ble een eee r Nr. 226 Neckar ⸗Vote(2. Blatt) Mittwoch, 27. September 1939 Zelluloſe iſt Banngut Deutſche Konſequenzen aus britiſcher Kriegsführung. Berlin, 26. Sept. Nach vorliegenden Meldungen muß⸗ ten einige finniſche und ſchwediſche Dampfer mit Holz und Zelluloſe für England an Bord verſenkt werden. Hierzu trifft der„Deutſche Dienſt“ folgende Feſtſtellungen: Nachdem England ſeiner Piratentradition gemäß, unter Mißachtung des Völkerrechts, gleich zu Beginn des Krieges eine Konterbandeliſte veröffentlichte, die weit über die ſich ſtreng an das Völkerrecht haltenden Beſtimmungen der deutſchen Priſenordnung hinausgingen, hat Deutſchland in berechtigter Gegenwehr zu entſprechenden Verteidigungs⸗ maßnahmen ſchreiten müſſen. Die in dem Geſetz vom 12. 9. enthaltene Banngutliſte iſt ſämtlichen neutralen Mächten durch die deutſchen diplomatiſchen Vertretungen notifiziert worden. Gemäß Artikel 1 Ziffer 1 in Verbindung mit Ziffer 12 dieſes Geſetzes werden Stoffe, die zur Herſtellung von Pulver und Sprengſtoffen dienen können, als unbedingtes Banngut angeſehen. Zelluloſe iſt ein Stoff, der in weiteſtem Umfange zur Herſtellung von Sprengſtoffen verwandt wird. Der Hinweis einiger ausländiſcher Preſſeorgane darauf, man ſei gutgläubig der Meinung geweſen, daß Zelluloſe kein Banngut ſei, wird nur durch die Annahme verſtänd⸗ lich, daß den Beteiligten offenbar die erforderlichen che⸗ miſch⸗techniſchen Kenntniſſe fehlten. Für jeden Fachmann mußte ſich dagegen aus der den neutralen Mächten noti⸗ fizierten Banngutliſte die unbedingte Bannguteigenſchaft von Zelluloſe eindeutig ergeben. Im übrigen folgt auch hier Deutſchland lediglich dem Beiſpiel Englands, wo be⸗ reits am 15. 9. offiziell erklärt wurde, daß ein neutraler Dampfer mit einer Ladung von einer für Deutſchland beſtimmten Papiermaſſe aufgebracht worden ſei. Die deufſchen U-Bootkommandanten haben daher nur pflichlgemäß gehandelt, wenn ſie die Weikerbeförderung der Zelluloſeladungen nach England verhindert haben. Denn von dort wäre die Zelluloſe in Form von gegen die deulſchen Frontſoldaten eingeſetzten Sprengſtoffen zurück⸗ gekommen. Im Einklang mit den Beſtimmungen des See⸗ kriegsrechtes und der ritterlichen Tradition der deutſchen Kriegsmarine enkſprechend, iſt den Beſatzungen gegenüber, die ſämkliche gerettet worden ſind, mit größter Schonung vorgegangen worden. Jeder durch deutſche Seeſtreitkräfte in Ausübung des Priſenrechts geſchädigte Neutrale hat die Möglichkeit, ſich an den deutſchen Priſenhof in Hamburg zu wen⸗ den, der in einer Beſetzung mit unabhängigen Richtern alle Beſchwerdefälle in obſektivſter Weiſe nachprüfen und ent⸗ ſcheiden wird.. Wenn der von England in gewiſſenloſer und leichtfer⸗ tiger Weiſe angezettelke unſinnige Krieg den Handel der neutralen. dh zu Deutſchlands größkem Bedauern auf das ſchwerſte ſchädigt und gefährdek, ſo wiſſen dieſe neu⸗ tralen Mächte ſedenfalls, wo die unverbeſſerlichen Kriegs⸗ better ſitzen, die von bequemen Büroſtühlen aus ihre Enk⸗ ſchloſſenheil bekonen, den wahrhaft konſtruktiven Friedens⸗ kräften Europas einen„jahrelangen Krieg“ aufzuzuwingen. Wenn daher Deutſchland, das im Weſten keinerlei Kriegs⸗ ziele beſitzt und ſich lediglich agen die engliſche Aggreſſion verteidigt, die für die Engländer zur mutwilligen Fort⸗ ſetzung des Krieges notwendigen gelte ſperrt, ſo lei⸗ ſtet es der Wiederherſtellung des Weltfriedens und damit den Intereſſen aller neutralen Länder, die eine raſche Be; endigung des Krieges herbeiſehnen, den größten Dienſt. ROMA Vo Has ousIt KEEN Ponttarſti begann zu berichten, wie er die Adreſſe des Holländers hatte ausfindig machen laſſen, daß er vom Portier die Zimmernummer erfahren habe, daß er an⸗ geklopft habe, daß er— als er keine Antwort bekam— eingetreten ſei, daß er in dem finſteren Zimmer Licht machen mußte, und daß er dann den Toten habe auf dem Bett liegen ſehen. Er habe ſich über den Ermordeten ge⸗ beugt und die Piſtole in die Hand genommen. Plötzlich habe er daran gedacht, wie leicht ihn jemand in dieſem Zimmer mit der Piſtole in der Hand finden könnte.. auf der Piſtole waren ſchon ſeine Fingerabdrücke! Nichts hätte ihn vor dem Verdacht bewahren können, daß er van Straaten erſchoſſen habe. In dieſer Angſt habe er die Piſtole eingeſteckt, das Licht im Zimmer aus⸗ gedreht und ſei davongelaufen. Der Portier habe ihn beim Fortgehen nicht geſehen. „Bei der Heiligen Mutter Gottes von Czenſtochau: Ich habe Jan nicht erſchoſſen! Ich bin kein Mörder! Herr Kriminalrat, ich habe betrogen und geſtohlen, ich habe erpreßt. Ich habe gelogen.. ich bin nicht der Gatte von Annemarie. Aber ich habe nicht gemordetl!