NN Dieſer Krieg und unſer Nechar⸗Bote(2. Blatt) Dienstag, 24. Dezember 1940 Weihnachts parole: Sieg! Ein Soldatenwort an die Heimat zur Kriegsweihnacht 1940. Von Kriegsberichter Dr. Fritz Meske. NsK. Weihnachten im Kriege! Zum zweiten Male be⸗ mühen wir uns, zu begreifen, was dieſe beiden grundver⸗ ſchiedenen Worte miteinander zu tun haben: Weihnachten, das Feſt der heiligen Geburt, des werdenden und erlöſen⸗ den Lebens und auf der anderen Seite der Krieg mit ſei⸗ nem Prinzip des Tötens und der Zerſtörung. Die meiſten von uns haben ſchon im Weltkriege vier Jahre hinterein⸗ ander immer wieder zu ergründen verſucht, wieſo es Kriege zeben muß in einer Welt, die Weihnachten feiert, oder wie man ſich zu Weihnachten bekennen kann, wenn man mit keberzeugung Krieg führt. Es iſt auch heute für uns keine Selbſtverſtändlichkeit, daß in allen Häuſern mildes Kerzen⸗ icht erſtrahlt, während der Krieger ſprungbereit am Feinde 1 ja, daß dieſes Kerzenlicht ſogar bis in die ureigenſten ezirke des Krieges ſelbſt vorzudringen vermag: bis in die Heſchützſtände, Vorpoſtenboote und Fliegerhorſte der kämp⸗ fenden Wehrmacht. Wir werden immer wieder bis in die tiefſten Schichten unſerer Seele hineinzuſchauen und uns durch den Widerſtreit mächtiger und zwieſpältiger Gefühle hindurchzuringen haben, um dies zu begreifen und damit die Sinnhaftigkeit unſeres Lebens, unſeres kämpferiſchen Lebens zu bejahen. Wir alle lieben das Leben und preiſen den Frieden als den Nährboden kraftvollen Wachstums und unbegrenz⸗ ter Entfaltung aller aufbauenden menſchlichen Schaffens⸗ kraft. Weihnachten iſt für uns immer der Sammelpunkt aller Gefühle geweſen, die uns mit den Geheimniſſen der Lebenserneuerung verbinden, mit der Familie, mit dem Kinde, mit der Geburt; und wir ſind eins mit dem göttli⸗ chen Willen, wenn wir unter dem Tannenbaum aus dem Innerſten unſerer Seele heraus von Friede und Freude ſin⸗ gen. Auch der Soldat weiß, daß nicht der Krieg die eigent⸗ liche Erfüllung des Menſchentums darſtellt, ſondern der Friede, daß nicht die Vernichtung, ſondern die Höherent⸗ wicklung des Lebens das Glück unſeres Volkes umfaßt. Das Glück unſeres Volkes aber— ſo glauben wir als nationalſozialiſtiſche deutſche Soldaten— iſt der höchſte Maßſtab aller unſerer perſönlichen Wünſche und Empfin⸗ dungen. Und wenn die Höherentwicklung, ja, ſogar die Er⸗ haltung unſeres völkiſchen Daſeins von außen her unter⸗ drückt werden, ſo iſt der Krieg die einzige Möglichkeit, zu einem Frieden zu gelangen, der unſerer Ehre und unſeren Lebensnotwendigkeiten gerecht wird. Nicht um des Krieges willen ſtehen wir nun ein zweitesmal zu Weihnachten im Felde, ſondern um des Friedens willen, eines Friedens, der lange dauern, unſerem Volke ein würdiges Daſein und ſeinen Kindern eine lichte Zukunft gewährleiſten ſoll. Um dieſes Friedens willen gibt es für uns in dieſer Zeit— und gerade zu Weihnachten— nur einen einzigen Gedanken: Sieg! Wir wiſſen, daß der ewige Frieden ein Traum iſt, und nicht einmal ein ſchöner. Der Schöpfer alles Lebens hat den Kampf in dieſe Welt geſetzt, damit der höhere Geiſt das Niedere überwinde und das tüchtigere Volk ſeine ord⸗ nenden Kräfte auch gegen den Widerſtand der dekadenten und verfallenden Welt durchzuſetzen vermag. In dieſem Sinne bejahen wir den Krieg als den Vater aller Dinge und ſehen in ihm den ſchmerzhaften aber lebensſpendenden Geburtsakt im Daſein der Völker. Wir verlangen nicht von unſeren Frauen, daß ſie die⸗ ſen Vergleich begeiſtert akzeptieren und die Idee des