8 a8 8 88 88 8882 85 8 8 —— Nr. 196 Neckar⸗Bote(2. Blatt) eee Mittwoch, 21. Auguſt 1940 Mitleid mit Frankreich? Von Wilhelm Ritgen. II. NSK. Paris, im Auguſt. Mitleid mit Frankreich? Si⸗ cher, die Elendszüge der Flüchtlinge ins Ungewiſſe mit hochbeladenen Wagen, Karren, Rädern, Kinderwagen und Lieferautos ſind furchtbar und troſtlos; die zerſchlagenen Widerſtandszentren in den Städten, Dörfern und Wäldern Stätten des Grauens, die in eine Zukunft ohne Hoffnung heimwärtsziehenden demobiliſierten Soldaten, die ihre Pflicht taten und nun in kleinen Grüppchen durch eine ge⸗ ſchlagene Heimat wandern, irgendwo die Ihren und ein neues Leben zu ſuchen, bieten Bilder des Jammers. Wer aber von denen, die jetzt an das große Mitleid appellie⸗ ren, verſpürte es als die ausgeblutete, ungeſchlagene deut⸗ ſche Armee 1918 durch infamen Wortbruch verraten und betrogen in eine Heimat zurückzog, die man zum Mord an den tapferen Helden aufgepeitſcht hatte Wer hatte Mitleid mit den Deutſchen die der Beſiegte von heute damals von einem Tag auf den anderen mit Schimpf und Schande aus dem Elſaß und Lothringen vertrieb, wer mit den Zehntauſenden, die von Rhein und Ruhr mit der Peitſche fortgeſagt wurden? Wer mit Müttern und Kin⸗ dern, die noch lange nach dem„Frieden“ dank der Blok⸗ kade elendig hungerten? Wer mit den deutſchen Gefange⸗ nen, die wider Wort und Verſprechen nicht freigelaſſen wurden? Wer mit den deutſchen Bekennern, die in Zucht⸗ häuſern und Gefängniſſen Frankreichs ſchmachteten und noch heute die Narben franzöſiſcher Peitſchenhiebe tragen? Ehre und Recht und alle heiligen Begriffe wurden mit Fü⸗ ßen getreten, von allen hehren Idealen wurde geſchwätzt, während ſie geſchändet wurden wie die deutſchen Frauen. Mitleid kannte die ganze Welt nicht. An dieſe Dinge er⸗ innern wir uns heute, wenn man uns zur Stunde des Sieges über den Angreifer nach dem Mitleid fragt. Wir haben vor Zehntauſenden von Grabkreuzen unſerer Väter in Flandern und in der Champagne geſtanden; wir weilten im Saal von Verſailles, in dem das Unrecht zum europäiſchen Geſetz erhoben wurde, um ein tapferes Volk durch unſagbares Leid zu vernichten; wir gingen den Weg, den General Huntziger im Wal d van Compiegne ohne Antaſtung ſeiner Soldatenehre gehen konnte und 22 Jahre vorher in widerwärtig ſadiſti⸗ ſcher Demütigung die deutſche Abordnung, die zum Skla⸗ venmarkt ſchreiten mußte. Wir ſahen die Denkmäler der Niedertracht, die gerade von deutſchen Soldaten auf Befehl des Führers abgetragen werden, und wir ſtan⸗ den vor allen Dingen in Dank und Ehrfurcht vor den fri⸗ ſchen Gräbern der Freiheitshelden des nationalſozialiſti⸗ ſchen Volkes mit den grauen Stahlhelmen auf liebevoll ge⸗ zimmerten Kreuzen. Daran meſſen wir all unſer Empfin⸗ den, unſeren Herzſchlag, unſere Haltung dem eigenen Volk und dem geſchlagenen Feind gegenüber und unſere Ver⸗ pflichtung vor der Zukunft. Wir ſahen in Paris die unſag⸗ bar gemeinen Hetzbamphlete gegen den Füh⸗ rer. Wir ſtanden in einem Gefangenenlager ſchwarzer Truppen, die von der„grande nation“, von dem Land, das ſich Hüter der Menſchlichkeit Freiheit und Kultur nannte, gegen das Reich der wahren Kultur und einer Menſchlichkeit. die hren ewigen Adel in der Volksgemeinſchaft trägt, losgelaſſen wurden. Senegalneger mit primitiven Stammesabzeichen in den tieriſch blau⸗ ſchwarzen Geſichtern, Hilfsvölker aller Farben und aller raſſiſchen Schattierungen, die nur eines gemeinſam haben: den Tiefſtand der Moral und den Urinſtinkt des Mordes. Sie ſtanden bereit, um die Segnungen der Urwaldkultur wieder an Rhein und Ruhr zu bringen wie einſt, als der General Mangin, deſſen Denkmal man heute in Paris nicht mehr beſichtigen kann, den Ausſpruch tat, daß deutſche Frauen für Negerbordelle gerade gut genug wären. Mitleid mit Frankreich? Wir hatten zu jeder Stunde der Reiſe die deutſche Geſchichte vor Augen, in der es ſeit Jahrhunderten, ob Richelieu oder Rennaud, nur ein franzöſiſches Ziel gab: Deutſchlands Einigkeit zu verhindern und Deutſchlands Ohnmacht und Zerriſſenheit mit Raub und Krieg und Plünderung zu verewigen. Und wir haben angeſichts der Kriegsſpuren nicht einen Augen⸗ blick vergeſſen, daß Verſailles den Franzoſen von heute zu milde, zu menſchlich, zu hochherzig war, daß das Reich zerſtückelt und verteilt, der Nationalſozialismus aus⸗ gerottet, unſere Flieger wie