“ Dicke Schweißperlen ſtanden auf der Stirn des Sprechenden, ſein Atem flog. „Herr Kriminalrat, ich habe ihn nicht erſchoſſen! Nein. nein!“ Doktor Drinckſen verzog den Mund, ſtrich mit der rechten Hand über ſein Kinn, als habe er einen Vollbart. „Ja, mein Junge, du haſt Glück gehabt! Wenn nicht ſchon das Geſtändnis des Mörders vorliegen würde, müßte ich dich in Haft nehmen und deine Erzählung ſehr genau und gewiſſenhaft unterſuchen. Ich weiß nicht, ob man dir glauben würde. Ich werde dich aber trotzdem zum Leiter des Morddezernats, der in dieſem Falle die Unterſuchung leitet, führen.— Kommen Sie!“ Auf dem Wege über den langen Korridor nach dem Zimmer der Mordkommiſſion ing ſi ontiarſki an Drinckſens Arm. 8 N. 0 „Ich bitte Sie, Herr Kriminalrat, ich bin unſchuldig! 8 Ich bin kein Mörder.. Ich bin kein Mörder!“ „Pontiarſki... in Venedig haben Sie genau ſo über⸗ i deugend behauptet, Annemaries Gatte zu ſein.. Wie steht's 1 „Ein merkwürdiger Krieg“ Anzufriedenheik, Sorge, Enktäuſchung in England. Amſter dam, 26. Sept. Ueber die Stimmung der engliſchen Bevölkerung ſchreibt der Londoner Korreſpon⸗ dent des„Nieuwe Rokterdamſche Courank“, der Krieg, der jetzt drei Wochen dauere, habe einen völlig anderen Ver lauf genommen, als das engliſche Publikum erwarket hakte. Die Bevölkerung befinde ſich in einer Stimmung nicht begreifenden Erſtaunens, und überall höre man den Ausſpruch:„Dies iſt ein merkwürdiger Krieg.“ Die Eng⸗ länder wollten nicht begreifen, warum der Arieg„nicht in Gang komme“ und fragten ſich voll Aergernis, was der 1 für einen derartigen unerwarkeken Kriegsverlauf ei. Erſtens habe jeder erwartet, der Krieg werde mit einem ſchweren Kampf in der Luft und mit einem Luftbombar⸗ dement auf London beginnen. Jetzt, wo dieſe Bombarde⸗ ments ausgeblieben ſeien, beginne man ſich zu fragen, ob es wohl nötig ſei, daß ganz England die lähmenden Laſten einer völligen Verdunkelung über ſich ergehen laſſen müſſe. Ferner ſei man vielfach der Mei⸗ nung, daß viel zu viel Leute der zivilen Verteidi⸗ gung auf den Beinen gehalten würden. Es ſeien im gan⸗ zen zwei Millionen, und bis jetzt hätten dieſe Verteidiger der Zivilbevölkerung— Luftwächter, Feuerwehrleute und ae— nichts zu tun gehabt als umherzu⸗ ſtehen. Der angenehmen Enttäuſchung über das Ausbleiben von Luftangriffen ſtehe die unangenehme Enttäuſchung über den Zuſammenbruch Polens, der völlig un⸗ erwartet gekommen ſei, gegenüber. Niemand in England 115 geglaubt, daß Polen bereits in drei Wochen erledigt ein werde. Dies ſei daher eine überaus unange⸗ nehme Ueberraſchung für die Engländer. Man 5 5 in den letzten Monaten vor dem Krieg in England o viel über die„glänzenden Eigenſchaften“ des polniſchen Heeres hören können, daß man auf dieſe Entwicklung kei⸗ neswegs vorbereitet war. In England herrſche daher offene Unzufriedenheit mit dem polniſchen Oberbefehl und mit der polniſchen Regierung. Lloyd George habe das in einem Artikel ausgedrückt, in dem es u. a. heißt, daß es„die miſerable polniſche Klaſſenregierung, die nach Rumänien flüchtete, während ihr Heer noch kämpfte, offen⸗ bar nie begriffen hat, daß ſie zur Verteidigung des Landes Befeſtigungen hätte anlegen müſſen“. Lloyd George be⸗ ſchuldigte dann aber auch die engliſche Regierung, die Polen in weit größerem Maße hätte helfen müſſen und deren Pflicht es geweſen ſei, in Zuſammenarbeit mit der franzöſiſchen Luftwaffe Polen tatkräftige Hilfe zu bieten. Der Korreſpondent glaubt, daß Lloyd George hier einem großen Teil der Engländer aus dem Herzen geſprochen habe. Das Gefühl der Sorge und Enttäuſchung ſei durch das Auftreten Sowjetrußlands und die Art, in der die engliſche Regierung darauf reagiert habe, noch erhöht worden. Muſſolini habe von dieſer Stimmung ſehr geſchickt Gebrauch gemacht, als er ſagte, England habe die moraliſche Grundlage für den Kampf gegen Deutſchland verloren, da es das ruſſiſche Vorgehen ſtillſchweigend er⸗ Pen ließ. Die englischen Publiziſten, wie z. B. Darvin, eien nun dabei, die Haltung der engliſchen Regierung vor der Bevölkerung zu entſchuldigen, indem ſie behaupteten. daß England, falls es ſich gegen Rußland wenden ſollte, „lediglich den Intereſſen Deutſchlands dienen“ würde. 