ö Volksdeutſche Paul John geſagt, als Nr. 273 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 21. November 1939 „Schlagt alle Deutſchen tot!“ Viehiſche Morde unter den Klängen der engliſchen Hymne 14 polniſche Bundesgenoſſen Englands vor dem Sonder⸗ gericht— Geſtändiger Mörder zum Tode verurkeilt Poſen, 20. November.(Von dem nach Poſen entſandten Sonderberichterſtatter des DNB). Am 3. September wurden in Poſen von polniſchem Pöbel, der durch die engliſche Hetzpolitik bis zur Raſerei auf⸗ geſtachelt war, der 32jährige Volksdeutſche Gerhard Grie⸗ ger und der gleichaltrige Paul John in viehiſcher Weiſe er; mordet. 14 Perſonen, die in dem Verdacht ſtanden, an die⸗ ſen Taten beteiligt geweſen zu ſein, mußten ſich jetzt vor dem Poſener Sondergericht verantworten. Wir hörten und laſen von den grauſamen Mordtaten und brutalen Mißhandlungen an Volksdeutſchen, die unſere Truppen auf ihrem ſiegreichen Vormarſch feſtgeſtellt hatten, und unſere anſtändige deutſche Geſinnung konnte alle dieſe entſetzlichen Dinge kaum faſſen. Heute müſſen wir auf Grund der Ermittlungen ſagen, es iſt ſchlimmer, viel ſchlimmer noch als die Berichte lauteten und die hölliſchſte Phantaſie es ſich ausdenken kann. Tauſende von Leichen ermordeter Volksdeutſcher, die irgendwo verſcharrt lagen, ſind inzwiſchen ausgegraben worden In Poſen allein liegen auf langen Tiſchen Hunderte von Kleidungsſtücken ermor⸗ deter Volksdeutſcher, deren Träger man nicht kennt. Nur ein winziger Ausſchnitt der erſchütternden Vorgänge aus düſteren Poſener Tagen iſt es, der in dem zur Aburtei⸗ lung ſtehenden Fall vor dem Sondergericht zu geſpenſtiſchem Leben erwacht. Engliſche Hetze und die Großmäuligkeit der eigenen„Regierung“ ſtachelten die niedrigſten Inſtinkte des Pöbels immer mehr auf. Bewaffnete Banden zogen unter dem Schutz der Polizei durch die Straßen Poſens und mach⸗ ten Jagd auf volksdeutſche„Spione“. Es genügte, wenn eine Frau, wie es geſchehen iſt, Wäſche auslegte, um ſie und ihre Angehörigen deshalb niederzumachen, weil ſie angeb⸗ lich deutſchen Fliegern Signale gegeben hätten. Der 40jährige Stephan Nowitzki war einer der eee bei dieſem Treiben. Er fühlte ſich als ſogenannter„Luftſchutzkommandant“,— wir ſagen ſchlicht „Luftſchutzhauswart“— beſonders ſtark, zumal er von der polniſchen Polizei den amtlichen Auftrag hatte, deutſche „Spione“ ausfindig zu machen.„Schlagt alle Deut⸗ ſchen tot, ſie ſpionieren nur!“ Dieſe Aufforderung war von der polniſchen„Regierung“ in den Warſchauer Zeitun⸗ gen und durch Rundfunk am 2. September an die polniſche Bevölkerung ergangen. Ein Zeuge, der volksdeutſche Landgerichtsrat a. D. Klabun, der nur mit Mühe ſein Leben retten konnte aber ſchwer mißhandelt wurde, gab vor Gericht eine er⸗ ſſchütternde Schilderung von den Ereigniſſen des Sonntags, des 3. September. In den frühen Nachmittags⸗ ſtunden wurde plötzlich durch Lautſprecher die Mitteilung bekanntgegeben, daß England und Frankreich den Krieg gegen Deutſchland erklärt hatten. Der Radaupatriotismus ſand keine Grenzen mehr. Ueberall an den Straßenecken wurde die engliſche Nationalhymne geſpielt und ein Hoch nach dem anderen auf„die großen engliſchen Freunde und Verbündeten“ ausgebracht. Stephan Nowiliki mit dem ann er dne einem Haus zuſammen⸗ wohnte, hatte den Lautſprecher ans Fenſter gerückt, nach⸗ dem er vorher in einer Anſprache die„edlen Waffenbrü⸗ der“ gefeiert und zur Vernichtung aller„deutſchen Schweine“ aufgefordert hatte.„Wenige Zeit darnach“. ſo berichtete der Zeuge weiter,„hat Grieger. der nebenan Hauswart war und mich oft beſuchte, an meine Tür ge⸗ klopft.“„Mir iſt ſo unheimlich zumute“, ſo meinte er,„ich fühle mich dauernd belauert, am liebſten würde ich aus⸗ rücken“. Der Zeuge hat Grieger dann den Rat gegeben auszuharren— bald würden ja die Deutſchen da ſein— weil eine Flucht ausſichtslos ſchien. Am Vormittag erſi waren ſechs Volksdeutſche erſchoſſen worden, die den Ver ſuch gemacht hatten, ſich in Sicherheit zu bringen. Die Dunkelheit war inzwiſchen hereingebrochen. Es klopfte an die Tür des Hauswarts Grieger. Draußen ſtand der„Luftſchutztommandant“ Nowitzki und verlangte in barſchem Ton, daß ſofort das Dach abgeſucht werde, weil ſich oben jemand zu ſchaffen mache. Grieger ſtieg auch hin⸗ auf, leuchtete das Dach ab, konnte aber nichts finden Ahnungslos kam er wieder hinunter und ſah ſich plötzlick einer aufgeregten Menge gegenüber, die unter Nowitzkis Führung ſtand.„Das iſt das deutſche Schwein“, rief dieſer dus,„das eben auf dem Dach Lichtſignale gegeben hat! Los, an die Wand mit ihm!