r in Nr. 178 Neckar ⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 31. Juli 1940 Franzöſiſcher Staatsgerichtshof Zur Aburteilung der Kriegsſchuldigen Berlin, 30. Juli. Wie aus Vichy gemeldet wird, teilte der Innenminiſter nach Schluß des Miniſterrates der Preſſe mit:„Der Miniſterrat beſchloß unter dem Vorſitz des Mar⸗ ſchalls Petain den Beginn und den Abſchluß der zweiten Seſ⸗ ſion der Departements⸗Verſammlung auf dem Dekretwege zu Beginn des 4. Quartals 1940 feſtzufetzen. Dem Präfekten der beſetzten Gebiete wurden die Vollmachten erteilt, um alle 1 die Sicherſtellung der Tätigkeit der öffentlichen Dienſte notwendigen Ernennungen vorzunehmen. Schließlich befaßte ſich der Miniſterrat mit der Frage der Verankworklichke len für den Eintritt Frankreichs in den ge⸗ genwärkigen Ki! g. Es wurde ein Geſetzenkwurf angenom⸗ men, der die Schaffung eines Skaatsgerichtshofes vorſiehl. Soweit die Verlautbarung aus Vichy. In dieſem Zu⸗ zaammenhang iſt folgende Meldung des italieniſchen Nach⸗ eichtenbüros Stefani bemerkenswert: Nachrichten aus Ma⸗ rokko zufolge iſt der Exminiſter Mandel, der zuſammen mit Daladier und 22 anderen franzöſiſchen Parlamentariern nach Caſablanca geflüchtet war, in Algier verhaftet und zur Verfügung der franzöſiſchen Juſtizbehörde nach Meknes gebracht worden.— der Jude Mandel war bekanntlich In⸗ nenminiſter des Kabinetts Reynaud und einer der Haupt⸗ kriegstreiber. Italien bleibt fkeptiſch Rom, 30. Juli. Mit tiefer Skepſis, gemiſcht mit wohlbe⸗ gründetem Mißtrauen, verfolgt man in italieniſchen politi⸗ ſchen Kreiſen die gegenwärtigen Aenderungen im politiſchen Regime Frankreichs. Abermals, betont„Giornale d'Italia“, geſchehe es, daß Frankreich einen inneren Wandel vortäu⸗ ſchen wolle ſowie ſeinen Willen auf Erneuerung und Säu⸗ berung. Es handle ſich aber vielmehr um Manöver, mit denen man die erwieſene Schuld der e e ſranzöſiſchen Regime verdecken wolle. Andererſeits ſei man aber auch in Frankreich bemüht, nicht mit der Vergangenheit zu brechen, was zu einer tatſächlichen Aenderung der Intereſſen und Privilegien der Vergangenheit werden könne. Tag für Tag trete eine Tatſache in Erſcheinung, die die Revolution der Ideen und Einrichtungen dementiere. Es handle ſich in Wirklichkeit um Taſchenſpielerkunſtſtückchen, mit denen man der Kriſe des Waffenſtillſtandes und des even⸗ tuellen ſpäteren Friedens begegnen wolle. Als ob es noch einer Beſtätigung für dieſe Abſicht einer Rückkehr zum Alt⸗ hergebrachten bedürfe, ſei neuerdings wieder der Name Ma⸗ rianne auf dem Programm erſchienen, der bereits der typi⸗ ſche Ausdruck der Volksfrontregierung Blum, ſowie der Kor⸗ ruption des Frankreich von geſtern war. Frankreich könne allerdings, wenn es auf den Weg von geſtern zurückkehre, nichts beſſeres tun, als ſich„auf die unſterblichen Prinzi⸗ pien“ des Jahres 1789 berufen. „Straßburgs Wiedergeburt“ Ein Sonderbericht des„Meſſaggero“. Rom, 31. Juli. Unter der Ueberſchrift„Straßburgs Wie⸗ re ung ſäſſer in zu beeinträchtigen vermochten, die mit Sehnſucht das Erſcheinen der deutſchen Truppen erwartet hatten. Nachdem die El⸗ ſäſſer heute ihre Freiheit wiedererlangt hätten und ohne Furcht vor Denunzierung, ohne Gefahr vor Verhaftungen und Prozeſſen vor dem franzöſiſchen Militärgericht leben könnten, machten ſie aus ihren wahren Gefühlen kein Hehl und bekannten ſich klar zu Deutſchland. Die Ankunft der deutſchen Truppen habe nicht den Erſcheinungen eines Be⸗ ſatzungskorps geglichen, ſondern vielmehr der Rückkehr einer Garniſor aus den Man nern und ſei deshalb lach von den Elſäſſern als eine Befreiung und als ein Ausgangs⸗ punkt für eine beſſere Zukunft begrüßt worden. Plötzlich ſeien Hundert und Aberhundert von Führerbildern, die Mo⸗ nate hindurch verſteckt gehalten worden waren, zum Vor⸗ ſchein gekommen und zum Beweis des Glaubens, der die Elſäſſer beſeelt und für ihren Willen, ins deutſche Reich zu⸗ rückzukehren, an den Türen und Häuſern erſchienen. Die Indiſche Kongreßparkei fordert ſofortige Bildung einer indiſchen Nationalregierung. Rom, 30. Juli. Die Indiſche Kongreßpartei ratifizierte, wie„Giornale d'Italia“ meldet, mit 95 gegen 47 Stimmen den am 7. Juli vom Kongreßkomitee in Neu⸗Delhi gefaßten Beſchluß, von England als erſten Schritt zur vollſtändigen Unabhängigkeit die Einwilligung zur ſofortigen Bildung Innern 2 5 einer indiſchen Nationalregierung zu fordern. Kriegsverdienſtkreuz für 22 Rüſtungsinſpekteure. In