8 l Straaten wäre mit ihm von der Schule her, die ſie zu⸗ ſammen in Batavia beſucht hätten, befreundet. Gemein⸗ ſam hätten ſie in manchem Glücksſpiel nachgeholfen. Jan hätte Annemarie geheiratet, um eine Amme zu haben, die ö er auf beſſere Spieler loslaſſen wollte.— Annemarie wäre ihm davongelaufen. Er— Pontiarſki— hätte in einer illuſtrierten Zeitung Annemarie nach vielen Jahren wiedererkannt und ein Geſchäft gewittert.. da wäre ihm Jan zuvorgekommen. * Doktor Sprott, der Leiter der Mordkommiſſion, tele⸗ phonierte mit dem Staatsanwalt Doktor Schotthauſen, der ihm in klaren Worten den Tatbeſtand und das Ge⸗ ſtändnis der Mörderin, die im Viktoria⸗Diakoniſſenheim lag, vortrug. Fluchtverſuch ſei nicht zu befürchten, da bereits Beamte zur Ueberwachung eingeſetzt ſeien. Er warte nur, daß der Haftbefehl ausgeſtellt würde. dienſtführenden Kommiſſars und ſagte: „Mit dieſer Waffe wurde Jan van Straaten er⸗ ſchoſſen. Dieſer Herr hat die Waffe gebracht..“ Pontiarſki hob flehentlich die Hände: „Wirklich— ich bin nicht der Mörder! Bei Gott nicht! Ich bin nicht der Mörder...!“ Doktor Sprott ſchaute nur einen Augenblick auf Pon⸗ tiarſki und Drinckſen. Dieſer gab ihm ein Zeichen mit der Hand. „Setzen Sie ſich...“ Die Unzufriedenheit habe verſchiedene Gründe. „Geradezu unverſtändliche Anſtändigkeit“ Newyork, 26. Sept. Die amerikaniſche Oeffentlichkeit ſchildert in ehrlicher Bewunderung einen an Selbſtverleug⸗ nung grenzenden Fall von Ritterlichkeit eines deutſchen U⸗ Bootkommandenten, der am 17. September im Atlantik den britiſchen Frachter„Kafiriſtan“ verſenkte. 29 Ueberlebende der„Kafiriſtan“ trafen in Newyork an Bord des ÜUSA⸗Dampfers„American Farmer“ ein, der außerdem 133 amerikaniſche Touriſten mitbrachte. Laut Ausſage des Kapitäns der„Kafiriſtan“, Busby, war der britiſche Frachter zunächſt durch einige Schüſſe gewarnt worden. Nachdem der U⸗Bootkommandant nach Ladung und Kurs gefragt hatte, wurde die Beſatzung aufgefordert, das Schiff zu verlaſſen, das mit zwei Torpedoſchüſſen ver⸗ ſenkt wurde. Kapitän Busby fuhr fort:„Der deutſche Kom⸗ mandant hielt ſich durchaus an die internationalen Beſtim⸗ mungen. Er teilte uns mit, er habe einem US A⸗ Dampfer ſignaliſiert, der bald eintreffen werde. Falls aber dieſer Dampfer nicht komme, werde er die Rettungs⸗ boote nach der iriſchen Küſte abſchleppen. Außerdem fragte der Kommandant, ob wir genügend Brot und Waſſer hät⸗ ten, ſonſt würde er etwas abgeben.“ Als der US A⸗Dampfer nach zwei Stunden eintraf und die Schiffbrüchigen in Anweſenheit des deutſchen U⸗Bootes bereits auf dem„American Farmer“ übernommen wur⸗ den, erſchien plötzlich ein britiſches Bombenflug⸗ zeug und beſchoß das U-Boot mit Maſchinengewehren, um dann nach einem Sturzflug ein oder zwei Bomben ab⸗ zuwerfen. Die Paſſagiere des„American Farmer“, die vom oberen Deck aus den Vorgang beobachteten, hatten große Sorge um das Schickſal des U-Bootes Wie der ame⸗ rikaniſche Student Lee berichtet, ſeien die Paſſagiere poli⸗ tiſch zwar auf Seiten des Vombenfliegers geweſen, menſch⸗ lich aber 8 viele, daß die„tapferen und höflichen Deutſchen, bei ihrer Bemühung, der britiſchen Beſatzung zu helfen, ums Leben kommen würden“. Allgemein wird bermutet, daß der britiſche Bombenflieger vom Flugzeug⸗ mutterſchiff„Courageous“ ſtammte, das wenige Stunden ſpäter unweit der i der„Kafiriſtan“ mög⸗ licherweiſe vom gleichen U⸗Boot torpediert wurde. Die„Newyorker Staatszeitung“ führt dazu aus, der anze Vorfall zeuge von geradezu unverſtändlicher Anſtän⸗ bigkeit und mlenſchchkeif des deulſchen A⸗Bookkomman⸗ danten, der aus Sorge um das Schickſal der engliſchen Be⸗ ſatzung ſogar die eigene Sicherheil gefährdete. Für Leute, deren Urteil durch die Propaganda vergiftet ſei, könne der Vorgang vielleicht überraſchend ſein. Diezenigen aber, die Gelegenheit gehabt hätten, deulſche Streitkräfte bei ihren Aktionen ſchon früher kennenzulernen. fänden ihre bis ⸗ herige Auffaſſung nur Aer Sogar die„Newyork Ti- mes ſchreibt, über die Rikterlichkeit und die Fürſorge des deulſchen Kommandanten könne nicht geſtrikten werden. Konſulariſche Vertretungen. Für das Land Baden iſt künftig das Merikaniſche Konſulat in Stuttgart zuſtändig. Dem merikaniſchen Wahl⸗ konſul in Stuttgärt, Eugen Gölz, iſt ſeitens des Reiches am 17. Auguſt 1939 das Exequatur erteilt worden.