gd. Nn n 1 en * Nr. 262 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 8. November 1939 Der die Blutſahne trägt Zum 9. November. NSbg. Es war beim Reichsparteitag 1929. Eine lange Nacht ſchon ſchaukelten uns die Eiſenbahnwagen ſüdwärts. Und endlich, am hellen Vormittag, warfen wir unſere Tor⸗ niſter auf die Strohlager in der großen Simultanſchule am Dutzendteich. Wir waren ein kleiner Trupp aus einem In⸗ duſtriedorf Weſtfalens. Ein paar von uns taten ihre erſte Reiſe. Wohl nur einer hatte den Führer geſehen. Und wer von uns hätte geglaubt, daß damals ſchon 70 000 oder 80.000 braune Soldaten dem Ruf des Reichsparteitages hätten folgen können! Wir zogen mit zum Kriegermal, tru⸗ en abends unſere tropfende Wachsfackel durch die über⸗ füllte Stadt und wurden erſt ganz wach, als wir am frühen Sonntagmorgen in die Rieſenarena des Luitpoldhaines einrückten, um den Führer zu ſehen und anzutreten zum Marſch der SA. Damals bin ich— aus der Ferne— Ja⸗ kab Grimminger zum erſten Male begegnet. Wir ſtanden ſchon eine lange Stunde. Drüben am Hel⸗ denmal ſprach Ritter von Epp. Und dann kam, alles in ſei⸗ nen Bann nehmend, der Führer über den grasbeſtandenen, überhöhten Wall, auf deſſen platzzugekehrten Abhang die Fahnen und Standarten ein leuchtendes Band in den Mor⸗ gen zeichneten. Mit dem Führer kam die Blutfahne, getragen von einem, begleitet von zwei barhäuptigen/ Männern. Ein Kamerad, der in den erſten zwanziger Jah⸗ ren einen deutſchen Turnertag in München mitgemacht hat, wies auf das rote, ehrwürdige Tuch und rief mir halblaut zu;„Das iſt die Blutfahne! Sie hat die Heldenleiber an der 800 errnhalle zugedeckt. Auch unſere Standarte„Otto Senfft“ iſt mit ihr berührt worden, als der Führer ſie ge⸗ weiht hat. Jakob Grimminger, der die Bluüͤtfahne trägt, war am 9. November 1923 ſchon dabei...“ Der Führer ſprach: Ueber den Tag von Nürnberg; über die Nacht der Bewegung; von der Siegeszuverſicht, die wir alle hinaustragen würden in den Kampf. Die einzelnen Worte ſind mir längſt entfallen. Aber an dieſe Einzelheiten erinnere ich mich ganz genau: Nach ſeinen Worten ſchritt der Führer auf eine Reihe neuer Standarten zu, deren goldene Adler in der Sonne leuchteten. Die Männer mit der Blutfahne folgten ihm. Grimminger neigte das heilige Tuch, der Führer griff in die flatternden roten Falten und drückte ſie an die Seite der neuen Feldzeichen.— Weihe! Ein Schauer durchlief mich. Morgen würden unter dieſem Zeichen in Hamburg, Berlin, an der Ruhr und in Königs⸗ berg Männer bereit ſein, zu ſterben. Morgen? Noch am gleichen Abend fiel Erich Johſt. Ein Bochumer Kamerad brach unter den Kugeln eines Sy⸗ temſchutzmannes zuſammen. Stumm trugen wir ihn auf ein Strohlager. Hundert Provokationen prallten ab an der oldatiſchen Gefinnung der SA, die abends die Straße frei⸗ gab. Und am anderen Morgen, wir fuhren über den Main zurück ins Ruhrrevier, riefen die Morgenzeitungen uns zu: „Hitlers Horden in Nürnberg“. *. Seitdem ſind wir einander oft begegnet, Jakob Grim⸗ minger und ich. An den Parteitagen, bei den Gründungs⸗ feiern der Bewegung, auf der pylonenbeſtandenen Straße, die an jedem 9. November vom Bürgerbräukeller an die Feldherrnhalle führt, genau wie damals, als Deutſchlands letztes Aufgebot gegen Sepaxatismus und Zerfall 55 en Geiſt und ſunges Blut in die Waagſchale der Geſchichte warf. Und ſchließlich haben wir einander oft geſehen auf dem Weg in die Arbeit. Faſt jeden Tag, wenn ich morgens hin oder abends zurück über die Ludwigsbrücke gehe, be⸗ 15 ich dem aufrechten Mann, der faſt immer barhäuptig, till, allein gleich hinter dem deutſchen Mufeum in ſein kleines Büro 1 feinen Freunden, den Armen, und Notleiden erzählte: Kranken en geht. Dort beſuchte ich ihn auch, und er * „Ich kam mit all den Kameraden aus dem großen Krieg. Ein paar von uns waren noch zu hart, zu wider⸗ ſtandsfähig, das Ende ruhig hinzunehmen. Wir wollten nicht kapitulieren; wir wollten antreten gegen den Verfall: das Vermächtnis des Krieges, den wir durchkümpft und durchlitten hatten, war allmächtig in uns Wir haben lange geſucht. Wir probierten dies und das. Wir ſtemmten uns gegen den Strom. Wir verſuchten zu halten, was zu halten war. Hunger, Inflation. Elend. Ar⸗ beitsloſigkeit begleiteten die allgemeine Auflöſung, den Zu⸗ en ruch des Vaterlandes und das Ende der Ideen, ie es vor einer Welt von Feinden vier Jahre lang zuſam⸗ mengehalten haben. Auch wir, ratlos geworden vor der Grenzenloſigkeit des Elends, liefen auseinander. Die einen haben in den Freikorps gekämpft. Die anderen zogen ſich in ihre bürgerliche Exiſtenz zurück. Einige gründeten Bünde, Parteien, Vereine. Aber die Front des Widerſtandes war noch keine Siegfriedſtellung. Unſere Parole: bis hierher und nicht weiter! durchdrang nicht das hyſteriſche Gekreiſch . die in Saus und Braus das Weltgericht erwar⸗ deten Rief damals nicht einer: Alles hört auf mein Kom⸗ mando! Spürten wir nicht plötzlich den magiſchen Willen eines befehlsharten entſchloſſenen Kameraden, aus dem die Stimme des heldiſchen Krieges wieder zu uns ſprach? Ich ſtand am 22. Juli des Elendsſahres 1922 bei Adolf Hit⸗ lex. Wie dies alles war, kann ich nicht mehr erzählen.