Nr. 223 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Das Ende Die zehntägige Schlacht an der Bzurg— Polens Elife⸗ kruppen vernichtet Die letzte große Kampfhandlung der deutſchen Trappen gegen Polen iſt abgeſchloſſen. Ueber 100 000 Gefangene, eine ungeheure Materialbeute, deren Feſtſtellung Tage dauern wird, ſind das Ergebnis. Diesmal aber ſprechen Zahlen nicht zur Genüge. Der Sieg, den die ſchleſiſche Armee erzwungen hat in dieſer ſchwerſten und größten Schlacht des Feldzuges gegen Polen, dieſe Schlacht im Raume Lodz— Kutno— Lowicz, die zehn Tage dauerte, kommt in einem nur zahlenmäßigen Ergebnis nicht zum Ausdruck. Es war bekannt, daß die polniſchen Regimenter, die in Korridorgebiet und in Poſen in einer Stärke von neun Di⸗ viſionen ſtanden, nach Südoſten ausweichen würden, um der drohenden Gefahr der Umfaſſung zu entgegen. Die ſchle⸗ ſiſche Armee, deren Aufgabe es zunächſt geweſen war, die Flanke gegen dieſe Feindkräfte zu ſichern, hat durch über⸗ raſchend ſchnellen Uebergang über die Warta und durch ihr ungeſtümes Vordrängen bis in den Raum vor Warſchau über ihre eigene Aufgabe hinaus den Ring um die polni⸗ ſchen Truppen feſt geſchloſſen. Sie hat aber auch zunächſt allein den Druck dieſer zahlenmäßig weit überlegenen pol⸗ niſchen Kräfte aufgehalten. Gleichgültig, ob ſich die Polen von dieſen Diviſionen, die unter der beſten polniſchen, Füh⸗ rung ſtanden. das„Wunder von W̃ arſchau“, den großen Umſchwung der Geſamtlage verſprachen oder nicht: durch den großen Weichſelbogen im Norden und Oſten war die Richtung des Durchbruchs vorgezeichnet. Er mußte nach Südoſten und nach Süden führen. Mit einem Maſſenangriff warfen ſich die zufammengeballten polniſchen Diviſionen auf die dieſer Wucht gegenüber nur ſehr dünne Flankenſicherung der ja ſelbſt oſtwärts angreifenden ſchleſiſchen Armee. Die deutſchen Truppenhieltenſtand! Schwer wurde in den Tagen vom 9. bis zum 13. September in dem Ab⸗ ſchnitt ſüdlich Kutno gekämpft. Die Tage von Czorkow wer⸗ den als Heldentage in die Geſchichte der deutſchen Armee eingehen. Als der polniſche Armeeführer einſehen mußte, daß er hier nicht mehr durchkam, wandte er ſich weiter oſtwärts, wo er neue Schwäche glaubte feſtge⸗ ſtellt zu haben. Unter Einſatz der zahlenmäßigen Ueberle⸗ genheit griff der Pole an, aber jedesmal hielt die deutſche Front wie bei Czorkow jetzt bei Lowicz, dann entlang der ganzen Sochaczew ſtand. Dann kam der deutſche Gegenangriffl Wäh⸗ rend der Ring im Süden und Oſten und im Norden an der Weichſel feſthielt, ſetzte der deutſche Gegendruck von Oſten und Weſten aus ein, Kutno fiel, und der Raum für die pol⸗ niſche Armee wurde enger und enger. Dann ging von Süden her deutſche Infanterie, unterſtützt von Pionieren und Artil⸗ lerie, über die Bzura und ſchnürte die Polen ſo eng zuſam⸗ men, daß eine geſchloſſene Operation nicht mehr möglich war. Es war alſo kein Aushungerungskampf, den die ſchle⸗ ſiſche Armee führte. Die Polen verfügten über ungeheures Kriegsmaterial, und auch die Verpflegung war, wie die Ge⸗ fangenen ausſagten, nicht ſo ſchlecht, daß ſie die Kampfkraf: des Gegners beeinflußte. Deutſche Truppenführung und der Angriffsgeiſt unſerer Soldaten haben das Ende herbeigeführt, das dann ſehr ſchnell folgte. Der Montag brachte den völligen Zuſammen⸗ bruch. Das Gros der neun polniſchen Diviſionen, die in die⸗ ſem Keſſel zuſammengeballt waren, wurde reſtlos vernichtet, Die Tage der Ernte dieſer Schlacht, der Montag und Dienstag, brachten eine Beute, wie ſie auch von der deut⸗ ſchen Truppenführung nicht erwartet wurde. 1 ſind die Verluſte der Polen in der zuſammenwirkenden Kampf⸗ kraft von Heer und Luftwaffe geweſen. Die Schlacht an der Bzura hat die Ueberlegenheit bewieſen, wie deutſche Stra⸗ tegie und Taktik ſowie die Kampfkraft unſerer Truppen, wie ſchon im Weltkrieg, auch bei der jungen deutſchen Ar⸗ mee auf den überlegenden Gegner zu treffen und zu zerſchla⸗ gen weiß. Um die Mittagsſtunde war es dem Generalſtab eines polniſchen Armeekorps mit einem General an der Spitze noch gelungen, ſich über die Grenze in Sicherheit zu bringen Die polniſchen Offiziere waren ſehr erſtaunt, als ſie entwaffnet wurden. Sie erklärten, ihnen ſei von ihren militäriſchen Dienſtſtellen ausdrücklich geſagt wor⸗ den, daß ſich die polniſche Armee auf rumäniſchem Gebiet bee und neuordne, um dann wieder eingeſetzt zu wer⸗ ben Ein einzelner polniſcher Offizier, dem es geglückt iſt, ſich durch die ruſſiſchen Truppen durchzuſchlagen und bei Snyatin nach Rumänien zu fliehen, berichtete, daß bei K o lo me a noch Kämpfe zwiſchen Ruſſen und Polen ſtatt⸗ finden, weil die Polen in voller Verzweiflung nach Süden drängten. Doch befänden ſich die polniſchen Verbände in den kung, und es ſei keine Ausſicht auf Rettung vorhan⸗ en. Nach einer Meldung des Sonderberichterſtatters der Agenzia Stefani an der rumäniſchen Grenze hat der ruſſi⸗ ſche Kommandant der Beſatzungskruppen nach der Sitzung der gemiſchten rumäniſch⸗ruſſiſchen Militärkommiſſion zur Regelung der Grenzfragen der rumäniſchen Regierung die Erklärung abgegeben, daß die politiſchen und militäriſchen Behörden der Sowjetunion die genaue Weiſung erkeilt haben, die rumäniſche Grenze unter allen Umſtänden zu reſpektieren. Dieſe Anordnung werde von den ruſſiſchen Truppen peinlich befolgt werden. Wirtſchaftswoche Bor der Hackfruchternte— Kornkammer Poſen wieder bei Deutſchland— Die Kohle und die Neutralen Die Getreideernte iſt hereingebracht, doch gibt es keine Raſt auf dem Lande, groß iſt der Aufgabenkreis, Herbſtbeſtellung und Bergung der Hackfrüchte ſtehen neben den laufenden Arbeiten im Vordergründ. Unter allen Umſtänden muß die Hackfruchternte hereingebracht werden. Gemeinſchaftshilfe, Sicherung vor Lagerverluſten, Dämpfen der Futterkartof⸗ feln ſind die wichtigſten Forderungen. Kein Grünfutter darf umkommen. Jeder Halm muß verwertet werden. Auch hier iſt der Gemeinſchaftsgedanke zu pflegen. Kein Futterbehäl⸗ ter darf leer bleiben. Betriebe, die ihre Behälter nicht voll bekommen, ſollen auch Futter anderer Betriebe aufnehmen. Der Reichsbauernführer hat dieſer Tage einen Aufruf her⸗ ausgegeben, in dem er die Stadt erſucht, dem Landvolk zur Ueberwindung der herbſtlichen Arbeitsſpitze beizuſpringen, aber beſonders Hilfe zu leiſten bei der Pflege und Erhaltung des wertvollen Milchviehbeſtandes. Die Notwendigkeit liegt klar auf der Hand. Darre hat aber nur einen Teil unter al⸗ len Verbrauchern herausgegriffen: die Kinder und die wer⸗ denden Mütter, für die der Milchbedarf geſichert, und unſer Heer, das mit Butter verſorgt werden muß. Die Hauptver⸗ einigung der deutſchen Milch⸗ und Fettwirtſchaft hat bereits im Bewußtſein der Wichtigkeit der von ihr verwalteten Gü⸗ ter ihre Loſung herausgegeben:„Es muß dafür geſorgt wer⸗ den, daß die eee an die Molkereien im Gegen⸗ ſatz zu den Zeiten des Weltkrieges nicht abſinkt bezw. gan aufhört, ſondern daß ſie im Gegenteil ſoweit wie irgen möglich noch geſteigert wird. Von Bedeutung iſt die Erhö⸗ hung der Buttererzeugung und nicht minder wichtig iſt im Hinblick auf die Vorratswirtſchaft die weitere Verbeſſerung der Qualität.