— Dem neuen Leitet des Kgl. Ungariſchen Generalkouſulats in München, Generalkonſul Dr. Eugen Baron Miske⸗Gerſtenberger, iſt namens des Reiches das Exequatur erteilt worden. 97 wei⸗ teren Amtsbereich des Kgl. 1 Generalkonſulats in München gehört auch das Land Baden, das im übrigen nach wie vor zum engeren Amtsbereich des Kgl. Ungariſchen Kon⸗ Pontiarfſki erzählte mit ſchnellen Worten: Jan van Doktor Orinckſen legte die Piſtole auf den Tiſch des Pontiarſki ſchaute hilfeſuchend nach Drinckſen, der ſich eine neue Zigarre angezündet hatte und neben dem Kom⸗ miſſar ſtand. „Pontiarſki, wie wär's mit einem Generalgeſtändnis? So ohne Hemmungen.. frei von der Leber weg...?“ Kommiſſar Sprott war bekannt dafür, daß er mit den Verbrechern eine gemütliche, aber ernſte Sprache führte. Pontiarſki ſprang vom Stuhl hoch. „Nee, Herr Kommiſſar, ich hab' nichts zu geſtehen es liegt doch ſchon ein Geſtändnis vor!“ ö Sprott ſchaute zu Drinckſen, der die Schultern zuckte, über ſofort begriff, wohin der Kommiſſar zielte und ant⸗ wortete ſchnell: i „Darauf ſind Sie reingefallen, ſonſt hätten Sie mir beſtimmt nichts erzählt von Ihrer Bekanntſchaft mit Jan van Straaten.. ſtimmt's?“ 5 1 85 „Das iſt gemein!“ a i Pontiarſkt ſprang auf und wollte den Stuhl hoch⸗ Doch Drinckſen, der ihn keinen Augenblick aus den reißen g 5 Augen gelaſſen hatte, war schnell an Pontiarſkis Seite. ſulats Mannheim gehört. „Hoppla, mein Junge— nur langſam! Sie wollen außer der Mordanklage wohl noch eine gewalttätige Be⸗ amtenbeleidigung haben...! Nun machen Sie keine Um⸗ ſtände! Wie war die Sache wirklich?“ Pontiarfki flel auf die Knie. Tränen liefen über ſeine Wangen. Er heulte laut auf. „Ich habe nicht gemordet... ich habe mich nur ge⸗ wehrt Kommiſſar Sprott ſchrieb:„Alexis von Pontiarfki gibt zu, Jan van Straaten in Notwehr erſchoſſen zu haben“ „Erzählen Sie der Reihe nach!“ 8 Pontiarſki, total gebrochen, gab zu Protokoll:„Jan van Straaten wußte durch die Aufrufe, daß ſeine Frau bewußtlos im Ludgerus⸗Sanatortum eingeliefert wurde Wir beide klügelten einen Plan aus, von Profeſſor Hart leb Geld zu erpreſſen. Zuerſt ſollte ich ran und nachher van Straaten. 5 Wir warteten bis zum angeſetzten Hochzeitstage, um mit der Forderung mehr Glück zu haben. Jan hielt das Verſprechen nicht. Er wollte mich aus dem Geſchäft drängen. Ich ſchwur, mit ihm abzurechnen. Mit dieſer Abſicht ging ich ins Hotel zur Sonne“. Ich wollte ihm die Schläge heimzahlen, wollte ihm mit der Polizei drohen, venn er mich an der Erpreſſung nicht beteiligen würde. Ich kam zu ihm Kommiſſar Sprott, der Pontiarſkis Geſtändnis mit⸗ ſchrieb, unterbrach den Verhörten: a 5 „Ausſetzen!“ Dann ſchrieb er auf einen kleinen Zettel:„Was iſt mit Helene Ludgerus“ Geſtändnis?“ Dieſes beſchriebene Papier reichte er Drinckſen, der es las und in der Hand zerknüllte. f„Erzählen Sie weiter!“ Gedenktage 27. September d 1783 Der Freiheitskämpfer und Mitbegründer der Turn⸗ kunſt Karl Friedrich 5 85 in Magdeburg geboren. 1856 Der Kolonialpolitiker Karl Peters in Neuhaus an der Elbe geboren. 8 1870 Uebergabe von Straßburg. f 1914 Der Dichter Hermann Löns vor Reims gefallen. 1916 Kampfflieger Boelke ſtürzt nach 40 Luftangriffen ab. 1921 125 eee Engelbert Humperdinck in Neu⸗Strelitz geſtorben. 5 5% 8 1936 Einnahme von Toledo durch die nationalſpaniſchen Truppen; Befreiung der Alkazar⸗Beſatung. Sonnenaufgang: 6.18 uhr Sonnenuntergang Mondaufgang: 17.36 Uhr one E 5 ll 3 — 2— nn wieder nach Hauſe. Es ſind meiſt Kriegsfreiwillige, Hermann Löns Erinnerungen zu ſeinem 25. Todeskag Septembertag in der Heide bei Fallingboſtel. Der Herbſt⸗ wind zerrt ſchon an den Birken und treibt die Blätter weit über die braune Heide. Jetzt ſind die Tage vorbei, an denen die Heidewanderer aus den Städten über die braune Pracht zogen. Jetzt ſind die Tage, an denen die Heide einſam wird. Nur noch Männer wie Hermann Löns, Jäger und weid⸗ gerechte Geſellen, treiben ſich jetzt in der braunen Heide herum Heute iſt es freilich anders. Infanteriſten aus Celle ſind zu einer Felddienſtübung hier draußen. Sie haben ſchon eine Nachtübung hinter ſich, haben das Morgengrauen er⸗ lebt und nach einem letzten geübten Sturmangriff 1 sich ie ſi hier zuſammengefunden haben, und ganz wie von ſelbſt kommt die Rede auf den Heidedichter, der mit dem Füſilier⸗ Regiment Nr. 73 aus Hannover