ne e Nr. 304 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Freitag, 29. Dezember 1939 Anſer Grenzgau im Jahre 19391 1. Bald wird die Scheideſtunde eines für Deutſchland ſchick⸗ ſalhaften Jahres ſchlagen. In ſeinem Laufe haben ſich wie⸗ derum Ereigniſſe von gewaltiger geſchichtlicher Größe vollzogen und darüber hinaus Entſcheidungen von ungeheuerer politiſcher Bedeutung angebahnt. Böhmen und Mähren wurden als Protektorat unter den Schutz des Reiches geſtellt, Memel und Danzig ſind gleichfalls heimgekehrt, ebenſo die ehemals deutſchen Gebiete im früheren Polen, nachdem der größen⸗ wahnſinnig gewordene Vaſalle Englands in einem Feldzug, wie er in der Kriegsgeſchichte ſeinesgleichen ſucht, in erſtaun⸗ lich kurzer Zeit niedergeworfen worden war. Und nun ſtehen wir mitten im Krieg mit den Demokratien des Weſtens. Wir kannten als einziges Streben nur den Dienſt an einem von dem Gift und den Feſſeln des Verſailler Dik⸗ tares befreiten gerechten Frieden, wir waren mit Freuden dabei, am Aufbau des Großdeutſchen Reiches mitzuhelfen, wir arbeiteten unter Adolf Hitlers genialer Führung an un⸗ ſerem Glück und Wohlergehen. Das konnten die Machthaber Englands und Frankreichs nicht vertragen und ſie hetzten des⸗ halb zum Kriege gegen Deutſchland, um ihr„Patent“ auf Freiheit, Recht und Menſchlichkeit zu retten. In dieſem wider⸗ ſinnigen Gebaren offenbart ſich die furchtbare Schuld der Blindwütigen, die dem deutſchen Volk die Ruhe und den Platz an der Sonne nicht gönnen und gewiſſenlos ihre eigenen Völker in den Abgrund treiben. Denn wir ſind gewiß: Es ſteht die deutſche Front, die äußere wie die innere! And an ihr werden die dunklen Pläne unſerer Widerſacher ein für allemal ſcheitern! Es ſteht der Weſtwall, das gewal⸗ tigſte Befeſtigungswerk aller Zeiten, geboren aus dem deut⸗ ſchen Gemeinſchaftsgeiſt und unüberwindlich wie die ſtarken deutſchen Herzen, die dahinter ſchlagen. Die badiſche Grenzlandbevölkerung iſt von heißem Dank erfüllt gegenüber dem Manne, der dieſen un⸗ bezwingbaren Schutz geſchaffen hat. Wie jubelte ſie dem Führer freudig entgegen, als er ſeinen 50. Geburtstag feierte, wie begleitete ſie ihn mit Stürmen der Begeiſterung, als er im Mai d. J. den Weſtwall beſichtigte und dabei mit ſeinem Führerkorps für wenige Stunden in der Gauhauptſtadt weilte. Heute aber ſtattet das Volk am Oberrhein ſeinen Dank durch das Opfer ab, das— wie die Tatſachen beweiſen — nicht mehr übertroffen werden kann. Die nationalſozialiſtiſche Erziehungsarbeit hat auch in der Südweſtecke des Reiches herrliche Früchte gezeitigt. Sie wurde in keinem Augenblick unterbrochen. Land⸗ auf, landab galten Tauſen de von Verſammlungen der weltanſchaulichen Schulung, aber auch dem Kampfe gegen die ausländiſche Lügenhetze, und heute kommt dazu die Auf⸗ klärung über die Urſachen des Krieges und die Methoden der englischen Kriegsführung. Der Gauleiter ſelbſt hat in einer langen Reihe von Großkundgebungen zur badiſchen Bevölkerung geſprochen. Rieſengroß iſt die Arbeit der Partei, die ſie in dieſen Zeiten der kriegeriſchen Auseinanderſetzungen für unſer Volk übernommen hat. Wir wiſſen das im Grenz⸗ lande ganz beſonders zu ſchätzen. Man denke nur an die Sorge für die Rückge führten. Immer mehr zeigt ſich, welch tiefe Wurzeln ſie im Volle gefaßt hat. Die Bevölkerung nimmt an den nationalen Feiertagen, wie auch an den Ver⸗ anſtaſtungen der NSDAP. begeiſterten Anteil. So war es bei den Kreistagen, die während des Jahres überall Im Gau ſtattfanden und zu erhebenden Feſttagen der deutſchen Volksgemeinſchaft geworden ſind. Anfangs Februar hatte ſich die badiſche Beamtenſchaft in Karlsruhe zu der tra⸗ ditionellen großen Kundgebung verſammelt, um die Parole des Gauleiters und Reichsſtatthalters Robert Wagner für 1939 entgegenzunehmen. Zu bemerken wäre noch, daß vor kurzem die Ortsgruppen der NSDAP. in Eppingen und Knielingen ihr zehnjähriges Beſtehen feiern konnten. Für Staat