“ Das alles aber hängt vor allem von dem Vorhandenſein genügender Arbeitskräfte ab. Wenn von al⸗ len Unterrichtsanſtalten des Reichsnährſtandes lediglich die Melkerſchulen offenbleiben, ſo ſieht man, wie großes Gewicht auf dieſen Sektor gelegt wird. Städtiſchen Kräften, die in Zukunft in der Milchwirtſchaft tätig ſein wollen, iſt damit Gelegenheit gegeben, ſich in Schnellkurſen für dieſe Tätigkeit usbilden zu laſ Meit der Provinz Poſen und ihrer Hauptſtadt iſt eine der größten Vorkriegskornkammern des damaligen Deutſchlands ins Großdeutſche Reich zurückgekehrt und damit einer der er⸗ nährungswirtſchaftlich gefährlichſten Verluſte des Verſailler Diktatfriedens wieder ausgeglichen, der uns hier eines unſe⸗ rer wichtigſten Getreideüberſchußgebiete beraubt hatte. Ob⸗ zwar damals ein ſehr großer Teil der landwirtſchaftlich aus⸗ gezeichneten Poſener Böden in Großgrundbeſitz beſtand, waren hier Hektarerträge herausgewirtſchaftet worden, die zu den beſten deutſchen Erträgen überhaupt gehörten, wozu nicht zum wenigſten der hier auf dem Großgrundbeſitz ver⸗ hältnismäßig früh heimiſch gewordene verſtärkte Maſchinen⸗ einſatz ſein Teil beigetragen hatte. Die Provinz Poſen beſitzt eine ſehr große Anbaufläche von nahezu 63 v. H. der Geſamt⸗ fläche mit insgeſamt rund 1,5 Millionen Hektar, darunter 700 000 Hektar Roggen und über 300 000 Hektar Kartoffeln. C. Die Waldfläche iſt ſehr gering und beträgt nur 20 v. H. der Geſamtfläche. Die Hektarerträge liegen heute unter dem Reichsdurchſchnit d maligen Deutſchlands z deutend. Faſt 1 Mill Nindvieh werden 1938 ausgewieſen. Der hohe Stand der Schweinezucht ermöglichte eine ſtarke Ausfuhr und ließ eine Naben und(Speck)⸗Induſtrie entſtehen. Auch die übrige Nahrungsmittelinduſtrie⸗ ſpielt in der Provinz Poſen eine große Rolle. Nährmittelfabriken, Mühlen, Zuckerfabriken, rauereien, Konſervenfabriken, Molkereien und Spritbren⸗ nereien bilden einen Hauptteil der Poſener Induſtrie. Hier harren alſo der zurückgekehrten deutſchen Verwaltung ebenſo ſchwere wie dankbare Aufgaben! Kohle und Eiſen ſind noch immer die Grundlagen der induſtriellen Produktion und damit die Grundlagen der Wirtſchaft moderner Staaten überhaupt. Nicht alle Länder aber öſt in ausreichender Menge über dieſe wich⸗ tigſten Rohſtoffe, insbeſondere nicht über den Hauptenergie⸗ ählten. Auch die Viehwirtſchgft iſt be⸗ ion Schweine, nahezu 900 000 Stück trager, Stes le. Der Austauſch der Steinkohle war damit auch eine der wichtigſten Grundlagen des Welthandels und der Weltwirtſchaft. Die Hauptausfuhrländer für Kohle in Europa ſind England, Deutſchland, Polen, des welteren noch Belgien, das aber immerhin bereits mehr einführt, als es ſelbſt ausführt.(Einfuhr 1938: 7,3 Millionen Tonnen, Ausfuhr: 6,9 Millionen Tonnen). Durch den Krieg ſind die gewohnten Bezüge dieſes wichtigen Rohſtoffes für alle die änder, die nicht ſelbſt über genügend Kohle verfügen, ge⸗ ſtört worden, und es iſt damit zu rechnen, daß ſich hier im Laufe der Zeit, beſonders bei längerer Kriegsdauer, ſehr we⸗ ſentliche und wichtige Veränderungen ergeben werden. Ge⸗ kennzeichnet wird die gegenwärtige Lage vor allem durch zwei Tatſachen. Erſtens: England droht den Neutralen mit Einſtellung ſeinex Kohlenlieferungen, um ſie auf dieſe Weiſe ſeinen Blockadeplänen gefügig zu machen. Auf der anderen Seite ſagt Deutſchland den Neutralen nicht nur die Liefe⸗ rung der bisherigen Kohlenbezüge auch weiterhin zu, ſon⸗ dern es erklärt ſich auch bereit, dacbber hinaus nach Möglich⸗ keit durch deutſche Kohlenlieferungen den etwaigen Ausfall engliſcher Kohlenlieferungen auszugleichen. Zu dieſer Lei⸗ 1 iſt Deutſchland durchaus befähigt, denn— und das iſt ie zweite weſentliche Veränderung in der europäiſchen Koh⸗ lenwirtſchaft— Deutſchland iſt durch ſeine militäriſchen Er⸗ folge im Oſten in den Beſitz der geſamten polniſchen Kohlen⸗ gebiete gelangt. Sowohl Oſtoberſchleſien wie das Gebiet von Dombrowa und Krakau mit einer Geſamtförderung von 38,087 Millionen Tonnen im Jahre 1938 ſtehen nunmehr Deutſchland zur Verfügung. Die Zerſtörungen in den Koh⸗ lengebieten haben nur geringen Umfang. Die Förderung iſt bereits größtenteils wiederaüfgenommen, und ſie wird un⸗ ter deutſcher Verwaltung ſchon in kurzer Zeit weſenlich ſtei⸗ gen. Selbſt unter polniſcher Wirtſchaft lag die Fördermenge im Jahre 1929 mit 46,147 Millionen Tonnen ja ſchon um über 6 Millionen Tonnen höher als 1938. Die deutſche Po⸗ ſition auf dieſem Gebiete des Wirtſchaftskrieges iſt alſo au⸗ U ee ſtark, Sie wird weiter verſtärkt dadurch, daß ie Seeherrſchaft in der Oſtſee abſolut geſichert iſt, und daß uns in der Oder auch eine vorzügliche Verbindung gerade für die polniſchen Gruhengebiete zur Oſtſee gegeben iſt. Daß die Aufgabe der zuſätzlichen Kohlenverſorgung der Neutralen bei einem Förderungszuwachs von rund 40 Millionen Ton⸗ nen keine erheblichen Schwierigkeiten bietet, ſteht feſt. Der durch den Wegfall Polens entſtandene Bedarf bei den Län⸗ dern, die in Kriegszeiten von Deutſchland beliefert werden können, macht ungefähr 6 Millionen Tonnen aus. Ein völ⸗ liger Wegfall der engliſchen Lieferungen an die auch für Deutſchland im Krieg erreichbaren Länder ergäbe etwa die Größenordnung von 12,5 Millionen Tonnen. Mit einem ſol⸗ chen völligen Wegfall iſt aber natürlich nicht zu rechnen; Praktiſch dürfte ſich der für die Deckung durch Deutſchland in Frage kommende Kohlenbedarf der Neutralen(hauptſäch⸗ lich der nordiſchen Länder) auf etwa ng Millionen Tonnen beziffern. Das ergibt zuſammen 5 Millionen Tonnen einem Förderungszuwachs für Deutſchland von etwa 40 Millionen Tonnen, ganz abgeſehen davon, daß ja auch die deutſchen Lieferungen an Frankreich und an die Länder, die nur auf dem Seeweg zu erreichen ſind, wegfallen. — Kriegsgefangene auch jetzt in der Induſtrie. Im 155 ſammenhang mit der bereits erfolgten Mitteilung über den vordringlichen Arbeitseſnſatz von Kriegsgefangenen in de Landwirtſchaft wird noch darauf hingewieſen, daß Geſuche um Zuweifung von Kriegsgefangenen nunmehr auch von der Induſtrie an das für den Betrieb bezw. für den Beſchaffungs⸗ Ort zuſtändige Arbeitsamt zu richten ſind. Von den Geſu⸗ chen an die Dienſtſtelle der Wehrmacht iſt daher Abſtand zu nehmen. 5 So trifft die deutſche Luftwaffe. Ein durch die deutſche Luftwaf er fe vernichteter polniſcher Munitionszug. Unſere Pioniere bahnten den Weg über die vielen Flüſſe Polens. Durch Piontere erbaute Pontonbrücke in Makow. 4—— 25 30 75 bo en 425 W 5 o FtBiᷣ Pog.⸗Weltbild(Mö). TO as200 Ohorg. 0 o.] ous Kit e eue Ko¹α,νοαν e e, dels, Elec a 5 8 aue cit A AOπτν O lee See GHH —— . P.⸗Weltbild 00. D pero lonsgebief im Gren 5 Sand, 20. 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Iſt das kein Irrtum?“ „Sie können ſich ja überzeugen!