Krie⸗ ges zum Inhalt ihrer mütterlichen Gefühle am Weihnachts⸗ feſt machen. Wir lieben ſie, weil ſie ihrer Natur nach um diejenigen bangen müſſen, denen ſie das Leben geſchenkt haben; aber wir wiſſen auch, daß ſie mit uns nicht um das Leben und den Frieden ſchlechthin beſorat ſind ſondern um gas würdige Leben, das auch ihnen allein die echte Erfül⸗ lung ihres Frauentums bringen kann. Mögen ſie jedoch im Glanze der Kerzen die Gewißheit aufleuchten ehen, daß ihr Opfer einem neuen großen Werden die Bahn geöffnet hat, das heute ſchon nicht mehr in geheimnisvollem Zukunfts⸗ licht dämmert, ſondern ſich bereits kraftvoll entfaltet, auch wenn der Krieg noch nicht zu Ende iſt. Der Durchbruch zur Freiheit Großdeutſchlands iſt gelungen! Dieſes Geſchenk legt der Führer und ſeine Wehrmacht, legt das ganze deut⸗ ſche Volk ſich ſelbſt auf den Weihnachtstiſch und umfaßt mit einer weihnachtlichen Liebe vor allem diejenigen, die für dieſe gewaltige Schickſalswende das höchſte Opfer bringen mußten. Auch wir Soldaten gedenken in der Stille der Weihe⸗ nacht noch einmal der Kameraden, die vor einem Jahr noch lachend und kampfesfroh unter uns weilten und heute unter ſchlichten Grabkreuzen ruhen. In ihrem Geiſte aber wollen wir den Augenblick, in dem ſich unſere heiligſten Empfin⸗ dungen vereinigen, zur Geburtsſtunde eines neuen heiligen Willens werden laſſen: des Willens zum endgültigen und vorbehaltloſen Siege unſerer Waffen. Wir rufen das ganze Volk auf, uns auch weiterhin mit allen ſeinen Kräften des Geiſtes und der Seele beizuſtehen; denn dieſe Kräfte ſind es ja, die uns bisher zum Siege geführt und durch ihre Ueberlegenheit die Berufung Deutſchlands zur Weltmacht allein begründet haben. Wir Soldaten ſehen klar: Wir ſind mit Eid und Ehre dem deutſchen Volke und ſeinem Führer verpflichtet und ſtehen deshalb am Weihnachtstage im Kampf oder in Bereitſchaft, ſo wie der Befehl es will. Die klare Atmoſphäre des Befehlens und Gehorchens, in der wir leben, enthebt uns aller Fragen, und die Kameradſchaft der Mitkämpfer trägt uns in männlicher Haltung über alle Empfindſamkeiten hinweg. Aber wir wiſſen ein Weiteres: ſoldatiſches Daſein ſtehen nicht im Es weht ein Lied von Weihnacht her, Ein liebes, leiſes Lied. 5⁰ hörte ich es lang nicht mehr, Wie's nun durch meine Seele zieht Die liebe, die leiſe, Die Kinderweihnachtsweiſe. Jeihnachtsweiſe Ich geh' dahin. Der Himmel ſchneit. Ein Schlitten kommt aus Wäldern weit. Die Pferde ſchreiten wie im Traun! Im Schlitten liegt ein Weihnachtsbaum. Der Schnee, der knirſcht bei ſedem Schritt. Ich nehme viele Flocken mi Verzaubert ſieht das Städtchen aus. Dort drüben ſteht mein Elternhaus! Das eine Fenſter grüßt mich ſtill, Als ob's mir etmas ſagen will Von Weihnachten in alter Zeit. Ich ſteh' noch da. Es ſchneit und ſchneit. Ich träum, es ſtellte Bater ſchon Das Bäumchen dort auf den Balkon, And wenn ich nun nach oben geh, Daß ich ſie alle wiederſeh. Nach Aepfeln riecht's vom Ofenrohr. Der Bruder hal die Säge vor. And Mutter näht für's jüngſte Kind, And vor den Fenſtern ſummk der Wind. Es weht ein Lied von Weihnacht her, Ein liebes, leiſes Lied. So hörte ich es lang nicht mehr, Wie's nun durch meine Seele zieht. Die liebe, die leiſe, Die Kinderweihnachtsweiſe. K. R. Neubert. eee Widerſpruch zu der Zartheit des Weihnachtsgedankens, ſon⸗ dern bilden den zufammenfaſſenden Höhepunkt des irdi⸗ ſchen Werdens und damit des göttlichen Waltens ſchlecht⸗ hin. In den rauhen Formen des Krieges vollzieht ſich die Geburt einer neuen Welt; und wir ſind berufen, ſie mit un⸗ ſerem kämpferiſchen Einſatz und unſerem Blute aus der Taufe zu heben.