und Gemeinden erlangte das zur Neige gehende Jahr beſondere Bedeutung durch die Einführung der Landkreisſelbſtverwal⸗ tung(Landkreisordnung), die im Juli verkündet wurde. Das Geſetz brachte eine überaus wichtige und einſchneidende Aende⸗ rung des Verwaltungsaufbaues im Sinne des Führerprin⸗ zips. Die 11 badiſchen Kreiſe wurden aufgehoben, an ihre Stelle traten 27 Landkreisſelbſtverwaltungen, wobei die gro⸗ ßen Städte zu Stasdtkreiſen erklärt wurden. Wichtig iſt ſodann die reichsgeſetzliche Nou ordnung des Feuerlöſchweſens. Dadurch hat der im Jahre 1883 gegründete Badiſche Landesfeuerwehrverband e. V. zu beſtehen aufgehört. Der am 14. Mai abgehaltene Badiſche 7 . 8 1 3 Die tapferen Flieger von der 0 00 1 5 Der Führer des ſiegreichen deutſchen Jagdgeſchwaders, as am 18. 12 1 5 88 8 34 der modernſten engliſchen Kampf⸗ flugzeuge ald hat, Oberſtleutnant Schumgcher, be⸗ richtete vor der deutſchen Preſſe und vor den in Berlin an⸗ ſäſſigen Vertretern der Auslandspreſſe über den Verlauf der bisher größten und ruhmreichſten Luftſchlacht des Krieges. Unſer Bild zeigt von links Oberleutnant Pointner, Ge⸗ ſchwaderchef Sberſtleutnant Schumacher Reichspreſſechef Dr. Dietrich und Hauptmann Falk lm Geſpräch. 2 Weltbild M!. —— f ö f Landesfeuerwehrtag brachte den Aufmarſch von 15 000 Frei⸗ willigen Feuerwehrmännern. Künftig wird jede Gemeinde eine eigene Feuerwehr unterhalten müſſen. Das neue Geſetz konnte in Baden ohne Schwierigkeiten durchgeführt werden. Eine ungeheure Fülle von Arbeit iſt den Gemeinden durch kriegswirtſchaftliche Sonderauf gaben erwach⸗ ſen. Das Volksbüchereiweſen hat erfreuliche Fortſchritte ge⸗ macht. In dieſem Zufammenhange darf erwähnt werden, daß der Gau Baden mit dem Ergebnis der Buchſpende an die Wehrmacht(700 Büchereien) im ganzen Reich an der Spitze ſtehr. Am 10. Juni wurde ſchönſte Volksſchulgebäude Schemm⸗Schule, eingeweiht. Eine Reihe badiſcher Orte blickte in dieſem Jahre auf ein mehrhundertjähriges Beſtehen zurück. Wir erinnern nur an die Stadt Adelsheim, die im Sommer ihre 700⸗Jahr⸗ feier beging, und an das Schwarzwaldſtädtchen Elzach, das ebenfalls eine 700 jährige Geſchichte aufweiſen kann, während Zell a. H. 800 Jahre beſteht. Die 5 badiſche Wirtſchaft ſieht ſich naturgemäß vor neue Probleme geſtellt. Miniſter⸗ präſident Köhler iſt in ſeiner Eigenſchaft als Finanz⸗ und Wirtſchaftsminiſter um eine enge Fühlungnahme zwiſchen den Betriebsführern und den maßgebenden Stellen des Staates bemüht. Lebhaft begrüßt wurde die Errichtung eines eigenen, unmittelbar dem Miniſterium unterſtellten Bezirkswirt⸗ ſchaftsamtes für Baden. Die Wirtſchaft des Grenz⸗ landes, die einen guten Anteil am allgemeinen wirtſchaftlichen Aufſchwung hat, wird auch jetzt in engſter Zuſammenarbeit mit dem Miniſterium und den Dienſtſtellen der Deutſchen Arbeitsfront ihren Mann ſtellen. Sie war in Induſtrie, Handwerk und Kunſtgewerhe auch dieſesmal auf der Leip⸗ ziger Meſſe und bei anderen Gelegenheiten beſtens vertre⸗ ten, während Leiſtungsſchauen in Verbindung mit den Kreis⸗ tagen in Pforzheim und Heidelberg einen Einblick in die industrielle und gewerbliche Eigenart dieſer Kreiſe ge⸗ währten.— Am 4. April jährte ſich zum zehntelmal der To⸗ destag des Pioniers der deutſchen Automobilinduſtrie, Carl Benz. Mutter Benz in Ladenburg, die ihren 90. Geburts⸗ tag feierte, erfuhr aus dieſem Anlaß zahlreiche Ehrungen, darunter als ſchönſte das Glückwunſchſchreiben des Führers. Am 1. Februar fand die feierliche Eröffnung des Reichsberufswettkampfes aller ſchaffenden Deutſchen 1939 im Gau Baden ſtatt, der 141.650 Wettkämpfer ver⸗ einigte, darunter 102 000 Jugendliche. 