der⸗ ee III 5 8 80 5 2 Nr. 253 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Samstag, 28. Oktober 1939 Ohne Zaudern zupacken Wollwertige Hilfe auf dem Bauernhof— Arbeitsmaiden auf a verantwortlichem Poſten NSG. Als es vor etwa ſechs Wochen hieß: alle Männer und Maiden im Arbeitsdienſt ſind an ihren Arbeitsplätzen unentbehrlich und können zunächſt nicht aus dem Ar ⸗ beitsdienſtentlaſſen werden, wurde es manchem von den Betroffenen anfangs recht ſchwer. Die Freude auf das Zuhauſe nach einem halben Jahr Arbeitsdienſt, die Berufs⸗ pläne und was man ſich ſonſt noch ausgemalt hatte— alles mußte für eine noch ganz unbeſtimmte Zeit zurückgeſtellt wer⸗ den. Nun, die Arbeitsmänner waren bald darüber hin⸗ weg. Ihr Einſatz unmittelbar hinter den vormarſchierenden Truppen hat ſie, wie ſie immer wieder berichten, vollauf ent⸗ ſchädigt. Sie haben ſich nichts Schöneres denken können, als hier zu zeigen, was ſie können. Und die Malden? Fur ſie gab es keine große Aufgabe in Feindesland, Auf ihren gewohnten Plätzen ſollten ſie aus⸗ harren, abgeſchloſſen vom großen Geſchehen, namenlos und in ſo vielfältiger Kleinarbeit weiter ihre Pflicht tun! Schon auf dem Wege zu einem Lager der Maiden ſehe ich Frauen bei der Kartoffelernte. Sie arbeiten nebeneinander in einer Reihe, und es heißt unermüdlich, den Boden aufhak⸗ ken, das Kraut abſchütteln und die Kartoffeln aufſammeln und in den davor ſtehenden Korb werfen. Wenn man in der Reihe bleiben will, muß jeder dieſer wenigen Handgriffe ſitzen. Männer ſind keine dabei, aber in der Mitte der Reihe arbeitet eine Arbeitsmaid. Wie von jung auf gewöhnt hält ſie mit den anderen Schritt. Vom Lager aus beſuchen wir die Maiden, die bei einem Bauern helfen. Unterwegs erzählt die Lagerführerin von dem guten Einvernehmen, das zwiſchen dem Dorf und ſeinem Arbeitsdienſtlager herrſcht:„In vielen n hat ſchon öfter eine Maid gearbeitet. Da weiß die Bäuerin die jungen Menſchen richtig anzulernen, und bald ühlt ſich jedes Mädel wie ein Kind im Haus. Ehe die Bau⸗ rn eingezogen wurden, kamen ſie zu uns, um ſich zu verge⸗ ſſern, ob ihre Maid auch weiter bei ihnen bleibt, und wenn ſie jetzt aus dem Felde ſchreiben, vergeſſen ſie nie, nach der Maid zu fragen und ob ſie die Arbeit ſchafft. Unſern Mä⸗ deln war es auch ſelbſtverſtändlich, einzuſpringen und mit doppelter Kraft zu ſchaffen, als ſie ſahen, daß die Männer fortmußten.“ Der erſte Hof, den wir betreten, liegt mitten im Dorf. Es iſt ein anſehnliches Grundſtück mit einem geräumigen Wohn⸗ haus und großen, maſſiven Stallgebäuden. Ein großer Obſt⸗ und Gemüfegarten ſchließt ſich daran an. Alles läßt erkennen, daß hier tüchtige Arbeit geleiſtet werden muß. Die Arbeits⸗ maid kommt mit zwei großen Eimern Schweinefutter aus dem Haus. Sie iſt allein auf dem Hof. Die Bäuerin und ein paar Hilfskräfte arbeiten tagsüber auf dem Kartoffelacker. 1„Nun, Maria⸗ ſchaffen Sie es denn?“—„O ja, ich glaube ſchon.“ Und zum Beweis führt ſie uns herum und zeigt uns alles, das Vieh und die Vorräte, und erzählt dabei, daß ſich hier bis vor we⸗ nigen Wochen mehrere Söhne in die Arbeit teilten. Jetzt ſind ſie Soldaten.„Mit Haus und Hof muß ich allein fertig wer⸗ den, und mittags, wenn das Eſſen fertig iſt, bringe ich es in großen Kannen den Leuten aufs Feld. Schön iſt es wenn die Bäuerin abends kommt und mit allem zufrieden iſt!“ Wir verabſchieden uns von dieſem tüchtigen Mädel, vor dem man Achtung haben kann.„Aehnlich wie hier iſt es auch in den anderen Bauernfamilien, denen wir belfen“. berichtet die Führerin im Fortgehen.„Als bekannt wurde, daß die Maiden nicht entlaſſen werden, war die erſte Enttäuſchung bald überwunden. Viele von ihnen meinten ſelbſt. daß ihre Bauerin, nun, da der Mann fort müſſe, nicht im Stich laſſen könnten. Und jetzt ſind ſie alle ſtolz, ob ſie draußen oder auf dem Hof arbeiten, daß man ſie als vollgültige Hilfe betrachtet und ihnen verantwortungsvolle Arbeit überträgt. Mehr als bisher fühlen ſie ſich mit ihrem Hof verbunden und für das Wohl ihrer Bauernfamilie mit verantwortlich. Die Bäu⸗ erinnen danken ihnen das mit mütterlicher Fürſorge und mit manchem guten Leckerbiſſen.“ Bei den verſchiedenſten Arbeiten haben wir die einzelnen Maiden angetroffen, beim Melken, bei der Wäſche beim Ohſt⸗ einkochen. Immer vertraten ſie ſelbſtändig die Bäuerin, die die Arbeit des Mannes oder Knechtes auf dem Feld übernom⸗ men hat.„Und zum Schluß gehen wir noch zur Lieſel, unſe⸗ rem Hausmütterchen. Sie pflegt die Bäuerin, die gerade ihr viertes Kind bekommen hat; ſie verſorgt auch das Neugebore⸗ ne und außerdem Haus und Hof und die anderen drei Klei⸗ nen.“ Auch hier wieder das gleiche Bild. Das ganze Haus⸗ weſen mit vielerlei Sorgen und Pflichten laſtet auf einem ungen Menſchen, der ein halbes Jahr lang zuvor gelernt t, ſich raſch in immer wieder neue Verhältniſſe einzuleben und ohne Zögern zuzupacken, wo Hilfe nötig iſt. Dieſer ver⸗ antwortungsvolle Einſatz iſt für ſede der Maiden die Krö⸗ nung ihrer Arbeitsdienſtzeit. Auch die Lieſel hat uns ſtolz den großen Bereich ihrer täglichen Betreuung gezeigt.„Ihre Leiſtung und ihr Durch⸗ halten muß man beſonders anerkennen“, meint die Füh⸗ rerin auf dem Heimweg,„denn ſie kommt aus Oberſchleſien und viele ihrer Angehörigen befanden ſich im gefährdeten Gebiet, mußten zum Teil auch flüchten. Da fiel es ihr an⸗ fangs ſchwer, auf ihrem Poſten zu bleiben. Sie kam aber bald zu der Erkenntnis, daß es gerade in ſolchen Zeiten auf die Pflichttreue des einzelnen ankommt. e gab es noch andere im Lager, die in Sorge um ihre Angehörigen oder ei⸗ nen Feldgrauen waren und es war ſelbſtverſtändlich. daß wir alle es wie ein gemeinſames Schickſal trugen. Wir ſind da⸗ durch zu einer noch feſteren Gemeinſchaft verſchmolzen“. Um ſo mehr freut ſie ſich über den Beſuch. Am ſpäten Nachmittag ſind alle wieder im Lager. Die meiſten bleiben jetzt von morgens 7 Uhr bis nachmittags 5 Uhr beim Bauern. Sie ſehen alle bei der Arbeit friſch und wohl aus. Man ſieht, daß ihnen die Arbeit Freude macht, da ſte mit ganzem Herzen dabei ſind. Und das liegt wohl auch aran, daß ſie nicht nur mit ihren körperlichen Kräften ein⸗ geſpannt ſind. Sie wiſſen, daß ſie ihrer Bäuerin auch über manche bange Stunden hinweghelfen können, wenn„von draußen“ lange leine Nachricht kam, wenn andere Sorgen ſie bedrücken. Seit der Bauer fort iſt, iſt es ja doch die Maid, mit der die Bäuerin alles beſpricht, der ſie— von Sorg; befreit — zuerſt ben Brief des Bauern vorlieſt. 2 R. Badiſches Erntehilfslager Arbeitsmafden in Dundenheim bei Offenburg. NSG. Die Bevölkerung der ländlichen Gemeinden in den Grenzkreiſen am Oberrhein hat infolge des Ausfalls vie⸗ ler männlicher Arbeitskräfte durch Einberufungen zum Hee⸗ resdienſt und die vor wenigen Wochen in einer Reihe von Ortſchaften erfolgten Freimachungsmaßnahmen beſonders ſchwierige Arbeitsverhältniſſe zu meiſtern. Die Partei erachtete es daher als vordringlichſte Aufgabe, für die Durchführung der dringendſten Landarbeiten Hilfskräfte zur Verfügung zu ſtellen, um einen Rückgang in den landwirtſchaftlichen Be⸗ trieben zu verhindern. Im Vollzug dieſer Maßnahmen wurde das erſte badiſche Erntehilfslager Offenburg 2⸗Dun⸗ denheim errichtet, das gleichzeitig das einzige Erntehilfs⸗ lager im Operationsgebiet am Oberrhein iſt. Ein Beſuch in Dundenheim zeigte uns, daß ſich dieſe Maßnahme der Partei im beſten Sinne bewährt hat. Die anfänglichen Befürchtungen der Dundenheimer Bevöl⸗ kerung, daß die Arbeitsmaiden, die faſt ausnahmslos nur das Leben des Städters kannten und aus allen Gauen Großdeutſchlands in dieſem' Lager e aßt ſind, der Landbevölkerung keine weſentliche Hilfe bedeuten würden, konnten ſchon nach wenigen Tagen durch die vorbildlichen Leiſtungen der Arbeitsmaiden vollkommen widerlegt werden. Bei unſerer Rückſprache mit Bürgermeiſter Dolch⸗Dundenheim und mit den Bauernfamilien, in denen die Arbeitsmaiden zum Einſatz gekommen ſind, hörten wir nur aufrichtige Worte der Anerkennung und Dankbarkeit. Wohl waren die Arbeitsmaiden, die tagtäglich von ihrem Offenburger Lager nach Dundenheim fahren, die zehnſtündige harte Land⸗ arbeit ungewöhnt, aber ſie gingen mit friſchem Mut an die Erfüllung ihrer vielſeitigen Aufgaben. Es war eine Freude, von ihnen zu hören, wie ſie inzwiſchen mit ihrer Landarbeit und mit den übriggebliebenen Bewohnern verwachſen ſind. Voller Stolz berichteten ſie über ihre tägliche Arbeit, die ſie mit großer Liebe und mit dem feſten Willen, ſie zu meiſtern, täglich in Angriff nehmen. Wie ſtark die einzelne Arbeits⸗ maid von ihrer Aufgabe durchdrungen iſt, kann wohl nicht treffender gekennzeichnet werden, als durch den Ausſpruch einer Arbeitsmaid aus Donaueſchingen:„Ich bin die Bäuerin des Hauſes!