“ Die dicke Hotelbeſitzerin verſchwand eilig nach unten, Keine hundert Pferde hätten ſie dazu gebracht, das Mord⸗ zimmer zu betreten. Drinckſen zündete ſich eine Zigarette an und ging vor dem Zimmer auf und ab. In Gedanken konſtruierte er die nächſten Stunden. Die Mordkommiſſion würde er⸗ ſcheinen; man würde ſich wundern, daß er, der Kriminal⸗ rat auf Urlaub, ſich an dem Ort der Tat befände. Man würde nach der Waffe fragen... Ja, richtig! Die Waffe! Wo war eigentlich die Waffe? Helene war doch ohne Waffe zu ihm gekommen! Drinckſen öffnete die Tür zum Mordzimmer und ging hinein. Ohne daß er etwas veränderte oder berührte, ſuchte er nach der Piſtole. Weder am Boden noch ſonſt irgendwo war ſie zu entdecken. Aergerlich, dachte Doktor Drinckſen, daß er Helene nicht gleich nach der Waffe ge⸗ fragt hatte, woher ſie ſtammte und wohin ſie ſie nach der Tat geſchafft hatte. Eiliges Füßeklappen auf der Treppe, das ſich näherte, ſtörte Drinckſen in ſeinen Gedanken. Die Herren von der Mordkommiſſion, lauter Bekannte vom Polizeipräſidium, begrüßten ihn. „Meine Herren! Ich bin in der Lage, Ihnen den Mörder— in dieſem Falle die Mörderin zu nennen. Ich fahre jetzt auf das Präſidium und ſtehe Ihnen dort zur Verfügung!“ Mit dieſen Worten verabſchiedete ſich Doktor Drinckſen von den Herren der Mordkommiſſion und überließ ſie ihrer gewohnten, methodiſchen, gründlichen und ſicheren Arbeit. 7 XV. Im Viktoria⸗Diakoniſſenheim war das Licht in den Kranken⸗ und Aufenthaltsräumen längſt gelöſcht. Auf den Gängen und Treppen brannte nur die Nachtbeleuchtung. In dem großen Balkonzimmer, das Helene bewohnte, war es dunkel. Das fahle Mondlicht lag auf ihrem blaſſen Geſicht und auf Hartlebs Hand, die Helene hielt. Mit leiſer Stimme erzählte ſie ihre traurige Lebensgeſchichte. Hartleb hatte ſich an die Dunkelheit gewöhnt. Er er⸗ kannte die weißen Möbel, die leuchtenden Meſſingknöpfe am Bett, fühlte Helenes fiebernden Pulsſchlag und lauſchte der Stimme der geliebten Frau. „Keinen Menſchen hatte ich in dieſer Zeit außer Jan van Straaten. Mit niemandem konnte ich mich ausſprechen, niemandem mein Herz ausſchütten. Ich mußte das Studium aufgeben, da ich ſelbſt keine Mittel hatte. Jan bekam die Nachricht, daß ein entfernter Verwandter von ihm geſtorben ſei und ihm fünfzigtauſend Gulden ver⸗ macht habe. Er verſprach mit hundert Eiden, ein neues Leben zu beginnen... Ich ſei der einzige Menſch, der ihn Sport⸗Vorſchau Handball. Zum 1. Kriegs⸗Handballſpiel treffen ſich morgen Sonntag nachm. 3 Uhr auf dem Wörtelſpielplatz die erſten Mannſchaften des Tv. 98— Tv. Edingen. Da bei beiden Vereinen die beſten Kräfte zum Heeresdienſt einberufen ſind, ſind die Mannſchaften durch Nachwuchsſpieler aus der Jugend ergänzt worden. Es dürfte durch dieſe Umſtellungen ein intereſſantes Treffen geben. In Vorteil kann nur dieſe Mannſchaft kommen, die ein gutes Zuſammenſpiel aufbringt. Vom Turnen. Einem Gebot der Stunde Rechnung tragend, werden auch die hieſigen Turnvereine wieder ihren Betrieb in vollem Umfange aufnehmen. Beſteht doch darüber keine Meinungsverſchiedenheit, daß gerade durch die eingetre⸗ tenen Verhältniſſe mehr denn je die körperliche Ertüch⸗ tigung unſerer heranwachſenden Jugend und die Erhaltung der Leiſtungsfähigkeit der Erwachſenen ein dringendes Gebot iſt. Planmäßig betriebene Leibesübungen in hierzu vor⸗ handenen und bewährten Gemeinſchaften, können uns dem Ziel, geſunde und leiſtungsfähige Menſchen heranzubilden und in ihrer Spannkraft zu erhalten, näher bringen. Es ergeht daher der allgemeine Ruf, an den Uebungsſtunden teilzunehmen. Die Uebungsarten werden den beſonderen Verhältniſſen angepaßt, jedermann kommt dabei mit. Auswärtiger Sport 14. Fußballkampf Ungarn— Deulſchland in Budapeſt Im Sportprogramm des letzten September⸗Sonntags nimmt wiederum der Fußball den breiteſten Raum ein. Im Vordergrund der Ereligniſſe ſteht diesmal ein Länder⸗ kampf, und zwar die 14. Begegnung mit dem befreundeten Ungarn. Dieſer Kampf wird nicht nur in den beteiligten Ländern ein großes Intereſſe auslöſen, ſtehen ſich doch in der ungariſchen Hauptſtadt zwei der beſten Nationalmann⸗ ſchaften der Welk gegenüber Es hat Aufſehen erregt, daß ſich Deutſchland, das ſchließlic an mehreren Fronten Krieg ührt, überhaupt zur Austragung eines Länderſpiels bereit⸗ 195 zu einer Zeit, in der die meiſten neutralen Staaten vor einem Rückfall bewahren könne, ſagte er. Er lag vor mir auf den Knien, bettelte und flehte mich an, ſeine Frau zu werden. Ich habe es aus Erbarmen und Mitleid getan. Karl Ludwig, ich habe ihn nicht geliebt, aber man ſoll nie aus Mitleid handeln! Ich verſprach ihm, eine treue Gattin zu werden. Ein Profeſſor der Gerichtsmedizin nahm mich zu ſich ins Laboratorium. Van Straaten zahlte die Koſten meiner Studien. Oft mußte ich nächtelang arbeiten. Der Pro⸗ feſſor hatte Vertrauen zu mir und überließ alle Gifte und Medikamente meiner Obhut. Ja— ſelbſt das Ausſchreiben der Giftanweiſungen überließ er mir. Ich wußte nicht, was mein Mann während der Zeit, die ich im Laboratorium arbeitete, machte und ahnte nicht, daß er wieder ſeiner unheilvollen Sucht, einer Art Tropenkoller, verfallen war, daß er ſich in ſchrecklichen Lokalen herumtrieb, daß er mit Dirnen und Zuhältern in Verbindung ſtand und ſo ſein Vermögen vergeudete. Zu den Vorleſungen, die er belegt hatte, ging er kaum noch. Seine unſtete, aufbrauſende Natur provozierte Raufereien und Ausſchreitungen an der Univerſität, ſo daß er eines Tages vom Rektor relegiert werden mußte. Darauf ver⸗ fiel er mit ſich und der ganzen Welt, hielt ſich für unver⸗ ſtanden, verhaßt. Er begann, mich mit Eiferſucht zu ver⸗ folgen und zwang mich, als er kein Geld für Whisky oder Gin hatte, die Laboratoriumskaſſe anzugreifen. Ich wollte den entnommenen Betrag am Monatsende zurückzahlen von dem kleinen Entgelt, das mir der Profeſſor gab. Es kam, wie es kommen mußte. Bei der Reviſion fehlte das Geld. Es half nichts, daß ich die Leiden meines Mannes erzählte, daß ich das furchtbare Los ſchilderte, das mich getroffen hatte. Der Mißbrauch des Vertrauens in Ihrer Stellung iſt nicht wieder gutzumachen!“ Schweigend nahm ich Abſchied vom Laboratortum, von den Hörſälen, von der Anatomie, von den Kranken⸗ ſälen, die ich als Hoſpitantin beſuchte. Zu Hauſe erwartete mich ein tropenkranker Alkoholiker— mein Mann, der flehend zu meinen Füßen lag und um Verzeihung bat, dann die halbe Wohnungseinrichtung zerſchlug, mich be⸗ ſchimpfte, auf die Straße warf, mich dann wieder nächte⸗ lang ſuchte. Lieber Karl Ludwig, es iſt kein Verdienſt, anſtändig zu bleiben— es iſt eine Gnade, daß mir damals nichts zugeſtoßen iſt, daß die Menſchen oft beſſer ſind, als man glaubt. Ich hätte in dieſen Nächten, die ich damals durchgemacht habe, jedes Angebot angenommen, nur um aus den Qualen dieſer furchtbaren Ehe herauszukommen. Als man den Geburtstag der Königin feierte, irrte ich durch die heißen, dunſtigen Straßen. Alle Menſchen um mich her waren luſtig, ſchütteten mir Konfetti ins Geſicht, wickelten mich in bunte Papierſchlangen und tanzten einen Reigen mit mir, hoben mich hoch und ſahen nicht mein zerquältes Geſicht, wußten nicht, daß mir eher nach Sterben als zum Lachen zumute war. Jung und alt war auf den Beinen. Ueberall brannten Fackeln, überall grinſten die ſchwarzen und braunen Kulis mit ihren bemalten und geſchminkten Frauen. Ich wußte, er liegt zu Hauſe, am Boden, faſt irrſinnig. Ich war oft nahe daran, auf die Polizeiſtation zu gehen und zu ſagen: Kommen Sie, helfen Sie mir!