Nr. 286 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Mittwoch, 4. Dezember 1940 ——— 1 2 Hon do 1 1 ne Gegen den Feind des Kontinents Der Führer hat in ſeiner Rede vom 8 November d. J. geſagt, Europa mobiliſtere ſich langſam, indem es ſich auf ſich ſelbſt beſinne,„gegen den Feind des Kontinents“. Dieſer„Feind des Kontinents“ iſt England. Es war gewohnt, Europa dadurch zu beherrſchen, daß es die be⸗ rühmte Theorie vom„europäiſchen Gleichgewicht“ aufge⸗ ſtellt hatte, die in Wirklichkeit nichts anderes war, als ein Mittel der engliſchen Politik, keinen europäiſchen Feſtlands⸗ ſtaat ſo mächtig werden zu laſſen, daß er England gefähr⸗ lich werden konnte.„Sobald England Grund zu der Be⸗ fürchtung zu haben glaubte, es befreie ſich irgendein Feſt⸗ landsſtaat aus dieſer engliſchen Vormundſchaft— flugs ſah es das„europäiſche Gleichgewicht“ als geſtört an und traf ſeine Maßnahmen. Das will beſagen, es ließ durch andere Feſtlandſtaaten gegen dieſen einen und deſſen Freunde Krieg führen. Vor allem war Frankreich der Kriegsdegen der Engländer, ſeit ſich dieſer Staat in die Einkreiſungsfront der Briten gegen Deutſchland hatte einreihen laſſen. Die Franzoſen machten dieſe Politik mit in Erinnerung an die Theſe des Kardinals und Staatsmannes Richelieu, daß es „Aufgabe der franzöſiſchen Politik ſei, Deutſchland ewig in ſeiner Kleinſtaaterei ohnmächtig am Boden zu halten. So war ſchon der Weltkrieg ein Ergebnis des engliſch⸗franzöſi⸗ ſchen Zuſammenwirkens, um Deutſchlands Aufſtieg zur ſelb⸗ ſtändigen ſouveränen Großmacht wieder zunichte zu ma⸗ chen. Und die franzöſiſch⸗engliſche Nachkriegspolitik kannte nur das eine Ziel, Deutſchland auf die Dauer in den Feſ⸗ ſeln zu halten, die man ihm in Verſailles angelegt hatte. Die Beſetzung der deutſchen Lande am Rhein, unerfüllbare Reparationsforderungen, widerſinnige Oſtgrenzen, der Völ⸗ kerbund, die Militärbündniſſe Frankreichs mit europäiſchen Oſtſtaaten— alles dies und vieles andere mehr ſollte Deutſchland als Großmacht für immer zertrümmern Als England merkte, daß trotz alledem der deutſche Wie⸗ deraufſtieg nicht zu hemmen ſei, machte es den jetzigen Krieg. Aber er verlief anders, als es ſich ſeine Urheber gedacht hatten. Die Staaten, die ſich dazu hergegeben hatten, die Geſchäfte Englands zu beſorgen, wurden von. Deutſchland vernichtend geſchlagen, und die Erfolge der deutſchen Waf⸗ fen machten den Weg frei für den Aufmarſch eines neuen, von der britiſchen Vormundſchaft befreiten Eurgpas. Schon vor dem Kriege war die Achſe Berlin— Rom als Ant⸗ wort zweier junger, aufſtrebender Völker au die engliſche Ueberheblichkeit geſchaffen worden. Jetzt im Krieg, den die Engländer vom Zaune brachen, wurde die Achſe zum Ma⸗ gneten. Der Dreierpakt Deutſchland—Italien—Japan wurde geſchloſſen. Und mit dem Beitritt Ungarns, Rumäniens und der Slowakei zum Dreierpakt iſt erneut der tiefere Sinn dieſes umfaſſenden Friedensinſtrumentes unterſtrichen wor⸗ den: eine Ausweitung des Krieges zu verhindern! Statt⸗ deſſen wird der Zuſammenſchluß der aufbauwilligen Völker organiſiert, um einen Weltfrieden herzuſtellen und zu ſichern, der eine gerechte Weltordnung ſchafft, freilich eine andere als die von Genf! Nicht die Völker gegenſeitig auszuſpielen gilt es wie in der Verſailler Epoche, ſondern die. Errichtung einer Ordnung, die— auf der Grundlage natürlicher und geſchichtlicher Tatſachen— allen Völkern eine geſunde Entwicklung auf politiſchem und kulturellem Gebiet gewähr⸗ leiſtet. Adolf Hitler hat die. Repiſion der durch Verſailles und Genf geſchaffenen und immer wieder ſanktionierten Verträge und Zustände vollzogen. Damit iſt Europa frei geworden. 5 ‚ Während vor einigen Jahren die Freundſchaft zwiſchen Berlin und Rom den Aufbruch der Völker der Zukunft einleitete, vollzieht ſich heute in engſter Anlehnung an den am 27. September 1940 in Berlin zwi⸗ ſchen Deutſchland, Italien und Japan abgeſchloſſenen Mili⸗ tärpakt eine fortſchreitende Sammlung jener Völker, die für eine neue gemeinſame Lebensordnung im Kampfe gegen die Plutokratie eintreten. Wenn der Führer am 8. November 1940 ſagte, dieſer Kontinent mobiliſiere ſich langſam, indem er ſich auf ſich ſelbſt beſinne, gegen den Feind des Konti⸗ nents, ſo wird heute offenbar, wie beſtimmend dieſes Füh⸗ rerwort für alle Nationen Europas geworden iſt. Das Kraft⸗ zentrum der Achſe wird immer ſichtbarer, und weil die Menſchheit, insbeſondere die des Abendlandes, einen wirk⸗ lichen und dauernden Frieden haben will, gibt es kein Kom⸗ n zwiſchen der Achſe und England, das ſich unfähig geßzeigt hat, den Sinn des 20. Jahrhunderts zu erfaſſen. In der jüngſten Zeit hat, wie zur Beſtätigung dieſer faſſung, der Sohn des früheren Botſchafters und Unter⸗ ſekretärs im engliſchen Auswärtigen Amt, Sir A Nicolſon, eine aufſchlußreiche Biographie ſeines Vaters veröffentlicht, in der er erklärt, daß die Anaſt vor einer Einigung des Kontinents die Engländer beſtimmt habe, den Weltkrieg zu entfeſſeln. Wörtlich heißt es:„Der Alpdruck von dem Nicolſoß jahraus jahrein verfolgt wurde, war eine kontinentale Kaalition, die Deutſchland die Flotten und Heere Ruslands, Frankreichs. Oeſterreichs, Italiens, der Türkei, Bulgariens und Rumäniens zur Verfugung ſtellen würde, in ber es entweder einen unheilvollen Krieg führen oder ſich dem Diktat Deutſchlands würde unterwer⸗ fen müſſen.