Nr. 290 Neckar⸗Bote(2. Blatt) Montag, 9. Dezember 1940 Forſchung im Volksauftrag Die Wandlung der mediziniſchen Wiſſenſchaft— Der Weg vom Heilen zum Vorbeugen 5 V. NS. Die große, durch Biologie und Raſſenkunde her⸗ vorgerufene Revolution unſeres Denkens hat auch eine Wandlung des Wiſſenſchaftsbegriffes der Medizin her⸗ vorgerufen der am deutlichſten an der veränderten Stellung ſichtbar wird, die der Arzt heute im deutſchen Volke ein⸗ nimmt. Denn der einſt faſt ausſchließlich mit der Behand⸗ lung und Heilung des defekten und leiſtungsunfähigen Men⸗ ſchen beauftragte Arzt ſteht heute in erſter Linie vor de Aufgabe, den geſunden, leiſtungsfähigen und erbbiologiſch wertvollen Menſchen vor den Gefahren der Krankheit zu ſchützen, ſeine körperliche und ſeeliſche Geſundheit zu ſtär⸗ ken und zu kräftigen und auf dieſe Weiſe eine im Laufe der Generation immer weiter fortſchreſtende Geſundung' und Hochzucht des deutſchen Volkes zu ermöglichen. Denn wenn gemäß der äberalen und marxiſtiſchen Denkweiſe der Arzt ſeinen Beruf in der Fürſorge krankhafter Lebensbedingun⸗ gen erblickte ſo kann die den deutſchen Aerzten heute an⸗ vertraute Geſundheit unſeres Volkes ihre wirkliche Pflege nur in der Erhaltung Stärkung und Weiterentwicklung des gefunden Kernes des Lebens unſeres Volkes erfahren.„Der Begriff„Geſundsheitspflege“ ſtrebt“— wie es der Präſi⸗ dent des Reichsgeſundheitsamtes Profeſſor Dr. Reiter, ein⸗ mal geſagt hat—„aus der Betreuung nur Kranker hinauf zur Neuſchöpfung und Förderung geſunder und leiſtungs⸗ fähiger Menſchen. Aus einer„Pſeudokultur“ des Minder⸗ wertigen entwickelt ſich eine echte Kulur des Hochwertigen“. Die Fragen, die aus den vom Nationalſozialismus ge⸗ ſtellten Aufgaben an den deutſchen Arzt und die mediziniſche Wiſſenſchaft heranſtürmen, ſind gewaltige und neuartige. Aufbauend auf den geſicherten Ergebniſſen einer großartigen Entwicklung kann die deutſche mediziniſche Wiſſenſchaft heute darangehen, die durch die Erkenntniſſe der Erbhiologie aufgeworfenen Fragen zu erforſchen. Das in der Medizin des ausgehenden 19. Jahrhunderts im Vordergrund ſtehende weite Gebiet der Seuchenlehre kann im großen und ganzen als abgeſchloſſen und damit die ehemals von den Seuchen drohenden Gefahren als von der mediziniſchen Wiſſenſchaft eingedämmt betrachtet werden Welch einen Segen für das deutſche Volk der hohe Stand ſeiner mediziniſchen Wiſſen⸗ ſchaft bedeutete, zeigt die Tatſache an, daß zum Beiſpiel die Erkrankungen an Tubertuloſe insgeſamt auf ein Viertel ihres früheren normalen Beſtandes zurückgegangen ſind, daß die Pockenſeuche dank der geſetzlich vorgeſchriebenen Impfungen faſt ganz erloſchen iſt, und daß die ehemals blind wütende Cholera heute überhaupt nur eine Einzelerſchei⸗ nung iſt. Die Vorbildliches leiſtende und weitaus führende deutſche Medizin hat gerade auf dem Gebiete der Seuchen⸗ forſchung und bekämpfung unermeßliche Segenstaten voll⸗ bracht, die nicht allein dem deutſchen Volk, ſondern der gan⸗ zen Menſchheit zugute kamen. Aus ihren großen Taten ge⸗ rade auf dieſem Gebiete ſpricht mit aller Deutlichkeit jener innere Anteil des Arzt⸗ und Forſcherberufes helfen zu wol⸗ len, um das von Krankheiten und Seuchen mit Vernichtung bedrohte Leben zu retten. 5 Wohl in keiner Wiſſenſchaft liegt die Beziehung zum Le⸗ ben ſo offen zutage wie in der mediziniſchen, geht es in ihr — doch um das Leben ſelbſt. Bildete ehemals das Infektions⸗ problem, das die Generation von Koch und Virchow bewegte, das ſchwierigſte Problem zur Erhaltung des Lebens ſo ſte⸗ hen wir heute bereits mitten in einem neuen fundamenta⸗ len Abſchnitt der Medizin deren Aufgabe nicht mehr alldin in der Bekämpfung der Krankheiten ſondern vor allem in der ärztlichen Pflege und Förderung der Erbge⸗ ſundheit der breiten Schichten unſeres Volkes beſteht Im Lichte des heute ſich in der Medizin bahnbrechenden erb⸗ biologiſchen Denkens gewinnt ſelbſt das Infektionsproblem eine neue Bedeutung. Hatte man urſprünglich viel zu ſtark den Infektionserreger betont und darüber den von einer Infektion wie der Tuberkuloſe befallenen Menſchen bei der Beurteilung des geſamten Fragenkomplexes faſt vergeſſen, ſo gilt heute der Infektionserreger als Vorausſetzung für Infektionsart und Infektionstyp. entſcheidendes Gepicht liegt jedoch auf der Tatſache, daß der Menſch im einzelnen durch ſeine erbbiologiſche Struktur weitgehend den Infek, tionsgerlauf beſtimmt. In der Medizin haben ſich bereits am Anfang dieſes Jahrhunderts Anſätze zu einer ſolchen völlig neuartigen erbbiologiſchen Betrachtung der menſchlichen Krankheiten bemerkbar gemacht. Aus den Beobachtungen ihrer Praxis heraus machten nämlich zahl⸗ reiche Aerzte auf die Tatſache des regelmäßigen Auftretens ganz beſtimmter Krankheiten in immer wieder denſelben Fa⸗ milien aufmerkſam. 