei der britiſchen Politik nicht treffender nachweiſen, als indem man dieſen engliſchen Sprüchen die Taten Englands ge⸗ genüberſtellt. Vor allem auf dem Gebiete der Seekriegfüh⸗ rung, die die Engländer jetzt zur reinen Seeräuberei gemacht haben. Dieſe engliſche Haltung iſt nicht neu. Wir erlebten ſie ſchon einmal: vor fünfundzwanzig Jahren, zu Beginn des Weltkrieges, ging England genau ſo vor wie heute. Damals erklärte es ane Gegenſtände aller möglichen Art — Maſchinen, Brennſtoffe, Treibſtoffe uſw.— als„Konter⸗ bande“, d. h. als Bannware, deren Beförderung zur See England durch ſeine d verhinderte. England ſetzte ſich auch ſchon damals über die Beſtimmungen der Londo⸗ ner Seerechterklärung vom Jahre 1909 hinweg, die zwiſchen abſoluter und relativer Konterbande unterſchieden. Abſo⸗ lu te Konterbande war das eigentliche Kriegsmaterial, alſo Waffen, Munition und dergleichen, relative Konterbande waren andere Güter, deren Wegnahme nur dann geſtattet war, wenn ſie für die feindliche Regierung oder deren Streit⸗ macht, nicht aber für private Empfänger beſtimmt waren. Dieſen Unterſchied hob England ſchon damals auf, damit ſeine Kriegsſchiffe alles, was ihnen in die Hände fiel, einfach wegnehmen konnten. Das gleiche Manöver haben die Eng⸗ länder jetzt wiederholt. Um die Unverſchämtheit des engliſchen Vorgehens im ganzen Umfange würdigen zu können, muß man ſich vor Augen halten, daß es ſich nicht nur gegen Deutſchland, ſon⸗ dern auch gegen die neutralen Staaten richtet. Auch deren Schiffe werden alſo von Englands Kriegsſchiffen durchſucht und, wenn es den Engländern gerade paßt, ihrer Ladung beraubt, oder verſenkt, oder einfach„aufgebracht“, alſo weggenommen Es iſt in der Tat nichts anderes als eine ſtaatlich ſanktionierte Seeräuberei, die England jetzt wieder eingeführt hat. So ſtellt man ſich in London die „Freiheit der Meere“ vor, die, wie man ſich erinnert, auch eines der Kriegsziele der Entente im Weltkrieg war. Daß ſich Deutſchkand gegen die britiſche Willkür zur Wehr ſetzt, daß es Gegenmaßnahmen getroffen hat, iſt ſelbſtver⸗ ſtändlich. Wenn die neutralen Skaaten unter der Verſchär⸗ fung der deutſchen Beſtimmungen über Bannware leiden, ſo wiſſen ſie, daß nicht Deu ch die Schuld daran trägt, ſondern England, das ſich anmaßt, Herr und Ge⸗ bieter des geſamten Welthandels zu ſein. Aber es erhebt ſich die Frage, wie lange ſich die neutralen Länder die eng⸗ liſche Seeräuberei noch gefallen laſſen. Gegen den unerhörten neuen engliſchen Willkürakt wird von zuſtändiger deutſcher Seite noch geſchrieben: In Deutſchland iſt jetzt die von der britiſchen Regierung verkündete Liſte der Güker bekannt geworden, die England als Konterbande behandeln will. d. h. alſo die Liſte der Güter, die England ſich anmaßt, durch ſeine Kriegsſchiffe als Seebeute überall aufbringen zu laſſen. Jedes Schiff einer fremden Nation, das ſolche Güter an Bord hat, wird in Zu⸗ kunft von britiſchen Schiffen verſenkt oder geraubt werden. Die Aufzählung der Güter ſelbſt iſt ſo umfaſſend, daß es ſich hier um ein Dokument ſkrupelloſer Rechtsverletzung und echt britiſchem Zynimus handelt. Es ſtellt gleichzeitig einen Beweis rückſichtsloſer Grauſamkeit engliſcher Kriegsführung dar, die ſich den von zwei britiſchen Agenten des Secret Service angeſtifteten polniſchen Mordtaten in Bromberg würdig an die Seite ſtellt. Zur Erklärung der nachſtehend veröffentlichten Liſte diene folgendes: Nach allgemein anerkannten Rechtsgrund⸗ ſätzen gelten im Seekrieg als Konterbande nur Güter und Gegenſtände, die unmittelbar der Rüſtung der kriegführen⸗ den Streitkräfte dienen. Im übrigen fallen andere Waren hierunter, inſoweit, als ſie erwieſenermaßen für den Ge⸗ brauch der feindlichen Armee beſtimmt ſind. Ein Blick in die engliſche Liſte zeigt, daß ſich gate in ſeiner Seekriegführung über alle dieſe völkerrecht 5 5 Schranken hinwegſetzt und nunmehr gewillt iſt, zu den Methoden der reinen Seeräuberei zurückzukehren. Die Liſte enthält eine große Anzahl von Gegenſtänden, die England zur Seebeute machen will, die für den Gebrauch der Zivil⸗ bevölkerung beſtimmt ſind. So ie B. alle Arten von Nahrungs- und Futtermitteln, alle Bekleidungsartikel ſo⸗ wie alle zu ihrer Erzeugung und Herſtellung dienenden Ge⸗ genſtände Konterbande ſein. Von irgendeiner Beſchränkung iſt in keiner Weiſe die Rede. D. h. alſo, England verkündet in aller Form die Hungerblockade gegen die Frauen und Kinder aller europäiſchen Länder. 