“ A ſich anbahnende Dieſes engliſche Geſtändnis iſt gerade im Augenblick be⸗ ſonders aufſchlußreich, beweiſt es doch die Richtigkeit der Außenpolitik der Achſe. Die zurückliegenden Tage und Wo⸗ chen ſind hiſtoriſche diplomatiſche Niederlagen für England. London iſt politiſch bereits eine tote Stadt, und auch Thur⸗ chills Plan, eine Konferenz aller Exil, regierungen“ zuſam⸗ menzuberufen, beſtätigt nur dieſe Ausſchließung Englands aus der europäiſchen Politik und Neugeſtaltung. Deutſch⸗ land und Italien bedeuten Sicherheit, England aber iſt heute als der große Fluch Europas erkannt. Dieſer Erkenntnis kann ſich auf die Dauer kein Staat mehr entziehen, und während ſich der Eiſenring um die Inſel immer enger ſchließt, formieren ſich die Völker Europas zum Marſch in die Zukunft. Zum Marſch ohne England, ja gegen Eng⸗ land, den Feind des Kontinents! Naturwiſſenſchaften und Weltanſchauung.— Wiſſenſchaftliche Vorſorge für 1975. V NS. Wenn die deutſche Induſtrie und Technik an er⸗ ſter Stelle in der Welt ſtehen, ſo iſt das ſo wenig ein Zu⸗ fall wie die Siege unſerer Wehrmacht über einen Feind, der ſich ſo laut ſeiner Ueberlegenheit an Zahl und an wirtſchaft⸗ lichen Machtmitteln rühmte. Die deutſche Ueberlegenheit iſt in beiden Fällen der beſonderen Art des deutſchen Menſchen⸗ tums zu verdanken, deſſen Charakter ſowohl zu fachlicher Forſchung wie zu mutiger praktiſcher Geſtaltung befähigt und ſeine unter einer genialen Führung aufs wirkungs⸗ vollſte geſteigerte Begabung zur überlegenen Löſung der ge⸗ ſtellten Probleme wie zum begeiſterten Einſatz der eigenen Perſon eben erneut darſtellt. Unſere militäriſchen und wirt⸗ ſchaftlichen Erfolge ſind der ſinnfälligſte Ausdruck der ſchöp⸗ feriſchen Kräfte dieſes deutſchen Menſchentums. Gerade weil ſie hier ſichtbar in Erſcheinung treten, überſieht man oft, daß ſie ein piel weniger ſinnfälliges Wirken derſelben ſchöp⸗ feriſchen Kräfte zur Vorausſetzung haben, nämlich in der Wiſſenſchaft, das heißt hier in erſter Linie in den Natur⸗ wiſſenſchaften. Dafür denkt man andererſeits immer zuerſt an die wirtſchaftliche und militäriſche Auswirkung, wenn man von der Bedeutung der naturwiſſenſchaftlichen For⸗ ſchung hört. Es iſt richtig, zuerſt daran zu denken; denn man trifft di⸗ mit auch die im Augenblick bedeutungsvollſte Seite dieſer Wiſſenſchaften. Heute wird keine Erfindung von Rang mehr nach der Methode gemacht, die noch Ediſon anwenden mußte, als er an ſeiner Glühlampe arbeitete(um 1879): Um einen geeigneten Glühfaden zu erhalten, probierte er monatelang Hunderte von Materialien durch: Faſern, Haare, Fäden, Kohlen, Metalle, bis er endlich eine zufriedenſtellende Wir⸗ kung erzielt hatte. In unſeren Tagen wird viel plan mä⸗ ßiger„erfunden“. Durch genau Kenntnis der Eigen⸗ ſchaften der Stoffe und der Geſetzmäßigkeiten ihrer Um⸗ wandlungen kann man im allgemeinen das Weſentliche an der angeſtrebten Erfindung nach planvoller Ueberlegung und Berechnung im Laboratorium herausexperimentieren. Ent⸗ ſcheidend ſind die vorausgegangenen Unterſuchungen und Ergebniſſe der Grundlagenforſchung(3. B. Struk⸗ tur der Moleküle, Feinſtruktur der Atome). Mit dem Labo⸗ ratoriumsverſuch iſt dann allerdings noch nicht alles getan; man rechnete bisher durchſchnittlich zehn Jahre, ehe ein Problem, deſſen Löſung als praktiſch bedeutungsvoll erkannt wurde, rechneriſch gelöſt war; nach der wiſſenſchaftlichen Lö⸗ ſung braucht man wieder eine Anzahl Jahre bis zur er⸗ folgreichen Verwertung der gewonnenen Erkenntnis in der Technik, man rechnet rund 15 Jahre; und dann vergehen noch einmal durchſchnittlich zehn Jahre, bis das erſte techniſche Verfahren ſeine ausgereifte Dauerform im Großbetrieb ge⸗ wonnen hat. Man kann alſo ſagen, daß die naturwiſſenſchaft⸗ liche Forſchung von heute für das Jahr 1975 vorſorgt. Auf ihr bauen ſich aber auch wiederum die Forſchungen von mor⸗ gen auf; ſie arbeitet alſo für unſere ganze unabſehbare Zu⸗ kunft. Bezahlt macht ſich alſo die Arbeit des