Anerkennung der erfolgreichen Leiſtungen auf dem Gebiete wehrwirtſchaftlicher Vorarbeiten für den Krieg und den dadurch gewährleiſteten vollen Einſatz der Rüſtungs⸗ induſtrie hat der Chef des Oberkommandos der Wehrmacht im Namen des Führers und Oberſten Befehlshabers der Wehrmacht an 22 Rüſtungsinſpekteure als erſte im Groß⸗ deutſchen Reich das Kriegsverdienſtkreuz 2. Klaſſe mit Schwertern verliehen. Skaatsſekretär Eſſer. Staatsſekretär im Reichsminiſterium für Volksaufklä⸗ rung und Propaganda, Hermann Eſſer, vollendete am Montag ſein 40. Lebensjahr. Eſſer gehört als Partei⸗ 1 5 Nr. 2 zu den älteſten Mitkämpfern des Führers. ls Staatsſekretär für Fremdenverkehr, als Präſident des Reichsfremdenverkehrsverbandes und als Leiter der Reichs⸗ gruppe Fremdenverkehr bereinigt Hermann Eſſer in ſeiner Perſon die Befugniſſe, die für ihn als„Leiter des deut⸗ ſchen Fremdenverkehrs“ weſentlich ſind. In den Jahren ſeit der Machtübernahme hat Hermann Eſſer alle kulturel⸗ len und wirtſchaftlichen Kräfte, die im Arbeitsbereich des deutſchen Fremdenverkehrs mitwirken, zuſammenzufaſſen und auf den Dienſt an der Volksgemeinſchaft und auf die Aufgaben der Volksgeſundheitspflege auszurichten gewußt. Die Entwicklung des deutſchen Fremdenverkehrs iſt mit dem Namen Hermann Eſſer untrennbar verbunden. .*** Anſer Sieg durch totale Wehrkreaſt Entſcheidender Beitrag der Wehrerziehung durch die SA. NSG. Von dem gegenwärtigen Krieg war oft die Rede als von einem„totalen“. Und in der Tat hat er bereits viele Phaſen eines totalen Krieges durchlaufen. Wie kommt es aber, daß die Weſtmächte, die ihn ja durchaus als total durchführen wollten, bisher eine kataſtrophale Niederlage nach der anderen erleben mußten. Der Grund liegt darin, daß ſie von dem totalen Krieg ſprachen und ſich nicht darauf ein⸗ ſtellen konnten, während wir weniger ſprachen und uns umſo intenſiver darauf vorbereiteten. Die Rüſtung Deutſchlands war auf einem entſcheidendſten Gebiet wirklich total, und zwar auf dem, wo man uns am eheſten verwundbar glaubte, auf dem geiſtigen. Erinnern wir uns doch noch der Phaſe des„Nervenkrieges“, in dem Großbritannien ſo beluſtigende Mittel wie Waſchzettel des Mr. King⸗Hall einſetzte. Welch eine naive Verkennung der Geiſteskräfte, die in dieſem Krieg in die Waagſchale gewor⸗ worfen werden. Schon damals offenbarte ſich eine Geiſtesver⸗ wirrung unſerer Gegner, die ganz klar zeigte, daß ſie von den neuen, jungen Kräften Europas nichts kennen. Wie viel weniger aber von den Ausmaßen eines totalen Krieges in der Gegenwart! Der Führer aber wußte ſchon lange vor die⸗ ſer Zeit, in der er gezwungen war, mit der deutſchen Wehr⸗ macht den Frieden des Kontinents für alle Zukunft zu ſichern, daß in dieſer bedeutungsvollen Auseinanderſetzung neben einem vollendet ausgebauten militäriſchen Machtapparat die Kräfte eines geſunden Wehrgeiſtes der ganzen Nation als die entſcheidenden den Ausſchlag geben würden. Darum hat er die ganze Erziehungsarbeit der Partei ſchon in der Kampfzeit auf die Stärkung des Wehrgeiſtes gerichtet und nach der Machtübernahme ſyſtematiſch in dieſer Richtung zum Einſatz gebracht. „Nach der Exringung der Wacht die SA., die ſchon von Anbeginn ihres Beſtehens an ih Weſen und 140 nach dafür beſtimmt war. In den Jah⸗ ren nach 1933 ſchufen die Sturmabteilungen für dieſe gewal⸗ tige Aufgabe, die nun über die eigenen Reihen hinaus auf breiteſte Schichten ausgedehnt werden mußte, die Vorausſet⸗ zungen. Ihre Aufgabe war es, den deutſchen Mann zu einem fanatiſchen Verfechter des Nationalſozialismus zu machen und damit zum aktivſten Kämpfer der Bewegung, gleichzeitig aber auch ihn einer Wehrerziehung zu unterziehen, die in der gleichzeitigen Ertüchtigung von Körper⸗Geiſt⸗Seele ſehr zum Anterſchied von jeder fene en Manneserziehung wirklich „total“ war. Der Führer hat hierfür die Grundſätze feſt⸗ gelegt in der Erkenntnis, daß auch die beſte Waffe und die beſte Waffenerziehung im entſcheidenden Augenblick nichts nützt, wenn der Mann, der dieſe Waffe handhabt, nicht die geiſtige und ſeeliſche Stärke aufhringt, die in der Stunde der Bewährung wichtigſte Vorausſetzung iſt. Die SA. hat daher ihre Ausbildung auf die gleichzeitige und gleichmäßige Ertüchtigung von Körper, Geiſt und Seele gerichtet. Sie leiſtete daher eine von militäriſcher Ausbildung grundſätzlich verſchiedene Erziehungsarbeit; denn die Ausbil⸗ dung bei der Wehrmacht kann immer nur die Aufgabe