Nr. 294 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Freitag, 15. Dezember 1939 8 kam erkannte ſie ihn kaum wieder, Schule der Diſziplin „Das Dritte Reich hat eine Armee geſchaffen, die nicht eine gedankenloſe Maſchine darſtellt, ſondern eine feine Kom⸗ bination von menſchlicher Intelligenz und techniſcher Prä⸗ ziſton“, das iſt die Meinung eines neutralen Journaliſten, und ſogar eine engliſche Zeitung, die„Yorkſhire Poſt“, hat dieſes anerkennende Urteil abgedruckt. Woher kommt dieſer Eindruck? Einmal iſt der deutſche Mann von Haus aus ſchon nicht auf den Kopf gefallen, aber das macht noch keinen Soldaten. Nein, unſere Armee iſt das Ergebnis einer klar gelenkten Erziehung, und zwar einer Erziehung, die nicht ert beim Rekruten beginnt, ſondern die den Knaben bereits erfaßt. Seit 1933 nimmt ſich die Hitler⸗ Jugend der jugendlichen Menſchen an, aber auch ſchon vor— her hat das ſoldatiſche Erbgut im deutſchen Volke ſeine Wir⸗ kung getan. Der Weltkrieg war politiſch von einer ſtark demoraliſierenden Wirkung, aber in den Weltkriegsteilneh⸗ mern hat er Werte hinterlaſſen, die, knapp geſprochen, ſol⸗ datiſch ſind, Werte, die ſich auf das Privatleben ausdehn⸗ ten und die die nach dem Kriege anwachſende Jugend mit⸗ bekommen hat ins Leben. Das ſteckt nach einer Jahrzehnte langen militäriſchen Erziehung einmal im Volke, und auch die pazifiſtiſche Zeit nach 1919 hat dieſes Erbgut nicht ver⸗ nichten können. Was ſind aber nun dieſe Erbwerte? Wir nennen ſie am beſten: fleiſchgewordene Diſziplin. Es ſind Anlagen wie viele Anlagen im Menſchen, die im Kinde bereits vorhanden ſind und ſpäter geweckt und gefördert werden müſſen. Die beſte Schule dafür iſt und bleibt der ſoldatiſche Dienſt. Die Schule der Diſziplin iſt gewiß kein Kindergarten. Sie iſt hart, männ⸗ lich und ernſt. Rekruten empfinden in dieſer Schule manches als„Schlauch“, ſie halten ſie für überflüſſig, beſonders in Kriegszeiten. Aber das iſt ein Irrtum, und es iſt ein tra⸗ ditionelles Recht des Rekruten, ſich in militäriſchen Dingen irren zu dürfen. Später wird das von ſelber beſſer. Nur ein „zackiger“ Soldat iſt ein richtiger Soldat. Wer die Haltung vernachläſſigt und ſeinen Anzug nicht achtet, wer gar ſein Gewehr— bekanntlich die Braut des Soldaten— verdrecken läßt, der iſt kein Soldat, aber er kann es werden, eben durch die Schule der Disziplin Doch es geht in der Wirkung weder um die Haltung des Rekruten, noch um ſeinen Rock, noch um ſein Gewehr. Es geht um das Ganze, um die„Kombination von menſchlicher Intelligenz und techniſcher Präziſion“. Würde der einzelne Soldat nicht ein diſziplinierter, vollkom⸗ men durchgebildeter Mann ſein, dann könnte auch die Armee nicht jene Taten leiſten, wie wir ſie im Weltkrieg geſehen haben und wie wir ſie ſoeben erſt im Feldzug der 18 Tage mit Begeiſterung bewunderten. Wenn der Befehl zum Sturm kommt, dann iſt es menſchlich, wenn in einzelnen Herzen Furcht oder doch die Spur von Furcht ſich zeigt, aber dieſes Gefühl ſteht wider die Disziplin, und bei einem durch und durch diſziplinierten Soldaten hat die Furcht keinen Platz, denn er weiß, daß er Glied einer Kette iſt und daß die Kette reißt, wenn ein Glied verſagt. Auch die kämpferiſche Einzelaktion des Soldaten im Kriege kann nie die Sonderaktion eines einzelnen Menſchen ſein, das verbietet die Disziplin, ſie muß ſich einfügen in die Notwendigkeit des Ganzen, der Kompanie, des Bataillons, des Regiments. Wer„Diſziplin im Bauche hat“, für den gibt es einfach kein Aus⸗der⸗Reihe⸗Tanzen. Nein, er tanzt im Chor aller Kameraden, und wenn es noch ſo ſchwer fällt. Das iſt das Ergebnis der Schule der Diſg'plin. Der richtige Soldat iſt aber nicht nur Soldat, wenn er vor ſeinem Vor⸗ geſetzten ſteht, er iſt es immer er iſt es außerdienſtlich erſt recht, denn im Kameradenkreiſe hilft die Kameradſchaft über manches hinweg, allein auf der Straße oder im geſelligen Kreiſe 1 jeder Soldat Vertreter ſeines Regiments, ja, der anzen Armee. Manchem, der ſich nur zum Krieger geboren fühlt mag die Schule der Diſziplin als etwas Ueberflüſſiges erſcheinen. Aber vielleicht intereſſiert es ihn, daß auch Krie⸗ ger dieſe Schule nie verlaſſen. Auch an der Front wird trotz aller Kameradſchaft zwiſchen Offizier und Soldat der der beſte Vorgeſetzte ſein, der nach dem Frontdienſt die Schule der Diſziplin einſchaltet. Die im Kampf geſchloſſene enge Kameradſchaft zwiſchen Soldaten und Vorgeſetzten ſorgt ſchon dafür, daß auch dieſe Schule im Zeichen edelſter Kame⸗ radſchaft ſteht. Gewiß, wir können den Engländer nicht durch einen ſchneidigen Parademarſch niederzwingen, aber erſt recht nicht durch Schludrigkeit. Den Feind beſiegen wir nur durch