5 wurde das von Mendel zuerſt an Pflanzen entdeckte Geſetz auf den gefunden und kranken Menſchen angewendet, und ein damals in ſeiner ganzen Folgenſchwere noch nicht erkannter Gedanke zum erſten Male auf dem Gebiete der Medizin ausgeſprochen. Helkte wiſſen wir auf Grund des erbbiologiſchen Denkens, daß der Arzt den Kranken nicht mehr iſoliert betrachten kann, ſondern ihn in den Zuſammenhang ſeiner Familie ſtellen und als ein Glied einer großen, aus der Vergangen⸗ heit kommenden und in die Zukunft weiſenden Kette von Geſchlechtern ſehen muß. Er verſteht auf Grund ſeines erb⸗ biologiſchen Denkens darum in ganz anderer Weiſe warum dieſer Patient gerade an dieſer und an keiner anderen Krankheit erkranken mußte Der Arzt wird aus dieſem neuen Denken heraus ſowohl nach der diagnoſtiſchen Seite als auch nach der Seite des Heilens zu anderen Ergebniſſen kommen und zu anderen Mitteln greifen müſſen, als würde er das Krankheitsbild losgelöſt vom Menſchen und der Verwurze lung in ſeiner Sippe ſehen. Heute können Erbbiologie und Medizin bereits auf die Erkenntniſſe einer 30 jährigen For⸗ ſchungsperiode auf erbmediziniſchem Gebiet zurückſehen Die Ergebniſſe der bereits geleiſteten Arbeit können, in ihrer ganzen Bedeutſamkeit nur erkannt werden, wenn man ſich vergegenwärtigt, daß eines der wichtigſten Geſetze des natio⸗ nalſozialiſtiſchen Staates das im Juli 1933 erlaſſene Geſetz zur Verhütung des erbkranken Nachwuchſes auf Grund der von der Forſchung deutſcher Gelehrter geſchaffenen ein⸗ wandfreien wiſſenſchaftlichen Unterlagen geſchaffen werden konnte. Die der biologiſchen Subſtanz unſeres Volkes durch eine ſonſt immer ſtärkere Zunahme der Erbkrankheiten dro⸗ henden Gefahren werden durch das Geſetz beſeitigt und da⸗ mit die Grundlage zu einer weitgehenden, ſich erſt in der 11 1 immer mehr auswirkenden Geſundung des deutſchen olkskörpers gelegt. Medizin und Erbbiologte haben, in⸗ dem ſie die Unterlagen zu dieſem Geſetz bereitſtellten, durch ihre Forſchungen und Erkenntniſſe einen fundamentalen Beitrag zur Sicherung des ewigen Lebens des deutſchen Vol⸗ kes leiſten dürfen... 5 In der poſitiven Geſundheitspflege liegt die eigentliche Konſequenz des erbbiologiſchen Denkens. Die Probleme, an die heute die Medizin herangehen muß, ſind war noch neu und in den Anfängen ſtehend aber daher um 0 dringlicher zu löſen. Eine ihrer wichtigſten ſind der Aus⸗ bau einer wiſſenſchaftlich begründeten Eheberatung, die Erforſchung der Wirkung der Genuß⸗ und Rauſchgifte insbeſondere in ihrer Wirkung auf die männlichen und weib⸗ lichen Keimzellen, die Erforſchung des Verhältniſſes von Arbeitsleiſtung und Geſundheitszuſtand, die er des werten Gebietes der Hygiene und der Volksernährung. An die Löſung dieſer in ihrer Bedeutſamkeit offen zutage liegenden Aufgaben iſt die Medizin bereits mutig berange⸗ gangen. Eines der wichtigſten Gebiete iſt darum heute der Ausbau von wiſſenſchaftlichen Grundlagen für erbpflege⸗ riſche Maßnahmen. Die Verſuche, die heute von der Wiſſen⸗ ſchaft unternommen werden, werden vielfach am Menſchen ſelbſt durchgeführt in Geſtalt eingehender Familienunter⸗ ſuchung mit anthropologlſchen, konſtitutions⸗biologiſchen, kli⸗ niſchen und pſychologiſchen Methoden. f Der deutſchen medizinfſchen W iſſenſchaft iſt mit der Pflege und Erhaltung von Leben und Geſundheit des deutſchen Menſchen das wertvollſte Gut des deutſchen Volkes anver⸗ traut. Denn im Gegenſatz zu den liberaliſtiſchen Auffaſ⸗ ungen über die ausſchlaggebende Bedeutung des Sachgutes erkennen wir heute, daß der Reichtum und die Macht unſe⸗ res Volkes in ſeinen gefunden und leiſtungsfähigen Men⸗ ſchen lieat. r 2 Affen war geo Jeder Deutſche wird eingedenk der Opfer unſerer Soldaten am Opferſonntag ſeine Pflicht tun. b Aus dem Tagebuch eines Beſſarabiendeutſchen Von /½ Kriegsberichter Albert Ke hrer. =P. Es waren noch einige Tage, bis auch wir die Heimreiſe ins Großdeutſche Reich antreten durften. Weit über die Hälfte der Volksdeutſchen Beſſarabiens waren ſchon in einem der Auffanglager in Galatz, Prahova oder Semlin an⸗ gelangt, einige Transporte ſogar ſchon in Deutſchland. Die kurze Zeit wird ausgenützt zur Beſichtigung von geräumigen deutſchen Dörfern. Unheimliche Stille liegk über ihnen, eine Stille, die in regelmäßigen Abſtänden vom wehmütigen Ge⸗ heul der zurückgebliebenen Hunde, die ſich auf den breiten Straßen in ganzen Rudeln zuſammengefunden haben, unter⸗ brochen wird. Ruſſiſches Militär überwacht die leergewor⸗ denen Dörfer, damit nichts geraubt wird, und füttert die ohne Wirt gebliebenen Pferde, Kühe und Schafe. In wenigen Wochen ſoll es abgelöſt werden vom Zivil, das aber vorläufig noch über die Dujeſtergrenze auf die Räumung des letzten deutſchen Dorfes wartet. Dann