Fledermäuſe an die Scheuern⸗ tore genagelt werden und die Deutſchen unter Bajonetten an den franzöſiſchen Feldküchen um Speiſereſte betteln ſoll⸗ ten. Oder ſollen wir Mitleid haben, weil ſeder Franzoſe uns heute erklärt, daß ſie nicht den Krieg gewollt hätten, ſondern— je nachdem— die Engländer oder die Juden, die Regierung Daladier oder der Schieber Rey⸗ naud, die Kapitaliſten oder die Freimaurer, beim nächſten endlich die Militärs ſchuld wären, die den Krieg zu früh an⸗ gefangen hätten. Ja. die Pariſer Geſchäfte mit engliſchem Titel zeigen jetzt Schilder: Rein franzöſiſches Geſchäft, ſtatt „engliſh ſpoken“ lieſt man„Man ſpricht deutſch“, und auf die Juden, die eiligſt nach Paris zurückkehrten, um Geſchäfte zu machen und an den Eingängen zu den Banktreſors Schlange ſtehen. wird heute geflucht. Wer aber hat denn die Parolen der Verfluchten be⸗ folgt? Wer hat unſere Gefangenen mißhandelt, wer war noch geſtern bereit, jeden Deutſchen kaltzumachen, wer hat das Wort vom Boche täglich im Mund gehabt und kannte kein anderes politiſches Ziel als die völlige Ver⸗ nichtung des Reiches Adolf Hitlers, für das jedes Mittel recht war? Jeder erwartet Mitgefühl und Mitleid. Keiner ſucht die Schuld dort, wo ſie iſt, aber jeder ſucht ſie bei aller Zuvorkommenheit dem Sieger gegenüber bei den Deut⸗ ſchen:„Sie ſind jetzt die Heren in Frankreich. Sie ver⸗ ſtehen nicht. wie furchtbar unſer Los iſt. Ihr Land iſt nicht verwüſtet.“ Wir denken bei ſolchen Sätzen an die Jahre nach dem Weltkrieg. Wir haben in Paris und in allen be⸗ ſetzten franzöſiſchen Städten die Korrektheit und die Ritterlichkeit des deutſchen Soldaten vor Augen gehabt und ziehen Vergleiche, die jedem offenſtehen, der das Kapitel Rhein⸗ und Ruhrbeſetzung kennt. Aber wir ſehen noch mehr, was feder Franzoſe als na⸗ turgegeben überſieht, der wortreich über die Schuldfrage diskutiert: Die aufgeputzten Negerinnen auf den Boule⸗ vards, die ſchwarzweißen Ehepaare und die Straße ohne Jugend, die Aecker ohne Bauern und die Frauen ohne Müttertum Die Satten bei ihren Diners mit Hummer, Kaviar und Pommery in den Luxuslokalen, die meinen, Frankreichs Reichtum ſei unerſchöpflich und trotzdem auf⸗ kaufen, was greifbar iſt, wir ſehen das Fortleben im Ge⸗ nu ß, aber auch die Kehrſeite der prachtvollen Boule⸗ vards Die Elendslager der Armen, die kroſtloſen Menſchenſchlangen vor den Kleinläden in den Arbeitervier⸗ teln, den Greis an der Abfalltonne und das troſtloſe Bild der herumlungernden Arbeitsloſen. Das alte Wort von „dem einen im Speck, den anderen im Dreck“ illuſtriert Paris in einer Nacktheit. die auch im Kabarett Trumpf iſt. Wir haben zur Genüge erlebt, daß jeder Franzoſe ſich ſelbſt der Nächſte iſt, keiner ſeinen Nebenmann ſieht und keiner ein Stück Brot mit einem Flüchtling teilt. Wir wiſſen, daß der, der viele Kaniſter voll Benzin in ſeinem Auto geſtapelt hat, dem anderen nichts abgibt, der nur einen Liter braucht, um bis zur nächſten Flüchtlingstank⸗ ſtelle zu gelangen. Wir haben auch vernommen, daß Bür⸗ ermeiſter heftig proteſtierten, ein leeres Hotel für Flücht⸗ inge freizugeben, die im Regen auf der Straße lagen, und daß der nächſte Maire ſich um 6 Uhr nachmittags wegen Dienſtſchluß weigerte, noch Scheine zu ſtempeln, die den Flüchtlingen ein Stück Brot verheißen. Mitleid mit Frankreich, wenn man all dies ge⸗ ſehen hat? Und wenn man vor dem Heute das Geſtern nicht vergaß? Jedes Volk empfängt das Schickſal, das es verdient und das es ſich ſelbſt bereitet hat. Jede Schuld 9 ihre Sühne. Auch bei den Völkern, auch in der Ge⸗ chichte. Deutſchland iſt ein ritterlicher Kämpfer und ein ritterlicher Sieger. Es hat ein Auge für die Not, und der Franzoſe ſelbſt weiß wie der Deutſche ſeine Frauen und Kinder vor dem Schlimmſten bewahrte. Aber wie Deutſch⸗ land ſeine Siege durch Realitäten erkämpfte, ſo geſtaltet es auch die Zukunft nicht mit Wunſchträumen und Illu⸗ ſionen, ſondern mit Tatſachen Die Schuld Frank ⸗ reichs aber iſt eine unauslöſchliche hiſtoriſche Realität, in deren Schatten alle franzöſiſchen Ereigniſſe von heute und morgen ſtehen. Deutſchland iſt im Kampf um ſein Lebens⸗ recht und ſeine Freiheit ſo hart, wie der Gegner es ge⸗ wollt hal, Wir ſind es unſeren Gefallenen ſchuldig, deren Gräber wir an den Straßen der Flüchtlinge und Trümmer mit ſtolzen: Dank grüßten, daß wir die deutſche Zukunft