dee Nr. 208 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 4. September 1940 elſäſſiſche Heim at, treu bewahrt, i außer treuen Söhſten des Roſches älich zu hervorragenden Deutſche Tatkraſt im Elſaß Der deutſche Charakter von Volk und Land iſt ungebrochen./ Frankreichs Schuld am Niedergang des Elſaß./ Erſte Maß⸗ nahmen des Wiederaufbaues in kürzeſter Friſt./ Endgültiges Ende des„elſäſſiſchen Problems“. NS. Der in das Elſaß entſandte NSK.⸗Son⸗ derberichterſtatter Ernſt Günter Dickmann hatte eine 5 Unterredung mit Gauleiter Robert Wagner. „Das ſogenannte elſäſſiſche Problem, über das in der Weltöffentl'chkeit vielfach falſche Vorſtellungen herrſchen, iſt von Frankreich künſtlich geſchaffen worden“ eröffnete Gau⸗ leiter Robert Wagner, Chef der Zivilverwaltung im Elſaß, ſeine Unterredung mit dem Sonderberichterſtatter der„Natio⸗ nalſozialiſtiſchen Parteikorreſpondenz“, die in Straßburg in ſeinem Dienſtſitz, dem hiſtoriſchen Statthalterpalais für die Reichslande Elſaß⸗Lothringen, ſtattfand.„Das elſäſſiſche Volkstum hat von jeher im Abwehrkampf gegen Frankreich geſtanden, ja ihn ſogar als ſeine geſchichtliche Aufgabe emp⸗ funden. Dafür iſt das geſamte Elſaß ein ſprechender Beweis, ganz beſonders aber auch die Stadt Straßburg, deren deut⸗ ſcher Charakter auch nach langen Jahren franzöſiſcher Herr⸗ ſchaft ſo unverkennbar wie je iſt.“ 5 5 Es iſt notwendig, dieſe unumſtößliche Tatſache an die Spitze jeglicher Beſchäftigung mit dem Elſaß zu ſtellen, denn ſie allein bietet den richtigen Maßſtab für die Beurteilung der ſeit Generationen lebendigen und erſt heute endgültig entſchie⸗ denen Helſäſſiſchen Frage“. Pg. Robert Wagner, der als Gauleiter des Gaues Baden der NSDAP. politiſcher Führer und als Reichsſtatt⸗ halter oberſter Repräſentant des Reiches im oberrheiniſchen Gebiet iſt, bringt in das Elſaß die genaue Kenntnis des Cha⸗ rakters von Land und Volkstum mit ſich, weil dieſer Cha⸗ rakter beiderſeits des Rheines der gleiche iſt. Vom Schwarz⸗ wald bis zu den Vogeſen und in der ganzen dazwiſchenliegen⸗ den oberrheiniſchen Ebene haben die gleichen ale manniſch⸗ deutſchen Volkskräfte unvergängliche Zeugniſſe deut⸗ ſcher Kultur errichtet, der Bauſtil ihrer Dörfer iſt genau der gleiche, ihr deutſches Kulturbewußtſein und ihr alemanniſcher Dialekt unterſcheiden ſich in nichts und als Symbol deutſcher Kulturkraft grüßt heute wie vor Jahrhunderten das Straß⸗ burger Münſter den Beſucher des Landes auf beiden Ufern des deutſchen Stromes. „Frankreich hat den Kampf um das Elſaß nie gewon⸗ nen“, fährt Gauleiter Robert Wagner fort,„ſo günſtig auch immer die politiſchen Vorausſetzungen dafür waren. Denn, wäre das deutſche Blut im elſäſſiſchen Volk nicht ſo ſtark und lebendig wirkſam, es Wäre in den vergangenen drei Jahrhunderten dem ſtarken franzöſiſchen Druck erlegen und in dem ſtändigen Kampf zwiſchen Deutſchland und Frank⸗ reich zerrieben worden. Es hat aber ſeine Sprache und ſeine Sitten ſowie ſeine deutſchen Charakterwerte ungebrochen be⸗ wahrt. Es muß folgendes feſtgeſtellt werden: Zehntauſende von- Altelſäſſern ſind nach dem Weltkrieg von den Franzoſen ausgewieſen worden oder mußten ihrer deutſchen Geſinnung wegen ins Reich flüchten und wurden ſo um ihre Heimat ge⸗ bracht. Es iſt nur recht und billig, wenn jetzt dieſen Menſchen hier wieder Heimatrecht eingeräumt wird. Sie haben ihr Herz und die Anhänglichkeit für ihre Kämpfern des Nationalſozialismus geworden. Ihren Ge⸗ ſuchen um Verwendung in den großen Aufgabengebieten, die ſich ihrer Heimat jetzt eröffnen, wird natürlich in jedem mög⸗ lichen Umfange entſprochen werden. Gleichmacherei, die u m Aber auch die im Lande ſelber Verbliebenen haben un⸗ entwegt an ihrer deutſchen Sprache und Kultur feſtgehalten. Es gibt ungezählte Widerſtandsträger gegen die franzöſiſche ihres Volkstums willen Strafen und Verfolgung im eigenen Lande auf ſich genommen haben, vor allem unter den Bauern und Arbeitern dieſes Landes. Wir wiſſen dagegen aber auch, daß die „Französlinge“, deren ſich der Gegner beſonders gern als Helfershelfer gegen das elſäſſiſche Volk bediente, in erſter Linie unter Len Juden und ſonſtigen beſtochenen Elementen zu ſuchen waren, nicht aber den Kern des Volkes ausmachten. Man muß mit den Bewohnern dieſes Greſzlandes, die ſeit drei Jahrhunderten ohne ihr Zutun und ohne ihre Schuld zwiſchen den beiden Großmächten hin⸗ und hergeworfen wur⸗ den, Mitgefühl haben, und ſie verdienen alle Hochachtung, daß ſie, die ſie der ewigen Ungewißheit über ihr völkiſches Schickſal müde waren, dennoch an ihren überlieferten Werten ſo ſtandhaft feſthielten.