“ Aus dieſen bezeichnenden Worten ſpricht nicht allein die Liebe und ſtarke Verbundenheit zu ihrer Arbeit. ſondern zugleich auch die große Verantwortuna Aus den verſchiedenſten Berufen kommen dieſe Arbeits⸗ maiden. Sie waren Kontoriſtinnen, Stenotypiſtinnen, Verkäu⸗ ferinnen, Haustöchter oder Hausgehilfinnen, andere, die jetzt entlaſſen wurden, haben inzwiſchen wieder die landwirtſchaft⸗ lichen Geräte mit dem Buch vertauſcht, um ſich im Hochſchul⸗ ſtudium auf ihren eigentlichen Beruf vorzubereiten. Alle aber beſeelt das glückliche Gefühl, der Gemeinſchaft an einem Platze dienen zu dürfen, an dem die durch den Krieg beding⸗ ten Verhältniſſe den Einſatz aller Kräfte erfordern. f Fünf Wochen arbeiten dieſe Arbeitsmaiden nun ſchon in dieſem erſten badiſchen Erntehilfslager, das ibnen inzwiſchen gur zweilen Heimat geworden iſt. Mancher Landwirt, deſſen Frau und Kinder rückgeführt werden mußten, und manche Landwirtsfrau, deren Mann oder deren Söhne den Waffen⸗ rock tragen, konnten dank des tatkräftigen Einſatzes dieſer Arbeitsmaiden über die größten Schwierigkeiten hinwegkom⸗ men. Aeberall legen ſie Hand an, im Haushalt, im Stall und auf dem Felde. Dabei gab es manche für ſie völlig neue Aufgaben. Beſonders die Tabakernte war für die Arbeits⸗ maiden, die von der ſtellvertretenden Lagerführerin Kolb betreut werden, ein völlig unbekanntes Arbeitsgebiet, und an die braunen Hände, auf die ſie ſpäter ſehr ſtolz waren, mußten ſie ſich auch erſt langſam gewöhnen. Daß ſie bei der Arbeit des Grumpenbrechens, des Tabakanſtehens und des Einfädelns manches wenig ſchmeichelhafte Wort über die Männerwelt verloren haben, die die Erzeugniſſe ihrer Arheit ſo leichtfertig in die Luft zu blaſen beliebt, ſei nur am Rande erwähnt. Zuſammenfaſſend können wir als Ergebnis unſeres Be⸗ ſuches feſtſtellen, daß die 20 Arbeitsmaiden, die in dieſen Tagen durch eine weitere Kameradſchaft aus den Lagern Achern und Oppenau verſtärkt worden ſind, die auf ſie geſetzten Erwartungen weit übertroffen haben, und daß das Band, das inzwiſchen als unauslöſchliches Symbol national⸗ ſozialiſtiſcher Gemeinſchaftstat zwiſchen Bevölkerung und Ar⸗ beitsmaiden in Dundenheim geknüpft wurde, mit jedem Tag feſter wird, und daß ſchon heute die Früchte dieſer wahren Gemeinſchaftsleiſtung deutlich zu erkennen ſind. Das Gleichnis von der Zeit Erzählung von Erich Brautlacht NS. In einem kleinen Gaſkhof eines niederrheiniſchen Dorfes ſaß an einem ſchönen Frühlingstag ein alter, vielbe⸗ chäftigter und welterfahrner Arzt und ſchaute. hin und wie⸗ r an ſeinem Glaſe nippend, in die abſteigende Sonne. Und er perglich ihren Stand, da ſie den Tag beinahe vollendet hatte und ſich zur Ruhe begeben wollte, mit ſeinem Lebens⸗ alter. Zwiſchendurch gingen ſeine Blicke zu ſeinem Enkelkind, das an ſeiner Seite e einem Glaſe Limonade ſaß. Seine Gedanken überflogen dabei die Spanne Zeit, die ſeine eigene Kindheit von der des Jungen trennte, und er dachte, wie es nun wäre, wenn er noch einmal ein Kind ſein dürfte. Dabei umſpielte ein Lächeln ſeinen Mund, und er nickte perneinend mit dem Kopf, weil er die Lebenskraft nicht mehr in ſich fühlte, noch einmal den Gang in das Ungewiſſe zu wagen. Was iſt die Zeit, fragte er ſich dann, die durch uns hindurchzieht und zugleich uns wie ein Strom fortreißt an ein Geſtade, das wir nicht kennen— die uns plötzlich vor Aufgaben ſtellt und zu beherrſchen zwingt, an die wir vor⸗ ber nie gedacht, und deren Bewältigung wir uns nie zuge⸗ mutet hätten? Wohin führt ſie uns, und warum wird in ihr 10 manches zerſtört, das doch wertvoll, oft gar unerſetzlich er⸗ int? Im Leben hatten ihn mehrere ſchwere Schickſals ſchläge getroffen, und es wurde ihm, ſo abgeklärt er war, im mer noch nicht leicht, ſich mit dem Tod ſeines älteſten Jun gen, der gefallen war. und dem Hinſcheiden ſeiner Frau ab⸗ zufinden. 5 Da geſchah es ihm nach einer Weile, daß das Spiel des Kindes ahm 1 5 Antwort auf ſeine Frage nach der Zeit, nach dem Sinn mancher Vernichtung 8 wie vieles Unbekannte ſich im Gleichnis ent Der kleine Ves nämlich hatte, als er den Großvater ſa mit ſich ſelbſt beſchäftigt und ſeiner Umgebung abgewandt ———— ben, bis das Papier 5 auflöſte. anze Bildchen in Stücke, lay, ſeine Hoſentaſchen ausgekramt und ihren Inhalt vor ſich hingelegt: Knöpfe aller Größen, Bindfaden, Eiſenteilchen, ein Stück Radiergummi und ähnliche Koſtbarkeiten. Sein wertvollſter Beſitz ſchien aber ein kleines Bild in matten Far, ben zu ſein, das er, bevor der Großvater es näher hatte an⸗ ſchauen können, auf ein herumliegendes Rechnungsformular klebte. Dann begann er auf der Rückſeite des Bildes zu rei . Er rieb, ſo ſchien es, daß 10 und die Papierfaſern blies er über en Tiſch, Der Großvater hing weiter ſeinen Gedanken nach, die un⸗ ermüdlich um den Erlebnisraum ſeines reichen Lebens gem gen, und ſie kehrten immer wieder zu der Frage nach Sinn mancher Zerſtörung des Lebendigen zurück. Immer wandern die Gedanken in der Dämmerung leichter als am Morgen über den Bereich des Endlichen hinaus. Zufällig ging bei ſolchem Spinnen der Blick des Alten wieder zu dem Spiel des Kindes, und da er dem Bild, das er hervorgezo⸗ gen, nur eine flüchtige Aufmerkſamkeit boeſchenkt hatte, wollte er erſt böfe werden, weil der Junge das Bild zu vernichten ſchien. Im gleichen Augenblick aber hatte das Kind ſein ſpieleri⸗ ſches Tun beendet, und da ſah der Arzt ſeinen Irrtum ein, als es 90 die Reſte der Bildrückſeite abzog und darun ter eine in hellen, aber nicht allzu grellen Farben leuchtende Landſchaft zutage trat. Zugleich wurde dem Alten durch das Abziehbild die Ant⸗ wort auf die Frage nach der Notwendigkeit manches zerſtöe renden Wirkens, und ſein Blick weitete ſich bei der Ainblichen Erkenntnis der gleichnishaften Bedeutung des kindlichen Spieles von der perſönlichen Schau in die allgemeine, von der des einzelnen in die der Gemeinſchaft: Wie ein Abziehbild iſt die formende Pn wenn ſie Wert pernichtet, und nur wenige ahnen dunkel in Tagen des Leid das ruhige Bild, das aus ihnen entſteht. 5 Mitaeteilt vom Kulturdienſt(DA“. Altwelberlotto. Ein eigenartiger Zufall fügte es, daß mit Entſtehung der einen großen Reichslotterie für alle Deutſchen zu⸗ gleich das öſterreichiſche Lotto, das ſogenannte„Altweiber⸗ lotto“, verſchwand. Dieſen Namen führte es wegen des ſtarken Aberglaubens, der ſich in den Spielerkreiſen breit machte. Das öſterreichiſche Lotto war im großdeutſchen Raum das letzte Ueberbleibſel dieſes Glücksſpiels, das mit Recht allmählich der Klaſſenlotterie gewichen iſt. Zu den vielen Mißſtänden, die das Lotto mit ſich brachte, gehörte der Aberglaube, der von jeher mit dieſem Spiel verknüpft war. Ausgangs des 18. Jahrhunderts gab es beiſpielsweiſe in Wien eine Unzahl okkultiſtiſcher Bücher, aus denen man „ſicher“ erfahren konnte, welche Zahlen beim Lotto gewinnen würden. Abergläubiſche Leute kauften ſolche Bücher mit Vorliebe, da die Titel ſchon recht geheimnisvoll klangen, wie etwa:„Neuer, noch nie im Druck erſchienener Kabba⸗ liſtiſcher Schneck, welcher eine ſichere Weiſung giebt, die Nummern auf die künftigen Ziehungen zu wählen, und welcher jedem auch Rechnungsunkundigen ſehr leicht begreif⸗ lich iſt. Von einer glücklichen Lottoſpielerin“.