Nr. 148 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 26. Juni 1940 r Der Frontoffizier Der neue Inbegriff des militäriſchen Führers NSK(PK). Ein Landſer. alter oſtmärkiſcher SA⸗Mann dem wir weiter unten einen Auszug veröffentlichten. Der Bericht behandelt das Thema„Front⸗ offtztere— ein Problem, mit dem ſich zu beſchäftigen als Rückſicht auf Herkommen Vermögen 52 getroffen wird. den preußiſchen Leutnant macht uns iner„Voller Stolz kann das deutſche Volk auf ſeine Offiziere blicken. Der preußſſche Leutnant von einſt iſt, um⸗ geformt und umgeprägt nach den Erforderniſſen der neuen Zeit und nach den kompromißloſen revolutionären Geſetzen der nationalſozialiſtiſchen Weltanſchauung, im national⸗ ſozialiſtiſchen Frontoffizſer⸗ neuerſtanden. Neun Monate Krieg in Polen, im Weſten, in Skandina⸗ bien ſchufen dieſen jugendfriſchen Typ, der ſeine Eignung zur Menſchenführung zum großen Teil ſchon im Weltkriege, zum anderen Teil aber in der Partei und in ihren Gliede⸗ rungen bewieſen hat. 5 Ueberall an der Front begegnet uns dieſer Typ des rontoffiziers. Wir ſahen einen ergrauten General, er als Artilleriekommandeur einer Diviſion im einfachen Mannſchaftsmantel, den derben Eichenſtock in der Rechten, durch die häufig unter feindlichem Artilleriefeuer liegenden ſchlammgefüllten Laufgräben des Vorfeldes ging, um die B⸗Stellen und Feuerſtelfungen ſeiner Batterien zu beſichtigen. Als älterer, erfahrener Kamerad unterhielt er ſich mit den Kameraden, den jungen Offizieren, Geſchützfüh⸗ rern und Kanonieren. Gab ihnen aus feinem reichen Erfah⸗ rungsſchatz wertvolle Ratſchläge und ſetzte dann feinen Rundgang fort. Wir ſahen in einem Vorfeld einen Kom pante führer, der mit ſeinen Männern in dem als Kan⸗ tine eingerichteten Dorfkruge einen von ihnen am Tage vor, her glücklich durchgeführten Spähtrupp feierte. Er trank mit ſeinen Landſern Bier, ſang mit ihnen ihre Lieder, rauchte mit ihnen die am ganzen Weſtwall bekannten ſchwar⸗ zen„Polo ⸗ Zigaretten und machte fröhlich ihren Soldaten⸗ ulk mit. Endlich ſahen wir, um weitere Beiſpiele zu nennen, die Zugführer in der vorderſten Linie. Bluk⸗ zunge Leutnants, in der gleichen Kluft wie ihre Landſer, in den gleichen, lehmüberkruſteten Schaftſtiefeln. Sie haufen ſchon ſeit Wochen und Monaten zuſammen Sie eſſen das gleiche Eſſen das gleiche Kommißbrot, rauchen die gleichen Zigaretten, itzen mitten unter ihren Männern an den ſelbſt⸗ gezimmerten Tiſchen und trinken mit ihnen das aleiche Ge⸗ tränk. Sie fluchen genau ſo wie ihre Landſer über den ewigen Dreck in den Gräben und Stellungen. Sie ſehnten mit den gleichen kräftigen Ausdrücken wie dieſe den Tag herbei an dem ſie dem Tommy mal ſo richtig ans Leder ge⸗ hen können Rauh aber herzlich iſt der Umgangston dieſer . mit ihren Jungen. Kameraden ſind ſie ger alle— Söhne des deutſchen Volkes, das im ſchwerſten Entſcheidungskampf um fein Daſein ſteht. Es iſt ſebſtverſtändlich daß gleichwohl die Landſer nie die ſche ütherſchreiten, die durch die Gebote der militäri⸗ ſchen Diſziplin gezogen ſind Das wirkliche Führertum die⸗ ſer jungen Offiziere findet auch in dieſer Tatſache ſchon einen ganz beſtimmten Ausdruck. So bildet der Offizier an der Front das ſtählerne Rückgrat. nicht nur den unerſchütterlichen Siegeswillen gibt. ſondern 15 auch, wie bisher von Erfolg zu Erfolg und endlich, wie zer Führer ſagte, zum großartigſten Sieg der Weltgeſchichte führen wird. Mit dieſen Offizieren geht der deutſche Soldat (das zeigt uns auch der nun folgende Bericht des oſtmärki⸗ ſchen Landſers) durch Dick und Dünn, um(wenn es ſein muß) für den Führer und für Deutſchland den Teufel aus der Hölle zu holenk Dieſer Bericht„Erſte Begegnung mit Front⸗ e lautet:„Es war ſchon dunkel, als wir uns in N. bei der Ortskommandantur meldeten. Ein Offi⸗ zier teilte uns mit, daß wir uns bei dem Regimentskom⸗ mandeur melden müßten, da dieſer uns ſelbſt kennenlernen wolle. Schon hier auf der Ortskommandantur ſpürten wir den Geiſt der Front. Beſonders gut gefiel uns dann der Regimentsadjutant, ein junger oſtmärkiſcher Leut⸗ nant. Er richtete die Frage an meinen Kameraden und mich. ob wir Freunde wären und gern zuſammenbleiben möchten. Auf unſere bejahende Antwort fagke er uns, das werde nicht ſo leicht zu ermöglichen ſein, da wir bereits zwei verſchiede⸗ nen Bataillonen zugeteilt ſeien. Doch er wolle dem Regi⸗ mentskommandeur unſeren Wunſch vortragen. Bald darauf ſtanden wir vor dem Obe rſt, deſſen Waffen rock durch das EK J. des Weltkrieges geſchmückt war. Er reichte jedem von uns die Hand und fragte uns zunächſt nach unſeren per⸗ ſönlichen Verhältniſſen. Unſer Geſuch um Verſetzung zur Fronttruppe hatte ihm ſehr gefallen. Bevor wir entlaſſen wurden, krug ihm der Adjutant unſere Bitte, zuſammen⸗ bleihen zu dürfen, vor die der Kommandeur ſofort erfüllte. Er ſelbſt degelte die Angelegenhefl'tolepheniſch mit den Ba⸗ taillonen, denen wir zugeteilt waren und gewann dadurch ſelbſtredend im Ru unſere Herzen.