Rr. 107 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 8. Mai 1940 — Die Aggreſſoren das Wort„A ggreſſion“— es ſtammt aus dem Lateiniſchen— läßt ſich mit„Angriff“ oder„Feindſeligkeit“ überſetzen. In den politiſchen Sprachgebrauch haben es die weſtlichen Plutokraten eingeführt. Sie bezeichnen als Ag⸗ greſſionspolitik eine Politik, die ſich in feindſeligen Akten gegen andere Staaten gefällt und ſtellen es ſo hin als ſeien„Aggreſſionspläne“ das Kennzeichen der Politik des Deutſchen Reiches. deſſen führende Kreiſe alſo„Aggreſſo⸗ ren“ ſeien. Soviel Worte, ſoviel Lügen! In Wahrheit ſitzen die „Aggreſſoren“ nicht in Deutſchland, ſondern anderswo. 4 Nämlich dort; wo man erſtens den Krieg bewußt pro⸗ poziert hal— ſchon das war doch eine erhebliche„Aggreſ⸗ ſion“!— wo man dann zweitens gleich nach Kriegs⸗ beginn die Neutralität anderer Länder, die aus dem Krieg herausbleiben wollten, einfach mißachtete, indem man ihr (gebiet überflog, Bomben abwarf, Minen in ihren Ge⸗ wäſſern auslegte, mit Kriegsſchiffen in neutrale Gewäſſer eindrang, um dort deutſche Dampfer zu überfallen uſw. Drittens: indem man verſuchte, die fkandinaviſchen Staaten in den Krieg hineinzuziehen, um ihr Staatsgebiet zum Kriegsſchauplatz gegen Deutſchland zu machen.(Daß Deutſchland durch ſein ſchneidiges Vorgehen die Verwirk⸗ lichung dieſes Planes verhindert hat, war den Aggreſſoren in London höchſt peinlich und brachte ihnen eine rieſige Blamage, änderte aber nichts an der Tatſache, daß ſie die Verantwortung für die ganze Aktion zu tragen haben!) Und endlich viertens; die Aggreſſoren ſitzen dort, wo man ſich, nachdem der Schlag gegen Skandinavien kläglich mißlungen iſt jetzt nach einem anderen Kriegsſchauplatz umſieht, praktiſch geſprochen: nach anderen Ländern, die zwar nicht in den Krieg hineingezogen werden wollen, die man aber mit Gewalt dazu zwingen will, weil man in der törichten Hoffnung lebt, von ihren Gebieten aus mehr gegen Deutſchland zu erreichen, als etwa vom fran⸗ zöſiſchen Boden aus, wo der Weſt wall ſich als unüber⸗ windliches Hindernis erweiſt. Das iſt Gewaltpolitik in reinſter Form. Das iſt„Aggreſſionspolit 11 5 und ihre Urheber ſitzen in den Kabinetten der plutokrati⸗ ſchen Weſtmächte, vorab in England. Von dem Augenblick, an, da die engliſche Niederlage in Norwegen feſtſtand, ſetzte in England das Drängen nach einem neuen Kriegsſchauplatz ein und zwar wurde der europäiſche Südoſten als ſolcher bezeichnet. Chamberlain ſelber gab in ſeiner Parlamentsrede, in der er ſich zu der britiſchen Blamage in Norwegen äußerte, die Parole aus. daß der Krieg jetzt dorthin getragen werden müſſe. Inzwi⸗ ſchen veröffentlicht die engliſche Preſſe Meldungen über Meldungen von den Maßnahmen, die man bereits getrof⸗ fen hat: Schiffe nach Alexandrien, engliſche Ingenieure nach dem Kaukaſusgebiet. Truppenanſammlungen in der Türkei, engliſche Biſchöfe nach Jugoſlawien, konzentriſche Stimmungsmache gegen Italien und viele andere Dinge werden gemeldet. Man ſieht, die Aggreſſoren ſind feſt an der Arbeit. Auch der ganze Apparat der verfſudeten fran⸗ zöſiſchen Preſſe wird von England eingeſpannk. Der frühere franzöſiſche Kriegsminiſter Fabry muß im„Matin“ Italien Angſt machen ſuchen:„Italien kann nicht daran zweifeln, daß die Alliierten in ihrer Entſchloſſenheit, nicht unterzugehen, fähig ſind, ihm ſehr ſchwere Schläge zu ver⸗ etzen“. Im„Figaro“ muß Wladimir d'Ormeſſon demſelben Jalien mit der Abſchneidung aller Zufuhren aus Amerika drohen. Der„Excelſior“ muß großſpurig mit der engliſchen Zange Gibraltar⸗Suez geſtikulieren, die alles zwiſchen ſich zerquetſchen werde. Aber Italien bleibt ſelbſtverſtändlich kalt und ruhig. Seine Preſſe erinnert daran, daß man dieſe prahleriſchen Drohungen nicht zum erſten Male höre und ſich dadurch niemals habe ins Bockshorn jagen laſſen. So bleibe Ita⸗ lien auch jetzt vollkommen ruhig, feſt und entſchloſſen, jeder Bedrohung die Stirn zu bieten und ſie zurückzuweiſen. Und das gleiche gilt natürlich auch von uns ſelber, von Deutſchland Wir laſſen uns ebenfalls nicht bange machen, aber wir ſind auch ſo frei, das heuchleriſche Gebaren der engliſch⸗franzöſiſchen Aggreſſoren anzuprangern, um den Neutralen zu zeigen, von welcher Seite ihnen Gefahr droht. Dos Telefongeſpräch Chamberlain— Reynaud vom 30 Aprit ſpricht Bände Niemand kann heute mehr daran zweifeln, daß dieſen Herrſchaften jedes Mittel recht iſt, von dem ſie annehmen, daß es ihnen nützt. Sogor in Englandeſelber iſt das Anſehen der Re⸗ gierung Chamberlain⸗Churchill ſtark