der vollkommenen Beherrſchung der Waffe und ihres Einſatzes haben. Die bei der Wehrmacht für die Ausbildung zur Ver⸗ fügung ſtehende Zeit wird damit vollkommen ausgefüllt. Man braucht ſich das nur zu vergegenwärtigen, um zu erken⸗ nen, welche bedeutende Steigerung der Wehrkraft darin liegt, wenn nun der Wehrmacht fortlaufend Männer zugewieſen werden können, bei denen es nicht mehr nötig iſt, erſt den Kör⸗ R land ſieh es als ſeine he Krieges die Ehrung zu erw per„auf Touten“ zu bringen und ſte mit den Grufd begriffen von Gelände⸗ und Kartenkunde, Geländeausnutzung, Schie⸗ ßen uſw. vertraut zu machen und damit Männer auszubil⸗ den, die überdies eine vollendete geiſtige und ſeelſſche Wehr⸗ bereitſchaft mitbringen. Die SA. hat dieſe Wehrerziehung in jahrelanger Arbeit geleiſtet, einmal im Rahmen des S A.⸗Wehrabzeichens und in jüngerer Zeit in den Wehrmannſchaften für die vormilitäriſche Wehrerziehung. Dadurch konnten mit einem heute bereits beachtlichen Prozentſatz ununterbrochen Männer an die Wehrmacht abgegeben werden, deren waffen⸗ mäßige Ausbildung ſchneller vonſtatten ging und die damit ein Vorbild für die übrigen Rekruten wurden und vielfach nach kurzer Zeit bereits als Ausbilder in der Wehrmacht ein⸗ geſetzt werden konnten. Das trifft insbeſondere auch für die Ergebniſſe der vormilitäriſchen Wehrerziehung zu, deren Erfolge ſeitens der maßgebenden Wehrmachtsſtel⸗ len aufmerkſam verfolgt werden. In Anbetracht der guten Erfahrungen erfährt die vormilitärſſche Wehrerziehung auch laufend die Unterſtützung der örtlichen Wehrmachtsſtellen mit Rat und Tat. Wenn man in Betracht zieht, daß die ſeit Kriegsbegifm laufende vormilitäriſche Wehrerziehung, die von den SA.⸗Standarten ſofort nach Einführung in größtmög⸗ lichem Umfange aufgenommen wurde, unter den erſchwerenden Umſtänden eiſtes weſentlich zuſammengeſchrumpften Führer⸗ und Unterführerkorps mit dieſen auspezeichneten Ergehniſſen zuſtandekam, dann kann mit voller Berechtigung geſagt wer⸗ den, daß die SA. dank ihrer unermüdlichen jahrelangen Arbeit hier einen entſcheidenden Beitrag zur Stärkung der Wehrkraft des Volkes geleiſtet hat. Wo ſollen unſere Gefallenen ruhen? Laßt ihnen den Ehrenplatz an der Seile ihrer Kameraden! Schulter an Schuülter, wie ſie gekämpft haben, ruhen unſere toten Soldaten in der Erde, die ſie mit ihrem Blut geweiht haben. Wie ſie ausrückten, in Reih und Glied, lie⸗ gen ſie nebeneinanver, ob Offizier, ob Mann. Der Tod kennt keine Rangunterſchiede mehr. Sie ſind nur noch Ka⸗ meraden. Das Band, das ſie im Leben verknüpfte, hat ſie in gemeinſamem Tod noch feſter verbunden. Gewiß, man verſteht es, daß manche Mutter, manche Frau, die ihr Liebſtes und Beſtes dem Vaterlande opferte, den Sohn, den Gatten nun im Tode wieder bei ſich in der Heimat haben möchte. Aber haſt du ein Recht, den koten Soldaten aus den Reihen ſeiner Kameraden zu reißen? Tritt an die Gräber, und wie geheimnisvolles Raunen klingt es dir entgegen: Laß mich hier ausruhen von Kampf und Streit, hier bei meinen Kameraden, mit denen ich antrat, um für uns den Sieg an die Fahnen zu heften. Es hieße den Geiſt unſerer Tage ſchmählich verkennen, wollte man Vergleiche ziehen mit dem Weltkrieg und den bitteren Jah⸗ ren, die ihm folgten. Organiſationen haben damals in hei⸗ ßem Bemühen ihr möglichſtes getan, den gefallenen Krie⸗ gern in Feindesland eine würdige Ruheſtätte zu bereiten. Aber ihre Kraft reichte nicht aus. Der damalige Staat ver⸗ ſagte ihnen die Unterſtützung, die das Opfer der gefallenen Helden verdiente. Die Feſſeln des Verſailler Vertrages mach⸗ ten es ſchwer, ſich um die Gräber ſo zu kümmern, wie man es gern wollte. Heute iſt das anders. Das na fleht es als ſeine heiligſte Pflicht an, den Opfers eiſen, die ihres Einſatzes würdi iſt. Sarum hat die Wehrmacht die Betreuung der Soldatengräber übernommen. Ehren⸗ friedhöfe werden errichtet oder den aus dem Weltkriege beſtehenden angegliedert. Hier erhält jeder Gefallene, deſ⸗ ſen Umbettung von ſeiner erſten Grabſtätte notwendig iſt, in einem Sarg ſein Einzelgrab. Steine auf jedem Hügel wer⸗ den für alle Zeiten ſeinen Namen, Truppenteil, Heimatort, ſein Alter und ſeinen Todestag feſthalten. Nicht des unbe⸗ kannten grauen Soldaten wollen wir an dieſen Stätten gedenken. Jeder einzelne ſoll weiterleben. An ſeinem Grabe wollen wir jedem einzelnen im Geiſte die Hand reichen zum Dank und Gelöbnis. Denn das ſollen dieſe Ehrenfriedhöfe mit