Nr. 258 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Freitag, 3. November 1939 9 4 2 Zweierlei Maß? „Waffenembargo“ nennt man in der Diplo⸗ matenſprache das Verbot der Ausfuhr von Waffen und ſon⸗ ſtigem Kriegsgerät aus einem Staat nach einem anderen. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika haben in ihrem Neutralitätsgeſetz ein ſolches Ausfuhrverbot feſt⸗ gelegt. Warum? Weil man drüben das Gefühl hatte, daß die Lieferung von Waffen uſw. an Länder, die ſich im Kriege befinden, irgendwie eine Parteinahme für einen oder eine Gruppe der Kriegführenden bedeutet, eine Partei⸗ nahme, die die USA ſehr leicht in den Krieg ſelber hinein⸗ ziehen kann. Das Beiſpiel des Weltkriegs war ja in dieſer Beziehung höchſt lehrreich. Daher alſo das Waffenembargo. Nun hat Präſident Rooſevelt dem Kongreß— amtliche Bezeichnung des Parlaments der Vereinigten Staaten— eine Vorlage auf Abänderung des Neutralitätsgeſetzes zu⸗ gehen laſſen. Dieſe Vorlage ſieht die Aufhebung des Waf⸗ fenausfuhrverbots vor. Der Kongreß der USA beſteht aus zwei Häuſern: dem Senat, den man als das Oberhaus des Parlaments bezeichnen kann, und dem Repräſen⸗ tantenhaus, dem Unterhaus oder Abgeordnetenhaus des Parlaments. Wenn eine Vorlage des Präſidenten Ge⸗ ſetzeskraft erlangen ſoll, müſſen beide Häuſer des Kongreſſes zuſtimmen. Der Senat hat dieſe Zuſtimmung vor einigen Tagen beſchloſſen. Jetzt muß ſich noch das Repräſentanten⸗ haus entſcheiden. Präſident Rooſevelt hat noch vor der Senatsent⸗ ſcheidung erklärt, die Abänderung des Neutralitätsgeſetzes bedeute kein Aufgeben der Neutralität im gegenwärtigen europäiſchen Konflikt. Es ſei ein„ſchamloſer Schwindel“, ſagte er, wenn jemand behaupte, amerikaniſche Staatsbür⸗ ger ſollten auf europäiſche Schlachtfelder geſchickt werden. Auch der Kriegsminiſter Woodring erklärte, die Vereinig⸗ ten Staaten ſeien„felſenfeſt entſchloſſen“, ſich aus dem Kon⸗ flikt herauszuhalten. Trotzdem gab es in England und Frankreich großen Jubel, als der Senatsbeſchluß über die Neutralitätsvorlage bekannt wurde. Man begrüßte in die⸗ ſen Ländern den Beſchluß als„einen Sieg der Alliierten“, weil man ihn als erſten Schritt in einer Richtung betrachtet, in der London und Paris die Politik der USA gerne ſähen. Nun brauchte dus weiter nicht aufzufallen, denn England und Frankreich haben ſeit Kriegsbeginn eine Enttäuſchung nach der anderen erlebt, ſodaß es begreiflich iſt, daß man der Oeffentlichkeit auch einmal eine erfreuliche Nachricht vor⸗ ſetzen möchte. Auffallend iſt aber, daß man in den Vereinig⸗ ten Staaten ſelber ſeitens der amtlichen Stellen den Lon⸗ doner und Pariſer Aeußerungen und Hoffnungen nicht ent⸗ gegentritt, wo doch dieſe engliſchen und franzöſiſchen Stim⸗ men in ſtriktem Gegenſatz ſtehen zu dem, was Präſident Rooſevelt, ſein Kriegsminiſter und andere maßgebenden Perſönlichkeiten feierlich erklärt haben. Es gibt wie heute die„Diplomatiſch⸗Politiſche Korre⸗ ſpondenz“ feſtſtellt, mehrere Symptome dafür, daß die Poli⸗ tik des„Zweierlei Maß“, die ſchon bisher in Waſhington zu beobachten war, weitergehe. Dazu gehöre etwa die unter⸗ ſchiedliche Behandlung von bewaffneten Handelsſchiffen und U⸗Booten, mit der Rooſevelt eine ſehr gefährliche Ver⸗ wiſchung des Charakters von Kriegs⸗ und Handelsſchiffen begünſtige. Auch die Art, wie man in den Vereinigten Staa⸗ ten den Fall„City of Flint“ aufgegriffen habe, deute darauf hin, daß die maßgebenden Stellen in Washington die Dinge mehr und mehr in eine beſtimmte Richtung drängen ließen. Es entſpreche ſchwerlich dem Geiſte der Unparteilichkeit, wenn auf der einen Seite aus einem Priſenfall, der völlig ord⸗ nungsgemäß unter peinlicher Schonung von Menſchen und Gut behandelt worden ſei und beſtimmungsgemäß vor einem deutſchen Priſengerichtshof objektiv erledigt werden ſolle, mit Aufwand aller möglichen propagandiſtiſchen Mittel für einen beſtimmten aktuellen Zweck„ein Fall“ konſtruiert werde. Wenn aber auf der anderen Seite zahlreiche ameci⸗ kaniſche Schiffe eingebracht und hochnotpeinlichen Durch⸗ ſuchungen unterworfen würden, ſo ſchienen derartige Stö⸗ rungen deshalb nicht der Rede wert zu ſein, weil es ſich um engliſche Aktionen handle. Vor allem aber falle auf, daß trotz der einſtimmigen