— 8 2 7 8 5 e Das Zelt, das den franzöſiſchen Unterhändlern zur Ver⸗ f General Huntziger. 8 fügung ſtand. Vor dem e Wut Wend das unſerer Wehrmacht gruppenführern des Gaues Baden überantwortet. Dichter Nebel lag am nächſten Morgen über dem Land. Um 7 Uhr nahm uns ein Kraftwagen auf und führte uns dem Ziel entgegen, Als der Wagen uns abſetzte hatten wir nur noch etwa 8 Kilometer zu Fuß zurückzulegen. Fröhlich wanderten wir 81. zweit dahin. Der Nebel war verſchwun⸗ den. Strahlend blau wölbte ſich über uns der klare Himmel. Plötzlich hörten wir hinter uns einen Wagen hupen. Der Wagen fährt an uns vorbei, hält dann und ausſteigt zu un⸗ ſerer größten Ueberraſchung: der Oberſt. Schnell reiße ich mein Gewehr, das ich quer über dem Torniſter liegen hatte, herunter und will Meldung machen. Doch der Oberſt Minkt ab und läßt uns rühren.„Legt euer Gepäck in meinen Wagen. Ich nehme es mit in die Stellung. Beim Bataillon könnt ihr es euch wiederholen.“ Wir legten unſer Gepäck auf und hatten uns von unſerer Ueberraſchung noch gar nicht erholt, als er ſchon, uns noch einmal zuwinkend, wek⸗ terfuhr. So kam es daß der Regimentskommandeur zweien leiner Soldaten das Gepäck mitnahm— ein Beweis für die ſoldatiſche Verbundenheit unſeres Oberſten mit ſeinen Männern „Dieſe und andere Erlebniſſe hatten uns ſo recht bewieſen, daß wir Soldaten der nationalſozialiſtiſchen Wehrmacht ſind. Die Frontkameradſchaft, die Offiziere und Soldaten als feſtes Band in eiſerner Treue zuſammenhält. iſt der ſichtbare Ausdruck des neuen Geiſtes und zugleich der alten Tradition unſerer herrlichen, unbezwingbaren und opfer⸗ bereiten deutſchen Wehrmacht. Gemeinſchaftsverpflegung im Kriege Jeder Gau erhält einen Gaulehrkoch mit Spezialausbildung NSG. Die Kriegsverhältniſſe bedingten eine ſofortige Umſtellung der Verpflegungsgrundſätze auch in den Lager⸗ und Werksküchen. Sind Nahrungsmittel genügend vorhan⸗ den, dann iſt man leicht geneigt, aus dem Vollen zu wirt⸗ ſchaften. Aber im Kriege kommt es beſonders dar uf an, den Speiſezettel mit großer Ueberlegung zuſammenzuſtel⸗ len. Dabei treten als ausſchlaggebende Momente in den Vordergrund: Richtige Zuſammenſtellu ng der einzelnen Gerichte, ebenſo die z weckentſprechende Geſtaltung des Wochenſpeiſeplanes. Desglei⸗ chen ſpielen Geſchmack, Sättigung und das Vorhandenſein wichtiger Nährſtoffe eine beachtliche Rolle. Die für die Ver⸗ pflegung verantwortlichen Männer müſſen die Fähigkeit beſitzen, ſich der auch im Kriege geltenden Ernährungs- und Wirtſchaftslage anzupaſſen. Bei der Planung der Küchen⸗ zettel iſt weniger die Vielheit als vielmehr die Abwechſlung in den dargebotenen Gerichten wertvoll. Auch die Länge der Speiſekarte iſt für die Güte der Verpflegung nicht von entſcheidender Bedeutung, ſondern die in der Nahrung ent⸗ . Nährwerte. Wird bei der Verpflegung nach dem rundſatz gehandelt: Richtige Qualität und Quantität, dann kommt man den Wünſchen der Gefolgſchaft am beſten ent⸗ gegen. Der Wert der beſten Lebensmittel ſinkt, wenn nicht Menſchen vorhanden ſind, die die Befähigung beſitzen, aus den vorhandenen Nahrungsmitteln ein zweckentſprechendes und gutes Eſſen zu bereiten. Deshalb war es eine der drin⸗ gendſten Aufgaben der Deutſchen Arbeitsfront, eine ſchu⸗ lungsmäßige Ausrichtung der Köche und des Küchenperſo⸗ nals vorzunehmen. In einem relativ kurzen Abſchnitt, ſeit Dezember 1939 bis Mitte Mai 1940, wurden annähernd 1000 Köche in Lehrgängen, die über das geſamte Reich ver⸗ ſtreut waren, für den Einſatz in Gemeinſchaftsverpflegungs⸗ küchen bezw. Großküchen geſchult. Dieſe Lehrgänge erfaß⸗ ten ſowohl die Köche der Lager⸗, als auch die der Werks⸗ küchen. Die Schulung erfolgt in engſter Zuſammenarbeit mit der Wehrmacht, und ſie erfaßt auch die Truppenküche. In beſonderen Lehrgängen werden Gaule hrköche her⸗ angebildet, die ihrerſeits wiederum innerhalb der einzel⸗ nen Gaue für die zweckmäßige Ausrichtung der Gemein⸗ ſchaftsköche in den Gaubereichen Sorge tragen. Künftig ſoll jeder Gau einen Gaulehrkoch mit Spezialausbildung er⸗ halten. Die Gaulehrköche werden in halbjährigen Friſten immer wieder in Schulungslehrgängen ausgerichtet. Die