— Es iſt kein Verluſt, daß ſolcher alter und neuer Aberglaube ſamt ſeiner Urſache verſchwunden iſt und der in jeder Hinſicht einwand⸗ freieren Reichslotterie Platz gemacht hat. gofaliemus, wie Hdolf fitter ihn une N lehrt, heißt vorbehaltloſen Dienſt an der Semeinſchaſt. entſchlleße Dich zur miiglledſchaft in der 89. Beſſere Nutzung der Hausbrandkohle WPD. Juſt in dieſen Tagen des herbſtlichen Uebergan⸗ ges erwacht wieder die menſchliche Liebe zu Herden und Oefen. Je mehr die natürliche Temperatur ſinkt, deſto nachhaltiger wird mit Kohle nachgeholfen. Es handelt ſich um ganz re⸗ ſpektable Mengen, die in einem Jahre durch die Oefen der aushalte gehen. Im Jahre 1938 ſind im Altreich 45,4 Mil⸗ ſonen Tonnen im Haushalt verbraucht worden, wovon 12.6 Millionen Tonnen von der Ruhr geliefert wurden. Der Haushaltsverbrauch an Kohle entſpricht faſt einem Viertel der gefamtdeutſchen Kohlenförderung. In den Jahren ſeit 1928 haben ſich die im Haushalt verbrauchten Kohlenmengen trotz der vermehrten Zahl der Haushaltungen nicht ſehr ſtark gehoben, denn 1928 wurden ſchon 40,4 Mil⸗ lionen Tonnen verbraucht. Der Verbrauch in den einzelnen Haushaltungen iſt ſogar etwas zurückgegangen, nämlich von 49,4 Zentner im Jahre 1928 auf 46 Zenkner im Jahre 1938. Die Feuerſtellen ſind alſo vermehrt worden, doch iſt im Einzelhaushalt weniger an Kohle verbraucht worden. Das beweiſt nun nicht etwa, daß die Menſchen der Gegen⸗ wart eine geheizte Stube weniger ſchätzen, ſondern daß der Leiſtungs⸗ und Wärmeeffekt der Kohle beſſer ausgenutzt wird. Das iſt in erſter Linie ein Verdienſt der Wärmetechniker und Ofenbauer, die in jahrelangen, mühevollen Forſchungen Her⸗ de und Oefen 1 haben, die— einſchließlich des rich tigen Kaminanſchluſſes— den Ofenbrand mit beſtem Effekt ausnutzen laſſen. Sparſamer h mit Kohle iſt nicht nur für den einzelnen eine Sache des Geldbeutels, ſondern auch eine nationale Notwendigkeit, denn ie weniger Kohle heute verbraucht wird, deſto mehr wird ſie als vielſeitiger Rohſtoff⸗ lieferant frei. Sparſames und doch genügendes Heizen iſt alſo auch eine vordringliche Aufgabe für die Hausfrauen. Heizen iſt keine Kunſt, und doch können es viele nicht. Vor allem iſt die gute Inſtandhaltung der Feuerſtſitte notwendig. Wenn der Ofen nicht funktioniert, iſt er ein dauerndes Aer⸗ gernis und ein Kohlenverſchwender dazu. Neben der Kohle iſt zum Brand im Ofen vor allem Luft erforderlich. Der Aſchenbehälter muß oft geleert, der Roſt in Ordnung und in ſeinen Oeffnungen der Körnung der zu verfeuernden Kohle angepaßt fein. Es darf nicht ein Teil der Kohle unperbrannk durch den Roſt fallen! Die Luftzüge des Ofens müſſen ſtets fauber gehalten werden, ſonſt qualmt der Ofen und bringe die Kohle nicht richtig zum Brand. Natürlich gibt es auch 8 die zu ſtark ziehen, bei denen alſo die Klappen und Schieber größtenteils geſchloſſen werden müſſen. Hierher ge⸗ hören in erſter Linie die ſogenannten Dauerbrenner; aber auch mancher Herd iſt ein großer Kohlenfreſſer, wenn man ihn mit zuviel Luftſauerſtoff füttert. Der aufmerkſamen Hausfrau wird es jedoch nicht ſchwerfallen, die richtige Luft⸗ miſchung zu finden. Der größte Effekt wird erzielt, wenn der Feuerungsraum von langen Flammen durchzogen wird und ſpäter eine volle Glut auftritt. Unnütz iſt bei guten Oefen das viele Herumſtochern, und ſchließlich ſei den Haus⸗ 9 die im Winter auf Kohleherden kochen, noch verraten, aß es für billiges Geld auch eine Sparplatte gibt, die ſich ſchnell 1 macht. Das Fust e be Heizen iſt mit moder⸗ nen Oefen durchaus keine Kunſt; es bedarf nur etwas Sorg⸗ falt, und die l jede Hausfrau aufbringen, und zwar nicht nur beim Umgang mit Kohle, ſondern auf allen Ge. bieten ihres Wirkens. 2 Der Orden des Kriegsverdienſtkreuzes geſtiftet. Der Führer hat für Verdienſte in dem uns aufgezwun⸗ genen Krieg, die keine Würdigung durch das Eiſerne Kreuz finden können, den Orden des Kriegsverdienſtkreu⸗ zes geſtiftet, das in zwei Klaſſen, in Bronze und Silber, berliehen wird. Für Verdienſte bei Einſatz unter feind⸗ licher Waffenwirkung oder in der militäriſchen Krieg⸗ führung wird das Kriegsverdienſtkreuz mit Schwertern, für Verdienſte bei Durchführung von ſonſtigen Kriegs⸗ 5 aufgaben ohne Schwerter verliehen. i Weltbild(M). n—T—T—T—T—T—TTT Stoßirupp Baumann Mit zwei Franzmännern 4 km Dauerlauf PK⸗Sonderbericht von G. Weber Heute abend muß es gelingen. Leutnant Baumann har am Vorabend des kleine Wäldchen, durch deſſen Mitte die Grenze zwiſchen Deutſchland und Frankreich geht, erkundet. Was er als Reſultat ſeines nächtlichen Unternehmens heim⸗ bringt, iſt die taktiſche Grundlage für das Stoßtruppunter⸗ nehmen, das er heute nacht auszuführen gedenkt. Der Feind ſchanzt. Gegen Mitternacht zieht er ſich zurück — ſo auch am Vorabend— aber ſchon gegen Morgengrauen beginnt er wieder mit ſeinen Arbeiten und beſetzt die B⸗Stel⸗ len an den Waldſpitzen. Leutnant Baumann beſchließt, darauf ſeinen Plan aufzubauen. Um 10 Uhr abends ſteht der Stoß⸗ trupp Baumann marſchbereit. 10 handfeſte Kerls— davon allein 5 aus dem Sudetengau— dazu Leutnant Baumann und Leutnant Thomas: zuſammen ein verſchworenes Dut⸗ zend, von dem jeder Einzelne weiß, was er aufs Spiel ſetzt. Das Dorf hart an der Grenze, in deſſen Kellergewölbe die Telefonverbindung zu den rückwärtigen Stellen zuſammen⸗ laufen, in deſſen Gärten unſere Gefechtsvorpoſten in Schüt⸗ . auf Poſten liegen, dieſes Dorf an der Grenze iſt der Ausgangspunkt des Stoßtruppunternehmens. 22 Uhr! Verdammt! Der Mond meint es heute viel zu aut. es wäre beſſer, wenn er uns weniger freundlich zulächeln würde. Aber es muß trotzdem gelingen! Die Dunkelheit verſchluckt die 12 unerſchrockenen Männer. Dort verdeckt ein Buſch, hier ein einſamer Baum und dann wieder ein Granattrichter die Geſtalten. Erleichtert atmet jeder auf, als der Waldrand er⸗ reicht iſt, noch ein paar Sprünge durch dichtes Unterholz. Ob uns der Feind beobachtet? Oh wir in die Falle gehend Sb die Franzoſen überhaupt im Walde ſindd Blitzſchnell jagen ſolche Gedanken durcheinander, jeder Nerv geſpannt. Minu⸗ ten werden zur Ewigkeit, Meter zu Kilometern, und das kleinſte Gebäuſch, das die Männer trotz ihrer Gummiſtiefel verurſachen, kann zum Verräter werden. Wenn nur dieſe verdammte Ruhe nicht wärel.. Heili⸗ ger Bimbam, da ſind ſie ja, die Franzmänner! Leutnant Baumann klopft ſeinem Nebenmann auf die Schulter, der gibt das Zeichen weiter, und ein paar Minuten lana halten 12 Männer den Atem an: 40 Meter vor ihnen, an einem Sta⸗ cheldrahthindernis ſchanzt der Feind. Ein Blick auf die Uhr! 23! Nur Ruhe! Abwarten und Teetrinken! Gottſeidank! Sie haben uns nicht bemerkt. Sie packen gleich darauf ihre Klamotten zuſammen, 30 oder 40 bleiche Lichter ſchaukeln auf und ab, dann iſt der ganze Spuck ver⸗ ſchwunden. Wir ſind allein, 40 Meter vor den franzöſiſcher Stellungen. Werden die Franzmänner wiederkommen? Leut⸗ mant Baumann verteilt ſeine Leute, damit ſie ſich ein paar Stunden ausruhen können, er ſelbſt aber bezieht ſeinen Horchpoſten an jener Waldſpitze bei der die Franzmänner zurückkommen müſſen. Am anderen Morgen um 5 liegt Leutnant Baumann im⸗ mer noch auf ſeinem Horchpoſten. Kurz vor 6 hört er endlich franzöſiſche Stimmen. Nun ſind ſie auf einmal alle wieder wach, die Männer vom Stoßtrupp. Die Seitengewehre auf⸗ gepflanzt, die Stielhandgranaten griffbereit, ſo warten ſie auf en Gegner. Aber er kommt nicht. Im Halbdunkel des er⸗ wachenden Tages ſind die Franzoſen plötzlich wieder ver⸗ ſchwunden. Ob ſie die B⸗Stelle an der jenſeitigen Waldſpitze bezogen haben? Stoßtrupp Baumann ſchleicht im Halbdun⸗ kel am Unterholz vorwärts. Eine Lichtung tut ſich auf vor ihnen— da ſtehen ſie plötzlich 8 Franzoſen gegenüber. Was ſich abſpielt iſt ein Drama weniger Sekunden. Un⸗ ſere Männer liegen platt, als die erſten Eierhandgranaten vor ihnen aufſpritzen. Ein Franzoſe legt auf Leutnant Thomas an, da trifft ihn die Kugel des Gefreiten Sauter. Jetzt kra⸗ chen unſere Handgrangten inmitten des franzöſiſchen Späh⸗ tvupps, zwei Poilus können die Flucht erareifen die anderen nocgenral ale. Skaßfenberq 18 Roman von Otto Hans Braun. Doch dazu kam es vorerſt nicht. Frau Hildtrud war mit Herrn Erik Perſon bekannt geworden. Er erzählte ihr von ſeiner Begegnung mit Anne und was ihn veran⸗ laßt, ſich mit ihr in ein Geſpräch einzulaſſen. Auch ſie empfand die vornehme Art dieſes Stockholmer Handels⸗ herrn ſehr angenehm, und ſo hatte ſie in ihm einigen Er⸗ ſatz für Frau Bellrink gefunden. Ihr tat nur leid, daß Anne jetzt vereinſamt war. Was ihr ader beſonders miß⸗ fiel, waren die allzu häufigen Verſuche fremder junger Herren, die Bekanntſchaft ihrer Nichte zu machen, die ſie allein glaubten. Darum äußerte ſie Herrn Perſon gegen⸗ über die Abſicht, Brunshaupten verlaſſen zu wollen. Als er vernahm, daß ſie noch ohne ein rechtes Reiſeziel ſei, erklärte er lebhaft: 1 „Wenn ich Ihnen einen Vorſchlag machen darf, gnädige Frau, dann möchte ich Ihnen empfehlen, mit mir durch den Göta⸗Kanal nach Stockholm zu fahren. Sie bekommen ſeltene landſchaftliche Schönheiten zu ſehen, Sie nehmen Eindrücke ſo wundervoller Art mit, daß ſie Ihnen zeit⸗ lebens unverageßlich bleiben werden.