pfalz 0 iſt hoben ſamte lichen Einer ſehen⸗ pfalz. drin⸗ drat), Ein⸗ rſchei⸗ Wien⸗ e hat aß er ng zu nkunſt to velle n mit herzen langt, iubige Poſt⸗ ſeinem denheit eſcheh⸗ e ihre zahlen omödis chwan⸗ ußeren jezeich⸗ en die nen in zgeuner⸗ um. Int. tultur“ Zum Frau. Ende ermiets Tultur⸗ eins rnhard ch von e B 14 Iturge⸗ Seine rnharb — — Kücht zahlender ter geſuch Zu el ft. ds. B — zote⸗ —— — den e 8 Nr. 163 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Samstag, 13. Juli 1940 Balkan und Baku Vierte Veröffentlichung aus den politiſchen Geheimakten des franzöſiſchen Generalſtabs DNB. Berlin, 10. Juli. Aus dem demnächſt erſcheinen⸗ vom Auswärtigen Amt herausgegebenen ſechſten Weißbuch veröffentlichen wir heute folgende Dokumente: Dokument Nr. 21 iſt folgender Bericht des Generals Weygand an den franzöſiſchen Miniſterpräſidenten Dala⸗ dier vom 9. Dezember 1939. „Eine Intervention der Alliierten iſt unter zwei verſchiedenen Geſichtspunkten zu betrachten, unter dem politiſchen und dem militäriſchen. 1. Frankreich und England haben Griechenland und Rumänien ihre Garantie gegeben. Sie haben mit der Türkei einen Beiſtandsvertrag und ein Militärab⸗ kommen unterzeichnet. Ein deutſcher Angriff auf den Val⸗ kan würde ſie zum Eingreifen nötigen. 2. Deutſchland kann ſich wahrſcheinlich ſehr ſchnell ver⸗ anlaßt ſehen, auf dem Balkan die Initiative zu ergrei⸗ fen, und zwar wegen der Notwendigkeit, von dort her Oel und andere Erzeugniſſe zu beziehen, an denen es ihm fehlt, ſowie auch um einen militäriſchen Erfolg zu erzielen, denn das Preſtige des Regimes verlangt einen ſolchen Erfolg, da ihm die Behauptung der ruſſiſchen Vorherrſchaft im Nordoſten von Europa und außerdem der Umſtand ab⸗ träglich iſt, daß es für den Augenblick zur Ohnmacht verur⸗ teilt iſt 3. Deutſchland und die Weſtmächte ſtehen ſich auf einem Schlachtfeld von begrenzter Ausdehnung gegenüber, das auf beiden Seiten mit guten Truppen dicht beſetzt iſt, deren Abwehrkraft aufs höchſte geſteigert wird durch die macht⸗ volle Organiſation auf die ſie ſich ſtützen. Dieſe Weſt⸗ front bietet für ſich allein, wenn ſie nicht durch irgend ein anderweitiges Unternehmen erweitert wird, wenig Ausſichten auf entſcheidende Manöver oder Aktionen. Und doch iſt zur Erreichung der Kriegsziele der Alliier⸗ ken ein voller, unſtreitiger militäriſcher Sieg nötig. Bei dem gegenwärtigen Stand der Dinge kann in Europa nur der Balkan-Kriegsſchauplatz die Möglichkeit günſtiger Er⸗ eigniſſe bieten, ſei es durch die Jermürbung, die die Eröff⸗ nung einer neuen Front für den Gegner bedeuten würde, ſei es durch einen erfolgreichen Umgehungsangriff auf ſeine lebenswichtigen Produkte. 4. So kann es ſein, daß ein Eingreifen der Weſt⸗ mächte auf dem Balkan ſich auf kurze Sicht als un um⸗ gänglichenötig erweiſt. Und andererſeits kann ein ſolches Eingreifen ein bedeutender Erfolgsfaktor ſein, wenn es rechtzeitig und kraftvoll vorbereitet und unternommen wird. Wir können alſo, indem wir die Verteidigung un⸗ ſerer Verbündeten auf dem Balkan ſicherſtellen und Deutſchland den Weg zum Mittelmeer und zum Schwarzen Meer ſperren, damit zugleich unſerer Strategie neue Aus⸗ ſichten eröffnen. 5. Wegen der bedeutenden Friſten, die zur Vorbereitung und Durchführung einer militäriſchen Intervention der Alliierten auf dem Balkan erforderlich ſind, ſtellt ſich eine ſolche Intervention ganz verſchieden dar, je nachdem ob es eine vorbeugende Maßnahme darſtellt oder nur einen Gegenſchlag gegen eine Offenſive des Gegners. Im letzteren Falle iſt es unausbleiblich, daß die Intervention nachhinkt, daß man uns zuvorkommt, und daß wir außerſtande ſind, unſere Verpflichtungen ge⸗ genüber Rumänien und Griechenland zu erfüllen, und daß wir Deutſchland am Schwarzen Meer und am Aegäiſchen Meer auftauchen ſehen. Gehen wir dagegen unſererſeits mit der Intervention voran, ſo bringen wir damit zwei entſcheidende Faktoren auf unſere Seite. (Es folgen nun eingehende Ausführungen Weygands über die diplomatiſche und militäriſche Vorbereitung der Aktion. Die Aufzeichnung ſchließt dann mit den Worten): „Wenn Frankreich und Großbritannien fortfahren, im Nahen Oſten eine Politik der Enthaltung zu führen, ſo wer⸗ den ſie außerſtande ſein, ihren Verpflichtungen gegenüber denjenigen Nationen nachzukommen, denen ſie ihre Garantie gegeben haben. Sie werden mit anſehen müſſen, wie der Balkanblock, der eine Macht von 90 Diviſionen darſtellt, Stein auf Stein auseinanderfällt. Sie ſetzen ſich dem Wag⸗ nis aus, die Möglichkeit der Schaffung einer neuen Ver⸗ teidigungsfronk zu verlieren, die vorausſichtlich für Deutſchland eine ſichere Aufreibung bedeutet und vielleicht Ausganasvunkt für entſcheidende Aktionen ſein wird. Hieraus folgt der Vorteil, den eine alliierte Interven⸗ kion auf dem Balkan bietet, allerdings unter der ganz we⸗ ſenllichen Bedingung, daß die Unternehmung ohne jedes wich und mit allen erforderlichen Mitteln durchgeführt wird. 5: Vom Standpunkt der allgemeinen Kriegsführung aus, ergeben ſich aus der Paſſivität lediglich Schäden morali⸗ ſcher und materieller Natur. Aus der Aktion aber alle Vorteile.“ Dokument Nr. 22. 8 Das Dokument Nr. 22 beſteht in einem Telegramm des franzöſiſchen Botſchafters in Ankara, Maſſigli, an Daladier vom 12. Februar 1940. Maſſigli intereſſiert ſich darin für die All⸗Türkiſche Idee in Kaukaſus und ſieht hierin ein Mit⸗ tel, um die türkiſch⸗ruſſiſchen Beziehungen zu ſtören. Der Plan des Luſtangriffs auf Baku Dokument Nr. 23 bildet folgendes Telegramm des fran⸗ zöſiſchen Botſchafters in Ankara, Maſſigli, an Dalidier vom 1. April 1940: f ö „Der engliſche Botſchafter wurde vom Foreign Office am 26. März gebeten, ſeine Anſicht über die vermutliche Haltung der kürkiſchen Regierung im Falle eines interalli⸗ . Angriffs auf Baku mitzuteilen. In Abweſenheit von war antwortete der Geſchäftsträger am 27. März durch läßt: g die ſich folgendermaßen en Hughes Knatchbull⸗Hugeſſen, der damals auf Urlaub U 1. Die Haltung der türkiſchen Regierung hat inſofern einen Jorkſchritt gemacht, als die Regierung die Möglich⸗ keit eines Deſenſidkrieges gegen Somwſetrußfund ins Auge faßt, aber noch nicht bereil iſt, mik den Alliierten die Vorbereitungen einer Offenſſve zu beſprechen. 2. Die Türkei würde über einen Arſegsplan gegen Ruß ⸗ land nicht verhandeln, bevor ſie ſich mit den Alliierken über die Möglichkeit eines Krieges gegen Italien geeinigt hätte. . Die Türkei wird in einen geieg gegen Kußland vor Sommerende nicht einkreten kön den und dann auch nur unker der Bedingung, daß ſie weileſtgel 5 den Alliierten erhäll. 3 g 8 3 4. Es iſt daher vorauszuſehen, daß die Türkei eine Teilnahme an einer bevorſtehenden Offenſivaktion der Al⸗ lierten g egen Baku ablehnen und ſich energiſch einer ſolchen Aktion entgegenſtellen würde, wenn ſie die „ Grenzland in der Feuerprobe III. Rückblick auf die gewaltige Bergungsaktion am Weſtwall. Wie die Erträge der Ernte, der Viehbeſtand und die Wirt⸗ ſchaftswerte gerettet wurden. NSK.„.. da ſtanden wir am 3. September, fach⸗ mittags um 5 Uhr, in Saarbrücken mit der Uhr in der Hand und— ich möchte ſagen— mit der Ueberzeugung, daß die ganze Hilfe Frankreichs für Polen von dieſem Augenblick an wirkſam wird. Was aber geſchah zum großen Erſtaunen vie⸗ ler? Es blieb nach 5 Uhr ſo ruhig wie vor 5 Uhr! Arſprüng⸗ lich glaubten wir, bei den Franzoſen ginge die Uhr nach... Der Negus und Beneſch haben ſich wohl damals gegenſeitig die Bemerkung zugeflüſtert: Haben wir es nicht ſchon immer geſagte!—“ Plaſtiſch ſchildert Gauleiter Bürcke! mit dieſen Worten die Situation in den Städten, in den letzten Dörfern am Weſtwall an dem hiſtoriſchen Sonn⸗ tagabend, der das Schickſal Europas entſcheiden ſollte, jenem Abend, an dem die Perfidie ihren letzten Trumpf ausſpielte, mit der ein Vierzigmillionenvolk einem Achtzigmillionenvolk das Recht zum Daſein ſtreitig machen wollte. Huͤnderttauſende mußten die Heimat verlaſſen, weil die Mündungen fran⸗ zöſiſcher Kanonen auf ihre Städte, auf ihre Arbeitsplätze gerichtet waren, mußten wandern, um der Wehrmacht freie Hand für ihre militäriſchen Maßnahmen zu geben. Millionen mußten unter die Waffen treten. Das war der einzige und letzte Trumpf, den das blutarme Frankreich ausspielen konnte! Aus der Defenſive wollten die alten Männer das Reich zer⸗ ſtückeln. Für jeden Schuß fürchteten ſie die Vergel⸗ tung. Deshalb blieb Saarbrücken, blieben die Hüttenwerke im Saartal, blieben die Zechen und Gruben, blieb das auf ſeiner Höhe vor den Kanonen von Bitſch wie auf dem Prä⸗ ſentierteller liegende Pirmaſens verſchont! Deshalb krepier⸗ ten die Granaten aus der Maginotlinie im Vorfeld des Weſt⸗ walles! Das iſt die Situation des Krieges im Weſten in den Stunden, von denen hier die Rede iſt. Auch ſie koſten Blut. Auch ſie verlangen rückſichtsloſen Einſatz des einzelnen. Späh⸗ truppunternehmen bringen ihre Erkundigungen ein, halten die Waffe ſcharf. Frontarbeiter tragen Stahlhelme, bauen weiter am Weſtwall, begraben ihre erſten Opfer. Notbelegſchaften halten unter ſtändiger Bedrohung aus. Die Männer der Par⸗ tei aber, ſoweit ſie nicht den braunen Nock des Führers mit dem grauen Rock für den Führer vertauſchen durften, ſind aus allen Gliederungen und Organiſationen der Partei in den freigemachten Gebieten von der erſten Stunde der Näu⸗ mung an eingeſetzt worden: In engſter Zuſammenarbeit der Partei mit der Wehrmacht und allen ſtaatlichen und ſonſtigen beauftragten Stellen wird die Bergung aller volkswirtſchaft⸗ lich wichtigen, beweglichen Güter aus dem Feuerbereich der Maginotlinie vollzogen, ſtändig von dem zu erwartenden Feulerüberfall bedroht.. Noch ziehen die Menſchen won der Grenze ihre Straße. Neben den Städten ſind über 200 Dorfgemein den geräumt. Das Vieh, oft losgebunden, freigelaſſen, irrt durch die Dörfer, brüllt in den Ställen. Es iſt Hochſommer. Es kann keinen Tag ohne Wartung bleiben. 