— Glauben Sie nicht auch, daß es ſo etwas gibt wie den Be⸗ fa des Gewiſſens?! Man kann jahrelang vergebens ge⸗ ucht, geirrt, zweifelnd gelitten haben: auf einmal tritt das Schickſal an dich heran und weiſt dir den Platz. Ich habe ihn nie mehr verlaſſen!“ 8* Es ging damals nicht nur darum, die Fahne in die Hand zu nehmen und ein Held der blutigen Kämpfe zu ſein. Der Lebensweg jener erſten Kämpfer war ſteinig und ſteil. An ſeinen Rainen lagen die Verwundeten, die Rui⸗ e 1 en Verzagten. Kein Platz für die Blume omantik, für den Gewinn der frohen Kämpferſchaft! „Damit fing es an, daß ich mein Brot verlor. 700 mar⸗ iſt Arbeitskamecaden verlangten von der Betriehs⸗ rung die Entlaſſung des hoffnungsloſen Hitleranhän⸗ gers. Die Not würde ihn ſchon kirre machen!— Ich habe der Not ins Geſicht gelacht. Das war damals, nach dem Hindengurgkag 1022. a Vielleicht iſt der Weg, den Jakob Grimminger in ſenen Tagen betrat, derſelbe, den erſt hundert dann tauſend und ſchlleßlich ungezählte Kämpfer gegangen ſind: durch Not und Verfolgung, Gefängnis und Drohungen, Kundgebun⸗ gen der Treue Und Demonſtrationen der wachfenden ace bis an die Pforte des Großdeutſchen Reiches. Sei es ſol Dann gilt dies Kämpferleben für alle, die angetreten ſind und ausgehalten haben bis zum Sieg! Die erſten Jahre der Sammlung waren eine harte Jeit unge Aber alten in die ſcrwertten. Kalz. Well dach innen, Angriff 1 in Feindesland: das bleibt die dop⸗ pelte Aufgabe. Und 3 die beſten Köpfe mit dem Führer die Taktik des Kampfes erdachten und erprobten, marſchierten in München und draußen im Lande die neuen Sturmabteilungen. Jeder einzelne hatte Aufgaben, die viel⸗ leicht einer Kompanie zugeſtanden hätten. Und während die Bewegung ſich feſtigte, während Haß und Verfolgung die Männer ernſt und entſchloſſen machte, ſank das Vater⸗ land tief und tiefer. Wir alle erinnern uns an dieſe Zeit; wir denken an unſere Väter, die grollend daheim ſaßen, die Narben des Krieges unverheilt und brennend darauf der Undank des Vaterlandes. Damals ſiegte in den Män⸗ nern um Adolf Hitler der Wille zur entſcheidenden Schlacht. Im Hofbräuhausſaal, in den Schänken, Verſammlungsſtät⸗ ten, auf der roten Straße tobten die Gefechte. Am 25. Juli 1923 brach Jakob Grimminger unter den Schlägen der Uebermacht blutend zuſammen. „Der Krieg hat mich nicht gebeugt. Der Frieden mit ſeinem unermeßlichen Unglück hat mich wieder an die Front gerufen. Und der Schmerz, von Deutſchen bekämpft, gehetzt, niedergeſchlagen zu werden, band mich an die Be⸗ wegung, die alle Deutſchen wieder zuſammenführen wollte. Am 8. und 9. November des Schickſalsjahres 1923 ſtand ich mit einer Kompanie entſchloſſener Kameraden an der Wit⸗ telsbacher Brücke * 1924. 1925. Der Führer in Landsberg! In verſprengten Gruppen hält ſich die junge Bewegung auf⸗ recht. Glühende Kämpfer halten den Funken in ihren Hän⸗ den, warten. Schweigend, lauernd auf einen neuen Tag, gehen ſie durch die Nat. Die Tat an der Feldherrnhalle war ein Alarmſignal. Die Kataſtrophe blieb aus. Die Fran⸗ zoſen zogen ab von der Ruhr. Von der Mainlinie war kaum noch die Rede——— Morgen würde der Führer wieder da ſein, würden die Funken wieder helle, lodernde Flamme werden! Morgen würden die Bataillone wieder marſchieren. Morgen würde das Volk ſeine Beſten an die friſch entrollte Fahne rufen. Die Fahne, die die Wartenden an ihrem Herzen bargen. Und dann kam der Tag. Der Führer rief die Seinen. Mit ihm ging Jakob Grimminger an ſeinen alten, vorder⸗ ſten Platz. Beim erſten Reichsparteitag nach der Neugründung der Partei, in Weimar im Jahre 1926, wird zum erſten Male die e gezeigt, das Symbol der Feldherrnhalle. der 2 Neben dem Fahnenträger geht der /- Mann Grim⸗ minger. 5 Nicht viel ſpäter gibt der Führer das heilige Zeichen anz in die Hände des alten Kameraden. Und heute, eine ange Spanne ſchon nach dem Siege, hält er mit derſelben Inbrunſt das Symbol des geſegneten Opfergangs hoch in den freien Himmel über Großdeutſchland. Wenn er einmal nicht mehr ſein wird, dann ſoll einer von uns die Fahne weitertragen. Er müßte die guten Hände und das treue Herz des Blutfahnenträgers Jakob Grimminger beſitzen. 