Reichsſchule für Gemeinſchaftsverpflegung in Frankfurt a, M. gab dem Schulungsweſen einen neuen und ſtarken Auftrieb. Die Schulung erſtreckt ſich nicht nur auf die Spei⸗ ſezubereitung, ſondern auch auf die Lebensmittelkunde, La⸗ ger⸗ und Küchenverwaltung, Fragen der techniſchen Einrich⸗ tung, volkswirtſchaftliche Grundfragen der Ernährung und die Ergebniſſe der neuzeitlichen Forſchung über die Erhal⸗ tung der Nähr⸗ und Schutzſtoffe, Vitamine u. a. m. Täglich eine Ko ð⸗ Wanderung im Gau Baden Ein Rückblick auf die letzten ſechs Monate. NSG. Mit Kriegsausbruch hatte es aus ſehr nahe⸗ liegenden Gründen zunächſt den Anſchein, als ob der Kd. Wanderbetrieb in dem mit erheblichen Teilen zum Operations- gebiet gehörenden Gau Baden gänzlich eingeſtellt werden müßte. Gewiſſe Schwierigkeiten machten die Durchführung des KdF.⸗Wanderns während der letzten Monate des Jah⸗ res 1939 praktiſch unmöglich, aber mit dem Monat Dezem⸗ ber 1939 ſetzte der Kdß.⸗Wanderbetrieb im Gau Baden ſo intenſiv ein, wie man dies zunächſt nicht erwartet hatte. Immer mehr KdßF.⸗Wandergruppen fanden ſich zuſammen und wanderten hinauf in die Berge des Schwarzwaldes und des Odenwaldes, und ſo konnte die DAF. im Gau Baden von Dezember 1939 bis Mai 1940 insgeſamt 177 Koc. Wanderunternehmungen mit 3752 Teilnehmern durchführen. Da ſic unter dieſen 177 Unternehmungen zahlreiche mit län⸗ geber Dauer befinden, ſind insgeſamt 4860 Wanderleiſtungen zu verzeichnen. Mit anderen Worten: In den ſechs Monaten von Dezember 1939 bis Mai 1940 ſtartete nahezu an jedem Tag eine KdF.⸗Wandergruppe.. Während man in den Wintermonaten meiſtens Ski⸗ wanderungen durchführte, an denen ſich 1343 Volks⸗ genoſſen beteiligten, ziehen nunmehr die KdF.⸗Wanderer hin⸗ auf an die Bergſeen, ſchreiten ſie durch die ſchattigen Berg⸗ wälder, ſonnen ſie ſich auf den Gipfeln und ee der Schwarzwaldrieſen, lagern ſie ſich um die Waldquellen im Odenwald. Im Mai ſetzten dann auch die Wanderun⸗ gen der Betriebe ein, von denen Kd. allein in dieſem Monat 41 organiſierte. T. W. 2 Diſziplin! Nc. Haſt Du Dir mal ſchon darüber Gedanken ge⸗ macht, was beſſer iſt, eine Viertelſtunde innere Disziplin und runter in den Luftſchutzraum oder Gleichgültigkeit, Sorgloſig⸗ keit und falſch angebrachter Mut. alarm aus dem gewohnten Leben bringen zu laſſen? Die Ant⸗ wort darauf iſt wirklich ſehr einfach. Der eine tut ſeine Pflicht ſich ſelbſt, ſeiner Familie und dem Vaterland gegenüber! Der andere aber bringt ſeine Familie in tiefſtes Leid. Sich durch keinen Flieger⸗ Zuteilung vol Futtermitteln. Für nichtlandwirtſchaftliche Tierhalter kommen zur Ver⸗ teilung: auf Abſchnitt 8 der Futtermittelſcheine für Pferde je Pferd bis zu 210 kg Pferdefutter für die 3 der Pferde im Monat Juli 1940, auf die Abſchnitte 6 der Fut⸗ termittelſcheine für Schweine je Schwein bis zu 25 kg Schweinefutter für die Verſorgung der Schweine in den Monaten Juli, Auguſt und September 1940. Mädel aus Baden im Wat thegau Ein Land dienſtmädel erzählt von ihrer Arbeit. NSG. Schon einmal haben wir von unſeren Landdienſt⸗ mädeln berichtet, die nach dem Oſten in den Einſatz gefah⸗ ren ſind, und nun berichtet uns eines der Mädel von dem, was ſie dort erleben darf: „Nun ſind wir ſchon faſt zwei Jahre hier in Bentſchen, dem kleinen Dorf an der ehemaligen deutſch⸗polniſchen Grenze, und es gefällt uns jeden Tag beſſer. Am Anfang war uns alles ſo fremd, denn wir verglichen das, was wir ſahen, die Menſchen, das Land, die Häuſer mit dem daheim. Aber jetzt wiſſen wir, daß das alles hier zuſammengehört, und wir füh⸗ len uns hier wirklich heimiſch. Dazu trägt natürlich auch viel unſer Lager bei, das uns immer mehr Spaß macht, denn wir dürfen beim Einrichten helfen. Jetzt nähen wir die Bett⸗ wäſche. Wir ſitzen dann alle beieinander, nähen, ſticken und erzählen viel von daheim, und immer wieder klingen unſere ſchönen Lieder vom Rhein und dem Schwarzwald auf. g Es iſt heute ein Regentag, und wir wurden vom Dreſchen verjagt. Wir haben noch zwei Schober Korn mit 500 Zent⸗ ner Frucht zu dreſchen. Die Arbeit auf unſerem Hof macht uns immer viel Freude. Er iſt nach unſeren Begriffen recht groß, denn er umfaßt 400 Morgen. Zuerſt waren wir die großen Aecker garnicht gewohnt. Doch jetzt macht es viel Spaß, wenn wir zu acht oder zehnt nebeneinanderſtehen und Kartoffeln ſetzen, Diſteln ſtechen oder ſonſt eine Arbeit ver⸗ richten. Da wird geſungen und erzählt, es geht immer ſehr luſtig zu. Es können aber nicht alle mit aufs Feld, denn zwei müſſen für unſere immer hungrigen Mägen ſorgen, und zwei