9000 Pferde, 56000 Stück Rindvieh, Kleinvieh, 70000 Schweine, 37000 Ziegen, 14000 Schafe— faſt reſtlos der Geſamtbeſtand— werden von SS., SA., NS. und Hitlerjugend und den Männern der Landesbauernſchaft, oft weite Strecken durch Kriegsgebiet getrieben, zurückgebracht. Tag und Nacht ſind die endloſen Viehherden quer durch das weite Gebiet des Pfälzerwaldes unterwegs, werden in Melklagern zuſammen⸗ getrieben, gefüttert, gemolken, Frauen der NS.⸗Frauenſchaft, Helferinnen der RSV. griffen auch hier neben den Bauers⸗ frauen zu, Frauen, die hier das Melken gelernt haben Rund 1000 Helfer der Partei ſind allein im„Viehſtrich“, dem Höhenfleckviehzuchtgebiet der Kreisbauernſchaft Landau ein⸗ geſetzt. Allein 12000 Stück Großvieh werden an einem Bahnhof verladen; mit Spezialwagen des Heeres holt man die 60 Stiere aus dieſem Gebiet. Die Verluſte, das iſt ausdrücklich feſtzuſtellen, ſind ſehr gering und übertreffen kaum die auch ſonſt bei Großtransporten von Tieren unvermeid⸗ lichen. Ortsgruppenleiter und Ortsbauernführer brachten die Tie re nach der Bergung unter. Kaum ein Stall der angren⸗ zenden Gebiete, der nicht geborgenes Vieh aufgenommen hätte. Die Partei übernahm die Verantwortung. Die Lan⸗ desbauernſchaft Saarpfalz richtete Viehverkaufsſtellen ein. Der Erlös wurde auf einem Sonderkonth ſichergeſtellt. den Feldern ſtand die Herßſternte. Die Ernteberaunga Es war September. Die Scheuern waren gefüllt. Auf letzte den gleichen vorbildlichen Gemeinſchaftseinſatz voraus. Die Erträge von 90 000 Hektar Nutzland wurden geborgen. 9 Tonnen Getreide, 30 000 Tonnen Stroh und Heu, 42 000 Tonnen Kartoffeln, 4000 Zentner Tabak, faſt die ge⸗ ſamte Weinernte des Weinbaugebietes der ſüdlichen Wein⸗ ſtraße würden unter Verantwortung der Landesbauernſchaft — alſo wiederum der Partei— geborgen. 3000 Mann zivile Erntehelſer— zumeiſt aus den Reihen der Partei— 5000 Mann der Militärkommandos waren zur Erntebergung in zuſammen 400 000 Arbeitstagen eingeſetzt! 80 Maſchinen droſchen, oft unter direktem Feindbeſchuß, das Getreide in den verlaſſenen Dörfern, hart hinter unſeren Linien. Soldaten bargen aus den letzten Dörfern des Vorfeldes unter Feuer⸗ überfällen Maſchinen und Geräte, Bindemäher, Eggen, Pflüge. Sie durften nicht verkommen, wenn Bauern mit ihnen unſere Ernährung ſichern helfen konnten! And drüben, jenſeits der rotweißblauen Grenzpfähle, die ein in ſeinen Familien und deren Beſitztümern verzahntes Bauernland zerſchneiden, oft Stall und Scheuer unter zwei Länder verteilen? Zwiſchen der Front hin⸗ und hergetrieben Flüchtlinge, vom Hunger verzehrt, denen man das Vieh nie⸗ derſtach, die Pferde abſchlachtete, denen man das Trinkwaſſer für Menſch und Vieh entzog, um eine Wüſte zwiſchen ſich und die vorwärtsſtürmenden deutſchen Armeen zu legen] Das ge⸗ ſchah zwar zehn Monate ſpäter. Es geſchah aber unter den gleichen Vorzeichen eines brohenden Angriffes! Die wirtßſchaftliche Räumung erſtreckte ſich fer⸗ ner auf gewaltige Millionenwerte, die aus den Wirtſchafts⸗ unternehmen, aus großen und mittleren Werken, aus Groß⸗ und Einzelhandelsunternehmen, aus Werkſtätten und Hand⸗ werksbetrieben herausgeholt und in Sicherheit gebracht wur⸗ den. Neben den ſtaatlichen und wirtſchaftlichen Stellen hatte wieder die Partei die Führung: Sie beſtimmte das Geſetz des Handelns. Sie rief alle Kräfte auf. Nichts durfte ber⸗ lorengehen, was allen gehört, was dem wirtſchaftlichen Exiſtenzkampf unſeres Volkes dienen konnte und mußte! Woche um Woche waren neben den Männern der Betriebe die Helfer aus den Gliederungen der Partei faſt Tag und Nacht bei der Arbeit. Wer ſich dieſe Arbeit auch nur annähernd vorzuſtellen vermag, der weiß, welche Rieſenorganiſation, welche unendliche Menge von Arbeit die Wiederbeſiedlung allein von Saarbrücken mit ſeinen 130 000 Einwohnern, von Pirmaſens mit rund 50000 Einwohnern— um nur die beiden größten Städte-zu nennen— vorausſetzt! 70 v. H. der handelsgerichtlich eingetragenen Betriebe des Saarlandes, 18 v. H. der Betriebe des geſamten pfälziſchen Bereiches wur⸗ den zurückgeführt, darunter allein 600 Großhandelsbetriebe und über 4000 Einzelhandelsgeſchäfte. Faſt alle Induſtrie⸗ und Wirtſchaftsunternehmen ſchufen im Reiche Ausweich⸗ betriebe. Sie fielen nicht aus in der deutſchen Wirtſchafts⸗ bilanz, allen Schwierigkeiten, allen Opfern zum Trotz! So hat ein Großhandelsunternehmen— um nur ein Beiſpiel zu nennen—, deſſen 500 Gefolgſchaftsmitglieder, zum größten Teil in alle Winde zerſtreut, da und dort ſchon wieder neu in den großen Arbeitsprozeß eingegliedert, zum Teil in der Wehrmacht, zum Teil in den Parteigliederungen ihren Dienſt verſahen, ſeine Beſtände in zwölf verſchiedenen Unterkünften der Stadt Kaiſerslautern notdürftig untergebracht. Wieder halfen dabei, wie allenthalben, Kreisleitungen und Stadtverwaltungen Hand in Hand. Lager⸗ und Verwal⸗ tungsräume wurden— in unſerem Beiſpiel⸗— in Frankfurt a. M. eröffnet, um einen Abnehmerkreis von über 10 boo Einzelhandelsgeſchäften befriedigen zu können, in München wurde ein weiteres Auslieferungshaus errichtet: Es galt, zu zeigen, daß man nicht nur Wirtſchaftsunternehmen, ſondern bewährtes Glied der Volkswirtſchaft war! Auch hier zeigte ſich wieder, wenn auch indirekt, die Erziehungsarbeit der Partei und ihrer Beauftragten, der Deutſchen Arbeitsfront. Solcher Beiſpiele gibt es unzählig! And jenſeits der Grenzpfähle? Sie trennten zwei Welten, ob auch Sprache und Dialekt, Sitte und Brauch ſo wenig ver⸗ ſchieden ſind, wie Wieſen und Wälder! Dort überließ man es Seflegalnegern und Kongoniggern in den Grenzſtädten des Elſaß und Lothringens„aufzuräumen“. Es wurde gründlich beſorgt! In Saargemünd, in Forbach, in St. Avold oder Püttlingen mag man ſich überzeugen! Selten kann man Arbeit und Leiſtung der Partei, des nationalſozialiſtiſchen Deutſch⸗ lands, mit ſo handgreiflichem Gegenbeiſpiel belegen. Hier ſteht das Chaos gegenüber der Ordnung! Eine Erkenntnis, die auch über bereits gefallene Grenzen hinweg ſchon zu keifen beginnt Karl Heinz. 7 Benutzung türkiſchen Hoheitsgebietes mit ſich brächte. Es iſt anzunehmen, daß ſie ſogar die etwaigen Rückwirkungen eines Angriffes, bei dem ihr Hoheitsgebiet nicht benutzt würde, befürchtet. Wenn einmal ihre Vorbereitungen beendet ſind und die Pläne bezüglich Jlalien mit den Alliierten in Einklang gebracht ſind, würde die Türkei mit großem Vergnügen an einem inkeralliierten Angriff gegen Baku über irani⸗ ſches Gebiet teilnehmen und ſich dafür nicht lange bikten laſſen. Es wäre jedoch notwendig, die kürkſſche Regierung zu befragen und ihr Einverſtändnis vor dem Beginn eines Angriffes zu erwirken, der die Ueberfliegung der Türkei mik ſich brächte. 7 Die Türkei ſollte geprellt werden Dokument Nr. 24 iſt ein Telegramm des franzöſiſchen Botſchafters in London, Corbin, an Reynaud vom 31. Mai 1940. Es enthält Londons ſchönen Plan, die Türken zu prellen: Die Türkei ſoll den Alliierten gegen Italien beiſtehen, aber den früher dafür verſprochenen Preis einer Beſetzung des Dodekanes nicht erhalten. Es heißt in dem Telegramm: 5 Ich habe dem britiſchen Auswärtigen Amt Ihre letzten Weiſungen an Herrn Maſſigli zur Kenntnis gebracht be⸗ züglich der Haltung, die die türkiſche Regierung einnehmen ſoll, falls Italien einen Konflikt zwiſchen ſich und den Alliierten provoziert. Lord Halifax und ſeine Mitarbeiter halten es für das beſte, an den Weiſungen feſtzuhalten, wie worden. Die Worte„und. wie in Ausſicht genommen, den Dodekanes beſetzten“ ſind geſtrichen worden. Die britiſche Regierung hat beſchloſſen, ſede Erwähnung des Dodekanes zu ſtreichen, damit die Türken nicht dadurch veranlaßt wer⸗ ten zu fordern, den dieſe unter den augenblicklichen Um⸗ ſtänden nicht zu leiſten in der Lage ſind. Allgemein ge⸗ ſprochen, ſind die Mitarbeiter von Lord Halifax ebenſo wie wir der Anſicht, daß die türkiſche Regierung von Anfang des Konfliktes an eine völlig unzweideutige Haltung ein⸗ ſie Knatchbull⸗Hugeſſen bereits erteilt hat. Dieſe Weiſungen ſind jedoch ſchon in einem wichtigen Punkt abgeändert den, ſchon vorher einen militäriſchen Beiſtand der Alliier⸗ — nehmen muß. Obgleich den Botſchaftern in Ankara ein ge⸗ wiſſes freies Ermeſſen zugeſtanden wird, glaubt man unter dieſen Umſtänden hier nicht daß die Türkei den Alliierten alle die Dienſte leiſten kann, die in dem Dreierpakt mit ſeinen Verpflichtungen vorgeſehen ſind, und daß ſie unſere Streitkräfte zu Lande, zur See und in der Luft unter⸗ ſtützen kann, ohne ihrerſeits Italien den Krieg zu er⸗ klären. Dieſe unvermeidliche Folge der Verpflichtungen, die die Türkei eingegangen iſt, müßte ſich nach Anſicht des britiſchen Auswärtigen Amtes ſo ſchnell wie möglich aus⸗ wirken.