iſt es ſo weit, daß ſich der Ruſſenſtrom in die ſchmucken von Deutſchen erbauten Dörfer ergießt, und Kolchoſe die Arbeit unſerer Bauern an der beſſarabiſchen Erde übernehmen. Vorläufig ruht die Arbeit. Die Felder liegen ungeackert da, Oelfrüchte und das Wieſen⸗ korn ſtehen noch auf der Steppe und wollen trotz der vor⸗ gerückten Jahreszeit noch eingebracht ſein. Die Fremden bedauern unſeren Weggang. Die ſtaubigen und löcherigen Wege Südbeſſarabiens wer⸗ den ſchon ſeit einigen Tagen von den langen Trecks unſerer Bauern beherrſcht, Planwagen an Planwagen, kilometerweit ziehen ſich die Kolonnen, ſo daß der Bauer im letzten Wagen den an der Spitze aus dem Auge verliert. Eine Staubwolke verfolgt hartnäckig wie zum letzten Gruß die Heimkehrer und hüllt ſie ein in ihren grauen Mantel und bedeckt ihre Kleider mit einer dünnen grauen Schicht. Viele ſolche Trecks haben wir durch Tarutino dem Zentrum des Beſſarabiendeutſch⸗ tums und der. Umſiedlungskommiſſion, ziehen ſehen. Aber ganz anders ſehen ſie aus, als wir es uns vorher ausgemalt hatten. Wir ſtehen an einer Straßenecke Tarutinos und laſſen einige Trecks an uns vorüberziehen. Die Wagen ſind mit Grün geſchmückt, viele ſogar mit Hakenkreuzen, von ſchönen fettgefütterten beſſarabiſchen Trabern gezogen. Die Bauern ſitzen im Wagen oder gehen, wenn er für die Pferde zu ſchwer iſt, daneben her und grüßen mit ſtrahlenden Augen und er⸗ Le Hand 155 in langen Reihen ſpalierſtehenden Lands⸗ eute. O nein, das ſieht nicht nach ſeeliſch und körperlich ge⸗ brochenen Menſchen aus! Sie lachen laut auf, wenn ſie von Fremden bedauert werden, weil ſie ſoviel Güter zurücklaſſen müſſen, denn ſie wiſſen alle, daß ſie in Wirklichkeit nichts ver⸗ ſpielt haben, dafür aber alles gewonnen. In kleinen Gruppen ſtehen die Fremden, die bei der Durchfahrt eines Trecks jedes⸗ mal in großer Zahl anweſend ſind und ſich das geſchichtliche Schauſpiel nicht entgehen laſſen, von deſſen Größe auch ſie gepackt werden, beiſammen und ſchauen mit teils neugierigen, teils traurigen Blicken den, fortziehenden Deutſchen nach. Ich habe nicht einen einzigen Fremden geſehen, der auch nur eine Spur von Freude an ſich erkennen ließ. Man kennt die ſchöpferiſchen und ordnenden Kräfte der Deutſchen viel zu gut, die während des Zuſammenlebens auch ihnen zugute kamen, und verzichtet deshalb ſehr ungern auf ſie. Schöne Autobuſſe und Opelwagen ſauſen an uns vorüber und lenken die bewun⸗ dernden Blicke der Ruſſen und Juden auf ſich. Wir aber ſtrahlen vor Glück. Die Juden rauben geräumte deutſche Häuſer aus. Der Tag der Abfahrt unſeres Transportes iſt vor der Tür. Morgen früh, am 14. Oktober, müſſen alle ODazugehörigen mit ihrem Gepäck auf dem Bahnhof in Bereſina ſein. Schnell wird alles eingepackt und die Koffer und Säcke abgewogen. Das Gewicht darf nicht über 85 Kilogramm betragen: 35 Kilo⸗ gramm Handgepäck und 50 Kilogramm großes Gepäck. Schnell noch der Name und die Nummer der Kennmarke darauf, und reiſebereit ſtehe ich da. Was nicht mitgenommen werden kann, denn nur das Allernotwendigſte hat infolge der be⸗ ſchränkten Transportmöglichkeiten Platz in den Koffern, wird verkauft oder an einen Bekannten verſchenkt. Im Notfall kann es auch in der Ecke liegenbleiben. Die noch vorhandenen Rubel nimmt der deutſche Ortsbevollmächtigte gegen eine Quittung entgegen. Ein kleines Geſchenk für die ruſſiſche Offiziersfamilie, mit der wir ſeit dem Einmarſch der Ruſſen in Beſſarabien unſere Wohnung teilen mußten, und frei bin ich zu einem letzten Gang durch die Straßen Tarutinos und auf den Berg, von wo ich das ganze Dorf mit ſeinem vielen Grün überblicken kann. N Das Ende eines engliſchen Flugzeuges. Die Kühe wundern ſich über die Trümmer, die ihren Kuhfrieden ſtören wollten. ——— Ungefähr 8000 Bewohner zählt das ſchon kleinſtädtiſchen Charakter angenommene Tarutino, 3500 Deutſche, 2500 Juden und die übrigen ſind Ruſſen und Bulgaren. Es iſt nicht der Zahl nach das größte deutſche Dorf Beſſarabiens geweſen, aber das geiſtige und religiöſe Zentrum Hier hatte der Gaurat, die völkiſche, und das Konſiſtorium, die kirchliche Organiſation, ihren Sitz. Hier beſuchten Hunderte deutſcher Jungen und Mädchen der deutſchen Koloniſten das Knaben⸗ gymnaſium und das Mädchenlyzeum, und hier befanden ſich unſere Tuchfabriken, die weit über die Grenzen Beſſarabiens bekannt waren. In der ehemaligen rumäniſchen Kaſerne neben der Land⸗ ſtraße auf dem gegenüberliegenden Berg erklingen jetzt kuſſiſche Laute, und Kommandorufe ſchallen herüber. Die Offiziere wohnen bei ihren ſchon von drüben gekommenen Familien. Ich lenke meine Schritte nach Hauſe, um Abſchied von der Offiziersfamilie zu nehmen. Ich bin der einzige unſerer Familie, der die Wohnung noch nicht verlaſſen hat. Die Offiziersleute ſind freundlich wie immer zu mir und wün⸗ ſchen mir alles Gute in Deutſchland und viel Glück zur langen Reiſe. Dann gehe ich. An der Tür huſcht eine Jüdin vor⸗ bei, die etwas verfrüht ſich an unſere zurückgelaſſenen Haus⸗ gegenſtande herangemacht und die ſchönſten und wertvollſten entwendet hat. Erſchreckt will ſie ausweichen, der Offizier bemerkt das und nimmt ihr die geſtohlene Blumenvaſe und den kleinen Bücherſchrank aus der zitternden Hand und ſchickt ihr noch einige grobe Bemerkungen nach. Lautlos ſucht ſie den Ausgang, und der Ruſſe ſagt zu mir:„Die Tlir muß verriegelt werden oder es ſteht morgen früh nichts mehr im Haus.