“ Ich war zu feige. Ich hätte damals dieſen Mann verabſcheuen müſſen, hätte ihm ſchon damals davonlaufen müſſen. Ge⸗ hetzt und zerſchlagen und erniedrigt war ich durch ihn. Wir konnten die Miete nicht mehr bezahlen und wurden auf die Straße geſetzt, die Möbel waren verpfändet. Nie⸗ mand borgte uns etwas, nicht der Fleiſcher, nicht der Bäcker und nicht der Milchjunge von der Farm. Van Straaten brach auf der Straße tobſüchtig zuſammen und wurde in das Tropenfieber⸗Inſtituts⸗Krankenhaus ge⸗ bracht. Die Aerzte ſprachen von einer Kur, die mindeſtens ſechs Monate dauern würde. Nach vierzehn Tagen beſuchte ich ihn. Er war kein Menſch mehr, ſondern ein im Dunkeln kauerndes Tier, das mich anbleckte, beſchimpfte und mir die Schuld gab, daß es ſo weit mit ihm gekommen war. Er nannte mich eine Dirne und hatte noch ſchlimmere Namen für mich. daß Deutſchland dem Sport nach wie vor eine große Be⸗ deutung beimißt, daß es trotz Krieg ſeine Nationalmann⸗ ſchaft ins Ausland ſchickt, iſt ein weiterer Beweis deutſcher Stärke, deutſcher Kraft und deutſcher Geſchloſſenheit. Unſere Fußballer werden in Budapeſt als Sendboten einer ſtarken Und geeinten Nation auftreten und in N untadeliger Weiſe ihre Miſſion erfüllen. Erfreulicherweiſe war es dem Reichsfachamt möglich, eine ſehr ſtarke Elf(die übrigens unter Führung von Dr. Carl Diem ſtehtl) auf die Beine u bringen, die ſicher die Erwartungen der deutſchen Fuß⸗ allgemeinde reſtlos erfüllen wird. Ihre Aufgabe iſt be⸗ ſtimmt keine leichte. Ungarn iſt 1 0 der„Vize⸗Welt⸗ meiſter“, und in der Geſchichte der deutſch⸗ungariſchen Län⸗ derkämpfe, die insgeſamt 13 Begegnungen ai iſt noch kein deutſcher Sieg auf Budapeſter Boden verzeichnet. Die drei Siege(ihnen ſtehen ſechs Niederlagen und vier Unent⸗ ſchieden gegenüber!) kamen in deutſchen Städten zuſtande. Folgende Elf ſoll alſo den erſten Sieg in Budapeſt erringen: Jakob Janes 5 Kupfer Goldbrunner Kitzinger Lehner Gelleſch Schön Szepan Peſſer In den deutſchen Gauen nehmen zu gleicher Zeit die Run⸗ denſpiele ihren Fortgang Im Süden wird u. a in Frank⸗ furt, Offenbach, Mainz⸗Wiesbaden, Ludwigshafen, Mann⸗ Für Stuttgart, Ulm, München, Augsburg, Nürnberg⸗ ürth, Schweinfurt⸗Würzburg, Hanau, Fulda und Kaſſel geſpielt.— Im Ausland gibt es u. a. einen Länderkampf zwiſchen Finnland und Lettland in Helſinki. Im Handball, hocken und Rugby wird der Spielbetrieb auch von Sonntag zu Sonntag um⸗ e 5 m Tennis 5 ſtehen noch zwei größere Veran⸗ taltungen bevor. In der Reichshauptſtadt wird die deutſche auen⸗Mannſchaftsmeiſterſchaft unter Beteiligung der Gaumannſchaften von Brandenburg, Südweſt, Oſtmark und Sachſen e und in München gibt es einen Städtekampf zwiſchen München und Wien. 2 Der Pferdeſport bringt Galopprennen zu München (Wieſenrennen), e Hannover und Berlin. Bei den Trabfahren in Wien wird der Große Deutſche Traber⸗ ſtutenpreis entſchieden. a f ibren Sportbetrieb gänzlich einſtellten. Aber die Tatſache, lerkampf zwiſchen Budapeſt und Wien erwähnt. Zum Schluß ſei noch der internationale Keg⸗ Ich preßte die Fingernägel in die Handballen, daß es ſchmerzte und zuckte nicht mit der Wimper. Ich ſchwieg. Alles Mitleid in mir war erſtorben. Ohne jedes Bedauern bin ich von dieſem Menſchen gegangen, um ihn ganz zu vergeſſen.“ Karl Ludwig fühlte, daß Helene von dem Wieder⸗ aufleben dieſer ſchrecklichen Zeit erregt und angegriffen war und bat ſie, die Erzählung zu unterbrechen, die Augen zu ſchließen und zu ſchlafen. Er nahm aus einem Glasröhrchen eine Pille, die ſie mit einem Schluck Waſſer nehmen ſollte. Aber Helene ſchüttelte energiſch den Kopf. „Nein, nein! Ich habe nicht mehr viel Zeit! Man wird mich gleich holen, man wird mich einſperren, und dann kann ich dir nichts mehr erzählen!“ Sie ſchlang die Arme um ſeinen Hals und flüſterte ihm ins Ohr: „Glaube mir: ich habe ihn nie geliebt, nie, niemals! Ich liebe nur dich! Bitte, hör' mich an!“ Hartleb hörte wieder Helenes weiche Stimme: Ich bekam durch Vermittlung meines ehemaligen Chefs an der gerichtsmediziniſchen Abteilung eine Stel⸗ lung als Kinderſchweſter bei einem Rechtsanwalt, der dem zteſtbenten zugeterit war. Es war ein großer Haushalt. Die Frau war eine mondäne Javanerin, die die meiſte Zeit des Tages außer dem Hauſe verbrachte— bei der Schneiderin, bei der Modiſtin, bei ihren Freundinnen oder bei Cocktail⸗Partys mit ihren guten Freunden. Sie be⸗ handelte mich von oben herab und verfolgte mich mit einer ganz unbegründeten Eiferſucht. Der Junge, Baas, war blutarm und hatte ein unheilbares Halskeiden, an dem die Aerzte ſchon ſeit Jahren erfolglos herumkurierten. Er 1 trug den Todeskeim in ſich. Ich habe mich mit aller Liebe 8 und Aufopferung, deren ich fähig war, der Pflege des i Kindes gewidmet. Baas hatte nur mich und ſeinen Vater, 5 5 der jede freie Minute ſeinem Kinde ſchenkte. Bisweilen 5 ſaß er ganze Nächte an dem Krankenbett und ſchickte mich 8 ſchlafen. Oft kam die elegante Frau mitten in der Nacht 5 nach Hauſe, mit ihr eine Wolke Parfüm, Alkohol⸗ und. Zigarettendunſt. Das Kind hob abwehrend ſeine kleinen, K. mageren Händchen gegen ſeine Mutter, die dann mich an⸗. 5 ſchrie und mich beſchuldigte, ich mache ihr das Kind ab⸗ ſpenſtig. 5 In dieſer Zeit hatte der Rechtsanwalt die Scheidungs⸗ 4 klage gegen ſeine Gattin eingereicht. Die Frau vollführte 1 im ganzen Haus einen ohrenbetäubenden Lärm und be⸗ 5 drohte das Perſonal, falls es zu ihrem Manne hielt. Sie 0 hetzte die Dienerſchaft gegen mich auf— ich ſei der wahre Grund, aus dem ihr Mann ſich von ihr ſcheiden laſſen N wolle. Der Mann kam zu mir und bat für das maßloſe Le Benehmen ſeiner Frau um Entſchuldigung. Er hielt meine d Hände und ſchaute mir in die Augen. Ich würde die rich⸗ f tige Mutter für ſeinen Jungen ſein, ſagte er— weiter nichts. Der Rechtsanwalt zog ſeine Scheidungsklage zurück, il als die Frau drohte— und damit hatte ſie Ausſicht auf A0 Erfolg bei Gericht—, das Kind dem Vater fortzunehmen. d Um keinen Preis der Welt aber wollte er ſich von ſeinem 3 0 Sohn trennen. 1 Nun war die Hölle im Hauſe. Wenn er ſich bel mir 1 ſt gur nach dem Befinden des Kindes erkundigte, beleidigte. uns die Frau mit den häßlichſten Worten. Nur ſeine in⸗ 1 ſtändige Bitte, bei ſeinem Sohn zu bleiben, dieſen zu 87 retten, zu helfen, und die Angſt, was ich beginnen ſollte, 5 wenn ich wieder auf der Straße ſtand, gaben mir die 2 Kraft, weiter auszuharren. Ich weiß nicht, warum ich nicht 1 damals meinem Leben ein Ende geſetzt habe— ich weiß 2 es nicht!“ Hartleb ſah, wie Helene die Augen ſchloß, wie ſich ihr 85 Atem beruhigte. Er ſtand behutſam auf und ſchlich auf 9 den Zehenſpitzen an die angelehnte Balkontür. Das Mond⸗ 8 licht hatte ſich langſam gedreht und ließ das Zimmer im 2 Dunkel. 2 „Karl Ludwig— du darfſt nicht fortgehen!“ 31 „Nein, Liebſte, ich bleibe bei dir— für immer!