geſunken. Man glaubt dieſen Leuten die ſich, um unangenehme und blamable Tatſachen wie etwa die Vernichtung eines engliſchen Schlachtſchiffs durch eine deutſche Fliegerbombe, mit Lügen und Leugnen herumdrücken wollen, auch im eigenen Lande nicht mehr Die Kritik verſchärft ſich von Stunde zu Stunde. Garvin ſtellt im„Obſerver“ die Regierung und ihre Krieg⸗ führung rückſichtslos an den Pranger Dieſe Regierung ſei nrur ein Hindernis Auch der einfache Mann auf der Straße begreife das heute. Alle Beſchönigungen Chamberlains und der Admiralität tut Garvin mit der Feſtſtellung ab der deut⸗ ſche„Blitzkrieg in Norwegen habe ſchnell zu einem trau⸗ rigen Fiasko“ Englands geführt.„Die Schweden ſtarr und erbittert vor Staunen, Enttäuſchung unter den beſten Freunden Englands in Amerika. Man brauche ein kleines Kriegskabinett von wirklich fähigen Männern. Die britiſchen Induſtriellen, die am Kriege ſchwer zu verdienen gedachten, ſind beſonders erboſt. Als ihre Auf⸗ faſſung verkündet der„Sunday Expreß“, ee werde„das Menſchenmaterial von England vergeudet auf Koſten einer wirkſamen Kriegführung“,— einer wirkſamen Kriegfüh⸗ rung nämlich durch profitable Kriegsinduſtrietätigkeit da⸗ heim, ſtatt durch Entſendung von Engländern als Soldaten an die Front. Was aber ſtatt Profiten die Engländer von dieſem Krieg zu gewärtigen haben, das ſagt ihnen eben in einer Rede in Aberdeen der Arbeitsminister Brown, mit den nackten Worten:„die britiſche Bevölkerung muß ſich vergegenwärtigen, daß bis zum Ende dieſes Krieges ſie 1 was ſie beſitzt. an den britiſchen Staat wird opfern müſſen.“ Beſonders ſchonungslos greift der alte Lloyd George nicht nur in der engliſchen Preſſe die Regierung an. Im Newyork Journal Aiteertean⸗ ſtellt er feſt, das norwegiſche Fiasko ſei ja„nur einer der vielen Verſager, durch welche während dieſes Krieges, in dem alles von den Neutralen abhänge, dem engliſchen Preſtige bei dieſen— Neutralen nicht wieder gutzumachende Schläge verſetzt“ worden ſeien. Im Londoner„Sunday Pictorial“ nennt er das norwegi⸗ ſche Unternehmen ein„beklagenswertes Märchen von Dummheit und Unzulänglichkeit“ und die ganze Kriegfüh⸗ rung„ſchlecht, ſchwach und dumm“. Das Parlament müſſe dies jetzt gutmachen. Tue es das nicht, ſo begehe es„Hoch⸗ verrgt an der Nation“. Es geht den Herren„Aggreſſoren“ alſo im eigenen Lande recht ſchlecht, weil es ihnen auf den Kriegsſchau⸗ pläzen bisher ſo jämmerlich gegangen iſt. Führer und Wehrmacht des Deutſchen Reiches werden dafür ſorgen, daß ihnen auch die neuen Aggreſſionspläne, wenn ſie an deren Verwirklichung herangehen ſollten, nur neue Nie⸗ derlagen bringen werden. Darauf können ſich die Ag⸗ greſſoren verlaſſen! Die Kriegsleiſtung der Wirſchaft Tagung der Gauwirkſchaftsberaker. Berlin, 8. Mai. Am Montag fand in Berlin beim Stell⸗ dertreter des Führers eine Tagung der Gauwirtſchaftsbe⸗ rater ſtatt, auf der in eingehenden Referaten die weſent⸗ lichſten Probleme der deutſchen wirtſchaftlichen Kriegsfüh⸗ rung zur Darſtellung kamen Hauptdienſtleiter Reichsminiſter Dr. Todt umriß ſein neues Aufgabengebiet als Reichsminiſter für Bewaffnung und Munition unter dem beſonderen' Geſichtspunkt der Mitarbeit der Parteidienſtſtellen zur Durchführung des vom Führer befohlenen Waffen⸗ und Munitionsprogramms. Sein Vortrag brachte klar zum Ausdruck, daß die gen ü⸗ gende Rohſtoffmenge geſichert und eine zweck⸗ entſprechende Organi ſation der Induſtrie auf⸗ gebaut ſei, um allen Anforderungen zu genügen. Das Vertrauen des deutſchen Volkes zu ieſem Teil der deutſchen Kriegsführung iſt ebenſo berechtigt auf dem Gebiet der ge⸗ ſamten Kriegswirtſchaft, über das Reichsminiſter Walter Funk ſprach. Der Reichswirtſchaftsminiſter führte in ſei⸗ nem Ueberblick aus, daß auf den drei Grundgebieten: Roh⸗ ſtoff, Organiſation der Arbeitskräfte und Kriegsfinanzie⸗ rung die Vorbereitungen grundſätzlicher Art vorſorglich ſchon früh ſo getroffen worden ſeien, daß jene Höchſtlei⸗ ſtung erreicht wurde, die der Führer in dieſem Exiſtenz⸗ kampf des deutſchen Volkes erwarte, an deſſen Ende der ſichere Sieg des nationalſozialiſtiſchen Reiches ſtehen werde. Der Staatsſekretär im Reichsarbeitsminiſterium Dr. Sy⸗ ru p erläuterte im einzelnen die Durchführung ſeiner Auf⸗ gabe die deutſche Arbeitskraft zu ſtärkſtem Einſatz zu brin⸗ gen Insbeſondere betonte er die Notwendigkeit der Mit⸗ arbeit der deutſchen Frauen Der Reichskohlenkommiſ⸗ ſar Walter berichtete über die Maßnahmen zur Sicher⸗ ſtellung der deutſchen Kohlenverſorgung in den kommenden Monaten, wobei