unſere Disziplin. Er fürchtet ſie daher und hofft auf die Demoraliſierung des Soldaten mit zunehmender Dauer des Krieges. Auch da ſoll er ſich täuſchen! Was für den Soldaten gilt, gilt entſprechend auch für den Ziviliſten. In dieſem Krieg iſt die Diſziplin der ganzen Nation unſere beſte Waffe. Auch hier iſt uns der Führer und ſein Kampf um Deutſchland das eindrucksvollſte Beiſpiel. Halten wir auch dieſe Waffe blank, damit an keiner Stelle der totalen Front der Gegner einen ſchwachen Punkt findet. Damit ſchaffen wir uns einen Vorteil, den der Gegner nicht einholen kann. Far wick. 100 Jahre Badiſche Felddienſtauszeichnung Zu allen Zeiten ſchon ſtand das Land am Oberrhein im Mittelpunkt großer geſchichtlicher Ereigniſſe, zu allen Zei⸗ ten aber auch künden die Chroniſten von großen, ſiegreichen Waffentaten badiſcher Regimenter. Im Badiſchen Ar⸗ meemuſeum„Deutſche Wehr am Oberrhein“ werden zahl⸗ reiche zerfetzte und zerſchliſſene Feldzeichen aufbewahrt, die zu berichten wiſſen von Märſchen durch halb Europa, von Kämp⸗ fen und Siegen, von mannhaftem Ertragen unerhörter Stra⸗ pazen auf den Schnee⸗ und Eisfeldern Rußlands und im ſon⸗ nendurchglühten Spanien, von einſamem Sterben fern der Heimat. Aber nicht nur Fahnen und Feldzeichen erinnern an ſtol⸗ zen Waffenruhm unſerer Vorfahren, auch die vom damaligen Großherzog Leopold im Frühjahr 1839 geſtiftete und im Dezember desſelben Jahres, alſo vor nunmehr 100 Jahren, erſtmals verliehene„Badiſche Felddienſt⸗ auszeichnung“, deren Originale ſich ebenfalls im Badi⸗ ſchen Armeemuſeum befinden. Die Teilnahme an den napoleoniſchen Feld⸗ zügen(1792 bis 1815) war die Vorausſetzung für die Ver⸗ leihung dieſer Auszeichnung. Sie beſtand für alle Dienstgrade in einer Medaille aus Geſchützgut. Die Vorderſeite ſtellt einen ſtreitfertigen Greifen dar, einen Schild mit dem badi⸗ ſchen Schrägbalken in der linken und ein Schwert in der rech⸗ ten Pranke haltend, mit der Inſchrift„Für Badens Ehre“. Die Kehrſeite trägt, von einem Eichenkranz umgeben, die In⸗ ſchrift:„Leopold für treue Dienſte im Kriege“. Die Medallle wurde an einem orangefarbenen Band mit rotweißer Einfaſ⸗ ſung auf der linken Bruſtſeite getragen. Das Band allein durfte nicht getragen werden. Mit der Medaille wurde dem „Dekorierten“ eine von Kriegsminiſter von Freydorf unter⸗ zeichnete Beſitzurkunde überreicht. Nach dem Tode des Vete⸗ ranen verblieb die Medaille im Eigentum der Familie. Die im Jahre 1843 in Buchform erſchienene„Vetera⸗ nen⸗Chronik der Krieger Badens“ enthält ein Verzeichnis aller mit der Felddienſtauszeichnung geehrten Veteranen. In alphabetiſcher Reihenfolge führt es die Namen von über 17000 Soldaten aus dem ganzen Badner Land auf, die die Feldzüge in den Jahren 1792 bis 1815 mit⸗ gemacht haben. Die Chronik iſt nicht nur eine wertvolle volks- und heimatkundliche, geſchichtlich⸗hiſtoriſche Quelle, ſon⸗ dern zugleich ein Ruhmesdenkmal unſerer Vorfahren, die Gut und Leben einſetzten für Volk und Vaterland. Wirtſchaftswoche Der„Neuaufbau Oſteuropas— Die große„Völkerwande⸗ 200 Wenn Betriehe ſtillgelegt werden müſſen— Das Weihnachtsgeſchüft im Kriege— Kaufkraftmäßige Voraus⸗ a ſetzungen günſtig Wie unbeirrt und planmäßig Deutſchland ſeine großen Wirtſchaftsaufgaben bewältigt, zeigen die Vollendung des Adolf⸗Hitler⸗Kanals und die Inangriffnahme der rieſigen Bauaufgabe des Oder—Donau⸗Kanals. Eine Nation, die mitten im Kriege ein ſolches Werk beginnt, das die Struktur Mitktel⸗ und Oſteuropas grundlegend wandeln wird, iſt nicht de beſiegen. Dabei iſt dies nicht der einzige gigantiſche Plan, der verwirklicht wird. Im eroberten polniſchen Gebiet wird be nach vollendeter Rückſiedlung des Baltendeutſchtums, eſſen Anſiedlung in den neuen Reichsgauen im vollen Gan⸗ ge 5 auch die Umſiedlung der Deutſchen in Oſtgalizien, Wolhynien und dem Narew⸗Gebiet begonnen, die Hand in Hand geht mit der Umſiedlung der Weißruſſen und Ukrainer hach dem ſowjetruſſiſchen Gebiet. Etwa 100 000 bis 120 000 Menſchen deutſchen Blutes ſollen durch dieſe Umſiedlung heimgeholt werden. Mitten im Kriege wird hier in wenigen Monaten— die Umſiedlung ſoll im März nächſten Jahres beendet ſein— eine Völkerwanderung durchgeführt, die im Ausmaß nur wenig hinter den Völkerbewegungen zurück⸗ ſteht, die uns als„germaniſche Völkerwanderung“ aus der Geſchichte bekannt ſind.(Der Zug der Zimbern und Teuto⸗ nen umfaßte ungefähr 25 000 Menſchen.) In Deutſchland ſelhſt läuft die Produktion weiter. Es kommt im weſentlichen nur darauf an, Unebenheiten zu glät⸗ e ee. 0 —xx ẽ ͤ.P 7... 7˙—˙ꝛ——— Die von Dillmarshoven Roman von Gert Rothberg. 