Annahme der Beſchlüſſe von Panama, jedenfalls bisher, von Waſhington aus noch nichts geſchehen ſei, um gegenüber der völkerrechtswidrigen Auf⸗ ſtellung der engliſchen Bannwarenliſte auch nur durch eine beſcheidene Geſte die Ernſthaftigkeit der eigenen Auffaſſung zu unterſtreichen. Die erwähnte Korreſpondenz ſchließt: Es iſt nicht ganz logiſch und es entſpricht jedenfalls nicht den Intereſſen der Betroffenen, wenn auf ber einen Seite heute geſagt wird daß man zwar in der Geſinnung nicht neutral zu ſein brauche, und wenn andererſeits verſichert wird, daß trotz⸗ dem eine Gefahr für den Frieden nicht vorhanden ſei, jo ſelbſt dann nicht, wenn ſchrittweiſe die allgemeine Politik in eine Richtung vorgetrieben wird, in der keine Gewähr da⸗ für liegt, daß dieſe Politik jederzeit wieder abgeſtoppt wer⸗ den kann. Der Wille des amerikaniſchen Volkes iſt und bleibt zweifellos der, einerſeits den Auseinanderſetzungen eines anderen Kontinents fernzubleiben, andererſeits die ameri⸗ kaniſche Hemiſphäre im Schutz der Monroe⸗Doktrin ſicher zu wiſſen. Im übrigen hängt nach einer Rede Rooſevelts die wirkſame Aufrechterhaltung der Neutralität Amerikas heute wie in der Vergangenheit von der Weisheit und Entſchloſ⸗ ſenheit derjenigen ab, die im gegebenen Augenblick das Amt des Präſidenten und des Staatsſekretärs einnehmen. Soweit die„Deutſche Diplomatiſch⸗Politiſche Korreſpon⸗ denz“. Daß es auch in Waſhington ſelber Leute gibt, die die Zuſammenhänge richtig erkennen, zeigt eine Meldung über den weiteren Verlauf der parlamentariſchen Auseinander⸗ ſetzungen über die Präſidentenvorlage zum Neutralitäts⸗ geſetz. Nach einer Meldung beſchloß die Mehrheit des Ge⸗ chäftsordnungsausſchuſſes des Kongreſſes, der Vollver⸗ ammlung am Dienstag den Plan zuzuleiten, demzufolge die Neutralitätsvorlage der Regierung einem Ausſchuß überwieſen wird, um eine Ausgleichung der Differenzen zwiſchen der vom Senat angenommenen Neutralitätsvor⸗ lage und der vom Unterhaus im letzten Juni gutgeheißenen Neutralitätsvorlage herbeizuführen. Der Plan, über den das Abgeordnetenhaus abſtimmen muß, bezweckt eine Be⸗ ſchleunigung der Verabſchiedung der Neukralitätsvorlage. Im Lauf der Ausſprache erklärke der Vorſitzende des Aus⸗ ſchuſſes, Sabath, die Aufbringung der„City of Flint“ hätte nicht erfolgen können, wenn die Schiffahrtsbeſchränkungen der Senatsvorlage bereits geſetzkräftig wären. Der Abge⸗ ordnete Cox bemerkte hierzu, es werde gegenwärtig hierzu⸗ lande eine Propaganda betrieben, um Amerika in den Krieg hineinzubringen. Die e der„City of Flint“ ſei von dem Leiter dieſer Kampagne benutzt worden, um einen Kriegsgeiſt zu erregen. Wegen der Feſthaltung von 26 ame⸗ rikaniſchen Schiffen durch England werde nichts geſaat, Angeſichts der ſehr knappen und durchaus n gan ſicheren Mehrheit, die die amerikanische Rg er or greß für die Aufhebung der Waffenſperre zuſammenbringen kann, dauern die ſtarken Bemühungen an, das amerikaniſche Volk von der Notwendigkeit einer baldigen Annahme der Senatsvorlage zu überzeugen. Oppoſitionelle Abgeordnete wie Hamilton Fiſh und objektive Kommentatoren wie Lind⸗ ley und Carter, betonen demgegenüber, daß kein amerika⸗ niſches Intereſſe an einem Sieg der Alliierten beſtehe. Für die Vereinigten Staaten ſei es nicht weſentlich, daß das Dritte Reich zerſtört und das Britiſche Empire erhalten werde. Amerika ſolle ſich vielmehr— wie das in Panama beſchloſſen wurde— ausſchließlich um den, amerikaniſchen Erdteil kümmern. Carter wies in einer Rundfunkrede darauf hin, daß die vom Senat beſchloſſene Faſſung des Geſetzes nicht einmal alle Gefahren banne, durch die Amerika in den Krieg ver⸗ wickelt werden könne, denn amerikaniſche Dampfer könnten danach weiterhin Kriegsmaterial in neutrale Häfen bringen, ohne daß, wie im geltenden Geſetz, Vorkehrungen dagegen getroffen ſeien, daß dieſes Kriegsmaterial nicht an die Alli⸗ ierten verſchoben werde. Dieſer ſehr bezeichnende Mangel im Geſetz öffne Tür und Tor für viele peinliche Zwiſchen⸗ fälle. Jeder Pfennig. Anterredung mit dem Gaubeauftragten für das Kriegs⸗Win⸗ terhilfswerk 1939⸗40, Gauamtsleiter Dinkel. Nec. Als der Führer in den erſten Oktobertagen dae Kriegs⸗Winterhilfswerk 1939⸗40 mit einem Appell an die