“ Gründliche Reinigung im Eiſaß. Gauleiter Robert Wagner wandte ſich ſodann einzelnen Fragen über die Löſung des ſog. elſäſſiſchen Problems zu, Wobei er ausführte? „Am zu klaren Ergebniſſen in dieſer Arbeit zu kommen, werden wir darauf achten, daß die unverzeihlichen Fehler, die das Kaiſerreich im Elſaß begangen hat, nicht wiederholt wer⸗ den. Dazu iſt es notwendig, jetzt hier in dieſem deutſchen Lande jene Reinigung vorzuneh⸗ men, die 1871 aus Schwäche oder Gedanken ⸗ loſigkeit unterblieb. Dazu gehört die Entfernung von gewiſſen Gruppen land⸗ und volksfremder Elemente, die die elſäſſiſche Bevölkerung in einem dauernden Zwieſpalt zu halten bemüht waren. Als eine der wichtigſten Aufgaben ſehe ich weiterhin die völlige Wiedereinführung der deutſchen Mut⸗ terſprache im geſamten öffentlichen Leben an. Alle, von franzöſiſcher Seite hierher vorgetriebenen und auch vom zwei⸗ ten Reich geduldeten Ueberfremdungsverſuche haben jetzt ein Ende. Die Elfäſſer haben ein Anrecht darauf, ihre Mutter⸗ race nunmehr zu der Geltung kommen zu ſehen, die ihr uch Generationen verweigert wurde. Die Ausſcheidung fran⸗ zoſiſcher Sprach- und Kultureinflüſſe wird die eingeſeſſene Bevölkerung mit höchſter Bereitwilligkeit unterſtützen, denn ſie bedeutel den endgültigen Sieg des langen Volkstums⸗ kampfes hier am Oberrhein.“ auf die deutſchen Charakterwerte der elſäſ⸗ und viele von, ihnen ſind Aufhauplätze beſtimmt und alle notwendigen Vorarbeiten fgeleiſtet. ſchaften liegen, um die Strom⸗(Licht)⸗ und Waſſerzufuhr drei Räumen beherbergt: Elternſchlafraum und zwei Kinder⸗ elſäſſiſchen Beßelfsdörfer folgende Blocks beziehungsweiſe Zel⸗ für Louterburg, Scheibenhardt, Salmbach und Rott. Dieſe ſowie ſonſtiger verfügbarer Kräfte im Gange. Auch in der Wiederankurbelung der elſäſſiſchen Industrie ſehen wir eine Aufgabe von äußerſter Dringlichkeft. Nachdem die Wehr⸗ macht, die Techniſche Nothilfe, die Organiſation Todt und der Arbeitsdienſt zunächſt einmal die Verkehrs⸗ und Verſor⸗ gungsanlagen wiederhergeſtellt 4aben, ſind jetzt alle reichs⸗ deutſchen und elſäſſiſchen Kräfte mit wahrem Feuereifer dabei, Handel und Wirtſchaft wieder in Gang zu bringen. Wo veraltete Wirtſchaftseinrichtungen, Rohſtoff⸗Fragen oder Wirtſchaftszerſtörungen durch Frankreich die Wieder⸗ beſetzung alter Arbeitsplätze im Augenblick ausſchließen, ver⸗ mitteln wir freiwillige elſäſſiſche Arbeitskräfte nach dem Reich, vorwiegend nach Baden. Wie überall in Großdeutſchland wird auch im Elſaß die Arbeitsloſigkeit zu kei⸗ nem Problem werden. Parallel dazu geht die Heimführung der evakujerten elſäſſiſchen Familien, die bei ihrer Ankunft in der Heimat von der NSW. betreut und verpflegt werden, bis— meiſt nach wenigen Tagen— ihr normales Arbeits- und Wirtſchafts⸗ leben wieder in Gang gekommen iſt. Zurzeit ſind 260 000 Menſchen aus dem Inneren Frankreichs noch nicht zurückgekehrt und ſehnen ſich nach ihrer Heimat Wir tun alles, was in unſerer Kraft ſteht, ihren Weg zurüc in die Dörfer und Städte des Elſaß zu beſchleunigen.“ Deutſche Ordnung am Werk. „Sie werden hier bereits von einer ſichtbaren und geſun⸗ den deutſchen Ordnung empfangen, die ihnen das Einleben erleichtern wird. Denn im Gegenſatz zu 1871 kom⸗ men heute nicht einige Verwaltungsbeamte als Repräſentanten des Reiches in das Elſa ß, sondern es kommen die Sendboten des deute ſchen Volkes. Als ſolche ſind die Männer der Par- tei in allen Kreiſen des Elſaß bereits am Werk. Ueberal hat die NSV. ihre großzügigen Einrichtungen in Betrieb ge⸗ ſetzt, die Volksküchen, die Kindergärten, die Mütterberatungs⸗ ſtellen. Die elſäſſiſche Jugend ſtrömt begeiſtert herbei und drängt ſich zur Mitarbeit in der nationalſozialiſtiſchen Jugendbewegung. Die Fahrbereitſchaften des NS. be⸗ teiligen ſich in unermüdlichem Einſatz an der Rückführung der Evakujerten. Da die meiſten der hier wirkſamen Par⸗ teigenoſſen aus dem ſtammesgleichen Baden kommen, iſt der Kontakt mit der elſäſſiſchen Bevölkerung von der erſten Stunde an hergeſtellt. Das Gefühl der Ein⸗ heit des oberrheiniſchen Raumes erleichtert alle Arbeiten, die hier in gemeinſamer Anſtrengung zu verrichten ind und an denen ſich in Stadt und Land zahlreiche Helfer aus dem Elſaß lebhaft beteiligen.“ „Wir werden“, ſo ſchloß Gauleiter Robert Wagner die Unterredung ab,„das Prinzip der deutſchen Ordnung und des Aufbaues trotz der großen Hemmniſſe der Vergangenheit und trotz der überall ſichtbaren Schuld Frankreichs am Nie⸗ dergang des Elſaß umſo ſchneller und wirkſamer verwirk⸗ lichen, als es dem innerſten Weſen des deutſchen Elſaß, der ſchönen alten deulſchen Kulkurlandſchaft und ſeiner Bewohner im tiefſten Grunde entſpricht, und weil unſer Vertrauen ſuſchen Bevölkerung mit deren Zu ver ſicht zu unſerer Tatkraft ſowie einem aufgeſchloſ⸗ ſenen Willen zur Mitarbeit beantwortet wird.