“ 1 * Nund un⸗Hrogramme a 5 Reichsſender Stuttgart 85 Programm für Samstag, den 23. September: 2 6 Morgenlied, Zeit, Nachrichten, Landwirtſchaft, anſchlie⸗. d ßend: Gymnaſtik 1; 6.30 Frühkonzert, Reichsprogramm; 7 ö 0 Nachrichten; 7.50 Für Dich Daheim; 8 Marktberichte, anſchlie⸗ 9 D ßend: Volkslieder; 8.10 Gymnaſtik; 8.30 Sendepauſe; 10 Nach⸗ e richten; 11.30 Volksmuſik und Bauernkalender; 12 Mittags⸗ 11 konzert; 13 Mittagskonzert; 14 Nachrichten, anſchließend: 1 Sendepauſe; 15„Der Hu e Soldat und ſeine guten Geſel⸗ d len“, Märchenſpiel na rimm; 15.30 Volksmuſik; 16 Nach, mittagskonzert, dazwiſchen um 17 Nachrichten; 18 Aus Zeit 5 und Leben; 18.15 Würktembergiſche und badiſche Sportdor⸗ 2 ſchau(mit Schallplatten); 18.30 Reichsprogramm; 19 Schall⸗ N* platten; 19.30 Nachrichten, anſchließend: Reichsprogramm. 3* * Reichsſender Frankfurt a. M. Jeden Werktag wiederkehrende Programmnummern: 6. Landvolk, merk auf; 6.10 Gymnaſtik; 6.25 Frühkonzert; 7 Nachrichten; 8. Waſſerſtandsmeldun en; 8.05 Gymnaſtik; 8.20 Kleine Ratſchläge für Küche und 8 8.35 Konzert; 12 richten; 14 richten; achmittagskonzert, dazwi⸗ ſchen: 17 Nachrichten; 18.30 Zeitgeſchehen; 20 Nachrichten; 22 Nachrichten. Sonntag, den 24. September: 6 Hafenkonzert; 8 Wir N den Sonntag ein; 8.40 i. Wortfſendung; 9 Gläubiges deutſches Herz, Stunde der Be⸗ 7 finnung am Feiertag; 9.50 Deutſche Meiſter; 11 Löns⸗Feier⸗ ſtunde; 12 Mittagskonzert, dazwiſchen: 12.30 Nachrichten; 14 b 14.15 Uns gehört der Sonntag; 15 Für unſere Kinder, 15.30 Volkstum und Heimat; 16 Nachmittagskonzert; f dazwiſchen: 17 Nachrichten; 18 Zauber der Melodie; 18.30 Sen gal hen; 19 Mebernahme; 20 Nachrichten, anſchließend: endung aus Berlin; 22 Nachrichten. 5 5 Montag, den 25. Sepfember: 10.15 Konzert; 11 Kammermuſik; 14.15 Schallplattenkon⸗ zert; 18 Uebernahme; 19 Uebernahme; 20.10 Von Berlin. i Dienstag, den 26. September: 3 5 10.15 Konzert; 11 Kammermuſtk; 14.15 Schallplattenkon⸗ rt; 15 Nachmittagskonzert; 17.10 Konzert; 18 Ruf 910 nd; 18.15 Schallplattenkonzert; 19 Uebernahme: 20.1 Von Berlin. 8 Mittwoch, den 27. September: 10.15 Konzert; 11 Kammermuſik; 14.15 Schallplattenkon⸗ zerk; 18 Uebernahme; 19 Uebernahme; 20.10 Von Berlin, 5 ES Yes Sogn N 3 werfe e der Hans Haberland mit ſeinen Koffern rumorte. —— —— Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin W. 62. (2. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Clifford er⸗ inert ſich während des Eſſens, den Namen von Hans Haber⸗ land gehört zu haben. Der Engländer verbirgt ſein Inter⸗ eſſe an dem jungen Deutſchen nicht. Am nächſten Morgen läßt ihn Lord Clifford zu ſich bitten. Sein Begleiter iſt ſee⸗ krank geworden. Hans Haberland baut Luftſchlöſſer, er ſieht bereits ein abenteuerliches Leben in dem Dienſt des Lords vor ſich. Ein Brief, der in ſeiner Taſche kniſtert, er⸗ innert ihn daran, daß er ja nach Deutſchland fährt. Im Arbeitszimmer des Lords bleibt er zunächſt allein. Ein Bild, das auf dem Tiſch ſteht, nimmt ihn gefangen, es zeigt die Tochter Cliffords, ein anſcheinend ſehr junges Mäd⸗ chen. Neuen Träumereien macht das Erſcheinen des Lords ein Ende. Hans Haberland ſoll für den erkrankten Begleiter Pläne mit ihm durcharbeiten. Kurz vor der Landung macht der Engländer dem jungen Deutſchen den Vorſchlag, in ſeine Dienſte zu treten. Hans Haberland muß ablehnen. Cor⸗ dula, die Stieftochter des Bruders Karl, erwartet unge⸗ duldig ſeine Ankunft. Ob er ſich ſehr verändert hat? Ob er ſie verändert finden wird? Noch nie hat Cordula ſo oft vor dem Spie⸗ gel geſtanden. Lieber Gott, acht Jahre iſt es her, ſeit ſie ihn das letztemal ſah. Damals hatte er ſie noch als Kind betrachtet, nur einmal war ſein Blick erſtaunt an ihr haften geblieben, und er hatte geſagt:„Kleine Cordel, du biſt ja ſchon eine junge Dame!“ Das war, als ſie beim Kommerzienrat Poſers eingeladen waren und ſie ihr hell⸗ blaues Tanzſtundenkleid trug. Und dann tanzten ſie zu⸗ ſammen, er drückte ſie plötzlich an ſich, und in ſeine Augen kam ſo ein eigener Blick, ein dunkler, zärtlicher Blick. „Paß auf, kleine Cordel, wir werden mal Mann und Frau!“ flüſterte er in ihr Ohr. Aber das ſtand ſchon lange bei Cordula feſt. ſtand ſchon feſt an dem Tage, als ihre Mutter zum zweiten Male heiratete und die zehnjährige Cordula bei Tiſch neben ihrem neuen Onkel ſaß. Er hatte ſeinen Spaß an dem blonden, kleinen Mädel, das als echte Evatochter ſchon luſtig mit ihm kokettierte und ſich ganz regelrecht von ihm den Hof machen ließ. Der ungewohnte Wein machte Cordula zuerſt übermütig und dann ſchläfrig. Ihre Letzte Erinnerung waren Onkel Hanſens ſtarke Arme, mit denen er ſie hinauf in ihr Zimmer trug. Als er ſie dann auf ihr Bett gleiten ließ, umſchlang ſie ſeinen Hals und flüſterte, ſchon halb im Schlaf:„Ich hab' dich lieb— du — ich will dich ſpäter heiraten.“ Er iſt ihre erſte Liebe, dieſer Onkel Hans, und es liegt in Cordulas Natur, daß ſie daran feſthält, trotz jahre⸗ anger Trennung. Vielleicht iſt es gerade die Trennung, die ihren Träumen freien Spielraum läßt und ihr geſtat⸗ tet, einen Nimbus um die Geſtalt des Entfernten zu weben, ſo daß kein anderer dem Vergleich mit ihrem Ideal ſtandhält. Natürlich flirtet ſie und freut ſich, wenn ſie eine Eroberung macht und Verehrer hat. Aber das bleibt nur an der Oberfläche, niemand kommt ihrem Herzen nahe. Auf ihrem Schreibtiſch ſteht ein Bild von Hans Haberland. Es ſteht dort unter anderen Familienbildern, niemand denkt ſich etwas anderes dabei, als daß Cordula ein pietätvolles junges Mädchen ſei, was um ſo lobens⸗ werter iſt in einer Zeit, in der die Jugend eingerahmte Familienphotographien verachtet. Cordula iſt ein modernes Mädchen und macht ſich Feine Illuſionen. Aber was kann ſie dafür, daß ihr kein anderer Mann gefällt, wenn ſie an einen großen, breit⸗ ſchultrigen Tunichtgut denkt, den ſie„Onkel“ nennt und der das ganze Haus auf den Kopf zu ſtellen pflegt, wenn er endlich einmal aus der Wildnis heimkehrt? Auf der Straße konnte es ihm einfallen, einen Wettlauf mit ihr zu veranſtalten. Als dann der große Krach zwiſchen den Brüdern kam und Hans Haberland das Haus verließ, um wieder in die Fremde zu ziehen, hatte Cordula bitterlich geweint. Das Daus Ach, und da war noch eine Erinnerung— ſüß und ſchmerz⸗ Lich zugleich. In der Nacht vor Hans Haberlands Ab⸗ reiſe war Cordula in den Oberſtock geſchlichen, wo die Fremdenzimmer lagen. Ueber dem Nachtkleid nur den dünnen Morgenrock, mit bloßen Füßen, damit niemand ſie hören konnte, war ſie bis vor die Tür geſchlichen, 9 75 ort ſtand ſie und weinte und fror und fühlte ſich jämmerlich unglücklich. Plötzlich war die Tür aufgegangen und gegen ihre nackten Füße ein ſchwerer Männerſchuh geflogen, ſo daß ſie unwillkürlich aufſchrie. „Nanu! Was iſt denn das? Wer iſt denn da?“ Dann Hatte Hans Haberland die helle, zitternde Geſtalt in ſein Zimmer gezogen.„Mädel— Cordula— du!?— Ja, was machſt du denn hier?“ Da hatte Cordula aufſchluchzend die Arme um ſeinen Hals geſchlungen. Ein Weilchen war es ſtill geweſen. Ganz feſt hatte er ſie in ſeinen Armen gehalten. Aber plötzlich hatte er ſie faſt heftig von ſich geſchoben und ſie angefahren:„Nun laß mal die Heulerei, du dummes Ding, und mach ſchleunigft, daß du in dein Bett kommſt! Sonſt erkälteft du dich noch! Iſt das eine Art und Weiſe, im Winter mit bloßen Füßen herumzulaufen!