er auf die großen Leiſtungen des deutſchen Kohlenbergbaues für den deutſchen Export hinwies. Aus allen Ausführungen ging eindringlich hervor, daß die deutſche Wirtſchaft nicht erſt durch plötzliche Maßnah⸗ men ſondern durch grundſätzliche Vorbereſtungen, insbe⸗ ſondere im Rahmen des Vierjahresplanes, alle Forderun⸗ gen dieſes Krieges zu erfüllen imſtande iſt. Die anerkannten Nutzhühnerraſſen Bei kaum einer anderen Tierart gibt es ſo viele verſchie⸗ dene Raſſen und Schläge wie bei den Hühnern. Ueber 100 Raſſen ſind in der Fachliteratur beſchrieben. Einzelne dieſer Raſſen haben auch noch mehr als 10 Farbenſchläge und Spielarten. Die meiſten Hühner ſind nur aus Liebhaberei für ſchöne und bunte Tiere gezüchtet worden. Wirtſchaftlicher Wert hat nur eine geringe Anzahl. St ſind vom Reichsnährſtand auch nur vier Raſſen als Wirtichaftshühner anerkannt worden. Es ſind dies die wei⸗ ßen Leghorns, rebhuhnfarbigen Italiener, roten Rhodeländer und weißen Wyandotten. Die beiden erſtgenannten, die ihrer Abſtammung nach zu den Mittelmeerraſſen gezählt werden, ſind leichte bewegliche Hüh⸗ ner, die ſich im Typ ſehr ähneln. Wie ihre Namen ſchon ſagen, unterſcheiden ſie ſich äußerlich hauptſächlich durch die Farbe des Federkleides. Beide Raſſen haben leuchtend rote Kämme, die bei den Hennen etwas nach der Seite klappen. Die Beine ſind gelb, ebenſo hat die Haut eine gelbliche Fär⸗ bung. Auch in den Nutzeigenſchaften ſind ſich weiße Leghorn und rebhuhnfarbige Italiener aus guten Zuchten ziemlich ähn⸗ lich. Es ſind die Raſſen, die durchſchnittlich den höchſten Eier⸗ ertrag bringen. Die weißen Leghorn haben im allgemeinen in dieſer Beziehung ſogar noch einen kleinen Vorſprung. Die beiden andern anerkannten Raſſen, rote Rhodeländer und weiße Wyandotten, ſind ſogenannte Zwiehühner, d. h. ſie bringen neben einer guten Eierleiſtung auch einen reſpektab⸗ len Braten. Sie ſind eben ſchwerer und behäbiger als die leichten Mittelmeerraſſen, legen aber dafür im allgemeinen nicht ſo gut. Wenn nur ein kleiner Auslauf zur Verfügung ſteht, ſind ſie angenehmer zu halten, da ſie weſentlich ruhiger und auch zutraulicher als die leichten Raſſen ſind. Die Rhode⸗ länder haben ein ſchönes rotbraunes Gefieder, der Kamm iſt verhältnismäßig klein, ſie wirken beſonders ſtattlich. Das Ge⸗ fieder der Wyandotten iſt locker und weicher und bildet, wie der Geflügelzüchter ſagt, richtige Kiſſen. Rhodeländer und Wyandotten ſtammen urſprünglich aus Amerika, werden aber ſchon lange in Deutſchland gezüchtet, ſodaß man ſie ebenſo wie Leghorn und Italiener getroſt als deutſche Hühner bezeichnen kann. Bevorratung der landw. Betriebe mit Kohlen Die Reichsſtelle für Kohle hat einen umfaſſenden Plan zur Bevorratung der evbölkerung und der ge⸗ werblichen Beteſebe mit Hausbrandbrennſtoffen auf⸗ geſtellt. Es wird dafür geſorgt werden, daß Wohnungen und Betriebe im Verlaufe des Sommers mit Kohle ſo verſorgt werden, daß ſich die Verknappungserſcheinungen des vergan⸗ genen, allerdings beſonders langen Winters in dieſem Aus⸗ maße nicht wiederholen können, Denn ihre Urſache lag nicht darin, daß etwa zu wenig Kohlen vorhanden geweſen wären, ſondern darin, daß die Bevorratung im vorigen Sommer un⸗ zureichend vorgenommen wurde und emzufolge die Transportmöglichkeiten dem ſtarken Anſturm während der langen und harten Wintermonate nicht gewachſen waren. Für die landwirtſchafrlichen Betrlebe ſtellt die Kohle nicht nur Hausbrand im engeren Sinne dar, ſondern ſie iſt auch ein wichtiges Produktionsmittel. Sie wird nicht nur zu Heiz⸗ und Kochzwecken, ſondern auch für die Fut⸗ terbereitung, für den Betrieb von Lokomobilen und für die techniſchen Nebenbetriebe benötigt. Auch in anderer Hinſicht ſind die Verhältniſſe bel der Kohlebevorratung der kandwirtſchaftlichen Betriebe beſonders gelagert. Mit wenigen Ausnahmen ſind hier ausreichende Lagermöglichkeiten für den Wintervorrat an Kohle vorhanden. Infolgedeſſen vollzieht ſich die Belieferung der landwertſchaft⸗ lichen Betriebe mit Kohle in der Regel ſo, daß die Kohle direkt vom Waggon durch den landwirkſchaftlichen Betrieb ab⸗ gefahren wird und nicht erſt über das Lager eines Kleinvertei⸗ kers geht Für dieſe Kohleabfuhr ſteht der Landwirtſchaft aber nur ein begrenzter Zeitraum während der Sommermonate zur Verfügung, nämlich die Zeit zwiſchen der Beendigung der Frühjahrsbeſtellung und Beginn der Getreideernte. Das ſind etwa acht höchſtens zehn Wochen innerhalb deren die Bevor⸗ ratung durchzuführen in Die Reichsſtelle ür Kohle bat be! der