“ Männer des Spatens im Eiſaß . Behelfsdörfer wachſen aus dem Boden. NSG. Wenn der Blitzkrieg nicht ſo überraſchend und unwiderſtehlich über das Elſaß dahingebrauſt wäre, ſo wür⸗ den die kriegsverurſachten Schäden noch größer ſein. Die meiſten Zerſtörungen und Verwüſtungen hat das franzöſiſche Militär— das beſtätigen uns jederzeit die Elſäſſer— allein auf dem Gewiſſen. Irrſinnige Brückenſprengungen, vernichtete Dorfteile, Möbeldiebſtähle und ſinnloſe Fahrnis⸗ wie Mobi⸗ liarzertrümmerung vervollſtändigen das Bild. Es wurde nach ſorgſamet Prüfung für notwendig befun⸗ den, in drei Gebietsteilen des Elſaß den Behelfsdorf⸗ Aufbau durch den Neſchsarbeitsdienſt anzuſetzen. Hier mußte raſch gehandelt werden, denn täglich kann die evakuierte Bevölkerung aus Südfrankreich zurückkehren. In allen übrigen elſäſſiſchen Orten, in denen Kriegsſchäden entſtanden ſind, iſt zunächſt ſoviel Platz vorhanden, um die Bewohner zuſam⸗ menzulegen, ſo lange wenigſtens, bis die ärgſten Schäden be⸗ hoben ſind. In abſehbarer Zeit werden aber doch alle Zu⸗ 1% in ihren eigenen Behauſungen wieder einziehen önnen. f Sorgſame Aufbauplanung und Durchführung. Während auf der einen Seite im Gaubereich Baden die Erkundungsſtäbe des Reichsarbeitsdienſtes die zur Verfügung geſtellten Wehrmachtsholzhauslager zum Neuaufbau für die drei Einſatzgebiete feſtſtellen und mit Gruppen des Reichs⸗ arbeitsdienſtes abbrachen, haben weitere Erkundungsſtäbe die Wo es möglich iſt, werden die Holzhausdörfer an ſchon beſtehende Straßen angeſchloſſen, um eine glatte Anfuhr zu haben. Die Bauplätze mußten nahe den zerſtörten Ort⸗ ſchnell anzuſchließen. Die Lagerplätze der Behelfsdörfer muß⸗ ten in hochwaſſerfreiem Gelände abgeſteckt werden, und ſchließ⸗ lich waren dieſe Holzhaus⸗Dörfer auf möglichſt ebenem Ge⸗ lände zu erſtellen, zur Vermeidung allzu koſtſpieliger Erd⸗ bewegungen. 8 Schon mit dem Beginn des Aufbaues der Behelfsdör⸗ fer wurden nationaſſozialiſtiſche Siedlungsgrundſätze verwirk⸗ licht. Die kleinſte Zelle in einer ſolchen Dorfgemeinſchaft iſt das einzelne Holzhaus, das je Größe 3—6 Familien mit je ſchlafräume. Je 12 Holzhäuſer bilden eine„Wohnzelle“, und drei ſolcher ergehen dann den Wohnblock“. Damit iſt auch ſchon rein äußerlich ein klarer Ueberblick bei ſorgſam⸗ ſter Einteilung geſchaffen. Es umfaſſen die neuaufgebauten len: Block Markolzheim 130 Familien mit 600 Per⸗ ſonen, Zelle Richtolzheim 15 Familien mit 60 Perſonen, Block Lauterburg 120 Familien mit 500 Perſonen, Zelle Scheibenhardt 30 Familien mit 150 Perſonen, Zelle Salmbach 50 Familien mit 200 Perſonen, Zelle Rott 30 Familien mit 150 Perſonen. Für Markolzheim und Richtolzheim waren fünf Wehr⸗ machtsholzhauslager abzubrechen und neuaufzubauen, ſechs ſechs Behelfsdorfbauten umfaſſen ein Gelände von rund 12 Hektar, auf dem nun die gegen 1700 Volksgenoſſen und Volksgenoſſinnen untergebracht ſind einſchließlich ihrer Ver⸗ ſorgungsgebäude, Stallhäuſer und den ſonſt benötigten An⸗ lagen. Auftragsgemäß ſind die beiden erſten— trotz gro⸗ darauf gerichtet, kom den, während in dem ſtark minenverſeuchten Lauterburg— Wek⸗ ßenburger Gebiet am 20. 8. Bezugsbereitſchaft gemeldet werden konnte. Dies aber alles nur dank der glänzend eln⸗ geſpielten Aufbauorganiſation des Reichsarbeitsdienſtes, bet der jeder Aufbau⸗Handgriff ſitzt, ſodaß zügig gewerkt wer⸗ den konnte. Wohnblocks oder Wohnzellen ſtellen eine Gemeinſchafts⸗ ſiedlung dar. Im Wirtſchaftshaus dieſer Gemeinſchaft wal⸗ tet eine Großküche, die in direktem Zugang alle Bewohner im großen Gemeinſchaftseßſaal ſpeiſt. Waſch⸗ und Abort⸗ häuſer ſind hygieniſchen Grundſätzen entſprechend aufgeſtellt, die Wohnhäuſer gruppieren ſich an dieſe Zentrale an. Alle Wohn⸗, Speiſe⸗, Waſch⸗ und Baderäume(mit warmen Duſch⸗ bädern) ſind heizbar, in letzteren läuft kaltes und warmes Waſſer. Arbeitsfreudiger Einſatz. Man muß Führer und Männer des Reichsarbeitsdienſtes im Elſaß⸗Einſatz beobachtet haben. Hier ſind wirklich Idea⸗ liſten am Werk, denen die Arbeit nicht nur flott von den Hand geht, ſondern die auch wiſſen, wofür ſie ſchuften. Ein⸗ ſatzleiſtungen in fünfeinhalb Tagen von 50 Wohnhausfun⸗ damenten zuzüglich 12 erſtellten Holzhäuſern wurden erreicht. Aber auch jede Behelfsmöglichkeit wurde einbezogen, Stuka⸗ trichter als Kiesgrube ausgewertet, Wohnhausbunker lie⸗ ferten T Träger, Raſenſchneider ſind an der Arbeit, Feld⸗ bahnanlagen mußten zeiteinſparend helfen; Materialmafgel, ſoweit auf Transportſchwierigkeiten beruhend, wurde durch Ver⸗ wendung von Erſatzbehelfen an Ort und Stelle einfach ſo lange behoben, bis der Nachſchub wieder klappt. Und dies war oft nicht einfach. Die transportgeeigneten Rheinhrücken hat der Franzoſe geſprengt. Behelfsbrücken— von Pionie⸗ reſt ſorgſam geſchlagen— mußten benutzt werden. Schwer⸗ laſtige Laſtzüge waren umzupacken, dazu kam der übernor⸗ male Durchgangsverkehr. Was machten nur oft die Brun⸗ nenanlagen für Schwierigkeiten, Fließſandverſchüttungen ſind in der Rheinebene nicht ſelten, auch iſt nicht überall ein Vor⸗ fluter anzutreffen. Dann muß eben der bauleitende Führer eine komplizierte Sickeranlage mit Schachtſyſtem