“ Doch als ſie ihn mit tränennaſſen Augen gekränkt und erſchrocken angeſehen, hatte er ſehr ſanft über ihr Haar geſtrichen, ihr einen Kuß auf die Stirn gegeben und leiſe geſagt:„Du mußt jetzt gehen, Kind! Leb wohl, kleine Cordula! Bleib mir gut, bis wir uns eines Tages wie⸗ derſehen!“ Damit hatte er ſie zum Zimmer hinausgeſchoben und an der offenen Tür gewartet, bis ſie die Treppe hinunter⸗ gegangen war. Am nächſten Morgen war er fort geweſen, und Cordula hatte in der Schule einen Tadel wegen Un aufmerkſamkeit bekommen. Dias iſt nun acht Jahre her, und natürlich hat Hans Din Gedanken nennt ſie ihn niemals Onkel— alles ver⸗ geſſen. Vielleicht bringt er eine exotiſche Braut mit, oder er hat in einem der fünf Erdteile eine Frau ſitzen. Doch trotz aller Pernunftgründe, die Cordula ſich vorbetet, geß .—— 2— eu 2 ſie wie auf Sprungfedern und hat vor Aufregung nachts nicht geſchlafen. „Was iſt denn nur, Kind? Warum wirfſt du ſo mit den Türen?“ ſagt Frau Haberland mit ihrer leiſen, kla⸗ genden Stimme. Trotz des warmen Frühlingswetters ſitzt ſie in Decken gehüllt in ihrem Lehnſtuhl am Fenſter. Sie friert immer. Seit Eckards Tod friert ſie Tag und Nacht bis in ihre Seele hinein. Das feine, blaſſe Geſicht trägt den Stempel unheilbaren Leides. Müde und untätig lie⸗ gen ihre Hände im Schoß. Es ſind wunderbar zarte, aus⸗ drucksvolle Hände— nicht geſchaffen zur Arbeit—, un⸗ fähig, das eigene Leben feſt anzupacken und mit Mut und Entſchloſſenheit zum Ziel zu führen. Früher iſt Frau Elfriede Haberland eine elegante Frau geweſen, aber das große Unglück hat ſie gleichgültig gegen ihre Aeußeres gemacht. Sie iſt keine widerſtands⸗ fähige Natur und liefert ſich ihren ſeeliſchen wie ihren körperlichen Leiden bedingungslos aus. Und doch, trotz⸗ dem ſie raſch welkte und ihr Haar in wenigen Monaten ergraute, behielt ſie den ihr eigenen ſchwermütigen Zau⸗ ber, deſſen Einfluß ſich niemand in ihrer Nähe entziehen konnte und mit dem ſie ihren Mann wie in den erſten Jahren ihrer Ehe gefangenhielt. Sie nahm es als ſelbſt⸗ verſtändlich hin, daß ſie noch immer die verwöhnte, von Liebe und zarter Rückſicht umgebene Frau war, von der alle rauhen Seiten des Lebens ferngehalten werden. Ihre Schutzbedürftigkeit hat ihre Tochter Cordula ſchon als Kind daran gewöhnt, die Rollen zu vertauſchen und ſich mit mütterlicher Fürſorge ihrer hilfloſen Mama anzu⸗ nehmen. „Verzeih, mein Kleines!“ Cordula eilt zu der Mutter und lehnt ihre junge, blühende Wange gegen das blaſſe Geſicht der Leidenden.„Es iſt doch ein herrlicher Tag heute! Willſt du dich nicht ein wenig hinaus in den Gar⸗ ten legen?“ Frau Haberland zieht den ſeidenen Schal feſter um die Schultern und ſchüttelt den Kopf.„Nein, nein! Es iſt zu windig draußen! Du weiß, ich kann Wind nicht ver⸗ —— — 8—. 8 g 5 9 5 8(Zeichnung: Näthe M.) Endlich bemerkt er Cordula, ſagt:„Hallo, wen haben wir hier 2 tragen. Und dann iſt es ſo hell!/ Sonne tut meinen Augen weh. Komm, ſetz dich zu 1 und lies mir ein bißchen vor.“ i Es fällt Frau Haberland nicht ein, daß ihre Tochter an dieſem ſtrahlenden Frühlingstage vielleicht lieber etwas anderes tun würde, als im Zimmer hinter verſchloſſenen i an 5d zu ſitzen und ihrer Mutter vorzuleſen. Sie iſt o an die Erfüllung jedes Wunſches gewöhnt, daß ſie er⸗ ſtaunt aufſieht, als die Tochter erwidert: „Das geht leider jetzt nicht, kleines Muttchen! Ich 8 127 5 mit Vater zum Bahnhof, um Onkel Hans ab⸗ zuholen. „Ach ſo!— Das hatte ich ganz vergeſſen!“ Mit einer nervöſen Bewegung ſtreicht ſich Frau Elfriede Haberland über die durchſichtige Stirn.„Ich bin nicht ſehr begeiſtert von dieſem Beſuch. Onkel Hans iſt ſo robuſt und ſo laut! Was will er eigentlich hier? Vater und er ſind doch da⸗ mals im böſen auseinandergegangen.“ „Um ſo beſſer, wenn ſie jetzt wieder im guten zuſam⸗ menkommen“, erklärt Cordula etwas ſchärfer, als ſie ge⸗ wöhnlich mit der Mutter redet. „Ja, ja! Das ſehe ich ja ein! Hoffentlich vertragen ſie ſich diesmal. Wenn ſich aber Onkel Hans hier als zu⸗ künftiger Herr aufſpielt, gibt es beſtimmt Zwiſtigkeiten, denn das kann Vater nicht vertragen.“ e Cordula ſeufzt leiſe. Es iſt wie immer. Wenn ſie ein⸗ mal wagt, jung und froh zu ſein, wird gleich der aſchgraue Schleier des Mißtrauens über Freude und Hoffnung ge⸗ worfen. Nein, man kann nicht mehr lachen in dieſem Hauſe! Und doch iſt dieſes Haus ihr zur Heimat gewor⸗ den. Die Mutter und der Mann, der ihr immer ein güti⸗ ger Vater geweſen iſt, ſind die Menſchen, die ſie am mei⸗ ſten ltebt auf der Welt. Sie kann ihnen nicht gram ſein, auch wenn ihre Jugend ſich auflehnt gegen den Geiſt der en e ſeit Eckards Tode von den Eltern Beſtitz ergriffen hat. 2 So gibt Cordula der Mutter einen Kuß und zankt ſie liebevoll ein wenig aus wegen iher Schwarzſeherei. Dabei ſchielt ſie verſtohlen nach der Uhr. Wie langſam heute die Zeit vergeht! Als aber dann Karl Haberland kommt, um die Tochter zu holen, wird ihr plötzlich ſeltſam bang ums Herz. Iſt es eine Schickſalsſtunde, der ſie ent⸗ gegengeht?— Hans Haberland iſt über das Wiederſehen mit dem Bruder ſo erſchüttert, daß er zunächſt Cordula überſieht. Herrgott, Karl iſt ja ein alter Mann— grau, gebeugt, mit matten, glanzloſen Augen! Aber natürlich läßt ſich Hans ſeine Bewegung nicht merken, umarmt den Bruder, klopft ihm kräftig auf den Rücken und ſagt:„Na, altes Haus, da bin ich alſo! Ich hoffe, du haſt das Kalb geſchlachtet für den verlorenen Sohn.“ Endlich bemerkt er Cordula, ſagt:„Hallo— wen haben wir hier? Das iſt doch nicht— jawohl, das iſt doch — Donnerwetter, allerhand!“ Mit dieſen etwas abge⸗ brochenen Aeußerungen ſchüttelt er dem jungen Mädchen faſt die Hand aus dem Gelenk. Cordula lacht, ſie ſtehen ſich einen Augenblick gegenüber und ſehen ſich an. Eine exotiſche Braut hat er ſich nicht mitgebracht, von einer Frau verlautet auch nichts. Sie gehen zu dritt aus dem Bahnhof zu dem Haberlandſchen Auto, das draußen wartet. Das heißt, ſo ſchnell geht das nicht, denn Hans muß erſt ſtehenbleiben, den alten Bahnhof angucken. Dann geht Hans Haberland mit Bruder und Nichte zum Wagen. Nichte! Hat ſich was! Die ſoll ſich unter⸗ ſtehen und ihn„Onkel“ nennen! Er wünſcht, kein alter Onkel für ſolch eine blonde Knuſprigkeit zu ſein! Mit einem Seitenblick hat er feſtgeſtellt: famos gewachſen, Gang wie eine junge Antilope, Kopfhaltung frei und ohne Tadel. Cordula hat gehalten, was der lang aufgeſchoſſene, etwas ſchlenkrige Backfiſch von damals verſprach. Hübſch, wenn man von ſo was nach achtjähriger Abweſenheit vom Bahnhof abgeholt wird. Blond und aufrecht geht Cordula zwiſchen den beiden Brüdern. Sie hat wirklich noch nicht„Onkel Hans“ ge⸗ ſagt. Es hat ihr noch nicht über die Lippen gewollt. Er iſt da, der Hans ihrer Träume! 5 „Laß mich fahren, Vater!“ bittet ſie und ſetzt ſich ans Steuer, während die Brüder hinten im Wagen Platz neh⸗ men. Hans hat nicht viel Luſt zum Reden. Etwas vor⸗ gebeugt ſitzt er da und begrüßt mit ſeinen Blicken die ver⸗ trauten Straßen. Dabei wird er kritiſch.„Verſchönert habt ihr euch ja nicht!“ bemerkt er beim Anblick einiger neuer Häuſerblocks, die ſich durch phantaſieloſe Nüchternheit aus⸗ zeichnen. Dann ſchimpft er gewaltig über die verſchwun⸗ denen Baumreihen, die früher die Straßen zierten. N „So!