22 N An ihre Mutter ſchrieb Margot: 8 e„Liebe Mama! 5 Ich werde in wenigen Tagen mit Baron Fulden ge⸗ traut und komme durch dieſe Heirat in märchenhafte Verhältniſſe. Da ich längſt mündig bin, bedurfte es zu dieſer meiner Ehe Deiner Einwilligung nicht, und ich habe daher auch ſelbſtändig gehandelt. Mein Mann wird Euch eine Rente ausſetzen, von der Ihr anſtändiger le⸗ ben könnt als bisher. Das iſt aber alles. Da ich arm zu ihm komme, kann ich ihn nicht um mehr bitten, als er von ſich aus ſchon tut. Eine Verbindung kann es in Zukunft zwiſchen uns nicht mehr geben. Denn ich habe meinem Verlobten alles geſagt. Alles. Und er hat mir erwidert, daß er es ſchätzen könne, daß ich von meines Vaters Schuld überzeugt ſei und ſeine Tat verurteile. Er weiß aber auch, daß Ihr noch immer an ſeine Schuld⸗ loſigkeit glaubt, und ſteht darin eine Mitſchuld Eurer⸗ ſeits. Das trennt uns. Sei mir nicht böſe, Mama! Aber — die Verhältniſſe! Es geht nicht anders. Leb wohl und grüße Chriſta! Deine Margot.“ Di.eſen Brief erhielt Frau von Dittmarshoven. Chriſta war gerade im Walde. Die Mutter las dieſen Brief meh⸗ rere Male. Sehr ſorgfältig, ſehr genau faltete ſie ihn dann zuſammen und verbarg ihn. Chriſta ſollte nicht erfahren, was Margot geſchrieben hatte. Es genügte vollſtändig, wenn dieſer liebloſe Brief ſich mit ſchmerzenden, brennen⸗ den Lettern in das Herz der Mutter eingrub. Margot und ihr Gatte reiſten nach Genua. Sie blie⸗ ben. zwei Wochen, dann fuhren ſie nach Nizza. Und hier war es, daß Margot einmal eine ganze lange Nacht auf ihren Mann wartete. Als er gegen Morgen endlich ar das wirklich der elegante Kavalter, als den ſte iyn rannte? Asirr hing ihm das Haar in die Stirn und das Geſicht ſah gelb und ein⸗ gefallen aus. Er bemerkte ſie erſt, als er dicht vor ihr ſtand. Und da er ſie bei ſeinem Anblick zurückweichen ſah, lachte er brutal auf. „Was warteſt du die ganze Nacht? Für Liebe habe ich jetzt nichts übrig. Ich bin müde.“ s Als ſie totenblaß wurde, kam er zu ſich. „Verzeih, Margot, aber ich habe blödſinniges Pech ge⸗ habt. Und da iſt man natürlich nicht bei roſigſter Laune.“ Er wollte ſie küſſen, aber ſie wich ihm aus. Er ſah an ihr vorbei und ſeine Stimme bebte vor Zorn, als er ſagte: „Ich bat um Verzeihung. Mehr kann ich nicht tun. Und Launen dulde ich aicht, daß du es weißt!“ Er ſchritt an ihr vorüber in das Wohnzimmer. Mar⸗ got aber ging in ihr großes, ſchönes Schlafzimmer, ſtellte ſich dort ans Fenſter und weinte. Und aus der Dunkelheit da draußen ſchienen ſie zwei Augenpaare traurig anzuſehen. „Mutter und Chriſta!“ ſchluchzte ſie und ſenkte tief den dunklen Kopf. So ſtand ſie lange. Mählich wich das Dun⸗ kel und es wurde Morgen. Nach langem Kampf ſiegte die Klugheit. Margot klei⸗ dete ſich beſonders ſorgfältig an und legte entgegen ihrer ſonſtigen Gewohnheit etwas Rot auf. Sie ſah nach der durchwachten Nacht ſonſt zu blaß aus. Dann ging ſie ins Wohnzimmer. Ihr Gatte war nicht dort. Als ſie das Mäd⸗ chen fragte, ſagte dieſes, der Herr Baron ſei mitten in der Nacht wieder fortgegangen. Margot dankte freundlich, um dem Mädchen nicht ihre Angſt zu zeigen. Hatte ihr Mann ſie hier allein zurückgelaſſen? So ruhig als möglich ſchritt ſie dann hinunter in die Leſehalle, wo ſie ſich die neueſten Zeitungen geben ließ. Und da erhob ſich aus einem Klubſeſſel ihr Gatte. a Elegant wie immer kam er ihr entgegen, küßte ihr die Hand, legte ihr einige langſtielige Roſen in den Arm, ten. Das geſchieht beiſpielsweiſe durch die Verordnung Über die Vertragshilfe des Richters bei wirtſchaftlichen Schwieria⸗ reiten von Betrieben infolge des Krieges. Auch der Auftrag Görings an Reichsleiter Bouhler, Hinweiſe und Beſchwerden einzelner Volksgenoſſen zu prüfen zeigt, daß in der gelenkten Wirtſchaft auch der Einzelne durchaus zu Wort kommen kann. f Selbſthilfe iſt nicht ausgeſchloſſen. So bittet z. B. die Wirtſchaftsgruppe Einzelhandel ihre Mitglieder um Mik⸗ teilung, wenn irgendwo die Lieferbedingungen verſchlechtert worden ſein ſollten, um ſich mit der betreffenden Fachgruppe in Verbindung ſetzen zu können und etwaige Mißſtände und Uebergriffe einzelner zu beſeitigen. Das iſt ein bezeichnendes Beiſpiel für das gute Funktionjeren der wirtſchaftlichen Selbſtverwaltung Deutſchlands. Die nun einmal unvermeid⸗ liche Stillegung einzelner Betriebe infolge der Kriegsnot⸗ wendigkeiten wird ohne Härten geregelt werden, und zwar im Wege einer Solidarfinanzierung, über die zurzeit noch verhandelt wird. Die Unternehmer ſolcher ſtillgeleaten Fa⸗ briken werden an anderen Stellen unſerer Wirtſchaft, vlel⸗ leicht in der Wehrwirtſchaft oder beim Aufbau der neuen Oſt⸗ gebiete eine Verwendung finden können, die ihrem Können und ihren beruflichen Erfahrungen