“ Mit lautem Geheul wurde Grieger von dem blutgierigen Pöbel zum nahege⸗ legenen Schiller⸗Gymnaſium geſchleift. Schon ſauſten di erſten erbarmungsloſen Schläge auf ihn nieder. Zwei hin. terrücks abgefeuerte Piſtolenſchüſſe trafer ihn, führten aber nicht ſofort den Tod herbei. Schläge 5 Ußtritte elten auf den Unglucklichen herab, bis e ſhennbar leblos auf dem Boden lag. Der 19jährige Kaſimir Kapczynſki, neben Nowitzki einer der grauſamſten Rädels⸗ führer, und der 21 Jahre alte Pawlowſfki ſchaufelten jetz! auf der gegenüberliegenden Straßenſeite ein Grab, we ſie den Volksdeutſchen Grieger verſcharren wollten. Paw⸗ lowſki packte Grieger und zerrte ihn über das Kopfſtein. pflaſter zu dem eben ausgeworfenen Loch. Was ſich nun ereignete, das iſt keine Ausgeburt einer Phantaſie, ſondern es ſind Tatſachen, bewieſen durch Zeugenausſagen, durch das mediziniſche Gutachten und— das Geſtändnis des An; geklagten Pawlowſfki. f Mit der Schaufel kolgeſchlagen. Bevor Pawlowſti den zuſammengeſchlagenen Griege⸗ verſcharren wollte, taſtete er deſſen Taſchen ab, um ſich die darin enthaltenen Wertſachen anzueignen. Grieger der noch nicht ganz tot war, zuckte zuſammen und ſtöhnt⸗ laut auf. Was geſchah jetzt? Pawlowfki ergriff eine Schau 5 und ſchlug ſolange auf den ſterbenden Grieger ein, bis ieſer kein Lebenszeichen mehr von ſich gab. Wie kam diefer blutjunge Menſch, der vor Gericht einen ſc harmloſen Eindruck machte, und in ſeinem letzten Wort wei nend erklärte:„Ich habe eine barbariſche Tat begangen, ich bereue tiefl“ zu dieſen wüſten Taten? 1 5 Wir wiſſen die Antwort! Hinter dem Morder lowſki in der Anklagebank ſtanden unſichlbar die engliſcher Mitſchuldigen und Drahtzieher dieſes ſchauerlichen Berbre chens, die ewigen Hetzer und Störer eines gerechten Irie dens. Ihre Haßgeſänge hakten den jungen Menſchen dare tet und ihn zum Mörder und Leichenfledderer geſtempelt Auf den Skraßen klang noch immer an ſenem Abend dis engliſche Nationalhymne. begleitet von dem Geheul der er regten Menge. g „Ich denke einen langen Schlaf zu tun“, hatte der Zeugen Klabun verabschiedete. Er lag und ſchliel. müd⸗ dem Bett heraus als„Spionin“ verhaftet. er ſich von dew Was ſoll unſere Jugend werden? Zur Berufswahl unſerer Jungen und Mädel. NS. Von der Hitler⸗Jugend, Gebiet 21(Baden), wird uns geſchrieben: n In 1 Monaten ſteht wiederum ein Jahrgang Jun⸗ gen und Mädel vor einer der großen Entſcheidungen ihres Lebens, nämlich einen Beruf zu erwählen. Da die Entſchei⸗ dung in den meiſten Fällen nur einmalig ſein wird, muß dieſer Schritt genaueſtens überlegt und durchdacht ſein. Für die Eltern, wie auch für die Jugendlichen ſelbſt, werfen ſich eine Reihe von Fragen auf, die beantwortet werden müſſen. Da dies aber für die Betreffenden oft unmöglich iſt, wollen ihnen hierbei die Berufsberater der Arbeitsämter, wie 100 die Hitler⸗Jugend mit Rat und Tat zur Seite ehen. Die Berufswahl iſt nicht nur eine Sache des Einzelnen, ſondern das ganze Volk ſelbſt hat ein großes Intereſſe an ihrer Auswirkung. Die in Zukunft zur Schulentlaſſung kom⸗ menden Jungen und Mädel ſtellen die ſich in jedem Jahr erneuernde Arbeitskraftreſerve unſeres Volkes dar. Sie ſind der koſtbarſte Rohſtoff, den die Nation beſitzt und verbürgen die zukünftige Lebens⸗ und Arbeitskraft unſeres Volkes. Vor allem iſt es wichtig, daß alle Jungen und Mädel einen Beruf ordentlich erlernen. Ein Leben ohne Beruf iſt ein Leben ohne Aufgabe und daher ohne Sinn und Wert. Das große Heer des Hilfsarbeiter muß aufhören zu beſtehen, denn die deutſchen Menſchen müſſen uns zu wertvoll ſein, um beruflos durch das Leben zu wandern. Jedem ſind von ſei⸗ nen Vorfahren Anlagen und Talente mik auf den Weg ge⸗ geben, die er nun zum Nutzen ſeines Volkes ausbilden und entfalten muß. Es gibt keinen u al der nicht für irgend⸗ einen Beruf geeignet wäre. And auf die Eignung kommt es an. Wird nun der notwendige Fleiß mitgebracht, ſo kann jeder in ſeinem Beruf vorwärtskommen. i . von ſchwereir Arbeit, und wußte nichts von den Dingen die ſich draußen ereigneten. In ſeine Träume hinein hörte er plötzlich toſendes Geſchrei, Fäuſte donnerten gegen ſeine Tür:„Aufmachen, du deutſches Schwein!“ Schon ſtürzten ſeine Henker, voran Nowitzki und Kapezynſki, in ſein Zim; mer, zerrten ihn aus dem Bett und ſchleppten ihn den glei⸗ chen Weg lang zur Mauer des Schiller-Gymnaſiums, den eben erſt Grieger gehen mußte. John fiel, ebenſo wie Grie⸗ ger, als Opfer der verhetzten. mordgierigen Menge. Et wurde am Tatort zuſammen mit Grieger verſcharrt; ſpäter aber, heimlich bei Nacht und Nebel, wurden beide Leichen wieder ausgegraben— die Mörder fürchteten wohl ange⸗ ſichts der immer zweifelhafter werdenden„Siegesmeldun⸗ gen“ von der polniſchen Front eine Entdeckung— und in einer Ecke des Matthäusfriedhofes in Poſen zuſammen mii mehreren anderen Volksdeutſchen vergraben. Dort wurdey ſie dann ſpäter gefunden. Das ſadiſtiſche Treiben des Hauptſchuldigen Nowigki wurde noch beſonders durch die Zeugenausſage der 27 jährigen Gerda Clemens beleuchtet. Auch ſie wurde, ebenſo wie Landgerichtsrat Klabun, an jenem Sonntagabend von Nowitzki und ſeinen Kumpanen aug Auf ihrs Bitte, ſich doch wenigſtens ein Kleid überwerfen zu dürfen antwortete Nowitzki nur mit Hohngelächter und den Wor⸗ ten:„Wo du hinkommſt, du deutſches Schwein, da brauchſi du kein Kleid mehr!