— Fahr du mal bei Geſchäftsſchluß durch die engen Straßen!“ ruft Cordula ſtreitbar über die Schulter nach rückwärts.. Hans Haberland lacht vergnügt. Sein Schimpfen hin⸗ dert ihn nicht daran, ſich außerordentlich wohl zu fühlen. „Hört doch das Küken!“ bemerkt er wohlgefällig.„Es will auch mitreden!“ „Ich bin kein Küken mehr!“. „Beſpahre! Ein ausgewachſenes junges Hühnchen! Schmeckt beſonders gut gebraten mit Gurkenſalat!“ Karl Haberland lächelt zu dieſem Wortgeplänkel etwas abweſend und ſagt:„Ja— nun ſind wir auch gleich da!“ Der Wagen hat inzwiſchen das vornehme Wohnviertel der Stadt erreicht. Hier liegt auch das Haberlandſche Haus. Es iſt ein altmodiſcher Ziegelbau mit Türmchen und Erkern im Stil der neunziger Jahre. Der alte Haber⸗ land hat ihn gebaut, und damals pilgerte die ganze Stadt hinaus, um das Haberlandſchlößchen zu bewundern. Cordula lenkt den Wagen geſchickt durch das große, gußeiſerne Tor, das Butzke, das alte Hausfaktotum, ge⸗ öffnet hat. Hans Haberland iſt ſchon aus dem Wagen heraus und ſchüttelt Butzke die Hand.„Daß ich das noch erlebe! Nee, ſo was, junger Herr, daß ich das noch er⸗ lebe!“ ſtammelt Butzke gerührt und zerdrückt eine Träne. Hans Haberland klopft ihm lobend auf die Schulter:„So iſt's recht! Ein bißchen Rührung muß ſein, wenn ein Sohn des Hauſes heimkehrt!“ Als ſie ſpäter bei Tiſch ſitzen, vergißt Cordula alle böſen Vorſätze und allen inneren Widerſtand gegen den Heimgekehrten. Iſt es nicht, als wehe eine friſche, be⸗ lebende Luft durch das ganze Haus? Sogar die Mutter lacht ein paarmal, als Hans von ſeinen Reiſen erzählt. Und dabei benimmt er ſich gar nicht wie ein robuſter Dick⸗ häuter, ſondern iſt zart und rückſichtsvoll gegen die lei⸗ dende Frau. Mit Cordula neckt er ſich herum. Auch Karl Haberland wird ganz vergnügt. Er ſteigt in den Keller und holt eigenhändig ein paar Flaſchen her⸗ auf, die vielverſprechend, ſtaubig und ſpinnenverwebt aus⸗ ſehen.„Ach, Kinder, es iſt doch gut, mal wieder zu Hauſe zu ſein!“ verſichert Hans behaglich und hebt ſein Glas zum Licht, in dem der Rheinwein golden ſchimmert.„Es lebe die Heimat, in der ſolch ein Tropfen wächſt! Dafür gebe ich alle alkoholiſchen Flüſſigkeiten der ganzen Erde!“ Sie ſtoßen an. Die Gläſer klingen hell aneinander. Hans Haberland ſieht Cordula in die Augen.„Die blon⸗ den N der Heimat ſollen leben!“ ſagt er leiſe. 5? „Alle!— Cordula im beſonderen!“— Später, als Elfriede Haberland müde wird und ſich zurückziehen will, nimmt Hans Haberland ſie auf den Arm und trägt ſie behutſam die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Sie iſt eine leichte Laſt.„Iſt das immer noch deine Spe⸗ zialität, Hans?“ fragt ſie lächelnd.„Weißt du noch, wie du Tante Amalie und Tante Berta die Treppe hinauf⸗ getragen haſt?“ i „Freilich! Sie quiekten dabei wie ein Neſt voll junger Mäuſe. Wie geht es den beiden guten Seelen?“ „Sie ſind ſchon ein paar Jahre tot.“ Hans Haberland ſetzte ſeine Schwägerin vorſichtig vor ihrer Tür ab. „Ja, das iſt unſer aller Los“, ſagt er.—. (Fortſetzung folgt.) ruckarbeiten tur Handel, Gewerbe und industrie liefert schnelistens Neckar- Bote- Druckerei Weiß zieht und ſetzt mit dem vierten Zuge matt. Verſteckte Wörter. Organismus— Umdrehung— Abonnent— Friedricus, — Schimmel— Enteignung— Raſenfläche— Baldachin — Girlande— Feuerzeug— Vanille— Nierſteiner— Mathematik. In jedem der vorſtehenden Wörter iſt ein kleineres enthalten. Die Anfangsbuchſtaben der herausgefundenen Wörter nennen, aneinandergereiht, eine nationale Ein⸗ richtung. Silbenrätſel. Aus den Silben a ak am bahn bra bri bün chiem de den der di don droſſe ee ein ein en en fer gel gel gen grau ju le kett ko kot lau laus le lek lon men mo na nach ne neiſ ni ni os pel ri rie roſt ſatz ſchie ſchnei ſe ſee ſel ſel te tem ten tra tri tung um ur vi wa wald wel zahl zi ſind 28 Wörter zu bilden, deren erſte und dritte Buch⸗ ſtaben, beide von oben nach unten geleſen, ein perſiſches Sprichwort ergeben. Die zu ſuchenden Wörter haben fol⸗ gende Bedeutung: 1. Singvogel, 2. Salatpflanze, 3. Oper von Wagner, 4. Gotteshaus, 5. männlicher Vorname, 6. berühmter deutſcher Holzbildhauer, 7. Heizmaterial, 8. Fleiſchſpeiſe, 9. weiblicher Vorname, 10. Gefäß, 11. baye⸗ riſcher See, 12. Gewebe, 13. Verzierung eines Wäſche⸗ ſtückes, 14. Edelſtein, 15. deutſcher Fluß, 16. grammati⸗ kaliſche Bezeichnung, 17. Kinderfreund, 18. Sportſtätte, 19. Haustier, 20. Zuſtand geiſtiger Abweſenheit, 21. Muſik⸗ inſtrument, 22. Oper von Richard Strauß, 23. Teil des Fingers, 24. Geſteinsart, 25. Stadt in England, 26. ſchar⸗ fes Gas, 27. Schweizer Kanton, 28. Sternbild. ch und ſch Z ein Buchſtabe. 8 Scherzparallelen. 5 Frech— pünktlich— geſchunden— herangehen— auf⸗ paſſen— blau— ſpucken— kalt— eſſen— beſcheiden geſchwätzig. Die Silben: blue chen cher de dre el hun hund kar la ma mau nen os raub rer rit rit ſcher ſcheu ſchließ ſchnau ſter ter ter veil ze ſind zur Bildung von elf Wörtern zu benutzen und dieſe je hinter eines der obigen Wörter zu ſetzen, ſo daß Scherzparallelen, wie z. B.„Alt wie Methu⸗ ſalem uſw. entſtehen. Die vierten Buchſtaben der gefun⸗ denen zweiten Wörter nennen, abwärts geleſen, ein Sprich⸗ wort. Sind das Tiere? a Aus den Silben: ar baer beits der drei fett gel gluecks haus hen kalb ke le loe lon mond mops ne pferd rat roll ſa ſchwein ſe ſee ſpitz te un vo wan we find elf ſcherz⸗ hafte Tiernamen zu bilden, deren fünfte Buchſtaben, ab⸗ wärts geleſen, wieder einen ſolchen Namen ergeben. Moſaik. An jedes Wort aus! iſt, unter Zwiſchenſchaltung eines Buchſtabens, ein Wort aus II anzuhängen. Werden die acht Löſungswörter in die richtige Reihenfolge gebracht, ſo nennen die Verbindungsbuchſtaben einen Namen, auf en Deutſchland ſtolz iſt. I Glas Herr Kap Kur Magd Reis Uhr Zentner II Anzug Aſt Burg Eiger Erle Falz Hut Tal Typenrätſel. b—-e—g—-i— l- nr tz. 8 Aus dieſen neun Buchſtaben bilde man zehn Wörter folgender Bedeutung, wobei die Buchſtaben mehrfache Ver⸗ wendung finden. Jedes Wort hat fünf Buchſtaben. 1. Flachland, 2, Inſzeneſetzung eines Stückes, 3. Haustier, 4. Brotaufſtrich, 5. Hunnenkönig, 6. Nagetier, 7. weiblicher Vorname, 8. Richtſchnur, 9. Raubvogel, 10. Baumgattung. Die Anfangsbuchſtaben der richtigen Wörter nennen im Zuſammenhang ein deutſches Gebirge. 73.17 709 Die Aufgaben der NS.⸗Bolls⸗ wohlfahrt ſind ſo man⸗ nigfaltige und wichtige, daß es die Ehren⸗ pflicht eines jeden Volks⸗ genoſſen ſein muß, mit allen zur Verfügung ſtehenden Mit⸗ teln zum Ge⸗ Kn Wenn das Wasser nicht schaumen lingen dieſer 5 5 a A gaben 9 2 5 5 5 den Aufgaben I eakelsVescrund Blech Sede beizutragen. Silben⸗Raten. ma ai dy va ke ſel nung lett halt ſtanz mie rub ops ſter 3 mer bel nig tel raz ban nus nier ko ner tar ra gat ah te furt ker laß da win kal thar ri den ge dor zept tur rad greß le be brus ga ſe In jeder waagerechten Reihe iſt den fünf Silben eine gemeinſame Silbe voranzuſetzen. Die Anfangsbuchſtaben der richtig gefundenen zehn Vorfſilben nennen eine Wieſen⸗ blume. Hilfe. Wenn einmal in der Eiſenbahn Schwebt in Gefahr dein Leben, Vermittelt Hilfe, denke dran: Verſtellter Moſt und Reben. Auflöſungen aus voriger Nummer: Kreuzworträtſel: Waagerecht: 1. Hans Sachs, 9. Aſen. 10. Ohio, 11. Ate, 12. Oel, 13. Garn, 15. Arbe, 16. ich, 17, Opel. 20, Rees. 24. Ren, 25. Ida, 26. Arta, 28. Ober, 29. Nuernberg.