entſpricht. Bei uns re⸗ giert nicht„Herr Wirrwarr“, ſondern die Wirtſchaftsffth⸗ rung, die dem deutſchen Volke und der Welt bereits ſeit 1933 bewieſen hat, daß ihr keine Aufgabe zu ſchwer iſt und daß ſie vor keiner kapituliert! Die innere Stärkung der deutſchen Wirtſchaft ſeit der Machtübernahme kommt wohl am deutlichſten in der Ent⸗ wicklung des Weihnachtsgeſchäftes zum Ausdruck. Von Jahr zu Jahr waren hier Fortſchritte zu verzeichnen, die nicht nur wegen der mengenmäßigen Umſatzſteigerung, ſondern vor allen Dingen wegen der Zuſammenſetzung des Geſchäftes kennzeichnend für die Kaufkraftſteigerung der breiten Bevöl⸗ kerungsſchichten waren. Die Umſätze des diesjährigen Weih⸗ nachtsgeſchäftes werden zwangsläufig größere Verlagerun⸗ gen erfahren welche aber keineswegs durch die Kaufkraft be⸗ ſtimmt ſind, ſondern durch die Notwendigkeit von Erzeu⸗ gungsbegrenzungen im Hinblick auf die Kriegswirtſchaft. Die Warenverſorgung der Geſchäfte iſt deswegen noch ver⸗ hältnismäßig günſtig geweſen, weil nach den Erfahrungen der voraufgegangenen Jahre der Einzelhandel weſentli⸗ früher ſeine Einkäufe getätigt hat und dementſprechend die Fabriken auch ihre Erzeugung frühzeitig beginnen konnten. Dieſe vorzeitige Planung erweiſt ſich jetzt als ein beſonders glücklicher Umſtand, denn fabrikmäßig war ſchon ein beacht⸗ licher Teil des Weihnachtsgeſchäftes ſoweit abgewickelt bezw. eingeleitet, daß die Umſtellung auf Kriegswirtſchaft nur in begrenztem Umfange auf die Weihnachtsverſorgung einwirkt. Lediglich ſoweit eine Bewirtſchaftung der Waren durchge⸗ führt wird, liegen die Verhältniſſe natürlich inſofern anders, als die Ware fetzt, unabhängig von ihrer Zweckbeſtimmung für das Weihnachtsgeſchäft, eben für die allgemeine Verſor⸗ gung bereitgeſtellt werden muß. Die für das Weihnachtsgeſchäft zur Verfügung ſtehende Kaufkraft iſt weiterhin ſehr hoch Aue 880 Zunächſt ha⸗ ben die erſten acht Monate des Jahres 1939 eine weitere Kaufkraftſteigerung gebracht. Auf manchen bisher zurückge⸗ bliebenen Gebieten iſt dieſe ſogar ſprunghaft angeſtiegen. Die Umſtellung auf Kriegswirtſchaft hat nun zwar für die⸗ jenigen Bevölkerungsſchichten, welche beſonders ſtarke Ein⸗ kommenserhöhungen hatten, eine ſpürbare Senkung gebracht, aber die Kaufkraft liegt doch noch ſehr hoch, zumal die Be⸗ grenzung des laufenden Bedarfes andererſeits wieder neue Kaufkraft freigelegt hat. Die ſinnvolle Umſtellung der Un⸗ terſtützung für die Angehörigen der Einberufenen, welche an das bisherige Einkommen anknüpft, iſt hier ganz beſonders zu erwähnen. Im übrigen hat inzwiſchen auch die Wieder⸗ gufnahme der Bezahlung von Zuſchlägen für Nacht- und Sonntagsarbeit eine erneute Kaufkraftſteigerung für breite Käuferſchichten gebracht. enden geſehen ſind alſo alle Vorausſetzungen dafür vorhanden, daß die Umſätze im Weihnachtsgeſchäft ſich auf einer anſehnlichen Höhe halten. Wenn zwangsläufig Schrumpfungen in dieſem Jahre ein⸗ treten, ſo werden dieſe nicht durch die Kaufkraft beſtimmt, ſondern durch die Bewirtſchaftung wichtiger Gebiete. Das Weihnachtsgeſchäft 1939 wird ſelbſtverſtändlich auch die Spuren des Krieges tragen, aber es wird gleichzeitig wieder einen Beweis dafür bringen, daß der geſchloſſene und an⸗ paſſungsfähige Wille der Bevölkerung auch auf dieſem Ge⸗ biete die Kriegsrückwirkungen auf das unvermeidliche Maß begrenzen wird. Gedenktage 15. Dezember 1745 Schlacht von Keſſelsdorf. 1804 Der Bildhauer Ernſt Rietſchel in Pulsnitz in Sa. geb. 1832 Der franzöſiſche Ingenieur Alexandre Guſtave Eiffel in Dijon geboren. 1887 Der Dichter Hans Caroſſa in Tölz geboren. Sonnenaufgang: 8.30 Uhr Sonnenuntergang: 16.10 Uhr Mondaufgang: 11.02 Uhr Monduntergang: 21.09 Uhr „Guten Morgen, Margot! Ganz wundervoll ſiehſt du wieder aus. Dieſes Kleid iſt ja feenhaft! Ich bin ſehr ſtolz auf meine ſchöne Frau. Weißt du das?“ Sie ſah ihn an und lächelte. Und während ſie die Hand auf ſeinen Arm gelegt, dahinſchritt, mußte ſie denken: „Ich habe mich in dieſer Nacht faſt wie ein dummes kleines Frauchen benommen, das ſich die Augen aus dem Kopfe weint, weil der Mann über Nacht ausblieb. Was kümmert es mich, wo Baron Fulden ſeine Nächte ver⸗ bringt? Ich habe zu lächeln, wundervolle Toiletten zu tragen und zu repräſentieren! Dieſer Mann hat mir den Herrn gezeigt und ich habe mich danach zu richten!“ „Ich habe eine kleine Schwierigkeit zu überwinden,“ ſagte er jetzt:„So ſchnell bekomme ich das Geld, das ich benötige, nicht hierher. Sobald es eingetroffen iſt, ſchenke ich dir den wundervollen Schmuck, der dir bei einem hie⸗ ſigen Juwelier ſo ſehr gefiel. Zufrieden, mein Schatz?“ „Du biſt ſehr gut zu mir, Ludwig!“ Fulden lächelte. 