Opferbereitſchaft des deutſchen Volkes eröffnete, da hatte die Front der Heimat in unſerem Grenzgau am Oberrhein be⸗ reits die erſte Bewährungsprobe beſtanden. Heute können wi auf zwei Kriegsmonate zurückblicken, in denen ſich Partei und Volk im Gau Baden gleichermaßen bewährt und damit be wieſen haben, daß ſie den großen Aufgaben unſerer Zeit in jeder Hinſicht gewachſen ſind. Es lag daher nahe, einma den Mann aufzuſuchen, der für die Einrichtungen und Maß, nahmen der nationalſozialiſtiſchen Wohlfahrtspflege im Gar Baden, die in dieſen Tagen und Wochen in beſonderem Maße in Erſcheinung trat, die Verantwortung trägt. Gau amtsleiter Dinkel, der Leiter des Amtes für Volkswohl⸗ fahrt und Gaubeauftragte für das Kriegs⸗Winterhilfswerk 1939⸗40, gab uns im Rahmen einer längeren Unterredung 1 in ſein großes und verantwortungsvolles Aufgaben⸗ gebiet. Es iſt im allgemeinen leicht, nach Löſung einer Aufgabe an dem jeweiligen Ergebnis den Maßſtab einer ſelbſtgefäl⸗ ligen Kritik anzulegen. Anendlich ſchwerer iſt es hingegen, neue, plötzlich auftauchende Probleme in Angriff zu nehmen und zu meiſtern. Die Grenzgaue am Weſtwall und insbeſon⸗ dere der Gan Baden ſtanden in den erſten Septembertagen vor ſolchen Problemen. Die Rückführung und Betreuung von Tauſenden aus den unmittelbaren Grenzgebieten hat ge⸗ zeigt, daß die Partei an alles denkt und für alle ſorgt. Der erſte Monat des Kriegs⸗Winterhilfswerkes 1939⸗40 aber hat in überzeugender Weiſe die Opferfreudigkeit der Bevölkerung unſeres Grenzgaues unter Beweis geſtellt. Die Rückführung und Betreuung der Grenzbe⸗ völker ung und die beiden erſten Sammlungen des Kriegs⸗Winterhilfswerkes— die erſte Reichsſtraßenſamm⸗ lung und der erſte Opferſonntag— ſind Meilenſteine auf dem Wege der inneren Front, die für die vorbildliche Haltung der ganzen Bevölkerung unſeres Gaues zeugen. Man vergegenwärtige ſich noch einmal: In einem Grenzgau wird unter weſentlich erſchwerten Umſtänden eine Reichsſtraßen⸗ ſammlung durchgeführt, deren Ergebnis eine Steigerung von über 76 Prozent gegenüber der gleichen Sammlung des Vor⸗ jahres bedeutet, während die Steigerung im Reichs durchſchnitt 42 Prozent beträgt. Soweit bis jetzt die Ergebniſſe des Rei⸗ ches zu überblicken ſind, wird der Gau Baden weitaus an der Spitze aller Gaue ſtehen. Auch das Ergebnis des erſten Oferſonntags erbrachte eine Steigerung von 18 Prozent gegenüber der gleichen Sammlung des Vor⸗ jahres. Auch das bedeutet in Anbetracht der beſonderen Ver⸗ hältniſſe in unſerem Grenzgau eine erfreuliche Leiſtung. Es muß einer ſpäteren Zeit vorbehalten bleiben, die Ar⸗ beit der Partei in den Septemberwochen mit Zahlen zu be⸗ legen. Allein die Würdigung der Arbeit unſerer 29 badi⸗ en NS V.⸗Bahnhofsdienſte würde den Rahmen eines Artikels bei weitem ſprengen. Nur eine Zahl, die uns Gauamtsleiter Dinkel im Laufe der 5 zuſammen mit vielen anderen nannte, ſei hier angeführt. Bei Kriegs⸗ beginn beſtanden in Baden 400 NS V.⸗Kindertages⸗ ſtätten, in denen insgeſamt 17000 Kinder betreut wurden. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß dieſe Einrichtungen nicht nur in vollem Umfange aufrechterhalten, ſondern ſogar durch Er⸗ öffnung weiterer 130 Kindertagesſtätten ganz weſentlich er⸗ weitert wurden. Der Koſtenaufwand für dieſe Kindertages⸗ ſtätten beträgt insgeſamt 1,25 Millionen Mark. Bereits heute kann dadurch eine fühlbare Entlaſtung unſerer werktätigen Frauen wie unſerer Landfrauen, die an Stelle der zum Waf⸗ fendienſt einberufenen Männer den Pflug in die Hand genom⸗ men haben, feſtgeſtellt werden. . Daß die Partei werdenden Müttern, Wöchnerinnen Säuglingen und Kleinkindern ihr beſonderes Augenmerk ſchenkt, beweiſt die Tatſache, daß es durch die tatkräftige Anterſtützung unſeres Gauleiters möglich war, an alle rück⸗ geführten werdenden Mütter und Wöchnerinnen zuſätzliche Stärkungsmittel auszugeben und zugleich an zahl⸗ reichen Orten Milch⸗ und Diätküchen einzurichten. Die Größe dieſer Aufgabe mag an dem Beiſpiel eines ein⸗ zigen Kreiſes ermeſſen, in dem allein 600 Säuglinge ſeit Wochen beſtens betreut werden. An die Seite der Gemeinde⸗ ſchweſtern ſind in dieſen Kriegsmonaten 25 weitere Schweſtern getreten, die in engſter Zuſammenarbeit mit den Aerzten die Betreuung