hinſtellen, denn das Behelfsdorf iſt mit einwandfreiem Friſchwaſſer bei beſter Abwaſſerleitung zu übergeben. Tauſend Einzelheiten könnte man hier erzählen von der Findigkeit und raſchen Anpaſſungsfähigkeit der Führer und Männer des Reichs⸗ arbeitsdienſtes. Man ſieht, hier iſt eine verſchworene Gemein⸗ ſchaft von Kameraden am Werk, eine Gemeinſchaft, in welche ſich die aus der Gefangenſchaft ſchon in ihre Dörfer zurück⸗ gekehrten Elſäſſer, nachdem ſie ſehen, daß für ihr und der Ihren Wohlergehen geſorgt wird, langſam ſelbſt durch tat⸗ kräftige Mitarbeit einſchalten. Es iſt wohl einzigartig, was hier von den Männern geleiſtet wurde. Noch ſind die meiſten Bewohner dieſer neuen Behelfsdörfer nicht zurück, aber ſie werden, wenn ſie heim⸗ kehren, Augen machen. Sie ſehen und erleben, wie Großz⸗ deutſchland für ſie ſorgt, daß ihnen all dieſe Dinge unent⸗ geltlich zur Verfügung ſtehen. Es bleibt ihnen zunächſt, das empfindet man immer wieder, unbegreiflich, wie eine Gemein⸗ ſchaft für ſie koſtenlos und auch für die Zukunft unentgelt⸗ lich gewerkt hat. Die vollbrachte Leiſtung aber wird für ſich zeugen, wird den Weg ebnen zum neuen Denken in der Gemeinſchaft, zum würdigſten Denken im menſchlichen Sein, zum Denken in Arbeit, die unſer aller Leben krönt. Dem Dichter des Gchwarzwaldes Ludwig Auerbach zu ſeinem 100 jährigen Geburtstag. Vor 100 Fahren, am 5. September 1840, erblickte der Schwarzwalddichter Ludwig Auerbach in Pforz⸗ heim das Licht der Welt. Nach abgelegtem Abitur trat er als Kaufmann in das Geſchäft ſeines Vaters ein. Er tat es wider ſeinen Willen. Der Bifjouteriefabrikant Auerbach zeigte ſich aber auch dann noch hartnäckig, als Großherzog Friedrich von Baden, auf die Dichtungen Ludwig Auerbachs aufmerkſam geworden, dem jugendlichen Autor die Mittel zum Aniverſitätsſtudium zur Verfügung ſtellen wollte. Nach dem Tode des Vaters übernahm Ludwig Auerbach das Geſchäft und brachte es zuſammen mit einem Teilhaber zu Anſehen und zur hohen Blüte. Als aber für die Pforzheimer Schmuckwaren⸗Induſtrie im Spätjahr 1873 eine verhängnis⸗ volle Kriſis eintrat, die bis 1880 andauerte, wurde auch das Ludwig Auerbach'ſche Geſchäft ſchwer in Mitleidenſchaft gezogen. Im Jahre 1877 verließ Auerbach Pforzheim und ſiedelte nach Seelbach bei Lahr über, wo er ſich einem neuen Berufszweig zuwenden mußte. Auch hier hatte er anfänglich ſchwer zu kämpfen und als es geſchäftlich etwas beſſer wurde, raffte der Tod den ſchaffensfreudigen Mann, kaum 42 Jahre alt, dahin. i a Ludwig Auerbach hatte die große Befähigung in ſeinen Gedichten die Natur in ihrer Schönheit wiederzugeben. Vom Epos ging er bald zur Lyrik über und dieſer iſt er treu gebliehen bis zu ſeinem Tode. In einem Gedichtband iſt alles vereinigt, was die Volksſeele treffen mußte. So iſt z. B. das ewig ſchöne Volkslied„O Schwarzwald, o Hei⸗ mat, wie biſt Du ſo ſchön!“ bis heute am ſtärkſten erhalten geblieben. Der Heimatdichter liegt auf dem Haupt⸗ friedhof in Pforzheim begraben. Dort hat die Stadt ihrem Sohne zu deſſen Gedächtnis ein Denkmal erſtellt. An der Schwarzwaldpforte ſteht ein Auerbach⸗Gedenkſtein, ſchlicht und einfach, wie der Dichter ſelber war, errichtet vom bo waldverein Pforzheim, durch Tannen ſinnreich gekrönt. Dortk⸗ hin werden die Freunde Auerbachs wieder wandern, wenn zu einer Gedächtnisfeier aufgerufen wird. Seine Gedichte aber werden wertvoller literariſcher Beſitzt des Volkes bleiben. Wochenſpruch der NS DRA Das iſt die höchſte Religion, ſeinen Enkeln einen ehrlichen Namen, ein freies Land, einen ſtolzen Sinn zu hinterlaſſen. Ernſt Moritz Arndt. Als den Syſtemgrößen von einſt klar wurde, daß die Beſtimmungen des Verſailler Vertrages unerfüllbar waren, da machte man nicht etwa den Verſuch, ihre Beſeitigung an⸗ zuſtreben, ſondern man bemühte ſich lediglich in der Richtung, durch Verhandlungen einen größeren Zeitraum für die Er⸗ füllung zu erteichen und damit die Laſt auch auf Kinder und Kindeskinder abzuwälzen. Ein deutſcher„Staatsmann“ jener Zeiten vertrat dabei den ſeltſamen Standpunkt, daß man es nicht einer Generation zumuten könne, alle Laſt auf ſich zu nehmen, sondern daß des Rätſels Löſung darin 75 ſuchen ſei, eine Verteilung auf möglichſt viele nacheinander olgende Ge⸗ nerationen durchzuſetzen. 5 3 In unſerer heutigen Vorſtellungswelt kann ein ſolcher Standpunkt nur als unwürdig bezeichnet werden. Er iſt nur erklärlich aus dem eigennützigen Denken einer überwundenen Zeit heraus. Unſer denden Kämpfen iſt im Gegenſatz dazu me zer Transportſchwierigkeiten— am 15. 8. beziehbar gewor⸗ nden Geſchlechtern ein größeres, ſchö⸗ neres und freies Deutſchland; b hterlaſſen 5 8 85 Viehwagen für die Elſäſſer! Von Kriegsberichter P. C. Ettighofer. DRB.