“ Die Juden nützen den Abzug der Deutſchen auf ihre Art und Weiſe. Sie rauben die ohne Einwohner gebliebenen Häuſer ſchnell noch vor Eintreffen des Beamten, der jede 1515 der von Deutſchen geräumten Wohnung zu verſiegeln gat, aus. Freudiger Abſchied von der alten Heimat. Wir ſchreiben den 14. Oktober. Auf dem Bahnhof in Bereſina ſtehen ſchon Hunderte deutſcher Bauernwagen voll⸗ beladen mit Gepäck. 750 Volksdeutſche, in der Mehrzahl Frauen und Kinder— die Männer fahren größtenteils im Treck—, ſammeln ſich zur Abfahrt. Die Waggons ſind mit Grün geſchmückt, an den Türen drängt ſich lachende, lebens⸗ frohe Jugend. Dahinter bemühen ſich Frauen mit der Ein⸗ richtung des ungewohnten Wagens, denn nur ſelten benutzten unſere volksdeutſchen Frauen den Zug als Verkehrsmittel. Ein Mitglied der Umſiedlungskommiſſion erteilt letzte Ver⸗ haltungsmaßregeln und beſtimmt für jeden Waggon einen Mann zur Aufſicht. Der Zug gibt das Zeichen zur Abfahrt. Ein ſchnelles Abſchiednehmen und Händewinken, bis uns die alte Heimat nicht mehr ſieht. Müde und abgehetzt, wie wir alle ſind, ſchlummern wir unter dem eintönigen Ratt—ta—ta des ſchwerſchnaubenden Zuges auch bald ein. Im Sanitäts⸗ wagen aber erblicken zwei kleine Schreier das Licht der Welt, ſo der wahren Behauptung von der Geburtsfreudigkeit der Volksdeutſchen Beſſarabiens noch einmal den Stempel auf⸗ drückend. Auf dem Schiff„Uranus“ donauaufwärts. In Reni iſt die letzte Station Sowjetrußlands auf dem Weg nach der rumäniſchen Donauhafenſtadt Galatz. In Reni ſollen wir eingeſchifft und auf der Donau vorläufig bis nach Prahova, wo vom Umſiedlungskommando in engſter Zuſammenarbeit mit Volksdeutſchen Südflawiens ein Auf⸗ fanglager für die Heimkehrer hergerichtet wurde, gebracht werden. Zuerſt müſſen wir durch eine ſtrenge Kontrolle, und ungemütlich iſt es für den, der auf den Ruf des ruſſiſchen Militär na lewa!(nach links) in der Unterſuchungskammer ſeine Koffer und Säcke ausleeren muß. Die Freude bei ihnen iſt deshalb aber auch doppelt groß, daß ſie ungeſchoren davon kamen. Wer das Kontrollgebäude paſſiert hatte, erblickte einige Meter vor ſich das für uns beſtimmte Schiff„Uranus“. Auf einem großen Transparent leſen wir die Worte„Groß⸗ deutſchland grüßt euch“, und auf der Rückſeite„Frohe Fahrt in die Heimat“. Wir ſtehen nun auf deutſchem Reichs⸗ boden, und hingeriſſen von dem einmaligen großen Erlebnis erklingt das„Deutſchland“- und das„Horſt⸗Weſſel⸗Lied“, dies⸗ mal frei, ohne den drückenden Gedanken, Polizei könnte uns dadurch mit den gefürchteten Schikanen beläſtigen. Das war am 15. Oktober, nachmittags um 4 Uhr. Der Transportführer und der ruſſiſche Beauftragte erledigen noch einige kurze For⸗ malitäten, und das Schiff entfernt ſich vom Ufer. ö Es geht donauaufwärts, Galatz zu. der größten Handels⸗ und Hafenſtadt Rumäniens an der Donau. Am Ufer ſtehen Rotarmiſten und winken uns zu, bis wir ihren Blicken ent⸗ ſchwunden ſind. Nach einem kurzen Aufenthalt im Hafen von Galatz ging es Tag und Nacht donauaufwärts an rumäniſchen und bulgariſchen Dörfern und Städten vorbei, an Moſcheen und Minaxetts, die von der Anweſenheit türkiſcher Machthaber auf dem Balkan in den vergangenen Jahrhunderten künden, und an ſelten ſchönen Landſchaften. Kein Wunder, wenn alle lebhaft bedauerten, ſchon im Hafen von Prahova eingetroffen zu ſein. Eine neue Welt tat ſich uns auf, und die beſchäftigte uns volle zwei Tage— N Im Durchgangslager Prahovga. Etwas habe ich beinahe vergeſſen zu erwähnen. Das iſt die muſtergültige Betreuung und Verpflegung der NSW. während der Reiſe. Soll ich noch etwas über die Leiſtung der deutſchen Volksgruppe Jugoflawiens im Rahmen der Uni ſiedlung der Volksdeutſchen ſagen? Vom 18. Auguſt bis Mitte Oktober gingen meiſt in latägigem und dreiwöchigem Einſatz 3291 Männer der ſüdflawiſchen Volksgruppe mit insgeſamt 46074 Arbeitstagen und 552888 Arbeitsſtunden durch die für den Zweck der Umſiedlung hergerichteten Lager in Prahova und Semlin bei Belgrad. Rieſenzelt an Rieſenzelt ſteht auf der Prahover Hutweide, wo Taufende der Rückwandeder einige Tage bis zur Weiterfahrt nach Deutſchland verbringen. Nur