der rückgeführten Volksgenoſſen überwachen. Im Laufe des Geſprächs kam Gauamtsleiter Dinkel natürlich auch auf das Kriegs⸗Winterhilfswerk zu ſprechen, das jetzt im Mittelpunkt der geſamten Arbeit ſteht und in dieſem Winter weſentliche Ausweitungen erfahren wird. So wird bekanntlich die Arbeit des Deutſchen Roten Kreuzes von der Partei in ſtärkſtem Maße unterſtützt, wodurch ein unmittelbarer Zuſammenhang mit den Männern der Front geſchaffen wird. Jeder Pfennig, der daher für das Kriegs⸗ Winterhilfswerk aufgebracht wird, ſtärkt die innere und die außere Front und ſtählt den Abwehrwillen des geſamten Volles. Daneben wird natürlich das„Friedensprogramm“ der NS. mit unverminderter Kraft weiter durchgeführt. Die erſten Kriegswochen haben gezeigt, daß die Mittel der NS. gut angewandt wurden. Die kommenden Wochen und Monate werden. hierfür immer wieder neue Beweiſe erbringen. Jetzt ſchor ſind die Vorbereitungen für die Wiederaufnahme der Verſchickung von Müttern und Kindern abgeſchloſſen. In den erſten Novembertagen wird der erſte Sonderzug mit 800 Kindern unſeres Gaues nach Mitteldeutſchland fahren, wo die Kleinen in waldreichen Gegenden Erholung und Stär⸗ kung finden werden. Während wir noch mit Pg. Dinkel ſprachen, läutete das Telefon. Eine Dienſtſtelle der SA. hatte einige Fragen, die den Einsatz bei der zweiten Reichsſtraßenſammlung am 4. und 5. November betrafen. Da die Männer der Gliederungen zu einem großen Teil unter den Waffen ſtehen, werden überall dort, wo Lücken entſtanden ſind, Politiſche Leiter ein⸗ ſpringen und die Sammelbüchſe ſchwingen. Das enge und herzliche Kameradſchaftsverhältnis aller politiſchen Soldaten Adolf Hitlers iſt eine Selbſtverſtändlichkeit. Dieſe kamerad⸗ ſchaftliche Einſatzbereitſchaft, vom alten Kampfgeiſt der Be⸗ wegung getragen, wird den Erfolg der zweiten Reichsſtraßen⸗ ſammlung ſicherſtellen. und daß die Bevölkerung unſeres Grenzgaues Baden wiederum freudig der Parole der Partei folgt, davon ſind wir überzeugt. Friedrich Karl Haas. Neue Knebelung des neutralen Handels Amſterdam, 3. Nov. Wie der Londoner Korreſpondent des„Algemeen Handelsblad“ meldet, ſollen mit Wirkung vom 2. November Zertifikate für den Import aus einer Anzahl neutraler Länder eingeführt werden, aus denen hervorgehe, daß dieſe Güter nicht deutſchen Ur⸗ ſprungs ſeien und Deutſchland keine Vorteile davon habe. Eine große Anzahl von Waren werde von dieſer Beſtim⸗ mung ausgenommen, ſo z. B. alle Lebensmittel, Viehfut⸗ tier, zahlreiche Rohſtoffe, Zeitungen, Zeitſchriften, Bücher, Kleidungsſtücke uſw. Auch ſollen dem„Handelsblad“ zu⸗ folge von dieſer Verfügung Waren ausgenommen werden, von denen am Zoll nachgewieſen werden könne, daß ſie bis 1 5. November oder vorher bereits verſandt worden eien. Außerdem bringt die geſamte holländiſche Preſſe eine Reutermeldung über die mögliche und bald bevorſtehende Einführung eines Zertifikatſyſtems. Dieſes ſolle den Weitertransport von Waren nach Deutſchland verhindern. Wie„Algemeen Handelsblad“ und„Maasbode“ hierzu ſchreiben, ſei es allgemein bekannt, daß die holländi⸗ ſche Regierung nicht daran denke, die Einführung dieſes Syſtems irgendwie zu fördern. Nur noch ein Vierkel des normalen Schiffsverkehrs! Amſterdam, 3. Nov. Der Schiffsverkehr auf dem Neuen Waſſerweg, dem Kanal, der Rotterdam und die umliegen⸗ den Häfen mit der See verbindet, iſt auf ein Viertel des normalen Umfanges zurückgegangen. Deutlich zeigen ſich aus dieſen holländiſchen Angaben die verheerenden Folgen der britiſchen Blockademaßnahmen für die neutrale Schiff⸗ fahrt. Im Oktober kamen nur 388 Schiffe mit 694 000 Ton⸗ nen(gegen 1483 Schiffe mit 2 429 000 Tonnen im Okto⸗ ber 1938) im Neuen Waſſerweg an, davon waren 353 Schiffe mit 662 000 Tonnen für Rotterdam beſtimmt(gegen 1265 Schiffe mit 2 111000 Tonnen im Oktober 1938). Der Reichsbankausweis Ende Oktober Nach dem Ausweis der Deutſchen Reichsbank dom 31 Oktober 199 ſtellt ſich die Anlage der Bank in Wechſeln und Schecks, Lombards und Wertpapieren auf 11199 Millionen Reichsmark. Der Deckungheſtand an Gold und Deviſen be trägt unverändert 77 Millionen Reichsmark. Der Umlau an Reichsbanknoten ſtellt ſich auf 10 820 Millionen Reichs m1 Die fremden Gelder betragen 1520 Millionen