2 Drüben im Dorfe läuteten die Glocken. Heute wurde Maja Raſtenau mit dem Grafen Oſten getraut. Es war ein wunderſam klarer Tag und die Spätſommerblumen blühten. Alles, was laufen konnte, war auf den Beinen. Und Klaus Naſtenau hatte alles getan, um die Hoch⸗ zeitsfeier ſeiner Schweſter würdig und ſchön zu geſtalten. Das Arrangement hatte er gerne der Mama überlaſ⸗ ſen. Er ſelbſt aber wollte dafür ſorgen, daß auch die Leute im Dorfe gern an dieſen Tag zurückdachten. Graf Oſten, nunmehr der Gatte der kleinen Maja, war ein ernſter, zielbewußter Menſch, und eine tiefe Hochach⸗ tung verband ihn mit dem Schwager Klaus. Der wieder⸗ um wußte Maja bei Oſten gut aufgehoben und war froh darüber. Benno war verlobt mit einer ſehr hübſchen, ſchicken jungen Dame, der einzigen Tochter eines Grund⸗ beſitzers in der Mark. So ſchien ſich auch nach dieſer Seite hin alles zum Guten zu wenden. 55 5 Fortſetzung kolat. 4 Gtrafe nie im Zorn! Jetzt erzieht die Mutter die Kinder allein Eine Frage, liebe Mutter: Wie geht es zu Hauſe mit den Kindern? Es iſt jetzt nicht immer leicht, nicht wahr? Der Vater iſt fort, der Schulunterricht iſt vielleicht nicht ſo regelmäßig wie in Friedenszeiten, viele Lehrer ſind ein⸗ gerückt,— es iſt alſo manches anders als ſonſt für unſere Kinder. Und du haſt hier und da das Gefühl, als wür⸗ den ſie dir etwas über den Kopf wachſen... Sonſt hat der Vater ein Machtwort geſprochen, wenn es nicht mehr ging; jetzt heißt es einfach„Mutter läßt uns ſchon“,— aber dir iſt nicht wohl dabei. Gerade jetzt ſollten ſie mit ver⸗ doppelter Energie in Schach gehalten werden! Aber wie das anſtellen? Liebe Mutter, du willſt auf dem Poſten ſein trotz aller Sorgen um deine Lieben draußen. Wir wollen verſuchen, dir ein wenig Hilfsſtellung zu leiſten mit ein paar Grundſätzen, an die du bei der Erziehung immer denken ſollſt. 1. Stelle keine unnötigen oder unhaltbaren Gebote auf! Verlange alſo im weſentlichen immer nur Dinge, auf deren Durchführung du unter allen Umſtänden beſtehen kannſt! Sage z. B. nicht, ihr werdet ſchon ſehen, von jetzt ab müßt ihr mir den ganzen Nachmittag lernen,— denn dazu kommt es ja doch nie, und deine Kinder ſagen ſich, das wird nur halb ſo ſchlimm, bis morgen hat Mutter ſchon wieder auf die Lernerei vergeſſen. Sage beſſer: Um 4 Uhr hat jeder zum Arbeiten anzutreten, und um 6 Uhr werden mir die ſchriftlichen Arbeiten vorgelegt. Danach werde ich Stichproben abhören. Dies aber führe durch, und du wirſt bald Erfolg ſehen! 2. Laß nicht mit dir verhandeln] Vielleicht iſt das deine ſchwache Seite,— die Kinder kennen ſie nur zu gut! Sie bitten und betteln ſo lange, bis du nachgegeben haſt. Damit begibſt du dich aber in ihre Hände, zu deinem und ihrem Schaden. Ueberlege dir darum zuvor, was du ver— langſt, und dann beſtehe darauf!. 3. Laß dich keinesfalls durch irgendeine Kinderuntat, durch Ungehorſam oder Trotz in Aufregung bringen! Und wenn dir der helle Zorn aufſteigen will, dann ſage dir ſofort, jetzt bin ich nicht verhandlungsfähig! Sage dann nur, mein Freund, ſo geht das nicht. Geh jetzt hinein ins Wohnzimmer, in einer Viertelſtunde ſpäteſtens werde ich auch da ſein, und dann werden wir die Sache beſprechen. Das Kind wird ſich ſammeln in der Zwiſchenzeit; und auf jeden Fall wirſt du dich ſammeln können und verſuchen, deinen perſönlichen Aerger von dem zu trennen, was das Kind aus ſeiner Unart lernen ſoll! Wenn du alſo ruhig. geworden biſt, wirſt du ſie ihm ſachlich und nüchtern vor Augen führen, du wirſt als ernſter Kamerad mit ihm ſprechen und ihm raten. 4. Nimm dein Kind immer ernſt! Je mehr es ſich als dein Kamerad fühlen kann, deſto weniger arbeitet es gegen dich, deſto mehr folgt es deinen ſachlichen Anordnungen, deſto kameradſchaftlicher hilft es dir in dieſer für dich ſo ſchweren Zeit. Nur ein paar Regeln der Erziehungskunſt haben wir herausgegriffen, liebe Mutter, um dich in deiner Arbeit zu ſtärken. Wir wiederholen nochmal ganz kurz: Stelle keine unnötigen und undurchführbaren Gebote auf! Ueberlege dir immer zuvor, was du verlangſt, und dann beſtehe darauf! Laß dich nicht aus der Ruhe brin⸗ gen; ſtrafe vor allem nie im Zorn! Nimm deine Kinder immer ernſt und ſei ihnen ein guter, verſtändiger Kamerad! 9* 2 4 Wenn unſer Kind wächſt. Keine unnütze Sorge! Oft genug kommt die Mutter mit ihrem Kinde, das eben in die Schule gekommen iſt, zum Arzt mit der angſt⸗ vollen Frage:„Herr Doktor, was iſt mit meinem Kind? Es war doch früher ſo rundlich, jetzt iſt es nur noch Haut und Knochen jede Rippe an dem kleinen Körper kann man zählen.