“— Ich ſtand ſchon an derſelben Mauer, an der Grieger und John ihr Leben gelaſſen har ten“, ſo berichtete die Zeugin weiter,„und erwartete der Tod. Nur durch einen glücklichen Zufall wurde ich in der letzten Minute gerettet. Erſchütternde Unkerſuchungsergebniſſe Dr. Hallermann, Dozent für gerichtliche Medizin an den Univerſikät Berlin, äußerte ſich an Hand des Bildmaterial⸗ als Sachverſtändiger über die Todesurſachen und die Ar“ der Verletzungen bei den ermordeten Volksdeutſchen. Neber erheblichen Schläfen⸗ und Hinterkopfverletzungen war be Grieger eine ſo ſchwere Stichverletzung des linken Auges feſtzuſtellen, daß ſogar noch das Gehirn beſchädigt war Auch Oberkieferbrüche und eine Verletzung des Naſenflügels konnten ermittelt werden. Außerdem waren ein Steck⸗ und ein Rippenſchuß zu verzeichnen. Die Kehle des ermordeten Volksdeutſchen John war mit einem ſpitzen Inſtrumen, durchſtoßen worden, und zwar mit derartiger Gewalt, daß ſogar die Wirbelſäule in Mitleidenſchaft gezogen war. Die Schläge, die dieſer Unglückliche erhalten hatte, müſſen nach dem Befund noch furchtbarer geweſen ſein als diejenigen, die bei dem getöteten Grieger feſtgeſtellt werden konnten. Die Oberlippe war bis zur Naſenwurzel geſpalten und der Oberkiefer völlig zertrümmert. Allem Anſchein nach hatten die Täter ihrem Opfer auch die goldene Brücke herausge⸗ brochen. Das rechte Ohr war buchſtäblich abgeriſſen. Außer⸗ dem fand ſich bei der Leiche ein Piſtoleneinſchuß im linken Scheitelbein. Mehrere Rippenbrüche mußten ferner zu dem Schluß führen, daß auf dem am Boden liegenden John her⸗ umgetrampelt worden war. Die Haupktäter ſind ausgeriſſen Zwölf Männer und zwei Frauen ſitzen auf der Anklage bank, darunter die Frau des Haupträdelsführers Nowitzki Ihm ſelbſt war es am 1. 9. zuſammen mit Kaſimir Kape⸗ zyinſki gelungen, zu entkommen, ehe die Deutſchen einrück⸗ ten. Als bereits unſere Flieger über Poſen erſchienen, hatte man der Bevölkerung noch immer eingeredet, es ſeien Engländer, die Vorhut rieſiger Geſchwader, die Deutſchland in Trümmer legen und den Marſch für die„ſieg⸗ reiche“ polniſche Armee nach Berlin freimachen würden Nowitzki, der ja ſeine Beziehungen zu amtlichen polniſchen Stellen hatte, die etwas beſſer unterrichtet waren, glaubte aber den Schwindel nicht. Zurück blieben diejenigen, die im Verdacht ſtanden, an jenem Abend des 3. September bei der Ermordung Griegers und Johns beteiligt geweſen zu ſein Vor allem der Angeklagte Pawlowſki der voll ge⸗ ſtändig war, Grieger mißhandelt und mit einer Schaufen erſchlagen zu haben. Er wurde wegen Mordes zum Tode verurteilt Sieben weitere Angeklagte, darunter Schüler und Lehrlinge im Alter von 17 bis 19 Jahren, verhetzte jugendliche Mitläu⸗ fer, kamen mit Gefängnisſtrafen bis zu vier Jahren davon Sechs Angeklagte, denen man nicht widerlegen konnte, daf ſie nur als Zuſchauer an dem Ort des enn een Geſchehen⸗ geweilt hatten, wurden mangels Beweiſes freigeſprochen. Die Entwicklung unſerer Oſtpolitik zeigt, daß wir eine beſſere deutſche Zukunft unter der Führung Adolf Hitler⸗ erlangen werden und daß das Sterben und die Leiden unſe rer deutſchen Brüder und Schweſtern nicht umſonſt waren. * Unfere Jungen und Mädel köntelt freilich tach wie vol alle Berufswege einſchlagen, die ihrer Neigung und Eignung entſprechen. Heute aber, da wir um die geſicherte Zukunft unſeres Volkes kämpfen, kommt es mehr denn je darauf an, diejenigen Berufe zu ergreifen, die der Erhaltung und För⸗ derung der Kraft unſeres Volkes dienen und von denen wir ſagen müſſen, daß ſie auf Jahrzehnte hinaus von Konjunk⸗ turſchwankungen unabhängig find, alſo unſerer Jugend eine geſicherte berufliche Zukunft bieten. Was foll der Junge werden? Reichsarbeitsminiſter Seldte hat ſich kürzlich über die Berufsnachwuchslenkung geäußert und dabei betont, daß vor allem den wehrwirtſchaftlich wichtigen Erwerbszweigen der er⸗ forderliche Nachwuchs zugeführt werden müſſe. Dabei hob er die Landwirtſchaft, den Bergbau und die chemk⸗ ſche Induſtrie hervor. Ferner ſei beſonders auch an das Baugewerbe zu denken, darin es ſchon immer an Nach⸗ wuchs gefehlt hat und auch den übrigen Berufen in Induſtrie und Handwerk ſei im Hinblick auf die Zukunft ein 1 ſener