ſchmieden, ſo hart und entſchloſſen, wie ſie kämpfen und ſterben mußten. Daß wir ihren Sieg feſtigen und nicht in falſcher Sentimentalität etwas bemitleiden, was kein deut⸗ ſches Mitleid beanſpruchen kann. Wir, Meſſieurs, wir Deutſchen, haben ſeit Jahren nur gearbeitet. gekämpft und geopfert. Wir haben allerdings auch eine zukunftsgebietende Idee und einen inbrünſtigen Glauben im Herzen und keine toten Phraſen im. Mund. Wir kennen ſehe wohl das wahre menſchliche Mitgefühl, aber wer als Schuldiger um Mitleid feilſcht. während Ge⸗ ſchichte geſchrieben wird, ſoll erſt ſehen, ſeine eigenen Ver⸗ pflichtungen einzulöſen. Heute gilt dies für Frankreich, morgen für England erſt recht. Gedenktage 2 2. Aug uſt. 1850 Der Dichter Nikolaus Lenau(Niembſch v. Strehlenau) in Oberdöbling geſtorben. 5 1856 Der Baumeiſter Emanuel v. Seidl in München geb. 1859 Der Maler Walter Firle in Breslau geb. 5 1880 Der Schriftſteller Gorch Fock(Hans Kienau) in Fin⸗ kenwärder geb. Ein Volk ohne Disziplin Sie haben nichts begriffen. e Van Kriegsberichter Dr. Joachim Fiſcher. P. Paris im Auguſt. Die Franzoſen ſind ein Volk ohne Diſziplin. Sie können ſich wohl zu Emotionen hinreißen— aber zu einer wirklichen Konſequenz ſind ſie heute nicht mehr fähig. Vielmehr war Verdun 1916 und 1917 der letzte große Kampf, zu dem Frank⸗ reich in der Lage war. Die Zeit iſt vorbei, ebenſo wie die Zeit vorüber iſt, in der entſprechend dem König Henri, den ſie den Vierten nannten, ein Huhn im Topfe eines jeden wackeren Franzoſen ſein ſollte. Man ſteht alſo Schlange in Paris. Nicht ganz ſo ge⸗ ordnet, wie es eigentlich ſein ſollte. Dabei ſchimpft man natürlich auf die Deutſchen, die an dieſem„grand malheur“ allein ſchuld ſind. Aber man würde dies niemals einem Deutſchen ſagen. Dann ſind es die Herren Reynaud und Daladier. Aber es kann doch nicht ſo arg ſein mit der Wut auf dieſe Herren, denn wenn es auch dieſe Herren nicht direkt ſind, ſo ſind es die gleichen Geſichter doch, mit denen man ſich in Vichy zu beſchäftigen hat. Es iſt erſtaunlich zu ſehen, wie ſchnell die Franzoſen, insbeſondere wenn ſie ſo eng wie in den Pariſer Vorſtädten zuſammenleben, ver⸗ geſſen, was ſie vor kurzer Zeit durchlebten. Man iſt ſchnell bei der Hand mit Demonſtrationen— wenn man ſie im großen der Deutſchen wegen nicht wagt, dann wird man es eben im kleinen tun. In der Bar, an der Theke ſtehend und an drei Tagen in der Woche den Einzano ſchlürfend, wird dann das politiſche Leben Europas„neu⸗ geſtaltet“, Und da der Zufall es will, daß in der Nähe ein Grab eines abgeſtürzten engliſchen Fliegers iſt, pilgert man eben dort hinaus und legt Blumen auf den Hügel des toten Soldaten. So etwas wirkt demonſtrativ und macht ſich gut— man iſt(nebenbei) genau ſo ſchnell bei der Hand, ſich in eine Liſte einzutragen, in der man ſich verpflichtet, gegen England zu kämpfen, in der feſten Ueberzeugung, daß die Deutſchen doch nicht ſo töricht ſein werden, um mit ſolch unſicheren Kantoniſten, wie es die Franzoſen ſind, Krieg zu führen. Es iſt aufſchlußreich zu ſehen, wie die Franzoſen aus den Vorſtädten von Paris in einer Miſchung von primitiver An⸗ erkennung der deutſchen ſoldatiſchen und taktiſchen Leiſtungen des Krieges und alter galliſcher Tradition überheblicher Ein⸗ ſchätzung des eigenen Wortes, Unterſuchungen über die Urſache des franzöſiſchen reſtloſen Zuſammenbruches anſtellen. Niemals werden ſie Gen daß Deutſchland beſſer iſt— ſie können nicht ſagen: Es war die wirkliche techniſche Ueberlegenheit mit der beſſeren taktiſchen Führung und dem beſſeren politiſchen und ſoldatiſchen Geiſt. Das verſtehen ſie nicht, weil eine ſolche innere Geſchloſſenheit dem franzöſiſchen Denken fremd iſt. Und was dem normalen Paxiſer nicht klar iſt, das kann dem Spießer in Tours und dem Bauer weſtlich von Car⸗ caſſonne nicht anders vorkommen. Schuld iſt vor allem ein⸗ mal die Regierung— aber nicht, weil ſie den Krieg an⸗ gefangen, ſondern weil ſie die Deutſchen nicht richtig erkannt at. Monſieur Thibaut ſagte mir:„Wenn wir den Krieg zwei Jahre ſpäter begonnen hätten, dann hätten wir gewon⸗ nen.“— Er war etwas verſtimmt, als ich ihm ſagte, ſie könn⸗ ten es ja in zwei Jahren noch einmal verſuchen. Auf die Frage, wen er denn nun als Schuldigen empfände, meinte er unter lebhafter Zuſtimmüng ſeiner Freunde, mit denen er diskutierend bereits zwei Stunden zuſammenſaß: die Juden, die es verſtanden hätten, Leute wie Reynaud und Daladier in ihren Dienſt zu bekommen.