8 85 Es maßt ſich das Recht an, die Nahrungs⸗ und 1 utte rmittel, die Europa nicht genügend zum Unter⸗ halt und Ernährung ſeiner Geſamtbevölkerung und zur Sicherung ſeines Viehbeſtandes produzieren kann und oisher von Ueberſee importieren mußte, zu kontrollieren und zu beſchlagnahmen, d. h. alſo, England will in Zukunft Lan⸗ dern wie Italien, Spanien, Jugoſlawien, Griechenland, Hol⸗ land, den ſkandinaviſchen Staaten, den baltiſchen Staaten uſw. diktieren, was ſie eſſen dürfen und was nicht, welche Kleider ſie tragen dürfen und welche nicht, welches Vieh ſie ſich halten dürſen ufo. Da aber von ſolchen Maßnahmen in erſter Linie die Frauen, Mütter, Kinder und Greiſe betroffen werden, ſo bedeuten die angekündigten britiſchen Maßnahmen einen Kampf ohne Erbarmen für die Unterernährung und das Verkümmern der heranwachſenden europäiſchen Jugend ſowie für das baldige Abſterben aller alten Leute. Die engliſche Regierung, die in echt engliſcher Heuchelei elegenheit den Anſchein 8 geben ver⸗ i 0 riegsführung gelegen ſei, zeigt hier ihr wahres Geſicht, denn ſie trifft mit dieſem Entſchluß nur die Schwachen. Die Widerſtandskraft des kämpfenden deutſchen Volkes wird hierdurch in keiner Weiſe betroffen. Deutſchland, das im Weltkrieg viereinhalb Jahre unter we⸗ ſentlich ungünſtigeren Umſtänden kämpfte und dann unter einer anderen Regierung trotzdem den Weltkrieg gewonnen hätte, geht heute mit ganz anderen Reſerven und Möglich⸗ keiten in dieſen Krieg als 1914. Es ſteht ihm vor allem nach der Niederſchlagung Polens der geſamte Oſten nicht als N Feind gegenüber, ſondern als Freund und Lieferant zur Seite. Was die deutſche Widerſtandskraft anbetrifft, ſo wird alſo die engliſche Maßnahme im wahrſten Sinne des Wortes ein Schlag ins Waſſer ſein. D Anders liegt es mit dem Handel der neutralen Länder. Dieſer legale Handel wird durch das engliſche Vorgehen nunmehr vernichtet. Wenn wir uns der Ge⸗ waltmethoden erinnern, deren ſich England über den Wort⸗ laut ſolcher Verordnungen hinaus im Weltkrieg bediente, ſo beſteht bei uns kein Zweifel, daß das wirtſchaftliche Leben der Neutralen durch dieſe engliſchen Seeräubermethoden all⸗ mählich erdroſſelt werden wird. Es bleibt die Frage offen, ob die Großmächte und ſonſtigen neutralen Staaken ſich dieſe britiſchen Unverſchämtheiten auf die Dauer gefallen laſſen. Was Deutſchland anbetrifft, ſo nimmt es den Kampf auf. Bisher hat die Reichsregierung durch ihre Priſenord⸗ nung ſich in der Seekriegführung ſtreng an die geltenden Rechtsregeln gehalten. Dieſer Zuſtand iſt nun durch den eng⸗ liſchen Völkerrechtsbruch hinfällig. Die Reichsregierung iſt gezwungen, Gleiches mit Gleichem zu vergelten, und hat daher ihre bisherige Priſenordnung entſprechend geändert. Die nun auch von dieſen deutſchen Gegenmaßnahmen betroffenen neutralen Länder aber wiſſen eindeutig, wer für dieſe von Deutſchland nicht gewollte Entwicklung die alleinige Verantworkung trägt: England. Die neue deutſche Priſenordnung Berlin, 13. September. Die Reichsregierung hat in dem Beſtreben, den friedlichen Seehandel ſoweit irgend angängig zu ſchonen, in der Deutſchen Priſenordnung vom 28. Auguſt für diejenigen für das feindliche Gebiet oder für die feind⸗ liche Streitmacht beſtimmten Gegenſtände und Stoffe zum unbedingten Banngut erklärt, die unmittelbar der Land⸗, See⸗ oder Luftrüſtung dienen. Nachdem die britiſche Regie⸗ rung jedoch eine Liſte des unbedingten Bannguts aufgeſtellt hat, die weit über dieſen Rahmen hinausgeht, ſieht ſich die Reichsregierung gezwungen, den Kreis des unbedingten Banngutes ebenfalls zu erweitern. Die Reichsregierung hat 1 05 das folgende Geſetz beſchloſſen, das hiermit verkündet wird: Arkikel 1 Als Banngut(unbedingtes Banngut) werden folgende Gegenſtände und Stoffe angeſehen, wenn ſie für das feind⸗ 125 Gebiet oder für die feindliche Streitmacht beſtimmt ind: 1. Waffen jeder Art, ihre Beſtandteile und ihr Zubehör. 2. Munition und Munitionsteile, Bomben, Torpedos, Minen und andere Arten von Geſchoſſen; die für das Ab⸗ ſchießen oder Abwerfen dieſer Geſchoſſe beſtimmten Vorrich⸗ tungen; Pulver und Sprengſtoffe einſchließlich Sprengkap⸗ ſeln und Zündmittel. 5 955 Kriegsſchiffe aller Art, ihre Beſtandteile und ihr Zu⸗ ehör. 4. Kriegsluftfahrzeuge aller Art, ihre Beſtandteile und ihr Zubehör; Flugzeugmotoren. 5. Kampfwagen, Panzerkraftwagen und Panzerzüge, Panzerplatten jeder Art. 6. Chemiſche Kampfſtoffe; die zu ihrem Abſchießen oder Abblaſen beſtimmten Vorrichtungen und Maſchinen. 