Reichs mark. Im Zeichen des 17, Jah⸗ restages des Marſches auf Rum. Der 17. Jahrestag des Marſches auf Rom wurde in ganz Italien in einmütiger Geſchloſ⸗ ſenheit gefeiert. Zahl⸗ reiche im Verlauf des Jahres fertiggeſtellte Großbauten und Stra⸗ Wat wurden an dieſem ag ihrer Beſtimmung übergeben, ſo vor allem die„Straße des Impe⸗ riums“, die Rom mit dem Meer verbindet (unſer Bild), Weltbild M). * * ———— 8 e 15 C 1 75 194 77 88S. Wir haben eben kein Glück Die Entſchuldigung der Schwachen. Erfolg iſt das Ergebnis von Fleiß, gutem Willen und Beharrlichkeit. Er wird nur dem zuteil, der ſelbſt an ſich glaubt und mit eiſerner Ausdauer über alle Hinder⸗ niſſe hinweg auf ſein Ziel losmarſchiert. Er iſt der Mühe Lohn, auf den man erſt ein Anrecht beſitzt, wenn man die Höhe des Lebens erreicht hat. Zum Erfolg kann man daher niemanden erziehen; wohl aber vermögen wir, un⸗ ſere Kinder zu tüchtigen Menſchen heranzubilden und ihnen damit die Vorausſetzungen für den ſpäteren Erfolg auf ihren Lebensweg mitzugeben. „Dazu ſind ja doch die Schulen und die anderen ſtaatlichen Einrichtungen da“, meinen kurzſichtige Eltern, die noch immer nicht wiſſen, daß die Schule und die an⸗ deren ſtaatlichen Erziehungsmittel die Ertüchtigung des jungen Menſchen zu fördern vermögen, doch niemals auf die grundlegende elterliche Mitarbeit verzichten können. Die Schule richtet wohl die Anlagen des Kindes ziel⸗ gemäß aus, aber für die Anlagen ſelbſt und deren Pflege und Entwicklung zeichnet das Elternhaus verantwortlich. Wie erziehe ich nun mein Kind zur Tüchtigkeit? Haben die Eltern ſich Erfolg erkämpft, dann iſt die Frage damit ſchon beantwortet. Es gibt aber viele Menſchen, die arbeitſam und tüchtig ſind, aber trotzdem jedes Stre⸗ ben aufgegeben haben. „Wir haben eben kein Glück“, pflegen ſie zu ſagen und meinen damit, daß Erfolg und Mißerfolg gleich dem Glück und Unglück zu ſetzen iſt. Nun gibt es wohl ein⸗ zelne Menſchen, denen das ſogenannte Glück tatſfächlich in den Schoß fällt und die ohne beſondere Anſtrengun⸗ gen und Fähigkeiten zu einem Wohlleben kommen, das ſie beſtimmt nicht verdienen. Derartige Aufſtiege pflegen Alerdings nach der Regel der ausgleichenden Gerechtig⸗ zeit bald wieder dort zu enden, wo ſie begannen, und wenn ſchon nicht bei dem Betreffenden ſelbſt, dann be⸗ timmt bei ſeinen Kindern. Denn wahrhaften Wert und Dauer hat nur das, was man ſich erkämpft und verdient, and die Fähigkeiten und Vorzüge, die ſich in dieſem kampf entwickeln, vererben ſich wieder auf die Kinder. Dementſprechend werden auch die Kinder beiſpielsweiſe das vom Vater redlich verdiente Erbe erfolgreich verwal⸗ ien, während das unverdiente in ihren Händen zerrinnt. Das mit dem Glück iſt alſo ebenſo eine faule Sache wie das mit dem Unglück, wenn man es mit Gleichgültig⸗ eit hinnimmt. Mit den Schickſalsſchlägen verhält es ſich nämlich ſo ähnlich wie mit den Kinderkrankheiten. Dieſe und jene ſind dazu da, um die inneren Kräfte zu erwecken und zur Widerſtandsfähigkeit anzuſpornen. Und ſobald ein Menſch eine ſolche Kriſe überwunden hat, vermag er, geſtählt zum neuen Kampf des Daſeins anzutreten. „Wie Gott will“, iſt eine ſchöne Redensart für be⸗ queme Leute; aber ſie iſt nicht richtig, denn Gott will, daß man will. Der Wille iſt die Vorausſetzung zu jeder Leiſtung, die abſchließend Erfolg heißt. Die zielbewußte Erziehung des Kindes beginnt daher auch mit der Wei⸗ ſung ſeines Willens in eine Richtung, die in ihm den Wunſch erwecken ſoll, einmal ein tüchtiger Menſch zu wer⸗ den. Die ſpätere Berufswahl hat damit gar nichts zu tun, denn es vergehen meiſt noch etliche Jahre, bevor ſich die beſonderen Eignungen des Kindes erkennen laſſen. Unabhängig davon kann es ihm jedoch nur von Nutzen ſein, wenn es ſchon frühzeitig zur Strebſamkeit angehal⸗ ten wird, die aber nicht in übertriebenen Ehrgeiz aus⸗ arten ſoll. 5 Es iſt begreiflich, wenn Eltern ihren Kindern das Leben erleichtern wollen und eben aus dieſem mütter⸗ lichen oder väterlichen Drang heraus ihm Mühe und Denken nach Möglichkeit abzunehmen bereit ſind. Dies iſt aber nicht immer gut für das Kind, denn es ſoll bei⸗ zeiten an eine gewiſſe Selbſtändigkeit gewöhnt werden. Grundfalſch aber iſt es, wenn zum Beiſpiel der Vater ſich hinſetzt