“ 8 „Die ſeit drei Wochen tobende Schlacht.“ Dokument Nr. 25 iſt folgendes Telegramm des fran⸗ zöſiſchen Botſchafters in Ankara, Maſſigli, an Reyn aud vom 1. Juli 1940:. 8 „Ich beziehe mich auf Ihr Telegramm Nr. 1131733. Im Sinne der Erwägungen, die wir geltend machen können, um die. Zalkan⸗Regierungen zur Feſtigung ihrer Solidari⸗ tät mit der Türkei und uns ſelbſt zu veranlaſſen, falls ſich Italien gegen uns ſtellt, halte ich es für nicht ſchlecht, wenn zum Zwecke einer Reaktion gegen den Schrecken, den die deutſche Macht weiterhin einflößt, gezeigt werden kann, daß die ſeit drei Wochen tobende Schlacht die Möglichkeiten einer deutſchen Offenſive an anderen Ge⸗ bieten in großem Umfange verringert hat. Wenn ich in die Lage verſetzt würde, hier unter Hinweis auf den Ver⸗ brauch der deutſchen Reſerven und dann in Verbindung auf die Verringerung der Truppenkontingente an den Grenzen Jugoflawiens und an den deutſch⸗ungari⸗ ſchen Grenzen konkrete Mitteilungen zu geben, würde ſich die türkiſche Regierung zweifellos dieſer Tatſachen bei ihren Verbündeten bedienen. 5 i Ebenſo wie mein engliſcher Kollege bleibe ich bei der Anſicht, daß die türkiſche Regierung ihren Verpflichtungen nachkommen wird. Es ſtimmt ändererſeits daß die Dis⸗ harmonie, die ſich anſcheinend lauf der Haifa⸗Konferenz wegen der Aktionsmöglichkeiten im Dodekanes ergeben hat. die ktürkiſche Regierung in der Frage zögern wird, ob es ratſam iſt, von Anfang an eine zu ſcharfe Haltung einzu⸗ nehmen.“ Mitten im Flüchtlingsſtrom Ein Augenzeugenbericht wird zur furchtbarſten Anklage gegen die Kriegshetzer. Viele Berichte und Bilder haben das namenloſe Flüchtlingselend, das die Kriegserklärung der fran⸗ zöſiſchen Regierung vom 3. 9. 1939 jetzt über das fran⸗ zöſiſche Volk brachte, eindrucksvoll geſchildert. Die vorliegenden Aufzeichnungen eines Augenzeugen, der in dem Strom der Millionenflüchtlinge, mitten in einer fliehenden Armee, trieb, enthalten die erſchüt⸗ terndſte Anklage, die bisher gegen die Folgen der Politik der Kriegshetzer erhoben worden iſt. Mittwoch, den 12. Juni.— Vier Uhr morgens. Ich ſitze hier auf einem durchregneten Heuhaufen mitten auf einer Wiefe. Wie ich den Wagen in dieſer ſtockfinſteren Ge⸗ witternacht über 200 Meter feldeinwärts gebracht habe, weiß ich überhaupt nicht mehr. Es gibt alſo doch einen Gott für ſchlaf⸗ trunkene Autofahrer. Geſtern, Dienstagnachmittag, gegen 1 Uhr, habe ich Paris verlaſſen. Die Ausfahrt aus Paris war furchtbar. An der Porte d Italia begann ſchon das Drama Stellen⸗ weiſe können auf dieſer herrlichen Straße nach Fontainebleau acht Wagen nebeneinanderfahren. Es fuhren zehn, zwölf nebeneinander Wie, das kann ich nicht erkläxen. Oft ſtießen zwei und auch drel. Automobile ſo heftig zuſammen, daß ſich Kotflügel und Achſen ineinander verbogen und die Wagen dann als Zwillinge oder Drillinge die Fahrt gemeinſam fortſetzten. Jedes Auto glich einem Laſttamel Oben auf der Wagendecke aufgebunden: Matrazen, Koffer, Kin⸗ derwagen, Fahrräder, Klappſtühle, Erſatzreifen, Benzinkannen uſw. Vorn auf dem Kühler, links und rechts auf den Kotflügeln, hinten über dem Wagenkoffer: Körbe, Kiſten, mit ganz un⸗ nötigen Dingen vollgeſtopfte Säcke, Nähmaſchinen, Spielzeuge, Hunde⸗, Katzen und Vogelkäfige und im Innen des Wagens, lebendig begraben in einem Wuſt von Schachteln, Paketen und Bettdecken: die Menſchen. Ueber zwei Millionen Einwohner verlaſſen ſo ſeit zwei Tagen die Hauptſtadt. Schon an der Porte d'Italia wurde ich von einer Flut von vielleicht 50 000, vielleicht 100 000 Automobilen erfaßt und mit⸗ geſchwemmt. Zwiſchen 1 Uhr nachmittags und 2 Uhr nachts. alſo innerhalb von 13 Stunden, bin ich gut zwanzig Kilometer vorwärts 2 9 0 Ich entſinne mich, gegen 9 Uhr abends den Flugplatz von Orly(von Fliegerbomben faſt völlig zerſtört) paſſiert zu haben. Dieſe Wieſe kann nicht weit vom Flugplatz entfernt ſein, denn nach Orly kam ich überhaupt nicht mehr von der Stelle. Es hatte ſich eine wüſte Szene abgeſpielt. Aus der Richtung Paris kamen mehrere 100 ſchwere Laſt⸗ wagen, auf denen in Uebereile abmontierte Maſchinen aufges türmt waren. So muß es ungefähr ausſehen, wenn Rieſen⸗ tanks im Rücken angreifen. Unſere Laſtkamele wurden einfach auf die Seite gequetſcht oder umgeworſen Im ſelben Augen⸗ blick taucht aus der entgegengeſetzten Richtung, aus Fontaine⸗ bleau kommend, eine Menge Militärungetümer auf. Einige Soldaten ſchrien:„Platz! Ein Lebensmtitteltransport!“— Platz? Du lieber Himmel! Eher ginge ein Kamel durch eine hohle Hand. Alles ſtockte. Ein älterer Offizier tauchte auf, rückte ſein Käppi in das Genick und übernahm den Ordnungs⸗ dienſt. Wir atmeten erleichtert auf. Nach einer Stunde Ord⸗ nungsdienſt des älteren Offiziers ſtanden, ohne Uebertreibung, über 50 große Laſtwagen quer über der Straße, dazwiſchen ein⸗ gekeilt einige hundert Privatwagen. Es gab weder ein Vor⸗ wärts noch ein Rückwärts. Das alles ſchien wie eine Art Ende der Welt. Dazu kam die Nacht. 1: Jetzt entſinne ich mich. So kam ich mit vielen anderen auf dieſe Wieſe. i 5 Der Morgen graut. Um mich her eine Art Wallenſteinlager. Soweit ich ſchauen kann, Automobile. Viele Dutzende mit der Bauchſeite nach oben, die vier Räder wie bittende Arme gegen den milchblaſſen Himmel hinaufſtreckend Kinder ſchreien. Männer ſpucken und fluchen. Nicht weit von mir entfernt ſitzt eine junge Dame mit weißen Handſchuhen. Das ſchwarze Seidenkleidchen, durchnäßt vom Regen und Tau, klebt an der Haut. Im Halbdunkel erſcheint mir ihr Geſicht wie ein ſtreifen⸗ bemalter Indianerkopf. Ich nähere mich. Es iſt nur das Rot der Lippen und das Schwarz der Augenbrauen, die ſich in⸗ folge der Näſſe aufgelöſt haben und nun über Wangen und Hals heruntertropfen. Eine von hunderttauſend Pariſerinnen, bab geſtern überſtürzt Modeatelier und Ladentiſch verlaſſen aben. Hoffentlich geht es heute vorwärts. Das Schwerſte iſt überſtanden. Ich ſoll morgen abend in Pau ſein, wo mich der Direktor einer bedeutenden Filmgeſellſchaft erwartet und wo⸗ 5 wir geſtern eine Menge wertvolles Filmmaterial verladen aben. Der Morgen iſt herrlich. Jetzt ſteigt die Sonne hoch. Wenn nur der Wagen ſchon auf dem feſten Boden der Landſtraße ſtünde 1 Mittwoch, den 12. Juni, abends 9 Uhr. Hier, vor dieſem Pappelbaum ſtehe ich nun ſeit vier geſchla⸗ genen Stunden. Seit heute früh 4 Uhr muß ich etwa 60 Kilo⸗ meter zurückgelegt haben Ich bin aber, ſoweit ich mich orien⸗ tieren kann, höchſtens 20 Kilometer von meinem durchregneten Heuhaufen entfernt. Ich begreife nicht, was um uns herum vor ſich geht. Kurz nach 5 Uhr früh, als ich mit Ach und Krach die Straße von Fontainebleau wieder erreicht hatte, wurden wir von Offizie⸗ ren rückwärts auf einen Feldweg verwieſen. Dann begann elne Irrfahrt, kreuz und quer, bald 5 Kilometer in Richtung Orléans, dann wieder glatt über Aecker und Wieſen in um⸗ gekehrter Richtung. Was doch ſo ein Auto alles leiſten kann, wenn es will Wir waren ſicher an die zehntauſend Laſtkamele, die den lieben langen Tag dieſen Zirkustanz ausführten Jedesmal, wenn wir eine Landſtraße berührten, war ſie voller Militär⸗ iransporte. Vor einigen Stunden konnten wir; dank einiger Soldaten, die uns die Einfahrt auf eine Landſtraße freigaben. aus dem Käfig herauskommen. Nur einige hundert waren ſo gott. begnadet. Soweit das Auge ſieht, lauter Matratzen und Ma. iratzen. Hie und da inzwiſchen vier Räder gegen Himmel. i . Da liegen wir nun feſtgenagelt. Rechts eine Schlange Flüchtlingsautos, links ein endloſer Militärtransport. Bis wohin reichen Schlange und Transportzug? Rückwärts ſicher bis Paris, der Loire zu ohne Zweifel bis Malesherbes, viel ⸗ 1— gar bis Orleans, zum Kuckuck, vielleicht bis Biarritz oder Pau. a Irgend etwas muß paſſieren In dieſen Augenblicken hat man dann plötzlich das Gefühl, daß irgend etwas paſſieren muß. Meiſtens paſſiert dann auch etwas. So war es auch auf der Straße nach Pithiviers. Von hinten her Stimmen, Befehle. Viele drehen ſchon den 1 um. Ich auch. Die Befehle kommen näher: Es 155 Offiziere. Sie fordern uns auf, die ganze Straße ſofort freizugeben. Wo ſollen wir denn hin um immelswillen? Es gibt keinen Pardon. Alle Laſtkamele müſſen von der Chauſſee. Wer die Böſchung nicht packt, bleibt eben im Graben liegen, bis der Krieg vorbei iſt Achſen brechen, Reifen platzen; das kracht wie Kanonenſchüſſe. Ich komme e an meiner Pappel vorbei. Nach einer Stunde iſt unſer Straßenabſchnitt 175 Ein Auto 1 ehn iſt bei dieſer Operation außer Dienſt 5 etzt. Die Unglückl en packen aus, ſetzen ſich in das Kornfeld und— eſſen. 