Teil der ſchulentlaſſenen Jugend zuzuweiſen. Eltern wie Jugendliche müßten ſich darüber klar ſein, daß Ausgangs⸗ punkt für die Berufswahl die perſönliche Eignung iſt und daß nur dort eine berufliche Ausbildung zugelaſſen werden könne, wo die Kräfte auch in der Zukunft benötigt werden. Dieſe grundlegenden Forderungen ſind beſonders in der Eiſen und Metall verarbeitenden Induſtrie zu berücksichtigen. Der Krieg fordert hier außerordentliche Lei⸗ ſtungen. Es iſt ſowohl im Intereſſe der Kriegswirtſchaft wie für das ſpätere Fortkommen der Jugendlichen gleich wichtig, daß jeder Jugendliche, der ſich den metallverarbeitenden Be⸗ e den hohen Anforderungen dort tatſächlich genügt. Die Landwirtſchaft bietet gerade für die Zukunft glänzende Ausſichten! Siedlung und Umſiedlung überall im Reich, beſonders aber in den ehemaligen polniſchen Gebieten, verſprechen auch zweiten und dritten Bauernſöhnen und überhaupt jedem tüchtigen Jungen die Möglichkeit, ſelbſt Erbhofbauer zu werden. Die Wiedererringung unſerer Kolo⸗ nien eröffnet dem Landwirt ein Feld für ganz großzügige Entfaltung. 8 Ebenſo günſtige Ausſichten zeigt das Baugewerbe. Gleich wichtig im Krieg wie in Friedenszeiten gewährt es jedem gelernten Maurer, Zimmermann, Gipſer, Bauſchloſſer uſw. ein geſichertes Daſein und gute Aufſtiegsmöglichkeiten. Die Siedlungs⸗, Kanal⸗ und Parteibauten und nicht zuletzt der private Wohnungsbau bringen nach wieder gewonnenem Frieden Arbeit über Arbeit. Nach wie vor wichtig ſind auch alle für den Export beſchäftigten Betriebe, daran das Handwerk einen bedeutenden Anteil hat; der ſeit 1934 auch im Gau Baden ſtark belebte Bergbau bedarf ebenfalls ge⸗ ſchulter Kräfte! So bietet ſich Jungen, die demnächſt aus der Schule kommen, eine Fülle von Möglichkeiten, etwas rechtes zu lernen und ſich mit voller Kraft einzuſetzen. Um die richtige Verteilung der Jugendlichen auf die verſchiedenen Berufe entſprechend den Bedürfniſſen der Geſamtwirtſchaft zu ſichern, erfolat die Einweiſung Jugendlicher in Lehrſtellen nur durch die Arbeitsämter. wacht, daß jeder ſeinen beſonderen Fähigkeiten folgend in den Beruf gelangt, in dem er ſich bewähren kann. „und unſer Mädel? Es ſtehen auch unſeren Mädeln heute ſo viele Möglich⸗ keiten offen, daß jede den Beruf finden kann, der ihren Ver⸗ anlagungen entſpricht. Es braucht kein Mädel einen 1 ergreifen, für den es ſich nicht eignet, ſondern jedes ſoll na reiflicher Ueberlegung den Platz wählen, auf dem es wirklich etwas leiſten kann. Leider gar zu oft laſſen ſich die Mädel bei der Verufswahl von falſchen Motiven leiten. Da ſpielt z. B. die Mo de eine ſehr große Rolle. Es gab eine Zeit, da war es modern, Verkäuferin zu werden. Heute meint jedes dritte Mädel, Laborantin oder techniſche Zeichnerin ſei das einzig Richtige für ſie. Eine andere Gruppe läßt ſich aus⸗ ſchließlich vom Geſichtspunkt des Geldverdienens leiten und meint, das Richtige getroffen zu haben, wo am beſten bezahlt wird. Die dritte, allerdings heute wohl die kleinſte Gruppe iſt die, deren Vertreterinnen den größten Wert darauf legen, 12 möglichſt„feinen“ und„angeſehenen“ Beruf zu er⸗ greifen. Der weitaus größte Teil unſerer Mädel hat jedoch he⸗ greifen gelernt, daß die Berufswahl weder eine Augenblicks⸗ ſache, noch eine rein private Angelegenheit iſt, ſondern daß ſie ſich mit ihrer Entſcheidung an den Platz ſtellen müſſen, auf dem ſie ihre Fähigkeiten ganz einſetzen und im Arbeits⸗ gang des ganzen Volkes das Beſte leiſten können. Dieſe Er⸗ kennknis hat dazu geführt, daß ſich unſere Mädel wieder den ausgeſprochenen Frauen berufen zuwenden. Aber es gibt noch genug Gebiete, die bisher noch zu wenig Berück⸗ ſichtigung fanden. Das gilt beſonders für die ländlichen Berufe. Durch das Pflichtjahr und auch durch den Landdienſt werden die Mädel zum erſtenmal mit der Landarbeit vertraut. Viele von ihnen hätten wohl Luſt, auf dem Lande zu bleiben, aber die wenigſten wiſſen, daß eben dieſes Dienſtjahr auf dem Lande ſchon die Grundlage für einen ländlichen Beruf iſt, ſei es als Landdienſtführerin oder für die ländliche Hauswirt⸗ ſchaftslehre, ſei es als Hauspflegerin oder landwirtſchaftliche Rechnungsführerin. An zweiter Stelle ſtehen die pflegeriſchen Be⸗ rufe, die einen ſtarken Nachwuchs brauchen. Als Kranken⸗ pflegerinnen, Erzieherinnen, als Kindergärtne rinnen, RAD. Führeriunen und Volkspflegerinnen haben unſere Mädel Ge⸗ legenheit, ihre Fähigkeiten einzusetzen. Eine dritte Gruppe iſt die der akademiſchen Be⸗ rufe, denen ſich unſere Mädel zuwenden ſollen. Wir brau⸗ chen vor allem Lehrerinnen, wir brauchen aber auch Aerztin⸗ nen und Laborantinnen. Ein bisher gerade von den Mädeln noch viel zu wenig berückſichtigtes Gebiet iſt das der Natur⸗ wiſſenſchaften. Noch ein Arbeitsfeld gibt es, auf das wir unſere Mädel aufmerkſam machen wollen: Das Frauenwerk! Durch ſauberes fachliches Können, durch Geſchicklichkeit und Ausdauer können ſie ſich als Schneiderinnen oder Strickerin⸗ nen, als Putzmacherinnen oder Näherinnen einen weiten und intereſſanten Wirkungskreis ſchaffen. Alle die hier genannten Berufe ſind nur ein gering Teil der Möglichkeiten. die unſeren Mädeln beute offenlteben. gollollemus, wie Nbolf fitter ihn uuns lehrt, heißt vorbehaltloſen Dient s der Semeinſchaſt. 