“ Die Unterſuchung ergibt dann ſehr oft nicht nur ein völlig geſundes, ſondern auch noch ganz normal entwickeltes Kind, das ſich nur gerade in einer Periode der Streckung, d. h. in einem geſteigerten Län⸗ genwachstum befindet, das abgelöſt wird von einem Wachstum in die Breite, mit dem dann die den Müttern ſo erwünſcht ſcheinende Fülle und Dicke wie⸗ derhergeſtellt wird. Es gibt zwei ſolche Streckungsperioden im Kindes⸗ alter. Die erſte fällt in die Zeit um das fünfte bis ſiebente, die zweite in das elfte bis fünfzehnte Lebens⸗ jahr. Jede aufmerkſam beobachtende Mutter weiß, wie die liebliche Fülle und Rundung der Zwei⸗ bis Drei⸗ jährigen allmählich verſchwindet, wie ſich die Geſtalt reckt, wie der kleine Hals ſichtbar wird und wie dann allmäh⸗ lich aus dem ſchlanken bisweilen ein magerer Kinder⸗ körper wird. Da dieſer Zuſtand ungefähr um die Zeit des Schulbeginns einzutreten pflegt, ſo wird oft der Schule daran ſchuld gegeben, während die eigentliche Urſache in der zu verſchiedenen Zeiten verſchieden großen Wachstumſtärke liegt. Die ausgeſprochene Magerkeit ver⸗ ſchwindet in den folgenden Jahren, da im neunten und zehnten Lebensjahr das Breitenwachstum erheblicher wird, um aber bald— in der Zeit der beginnenden Reife— erneut einem ſtarken Längenwachstum zu wei⸗ chen. Das iſt die Zeit, wo bei den Mädchen die Kleider in jedem Jahr ein großes Stück zu kurz werden, wo die Mädel und Jungen nicht wiſſen, wo ſie mit ihren lan⸗ gen Gliedmaßen hin ſollen. Und auch hier folgt mit dem Fortſchreiten der Entwicklung ein lebhafteres Breiten⸗ wachstum und beſonders bei den Mädchen die Zunahme des Fettpolſters, das die Frauen wieder rundet und dem Körper allmählich die Geſtalt des Erwachſenen gibt. Aber nicht nur der Körper als Ganzes, ſondern auch ſeine verſchiedenen Teile zeigen ſtarke Wachstumserſchei⸗ nungen. Bekannt iſt der unverhältnismäßig große Kopf der Neugeborenen; ſeine Länge beträgt ein Viertel, die des Schulanfängers ein Sechſtel und die des Erwachſenen ein Achtel der geſamten Körperlänge. Von beſonderer Wichtigkeit ſind die Wachstumsverhältniſſe des Herzens. Wer ein kleines Kind beobachtet, wird ſehen, daß es mit großer Fixigkeit beim Spielen hin⸗ und herläuft, ſich aber bald bei der Mutter für kurze Zeit ausruht, um dann wieder ſeinen ſchnellen Lauf zu beginnen. Das entſpricht den Verhältniſſen, denen das kindliche Herz bei einer großen Anſtrengung auf kurze Zeit gewachſen iſt. Deshalb iſt es auch vernünftiger, ein Kleinkind auf Spielplätzen nach eigenem Willen ſpielen, toben und ſich ausruhen zu laſſen, als es durch ſtundenlanges Spazie⸗ rengehen an der Hand der Erwachſenen anzuſtrengen. Zum eigenen Nutzen Kaninchen vielſeitig verwendbar. Kaninchenhaltung macht nicht viel Arbeit, Kaninchen brauchen nur wenig Platz und billige Nahrung. Kleinſied⸗ ler, Eigenheimbeſitzer und alle, die es ermöglichen können, ſollten Kaninchen halten. Eine Häſin mit ihrer Nachzucht kann jährlich bis zu 25 Kilogramm Fleiſch liefern. Die Felle finden im Bekleidungsgewerbe, beſonders zur Hut⸗ und Spinnhaarherſtellung, überall Verwendung. Alle rohen Kaninchenfelle, die nicht vom Erzeuger für ſei⸗ nen Haushalt gebraucht werden, ſind deshalb nach An⸗ ordnung eines Kriegsgeſetzes in den Fellſammelſtellen ab⸗ zugeben. Der Staat gibt zur Zucht von Kaninchen, aller⸗ dings nur derjenigen Raſſen, die als wirtſchaftlich nutz⸗ bringend angeſehen werden können, Zuſchüſſe. Als Grün⸗ futter kann den Kaninchen alles gereicht werden, was im Garten anfällt. Das Grundfutter beſteht aus Heu, Rüben und Weichfutter aus gekochten oder rohen Kartoffeln, auf⸗ geweichten Rübenſchnitzeln und etwas Kartoffelflocken. Mit Wurzelwerk gekocht, ergibt Kaninchenfleiſch ein ſchmackhaftes Frikaſſee, Gulaſch oder Ragout, in Brotteig gehüllt und im Backofen gebraten, einen ſaftigen Schinken. Kaninchenfleiſch mit einem Stück Schweinebauch gebraten, hat einen dem Kalbfleiſch ähnlichen würzigen Geſchmack. Man kann es auch in feine Streifen geſchnitten mit Ma⸗ vonnaiſe vermiſcht als Fleiſchſalat oder Paſtetenfüllung verwenden oder gekocht mit Lorbeerblatt, Zwiebel, Gewürz und einigen Schweinsohren und beinen zu Sülze oder Wurſt verarbeiten Die Kaninchenhaltung kann unſeren Fleiſchmarkt wirkſam entlaſten und liefert uns wichtige Textilſtoffe. Es iſt ſehr erwünſcht, daß die Zahl der Kaninchen beträchtlich zunimmt, und jeder, der dazu die Möglichkeit hat, ſollte ſich das Vergnügen und den Nutzen, Kaninchen zu halten, nicht entgehen laſſen. Backvorſchläge, die ſich verwirklichen laſſen. Auch in dieſem Jahre ſollen wir trotz Krieg nicht auf unſere Weihnachtsbäckerei verzichten. Im Gegenteil, Kuchen und kuſperige Leckereien gehören dazu. Man wird üppige Kleinigkeiten miſſen können und es dafür mit weniger anſpruchsvollen Sachen verſuchen. Es gibt z. B. zahlreiche leckere Sachen, die nicht pfundweiſe Fettigkeiten verlangen. Die folgenden Vorſchläge empfehlen wir den Hausfrauen zur Beachtung. Haferflockenplätzchen. 