„Sieg“ ſei das Leitmotiv dieſes Weih⸗ nachtsfeſtes im Kriegsjahr 1940, damit dem deutſchen 1 10 5 Freiheit und der Friede ſeines Reiches beſchert werde Vom erſten deutſchen Weihnachtsoratorium Von Jan Stammel. Vor 275 Jahren ſchrieb Heinrich Schütz das erſte Weihnachtsoratorium und erlebte in der Weihnachtsnacht des Jahres 1665, ſieben Jahre vor ſeinem Tode, ſeine erſte glanzvolle Aufführung. Der damals bald Achtzig⸗ jährige wirkte ſchon mit ſieben Jahren als Sängerknabe in der Kapelle des Landgrafen Moritz von Heſſen⸗Kaſſel und zeichnete ſich beſonders in den alten Krippenſpielen aus, die in damaliger Zeit den Kern der Chriſtfeiern bildeten. Dieſe Spiele beſtanden aus Zwiegeſprächen vor der Krippe, die mit alten Weihnachtsliedern wechſelten; die Melodien waren ſehr ſchlicht, meiſt älteſtes Volksgut, das die Kinder immer wieder von ihren Müttern lernten. Erſt nach Beendigung der juriſtiſchen Studien— nebenher lernte er noch einige Sprachen— befaßte ſich Schütz, der ſeinen Namen, wie es derzeit üblich war, latiniſierte und ſich Sagittarius nannte, ernſtlich mit Muſik. Nach vierjähriger„Lehrzeit bei dem weltberühm⸗ ten Muſikus“ Gabrieli(Venedig) kam er 1615 nach Dres⸗ den an den Hof Johann Georgs J. von Sachſen, wo er das „Direktorium über Dero Churfürſtliche Muſik“ übernahm. Hier beſchäftigte er ſich vor allem mit dem Studium alter Volksmuſik, ſammelte die alten Liederbücher, ſo das „Liederbuch der Anna von Köln“ aus dem 15. Jahr⸗ hundert, die„Muſae Sioniae“ des Michel Prätorius, die„Zwölf Lobgeſänge“ Spangenbergs oder das „Mainzer Cantual“; aus den alten Liedern zu Chriſti Geburt hörte er den„Weihnachtsjubel des Volkes“ heraus. Große Sorge bereitete ihm der Niedergang der Krippenſpiele. Manche Städte ſahen ſich genötigt, Ver⸗ ordnungen zu erlaſſen gegen„das Auftreten bübiſcher Sänger in der Kirche“ und gegen die„Chriſtabend⸗Ahl⸗ fanzereien“; es hatte ſich nämlich die Unart herausge⸗ bildet, bei dem Spiel in der Kirche die Stimmen der Tiere überlaut nachzuahmen und die Hirten ſowie die drei Magier aus dem Morgenlande mitſamt ihrer zahl⸗ reichen Dienerſchaft auf Lärminſtrumenten„muſtzteren“ zu laſſen. Schütz ſetzte ſich für die Neuregelung des Kur⸗ Ve Fest unter seinen Zweigen sein würde.“ ö rende⸗Singens ein und regte an, gute muſikaliſche Vor⸗ führungen durch Geſchenke oder ſonſtige Vergünſtigungen belohnen zu laſſen. Die von ihm geleitete Dresdener Kapelle führte er zu vorbildlicher und von ſeinen Zeit⸗ genoſſen bewunderter Höhe. Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde ſeine Er⸗ neuerungsarbeit unterbrochen; er benutzte die wirren Zeiten zu größeren Reiſen nach Dänemark und Italien. Hier verfolgte er, vor allem in Mailand und Rom, die Entwicklung einer neuen Kompoſitionsform, des Orato⸗ riums, die auch in Deutſchland ſich einzubürgern begann. Umfaſſender und viel eindringlicher wurden im Orato⸗ rium die alten kultiſchen Volksſpiele verwendet, weit größer, aber auch dankbarer wurde die Aufgabe für den Komponiſten, die Begebenheiten der Heiligengeſchichte volkstümlich zu geſtalten. Heinrich Schütz kam auf den Gedanken, ein Weihnachtsoratorium zu ſchaffen; die An⸗ regung bot ihm eine eigene Paraphraſe über das Adventslied„Es iſt ein Roſ' entſprungen...