weitere ſind im Schweineſtall und Hühnerſtall am Werk. Am liebſten arbeiten wir alle in unſerem Garten. Als wir kamen, ſah er noch recht verwildert aus, wir haben ihn zuerſt um⸗ gegraben, dann beſät und jetzt freuen wir uns über jedes Pflänzchen, das herauskommt. Abends nach der Arbeit haben wir Singen, Sport oder Schulung und Zeitungsbericht. Der Sportplatz iſt ganz in der Nähe des Lagers. Wir wollen das Leiſtungsabzeichen machen, drum üben wir begeiſtert und wir werden es ſchon ſchaffen. Dann ſtudieren wir eifrig unſere Europakarte, nach den Zeitungsberichten verfolgen wir geſpannt das ſchnelle Vordringen unſerer Truppen. Manchmal möchten wir dann doch bei Euch und dabei ſein, und bedauern, daß wir ſo weit im Oſten ſind. Doch auch unſere Aufgabe, hier im Oſten mit aufbauen zu helfen, iſt ja 10 ſchön.“ * So wie ſich unſere badiſchen Jungen und Mädel im Oſten einſetzen und bewähren, und ſtolz ſind, am Aufbau in den neuen deutſchen Gauen mitzuhelfen, ſo dürfen die Jun⸗ gen und Mädel des Grenzgaues Baden ſtolz ſein, daß auch ſie ſich einſetzen können. Im Ernteeinſatz der Hitler⸗ Jugend wird die Jugend unſeres Gaues ernellt ihre Ein⸗ ſatzbereitſchaft unter Beweis ſtellen. Leichtathleten in Heidelberg Auf dem Platze der TG. 78 Heidelberg wurden die Leichtathletik⸗Meiſterſchaften von Nordbaden als Gruppen⸗ und Bezirksmeiſterſchaft der Bezirke Mannheim, Heidelber und Bauland ausgetragen. Ueber 200 Einzelkämpfer un 16 Staffelmannſchaften waren zu den Vor⸗ und Endkämpfen angetreten. Die Mehrzahl der Meldungen kam von Mann⸗ heim und Heidelberg und bei den Gruppenmeiſterſchaften waren es auch ſaſt ausſchließlich die Aktiven dieſer beiden Städte, die die Titel an ſich brachten. Die Ergebniſſe: Männer: 100 m: Feuerſtein(Poſt Mannheim) 0 2. Kiß(Poſt Mannheim) 11,4, 3. Giebfried(Poſt Mann⸗ heim) 11,6; 200 m: 1. Feuerſtein(Poſt Mannheim) 23,2, 2. Garrecht(Poſt Mannheim) 23,9, 3. Günther(TB. Wieb⸗ lingen) 24,1; 400 m: 1. Lammarſch(Poſt Mannheim) 52,9, 2. Strahm(TV. 46 Heidelberg) 53,4, 3. Schoch(TV. Wies⸗ loch) 54,4 Sek.; 800 m: 1. Hockenberger(TV 46 Manun⸗ heim) 2:01, 2. Chriſt(Poſt Mannheim) 2:07; 100 m: 1. Hockenberger(TVB. 46 Mannheim) 4:13, 2. Hölgenhöfer (Poſt Heidelberg) 4:56; 5000 m: 1. Schmitt(TV. Fried⸗ richsfeld) 18.10, 2. Müller(TV. Wieblingen) 18:28; 10 000 m: 1. Lenz(Poſt Heidelberg) 34:45, 2. Schmitt(TV. Friedrichsfeld) 35:15, 3. Hotter(Poſt Mannheim) 36:04 Minuten; Weitſprung: 1. Merſinger(TGHH. 78) 6,34, 2. Tahedel(Poſt Mannheim) 6,33, 3. Heuchel(TV. 46 Mann⸗ heim) 6,25; Hochſprung: 1. Keſel(Mr. Mannheim) 1,80, 2. Kiß(Poſt Mannheim) 1,65, 3. Tahedel(Poſt Mann⸗ hein 1,60; Stabhochſprung: 1..(MTG. Mann⸗ heim) 3, 2. Tahedel(Poſt Mannheim) 2,80, 3. Voth (TG H. 78) 2,70; Dreiſprung: 1. Tahedel(Poſt Mannheim) 13,39, 2. Voth(TH. 78) 12,27, 3. Walter(TV. 46 Heidelberg) 11,79; Kugelſtoßen: 1. Merſinger(TGH. 78) 13,01, 2. Pahl(TV. Lauda) 12,33, 3. Uoff. Blum(TV. 46 Mannheim) 11,58; Diskuswerfen: 1. Merſinger(T GHH. 78) 39,81, 2. Pahl(TV. Lauda) 33,77, 3. Herrmann(Poſt Mannheim) 33,52; Speerwerfen: 1. Pahl(TV. Lauda) 52,40, 2. Merſinger(TH. 78) 46,61, 3. Kiß(Poſt Mann⸗ heim) 43,59; Hammerwerfen: 1. Größle(TV. 46 Mannheim) 44,13, 2. Herrmann(Poſt Mannheim) 39,18, 3. Maas(TV. 46 Mannheim) 39,12 m: Staffeln: 4 mal 100 m: 1. Poſt Mannheim 44.8. 2. TV. 46 Heidelberg 45,7, 3. TV. 46 Mannheim 46,8 Sek.; 4 mal 400 m: 1. TV. 46 Heidelberg 339,2, 2. Poſt Mannheim 4:43,4; 3 mal 1000 m: 1. Poſt Mannheim 845,8, 2. TV. 85 Wiesloch 8:46, 4 Minuten. Frauen: 100 m: 1. Wendel(Poſt Mannheim) 18,1, 2. Dahmend(Poſt Mannheim) 13,3, 3. Bauer(Poſt Heidel⸗ berg) 13,4, 200 m: 1. Wendel(Poſt Mannheim) 27,8, 2. Dahmend(Poſt Mannheim) 29,2, 3. Barber(TV. 46 5 29,6 Sek.; 4 mal 100 m: 1. Poſt Mannheim 58,2, 2. TV. 46 Heidelberg 55,3, 3. TV. 85 Wiesloch 59,0; 80 m Hürden: 1. Scherle(Poſt Mannheim) 13,1, 2. Groh (Poſt Mannheim) 14,9 Sek.; Weitſprung: 1. Bauer(Poſt Heidelberg) 4,78, 2. Volk(TV. 46 Heidelberg) 4,78, 3. Funda(TV. Wiesloch) 4,74; Hochſprung: 1. Barber(TV. 46 Heidelberg) 1,38, 2. Wenkebach(TV. 46 Mannheim) 1,35, 3. Scherle(Poſt Manheim) 1,35; Kugelſtoßen: 1. Laudenſchlager(TV. 46 Heidelberg) 11,21, 2. Thull(TG. 78) 10,83, 3. Wiedemann(Poſt Mannheim 10,59; Diskus: J., Wiedermann(Poſt Mannheim) 35,57, 2. Thull(TH. 78) 29,30, 3. Barber(TV. 46 Mann im) 26,56; 178 werfen: 1. Meyer(MTG. Mannheim) 34,80, 2. Leichert (Poſt Mannbeim) 26.95, 3. Laudenſchlager(TV. 40 Im Rücken der Maginottinie. Der eiſerne Riegel Wie der Keſſel geſchloſſen wurde.