jetzt ſchon draußen in Frankreich iſt. Da iſt der Rechtsanwalt aus Soltau, der mit Löns auf der Jagd war. Da iſt der Heidewirt, bei dem Löns oft einkehrte, wenn er müde aus Heide und Moor zurück⸗ kam. Sie erzählen alle von ihm, der als 49⸗Jähriger noch ins Feld zog. Zwar war er nicht ausgebildet; aber er hatte Augen wie ein Luchs und er würde draußen ſchon ſeinen Mann ſtehen. g i Von hinten vom Schluß der Kompanie brandet ein Lied auf, das nach vorn zieht und in das alle einſtimmen: „Heute wollen wir ein Liedlein ſingen, trinken wollen wir den goldenen Wein“ Es war das Lied von Hermann Löns, das aus der Stunde heraus geſchrieben war und das ſchnell in allen niederſächſiſchen Regimentern zum beliebteſten Sol⸗ datenlied wurde. Wie ein Schwur war dieſer Schluß:„Denn wir fahren gegen Engelland“. Schon damals, viel früher als Andere, hatte Löns erkannt, wer der Feind war, der die deutſche Heimat nicht zur Ruhe kommen laſſen wollte. So war ſein Lied aus dem richtigen Gefühl heraus entſtan⸗ den und ſo wurde es geſungen. Und als die Kompanie am ſpäten Abend wieder in die alte Heideſtadt Celle zurückkam, erfüllt vom Heimaterleben und vom Erlebnis deutſchen Dich⸗ tertums, da kam plötzlich vor der Paroleausgabe die Kunde: Hermann Löns iſt nicht mehr. Er iſt am 26. September bei Loivre gefallen! 1 Mehr als 25 Jahre ſind verfloſſen und noch iſt es allen denen, die Löns kannten, als ob es geſtern geweſen wäre. Und wenn wir zuſammenſitzen, erzählt jeder, wie er Her⸗ mann Löns zum letzten Male getroffen und was er mit ihm geſprochen hat. Am beſten aber wird die Stimmung jener Tage wieder lebendig in dem kleinen grauen Kriegs⸗ tagebuch, das er führte und das jetzt in Hannover als beſonderes Erinnerungsſtück wieder gezeigt wird. Da leſen wir:„Goldglitzerndes Stroh, wandernde Schwalben, Krä⸗ henruf, Elſterngeſchacker. Silberne Fliegen und Käfer. Ge⸗ ſang:„Setzt zuſammen die Gewehre!“ Heidlerche dudelt. Finken locken. Nochmal zur Apotheke(Tannin), Hüber Knöchel kaputt. Es wird exerziert. Franzoſen ſchießen ſich heran. Ganz dicht krepieren Granaten. Man ſpielt weiter Skat:„Sind ja bloß Schrapnells“. Und an einem der letzten Ruhetage ſaß Löns auf einem Feldſtein und ſah zu, wie in der Nähe ein Grab geſchaufelt wurde, das einen ihm lieb gewordenen Kameraden zur letzten Ruhe aufnehmen ſollte. e er noch eine 2 mitgeben. aida dieſem Grabſtein könnt Ihr leſen, daß dies iſt ein Solda geweſen. Der hier liegt und der hier ruht, war ein treu Soldatenblut.“ 1 Und dann ſchauen wir noch einmal in das Kriegstage⸗ buch von Hermann Löns und leſen ſeine letzte Eintra⸗ N ch„Heute, Freitag. Schlachtenkette um Reims heute 4 Tage. Es donnert im Norden weiter. Poſt kommt Mittag, iſt direkt heiß unter dem Winde. Eſſenausgabe. Ich kenne den Rummel und eſſe bei dritter Kompanie, Liebes⸗ aben ſehr wenig und nicht beſonders... Chauſſee nach ont Givard dampft von Autoſtaub. Luft dick. Beſuche Rode. Bekomme Kaffee uſw. Leutnant von Wallenrode hat Schuß da, wo 5 Holid de hinkommt, ich mache demgemäßen Witz, groß Hallo. Leutnant Reuß Nackenſchuß. Rücken raus, kreuzfidel. Um 6 Uhr zu meinem Bataillon, alles ruht ſich aus, raucht, ſingt, lacht, und dabei geht es in zwei Stunden in die vorderſte Schützenlinie. Blaſſe Sichel im Süden. Sonne geht über ſilbernem Dunſt friedlich unter. Wirft warme Schatten auf Gebilde. Auf Straße Pferdetransport ein dunkles Geſchlängel. Im Norden ſchießen unſere mit Schrapnells nach Flieger. Der ganze helle Himmel voll gelb⸗ goldener Wolken mit Blitzlichtern. Erbſenſuppe ſchmeckt wie⸗ der, Tee(der Leutnant gibt Burgunder zu). Frohe Stim⸗ mung und es geht in die Linie..“ Dieſer 26. September brachte grauen Nebel und ſchwere Kämpfe. Die Hannoverſchen Füſiliere hatten die Aufgabe, den dpordrängenden Feind aufzuhalten. Mit einer Pa⸗ trouille lag Löns in vorderſter Linſe und zielte und ſchoß im ſchwerſten Feuer ruhig und beſonnen wie auf einem Scheibenſtandb. Plohlich zuckt er zuſammen. Das Gewehr fällt ihm aus der Hand, die unter die linke Schulter faßt: „Jetzt haben ſie mich angebleit!“ Sein Geſicht ſank auf den linken Arm. Ein Kamerad erzählt dann, wie er den toten Dichter gefunden hat:„Er lag noch ſo. wie ich ihn zuletzt im Morgennebel geſehen hatte. Das Geſicht lag in den aufgeſtützten Händen in tiefem Frieden. So ruhig und chön ſah er aus Kaum zwei Sekunden kann es gedauert enen nachdem die Kugel gekommen war. Ich kniete hm und legte ihn zurecht und ſeine Hände zuſammen. Es war faſt dunkel. Nur ab und zu blitzte es von der feind⸗ lichen Front. Seine großen klaren Augen ſahen ſtill in die a. 4¹ 37 1 „Es geht in die Linie..