“ Zur Weihnacht des Jahres 1664, vor 275 Jahren, konnte„Die Hiſtoria von der freuden⸗ und gnadenreichen Geburt Jeſu Chriſti“ aufgeführt werden. Heinrich Schütz, dem wir auch die früheſte deutſche Oper(„Daphne“) verdanken, hatte damit das erſte deutſche Weihnachtsoratorium ge⸗ ſchaffen. Ein altes ſchönes Weihnachtsſpiel belebte es durch Verwendung von Chorälen und Einfügung von; Epiſoden aus dem deutſchen Volksleben, ergänzende! Worte nahm er teils aus der Heilsgeſchichte, keils be⸗ nutzte er alte Chriſtnachtreime, die damals im Volk be⸗ kannt waren. Dieſe„Hiſtoria“ ſtellte zum erſtenmal die; ganze Geſchichte der Geburt Chriſti in zuſammenfaſſender Weiſe dar, darin unterſchied ſie ſich von den bereits vor⸗ handenen kleineren und größeren Krippenſpielen, die in manchen deutſchen Gauen zwiſchen Nikolaus⸗ und Drei⸗ königstag dargeſtellt wurden; zudem iſt ſie muſikaliſch! meiſterhaft durchgearbeitet: die eilenden Hirten, die Schadenfreude des Herodes, der Lobgeſang der Engel, das Erſtaunen der Hirten, die ruhigen Worte der drei Weiſen und die vielen anderen einzelnen Szenen ſind mit einer Fülle und Kraft der Erfindung geſättigt, die noch heute Bewunderung heiſcht; einzelne Teile ſind von einer dramatiſchen Lebendigkeit, die damals unerhört war, und die Erſcheinung des Engels nötigt jedem Staunen und Ehrfurcht vor dem Können eines Ton⸗ meiſters ab, der noch am ſpäten Abend ſeines Lebens dazu kam, letzte Verinnerlichung des Ausdrucks in einer einzigen melodiſchen Linie ſpürbar werden zu laſſen. Die„Hiſtoria von der freuden⸗ und gnadenreichen Geburt Jeſu Chriſti“ war Jahrhunderte hindurch ver⸗ ſchollen; erſt 908 wurde die Handſchrift von einem deut⸗ ſchen Gelehrten in einer alten Bibliothek Upſalas entdeckt. DER WEIHNACHTSBAUM Gemälde von Elisabeth W. Kallen, Berlin Vann fängt Veihnachten an? Diese Frage beantwortet Ernsi Miechert:„Wenn ick es rech bedenke, begann es für mich im Frühjahr, wenn ic auf meinen Naldmegen nach gem nachsten Neihnachtsbaum Umschau zu halten begann Und glaubte ich, ihn dann gefunden zu haben, manchmal früh, manchmal spat im Jahr, denn die alten Waldleute pflegten zu sagen, einen riqitigen Feihnachilsbaum zu finden, sei minde- slens ebenso schwer, wie eine ricitige Frau zu finden,— 80 konnte ich ein paarmal in der Noce vor ihm sitzen, der noch durch nichts uber seine Umgebung erhoben war, und mir vor- stellen, wie ici ihn auf dem Rücken heimtragen und wie das 1 ¶ Photo: Sckerl- Bilderdienst) In der ſtillen heiligen Nacht Skizze einer Kriegsweihnacht von Rudolf Kreutzer Am Weihnachtsabend des Jahres 1917 lagen wir in den Stellungen am Maasbogen bei St. Mihiel, am„Fran⸗ zoſenkopf“ und am„Scharfen Eck“, wie unſer Abſchnitt damals hieß, lagen wir kaum zwanzig Meter vor den Gräben vom Franzmann, und es gab auch Schnee in dieſem Jahr, ſehr viel Schnee ſogar, mehr als ein franzö⸗ ſiſcher Winter eigentlich zu vergeben hatte. Wir hatten ein kleines Tannenbäumchen, nicht mehr, woher, vielleicht war es einem von uns aus der Heimat geſchickt worden, das kleine, kaum ſpannen⸗ lange Tannenbäumchen, wir hatten es mit ein paar Lich⸗ tern beſteckt und ſaßen nun zu dreien im Unterſtand und ſtarrten in den Glanz der Kerzen, ein Leutnant von der Maſchinengewehrkompanie, den wir den langen Georg nannten, ein junger Fähnrich und ich. Auch eine Flaſche alten Kognaks ſtand vor uns auf dem Tiſch, und mänch⸗ mal tranken wir auch daraus, aber wir taten es unluſtig und ohne rechte Freude, es war keine Weihnachtsſtim⸗ mung dabei, wir ſaßen ſtumm und nachdenklich da, und jeder hatte ſeine eigenen Erinnerungen. Und dann ſtand als erſter der lange Georg auf und ſagte, man müßte im