und für ſeinen Jungen die Schulaufgaben macht. Man kann ihm ſchon nachhelfen und mit ihm lernen, ſo es da oder dort nicht klappt; doch mit ſeinen Schul⸗ arbeiten ſoll ſich der Junge nur ſelber plagen, dazu ſind ſie ſchließlich da. Und ein verdientes ſchwaches„Genü⸗ gend“ im Zeugnis wird ihm einſt beſſer bekommen als das„Vorzüglich“ für die Hausaufgabe des Vaters. Bei richtiger Erziehung iſt ſich das Kind bald klar darüber, daß Schwierigkeiten beſſer ſelbſt überwunden als mit fremder Hilfe umgangen werden können. Zur Selbſtändigkeit gehört das Selbſtvertrauen, das wieder aus Mut, geſundem Sinn und Verantwortungs⸗ freudigkeit zuſammengeſetzt iſt. Selbſtvertrauen, das allerdings nicht mit Ueberheblichkeit verwechſelt werden darf, kann dem Kind ſowohl anerzogen wie auch ab— gewöhnt werden. Die üblichen Phraſen wie:„Das ver⸗ tehſt du nicht“—„Du biſt zu dumm— zu klein“— Das kaunſt du nicht“ ſind daher nur ſparſam und mit Jorſicht anzuwenden. Fleiß und Ausdauer und damit Wiſſen und Können zeichnen den Tüchtigen aus. Gibt man ihm noch die Kraft des Willens und geſundes Selbstvertrauen mit auf den Weg, dann wird ihn die Gemeinſchaft für ſeine Ver⸗ dienſte auch mit dem Erfolg belohnen. Urbanetz. Beſundheit im Winter Durch Heilwaſſer⸗Trinkkuren im Herbſt. Wer denkt jetzt ſchon an den Winter? Wer—? Je⸗ der, der ſeine Geſundheit ſchützen will! Sommer und Herbſt ſind die Jahreszeiten, wo ſich der Körper wider⸗ ſtandsfähig für die geſundheitlichen Gefahren des Win⸗ ters machen läßt. Dazu gehören auch die Trinkkuren mi Heilwäſſern. Wer nun nicht zu einer Badereiſe gekom⸗ men iſt, hat wenigſtens die Möglichkeit, die heilkräftigen Waſſer der zahlreichen„Geſundbrunnen“ Deutſchlands bei Haustrinkkuren zu benutzen und damit für die Ge⸗ ſundheit etwas Nachhaltiges zu tun. Auch als Nachkur⸗ mittel nach Heilbadkuren ſind die Heilwäſſer für dis Haustrinkkuren ärztlich häufig empfohlen. Bei der großen Zahl der geeigneten Brunnen für die Haustrinkkur haben wir es nicht ſchwer, das für uns „richtige“ Waſſer für die gründliche Durchſpülung unſe⸗ res Körpers auszuwählen. Es iſt ſeit Jahren eine große Anzahl ſorglich geprüfter Heilwäſſer im Handel. Da die Eigenſchaften der einzelnen Heilwäſſer in jedem Falle verſchieden ſind, iſt natürlich auch die Wirkung auf den menſchlichen Körper nicht gleichartig. Daher muß auch be den Haustrinkkuren ſorglich der entſprechend geeignete 7 2 e Hellbrunnen ausgewählt werden. Es empfiehlt ſich Fes⸗ halb, den Arzt vor Beginn der Haustrinkkur zu befragen. Die Heilwaſſerwiſſenſchaft prüft ſeit vielen Jahren die Heilbrunnen auf ihren Gehalt und auf ihre Anwen⸗ dungsformen, gibt Ratſchläge für die Benutzung bezüglich der Menge und der Häufigkeit des täglichen Trinkens. Wenn wir dieſe Ratſchläge befolgen, führen wir daheim eine wirkliche, ernſte und gründliche Kur durch. Und wie im Haushalt, ſo ſorgen wir auch bei unſerem Körper für den Winter vor! Hausfrauen werden beraten Die Aufgaben des Deutſchen Frauenwerks. Auch die Hausfrauen bemühen ſich, an Einſatzbereit⸗ ſchaft, Entſchloſſenheit und Zähigkeit den Frontſoldaten nicht nachzuſtehen. Die Frau daheim ſteht, auch inmitten ihrer Kinder, allein auf ihrem Poſten. Nur der innere Befehl gibt ihr die Weiſung für des Alltags Arbeit, und ihre ſchwerſte Pflicht heißt: geduldig ausharren und das Gleichmaß erhalten trotz Sorgen und Mühe. Hier aber hat das Deutſche Frauenwerk die Aufgabe übernommen, der Hausfrau die Sicherheit der Gemeinſchaft und die feſte Verbundenheit ſchweſterlicher Hilfe zu geben. Vor allem auf dem Gebiet der praktiſchen Arbeit hilft das Deutſche Fraueuwerk den Hausfrauen, und die Abteilung Volkswirtſchaft— Hauswirtſchaft hat ſich verſtärkt in den Dienſt der Aufklärung und freundſchaftlichen Beratung geſtellt. f In den Städten iſt das Frauenwerk darangegangen die Hausfrau gleich dort zu erfaſſen, wo die lebhafteſten Betrachtungen über den Küchenzettel angeſtellt werden! auf dem Wochenmarkt und in den Markthallen. Es haf dort Stände eingerichtet, und geſchulte Frauen erteilen Auskunft in allen hauswirtſchaftlichen Fragen, geben auch zeitgemäße Rezepte ab und zeigen, wie gut noch der Tiſch mit den nicht bewirtſchafteten Lebensmitteln beſtellt wer⸗ 5 Verſuchsküche der NS.