Aufſtellung ihres Bevorratungsplanes dieſem Erfordernis weitgehend Rechnung getragen. Vorausſetzung für, die reibungsloſe Abwicklung iſt, daß auch ſeitens der landwirtſchaftlichen Betriebe das Erforderliche veranlaßt wird. Das beginnt bereits mit der Anmeldung des Kohlebedarfes für den kommenden Winter beim Einzelvertei⸗ ler Hierfür ſind in den letzten Tagen den einzelnen Haushal⸗ tungen und Betrieben die Beſtellformulare zugegangen, und zwar ein grünes Formular für Haushalte mit Einzelofen⸗ heizung ein blaues Formular für Haushalte mit Zentral⸗ heizung und ein gelbes Formular für landwirtſchaftliche und gewerbliche Betriebe, Wehrmacht, Behörden und Anſtalten. Für die Landwirtſchaft kommen alle drei Arten in Frage, wie aus folgender Aufſtellung erſichtlich iſt: Grüner Antrag Gelber Antrag ö Einzelofenheizung landwirtſchaftliche Betriebe b a Die Beſtellung umfaßt: Blauer Antrag zutterzwecke, Zentralheizung Lokomobilen, techniſche Nebenbetriebe, Familie des Betriebsinhabers, Beamte, Angeſtellte, ſtändige Beamte, Angeſtellte, ſtändige Arbeitskräfte, Arbeitskräfte, Altenteiler oder De⸗ Altenteiler, Deputat⸗ putatempfänger ohne eigenen empfänger mit elge⸗ Haushalt. nem Haushalt. Unterkunftsräume der nichtſtän⸗ digen Arbeitskräfte mit oder ohne eigenen Haushalt. Für techniſche Nebenbetriebe iſt der Bedarf auf dem gelben Formular nur dann anzufordern, wenn die In⸗ duſtrie⸗ und Handelskammer für dieſen Betrieb nicht eine Kennziffer zum geſonderten Kohlebezug erteilt hat. Der Bedarf der, landwiriſchaftlichen Betriebe gegenüber 1938/39 wird in vielen Fällen größer ſein müſſen. Vor allem 1 70 hierbei der verſtärkte Hacffruchtanteil in der Zuſammen⸗ etzung des Futters eine Rolle, die Neuinbetriebnahme von Lokomobilen und gegebenenfalls auch die Steigerung der Er⸗ zeugung des techniſchen Nebenbetriebes. Um unnötige Rückfragen und Nachprüfungen zu vermei⸗ den, iſt es daher wichlig, daß auf der Rückſeite des gelben Antrages die vorgeſehene Belrlebsbeſchreibung ſorg⸗ fältig ausgefüllt wird. Zweckmäßigerweiſe wird ſie folgende Angaben enthalten: landwirtſchaftliche Nutzungsfläche in Helt⸗ ar, Kohlebedarf für die Futterbereitung in Zentner, Kohle⸗ bedarf für den Betrieb von Lokomobilen und von techniſchen Nebenbetrieben in Zentner und ſchließlich Zahl der zu hei⸗ zenden Wohn- und Schlafräume ſowie der darin untergebrach⸗ ten Perfonen. Ein etwaiger Mehrbedarf iſt beſonders zu be⸗ gründen, notfalls auf einem Anlagebogen Soweit dieſe An⸗ gaben nicht gemacht wurden und der Antrag bereits an den Unterverteiler weitergegeben iſt, empfiehlt es ſich, dleſe An⸗ Horte nachträglich zu machen, wobel Name und Wohnort des eſtellers und die Nummer des Antrages genau angegeben werden müſſen Dieſe Angaben erleichtern den Wirkſchafts⸗ ämtern die Nachprüfung des angeforderten Bedarfes, ohne daß erſt eine beſondere Rückfrage bei der Kreisbauernſchaft, von Ausnahmefällen abgeſehen, erfolgen müßte. Bezüglich der Belieferung der Gefolgſchaftsangehörigen mit Kohle iſt es den landwirtſchaftlichen Betrieben auch wei⸗ terhin ohne weiteres geſtattel, dieſe Belieferung vorzunehmen bzw. die Abfuhr der Kohle für die Gefolgſchaftsangehröigen u beſorgen. Zweckmäßigerweiſe werden in dieſem Falle die Anträge der Gefolgſchaftsangehörigen geſammelt, mit dem An⸗ trag des Betriebes an den Unferpexteiler-gegeben Damit iſt Vorſchrif: der Anordnung 5, der Raſchsſtelle für Kohle, wonach derartige Belxzebe als Händler zu gelten haben: Genüge getan. Eine Kundenliſte oder Kundenkartei braucht von dieſen Betrie⸗ ben nicht geführt zu werden, das iſt vielmehr ausſchließlich Sache des Unterverteilers G Rudolph. Scheng rising nd Lahve, 8 Olsiaheia 8 85 1 . e blen in fletern iſomęlæ, . 8 D. Nruniheim un lin gebung Sue e ola, b e 9% lördals- ja Hel, e eanbahnen 9 3 1 Hronhbim Fond * bogen De, Nach der Henſtellung der de eee wichtigen Landverbin⸗ te Ce dung zwiſchen Oslo und Drontheim wird nun⸗ mehr im Raum von Drontheim die Lage ge⸗ klärt. Die Engländer waren bei Namſos, nörd⸗ lich von Drontheim, und bei Andalsnes, ſüdweſt⸗ lich von Drontheim, ge⸗ landet, um von dieſen beiden Ausgangspunkten die Stadt in die Zange zu nehmen und die deut⸗ ſchen Truppen einzu⸗ ſchließen. Aber dem ſtür⸗ miſchen Vormarſch der deutſchen Soldaten konnte der Gegner nicht wider⸗ ſtehen. Steinkſer und Dombaas und jetzt auch Andalsnes, von wo ſich die Engländer nach wil⸗ der Flucht„erfolgreich einſchifften“, wurden ge⸗ nommen. Unſere Solda⸗ ee e ee S* eueren x. A 1.8 i Es ten überwanden die größ⸗ N ten Schwierigkeiten. Hun⸗ N derte von Kilometern mit 5. zahlreichen natürlichen 8 Y und vom Feinde errichte I ten Hinderniſſen— waren A J% doch allein 700 Brücken Son N geſprengt— mußten be⸗ wältigt werden. r W 177 4 9 N — 56. 