7. Militäriſche Kleidungs⸗ und Ausrüſtungsgegenſtände. 8. Nachrichten⸗, Signal- und militäriſche Beleuchtungs⸗ mittel und ihre Beſtandteile. 9, Transport⸗ und Verkehrsmittel und ihre Beſtandteile; Zug⸗, Laſt⸗ und Reittiere. 10, Kraft⸗ und Treibſtoffe aller Art, Schmieröle. 11. Gold, Silber, Zahlungsmittel, Schuldurkunden. 12. Geräte, Werkzeuge, Maſchinen und Stoffe zur Her⸗ ſtellung oder zum Gebrauch der in den Ziffern 1 bis 11 ge⸗ nannten Gegenſtände und Erzeugniſſe. Arkikel 2 Artikel 1 dieſes Geſetzes wird Artikel 22(Abſatz 1) der Priſenordnung. Bekanntmachung über bedingtes Banngut Berlin, 13. September. Nachdem die britiſche Regierung eine Liſte bedingten Banngutes aufgeſtellt und in dieſe Le⸗ bensmittel und andere lebenswichtige Güter aufgenommen hat, ſieht ſich die Reichsregierung gezwungen, nunmehr auch ihrerſeits entſprechend zu verfahren. Es wird daher folgendes bekanntgemacht: Als Banngut(bedingtes Banngut) werden unter den Vorausſetzungen des Artikels 24 der Priſenordnung vom 5 Auguſt 1939 folgende Gegenſtände und Stoffe ange⸗ en: Nahrungsmittel leinſchließlich lebende Tiere), Genußmit⸗ tel, Futtermittel und Kleidung; Gegenſtände und Stoffe, die zu ihrer Herſtellung gebraucht werden. 1 5 Die britiſche Konterbandeliſte Ein Erlaß des englischen Königs bezeichnet im einzelnen die Gegenſtände, die als Kriegskonterbande behandelt wer⸗ den. Der Erlaß hat folgenden Wortlaut: „Da zwiſchen uns einerſeits und Deutſchland anderer⸗ ſeits Kriegszuſtand herrſcht, und es daher notwendig iſt, die Gegenſtände im einzelnen zu bezeichnen, die wir als Kriegs⸗ konterbande zu behandeln beabſichtigen, erklären wir mit Zuſtimmung des Geheimen Kabinettsrates, daß während der Dauer des Krieges oder bis zu weiterer öffentlicher Be⸗ kanntmachung die in Anlage 1 aufgezählten Gegenſtände hiermit als abſolute Konterbande und die in Anlage 2 be⸗ zeichneten Gegenſtände als bedingte Konterbande behandelt werden. Anlage 1: Abſolute Konterbande: A) Alle Art von Waffen, Munition, Sprengſtoffe, Chemikalten oder Vor⸗ richtungen, die für den Gebrauch chemiſcher Kriegsführung geeignet ſind, Maſchinen für deren Herſtellung oder Repa⸗ ratur. Beſtandteile derſelben. Artikel, die für ihren Ge⸗ brauch notwendig oder geeignet ſind. Materialien oder Be⸗ ſtandteile, die zu ihrer e gebraucht werden. Artikel, die für die Erzeugung oder den Gebrauch ſolcher Materialen oder Beſtandteile notwendig oder geeignet ſind. B) Brenn⸗ ſtoffe aller Art, alle 5 0 oder Mittel für die Be⸗ förderung zu Lande, auf dem Waſſer oder in der Luft, und Maſchinen, die zu ihrer Herſtellung oder Reparatur ge⸗ braucht werden. Beſtandteile derſelben. Inſtrumente, Artikel oder Tiere, die für ihre Anwendung notwendig oder geeig⸗ net ſind. Materialien oder Beſtandteile, die bei ihrer Her⸗ ſtellung gebraucht werden. Artikel, die für die Erzeugung oder den Gebrauch ſolcher Materialien oder Beſtandteile notwendig oder geeignet ſind. C) Alle Nachrichtenmittel, n Piet Geräte, Inſtrumente, Ausrüſtungen, Landkar⸗ ten, Bilder, Papiere und andere Artikel, Maſchinen oder Inſtrumente, die notwendig oder geeignet für die Durch⸗ N kriegeriſcher Operationen ſind. Für deren Herſtel⸗ lung oder Gebrauch notwendige oder geeignete Artikel. D) Geldmünzen, Edelmetalle in Varren. Banknoten, Schuldur⸗ kunden, ferner Metallmaterialien, Scheſben, Platten, Ma⸗ ſchinen oder andere Artikel, die für deren Herſtellung not⸗ wendig oder geeignet ſind. 5 Anlage 2: Bedingte Konterbande:) Alle Ar⸗ ten Nahrungs- und Lebensmittel, Futter und Futtermittel, Kleidung und Artikel ſowie Materialien, die zu deren Er⸗ zeugung gebraucht werden. Speck, der England nicht erreichte Oslo, 14 Sept. Die norwegiſche Fleiſch⸗ und Speckver⸗ ſorgungszentrale hat dieſer Tage 240 000 kg geſalzenen Speck; aufgekauft, der für England beſtimmt war. Es han⸗ delt ſich um ſchwediſchen Speck, der auf einem ſchwediſchen Schiff bereits nach England unterwegs war. Das Schiff mußte jedoch aus Anlaß des Kriegsausbruches den ſüd⸗ norwegiſchen Hafen Chriſtianſand anlaufen, in deſſen Nähe es ſich gerade befand, weil das Ueberqueren der Nordſee zu gefährlich ſchien. Obwohl Norwegen über ausreichende Fleiſch⸗ und Speckreſerven verfügt, hielt man es doch für richtig, ſich dieſe willkommene Ladung zu ſichern. Der Speck wird nun als Reſerve gelagert. Wirtſchaftswoche Auch die Rohſtoffverſorgung geſichert— Die handelspolitt⸗ ſche Lage in Südoſteuropa— Wie ſteht es mit der Wirtſchaft