(PH.). Ueber den weiten Bahnhofsvorplatz zu Straßburg hallen deutſche Marſchweiſen. Große feld⸗ graue Omnibuſſe rollen heran, halten vor kleineren Men⸗ ſchengruppen, die ſich um Schilder mit Ortsnamen verſam⸗ melt haben. Dann unterbricht der Lautſprecher ſeine Marſch⸗ weiſe, und eine Stimme mahnt in gemütlichem Elſäſſer⸗ Deutſch:„Der jetzt ankommende Omnibus fährt nach Biſch⸗ eim Achtung! Nach Biſchheim einſteigen!“ Vor einer tunde erſt ſind dieſe Menſchen in Straßburg eingetroffen, nach einer Abweſenheit von faſt einem Jahr. Drüben, auf Bahnſteig 2, ſteht noch der Transportzug, der ſie aus Süd⸗ frankreich herbrachte, lauter Viehwagen. In den ungefeder⸗ ten Eiſenbahnwagen herrſcht jetzt noch eine furchtbare Hitze und der unbeſchreibliche Geruch zuſammengepferchter Men⸗ ſchen. Keine Sitzgelegenheit, kein Stuhl, keine Bank, kein Strohhalm, nichts. Einer Viehherde, die zwei Tage und zwei Nächte lang unterwegs ſein muß, wirft man Streu unter. Selbſt Schlachttiere ſtellt man im Eiſenbahnwagen nicht auf blanken Boden. Aber die heimkehrenden Elſäſſer, Frauen, Kinder und Greiſe, waren dem früher ſo liebens⸗ würdig tuenden Frankreich keinen Strohhalm wert. Am 1. September 1939 begann die Räumung der wun⸗ derſchönen Stadt. Innerhalb von drei Tagen— ſo wollte es der Oberbefehlshaber dieſes wichtigen Abſchnittes— ſollte Straßburg völlig geräumt ſein. Wer jenen furchtbaren Elendsmarſch zum Bahnhof erlebt hat, wird ihn nie wie⸗ der aus ſeinen Angſtträumen ſcheuchen können. Wieder ein⸗ mal zeigte ſich die franzöſiſche Schlamperei: Es war lange nicht genug rollendes Material vorhanden, um 180 000 Menſchen innerhalb von drei Tagen anzutrans portieren, So wurde denn in die Wagen hineingepreßt, was nur eben hineinging. Es ſpielten ſich dabei unerhörte Szenen ab. Manchem Straßburger iſt ſchon damals ein Licht vom wah⸗ ren Geſicht der franzöſiſchen„Humanität“ aufgegangen. Aber man hatte zu ſchweigen, denn es ſtanden ſa ringsum die grinſenden Poilus, auf ihre Gewehre gelümmelt, und hielten Wache, daß keiner auskniff, daß keiner zu laut pro⸗ teſtierte, daß alle Opfer auch wirklich mitkamen. Aus einem einzigen Transportzug holte man damals drei Tote, bei Ankunft in der Dordogne— junge Mütter, deren Gene⸗ ſungszeit einer ſolchen Brutalität nicht gewachſen war. Jetzt ſind die Elſäſſer zurück, und auf dem gleichen Bahn⸗ hofsvorplatz, auf dem ſich vor 22 Jahren Poincare und Clemenceau theatraliſch umarmten mit dem Ausſpruch:„Die Volksabſtimmung im Elſaß iſt gemacht!“, ſtehen jetzt die heimgekehrten Elſäſſer, betreut von der NSV des Dritten Reiches. Unſere ſauber gekleideten Schweſtern bemühen ſich um die Kinder, unſere braven Reichsarbeits⸗ dienſtmänner verſtauen das mitgebrachte Flüchtlingsgepäck auf den Omnibusdächern und die Elſäſſer ſtehen wie ge⸗ lähmt dabei. Sie ſtaunen, weil alles ſo anders gekommen iſt, als man es ihnen von Vichy aus geſagt hatte. In ihren Augenwinkeln glimmt bereits das erſte Hoffnungslächeln. Ich miſche mich unter eine dieſer Gruppen. Viele junge Männer ſind dabei. Entlaſſene Poilus. Ihre Anzüge ſind dünn, lächerlich im Sitz, ſchlecht. Sie ſollen auch nur halten bis zur Ankunft. Mehr hat Frankreich für ſeine entlaſſenen Soldaten nicht übrig.„Ja, ſehen Sie ſich nur dieſen Anzug an“, ſagte einer, der Vertrauen bekommt, weil ich ihr El⸗ ſäſſer⸗Deutſch rede,„ſchauen Sie ſich mal den Dreck an. Viel zu eng, die Hoſe zu kurz, an der Jacke drei Knöpfe, aber nur ein Knopfloch. Was die uns erzählt haben da drüben: Ihr werdet ſofort in Konzentrationslager nach Polen kom⸗ men, hat man uns geſagt. Die Jungen werden ausgebildet und müſſen gegen England, weil die deutſchen Soldaten keinen Mut mehr haben und nicht mehr wollen. Wir ha⸗ ben wiederholt gebeten, entlaſſen zu werden, man hat uns immer erklärt, es ſei unmöglich, Deutſchland wolle die El⸗ ſäſſer nicht. Briefe unſerer früher abgefahrenen Ver⸗ wandten haben wir nie erhalten, wir konnten alſo nicht wiſſen, daß alles erlogen war, um uns gegen Deutſchland aufzuhetzen.“ Jetzt miſchen ſich alle in die Unterhaltung. Ein junger Elſäſſer, mit dem ſtrammen Bruſtkaſten der Seeleute, erzählt:„Ich war Matroſe in Toulon. Bei unſerer Abteilung ſind noch zahlreiche Elſäſſer, aber keiner weiß da⸗ von, daß wir entlaſſen werden ſollen. Die Offiziere haben uns nie davon erzählt. In Toulon und Marſeille leben zahl⸗ reiche Elſäſſer, Soldaten und Ziviliſten, denen es völlig un⸗ bekannt geblieben iſt, daß ſie die Möglichkeit haben, in ihre Heimat zurückzukehren. Sie gehen bald an Heimweh zu⸗ grunde in dieſem ſüdfranzöſiſchen Schmutz, aber man ſagt ihnen immer: ihr könnt nicht mehr zuruck, die Deutſchen haben die Einreiſe geſperrt. Ueberhaupt wird der Krieg bald fortgeſetzt, und die franzöſiſche Armee wird wieder ſiegreich in Straßburg einmarſchieren. Es war nur mal eine kleine Epiſode, daß uns die Deutſchen zeben die Sudan 1 man wird ſich rächen. So eden die Südfranzoſen, über. fetten Gebiete 3 haupt die Franzoſen im unbe Einige