8 Robert Krötz. Nachbarſchaſtshilfe Arleigene deutſche Lebensform zu neuer Bedeutung erweckt. NSgl. Die Nachbarſchaft ſtellt jeden einzelnen in eine Lebensordnung der wechſelſeitigen Gebundenheit und macht das Leben zu einem echten Mit⸗ und Füreinander, in dem kein Teilintereſſe ſeine„ findet. Jahre⸗ ja, jahrzehntelang war ſie im deutſchen Volke vergeſſen, ver⸗ ſchülles weil niemand im andern mehr den Nachbarn ſah. weil der eine der Feind des andern wurde ſo daß ein la⸗ tenter Krieg herrſchte, der unſer Volk langſam, aber ſicher eee drohte. 5 nd doch iſt die Nachbarſchaft eine dem Deutſchen art; eigene Organiſation einer Gemeinſchaft, die über die alte Markgenoſſenſchaft in gradliniger Entwicklung zu⸗ rückgeht auf germaniſche Kulturverbände. Anklänge an die alte Nachbarſchaftshilfe hatten ſich wohl in vielen Dörfern unſerer Heimat erhalten, aber nirgends war ſie in größerer Reinheit bis in die jüngſte Zeit vorhanden als bei unſeren Brüdern und Schweſtern vor den Grenzen des Reiches im Südoſten, bei den Volksdeutſchen in Siebenbürgen. Das Weſen der Nachbarſchaft iſt von Stephan Lud⸗ wig Roth, der in den vierziger Jahren des vorigen Jahr⸗ hunderts zu den Führern der Siebenbürger Sachſen gehörte und wegen ſeiner Treue zu ſeinem deutſchen Volkstum in Klauſenburg erſchoſſen wurde, in kaum zu übertreffender Weiſe umſchrieben worden: 5 „Die aus dem Brunnen kranken, Brot aus einem Ofen aßen, die die Nachhut füreinander hielten, die ſich die Wohnhäuser aus gemeinſchaftlicher Kraft aufrichteten, in Krankheit und Unglücksfällen den Willen der Anverwandten hatten. die ſich einander ihre Gräber gruen, eigenhändig ihre Toten guf den Gottesager trugen und Ne letter trau keine Schauſpieler ſein. rige Ehre der Letchenveglerung ars eine Gememfſamter erwieſen, beim Tränenbrot des Verſchiedenen Verdienſte rühmten und aus nachbarlichem Vermögen und Beruf für Witwen und Waiſen ſorgten— dieſe brüderliche Gemein⸗ ſchaft, durch Oertlichkeit bezeichnet, nannte ſich die„Nahen“, die Nachbarſchaft.“ Dieſe ſeit dem 12. Jahrhundert in Siebenbürgen ſiedeln⸗ den Deutſchen waren nicht nur Sender, Träger und Kün⸗ der deutſchen Weſens im ſüdoſteuropäiſchen Raume, ſondern vergoſſen auch ihr Blut als Wächter an gefährdeter Grenze. Denn über dieſe deutſche Sprachinſel braufte der Mongo⸗ lenſturm von 1241, brandeten ſeit 1420 die türkiſchen Hor⸗ den, vernichteten Städte und Dörfer, blühende Fluren und mühſam Aufgebautes, ſchändeten deutſche Frauen und Mädchen oder verkauften ſie in die Sklaverei— aber dieſe Pioniere des Deutſchtums im fernen Südoſten empfanden dieſen Kampf gegen den ununterbrochenen Anprall frem⸗ der Völkerfluten durch acht Jahrhunderte ſtets als geſamt⸗ välkiſches Erleben. Sie bildeten die trotzige Schutzwehr des Abendlandes gegen die Vernichtungsſtürme des Osmanen⸗ reiches und hielten mit ihren Kirchburgen und feſten Städten das Vordringen des Halbmondes nach Weſten auf, Dabei waren ſte naturgemäß auf gegenſeitige nachbarliche Hilfe angewiefen, deren Form ſich durch die Jahrhunderte erhalten hat, nur ihre Aufgaben haben mit der Entwick⸗ lung gewechſelt. Nachbarſchaftshilfe iſt arteigener Ausdruck der deutſchen Seele, und daher war es kein Wunder, daß ſie wieder auf⸗ lebte, als das deutſche Volk ſich wieder auf ſich ſelbſt beſann. Nachbarſchaftshilfe heißt opferwillig und opferbereit ſein im Dienſte der Gemeinſchaft Für die höchſte Form der Nachbarſchaftshilfe, die Ka⸗ meradſchaft, haben unſere feldgrauen Helden in die⸗ ſen Wochen durch zahlreiche Taten Zeugnis abgelegt; aber auch die innere Front, die Heimat, muß in dem Bewußt⸗ ein handeln, daß wir an einer Zeitenwende ſtehen, dis chwere und ungeheuer große Aufgaben ſtellt, zu deren Lö⸗ ung in weiteſtem Maße die Nachbarſchaftshilfe eingeſetz werden muß. Unſere deutſchen Frauen reihen ſich ein in die Nach⸗ barſchaftshilſe des Deutſchen Frauenwer⸗ kes, übernehmen Kinderſtuben der NS⸗Frauenſchaft, lei⸗ ſten Hilfe mit Rat und Tat als ehrenamtliche Helferinnen in den Wohlfahrtsein richtungen der Partei, ob es ſich um Krippen, Kindergärten oder Kinderhorte, um Hilfs⸗ und Beratungsſtellen für Mutter und Kind oder NS⸗Jugend⸗ hilfe handelt, wird Nachbarſchaftshilfe heute mehr denn je verlangt. Damit hat das Leben für uns wieder Tiefe; denn es gründet ſich auf dem Geſtern und dem kommenden Mor- gen. Wir wiſſen, wir ſind nur Abſchluß und doch auch Be⸗ ginn einer anfang und endloſen Kette. Aus dem, was war, ſind wir geformt, und das, was werden ſoll, müſſen wir formen. Das wird aber nur gelingen, wenn auch die Nachbarſchaft eine verſchworene Gemeinſchaft bil⸗ det, die jede Stunde, jede Minute nutzt und mit Inhalt füllt, alle Kräfte in den Dienſt unſeres Volkes ſtellt und ſich der geforderten Disziplin unterordnet⸗ Eine Aufgabe an ſich erkennen iſt wertlos— man muß handeln und ſie erfüllen! Anſer Spiel ſoll natürlich ſein Wenn wir zu unſeren Elternabenden und Feierſtunden letzt im Winterhalbjahr wieder ſpielen, dann nicht mit gol⸗ denen Ritterrüſtungen, Purpur, Perücken. Ge⸗ ändern. Wir ſpielen kein Theater Die Garderobenleih⸗ häuſer brauchen wir nicht. Mit den einfachſten, natürlichſten Mitteln wollen wir ſpielen. Unſer Spiel iſt Bekenntnis zu unſerer Art. Wort und Bewegung ſind Ausdruck dafür. Vor allen Dingen müſſen wir natürlich bleiben! Wir wollen Und wie ſieht unfere Bühne aus? Die natürlichſte und beſte Umrahmung unſeres Spieles iſt die Landſchaft, das Lager. Das Spiel im Freien, am Tage oder bei Fackelſchein wird immer ſeine größte Wirkung haben. Wenn wir aber, B. am Abend, auf der Bühne ſein müſſen, dann muß die zühne unſeren Stil haben. Deshalb laſſen wir die poſaunen⸗ blaſenden Engel verſchwinden. Um der Bühne die richtige Form zu geben, bauen wir eine ſogenannte„Stilbühne“. Farbigen Rupfen(ſchwarz, rot, blau uw.) verbinden wir zu dieſem Zweck mit Stangen und Latten. Die Art und Technik des Behanges bleibt unſerer Phantaſie und techniſchen Begabung überlaſſen. Dle Haupt⸗ ſache iſt, daß damit die Kuliſſen der Theaterbühne verdeckt werden. Wenn die Bühne zu klein iſt, dann verlängern wir ſie einfach in den Saal hinein mit Bänken, Brettern oder Fäſſern. Durch dieſen Vorbau haben wir vor allen Dingen eine gute Verbindung zum Saal hergeſtellt; denn Zuſchauer und Spieler können wir nicht trennen. Die Stilbühne iſt eure Bühne, die ihr überall mit hin⸗ nehmen könnt. Wenn die Anſchafſung zu teuer wird, daun ſchließen ſich mehrere Einheiten zuſammen. Wir haben dann aber die Vorausſetzung für ein Spielen geſchaffen, das unſerem⸗ Wollen entſpricht.. ———— kannteſten iſt hier die Kirn burg. Es Burgen am Oberrhein Alte Zeugen deutſcher Wehrhaftigkeit. Zum 8 der Heimat iſt unſer Volk angetreten, im eſten ſteht die deutſche Wehrmacht auf Wacht, wohlbehütet iſt das Grenzland am Oberrhein. Wehrhaft und ſtark ſind ſeine Bewohner, treu und bodenſtändig auf ihrer alten an⸗ e oberrheiniſchen Heimat. Dieſe Wehrhaftigkeit hat b ſchon zu allen Zeiten erwieſen und iſt begründet durch i eee it ihrer Grenzlage. Wer durch das ſchöne Land am Oberrhein wandert, der wird zahlreiche trut⸗ Mel 925 8. ee 5 ale ſind es, oft zerſtört oder verfallen und verwittert, ragen ſie dennoch ſtolz in unſere Zeit, um Kunde zu geben über den Wehrwillen vergangener E und um uns in der heutigen Zeit ein Mahnmal zu ſein zur treuen Wacht am Oberrhein. Die älteſten Verteidigungsanlagen reichen bis in die prä⸗ hiſtoriſche Zeit zurück. Wir finden Screen ene Ringwälle und Teile von Befeſtigungsanlagen, die in jene Zeiträume fallen. So bilden die ſi zen en Murg und Oos vorſchiebenden Berge nach Flüſſen zu tiefe, begrenzte Bergzungen. Auf zweien dieſer Zungen finden wir Schanzen, eimal den kleinen b ten 17 u 25 1 e ee Rotenfels. Ferner haben wir auf dem Battert bei Baden-Baden einen guterhaltenen Ringwall, der durch die Ausnützung einer für die Vertei⸗ digung günſtigen Felſenplatte beſonders ſtark und uneinnehm⸗ bar wurde. Befeſtigungsanlagen prähiſtoriſcher Zeiten ſind ferner in Ettenbach und Bleichtal zu 9 1 1 eſt⸗ eſtellt werden, daß es ſich nicht um römiſche Ruinen und An⸗ agen, ſondern um vor⸗ und frügeſchheche Befeſtigungen 1 unſerer Vorfahren handelt. e und natürlich auch vollkommener erhalten ſind die Burgen und Teile der Befeſtigungen ſpäterer Zei⸗ ten, alſo beſonders des Mittelalters, aber auch noch früherer Zeiträume. Die älteſte der Burgen, die die. des Renchtales krönen, iſt die Ullenburg bei Tiergar⸗ ten, die auf das Jahr 1870 zurückgeht. Heute iſt nur noch ein kleiner Mauerreſt von einem Rundtürmchen vorhanden, das früher als Beobachtungsturm gedient haben mag. Inter⸗ eſſant iſt, daß hier auf dieſer Burg Grimmelshauſen zwei Jahre lebte, der 25 ſehr für die Burgen zu begeiſtern ſchien, denn wir haben Zeichnungen hierüber von ſeinar Hand. Fer⸗ ner hat er in ſeinem unſterblichen Werk„Simplizius Simpli⸗ 1 dieſem erſchütternden i aus der Zeit s Dreißigjährigen Krieges, einige Schlöſſer und Burg unſerer Gegend verewigt. Auch über das frühere Ausſehen einzelner Befeſtigungsanlagen ſind wir öfters durch alte Stiche und Zeichnungen unterricht. So wiſſen wir z. B., daß das Schloß Hornberg früher mit einem Pulverturm verbunden war, ferner daß Baſtionen zu der allgemeinen Befeſtigungs⸗ anlage gehörten. Alle Burgen am Oberrhein zu erwähnen iſt nicht mög⸗ lich, denn ihre 8 55 iſt zu. Es ſei aber an dieſer Stella noch des für die damalige Zeit geen An Planes eines Reichs walles am Oberrhein