noch einmal bis zur reichsdeutſchen Grenze ſteigen wir bei Zagreb aus, wo wir zum letztenmal die Gaſtfreundſchaft der deutſchen Volksgruppe Südſlawiens in Anſpruch nehmen. Und dann geht es ununterbrochen bis nach Villach. Ein ſüdflawiſcher Eiſenbahnbeamter macht uns immer wieder in einem beſchwörenden Ton auf die Schönheiten ſeines Vater⸗ landes aufmerkſam und verſichert uns, daß die Gegend von der„moſt“ an noch reizender ſei. Und er hatte recht. f Die mit den farbigſten Herbſtwäldern geſchmückten Berge, auf deren höchſten Gipfel wie Kronen Kapellen und kleine Schlöſſer zu ſehen ſind, und der wie ein Silberfaden links der Eiſenbahnliuie ſich entlangziehende San locken jeden einzelnen an das dichtbeſetzte Fenſter, und niemand zog ſich ſobald in ſein langweiliges Waggonabteil zurück. Erſt ſpät ruhen wir etwas von den Strapazen der letzten Tage aus. Und wenn ſich auch jeder vorgenommen hatte, wach bei der Ueber⸗ fahrt der jugoflawiſch deutſchen Grenze zu bleiben, ſo ſchlum⸗ merten doch die meiſten, der Müdigkeit nicht mehr wider⸗ ſtehend, bald ein. Das Erwachen im Bahnhof von Viſlach war aber auch um ſo herrlicher und eindrucksvoller. Das neue Leben begann verheißend zu winlen. —— Geoenktage 9. Dezember. 1608 Der engliſche Dichter John Milton in London geb. 1641 Der Maler Anthonis van Dyck in London geſt. 1717 Der Altertumsforſcher Johann Winckelmann in Sten⸗ dal geboren. 1848 Der Baumeiſter Gabriel v. Seidl in München geb. 1912 Der Kunſtforſcher Karl Juſti in Bonn geſtorben. Sonnenuntergang 17.26 Sonnenaufgang 9.11 g 1 1 0 1 5 1 5 1 1 3——. i 5 5 N 5 5 3 ee— 8 9 ccc n e 9 5—.— 8 1 5 ä Sport und Spiel Feudenheim J— 98 Seckenheim 1 0:0. Wenn auch keine Tore gefallen ſind, ſo war das Spiel denoch recht intereſſant. Spannend von Anfang bis Ende war der Spielverlauf. Seckenheim zeigte den reiferen Fußball und hätte auch mit etwas Glück den Sieg verdient. Die neue Mannſchaftsformation hat ſich bewährt und hat ſich gegen Feudenheims derzeitige beſte Beſetzung gut geſchlagen. Schiedsrichter Gerſum⸗Waldhof leitete vor etwa 100 Zuſchauern gut. Viktoria Neckarhauſen— Phönix Mannheim 13. Nach dem vorſonntägigen Siege in Seckenheim bereitete Viktoria Neckarhauſen ihren Anhängern mit einer Nieder⸗ lage auf eigenem Platze keine geringe Enttäuſchung. Necka hauſen bot eine ſchwache Leiſtung im Sturm, aber auch die übrigen Spieler ſchienen diesmal wenig im Bild zu ſein. Anders Phönix: Hier wurde erfolgreich auf Sieg geſpielt, der beim Remisſtand noch ziemlich in Frage ſtand. Schiedsrichter Schmetzer⸗Waldhof leitete ausgezeichnet. Schon bald hatte Phönix durch den immer ungedeckten Linksaußen Keller die Führung erreicht. Erſt nach dem Seitentauſch gelang Neckarhauſen durch Hüttel der Aus⸗ gleichstrenffer. 1:1. Im öfters zu harten Endkampf blieb Phönix Sieger, indem der Rechtsaußen Röſinger mit zwei Alleinvorſtößen 2:1 und kurz vor dem Abpfiff ganz un⸗ erwartet ſogar 3:1 erzielte. Behr. Auswäͤrtiger Sport Fußball Reichsbundpokal⸗Zwiſchenrunde. Schweinfurt: Bayern— Oſtpreußen 7·2 Meiſterſchaftsſpiele Gau Süd weſt: Union Niederrad— FSW Frankfurt 2:1 SV Wiesbaden— Wormatia Worms 221 VfR Frankenthal— FV Saarbrücken f 20 TS 61 Ludwigshafen Boruſſig Neunkirchen 2:1 1. FC Kaiſerslautern— FK 03 Pirmaſens 13 Rotweiß Frankfurt— Hanau 93(Geſ⸗Sp) 312 Gau Baden: S Waldhof— VfB Mühlburg 11 Phön. Karlsruhe— VfR Mannheim 22 VfR Pforzheim— 1. FC Pforzheim(Geſ.⸗Sp.) 3·4 Gau Elſaß: FIC Biſchweiler— Fc Hagenau 4˙1 S Schiltigbeim— Shag Kolmar(Geſ⸗ Sp). 125 Gau Württemberg: Spfr. Stuttgart— BfB Stuttgart 12 Union Böckingen— Stuttgarter Kickers 4:2 Spfr. Eßlingen— Stuttgarter SC 2·9 SS Ulm— Vfg Aalen 3 Spyg. Untertürkheim— SV Feuerbach 112 SVgg. Cannſtatt— TSG 46 Ulm 1·2 Gau Bayern: Spogg. Fürth— TSV 1860 München 122 Neumeyer Nürnberg— TS dg Nürnberg 4·0 Schwaben Augsburg— Jahn Regensburg 22 Wacker München— BC Augsburg 12 Badiſcher Fußball SB Waldhof— vf Mühlburg 1:1. Das 1 Spiel des badiſchen Fußballs war die Begegnung zwiſchen dem S Waldhof und VfB Mühlburg, Meiſter gegen Tabellenführer. Die Begegnung endete 111 (10). Ein r Unentſchieden für die Mühlburger, die damit aber einen äußerſt wertvollen Punkt holten. Waldhof trat erſtmalig wieder mit Ernſt Heermann an, der den Angriff hervorragend führte. Allerdinas fehlte im⸗ 3000 Hilometer Eiebe Ein heiterer Roman von Olly Boeheim. Vera hatte noch nie in ihrem Leben eine ſo atem⸗ raubende Angſt empfunden wie dieſes Grauen, das aus der Tiefe des Waſſers ſtieg. Der ſamtene Wolkenteppich wurde immer dichter. Plötzlich zerriß ihn ein Blitz, und mit dem Donner wachte der Sturm auf. Er trieb die Wellen vor ſich her wie eine fliehende Lämmerherde. Er brach ſo plötzlich los, daß Vera ihn förmlich heranbrauſen ſah, wie er mit wütendem Atem