Kriege das Weihnachtsfeſt abſchaffen, es ſei da alles zu nahe aneinander. Feind und Tod und Chriſtbaumlicht, und er gehe jetzt, die Poſten nachzuſehen. Es dauerte nicht lange, da brach auch der Fähnrich auf, er habe die Ronde, ſagte er, und man wiſſe nicht, was der Franzmann vorhabe, gerade heute in der Weihnacht, und dann ſaß nur mehr ich allein in dem Unterſtand bei der leiſe ſingenden Karbidlampe, bei dem mageren Tannenbäumchen, bei der faſt noch vollen Flaſche Kognak und wartete, ich wußte nicht, auf was, auf irgendein Ereignis, auf etwas, das auf dem Wege war zu mir, auf ein Wunder vielleicht. N Von den Kerzen tropfte ſchon langſam zu Ende, es ge kein Wunder, nur eine große Ratte ſprang in der Ecke umher. Aber dann hörte ich ſchwere Tritte die Stollen⸗ treppe herunterpoltern, und als ich horchend aufſchaute, teilten ſich plötzlich die Zeltbahnen, die den Eingang ver⸗ hängten, und hindurch ſchob ſich ein verwittertes, bärtiges Geſicht und blickte fragend auf mich herab Eine rieſenhafte Geſtalt trat auf mich zu, ein fremder Landwehrmann in Helm und Mantel, der Torniſter ſaß ihm hoch auf dem Rücken, und alles, was er an ſich trug, ſah an ihm aus wie eine Art von Spielzeug, ſo groß war er: in ſeinem Barte und in den buſchigen weißen Brauen glitzerter ein paar zerfließende Schneeflocken, und ich ſtarrte ver⸗ wirrt in dieſes Geſicht, das plötzlich aus Nacht und Dunkel zu mir herabgeſtiegen war, in dieſes fremde, bartum⸗ wallte, auf irgendeine Weiſe gütige Geſicht, das ausſah, wie das eines Weihnachtsmannes in den Bilderbüchern der Kinder. Ob er hier recht am Platze ſei, fragte der Rieſe um⸗ herblickend, er ſuche den Infanteriſten Niederreither, Alois Niederreither von der zweiten Kompanie. Er ſei wohl richtig hier, erwiderte ich, und die Land⸗ wehr möge es ſich nur beguem machen bei uns, aber der Kriegsfreiwillige Niederreither, der ſei heute nicht hier vorne in der Stellung, der ſei bis morgen früh beurlaubt nach St. Benoit, wo ſein Vater im Quartiere liege. Eine Weile ſtarrte der Bärtige wie erſchrocken vor ſich hin, dann ließ er langſam den Kopf ſinken. Er ſei der Vater des Kriegsfreiwilli⸗ gen Niederreither, ſagte er mit ton⸗ loſer Stimme, er habe Erlaubnis erhalten, ſeinen Sohn aufzuſu⸗ chen, ſeit 5 Stun⸗ den ſei er durch Nacht und Schnee auf dem Wege zur Front, und nun ſeien ſie an⸗ einander vorbei⸗ gegangen. Ich goß ihm den Feldbecher mit Kognak voll und ſtellte die Weih⸗ nachtspakete mit Eßwaren, die ich erhalten hatte, vor ihm auf, und dann ſaßen wir uns ſchweigend gegenüber, und indes der Land⸗ ſer ruhig aß und trank und nur manchmal ein we⸗ nig den Blick hob, betrachtete ich ihn lange und fühlte mich auf eine mächtige und ge⸗ heimnisvolle Weiſe zu ihm hingezogen wie zu einem Vater. Es war mir, als ſei nun doch noch einer auf dem Wege zu mir geweſen, um die Botſchaft der Weihnacht zu bringen. Wie ſich der Junge denn mache, und wie es ihm gehe! fragte der Fremde und griff nach dem Becher mit dem Kagnaf, et babe um lange nicht mehr geſehen. er iſtenhe ſich ſamos, beeilte ich mich zu erwidern, Nen een gien, Face un Hereiten x8 ſof ein tüchtiges, fanſtelliges Kerlchen, unſer Freiwilliger Niederreither, ge⸗ wiß, das müſſe man ſagen. a i Ein Lächeln blühte auf in dem bärtigen Geſicht. Eine herabgebrannte Kerze verſengte kniſternd ein Zweiglein des Tannenbäumchens. In dem engen Raume des Unter⸗ ſtandes duftete es plötzlich ſüß und ſtark wie nach Wald. Wir ſaßen und ſchwiegen und blickten in das unruhige, flackernde Licht