—„Und die Engländer?“, ſo fragte ich, und Monſieur Thibaut meinte, es ſeien doch recht nette Leute. Sie hätten jetzt wohl die Fran⸗ oſen verraten, das ſei aber immer ſo geweſen, und ſolange ie Herren in der Regierung eben das ſo machten, müſſe das ſo bleiben. Herr Thſbaut gehörte mit ſeinen Freunden„u den Radikalſozialiſten, allein für Herriot, Blum und die Flücht⸗ linge der„Maſſilia“ fanden ſie a de Worte. Zufrieden waren ſie mit den Anordnungen der Regierung, wonach die Getürmten des Mai entnationaliſiert würden und enteignet. „So ſind wir die Juden los—.“ f Dieſes Paris der Vorſtädte zeigt deutlich, was Frankreich bevorſteht, wenn einmal die ernſten Aufgaben des Wieder⸗ aufbaues beginnen: ein Auseinanderfallen in Dutzende von Meinungen. Die ſchwankenden politiſchen Stimmungen, jenes Auf und Ab der Meinungen, dieſes Pendeln zwiſchen dem Ja“ und dem querulierenden„Nein“, dieſes eigenwillige Beharren auf alten Meinungen, dieſes völlige Verkennen der europäiſchen Situation, das Nichtbegreiſenwollen der national⸗ ſozialiſtiſchen Dynamik— das kennzeichnet den gegenwärtigen Zuſtand in Frankreich. Straßburg.(Elſäſſiſche Jugend im deutſchen Flugſport.) Die elſäſſiſche Jugend ſoll in Zukunft wie auf allen anderen Gebieten, ſo auch im Flugſport die gleichen Vorteile wie die Jugend im Großdeutſchen Reich genießen. Dieſe Aufgabe hat ſich die Gruppe 16(Südweſt) des NS. Fliegerkorps mit dem Sitz in Karlsruhe geſtellt mit dem Willen, ſie erfolgreich durchzuführen. Die Vorarbeiten hierzu wurden bereits durch die in Straßburg in der Pioniergaſſe 2 a errichtete Nebenſtelle in Angriff genommen. Hinter dieſer flei⸗ nen Stelle ſteht die ganze NSF K.⸗Gruppe 16(Südweſt) mit ihren Männern von Karlsruhe bis Lörrach, die ſich freu⸗ dig einſetzen werden, um die elſäſſiſche Jugend in kamerad⸗ ſchaftlichem Geiſt dem edlen Flugſport zuzuführen. 2 ene, Seen. 0 4 eL. 219 der Italiener in Britiſch⸗Somaliland. Motoriſierte italieniſche Abteilung beim marſch ten Meldungen aus dem Hauptquartier der italieniſchen Wehrmacht geht der Vormarſch, der nach fünf Tagen hartnäckiger Kämpfe das britiſche Verteidigungsſöſtem in italieniſche Hand brachte, weiter erfolgreich vorwärts. 5 Weltbild(M) Vor marſch in e Nach den letz⸗ Großkampftag der Luſtwaffe Gegen die Flugplätze rund um London— Erfolgreicher Tag der Jagdflieger Von Kriegsberichter Fritz Mittler DNB.„ 19. Auguſt.(Pe) Der 18. Auguſt wird als der Tag in die glorreiche Geſchichte der Lufwaffe ein⸗ gehen, an dem es gelang, die engliſche Luftwaffe zermür⸗ bend in gewaltigem Großeinsatz unſerer Kampf⸗ und Jagd⸗ fliegerverbände zu ſchlagen. Wie bereits durch Sondermel⸗ dung bekanntgegeben wurde, belegten die eingeſetzten Kampfgeſchwader die um London angelegten Flugplätze in aufeinanderfolgenden Angriffen ſyſtematiſch mit Bomben, zerſtörten die dort befindlichen Werftanlagen, Hallenbauten, Munitionsdepots und Tankbehälter mit Bomben aller Kaliber, während es den deutſchen Jagdflugzeugen vom, Muſter Me 109 und Me 110 gelang, im Luftraum über London in hartem Luftkampf 138 engliſche Jagdflugzeuge vom Typ Spitfire und Hurricane abzuſchießen,— eine Zahl, die bis ſetzt an einemeinzigen Tage nur ganz ſelten erreicht wurde. Das Fanal aber auch, das nun die deutſche Luftwaffe dieſem Gegner mit wuchtigen Prankenſchlägen zu vernichten beginnt. In dieſem Geſamtunternehmen zeichnete ſich beſonders das Zerſtö⸗ rergeſchwader„Horſt Weſſel“ unter ſeinem Kommodore Oberſtleutnant Huth aus, dem es gelang, allein 51 Abſchüſſe zu erreichen. Nach den vielen Einzelaktionen und ⸗angriffen, die in den letzten Wochen gegen Englands Flotte, Häfen, Kriegs⸗ induſtriezentren und Luftwaffenanlagen von einzelnen Ver⸗ bänden durchgeführt wurden, wurden am Sonntag zum er⸗ ſtenmal Angriffe gegen die Flugplätze um London durch⸗ geführt. Wie immer ſieht uns auch dieſer Sonntag auf unſerem Staffelliegeplatz. Wärmer ſcheint heute die Sonne, und verflucht warm wird es uns in den Kombinationen mit übergezogenen Schwimmweſten. Beides haben wir zu⸗ ſammen mit den warmen Stiefeln ſeit dem frühen Morgen an. Jeden Augenblick kann der Start erfolgen. Des öfteren ſchaut der eine oder der andere nach dem Wetter, hält ſeine Naſe in die Luft, ob dieſer Sonntag vielleicht das