5 i Was nun? Wahrſcheinlich werden wir die ganze Nacht hier verbringen müſſen. Gewaltige Truppentransporte rücken her⸗ 5 1 an. — Aiwebfe. Fl und bei 5 fer. fa 25 Tanks, Sanitätskolonnen wohin werden dſeſe Diviſionen geleitet? Nach Paris? Die Straße mündet in öſtlicher und weſtlicher Richtung auf die großen Zufahrtsſtraßen zur Haupt⸗ ſtadt. Man wird alſo das unglaubliche Verbrechen begehen und Paris verteidigen!! Ein kalter Schauer durchzittert mich. Meine Frau neben mir drängt mich, einen Soldaten zu fragen. Ich tue das. Seine Antwort war ein auch unter Soldaten geläu⸗ figes Wort mit acht Buchſtaben. Als die Nacht hereinbrach, ſagten ſich alle Leute du. Ich werde ein Schinkenbrot verſchlingen, das letzte, und mich dann in das Kornfeld legen. Meine Frau will mit dem Hund im Wagen bleiben. Um meiner Gattin zu beweiſen, daß ich trotz aller Stra⸗ pazen und Enttäuſchungen den Kopf nicht verliere, erklärte ich ihr ſoeben, daß ſie endlich Gelegenheit habe, das Geheimnis einer Juninacht in freier Natur zu erleben. Ich zeigte ihr den Widerſchein der untergegangenen Sonne und empfahl ihr, auf⸗ zupaſſen, wie ſich gegen 2 Uhr nachts die letzten Schimmer des fortgegangenen Tages mit dem erſten Lichte des Morgens am Firmament vermiſchen. Nach einer halben Stunde brach ein furchtbares Gewitter aus. Der Regen goß. Die Nacht war ſchwarz wie eine Dunkel⸗ kammer. Die Militärtransporte hörten die ganze Nacht hin⸗ durch nicht auf. Ich hatte mich in den Wagen gerettet und war am Steuer eingeſchlafen. Donnerstag, den abends. Wir ſind in Bellegarde, alſo etwa 90 Kilometer ſüdlich Paris. Seit heute morgen 5 Uhr haben wir ungefähr 150 Kilometer zurückgelegt. Wir ſind wie Irrſinnige in dem Vier⸗ eck: Melun—Etampes—Bellegarde—Montargis im Zirkelkreis herumgefahren. Hunderttauſend Mäuſe in einer Falle. Unmöglich, aus dem Geviert einen Weg nach Süden zur Loire zu finden. Die Sonne brannte wie toll. Nichts zu eſſen, nichts zu trinken, nichts zu rauchen. Keine Minute das Wagenſteuer aus der Hand. Der Autler, der einen Augenblick ſeinen Platz verließ und unglücklicherweiſe in dem Moment, als der unaufhörlich wachſende Flüchtlingsſtrom 100 Meter vorwärtsrollte, wurde auf die Seite geſchoben. An ein Weiterfahren konnte er nicht mehr denken. Wer aus der Reihe war, galt als tot. Wer ver⸗ ſuchte, ſich ſeitwärts wieder in die Reihe zu ſchieben, lief Ge⸗ fahr, gelyncht zu werden. Zur Vorſicht wurden ihm die Reifen zerſchnitten. Der Gedanke, eine Wagenlänge zu verlieren, war für dieſe hunderttauſend kopflos gewordenen Menſchen völlig aus dem Bereich des Möglichen gerückt. In einer Stunde habe ich ſechzigmal den Wagen angedreht und ſechzigmal den Kon⸗ takt ausgeſchaltet. Benzin war koſtbar wie Blut. Während dieſer 150-Kilometer⸗Tarantella waren wir un⸗ unterbrochen mit einem Rad auf der Straße. Das andere ſchwebte irgendwo über der Böſchung. Ich wußte gar nicht, daß ich Kunſtfahrer war. In beiden Richtungen auf der Straße Militärtransporte Ich ſchätze die Maſſe der Militärzüge, die ſich an uns vorbeiwälzten, auf fünf bis ſechs Diviſio ⸗ nen. Einige Soldaten, mit denn ich gegen abend bei Pithi⸗ viers ins Geſpräch kam, erklärten mir, daß es ſich um zwei im Rückzug befindliche Armeen handele. Wahrſcheinlich wird Paris doch nicht ernſtlich verteidigt; aber Weygand nimmt hinter der Loire feſte Stellung. Seit Beginn des Nachmittags ſtrömen aus allen Richtun⸗ gen, auf allen Feldwegen und Pfaden neue Flüchtlinge herbei. Ein jammervoller Anblick. Pferdebeſpannte Bauernwagen, Ochſen⸗ und Kuhgeſpanne, Handkarren, Fahrräder, Kinder⸗ wagen, Fußgänger, alles.. rennet.. rettet. flüchtet. Auf jeder Fuhre die gleiche Habe aufgetürmt: einige Bün⸗ del Heu und Stroh, ein Sack Mehl. Bettdecken, Stühle, Schränke, Kleiderballen, eine Kiſte mit Hühnern und Kanin⸗ chen, Heiligenbilder, oft eine Ziege zum Melken oder ein Schwein zum Schlachten. Dazwiſchen Großmütter und Kindes⸗ kinder. Die Männer und Greiſe gingen zu Fuß. Auf Hand⸗ karren und Fahrrädern zogen und ſchoben die Flüchtlinge das unglaublichſte Gepäck. e wo jſouen die ungructichen auf unſerer Vanoſtraße Platz finden? Der Weg iſt bereits derart mit Militär und Flücht⸗ lingen überfüllt, daß man kein Zweimarkſtück auf die Erde legen könnte. 3. Jun i.— Es iſt 9 Uhr . Vor Pithiviers wurden wir zum erſtenmal von Flie⸗ gern in ſehr niedriger Höhe überflogen. Ich konnte die Farben eines deutſchen Flugzeuges deutlich erkennen. Die Soldaten eilten feldeinwärts und legten ſich zur Erde. Einige Flücht⸗ linge krochen unter die Kanonen und Militärkraftwagen. Die meiſten rührten ſich nicht von der Stelle, denn es war ein Ding der Unmöglichkeit, aus den Schlünden der verpackten Autos herauszukommen oder von den berghoch verſtauten Bauern- wagen herabzuklettern. Die Flieger ſchienen dieſes einfach un⸗ vorſtellbare Drama zu beobachten. Drei-, viermal kamen ſie wieder. Es fiel weder eine Bombe noch ein Schuß. Einige Soldaten mahnten uns zur Vorſicht. Ein Unter⸗ offtzier fügte hinzu, die Deutſchen müßten ja wahnſinnig ſein, mit Rückſicht auf uns Ziviliſten eine ganze Armee ruhig zum 1 ziehen zu laffen, um ſie dort Aufſtellung nehmen zu aſſen. Bei dieſer Gelegenheit erfuhr ich, daß ſeit 24 Stunden Paris zur„offenen Stadt“ erklärt wurde. Dieſe Nachricht lief wie an einer Zündſchnur durch die Flüchtlingskolonnen. Vor zwei Tagen hieß es in Paris:„Sauve, qui peu!“— Rette ſich, wer kann!“—„Paris wird Haus um Haus verteidigt werden.“ Zwei Millionen Pariſer wurden auf die Straßen Frank⸗ reichs hinausgepeitſcht. Heute iſt Paris eine offene Stadt.— ſah manche geballte Fauſt. Viele Mütter weinten. Soldaten verteilten etwas Brot und Büchſenmilch an die Kin⸗ der. Ein Autler bot mir 1000 Franes für zehn Liter Benzin. Ich hatte ſelbſt nur noch vier Liter im Wagen. Ich glaube zu träumen. Es iſt nicht Wirklichkeit, was ich heute ſah. Dieſe Armee.. Viele Schwarze.. Dieſes Elend. Kinder, die vor Hunger ſchreien eine alte, kranke dc in einem Handkarren, den ein zwölfjähriges Mädchen ſchob. Mütter, die nach verlorenen Kindern rufen. Ihre Stimmen erſtickten im Höllenlärm der Motoren. Heulende Hunde ſuchten 1115 Herrn... Benzin.. Benzin für morgen. Mir ſchwin⸗ 2 8 Bei Bellegarde fiel ich todmüde auf eine Wieſe und ſchlief ein. 40 Stunden am Steuer Samstag, den 15. Juni— morgens 10 Uhr. Wir ſtehen ſchon ſeit zwölf Stunden am ſelben Fleck, etwa wei Kilometer von Sully, alſo rund 1½ Kilometer vor der oirebrücke. 8 Ich verſuche zu erfaſſen, was ſeit Freitag früh geſchah. Keine Zeit, nach Worten zu ſuchen. Es gibt gar keine Worte, um das auszuſprechen. Jedes Wort, jeder sinn müßte um ein Fünffaches geſteigert werden, um annähernd das dantiſche Infernum zu beſchreiben, in dem wir ſeit 40 Stunden kreiſen. 40 Stunden am Steuer! a Von der Wieſe bei Bellegarde, auf der ich am Frektag⸗ abend zum letztenmal ſchrieb, bis hierher können es höchſtens 30 Kilometer ſein. 5 Hundert gewaltige Eindrücke ſauſten wie Hammerſchläge auf mein Hirn Aan Elend ohne Ende, fliehende Armeen, 1 Verzweiflung, Sonnenbrand, niederkommende ammer, Menſchen, die zu Hyänen werden... Ich will meine anze Kraft aufraffen, um nach Worten zu ſuchen— was ſind ier Worte?