“, das waren die letzten Worte in dem Tagebuch von Hermann Löns. Eine fremde Hand fügte hinzu„.. von wo er nicht mehr zurückkehren ſollte. Gefallen am 26. 9. bei Loivre. Ehre ſeinem Andenken.“ Ein Dichter und Soldat iſt von uns gegangen, aber auch nach ſeinem Tod hat er weiter gewirkt. Hunderttau⸗ ſende junger Deutſcher haben durch ihn ihre deutſche Hei⸗ mat neu kennen und neu lieben gelernt. Seine Bücher ha⸗ ben den Sinn für deutſches Bauerntum neu erweckt, Bauerntum, das heute mehr denn je Kämpfertum iſt. Und wenn wir fetzt nach 25 Jahren des toten Dichters geden⸗ ken, dann müſſen wir beſonders daran erinnern, daß der Geburtsort von Hermann Löns, Kulm an der Weichſel, in dem ſein Vater damals Gymnaſialoberlehrer war, wieder deutſch geworden iſt. Seine erſten ſtarken Eindrücke emp⸗ fing Hermann Löns in Weſtpreußen, und wenn ihm auch als blutmäßigem Niederſachſen Heide und Moor ſpäter das große Erlebnis wurden, ſo hat er doch niemals ſeine weſtpreußiſche Jugendzeit vergeſſen. Hier zwiſchen Buſch und Seen wurde emen Naturfreude geweckt und ſein Na⸗ turſinn geſtärkt. Niemand würde mehr Freude haben als Hermann Löns, wenn er jetzt, 25 Jahre nach ſeinem To⸗ destag, hörte, daß ſeine Geburtsſtadt durch deutſche Sol⸗ daten wieder deutſch geworden iſt. 3 — Echtes Dichtertum lebt über alle Zeiten und es zeigt ſich auch, daß Löns nicht für uns geſtorben iſt. Seine Lieder klingen auch heute noch auf den Lippen derer, die hinaus⸗ ziehen wie einſtmals, um für Deutſchlands Größe und Si⸗ cherheit zu kämpfen. Karl Brammer. Eperber im Sturzflug Vögel, die auf der Jagd verunglücken Dieſer Tage lief eine Notiz 1 die Preſſe, in der von einem nicht alltäglichen Vorfall berichtet wurde, und mancher glaubte an„Jägerlatein“. Ein Sperber hatte ſich auf der Jagd nach einem Kanarienvogel tödlich verletzt. Der Ver⸗ folgte befand ſich nämlich hinter einer Fenſterſcheibe, und der beutehungrige Jäger bezahlte ſeine Extravaganz mit dem Tode. Dieſer Bericht lenkt die Aufmerkſamkeit auf andere un⸗ gewöhnliche Todesurſachen unſerer Vögel. Bekanntlich ſal⸗ len alljährlich viele Vögel, vor allem Zugvögel, den Drähten der verſchiedenſten Leitungen zum Opfer; oft genug findet man tödlich verletzte Vögel unter den Hochſpannungen und Telefondrähten. Auch Gitter werden manchem Vogel zum Verhängnis. Starke und hohe Lichtquellen haben ſich even⸗ falls als gefährliche Vogelfallen erwieſen. Daß Vögel auch auf der Jad verunglücken können, iſt gar nicht ſo ſelten, wie man gemeinhin annimmt. Jeder Vogelfreund und Jäger kennt Beiſpiele dafür. Lebensweiſe und Fortbewegungs⸗ werkzeuge der Tiere ſind aufeinander abgeſtimmt. So dat der Sperber ſeine Werkzeuge ähnlich wie ein ſchnelles ind wendiges Sturzflugzeug ausgebildet. Er jagt im und am Walde. Wie ein geübter Jagdflieger ſtößt er durch die Stämme hindurch, flitzt durch die Aeſte und ſucht ſein Opfer von der Seite zu erreichen. Kurze und breite Flügel, ein auffallend langer Schwanz, der eine genaue Steuerung er⸗ möglicht. Der lange Schwanz ermöglicht, ähnlich wie die Bremsklappen eines modernen Flugzeuges, ein gugenblick⸗ liches Bremſen. Die Gefahren die ſolche Kunſtflüge bedin⸗ gen, ſind alſo bei ſeiner Jagd offenbar recht groß Zur Kata⸗ ſtrophe führt der Jagdeifer, wenn Hunger zu tollkühnen Flügen verleitet. Es iſt gar nicht ſelten, daß ein Sperber einem flüchtenden Sperling nachſetzt und dabei durch ein Fenſter bricht und ſich in den Räumen eines Hauſes wieder⸗ findet. Zugreiſende mögen nicht ſchlecht ſtaunen, wenn mit einem Schlag ein Fenſter zerſpringt und ein jagender Sper⸗ ber ſich als blinder Paſſagier einſtellt. Wie leicht ein Sper⸗ ber ſeiner Jagdleidenſchaft zum Opfer fallen kann, eweiſt dieſer Vorfall: In ſchnellem Zuſtoßen hatte ein Sperber eine Kohlmeiſe erledigt, dabei aber einen ſpitzen Aſtſtummel überſehen Dieſer Stumpf hatte ſich als Folge des ſtarken Sturzfluges tief in den Leib des Räubers gerannt. Man fand den Sperber tödlich verletzt am Boden, im rechten Fang die geſchlagene Meiſe, im Körper den todbringenden Sparren. Man ſieht: Vögel können tatſächlich auf der Jagd verunglücken! n Kuüfe der Jugend Merkt euch: Keiner von uns iſt mehr wert, als die Männer und die Frauen wert waren, die in der Vergangenheit lebten. Alle die Opfer, die damals gebracht worden ſind, waren keine leichteren als die Opfer, die wir heute zu bringen haben. Jedes Opfer, das uns auferlegt wird, iſt nicht ſchwerer, als die Opfer es waren, die einſt die Vergangenheit zu tragen hatte. f Der Führer in ſeiner Rede zu Danzig am 19. September 1939. 