3 i zur Mitolledſchan ig der nen. Dort wird auch darüber ge⸗ Der verliebte Campion Heitere Geſchichte von Georg W. Pijet. Wenn die Dahlien ihre bunten Köpfe über die Zäun, ſtrecken und die Kürbiſſe füllig die Kompoſthaufen bela, gern, iſt der Augenblick gekommen, wo Vater Grabert und mit ihm viele tauſende unerſchrockener Kleingärtner ihr Hemdärmel herabrollen und voller Befriedigung au! Arbeit und Frucht herabblicken. Er rechnet nicht die Schweißtropfen nach, die das Land gekoſtet. Vater Grabert denkt an ſeine Karnickel ſeine Muſtertiere, den Stolz der ganzen Kolonie. Jeder freien Augenblick ſeines Feierabends verbringt er in Be⸗ trachtung ſeines prämiierten Zuchtbocks Heini und der ebenfalls ſchon ausgezeichneten Kaninchenmutter Annelies Das Mädchen Annelies hatte der Kaninchenmutter als ſie noch als ein winziges, lebhaft mümmelndes Woll knäuel in ſeinen Händen lag, ſeinen Namen geſtiftet. Dar⸗ aus ward im Laufe der Jahre ein ſehr anſpruchsvolles Patenkind, während die rechte Annelies, ſchlank und rank, ein Mädel von neunzehn Lenzen ſich mehr den ſchmack⸗ haften Gründen des väterlichen Gartens zuwandte. Annelies war ſeine Einzige. Und ſo, wie ſich alle Kaninchenzüchter nach ſeinen Haſen bewundernd die Hälſe ausreckten, riſſen ſich die jungen Männer nach Annelieſes ſtrahlendem Blick. Das erfüllte den Alten mit Stolz, zu⸗ mal er genau wußte: die Annelies ſucht ſich erſt den Rich⸗ tigen, ehe ſie anbeißt. Vater Grabert kannte ſein Mädel ſo gut wie ſich und ſeine Karnickel. Auf dem letzten Sommerfeſt hatte ſie alle guten Tän⸗ zer durchprobiert. Bei keinem war ſie hängengeblieben, obwohl mancher Burſche ſich das einbilden mochte und zuweilen verſuchte, ſehnſüchtige Blicke über den Garten⸗ zaun zu werfen. Keiner von ihnen hätte ſich jedoch jemals in den Garten gewagt. In dieſer Beziehung war mit Vater Grabert nicht zu ſpaßen. Gegen tauſend Bewunde⸗ cer ſeiner Karnickelhäſin hätte er nichts einzuwenden ge⸗ habt, aber den erſten beſten Kavalier, der ſeiner Annelies den Hof machte, hätte er über die Staketen gejagt. Das wußten auch alle jungen Männer in der weiteren Um⸗ gebung. 5 Heute nun zeigte ſich Vater Grabert in höchſter Er⸗ regung. Auf und ab lief er im Kaninchenſtall, klopfte bald beſänftigend gegen Heinis Gemach oder kraulte in Anne⸗ lieſes ſeidigem Fell.„Daß ihr mir morgen keinen Kum⸗ mer bereitet!“ Er ſchob ihnen Leckerbiſſen in die Schnäuz⸗ chen, auf daß es ihm die Tiere morgen bei der Kaninchen⸗ prämiierung nicht entgelten ließen. Luſtig ſchaukelten ſchon am Sonnabendabend die Lampions im Winde. Vater Grabert hatte ſich einen roten Mond vor ſeinen Kaninchenſtall gehängt. Der fixierte Annelies ſo hingeriſ⸗ ſen mit ſeinen verliebten Aeuglein, daß das Mädel laut aufkichern mußte.„Was für ein verliebter Kerl!“ gluckſte ſie. Plötzlich empfand ſie eine Schwäche für das rote Papiergeſicht.„Was ſoll der bloß bei den Karnickeln?“ proteſtierte Annelies, und als der Vater dem Garten den Rücken wandte, tauſchte ſie ihn eiligſt gegen einen käſe⸗ bleichen Chineſenkopf ein. Der rote Mond ſollte über den verſchwiegenen Sitzlaube, ihrem Lieblingsplätzchen, ſeinen Platz finden. Glücklich lächelnd ſchaukelte er zwiſchen den Ranken und ſchmunzelte arg verſchoſſen und anbetungsvoll zu Annelies herein. Schade, daß ſo was nicht in Fleiſch und Blut herumläuft, dachte Annelies mit leiſem Be⸗ dauern. Mit dieſen Gefühlen ſpazierte Annelies durch den Garten, pfiff mit leicht dürſtenden Lippen vor ſich hin und ſann darüber nach, was wohl die Liebe an Glücksgütern für ſie vorzubringen habe. Ach, ja! ſtöhnte ſie gewaltig und dachte an ihre Lagerdame im Warenhaus. Die hatte Annelies heut angepfiffen, daß ihr der Putz von der ver⸗ runzelten Faſſade geſtoben war. Endlich hatte ſie das Herumlaufen ſatt. In den tief⸗ ſten Winkel der Laube hockte ſie ſich hinein. Wie wunder⸗ har waren doch dieſe Augenblicke, da ſie mit ſich allein war. Niemand! Oder doch! Der Kavalier mit dem roten Geſicht. Aber ſein Anblick war ſchon eher beruhigend und tröſtlich. Da hielt das Mädel den Atem an. Jemand hatte den Garten betreten und bemühte ſich, nun einen Weg zu finden. Es mußte ein Fremder ſein! Er ſieht mich nicht! frohlockte Annelies. Trotzdem verfolgte ſie den Eingetre⸗ tenen auf Schritt und Tritt. Jetzt blieb er ſtehen und muſterte die Umgebung. Vergeblich reckte ſich Annelies den Kopf nach ihm aus, um ihn zu erkennen. Plötzlich vollführte er eine forſche Wendung und ſtelzte direkt auf Die von Diltmarshoven Roman von Gert Rothberg. 