1 177 15 4 1 * 8 X 1 A Das Heldenlied vom, Blücher“ Kampf und Unkergang des deutſchen ſchweren Areuzers im Oslo-Fjord. Der„Völkiſche Beobachter“ veröffentlicht in einem Per- Bericht über den Untergang des ſchweren Kreuzers„Blü⸗ cher“ noch folgende Einzelheiten: 5 5 „Eines der ſtolzeſten Schiffe der deutſchen Kriegsma⸗ rine, der ſchwere Kreuzer„Blücher“ iſt nicht mehr. In einem kaum 400 m breiten Felſen⸗Fjord erhielt„Blücher ſo ſchwere Treffer, daß das Schiff nach 1½ Stunden hel⸗ denmütigſten Kampfes ſeiner Beſatzung auf den liefen Grund des Oslo⸗Fjords ſank. So mancher Mann der Be⸗ ſatzung und der an Bord befindlichen Landeinheiten fand dabei den Seemannstod..* Wenige Stunden nach dieſem hölliſchen Kampf zwi⸗ ſchen einem einzigen Schiff und einer kaum 200 m weit entfernten Landbakterie' ſitzen wir auf dem Fußboden eines einſam hoch auf den Bergen liegenden kleinen Häuschens. Ein Fetzen Papier dient dazu, Stichworte der Erinnerung an dieſen Kampf, an dieſes Heldenepos deutſchen Solda⸗ tentums feſtzuhalten. Dicht bei dicht liegen neben mir die zu Tode erſchöpften deutſchen Soldaten, die noch kaum Schlaf finden können. Zu viel ſtürmt auf ſie ein: Gedanken durchraſen das Gehirn, Bilder erſtehen vor den Augen, Bilder des vorbildlichſten, tapferſten Einſatzes deutſcher Soldaten, vom todesmutigen Sterben und von einer Di⸗ ſziplin, wie ſie wohl einzigartig bei einem Schiffsuntergang eweſen iſt. 8 5 Noch bröhnen die„Sieg Heil“ auf den Führer, Volk und Vaterland und auf das ſtolze Schiff in den Ohren, be⸗ geiſtert geſchrien von den Ueberlebenden, die auf dem ſchon geneigten Deck des„Blücher“ ſtanden, geſchrien von den Mänfern, die ſchon im Waſſer ſchwammen und die ſich ſchon an Land gerettet hatten. Noch lodern die Flammen der brennenden Decks wie ein gewaltiges Fanal im Mor⸗ gengrauen vor dem geiſtigen Auge, bis dann endlich ſich das Schiff ſchwer auf die Seite legt und in die Tiefe ſchießt. Eine Sekunde ſteht noch das Heck faſt ſenkrecht im Waſſer. Dann verſchwindet auch das, und nur eine rieſengroße ſchwarze Qualmwolke zeugt davon, daß hier ein ſtolzes Schiff und mit ihm tapfere deutſche Soldaken geſunken ſind. Mühſam ſucht man ſich die Gedanken zuſammen, ſucht die Fülle der Ereigniſſe in den letzten Stunden einigerma⸗ ßen zu ordnen. Es iſt faſt zu viel für einen einzelnen Men⸗ ſchen, all das, was hier im Oslo⸗Fjord geſchah, aneinander⸗ zureihen und auch ein nur einigermaßen anſchauliches Bild von dem Geſchehen zu geben. Wise kam das Ende, wie ge⸗ ſchah das alles? N In tiefſter Nacht lief der„Blücher“ in den ſchmalen Fſord ein. Vereinzelt blinkten die Lichter am ſpärlich be⸗ wohnten Ufer. Scheinwerfer taſteten von vorn, von den Seiten und von hinten das rieſige Schiff ab. Strenger Be⸗ fehl war gegeben.„Es wird nicht geſchoſſen, wenn nicht die Norweger ſelbſt die Waffen ſprechen laſſen“, Mit langſa⸗ mer Fahrt glitten wir durch das Waſſer. Geſpenſterhaft huſchten kleine Boote an uns vorüber. Nur das leiſe Brum⸗ men unſerer Maſchinen war zu hören. Wieder zuckten Scheinwerfer auf und zogen ihre ſilbern glänzende Bahn auf dem Waſſer. Angeſtrengt ſtarrten hundert und aber⸗ hundert Augen nach vorn, wo nichts zu ſehen war als nur das tanzende weiße Licht. Ich ſtehe oben 0 Signal⸗ deck auf dem Vormars und ſehe, wie ſich plötzlich auf der Backbordſeite ein blutroter Höllenſchlund auftut. Feuer⸗ ſtrahlen zucken auf, und im Bruchteil einer Sekunde ſpä⸗ ter zerreißt ein ohrenbetäubendes Krachen, das tauſendfach in den Bergen widerhallt, die nächtliche Stille. Mit dieſem ſerachen ſcheint die Hölle losgebrochen zu ſein. Die Luft iſt erfülklt von berſtenden Granattreffern ſtärkſten Kalibers. Von allen Seiten pfeift, heult und gurgelt es heran, ſchlägt mit Rieſenfäuſten auf den ſtählernen Schiffsleib ein. Der Boden bebt unter den Antwortſalven der eigenen Ge⸗ ſchütze und ſchweren Türme. Feurige Strahlen unſerer Leuchtſpurmunition ziſchen durch die Luft auf das dunkle Ufer hinüber. Der Wirbel dieſes Nachtgefechts läßt ſich nicht beſchreiben. Ich weiß nur, daß Bruchtefle von Sekunden ſpäter nach dem erſten Feuerſtrahl von drüben ein gewal⸗ tiges Krachen auf dem Mitteldeck dort, wo die beiden Bordflugzeuge ſtanden, ertönt Ein unvorſtellbarer ſtarker Luftdruck ſchleudert mich wie eine leichte Feder gegen die anzerwand des Turmes glühende Flammen leuchten auf. Ich will hinüber zu dem kaum 20 m weit entfernten tiefe⸗ ren Deck, um dort zu helfen Gewehr⸗ und Maſchinenge⸗ wehrmunition der eingeſchifften Heerestruppen, von den lühenden Flammen zur Exploſion gebracht, pfeift mir um le Ohren, und da wirft es mich auch ſchon wieder lang auf das Deck Ueber mir fegt eine ſchwere Granate in den Normars hinein, Sekunden ſpäter ſehe ich tote und ſchwer Oie große Liebe. Roman von Emmi Lewpgld. 