große Treffen mit den engliſchen Jagdfliegern bringt, dem dieſe bis jetzt immer aus dem Wege gegangen ſind. Und dieſes große Treffen kommt. Kurz nach dem Mittageſſen ſtehen wir um den Staffelkapitän, der erklärt, Baß es gegen die Flugplätze geht. Dann dröhnen auch ſchon die Motoren unſerer zweimotorigen Jagdmaſchinen auf. In langen Marſchkolonnen kommen die einzelnen Staffeln nach eini⸗ gen Minuten aus dem Dunſtſchleier herangeflogen. Wäh⸗ rend uns in einigen tauſend Meter Höhe das Wetter immer noch ſchlecht erſcheint, wird es zum Kanal hin beſſer. Ueber England klart es noch mehr auf, Hoch oben über uns ſind die Me 109 als Himmelsſchreiber tätig In großen Höhen fliegen ſie dahin und ziehen lange Kondensſtreifen nach ſich. Näher und näher rückt das Ziel. Das unter uns fliegende Kampfgeſchwader ſoll einen Flugplatz angreifen, der in der Nähe des großen Verkehrsflughafens Erogdon gelegen iſt. Nun ſehen wir ihn auch ſchon. Herzförmig breitet er ſich neben der großen Verkehrsſtraße aus. Die erſten Bomben ſind gefallen, auf den Südrand des Platzes, dahin, wo die Hallen und Tankanlagen ſtehen. Nicht nur Zuſchauer dieſes gewaltigen Bombardements bleiben wir. Die erſten feindlichen Jäger tauchen auf, Spitflres und Hurricane. Und nun geht der Kampf los. Auf ſie haben wir gewartet. Die Maſchine ſtürzt ſich auf den Gegner. Steilkurven, Abkippen, wieder Hochziehen, Sturzflug, MG und Kanonenfeuer, Aufheulen der Mo⸗ toren— das alles reiht ſich blitzſchnell aufeinander. Ich ſitze hinter meinem MG, ſtarre nach links nach rechts, nach oben, überall hin, wo ein Gegner von hinten angreifen könnte. Aber es kommt keiner. Dafür ſorgt mein Flug⸗ zeugführer. Eben ſehe ich noch Wolken vor mir, dann ſtarre ich ſchon wieder auf die dunſtverhangene See, auf Panile au der. Perpetua- Roman von Axel Rudalph. 32 Sekundenlanges Zögern, dann ſtimmt Lorenzen zu. „Gut, ich werde mich der Dame annehmen. Aber Sie 1 ohne Aufenthalt ins Kartenzimmer, Herr Fah⸗ an „Das verſteht ſich.“ Caſtenſkjold hat nicht gewagt, ſich zu widerſetzen, als der Dritte Offizier mit ſeiner gewohnten weltmänniſchen Liebenswürdigkeit ſich E vis Arm bemächtigt und die leicht Schwankende zur Tür führt. Mit verbiſſenem Geſicht iſt er in ſeinem Seſſel ſitzengeblieben und hat mechaniſch das halbgeleerte Glas Evis an den Mund geführt. Schal und bitter ſchmeckt das Zeug. Der Mixer drüben hat auf ein⸗ mal ein ſo verſchloſſenes, kühles Geſicht. Die beiden Herren an der Bar unterhalten ſich leiſe und werfen neu⸗ gierige, verſtohlene Blicke herüber. Nur die Skatſpieler ſind bereits wieder in ihre Karten vertieft. Ein Luftzug weht durch die plötzlich aufgeriſſene Tür. Der Dritte Offizier ſteht im Rahmen und ſchaut in die Bar. i „Iſt Herr Fahland hier?“ „Hier bin ich, Lorenzen. Was iſt. 2“ 5 „Ich ſuche Sie, Herr Fahland. Der Kapitän läßt Sie bitten, ſofort ins Kartenzimmer zu kommen.“ Eine Sekunde lang iſt ein Stutzen in Jep. Herr Fah⸗ land. Lorenzen ſagt doch ſonſt immer einfach„Fahland“ Auch ſein Geſicht ſieht ſo... ſo offiziell aus. „Ich bin gleich da, lieber Lorenzen. Ein paar Minu⸗ ten nur.“ „Bedaure, Herr Fahland. Der Kapitän ſagte: ſofort!“ Da iſt etwas los! Jep zieht ſeinen Kameraden etwas beiſeite und ſorgt dafür, daß ſie beide den Weg zur Tü verſperren.„Ich melde mich alſo ſofort beim Käppen Aber inzwiſchen.. Ein paar haſtig geflüſterte Auf⸗ klärungen, ein Vorweiſen des beſchlagnahmten Blattes Lorenzen ſieht beſtürzt, völlig verwirrt hinüber zu der beiden Fahrgäſten. Sieh die junge Dame, in deren Ant; litz Trunkenheit mit langſam erwachendem Bewußtſeir ringt, den Baron, der mit 1 h Lippen krampfhaft zy lächeln verſucht. Hört neben ſich die eindringliche, halb laute Stimme Fahlands: 8 5 N i „Ich mag kein Aufſehen F Lorenzen. Verſpre⸗ chen Sie mir, Fräulein Dahn ſicher in die Kabine zu ge leiten? Ohne den Herrn dak N die buntgewürfelten Felder Südenglands, auf das Haufer⸗ meer Londons, ſo ſchnell gehen die Flugbewegungen inein⸗ ander über, daß alle Blickfelder dieſes großen Raumes auf mich einzuſtürzen ſcheinen. Das iſt die Welt des Jagdflie⸗ gers, ſein Element! Wenn ſo die Augen alles abſuchen, gibt es jedesmal einen freudigen Schreck, wenn da und dort ein Engländer brennend abſtürzt oder mit langer ſchwarzer Rauchfahne nach unten verſchwindet. Mitten im Kanal ſehe ich beim Heimflug einen großen weißen