— das niederzuſchreiben, deſſen ich mich mit 0 Klarheit f 0 5 5. m Freitag, alſo geſtern früh, erwachte ich auf der Wieſe bei Bellegarde far vor Kälte. Es muß gegen 3 Uhr morgens 5 ein, denn im Oſten färbte ſich der Himmel ſchon. In weſtlicher Richtung. alſo gegen Orléans, heftiger Kanonen ⸗ donner. Ich weckte meine Frau, die ſitzend im Wagen ſchlief. Ein Mann, der neben mir eingeſchlafen war, redete mich an. ähnlichen Schlaf. Im Städtchen Sully, diesſeits der Lofre⸗ wagen. rauen, ſtreifte die . Es war ein Lederreiſendet aus Orléans. Von ihm erfuhr ich, daß Orléans geräumt wurde. Alſo keine Schlacht bei Paris. Wie der Herr aus Orléans nach zwei Tagen irrſinniger Fahrt 15 Bellegarde auf dieſe Wieſe kam, konnte er mir nicht er⸗ ären. Dieſer praktiſche und ſympathiſche Menſch machte mir fol⸗ genden Vorſchlag: Wenn wir ſeine ſechs Liter und meine vier Liter Benzin in einen Wagen gießen, haben wir zehn Liter. Wir hängen einen Wagen an den anderen und kommen ſo über die Loirebrücke von Sully. Geſagt, getan. Ich ſteuerte. In ſeinem Wagen, den wir mit einem Seil anhingen, waren zu Fuß von Paris nach Bellegarde marſchiert. Sie Flandernſchlacht keine Nachricht mehr eintraf, und ein 15 Mo⸗ nate altes Kind. Ein prächtiger Junge. Wir nahmen noch zwei Fabrikarbeiterinnen aus Paris in den Wagen. Beide waren zu Fuß von Paris nach Bellegarde marſchiert. Sie waren barfuß und bluteten aus allen Zehen, Die Direktion ihrer Munitionsfabrik hatte am Montagabend dem geſamten Perſonal Befehl erteilt, ſich⸗„mit eigenen Mitteln“ nach Cler⸗ mont Ferrand zu begeben, um dort innerhalb 48 Stun⸗ den die Arbeit wieder aufzunehmen. Um 4 Uhr morgens begann der Tanz. Ein toller Tanz. Der Weg Richtung Sully war mit Militärautos, Geſchützen aller Kaliber, Truppentransporten, Privatautos, Bauern⸗ wagen, Fahrrädern und Handkarren derart verſtopft, daß ſich nicht einmal die Flüchtlinge zu Fuß hindurchwinden konnten. Wie ſchon geſtern nachmittag, kamen auch jetzt wieder ſeit Morgengrauen aus Waldwegen, Pfaden und quer über Wieſen und Aecker neue Karawanen flüchtender Bauern. Die Straße flutete ſchon über. Aus allen Richtungen neue Sturz⸗ bäche von Flüchtlingen der Loiregegend. Jetzt ſtoppte alles, Militär und Zivil. Vor dem Loireübergang von Gien und bei Montar⸗ gs, erzählten die Bauern, ſei kes noch ſchlimmer. Nach zehn Stunden Wartezeit unternahmen trotzdem einige tauſend Privatwagen, unterſtützt von vielen Militärautos, Tanks, Pferdewagen und Fußgängern auf einem Feldweg einen kühnen Vorſtoß in Richtung Gien. Ich wurde mitgeſchoben. Nach 500 Meter ſcheiterte der Angriff. Seit drei Tagen waren wir von aller Welt abgeſchloſſen. Die Soldaten kamen von Amiens. Arras, Reims, Paris, von der Somme, der Seine und der Marne; drei, vier Armeen durcheinandergewürfelt. Sie hatten ſeit drei Tagen keine Feld⸗ küche, keinen Offizier mehr geſehen Eine Schlacht ſüdlich der Loire? Die Soldaten lachten mich aus. Jetzt erſt begriff ich das Unermeßliche der Niederlage. Gegen Abend miſchten ſich die Soldaten unter uns. Radler und Fußgänger erkletterten die Geſchütze und Munitions⸗ wagen. Wer kein Benzin mehr hatte, band ſein Auto an eine Kanone, an einen Sanitätswagen. Hie und da ging es um eine Wagenlänge vorwärts. Dieſe koſtbaren fünf bis ſechs Meter wurden dadurch erobert, daß irgendein Autler wegen phyſiſcher Erſchöpfung aufgab und ſeinen Wagen in den Straßengraben umkippte. Ununter⸗ brochen ſchickten Militär und Flüchtlinge„Aufklärer“ in die vor der Loire gelegenen Bauernhöfe, um Waſſer und Brot zu holen. Immer wieder kamen ſie mit leeren Händen zurück. Trotzdem eilten wieder hundert mit der gleichen Hoffnung voraus. Die Nacht kam. Eine ſchreckliche Nacht. Der gor⸗ diſche Knäuel des Flüchtlingsſtromes und der aufgelöſten Diviſionen ballte ſich immer wüſter zuſammen. Ein homeriſches Ringen Eine Hölle. Laokoons Kampf mit den Schlangen iſt dagegen ein Kinderſpiel. 5 Von Mitternacht bis 11 Uhr morgens ſind unſere zwei aneinandergefeſſelten Wagen gut einen Kilometer vorwärts⸗ 8 worden, ohne daß ich den Motor ein einziges Mal andrehte. Die Höllennacht an der Loire Sonntag, den 16. June— Es iſt vier Uhr nachmittags. 5 Ich erwachte vor einer halben Stunde aus einem todes⸗ brücke, das ich vor drei oder vier Stunden durchfahren habe, warfen uns Soldaten der plündernden Armee Schokolade. Sardinen und einige Paar Pantoffeln zu. Ein großes Büſchel Haare meiner Frau iſt über Nacht ſchneeweiß geworden. Sie weiß es noch nichl. Mein Puls hämmert Mein Blut kocht wie Hochofenglut Ichs will verſuchen, ſachlich zu notieren. 8 Ich ſchätze, daß im Laufe dieſer e ie drei⸗ bis vierhunderttauſend Mann der fliehenden Armeen an uns vorbeifluteten. Die Zhal der Flüchtlinge, die ſich geen abend vor der Hängebrücke der Loire angeſtaut hatten, betrug ſicher vier⸗ bis fünfhunderttauſend 5 Geſtern brach ich meine Aufzeichnungen gegen Mittag ab und ſtand in dieſem Augenblick ungefähr zwei Kilometer vor der erlöſenden Lofrebrücke. Im Laufe des geſtrigen Nachmit⸗ tags, die ganze Nacht hindurch und bis heuſe morgen 10 Uhr kamen keine 500 Flüchtlinge über die Brücke. Offiziere und be⸗ waffnete Soldaten bewachten den Brückenkopf und hatten Be⸗ fehl, vorerſt alles Militärmaterial hinüberzuſchaffen. Der Flüchtlingsſtrom löſte ſich in ein wildes Chass auf. Ich hielt am Steuer meines Wagens die ganze Nacht aus. a Das Unbeſchreibliche der während 20 Stunden vorbeiflie⸗ henden Armeen kann ich nicht in Worte faſſen. Trag iſches. Groteskes, Jammervolles und Heroiſches folg⸗ ten ſich wie Bilder eines ſchlechten Kinoſtückes: 20 Laſtwagen mit Bettwäſche, Munitionskiſten Telephongeräten, Torniſtern, Gewehren, Stacheldraht, einige Marokkaner und 30 lachende und weinende Kinder obendrauf Dann 75⸗Millimeter⸗Geſchütze ohne Bemannung. Endlose Karawanen von Sanitätswagen mit Verwundeten, auf den Kotflügeln einige Ziviliſten Einige hundert Neger auf geſtohlenen Fahrrädern. ieder Sanitäts⸗ Rieſengroße Kanonen, auf den e neben den Soldaten Frauen, die ihre Kinder an die Bruſt preſſen. Endloſe Schlangen Munitionswagen, obendrauf ein friſchge⸗ ſchlachteter Hammel, Weinfäſſer, Kiſten mit Sekt Einige Dutzend Pariſer Autobuſſe, dieſe Ungetüme, vollgeſtopft mit Flüchtlingskindern, Infanteriſten, Fahrrädern. Maſchinenteilen. Artilleriſten und Kavalleriſten zu Fuß, oft ohne Schuhe, in Pantoffeln oder barfuß. Viele Soldaten hatten rotaufgelaufene Augen. Einige ſangen. Manche weinten. Die meiſten ſahen grau aus wie Mumien Auf einem Abwehrgeſchütz ſaß ein klei⸗ nes Mädchen, das als einzige Flüchtlingshabe in ledem Arm einen neugeborenen Hund hielt. Wieder Laſtwagen turmhoch voller Kiſten, Koffer, Motorräder, Masch tnentgewehne und Tor⸗ niſter. Aus einem Sanitätswagen ſtreckte eine große Kuh den Kopf heraus. 5 Vor Einbruch der Dunkelheit machte neben uns ein Flie⸗ gerabwehrgeſchütz halt Ein Soldat richtete ſich hoch auf. Er ſchien zehn Meter doch in die Dämmerung e ins. Den endloſen Flüchtlingszug überſchauend rief er uns zit: „Freund! Um Himmels willen, laßt alles stehen und liegen! Geht ins Feld! Wenn die Flieger kommen, ſeid ihr verloren! Seht ihr denn nicht ein, da l um uns vor Fliegerangriffen zu decken?! Dieſer Alarmruf wirkte wie ein Trompetenſignal. U eber uns kreiſte ein deutſcher Flieger. Die Panik war man euch alle hier warten läßt.— ungeheuer. Die Soldaten liefen ins Feld. Ziviliſten hißten weſße Taſchentücher. hyſteriſche Schreie zerriſſen die Luft. 5 5 legte mich mit meiner Frau mitten in ein Kornfeld. 2 Der Flieger ſauſte über uns hinweg. Keine Bombe. Kein Schuß. Ich ſah die Maſchine wieder höher klet⸗ tern, dem Bogen der Loire zuſteuern, dann ein 8 900 er Brücke zu Eine furchtbare Exploſion Wie ich nachher erfuhr, Bombe den Mittelpfeiler der Hängebrücke. Kein Ziviliſt war verletzt worden. Der 5 ül erkreiſte noch ein⸗ mal die Straße, dann verſchwand er in nördlicher Richtung. Die Warnung war e e Seit vier Tagen dauert nun das Theater. Ein 8 an hält uns als. 185 e cen 8 h 1 1 5„ und amerikaniſchen Zeitungen e rächtige Pro a bilder: die barbariſchen Deutſchen haben unſchuldige lücht⸗ lingskolonnen ermor et! 5 5 15 2* % 7 1 120 en.. jſützze äts-. = E er 4 7 4 7 1 5 Wirtſchaftswoche Deutſchland baut ein neues Europa auf— England und der Kontinent— Amerika gegen Europa? Dank unſerer überlegenen Weltanſchauung, Sozialverfaſ⸗ ſung und Wirtſchaftspolitik haben wir nun auch die neue Ordnung in Europa zu beſtimmen. Man braucht ſich nur einmal umzuſehen, wie grundliegend ſchon in wenigen Wo⸗ chen das Geſicht Europas umgeſtaltet worden iſt. In Dänie⸗ mark und Norwegen iſt die Arbeitsloſigkeit praktiſch beſei⸗ tigt. Die Umſtellung auf den europäiſchen Wirtſchaftsraum vollzieht ſich nach anfänglichen Schwierigkeiten von Tag zu Tag ſchneller und williger. Auch Schweden und die bal⸗ »kiſchen Staaten erkennen immer mehr die Notwendigkeit, ſich den neugeſchaffenen Verhältniſſen: anzupaſſen und ſtellen dabei mit Ueberraſchung feſt, daß die deutſche Leiſtungskraft ſowohl als Kunde wie als Lieferant ihre Vorſtellungen weit überſchreitet. Aehnlich iſt es in Belgien und Holland. Vor allem aber zeigt ſich die Richtigkeit der deutſchen Wirſchafts⸗ politik im Südoſten. Selbſt die Türkei muß die wirtſchaft⸗ liche Verbindung mit Deutſchland wieder ſuchen. Handels⸗ verträge und Abmachungen wurden in den letzten Wochen mit faſt allen kleineren Staaten Europas geſchloſſen, wobei eine Erhöhung des gegenſeitigen Warenaustauſches und eine Beſſerung des Kursverhältniſſes als Ausgleich für die von den Weſtmächten in die Höhe getriebenen Preiſe die be⸗ zeichnendſten Merkmale der neuen Vereinbarungen bilden. So konſolidiert ſich der europäiſche Wirtſchaftsraum unter der Führung Deutſchlands. 