“ Frau Hildtrud überlegte nicht lange. Das Stillſitzen an einem Ort war es, was ihr nicht behagte. Hier bot ſich für ſie und Anne eine Gelegenheit, aus dem Einerlei her⸗ auszukommen.“ Als Anne von der geplanten Reiſe vernahm, war ſie erfreut, denn die Geſellſchaft dieſes liebenswürdigen Herrn Perſon war ihr durchaus angenehm. Schon am nächſten Tage brachen ſie nach Gotenburg auf, wo die Fahrt durch den Kanal beginnen ſollte. Zu⸗ nächſt beſichtigten ſie unter Führung des Herrn Perfon die Stadt, die er bis in den letzten Winkel kannte. Er führte ſie zu den Wallgräben, den Parkanlagen, zeigte ihnen die alten Befeſtigungswerke, den Hafen mit ſeinem regen Schiffsverkehr, wobei er hervorhob, daß Gotenburg die größte Handels⸗ und Induſtrieſtadt Schwedens ſei. Ein Beſuch der Muſeen bildete den Abſchluß. „Der Kanaldampfer trug ſie vorüber an den wunder⸗ ſchönen Ruinen der Grenzfeſtung Bohus, an den welt⸗ berühmten Waſſerfällen von Trollhättan, über den dritt⸗ größten Binnenſee Europas, den Vänernſee. Anne war überwältigt von dem, was ihre Augen zu ſchauen bekamen; ſie verbrachte die ganze Zeit auf Deck und wurde nicht müde, ſich dem Genuß hinzugeben. „Der ſchönſte Teil kommt noch“, ſagte Herr Perſon, der Anne immer liebevoll betrachtet und manchmal ganz ver⸗ ſunken in ihren Anblick war. Dann wandte er ſich an Frau Hildtrud und bat ſie um ihr Urteil. Sie konnte Anne nur in allem zuſtimmen. Eins war fur ſite gewiß: in Herrn Perſon hatte man eine ſehr ſchätzenswerte Be⸗ kanntſchaft gemacht. Sie erreichten Stockholm. Auf dringendes Bitten des Herrn Perſon nahmen die beiden Frauen in ſeiner ſehr hübſch gelegenen und luxuriös eingerichteten Villa Woh⸗ nung. Sie lernten ſeine Schweſter kennen, die ihm in allem ähnlich war und dem Witwer den Haushalt führte. „Nun ſollen Sie auch noch das Venedig des Nordens ke. enlernen, Fräulein Rother, und ich wette ſchon jetzt, daß es Ihnen ſo gut gefallen wird, daß Sie garnicht wie⸗ der fort möchten.“ freudig erhalten. werden derwundet, die beiden letzten heben die Hände:„Par⸗ don, camerades vardon!“ 5 Es darf keine Sekunde verloren gehen. Mit den beiden Ge⸗ fangenen beginnen unſere Männer im Dauerlauf den Rück⸗ marſch anzutreten. 4000 Meter müſſen auf Umwegen zurück⸗ gelegt werden, aber vorher hat Leutnant Baumann durch Leuchtſignale unſere Artillerie verſtändigt, die verabredungs⸗ gemäß auf die Sekunde in den Wald Sperrfeuer le t, um ſchl den. Stoßtrupp von einem Nachſtoßen des Feindes zu ützen. Glücklich erreicht Stoßtrupp Baumann mit ſeinen beiden Gefangenen die eigenen Stellungen. Der Stolz über das ge⸗ lungene Unternehmen leuchtet den Männern aus den Augen. die beiden Franzoſen aber mögen ſich während der raſenden Laufes über Wieſen und Felder erſt bewußt geworden ſein, daß ſie den Kürzeren gezogen haben. Stumpfſinnig und ſcheu blicken ſte 15 Boden, in der Erwartung, daß es ihnen nun an den Hals geht. Dann kommt aber für ſie die große Ueberraſchung. Leutnaut Baumann bietet ihnen Zigaretten und Saftwaſſer an, und als der Küchenbulle für jeden ſogar ein paar Spiegeleier in die Pfanne ſchlägt— ſie hatten zwei Tage nichts Warmes zu eſſen bekommen— da wollen ſie erſt garnicht begreifen, daß die Deutſchen„Barbaren“ ſind. Vom Stoßtrupp Baumann werden wenige Tage darauf drei Männer mit dem Eiſernen Kreuz ausgezeichnet: Der Leutnant Baumann, SͤA⸗Führer in der SA⸗Gruppe Heſ⸗ ſen, Frankfurt a. M., Leutnant Thomas, der aus einem Ort in der Eife! ſtammt und der Gefreite Sauter aus Nie⸗ dermohr in der Pfalz. Sport und Spiel Einheimiſcher Sport. Fußball. Die Spiele um den„Eiſernen Adler“ nehmen in ge⸗ wohnter Weiſe ihren Fortgang. Die Spiele erfreuen ſich reſtlos des guten Zuſpruches des ſportliebenden Publikums, das beweiſen die recht anſehnlichen Zuſchauerzahlen. Für morgen Sonntag iſt auf hieſigem Platze folgende Paarung fällig: Seckenheim— 08 Mannheim. Schon immer waren es ſpannende Kämpfe, die ſich beide Mannſchaften lieferten, wenn ſie zuſammenkamen. Das wird auch bei dem morgigen Spiel nicht anders ſein. Beide Mannſchaften haben ſich bis jetzt gut geſchlagen, ſodaß für morgen guter Sport erwartet werden kann. Seckenheim darf das Spiel nicht leicht nehmen, denn die Oder ſind auf dem Damm. Zu leicht wäre eine Ueber⸗ raſchung fällig. ch. Kriegs⸗Handballrunde. Der Turnerbund„Jahn“ empfängt am morgigen Sonn⸗ tag die ſpielſtarke Mannſchaft der MTG. Mannheim zum fälligen Rundenſpiel im Wörtel. Nach der Leiſtung der Einheimiſchen am letzten Sonntag müßte es möglich ſein einen Sieg zu erfechten. Natürlich muß mit dem gleichen gezeigten Elan ins Spiel gegangen werden. Die Vorſpiele werden von den Schülern und der Jugend beſtritten. „Das klingt ja beinahe“, warf Frau Hildtrud ein,„als Sie uns für immer hierbehalten wollten.“ 5 Für eine Sekunde ſenkte Herr Perſon den Blick. „Könnte ich mir etwas Schöneres wünſchen?“ „Sie ſind ſehr liebenswürdig, Herr Perſon, aber das ſt natürlich ganz ausgeſchloſſen.“ Er verneigte ſich ſtumm, wie in ſein Schickſal ergeben. Drei Tage ſpäter hielt es Frau von Staffenberg für geboten, an die Abreiſe zu denken. Vorher aber bat Herr Perſon ſie um eine Unterredung unter vier Augen. „Gnädige Frau“, begann er in ſichtlicher Erregung, „ich muß Ihnen ein offenes Geſtändnis machen. Als ich Sie und Ihr Fräulein Nichte veranlaßte, mit mir die Reiſe hierher zu machen, geſchah es keineswegs nur, um Ihnen die Schönheiten meines Landes zu zeigen. 3 Wie ich Ihnen bereits erzählte, ähnelt Ihr Fräulein Nichte meiner verſtorbenen Ingeborg wie einer Zwillings⸗ ſchweſter. Ich will nicht von dem Schmerz ſprechen, den mir ihr Hinſcheiden brachte und den mir die Erinnerung daran heute noch verurſacht. Ich will überhaupt nicht von mir reden, ſondern von meinem Sohn, der hoch oben im Norden meine Sägemühle beaufſichtigt. Er war mit Inge⸗ borg verlobt. Als ſie ſtarb, befürchtete ich, er werde vor Gram den Verſtand verlieren. Ich will Sie nicht mit den Einzelheiten beläſtigen, Sie werden mir ohnedies glauben, daß das für mich die ſchwerſten Jahre meines Lebens waren. Nun hat er ſich in den Kopf geſetzt, nur eine Frau zu heiraten, die Ingeborgs Ebenbild iſt. Ich ſuchte ſie für ihn und fand Fräulein Anne. Bitte, laſſen Sie mich aus⸗ ſprechen. Ich muß Ihnen noch ſagen, welche frohe Hoff⸗ nung mich durchſtrömte, meinem Jungen wieder zu einem lebensfrohen Daſein zu verhelfen. So ſtehe ich denn vor Ihnen, gnädige Frau, als ein Bittender, Flehender. Laſſen Sie Fräulein Anne bei mir! Sie ſoll meinen Sohn kennen⸗ lernen und er ſie! Ich bin reich, ſehr reich, und was geld⸗ licher Reichtum nur immer zu geben vermag, ſie ſoll es Aber nicht nur das! Meine Dankbar⸗ keit wird n at ſein, und der heißeſten Liebe meines Sohnes darf Ihr Fräulein Nichte gewiß ſein.“ Frau Hildtrud war erſchüttert, und als nun gar dieſer arme Reiche ihr beide Hände, wie nach Rettung greifend, entgegenſtreckte, verdunkelten Tränen ihren Blick. Herzlich gern hätte ſie ihm geholfen, aber es war un⸗ möglich. Anne war ſehr verwundert, zu bemerken, wie ernſt ihre bisher ſo heitere Tante geworden war. Und auch daß Herr Perſon ſich ſo ſtill verhielt. „Tantchen“, ſagte ſie leiſe,„bedrückt Dich etwas? Frau Hildtrud nickte ſtumm und zog Anne an ich. „Ich habe mit Herrn Perſon von ſeiner lieben Inge⸗ 18 geſprochen.“ Anne verſtand und fragte nicht weiter; ſie ſchwieg in demutvollem Schmerz. Als es ans Abſchiednehmen ging, hatte Herr Perſon ſich ſchon einigermaßen wieder gefaßt. Doch als er Anne zum letzten Male in die Augen blickte, und ihre Hand nahm, beugte er ſchnell den Kopf. Nur mit unerhörter Selbſtbeherrſchung gelang es ihm, einen Schmerzenslaut zu unterdrücken. „Der arme Herr Perſon!“ ſagte Anne unterwegs zu 72 5 Tante,„wie ſehr muß er dieſe Ingeborg geliebt aben.“ „.. Und ſeinen Sohn“, ſetzte Frau Hildtrud in Ge⸗ danken hinzu. * ** —— am Augenblick trüben!