— Bilder von dem Blitz⸗ ſtoß nach Süden. Von Kriegsberichter K. G. von Stackelberg. (PK.) Der Beiwagen meines Motorrades hat ein paar Granatſplitterlöcher. Das Farbband meiner Maſchine iſt ab⸗ genutzt. Wir marſchieren und marſchieren, und ſeit den Kämpfen um den Aisneübergang hat es keinen Aufenthalt mehr gegeben. 50 Kilometer und mehr ſind die Tages⸗ leiſtungen der Infanterieregimenter, und wir marſchieren genau in Richtung Süden, den Panzern nach, die vor uns Babe ſind und bereits die Schweizer Grenze erreicht haben. Wir marſchieren im Rücken der Maginotlinie, und es kam darauf an, daß wir ſchneller waren als die Franzoſen, die in ihren Befeſtigungen ſaßen und nach Weſten heraus⸗ wollten. Wir waren ſchneller. Wir ſind bereits in Höhe Baſel und haben den Riegel hinter der Maginotlinie zu⸗ gemacht. Der zweite große Keſſel des Kampfes im Weſten iſt geſchloſſen. Während in breiter Front unſere Kamera⸗ den von der Heimat her die Maginotlinie durchſtoßen haben, ſtehen wir im Rücken der franzöſiſchen Befeſtigungs⸗ zone, und alles das, was vom Feinde im Keſſel ſitzt, iſt genau ſo verloren wie die im Keſſel der Flandernſchlacht. Jetzt ſind wir dran, um den Reſt der franzöſiſchen Armee zu zerſchlagen und das niederzukämpfen, was noch von Flandern und vom Kampf um die Somme⸗Aisne⸗Front übriggeblieben iſt. Das Vorſtoßen von der Aisne nach Süden war kaum mehr ein Marſchieren, ſondern mehr ein Rennen. Am Wege ſah man überall die Wirkung unſerer Waffen, wäh⸗ rend ſich in rieſigen Marſchſäulen der Riegel hinter der Maginotlinie zuſchob. Auf dem weiten Feld von Mour⸗ melon, dem Flugplatz von Reims, lagen überall die Trüm⸗ mer zerſtörter Maſchinen herum, die dort auf dem Boden In den Hallen von unſerer Luftwaffe erwiſcht wurden. lagen neben den Trümmern noch die Toten. Um die Hel⸗ denfriedhöfe am Cornillet ſtanden neue kleine Kreuze; auf den Straßen und neben den Unterſtänden waren überall die Trichter unſerer Bomben. Nirgends ſah man in einem Dorfe einen Ziviliſten. Die einzigen Menſchen, denen ich in Chalons an der Marne begegnete, waren zwei franzöſiſche Offiziere, die in einem Auto etwas vornübergebeugt am Steuerrad ſaßen. Sie waren tot. Um ſie herum qualmten ein paar Häuſer. Im übrigen war Chalons nur gering beſchädigt. Geſtern kamen wir— in der Höhe Freiburg— in das erſte Dorf, in dem man wieder Ziviliſten ſah. Wir ſtockten zunächſt am Ortseingang, weil wir annahmen, den Feind vor uns zu haben. Man war es gar nicht mehr gewöhnt, auf Bevölkerung zu treffen. Wir wurden richtig e wieder einmal harmloſe Ziviliſten vor uns zu ehen. Auch in St. Dizier, einer größeren Stadt, die wir kreuzten, gab es noch einige Ziviliſten. Seltſamerweiſe aber waren alle Bekleidungsgeſchäfte erbrochen. Und man kam bald dahinter, daß es ſich bei dieſen Ziviliſten meiſt 7995 Soldaten handelte, die ſich nur ſchnell eingekleidet atten. In einem Geſpräch wiederholte unſer General einen Satz, den ich ſchon öfter von ihm gehört habe:„Der wahre Sieger iſt nur der, der mit den denkbar geringſten Ver⸗ luſten ſein Ziel erreicht.“ Wie kennzeichnend iſt dieſer Satz für die ganze Einſtellung unſerer Führung. Vor mir liegt dagegen ein Befehl des Generaliſſimus Weygand, den wir in Beutepapieren fanden. Er klingt wie die Fanfaren aus einer zerbrochenen Trompete:„Ich Seines Vaters Fraun LRomen von Eles dung-Elndemenn 37 „Tante Irmgard!“ Rolf ſtand vor der Tür, mit ſchmalen, verkrampften hultern. Sein blondes Haar hing ihm wirr um die Stirn, ine Augen blickten ſonderbar leer. Irmgard ließ ihn ein, erſchrocken über ſein Ausſehen. Sie hatte ihn in ihr eigenes Zimmer geführt und in einen Seſſel gedrückt. „Wir ſind eben beim Eſſen, Rolf ich muß nach Frau Bartels ſehen kann ſich allein nicht helfen.“ „Ja, ja.. geh' nur.. ich warte.“ „Ich werde mich ſehr beeilen.. dann komm ich gleich. Habt ihr denn ſchon gegeſſen?“ Er ſchüttelte den Kopf.„Ich bin vorher weggegangen.“ „Dann bring' ich dir etwas.“ „Nein, danke.. ich kann nichts eſſen.“ Irmgard war ratlos. Sie ſah, daß der Junge in einer ſchlimmen Verfaſſung war. Sie hätte fragen mögen, aber drüben im Zimmer wartete die Gelähmte. Sie konnte ſie nicht länger allein laſſen. „Geh nur, Tante. und ſorg' dich nicht. Ich bin froh, daß ich hier ſitzen kann“, ſagte Rolf mit einer Stimme, die von unterdrückten Tränen unſicher ſchwankte. Da ging ſie. Rolf ſah ſich um. Wie oft war er ſchon in dieſem Zimmer geweſen, aber ſo dunkel und troſtlos war es ihm noch nie erſchienen. Ach ja, Tante Irmgard würde ihn verſtehen. Das Leben, das ſie jetzt führen mußte, war ein ſo ganz anderes, als früher. Auch ſie durfte nicht mehr nach Saſſenhofen kommen. Sie hatte genau ſo viel verloren wie er. 8 Er ſtand auf und öffnete das Fenſter. Die Luft war ſo dumpf in dieſem Zimmer. Kein Sonnenſtrahl drang herein. Man ſah hinunter in eine lange, enge Straßenzeile mit kleinen Läden rechts und links. Trübſelig war dieſe Straße. 