Wiſſenſchaftlers nicht unmittelbar; es gab engſtirnige Leute, bei denen ſchon dieſe Tatſache, daß man eben wiſſenſchaftliche Arbeit nicht unmittelbar in bare Münze umſetzen kann, genügte, alle theoretiſchen Bemühungen als unfruchtbar oder ſogar le⸗ bensfremd abzutun. Heute zieht mam daraus die genau ent⸗ gegengeſetzte Folgerung: Aus Vorſorge für die Zukunft un⸗ ſeres Volkes muß für Erhaltung und Ausbau unſerer wiſ⸗ ſenſchaftlichen Forſchung mit ſtaatlichen Mitteln geſorgt wer⸗ den. Dazu wurde als eine Art zentrale Aufſichtsſtelle der Reichsforſchungsrat geſchaffen(1937). Bedeutungsvoller aber als alle ſolche Hilfseinrichtungen ſichert unſere Zukunft in dieſer Hinſicht der deutſche Forſchergeiſt ſelbſt, der nicht nach dem Lohne ſieht, wenn er im Streben nach immer tieferer Erkenntnis ſeine Fragen an die Naturaſtellt. Bei der algenfälligen Bedeutung, die die Naturwiſſen⸗ ſchaften für die techniſche und wirtſchaftliche Weiterentwick⸗ lung haben, vergißt man leicht, daß ſie auch auf einem ganz andersartigen Bereich von tiefgreifenden Folgen geweſen ſind und noch ſind: auf dem Gebiet der geiſtigen und weltau⸗ ſchaulichen Geſtaltungskämpfe. Am Beiſpiel der Biologie ha⸗ ben wir es in unſerer Gegenwart erlebt, welche weltanſchau⸗ liche Macht natuxwiſſenſchaftliche Forſchungsergebniſſe haben können. Die Raſſenlehre bildet heute das feſte Fundament der nationglſozialiſtiſchen Weltanſchauung. Werden fetzt alle raſſenkundlichen Forſchungen aus dieſem Grunde planmäßig gefördert, ſo darf doch nicht überſehen werden, daß ſir iich aus Anfängen entwickelt haben, zu deren Zeit der arbeitende Forſcher nichts von weitreichenden Folgen ahnen konnte. Und nicht allein die Ergebniſſe der raſſenbiologiſchen For⸗ g . ſchung haben in der Geſchichte der abendländiſchen Menſch⸗ heit weltanſchauliche Revolutionen hervorgerufen. Da ſich dieſes Thema hier gar nicht erſchöpfend darſtellen läßt, ſei nur auf die weltanſchauliche Umwälzung hingewieſen, die die Forſchungen des Copernicus(um 1500) hervorgerufen haben. Copernicus befreite nicht nur ſeinen engeren Wiſſenſchafts⸗ bereich, die Aſtronomie, ſondern die Naturwiſſenſchaften und damit alle Wiſſenſchaft überhaupt aus den Banden einer wiſſenſchaftsfeindlichen, engſtirnigen Autorität und hat da⸗ mit den Weg freigemacht zu der Ausgeſtaltung unſeres abendländiſchen Lebens, das ohne die germaniſche Haltung der Forſchungsfreiheit nicht denkbar wäre. Gerade dieſes naturwiſſenſchaftliche Weltbild, aufgebaut auf einer Unmenge muſterhafter wiſſenſchaftlicher Klein⸗ arbeit, hat das Geſicht unſerer Welt weſentlich mitbeſtimmt. Es muß dabei zugegeben werden, daß die im vergangenen Jahr⸗ hundert außerordentlich ſchnell aufeinanderfolgenden Ent⸗ deckungen ſowie die fortſchreitende Techniſierung manche von unſeren urſprünglichen Lebensgrundlagen zerſtörten— im⸗ mer aber ſprangen andere Forſchertaten ein, die die Kriſen nicht zu einer Exiſtenzgefahr werden ließen; jetzt iſt es vor allem eine vertiefte biologiſche Erkenntnis. Heute zeichne: ſich die exakte Naturwiſſenſchaft in erſter Linie durch ihren hervorragenden Sinn für die Belange der völkiſchen und ſtaatlichen Wirklichkeit aus. Der Verzicht auf den ſofort ſicht⸗ baren Erfolg der wiſſenſchaftlichen Arbeit mag dabei manch⸗ mal nicht leicht ſein, zumal in einer Zeit, wo die Menge überall auf Erfüllung wartender praktiſcher Notwendigkei⸗ ten alle tatkräftigen Hände an ſich zieht. Es iſt aber kein Zweifel, daß ſich nach der Löſung der dringendſten Probleme wieder genügend junge Kräfte finden werden, die den Dienſt der ſtillen und langwierigen exakten Naturforſchung auf ſich nehmen. Ergebniſſe der Tabakforſchung Züchtungen auf neuer Grundlage— Manch deutſcher Tabak erreicht Ueberſeequalität WPD. Der Direktor der Reichsanſtalt für Tabakfor⸗ ſchung in Forchheim bei Karlsruhe, Profeſſor Dr. Koe ⸗ nig, ſprach in Berlin vor dem Verein zur Beförderung des Gewerbefleißes von 1821 über die Ergebniſſe der Tabakfor⸗ ſchung. Obwohl das Rauchkraut buchſtäblich„in aller Mund bekannt iſt“, weiß man ſelbſt in Gewerbekreiſen verhältnis⸗ mäßig wenig über dieſen wichtigen und wertvollen Rohſtoff. In Forchheim wird der Tabak vom Samenkorn, das in den Boden kommt, über die Ernte, Trocknung, Fermentation, auch über Fabrikationsvorgänge bis zur Achſe beim Verbrau⸗ cher gründlich unterſucht. Faſt alle wiſſenſchaftlichen Diſzi⸗ plinen ſind an dieſen Studien beteiligt, beſonders die der Landwirtſchaft(Züchtung, Boden, Dünger, Anbaulehre), die Naturwiſſenſchaften(Chemie, Botanik, Biologie, Phyſit), aber auch Medizin, Volkswirtſchaft, Technik, Geſchichte, Kunſt, Rechtskunde(Zölle, Steuern), Staatswiſſenſchaften (Monopole), ja ſogar Theologie(das Rauchen hat ſeinen Urſprung im Rauchopfer). Die ſehr intereſſante„Geſchichte des Tabaks“ iſt in Forchheim von Chriſtoph Columbus über Jean Nicot bis in die Neuzeit verfolgt worden. Der Vor⸗ tragende bemerkte, daß im Jahre der Gründung des Ver⸗ eins zur Beförderung des Gewerbefleißes(1821) in Berlin durch Profeſſor S. F. Hermbſtädt das„Nicotianin“ entdeckt und in der Akademie der Preußiſchen Wiſſenſchaften ein Vortrag gehalten wurde. Damals war die Erforſchung be⸗ ſonders des Nikotins in den Vordergrund get'eten, das end⸗ gültig 1828 in Heidelberg entdeckt wurde. Dieſe Entdeckung beſchrieb Profeſſor Koenig in ſeinem ſoeben herausgekomme⸗ nen Buch über„die Entdeckung des Nikotins“,— Der Vor⸗ tragende ging dann beſonders auf die Züchtungsarbeiten ein. Er brachte den Beweis, daß der heute in Deutſchland gebaute Tabak etwas ganz anderes darſtellt als er noch bor zehn Jahren war. Die Sorten ſind von Grund aus neu gezüchtet, und manch deutſcher Tabak reicht an die Qualität von Ueberſeetabak heran. Beſonders intereſſierten Züchtungen, wie zum Beiſpiel Havanna⸗, Virgin⸗, Kentucky⸗ ſorten, die, wenn in größeren Mengen angebaut, die amerika⸗ niſche Einfuhr zum Teil überflüſſig machen. Auch über die Züchtung des nikotinfreten Tabaks wurden die Hörer aufgeklärt. Man war erſtaunt. zu erfah⸗ ren, daß das Gift Nikotin tatſächlich ſchon zu 100 v. H. in der lebenden Pflanze umgewandelt werden kann in andere Kör⸗ per, die ſo gut wie unſchädlich und dabei anregend wirken und aromatiſch ſind. Dieſe Tabake wurden ſchon zu 30 000 Zentner im Jahre 1940 angebaut und werden den deutſchen Fabrikaten zugemiſcht, ſo daß wohl das deutſche Volk mit der Zeit am wenigſten ſchädlich rauchen dürfte. Das iſt wirk⸗ licher und praktiſcher Dienſt an der deutſchen Volksgeſund⸗ heit.— Intexeſſant war zu höxen, daß man die Tabakblu⸗ ten verwenden kann, um Eſſenzen(ähnlich Hyazinthenöl) daraus zu machen daß man aus Tabakſamen ein köſt⸗ liches Speiſeöl preſſen kann(aus 100 Kilogramm Samen 33 Liter Oel). Eingehend wurde über den Anbau, die Trock⸗ nungs⸗ und Fermentationsmethoden berichtet. Beſonders anziehend war es für Raucher und Nichtraucher über die Kunſt und Wiſſenſchaft des Rauchens unterrichtet zu werden. Man hörte, daß ein und dieſelbe Zigarre gaanz an⸗ dere Rauchprodukte beim Rauchen ergebe ſe nachdem ſie ge⸗ raucht wird Der eine Raucher kann von der gleichen Zi⸗ garre einen hohen Genuß erzielen, wenn er ſie kunſtgerecht behandelt, der andere, der die Zigarre vor und während des Rauchens mißhandelt, raucht un bekömmlich. Je nach dem Rauchverfahren hat es der Raucher in der Hand(oder beſſer im Mund), leichter oder ſchwerer zu rauchen. Weiter wurde noch die Frage der Gehaltſtoffe des Rauches(Nikotin, Pyri⸗ din. Kohlenoxyd, Zyanwaſſerſtoff uſw.) beſprochen und über das Inhalieren Aufklärung gegeben. —— Die Burmaſtraße bombardiert. Unmittelbar nach der Wiedereröffnung der Burmaſtraße dur Brücken über den Mekong dur Bild: Die Kuangko⸗Brücke über den Mekong. japaniſche Flugzeuge die beiden 1 2 8 Weltbild(M). die Engländer haben Bomben zerſtört. Unſer Unſer Große Erfolge unſerer Schnellboote. e i Wie das Oberkommando der Wehrmacht bekanntgab, hab Kriegsbeginn eine große Anzahl feindlicher Kriegsſchiffe 11 300 Tonnen, darunter 6 Zerſtörer und 2 U-Boote, verſenkt. ſenkte Handelsſchiffsraum 1 ſeit dem Einſatz der . i PK. Böltz⸗Weltbild(M), haben die deutſchen Schnellboote ſeit mit einem Rauminhalt von Der durch Schnellboote ver⸗ Boote im Weſten 212000 BRT. 1: Deutſches Schnellboot in See. i eee eee en 52 0 Buchheim 30. Nov.(PK.) An die Tender gedrückt, lie⸗ rer in der kribbeligen Enge des Hafens. Ge⸗ u die Leute der Freiwache das ölige Hafen⸗ nel. Die Keſſel haben Dampfaüfge⸗ ber weiß, ob es nur auf Reede zwiſchen den t geht oder aber eine andere Unternehmung Kommandant iſt an Bord vom Zerſtörer 1. ng mit der Führer der Zerſtörer. Der Kommandant kommt zurück. Viele ſpähende Augen ten ſein verſchloſſenes Geſicht, umſonſt verſuchen ſie harten, beherrſchten Zügen eine Mitteilung abzule⸗ Stunde von 18 bis 19 Uhr iſt die Stunde höchſter tung; Machen wir ſeeklar oder nicht. Im gleichen ut tönt der Alle⸗Mann⸗Pfiff durch die Decks. Die emhupen rufen! Seeklar in einer halben ndel Jetzt gilt es! dem Kanal zu. Für 24 Uhr iſt„Alle Mann Sſtation!“ befohlen. Draußen iſt es tief⸗ eworden. Eine dichte Wolkendecke hat ſich gt. Auf, der Brücke ſteht der Komman⸗ ch ſtarr. Die Spannung wird körperhaft Aügen bohren ſich in die Dunkelheit. Wir ſind z dicht an die Küſte herangekommen en auf einmal dünne Scheinwerferfinger in den „Alarm!