der Gegenſeite? Nicht nur unſer Heer, auch unſere Volkswirtſchaft, ja un⸗ ſer ganzes völkiſches Leben iſt auf den Sieg eingeſtellt. Mir feſter Hand wurde die Volkswirtſchaft auf die neuen Verhält⸗ niſſe ümgeſtellt. Von einer wirkungsvollen Blockade kann heute nicht mehr die Rede ſein. Unſere Ernährung iſt voll⸗ kommen geſichert, und daß ſie weiterhin geſichert bleibt, da⸗ für bürgen die vorſorglichen Maßnahmen, die auf dieſem Gebiete getroffen wurden. Aber ſwie ſteht es mit der Rohſtoffverſorgu ng Auch da haben wir nichts zu befürchten. Unſere Ernäh⸗ Tungsgrundlage iſt günſtiger als je und abſolut geſichert. Auch das ſchwierige Kapitel der Fektverſorgung wird gemei⸗ ſtert werden. An gewerblichen Röhſtoffen ſind größere Vor⸗ räte vorhanden, als unſere Gegner annehmen. Vor allem haben wir in dieſem Kriege viel größere Möglichkeiten, dieſe Rohſtoffe auch bei längerer Kriegsdauer aus dem Auslande zu erhalten als 1914. Während damals vier Fünftel des deut⸗ ſchen Europahandels auf die Feindmächte entfielen,. len heute drei Viertel unſeres Europahandels auf Länder, mit denen wir befreundet ſind, oder die neutral ſind. Von unſerem Gefamtaußenhandel entfallen auf ſolche Länder mehr als 50 v. H. Da die Stellung der ſogenannten„Nen⸗ tralen“ in dieſem Kriege eine ganz andere iſt als 1914, dür⸗ fen wir zuverläſſig darauf rechnen, daß unſere Verſorgung von 1 Seite aus geſichert werden kann. Schließlich kommt dazu noch der Handel mit der uns nunmehr befreun⸗ deten Sowjetunion, der bereits einen raſchen Aufſchwung nimmt. * Vor allem hat ſich die handelspolitiſche Situation für Südoſteuropa weſentlich geändert. Während bisher dieſe Lander im allgemeinen bemüht waren, die auf dem Weltmarkt abfatzfähigen Erzeugniſſe an die ſogenannten De⸗ diſenländer zu verkaufen und an die Verrechnungsländer möglichſt nur das, was auf dem Weltmarkt preismäßig nicht wettbewerbsfähig war, wird man viel geneigter zu einer Ausdehnung des Handels mit Deutſchland ſein. Die Pfund⸗ beſitzer in den Ländern Südoſteuropas haben nämlich infol⸗ be des Pfundſturzes ſtarke Verluſte erlitten. Weiterhin wir⸗ en ſich die Exportverhote Englands für dieſe Staaten ſo alls, daß ſie viele der bisher von England bezogenen Roh⸗ ſtoffe nicht mehr erhalten können, wodurch andererſeits auch die Exportmöglichkeiten dieſer Länder 11 5 England vermin⸗ dert werden, ganz abgeſehen von dem Riſiko des dafür immer erforderlichen Seetransportes. Der eee e Handel mit den Südoſtſtaaten zeigt ſich bei dieſer Bewäh⸗ rungsprobe alſo ſofort als ein ſehr labiles, konſtruktives Ge⸗ bilde, während umgekehrt der deutſche Südoſthandel auf ſei⸗ ner natürlichen Grundlage auch im Kriege ohne große Schwierigkeiten fortgeſetzt und erweitert werden kann. Die Frage, ob Deutſchlands Exportinduſtrien dem gewachſen ſein werden, iſt müßig, wenn man bedenkt daß jg der Export nach den Weſtſtaaten ausfällt und dadurch auch wieder Pro⸗ duktionskapazitäten frei werden. Vor allem aber haben die militäriſchen Erfolge bereits dazu geführt, die Rohſtofflage Deutſchlands in einem entſcheidenden Punkte zu verbeſſern, da wir bereits jetzt über faſt alle Kohlenvorräte Polens ver⸗ fügen und auch über Arbeitskräfte. Die Arbeit in Oſtober⸗ ſchleſien iſt bereits wieder aufgenommen worden. Die einſt⸗ mals polniſche Kohle kann bald zu einem wichtigen Aus⸗ tauſchfaktor mit den neutralen Ländern werden. * Wir haben alſo allen Grund, zuverſichtlich zu ſein, um ſo mehr, als wir auf der Gegenſeite keineswegs die gleiche wirt⸗ ſchaftliche Feſtigkeit beobachten können. Im Gegenteil, England hat durch den Pfundſturz bereits eine ernſte Niederlage erlitten. Der f er iſt zerbrochen, da die anderen Länder dieſes Blockes der Entwertung des eng⸗ liſchen Pfundes nicht folgten. Das bedeutet bereits jetzt eine Verteuerung dex engliſchen Einfuhr aus dieſen Ländern um faſt 20 v. H. Die inflatoriſchen Erſcheinungen in England ſelbſt haben zu einer Heraufſetzung des Diskontſatzes von 2 auf 4 v. H. geführt. Dieſer Diskontregelung iſt das allgemeine insniveau prompi gefolgt, ſo daß England auch von dieſer Seite aus preisſteigernde Wirkungen zu gewärtigen hat. Dazu kommt die Schwäche der engliſchen Goldreſerve die das Land des Freihandels zu einer ſcharfen Depiſenkontrolle nötigte. Das Pfund von heute iſt längſt keine Goldwährung mehr. Dazu reicht der Goldheſtand der Londoner Bank und des Ausgleichfonds längſt nicht mehr aus, zumal dieſe Golde beſtände zum großen Teil nur