Fleck. Es iſt ein aufgeblähter Fall⸗ ſchir m. Der Flugzeugführer ſchreit mir zu, dort ſei vor wenigen Augenblicken eine engliſche Maſchine abgeſtürzt, der Pilot habe noch abſpringen können. Wir fliegen wieder heim. Bei Calais holen wir eine He 111 ein, die mit einem Motor nur langſam vorwärts⸗ kommt. Links und rechts ſchließen wir uns an, um auch für den letzten Reſt des Rückfluges noch Schutz zu gewäh⸗ ren. Und nur wenige Minuten ſoll es dauern, dann iſt die⸗ ſer Schutz auch bitter nötig. Zwei Hurricane haben ſich wäh⸗ rend der vielen Luftgefechte über London unbemerkt in rößerer Höhe in Richtung zur nordfranzöſiſchen Küſte ge⸗ ſchlichen, um ſich hier auf die Lauer nach einzeln heimflie⸗ genden deutſchen Kampfmaſchinen zu legen. Sofort wird der Kampf aufgenommen. Nicht lange dauert es, iſt der erſte buchſtäblich in der Luft zerplatzt, und der zweite irgend⸗ wo zwiſchen Boulogne und Calais am Boden zerſchellt. Der Abſchluß des erſten Waffenganges an dieſem Sonntag. Wenige Stunden ſpäter iſt nochmals ein Start. Die nördlichen Flugplätze um London ſind diesmal die lohnenden Ziele. Während beim erſten Angriff das Wet⸗ ter noch ideal war, hat ſich der Himmel inzwiſchen wieder zugezogen: Alles grau in grau. In dieſer großen Höhe müſſen wir oft durch die Wolken hindurch. Ueber dem Themſe⸗Schlauch kommen wir wieder heraus, fliegen tiefer. Und ſchon klappern die MG's, bellen die Kanonen los. Wie⸗ der haben wir den Gegner in großer Anzahl erwiſcht. Ueberall, wohin ich ſehe, deutſche Maſchinen, deutſche Jäger, zwiſchen denen wie kleine Irrlichter Hurricane und Spit⸗ fires herumfliegen. Scharf heben ſie ſich mit ihren ovalen Flächen gegen unſere einſitzigen Me 109 ab. Jetzt iſt uns ſelbſt das Glück der Jagdfliegerei hold. Eine Hurricane iſt ſoeben der vor uns fliegenden Me 110 mit einem Ab⸗ ſchwung entwiſcht, jetzt haben wir ſie vor den Gewehren. Ruckartig geht unſere Maſchine über Kopf, kurvt dann links heraus und ſchon iſt der Engländer im Viſier. Ich höre, wie die Kanonen und MG's kurz ihre Garben durch die Luft peitſchen, dann ſehe ich auch ſchon beim Hochgehen die Hurricane als lahmgeſchoſſenen Vogel mit Feuerſchein nach unten ins Waſſer, kurz vor der Themſe⸗Mündung, hinab⸗ ſtürzen. Schon hämmern unſere Kanonen und M's zum zweitenmal. Beim Hochziehen iſt uns eine weitere Hurri⸗ cane vor die Läufe gekommen. Zweimal kann der Flug⸗ zeugführer auf ſeinen Auslöſeknopf drücken, zweimal ſpritzt ſekundenlang die Munition aus den Rohren hinaus. Auch dieſe Hurricane hat genug und teilt das Schickſal ihres Vorgängers. Während ich ſofort anſchließend die ſchwe⸗ ren Trommeln der Kanonen wechſele, ſchaut der Flugzeug⸗ führer nach neuen Gegnern aus. Doch ſie ſind alle ver⸗ ſchwunden, wurden von den anderen Zerſtörern und leich⸗ ten Jägern geſtellt und ebenfalls vernichtet. Trotz der niedrigen Temperatur in dieſer großen Höhe iſt das Geſicht unter der Höhenatemmaske ſchweißverklebt. Schweiß des Kampfes! Durchs Mikrophon brüllt ein kurzes Lachen— ein paar geſtammelte Worte Ich weiß, nicht nur ich freue mich über dieſe Doublette, über dieſes Kampf⸗ erlebnis— da vorne ſitzt er, mein Flugzeugführer, der mit kalter Ueberlegenheit dieſen Doppelſieg erfocht, deſſen ſtolze Freude vollauf berechtigt iſt. Sein 14. Abſchuß, ein alter Kämpe der Jagdfliegerei. Aber noch größer wird dieſe Freude, als wir auf unſerem Feldflugplatz nach der Landung erfahren, daß unſere Staffel insgeſamt ſechs Ab⸗ ſchüſſe zu berzeichnen hal, daß aver das geſamte Geſchwa⸗ der, ier„Horſt⸗Weſſel“-Geſchwader, 51 Engländer an die⸗ ſem Tage vernichtete. Der Name Horſt Weſſel bedeutet Nur Ruhe jetzt! Nachdenken! Einen Ausweg finden, wie man ſich aus der Affäre ziehen kann] Caſtenſkjold zermartert ſeinen Kopf. Er kennt doch Schliche und Pfiffe genug, aber diesmal will ihm nichts Richtiges einfallen. Fahland hat das untergeſchobene Schreiben, die Bankan⸗ weiſung! Noch iſt Evi zu betrunken, um die Sachlage er⸗ faſſen zu können. Noch könnte man mit ihr reden, die Sache als einen dummen Scherz hinſtellen. Aber morgen— verdammt noch mal!. pwenn der Kapitän morgen Evi den Wiſch vorlegt! Wenn ſie mit klarem Kopf lieſt, wos darauf ſteht... auf dem angeblichen„Verſöhnungs⸗ kontrakt““ Zum Satan auch, warum hat er ſie gehen laſſen! Man muß zu ihr hin, ſogleich! In ihre Kabine! Man muß die Sache bagatelliſieren, ſie als einen rach⸗ ſüchtigen Streich dieſes Fahland hinſtellen! Ach, was, man muß... Hölle und zehntauſend Teufel, Evi Dahn muß in dieſer Nacht rettungslos dem Viggo Caſtenſkjold verfallen. 