5 Rolf ging im Zimmer auf und ab. Da waren Bilder, die er kannte: die Toteninſel von Böcklin, zwei große, alt⸗ modiſch gerahmte und etwas vergilbte Porträts von Tante Irmgards Eltern. Ja. auch das Katzenbild mit dem Woll⸗ knäuel war noch da. Er hatte es immer etwas geſchmacklos gefunden. f N Auf und ab wie in einem engen Käfig ging er, pedantiſch bemüht, die abgetretene Kante des Teppichs einzuhalten. Vorbei an den ſpielenden Katzen, an dem würdig⸗bärtigen Bild des Mathematikprofeſſors Stiehler und ſeiner ein wenig ängſtlich blickenden Gattin. Vorbei an dem Tiſch mit der entſchuldige, aber . du weißt ja. ſie Plüſchdecke, die er nie hatte anfaſſen mögen— er wußte erwarte, daß jeder niit erſerner Energie ſeine Pfrucyt unter allen Umſtänden tut. Jeder Mißmut, von welcher Seite er auch kommen mag, wird nicht geduldet. Widerſtand iſt gut, Schlag auf Schlag zurückgeben iſt beſſer. Jedoch nur der erringt den Sieg, der ſtärker zurückſchlägt, als er ſelbſt geſchlagen wird.“ An den Sieg aber, Herr General Weygand, glauben Sie ſelbſt ſchon lange nicht mehr. Und um ſtärker zurückzu⸗ ſchlagen, als Sie ſelbſt geſchlagen werden, fehlen Ihnen heute nicht nur die Waffen, ſondern auch die Soldaten. Angriff auf den Donon Saarländer, Pfälzer und Badener erobern das Bollwerk in den Vogeſen. Von Kriegsberichter Wilhelm Jung. (PS.). Zurückgeworfen vom Norden und Oſten, eiſern eingeſchloſſen von deutſchen Regimentern, leiſten in den ſchluchtenreichen und unüberſichtlichen Wäldern der mitt⸗ leren Vogeſen am großen Donon noch die Reſte zweier franzöſiſcher Diviſionen einen letzten, teilweiſe erbitterten Widerſtand. Nur wer die Vogeſen aus eigenem Erlebnis kennt, wird die unerhörte und einzigartige Leiſtung unſerer Truppen richtig ermeſſen können, die in dieſem heimtücki⸗ ſchen Gelände, wo auf jedem Schritt von im Hochwalde verborgenen Schützenneſtern Feuerüberfälle zu erwarten ſind, in unverhältnismäßig kurzer Zeit den Feind zurückge⸗ ſchlagen haben und dabei⸗ſind, ihn völlig zu vernichten. Mit dem Spitzenbataillon eines Infanterieregiments marſchieren wir durch die Hochwaldſchlucht des St. Quirin⸗ Tales, das noch unter franzöſiſchem Feuer liegt, vorwärts gegen die Donon⸗Höhe. Die Mannſchaft des Regimentes, das ſchon an dem Durchbruch durch die Maginotlinie und dem ſtürmiſchen Vormarſch durch Nord⸗Lothringen einen hervorragenden Anteil hatte, beſteht aus Saarlän⸗ dern, Pfälzern und Badener n. Ihnen iſt die große Aufgabe zuteil geworden, auch die Quellen der Saar, die auf dem Donon liegen, zu befreien. Sprengtrichter am Ein⸗ gang des St. Quirin⸗Tales ſind die Zeugen des Kampfes, der in der letzten Nacht bereits hier getobt hat. In einem Gelände, das dem Infanteriekampf alle nur erdenklichen Schwierigkeiten bereitet, ſtießen in nächtlichem Kampß un⸗ ſere Truppen vor und warfen den völlig überraſchten Feind 15 km zurück. Trotzdem ſind die Wälder immer noch durch Baumſchützen gefährdet, deren hinterhältige Kampfesweiſe manches Opfer gekoſtet hat, bis auch ſie von den Bäumen heruntergeholt ſind. Nun geht es an das letzte Bollwerk der von drei Sei⸗ ten eingeſchloſſenen und bereits ſchwer dezimierten Divi⸗ ſionen, den 1100 m hohen Donon zu nehmen. Ohne Rückſicht auf das feindliche Feuer, das noch auf einigen Stellen der einzigen Vormarſchſtraße in der St. Quirin⸗Schlucht liegt, rückt das Regiment nach vorn. An der Spitze ein ſchneidi⸗ ger Oberſt, der bereits im Weltkriege an allen Fronten, im Weſten, Oſten und im Orient, als Infanterie⸗Offizier und Flieger gekämpft hat. Uns entgegen kommen bereits die er⸗ ſten Gefangenen dieſes Morgens, zum großen Teil Elſäſſer, die froh ſind, der„Hölle von Donon“ entronnen zu ſein. Neben den elſäſſiſchen Gefangenen torkeln dunkle und zwei⸗ hafte Geſtalten, die— wie ſich herausſtellt— einem Sträflingsbataillon angehören, talwärts in die Gefangen⸗ ſchaft. Geſichert durch zwei leichte Pakgeſchütze und eine In⸗ fanterievorhut erkämpft ſich das Regiment unter Ausnut⸗ zung der Ueberraſchung des Feindes in flottem 2 den Weg bis etwa 6 em unterhalb des kleinen Donon, der dem großen Donon vorgelagert iſt. Hier hat ſich der Fran⸗ zoſe in der letzten Nacht eingeſchanzt um den deutſchen Vor⸗ marſch aufzuhalten. Plötzlich erhält die Spitze Feuer von 5 Vaumſchützen. Zwei Mann ſind ſchwer verletzt. So⸗ ort ſchwärmt ohne Artillerievorbereitung die Infanterie ſelbſt nicht, warum. Immer auf und ab, von der Tür zum Fenſter, vom Fenſter zur Tür, bis Tante Irmgard kam. „So, mein Junge, jetzt habe ich Zeit für dich. Frau Bartels hält ihr Mittagsſchläfchen. Aber willſt du wirklich nichts eſſen?.. Auch kein Kompott?.. Wir haben ſo ſchöne, eingemachte Birnen“, fragte ſie und ſah etwas ab⸗ gehetzt aus. „Danke.. ich habe keinen Hunger. Ich hatte bloß den Wunſch, bei dir zu ſein.