ch Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, dem„Türkenlouis“, gedacht, der leider deshalb nur Projekt bleiben mußte, weil die damalige Zeit noch nicht reif genug für ſolche weilſchauenden Pläne war. All dieſe Burgen, Ringwälle und Schanzenberge ſind für uns ein beredtes Zeugnis für die Wehr gk* Vorfahren. Wir ſind uns heute unſerer verpflichtenden 10 gabe: Treue Wacht am Oberrhein zu halten, voll bewußt un ſind auch heute das, was wir zu al ö blei⸗ Das wehrhafte Land am Oberrhein. ä Trager des Ritterkreuzes Generalmajor Kübler In einem unvergleichlichen Siegeszug 155 General⸗ major Kübler bei dem Feldzug in Südgalizien ſeine Gebirgsdiviſion in wenigen Tagen in zahlreichen ſiegreichen Gefechten von den ſlowakiſchen Karpathen bis nach Lemberg. Er hat den Willen ſeines Korpskommandos durch eine über⸗ ragende Führung 855 Diviſion bei ſtetem unermüdlichem Einſatz ſeiner Perſon in allen Lagen verwirklicht. Selbſt dann, wenn die Lage kritiſch wurde, hielt Generalmajor Kübler an den Befehlen ſeines Korpskommandos feſt, er⸗ nch dieſe Befehle zweckmäßig und mannhaft durch eigene ntſchlüſſe und ſchuf ſomit die Grundlagen zu den großen Erfolgen des deutſchen Südflügels. Drei bedeutungsvolle Markſteine kennzeichnen den Weg dieſer Gebirgsdintſion. Es galt vor allen Dingen, die Süd⸗ gruppe des polniſchen Heeres zu durchſtoßen, ſie über den San zurückzuwerfen und dann 8 verſuchen, die Seenenge zwiſchen Grodek⸗Jagiellonſki und Komarno zu erreichen und Lemberg einzuſchließen. Die Ueberwindung des San und die Bildung eines Brük⸗ kenkopfes bei Sanok erfolgte am 9. 9. abends durch Ueber⸗ fall unter perſönlicher Führung des Diviſionskommandeurs in vorderſter Linie. Hierbei gingen Teile der Diviſion in weſtoſtwärtiger Richtung auf der Straße Rymanow gegen Sanok vor, während die reſtlichen Teile von Norden kom⸗ mend auf der Straße Krosno gegen Sanok und den San⸗ fluß marſchierten. Die ſüdliche Gruppe wurde vor Sanok aufgehalten, da auf den Höhen vor der Stadt— noch dies⸗ ſeits des Fluſſes— die Polen ſtarke Verteidigungsſtellen an⸗ gelegt hatten. In dieſem Abſchnitt entwickelte ſich ein hefti⸗ ges Gefecht und die 17 5 Teile der Diviſion wurden zu⸗ nächſt durch dieſe heftige Gegenwehr der Polen aufgehalten. Wenige Stunden ſpäter erreichten die nördlichen Teile unter Führung von Generalmajor Kübler die Stadt, überſchritten nördlich Sanok den Fluß, obwohl nicht feſtzuſtellen war, ob die jenſeits des San liegenden großen Höhenzüge ron den Polen beſetzt waren. Jedoch konnten die Gebirgstruppen ungehindert in nordſüdlicher Richtung vorſtoßen und im Rücken der Stadt einen Brückenkopfüber den San bilden. Damit waren die ſüdlichen Teile der Diviſion, die mmer noch im feindlichen Feuer lagen, entlaſtet. Den Polen war der Rückzug durch die Stadt und über den Fluß abgeſchnitten. Der wichtige Auftrag der Gebirgsdivi⸗ ſton war erfüllt: die für die Polen ſehr bedeutungsvolle San⸗Linie war durchſtoßen, Przemyſl war von Süden um⸗ gangen. Am 11. 9. geriet Generalmajor Kübler in eine außer⸗ ordentlich kritiſche Lage: Um den Vormarſch ſo ſchnell wig möglich durchzuführen, hatte der Diviſionskommandeur mii dem größten Teil der zur Verfügung ſtehenden Laſtwagen, die mit Gebirgsjägern ſoßen wurden, verſucht, den Ort Dobroweka zu durchſtoßen. Die ganze Ortſchaft ſaß vol⸗ lec Polen, aber das hinderte Generalmajor Kübler keines⸗ wegs an der Durchführung ſeiner Abſicht. Unter ſeiner Füh⸗ rung fuhren die Gebirgsjäger, aus allen Rohren feuernd, durch Dobrowka durch, die Polen ergriffen die Flucht und ließen damit die Spitze der Diviſion durchfahren. Wie ſpäter polniſche Gefangene ausſagten, hatte man keine Ahnung, daß es ſich hier um Gebirgstru 155 handelte, man glaubte vielmehr, eine Panzeri on vor ſich zu haben, da bei der ungeheuren Staubentwicklung nicht zu erkennen war, um was für Fahrzeuge es ſich handelte. Nachdem ſich die Polen von ihrem erſten Schrecken erholt hatten, ſetzten ſie ſich zur Wehr. Die Spitze der Diviſion mit Generalmajor Kübler wurde vom Feinde abgeſchnitten, und es dauerte einige Zeit, bis der Generalmajor von ſeinen eige⸗ nen Truppen herausgeholt wurde und unmittelbar darauf den nächſten bedeutungsvollen Ort, nämlich Sambor, ge⸗ wann. norgentot ube- Fasfealerg 27 Roman von Otto Hans Braun. „Wieſo? Ote Schmuckſachen ſind echt! Ich werde ſchon an ſie herankommen.“ „Eben das wirſt Du nicht! Denn wenn Ihr Euch no einmal auf Staffenberg blicken laßt, werdet Ihr fün Minuten ſpäter Armbänder tragen. Der Spanner iſt näm, lich mit ſeinem grünen Wagen bereits nach dem Schlof gefahren.“ Vater und Tochter gerieten in helle Erregung un) ſtießen Verwünſchungen aus.. „Laßt das Geſchimpfe, es iſt ja doch zwecklos. Wir wollen froh ſein, wenn wir uns in Sicherheit bringer können. Sie werden im Schloß auf Eure Rückkehr warten und dadurch gewinnen wir einen Vorſprung, den wir aus nützen müſſen.