“ mutvoll einem unbezwingbaren Gegner zu beſaß es nicht. aldo —————————— Auswärtiger Sport. . Das Sport⸗Wochenende iſt diesmal nicht ſo gehaltvoll pie in den vergangenen Wochen. Große internationale Begeg⸗ nungen, an denen deutſche Sportler beteiligt ſind, fehlen dies mal ganz. Aber das iſt nur eine Ausnahme, denn ſchon int kommenden Monat werden ſich die Großkämpfe unſerer uß⸗ baller, Turner, Boxer, Ringer und Radſportler direkt Über. ſtürzen und Zeugnis ablegen von der Kraft und Stärke des deutſchen Sports. Der Fußball Uimmt am letzten Oktober⸗Sonntag den breiteſten Raum im Sportprogramm ein. In den e Gauen iſt der Spielbetrieb überaus rege. In Südweſt nehmen die Run⸗ denſpiele in Frankfurt, Offenbach, Mainz/ Wiesbaden, Worms und Ludwigshafen ihren Fortgang, im Gau Baden ſtehen nach wie vor die Rundenſpiele in Mannheim, Karlsruhe, Pforzheim und Freiburg im Vordergrund der Ereigniſſe, und im Gau Württe⸗ moerg ſind es die Kriegsrunden in Stuttgart, Ulm und Heilbronn, die die größte Anziehungs⸗ kraft ausüben. Als erſter deutſcher Gau beginnt der Gau Bayern am kommenden Sonntag mit den Kriegs⸗Meiſter⸗ ſchaftsſpielen, an denen vorläufig neun Mannſchaften teil⸗ nehmen werden. Der erſte Spieltag bringt drei Treffen, und zwar Bayern 1860 München— FS Nürnberg, BC Schwa⸗ ben Augsburg— Neumeyer Nürnberg und 1. Fc Schwein⸗ furt— VfR Schweinfurt. Im Schweinfurter Treffen wird gleichzeitig der Sieger des Sachs⸗Pokal⸗Wettbewerbs ermit⸗ telt. Eine Neuauflage erfährt der Kampf zwiſchen Spögg Fürth und 1. FE Nürnberg, mit dem die Nürnberg/ Fürther Stadtmeiſterſchaft abgeſchloſſen wird.— Im Ga u Heſſen nehmen die Rundenſpiele in den Kreiſen Kaſſel, Hanau, Friedberg und Rhön ihren Fortgang.— Von den Greigniſſen im Reich iſt der Gaukampf zwiſchen Niederrhein und Weſt⸗ falen in Düſſeldorf zu erwähnen, bei dem auf beiden Seiten zahlreiche Nationalſpieler eingeſetzt werden.— Im Handball werden in den Gauen Südweſt, Baden, Württemberg, Bayern und Heſſen die Rundenſpiele fortgeſetzt. In der Reichshauptſtadt dürfte der Gaukampf zwiſchen Brandenburg und dem Adlerpreis⸗Sieger Sachſen eine große Anziehungs⸗ kraft ausüben. Hockey und Rugby warten mit den üblichen Pflicht⸗ und Rundenſpielen auf, keil⸗ weiſe, wie zum Beiſpiel in der Reichshauptſtadt, gibt es ſo⸗ gar Meiſterſchaftskämpfe.— Der Boxſport verzeichnet einen Gaukampf zwiſchen Niederrhein und Mittel⸗ rhein in Wuppertal, bei dem ſo bekannte Boxer wie Ober⸗ mauer, Virnich, Biemer, Herchenbach und Olympiaſieger Runge durch die Seile klettern werden. eee eee Gedenktage 28. Oktober. 1787 Der Märchendichter Johann Karl Auguſt Muſäus in Weimar geſtorben. 1852 Der völkiſche Schriftſteller Theodor Fritſch in Wie⸗ 855 9 Aae er Philoſoph Hans Drieſch in Kreuznach geboren. 1899 Der Erfinder der Setz: und Gießmaſchine Ottmar Mergenthaler in Baltimore geſtorben. 1914 Der Komponiſt Richard Heuberger in Wien geſtorben. 1916 1 N Oswald Boelcke an der Weſtfront geſtorben. 1929 Der ehemalige Reichskanzler Fürſt Bernhard v. Bü⸗ low in Rom geſtorben. Zu Axels Betrübnis verzögerte ſich ſeine Abreiſe von Tag zu Tag; es kam immer etwas anderes dazwiſchen. Aber endlich war alles geordnet. In den Mittagsſtunden ſollte ihn das Auto zur Bahn bringen. Er ſchwelgte in der Vorfreude der ihm bevorſtehenden Genüſſe. Der Diener legte ihm die Poſt auf den Tiſch. Axel warf einen flüchtigen Blick darauf. Was konnte ſie ſchon enthalten! Höchſtens eine Karte aus Brunshaupten. Doch er zuckte freudig zuſammen, als er einen Brief von Hermi darunter fand. Den würde er am beſten unterwegs in Ruhe leſen. Er brachte es aber doch nicht fertig, ihn ungeleſen einzuſtecken, und riß den Umſchlag ab. Ein paar Minuten ſpäter lehnte er wie vernichtet in ſeinem Stuhl und ſtarrte dumpf vor ſich hin. Statt der frohen Nachricht, auf die er gehofft hatte, war es eine Hiobsbotſchaft. Hermis Erfolg ſtand ein Hindernis im Wege, an das ſte beide nicht gedacht hatten. Wie hätten ſie auch darauf kommen ſollen, da Hermi fließend engliſch ſprach, daß es den Amerikanern einfallen könnte, ihre Ausſprache für nicht einwandfrei zu erklären. Ihr Spiel und ihre Erſcheinung habe zwar gut gefallen, ſchrieb ſie weiter, ſo daß nach der Überwindung der ſprachlichen Schwierigkeiten ihrem Aufſtieg nichts im Wege ſtände. Das klang zwar erfreulich, aber der Zeitverluſt war nicht wieder gutzumachen. In einem Vlerteljahr wurde Anne volljährig und erhielt die freie Verfügung über ihr Ver⸗ mögen; die Mutter würde die Einhaltung ſeiner Zuſage verlangen, und damit war Hermi ihm für alle Zeiten ver⸗ loren. Wieder einmal hatte ihn ſeine Hoffnung getrogen. Und in dieſer Stimmung ſollte er auf Reiſen gehen? Er riß den Mantel von den Schultern. Er wollte zu Hauſe bleiben und auf alle Freuden verzichten, an denen er in dem marternden Bewußtſein dieſes unwiederbringlichen Verluſtes doch keinen Geſchmack gefunden hätte. Er war verzweifelt, und in ſeinem Schmerz erſchien ihm Hermi, die für ihn Verlorene, verlockender und be⸗ gehrenswerter denn je zuvor.— Er dachte an Anne. Gewiß, ſie war ein liebes, kleines Mädel, aber Herm Nicht daran denken! Schläfen. Doch plötzlich packte ihn wilde Leidenſchaft. Tor, der er war! Wollte er wirklich die letzten Tage ſeiner Freiheit hier in Trübſal verbringen? Nun es doch keine Rettung mehr gab, war ja alles gleichgültig. Wie lautete ſein Wahlſpruch?„Laß Dir durch nichts die Freude Danach wollte er auch jetzt han⸗ deln. Mochte die Zukunft bringen, was ſie immer mochte, im Augenblick winkte ihm eine ſchöne Reiſe, winkten ihm die herrlichſten Genüſſe des Daſeins. Er wollte ſie aus⸗ koſten, ſich ins Abenteuer ſtürzen, um zu den Nen 5 Er warf ſich den Mantel über, rief den iener, gab ihm die letzten Anweiſungen, dann ging er feſten Schrittes zum Wagen, als gelte es, ſich mit dem 1 5755 Kräfte ellen. Der Südexpreß trug ihn in ſauſender Fahrt durch die Landſchaft. Er blickte zum Fenſter hinaus, ſah aber nichts von der Ane der Natur, an der der Zug vorüberglitt. Er ſann unaufhörlich. g N Die plötzliche Aufwallung, die ihn angetrieben hatte, die Reiſe doch anzutreten, war wieder abgeebbt. Seine Gedanken gingen wieder zu Hermi und ſuchten nach einer Möglichkeit, ſie 18 wech e ſich zu erringen. Nur, wenn er imſtande war, das Geld für Anne auf den Tiſch 5 0 legen, würde die Mutter ihr Einverſtändnis geben. 3 Er preßte die Fäuſte gegen die 55 U wie 5 6 de m im ſt der Run⸗ zorms ſtehen ruhe, Aniſſe, en in ungs⸗ Gau eiſter⸗ teil⸗ „ und chwa⸗ wein⸗ wird rmit⸗ vVgg irther ſſen anau, niſſen Weſt⸗ zeiten berg, 1 der burg ungs⸗ l teil⸗ 8 ſo⸗ ittel⸗ Ober⸗ ſieger on i Fuß⸗ heb ke des b (10. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzählt: Hans Haberland macht auf eigenartige Weiſe die Be⸗ kanntſchaft der Tochter Cliffords. Auf einem Spaziergang begegnet ihm eine Reiterin, der vom Sturm die Mütze vom Kopf geweht iſt. Sie verlangt in herriſchem Tone von Haber⸗ land, daß er die Mütze aufhebe. Haberland verlangt, daß er darum gebeten wird. Auch als ſie ſich als die Tochter Clif⸗ fords zu erkennen gibt, ſieht er keinen Anlaß, ihre Unge⸗ zogenheit zu entſchuldigen, er behält die Mütze. Abends iſt Haberland einer der Gäſte von Clifford. Erſt ſpät erſcheint Marjorie. Haberland muß zugeben, daß ſie zwiſchen den Frauen in großartiger Aufmachung wie ein unbefangenes Kind ausſieht. Es erſcheint ihm undenkbar, daß ſie bereits einmal geſchieden ſein ſoll. Ohne ſeine Begrüßung zu be⸗ achten, verlangt ſie wieder ihre Mütze, und als Hans Haber⸗ land ſich erneut weigert, ſtreckt ſie ihm vor allen Gäſten die Zunge heraus. Sie treten in die Galerie, an deren Tür ſie gerade ſtehengeblieben ſind. In der Galerie, die eigentlich ein langes, ſchmales Zimmer iſt, befindet ſich Cliffords be⸗ rühmte Gemäldeſammlung. Es iſt ſtill hier. Keiner der Gäſte hat das Bedürfnis, ſich berühmte Bilder anzuſehen. Sie ſagt:„Warum wollten Sie nicht mit mir tanzen?“ „Meine Beſcheidenheit verbot mir, mich einer ſo viel umworbenen Dame zu nähern, Lady Clifford!“ „Sie lügen! Sie ſind nicht beſcheiden! Bis jetzt habe ich nur bemerkt, daß Sie unverſchämt ſind.“ „Und warum wollten Sie denn mit mir tanzen, Lady Clifford?“ „Ich weiß wollten.“ Sie haben ſich Zigaretten angeſteckt und rauchen. Hans Haberland betrachtet nachdenklich ein großes Bild. „Schön!“ ſagt er bewundernd. Sie ſtampft mit dem Fuß auf.„Sie ſollen ſich jetzt keine Bilder anſehen! Sie ſollen ſich mir widmen! Es iſt Ihnen wohl gar nicht klar, welche Auszeichnung Ihnen zuteil wird!“ „Ich fühle mich dieſer Auszeichnung unwürdig.“ Damit will er ihr den Arm reichen und ſie zur Geſell⸗ ſchaft zurückführen, aber ſie ſtößt ſeinen Arm wütend zu⸗ rück. Ihre Augen funkeln. „Wiſſen Sie, daß Pa Sie ſofort entlaſſen würde, wenn ich es wünſchte?“ ruft ſie. „Ich werde mich Ihrem Wunſch nicht widerſetzen, Lady Clifford.“ „Wenn Sie höflich ſind, ſind Sie noch viel unverſchäm⸗ ter“, ſagt ſie böſe und wirft ihre Zigarette in den Aſchen⸗ becher.„Was haben Sie eigentlich gegen mich?