dieſer Elſäſſer ſind wie folgt freigekommen: „Wir gingen dreiſt zu unſeren Kommandanten und erklär⸗ ten entlaſſen werden zu wollen. Der Kommandant wollte uns einsperren, da ſind wir einfach deſertiert, haben uns eine Fahrkarte bis Macon gekauft und uns dort einem Heimkehrerzug angeſchloſſen. So ganz haben wir der Sache ja auch nicht getraut, denn man hatte uns ja ſo viel Schlechtes über die Deutſchen erzählt. Deutſche Soldaten nehmen oft die Heimkehrerzüge unter Maſchinen⸗ gewehrfeuer, dies hat man in ganz Frankreich im⸗ mer wieder gehört. Zur Vorſicht legten wir uns dicht vor der Demarkationslinie auf den Fußboden der Viehwagen, nahmen volle Deckung. War das ein Gejammer unter den Frauen und Kindern, die nun ihre letzte Stunde gekommen wähnten. Beim harten Ueberfahren einer Kreuzung gab es natürlich einen ziemlichen Krach unter den Rädern, und da ſchrien ſchon einige Frauen:„Jetzt ſchießen ſie...“ Aber dann, bei der Einfahrt in den Bahnhof Chalons ſur Saone, war es ganz ſeltſam: nichts von Schießen und ſo, nein, man empfing uns mit Muſik, man gab uns Eſſen und Pflege und das Rote Kreuz war plötzlich da und half den Frauen. Drüben haben wir nie etwas von Hilfe er⸗ lebt. Die Frauen wollten zuerſt die Butterbrote für die Kinder nicht nehmen. Sie können es mir glauben, ich habe ſelbſt Frauen geſehen, die ihren Kindern die Butterbrote aus den Händchen und vom Munde weggeriſſen haben, als ſich die deutſche Schweſter herumdreht. Nachher haben ſie die Brote auf der Fahrt durchs Fenſter geworfen, lieber woll⸗ ten ſie hungern als krank werden. Man hatte ihnen immer wieder vor der Abreiſe in Frankreich erzählt: paßt auf, wenn ihr heimkommt, verweigert die Annahme von Speiſe und Trank der deutſchen NSW, das Zeug iſt alles ver ⸗ giftet. Es iſt aber ein Glück, daß die meiſten Frauen be⸗ kehrt waren, als ſie die friſchen deutſchen Schweſtern ſa⸗ hen, die ſo freundlich halfen.“ So die Elſäſſer. Mit Lug und Trug und den gemeinſten Mitteln wird die elſäſſiſche Bevölkerung in Südfrankreich zurückgehalten. Und jene, die trotzdem mit aller Gewalt heim wollen, ſetzt man unter Terror. Man ſpart nicht mit den niederträchtigſten Greuelmärchen, um eine Kluft des Mißtrauens zu graben. Aber ſtärker als das gehäſſige Wort iſt die aufrechte Tat, ſtärker als die ziſchenden Zungen der Verleumder ſind die helfenden Hände der friſchen NSV⸗ Schweſtern und der braven, ſonnverbrannten RA D⸗Jun⸗ gen. ———— Anſer Kampf gegen die Tuberkuloſe Betrieben immer mehr durch. NSG. Vor Jahren und Jahrzehnten ſchon erkannte man in Deutſchland die Gefahren, die der Geſundheit und damit der Arbeitskraft unſeres Volkes von einer Reihe von Seuchen drohen. Früh ſchon nahm man den Kampf gegen dieſe Gefahr auf, und wenn der Erfolg dabei hinter den Er⸗ wartungen zurückblieb, ſo deshalb, weil er nicht einheitlich ge⸗ führt wurde. Es blieb der nationalſozialiſtiſchen Geſundheitsführung vorbehalten, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, den ſchon ſehr weit vorgedrun⸗ genen Feind immer weiter zurückzudrängen. erfolgreich entgegenwirken, mußte man eine Möglichkeit fin⸗ den, die geſtattete, den Geſundheitszuſtand des ſchaffenden Menſchen laufend und zuverläſſig zu überwachen. Zuverläſ⸗ ligſte Kontrolle über die Geſundheitsverfaſſung der menſch⸗ Die Röntgen⸗Reihen unterſuchung ſetzt ſich in den badiſchen Wollte man einem weiteren Vordringen der Tuberkuloſe genaufnahme; lichen Atmungsorgane gibt uns delm gegefchärfgen Stäntd der Wiſſenſchaft das Röntgenbild, und es kam nun vor allem darauf an, die im Erwerbsleben ſtehenden und mithin beſonders gefährdeten Menſchen von der Notwendigkeit der Teilnahme an einem ſolchen geſundheitlichen Ueberwachungs⸗ dienſt zu überzeugen. Hier war es im Gau Baden vornehm⸗ lich Oberregierungsrat Pg. Fritz Plattner von der Lan⸗ desverſicherungsanſtalt Baden, der unermüdlich für den Ge⸗ danken der Röntgen⸗Reihenunterſuchungen in den Betrieben warb, und der es erreichte, daß heute ſchon eine ſehr große Anzahl badiſcher Betriebe durch den Röntgentrupp des NSDAP.⸗Gauamtes für Volksgeſund⸗ heit Reihenunterſuchungen durchführen läßt. Verſchiedene Be⸗ triebe haben ſogar ſchon Wiederholungsunterſuchungen durch⸗ geführt und gaben damit die allein den Erfolg des Ganzen gewährleiſtende Stetigkeit ſchaffen helfen. Die Koſten einer ſolchen Unterſuchung betragen eine Mark je Gefolgſchaftsmit⸗ glied und werden von den Betrieben getragen. Wir hatten nun Gelegenheit, verſchiedenen Röntgen⸗ reihenunterſuchungen in Betrieben beizuwohnen, und wir waren verblüfft von der erſtaunlichen Schnelligkeit, mit der dieſe Unterſuchungen verlaufen. In einer einzigen Stunde werden die Röntgenbilder von etwa 350 bis 400 Menſchen aufgenommen, ſodaß die Arbeits⸗ bezw. Freizeit der Gefolg⸗ chaften durch dieſe Unterſuchungen nicht nennenswert in An⸗ pruch genommen iſt. Und