“ Scheinwerfer an der engliſchen drüben muß Plymouth liegen! Da Blitze von tern! Neue Scheinwerfer ſchießen ihre bläu⸗ en hoch, verfangen ihre Lichtkegel. löſen ſich weiter. Unſere Flieger! Sie greifen Plymouth iulen ſteigen plötzlich hoch, verbreiten rötliche Himmel. Wir beobachten den ganzen Angriff, e Feuerſäulen ſteigen hoch. Ueber Plymouth iſt taghell. Unſere Flieger packen zul Irgendwo da Nachthimmel hängen jetzt unſere Kameraden und jagen den Feind, wie wir hier auf dem nächtlichen Meer. 3 1 Der „ Ein Befehl ſtolzer ſieghafter Freude miſcht ſich mit der un⸗ geheuren Spannung. Wir greifen an, unſere Flieger und wir. A Stand ſteht der Artillerieoffizier(AO) i ermittlern. An Backbord, Richtung X⸗ zahl Objekte gemeldet. Aeußerſte Wach⸗ r Fahrt pirſchen wir uns an den Gegner ihrerboot kommen Gefechtsanweiſungen. Die des Angriffs wird bekanntgegeben. Wir wech⸗ arslinie. Ueber die Zieloptik geduckt ſucht der AO das Waſſer ab. Klar und ſcharf klingt jetzt ſeine Stimme: „Geſchütze Sucherſtellung!“ Der Feind iſt gefaßt! 2 er AO Entfernung und Fahrt des Gegners. Zwei Salven feuern!“ Die ungeheuren n der Abſchüſſe ſchlagen über das Boot. Die der Mündungsfeuer erhellen für Sekunden die Decks. Der AO beobachtet die Aufſchläge. Laufend gibt er Seiten⸗ und Höhenverbeſſerung:„Aufſatz 6000!“ Wieder ertönt die Stimme des AO:„Salve feuern!“ Wieder und wieder ſchlägt die Salvenglocke an. Auch die anderen Boote der Flottille feuern auf die Bewachungsfahrzeuge der Englän⸗ der. Grüne und rote Granaten ziehen heulend ihre Bahn dicht über das Waſſer dahin, Funken ſtieben drüben auf. Flammen ſchlagen. Feuer und Untergang! Nach wenigen Minuten ſind drei der feindlichen Fahrzeuge abgetakelt! Während noch die letzten Granaten über das Waſſer fau⸗ chen, wird neuer Alarm gegeben. Vom vorderen Stand geht die Meldung an alle Stationen des Bootes:„Zerſtörer an Backbord!“ Jetzt gilt es! Jetzt ſtellt ſich der Gegner zum Kampf. Unheimliche Sekunden—— Minuten Die Augen ſaugen ſich in die Dunkelheit hinein. Da! Die Schat⸗ ten an Backbord... Der Feind kommt auf Gegenkurs mit hoher Fahrt macht Kehrt, um auf Südkurs parallel zu den deutſchen Zerſtörern den Kampf anzunehmen. In äußerſter Spannung klingt die Stimme des Torpedo⸗Offiziers:„Tor⸗ pedowaffe— Achtung!“ Torpedo⸗Richtung X⸗Grad“ Von der Rechenſtelle geht der Schußwinkel an die Rohre Die Stimme des TO:„Es ſchießt der vordere Rohrſatz einen Viererfächer!“—— Ueber die Zieloptik geduckt, wartet der TO noch Sekunden, bis er die günſtigſte Poſition hat. Jetzt: „Viererfächer los!“ Unten ſchießen die ſilbernen Aale nacheinander in das Waſſer und verſchwinden zu ihrer tod⸗ beladenen Fahrt. Wieder ſteigert ſich die Spannung bis zur Unerträglichkeit. Die Sekunden dehnen ſich zu langen Zeit⸗ räumen. Nichts— kein Laut fällt in die ßlötzliche Pauſe nach der fieberhaften Betriebſamkeit. Da— da!— Ich ducke mich zuſammen. Eine ungeheure Detonation zerreißt die an⸗ geſpannte Stille. Eine rieſige Stichflamme ſchießt hoch eine gewaltige Säule aus Feuer und alühenden Eiſenſtücken. 3000 Kilometer Eiebe Ein heiterer Roman von Olly Boeheim. vordere Aarahf 35 Anni hörte kaum mehr hin. In großen Sprüngen lief ſie über den Sand Der Strandkorb war leer. Sie ſog tief den ſalzigen Geruch der Wellen ein Sie hätte am lisbſten vor Glück laut hinausgeſchrien. In fliegender Haß zog ſie ſich aus, ſprang in das blaſſe Blau und kraulte drauflos, als könnte ſie geradewegs in den tagmüden Himmel hineinſchwimmen. Weit draußen legte ſie ſich auf den Rücken Es dämmerte, Die kleine Stadt bekam leuch⸗ tende Augen, und ein vereinzelter Stern funkelte auf Ein Dampfer zog ſeine glitzernde Lichterkette weit in das Meer hinaus Anni begann zu fröſteln. In ihrer Begeiſterung war ſie viel zu weit hinausgeſchwommen. Sie hatte die Entfernung überſchätzt. Mit energiſchen Stößen ſchwamm ſie zurück Aha, eine glimmende Zigarette im Strandkorb! Peter, der Treue hielt Wacht, der gute Junge! Anni fühlte etwas wie Rührung. 5 „Gib mir das Badetuch“, ſchrie ſie vom Ufer her,„es iſt ſchrecklich kalt!“ Sie ſah zwei Hände, die ihr das Bade⸗ tuch entgegenhielten, wickelte ſich hinein, riß die Badekappe von den rotblonden Wuſchelhaaren, ſchüttelte die nafſfen, halblangen Locken und ſagte:„Geh bitte hinter den Strandkorb. während ich mich anziehe.“ ö Sie ſtreifte das hellgrüne Trikot herunter, frottierte die brennende Haut und fragte:„Wohin gehen wir denn eſſen? Ich muß etwas Warmes trinken und außerdem habe ich einen Bärenhunger.“ ö Vielleicht ins Strandhotel“, ſagte die Stimme. Anita lachte. Er blieb wirklich ewig ein Lauſejunge, dieſer Peter. Jetzt machte er wieder Quatſch und ſchraubte ſeine Stimme tief. Mach nicht den Affen! Sag lieber, wieviel wir für das Abendbrot anlegen können!