“ „Nichts weiter, als daß Sie ein ungezogenes kleines Mädchen ſind, und Ungezogenheiten laſſe ich mir nicht ge⸗ fallen, auch nicht von Lord Cliffords Tochter.“ Er erwartet, daß ſie anfängt zu toben oder wegläuft und ihn ſtehenläßt, aber Marjorie Clifford tut nie das, was man von ihr erwartet. Statt deſſen ſchlägt ſie ihre dunklen Aurikelaugen zu ihm auf wie vorhin beim Tan⸗ zen und ſagt mit einem ſpitzbübiſchen Lächeln:„Wiſſen Sie, daß ich es war, die Pa veranlaßte, Sie einzuladen?“ „Wirklich? Und wie komme ich zu der Ehre?“ „Unſere Begegnung im Wald hatte mich neugierig gemacht, Sie näher kennenzulernen. Pas Angeſtellte be⸗ handeln mich ſonſt mit Reſpekt. Und Sie ſind ganz anders. Das macht mir Spaß.“ „Ach ſo! Und nun ſoll ich weiter den Spaßmacher nicht. Oder vielleicht, weil Sie nicht spielen?!“ ö„Oh— ich glaube, daß man Sie auch ſehr ernſt neh⸗ men kann“, ſagt Marjorie Clifford langſam und ſendet 0 verſchleierten Blick zu, der gar nicht mehr kind⸗ ich iſt. Es wird Hans Haberland etwas ſchwül. Dieſes elfen⸗ Haft zarte Geſchöpf, das ihm ſo unbedenklich ein immerhin über das Maß des Konventionellen gehendes Intereſſe bekundet, iſt die Tochter ſeines Chefs. Ihre Ungnade hat Er nicht gefürchtet, aber vor ihrer Gunſt beſchließt er, auf der Hut zu ſein. „Wollen wir wieder tanzen, Lady Clifford?“ fragt er ablenkend. f „Daurch die dicken Eichenbohlen der alten Tür dringt die Tanzmuſik nur gedämpft zu ihnen. Marjorie Clifford 7 den Kopf zurück und lacht ihr ausgelaſſenes helles achen. Sie tanzt noch oft mit ihm an dieſem Abend und er⸗ klärt ihn ganz öffentlich und unbekümmert als ihren Rit⸗ ter— oder richtiger als ihr perſönliches Eigentum. Da man in Marjorie Cliffords Kreis an die exzentriſchen Launen der Erbin gewöhnt iſt, regt ſich niemand beſonders darüber auf, und alle behandeln Hans Haberland als einen der Ihren. Während der Tanzpauſen ſchart ſich die Jugend um den rieſigen Kamin in der Halle oder zieht in die kleine, elegante Bar. Die Stimmung ſteigt, je mehr die Stunden vorrücken. Die vielen Drinks an der Bar, die Marjorie mit großer Kunſtfertigkeit zu mixen verſteht, erhitzen die Gemüter. Am tollſten und ausgelaſſenſten iſt die Tochter und Herrin des Hauſes. Ihr zartes, durchſichtiges Geſicht⸗ chen fängt an, roſig zu glühen. Ihre Augen ſind Leucht⸗ raketen— groß, überwach, vom Strahlenkranz der Wim⸗ pern umrahmt. „Marjorie, noch nie warſt du ſo reizend wie heut!“ murmelt der junge Lord Celton in ihr kleines Ohr. Sie lacht über ſeine offenſichtliche Verliebtheit und ſpottet ihn aus.„Oh, Tobby, merkſt du denn gar nicht, wie gleichgültig du mir biſt? Mich intereſſiert heute nur mein Bär!“. a „So ſperr ihn doch in dein Raubtierhaus!“ Sie lacht noch toller.„Er hat recht!“ ruft ſie über⸗ mütig.„Tobby hat recht! Wir wollen meinen brummigen Bären ins Raubtierhaus bringen!“ 5 Marjories Vorſchlag findet Beifall. Allen glühen die Köpfe. Ein kleiner Abſtecher in die kühle Nachtluft ſcheint —— —— r ee O LEA MALLEN verlockend. Die Damen werfen ſich ihre Pelzmäntel über die dünnen Kleider. So ziehen ſie in den dunklen Park. Marjorie ſpielt den Bärenführer und hat ein ſeidenes Band um Hans Haberlands Arm geſchlungen, das die Kette darſtellt. Die Geſellſchaft folgt lachend und in über⸗ mütigſter Stimmung. So erreichen ſie den Teil des Parkes, in dem Marjo⸗ ries Zoo untergebracht iſt. Marjorie klappert ſtolz mit einem großen Schlüſſel⸗ bund. Lord Celton nimmt es ihr ab und öffnet das große eiſerne Tor, das den Tiergarten von dem übrigen Park trennt. Hier brennen einige Laternen und verbreiten ein mat⸗ tes Licht, in dem man die einzelnen Gebäude unterſcheiden kann. In dem größten befinden ſich die Raubtiere, und hierauf ſteuert Majorie zu, gefolgt von der luſtigen Schar. Die ſchwere Tür wird geöffnet. Warmer Dunſt und ein ſcharfer, beißender Raubtiergeruch ſchlagen aus dem dunklen Raum den Eintretenden entgegen. Ein leiſes Raſcheln, ein dumpfes, unheimliches Knurren veranlaßt alle, auch die Uebermütigſten, einen Augenblick den Atem anzuhalten. Dann knipſt jemand das Licht an, und die weiße flutende Helle verjagt raſch den kleinen Schauder, der allen wie eine Gänſehaut über den Rücken gerieſelt iſt. Hans Haberland ſtellt feſt, daß die großen, ſauberen Käfige eine ganz ſtattliche Anzahl gut gepflegter Löwen, Tiger und Bären beherbergen. Ein beſonders ſchöner Löwe mit einer prächtigen Mähne iſt aufgeſtanden und mit mißvergnügter, faſt drohender Miene an das Gitter ge⸗ treten. „Das iſt Achmed, mein beſonderer Liebling“, ſtellt ihn Marjorie vor. Der beſondere Liebling ſcheint im Augenblick auf dieſe Auszeichnung wenig Wert zu legen und ſtößt ein kurzes, dumpfes Gebrüll aus. N 5 35 8 0 0 18 e N. 3 Zeichnung: Näthe— M. Noch bevor Haberland, die halbohnmächtige Marjorie auf dem Arm, über die Schutzſtange zurückſleigen kann, gelingt es dem wütenden Löwen, mit der Tatze nach ihm zu ſchlagen. Hans Haberland ſieht die von Alkohol und Tanz er⸗ hitzten, erregten Geſichter um ſich und betrachtet die auf⸗ geſcheuchten, erſchreckten und verärgerten Tiere. Plötzlich kommt ihm alles höchſt töricht und albern vor. Warum macht er ſich eigentlich zum Narren dieſer grünen Jungen und dummen Mädel! Sein jäh aufſteigender Groll wendet ſich Marjorie zu, die in ihrem Mantel aus Leopardenfell jetzt wirklich ſelbſt wie ein kleines Raubtier ausſieht. „Genug mit dem Unſinn!“ ſagt er laut und in etwas ſchärferem Ton, als er beabſichtigt hat.„Wir wollen die gehe jetzt in Ruhe laſſen. Wir haben ſie ſchon genug geſtört.“ Einige der Herren ſtimmen ihm zu, aber Marjorie Clifford iſt bei ſeinem Ton aufgefahren, als habe er ſie geſchlagen, und ziſcht ihn an:„Feigling! Ich werde Ihnen beweiſen, daß eine Frau mutiger iſt als ein Mann!“ 5 Ehe es ſich jemand aus der Geſellſchaft verſieht, iſt ſie zum Löwenkäfig geeilt, hat ſich über die Schutzſtange ge⸗ ſchwungenen und mit einem lockenden Zuruf ihren Arm zwiſchen die Gitterſtäbe geſteckt, um Achmed zu liebkoſen, wie ſie es im Beiſein des Wärters ſchon oft getan hat. Doch ſei es, daß Achmed durch die geſtörte Nachtruhe in böſer Laune iſt, ſei es, daß ihm die Autorität des Wärters fehlt— er hebt blitzſchnell die Pranke. Ein vielſtimmiges Angſtgeſchrei ertönt, aber raſcher, als einer der Anweſen⸗ den es begreifen kann, iſt Hans Haberland ebenfalls über die Schutzſtange geſprungen und reißt Marjorie in dem Augenblick zur Seite, als das mächtige Tier brüllend zu⸗ ſchg um den Arm zu zerfleiſchen. ls wäre die Hölle losgelaſſen, ſind plötzlich ſämtliche Raubtiere in höchſter Aufregung, raſen durch ihre Käfige und ſpringen mit wildem Gebrüll gegen die dicken Eiſen⸗ ſtäbe der Gitter. Noch bevor Haberland, die halb ohnmächtige Marjo⸗ . rie auf dem Arm, über die Schutzſtange zurückſteigen kann, gelingt es dem wütenden Löwen, mit der Tatze nach ihm zu ſchlagen, doch erwiſcht er alücklicherweiſe nur ein Stück von Haberlands Frack. Die anderen Herren ſind helfend herbeigeſprungen, aber es bleibt ihnen nichts weiter zu tun übrig, als für Marjorie Clifford einen Stuhl zu holen, nach einem Glas Waſſer Umſchau zu halten und Haber⸗ land zu unterſuchen, ob er verletzt ſei. Dabei ſtellt ſich her⸗ aus, daß es Achmed doch noch gelungen iſt, ihm eine tüch⸗ tige Schramme auf der Schulter beizubringen, aus der das Blut ſickert. f Marjories Geſicht iſt jetzt von ſo durchſichtiger Bläſſe, daß es faſt beängſtigend wirkt. Die langen Wimpern liegen wie dunkle Schatten auf ihren Wangen. Als ſie endlich die Augen aufſchlägt und ihr Blick auf Hans Haberlands blutende Schulter fällt, von der die Fetzen des Fracks hän⸗ gen, droht ihr aufs neue eine Ohnmacht. Aber Hans Haberlands beruhigende Stimme, ſeine Verſicherung, ihm fehle nichts, die kleine Schramme ſei nicht der Rede wert, bringen ſie wieder zu ſich. 5 Inzwiſchen iſt das Auto vorgefahren, das die ande⸗ ren geſchickt haben. Marjorie fühlt ſich plötzlich wieder ſehr ſchwach und bedarf der Stütze. Lord Celton über⸗ läßt es ritterlich ſeinem Rivalen, ihr den Arm zu reichen und ſie halb tragend zum Wagen zu bringen. Man hat vereinbart, über den Vorfall Stillſchweigen zu bewahren. Ins Schloß zurückgekehrt, wird Hans Haberland von Maxjories geſchickter Kammerfrau ſachge⸗ mäß verbunden, nachdem ſie die Wunde gründlich gerei⸗ nigt hat. Einen Arzt hat Haberland ſich energiſch ver⸗ beten. Marjorie hat ihn in ihre Zimmer führen laſſen. Um kein unnötiges Aufſehen zu erregen, iſt ſie dann zu ihren Gäſten zurückgekehrt, die ſich nun nach und nach verabſchieden. Doch Hans Haberland hat ihr verſprechen müſſen, nicht fortzugehen, ohne ſie noch einmal geſehen zu haben. Merkwürdige Situation! Um drei Uhr morgens ſitzt er in Lady Cliffords Privatzimmer. Die Schramme in der Schulter brennt nun doch verteufelt, und er iſt ſo müde, daß ihm faſt die Augen zufallen. Ein etwas auf⸗ regender Tag heute, aber nun hat er genug davon und möchte ſeine Ruhe haben. Er muß wohl eingeſchlafen ſein, auf ſeinem beque⸗ men Seſſel mit den vielen ſeidenen Kiſſen, denn er fühlt plötzlich zwei zarte Arme um ſeinen Hals.