1. Fortſetzung 5 „Wollt ihr nicht ſchlafen gehen, Kinder?“ fragte die Mutter. Margot erhob ſich ſofort.„Ich gehe, wenn du mich nicht mehr brauchſt. Ich bin ſehr müde.“ 5 ich brauche dich nicht mehr. Gute Nacht, Mar⸗ got!“ „Gute Nacht, Mamachen!“ „Ich bleibe bei dir. Darf ich mit bei dir ſchlafen, bis der Vater kommt?“ fragte da Chriſta. „Nein! Ich werde nicht ſchlafen können und werde mich auch gar nicht erſt hinlegen. Aber du biſt jung, du brauchſt den Schlaf. Du wirſt in dein Zimmer gehen, Chriſta!“ n „Mütterchen, ich bin nicht müde. Dann laß mich we⸗ nigſtens hier bleiben, bis der Vater kommt. Du kannſt hier doch nicht allein ſitzen.“ „Dann leg dich hierher! Und wenn Vater kommt, frage ihn nichts, gehe ſofort auf dein Zimmer!“ Chriſta verſprach alles und kuſchelte ſich dann neben die Mutter. Aber ſie ſchlief doch nicht. Sie war wirklich nicht müde.„Mütterchen, Löffler ſagte mir heute, daß er zu ſeiner verheirateten Tochter zieht. Warum denn eigent⸗ lich? Löffler war doch dreißig Jahre in Vaters Dienſten? „Mein kleines Chriſtel, einmal mußt du es ie doch erfahren. Wenn Onkel Ernſt heute nicht hilft, müſſen wir von Dittmarshoven fort. Wir müſſen da nach—— nach Dittern.“ Chriſtas Augen wurden groß und ſtarr. „Fort aus unſerem lieben Dittmarshoven? And nach Dittern? Mütterchen, Dittern iſt doch nur noch eine Ruine!“ Das hatte wie ein angſtvoller Aufſchrei geklungen. den roten Mond zu— äuf Annelies und die Lauve. „Heda! Bin ich hier richtig bei der Annelies?“ fragt er ſehr ſachlich, indes er ſich bemühte, noch weiter ins In⸗ nere der Laube vorzudringen. Annelieſes Dazwiſchen⸗ treten hinderte ihn jedoch daran. „Was erlauben Sie ſich?“ fuhr ſie ihn heftig an Er wich etwas zurück und entſchuldigte ſich.„O, Verzeihung ich dachte, ich würde Annelies antreffen...“ „Jawohl, das haben Sie auch! Aber Fräulein Anne, lies, bitte!“ wies ihn das Mädel entrüſtet zurecht. „O, wohl ſehr eingebildet die junge Dame, wie?“ ſcherzte der junge Mann, denn er war ſehr jung. Es wun⸗ derte ihn jedoch, daß das Mädel auf ſeinen Scherz nich' einging, ſondern empört alle beide Backen aufblies. „Eingebildet?! Na hören Sie! Was fällt Ihnen denn ein!? So zu reden!“ „O, entſchuldigen Sie! Ich will Fräulein Annelies nicht kränken. Ich will ſie nur... Das heißt, wenn ich'⸗ darf... Sie ſoll ganz allerliebſt ſein...“ ſcherzte de⸗ junge Mann weiter. „Das iſt ſie auch!“ donnerte Annelies, trotzdem ſie blutrot ward über das Kompliment.„Eine reizende Ge⸗ ſtalt...“, ſchwärmte der junge Mann. „Was geht das Sie an?“ Annelies ſenkte verlegen ihre Blicke.„Ein ſüßes Mäulchen..., kicherte der junge Mann. „Mäulchen? Herr, wie reden Sie mit mir?!“ Ei grinſte:„Na, Mündchen wäre doch reichlich übertrieben Außerdem klingt Mäulchen viel reizender“, erwiderte er kurz. Annelies blieb faſt der Atem weg. So viel Frechheit war ihr noch nicht begegnet.„Sie!“, grollte es gefährlich in ihr auf.„Darf ich mir nun das ſüße Geſchöpfchen näher betrachten. Wenn Sie nichts dagegen haben...“, fragte er keck. 8 Der Lausbub Annelies kicherte nur und drückte nun ganz offenſichtlich des jungen Mannes Hand. Der nahm ar ihrer Statt das Wort.„Und den erſten Preis kriegen Sie ſchon für Ihre Annelies. Keine Bange, Vater Grabert!“ „Für welche denn nun?“ fragte der Alte verſchmitzt „Für die eine wie die andere, Vater Grabert!: lachte Hans Lorenz und ſchnalzte ſeinem Mädel ſogleich einen ſaftigen Kuß auf die roten Lippen. „Aber ich hab was dagegen!“, proteſtierte das Mädel ſehr entſchieden.„Kommen hier einfach hereingeſchneit und wollen gleich... Wer ſind Sie überhaupt?“ „Hans Lorenz!“ Er verbeugte ſich knapp, worauf er Annelies weiterhin das Wort überließ.„Daß Sie ſich überhaupt hier ſo hereinwagen?“ „Warum denn nicht? Ich fürchte mich doch vor nie⸗ mand“, gab er kurz Beſcheid.„Und daß Sie mich hien ſogleich gefunden haben!“ Annelieſens Atem ging kurz und haſtig. Ein wonniges Gefühl überlief ſie. Der junge Mann ſchmunzelte.„Daran iſt der rote Lampion ſchuld.“ „Der Lampion?“ hauchte Annelies.„Den konnte ich doch gar nicht verfehlen... Darf ich nun eintreten?“ „Was? Hier in die Laube?“ fragte Annelies er ſchrocken.„Was denken Sie eigentlich von mir?“ „Daß Sie ein allerliebſter, netter Kerl ſind, den man vom kleinſten Zeh bis zur Locke beſitzen möchte. Aber ich bin ſchon für heute mit dem Mund zufrieden. Wenn Sie nichts dagegen haben...