die Wellen zu Schaum kräuſelte. Gleich würde die weiße Herde das Boot hoch⸗ heber und den Maſt zerbrechen. Sie konnte nicht mehr weiterdenken. Mit einem Schlage jagte das Boot davon. Vielleicht kam jetzt das Ende. Sie dachte ſchattenhaft daran, daß man ſie vor felſigen Küſten gewarnt hatte. Auch vor Strudeln und Strömungen, die wie unterirdiſche Hände das Boot feſt⸗ hielten. Wenn ſie kenterte— an Land zu ſchwimmen war unmöglich. Es waren vielleicht Stunden bis zur Küſte. Giſcht ſchlug ihr ins Geſicht, und wieder zerriß ein Blitz den Himmel. Die Gedanken jagten ſich in ihrem Kopfe. Das war das Ende! Vera Verries ertrank im Siljanſee. Sie hinterließ keine Lücke, keine troſtloſe Trauer, keiner Mann, kein Kind, nur ein paar Zeitungsnotizen und einer ſchon etwas verblaßten Namen. In ihre Villa würde Maria ziehen mit ihrem Mann und ihren Kindern Sie brauchte das Haus mit dem ſchönen Garten viel nötiger als Vera, die ſtets auf Reiſen war. Der Donner grollte tief über dem See. Vera wurde plötzlich ganz kühl. Sie ſah ihrem Untergang zu mti einem kalten, fremden Entſetzen, das an Gefühlloſigkeil grenzte. Ein paar Möwen flogen kreiſchend mit dem Wind-ſchrille Geſellſchafter auf der Fahrt in die Tiefe Der blaue, lachende See hatte ſich in einen Hexenkeſſel verwandelt. Regenbben praſſelten nieder und verbanden e und See mit einem undurchſichtigen Waſſervor⸗ ang. 5 Das Ende— wann kam das Ende? Vera wünſchte es faſt. Nur irgendein Ende dieſer entſetzlichen, willen⸗ loſen Fahrt ins Graue, Unbekannte. Plötzlich wuchs eine Steinmaſſe vor ihr auf. Sie riß mit letzter Kraft das Steuer herum. Ein dumpfes Krachen, das Boo ſplitterte, das Waſſer zog ſie hinab. Hände griffen nach ihr. Der mer fioch Erb. Mühlburg hätte die ſtärkſte Uf geſtellt. Die Gäſte ſpielten in allen Reihen gut, ſo daß die Waldhöfer Abwehr immer Arbeit bekam. Trotzdem waren die Gaſt⸗ geber meiſtens leicht tonangebend, allerdings ſtanden im Sturm Heermann und Pennig allein, da ihre Nebenmän⸗ ner diesmal ſtark abfielen. Mit Erb wäre Mühlburg ohne Zweifel geſchlagen worden. Bis zur Pauſe holten die Waldhöfer eine 1:0⸗Führung durch ein ſchönes Tor von Pennig heraus. Nach der Pauſe hatten die Bemühungen der Gäſte endlich Erfolg. Seeburger ſchoß 20 Minuten vor dem Spielende den Ausgleichstreffer. Waldhofs Angriffe ſcheiterten an der aufmerkſamen Abwehr der Mühlburger. 5000 Zuſchauer ſahen ein flottes und ſpannendes Spiel. Schiedsrichter Schneider(Offenburg). Phönix Karlsruhe— BfR Mannheim 222. Ein recht mäßiges Spiel lieferten ſich in Karlsruhe der VfR Mannheim und Phönix Karlsruhe. Obwohl die Mann⸗ heimer die Urlauber Fuchs und Spindler zur Stelle hatten, gefiel die Mannſchaft keineswegs. Die Hintermannſchaft— vor allem der Torhüter Jacob, der eine Niederlage ver⸗ hinderte— war der beſte Mannſchaftsteil. Der Sturm ließ jeden Zuſammenhang vermiſſen und kam nie zu einer ge⸗ ſchloſſenen Leiſtung. Aber auch Phönix ſpielte nicht über⸗ ragend. Hier klappte es ſchon in der Abwehr nicht, denn der auf Urlaub weilende Torhüter Havlicek war ohne jedes BfR Frankenthal— 3) Saarbrücken 220(1:0). Im Frankenthaler Stadion mußte der ſaarpfälziſche Spitzenreiter unter für ihn ſehr unglücklichen Umſtänden Training reichlich unſicher und verſchuldete beide Tore. Zu bemerken iſt noch, daß Phönix von der 30. Minute der erſten Halbzeit an ohne den verletzt ausgeſchiedenen Läufer Schna⸗ bel ſpielen mußte.— VfR ging nach einem Fehler von Havplicek in der 7. Minute durch Danner in Führung. In der 25. Minute verwandelte Havlicek einen Elfmeter zum Ausgleich. Dann ſchoß Fuchs für den VfR einen Elfmeter ein(37. Minute). 15 Minuten nach der Pauſe erzielte der Halbrechte Gauggel für Karlsruhe den Ausgleich, während Fuchs kurz vor Schluß einen Elfmeter an die Latte knallte Schiedsrichter Herberger(Buchholz). Fußball in Südweſt Union Niederrad— 58 Frankfurt 2:1(2:0). Obwohl die Bornheimer in Niederrad mit einer ver⸗ hältnismäßig ſtarken Elf antraten, in der man neben Held⸗ mann und Schuchardt auch den alten Kämpen Armbruſter ſah, mußten ſie mit 112 eine knappe Niederlage hinneh⸗ men. Der Sieg der Niederräder, die mit A. Hemmrich an⸗ ſtelle von Gumbmann ſpielten, ging vollauf in Ordnung. Sie hatten in der erſten Hälfte mehr vom Sniel, und ihr Sturm erwies ſich als weſentlich ſchußkräftiger und ent⸗ ſchloſſener als die Fünferreihe der Bornheimer, die legliche Zielſtrebigkeit vermiſſen ließen. In der zweiten Halbzeit hatten zwar die Gäſte, als May in den Sturm gegangen war, Feldvorteile, aber zu mehr als einem Gegentor reichte es nicht Niederrad ſchoß nach 37 Minuten durch Hemmrich den Führungstreffer, und ſchon drei Minuten ſpäter erhöhte Sack auf 2:0. Der FS bam erſt nach der bereits erwähnten Umſtellung beſſer zur Geltung, erreichte