0 N 3000 Kilogramm Butter Ein intereſſantes Rechenexempel ö 5000 Kilogramm Butter! Was läßt ſich damit alles an⸗ fangen und wie viele Menſchen können davon verſorgt werden. Wißt ihr, wovon es abhängen kann, ob wir dieſe Menge Butter haben ader nicht? 0 Die richtige Arbeit für frauen Die Haltung bon Milchkühen iſt in erſter Linie eine Frage von Arbeitskräften. Wenn nun in einem mittelgroßen Dorf, das meiſtens 40 bis 50 Höfe umfaßt, nur zehn Bauern einige Kühe weniger halten, dann haben wir bereits dieſen un⸗ erhörten Jahresausfall an Butter. Und dabei bleibt es nicht allein. Dieſe Menge Butter läßt 120 000 Liter Magermilch zurück, die wieder zur Verwendung im Haushalt, zur Käſe⸗ beteitung ſowie zur Schweinefütterung eine ganz erhebliche Rolle ſpielen. g Und nun hört, wie dieſer Ausfall aufzuhalten iſt! Acht oder zehn Mädel ſind mit Leichtigkeit in der Lage, dieſe Mehrarbeit zu bewältigen. Und es ſpielt dabei keine Rolle, ob das Stadt⸗ oder Landmädel ſind. Der Landdien ſt der Hitler⸗Jugend, der in den letzten Jahren nahezu 100000 Jungen und Mädel aus der Stad! in ſeinen Lagern dem Land zur Ver⸗ fügung geſtellt hat, iſt auch jetzt der große Helfer der Bauern. Je mehr Kräfte ſich ihm zur Ver⸗ fügung ſtellen, deſto leichter iſt es, ſolche Nahrungsmittel- ausfälle zu verhindern! Täglich melden ſich Freiwillige zum Landdienſt der Hitler-Jugend. G. K. Nichtſchwimmer Pat Pat ſoll das Schwimmen lernen. Ich behaupte, ein Pimpf von zwölf Jahren muß ſeit mindeſtens vier Jahren ſchwimmen können, wenn er„auf Draht“ ſein will. Pat, der Pimpf, iſt aber noch immer Nichtſchwimmer. Man durfte ihm bis zum Mai wirklich keine Schuld daran geben; denn es gibt erſt ſeit dieſem Frühjahr ein Schwimmbad in Wolfszell. Die Dorfgemeinſchaft hat es in den Freizeitſtunden erbaut, der S A.⸗Trupp iſt abends hinausgezogen zum Wolfsgrund und hat dort gehackt und gebuddelt und geſchippt. Auch die he waren dabei in vorderſter Front, wie ſich das ſo gehört. Seit Mai übten nun die Jungen des Wolfszeller Jung⸗ zuges in ihrem Bad. Hannes, Jungzugführer und Waſſerratte, hatte im Frühjahr erklärt, daß im Herbſt jeder Pimpf ſeines Jungzuges ſchwimmen müſſe— oder er laſſe ſeine beliebten Winkerſkiſchlachten ausfallen. Das zog: nach vierzehn Tagen ſchwamm ſich Jungenſchaftsführer Peter als erſter frei. Einer folgte ſchnell dem anderen. Und jetzt blieb Pat übrig, Pat, der zwölfjährige Schlaks, mit der Klappe ſonſt immer ganz vorn. Ich bin überzeugt, er meint es gar nicht ſo mit ſeinen Angebereien, und bei den Pimpfen iſt er trotzdem beliebt. Seit Mai aber iſt er„durch“— ſeit er das erſtemal ins Waſſer ſollte. Kaum hatte er einen Zeh im Feuchten, kriegte er ſchon das große Zittern. Der Jungzug brüllte, erſt vor Begeiſterung, dann vor Wut. Wir lachten Pat aus. Er ermannte ſich, atmete tief ein, ſeine Heldenbruſt ſchwoll— und auf das Schlimmſte vorbereitet, „verſchwand“ er bis zu den Knien im klaren Waſſer. Schön warm war es ja, aber Pat kam es komiſch vor, eben direkt— feucht. Und das beunruhigte ihn. Regen geht noch, aber gleich ſo viel Waſſer auf einem Fleck! Verlegen tauchte er die Hände in die Fluten, verſuchte Schaum zu ſchlagen, und ſtieg blamiert an Land. Der Jungzug tobte. Im Juni tauchte Pat— und wir ſchrieben dieſen gigan⸗ tiſchen Erfolg nur uns zu— bereits mit dem Kopf unter Waſſer. Die Pimpfe wollten Pat eine Tapferkeitsmedaille ver⸗ leihen. Pat„fühlte“ ſich und war gerührt. Im Juli nahm ihn Hannes allein unter ſeine Fuchtel. An Land ging alles großartig, Schwimmbewegungen uſw., aber im Waſſer glaubte Pat dürchaus Waſſer ſchlucken zu müſſen. Hannes hatte ihm nichts davon befohlen, aber Pat gurgelte und ſchnaubie und ſchluckte und ſah ſich ſchon als Fiſchfütter auf dem Meeresgrund des Bades. Es war 1 zu machen, ſelbſt Hannes war machtlos. Und die Pimpfe? Feigheit warfen ſie Pat vor und gaben ihm in aller Heimlichkeit— Hannes hatte nichts gehört und ge⸗ ſehen— eine 1 Hordenkeile. Doch