⸗Frauenſchaft. Neue Zuberei⸗ tungsarten von Lebensmitteln werden hier ausgeprobt. den kann, und wie man zweckmäßig die anderen ausnutzt, In den ſchon ſeit längerer Zeit beſtehenden ſtändigen Beratungsſtellen herrſcht ebenfalls lebhafter Betrieb, gleichgültig, ob das Aufarbeiten eines alten Mantels, die richtige Bedienung des Ofens oder die ſparſamſte Waſch⸗ methode erfragt werden ſoll. Ja, ſelbſt Rechtsfragen wer⸗ den von Juriſtinnen behandelt. flltes Kleid wird wieder neu Da hängt noch ein altes Kleid in unſerem Schrank. Es iſt an den Aermeln ſchadhaft geworden, und die Bluſe iſt etwas zu eng. Der viel zu lange Rock wäre zwar ſchnell kürzer gemacht, aber er hat dann nicht die modiſche Weite. Wir wollen das Kleid heute einmal vornehmen und ſehen, ob nicht doch noch etwas Hübſches daraus zu machen ift. Zunächſt werden Rock und Bluſe auseinandergetrennt, Die überflüſſige Rocklänge ſchneiden wir fort und ver⸗ wenden ſie zu einer vorn ein⸗ geſetzten Faltenbahn. Den Stoff können wir nötigen⸗ falls in Form einer Spitze unauffällig zuſammenſetzen. Das Bolerojäckchen, für welches wir den Schnitt iy Damengröße 42 verkleiner wiedergeben, entſtand aus dem zu engen Bluſenteil Fig. l: Vorderteil, Fig. II. Rücken(Hälfte). Die ſchad⸗ haften Aermel ſchneiden win über dem Ellbogen ab. Es macht ſich hübſch, wenn der Aermelrand ausgebogt wird Falls wir das Bolero aue mehreren Stoffreſten zuſam menſetzen müſſen, iſt die N Punktſtickerei in der Farbe e der Bluſe, die den jugendlick flotten Anzug vervollſtändigt ſehr günſtig. Durch dieſe Stickerei treten die Anſatznähte ganz zurück. Zu dem ſo hübſch geänderten Kleid können wir ſehr gut eine ältere Bluſe auftragen. Sind bei dieſer beiſpielsweiſe die Aermelbündchen durchgeſtoßen, ſo er⸗ neuern wir ſie, wenn gar kein Stoffreſt mehr vorhanden iſt, aus dem oberen Teil des Rückens, der ja durch das Bolero verdeckt wird. Wir ſetzen dann hier einen anderer geeianeten Stoffreſt ein. F. D. Mäſcheſchäden bel Oberhemden Wie oft muß die Hausfrau nicht feſtſtellen, daß bez einem Oberhemd die Manſchetten und der Kragen durch geſtoßen ſind, obwohl das Hemd ſelbſt ſonſt noch tadelloz iſt. Meiſt iſt die Wäſche daran ſchuld. Gerade Krager und Manſchetten ſchmutzen ſehr leicht, und viele Frauey glauben, dieſe ſchmutzigen Stellen beim Waſchen ordent⸗ lich gegeneinander reiben zu müſſen. Das iſt falſch und oft genug die Urſache des frühen Verſchleißes. Es genügt ſchon, wenn man etwas Laugenſchaum auf die flache Hand nimmt und dieſe Stellen damit leich abreibt. Dann kommt es immer wieder vor, daß bunte Ober⸗ hemden beim Waſchen verblaſſen oder gar auslaufen Die Urſache liegt darin, daß die Hausfrau dieſe Hemden oftmals mit kocht, obwohl ſie ihrem Charakter nach zur Buntwäſche gehören, die nur kurz eingeweicht und warm gewaſchen werden ſoll. Wieder andere Verfärbungen bei Oberhemden entſtehen dadurch, daß man die Stärke vor dem Waſchen nicht auswäſcht. Stärke löſt die Farbe beim heißen Waſchen viel leichter und ermöglicht ein Auslaufen oder Abklatſchen, wenn die bunten Teile län⸗ gere Zeit im naſſen Zuſtand aufeinanderliegen. Alſo: Stärkewäſche immer erſt gut auswaſchen und dann mit anderen Sachen zuſammen wie üblich behandeln! Warum nicht die Zwiebel Als Würze und Hauptgericht. Die Zwiebel hat neben ihren Nährwerten einen Vor⸗ zug: ſie reinigt den Organismus von überſchüſſigen Salzen, die, in den Geweben zurückgehalten, ſchwere Schädigungen der Geſundheit hervorrufen können. Nun ſind dieſe Eigenſchaften allerdings am wirkſamſten, wenn die Zwiebel in rohem Zuſtand genoſſen wird. Da nun viele bei dem bloßen Gedanken daran entſetzt ſind, tut die kluge Hausfrau gut, ihre Speiſen wortlos vor dem Auftragen mit einem kleinen Zuſatz geriebener roher Zwiebel zu verſehen. Für alle Suppen, alle Tunken iſt die Zwiebel eine unvergleichliche Würze— in kleinen Doſen natürlich—, und bei Kohlgerichten übt ſie eine wohltätige Wirkung aus, indem ſie häßliche Begleit⸗ erſcheinungen dieſer Gerichte aufhebt. Auf der Herdplatte gebräunt, färbt und würzt eine Zwiebel ſchmackhaft Bra⸗ tentunken, ſelbſt Fleiſch⸗ und Fiſchbrühen. Die Zwiebel als Hauptgericht hat ſich noch nicht recht eingebürgert. Allerdings wiſſen wohl die wenigſten, wie