“ 8 „Ach, ich bin ganz gut bei Kaſſe—“ Das iſt das erſtemal, daß ich ſo etwas von dir höre. Du kannſt übrigens kommen, ich bin fertig.“ Sie wrang ihren. Badeanzug aus und ſagte über die Schulter:„Du kannſt ſchon alles zuſammenpacken!“ Dann blieb ſie wie vom Donner gerührt ſtehen. Ein fremder junger Mann kam hinter dem Strandkorb hervor und begann gehorſam, Annis Badetuch zuſammenzufalten. „Verzeihung“, ſtammelte das Mädchen in höchſter Ver⸗ 0 Berſtende Geräuſchſchläge folgen öblſtzſchnell nach. Dos! Exploſionen ſind zu unterſcheiden. Geblendet ſehen die Augen noch den roten Feuerſchein, dann iſt drüben nichts mehr zu ſehen. Der Zerſtöver iſt in tauſend Fetzen zerriſſen und ſofort geſunken. Da ſteigt ſchon in einiger Entfernung eine ſäule hoch, 80, 100 Meter. Der meldet,,„Zerſtörer 1 hat zielt!“ Hart und klar bleibt die Stimme des Kommandanten. Von Stufe zu Stufe wird die Fahrt geſteigert. Es wird plötzlich taghell über uns. Leuchtgranaten ziehen ſteil ihre Bahn gegen den Himmel. Das Mündungsfeuer der feind⸗ lichen Artillerie blitzt guf. Dicht vor dem Bug ſtehen die Waſſerſäulen der Einſchläge. Wir werfen Nebelbojen. Schon hüllt uns der weißliche Dunſt ein. Ab und zu dringt der Blitz eines Mündungsfeuers durch den Nebel. Die Ge⸗ ſchütze richten ſich auf dieſe Blitze. Nach einer Weile iſt zwi⸗ ſchen den eigenen Abſchüſſen nur noch fern der Donner der indli 8 bi hören. Ein Blick auf die Uhr: Es ſind 1 im Kanal. Kein Feind kein fe ne neue Feuer⸗ Torpedobefehlsübermittler Torpedotreffer er⸗ Vor zweitauſend Jahren Nanzig als germaniſche Siedlung (K.) Die Stadt Nancy bietet im ganzen das Bild des 19. Jahrhunderts, ſie iſt in ihrer heutigen Geſtalt eine Schöp⸗ fung des letzten lothringiſchen Herzogs Stanislaus, und nur wenige Gebäude wie das Craffetor und der Herzogspalaſt er⸗ innern daran, daß ſchon vorher hier eine Stadt mit wehrhafter Befeſtigung und beachtlichen Bauwerken geſtanden hat. Wer aber etwas vom Kulturleben einer nun ſchon bald zwei Jahr⸗ tauſende zurückliegenden Zeit ſpüren will, muß— wie über⸗ all— in das Muſeum gehen, das gerade in Nancy eine Fülle von Denkmälern aus den erſten Jahrhunderten unſerer Zeit⸗ rechnung bietet. In der ebenerdigen Halle des ehemaligen herzoglichen Schloſſes am Anfang der Grand Rue ſtehen ein paar Dutzend römiſcher Steindenkmäler, die dem Beſucher von jenen Zeiten erzählen, als auch dieſes Land ein Teil des römi⸗ ſchen Weltreiches war. Vergleicht man ſie etwa mit denen der berühmten Steinhalle des Altertumsmuſeums der Stadt Mainz. jällt ſofort das Fehlen jeglicher Darſtellung aus dem militäri⸗ ſchen Leben auf, ſie alle ſind Zeugen des bürgerlichen und vor allem des religiöſen Lebens. Beginnen wir mit dem letzteren. In der Mitte der Halle ſteht als wertvollſtes Stück der Archäblogiſchen Abteilung des Lothringiſchen Muſeums das Steinbild eines Reiters auf einer nur zur Hälfte erhaltenen Säule, ſein Pferd wird von einem kleinen, geflügelten Genius an der Leine geführt. Es iſt eine der ſogenannten Jupiter⸗ ſäulen, deren älteſtes und ſchönſtes Stück in Mainz gefunden wurde. Aber der höchſte Gott bedarf nicht der Führung durch einen Genius, und wir haben daher in dem Reiter wohl eher den Kaiſer zu erkennen, den dieſe Art der bildlichen Darſtellung als göttliches Weſen kennzeichnen ſollte. Die Gruppe iſt ver⸗ wandt mit einer anderen, die im Muſeum durch zwei Denk⸗ mäler vertreten iſt, den ſogenannten Jupiter⸗Giganten⸗Säulen: Hier wird der reitende Gott von einem fiſchleibigen Dämon getragen, und hier iſt es ganz eindeutig nicht der offizielle römiſche Jupiter, ſondern der einheimiſche Himmelsgott, der mit einem Sturmdämon über den Himmel daherfährt. Die weitaus größte Anzahl der römiſchen Götterbilder ſtellt Merkur dar, und auch hier verbirgt ſich unter dem äußeren Bilde des offiziellen römiſchen Gottes gewiß eine dieſem in irgendwelchen Zügen verwandte Gottheit der einheimiſchen Bevölkerung. Das gleiche hat zu gelten für den ebenfalls mehrfach vertretenen Apollo, der auch am Rhein oft mit dem bodenſtändigen Heilgott Grannuns zuſammenfließt, in der Bildlunſt jedoch auch dann ſeine üblichen Attribute, nor allem die Leier, beibehält. Mehrere Altäre und Inſchriften feiern den Herkules Saxanus(oder Saxetanus), ſie ſind geſetzt von Abordnungen der 8., 14. und 21. Legion, die in den von den Römern ausgiebig ausgebauten Kalkſteinbrüchen an der oberen Moſel gearbeitet haben. Zum Schutzpatron der Steinbrecher war ja auch kein anderer ſo berufen wie der muskelſtarke Halb⸗ gott, der ſich auch bei den germaniſchen Stämmen am Rhein größter Beliebtheit erfreut hat. Die galliſche Pferdegöttin Epuna iſt auf einem Relief dargeſtellt, in der üblichen Weiſe auf einem Pferde reitend. Bei den galliſchen Reitervölkern iſt ihr Kult ſehr weit verbreitet. Die Neigung der galliſchen Be⸗ völkerung, die Götter paarweiſe zu gruppieren, zeigt ſich in mehreren Denkmälern, Merkur erſcheint mit Rosmerta, und auf einem Relief ſehen wir zwei Gottheiten, die wir nicht mit Namen nennen können. i Stets ſind Totenbräuche ergiebige Quellen für das reli⸗ giöſe Leben vergangener Zeiten. Wir finden im Lothringiſchen „Sagen Sie mal, wie kommen Sie eigentlich dazu, ſich in meinen Strandkorb zu ſetzen?