“ a „Aber wohin ſollen wir denn jetzt?“ fragte Goldingen „Natürlich nach Berlin und ſchleunigſt den Wagen ändern. Wenn er umgeſpritzt iſt oder gar eine neu, Karoſſerie bekommt, ſind wir aus aller Gefahr.“ ö „Aber unſere Koffer ſind doch noch im Schloß!“ „Pff!“ machte ihr Vater.„Ludwig hat recht, bringer wir uns in Sicherheit, das iſt das wichtigſte. Ganz umſonf war die Tour doch nicht, denn wir wiſſen jetzt auf Staffen berg Beſcheid. In einigen Wochen machen wir dort einen Nachtbeſuch und holen uns den Schatz. Goldſachen haber die, Ludwig, daß einem die Augen übergehen!“ „Du wirſt gleich Tränen hineinbekommen über Dein. Dummheit, hier noch lange zu ſchwatzen. Los, ſage ich oder wir kommen nicht bis Berlin.“ „Ja, fort, Vater, fort!“ drängte auch Helva. Ludwig ſprang in den Wagen, der in raſender Fahr davonjagte. 4 5 rau Hildtrud von Staffenberg ſaß vor ihrem zier, lichen Daſdenſchreibliſch und ließ die Feder eilig über da⸗ Papier gleiten. 5 5„ u eit ja ſo fleißig, liebe Mama, ſtellſt Du etwa di⸗ Liſte der Verlobungsanzeigen auf?“ fragte Axel, der eber eintrat, mit ſauerſüßer Miene, denn er konnte ſich ſeine⸗ Glückes nicht recht freuen.. 5 E b ich ſchreibe den Brief an Eri! Perſon, den ich längſt hätte abſchicken ſollen. Wir haber der kleinen Anne ſo viel zu danken, nun möchte ich auch etwas für ihr Glück tun.“ i „Du möchteſt ſie mit dem Sohn dieſes Perſon verhei taten?“. 5 Frau Hildtrud nickte freudig. Sie war im Gegenſat ſu ihrem Sohn von der Verlobung aufs höchſte entzückt und lebhaft ſchilderte 25 ihm die menſchlichen Vorzüge und gas rührende Schickſal des Schweden. f Der Gewaltmarſch von Sambor bis Lemberg, das am 12. 9. unter dauernden Gefechten erreicht wurde, führte die Gebirgsdiviſion aus der allgemeinen Front der Armee weit nach Oſten vor(hierbei wurden von den Fußtruppen 60 bis 70 km und von den motoriſierten Teilen 110 km en einem Tage zurückgelegt). Die Behauptung der Seenſtellung bei Grodek und die Einſchließ ung von Lemberg trotz aller Durchbruchsverſuche aus der Richtung PrzemyſlJanow und aus Lemberg ſelbſt iſt bis zum Angebot der Uebergabe Lembergs gelungen. Ueber 20 000 Gefangene, zahlreiche Geſchütze und 300 Maſchinengewehre, viele Granatwerfer und andere Waffen waren der äußere Erfolg des helden⸗ mütigen Kampfes der Diviſion und ihres kühnen Führers. Generalmajor Kübler wurde am 2. 9. 1889 in Unterdill (Oberbayern) geboren, trat 1908 als Fahnenjunker in das 15. Bayeriſche Infanterie-Regiment ein und war zu Beginn des Weltkrieges Regimentsadjutant, ſpäter Führer einer bayeriſchen MG⸗Abteilung und ſchließlich Bataillonskom⸗ mandeur. 1937 wurde er zum Generalmajor befördert. Der Schäferkarren (PK.⸗Sonderbericht von Werner Lohmann) Manchmal ſind zwei Wochen eine lange Zeit, hauptſäch⸗ lich dann, wenn die Tage ſich im grauen Nebel verſtecken, ſo grau, wie anfangs das Tuch unſeres Soldatenmantels war, der uns fetzt feucht und lehmbeſchmiert um die Schultern hängt. Ich ſtehe am MG. und höre feindwärts. Aber außer fallenden Tropfen, die ganz dünn und fein gegen den Stahl⸗ helm klirren, und dem ſaugenden Ton des zähen Lehmbreies, der jedesmal wiederkehrt, wenn ſich die eiskalten und naſſen Füße— auf der Stelle ſtampfend— vergeblich zu wärmen verſuchen, iſt alles ſtill. Eine halbe Stunde mag ſo ver⸗ gangen ſein, da höre ich tapſende Schritte in meiner Nähe. Schilp iſt's, unſer„Schütze eins“ am MG., der beim letzten Angriff den franzöſiſchen Portepeeträger erledigte, den die Sanitäter vor ein paar Nächten endlich beſtatten konnten. „Der Feldwebel will einen Spähtrupp nach der Schäferhütte machen“, ſagt er nach einer Weile „Die Schäferhütte iſt ein zweirädriger, großer Karren, der dicht vor der franzöſiſchen Linie am gegenüberliegenden Wald⸗ rand— mit der Deichſel nach oben— ſteht und uns ſein Bodenteil zeigt. Man vermutet in dieſer Hütte eine fran⸗ zöſiſche Beobachtungsſtelle. Das Bataillon legt Wert auf die Feſtſtellung, ob die Schäferhütte feindfrei iſt oder nicht. Der Feldwebel hat ſich dem Hauptmann zur Durchführung des Unternehmens angeboten. Dazu vier weitere Freiwillige! Wir ſind SA.⸗Kameraden aus derſelben Standarte, der Feld⸗ webel und ich, da muß ich mit! Gleizeitig melden ſich noch die Gefreiten Schol und Möller und der lange Heppner. 