35 gingen als Reichs⸗ ſieger hervor, ſieben von ihnen wurden dem Führer vorgeſtellt. Der Leiſtungskampf der deutſchen Betriebe 1938⸗39 fand im Gau Baden ſeinen Abſchluß durch eine feier⸗ liche Sitzung der Arbeitskammer Baden am 27. April. Dabei überreichte Gauleiter und Reichsſtatthalter Robert Wagner 44 badiſchen Betrieben die Auszeichnung „Gaudiplom für hervorragende Leiſtungen“. Von 9500 im Leiſtungskampf ſtehenden Betrieben entfielen etwa 6500 auf Handel und Handwerk, 26 wurden zum 1. Mai durch Dr. Ley als„Vorbildlicher Kleinbetrieb“ ausgezeichnet. Drei Betriebe haben durch den Führer die Ernennung zum Natio⸗ nalſozialiſtiſchen Muſterbetrieb und damit die Goldene Fahne erhalten. Das Amt„Schönheit der Arbeit“ hielt Mitte April in Freiburg eine Reichstagung ab. Aus dem Gebiet der Wirtſchaft wären noch folgende Tagungen zu nennen: Am 11. Januar verſammelte ſich in Mannheim das badiſche Gaſtſtätten⸗ und Beherbergungsgewerbe zu einer Großkund⸗ gebung, auf der Miniſterpräſident Walter Köhler und füh⸗ rende Perſönlichkeiten des Gewerbes ſprachen; anfangs Februar veranſtaltete die DAF. in Heidelberg eine be⸗ triebswirtſchaftliche Arbeitswoche; am 15. und 16. Mai tag⸗ ten in Konſtanz die badiſchen öffentlichen Sparkaſſen in Verbindung mit der Hundertjahrfeier des dortigen Inſtituts; im Juni folgten die Tagung der Betriebskrankenkaſſen in Bad Dürrheim, der 72. Verbandstag des Badiſchen Ge⸗ noſſenſchaftsverbandes und der Landesverbandstag der Ba⸗ diſchen Haus⸗ und Grundbeſitzervereine in Baden⸗ Baden. Auch die badiſche Landwirtſcha ft hat ihre Leiſtungsfähigkeit aufs neue bewieſen durch ihre her⸗ vorragende Beteiligung an der Reichsnährſtandsausſtellung in Leipzig. In die Monate Januar und Februar fallen die Kreisbauerntage, die der agrarpolitiſchen Schulung dienten und in öffentlichen Kundgebungen die Verbundenheit von Stadt und Land zum Ausdruck brachten, während Hei⸗ matabende den Reichtum der bäuerlichen Kultur und Sitte unſeres Landes offenbarten. In verſchiedenen Leiſt ungs⸗ ſchauen bot ſich ein erfreuliches Bild züchteriſcher Erfolge der badiſchen Tierhaltung. Am 1. Juli zählte man im Lande 9467 Erbhöfe gegen 9386 am 1. Januar. Die Mühen und Sorgen unſerer bäuerlichen Bevölkerung wurden durch eine ausgezeichnete Ernte gelohnt. Der Obſtertrag entſchädigte für den beträchtlichen Ausfall des Vorjahres, auch die Weinleſe iſt einigermaßen gut ausgefal⸗ len. Unſere Spezialkulturen haben die volle Würdigung auf der Reichsgartenſchau in Stuttgart gefunden. Am 20. Auguſt tagten Badens Obſtbauvereine in Ober kirch, der badiſche Sana hielt an verſchiedenen Orten Landesgruppentagun⸗ gen ab. Daß man in den Kreiſen der Landwirtſchaft größten Wert auf eine gute Berufsausbildung legt, beweiſt der Re⸗ kordbeſuch unſerer Landwirtſchaftsſchulen im Winterhalbjahr 1938⸗39. Die Landwirtſchaftsſchule Augu⸗ ſtenberg, die am 2. Juli ihr 75jähriges Beſtehen feierte, würde dabei vom Miniſterpräſidenten Köhler als eine Muſter⸗ ſch u le und Vorbild für andere Gaue des Reiches bezeichnet. Weiſtheim hat eine Obſt⸗ und Gartenbaulehranſtalt des Reichsnährſtandes erhalten. An Tagungen wären noch zu nennen dis landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftstage in Kon⸗ ſtanz und das Treffen der badiſchen Forſtbeamten in Offenburg, beide im Monat Mai. Hinſichtlich der Pferdezucht waren wichtig die Reit⸗ und Fahrturniere des Badiſchen Pferdeſtammbuches in Pforzheim und Karlsruhe(Juni⸗Juli) und ganz beſonders die großen Iffezheimet Rennen in den Tagen vom 20. bis 27. Auguſt mit ihren rund 900 Nennungen und einem unverkenn⸗ baren Erfolg für die deutſche Vollblutzucht. Daß auch die Kaltblutzucht in guten Händen liegt, bewieſen die Veranſtal⸗ tungen in Eppingen im Juli. Die badiſche Landbevölkerung iſt ſich ihrer großen Auf⸗ gabe für die Ernährung des deutſchen Volkes, zumal im Kriege, bewußt und reiht ſich freudig ein in die innere Front. Sie bedient ſich immer mehr der maſchinellen Hilfe und weiß auch die ihr im Laufe des Jahres von den Formationen, in Bruchſal das größte und Südweſtdeutſchlands, die Hans⸗ der Hitlerjugend, dem Reichsarbeitsdienſt und nicht zuletzt leitens der Wehrmacht gewäßhrke Ernte hlkfe woßf zu ſchätzen.