geborgtes Gold(Fluchtkapital) find. Das Pfund iſt in Wirklichkeit nichts anderes mehr als Papier. Mit goldenen Kugeln wird England in dieſem Krieg kaum noch ſchießen können. Obendrein kommen auch aus den Vereinigten Staaten Meldungen über eine Teue⸗ rungswelle. Der Weizen ſtieg bereits um ein Drittel, Auch das bedeutet, daß England für ſeinen Rüſtungsbedarf und für ſeine Ernährung biel mehr wird ausgeben müſſen als e zuvor, wenn es ihn überhaußt erhält. Denn vorläufig bat USA ſein Neutralitätsgeſetz in Kraft geſetzt, einſchließlich des Waffenembargos. Wenn wir das auch nicht überſchätzen, ſo wiſſen wir doch andererſeits, daß die Erinnerung an die nichtbezahlten e Englands aus dem Kriege 1914 3 5 11 15 1 e 5 gaben muß iſt. Eng⸗ and wird auf jeden Fall alſo teuer bezahlen müſſen, was es erhält. Und das wird ihm ſchwerfallen. Wiederaufnahme des Eiſenbahnverkehrs nach dem Oſten. Danzig, 15. Sept. Wie von zuverläſſiger Stelle verlau⸗ tet, iſt mit der baldigen Wiedergufnahme des Eiſenbahn⸗ verkehrs zwiſchen Danzig und Oſtpreußen einerſeits und Oſtpreußen und dem Weſten des Reiches andererſeits ſchon in nächſter Zeit zu rechnen. Gleichzeitig iſt mit dem Wie⸗ derbegmn des Eiſenbahnverkehrs auf den Strecken Dir⸗ ſchau Bromberg und Bromberg—Schneidemühl zu rech⸗ nen, nachdem auch hier die notwendigen Maßnahmen zum größten Teil bereits getroffen worden ſind 8 Jeder iſt ſeines Glückes Schmied. Es wird ſehr viel über unglücklche Ehen geſchrieben und geſprochen. Steht es aber wirklich mit der Ehe im allgemeinen ſo ſchlecht? Soll man all das Ungünſtige glauben, das darüber geſagt wird? Nach vielem, was man hört, ſoll die unglückliche Ehe faſt die Regel und die glückliche die Ausnahme ſein. Das iſt alles Unſinn! Es geht mit der Ehe wie mit der Eiſenbahn. Man hört nichts von den vielen tauſend Zügen, die täglich wohlbehalten ihren Beſtimmungsort erreichen; geſchieht aber einmal ein Unglück, werden wir es ſofort erfahren. Genau ſo geht es mit der Ehe. Die Glücklichen verhalten ſich ſtill, während die anderen, die Schiffbruch erlitten haben, gerne fſeden Anlaß wahrneh⸗ men zu behaupten, daß es mit der Ehe ſchlecht ſtehe, do ja doch ſogar ſie ſelbſt, die über alle ehelichen Tugenden verfügten, darin ſcheiterten. Sie finden natürlich immer Unterſtützung von dem Chor der Peſſimiſten, die alles be⸗ jammern müſſen und für jede Gelegenheit dankbar ſind ihr Ach⸗ und Wehgeſchrei anbringen zu können. Man kann es den Unglücklichen nicht einmal verden⸗ ken, denn ſie ſind nicht fähig, über das eigene kleine Leben hinwegzuſehen, und man wird den Peſſimiſten nicht gram ſein, denn mit ihrem Geſchrei richten ſie— diesmal wenig⸗ ſtens— kein Unheil an; weder vermag es, glückliche Ehen unglücklich zu machen, noch ſchreckt es etwa Ehekandida⸗ ten ab. Nofchon 81 fenri: Waſchen Sie richtig? Welche Frau wäre nicht davon überzeugt? Aber kleine Bedenken, daß dieſes und jenes vielleicht anders und beſſer gemacht werden könnte, regen ſich doch bei ſehr vie⸗ len. Und deshalb ſchenken die Beſucherinnen der Einzel⸗ handelsgeſchäfte der ihnen hier überreichten Einladung zur„Beratungsſtelle für Wäſchepflege“ ſo große Aufmerk⸗ ſamkeit. Wozu jedoch Beratungsſtellen für Wäſchepflege? Die Waſchmittelfabrik würde ſie nicht in einer Reihe von Städten eingerichtet haben, wenn nicht erfahrungsgemäß faſt alle Hausfrauen noch kleinere oder größere Fehler machten, die entweder die Arbeit unnütz erſchweren oder Verſchwendung von Waſchhilfsmitteln hervorrufen und nicht zuletzt die Wäſche vorzeitig abnutzen. Einfach, billig und ſchonend möchten alle Frauen die „große Wäſche“ reinigen. Manches erſchweren ſie ſich aber nicht nur zu ihrem Nachteil, ſondern auch zum Nachteil der Wäſche. Die Vorführung einer müheloſeren und doch in der Gründlichkeit nicht zu übertreffenden Reinigung ver⸗ ſchmutzter Wäſche durch ſachverſtändige Hand läßt keinen Zweifel darüber. Dazu gewinnt die Hausfrau durch Erklä⸗ rungen, welche die praktiſchen Vorführungen begleiten, Einblick in die Gründe, warum ſo und nicht anders ver⸗ fahren werden muß, zunächſt hinſichtlich des ganzen Waſch⸗ vorganges, dann aber auch bei vielen Einzelheiten, 3. B. beim Waſchen von Sachen aus Wolle, Seide, Kunſtſeide und Kleidungsſtücken aus anderen neuzeitlichen Spinn⸗ ſtoffen ſowie beim Entfernen dieſer und jener Flecke. Die„Beratungsſtelle für Wäſchepflege“ gibt überdies Gelegenheit zur eingehenden Erkundigung über alles, was über die Behandlung der Wäſche wiſſenswert