“ fragte ſie, nur, um ihre Verlegenheit zu überwinden. „Das gleiche wöllte ich Sie gerade fragen. Sie ſehen: zwei Seelen und ein Gedanke.“ „Ach, das war Ihr Strandkorb? Dann muß ich mich ja bei Ihnen entſchuldigen!“ Die Entſchuldigung wird nicht angenommen; zur 1 Sie mir jetzt beim Abendbrot Geſellſchaft eiſten. „Eine Strafe, die ich gern auf mich nehmen würde, wenn nicht.“ „Ein jemand auf Sie wartete.. „Ja—“ „Schade— ich möchte Ihnen meine Geſellſchaft nicht aufdrängen oder Sie womöglich in Ungelegenheiten brin⸗ gen.“— Der junge Mann ſtand in kühl abwartender Haltung vor Anita. Nur ſeine tiefblauen Augen ſtraften die ſcheinbare Gleichgültigkeit Lügen. Sie brannten in heimiſcher Erwartung. „Auf eine halbe Stunde“, ſagte ſie leiſe. „Danke“, flüſterte der Mann und griff nach ihrer Hand Ueber dem Meer ſtieg der Mond empor, groß, rötlich ind theatraliſch wie in einer Operettendekoration. „Kommen Sie, kleine Seejungfrau, wir wollen auf der Hotelterraſſe eſſen, wenn es Ihnen nicht zu kühl iſt.“ Das Meer ſchlug leiſe gegen den Strand. Anita fühlte zine dunkle Verzauberung, die von dem gleichmäßigen Wellengemurmel ausging. Sie liebte das Meer, Sie fuhr des Fahr hin, und wenn ſie nachts bei offenem Fenſte; io(ite vie Gt“ gekon von Nins in ihren Ty wirrung.„Ich habe Ste fur meinen Begleiter Peter Renz gehalten..“ 8 „Und ich Sie für eine Nixe“, lachte der junge Mann, zals Sie weit draußen im grünen Trikot ſchwammen. Nun ſind wir beide enttäuſcht, wie?“ 7 „Sie ſind 5 „Angenehm enttäuſcht, denn mit einer Nixe könnte ich ſchwerlich ins Strandhotel gehen—“, 5 „Ja,— ich bin— ich habe—“ 5 „Sie haben entſetzlichen Hunger, ich weiß.“ „Allerdings!“ 5 „Alſo gehen wir!“ 8 Anni blieb ratlos ſtehen. Der junge Mann vor ihr war groß, dunkelblond hatte lachende, blaue Augen und einen feinen ſenſiblen Mund, der dem ſchönen ebenmäßigen Geſicht etwas Nachdenkliches, faſt Grübleriſches gab. Er trug die Uniform eines ſchwediſchen Seeoffiziers. Muſeum eine ganze Reihe eigenartiger Denkmäler. Skeinere Grabauffätze in Form eines hochgiebligen Hauſes, bei dem ſtets die kleine Eingangstür und oft auch die Schindelbedeckung des Daches angegeben iſt. Es iſt das eine Sitte einzelner keltiſcher Völkerſchaften, darunter auch der einſtmals hier ſiedelnden Leuker wie beſonders der benachbarten Mediomatriker(um Metz). Das Grab entlehnt ja zu allen Zeiten ſeine Form den Behauſungen der Lebenden. Aber die Steine erzählen nicht nur vom Glauben und vom Tode, ſondern auch vom Leben des Alltags. Auf einem Relief ſind Zimmerleute dargeſtellt, ein dickes Brett liegt über zwei Böcken und wird von zwei Männern zerſägt, von denen der eine auf dem Boden der andere oben auf dem Brett ſteht. Eine ungewöhnlich kleine Gruppe zeigt eine Schmiede; ein Mann hält das, Eiſen, ein zweiter ſchlägt mit einem großen Hammer darauf, während ein dritter hinter einer mit Gerätſchaften be⸗ deckten Wand ſteht Die Mehrzahl der Steindenkmäler ſind Durchſchnitts⸗ leiſtungen einer provinzialen Kunſtübung, doch ragen mehrere aus der Maſſe heraus durch ihre künſtleriſche Qualität. Hier ſind zuerſt zwei ſehr ſauber gearbeitete Pfeilerkapitelle don einem großen Bau zu nennen. Ueber dem Durchſchnitt ſteht auch das Hochrelief eines Apollo, der ſich mit der Linken auf die Leier ſtützt; davor ſteht eine überaus ſeltene Darſtellung, der geflügelte Pegaſus. Beſonderes Intereſſe verdient ein Merkur⸗ relief, der Gott trägt auf ſeinem linken Arm den kleinen Bacchusknaben, in der erhobenen Rechten eine Traube, nach der der kleine Gott die Aermchen ausſtreckt. Alſo ein Motiv, das durch den herrlichen bei den deutſchen Ausgrabungen in Olympia gefundenen Hermes des Praxiteles Weltberühmtheit erlangt hat. Keines der Steindenkmäler und keiner der Einzelfunde aus römiſcher Zeit entſtammt dem Boden der ſpäteren Stadt Naney, ſie ſind aus der engeren und weiteren Umgebung zu⸗ ſammengetragen. Das Stadtgebiet war zur Zeit der Römer⸗ herrſchaft noch unbewohnt und wurde erſtmalig in der Völker⸗ wanderung von den Franken beſiedelt.. Nancy iſt keine römiſche, ſondern eine germaniſche Siedlung. Kriegsberichter Prof. Dr. Friedrich Behn. Anekdote In der„guten, alten Zeit“. Bei einem Berliner Thea⸗ ter herrſchte wieder einmal Publikumsebbe. Der Direktor ſaß ſelber an der Kaſſe und wartete auf das Erſcheinen zah⸗ lender Zuſchauer. Endlich trat eine alte Dame heran, die zwet teure Karten zu vollem Kaſſenpreis verlangte. Während ſie das Geld. hinlegte, erkundigte ſie ſich, ob in den Stück auch geſchoſſen werde.