— Anfang September wurde das Landesernäh⸗ rungsamt errichtet und dem Badiſchen Finanz⸗ und Wirt⸗ ſchaftsminiſterium unterſtellt; ihm unterſtehen die Ernäh⸗ rungsämter der zuſtändigen Landratsbezirke. Dieſe Maß⸗ nahme war eine Folge der Verordnung des Reichsminiſters für Ernährung und Landwirtſchaft über die öffentliche Be⸗ wirtſchaftung von landwirtſchaftlichen Erzeugniſſen. An die Arbeiter am Weſtwall! Aufruf des Generalinſpektors für das Straßenweſen. „Ss. Der Generalinſpektor für das deutſche Straßen⸗ weſen, SA.⸗Obergruppenführer Dr. Todt, wendet ſich in nachſtehendem Neujahrsaufruf an die deutſchen Weſtwall⸗ arbeiter: „Weſtwallarbeiter! Das deutſche Volk hat in ſechsjäh⸗ rigem friedlichen Aufbau ſein inneres Leben neu geſtaltet. Die mit der Arheitsloſigkeit verbundene grenzenloſe Not der Syſtemzeit wurde in vier Jahren beſeitigt, der kataſtrophale Zuſammenbruch deutſcher Induſtrie und Wirtſchaft wurde in blühenden Aufſtieg umgekehrt, das Minderwertigkeitsgefühl, das der Frieden von Verſailles jedem einzelnen Deutſchen als ewige Laſt aufbürden wollte, wurde in Stolz und Glaube umgewandelt. Das kulturelle Leben wuchs zu neuer Blüte, Deutſchland war wieder unſere herrliche Heimat geworden, auf die wir ſtolz waren. Dieſer Aufſtieg war nicht das Verdienſt der Einzelnen, die jeweils daran beteiligt waren, denn wir alle waren ja auch in den Jahren des ſtiederganges an un⸗ ſeren Geſchäften beteiligt. Der Aufſtieg war das ausſchließ⸗ liche Verdienſt Adolf Hitlers und der nationalſozialiſtiſchen Führung. In den ſechs Jahren inneren Aufbaues iſt dem Führer das ungeheure Werk gelungen, ein zuſammengebrochenes Volk auf allen Gebieten wieder zur ſtolzen Stärke aufzurichten. Anſere Freunde im Ausland haben ſich darüber gefreut, unſere Feinde erfüllte dieſer Aufſtieg mit Neid und Beſorgnis. Aber Deutſchland war nicht mehr ohnmächtig, der Führer hat bei aller Liebe für den kulturellen und aller Pflege für den wirtſchaftlichen Aufſtieg auch die Macht geſtärkt, die nötig iſt, um den inneren Frieden zu ſchützen. Bei Wahrung aller berechtigten Anſprüche hat der Führer immer die Friedens⸗ bereitſchaft des deutſchen Volkes betont und ſeine Friedens⸗ angebote gemacht. Der große Gegner Deutſchlands, Eng⸗ land, wollte es anders. So entſtand dieſer Krieg. Die Ge⸗ e unſeres Volkes, die Ueberlegenheit der national⸗ ozialiſtiſchen Führung und die Macht, die in ſechsjähriger Aufbauarbeit geſchaffen wurde, werden nach einem vielleicht harten Kampf den Sieg ſichern. Ein hartes Arbeitsjahr liegt hinter uns. Die ſchon im Herbſt 1938 fertiggeſtellte Hauptkampflinie des Weſtwalls wurde durch zweite, dritte und vierte Stellungen davor und dahinter ergänzt. Der Weſtwallarbeiter wußte, worum es geht, und hat wie im Jahre 1938 auch im Jahre 1939 ſein Arbeitspenſum geſchafft. Er hat durch ſeine Arbeit unſer herrliches Reich gegen jeden feindlichen Angriff im Weſten geſichert und dadurch entſcheidend zu ſeinem Schutze beigetragen. Das Jahr 1939 mit dem ſiegreichen 18q⸗tägigen Feldzug in Polen und der durch unſere Wehrmacht und den Weſtwall erzwungenen Ruhe im Weſten war wohl nicht mehr als eine Einleitung des größeren Kampfes. Das Jahr 1940 wird ſchwere Aufgaben ſtellen. Die Aeberlegenheit der nationalſozialiſtiſchen Führung, die Ge⸗ ſchloſſenheit des deutſchen Volkes, die Mitarbeit der Heimat, der Kampfgeiſt unſerer Truppe und nicht zuletzt der entſchloſ⸗ ſene diſziplinterte Einſatz des Frontarbeiters ſind die Siche⸗ rungen des Erfolges und des ſchließlichen Sieges. Wir glau⸗ ben an Deutſchland! Wir glauben an den Sieg! Wir glauben an unſeren Führer Apolf Hitler!“ Gedenktage 2 9. Dezember 1809 Der britiſche Staatsmann William Gladſtone in Liver⸗ pool geboren. 1832 Der Buchhändler Johann Friedrich Freiherr Cotta v. Cottendorf in Stuttgart geſtorben. 1836 Der Afrikareiſende Georg Schweinfurth in Riga ge⸗ boren. 1843 Königin Eliſabeth von Rumänien(Carmen Sylva) auf Schloß Monrepos bei Neuwied geboren. 