52 Halbmaſt wehte die Flagge auf dem Holgerſchen Stadthauſe am Oreſund. 85 Karen ſtand in Trauerſchleiern am lodernden Kamin. Die großen Prunkbilder der däniſchen Könige, denen die Holgers gedient hatten, ſahen ſtolz und maſeſtätiſch von den Wänden. Auf dem Waſſer draußen ſoh man Schiffs⸗ maſten mit Trauerfahnen, froſtig, melancholiſch und un⸗ glücksvoll war dieſer däniſche April. Die junge Karen Holger ſtand am Fenſter und ſah tränenlos wie eine erſtarrte Niobe vor ſich hin. Vor zwei Wochen war die Trauernachricht gekommen. Er hatte noch einige Tage gelebt mit der Kugel in der Bruſt. In einem Lazarett auf Fünen, das über dem Dünenſtrande lag, im brauſenden Frühlingswinde vom Großen Belt. Und der Vetter Jens, der immer der„arme Holger“ genannt wurde von den Kameraden im Vergleich u Karen Holgers Sohn, der lag verwundet mit ihm im ſelben Zimmer. Aber das Schickſal hatte es mit dem zarmer Holger“ gnädiger vor. Er genas und lehrte wie⸗ der und kam, um die letzte Nachricht zu bringen von dem toten Freund. Und nun ſtanden ſie und warteten auf ihn. Wenn es doch vorüber wäre, dachte Erik Holger. Dieſe Trauerboten— dieſe letzten Zeugen. Zu ändern iſt nichts mehr— es iſt über die Kraft. Und er ſah verloren zu den Chriſtians und Frederiks empor, die ſo ſelbſtbewußt aus ihren breiten Goldrahmen glänzten, und rückte nervos an dem alten Gewaffen der Wand und dem großen Stich des Domes von Röskilde. Dann ging er mit unruhigen Schritten verzweifelt zwiſchen den ſchweigenden Frauen auf und ab. Furcht⸗ bar! Sein Land hatte verſpielt. Wie er es haßte, dies deutſche Heer! Und Karen war ſo ſeltſam. Sie ſprach verwundete Kameraden dort liegen Manchem tiſt nicht piehr zu helfen, aber den anderen ſtehen die Aerzte bei, Kerzte, die ſich kodesverachtend durch nichts von ihren Pflichten abhalten laſſen 8 55 Plötzlich ſpringt der„Blücher“ mit einem gewaltigen Satz zur Seite. War's eine Mine, wars ein Landtorpedo? Schwer legt ſich das todwund geſchoſſene Schiff auf die Seite, aber noch feuert es aus allen Rohren. Wo die Mann⸗ ſchaften gefallen ſind, ſind andere eingeſprungen. Granate auf Granate wühlt ſich in den Stahlleib ein, zerbirſt mit infernaliſchem Krachen, raſt, Tod und Verderben bringend, durch die Decks. Aber noch weicht keiner von der Stelle. Mit allen Kräften arbeiten die Leckwehren, verſuchen die Männer in den ſtockdunklen Maſchinenräumen Schäden auszubeſſern, ſtehen die Matroſen bis an den Hals im Waſ⸗ ſer bei ihren Motoren und Maſchinen, bis auch bei ihnen eine Granate hineinfetzt. Weißer Dampf ziſcht aus den Rohren am Schornſtein, vermiſcht ſich mit ſchwarzem Qualm. Ich ſtürze, das Taſchentuch vor dem Munde, zum ſtiedergang: Kein Durchkommen mehr, neben mir ſtehen Kameraden, auch abgeſchnitten vom Deck. Ein kurzer Ent⸗ ſchluß. Ueber die Brückenreeling und über den Flak⸗Leit⸗ ſtand hinabgleiten auf das Signaldeck. Mehr rutſchend als kletternd gelangt es, und im gleichen Augenblick hallt die Stimme des erſten Artillerie⸗Offiziers über das Deck. „Halt, Batterien, Halt!“ Mit einem Schlag ver⸗ ſtummt das mörderiſche Feuer. Nur das faſt leiſe anmu⸗ tende Knattern der Gewehrmunition tönt durch das mor⸗ gendliche Dämmern. Eine erſchütternde Ruhe ſenkt ſich auf das totwund geſchoſſene Schiff, deſſen Steuerbordanker raſ⸗ ſelnd in die Tiefe ſchnurrt. Von Sekunde zu Sekunde neigt ſich„Blücher“ mehr nach Backbord über— es iſt keine Hoffnung mehr, das Schiff iſt verloren. Ein Ruf ertönt, der allen Seemännern wie ein Meſſer ins Herz ſchneidet:„Alle Mann von Bord!