22.45 Uhr tritl der Spähtrupp an. An den äußerſten unſerer Vorpoſten und den Stacheldraht ziehenden Pionie⸗ ren geht's vorbei, und dann beginnt das Taſten und Schlei⸗ chen in das Unbekannte— in's Niemandsland Kein Laut— kein Käuzchenruf— ſogar das Nachtgetier iſt aus dieſer Unheimlichkeit geflohen. Nach den erſten 50 bis 60 Metern wird kurz Halt gemacht, nach rechts und links gehört und geſchaut, und dann geht's, in ungefähr gleichen Abſätzen, weiter. Die Knie und Ellenbogen ſind längſt durch⸗ weicht, denn der Boden iſt naß und lehmig; die Hände ſind angeritzt durch irgendein ſtacheliges Moos oder Gras, das ſich anfühlt wie ein Stoppelfeld. Dann iſt der Himme! hell über uns, und wie hingenzäht liegen wir am feuchtkalten Boden. Leuchtkugeln— wie Sternſchnuppen— diesmal aus den Schützenlöchern ſpringend— irren irgend wohin— üben uns. Einen Augenblick klopfen die Herzen dicht an der Erde Dann geht der Vorderſte wieder kriechend vor, in kurzen Ab⸗ ſtänden folgen die andern. Noch viermal ziſchen ſo die weißen Schlangen in der Nacht, und viermal noch liegen wir in Sekundenſchnelle mit der Naſe im Dreck. Doch habe Mitten in ihrer Schilderung wurde ſie durch den Diener unterbrochen. Ein Herr, der ſeinen Namen nicht zu nennen wünſche, bat ſie in höherem Auftrag um eine ſehr dring⸗ liche Unterredung. 5 Mutter und Sohn ſahen ſich verdutzt an. Dieſe An⸗ meldung klang ſehr ſonderbar und gab zu allerlei Ver⸗ mutungen Anlaß. n „Laſſen Sie den Herrn eintreten“, befahl Frau Hild⸗ trud, und als der Diener gegangen war, fragte ſie Axel: „Was kann denn das zu bedeuten haben? Sollte er wegen der Vormundſchaft kommen? Hat jemand Anſtoß daran genommen, daß wir Annes Vermögen als Hypothek bei uns haben eintragen laſſen?“ 5 „Keine Aufregung, Mama! Wir haben nichts Un⸗ rechtes getan!“ beruhigte ſie ihr Sohn. 8 Ein mittelgroßer, ſehniger Herr, feſten, energiſchen Zügen erſchien. 25 „Ich bitte um Verzeihung, wenn ich mich ohne Namens⸗ nennung bei Ihnen melden ließ, aber die Angelegenheit, die mich zu Ihnen führt, ließ es nicht anders zu. Ihnen gegenüber habe ich keine Veranlaſſung, meinen Namen zu verſchweigen.“ Frau Hildtrud und ihr Sohn zuckten unmerklich zu⸗ ſammen, als ſie hörten, der Mann ſei Kriminalbeamter und eigens heute morgen aus Berlin mit dem Flugzeug gekommen, um ſich Herrn Goldingen und ſeine Tochter näher anzuſehen. „Nach der uns übermittelten Perſonenbeſchreibung be⸗ ſteht der dringende Verdacht, daß ſich hinter dem Namen Goldingen ein internationaler Hochſtapler verbirgt, der mit ſeiner Tochter zuſammen auftritt, die mit einem ge⸗ wiſſen Ludwig verheiratet iſt, der ſich bisweilen als ein Conte Vermi ausgibt. Wir hegen dieſe Befürchtung um ſo mehr, als ſich ſeit einigen Tagen im Dorfwirtshaus ein Mann aufhält, der hier herumlungert und mit L wig identiſch ſein dürfte. Ich habe ihn im Dorf geſucht, ek iſt. jedoch unter Zurücklaſſung ſeines Motorrades verſchwun⸗ den. Er wird kaum weit gekommen ſein. Würden Sie die Güte haben, Ihre beiden Gäſte herein zu bitten? Ich möchte mit Rückſicht auf Ihre Angeſtellten ſo wenig Auf⸗ ſehen wie irgend möglich erregen.“ Mutter und Sohn waren blaß geworden und ſtarrten einander ſprachlos an. Endlich ſtotterte Axel, daß Goldin⸗ gen und ſeine Tochter ihr repariertes Auto ausprobierten. „Sie werden in wenigen Minuten wieder hier ſein und dann wird ſich, ſo hoffe ich, Ihr Verdacht als unbegründet erweiſen, denn beide Goldingens machen auf uns einen ſehr vertrauenerweckenden Eindruck.“ Der Beamte unterdrückte ein kaum merkbares Lächely um ſeinen energiſchen Mund. „Ich fürchte, ſie werden nicht wiederkommen, denn da⸗ Verſchwinden dieſes Ludwig iſt äußerſt verdächtig.“ „Aber ſie haben ja ihre Koffer noch hier!“ ſagte Frar Hildtrud zu ihrer eigenen Beruhigung. gut gekleidet, mit beim Hinwerfen ein kurzes Nachvornſchauen nicht vergeſſen, und daber hat Schol die Hütte entdeckt und macht nun die Spitze. Einmal reißt im Gewirr der Löcher und Sträucher die Verbindung ab; da kriecht der rote Möller zurück und bringt wieder alles zuſammen. Weiter geht's, der Atem keucht ſtoßweiſe durch die Lungen, und der Schweiß rinnt in hellen Bächen unter dem Stahlhelm her. Da— ein Gewehrſchuß von der Feindſeite. Wieder gehen wir herunter und ſind ganz ſtill und wachſam. Sind wir er⸗ kannt? Knackend gehen die Sicherungsflügel der Gewehre nach links, und die Handgranaten werden zurechtgeſchoben. Eine Minute mögen wir ſo ſchweigend, geſpannt, verharrt haben. Dann geht's wieder auf Händen und Füßen der Hütte zu. Rechts im Tal ſind wieder Maſchinengewehrfeuer und Handgranatendetonationen zu hören. Das mag im Augenblick günſtig für uns ſein, jedenfalls ſchießt der Poſten nicht mehr. Jetzt ſehe ich auch die Umriſſe der Hütte, ſie mag noch 50 Meter entfernt ſein. Eine kurze Beratung unter uns fünfen. 30 Meter werden noch gekrochen, und dann bleiben meine Kameraden mit ſchußfertigen Karabinern liegen. Vorſichtig ſtehe ich auf, hänge die Knarre auf die linke Schulter. 