“ i Ohne Willen, nur von dem Verlangen getrieben, ſich endlich alles vom Herzen reden zu dürfen, ließ er ſich von Irmgard in die Sofaecke ziehen. Sie ſetzte ſich neben ihn und ſtrich ihm das Haar aus der Stirn. b „Sag' mir alles, Rolf“, bat ſie,„hat ſie dich wieder ge⸗ quält? Irgend was ganz Schlimmes iſt doch geſchehen, ich ſeh's dir an.“ „Was ſoll ſchon geſchehen ſein?“ Er lachte plötzlich auf. Es war ein kurzes, wie zerſprungen klingendes Lachen.„Ich hab' ſchon lang darauf gewartet. es hat wohl mal ſo kommen müſſen. Siehſt du, Tante Irmgard, nun können wir uns die Hand reichen... auch mich hat ſie aus dem Hauſe getrieben. Vater hat mir heute Saſſenhofen verboten; er will, daß ich während des letzten Schuljahres in der Stadt bleibe.“ 5 5 In Irmgard war ſofort alles in Aufruhr. Sie wußte, wie ſtark Rolf an Saſſenhofen hing. Es war grauſam, ihn von dort zu verbannen. Aber das war der Frau zuzutrauen! Die hatte es beſtimmt durchgeſetzt, daß Hans Grothe dieſe ſchwerwiegende Entſcheidung traf.. ſie allein. „Mein armer Junge“, klagte ſie und nahm ſein Geſicht in ihre Hände,„erzähle... wie iſt es dazu gekommen? Wie konnte dein Vater dir das nur antun?“ „Es fing aues ganz harmlos und freundlch an“, vegann er zu berichten,„Vater wollte mir für mein gutes Zeugnis einen Wunſch erfüllen. Ich bat um ein techniſches Buch, und dann kam das mit dem Medizinſtudium.“ Wort für Wort gab er die Unterredung wieder, die er mit dem Vater geführt hatte, und mit Verwunderung fühlte er, daß ſeine Erregung über das ihm aufgedrängte, verhaßte Studium verflogen war. Das andere, was dann nachgefolgt war, ſtand grell und ſchmerzhaft im Vordergrund. 5 Ich hab' Vater endlich einmal geſagt, daß ich ſeine Frau nicht als meine Mutter betrachte, und daß er nicht das Recht hat, eine Liebe von mir zu verlangen, die ich nicht empfinde.“ 8 5 5 Eifrig ſtimmte ihm Irmgard zu.„Das war tapfer, Rolf! Gut, daß er's jetzt weiß. Vielleicht denkt er nun mal darüber nach, in was für innere Schwierigkeiten er dich mit dieſer Heirat gebracht hat.“ 5 Rolf zuckte die Achſeln.„Er hört ja nur auf ſie! Was ich fühle, iſt ihm gleichgültig. Er behauptet ſogar, daß ſie mich lieb hätte und immer für mich einträte. Lächerlich! Als aß ich es mir nicht an allen zehn Fingern abzählen könnte, nach vorn und ſeitwärts gegen die Baumhöhen, in genen ſich der Feind, gut getarnt, verteidigt. In zweiſtündigem Nahkempf, der wirkungsvoll durch Pak unterſtützt wird, wird der Feind mit Handgranaten und Karabinern aus ſeinen Neſtern geholt: In Trupps zu 20 und 30 Mann er⸗ geben ſich die Franzoſen Völlig demoraliſiert kommen ſie auf dem Schluchtweg an Die Spitzenkompanie macht allein faſt 300 Gefangene in einer Stunde. Das Beiſpiel ihres Kompaniechefs, des Oberleutnants H. hat ſie mitgeriſſen. Schwer verwundet durch Kopf⸗ und Knieichuß liegt er am Boden. Trotzdem gibt er, blutüberſtrömt, weitere Befehle an ſeine Kompanie. Sanitäter, die ihn nach rückwärts brin⸗ gen wollen, wehrt er ab. Nur ſehr gering ſind die eigenen Verluſte der kühn vorſtoßenden deutſchen Truppen. Trotz des ungünſtigen Ge⸗ ländes, obgleich gegen Steilhöhen angerannt werden mußte und die feindliche Artillerie keine Munition ſpart, waren die Verluſte ſo gering, weil der Feind ſein Ziel viel weiter rückwärts wählte und nicht die Kühnheit dieſes blitz⸗ artigen Vorſtoßes auf einer kaum geſicherten Straße ahnen konnte. Unüberſehbar werden gegen Abend die Zahlen der Gefangenen. Endlos iſt die Beute an Munition, Waffen, Fahrzeugen, Pferden. Das deutſche Heldentum in den Vo⸗ geſen, für das im Weltkriege bereits ſo viele Beweiſe auf dieſem heißumkämpften Boden erbracht worden ſind, iſt am Donon um ein weiteres Blatt bereicherk worden. Kattun aus England NS. Der Lord bekleidete eine hohe Stellung im bri⸗ tiſchen Kriegsminiſterium. Als ihm eines Tages drei Juden gemeldet wurden, die Seine Lordſchaft um eine wichtige Be⸗ ſprechung baten, fühlte er zum Unglück eine antiſemitiſche Regung in ſeinem Herzen und rief erregt:„Führen Sie mir die Halunken nicht herein, ich will ſie nicht ſehen, nein, ſie haben unſern Herrn gemordet!