125 Gramm Haferflocken, 150 Gramm Mehl, 60 Gramm Butter oder Margarine, 100 Gramm Zucker, I Ei, Vanillezucker, 4 Eßlöffel entrahmte Friſchmilch. Der Teig wird wie Mürbeteig bearbeitet und mit einem Teelöffel aufs Backblech geſetzt. Man läßt bei mäßiger Hitze goldbraun backen. Albertkeks. 400 Gr. Mehl, 100 Gr. Zucker, 50 Gr. Fett, 1 Ei, 4 Eßlöffel entrahmte Friſchmilch, 1 Backpulver, evtl. ein Paket Vanillezucker. In die Mitte des mit Zucker und Backpulver gemiſchten Mehles gibt man das mit der Milch verquirlte Ei und die Fettflöckchen. Dann arbeitet man ſchnell einen Teig daraus, den man eine Zeitlang kühl ſtehenläßt, dann meſſerrückendick ausrollt, in Recht⸗ ecke ausſticht und bäckt. Braune Pfeffernüſſe. 200 Gramm Sirup, Kunſthonig oder Marmelade, 100 Gramm Zucker, 30 Gramm Fett, 15 Gramm Pottaſche, 2 Eßlöffel Roſenwaſſer, 2 Eßlöffel entrahmte Friſchmilch, 375 Gramm Mehl, Pfefferkuchen⸗ gewürz. Den Sirup oder die Marmelade mit dem Zucker und mit dem Fett aufkochen, Pottaſche mit dem angewärm⸗ ten Roſenwaſſer auflöſen, das Mehl in eine Schüſſel ſieben, dann alle Zutaten miteinander vermiſchen und den Teig durchkneten. Der Teig ſoll einige Tage ſtehenbleiben. Vor dem Backen den Teig noch einmal durchtneten, dann Mutter als Weinnachtsmann Weihnachtsgeſchenke aus Reſten für unſere Kleinen. Selbſtgefertigtes Spielzeug hat beſonderen Reiz. Ein⸗ mal macht es Spaß, für ſeine Kinder allerlei Tiere und dergleichen ſelbſt anzufertigen; und dann lieben die Kin⸗ der dieſes haltbare und unzerbrechliche Spielzeug über alles. Es iſt für jede Mutter nicht ſchwer, ſelbſt ſolch Spielzeug aus Material aus der Flickenkiſte herzuſtellen. Wir geben hier eine Anleitung für die Anfertigung von einem Affen, einem Froſch, einem Steckenpferd und ein Paar Stoffpüppchen.— Beſonders angenehm iſt ſchließ⸗ lich auch, daß dieſes Spielzeug keinen Pfennig koſtet. Ein paar Flicken, ein Stück Pappe oder etwas Holz hat wohl ſchließlich jeder. Für den Affen braucht man für Geſicht, Ohren, Hände und Füße etwas hellgrauen oder gelblichen Wollſtoff; ſehr geeignet ſind auch Trikotflicken. Für den Hinterkopf, Rumpf, Arme und Beine nimmt man am beſten dunklen, grauen oder bräunlichen Wollſtoff. Beim Froſch wird das Oberteil möglichſt aus grünem Stoff(am beſten Barchent) zugeſchnitten. Für die Bauchſeite kann man gelben Satin nehmen(natürlich läßt ſich auch jeder andere Stoff ver⸗ wenden). Geſichtshälfte und Hinterkopf des Affen werden zwei⸗ mal zugeſchnitten, die beiden Teile mit der Maſchine zu⸗ ſammengenäht und dann gewendet. Die innere punktierte Linie bei der Geſichtshälfte gibt an, wo der Hinterkopf anſetzt. Der Hinterkopf wird mit dem Geſicht verbunden, indem er in der punktierten Linie aufgeſäumt wird. Vorn unter dem Kinn werden die Teile zuſammengenäht, ſo daß die vordere Halslinie entſteht. Hat der Kopf noch nicht die gewünſchte Form, ſo kann man ſie durch Abnäher am Hin⸗ terkopf erreichen. Iſt der Kopf ſo weit fertig, wird er mit kleinen Lumpen oder mit Holzwolle ausgeſtopft. Der Mund wird mit einem roten Wollfaden aufgeſtickt. Als Augen dienen möglichſt tief eingenähte Schuhknöpfe. Die Ohren werden auch doppelt zugeſchnitten und zu⸗ ſammengenäht; ſie bleiben an den Anſatzſtellen ein Stück offen. Dann werden ſie gewendet und mit überwendlichen Stichen an den Kopf angenäht. Die Beine beſtehen aus einem Stück Stoff, das zu einem Schlauch zuſammen⸗ genäht wird. Ausgeſtopft, bleiben ſie zunächſt unten und oben offen. Die Arme arbeitet man wie die Beine, nur ſind ſie in der Mitte abgenäht, ſo daß der Ellenbogen entſteht. Füße und Hände werden wie ein Fauſthandſchuh zu⸗ geſchnitten, zuſammengenäht, unten im Handgelenk offen⸗ gelaſſen und gewendet. Man ſtopft ſie etwas aus, ſo daß man mit der Maſchine noch die Linien ſteppen kann, die die Finger oder Zehen kennzeichnen. Dann werden Füße und Hände mit den Armen und Beinen durch Saumſtiche verbunden. Der Rumpf wird ebenfalls zweimal zuge⸗ ſchnitten und mit der Maſchine zuſammengenäht. Dabei fingerdicke Rollen in 1 Zentimeter lange Stiicke ſchnerden und auf eingefettetem Blech backen. Spekulatius. 