5 8 Einigkeit macht ſtark. Die Wahrheit dieſes Wortes er⸗ fuhr die deutſche Wirtſchaft ſeit 1933 in ſteigendem Maße. Es wird ſich auch im größeren europäiſchen Rahmen bewäh⸗ ren. Europa iſt bereits jetzt ſtärker geworden, weil viele der künſtlich errichteten hindernden Schranken der engliſchen Weltwirtſchaft fallen mußten. Trotzdem will England die⸗ ſen ganzen Kontinent blockieren. Selbſt für neutrale euro⸗ päiſche Staaten wie Spanien will es keine„Navicerte“ im Verkehr mit Südamerika mehr ausſtellen. Welch ein Wahn⸗ inn! Der Kontinent iſt von England nicht auszuhungern. Zwar betrug der Zuſchußbedarf an Getreide aller Art aus Ueberſee im letzten Friedensſahr 6,8 Millionen Tonnen. Das iſt gewiß eine beachtliche Ziffer. Aber ſie macht insgo⸗ ſamt geſehen bei den einzelnen Getreidearten nur etwa 1 bis 3 v. H. des Geſamtverbrauchs aus. Lebenswichtig ſind die Zufuhren alſo nicht. Höchſtens bei Mais, wo die über⸗ ſeeiſchen Zufuhren bis zu 13 v. H. betrugen. Glaubt man wirklich, daß Europa wegen ſolcher Mengen, die auch auf längere Zeit allein durch Einſchränkung des Verbrauchs ein⸗ geſpart werden könnten, vor England kapitulieren wird Nein, wenn jemand im Laufe dieſes Krieges ausgehungert werden ſollte dann iſt das beſtimmt nicht Europa, ſondern England. Die Frage des Verhältniſſes„England und Kon⸗ — kinent“ iſt aber nicht nur für den gegenwärtigen Krieg ge⸗ ſtellt, ſondern ſie iſt für alle Zukunft aufgeworfen. So lange England ſeine bisherige Gewaltherrſchaft über Europa auf⸗ rechterhalten will, ſo lange gibt es keinen Frieden. Wenn England auch zukünftig im europätſchen Kultur⸗ und Wirt⸗ ſchaftsverbande leben will, ſo wird es dies nur können, wenn es bereit iſt, die gleiche Stellung einzunehmen, wie feder an⸗ dere europäiſche Staat. a Aehnlich liegen die Dinge auch gegenüber dem amerikani⸗ ſchen Kontinenk, Es ſind in der letzten Zeit Pläne und Vor⸗ ſchläge von den Vereinigten Staaten gemacht worden, die darauf hinauslaufen, den amerikaniſchen Kontinent gegen Europa auszuspielen. Solche Pläne beruhen darauf, daß Europa im Gegenſatz zu Amerika nicht ein Kontinent iſt, der ſich über alle klimatiſchen Zonen erſtreckt. Europa liegt nun einmal nur in der gemäßigten und ſubtropiſchen Zone. Typiſche Erzeugniſſe des tropiſchen Klimas kann es niemals ſelbſt erzeugen. In dieſer Hinſicht wird es immer von über⸗ ſeeiſchen Zufuhren abhängig ſein. Das iſt richtig. Falſch aber iſt der amerikaniſche Plan, darauf eine Sperre gegen Europa mit dem Ziel der Einmiſchu i nung aufzubauen. Europa hat amerikaniſche e jederzeit gern abgenommen. Es wird dies auch in Zukunft tun. Verſagt ſich aber Amerika ſelbſt ſeinen Kunden, ſo ſind dieſe gezwungen, ſich anderswo Erſatz zu ſuchen. Sie brauchen dabei nicht einmal weit zu gehen, denn ſchließlich iſt der Weg nach Afrika nicht weiter als der nach merika. Wenn Afrika in den letzten Jahrhunderten für Europa nicht das war, was es ſein könnte, ſo lag dies daran, Daß es engliſch“ war. Europa mußte dort genau ſo mit funden bezahlen, wie in Amerika mit Dollars. Das kann leicht anders werden, wenn Afrika„europäiſch“ wird. Den Schaden hätte dann bei einer feindlichen Haltung gegen das neue Europa auf lange Sicht nur Amerika ſelbſt. Der Generalintendant von Hülſen⸗Haeſeler wurde ein⸗ mal von dem Opernsänger Kurt Sommer mit den Worten geneckt:„Na, wenn deine Gattin einmal Kinder bekommt, das werden lauter Hülſenfrüchte!“„Du haſt es nötig!“ ent⸗ gegnete Hülſen ſchlagfertig. als deine Sommerſproſſen!“ Dl find mir immer noch lieber 2 LRoman von Else Jung-Llndemann 2 2 Nur noch ein paar Stöße, Sekunden noch, dann konnten ſie ſich an die rettende Bordwand anklammern. Da ſchrie Sigrun auf: a 5 „Rolf... ich... ich... kann nicht mehr.. Hiitilfe!“ Er ſah ihr ſchreckverzerrtes, weißes Geſichtchen, ſah, wie ſie die Arme hochwarf und„ verſank. l Großer Gott! Mit einem verzweifelten Stoß warf er ſich vorwärts, tauchte, und als er wieder hochkam, hielt er Sigrun umſchlungen. Mit ein paar Griffen hatte er ſie in eine Lage gebracht, in der ſie ihm nicht gefährlich werden konnte, aber die Todesangſt hatte ſie ohnehin gelähmt. Be⸗ vußtlos lag ſie in ſeinem Arm, während er auf dem Rücken imend und ſich nur mit einer Hand und kräftigen Bein⸗ oranbewegend, zum rettenden Boot zu kommen ver⸗ ſuchte. Als ſei ſtändig ausgepf ſchweren Körper, zu heben. 5. 5. Da fing auch er an, laut um Hilfe zu ſchreien. Wo waren die vielen Segler, die ſonſt wie weiße Vogel⸗ ſchwärme über den See zoge 3. Nichts war zu ſehen. Himmel und Waſſer waren in⸗ inger den Bordrand faßten, war er voll⸗ Er hatte nicht mehr die Kraft, den ffn ſeinem Arm hing, in das Boot 5 einandergeſunken. 8 Immer wieder ſpülten ihnen die Wellen über die Köpfe. Rolfs Hand, die am Boot hing, wurde kalt und gefühllos. Ein paarmal ſchlug ihm das tanzende Schiff schmerzhaft den Rücken. 355 as war mit Sigrun?... Hatte der Schreck ſie ge. oder war ſie nur ohnmächt ggg ung in ſeine innere Ord⸗ europäiſchen 85 mannte, zog der Fiſcher Hagrieder die beiden jungen Men⸗ und in warme Decken gehüllt. nieder und küßte die kleine, kalte Hand, netzte ſie 2 e ſalus att WWE SSSSWSAS SSS Abkühlung durch Schweiß ö Erholung an heißen Sommertagen. Wie oft warnen unſere Aerzte im Sommer davor, daß ein durch körperliche Anſtrengung ſehr erhitzter Menſch zu ſchnell eiskaltes Waſſer trinkt! Wie vielen hat eine derartige Unüberlegtheit ſchon ſchwere Krankheit, ja manchmal den Tod eingebracht! Aus dieſen Tatſachen müſſen wir erkennen, daß ſehr kaltes Waſſer und Eis in jeglicher Form einmal ausgeſprochen ſchädlich wirken kön⸗ nen und zum zweiten keine nachhaltige Abkühlung be⸗ wirken, es ſei denn, wir genießen ſie in großen Mengen. Und das iſt gefährlich! Wir ſollten lieber von einem anderen Volke lernen, nämlich vom Japaner, deſſen Vorliebe ftir heiße Bäder im Sommer uns nur ſo lange unbegreiflich iſt, bis wir es ſelbſt einmal verſucht und dann über den phyſiolo⸗ giſchen Grund der Tatſache nachgedacht haben, weshalb ſie tatſächlich abkühlend wirken. Das Schwitzen iſt bekanntlich eine natürliche Regu⸗ liermaßnahme des Körpers, um ſeine Temperatur herab⸗ zuſetzen. Man läßt Kranke ſchwitzen, um den Körper in ſeiner Abwehr gegen die Krankheit zu unterſtützen. Wenn alſo der unter der Hitze leidende Japaner durch ein heißes Bad einen Schweißausbruch erzielt, hat er nachher eine wirkſame Erholung für den Körper erreicht, weil die Temperatur auf natürliche Weiſe herabgeſetzt wurde. Zuerſt iſt vielleicht eine gewiſſe Ueberwindung er⸗ forderlich, um bei Hitze nicht zum kalten Trunke zu grei⸗ fen. Aber trinken wir doch einmal nach einer körperlichen Anſtrengung, oder wenn wir müde und erhitzt ſind, eine Taſſe recht heißen Pfefferminztee. Wir werden merken, wie angenehm dem Magen das heiße Getränk iſt! Nach einer kurzen Zeit, wenn der Schweißausbruch vorüber iſt, ſtellt ſich eine wahre und wohltätige Erholung als Belohnung für die Ueberwindung ein! Vielleicht ver⸗ ſuchen wir dann auch einmal ſelbſt, welche Erholung an heißen Tagen eine heiße Duſche zu bringen vermag. Dann, zur Ruhe gekommen und ſchön abgekühlt, wird ein kühler Trunk oder Eis in mäßigen Grenzen nicht nur eine gute Erfriſchung ſein, ſondern auch kaum mehr Scha⸗ den bringen können. Der neue Anſtrich Was iſt beim Streichen zu beachten? Beim Streichen iſt alle Mühe umſonſt, wenn man nicht das geeignete Werkzeug beſitzt und ſich im Fachge⸗ ſchäft nicht richtig über die paſſende Farbe und den Lack unterrichten läßt. Wer ein eigenes Häuschen hat, wird es immer lernen müſſen, mit Farbtopf und Pinſel umzu⸗ gehen, denn die Arbeitskräfte ſind heute knapp geworden, und wir müſſen uns bei kleinen Ausbeſſerungen ſelbſt helfen können. 8 Ofenrohre ſehen im rohen Zuſtand wenig ſchön aus, für ſie wird am beſten ein Anſtrich mit einer guten Alu⸗ miniumbronze gewählt. Für Badeöfen, Badewannen brauchen wir einen Speziallack, Sollen die Heizkörper und der Badeofen geſtrichen werden, ſo nehmen wir Heiz⸗ körperlacke, die aufgetragen werden, wenn die Heizkörper und der Ofen noch warm ſind, ſonſt bekommen ſie Riſſe, die durch die Spannung des Metalls entſtehen. Haben die Korbmöbel nach dem Waſchen an Aeſehen eingebüßt, ſo pinſelt man das Geflecht mit Spiritus ein und überzieht die Möbel mit Lack. Sind Flecke auf den Korbmöbeln oder Roſtflecke, die ſich nicht mehr entfernen laſſen, dann kann man dem Lack ein wenig Ockerfarbe bei⸗ geben, oder man ſtreicht die ganzen Korbmöbel mit einem Japanlack in Rot, Grün oder Gelb. Bei dieſem Anſtrich iſt ein Voranſtrich von Spiritus nötig. Es iſt aber drin⸗ gend zu empfehlen, vorſichtig zu ſein wegen der Feuers⸗ gefahr! Gegenſtände aus Holz ſtreicht man mit Oelfarbe und lackt ſie hinterher, oder man nimmt die ſogenannte Emaille⸗ farbe. Immer wird möglichſt dünn geſtrichen, je dünner und vorſichtiger wir ſtreichen, je haltbarer wird der An⸗ ſtrich ſoin 8 0. „Lieber Gott.. hilf!“ ſchrie er nerzweifelt auf,„Mutter, verzeih mir!