“ Hoch über den auf der Back— dem Vorſchiff— zuſammenge⸗ drängt ſtehenden Soldaten reckt ſich plötzlich die Geſtalt des Kommandanten auf. Ein paar Worte durchs Megaphon, und dann brauſen drei Sieg⸗Heil auf Führer, Volk und Vaterland und auf den Plücher“ durch die Luft „Blüchers“ Schickſal iſt beſiegelt. Auf dem Wrack aber zeigt ſich bis zum letzten Augenblick die wunderbare Disziplin, die den deutſchen Soldaten ſelbſt in gefahr⸗ vollſten Stunden nicht verläßt. Da war kein Haſten, kein Drängen, da war nur ein gegenſeitiges Hilfeleiſten, ein Zu⸗ packen, einer für den anderen. Ein Rettungskutter bleibt faſt leer, da keiner vor dem anderen gehen will. Dieſe letzte Viertelſtunde war ein unvergeßlich ſtolzes Bild von ſtillem Heldentum. Ich ſehe einen Mann neben mir, der ſtumm ſeine Schwimmweſte auszieht und ſie einem älteren Kame⸗ raden hinüberreicht, dort baſtelt einer für einen anderen aus ein paar Gasmaskenhülſen eine Schwimmweſte zu⸗ ſammen. Behutſam werden Schwerverwundete vom völlig verqualmten Vormars heruntergeholt, und der junge Aſſi⸗ ſtenzarzt iſt der letzte, der ſchließlich an einem halb verkohl⸗ ten Seil in die Tiefe rutſcht. Ein blutjunger Infanteriſt ſucht unter einem Haufen von Gewehren ſein eigenes— ſeine Nummer— hervor und ſpringt ſchließlich noch ein⸗ mal in den Qualm, um ſein Maſchinengewehr zu holen. Holzbretter, Kiſten, überhaupt alles ſchwimmbare Material fliegt über Bord, damit ſich die ſchon im Waſſer befindli⸗ chen Kameraden daran feſthalten können. Und auch jetzt noch im knapp 1 Grad warmen Waſſer erlebe ich wieder Bilder von jener wunderbaren Kamerad⸗ ſchaft und dem unbändigen Einſatzwillen des einzelnen Mannes Dort ſchleppt einer einen faſt erſtarrten Kamera⸗ den mit ſich, hier kämpft ein Hauptmann mit gebrochenen Beinen allein den wohl ſchwerſten Kampf ſeines Lebens und gewinnt auch das rettende Ufer. Der Admiral, der Ge⸗ neral der Flieger und ein General ſchwimmen unter Ein⸗ ſatz der letzten Kräfte dem Ufer zu. Ich ſchaue zurück zum brennenden Schiff, knapp 100 m weit entfernt. Das brennende Deck, hat die mit Oel überfloſſene Waſſeroberfläche erreicht In dieſem Augenblick neigt ſich endgültig der hohe Maſt, ſinkt zur Seite, und kiel⸗ oben ſchießt das ſtolze Schiff in die Tiefe. Das Heck mit den Schrauben, auf denen noch ein Mann mit erhobener Rechten ſtand, ragt noch einen kurzen Augenblick aus dem Waſſer, dann iſt auch das verſchwunden 5 „Blücher“ iſt nicht mehr. Die Männer im Waſ⸗ ſer und die drüben am rettenden Ufer reißen noch einmal die Arme hoch, ſchreien ein Hurra über die Wellen, auf de⸗ nen blutrote Flammen tanzen und dicker Rauch in Wolken gen Himmel wirbelt. 5 Mit vielen, vielen anderen kämpfe ich in den nächſten Minuten den Kampf meines Lebens Das eiskglte Waſſer, das noch manchen Mann in die Tiefe holt, droht alle Glie⸗ der erſtarren zu laſſen, aber ſchließlich iſt der felſige Strand erreicht und Minuten ſpäter ſtehen wir am wärmenden Ufer. f überhaupt nicht mehr, ſeit die Todesnachricht gekommen war. Sie übertreibt, wie alle Frauen im erſten Schmerz, dachte Erik Holger. Sie hatte ja gar nicht zu den Müttern gehört, die ſo ganz eng und dicht im Leben ihrer Kinder ſtanden. Mit triumphierendem Gefühl hatte er es doch oft genug empfunden, daß erſt er, der Gatte, kam— und dann dieſe Kinder, die ja auch untereinander ſo nahe ver⸗ bunden waren, daß ſie kaum einen dritten in ihrem Herzen brauchten— dieſe Kinder, die einzigen unvertilgbaren Zeugen jenes vergangenen Jahrzehntes, das ſolch plötz⸗ liches Ende nahm! Warum hatten ſie keine eigenen Kinder, Karen und er? Warum war das Schickſal ſo tückiſch? Oh, man hätte dann alles ſo ganz anders arrangieren können. Mit ſehr viel Geld wird man ja der meiſten Schwierigkeiten Herr. Man hätte dann dieſe Kinder erſter Ehe noch aus⸗ ſchließlicher auf dem Lande leben laſſen können. Sie wollten ja nichts anderes als das. Sie waren ja ſtets am zufriedenſten in dem weißen Schloß Sörelund zwiſchen den berühmten Baumalleen über dem See, der alle Herr⸗ „ lichkeiten blendend und getreu widerſpiegelte. Er war durchaus dafür, daß man ſie nach ihrem Ge⸗ ſchmack leben ließ, der ja ſo ganz feinen Wünschen ent⸗ ſprach. Er wollte ja dieſe Kinder gar nicht— er wollte die Mutter nur. Mochten ſie Familienſimpelei betreiben mit der armen Verwandtſchaft von der Inſel Möen, den vier Holgers, die ebenſowenig Geld hatten, wie er— Erif Holger— ohne ſeine Heirat gehabt haben würde. Sie hatten ja ſo ſonderbare, faſt ſpartaniſche Ideale! Man hatte ſie förmlich mit Gewalt in das Getriebe der Haus ſiſtadt und des Hofes bringen, ſie mühſam zurecht⸗ ſtutzen müſſen, um die großen Partien auch wirklich zu repräſentieren, die ſie tatſächlich waren. Lernen und Leſen und Sonntagsſchulen gründen für Dorfkinder, das waren ſo dieſes ſchönen Mädchens von ihm unbegriffene Ideale! Und dann dieſer ewige junge Theologe, an dem ſie ſo merkwürdig hingen! Wie verzweifelt waren ſtie geweſen, als man ihn forlſchicken mußte, well es bei all dem Schiffbrüchige am fremde Um eine troſtloſe Einſamkeit Eis