der Kerzen. Nach einer Weile hob der Landſer nachdenklich den Blick: Im Walde hinter Vigneulles, bei der verfallenen Mühle, ſei einer im Dunkeln an ihm vorbeigegangen, er habe ihm eine gute Nacht gewünſcht mit einer hellen und fröhlichen Stimme. Das müste er geweſen ſein. ich weiß Wachs, das ſie brannten ſchah nichts, kein Ereignis, N 5 7 5 15 Grunwald N In dem engen Raum des Unter⸗ ſtandes duftete es plötzlich ſüß und stark Zeichnung: ie Eine Weihnachtsgeſchichte von Hans Günther Fritz Kunze, der Prokuriſt der Firma, war an dieſem Morgen womöglich noch ſtiller als fonſt. Viel zu tun gab es ſo unmittelbar vor den Feſttagen nicht mehr. Wem hätte man an dieſem Sonnabend auch lange Geſchäfts⸗ briefe ſchreiben wollen, wo doch zwiſchen Aufgabe und Empfang drei Feiertage lagen. Drei ganze Feiertage, mit nicht eben ſehr glücklichem Geſicht rechnete Fritz Kunze ſich aus, daß bald hundert Stunden vergehen müßten, ehe er nicht mehr ſo ganz allein ſein würde. Fritz Kunzes Sekretärin hob etwas verwundert die Brauen, als ein Klingelzeichen ſie kurz vor Büroſchluß noch rief. Immerhin— ſie nahm ihren Block und ging. „Nur ein kleiner Privatbrief,— es wäre freundlich von Ihnen, wollten Sie ihn mir noch beſorgen. Alſo ſchreiben Sie, bitte:„Herrn Wilhelm Kunze.. und er diktierte die Anſchrift. „Gewiß ein Verwandter von Ihnen, Herr Kunze?“ unterbrach die Sekretärin mit liebenswürdiger Neugier, als er verlegen ſtockte. Fritz Kunze nickte.„So etwas wie ein Halbbruder, liebes Fräulein.“ Ex verzog den ſchmalen Mund zu einem ſchmerzlichen Lächeln, während er weiterdiktierte: „Lieber Wilhelm,— noch im vorigen Jahr ſaßen wir an Weihnachten zu Hauſe beim Vater. Jetzt iſt er auch tor, und wir ſind allein. Ueber der vielen Arbeit und den Geſchäften haben wir manches verſäumt und ſo⸗ gar vergeſſen, wohin man eigentlich gehört. Erſt an einem Abend wie dem bevorſtehenden fällt einem wohl auf, wie einſam es um einen geworden iſt. Ich habe lange Wochen — ich komme ja immer nur vor dem Schlafengehen dazu an einem dicken Roman geleſen: Da hat einer, der nie⸗ manden mehr hatte, ſich zu Weihnachten ſelbſt eine Karte geſchrieben. Es war nur eine Romanfigur, aber der Mann hat mir leid getan. Wenn ich für Dich— und auch für mich— einen Wunſch zu Weihnachten habe, dann iſt es der, daß Du Dich nicht ebenſo einſam fühlen mögeſt wie dieſer arme Kerl, der niemanden auf der weiten Welt hatte als ſich ſelbſt. Leb wohl, mein Lieber! Dein alter.“ Flüchtig unterſchrieb er den Brief und verabſchiedete ſich mit guten Wünſchen für das Feſt. Etwas nachdenklich ſah die Sekretärin hinter ihm her. Aber es gab an einem ſolchen Tage viele Dinge zu bedenken, und ſo hatte ſie den ſeltſamen Brief bald vergeſſen. In ihrer Handtaſche entdeckte ſie den einfachen weißen Umſchlag erſt am anderen Morgen. Sie machte ſich große Vorwürfe, doch dann fiel ihr ein, daß der Brief— mit dem Eilboten befördert— noch immer rechtzeitig genug ankommen würde. Die wenigen Briefträger und Briefträgerinnen, die am Nachmittag noch da waren, freuten ſich nicht gerade ſehr, als man ſie fragte, wer den Eilbrief austragen wollte. Aber Katrin Krüger, die Jüngſte von ihnen allen, zeigte ſich ſofort bereit, als ſie hereinkam und hörte, was es gab. Sie brauche ſich auch nicht mehr abzumelden, ſagte man ihr, ſie könne dann gleich nach Hauſe gehen. Doch da winkte die hübſche Katrin nur ab. Sie würde froh ſein, wenn ſie an dieſem Abend mit den Kameraden noch eine Weile plaudern dürfte, — zu Hauſe er⸗ warte ſie nur eine