aber nur ein Tor, das Schuchardt mit Kopfſtoß auf Flanke von Klein erzielte. T6 61 Ludwigshafen— Boruſſia Neunkirchen 221(2:1). Die hohe Vorſpielniederlage in Neunkirchen machte die TS 61 durch einen knappen und glücklichen Sieg im Rückſpieſ wett Die Saarländer waren zwar auch in Lud⸗ wigshafen im Feld eindeutig überlegen, aber die Lud⸗ wigshafener Abwehr hatte wieder einmal ihren großen Tag und verſtand es, den in der erſten Halbzeit errunge⸗ nen Vorſprung zu behaupten. Schon nach drei Minuten ging Ludwigshafen durch Mittelſtürmer Morlock in Füh⸗ rung, und Mitte der Halbzeit erhöhte der Linksaußen Mohr im Anſchluß an einen Freiſtoß auf 20 Die Neun⸗ kirchener erreichten trotz eindeutiger Feldüberlegenheit nichts, erſt drei Minuten vor Seitenwechſel konnte der Rechtsaußen Bild einen Gegentreffer anbringen, der auch der einzige bleiben ſollb'e In der zweiten Halbzeit beſtürm⸗ ten die ſaarländiſchen Gäſte 45 Minuten lang das Lud⸗ wigshafener Tor, ohne aber gegen die zahlreiche und ſtarke TScg⸗Abwehr etwas erreichen zu können. Mit 221 blieben Sieg und Punkte beim Gaſtgeber. 5 5 Waſſermann, dachte ſie, und ihre erlöſchenden Sinne ſtreif⸗ ten noch traumhaft das Reich ihrer Kindheit, ehe ſie in tiefe Bewußtloſigkeit glitt. Der ſcharfe Geruch von Tran weckte ſie aus ihrer Ohnmacht. Sie öffnete die Augen und fand ſich in einem ſauberen Bauernbett. Vor ihr in der Holzhütte ſtand ein Mann und briet Fiſche. Der rote Feuerſchein überlohte ſein blondes, von wilden Bartſtoppeln umwuchertes Ge⸗ ſicht, während er mit kräftigen Armen die Pfanne hoch⸗ hob und die Fiſche mit geradezu artiſtiſchem Schwung herumwarf. Vera ſchloß die Augen. Vermutlich träumte ich, dachte ſie und blinzelte wieder, aber das ſeltſame Bild wich nicht. „Hallo, Herr Robinſon Kruſoe“, ſagte Vera und hob den Kopf, in dem es ſummte wie rauſchendes Waſſer, „ſagen Sie mir bitte—“ Der Mann ſetzte die Pfanne beiſeite und kam näher. Seine kühlen blauen Augen muſterten Vera. „Ach, eine Deutſche“, ſagte er.„Natürlich! Wer den See kennt, macht nicht dieſe Dummheit, bei ſolchem Wet⸗ ter zu ſegeln.“ 5 „Verzeihen Sie“, ſagte Vera verwundert. „Nein, das kann ich nicht verzeihnen“, erwiderte er langſam.„Ohne Sie hätte er angebiſſen.“ „Wer denn?“ Vera ſetzte ſich im Bett auf. Sie wurde blutrot. Ihre naſſen Kleider hingen über dem Herd. Sie ſelbſt war in eine Decke gewickelt. „Der Rektor.“ Vera wurde blaß vor Schreck. War ſie von einem Verrückten aufgefiſcht worden? „Wer?“ ſtammelte ſie hilflos. „Der Rektor, der größte und ſchlauſte Hecht vom Siljanſee. Seit Wochen warte ich auf ihn. Jetzt endlich bei Gewitter kommt er, zuckt an der Angel— ja— zuckt wiſſen Sie, was das heißt?“ 5 „Nein!“ 5 i „Natürlich nicht! Da müſſen ausgerechnet Sie da⸗ zwiſchenkommen und mit Ihrem Boot am Felſen kentern. Was glauben Sie, was der Rektor für einen Schreck be⸗ kommen hat! Der läßt ſich jetzt mindeſtens drei Wochen nicht mehr blicken.“ „Ach, ich fange an zu begreifen. Sie ſind Angler—“ „Erraten! Und Sie ſind eine abenteuerluſtige Dame. Aber da wird nichts draus! Wenn Ihre Kleider trocken ſind, rudere ich Sie zurück.“ Und mit plötzlich aufkeimen⸗ dem Aerger:„Wo kommen Sie eigentlich her?“ „Von Lekſand!“ — eine Niederlage hinnehmen. Die Gäſte verloren nämlich nach etwa halbſtündigem Spiel ihren Torhüter Weiland infolge einer Verletzung und mußten den Reſt der Spiel⸗ zeit mit 10 Mann durchſtehen. Unter dieſen Umſtänden war beim ſtarken VfR Frankenthal nichts mehr zu ertei⸗ chen, ſo ſehr ſich auch alle Spieler einſetzten. Auch als der Nationalſpieler Sold in der zweiten Halbzeit in den Sturm ging, blieben Torerfolge aus, da die einheimiſche Abwehr überaus ſtark und glücklich kämpfte. In der erſten Halbzeit ſchoß bei durchweg verteiltem Feldſpiel Frankenthal durch einen Halblinken Zimmer das Führungstor. Saarbrücken konnte den Kampf auch ausgeglichen geſtalten, als es auf 10 Mann reduziert war. Mitte der zweiten Halbzeit ver⸗ ſchuldete ein Saarbrücker Abwehrſpieler einen Elſmeter, den Reinhardt mit gewohnter Sicherheit zum Treffer ver wandelte 1. JC Kaiſerslautern— Is Pirmaſens 1:3 120 2000 Anhänger des 1. Fc Kaiſerslautern erlebten auf dem Betzenberg eine böſe Ueberraſchung, denn dem FK Pirmaſens gelang auch im Rückſpiel mit 3:1 ein Sieg, nachdem er ſchon den erſten Gang in heimiſcher Umgebung mit 4:1 ſiegreich geſtaltet hatte. Auch diesmal blieb die Walter⸗Elf im Kampf gegen den alten Rivalen weit unter ihrer Beſtform Sowohl in der Abwehr, als auch im Sturm gab es Schwächen, während Pirmaſens wieder einmal eine ſehr gute Geſamtleiſtung bot und durch entſchloſſene Stürmerleiſtungen auch einen verdienten Sieg heraus⸗ holte. Mitte der erſten Halbzeit ſchoß Sturmführer Wag⸗ ner das erſte Tor für die Gäſte, aber wenig ſpäter folgte durch Walter der Ausgleich für Kaiſerslautern. In der zweiten Halbzeit landete ſehr bald ein Freiſtoß von Schwab im Tor der Gaſtgeber und als der gleiche Spieler im An⸗ ſchluß an eine Ecke einen unhaltbaren Kopfball anbringen konnte, war die Entſcheidung endgültig zugunſten Pirmg⸗ ſens gefallen. 