ene Rings⸗ Schnee bedecken 515 baumbeſtandenen Hänge, aber das Leben fordert ſein Recht. Aus Schwimmweſten werden Schuhe hergeſtellt die naſſen Kleider trocknen an kleinen Feuern. Wie durch ein Wunder haben manche ſich noch ein paar Zigaretten mit⸗ nehmen können, die jetzt kameradſchaftlich geteilt werden. Die ſtärkſte Fürſorge gilt den Verwundeten, die auch mit an Land gebracht worden ſind. Später zog unſere Schar am Ufer entlang zu einem kleinen Häuschen. Stun⸗ denlang ſuchten einige Männer das Ufer ab. Von den im Strom liegenden Inſeln aber kamen immer noch mehr Ge⸗ rettete herüber zum Feſtland, und hier gab es dann noch manches Wiederſehen mit totgeglaubten Kameraden, Ueber Berg und Tal durch tiefen Schnee gings weiter nach einem kleinen Ort, St. Hallangen. Hier wurden dann unter pri⸗ mitipſten Umſtänden die erſten ſchweren Stunden überwun⸗ den. Soldaten haben einen ſechſten Sinn es ſich gemütlich zu machen Holz, Kartoffeln, Milch, Eier wurden dank der hilfsbereiten Bewohner angeſchleppt, und bald brannten auch hier wieder die Feuer. Noch eine Nacht hieß es in en⸗ gen Stuben und in der Scheuer ſchlafen, am nächſter aber brachten Omnibuſſe uns nach Oslo, das bereits in deut ſchen Händen war. ihm mancher tapfere Soldat. Sie werden nicht ver werden. Sie marſchieren im Geiſt mit uns in der gr ſchweigenden Armee, in den Kolonnen, die für Deutſchlands Freiheit fielen, ihre Namen aber werden auf den Ehren⸗ mälern ſtehen, die von Deutſchlands Heldenſöhnen bis in die ferne Zukunft hinein künden werden Hans Gieſe. „Blücher“ ruht auf dem Grunde des Oslo⸗Fjords. Mit len Gedenktage 9. Mai. 1688 Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürſt, in Potsdam geſtorben. 1796 Joſeph Meyer, der Gründer des Bibliograz Inſtituts, in Gotha geſtorben. 1805 Friedrich von Schiller in Weimar geſtorben. 1907 Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach in Ber⸗ lin geboren. 1936 Proklamation des italieniſchen Königs Viktor Ema⸗ nuel III. zum Kaiſer von Aethiopien. 1939 Geſetz zur Einführung der Wehrpflicht für Gr: kannien(mit Ausnahme Nord⸗Irlands) vom engliſchen Interhaus angenommen. Sonnenaufgang 5.40 Mondaufgang 7.10 Sonnenuntergang 21.03 Monduntergang 22.51 — Deutſche Soldaten bei Niels Bukh. Der weltbekannte Sportlehrer und Gründer der nach ihm benannten Gymnaſtikſchule, Niels Bukh, führt deutſche Sol⸗ daten durch die Sportanlagen in Ollerup in Norwegen. P.⸗Kropf⸗Weltbild(M) Veütſchenhaß ringsum einfach nicht mehr ging! Selbſt Karen hatte das zuletzt eingeſehen; ſo wertvoll er auch geſchäftlich für ſie geweſen war. Nun kämpfte dieſer Doktor Gärtner auf der anderen Seite wie ſein geliebter Zögling, jeder für ſeine Heimat, Das waren ſo die Konſtellationen, die ſich ergaben, wenn man deutſche Hauslehrer überhaupt geduldet hatte. Er ſah zu ſeiner Stieftochter hinüber. Niemals ahnte er, was in ihr vorging. Sie war ſchweigſam, höflich, in nichts zu tadeln. Sie war ſeltſam kalt gegen alle Be⸗ werber. Hohe Stellungen imponierten ihr nicht. Wer dem Stiefvater wünſchenswert erſchien, den lehnte ſie kalt⸗ lächelnd ab. Sie war ſchon vierundzwanzig Jahre, ſie ſchien einen geheimen Plan zu haben, gewiß eine ganz miſerable Partie! Sie war undurchdringlich. Er machte Aufſehen, wenn er mit den beiden ſchlanken, blonden Frauen in eine Geſellſchaft kam. Und das war es, was Erik Holger am ſtärkſten genoß. Nur wenn der Stiefſohn dabei war, dem die däniſche Uniform ſo glänzend ſtand, der ſo viele Blicke auf ſich zog, wie gerade die Abwehren⸗ den, Gleichgültigen es ſo beſonders tun, dann war ſeine Stimmung dahin. Immer waren dieſe Kinder wie die Gegenpartei. Wie Verſchworene irgendwie. Der bittere Tropfen in ſeinem Becher. Und nun war die Schweſter allein. Der grauſame Schlag hatte ſie getroffen— ſie jammerte nicht und klagte nicht. Wie mit erloſchenen Augen war ſie auf ihr Zimnier gegangen, als die Nachricht kam, und nun lehnte ſie ſchwei⸗ gend am Fenſter und ſtarrte auf des Hreſundes graublaue Linie. Es war, als ſei alles um ſie verſunken, als wiſſe ſie von nichts als ihrem Schmerz. Und mit einem Male trat ein ſehr blaſſer junger Offizier über die Schwelle, den Arm in der Binde,„der 111 arme Holger“, mit den feinen, ſchmalen Zügen des kaum Geneſenden. Und die beiden Frauen gingen auf ihn zu. Und mit dem halben Schuldbewußtſein des Überlebenden, den der Zufall verſchonte, ſtand er da und ſagte all die armen Worte, die unzureichenden, die aber dennoch wohlzutun bermögen, weil es ia doch zureichende nicht gibt. 5 S eee —. S. % ˙ A ²