ihren weit in die Lande ragenden Mahnmalen werden: Wollfahrts⸗ ſtätten, die ſpätere Geſchlechter herausrufen zum heiligen Gedenken. Enkel und Urenkel werden ihren tapferen Ahnen aufſuchen und an ſeinem Grabe ſeines Blutes in ſich ver⸗ t 1 pflichtend bewußt werden. Die ganze Nation wird hierher wallfahrten, Hitler⸗Jugend und junge Soldaten. Hier wer⸗ den ſie den Geiſt ſpüren, der dieſe Männer beſeelt, den Geiſt größter Einſatzbereitſchaft für Deutſchlands Ruhm und Größe, den Geiſt treuer Kameradſchaft, der ſie auch noch im Tode umfangen hält. Darum deutſche Mutter und deutſche Frau, deutſcher Sohn und deutſche Tochter, laßt den teuren Taten da ruhen, wo ſein Ehrenplatz iſt, an der Seite ſeiner Kame⸗ raden. Laßt ihn neben den Männern, mit denen er ge⸗ meinſam kämpfte. hlutete und ſieatel Panzer werden überholt. Bei den in und um Paris liegenden Waere ß über holt. P- Gofferſe⸗Weltbild(M) werden die N i Italiens Triumph im„Braunen Band“. 5 ttaliens Dreijähriger Bellini unter Jockel Gubellin gewaun auf der Bahn in München⸗ Kampfwagen Riem in großartiger Form das Rennen um das„Braune Wand Unter 255 Rängen der Giobinezza wird Bellini zur Waage zurückgeführt(unſer Bild),). Weltbild(M) 3 ionalſozialiſtiſche Deutſch⸗ Erlebnis eines Nahaufklärerg! Abgeſtürzt und 100 Kilometer durch die feindliche Linie durchgeſchlagen. Von Kriegsberichter Hahn. (PK.) Die Fernaufklärer unſerer Luftwaffe ſind jedem Deutſchen in der Heimat ein Begriff. Wer jedoch weiß von den Taten des Nahaufklärers? Dafür iſt er aber bei allen Frontſoldaten um ſo bekannter. Fragt einmal die Panzer⸗ ſchützen und Infanteriſten, die in vorderſter Linie kämpfen! Alle freuen ſich und ſind beruhigt, wenn er nach vorn zieht. Sie wiſſen, er wacht über ihnen. Er ſichert ſie gegen Ueber⸗ raſchungsangriffe des Feindes; er meldet ihnen, wo harter Widerſtand zu erwarten iſt oder wo fette Beute winkt. Ihm 1 ihr Vertrauen. Er iſt das wachſame Auge der ämpfenden Truppe. Ruhm und Lorbeer über er⸗ kämpfte Siege werden ihm nicht zuteil, aber die lachenden Ge⸗ ſichter und winkenden Hände der Frontſoldaten, wenn er im Tiefflug Meldungen bei ihnen abwirft, ſind ihm Dank genug. Auch an beſonderen Erlebniſſen mangelt es nicht. Mein ein⸗ drucksvollſtes will ich hier erzählen. An einem der erſten Tage des 10 gegen Frankreich erhielt ich den Auftrag, vor der vorderſten eigenen Truppe aufzuklären. Es war noch dunkel. Bald waren wir über der Front, und es gelang uns, mit Liſt zwei feindliche Batterien guszumachen und zu melden. Dann ging es weiter nach Weſten. Nach 20 Minuten ergebnisloſen Straßenabſuchens hatten wir endlich das Glück, beim erſten Lichtſchein am Boden einige feindliche Kolonnen zu faſſen, bevor ſie ihren nächtlichen Marſch beenden und gut getarnte Unterſchlüpfe beziehen konn⸗ ten. Nun galt es noch die Waffengattung feſtzuftellen. Ich rief durch die Eigenverſtändigung meinem Flugzeugführer zu, tiefer zu gehen, und ruckhaft ſetzte er zum Sturzflug an In dieſem Augenblick, in dem man nur durch den ſtraff geſpann⸗ ten Stehgurt in dem Flugzeug feſtgehalten wird, hatte ich das Pech, daß deſſen Verſchluß plötzlich nachgab, und ehe ich recht wußte, was geſchah, war ich bereits herausgeſchleudert. Mich dauernd in der Luft überſchlagend, ſauſte ich der Erde zu. Inſtinktiv hatte ich ſofort den Abzugsgriff des Fallſchirms erfaßt; aber ich ließ mich erſt noch einige 100 Meter fallen, da mir meine Lage ſchnell zum Bewußtſein kam und ich des⸗ halb möglichſt kurze Zeit am e Fallſchirm hängen wollte. In etwa 600 bis 800 Meter Höhe zog ich den al Der Gedanke, in ba zu geraten oder gar als Fal ſchirmſpringer abgeknallt zu werden, gab mir meine Kalt⸗ blütigkeit wieder. Als ich, ſchräg über die Kolonne hinſegelnd, aus dieſer beſchoſſen wurde, griff ich in die Seidenſchnüre und begann, um kein ruhiges Ziel zu bieten, wie ein geübter Fall⸗ ſchirmſpringer zu ſchaukeln. Darüber vergaß ich nicht, mir das Gelände genauer einzuprägen. Die letzten 100 Meter fiel ich ſehr raſch, die Erde ſtürzte förmlich auf mich zu. Trotzdem ich den Sprung ſo gut als möglich abzufedern ſuchte, knallte ich ziemlich unſanft auf den Boden, verletzte mir Knie und Stirn, hatte aber gleichzeitig das Glück, etwa 250 Meter abſeits der Straße am Rande eines Wäldchens zu landen, das mich der Sicht meiner Verfolger entzog. Noch am Fallſchirm hängend, hatte ich beobachtet, daß die meiſten Franzmänner dem Oſtrand des Wäldchens