5 Caſtenſkjold ſpringt auf. Auch er hat tüchtig mitge⸗ trunken. Ein leichter Nebel liegt vor ſeinen Augen, vor ſeinem Denkvermögen. Die Rechnuna? Ja bitte! Caſtenſkjold wirft dem Mixer einen Geldſchein hin, ohne ſich weiter um die Abrechnung zu kümmern— ſtürzt zur Tür— prallt faſt mit einem ſtämmigen Matroſen zuſam⸗ men, der ſich da draußen aufgebaut hat. „Befehl vom Zweiten Offizier“, ſagt der Mann höf⸗ lich.„Herr Baron werden gebeten, vorläufig in der Bar zu bleiben, bis der Kapitän Sie rufen läßt.“ Faſſungslos ſtarrt Caſtenſkjold den Mann an. Der Makroſe hat ein gutmütiges Geſicht, verwunderte Augen. Er ſcheint ſelbſt nicht zu wiſſen, was eigentlich los iſt. b man ihn nicht herumkriegen könnte? Aber, lieber Freund?“ Caſtenſkjold fiſcht eine Banknote aus der Taſche und hält ſie in unmißverſtänd⸗ licher Weiſe diskret dem Mann hin.„Ich komme ja gleich zurück. Ich muß nur ſchnell mal in meine Kabine Die Worte erfrieren ihm auf den Lippen. Der Mann ſchaut ſo ruhig, ſo gleichmäßig freundlich drein. Macht gar keine Bewegung, den Geldſchein zu nehmen. 5 „Tut mir leid, Herr. Ich bin im Dienſt.“ Viggo Caſtenſkjold wankt an die Bar zurück, verlangt zu trinken. Die beiden Pokerſpieler rücken mit betonter Auffälligkeit von ihm ab. Mit unbewegtem Geſicht ſchenkt der Mixer das Getränk ein. * Die kühle, friſche Nachtluft brauſt wie ein wohltuender Strom durch Evi Dahns wirren Kopf. Während Lorenzen ſie am Arm über das nächtlich ſtille Promenadendeck führt, ganz langſam, damit ſie Schritt halten kann, en ſich ihre Gedanken zu ordnen. Das Drehen und eiſeln in ihrem Hirn läßt nach. Aus dem Wuſt von ſchaukeln⸗ höchſte Verpflichtung. Mit verdientem Stolz tragen deut⸗ ſche Jagdflieger dieſen Namen hinein in den Kampf der kommenden Tage und Wochen, hinein in den deutſchen Sieg Zwei Frauen— zwei Welten Von ½ Kriegsberichter von Helmerſen(% PS) NS. Auf den franzöſiſchen Briefmarken war fahr⸗ zehntelang eine Frankreich verkörvernde Jungfrau mit dem Oelzweig des Friedens abgebildet. Zuletzt drückte mar die⸗ ſer Frauengeſtalt die Friedenspalme ohne beſondere Ahüſicht D wie man hier behauptet— in die linke ſtatt in die rechte Hand. Vielleicht wollte man ſchon damals andeuten wir wollen zwar Frieden, aber neue Glorie wäre noch beſſer. Wie dem auch ſein mag. Das Bild dieſes Mädchens deren kirchlich verbrämter Exponent ſa immer die Jungfrau von Orleans war ſollte Frankreich ſein. die Grande Nation. Wenn wir heute auf diefes Sinnbild mit den Augen blick t. die Frankreich im Norden, Oſten, Süden Weſten und in Paris ſelbſt erleben konnten, ſo müſſen wir feſtſtellen: war es echt gemeint mit dieſer Frauengeſtalt? Sollte ſie in un⸗ ſerem Sinne die Mutter der Söhne Frankreichs, das In⸗ machen? nen Sie alſo ſelbſt bild des Gebens der mütterlichen Liebe der hehren Bin⸗ dung zwiſchen Generation und Generation darſtellen? Sder ſollte ſie gar beweiſen, daß Frankreichs Mütter wirklich den ſtillen Urauell ſeiner biologiſchen Kraft darſtellend Viel⸗ leicht hat man es ſo gewollt. Auch Auguſtus wollte ſeinem unterhöhlten Rom ein neues Ethos geben. Er erließ ſtrenge Verordnungen und Geſetze gegen die geſunkene Moral, ge⸗ ö 55 das Laſter, gegen die Erbſchleicherei. Wir können wohl aum annehmen, daß die verantwortlichen Männer Frank⸗ reichs etwas Aehnliches im Sinne hatten. Sie sparen 3u etwas derartigem ja auch völlig ohne Vorausſetzung in ihrem eigenen Leben und Denken. Wir ſehen die Dinge klarer und einfacher. Denn uns hat dieſer Krieg die Augen aufgetan. wie es keiner von uns geahnt hat. 150 Jahre hat dieſe Nation nach einer alles auf den Kopf ſtellenden Revolution, insbeſondere noch nach 1918 die ganze Welt und— was das Tragiſche iſt— ſich ſelbſt betrogen. Sie ſprachen von Kultur und meinten gutes Eſſen und Trinken. Sie redeten von ihrer grande Armee und erſtick⸗ ten im Defenſivgeiſt ihrer Suretee. Sie plauderten von Mo⸗ ral und Ethik und dachten nur an Genuß. Sie ſchwärmten von Soldaten und hatten keine Frauen, die hereit waren, 1 werden. Wenn man von der franzöſiſchen Mut⸗ ter ſpricht ſo erſcheint unwillkürlich aus der Geſchichte Ma⸗ dame la Mere. wie ſie allgemein zu ihrer Zeit genannt wurde die