1926 Der Dichter Rainer Maria Rilke in Muzot(Wallis) geſtorben. Sonnenaufgang: 8.37 Uhr Sonnenuntergang: 16.17 Uhr Mondaufgang: 20.39 Uhr Monduntergang: 9.56 Uhr Mond in Erdnähe. Beim Bau eines Laufgrabens. i Im Vorfeld des Weſtwalls ſind die Baukompanten ſtändie an der Arbeit, um der kämpfenden Truppe Verteidigungs⸗ ſtellungen zu bauen. 5 5 PK.⸗Harren⸗Weltbild(M.) . —————— (18. Fortſetzung.) Im vorhergehenden Kapitel wurde erzühlt: Hans Haberland hat mit ſeinem Brief allen Glauben in Cordula zerſtört. Sie kann es nicht faſſen, daß er ſein Verſprechen nicht halten und eine andere heiraten will Hans hat ihr geſagt, daß er immer ihr Freund bleiben will. Gerade das kann ſte nicht ertragen. Für die Schmach, betrogen zu ſein, wird ſie ſich Genugtuung verſchaffen. Sie will dem Manne, der ihrer nicht bedarf, als die Braut des dos Santos entgegentreten. Cordula betritt das Zim⸗ mer des Vaters. Santos iſt anweſend. Der Vater ſagt grollend, daß dos Santos die Zuſammenarbeit mit Karl Haberland löſen will, weil Cordula ſeinen Antrag zurück⸗ gewieſen habe. Sie gibt zu verſtehen, daß nicht der An⸗ trag, ſondern nur die Form ſie verletzt habe. Dann iſt Cordula die Braut des Braſilianers, erleichtert hört der Vater, daß die Teilhaberſchaft beſtehen bleibt. Es ſcheint jedoch, als ſolle er ſein Ziel nicht erreichen. Cordula er⸗ krankt ſchwer und ringt einige Tage mit dem Tode, dann ſiegt das Leben. „Zum Donnerweter, los?“ In ſeinem ölbefleckten Anzug, mit Ruß und Oel beſchmiert, kriecht Hans Haberland unter dem Räderwerk ſeiner Lokomotive hervor, um un⸗ willig den Zettel entgegenzunehmen, den ihm ein Bote reicht. Er lieſt, ſeufzt hörbar und ſtopft das Stückchen Papier in ſeine Taſche. „Beſtellen Sie Lady Clifford, ich werde kommen, ſo ſchnell es mir möglich iſt“, ſagt er dann, aber der Bote, ein junger Arbeiter, bleibt ſtehen. „Na, was gibt's denn noch?“ „Mylady hat mir befohlen, zukommen, Sir!“ Beinahe hätte Hans Haberland wieder geflucht. Aber er ſchluckt das kräftige Wort, das er auf den Lippen hat, herunter und ſagt ergeben:„Mann, ich muß wenigſtens erſt in den Waſchraum gehen, das werden Sie mir wohl geſtatten!“ Dann wendet er ſich an Macvean, einen ſchot⸗ tiſchen Ingenieur und ſeinen beſten Mitarbeiter: „Machen Sie es ohne mich weiter, Macean, und geben Sie mir nachher Bericht. Ich erwarte Sie fünf Uhr dreißig in meinem Büro!“ „Es iſt gut!“ Macvean, nicht weniger ſchmutzig und . als Haberland, ſieht kaum von ſeiner Arbeit auf. was iſt denn nun ſchon wieder Hände und Geſicht nicht ohne Sie zurück⸗ Vor dem Tor des Gebäudes findet Hans Haberland Marjories großen Wagen und Marjorie am Steuer. Sie empfängt ihn ſehr ungnädig und hält ihm ihre Armband⸗ uhr unter die Naſe. „Was iſt damit? Soll ich daran riechen?“ „Nein, du Grobian! warten laſſen! Und wie ſiehſt du denn aus? Haſt du vergeſſen, daß uns Carry Elkins in einer Stunde zum 1 7 artes und wir abends zu der großen Filmpremiere gehen?“ „Weiß Gott, ich habe es vergeſſen, Liebling!“ bekennt Hans Haberland ſchuldbewußt. nicht mitkommen. Es iſt wirklich ganz unmöglich. habe in der letzten Zeit ſchon zu viel verſäumt. Aber weißt du was, mein kleines Mädchen? Bleib' auch hier, laß Carry Elkins und die dumme Filmpremiere ſchwim⸗ men. Sobald ich mich heute abend ein Stündchen frei machen kann, ſind wir zuſammen.“ 5 Marjorie ſieht ihn mit großen Augen an.„Du biſt wohl nicht ganz geſcheit!“ ſagt ſie offenherzig.„Wie denkſt du dir das eigentlich?“ Ich ſoll hier ſitzen und warten, bis du für mich Zeit haſts“ Ihr Ton reizt ihn.„Ich habe meine Arbeit ſchoy viel zu ſehr vernachläſſigt deinetwegen!“ ſagt er. Oh, bitte!“ Sie wird ganz kühl und hoheitsvoll.„Du mußt ja wiſſen, was dir wichtiger iſt. Ich denke jeden⸗ falls nicht daran, den Freuden der Welt zu entſagen und mich in die Einſamkeit zu vergraben, nur weil du dir in den Kopf geſetzt haſt, Arbeiter zu ſpielen und in einem ſchmutzigen Kittel herumzulaufen. Pa läuft nie in einem ſchmutzigen Kittel herum, und du haſt es ebenſowenig nötig.