zuliefen, wahrſcheinlich, um mir den Rückzug nach Oſten und das Durch⸗ kommen zu den größeren Waldgebieten dort abzuſchneiden. Alſo möglichſt ſchnell dahin, wo ſie mich ſicher am wenigſten vermuten, in Richtung auf die Kolonne zu, durch das Dien hindurch. Richtig! Am anderen Waldrand noch kein Menſch zu ſehen. Etwas ſeitwärts ein kaum mannsbreiter Waſſer⸗ raben, der ſich in die Wieſen zwiſchen Wald und Straße ineinzieht, rechts und links begleitet von Koppelzäunen und von einzelnen Dornenbüſchen überſchattet. Kurz entſchloſſen ſchleiche ich am e entlang, laſſe mich auf ins Waſſer aleiten un lichernd, bis zu einem dichten Strauch 20 bis 30 Meter ent⸗ fernt vom Waldrand vor. Kaum habe ich mich unter den Wurzeln verſteckt und meine en ee Sommerkombina⸗ tion mit Schlamm und angeſchwemmten Zweigen getarnt, als auch ſchon einige Franzmänner angetrappſt kommen und mit aufgepflanztem Seitengewehr, keinen Meter an mir vorbei, dem Waldrand zueilten. Vorſichtig luge ich durch die Zweige und ſehe überall Soldaten und auch eine Menge Ziviliſten auf den Wald zulaufen. Etwa zwei Stunden haben ſie dann das Gehölz nach allen Richtungen durchkämmt, und ich mußte trotz meiner unbehaglichen Lage über ihren Eifer lächeln. Gegen Mittag zogen die meiſten Ziviliſten mit enttäuſch⸗ ten Geſichtern ab, nur die Soldaten bezogen rund um das Wäldchen Poſtenſtellungen, und ab und zu fuhren einige Bei⸗ wagenkräder Streife. Ein Doppelpoſten ſaß keine 5 Meter von mir entfernt an demſelben Graben und zwang mich dazu, unbeweglich wie ein Steinklotz liegen zu bleiben. Die Näſſe Danile aul der, Perpetua Roman von Axel Rudnlpb. 15 „Gehen Sie mal zum Photographen Erdmann. Ich laſſe Fräulein Lürſen, ſeine Angeſtellte, bitten, ſofort hier⸗ herzukommen.“ „Jawohl, Herr Kapitän.“ Während der Meſſeſteward Röhr davoneilt, um den Befehl auszuführen, ſtudiert Kapitän Lohmann noch ein⸗ mal ſtirnrunzelnd das Blatt, das er vorhin im Speiſeſaal vor ſeinem Gedeck gefunden hat. „„Ich erlaube mir, darauf aufmerkſam zu machen, daß der angebliche Zweite Offizier der ‚Perpetua“ gar kein Schiffsoffizier iſt. Er heißt auch nicht Fahland, wie er be⸗ hauptet. Auskunft darüber kann Fräulein Lürſen, in Firma Erdmann, erteilen.“ Ohne Unterſchrift. Kapitän Lohmann dreht und wen⸗ det ärgerlich den Zettel. Er hat vorhin ſchon den Ober⸗ ſteward ausgefragt. Der hat keine Ahnung, wer das Blatt im Speiſeſaal auf den Kapitänstiſch gelegt haben könnte. Eine anonyme Verdächtigung! Der erſte Satz des Wiſches da iſt ſchon kompletter Blödſinn. Natürlich iſt Fahland Schiffsoffizier. Er hat ſeine Wachen bisher redlich ge⸗ macht, hat einwandfreie Beſtecke geliefert. Das kann nur ein Mann, der ſeine Navigationsſchule und ſein Steuer⸗ mannsexamen hinter ſich hat. Die weitere Verdächtigung nun, Kapitän Lohmann wäre ſehr geneigt, auch ſie als einen ſchlechten Scherz oder eine böswillige Myſtifikation zu betrachten und den ganzen Wiſch einfach in den Pa⸗ pierkorb zu werfen, wenn da nicht ein ganz beſtimmter Name ſtände, der Name einer hier an Bord befindlichen Angeſtellten.. Am liebſten würde er ſich auf der Stelle Fahland kom⸗ men laſſen, mit ein paar offenen Worten von Mann zu Mann jeden Schimmer eines Verdachts zerſtreuen. Aber lohnt ſich das denn! Wegen ſolch einer Lappalie? 1 Vielleicht ſteckt nur irgendeine Eiferſüchtelei dahinter und er kann dem Fräulein Lürſen da mit ein paar ener⸗ giſchen Worten den Kopf zurechtſetzen. Aber deswegen ſchon, auf Grund eines Stückchens Papier ſeinen Offizier beunruhigen und verärgern? Kommt nicht in Frage! Ein Klopfen an der Tür. Kapitän Lohmann nickt einen kurzen Gruß und betrachtet wohlwollend das ver⸗ wundert fragende Geſicht des ſchlanken zungen Mädchens. i dem Bauch arbeite mich, in Deckung der Büſche fraß ſich langſam bis züm Halſe hoch, die Glieder ſchmerzten in der ſteifen verkrampften Lage und der Bluterguß im Knie ſchwoll immer mehr an. Nur den Kopf konnte ich etwas dre⸗ len und dadurch die Poſtenkette und das Gelände genau im Auge behalten Gegen Abend erſchienen in einigen Abſtänden unſere Kampfverbände und belegten die Straßen mit Bomben. Dann flüchtete das ganze Aufgebo: in paniſchem Schrecken auf das Wäldchen zu. Bei Beginn der Dunkelheit kroch ich vor⸗ ſichtig weiter im Bach entlang. Als ich von den Poſten weit genug entfernt war, überquerte ich die Wieſe und ging, um nicht weiter aufzufallen, mit dem im erſten Abenddämmern Weiler aufgelebten