Mutter Napoleons und ſeiner Geſchwiſter. Le⸗ titia Buonaparte hat im Grunde genommen ihren großen Sohn nicht verſtanden, vor allem als ſeine imperialen Pläne ſchließlich keine Grenzen mehr kannten. Sie blieb zeit⸗ lebens die ſtille, beſcheidene Frau, die nur eins kannte, das Wohl ihrer Kinder. In dieſer Sorge war ſie ſogar ſehr ehr⸗ eisig Solche Frauen haben Frankreich gefehlt. Frauen, ie ihre Familie über alles liebten. Die in ſtändiger müt⸗ terlicher Sorge um ſie waren. Ja, dſe bereit waren zu opfern, wenn es nottat. Aber auch die Männer darf man bei dieſer Feſtſtellung nicht vergeſſen. Was die Zer⸗ rüttung des Familienlebens und aller tiefen ſiktlichen Werte angeht, 15 trifft ſie die gleiche ſchwere Schuld. Das ſind harte Worte, denn ſie ſprechen ein Urteil über ein Volk, das bis⸗ her als eines der erſten in der Welt galt. Der Schleier iſt erriſſen. Der Blick iſt klargeworden, insbeſondere bei denen, ie dieſes Land ſo wie wir ſehen und erleben durften. Mit dieſen Gedanken ſahen wir dann plötzlich wieder deut ſche Frauen und Mädel. Sie taten den ſchönſten Dienſt, den eine Frau in dieſem Kriege tun kann. Sie pflegten und verſorgten kranke und an manchen Stellen auch geſunde Soldaten. Sie taten es ſtill und beſcheiden wie es immer ihre Art war. Nur ihre Augen leuchteten bei ihrem unermüdlſchen Tagewerk auf Wenn mäff fie fragke, ob ſie vie! zu tun hätten und wie es ihnen denn ſo ginge in Frankreich dann lachten ſie hell auf und bedeuteten daß das ſelbſtverſtändlich ſei und ſie Freude daran hätten, recht, recht vielen zu helfen. Das fiel wie ein Liichtſchein in un⸗ ſere Seele nach all dem vielen Häßlichen und Schlechten, das wir hier gefehen hatten. N a 8 ſind unſere n und Mütter, denen kein Menſch ein Denkmal zu ſetzen oder ſie auf einer Briefmarke zu e braucht. Sie haben in den ſchweren Zeiten 85 Volkes als erſte geopfert und nochmals geopferf und ihre Söhne immer wieder gegeben. Wir ſind gerade hier ſo ſtolz auf ſie und ſo dankbar. 1 den Bildern ſchälen ſich klare Erinnerungen: Fahlands Hand, die ſich plötzlich ſo ſchwer auf den Tiſch legte! Das Geſicht Viggos, das auf einmal ſo verzerrt, ſo häßlich ausſah, daß ihr ein Schrecken durch die Glieder fuhr! Und Worte hörte ſie auf einmal ganz deutlich, unfaßbare, un degreifliche Worte:„Bantanſvetſung!“—„Sechstallſend Mark!“—„Das ſollen Sie jetzt nicht unterſchreiben.“ Mit einem erſtickten Laut bleibt Evi ſtehen. Ihre Augen ſuchen in bangem Flehen das freundlich zu ihr herablächelnde Geſicht Lorenzens. „Um Gottes willen, ſagen Sie mir... Was iſt denn geſchehen? Was war das mit. mit Viggo?“ „Regen Sie ſich nicht auf, gnädiges Fräulein. Sie werden ja alles erfahren. Morgen.. wenn Sie hübſch ausgeſchlafen haben.“ Evis Wangen flammen vor Scham.„Ich bin nicht betrunken. Ich— ich trank zu haſtig. Ich weiß ſelbſt 1 wie es kam.— Jetzt— jetzt bin ich wieder— ganz lar.“ „Allerhand Hochachtung, meine Gnädigſte. Aber kom⸗ men Sie doch! Ich bringe Sie in Ihre Kabine. Oder wollen wir erſt noch einen Rundgang um das Deck Die friſche Luft tut Ihnen wohl.“ 5 „Ich will nur eines“, ſagt Evi ſchweratmend.„Ich muß wiſſen, ob ich geträumt habe oder... War das wahr, was Herr Fahland ſagte? War es kein— kein Witzblatt, was ich da unterſchreiben ſollte?“ „Ja, das weiß ich nun ſelber nicht, ob das ein Scherz ſein ſollte“, lächelt Lorenzen.„Im allgemeinen iſt ja wohl eine Bankanweiſung eine lediglich ernſte Angelegen⸗ heit, nicht?“ Da iſt das Wort wieder. ſich in wilder Abwehr auf. Fahland— hat gelogen!“ „In dieſem Falle kann man das von Herrn Fahland wohl nicht ſagen, gnädiges Fräulein. Lorenzen greift in die Taſche und zieht das Blatt hervor, das Fahland ihm übergeben hat.„Ich ſehe zu meiner Freude, daß Sie wieder obenauf ſind, verehrtes Fräulein Dahn. Da kön⸗ leſen und einen Scherz handelte.“ Im Schein einer kleinen elektriſchen Lampe ſtarrt Evi auf das Papier. unverrückbar. An die Handelsbank Hauptdepoſitenkaſſe Berlin 8 Evi fährt zuſammen, bäumm „Es iſt nicht wahr! Herr entſcheiden, ob es ſich um . 1 Einen Herzſchlag lang tanzen und hüpfen noch die Buchſtaben, dann ſtehen ſie klar und feſt, — Ueberweiſen Sie aus meinem Konto ſofort den 1 Betrag von 6000(ſechstauſend) Reichsmark an das Bankhaus Albing u. Co., Berlin, auf das Konto Baro Viggo Caſtenſkjold. 28 Und darunter bereits der Anfang ihres Namens- zuges: E. vi