— Senkrecht: 1. Haag, 2. Aſta, 3. Neer. 4. Sn, 15. a. o., 6. Chor, 7. Hieb, 8. Sole, 14. Nil, 15. Ahr, 17. Oran, 18. Peru, 19. Ente, 21. Eibe, 22. Eder, 23, Sarg, 2 N 28 Andere Köpfe— andere Wörter: Feier, Laube, Ukelei, Gardine, Plunder, Lupe, Aller, Tanne, Zeitung.— Flugplatz. Silbenrätſel: 1. Suppe, 2. Teetiſch, 3. Einzahl, 4. Tomate, 5. Stilfſer Joch, 6. Zahnarzt, 7. Undine, 8. Sandbank, 9. Paſſau, 10. Argentinien, 11. Eduard, 12. Telegraphie, 13. Kopernikus, 14. Ornament, 15. Man⸗ darine, 16. Monat, 17. Tripolis, 18. Gewürz, 19. Uhu, 20. Tarif, 21. Eimer, 22. Kanu, 23. Uhrkette, 24. Noah, 25. Dame.— Stets zu ſpaet kommt gute Kunde, ſchlechte Kunde ſtets zu fruehe. Viel Vergnügen: 1. Mandoline, 2. Akrobat, 3. Sardine, 4. Karneval, 5. Eisbrecher, 6. Nagelfeile, 7. Bierglas, 8. Aſchenbecher, 9. Lenkrad, 10. Limonade.— Maskenball. 50 preiswert-und doch stark. 2 Wirksam, alle Vorzöge vereinend. 22 finekdoten— Urſache und Wirkung Der berühmte Naturforſcher Buffon hatte eine An⸗ zahl ausgezeichneter Gelehrten bei ſich zu Tiſch. Nach Beendigung des Eſſen begab man ſich in den Garten. Es war ein heißer Sommertag. Inmitten der 110 befand ſich auf einem Poſtament eine große Glas⸗ ugel. Einer der Gäſte legte zufällig die Hand auf die Kugel und entdeckte zu ſeinem Staunen, daß ſie auf der Schattenſeite heißer war als auf der der Sonne zuge⸗ wandten. Er teilte ſeine Beobachtung den anderen mit, die ſich ſofort von der Wahrheit dieſer Angabe über⸗ zeugten. Eine lebhafte Unterhaltung entſpann ſich darüber, was wohl die Urſache dieſer merkwürdigen Erſcheinung ſein möge, und die Gelehrten ſuchten den Widerſpruch durch alle möglichen phyſikaltiſchen Geſetze zu beweiſen. Schließlich waren ſie ſich doch einig, daß es eben infolge der„Reflexion“ oder„Exhalation“ oder der„Repulſion“ gar nicht anders ſein könne. Nur dem Wirt wollte die Sache nicht einleuchten. Er rief den Gärtner herbei und fragte, warum dieſe Kugel auf der Schattenſeite heißer ſei als auf der Sonnenſeite. „Aus dem einfachen Grunde“, verſetzte der Mann, „weil ich ſie vorhin erſt herumgedreht habe.“ Ein probates Mltttel Der Dechant Swift machte gewöhnlich ſeine Reiſen zu Fuß und nicht gerade in einem glänzenden Anzug. Einſt kam er in einer kleinen Stadt ſo ſpät an, daß er dort übernachten mußte. Es war gerade Jahrmarkt und alle Wirtshäuſer mit Fremden beſetzt. Er fand nur noch ein Unterkommen in einem nicht gerade einladenden Gaſt⸗ haus, und aus Mangel an Betten, machte man ihm den Vorſchlag, das Bett mit einem Pächter zu teilen. Kaum hatte Swift ſich neben dem Pächter ins Bett gelegt, ſo fing der Mann ein Geſpräch mit ſeinem Schlaf⸗ genoſſen an, und erzählte ihm, wie er auf dem Jahrmarkt ein ſehr gutes Geſchäft gemacht habe. „So glücklich geht es mir nicht“, erwiderte Swift „denn ſeit der Eröffnung der Gerichtsſitzung habe ich erſt ſechs Menſchen aufgeknüpft.“ „Was, aufgeknüpft? Wer ſeid Ihr denn?“ „Ich bin der Scharfrichter der Grafſchaft.“ „Nicht möglich! Sie der Scharfrichter?“ „Ja, ja, und künftigen Sonnabend werde ich in Tyburn neun auf einmal hängen. Einer ſoll hernach noch gevierteilt werden. Der Pächter, höchſt erſchrocken über einen ſolchen Schlafkameraden, ſprang aus dem Bett, verließ das Zimmer und machte Lärm im Hauſe. Der Wirt kam herbei und fragte, was es gäbe. „Ihr habt mich ja mit einem Scharfrichter zuſam⸗ mengelegt. Das erfahre ich jetzt erſt aus ſeinem Munde. Es iſt nicht recht, ehrbare Leute ſo zu behandeln. Schließt ja die Haustür auf, damit ich aus dieſem verdammten e herauskomme.“ Oer Wirt hielt den Pächter für verrückt. Er entſprach alſo ſeinem Verlangen, froh, den Verrückten loszuwerden. Swift hatte ſich auf dieſe Weiſe in den ungeteilten Beßtz des Bettes geſetzt. iE ˖ 5 e Krenczer) „Was heißt denn Pfych⸗ analytiſche Betrachkirntg Fritzchen?“ „Weiß ich auch nicht, Oma.“ „Dann möchte ich wiſſen, Schule gehſt.“ 8 „Geſtern nachmittag bin ich an Ihrem neuen Haus vorbeigefahren.“ „Es war wirklich nett von Ihnen.“ * 7 „Marga, willſt du mich heiraten?“ „Frage erſt die Mama.“ „Das habe ich getan, aber ſie will mich nicht.“ * „Was willſt du ſchon wieder in Lohengrin? Du haſt ſie doch in dieſer Saiſon ſchon dreimal geſehen.“ „Aber noch nicht in dieſem Kleid.“ wozu du in die höhers Gretel kommt aus der Schule heim und berichtet ge⸗ ringſchätzig:„Muttel, unſer Fräulein kennt kein Pferd. Ich habe eins gemalt, und ſie wußte nicht, was es iſt.“ . „Sieh mal meine neue Uhr. Iſt ſie nicht ſchön?“ „Schön ſchon, nur etwas mitgenommen ſieht ſie aus.“ * Napfſchimmer iſt mit ſeiner rau in den Alpen. Toll“, ſtaunt er,„was die erge hier alle ſo hoch find. „Na, ja“, meint da ſeine Frau,„das liegt aber auch viel daran, daß die Täler hier ſo tief ſind.“ 8* Kuhbart iſt beim Arzt. N „Und wie ſteht's mit dem Stoffwechſel?“ fragt der. „Doch“, meint Kuhbart,„ich wechſele öfters; einmal trink ich Löwen, dann mal Aktien, und manchmal auch Pilz.“ 8 Bo Schluß des redaktionellen Teils. Haustrinkkuren ſind im Herbſt geſund Heilendes Waſſer quillt in allen Teilen des Reiches aus der deutſchen Erde, ſtrömt in Wannen und Baſſins, füllt Trink⸗ gläſer und wird auf Flaſchen gefüllt. Der Bedarf an Heil⸗ waſſer im Flaſchenverſand iſt in den letzten 485 ren ganz außerordentlich geſtiegen, und die Nachfrage hält das ganze Jahr über an Doch wie bei den Herbſtbadekuren, die eine „Körperverſicherung“ vollkommenſter Art darſtellen, ſo gilt auch die Heilbrunnen⸗Haustrinklur im Herbſt als beſonders angezeigt Ob die zahlreichen guten Eigenſchaften des Heil⸗ brunnens, die die Klebzettel auf den Flaſchen verzeichnen, zu⸗ treffend ſind? Waſſer iſt doch Pans ich Waſſer? ſtimmt nicht! Die Zahl der zu Haustrinkkuren freigegebenen Heilwäſſer iſt auf eine beſtimmte, nicht zu große Anzahl be⸗ ſchränkt, und dieſe ſelbſt werden ſorgfältig durch die Wiſſen⸗ ſchaft auf ihre Wirkung hin beſtändig kontrollier Das heilende Waſſer mit ſeinen vielen, im gewöhnliche Waſtier nicht enthaltenen mineraliſchen Zuſätzen bewirkt eine ein, das chen die Schriftteitung Kurt Winkler für Anzeshenteil El 08 Umſtimmung im Mineralhaushalt des Körpers, durch die eine Mane Anzahl krankhafter Veränderungen ausgeglichen werden. anche andere Krankheitserſcheinungen laſſen ſich durch die im entſprechenden Heilwaſſer enthaltenen Stoffe(z. B. 5 Eiſen, Schwefel uſw.) günſtig beeinfluſſen, denn dieſe Be⸗ ſtandteile im Waſſer wirken hier gleich Medikamenten. Da jedoch eine Medizin nur in der vorgeſchriebenen Menge und nach genau geregelter Anwendung wirklich wirkſam werden kann, ſo ergibt ſich ganz von ſelbſt, daß der Trinkbrunnen nur nach den Grundſätzen einer geregelten Kur benutzt werden ſollte, wenn er ſeine volle Wirkung tun ſoll Der Arzt be⸗ ſtimmt hier am beſten, welcher Brunnen für die Herbfttrink⸗ kur angewandt wird. Die Vorſchriften für eine zweckmäßige Trinkkur finden ſich überdies auf feder Flaſche aufgedruckt. 1 blatt Deutſcher Provins⸗Verleger, ſämtl. in Berlin SW 38 Lindenß