auch das half nichts. Im Auguft riß Hannes die Geduld. Beim Appell ließ er, Pat herauskreten und gab bekannt, daß der Fähnleinführer auf ſeine Bitte hin Pat verboten habe, als Nichtſchwimmer noch weiter am Dienſt teilzunehmen. Pat glaubte, er müſſe verrückt werden. Das war die härteſte Strafe, die es für ihn geben konnte. Wenn er nicht mehr zum Dienſt kommen durfte— unausdenkbar! Keine, Geländeſpiele mehr, keine wilden Jagden, kein froher Sport, leine Tummelſpiele, von allen Pimpfen verachtet. Schande über ſein Haupt! Dann langes Schweigen um den Nichtſchwimmer Pat. Als ich geſtern allein ins Schwimmbad komme, rudert Pat mit Leibeskräften im Waſſer herum und kriegt einen roten Kopf, als er mich ſieht. Im September, ſagt er, ſchwimmt er ſich frei. g Heino. fileidung in neuer beſtalt Wenn der Sommer ſich endgültig von uns verabſchie⸗ einen Mantel aus Krimmerſtoff oder Webpelz, die in ihrer det, dann trennen wir uns in normalen Zeiten von den Sommerkleidern, von den„Bunten und Geblümten“— bis zum nächſten Jahr. Man wird heute nicht viel Zeit dazu haben, um etwa Wehmut und Bedauern aufkommen zu laſſen. Solche Stimmungen gibt es nicht bei den prakti⸗ ſchen Frauen. Sie beginnen vielmehr im Hinblick auf die jetzt beſonders gebotene Sparſamkeit mit einer Durchſicht des Kleiderſchrankes, ſie prüfen die Beſtände und über legen: Was kann verwendet, was muß geändert werden? Die ſchadhaften Kleidungsſtücke erfahren be⸗ 2 ſondere Nachſicht und Pflege. An ihnen können de, wir das Wunder erleben, wie geſchickte Hände 0, Neues aus Altem zaubern. Hier ſollen durch⸗ d geſtoßene Aermel erſetzt werden, dort muß ein Saum verlängert werden. Viele Kleider ver⸗ langen nach Erweiterung, und der Wintermantel ſoll uns, aufgefriſcht und ausgebeſſert, durch die kalte Jahreszeit begleiten. Oft ſind Kragen und Manſchetten etwas abge⸗ 0 5 tragen; die f können mit gut 0 aufgehobenen Reſten neu be⸗ legt oder mit Samt in der gleichen Farbe bekleidet wer⸗ den. Solche Samtaufſchlä⸗ ge ſind ſehr modern und »kleidſam. Man kann dabei auf den Pelzbeſatz ——.——— 1— verzichten. Oft ö findet man 1 unter den Vor⸗ N. räten eine 1* Jacke oder urſprünglichen Form nicht mehr tragbar ſind. Die noch brauchbaren Teile ergeben nun Beſätze oder Einſätze für den Wintermantel. Man kann ſie als Paſſe und Aermel aufſetzen oder als neue Vorderbahn einarbeiten. Auf dieſe Weiſe verdeckt man abgegriffene Kanten und erweitert zugleich. Bei den Kleidern verfährt man am liebſten nach dem bewährten Rezept: aus zwei mach eins! Von zwei Klei⸗ dungsſtücken nimmt man Teile, die noch am beſten er⸗ halten ſind und verbindet ſie miteinander zu einem hüb⸗ ſchen Kleid. Trägerröcke ſind ſehr kleidſam, und man hat ſie bereits im Frühjahr vorgeſchlagen. Zum Winter kann man aus einem alten Kleid die ſchadhaften Aermel her⸗ austrennen, die Ausſchnitte vergrößern und das Ganze auf das Oberteil eines anderen Kleides oder einer Bluſe aufſteppen. Oft paſſen zwei Farben bereits gut zueinander, notfalls läßt ſich das ergänzende Material auch im gleichen Ton einfärben. Einfarbiger Stoff wird durch das Muſter des zweiten durch Streifen oder Karos belebt. So bekommt manches Modell ein ganz neues Geſicht. Niemand wird es glauben wollen, daß eine neue Paſſe mit angeſchnittenen Aermeln, ein zwiſchengeſetztes Miederteil oder eine durch⸗ gehende Vorderbahn dieſe Veränderung gebracht haben. Eine andere Idee erinnert an die Möglichkeit, eine Jacke als Weſteneinſatz zu verwerten. Vorteilhafte Tei» g lungsnähte vereinen Kleid und eingefügtes Weſtchen. Der Verſchluß wird einreihig oder mit doppelter Knopfreihe geſchloſſen. Aus einem vorjährigen Komplet kann auch ein modiſches Bolerokleid entſtehen. Das Jäckchen braucht 1 2 2 0 12 e 72 95 5 es feſt auf oder richtet es ſo ein, daß es abknöpfbar iſt, je nach der Be⸗ ſchaffenheit des Bluſenteils. 5 5 Wer ſich in der Schneiderei etwas ſicher fühlt, kann aus einem Koſtüm, das man ſich übergetragen hat, einen Mantel anfertigen. Der Schnitt richtet ſich ganz nach der 8 8 des Koſtüms, ob die Jacke kurz oder lang iſt. Man ann den in der Mitte geteilten Rock, der dem Jacken⸗ verſchluß angeglichen ſein muß, verſchieden anſetzen. In der Taille, etwas tiefer auf der Hüfte oder mit einem Miedergürtel. Kragen und Aufſchläge brauchen nur wenig oder gar nicht verändert zu werden. Text und Zeichnung: Hildegard Hoffmann— M.