nun der Verlauf einer Röntgenreihenunterſuchung. Zuerſt kommen die Frauen an die Reihe. Sie tragen über dem entblößten Oberkörper zu dieſem Zweck gelieferte Pa⸗ pierhemden, die nach der Unterſuchung zum Altpapier wan⸗ dern. Zunächſt empfangen die Frauen ihre Röntgen⸗ karten, auf denen Name, Vorname, Geburtsdatum und Beruf des Gefolgſchaftsmitgliedes ſowie der Firmenname des Betriebes verzeichnet ſtehen. Der Reihe nach treten nun die Frauen an das„Phantom“, ein Gerät, das zwecks Beſtim⸗ mung der Bildbelichtungszeit den Bruſtdurchmeſſer mißt. An der nächſten„Station“ wird die Karte mit der laufenden Röntgen⸗ und Kontrollnummer verſehen. Das iſt nötig, um ſpäter ohne weitere Umſtände das Röntgenbild anfordern zu können. Nun aber geht es hinein in den Röntgenwagen. Nur den Erſten in der langen Reihe müſſen die Männer vom Rönt⸗ gentrupp genau erklären, wie ſie Oberkörper, Kopf und Arme zu halten haben, die nächſten ſtellen ſich dann ſchon von ſelbſt richtig vor die Kamera... und binnen weniger Sekunden iſt das Röntgenbild aufgenommen. Bei den Männern ging die Unterſuchung bezw. Aufnahme faſt noch raſcher vonſtakten, und mit großem Hallo wird der Betriebsführer begrüßt, der ſich ſelbſtverſtändlich von der Unterſuchung nicht ausſchließt. Die entwickelten Röntgenbilder werden vom Arzt geprüft. Iſt das Ergebnis dieſer Prüfung poſitiv, d. h. werden Krancdeiten oder Krankheitskeime feſtgeſtellt, ſo erhalten die Betriebsführung und der Erkrankte entſpre⸗ chende Nachricht, damit ſie gemeinſam Mittel und Wege fin⸗ den können, um nach Anweiſungen des Arztes an der Hei⸗ lung des Erkrankten oder Gefährdeten wirken zu können. Sonſt aber erfährt kein Menſch etwas über das Ergebnis der Rönt⸗ die ärztliche Schweigepflicht wird in deiner Weiſe verletzt. n So wird mit verblüffender Einfachheit und größter Zu⸗ verläſſigkeit ein planvoller und konzentriſcher Angriff nach dem andern gegen die Gefahren vorgetragen, durch welche die deutſche Volksgeſundheit bedroht iſt. Auch hier erweiſt es ſich wieder einmal, daß dem auf das gleiche Ziel gerſchteten gemeinſamen Willen von Betriebsführung und Gefolgſchaft niemals der Erfolg verſagt bleibt. All dieſe Betriebsgemein⸗ ſchaften, die ſich an den Röntgen⸗Reihenunterſuchungen betei⸗ ligen, ſie wiſſen ſehr wohl, daß im nationalſozjaliſti⸗ ſchen Deutſchland Arbeitskraft und Geſund⸗ heit des Volkes das wertvollſte Gut darſtellen, das durch nichts anderes erſetzt werden kann und das un⸗ geſchmälert zu erhalten Pflicht eines jeden Volksgenoſſen iſt. Zur Erfüllung dieſer Pflicht am Volksganzen wird hier ein Weg gewieſen. Von Woche zu Woche aber ſchicken ſich mehr Betriebe im Gau Baden an, dieſen Weg zu gehen, der mit abſoluter Sicherheit zum großen Ziel führt, zu einem kern⸗ geſunden, arbeitsfrohen, arbeitsfähigen und damit zu einem glücklichen, ſtarken und lebenskräftigen Volk. W. NDanuile aul der„ Perpetua Roman von Axel Rudolph. 44 ſchnell die Situation. Durch das Megaphon donnert ſeine Stimme über die Köpfe hin: i„Es iſt keine Gefahr für das Schiff! Zum Ausſetzen der Boote beſteht kein Grund!“ Verwirrte Fragen, Proteſtrufe, vermiſcht mit dem Weinen verängſtigter Frauen, dem Stöhnen der im Ge⸗ dränge Verletzten. „Ruhe!“ mahnt irgendwo in der Menge die beſonnene Stimme eines Fahrgaſtes.„Geben Sie doch Ruhe! So⸗ lange nicht kommandiert iſt„Frauen und Kinder in die Boote“, beſteht auch keine Gefahr!“ „Aber es brennt doch!“ „Wir gehen unter!“ „In die Boote, ehe es zu ſpät iſt!“ Wieder branden die Stimmen auf. Jep brüllt mit voller Lungenkraft durch die hohle Hand zum Bootsmann hinüber, der ſich auf das zweite Boot hinaufgeſchwun⸗ gen hat. „Klauſen!“ „Aye, Steuermann!“ „Laſſen Sie die Backbordwache die Boote bemannen!“ Klauſens Pfeife trillert. Durch die unſchlüſſige Menge hindurch brechen die Matroſen ſich mit Fäuſten und Ell⸗ bogen Bahn, entern wie Katzen in die Boote. Da heult eine Stimme, alles übertönend:„Sie laſſen uns verbrennen, die Schufte! Sie wollen davonrudern.“ Der Baron Caſtenſkjold iſt's, der das gerufen hat, und ſein Geſchrei entfeſſelt eine neue Welle von Angſt und Schrecken. Jep ſieht mit Entſetzen, daß einige der Fahr⸗ gaſte in ihrer blinden Verzweiflung auf die Reling ſprin⸗ gen, bereit, ſich in die See hinabzuſtürzen. Mit einem mächtigen Sprung ſetzt er vom Boot herunter, kommt glücklich auf die Füße. „Ueber Bord, wer uns den Weg verſperren will!“ Eine Frau, die vom Strom in die vorderſte Reihe ge⸗ drängt iſt, fliegt, von einem brutalen Hauſhlag Caſten⸗ ſkjolds getroffen, zur Seite und ſinkt jammernd zuſam⸗ men. Wo ſie eben noch ſtand, fletſcht das vor Schreck un⸗ kenntliche Geſicht des„Barons“ Jep entgegen. „Weg da!] Du Hund!