„Danke!“ murmelt eine Stimme dicht an ſeinem Ohr. Zwei weiche Lippen preſſen ſich auf ſeinen Mund. Er will zugreifen, aber die ſchmale weiße Geſtalt iſt ver⸗ ſchwunden. An ihrer Stelle erſcheint die Kammerfrau und erbietet ſich, M. Häberländ auf einem kleinen Umweg hinauszugeleiten. 1 Hans Haberlands benommener Kopf wird etwas freier, als er am Steuer ſeines Wagens ſitzt und durch die kühle Nachtluft fährt. Seine Bekanntſchaft mit Mar⸗ jorie Clifford hat ja recht vielverſprechend begonnen! Junge— Junge, daß du dir da nicht die Finger ver⸗ brennſt! Noch fühlt er den ſchmalen, kindhaften Körper in ſeinen Armen, an ſeiner Bruſt, ſieht die großen, über⸗ wachen Strahlenaugen vor ſich, glaubt, den Duft der ſei⸗ denweichen, honiggelben Haare zu ſpüren. Man müßte ja Abwaſchwaſſer ſtatt Blut in den Adern haben, um nicht 8 1 werden vor Verlangen nach dieſer ſüßen kleinen exe! 5 „Nun aber halt! Du biſt verrückt, mein Junge!“ redet Hans Haberland ſich an.„Erſtens iſt Marjorie Clifford gar nicht dein Typ! Wo haſt du eigentlich deine Augen? Dieſes magere, unentwickelte kleine Ding! Wie hat Mr, Harpam ſie genannt? Eine kindliche Hyſterikerin! Ganz richtig! So hat ſie ſich heute benommen. Eine Frau, eine richtige Frau— da muß doch was dran ſein, innerlich und äußerlich, jawohl!!! Und zweitens haſt du hier etwas anderes zu tun, als dich von der Tochter deines Chefs vor ihren Triumphwagen ſpannen zu laſſen!“ Am Nachmittag des folgenden Tages— Hans Haber⸗ land iſt noch nicht lange zu Haus, er ſitzt am Kamin und lieſt deutſche Zeitungen— fährt vor das Junggeſellen⸗ haus ein allen wohlbekannter Wagen, dem Lord Clifford entſteigt. Jawohl, Lord Clifford in höchſteigener Perſon! Der kleine Mr. Bray iſt puterrot vor Aufregung, als er kurz darauf bei Mr. Harpam hereinplatzt, um das un⸗ erhörte Ereignis mit ihm zu beſprechen. Lord Clifford iſt aus ſeinem Wagen geſtiegen und ſchnurſtracks die Treppe hinauf in„Häberländs“ Wohnung gegangen Ohne jede Anmeldung! Ohne jede Begleitung! Das mußte einen Grund von unerhörter Wichtigkeit haben! Am Ende wäre Häberländ ein deutſcher Spion? Aber dann wäre der Boß doch nicht allein, ohne Polizei zu ihm gegangen! Oder vielleicht war dieſer Burſche, der Häberländ, eine hochgeſtellte Perſönlichkeit in Verklei⸗ dung? Schon die geſtrige Einladung nach Elmswood⸗ Caſtle war doch höchſt auffallend. Oder ob der Beſuch mif dem Unfall zuſammenhing, den Häberländ angeblich in der Nacht nit ſeinem Wagen gehabt haben wollte und der ihn heute zwang, den Arm in der Schlinge zu tragen? Kaum weniger überraſcht als die unbeteiligten Mit⸗ bewohner des Junggeſellenhauſes iſt Hans Haberland bei Cliffords Eintritt. Er faßt ſich indeſſen ſchnell, begrüßt ſeinen Herrn und Meiſter und bittet ihn höflich, am Ka⸗ min Platz zu nehmen. Lord Cliffords Geſicht iſt wie gewöhnlich unbeweg⸗ lich. Aber dieſer Mann, der ſonſt keine Verlegenhei kennt, ſcheint heute nicht recht zu wiſſen, wie er das Ge⸗ ſpräch beginnen ſoll.- „Sind Sie zufrieden mit Ihrer Wohnung?“ fängt er ſchließlich an, nachdem er ſich eine Zigarette angezündet und ein paar Züge ſchweigend geraucht hat. f „Außerordentlich, Lord Clifford. Ich bin zwar von Wohnungskomfort nicht abhängig, aber ich empfinde ihn angenehm, wenn ich ihn habe.“ Clifford ſieht ſich mit einem kurzen, abſchätzenden Blick im Zimmer um.„Es iſt aber doch ein bißchen klein hier“, meint er.„Neben Direktor Marſhall iſt ein Haus frei. Ich möchte es Ihnen zur Verfügung ſtellen.“ 5 N(Fortſetzung folgt.) Druckarbeiten tür Handel, Gewerbe und industrie liefert schnelistens Neckar-Bote-Druckerei Bute Natſchläge Von Jo Hanns Rösler. Ich ſaß in der Eiſenbahn und hatte Schnupfen. „Hatſchi! Hatſchi!“ machte ich in einem fort. Es klang wie Poſaunenſtöße. Ich konnte nichts dafür. Es kam aus mir. Die Mitreiſenden ſchauten zunächſt beleidigt. Es geht nicht an, in einem öffentlichen Verkehrswagen ſo laut zu nieſen. Ja, wenn ich mir einen Sonderzug beſtellt hätte! Aber ſo? Unter allen Leuen, die für ihren Platz genau ſo viel bezahlt hatten wie ich? Wo kämen wir denn hin, wenn jeder ſo laut ſeiner Leidenſchaft frönen möchte? Dieſe Gedanken ſah nan den Umſitzenden deutlich am Ge⸗ ſicht an. Ich fühlte mich von dieſer Feindſchaft förmlich eingekreiſt. Mein Glück war nur, daß keiner keinen kannte und jeder jedem mißtraute. Sonſt wäre man über mich her⸗ gefallen und hätte mich beſtimmt zerfleiſcht. Nun, mir waren dieſe frommen Wünſche ziemlich gleichgültig, ich war mit meinem Schnupfen ſo beſchäftigt, daß mir zu an⸗ deren Dingen keine Zeit blieb. Ich mußte nieſen, und ich nieſte. Als ich aber eine Viertelſtunde ununterbrochen ſo fort⸗ genieſt hatte, begann die Feindſeligkeit gegen mich, in eine allgemeine Heiterkeit umzuſchlagen. Es kam daher, daß ein Herr, der mir gegenüberſaß, mir mehr empört als freundlich„Proſt!“ zurief, ſo, als wollte er damit ſagen: „Nun iſt es aber genug! Schluß damit!“ Ich tat ihm aber nicht den Gefallen und nieſte weiter. Er wiederholte ſein energiſches, kurzes, ſachliches„Proſt!“ Ich winkte verzweifelt ab, und jetzt begannen plötzlich alle, mir nach jedem„Hatſchi“ ein fröhliches„Proſt“ zuzurufen. Einmal ich und einmal ſie. Es wurde ein herrlicher Chor, und ich war der Vorſänger. Einer der Mitreiſenden wollte ſich beſonders hervor⸗ tun. Er klopfte mir vergnügt auf das Knie und ſagte: 1 Sie bis zehn wieder nieſen, kriegen Sie eine ark!“ „Das Mittel nützt nur beim Schluckauf!“ ſtöhnte ich. Er wiederholte die Wette nicht. Ich hatte wieder drei⸗ mal genieſt. Jetzt aber hatte jeder ein Mittel an der Hand.„So etwas kenne ich“, rief P.,„da hilft nur eines— ſofort ins Bett gehen!“. i 5 Bett ſteht in München, und wir ſind im Eger⸗ und! „Das beſte iſt Kognak!“ riet T.„Slivowitz hilft auch, aber Kognak iſt beſſer, Haben Sie Kognak bei ſich?“ „Nein!“ ſtöhnte ich. N Die alte Dame neben mir holte einen Bonbon aus ihrem Pompadour.„Lutſchen Sie den Bonbon“, ſagte ſie, „der Schnupfen iſt wie weggeblaſen!“ s Sie ſteckte mir einen Bönbon in den Mund. Jedoch er blieb nicht. Beim nächſten Rieſen flog er dem freundlichen Herrn gegenüber ins Geſicht. „Es macht nichts“, ſagte dieſer, bevor ich mich noch entſchuldigen konnte,„er hätte auch nichts geholfen— es gibt nur ein Mittel gegen Schnupfen: Ziehen Sie naſſe Strümpfe an!“ 5 „Das nenne ich kühn behauptet und dumm daher⸗ eſchwätzt!“ mengte ſich da ein Herr ins Geſpräch, der bis⸗ 105 vornehm geſchwiegen hatte.„Von naſſen Füßen be⸗ ommt man ja gerade Schnupfen! Es gibt nur eines: preſſen Sie mit beiden Zeigefingern feſt die Naſenflügel zuſammen. Das hilft ſofort.“ Ich tat, wie mir geraten. Jetzt nieſte ich nicht nur, jetzt donnerte es aus allen Oeffnungen. 8 Der vornehme Herr ſchüttelte mißbilligend den Kopf. „Halten Sie die Luft an!“ „Im Gegenteil! Atmen Sie heftig und tief!“ 5 Das ganze Abteil war ein Herz und eine Seele. Jeder ab mir einen anderen Rat. Jeder wußte ein anderes Mittel gegen den Schnupfen. Nur einer ſaß ſchweigend im Abteil und tat, als ob ihn das alles gar nichts anginge. Das fiel mir auf. In meiner Not wandte ich mich an ihn und ſagte:„Alle wiſſen ein Mittel gegen Schnupfen— warum raten Sie mir zu nichts?“ 5 Da lächelte der Herr leiſe und ſagte:„Ich bin Arzt.