“ Sein Sekretär erlaubte ſſch jedoch, darauf aufmerkſam machen zu dürfen, daß aber gerade dieſe Herren, die draußen warteten, in der Herſtellung von Munition ſich gewiſſe Verdienſte erworben hätten. Der Lord machte ein nachdenkliches Geſicht und ſagte dann gleichmütig: „So, ſo— nun, ich laſſe bitten, ſchließlich wußten ſie ja nicht, was ſie taten.“ 4 Seine Lady hatte im Hauſe angeordnet, daß der Koch ſich jeden Abend bei ihr einzuſtellen habe, um ihre Wünſche für die Mittagstafel des nächſten Tages entgegenzunehmen. Es geſchah nun einmal, daß ſich Mylady in ſchlechter Laune befand. Auf die Frage, was zum Mittag gekocht werden ſollte, erwiderte ſie ärgerlich:„Ach, einen Dreck!“ Sehr wohl“, bemerkte der Koch,„das wäre für die Herrſchaft, ves, und was ſoll die Dienerſchaft bekommen?“ Der Lord machte im Klub die Bekanntſchaft mit einem böſen Defailiſten, der ſich hinreißen ließ, arglos davon zu ſpre⸗ chen, es ſei ihm allmählich zur drohenden Gewißheit gewor⸗ den, daß das Glück Old England im Kriege gegen die ver⸗ fluchten Germans verlaſſen habe. Darauf fragte der Lord mit ſcharfer Zunge:„Ich bin erſtaunt, Sir, haben Sie Ihr treues Britenherz verloren?“ Der Defaitiſt gab bekümmert zur Antwort:„Bedenken Sie, England hat harte Schläge hin⸗ nehmen müſſen. Mylord, unſere Führung iſt bereits um einen Gedanken, eine Flotte und einen Monat im Rückſtand“ i 5 Hans Dalibor. In einer Sitzungspauſe des engliſchen Anterhauſes. Zwei Abgeordnete unterhalten ſich über den Redner des Tages, „Es iſt gar kein Zweifel, Winſton Churchill hat über⸗ ragend viel Verſtand!“„Sicher, ſicher“, meint der andere, „er muß einiges aufgeſtapelt haben, denn bis jetzt hat er ja noch niemals etwas Verſtändiges von ſich gegeben!“ daß ein Menſch, dem man Haß und Abneigung ſo deutlich zeigt, noch fähig wäre, ſeinen Gegner zu lieben! Ein ſolcher Menſch müßte ſchon ein Engel ſein.“ N Irmgard lachte ſpitz.„Schön wie ein Engel iſt ſie ja, 4. aber auch klug wie eine Schlange. 5 Es tat ihr unendlich wohl, von Rolf beſtätigt zu hören, was ſie ſelbſt dachte. Nicht einen Augenblick kam es ihr zum Bewußtſein. was für ein Verbrechen ſie an dem Jungen ber „ e ſie gerade ſie es leicht in der Hand gehgk garte, iyn aus dem Geſtrüpp verwirrter Gefühle und Ge⸗ danken herauszuführen. Aber ſie ſteckte ja ſelbſt mittendrin. Verſagte Liebe, ver⸗ letzter Stolz, Eigenſucht und Haß, die zu überwinden ſie gar nicht verſuchte, hatten viele gute Regungen in ihr erſtickt. Verbittert, mit ihrem Schickſal hadernd und einer Unſchul⸗ digen die Verantwortung dafür zuſchiebend, lebte ſie ein Leben, das ihr eine Laſt war, weil es Verzicht und Opfer von ihr forderte, die ein großes, liebendes Herz leichter hätte bringen können. Die gelähmte Frau, die ſie betreuen mußte und die ihrer Liebe ſo ſehr bedurft hätte, empfand ſie als eine unverdiente Strafe, die ſie einzig und allein Karin Grothe verdankte. Kein Tag verging, an dem ſie ihr das nicht zum Vorwurf machte, und ſo klagte ſie auch jetzt wieder bitter an, froh darüber. daß ein Menſch da war, der ihre Gefühle teilte. Rolf aber erging es ſeltſam. Nun er ſich freigeſprochen hatte, nun Erregung und Leidenſchaft verebbten, konnte er klarer und ruhiger denken. Langſam ſpürte er, wie er zu Tante Irmgards ſchmähenden Worten in einen Gegenſatz geriet. Es war ſo häßlich, was ſie ſagte, ſo beſchämend klein. Plötzlich ſah er Karin deutlich vor ſich, hörte ihre dunkle, beruhigende Stimme, erinnerte ſich an vieles, was ſie ihm geſagt hatte. Niemals war Kleinliches oder Abſtoßendes über ihre Lippen gekommen. Niemals war ihr ſchönes Ant⸗ litz verzerrt geweſen vom Haß. 5 „Komm nur immer zu mir, Rolf“, hörte er die Tante ſagen,„ich verſtehe dich... ach Gott, Junge. wer könnte dich beſſer verſtehen als ich?“ i Nein, dachte er, nein, nein anders. 5 5 Aber es ging vorüber, wie ſchon ſo oft. Die Stimme ſeines guten Engels war noch zu ſchwach, um ihn ganz zu überzeugen. 5 3 Der Gedanke an Saſſenhofen drängte ſich vor. Der Schmerz um alles, was er dort liebte, und von dem er aus⸗ geſchloſſen ſein würde, ſchrie lauter. 5 „Ich muß jetzt gehen, Tante Irmgard. Nein. bleib nur... ich finde ſchon allein hinaus.“ i Als ſie ſich zu ihm aufreckte, ihre Hände wieder um ſein Geſicht legte, ſpürte er den ihm unangenehmen Geruch von Zwiebeln, der an ihren Fingern haftete. Er wandte das Ge⸗ ſicht weg und entzog ſich raſch ihren Küſſen. Als er auf der Straße war, atmete er auf. es iſt ja alles ganz