5B Wiesbaden— Wormakia Worms 22:1(210). Die Wiesbadener mußten zwar wegen ihrer Platzſperre auch das Rückſpiel gegen die Wormatia in Worms aus⸗ tragen aber trotzdem behielten ſie mit 2:1 Toren die Ober⸗ hand Die Kurſtädter verdankten den Erfolg dem reſtloſen Einſatz aller elf Spieler, beſonders aber der hervorragen⸗ den Arbeit Wolfs im Tor, der auch die beſtgemeinten Schüſſe des Wormſer Stürmers meiſterte. Die Wormſer traten mit einer ſehr ſtarken Mannſchaft an, ſpielten auch im Feld mehr oder minder klar überlegen(Eckballverhält⸗ nis 11:1) aber im Sturm war man doch allzu verſpieit, und einige Spieler ließen es auch am notwendigen Einſatz fehlen So kam Wiesbaden zwar zu einem glücklichen, aber doch ehrlich erkämpften Sieg. Schon in der dritten Minute ſchoß Schulmeyer den Führungstreffer und kurz vor der Pauſe erhöhte Mittelſtürmer Felten auf 2:10. Worms kam in der zweiten Halbzeit lediglich zu einem Gegentreffer Im Mannheimer Eisſtadion Jubel um Herber/ Baier. Das Auftreten unſeres Weltmeiſterpaares im Eiskunſt⸗ laufen Maxi Herber Ernſt Baier, brachte dem Mannheimer Eisſtadion ſowohl am Samstag, als auch am Sonntagnach⸗ mittag jedesmal ein ausverkauftes Haus. Da das junge Ehe⸗ paar die Weltmeiſterſchaftskür und auch die zahlreichen Tänze in einer wundervollen Harmonie und höchſten Voll⸗ endung darbot, blieb ein jubelnder und nichtendenwollender Beifall nicht aus. Unſere Olympiaſieger mußten noch einige Zugaben machen, um die begeiſterten Zuſchauer zufriedenzu⸗ ſtellen. Stürmiſche Lachſalven rief an beiden Tagen wieder Benno Faltermaier hervor Auch der Nachwuchs kam ſtark zu Wort. Urſula Breſſelmaler(Berlin), Gerda Fiſcher(Dort⸗ mund) und Lore Veith(Mannheim)] ſowie Kurt Sönning (Mannheim) zeigten ſtärkſte Veranlagung. Im Eis 0 ockeykampf traf MEgick Mannheim auf die/ Sch Nürnberg. Am Samstag wurden die Nürnber⸗ ger mit 774(0:0, 5.2. 2:2) geſchlagen wobei Demmer 2). Feiſtritzer(2) Göbl, Rödiger und Ufer die Tore für Mann⸗ heim ſchoſſen, während Iſenmann(2) Möbius und Molter für die Gäſte erfolgreich waren. Am Sonntag lautete das Endergebnis 8:1(5:0, 11, 2:0) für Mannheim. Demmer und Feiſtritzer teilten ſich in die Torerfolge, das Gegentor er⸗ zielte Göß für Nürnberg. 5 8 2 der Ss aer 0 25 rs 5 9 rr e „Nicht möglich! Da ſind Sie bei dem Wetter quer über den Siljan geſegelt?“ „Unfreiwillig!“ Der Mann ſah ſie kopfſchüttelnd an, dann ging er zum Herd und füllte einen Teller Suppe auf. Echte Bouillonbaiſſe“, ſagte er.„Originalrezept aus der Laſtadie in Marſeille.“ „Sie ſind Deutſcher?“ „Zur Hälfte. Außerdem bin ich ein bißchen durch die Welt gebummelt. Wollen Sie nicht aufſtehen?“ „Aber meine Kleider?“ „Ja, warten Sie mal.“ Er holte eine Hoſe und ein großkariertes Hemd aus einem kleinen Nebenraum.„So, ziehen Sie das mal an!“ Vera wickelte ſich aus der Decke, ſetzte ſich auf und verzog ſchmerzhaft das Geſicht. Der Mann drehte ihr den Rücken zu und rührte ſich nicht. Sie zog die Bein⸗ kleider an, dicke blaue Fiſcherhoſen, und ein gewürfelte Hemd. „Ich fürchte, ich habe mich verletzt“, ſagte ſie leiſe. Der Mann wandte ſich um:„Das fehlte gerade noch, Wiſſen Sie, daß wir hier ein paar Meilen vom nächſten Dorf ab ſind?“ Vera rieb ſich das ſchmerzende Bein. Der Fremde trat auf ſie zu, ſtützte ſie, führte ſie an den Kamin und rückte ihr einen Stuhl ans Feuer. „So, eſſen Sie erſt einmal was“, dann werden wir weiter ſehen.“ Der Regen klatſchte und trommelte gegen die Hütte. Der Fremde hatte Vera ein Seehundsfell über die Füße gebreitet. Sie koſtete die Suppe und ſchlürfte ſie voll Behagen. „Anders, als wenn das Frauenszeug kocht“, ſagte der Mann und begann, einen Bratfiſch zu verzehren. Sein ſtarkes, herbes Geſicht mit den blitzenden Zähnen leuchtete. „Wo ſoll ich denn ſchlafen?“ ſagte Vera beklommen. Dieſer Wilde flößte ihr ungeheure Sympathie, aber auch ein wenig Angſt ein. Jedenfalls war er himmelweit von allen anderen Männern verſchieden, die Vera bisher be⸗ gegnet waren. Es überfiel ſie ein leichtes Fröſteln, wenn ſie daran dachte, daß ſie meilenweit von der nächſten menſchlichen Siedlung entfernt waren. Das war der erſte Mann, an dem Veras perſönlicher Zauber nicht nur ab⸗ prallte, ſondern der ſie wie einen läſtigen Eindringling behandelte. Als er jetzt, vollkommen dem Genuß ſeines Bratfiſches hingegeben, am Feuer ſaß, exiſtierte ſie über⸗ haupt nicht für ihn. Sie wiederholte ihre Frage mit einem Lächeln, das ſchon vielen Männern den Schlaf ge koſtet hatte..