“ „Das verſtehſt du nicht, Marjorie!“ 5 „Da haſt du vollkommen recht!“ pflichtet ſie ihm mit verdächtiger Bereitwilligkeit bei.„Da geht in der Tat über meinen beſchränkten Horizont. Ich erinnere mich nur, daß vor gar nicht ſo langer Zeit ich dir allem andern vorging. Freilich, damals warſt du meiner noch nicht ſicher, aber wenn du glaubſt, mich ſchon jetzt vernach⸗ läſſigen zu können, dann wirſt du dein blaues Wunder erleben.“ f Immer wieder dasſelbe, und immer wieder das⸗ elbe! Hans Haberland faßt ſich ganz verzweifelt an den Kopf.„So nimm doch Vernunft an, Marjorie! Gedulde dich nur noch eine kurze Zeit! Du weißt doch, was auf dem Spiel ſteht! Sobald meine Lokomotive fertig iſt, und ich die Probefahrt hinter mir habe 2 „Deine Lokomotive iſt mir völlig gleichgültig“, unter⸗ bricht ſie ihn heftig.„Es ſteht etwas ganz anderes auf dem Spiel— und wenn du jetzt nicht gleich zu mir in den Wagen ſteigſt...“ „Ich laſſe mir nicht von dir befehlen! Entweder du bleibſt hier bei mir, oder du fährſt ohne mich zu dem langweiligen Tee und der noch langweiligeren Film⸗ premiere.“ 5 Sie lacht ihm ins Geſicht.„Du ſtellt mir Bedingun⸗ gen— du? Gewiß werde ich ohne dich fahren— bleib nur ruhig hier! Und daß ich mich nicht langweilen werde, dafür wird ſchon Lennard Dean ſorgen!“ Mit raſchem Griff hat ſie den Motor in Gang ge⸗ ſetzt, und der große Wagen brauſt dicht an Hans Haber⸗ land vorbei. 5 Langſam wendet Hans Haberland ſich um und ſchlen⸗ dert zu dem Fabrikgebäude zurück, aus dem er gekommen iſt. Es iſt gerade Schichtwechſel, und die Leute, die ihm begegnen, grüßen reſpektvoll. Er nickt ihnen zu, ſteckt die Hände in die Taſchen und beginnt zu pfeifen. Nein, er hat jetzt keine Luſt weiterzuarbeiten. In einer halben Stunde kommt MacLean ohnehin zu ihm. Er wird in Du haſt mich neun Minuten „Aber ich kann heute Ich ſein Büro gehen, die Zeitung leſen und auf ſeinen Mit⸗ arbeiter warten. Sein Büro liegt in einem anderen Teil der Fabrik⸗ anlagen, weit genug entfernt, daß es ſich lohnt, in den Wagen zu ſteigen und hinzufahren. Es iſt noch immer Hans Haberlands bevorzugter Aufenthaltsort. Noch iß er zwar nicht der öffentlich anerkannte Schwiegerſohn Lord Cliffords— er ſelbſt hat ſich ausbedungen, vor der Probefahrt ſeiner Lokomotive ſeine bevorſtehende Ver⸗ bindung mit Marjorie Clifford nicht bekanntzugeben— doch ſind ſeine nahen Beziehungen zu Elmswood⸗Schloß natürlich nicht verborgen geblieben und haben zwiſchen ihm und dem Stab ſeiner Mitarbeiter bereits jenen Ab⸗ ſtand hergeſtellt, der den Arbeitgeber vom Arbeitnehmer trennt. Dieſe letzten Monate haben Hans Haberland Nerven gekoſtet. Nerven! Aber das wird anders werden, wenn er wieder mehr Ruhe hat. Aber iſt denn Ausſicht vor⸗ handen, daß er je zur Ruhe kommt? Bedeutet ein Leben an Marjorie Cliffords Seite nicht eine ſtändige Hetzjagd, ein Verzicht auf jede Minute der Selbſtbeſinnung? Vor allem, wie ſoll er es auf die Dauer vereinen, nicht nur Marjories Gatte, ſondern auch ein Mann der Arbeit zu ſein? Die letzten drei Monate haben ihm einen kleinen Vorgeſchmack gegeben. Selbſt ſeine Bärenkräfte drohen zu erlahmen, und die ſtändige Anſpannung ſeiner Willenskraft, ſich im Kampf gegen Marjorie zu behaup⸗ ten, fängt an, ihn langſam zu zermürben. Denn es iſt ein Kampf zwiſchen Marjorie und ihm— der Kampf um die Vorherrſchaft, wer von ihnen der Füh⸗ rende, wer der Geführte ſein ſoll. So ſehr im Anfang ſein feſter Wille Eindruck auf die junge Frau gemacht hat, so raſch iſt ſie es müde geworden, ſich ihm zu fügen und auf ihren Eigenwillen zu verzichten. Es hat ihr wohl zuerſt eine neue Senſation bedeutet, in ihm ihren Herrn und Meiſter zu ſehen, aber raſch iſt der Reiz des Ungewohnten verflogen, und ſchon iſt es ihr unbequem geworden, daß nicht mehr alles nach ihrem Kopf gehen, daß ſie auf einen anderen Rückſicht nehmen ſoll. 0 110166 100 5 7 Zeichnung: Näthe— M. „Ich will meinen Kopf eſſen, wenn er es nicht iſt!