vergrämte miß⸗ günſtige Wirtin. Katrin Krüger, Poſtbotin, etzte die blaue Mütze auf, zog den Mantel an und ging. Dicke Schneeflocken fie⸗ len aus dem fer⸗ nen Himmel in die Dämmerung herein und zö⸗ gernd und ſtill zu Boden. Ein rich⸗ tiges Weihnachts⸗ wetter, dachte Ka⸗ trin, wenn ſie einem begegnete, der einen Weih⸗ nachtsbaum, viele Zeichnung: Grunwald— M. Pakete oder gar„.. was der Fritz dem Wilhelm unter dem Arm wünſchte, iſt längſt in Erfüllung ge⸗ ein Schaukelpferd gangen. i an ihr vorbei⸗ trug. Irgendwo auch das gehörte dazu Sie hatte die Straße erreicht und das Haus. Als ſſe vor der Tür des Friedrich Wilhelm Kunze ſtand, mußte ſie doch eine Weile verſchnaufen, ehe ſie klingelte. „Ja, es iſt nicht ſo ganz einfach, zu einem ſolchen Einſiedler heraufzufinden“, ſagte Fritz Kunze, der Proku⸗ riſt, mit freundlichem Lächeln, als er öffnete.„Aber wollen Sie nicht auf einen Augenblick hereinkommen?“ Katrin Krüger trat zögernd näher. Daß ſie länger als nur einen Augenblick bleiben würde, konnte ſie nicht ahnen. Daß ſie mit Erledigung dieſer Zuſtellung dienſtfrei hatte, verriet ſie erſt ſpäter,— da ſie nämlich den Weih⸗ nachtsbaum, der noch unbeachtet in einer Ecke geſtanden hatte, ſchmückten und die Lichter anzündeten. Die Kerzen waren längſt heruntergebrannt, als Katrin Krüger, die kleine Poſtbotin, den nicht viel größe⸗ ren, aber glücklichen Prokuriſten fragte, warum er denn den Brief noch immer nicht geöffnet habe. „Ja,“ ſagte Fritz Kunze gedehnt,„ſo wahr ich Fried⸗ rich Wilhelm heiße,— ich weiß genau, was man mir da geſchrieben hat, und ich brauche das gar nicht mehr erſt zu leſen; denn was der Fritz dem Wilhelm wünſchte, iſt läugſt in Erfüllung gegangen, liebes Fräulein Katrin“ läuteten nun plötzlich die Glocken, Ein ſeltſam wärmendes Gefühl der Liebe ſtieg plötz⸗ lich in mir auf, Ich griff nach der ſchwieligen Hand des Rieſen, die breit und reglos vor mir auf dem kleinen Tiſche lag und drückte ſie feſt. Gewiß ſei er das geweſen, ſagte ich, aber wenn ſie auch aneinander vorbeigegangen wären, ſo ſei der Junge jetzt ſchon bei den Landſern, und das ſeien brave und wackere Leute, und wie zu jenen ein Sohn, ſo ſei zu mir ein Vater gekommen, und das wäre für mich das Wunder dieſer Weihnacht. Die Kerzen waren zu Ende gebrannt. In dem kleinen Ofen ſang und kniſterte die rote Glut. Lange noch ſaßen wir ſchweigend. Plötzlich fühlte ich, wie er unruhig wurde. Er müſſe jetzt aufbrechen, ſagte er, auch ſein Urlaub laufe am Morgen ab, er habe ein paar kleine Geſchenke für den Sohn, die er dalaſſen wolle. Ich ſah ihm zu, wie er die Sachen auf den Tiſch legte, ein Paar wollene Socken, eine Schachtel Zigaretten, eine Büchſe Oelſardinen, wie ſie beim Marketender zu bekommen waren, ein ſilbernes Talerſtück. Plötzlich wendete er ſich zu mir, griff in die Taſche und zog ein blitzendes Ding hervor. Das ſei für mich, ſagte er, und drückte es mir in die Hand, und da ich ihm dankte und verwundert herniederblickte, ſah ich, daß es eine Mundharmonika war. Er ſchnallte ſich das Lederzeug um, nahm den Torniſter auf, und als er ſchon die Treppe emporſtieg, überfiel mich auf einmal ein Gefühl wie von Angſt, und ich rief ihm leiſe nach, er ſolle ſich in acht nehmen, es ſei eine mond⸗ helle Nacht, und der Franzmann läge nur zwanzig Meter vor uns, aber da war er ſchon davon und verſchwunden. Eine Weile noch lauſchte ich. Dann nahm ich die Mundharmonika vom Tiſch und blies hinein Sie gab einen dunkelſchwingenden, zärtlich⸗füßen Ton. Ich hatte nie in meinem