20 Meter, und dann bin ich heran. Erſt gehe ich, die vier Sei⸗ ten der Hütte betaſtend, einmal rund um ſie herum und klopfe dann, als ich keinen Eingang finden kann, mit dem Topf der Handgranale gegen die Brelterwände. Kein Laut, ebenſo kann ich keine Minen feſtſtellen. Jetzt gebe ich den Kameraden ein Zeichen, die darauf in Schützenreihe an⸗ kommen. Der Feldwebel überprüft noch einmal alles.„Der Auftrag iſt durchgeführt“, ſagt er im Flüſterton und lacht uns lautlos an.„Ein Zeichen müſſen wir noch hinterlaſſen“, meint er dann,„damit die Unſeren auch ſehen können, daß wir hier waren“.— Zum Ziehen iſt das Ding zu ſchwer. „Amkippen!“, ſagt der Feldwebel und hält derweil beob⸗ achtend unſere Gewehre. Angefaßt— einmal— noch einmal und ein drittesmalz jetzt liegt der Karren auf der Seite. Eine kurze Stille, dann geht's zurück. gofialiemus, wie Rdolf ffitler ihn une N lehrt, heißt vorbehaltlofen dien an der Semeinſchaßt. kntſchlleße Dich zur mitiglledſchaft ja der N89. RNundfunk⸗ Programme Reichsſender Stuttgart Donnerstag, den 9. November 8.20 Muſik am Vormittag; 9.30 Schulfunk; 10 Konzert; 11 Konzert; 14.15 Immer wenn Soldaten ſingen.. 18 Ruf ins Land; 18.15 Konzert. Freitag, den 10. November 9.30 Schulfunk; 10 Mutter turnt und ſpielt mit dem Kind; 10.15 Frohe Weiſen; 11 Kammermuſik: 14.15 Das Stündchen nach Tiſch; 15 Mozart⸗Konzert; 17.10 Muſikali⸗ ſche Kurzweil; 18 Klingende Liebesgaben; 19.10 Konzert. Samstag, den 11. November . 9.30 Lieder; 10 Deutſchland— Kinderland: 10.15 Frohe Weiſen; 14.15 Unterhaltungskonzert; 18 Frohſinn am Wo⸗ chenende. Reichsſender Frankfurt a. M. Donnerstag, den 9. November 18.15 Unterhaltungskonzert; 19.10 Berichte: 10.30 Zwi⸗ ſchenmuſik.. 5 Freitag, den 10. November 8 15 Oſtmärkiſch, heitere Folge; 15.45 Aus dem Skizzenbuch der Heimat: Bad Mergentheim, 17.45 Kulturkalender; 18.15 Franzöſiſche Muſik; 19.10 Berichte; 19.30 Zwiſchenmuſik. Samstag, den 11. November 15 Eine Stund ſchön und bunt; 16 Gruß aus Stuttgart, bunte Stunde; 17.45 Württembergiſche und badiſche Sport⸗ fc 18.15 Franzöſiſche Muſik; 19.10 Berichtes 19.30 Zwi⸗ chen muſik. „Das beſagt wenig, gnädige Frau. Ich möchte Ihnen raten, ſich ſofort zu überzeugen, ob nichts geſtohlen wurde.“ „Um Gotteswillen!“ ſchrie Frau Hildtrud auf und dachte entſetzt an ihre Schmuckſachen.„Wir wollen ſchnel nach dem Safe ſehen!“ rief ſie Axel zu.. Sie eilten in das Arbeitszimmer. Dort fanden ſie Anne, die mit ihrer Dekoration nich zufrieden, noch Anderungen vornahm. „Ach, Annchen, Du biſt hier!“ rief Frau Hildtrud aus Sie ſah wohl das geſchmückte Bild, aber ſie hatte jetzt kein/ Gedanken dafür. Sie fragte, ob Anne ſich ſchon lange hie; aufhalte. Das junge Mädchen bemerkte die große Erregung de; Tante. Beinahe verſtört und ſtockend gab ſie Auskunft „Herr von Goldingen befand ſich in dem Arbeitszim mer? Er ſtand hier an der Wand, als Du eintrateſt?“ „Ja, Tantchen. Er war ſehr freundlich zu mir, ei wollte mir noch helfen, die Guirlanden anzubringen. Doch dann kam Peter, weil ich verſehentlich auf die Klingel ge drückt hatte, und Herr von Goldingen iſt dann gegangen Er hat ſich ein Buch geholt, weil er nachts bisweilen nich ſchlafen kann.“ „Mir ſcheint, das Fräulein hat Sie vor einem großen Verluſt bewahrt“, ſagte der Kommiſſar. Mit zitternden Händen ſchloß Frau Hildtrud den Saf⸗ auf und holte beide Käſten heraus, die ſie ſchnell öffnete Alles noch vorhanden!“ ſagte ſie mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung. „Ich dachte es mir“, ließ ſich der Kommiſſar wieder vernehmen,„im andern Falle hätte Goldingen ſich hier nicht länger aufgehalten. Wann ſagten Sie, daß er von den Prüfungsfahrt zurück ſein wolle?“ wandte er ſich an Axel „In längſtens einer halben Stunde, Herr Kommiſſar.“ „Solange kann ich mich gedulden, aber dann muß ich Jagd auf ihn machen.“ Als die Zeit ergebnislos verſtrichen war, gab der Kom miſſar telefoniſch an die nächſte Polizeiſtation das Signale⸗ ment der Geſuchten bekannt, und von dort wurde es übe ganz Deutſchland verbreitet. Von ihrem Sohn geſtützt, kehrte Frau Hildtrud auf ihn Zimmer zurück. Dieſer Schickſalsſchlag hatte ſie ſchwe⸗ getroffen. Sie nahm das begonnene Schreiben an Exik Perſor vom Schreibtiſch und ließ es in Flammen aufgehen. „Bitte, Mama, weine nicht! Wir wollen lieber de Vorſehung danken, daß ſie uns im letzten Augenblick vo⸗ einer entſetzlichen Bloßſtellung bewahrt hat.“ „Ich verſtehe nicht“, klagte die Mutter,„daß Du Dich ſo leicht darüber hinwegſetzen kannſt.“ Sie konnte freilich nicht wiſſen, daß Axel der Verluſt der vorgegaukelten Millionen zwar ſehr ſchmerzlich war aber daß er über ſeine Löſung von Helva nicht die geringſt⸗ Trauer empfand.. esst