“ Je mehr er ſie kennenlernt, um ſo mehr erſchreckt ihn ihre verſpielte Oberflächlichkeit, ihre maßloſe Ver⸗ gnügungsſucht, ihre Gier nach Senſationen. Die Men⸗ ſchen, mit denen ſie ſich umgibt, langweilen ihn bis zur Verzweiflung. Es iſt jetzt keine Seltenheit, daß er aus London kommend, morgens um fünf Uhr in der Fabrik erſcheint und ſich nicht die Zeit zum Umkleiden gönnt, ſondern die Arbeitsmontur über das Frackhemd zieht. Und dann ſieht er ſein Werk, ſeine Lokomotive, wach⸗ ſen und der Vollendung entgegengehen. Es kommt der wichtige Tag, an dem das Ungeheuer ſeinen Stromlinien⸗ panzer erhält. Lord Clifford iſt ſelbſt zugegen und der ganze Stab der Ingenieure. Aber natürlich hat Mar⸗ jorie keinerlei Verſtändnis für die Bedeutung dieſes Er⸗ eigniſſes und verlangt gerade an dieſem Tage kategoriſch Hans Haberlands Begleitung zu einer kleinen Winter⸗ ſportreiſe nach Schottland. Sie will im Flugzeug hin⸗ fliegen und ein paar Tage dort Ski laufen. Mit Hans Haberlands Verſprechen, ſpäter nachzukommen, gibt ſie ſich nicht zufrieden. Sie ſchmeichelt, ſie wird böſe und ver⸗ ſucht mit allen Mitteln, ihren Willen durchzuſetzen. Hans Haberland iſt dieſer Szenen ſchon recht müde. Marjorie fliegt ohne ihn zum Winterſport, und ſelbſt die Genugtuung, daß ſeine Lokomotive nahe vor der Voll⸗ endung ſteht, bringt ihn nicht über den nagenden Gedan⸗ ken hinweg, ſie allein im Kreiſe ihrer Freunde und An⸗ beter zu wiſſen. Denn er liebt ſie ja— trotz allem und allem. Er iſt noch feſt in ihrem Bann. Immer wieder entzückt ihn ihre zarte, kindliche Schönheit, ihre Anmut, die ſeltſame Miſchung ihres Weſens von Verdorbenheit und Unſchuld. Er liebt ihr ſeidiges Haar und ihre großen, überwachen Augen. Immer noch hat er das Gefühl, ſie ſchützen zu müſſen, wenn ſein Glaube, ihrem Leben Richtung und Inhalt geben zu können, auch langſam zerbröckelt. Daß er ſich ſelbſt zuviel zugemutet hat, daß ſeine Spannkraft nachläßt und ſeine Nerven zermürben, will er ſich nicht eingeſtehen. In ſeinem Büro findet Hans Haberland die Nach; mittagspoſt vor, darunter einen großen Brief aus Deutſch⸗ land, der Cordulas Handſchrift trägt. Auch das noch! Unſchlüſſig dreht er den Brief in der Hand und ver⸗ ſpürt wenig Neigung, ihn zu öffnen. Er hat nichts mehr von Cordula gehört, ſeitdem er ihr im Januar ſeine Verlobung mit Marjorie Clifford mitgeteilt hat. Noch nie iſt ihm ein Schreiben ſo ſchwer geworden wie das. Ihr Schweigen hat ihn gleichzeitig erleichtert und beun⸗ ruhigt. Oft hat ihn der Gedanke beſchäftigt: Wie hat ſie es aufgenommen? Was mag ſie tun? Oft hat er den Plan erwogen, den Verſöhnungsbrief an ſeinen Bru⸗ der Karl zu ſchreiben. die Verbindung mit ihm wieder anzuknüpfen und damit auch über Cordulas Schickſal Gewißheit zu erlangen. Aber ſein ſchlechtes Gewiſſen hat ihn den Vorwand finden laſſen: Noch iſt es zu frühl Noch bin ich nicht in der Lage, das zu tun, was getan werden muß, um denen daheim wirklich und mit der Tat zu helfen. Und nun iſt er zu feige, um Cordulas Brief zu öffnen. Er geſteht es ſich ein und ſchämt ſich ſo, daß er mit einem plötzlichen Entſchluß den Briefumſchlag auf⸗ reißt und ſeinen Inhalt herauszieht. Es iſt ein Bogen, auf dem nicht ſehr viel ſteht, und es iſt ein Bild, bei deſſen Anblick Hans Haberland vor Staunen und Schrecken der Atem ſtockt. Es iſt das Brautbild von Cordula und Ruiz dos Santos. Hans Haberland weiß nicht, mit welch hart⸗ näckiger Energie Cordula darauf beſtanden hat, nach ihrer Geneſung dieſe Aufnahme von ſich und ihrem Verlobten anfertigen zu laſſen, trotz Ruiz dos Santos' ſichtlicher Abneigung, photographiert zu werden. Auch der Neider muß den beiden laſſen, daß ſie ein ſchönes Paar ſind, der elegante, fremdartig dunkle Mann und das blonde Mädchen, obgleich Cordula die Spuren der Krankheit noch nicht