“ Damit ergriff er ſie beim Arm und zog ſie raſch in die Laube. Annelies wehrte ſich nur leicht und liebenswürdig Mit ſeligem Geſicht ſchaukelte der rote Mond vor den Laube auf und nieder, aber es war kein eiferſüchtiger Zug in ſeinem Antlitz wahrzunehmen. „Annelies!“ brach es vom Garten her grollend ir die Laube ein. Der weiße Kegel einer Taſchenlampe be— ſtrahlte die beiden Liebenden. Erſchrocken fuhren ſie hoch „Mein Vater!“ ziſchte Annelies noch ſchnell, dann brauſte das Unwetter über ſie herein. „Was haben Sie bei meinem Mädel zu ſuchen?“ würgte Vater Grabert und ſtemmte die Fäuſte in die Hüften. Annelies zitterte und trat weit von dem Manne weg. „Nanu, Vater Grabert, Sie kennen mich nicht? Lorenz vom Kaninchenzüchterverband. Sie haben mich doch zu Ihrer Annelies geſchickt. Wo der rote Mond hängt, ſagter Sie. Daran hab ich mich gehalten und auch richtig Ihr⸗ Annelies getroffen.“ „Aber Sie wollten doch zu meinem Karnickel!“ „Wollte ich, Vater Grabert, wollte ich, aber dann fand ich, daß es auch noch andere liebenswürdige Annelieſer auf der Welt gibt, die auch einen Preis verdienen.“ Diesmal ſchüttelte Vater Grabert nur lächelnd ſeiner Kopf, aber ein wenig mukſchte er das Mädel doch an „Warum haſt du bloß den roten Mond weggehängt?“ Die Mutter ſtrich liebevoll über das goldblonde, ſchim⸗ mernde Haar Chriſtas. „So ſchlimm iſt es vielleicht doch nicht, wenn wir erſt einmal dort ſind und uns ein bißchen hübſch einrichten. Unſere liebſten Möbel nehmen wir natürlich mit. Und da fühlt man ſich doch zuletzt überall wohl.“ 2 Chriſ Mütterchen!“ Aber es klang ſehr kleinlaut und über Chriſtas Geſicht rollten Tränen. Sie wiſchte ſie ver⸗ ſtohlen ab; aber die Mutter hatte ſte doch geſehen. „Laß gut ſein, Chriſta! So weit iſt es noch nicht. Aber wenn es dahin kommt, dann wirſt du doch meine kleine, tapfere Chriſta ſein, nicht wahr?“ „Ja, Mütterchen. Ja, ich will ganz zufrieden ſein, ich verſpreche es dir!“ Ich habe um dich nie Angſt gehabt. Freilich— Mar⸗ ot! Meine ſchöne, gefeierte Margot! Wie ſie es tragen oll, das weiß ich nicht! Um ſie ängſtige ich mich am mei⸗ ſten. Horch, ein Wagen!“ Frau von Dittmarshoven erhob ſich und ging ſchnell zum Fenſter. Chriſta war wie ein Wieſelchen hinter ihr her. Drunten hörte man Stimmen. „Vater iſt da! Gott ſei Dank!“ Frau von Dittmarshoven ſchritt ſchon an ihrer Jüng⸗ ſten vorüber die Treppe hinunter, durchquerte die Halle. Eben traten der Gemeindevorſteher Günther und der 1 Diener Heinrich durch den Eingang. Beide blaß, er⸗ regt. Frau von Dittmarshoven blieb ſtehen und wußte be⸗ reits, daß ein Anglück geſchehen war. „Gnädige Frau, dem gnädigen Herrn iſt ein Unglück zugeſtoßen. Er— der gnädige Herr— Anſelm Hetrich, der Holzfäller, hat ihn im Steinbruch gefunden. Die Pferde ſind tot— und der gnädige Herr— auch.“ Der alte Heinrich hatte es mit verſagender Stimme hervorgebracht. 5 Frau von Dittmarshoven wankte. Aber mit übermenſch⸗ licher Willenskraft riß ſie 155 zuſammen. „Heinrich, hat man— den gnädigen Herrn gebracht?“ —— ſich mit den beſten Hirnärzten. hin, daß er nie erfaſſen werde, daß alles Wirklichkeit ſei. Aufgewacht nach drei Jahren Das Leben— ein Traum. Zwei Rechtsanwälte haben beim Supreme Cour in Waſhington, alſo dem Reichsgericht der Vereinigten Staaten, beantragt, einen gewiſſen Bernard Holmany unter Kuratel zu ſtellen, da er von einem tollen Ver⸗ ſchwendungswahnſinn gepackt iſt. Als ſich Bernard Holmann vor drei Jahren in ſeiner lämmerlichen Dachkammer in New York zum Schlaf miederlegte, plagten ihn mancherlei Zwangsvorſtellungen. Er wußte nicht, was morgen werden ſollte. Er hatte kein Geld mehr. Er hatte ſeine Schuhe durchgelaufen auf der Suche nach Arbeit. Seine Zeitung hatte er Zeile um Zeile ſtudiert, ohne im Anzeigenteil ein Stellenangebot zu fin⸗ den. Doch die Zeitung war gerade noch gut genug, um ihm als Decke zu dienen. Denn ſeine andere Decke war dünn und löcherig. Was morgen werden ſollte, wußte er nicht. Hunger hatte er, ſchwach fühlte er ſich. Wenn nur ſchon alles vorbei wäre! Und dann ſchlummerte er ein— um drei Jahre ſpäter zu erwachen. Die Medizin kennt derartige Fälle des Dauerſchlafs, die entweder durch krankhafte Gehirn veränderungen ver⸗ urſacht oder aber durch einen einfachen Erſchöpfungszu⸗ ſtand, verbunden mit einer ſeeliſchen Flucht in die Unwirk⸗ lichkeit. Die letztere Form kam für den Patienten Hol⸗ mann in Frage, den man krank und ſchlafend in ſeiner Dachkammer entdeckt und in ein Krankenhaus gebracht hatte. Und hier— im Krankenhaus— wurde er dann von einigen Privatdetektiven aufgeſtöbert, die nach einem Bernard Holmann ſuchten, der einige Millionen Dollar von einem alten Onkel geerbt hatte. Man fand den Erben. Aber er war krank, ſchlafend— unfähig, die gute Nachricht entgegenzunehmen. Man brachte ihn alſo in das Beſitztum des verſtorbenen Onkels. Die beſten Aerzte be⸗ mühten ſich um ihn. Zwei Krankenſchweſtern wurden für ihn engagiert. Er war Tag und Nacht unter Aufſicht. Und eines Morgens ſchlug er die Augen auf— erſtaunt, bei⸗ nahe ängſtlich um ſich blickend. Er ſtreichelte den weichen Stoff ſeines Nachtanzugs. Wie ſchön er träumte..