Flüchtlingsſtrom ein Stück die Straße nach Weſten. Dabei wurde ich von einigen Belgiern angeſprochen, die mich in meiner gelbbraunen Fliegerkombination und mit meinem ſchleppenden Gang für einen verwundeten Landsmann hielten. Ich dankte in dieſem Augenblick meinem alten Fran⸗ zöſiſchlehrer. Doch bei der erſten beſten Gelegenheit ſchlug ich mich jenſeits der Straße in die Büſche, und erreichte, immer ungefähr Südkurs haltend, in der Morgendämmerung die größe ren Waldgebiete, die ich von der Karte her noch in Erinnerung hatte. Nun, da ich mich allmählich ſicher fühlte, machte ſich die Spannung des vergangenen Tages doch bemerkbar. Volllom men übermüdet, mit knurrendem Magen und zähneklappernd vor Näſſe und Kälte, ſuchte ich mir ein dichtes Geſtrüpp und ſchlief, nachdem ich mich darin ſorgfältig getarnt hatte, ſofort! ein. Als die Sonne ſchon warm durchs Laub ſchien, wachte ich auf, rauchte zur Vertreibung des Hungers eine zerweichte und wieder getrocknete Zigarette und überdachte meine Lage. Zur beſſeren Beobachtung des Geländes immer am Wald rand entlang oder jede Deckung ausnutzend, über Wieſen und Felder, dann wieder mal auf Feldwegen, frech als harmloſer Wanderer, legte ich, alle Siedlüngen vorſichtig umgehend, an dieſem Tage etwa zwanzig Kilometer zurück und erreichte am ſpäten Nachmittag wieder die Straße, die ſich hier von Norden nach Süden zog. Gegen Abend hörte ich Geſchützdonner Etwa 200 Meter rechts ſchoß eine franzöſiſche mittlere Batterie. und es dauerte nicht lange, da kamen auch von drüben Gra⸗ naten angeorgelt und zerbarſten krachend und praſſelten zwiſchen den Bäumen. Mein Herz tat einen Freudenhupfer, denn ich wußte nun ſicher, daß die unſeren ſchon ganz nahe waren. Von einem hohen Baum am Rande des Parkes beobachtete ich im letzten Tageslicht das Gelände. Etwa fünf Kilometer oſtwärts brannte eine größere Stadt, dauernd ſchlugen dort Granaten ein und neue Brände loder⸗ ten auf. Auf meiner Straße kettenraſſelnde Panzerwagen, vor⸗ beijagende Kraftwagen und Kräder und lärmende Marſch⸗ lolonnen. Mehrmals ſtreiften verſprengte franzöſiſche In⸗ fanterietrupps dicht an mir vorbei, ohne mich zu bemerken. Als ich mich bei Tagesanbruch bis etwa 150 Meter an die Straße herangeſchoben hatte, brach das MG.⸗ und Geſchütz⸗ feuer von neuem los und deutſche und franzöſiſche Laute ver⸗ mengten ſich zu einem wüſten Lärm. Etwa zwei Stunden lag ich in dem umkämpften Gebiet, ohne mich in dem herrſchenden Tumult zurechtzufinden. Schließlich kroch ich in der Furche bis zu einem Hohlweg zurück, wo ich plötzlich einen deutſchen Krad⸗ ſchützen vorbeifahren ſah. Ich erfaßte ſofort die Chance, ſprang auf und lief ihm nach. Ich bat ihn, der von meinem unerwarte⸗ len Erſcheinen noch ganz überraſcht war, mich zum Gefechts⸗ ſland ſeiner Einheit zu fahren, wo ich erſtaunt, aber herzlich aufgenommen wurde. Nachdem ich mich geſäubert und meine zerriſſene Uniform wieder etwas in Ordnung gebracht hatte, fragte ich mich bis zu unſerer Staffel durch. Das Hallo und die ehrliche Freude der Kameraden, als ich, den ſie längſt in franzöſiſcher Gefangenſchaft wähnten, wieder heil und geſund vor ihnen auftauchte, brauche ich wohl nicht zu ſchildern. Die Kunde p Von Hanns Gottſchallk Sie ſitzen müde auf der Birnbaumhank. Der Vater ſagt: wie's ihm wohl gehen mags Ich ſeh' ihn drüben noch am Wieſenhang und mit der Senſe dort im Roggenſchlag. Die Mutter ſpricht: ich ſah ihn heut im Traum vor einer langen, langen Brücke ſtehn. Es war, als hielt er einen Wieſenbaum und wollte juſt die Garben holen gehn. Da kommt des Nachbars Jüngſte an den Zaun. Ihr Antlitz leuchtet, und ihr Mieder bebt. Ach hört! ruft ſie und reckt die Hände braun: Zwei Brücken hat der Joſt geſprengt, und lebt! Der Vater ſpricht's, die Mutter ſagt nichts mehr. Vom Baum fällt eine volle Frucht ins Gras. Das Mädchen dreht ſich um als rief es was. Der Garten iſt von froher Fülle ſchwer. „Da ſind Sie ja, Fräulein Lürſen. Bitte, nehmen Sie Platz. Sie haben mir da einen etwas ſonderbaren Brief geſchrieben...“ „Ich?“ Helga Lürſen betrachtet verblüfft den Zettel, den ihr Lohmann über den Tiſch reicht, und fühlt plötzlich das Blut in ihre Wangen ſchießen.„Das habe ich nie ge⸗ ſchrieben, Herr Kapitän!“ „So, ſo. Sie wiſſen nichts von dieſer— dieſer Nach⸗ richt?“ „Nicht das geringſte!“ „Hm. Wie Sie ſehen, iſt in dem Schreiben Ihr Name genannt. Alſo erzählen Sie mir mal, was Sie über Herrn Fahland wiſſen oder zu wiſſen glauben.