ganz überwunden hat und ihr Geſicht etwas zu zart und ſchmal, ihr Lächeln etwas zu ſchwermütig iſt für eine glückliche Braut. Hans Haberland iſt zu faſſungslos, um Einzelheiten feſtzuſtellen. Er wirft das Bild auf ſeinen Schreibtiſch, als hätte es ihm die Finger verbrannt. Dann ſpringt er auf und rennt im Zimmer umher. Das iſt doch nicht möglich! Cordula und dieſer Kerl! Das kann— das darf doch nicht ſein! Er muß nach Deutſchland fahren! Er muß Cordula ſagen, daß ſie ſich nicht wegwerfen, ſich nicht fürs Leben unglücklich machen darf— daß er es niemals zugeben Wi Aber er hat ja gar kein Recht mehr dazu. Er hat ja ſelbſt nicht ehrlich an ihr gehandelt. Wie in einer Viſion ſieht er plötzlich Cordulas klare Augen auf ſich gerichtet. Es iſt kein Vorwurf in dem Blick, keine Anklage, aber er iſt ſo ruhig, ſo feſt, ſo unbeirrbar ehrlich, daß er ſich ge⸗ troffen fühlt wie von einem Verdammungsurteil. Er ſetzt ſich wieder in ſeinen Stuhl und greift nach ihrem Brief; aber er weiß ſchon im voraus, was er ent⸗ hält. Freundliche Wünſche zu ſeiner Verlobung, deren ver⸗ ſpätetes Eintreffen Cordula mit ihrer Krankheit entſchul⸗ digt. Dann die Mitteilung der eigenen Verlobung ohne weitere Erklärung. Auch im Brief kein Wort der An⸗ klage, keine Bitterkeit, kein verhaltener Schmerz zwiſchen den Zeilen.„Da Du ja nun in England bleibſt, iſt für die Haberlandwerke meine Verbindung mit Ruiz dos Santos wohl die glücklichſte Löſung, die, wie ich hoffe, auch Du mit Freuden begrüßen wirſt!“ ſchreibt Cordula. Den Teufel werde ich! Hans Haberland zerknüllt der Bogen in ohnmächtigem Zorn. Daß er jetzt nicht dieſer Kerl, dieſen Marker, unter ſeinen Fäuſten haben kann. macht ihn raſend. Sein Widerwille, ſeine Abneigung gegen den einſtigen Schulgefährten werden zur unerträg⸗ lichen Pein bei dem Gedanken, ihn mit Cordula verbun⸗ den zu wiſſen, ohne daß er, Hans Haberland, das Recht oder die Macht hat, hindernd einzugreifen. Nein, er hält es nicht aus im engen Raum Er muß hinaus und ſich die Wut von der Seele laufen. Er greif nach Mantel und Mütze, hinterläßt die Weiſung, Mr. Mac⸗ Lean möchte auf ihn warten, und ſtürmt davon. Nach einſtündigem Dauerlauf hat er ſeine innere Faſſung ſo weit wiedergewonnen, daß er in ſein Arbeits⸗ zimmer zurückkehren und MacLean mit gewohnter Ruhe begegnen kann. Macvean hat inzwiſchen an Hans Haber⸗ lands Schreibtiſch geſeſſen und Hans Haberlands Zeitung geleſen. Bei dem Eintritt des Chefingenieurs ſteht er auf, nimmt ſeine Pfeife aus dem Mund und beginnt, aus⸗ nahmsweiſe freiwillig und aus eigenem Antrieb zu ſprechen: „Woher haben Sie das da, Boß?“ fragt er und deute mit der Pfeife nach dem Schreibtiſch. Zunächſt verſteht Hans Haberland ihn nicht. Auf dem Schreibtiſch herrſcht ſyſtematiſche Unordnung, in der nur ſein Eigentümer ſich zurechtfindet. Dann ſieht er, wohin die Pfeife deutet. Sie deutet auf Cordulas Bild, das neben der Zeitung liegt. Unwillkürlich runzelt Hans Haberland leicht die Stirn. Er iſt es nicht gewohnt, ſeinem Mitarbeiter über ſein Privatleben Auskunft zu geben. Darum ſagt er abwei⸗ ſend:„Warum wollen Sie das wiſſen, MacLean?“ Der Schotte ſchiebt ſeine Pfeife wieder in den Mund⸗ winkel, dampft ein paar Augenblicke ſchweigend und ſagt dann gedankenvoll: „Ich will meinen Kopf eſſen, wenn er es nicht iſt!“ „Wer denn?“ Hans Haberland wird ungeduldig. Er iſt jetzt nicht in der Laune zum Rätſelraten.„Kennen Sie den Mann etwa?“ ü „Es ſcheint ſo!“ ſagt MacLean gemächlich.„Wenn er nicht etwa einen Zwillingsbruder hat, dann iſt es Joſs Alvardez!“ 8 8 „Sie irren ſich, mein Lieber, der Mann dort auf dem Photo heißt Ruiz Marker oder vielmehr Ruiz dos Santos, wie er ſich jetzt nennt.“ f Macvean grinſt.„Ach, der hat noch mehr Namen. Als ich ihn ſah, nannte er ſich Joſs Alvardez, und auf ſeinem Steckrief ſtehen noch ein paar andere Namen— auch deutſche, wie ich mich erinnere.“ f g (Fortſetzung folgt.) 2—— 23222 r aa Dörr een