500 Gramm Mehl, 200 Gramm Zucker, 150 Gramm Fett, 1 Ei, 3 Eßlöffel entrahmte Friſchmilch, 30 Gramm gehackte Kürbiskerne, Gewürzmiſchung, ½ Back⸗ pulver. Man knetet aus den angegebenen Zutaten einen Teig, den man einige Zeit ruhen läßt, ausrollt, ausſticht und bei gelinder Hitze abbäckt. Mürbegebäck. ½ Liter entrahmte Friſchmilch, 80 Gramm Zucker, 30 Gramm Mehl, 50 Gramm Zitronat, ½ Päckchen Lebkuchengewürz, 1 Teelöffel Vanillezucker, Salz, Paket Backpulver. Milch und Zucker werden auf⸗ gekocht. In die noch warme Flüſſigkeit gibt man das Mehl, die Gewürze und zuletzt das Backpulver. Der Teig wird fingerdick ausgerollt und auf dem eingefetteten Blech bei mäßiger Hitze 15—20 Minuten gebacken. Nach dem Erkalten ſchneidet man ihn in ſchmale Streiſchen. Turmkochen erſpart Gas Sparſamkeit iſt heute für jede Hausfrau das Gebot der Stunde. Deshalb richten wir uns das Kochen auf Gas billiger und praktiſcher als bisher ein. Wir putzen ſämtliche Töpfe, die wir benutzen wollen, auf der Unter⸗ ſeite mit einem Scheuermittel blitzblank. Wir wollen näm⸗ lich unſer Mittageſſen nur auf einer einzigen Gas⸗ flamme zubereiten, auch wenn wir Suppe, Fleiſch und Kartoffeln zu kochen haben! Kommt noch eine Gemüſe⸗ beilage hinzu, ſo daß wir vier Töpfe brauchen, ſo müſſen wir zwei Gasflammen anzünden. Der Sinn der Gas⸗ erſparnis liegt darin, daß wir die Gasflamme viel mehr ausnutzen als bisher: wir ſtellen das Fleiſch im Topf unmittelbar auf die Flamme; ſtatt eines Deckels ſetzen wir den peinlich geſäuberten Gemüſetopf darauf, der ganz feſt auf dem Fleiſchtopf aufſitzen und abſchließen muß. Die im Fleiſchtopf entſtehende Hitze genügt, um den Obertopf ſo weit zu erwärmen, daß auch das Ge⸗ müſe weiterkocht. Ebenſo machen wir es bei der Neben⸗ flamme mit dem Suppen⸗ und Kartoffeltopf. Wir können ſogar jedem der Topfgebäude noch einen dritten Topf aufſetzen, und zwar den mit dem Abwaſchwaſſer, das immerhin ſo heiß werden wird, daß es zum Abwaſchen genügt. Auch gibt es praktiſche Einlegeringe für das „Turmkochen“, die es ermöglichen, auch einmal einen kleinen Topf auf einen großen zu ſetzen. Nichtige fnwendung der Fenſterrollen Richtige Ausnützung des Brennmaterials iſt nicht möglich, wo in Zimmern die Fenſter oder Türen nicht richtig ſchließen. Hier zieht kalte Luft herein, der man den Eintritt verwehren ſollte. Zu dieſem Zweck verwendet man Iſolierrollen, die mit Kopfſtiften ſo ſtraff als möglich angenagelt werden. Jede Nachläſſigkeit bei dieſer Arbeit rächt ſich mit baldigen Reparaturen: die weit herumhän⸗ genden Schlaufen ſperren ſich beim Schließen. Bei den Fenſtern müſſen die Streifen genau eingepaßt werden. Balkontüren müſſen beſonders ſorgfältig durch gepolſterte Zwiſchenlagen zwiſchen den Doppeltüren geſichert werden. Blumen zwiſchen den Fenſtern können, wenn die Lüftung nicht gerade durch dieſe Scheiben erfolgt, durch Tücher ge⸗ ſchützt werden, die bis zum oberen Rande des Topfes reichen und über das ganze Fenſterbrett gelegt werden. Schont die leſſergriffe Meſſergriffe vertragen kein Waſſer und ſollen deshalb beim Aufwaſchen niemals ins Waſſer gelegt werden. Man hält ſie vielmehr in der Hand und reibt mit dem Spültuch die Klinge ſauber. Die Schäfte müſſen dabei trocken bleiben. Das Waſſer verſchuldet nämlich, daß der Schaft⸗ nagel roſtet und eines Tages dicht an dem Blatt ab⸗ bricht. Außerdem werden die Griffe durch das Waſſer leicht matt und bekommen Riſſe. e er Die beiden Teile des Froſches näht man bis auf ein Loch zum Ausſtopfen zuſammen; dieſes Loch wird über⸗ 8 zußzenäht. Als Augen dienen ſchwarze Schuh⸗ nöpfe. Das ſchöne Steckenpferd iſt für den Jüngſten. May zeichnet Kopf und Hals des Pferdes mit Augen, Ohren. Mähne, Zaumzeug uſw. auf ein 3 bis 5 Millimeter ſtarkes Stück Sperrholz oder auf Pappe, bohrt im Maulwvinkel mit dem Holzbohrer ein Loch für den Zügel und ſägt dann das Ganze mit der Laubſäge aus. Hierauf wird das Pferd⸗ chen mit Waſſerfarbe angemalt und, wenn es gut trocken iſt, mit Firnis oder auch mit Lack überſtrichen, um das Abfärben zu verhindern. Der Stock iſt ungefähr einen halben Meter lang und etwa dreimal ſo dick wie das Sperrholz. An einem Ende des Stockes ſägt man mit der Laubſäge einen vier bis fünf Zentimeter langen Schlitz der ſo breit iſt, daß man den Pferdehals gut hineinſchieben kann. Dann vereinigt man Hals und Stock mit einer Holzſchraube, und das Steckenpferd iſt fertig.— Zu ſol⸗ chen„Lumpen⸗Püppchen“, wie ſie die untere Abbildung zeigt, reicht die Zeit ganz be⸗ ſtimmt. Sie ſind ganz leicht zu machen. Ein 4 Stoffreſt(45 K 60 Zentimeter) wird zuſammengeſchla⸗ gen, der Kopf mit Lumpen ausge⸗ ſtopft und abge⸗ bunden. Dann wird der Stoff bort eingeſchnit⸗ ten, wo in der Zeichnung die Striche gezogen ſind. Dann wer⸗ den die Glieder ausgeſtopft, ab⸗ gebunden und ein; wenig zugenäht, damit die Lum⸗ pen nicht heraus⸗ fallen. Zuletzt werden Augen, Naſe und Mund aufgenäht, Haare eingezogen— fertig iſt das Püppchen. Text und Zeichaung: Suſanne Streuber— M. 1 127 rer 2 s aeg Se een — „ ͤ»» ·—- rr 1 re .