“ a Aber wie Klammern hingen ſeine Finger am rettenden Holz, wie Eiſen hielt ſein Arm die Bewußtloſe feſt. Plötzlich weiteten ſich ſeine Augen. Ein Segler kam auf ſie zu.. kam näher... wurde größer. Da ſchrie er.. ſchrie! Eine Stimme antwortete. a 5 Im letzten Augenblick, ehe auch Rolf die Ohnmacht über⸗ flog ſchen an Bord. 8 5 N — Un der Stube des Fiſcherhauſes lag Sigrun auf dem großen, breiten Lederſofa. Frau Hagrieder hatte ſie entkleidet Auch Rolf hatte trockene Kleider bekommen und ſaß er⸗ ſchöpft und völlig apathiſch in einem Lehnſtuhl am Ofen, in dem die Fiſcherfrau ein Feuer angemacht hatte. 5 grieders Sohn war nach Prien gelaufen, um Pro⸗ ſeſſor Grothe zu holen. Man wußte, daß der Profeſſor ein Doktor war, darum hatte Hagrieder nicht nach dem Priener Arzt geſchickt. s a 5 5 E iIſt ſie tot?“ hatte Rolf gefragt, als er aus ſeiner Ohn⸗ macht erwacht war. l e Hagrieder hatte verneint. Schon im Boot hatte er die Bewußtloſe unterſucht und ſich raſch davon überzeugt, daß ſie noch atmete. e i ö.. „Da feit ſie nix“, hatte er geſagt,„muaß hoit nur no Augerln aafmacha.“ 5 dachte, wie er den Eltern gegenübertreten ſollte.„„ Seine Schuld war es geweſen.. ſeine!„ Leieiſe ſtand er auf, ging zu Sigrun hinüber und ſtarrte in ihr todblaſſes Geſichtchen. Ergriffen ſank er neben ihr Tränen und war ſo verſunken in ſein Tun, da der Herr Dokta her, nacha wird's Dirndl glei wieda d. g Furchtbar war dieſes Warten für Rolf. Seine Zähne ſchlugen aufeinander, wenn er daran it heißen Einmachen ohne Steriliſieren Alte Verfahren kommen zu Ehren. g Die meiſten Hausfrauen haben ſich für das Obſtein⸗ kochen etwas Zucker geſpart. Wenn nun aber— was wir alle haffen— der Obſtanfall größer iſt als unſer Zucker⸗ vorrat, dann wollen wir uns doch wieder darauf beſinnen, daß es ſehr gute Verfahren gibt, Obſt auch ohne Zucker haltbar zu machen. Ein vollkommen ſicheres Haltbar⸗ machen ſämtlicher Obſtſorten ohne Zucker und auch ohne Steriliſation iſt da z. B. folgendes einfache und lang⸗ erprobte Verfahren: Die gut gewaſchenen und geputzten bzw. entkernten Früchte werden ohne Zutaten in den Einmachkeſſel getan und nur mit ſo viel Waſſer über⸗ goſſen, daß ſie darin weichkochen können. Bei weichflei⸗ ſchigen, ſaftigen Früchten, die beim Erhitzen genug eige⸗ nen Saft abſondern, iſt die Zugabe von Waſſer über⸗ flüſſig. Die ganze Maſſe muß gut durchkochen, jedoch nur ſo lange, daß die Früchte nicht zerfallen. gen und Pflaumen kann man auf die gleiche Weiſe auch Obſtmus herſtellen(Fallobſtverwendung z. B.), Die Früchte werden, wie borſtehend beſchrieben, in Waſſer 5 Wie wir Vacon zubereiten In dieſen Tagen wird die Hausfrau in den Fleiſ a mancher Gegenden und Städte erfahren, daß Ver Fleiſchſorte zu kaufen gibt, die an den altbekannten Pökelkamm oder Kaßler Rippeſpeer erinnert und doch etwas anderes iſt. Es handelt ſich hier um den vielgerühmten engliſchen Früh⸗ ſtücksſpeck, der vor allem aus Dänemark nach England aus⸗ geführt wurde. Unter Bacon verſteht man mildgefalzene Schweinehälften, die von leichten Fleiſchſchweinen ſtammen. Wenn ſich auch noch nicht überſehen läßt, in welchen Men⸗ gen Bacon zum Verkauf gelangen wird, ſoll doch ein Hinweis gebracht werden, wie dieſe Delikateſſe— denn das iſt Bacon wirklich— am vorteilhafteſten in der Küche verwe ird. Zunächſt muß darauf hingewieſen 1 5 daß i ſeinem Salzgehalt von Flell zu Fall unterſchiedlich ſein kann Als Braten verwendet, muß er gewäſſert werden. Je nach Größe des Stückes 6 bis 12 Stunden Dann wird der Braten 185 leder, 195 1 mit wenig kochendem Waſſer angeſetzt in 4 bis J Stunde gargebhraten. Beſonders ſch Bacon im Eintopf mitgetocht ee„ 8 Gemüſeeintopf mit Bacon 750 Gramm bis 1 Kilogramm verſchiedene Gemüſe(je nach der Jahreszeit Möhren, Bohnen, Kohlrabi, Erbſen, Kohl), Kilogramm Kartoffeln, 200 Gramm Bacon, friſche Kräutet, wie Peterſilie, Borretſch, Selleriegrün.— Gemüſe und Kar⸗ toffeln werden zugeputzt und nicht zu fein geſchnitten. In einen Topf mit wenig kochendem Waſſer gibt man Gemüſe, Kartoffeln und Fleiſch und läßt alles im zugedeckten Topf in etwa Stunde langſam garkochen. Zum Schluß dickt man nach Belieben mit ewas angerührtem Mehl und einigen rohen geriebenen Kartoffeln an und ſchmeckt mit gehackten Kräutern ab. Nicht ſalzen! 900 5 Dann ſprach Hagrieder, und eine Stimme antwortete, die Rolf erſchrocken aufſpringen ließ. „Der Vater!“ 5 Er wollte zu ihm ſtürzen, aber der Profeſſor wehrte ab. Sein Geſicht war ſtreng und verſchloſſen. Nun erſt ſah Rolf, daß Karin hinter dem Vater ſtand. Sie wußte ſchon, daß ihr Kind nur ohnmächtig war und daß es ſich jetzt in den beſten und treuſten Händen befand. Sie ſah, daß ihr Mann ſich über Sigrun beugte und, ſich umwendend, ihr beruhigend zunickte. Aber zugleich ſah ſie auch das verzweifelte, elende Antlitz des Jungen, ſah Augen, die ſich an ſie anklammerten, und Hände, die ſich ihr bittend entgegenſtreckten. 5 Da ging ſie hin, nahm dieſe beiden zitternden Hände, zog ſie zu ſich heran und barg den erſchüttert Weinenden in ihren Armen. 5 8 »Ich bin ſchuld... ich allein... kannſt du mir ver⸗ zeihen?“ hörte ſie ihn ſtammeln,„ach, wäre ich doch er⸗ trunken, damit du mich nie mehr zu ſehen brauchteſt.“ Raſch legte ſie ihm die Hand auf die Lippen. Ihr Ge⸗ ſicht neigte ſich zu ihm, kam immer näher, bis ihre Wange ſich an die ſeine lehnte.„Glaubſt du, daß ich weniger um dich gelitten hätte als um Sigrun, wenn ihr beide nicht mehr heimgekommen wärt? Ich habe dich lieb wie mein eigenes Kind.. weißt du es endlich? So lange mußte ich auf dich warten. Hab' ich dich nun endlich ganz gewonnen?“ große Junge dieſes Bekenntnis an. börte. wie die Tür ſich hinter ſeinem Rücken öffnet Mit ungläubigem Staunen, atemlos, reglos, hörte der. — 08 ort und Spiel Einheimiſcher Sport Fußball. Morgen ſteigt der alljährlich mit größtem Intereſſe erwartete Lokalkampf Seckenheim— Ilvesheim. Beide Mannſchaften haben z. Zt. junges Spielermate⸗ rial eingeſetzt und ſind bedingterweiſe in der Leiſtung etwas geſchwächt. Das will aber auf die Zugkraft des Spieles kei⸗ nen Einfluß ausüben, denn deſſen ſind wir ſicher, hüben wie drüben wird man ſich reſtlos einſetzen, um zum Siege zu kommen. Die Entſcheidung über Sieg oder Niederlage iſt bei dem morgigen Spiel nicht eine Preſtigefrage, ſondern es kann als Tatſache hingeſtellt werden, daß beide Mann⸗ ſchaften die Punkte ſehr notwendig brauchen. Dies ſtellt der Tabellenſtand unter Beweis. Die Tabelle: Spiele gew. unent. verl. Tore Punkte Germ. Friedrichsfeld 13 11 1 1 4015 23 SC. Käfertal 16 10 2 4 46:31 22 Phönſr Mannheim 17 10 1 6 4028 19 Vikt. Reckarhauſen 16 2 3 6 38:36 17 07 Mannheim 17 7 4 6 3431 18 98 Seckenheim 15 6 3 6 42: 36 15 08 Mannheim 15 6 2 7 3635 14 VſTu. R. Feudenheim 17 3 4 10 27:41 12 Alem. Ilvesheim 17 6— 11 2843 12 FV. Weinheim 17 4 3 10 3734 11 Fortung Edingen 16 5 1 10 28: 66 11 Wir dürfen noch darauf hinweiſen, daß das Spiel be⸗ ſonderer Umſtände wegen um 16.30 Uhr beginnt. Vorher ſpielen die 2. Mannſchaften. Glück auf! ch deen Auswärtiger Sport Auf der Höhe des Sommers, der im Kriegsjahr auch in den Raſenſpielen keine-Kampfesruhe bringt, iſt das kom⸗ mende Wochenende zu zahleeichen ſportlichen Großereigniſſen auserſehen, deren bedeutendſte neben den Kriegsmeiſterſchaften der Schwimmer und Radfahrer der Frankfurter Länder⸗ kampf Deutſchland— Rumänien und die beiden Vorſchlußrundenſpiele zur Deutſchen Meiſterſchaft im Fußball find. Frankfurt a. M. hat mit dem dritten Länderkampf gegen Rumänien alſo wieder einmal einen Großkampftag, denn man darf nicht vergeſſen, welche großen Fortſchritte und guten internationalen Ergebniſſe der rumäniſche Fußballſport in den letzten Jahren erzielte. Selbſt Weltmeiſter Italien hatte noch im Frühjahr alle Mühe, um gegen Rumänien in Rom 2:1 zu gewinnen. Die beiden Mannſchaften wurden noch nicht namhaft gemacht, die Gäſte werden ſich vermutlich wieder auf die Spieler der Spitzenklubs Venus und Rapid ſtützen, während die deutſche Elf auf zahlreiche erſtklaſſige Kräfte der vier Vorſchlußrundengegner verzichten muß. Es wird in Frankfurt alſo ein ziemlich ausgeguchener Kampf zu erwarten ſein. Die deutſche Elf, in der vorausſichtlich auch die Südweſt⸗Spieler Moog und Walter einen Platz bekommen, wird aber ſicherlich ſtark genug ſein, um dem 4:2 von Erfurt und dem 4:1 von Bukareſt einen dritten Sieg anzureihen. Dem Kampf voraus geht ein Spiel einer Südweſtmannſchaft gegen eine ſtarke Städteelf von Frankfurt, das ebenfalls guten Sport verſpricht. In der Fußballme iſterſchaft ſol⸗ len mit den Vorſchlußrundentreffen SB. Waldhof— Schalke 04 in Stuttgart und Rapid Wien— Dresdner SC. die beiden Endſpielgegner ermittelt werden. Es ſind dies zwei zugkräftige Spiele, die in der Beurteilung der Siegesausſech⸗ ten größte Vorſicht verlangen, wenngleich man mehr mit einem Endſpiel des Titelverteidigers Schalke gegen Rapid rechnet. Außerdem gibt es im Süden noch ein buntes Spiez⸗ programm, in dem die Tſchammerpokalſpiele Hanau 93— VfB. Offenbach, Neu⸗Iſenburg— Dunlop