„Sie haben lange, ſehr lange geſchlafen und waren krank. Aber nun wird alles gut!“ ſagte ihm beruhigend die Kranken⸗ ſchweſter.„Ach— das iſt ja alles keine Wirklichkeit— ich träume ja... Und nachher werde ich wach!“ Die Aerzte kamen und ſprachen auf ihn ein. Die Rechtsanwälte fanden ſich bei ihm ein und unterbreiteten ihm die nötigen Akten. Aber Holmann war nicht in der Lage zu erfaſſen, daß alles Wirklichkeit ſei. Er glaubte an einen ſchönen, gar zu ſchönen Traum. Und wenn er ſich abends zum Schlummer niederlegte, hatte er Angſt, am anderen Morgen wieder in der troſtloſen Dachkammer in New Nork frierend zu erwachen— dort, wo er einſt ein⸗ geſchlafen war. Es nützte nichts, daß man ihm immer wieder genau auseinanderſetzte, wie man ihn vorher geſucht hatte. Nein, er glaubte nichts. Die Zeitungen, die er einſt geleſen hatte, lagen vor ihm. Sie waren doch wirk⸗ lich da. Er konnte das Papier hören, zerreißen, zuſammen⸗ ballen. Aber ſein Gemüt erfaßte es dennoch nicht. Er fuhr mit dem Auto hinaus, holte Geld bei der Bank und ver⸗ teilte es auf der Straße an die Leute, die arm ausſahen, weil er doch eben meinte, gleich werde er wach und könne niemanden mehr glücklich machen. Die Aerzte ſchüttelten den Kopf. Hier konnte man nicht helfen. Wer wußte ſchon einen Ausweg?! Die Anwälte, die als Treuhänder über dieſen Fall zu wachen hatten, machten ſich ſchwere Sorgen. Sie berieten Dieſe ſtellten als möglich Es könne ſein, daß einerſeits das Gehirn durch die lange Schlafperiode gelitten habe. Es ſei auch möglich, daß der Schock des Erwachens zu groß war. Aus dieſem Grunde ſahen ſich die Anwälte veranlaßt, die Verhängung des Kuratels über ihn zu beantragen. So wird man ihm wenigſtens ſeinen Traum— wie er es nennt— recht lange erhalten können. Der Ritt auf dem Stahlhelm Den Dänen iſt ein neuer Münchhauſen erſtanden. Geburtsort iſt der Truppenübungsplatz Viborg, und der Name des Helden iſt„Gemeiner Nr. 314“. Bei einer Uebung im Handgranatenwerſen verlor der Nebenmann von Nr. 214 die Nexpen, zog die Zündſchnur ſeiner Granate und 1 dann die Granate fortzuſchleudern. Ja, vor Erſtaunen lie er ſie fallen währenddeſſen die Schnur immer weiter brann⸗ te. Kaltblütig und geiſtesgegenwärtig warf Nr. 214 ſeinen Stahlhelm über die ziſchende Granate und ſetzte ſich außer⸗ dem auf ſeine Kopfbedeckung. Die Granate explodierte, aber der Helm gab nicht nach, das tat nur der Gemeine Ni. 214. Jedenfalls erzählten ſeine Kameraden, 214 fei nahezu zwei Meter hochgeſchleudert worden, um dann unverſehrt neben ſeinem Helm zu landen“. ö l Der Ja f 2 Sie ging an den Männern vorüber, trat hinaus, lief die Stufen hinunter. Da hoben ſie ihn gerade aus dem Wagen. Zwei Gendarmen waren auch dabei. „Gegen neun Uhr fand man ihn.“ Gegen neun Uhr! Frau von Dittmarshoven konnte nicht weinen. Gegen neun Uhr hatte ſie noch voll Zuver⸗ ſicht auf ſeine baldige Heimkehr gehofft. Und nun lag er vor ihr— tot! „Ich glaube nicht, Maria, daß Ernſt mir hilft. Ich glaube es nicht. Ewig wird ſein Haß auf mir ruhen, weil du ihn verſchmähteſt und mich nahmſt. Aber ich will ihn noch einmal um Hilfe bitten. Am der Kinder willen!“ Das e letzten Worte geweſen. Und nun lag er vor ihr, ſtill, ſtumm und kalt, erlöſt von allen Sor⸗ gen, von aller Not. Und ſie wußte doch ganz genau, daß er ſie niemals freiwillig allein gelaſſen hätte, damit ſie alles allein tragen müſſe. Ein Anfall oder ein Verbrechen — alles andere ſchied aus. Denn niemals hätte er ſich ſelbſt— nein, niemals hätte er das getan! , Leiſe und behutſam ſtrich Frau von Dittmarshoven über den grauen Kopf. An der Seite war eine gräßliche Wunde. „Lieber, guter Richard, warum mußte nun auch noch 1 5 11 kommen? Warum mußteſt du mich verlaſſen?“ Aber die Augen, die ſtets voll Liebe und Güte in die ihren geblickt, blieben geſchloſſen, und mechaniſch ſtrich die arme Frau immer wieder über die gefalteten Hände des Toten, als müſſe ſie ſich noch einmal Rat bei ihm holen, 80 ita Male e—— riſta war gehorſam zu Bett gegangen. Vater wollte doch gewiß mit Mütterchen noch vieles be rechen, und da durfte ſie nicht ſtören. f 5 5 Und ruhig und friedlich ſchlief die kleine Chriſta, nicht ahnend, wie grauſam ſich in dieſer Nacht das Schickſal ge⸗ zeigt hatte. Fortſetzung folgt. —. 8 5———— Free