iſt, ſie ſchützt vor Mißlingen oder hilft Mißlungenes wiedergut⸗ machen. Zu dieſen Zwecken wird ſie von manchen Frauen aufgeſucht, jede einzelne geht wieder mit dem Empfinden, daß dieſe nützliche Einnrichtung in unſerer Zeit entbehrt würde, wenn ſie nicht da wäre, Beſchenke des Rerbſtes Mancherlei Gefahren bringt der Winter für den weniger geſunden und kräftig ernährten Körper, aber viele Möglichkeiten bietet der Herbſt, daß wir dieſen Gefahren vorbeugen können. In erſter Linie ſei an das friſche, köſt⸗ liche Obſt erinnert. Die einheimiſchen, ausgereiften Obſt⸗ ſorten ſind ſo reich an organiſchen Fruchtſäuren, daß ſie das Blut reinigen und den Organismus widerſtandsfähig machen. Erwärmter Weintraubenſaft, eine Woche lang morgens an Stelle des Kaffees genoſſen, wirkt bei groß und klein wunder, Er iſt ein Allheilmittel für Darm und a eee 1 . 4 72 5 4 1 N N f N ON VON HA ous N KEN Zur gleichen Zeit ſaßen in einem Abteil dritter Klaſſe, mit nur wenig Handgepäck, Jan van Straaten und ſeine Frau Annemarie. Sie wechſelten kein Wort miteinander. Van Straaten lehnte ſich an die hölzerne Riſckenwand und beobachtete ſeine Frau. „An was denkſt du?“ Er bekam keine Antwort. „Hatteſt du wirklich dein Gedächtnis verloren, oder haſt du nur ſimuliert? Wollteſt du auf dieſe Art die Frau eines Profeſſors werden? Was war dein letzter Gedanke, bevor du deine Vergangenheit verloren hatteſt?“ „Mich von dir zu befreien!“ „Wie haſt du dir das vorgeſtellt?“ „Ich wollte dich in Berlin erſchießen.“ „Dumme Gans!“ ſagte er.„Als ob das ſchon ein Kunſtſtück wäre, einem anderen das Lebenslicht auszu⸗ blaſen! Du hätteſt Zuchthaus bekommen, und das bin ich dir doch gewiß nicht wert. Wenn ich die Abſicht habe, nicht mehr auf zwei Beinen durch die Welt zu gehen, dann er⸗ laube mir, daß ich mich ſelbſt ins Jenſeits befördere. Vor⸗ läufig denke ich aber nicht daran. Jetzt ſollen erſt die guten Zeiten kommen! Wie heißt es doch in der ägyptiſchen Prophezeiung: Die mageren Jahre ſind vorbei, die fetten kommen!“ Langſam ſchnaufte der Zug aus der Bahnhofshalle. Auf dem Bahnſteig ſtanden winkende Menſchen, Männer, Frauen und Kinder. Die Schienen klirrten unter den Rädern, die Wagen holperten über die Weichen. Langſam Nieren. Ein vorzügliches Herbſtfrühſtück iſt auch ein gerke⸗ bener Apfel mit ein wenig Milch und Zimt vermiſcht. Vor allem ſollte man dieſe Speiſe nervöſen Kindern viel und reichlich geben. Blaſſe, appetitloſe Kinder blühen auf nach dem Genuß von Birnenſaft. Das weiche Bett Eine geſchickte Hausfrau kann ſich Daunendecken für verhältnismäßig wenig Geld ſelbſt machen. Dieſe Arbei iſt gar nicht ſo ſchwer, wie ſie ausſieht, nur muß man wiſſen, wie man es machen muß. Zunächſt wäre der Bezugſtoff zu beſchaffen. Wer eine glänzende Decke liebt, wählt gemuſterte oder glatte Kunſt⸗ ſeide. Wer einen matten, dezenten Glanz bevorzugt, ent⸗ ſcheide ſich für Satin, den es in zarten Paſtelltönen, bun⸗ ten Muſtern und verſchiedenen Ausführungen gibt. Recht beliebt ſind neuerdings auch die gemuſterten Chintze. Um eine Seite zu beziehen, braucht man von einer 1,60 Meter breiten Ware einen Abſchnitt von 2,10 Metern, falls die Unterſeite aus dem gleichen Stoff gearbeitet wird, alſo das doppelte Maß. Es iſt aber durchaus nicht nötig, oben und unten einen guten Bezugſtoff zu ver⸗ arbeiten. Wer Geld ſparen will, kann für die Unterſeite ohne weiteres einen billigeren Stoff verwenden. Werden Ober⸗ und Unterſeite in verſchiedenen Farben gewünſcht, ſo iſt das natürlich auch zu machen. Für die Füllung nimmt man entweder Daunen oder Halbdaunen, die man überall kaufen kann. Güte und Sorte muß man dem Bezugſtoff anpaſſen. Für Kunſtſeide wählt man am beſten eine feine Daune, wäh⸗ rend für groben Satin auch eine Halbdaune genügt. In den meiſten Fällen iſt der Bezugſtoff aber nicht daunen⸗ dicht, man arbeitet daher zweckmäßig eine feine Cambric⸗ einlage ein. Nun zur Einteilung der Decke. Am beſten ſehen imme noch Quadrate aus, die dann zweckmäßig in einer Größe von 2525 Zentimeter gearbeitet werden. Auf eine nor⸗ 1. 