Hanau und Tuta Ludwigshafen— Olympia Lampertheim hervorzuheben ſind. Geringere Unternehmungsluſt herrſcht im Handball und Hockey. Ungeachtet des Krieges erfreuen ſich die Titelkämpfe der deutſchen Schwimmer im Berliner Olympiaſtadion einer ausgezeichneten Beſetzung. Unter den rund 250 Anwärtern fehlen zwar einige Meiſter und Meiſterinnen, aber die Namen von Werner Plath, Eckenhrecher, Schlüricke, Schlauch, Welt⸗ tekordmann Balke, Laskowſki, Erhard Weiß, Gerda Daumer⸗ lang, Inge Schmitz, Inge Schmidt und Anni Kapell geben doch Gewähr für gute Leiſtungen. Auch die Endkämpfe im Waſſerball, wo Duisburg 98 die Meiſterſchaft zu verteidigen hat, ſind in dieſem Jahr viel offener als früher. Im Vordergrund der radſportlichen Ereigniſſe ſteht die Deutſche Straßenmeiſterſchaft der Amateure auf der traditionsreichen Harz⸗Strecke. Abgeſehen vom Titelvertei⸗ diger Hörmann und Saager iſt hier unſere beſte Klaſſe am Start, gute Erfolgsausſichten haben die Chemnitzer Preiskeit, Schulze und Richter ſowie die Nürnberger Kittſteiner und Keßler. In der Leichtathletik findet die letzte Siebung vor den deutſchen Meiſterſchaften bei den Titelkämpfen der Be⸗ reiche ſtatt. Wenn auch viele Athleten unter den Fahnen ſtehen, darf man hierbei doch mit guten Leiſtungen rechnen, das laſſen ſchon die ſtarken Felder erwarten. Die Heſſen kämp⸗ fen in Kaſſel, der Bereich Südweſt hat das ſchöne Hoch⸗ ſchulſtadion in Darmſtadt zum Schauplatz gewählt. Vom Waſſerſport ſind die heſſiſchen Kanumeiſter⸗ ſchaften in Gießen hervorzuheben. Der Pferdeſport hat mit dem Kampf um das Silberne Pferd und die Goldene Peitſche in Hoppegarten ſeine wichtigſten Prüfungen des Sonntags. 5 Für die Waſſerſportler. Eine Bekanntmachung der Waſſerſtraßendirektion Stutt⸗ gart über die Ausübung des Waſſerſports auf dem Neckar wird inſofern geändert, als der Verkehr von Sportfahrzeu⸗ gen aller Art mit ſofortiger Wirkung in allen Stauhaltungen, jedoch nur außerhalb der als Schleuſenbereich gekennzeichneten Flußſtrecken geſtattet iſt. Der Verkehr in den Seitenkanälen und die Durchfahrt durch die Schleuſen bleibt weiterhin ver⸗ boten. Britiſches Lachkabinett Engländer unter ſich In einer Geſellſchaft, der auch der alte Heuchler Cham⸗ berlain beiwohnte, unterhielt man ſich über die alte Legende, nach der es heißt, daß jedesmal wenn eine Lüge gusgeſpro⸗ chen wird, ein Hahn kräht. Da fragte ein Journaliſt, wie es aber komme, daß gerade am frühen Morgen, wo doch be⸗ kanntlich die meiſten Menſchen noch ſchlafen, die Hähne den größten Lärm machten.„Das beſtätigt vollkommen die Le⸗ gende“, meinte Chamberlain,„pflegen doch um dieſe Stunde die engliſchen Morgenblätter zu erſcheinen!“— Man ſieht, auch hartgeſottene Lügner können einmal die Wahrheit ſagen. Als die Deutſchen eines Tages ein heftiges Trommel. feuer auf einige vereinzelte engliſche Stellungen legten, hielt es ein Schotte für richtiger, lieber„ſtiften“ zu gehen. ſprang aus dem Graben und nahm die Beine in die Hand, was. Endlich hielt ihn ein Offizier an: Herr Leutnant“, ſtammelte der Schotte außer Atem———„Was Leutnant?“ don⸗ nerte der Offizier,„Sehen Sie denn nicht, daß ich der Ge⸗ neral bin?“ Der Schotte ſchaute verwundert auf.„Donner⸗ wetter, ſo weit bin ich ſchon gelaufen?“ Anekdoten, die für England typiſch ſind. Der große engliſche Schauſpieler Garrick war kein Freund des parlamentariſchen Syſtems. Seine Abneigung dagegen bewies er mit einem treffenden Satz, als er als Ab⸗ geordneter in das Parlament gewählt werden ſollte. Damals ſagte er:„Wozu? Wenn ich ſchon den Narren ſpielen ſoll, ſo kann ich das auf der Bühne beſſer!“ * Oliver Cromwell hielt ſeinen Einzug in London. Er glich einem Triumphzug. Man machte ihn darauf aufmerk⸗ ſam, daß ihm zuzujubeln. man mich zum weniger da!“ das Zeug nur herhielt. ö „Halt, wohin?“„Entſchuldigen — Achſelzuckend erwiderte Cromwell:„Wen Schafott führen würde, wären ſicherlich nicht * Eine nette Geſchichte wird von dem bekannten Afrikafor⸗ ſcher Frobenius erzählt. Frobenius kam 1910 auf einer Fahrt durch Nigerien. Es war in einem Abteil des damals sicht gerade ſehr komfortablen Zuges. Der Forſcher nahm ſeine Reiſetaſche, um verſchiedene Dinge auszupacken. Ein Engländer in der anderen Ecke des Abteils ſah ihm mißmutig zu, denn die deutſchen Forſchungsreiſenden waren wegen ihrer die Menſchenmaſſen von überall hergeeilt ſeien, um Erfolge bei den Engländern damals nicht eben beliebt. In den Mitte des Abteils ſtand ein kleiner Tiſch. Frobenius legte ſein Notizbuch darauf, Zigarren und Obſt. Der Engländer legte auch etwas darauf, und zwar— ſeine Füße. Dann lehnte er ſich in ſeine Ecke und tat ſo, als ob er ſchliefe. Frobenius langte aus ſeiner Handtaſche zwei Kerzen heraus, denn dis Beleuchtung im Zuge war ſehr ſchlecht. Die Kerzen ſtellte er in die nächſte Nähe des flegeligen Engländers und brannte ſie an. Nach einigen Sekunden roch es brenzlich nach ſchmo⸗ rendem Leder, und es dauerte nicht mehr lange, da nahm der Engländer ſeine Füße vom Tiſch. Geſprochen wurde wäh⸗ rend der ganzen Zeik kein Wort. Später, beim Ausſteigen, 7 verabſchiedelen ſich die beiden ungemein höflich voneinander. 2 Leer, Maus, Rune, Ahle, Art, eee M rigen N Jum Jeitoertreib Folge 28 Baſl. Erbe— Wilhelm Raabe. A im Fade 25 0„ mörter: Otuli. werden ſich ganz beſtimmt freuen, wenn Sie ihnen gelegentli eee 5 n 1 b Bande. ein Sepſo⸗Tupfröhrchen ſchicken. Dieſes handliche und bruch⸗ Silben⸗Rätſel. Auſter, Wetter, Klaſſe. Aar, ſicher verpackte Fläſchchen, das ſich beguem mitführen läßt, Aus den Silben: a— bak— bel— bel— bis Raute Bark- Sommerurlaub. enthält Sepſo⸗Linktur, das ſeit 1927 ärztlich erprobte und be⸗ CCC 10 55„ währte Mittel zur Desinfektion und Wundverſorgung. Das Ne die 28 gen— gend 90 Zuſammenſetzrätſel: 2 jrchen, das Sie in allen Apotheken und Dro⸗ grad— 3 rr nin ud rei Die Tafelrunde iſt entehrt, Re 40 erhalten, eignet ſich beſonders zur Des⸗ is een= ſo= td— ia= tur 2 ur ſind folgende] wenn ihr ein Falſcher an⸗ ektion von kleinen Wunden und Pickeln, zur Verhütung von Wörter zu bilden: 1. Freizeit, 2. Erfinder eines Spreng⸗ gehört. Entzündungen ſowie zur Anwendung bei Inſektenſtichen. ſtoffes, 3. Figur aus einer Oper von R. Wagner, 4. Genuß⸗ mittel, 5. weiblicher Vorname, 6. Tanz, 7. europäiſche Hauptſtadt, 8. Pilzart, 9. Farbſtoff, 10. Wundarzt, 11. Hei⸗ liger Vogel der Aegypter, 12. europäiſche Hauptſtadt, 13. gute Eigenſchaft. Die Anfangsbuchſtaben, von oben nach unten und die Endbuchſtaben von unten nach oben geleſen, ergeben eine traurige Wahrheit. Eine Arbeit, die einfoch ond doch ſohnend ist. Gerade dann, wenn sich ein gewisser Oberſſuß an Eiern zeigt, wird jede kluge Haus frau for spdtere Zeiten vorsorgen: Sie legt ihren Eier- vorrot noch und noch in Gorontol.], Dię packung bis 100 Eier 45 Pfennig 0 Ronsef hie Sief uber Jaht „ geogen Sie vor! Trilysſn mit dem neuen Wirkstoff schötzt und ernährt das 0 Hor: es wird gesund und schön. 3 5 Tip eines„Braungebrannten“: Allmählich an die Senne gewöh-⸗ nen und langsam braun Werden. Mit Niveg- Creme! Wer ober unbedingt länger in der Sonne bleiben und schneſſer braun Werden will, braucht Nived- Ultra- Ol mit dem verstärkten Lichtschutz. Auflöſungen aus voriger Nummer: Silbenrätſel: 1. Diadem, 2. Arterie, 3. Simili, 4. Hochbahn, 5. Emm, 6. Rennbahn, 7. Zaunkönig, 8. Un⸗ tiefe, 9. Rintſchitſch, 10. Dagmar, 11. Nordlicht, 12. Irland, 13. Curie, 14. Holbein, 15. Talkum, 16. Desdemona, 17. Inhalation, 18. Eruption.— Das Herz und nicht die Meinung ehrt den Mann. Verſchmelzungsaufgabe: 1. Schauſpiel, 2. Eimaroſa, 3. Heraldik, 4. Medaille, 5. Arabeske, 6. Lan⸗ dauer, 7. Saloniki, 8. Tiberius, 9. Ingolſtadt, 10. Chemi⸗ ker, 11. Heilbronn= Schmalſtich. Der Zwiſchenbuchſtabe: 1, Matter) horn, 2. 8 Schmiede) berg, 3. Lab(ihau, 4. Emmeln)tal, 5. Magd le- burg, 6. Bitte(r)feld, 7. Neu(z)elle.— Reinerz. Unentbehrlich: Fingerhut. Zerlegung: Wald, Adel, Reſt, Taſte, Behagen, Udo, Reh, Geiz.— Wartburg. Der inhaltsvolle Satz: 1. Nedſchd, 2. Idee, 3. Eingang, 4. Talje, 5. Zug, 6. Suſt, 7. Chef, 8. Herdfeuer, 9. Elbmündung 0 f Umſtellrätſel: Weichſel, Inka, Linſe, Halm, Ehre, Migräne, Grippe, Zehn- und he schmerzen, die den Stärksten, aus . · K 5 5 e ib nac ein helhg 2 N i 8 ds doch einn N. im Oreleck hilft 10 bl. 0.60 · 20 bl. b. 99 · 60 Tl. 2. b allen Abotheken erhälilloh. o nicht. welse- Verkaulfnstellen nacb „Zum Wochenende“ und„Zum Zeitver⸗ vertreib“ Nr. 28 erſcheinen als Beilage. Pl.⸗Nr. 8.— Für die auf dieſer Seite erſcheinenden Anzeigen iſt der Verlag der vorl. ae nicht zuſtändig. Ver⸗ antwortlich für die Schriftleitung Kur! Winkler, für Anzeigenteil Carl Görg. Verlag Sonntagsblatt Deutſcher Provinz⸗ Verleger, ſämtlich in Berlin SW 68, Dindenſtraße 101/102. Einheitliches Marmeladen-Rezept: 2 k zucker zum kochen bringen. 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