„Jawohl!“, antwortete der Direktor dienſteifrig,„ſogar zweimal!“„Ach, dann iſt das Stück doch nichts für mich, denn ich kann die Knallerei nicht vertragen!“ ſagte die Dame enttäuſcht, nahm das Geld wieder an ſich, legte die Karten zurück und wollte ſich entfernen. Da v der Direktor wie der Blitz aus ſeinem Verſchlag heraus, ſtürzre der Dame nach, ergriff ſie am Arm und ſprach in be⸗ ſchwörendem Ton zu ihr:„Bleiben Sie, meine Dame, ich bitte Sie darum! Wir kommen unſeren Beſuchern ſelbſtver⸗ ſtändlich in jeder Weiſe entgegen— alſo gut: Es wird heute abend nicht geſchoſſen!“ a E Bei einer ähnlichen en e als ein bekannter Herr ihn auf der Straße anſprach und fragte, was man wohl tun könne, wenn man in dieſer oder jener Körpergegend Schmerzen verſpüre, antwortete Virchow:„Da gibt es nur einen Rat: Gehen Sie zu dem bekannten Geheimrat Virchow in die Sprechſtunde und laſſen Sie ſich von ihm einmal gründlich unterſuchen!“ Sprach's und ließ den Verblüfften ſtehen. 1 Zu Friedrich dem Großen kam einmal ein Offizier mit einer Siegesnachricht. Der König ſtellte ihm dafür eine Gnade in Ausſicht, und der Offizier erbat ſich einen hohen Orden.„Aber eigentlich iſt Er noch zu jung dazu!“ ſagte der König lächelnd.„In dem Regiment, dem anzugehöken ich die Ehre habe pflegt man nicht lange zu leben, Majeſtät!“ erwiderte der Offizier keck. Er bekam den Orden. 2 0 Als der Prediger Pels von der Potsdamer Marien⸗ kirche Friedrich II. um eine Erhöhung der ihm bis dahin gewährten Bezüge bat, erhielt er ſchriftlich dieſe Antwort: „Wenn ich nicht falſch unterrichtet bin, haben die Apoſtel umſonſt gepredigt! Mich dünkt, Seine Seele iſt nicht ge⸗ nügend apoſtoliſch! Er⸗ſoll in Zukunft mehr daran denken, daß er die Güter diefer Welt für nichts anzuſehen hat!“ Alles erſchien ihr ſo körperlos, ſo unwirklich an dieſem Abend. Der Kellner brachte einen Grog, ſie hörte, in die Dämmerung hinausträumend, wie ihr Begleiter ein Ge⸗ deck zuſammenſtellte. Ich ſchlafe vielleicht, dachte Anita; gleich werde ich in meiner grauen Großſtadtſtraße auf⸗ wachen und auf die Tanzprobe rennen. „So, mein kleines Fräulein! Man kann nicht nur von Romantik leben: laſſen Sie den Grog nicht kalt wer⸗ den, Zigarette?“ „Danke, ja!“ „Aber ich habe mich noch nicht vorgeſtellt, und da wir letzt zu den realeren Dingen übergehen, iſt es höchſte Zeit, daß Sie wiſſen, mit wem Sie zu Nacht eſſen. Mein Name iſt Erik Schmitterlöf, Leutnant in der königl, ſchwediſchen Marine, vorübergehend zu einer Torpedobootflottille ab⸗ kommandiert, die augenblicklich Saßnitz einen Beſuch ab⸗ ſtattet. Heute haben wir alle Landurlaub. So“, er lachte, und ſein Geſicht ſtrahlte vor Jugend und Freude;„nun wiſſen Sie, wem Sie die halbe Stunde, die leider fa ſchon zur Hälfte vorbei iſt, geſchenkt haben, und jetzt müſſen Sie mir ſagen, wer Sie ſind!“ „Muß ich das?“ Anita lächelte.„Ich bin doch eine Meerjungfrau und darf meinen Namen nicht nennen; ſonſt iſt es mit meiner Zauberkraft vorbei.“ Dabei ſah ſie ihn ſo kokett an, daß er laut lachen mußte. „Mir ſcheinté, ſagte er dann mit komiſchem Ernſt. „Sie brauchen ſich nicht mehr ſonderlich anzuſtrengen. Ich bin ſchon völlig in Ihrem Bann.“ „Macht Sie das ſo traurig?“ fragte Anita ſpöttiſch. Der Leutnant bemühte ſich, verzweifelt auszuſehen.„Sie ſind gewiß nicht das erſtemal in dieſer Lage, Herr Leut⸗ nant, nicht wahr?“ Anfta machte ein wiſſendes Geſicht. „Ihre vieljährigen Erfahrungen auf dieſem Gebiet wer⸗ den es Ihnen leicht machen, jeden Bann zu löſen.“ „Sie ſprechen weiſe wie Neptun perſönlich“, erwiderte Erik Schmitterlöf,„aber das iſt es ja eben: einer Meer⸗ jungfrau wie Ihnen bin ich nämlich noch nicht begegnet.“ Seine Augen blitzten ſie an, und Anita wußte einen Augen⸗ blick lang nicht, ob er Scherz oder Ernſt machte.„Es gibt nur ein Mittel, Ihren Zauber unſchädlich zu machen, kleine Aue ſagte Schmitterlöf liſtig und ſah Anita tief in die ugen. 8 e Das Mädchen zwang ſich, den Blick auszuhalten und meinte harmlos:„Da bin ich aber geſpannt!“ 8 „Ganz einfach, Sie müſſen ſich in mich verlieben.“ Seine Stimme hatte einen beſchwörenden Ton.„Dann ſind Sie für immer an mich gefeſſelt und dürfen nicht mehr in Ihr Element zurück...