“ Helga Lürſen hat ſich geſammelt. Ein unwilliger, ver⸗ ſtockter Zug ſteht in ihrem Geſicht.„Ich kenne den Herrn doch gar nicht, Herr Kapitän!“ 5 „Wieſo? Unſer Zweiter Offizier iſt Ihnen überhaupt nicht bekannt?“ „Doch... natürlich... Das heißt— ich kenne Herrn Fahland vom Sehen— hab auch am Verkaufsſtand ein paar Worte mit ihm gewechſelt.“ „Der Zettel hier behauptet, daß Sie mir nähere Aus⸗ kunft über Herrn Fahland geben können. Er ſoll— einen falſchen Namen führen?“ 5 5 „Wie ſoll ich das wiſſen, Herr Kapitän!“ ſagt Helga erregt.„Ich kenne ihn ja gar nicht!“ a „Der Zettel ſagt alſo die Unwahrheit, wenigſtens ſo⸗ weit er auf Sie Bezug nimmt?“ „Ich weiß gar nicht, was ich damit zu tun haben ſoll.“ „Hm. Immerhin eigentümlich, daß der anonyme Schreiber ſich auf Sie beruft und ausdrücklich Ihren Namen nennt. Haben Sie eine Vermutung, wer den Zettel geſchrieben haben kann?“ 5. Helga überlegt fieberhaft. Natürlich iſt es dieſer Mr. Andrews! Ihm gegenüber hat ſie ja in ihrem Aerger Jeps wahren Namen genannt. Aber wenn ſie das jetzt ſagt, wenn ſie Mr. Andrews nennt, ſo wird er gerufen, und dann ſtellt ſich heraus, daß ſie tatſächlich geſagt hat. Nein, das denn doch nicht! Sie war wütend, daß Jep ge⸗ rade ihr gegenüber ſo deutlich ſeine Neigung für das hoch⸗ näſige Fräulein Dahn kundgab, war überhaupt wütend, daß er ſie, ſeine Jugendfreundin, nicht mehr kennen wollte. Aber verraten... Jep verraten.. nein, das denn doch nicht! Und wer ſagt denn überhaupt, daß es Mr. Andrews iſt! Der Brief trägt keine Unterſchrift! Es können ſich ja auch ganz andere Leute hier an Bord befinden, die Jep von früher her kennen! Helga bezwingt ihr Herzklopfen und ſchüttelt mit geſpielter Nachdenklichkeit den Kopf. wie. Sonnenaufaana 5.43 Die Paraſiten der Welt Was Carl Peters über die Briten ſchrieb.— Anklage der brutalen Weltausbeutung.— Worte, die 1940 geſprochen ſein 8 könnten. Carl Peters, der Begründer von Deutſch⸗Oſtafrika, kannte die Engländer, ihre Art der Politik, ihr Wirtſchaftsleben und ihr Weſen aufs genaueſte. Die Wahrheit deſſen, was er über dieſes Volk, das er das hochnäſigſte der Erde nennt, berichtet, hat ſich in unſeren Tagen aufs neue eindringlichſt erwieſen. Das Herz des Britiſchen Weltreichs iſt das Londoner Banken- und Börſenviertel, die City.„Sie bedeutet“— ſo ſchreibt Peters—„das mächtige Pumpwerk, durch deſſen Saugrohre der britiſche Kapitalismus in jedes einzelne Land unſeres Planeten hineinfaßt, um deſſen Arbeitskraft, mehr oder weniger ſtark, ſich ſelbſt dienſtbar zu machen. Die City von London iſt es, welche die Völker Großbritanniens tribut⸗ pflichtig macht: in der Form von Dividenden und Gewinn⸗ anteilen, welche doch überall letzten Endes in der Form von Naturalien zu entrichten ſind. Hier alſo hat die engliſche Weltherrſchaft ihren letzten und brutalſten Ausdruck, und man kann die Geſchichte der briti⸗ ſchen Eroberungspolitik nicht verſtehen, wenn man nicht den Einfluß der Cith klar erfaßt. Die ganze Menſchheit muß arbei⸗ ten, damit England es ſich erlauben kann, ſeine Ländereien in Parks umzuwandeln, damit der engliſche Gentleman bei richtiger Lebensführung regelmäßig nach einer gewiſſen An⸗ zahl von Arbeitsjahren finanziell unabhängig iſt, damit die engliſche Geſellſchaft den Luxus genießen kann. Der engliſche Kapitaldruck macht ſich als eine Schraube ohne Ende fühlbar.“ „Meine Leſer erkennen, wie ſich der paraſitenhafte Charak⸗ ter des ganzen britiſchen Volkshaushalts auf dieſe Weiſe immer rückſichtsloſer herausprägen muß Etwa eine Million Menſchen lebt hier heute als Rentner, we den alſo durch Arbeit anderer ernährt.“ Das hat Peters 1912 geſchrieben! An anderer Stelle ſaat er: Die engliſche Landwirtſchaft liegt völlig darnieder. Der Ackerbau iſt vernachläſſigt, weil der Handel mehr einbringt. Die Folge davon iſt, daß die alte angelſächſiſche blonde Be⸗ völkerung des merry old England, die den Grund und Boden bearbeitete und die Grundlage für die Armeen Wellingtons und die Schiffe Nelſons bildete, nicht mehr beſteht. Dafür drängt ſich in den Induſtrieſtädten von Jahr zu Jahr mehr ein kleiner dunkler Menſchenſchlag, unter dem ſich die alte Ariſtokratie und die Gentry wie vereinzelte blonde Recken ab⸗ heben. In den Reſtaurationen Londons aber ſchimmert es ſchwarz von einem Ende bis zun deren. Das iſt die„neue Ariſtokratie“ aus der City, die en Männer“(aber nur im Gehirn groß), die die Kurſe kauf und herunterſchieben und die Märkte der Kolonien und der Fremde in Abhängig⸗ leit halten. Blonde Londoner gibt es kaum noch, jedenfalls ſieht man ſie nur vereinzelt“ C „Wie— infolge der Vernachlaſſigung der Landwirtſchaft — heute die Tatſachen liegen, iſt dieſer Inſelſtaat für ſeine Ernährung völlig auf die Ueberlegenheit ſeiner Flotten an⸗ gewieſen Sechs Wochen Blockade(1912!) müßten das Land auf die Knie zwingen. Einige Tage der Störun brächten die Panik in die Maſſenſtädte, die dagegen hilflos ſein würden.