3 male Decke von 150 200 Zenfimeter kommen daun Je ſechs in der Breite und acht in der Länge. Beim Nähen be⸗ ginnt man mit der Einlage, die glatt mit der rechten Seite nach innen aufeinandergelegt wird. Dann ſteppt man eine Längs⸗, eine Quer⸗ und die zweite Längsſeite zu und zieht den Bezug auf die rechte Seite. Die Nähte werden gut ausgeſtrichen und von rechts knapp hinter der Kante abgeſteppt. Dann wird die Quadrateinteilung mit Schnei⸗ derkreide aufgezeichnet, und alle Nähte, die in der Längs⸗ richtung laufen, werden genäht. Die langen Schläuche ſind dann an der einen Querſeite offen. Jetzt wird mit dem Füllen begonnen! Von den zwei Pfund Daunen, die man für die Decke ungefähr notwendig hat, werden die jeweils 20 bis 25 Gramm für ein Quadrat abgewogen. Dann wird je ein Quantum hiervon in einen Schlauch geſchoben, und zwar bis unten an die Naht. Dann wird die erſte Querreihe abgeriehen und, wenn ſich nichts mehr verſchieben kann, geſteppt. Dann wird wieder von oben nachgefüllt bis vor die zuletzt ge⸗ ſteppte Quernaht uſw., bis auch die letzte Reihe oben ge⸗ füllt iſt. Der Stoff wird dann oben ſauber eingeſchlagen und ſo aufeinandergeſteppt. Die Decke iſt dann bis auf den Bezug fertig. Der wird ebenfalls wie die Einlage mit der rechten Seite nach innen aufeinandergenäht, nach rechts gezogen und nach Ausſtreichen der Nähte nochmals knapp an der Kante ge— ſteppt. Dann kommt die Decke ganz hinein, und zwar ſo weit, daß die obere Quernaht des Bezugſtoffes noch ge⸗ näht werden kann. Jetzt wird die Decke im Bezugſtoff gut verteilt, die Karoeinteilung gut vorgeriehen und, wenn ſich nichts mehr verſchieben kann, geſteppt. Die Knöpfe werden nach den Knopflöchern angenäht, die ſich in den Ueberknopftüchern befinden. Das Tuch wird immer an der Unterſeite angeknöpft, lediglich der Ueber⸗ ſchlag an der Oberſeite. Damit die Knöpfe im Gebrauch nicht leicht ausreißen, werden ſie mit kleinen Gegen⸗ knöpfen zuſammen angenäht. Dann iſt es auch nicht leicht möglich, daß die Decke durch den Knopf zerriſſen wird, wenn man im Gebrauch mal daran zerren ſollte. H. G. Mann. Hübſche Bluſen für kühlere Tage Wenn im Herbſt die Tage noch warm, die Abende aber ſchon empfindlich kühl werden, fröſteln wir oft in den leichten, ärmelloſen Sommerbluſen. Dieſe beiden Mo⸗ delle mit ihren geſchmackvollen, langen Aermeln, werden wir als angenehm und wünſchenswert empfinden. Man kann ſie beide genau ſo gut zum Sommer⸗ wie auch zum Herbſtkoſtüm tragen, ja, ſogar zu einem netten Seiden⸗ oder Wollrock bis in den Winter hinein. Bei allen, auch feſtlichen Gelegenheiten werden Sie darin gefallen und ſich wohlfühlen. Der ſchlanken Frau iſt beſonders die weitfallende Bluſe aus gepunkteter Waſchſeide zu empfehlen. Dicht am Hals iſt ſie durch ein breites Seidenband zuſammengezo⸗ gen, welches auf dem Rücken den Halsausſchnitt mit einer Schleife ſchließt. Die Bluſe fällt in weichen Falten bis zur Taille, wo ſie ebenfalls von einem Band gezogen wird, welches in der vorderen Mitte als Schleife über den Rock fällt. Die von einem Band gezogene Weite kehrt geſchmack⸗ voll am Handgelenk wieder. Beſonders reizvoll würde dieſe Bluſe in einem S 5 75 nicht allzu dunkelblauen chen wird gefalken. Das Seidenband iſt in der Farbe der Punkte zu wählen. Das zweite Modell iſt kleidſam und ſport⸗ licher gehalten. Zarte Valeneiennesſpitze um⸗ randet den kleinen Kra⸗ Farbton mit weißen Pünktchen wirken, aber auch ein heller Grund⸗ ton mit dunklen Pünkt⸗ 7 gen und vermindert mit dem Hohlſaum⸗ muſter die allzu ſport⸗ liche Note. Als Ma⸗ terial wird Japan⸗ oder Waſchſeide ge⸗ wählt. Auch ein ganz leichter Wollſtoff kann geſchmackvoll und fein wirken. Zeichnung: OGanneſei 8. Ch. Krüger. bahnte ſich der Zug ſeinen Weg aus dem Gewühl der Ge⸗ leiſe der Hauptſtrecke zu. An dem Wagen, in dem Helene und van Straaten ſaßen, hing eine rußige Eiſentafel: III. Klaſſe, Venedig Meſtre— Udine—Innsbruck— München— Berlin. Helene, in ſich verſunken, glaubte plötzlich eine Stimme zu hören. Ihr wundes Herz wurde leichter. Sie richtete ſich auf, als möchte ſie dieſer Stimme entgegeneilen. Sie hörte deutlich Karl Ludwigs Worte:„Ich liebe nur dich!“ Sie weitete die Augen und ſuchte den Sprecher, ſuchte den „Geliebten. Doch er war nicht zu ſehen. Draußen im Korridor unterhielten ſich zwei Italiener laut über Hitze, Südfrüchte, Holzhandel und Militärzeit. Jan van Straaten entkorkte langſam— es war faſt eine Zeremonie— eine Flaſche franzöſiſchen Kognaks. Mit langen Fingern öffnete er den Korkzieher und drehte ihn tief in den Flaſchenhals. Ein Ruck, und der Kork war aus der Flaſche. Mit großem Wohlbehagen ſetzte van Straaten die Flaſche an die Lippen. Gluck— gluck— gluck — glück... Faſt ein Viertel des Kognaks trank er. Van Straatens Augen wurden größer, ſtechender. Der Alkohol⸗ teufel war über ihn gekommen. Er und der Alkohol waren unzertrennliche