ſchmackhaft eine gutzubereitete Zwiebelſuppe iſt— be⸗ ſtehend aus kleingewürfelten, gebräunten Zwiebeln, einer gebräunten Mehleinbrenne und etwas Brühe aus Sup⸗ pengrün, das Ganze gereicht mit geröſteten Semmelwür⸗ feln. Oder auch angebräunte Zwiebeln als Gemüſebeilage, die in Salzwaſſer abgebrüht, auf einem Tuch getrocknet und in gebräunter Butter mit Zucker geſchwenkt ſind. Teure Gefälligkeit Wenn eine Nachbarin hilfreich iſt. Frau Schulze und Frau Lehmann ſind Wohnungs⸗ nachbarinnen. Sie ſind befreundet und leiſten einander gern kleine Gefälligkeiten. So iſt es ſchon öfters vor⸗ gekommen, daß die eine für die abweſende andere Waren⸗ lieferungen angenommen, manchmal auch das Geld dafür ausgelegt hat. So nimmt Frau Schulze auch heute wie⸗ der ein kleines Paket an, das ein Bote für Frau Leh⸗ mann bringt. Sie bezahlt auch auf Bitten des Ueber⸗ bringers die Rechnung. Als Frau Lehmann zurückkommt, ſtellt es ſich heraus, daß in dem Paket nur Sand iſt und daß Frau Schulze einem bekannten Betrugsmanöver zum Opfer gefallen iſt, das immer wieder mit Erfolg aus⸗ geführt wird. Muß Frau Lehmann an Frau Schulze das ausgelegte Geld zurückgeben? Frau Schulze erhält ihr Geld nicht zurück. Sie han⸗ delt für einen anderen, ohne von dieſem dazu beauftragt zu ſein. In dieſem Falle verlangt das Geſetz, daß man dann ſo handelt, wie es das Intereſſe des anderen und deſſen Wille erfordert. Frau Schulze kann aus dieſem Grunde keinen Erſatz des„ausgelegten“ Geldes verlangen; denn es entſprach weder dem Intereſſe noch dem Willen ihrer Nachbarin einem Betrüger für angebliche Beſtellungen Zahlung zu leiſten. Anders wäre es geweſen, wenn Frau Lehmann Frau Schulze beauftragt hätte, ein etwa abgeliefertes Paket anzunehmen und zu bezahlen. Hätte Frau Schulze dann trotz Aufwendung der Sorgfalt eines normalen Menſchen den Schwindel nicht bemerkt, müßte die Auf, traggeberin ihr das ausgelegte Geld erſetzen. ———————— Was ſoll ich werden? Wer hilft bei der Berufswahl? Tauſende von Jungen und Mädeln ſtehen in dieſen Mo⸗ naten vor der Make Was ſoll ich werden? Zum erſten Male in ihrem Leben müffen ſie ſich über ihre Zukunft entſcheiden, und dieſe Entſcheidung iſt ebenſo wichtig für ihr eigenes Leben wie für das Leben bes Volkes. Da ge⸗ nügt es nicht, ſich nach den eigenen Träumen und Wünſchen da richten, ondern da müſſen Neigung und Fähigkeiten auf as gengueſte geprüft und in Einklang gebracht werden mit den Erforderniſſen der Volksgemeinſchaft. Denn mit der Berufswahl entſcheidet ſich jeder Jugendliche, an welcher Stelle er ſpäter im Leben durch ſeine Arbeit dem deutſchen Volke dienen will. Gewiß werden die Eltern, die berufstätigen Geſchwiſter, die Verwandten und vielleicht auch Außenſtehende ihre wohl⸗ gemeinten Ratſchläge geben. Doch darauf allein kann eine gewiſſenhafte Berufswahl nicht aufgebaut werden. Damit ſich jeder einzelne Jugendliche ganz klar wird über die verſchiede⸗ nen Berufsmöglichkeiten, iſt eine b n Aufklärung im Elternhaus, in der Schule und im H J. ⸗Dienſt not⸗ wendig Hier ſetzt nun die Hitler⸗Jugend ein, die das ganze Winterhalbjahr hindurch eine ſyſtematiſche Berufsaufklärung betreibt.„Der Reichsjugendführer hat allen HJ.⸗Führern und BDM⸗Führerinnen den Befehl gegeben, den Jungen und Mädeln, die Oſtern 1940 die Schule verlaſſen, bei der Berufs⸗ wahl helfend und beratend zur Seite zu ſtehen. „Vor allem die Heimabende werden in den Dienſt dieſer⸗ wichtigen Aufgabe geſtellt. Hier bekommen die Jungen und Mädel zu hören, welche Berufe heute offen 1 welche Ent⸗ wicklungs⸗ und Aufſtiegsmöglichkeiten ſie bieten und welche Fähigkeiten dafür verlangt werden. erufsberater werden zum Heimabend kommen, und Sieger aus dem Reichsberufs⸗ wettkampf werden aus eigener Erfahrung berichten, wie ſie es durch ihre Tüchtigkeit zu ihrem ſchönen Berufserfolg ge⸗ bracht haben. Auch der Rundfunk hilft bei der Berufsberatun und 1778 In einer langen Sendereihe„Was ſo ich werden?“, die ſich bis zum Januar 1940 hinzleht, wird leden Freitag um 10 Uhr vormitta 3 im An⸗ ſchluß an den Schulfunk je ein Mädel⸗ und ein Jungenberuf 4 men c ſo daß 0 die Eltern, vor 1 aheim mithören a N keiten gegeneinander abwägen nnen. 8 8 e —— 7 5 1 NF rar W S S e n SSS SS SSS SSS: 8 2 —— 28 I/ P C