“ Wie die Methode des engliſchen Kapitalismus, ſo iſt auch die der britiſchen Politik, nämlich die„des Fuchſes“, der ſich in den Hamſterbau eindrängt, des Aberntens auf Feldern, wo man nicht geſät hat.— Im Grunde waren alles nur Phraſen: Wenn Deutſchland ſich ſorgfältig von den britiſchen Intereſſen⸗ gebieten fernhält, wird Großbritannien ſich freuen, im Frie⸗ den mit ihm zu leben. Was aber heißt heute britiſches Inter⸗ eſſengebiet auf dieſem Planeten? Oder was iſt nicht britiſches Intereſſengebiet? England iſt niemals„ſatuxiert“, weil die Geldgier und der materielle Luxus in dieſem Lande unermeß⸗ lich ſind. Da muß der Erdball ausgeplündert werden, um allen Bedürfniſſen zu genügen. t ſolche Beſtrebungen paßt die Nebenbuhlerſchaft eines gefunden, fleißigen Volkstums des deutſchen nicht. Mir ſelbſt iſt ſtets der redliche deutſche alt und der Ernſt des deutſchen Handelns als die Eigenſchaft erſchienen, die den Deutſchen dem Briten überlegen macht, mit ſeinem vielen„Humbug“, ſeiner Ueberheblichkeit, Heuchelei und Ver⸗ logenheit, mit einem Wort, ſeiner mannigfachen Unechtheit. Deshalb bin ich auch feſt überzeugt, daß wir den Krieg egen das Britiſche Weltreich gar nicht berlieren können und ſchließ⸗ lich ſiegen müſſen. Denn darin liegt das eigentliche Wohl der geſamten Menſchheit.“ So wenig hat Britannien ſeinen Charakter und ſeine Methoden geändert, daß dieſe Anklage von Carl Peters auch 1940 geſchrieben ſein könnte! S B eee eee eee eee Sonnenuntergang 21.18 „Nein, Herr Kapitän. Ich habe keine Ahnung, wer der Schreiber iſt und was er eigentlich mit ſeiner Be⸗ merkung da ſagen will.“ „Vielleicht einer Ihrer Bekannten? Haben Sie nicht mit jemand über Herrn Fahland geſprochen?“ „Ich hab doch ſo gut wie gar keine Bekannten hier an Bord. Höchſtens Herrn Erdmann. Der hat den Brief beſtimmt nicht geſchrieben. Aber— Sie können ihn ja fragen, Herr Kapitän.“ Lohmann atmet auf.„Alſo noch einmal, Fräulein Lürſen: Der Zettel hier ſagt die Unwahrheit? Sie haben mir nichts über Herrn Fahland mitzuteilen?“ „Nein, Herr Kapitän. Ich möcht ſelber gern wiſſen, wer die Unverſchämtheit gehabt hat, meinen Namen da in eine Sache einzuflechten, die ich— von der ich gar nichts weiß!“ „Um ſo beſſer, Fräulein Lürſen. Ich war verpflichtet, Sie zu fragen, muß Sie aber bitten, über dieſe Angelegen⸗ heit ſtrengſtes Stillſchweigen zu bewahren. Beſonders auch Herrn Fahland gegenüber.“ „Ich ſpreche doch gar nicht mit dem Herrn! Er iſt nur zweimal an unſerem Stand geweſen und hat ſich Zeit⸗ ſchriften gekauft. Sonſt kenn ich ihn ja überhaupt nicht, Aber bitte, Herr Kapitän, darf ich nicht erfahren, wer der Schreiber iſt, der ſo etwas behauptet?“ „Ja, wenn ich das wüßte, hätt ich Sie nicht erſt her⸗ bemüht, liebes Fräulein“, lächelt Lohmann.„Na, viel⸗ leicht meldet der Herr Anonymus ſich nochmal. Vorläufig danke ich Ihnen, und— wie geſagt— ich bitte mir aus, daß nicht weiter über dieſe dumme Sache geſprochen wird.“ Allein gebkieben, atmet Kapltän Lohmann befteit auf, Gottlob, alſo nur ein Wiſch für den Papierkorb. Die be⸗ nannte„Zeugin“ weiß gar nichts von der Sache und er⸗ klärt ausdrücklich, daß ſie über Fahland nichts ausſagen kann. Damit entfällt jeder Grund, dieſe ſchmutzige, ano⸗ nyme Denunziation noch weiter ernſt zu nehmen. Noch⸗ mals: gottlob! Hätte gerade noch gefehlt, einen der Schiffsoffiziere verhören und womöglich als Hochſtapler oder dergleichen feſtſetzen zu müſſen! Kapitän Lohmann legt den Zettel beiſeite und geht bedächtig auf die Brücke, wo Fahland Wache hat. „Was liegt an, Fahland!“ „Weſt zu Süd⸗Weſt, Herr Kapitän!“ „Schön. Das von Banz aufgenommene Beſteck ſcheint mir etwas dürftig zu ſein. Machen Sie vergleichshalber doch noch mal ein gegißtes Beſteck. Ich übern me ſo lange Ihre Wache.“. „Aye, Kap'tän.“ Fortſetzung folgt.) 8 — * a 1 9 5 f E . 2 5 0 19 45 ene denen neee, SSO SD SSS ee b 1 7 d 1 5 . 3 1 8 d 2 w 4 de 8 K