Weggenoſſen. Aber der Alkohol war ſeit langem ſein Herr! Von der Lokomotive ertönte ein ſchriller Pfiff. Venedig lag ſchon weit zurück. Der Zug erklomm ſtöhnend eine kleine Steigung und eilte dann dem Eiſen⸗ bahnknotenpunkt Meſtre zu. *. Alexis von Pontiarfki hatte vergeblich verſucht, Kri⸗ minalrat Doktor Drinckſen telephoniſch zu erreichen. Da ihm dies nicht gelang, ließ er ſich mit der Gondel ins Hotel Eſplanade fahren. i ö An der Rezeption erfuhr er von Drinckſens Abreiſe. Der Portier gab höflich und ſachlich Beſcheid, daß der Kriminalrat im Flugzeug nach Berlin geſtartet ſei. larierten oder glatten Kopfbedeckung für Rinder Dieſe niedlichen Kopfbedeckungen ſind einfach und billig herzuſtellen. Sehr hübſch und kleidſam iſt das Käpp⸗ chen, angelehnt an die Form einer Heſſenkappe aus Filz, Samt oder Tuch, welches man in einfachen Handarbeits⸗ motiven beſticken kann. Der aufgeſchlagene Rand iſt doppelt zugeſchnitten und zeigt als oberen Randabſchluß nebeneinandergelegte ſchmale Bandſchlaufen, die in die obere Randnaht ein⸗ genäht ſind. Das Band iſt in einer tieferen dunkleren Tönung als die des Stoffes zu wählen. Luſtiger und fröhlicher iſt das Käppchen, welches uns etwa an die Karnevalsmütze erinnert. Es wird aus drei Teilen hellfarbigen und drei Teilen dunkelfarbigen Stoff⸗ reſten zuſammengeſetzt. Die Spitze ſchmückt witzig eine Schleife. Das vorgeſchlagene Hütchen wird bei der Anfer⸗ tigung einige Bedenken bereiten. Aber viel Mühe und Herumprobieren iſt reichlich belohnt, wenn Sie ſehen, wie entzückend Ihrer Kleinen dies Kinderhütchen ſtehen wird. Am geſchmackvollſten wird der Farbton des Mantels ge⸗ wählt, wenn es irgend möglich, auch derſelbe, vielleicht übriggebliebene Stoff. Man kann ſich ſehr gut dieſen 1 ſelbſt herſtellen: der Kopf wird aus vier gleichen Teilen, deren Nähte möglichſt unſichtbar aneinandergefügt werden, und einem fünften runden Teil, der oben eingenähr wird, hergeſtellt. Die Ränder ſind breit abzuſteppen. Bei dieſen drei Mo⸗ dellen werden die Nähte von innen mit Hutdraht geſteift. Das Futter wird nach den gleichen Schnitten zugeſchnitten und leicht an den Näh⸗ ten befeſtigt. Das entzückende Hüt⸗ chen, ganz beſonders kleidſam für kleine Kin⸗ der, iſt in einem Teil geſchnitten. Die ſchmale Zackenlitze ſieht in der Verarbeitung mit einem Stoff ſehr gut aus. Sie wird den ſchmal uni⸗ gelegten Kanten unter⸗ geſteppt. Ch. Krüger. Zeichnung: Hanneſen(M.). Andreas, Hartlebs Diener, der ſich auf Pontiarſkis An⸗ ruf am Telephon meldete, erteilte die Auskunft, daß Pro⸗ feſſor Hartleb auch nach Berlin geflogen ſei. Die Wirtin des„Albergo Umberto“ kreiſchte auf, als ſte Pontiarſkis anſichtig wurde, und erzählte jammernd und fluchend, die Tedesca und der große Signore— ſo kennzeichnete ſie van Straaten— hätten bezahlt und ſeien nach Berlin gefahren. Pontiarſki, der für den äußerſten Fall immer einen Notgroſchen bei ſich verſteckt trug, ging in ſeine kleine Penſion zurück, nahm ein ſcharfes Meſſer und öffnete die Nähte im Rockfutter. Bald kamen eine Anzahl Dollar⸗ noten zum Vorſchein. Pontiarſki hatte im Hoſenbund, im Rockrevers, in den Schuhſohlen klein zuſammengefaltete Geldſcheine verſteckt. Er ſchätzte den Wert des Geldes und wußte, wie wichtig es war, auch im Gefängnis Geld zu beſitzen. Pontiarſki war feſt davon überzeugt, daß Annemarie und van Straaten, der Kriminalrat und Hartleb ſich ge⸗ einigt hatten und nach Berlin entflohen waren. Nicht mehr die Gier nach dem Profit war jetzt die Triebfeder, die Pon⸗ tiarſki veranlaßte, ſeine Dollarnoten auf einer Bank zu wechſeln und ſich eiligſt auf dem Bahnhof eine Karte nach Berlin zu löſen, ſondern die ohnmächtige Wut, daß van Straaten ihm zuvorgekommen war, daß dieſer lange Holländer geſchickter geweſen war als er. Pontiarſki kümmerte es nicht, daß ihm die Reiſe bei ſeinem verpflaſterten Geſicht ſchlecht ſtand. Er ſaß un beweglich auf der Bank in einem Abteil dritter Klaſſe. Ihn intereſſierten nicht die Landſchaft, nicht die Fahrtgenoſſen in ſeinem Abteil. Ihm gingen die Räder zu langſam— er wünſchte ſich, ſchon in Berlin zu ſein. Dort würde er ſeine Leute auf die Spur dieſes van Straaten hetzen. Er kannte viele dunkle Geſtalten, die, mit der Spürnaſe eines Jagdhundes ausgeſtattet, für ihn jede, auch die geringſte Spur ausfindig machen würden. Binnen vierundzwanzig Stunden würde er wiſſen, wo van Straaten Wohnung ge⸗ nommen hatte. Fortſetzung folgt) 73 3 . 51 . „ hehe, 122225 1 r 19