“ 5 3 Ein kurzer Knall peitſcht durch die Luft, löſt hundert⸗ fache, brüllende Entſetzensſchreie aus. i Kapitän Lohmann oben auf der Brücke nutzt blitz⸗ dreht erbarmungslos das Handgelenk Caſtenſkjolds um, ſo daß er mit einem Schmerzensſchrei die Piſtole fallen läßt. Wie kommt er überhaupt zu der Waffe? Keine Zeit zu der Frage jetzt! Zehn; zwanzig andere ebenſo wild ver⸗ zerrte Geſichter umdrängen Jep. Arme greifen nach ihm Ein Stock fuchtelt in der Luft Noch ein Tritt gegen die Schienbeine des halb be⸗ wußtloſen Caſtenſkljold. So, nun ſackt er ganz zuſammen. Seine Piſtole iſt in Jeps Hand. Finger greifen danach, brüllende, unverſtändliche Worte gellen ihm entgegen. Eine Fauſt packt ihn an der Kehle. Noch einmal fährt Jeps Linke ven unten herauf, landet mit hartem Schlag an einem Kinn. Sekundenlang auftauchende Erkenntnis: Das iſt ja Mr. Andrews, der da getroffen zurücktaumelt. g Ein Pfeifenſignal überſchrillt das Toben. Gleich dar⸗ auf krachen Schüſſe— hinter der Menge. „Sie ſchießen! Wir ſind umzingelt!“ i Lebensgefährliches Gedränge. Stöhnen, Fluchen, Jammern. Jep ſieht ſich frei und ſpringt auf das Boot, überſchaut mit einem Blick die Lage. Hinter der Menge haben der Erſte Offizier und die Steuerbordwache das Promenadendeck abgeriegelt, ein paar Schreckſchüſſe ab⸗ gegeben. „Ruhe! Ruhe!“ Jep ſchreit, daß ihm die Lungen berſten. Langſam, ganz langſam verſtummt das wilde Schreien und Toben. Die Menſchen ſehen den Rückweg verſperrt, vor ſich den Offizier mit der Piſtole in der Hand, die entſchloſſenen Geſichter der Matroſen. Wie ein Rudel in der Falle ge⸗ fangenes Wild drängen ſich die Leute dicht aneinander, ſtarren mit gehetzten, wirren Augen um ſich. „Herhören!“ kommandiert Jep ſcharf.„Ruhe! Das Feuer iſt längſt gelöſcht!“ f Gelöſcht? Das Feuer gelöſcht? Die Menſchen blicken ſich um, werden ſich, ernüchtert, plötzlich bewußt, daß nir⸗ gends ein Feuerſchein zu ſehen iſt. Nicht einmal Rauch kriecht über das Deck. „Natürlich!“ ſagt eine tiefe Stimme aus dem Knäuel. „Die Pumpen! Sie haben ja Pumpen unten im Schiff!“ i„Ganz recht, Herr Eilert,“ ruft Jep, den Fahrgaſt er⸗ ſpähend.„Unſere Löſchmannſchaft hat den kleinen Brand, bereits erledigt.“ Seine Stimme ſteigt ſteil an zu hetlem, unbekümmertem Kommandoton.„Bootsmann Klauſen!“ „Die Fahrgäſte begeben ſich in die Bar, bis unten aufgeräumt und das Waſſer aus den Gängen geſchrubbt iſt.“ N Jawoll. Steuermann!“ Jep iſt vorgeſprungen. Seine Linke ſauſt mit wuch⸗ tigem Hieb mitten in das verzerrte Geſicht, ſeine Rechte „Eine Abordnung der 1 kann mit mir kom⸗ men und ſich überzeugen, daß keine Gefahr mehr beſteht!“ Jep läßt die Blicke über die Menge ſchweifen und erfaßt ganz hinten ein paar ruhige, vernünftige Geſichter.„Herr Konſul] Herr Flatt! Herr Gebhard!— Sie auch, Frau Wilcox, wenn ich bitten darf!— So, die übrigen Herr⸗ ſchaften bitte ich, ſo lange in der Bar zu warten.“ Die Stimme Jeps iſt klar und beruhigend. Eine plötz⸗ liche Ernüchterung iſt über die Menſchen gekommen. Man fängt an, ſich ein bißchen zu ſchämen, ſieht aneinander vorbei. Hier und da wagt man ſchon ein verlegenes Lächeln, ein Witzwort. Nur ein paar Frauen weinen noch leiſe vor ſich hin. 255 „Meine Frau blutet,“ ſagt ein Herr etwas kläglich. „Kann denn nicht der Schiffsarzt...?“ 8 „Aber ſelbſtverſtändlich.“ Jep hat die Piſtole einge⸗ ſteckt, iſt wieder ganz höflicher, liebenswürdiger Schiffs⸗ offizier.„Da kommt ſchon Dr. Kettler!“ Der Arzt, der ſich durch die Menge drängt, löſt den Reſt der Spannung. Man beſtürmt ihn mit Fragen, klagt über Kratzwunden, Beulen, Gliederſchmerzen. Zum Glüch iſt niemand ernſtlich verletzt worden. Während Dr. Kettler, unterſtützt von dem Sanitäter, tröſtend die leichten Ver⸗ letzungen unterſucht, ſchieben ſich die übrigen langſam, un⸗ auffällig von den Matroſen flankiert, der auf dem Pro⸗ menadendeck liegenden hellerleuchteten Bar zu. Auf ein⸗ mal iſt auch eine Anzahl Stewards da, die mit ruhigem dienſtlichem Lächeln die von der Aufregung ſtark mitge⸗ nommenen Frauen ſtützen. Andere kommen mit Tabletts voll dampfender Groggläſer, Fleiſchbrühe, appetitlich be⸗ legten Brötchen Auch Jep lächelt freundlich, während die beruhigten Fahrgäſte an ihm voerbeiziehen, aber ſein Lachen hal etwas Starres, Eingefrorenes. Er weiß nur zu gut: wenn jetzt aus einem der Niedergänge eine Rauchwolke bricht, oder wenn jetzt ein Skylight zerplatzt und eine Stich⸗ flamme daraus hervorſchießt, dann war alles umſonſt] Dann bricht die Panik wieder los, hundertfach ſchlimmer und gefährlicher als vorhin! 5 5. Erſt als die letzten Fahrgäſte in der Bar verſchwun⸗ den ſind und nur noch die Kameraden und die Abordnung ihn umſtehen, atmet er auf. Ein paar Matroſen haben den zuſammengeſchlagenen Baron Caſtenſkjold e tet und ſtützen ihn. Er blutet aus Mund und Naſe iſt noch völlig benommen. 8 s In die Zelle mit dem Mann! Wache vor die Tür!“ Dann wendet er ſich an die„Abordnung“:„Bitt gedulden Sie ſich noch einen Augenblick, meine Her 5 ten. Ich muß dem Kapitän Meldung machen““ „—