“ Wir ſchreiben auf daß der Maulwurf zu den gefräßigſten Tieren gehört, denn er frißt täglich ſoviel an Nahrung, wie er wiegt. daß auf der argentiniſchen Steppe faſt nur europäiſche Pflanzen wachſen, die von Europa herübergebracht wurden. daß das Aufziehen tropiſcher Fiſche dem Züchter große Schwierigkeiten macht. daß eine amerikaniſche Firma jedem Käufer eines Kühlſchrankes einen Rundfunkapparat mit einpackt. daß Sibirien an Flächenausdehnung größer iſt als die Vereinigten Staaten und ſämtliche Länder Europas (außer Europäiſch⸗Rußland) zuſammen. daß die in unſeren Wäldern heimiſche gemeine Zecke (Holzboch, imſtande iſt, bis zu 18 Jahren ohne Nahrung zu verbringen, wenn ſie kein Opfer findet. daß es eine wirklich neue Roſe nur alle 159 bis 250 Jahre gibt. Was in der Zwiſchenzeit an neuen Züchtungen erſcheint, verſchwindet meiſt nach kurzer Zeit wieder. daß man in Rom gegen Ende des 18. Jahrhunderts Handſchuhe aus Hühnerhaut und aus dem feinen Ober häutchen junger Ziegenfelle herſtellte. Ein Paar davor ließ ſich in einer Nußſchale unterbringen. daß von Fiſchern in Meſſina ein Fiſch gefangen wurde, der eine Uhr im Bauche hatte. daß man in Bernſteinſtückchen nicht nur Fliegen ein geſchloſſen gefunden hat, ſondern auch einen Floh. daß Heidelberg und Königswinter die beiden deutſcher Städte ſind, die ſich der größten Beſucherzahl erfreuen. daß von 287 Vogeleiern nach den Feſtſtellungen eine Forſchers, nur 144 Vögel flugfähig werden. daß auf dem Mond an Stellen, die von der Sonn, direkt beſchienen werden, mittags 129 Grad Wärme, nacht? aber 91 Grad Kälte herrſchen ſollen. daß ein engliſcher Ingenieur eine Nähmaſchine er funden hat, auf der gekocht werden kann. daß durchſchnittlich 2800 Fingerabdrücke pro Tag vor 7000 Polizeiſtellen aus aller Welt bei der Wiſſenſchaftlichen Abteilung des Juſtizminiſteriums in Waſhington einge liefert werden. daß es in Deutſchland ungefähr 200 000 unheilba Kranke gibt, die an Fallſucht. Jugendirrſinn, periodiſchen Irrſein oder ſchwerem Schwachſinn leiden. Jeder Krank, koſtet den Staat im Jahr mindeſtens 2000 RM. Immer frisch aussehen! 9 Wenn Sie müde aussehen, dann messieren Sie ein Wenig Nives in die Haut: Sie Wird kräſtig durchblutet und zeig wieder nalũrliche Frische, Dosen und fuben: 22— 90 Pf. Näütſel Silbenrätſel. aus be bra dal dan dan dem fug ge ge her ken kon krut mahl mann men min ner paß re ſaat ſe ſte⸗ trum un zen zig. Aus vorſtehenden 28 Silben ſind 14 zweiſilbige Wör ter zu bilden, Die Anfangsſilben nennen dann ein bekann tes Sprichwort. Die Wörter bedeuten: 1. Allotria 2. Schlachtort von 1870/71, 3. Soldat in der Ausbildungs zeit, 4. Ort an der Fulda(Heſſen⸗Naſſau), 5. Stadt in den Altmark(Prov. Sachſen), 6. Ehegatte, 7. deutſche Stadt ar der Mottlau, 8. ſoviel wie Fachmann, Wiſſender, Kundiger 9. optiſches Gerät zum Beſtimmen der Himmelsrichtung, 10. Anhäufung, 11. landwirtſchaftlicher Begriff, 12. Stad. in Pommern, 13. Männername, 14. Mittelpunkt. Reimrätſel. Vieh— Warte— Sund— Ski— Tanne— Nacher Hannchen— Rum— Barmen— Panne Zu jedem der vorſtehenden Wörter iſt ein anderes Wort zu ſuchen, das ſich mit dieſem reimt. Die richtiger Wörter nennen ein Sprichwort. Die ſchönſte Zier. Sie iſt des Auges ſchönſte Zier, Nimm dann weg die zwei von ihr, Setze ſie ihr hinten an, Und es wird ein Käfig dann. Ergänzungsrätſel. Er. Mädchenname, Er— Weinſtadt in Ungarn, Er griechiſche Unterwelt, n Männername, Er— Teil des Hauſes, 5— Pflanze, Er Märchenfigur, Er. Oper von Verdi, e—Hülſenfrucht, Er— Univerſitätsſtadt in Bayern. Geographiſches Ausfüllrätſel. S P S G O D f Die Lücken zwiſchen dieſen Buchſtaben ſind mit je dre Buchſtaben auszufüllen, welche— jedes für ſich— eir Wort aus der Geographie nennen, ſo daß im Zuſammen, hang mit den angegebenen Buchſtaben vollſtändige Wörte⸗ entſtehen. Die einzuſetzenden geographiſchen Wörter be deuten: 1. Vertiefung des Erdbodens, 2. Nebenfluß dei Wolga, 3. Nebenfluß der Garonne, 4. Deutſcher Fluß und Badeort, 5. franzöſiſche Stadt an der Dröme, 6. Ort im Bezirk Köln.— Die Anfangsbuchſtaben der Mittelwörte⸗ nennen eine ſpaniſche Stadt am Tajo. f Leicht feſtſtellbar. Wenn ich zwei Worte aus Neuheit bilde Unden an das erſte füg', weiß ich Beſcheid, Was ſich meine Nichte Brunhilde Wünſcht zu ihrem Seidenkleid. Zur täglichen Geſundheitspflege: Ein Bad— oder drei Zigaretten? Ein tägliches warmes Bad iſt eine gute Medizin. Dabei kommt es nicht in erſter Linie auf eine möglichſt große Ver⸗ wendung von Seife an, ſondern auf die Einwirkung des war⸗ men Waſſers auf die Haut und eine zweckmäßige Maſſage. Das warme Waſſer öffnet die Poren, ſo daß ſie tüchtig abgeben und aufnehmen können. Und die Maſſage mit einer Bürſte oder einem Frottiertuch hilft zu einer guten Durchblutung der Haut. Wer dieſe vernünftige und gute Medizin der Vorbeugung und Abhärtung anerkennt, kann nicht ſagen, aus Gründen der Raumerſparnis ſei in der Kleinwohnung ein Baderaum nich notwendig, und eine Duſche täte es auch. Es hieße das Ras unſerer. e zurückdrehen und an falſchen Ende ſparen, wenn man die Badewanne ablehnt. atürlich ſpielt auch die Koſtenfrage eine große Rolle, be ſonders dann, wenn man die Forderung nach dem täglichen warmen Bad erfüllt ſehen möchte. Wie ſteht es aber nun un die Koſten? Mit vier Braunkohlenbriketts kann man ein warmes Vollbad bereiten. Das iſt nich etwa auf einem Heizprüfſtand ausgeklügelt, ſondern an jedem neuzeitlichen Brikettbadeofen nachzuweiſen. Und dieſe vier Briketts koſten noch keinen Groſchen. Somit kann keiner behaupten, daß das zuviel und unerſchwinglich für die breite Maſſe ſei. Man rauche drei Zigaretten am Tage weniger, nütze damit ſeiner Geſundheit und„finanziere“ ſein tägliches warmes Bad Denn es iſt noch immer richtig, was die Alten ſagten:„Das Waſſer aber iſt das Beſte“ 3 6 7 0 5 . e., 91 — 3 2 „ e ee, ;, e 2 8 b 0 d 8 f 8* Weiß zieht und ſetzt mit dem dritten Zuge matt. Vorſetzrätſel. Burg Bruft Rade Gau Gier Reſt Maſt Salz Pier. Dieſen Wörtern iſt je eine der nachſtehenden Silben doranzuſetzen, ſo daß neue Hauptwörter entſtehen, deren Anfangsbuchſtaben die nördlichſte Stadt Schwedens nen⸗ ten. aar al ar arm da ham neu pa ra. Hier wird geſchüttelt. Es war ein Prophet(war's im Walfiſches Rachen?) Vermiſch' ihn, dann kannſt du ein Mädchen draus machen. Auflöſungen aus voriger Nummer: Silbenrätſel: 1. Magazin, 2. Domino, 3. Rigo⸗ etto, 4. Sonntag, 5. Ebene, 6. Ahorn, 7. Salat, 8 Prädikat, . Uniform, 10. Laden, 11. Donner, 12. Kranich, 13. Afrika, 4. Soldat, 15. General, 16. Pharao. 17. Lagune, 18. Abend, 19. Iſegrimm, 20. Gendarm, 21. Malaga, 22. Marabu, 23. Nebel, 24. tauſend.— Morgenſtund' hat Gold an Mund!“ Punktergänzungsrätſel: 1. Karpathen, 4 Dpapa, 3. Strapaze, 4. Trapani, 5. Apache, 6. repariert 1. Japaner, 8. Kompanie, 9. Alpaka.— Koſtarika. Kreuzworträtſel: Waagerecht: 1. Alpen, 2 Ibſen, 7. Diana, 8. Genua, 9. See, 11. Feile, 13. Fell, 8. Bart, 17. Eisbaer, 18. Eton, 20. Nabe, 23. Karte, 26. Aga, 27. Etzel, 28. reich, 29. Neffe, 30. Aſche.— Senkrecht: 1. Adolf, 2. Linde, 3. Naſe, 4. Igel, 5. Euter, 6. Nacht, 10. Eisberg, 11. flink, 12. Ebene, 14. Leo, 16. Ara, 18. Eiſen, 19. Tinte, 21. Blech, 22. Eiche, 24. Aale, 25. Targ. Kopfpunkträtſel: Obſervatorium. ie r 1 1 Planten tragen die l/ Hocjprãgung Humor Der Inhaber eines Speiſelokals ließ ein großes Pla⸗ lat am Fenſter anbringen:„Hier wird mit Liebe gekocht.“ Am andern Tage hatte die Konkurrenz auf der anderm 1092 ein Plakat angebracht:„Hier wird mit Vorliebe ge⸗ geſſen.“ * „Sind Sie nie nervös, wenn Sie ein Auto lenkens „Nein, nie, wenn ich in eine ungemütliche Situation komme, mache ich beide Augen zu.“ * „Nimm mir's nicht übel, Karl, aber deine Braut wirklich häßlich!“ „Sicher, aber dafür hat ſie hunderttauſend mildernde Umſtände!“ 5 „Dieſes Bild“, ſagte die Kundin,„gefällt mir aber gar nicht; es wird mir wirklich nicht gerecht.“ „Gerechtigkeit? Was Sie brauchen, gnädige Frau, i Gnade!“ 85. „Gehen von dieſer Salbe auch alle Runzeln weg?“ „Beſtimmt, mein Fräulein. Sogar Wellblech wird da⸗ von glatt!“ 3 Hausfrau:„Na, haſt du gut geſchlafen? Ich hatte ſchon Angſt, daß das Bett ein biſſel hart iſt!“ Beſuch:„Das macht nichts. Ich bin immer zwiſchen⸗ durch ein bißchen aufgeſtanden, um mich auszuruhen!“ . Der nervöſe Mummel hat Sorgen. Grübelnd läuft er durch die Straßen. Plötzlich ſauſt ihm ein Blumen⸗ topf auf den Kopf. Schrickt Mummel zuſammen:„Endlich komme ich mal auf andere Gedanken!“ 8 Schluß des redaktionellen Teils. 8 Zul pllegen aan Hlorodont 8— Wielt abends am besten — —— Sum Wochenende und„Zum Zeitvertreib“ Nr. 44 erſcheinen ale Benuage⸗ bl.⸗Nr. 8.— Für die auf dieſer Seite erſcheinenden Anzeigen iſt der Verlag der vorl Zeitung nicht zuſtändig Verantwortlich für die Schriftlettung Kurt Winkler, für den Anzeigenten Carl Görg Verlag Sonntagsblatt Deutſcher Provins⸗Verleger, ſämtlich in Berlin SW 68. Lindenſtraße 101 92