Leben ein ſolches Juſtrument an die Lippen geſetzt. Aber jetzt blies ich auf einmal das Lied von der heiligen Nacht, als hätte ich es ſchon immer gekonnt eee Ein Stümpfchen Licht. Heiligabend 1917 vor Hollebeke. Von Ernſt Hermann Pichn ow. Der ſechſte Tag war es, daß wir Anno 17 vor Holle⸗ beke in erſter Linie lagen. Morgen kam die Ablöſung, gab es Poſt, Briefe und auch Pakete, und dieſer ſechſte Tag war der Heiligabend! Grau und verhangen, mit flandri⸗ ſchem Nebel begann er und trübe und düſter kam der Abend. In den Jahren waren wir abgeſtumpft gegen das, was man Sonn⸗ und Feiertage nennt, allem voran ging die eiſerne Pflicht, der Dienſt, der Krieg. Und den⸗ noch, heute war Heiligabend! Keiner ſprach zwar davon, aber in jeder Seele pochte doch heimlich mehr oder weniger Wehmut und Sehnſucht,. f Landwehrmann Kropp, der älteſte in unſerer Korpo⸗ ralſchaft, über 40 Jahre ſchon, wurde um 22 Uhr von Poſten abgelöſt. Vier Stunden ſpäter kam er wieder an die Reihe. Er ſtellte das Gewehr an die Wand, klappte den Kragen herunter und ſetzte ſich wortlos auf einen Kiſtendeckel. Tiſch und Stühle waren Luxus in manchem derzeitigen Unterſtand. Eine Kerze flackerte troſtlos und ö mude. Kropp kramte ſeine Pfeife aus der Taſche, ſtopfte ſie etwas umſtändlich und zündete den Tabak an Ein paar lange, genießeriſche Züge folgten und minutenlang ſtartte er dumpf vor ſich hin. Wir drei anderen ſchliefen komiſcher⸗ weiſe nicht, wie es ſonſt um dieſe Zeit Gewohnheit war. Aller Herzen waren ſicher von ſeltſamer Unruhe belaſtet. Und alle drei ſchauten wir den Landwehrmann ſchweigend an, auf deſſen Antlitz ein ſo eigentümlicher, düſterer Schatten lag. Minuten gingen ſo hin und keiner redete ein Wort Da holte Kropp aus ſeiner Manteltaſche einen kleinen grünen Tannenzweig hervor. der Himmel mochte wiſſen, wo er ihn gefunden hatte.. und legte ihn mit zitternden Fingern neben die Kerze. Nach einer Weile knöpfte er den Mantel auf. Dem Innern ſeines Uniform⸗ rockes entnahm er eine abgegriffene, arg mitgenommen Brieſtaſche und dieſer ein Bild, das ebenſo abgegriffen und beſchmutzt war. Wir kannten dieſes Bild, wußten, daß es ſeine Frau und ſeine beiden Kinder zeigte. Und im Scheine der Kerze hefteten ſich ſeine glaſ⸗ loſen Augen aufhellend, unverwandt an dieſes Bild Kill Silbe ging über ſeine Lippen, aber wir wußten ſofort, wos ex nun dachte, was ihn quälte und in ſeiner Seele vor ſich ging. Heiligabend war doch...! Das Band, welches ihn mit dieſen drei Menſchen in der Heimat verknüpfte, gog ſtärker und tiefer als das unſere, die wir noch frei und ledig waren und mit jugendlicher Beſchwingtheit uns leichter über die Tragik der Stunde hinwegſetzten. Trotzdem lag ein beklemmendes Würgen in unſeren Kehlen. Auf einmal ſenkte ſich des Landwehrmannes Kopf auf die Bruſt Zwiſchen den geſchloſſenen Lidern hervor rollten zwei Tränen über ſeine Wangen, ſein Körper legte ſich zur Seite und darauf ſchlief er, von Müdigkeit übermannt, ein, angelehnt an die feuchte Wand des Unterſtandes. Feſt hielten ſeine Finger das Bild, Wortlos tauſchten wir Blicke aus und verſtanden del alten Landwehrmann Kropp, deſſen ſeeliſche Not wir all nicht ſtillen konnten. Aller Troſt wäre in dieſem Augſſ⸗ blick ſo furchtbar billig geweſen. Das Stümpfchen Licht neben dem grünen Zweig ging ins Verlöſchen über, aber ehe es ſein Daſein aushauchte, gab es uns im letzten Schein ein ſeltſames, freudiges, ſa verklärtes Lächeln auf dem hageren Geſicht des Landwehrmannes wider. Im Traum mochte er jetzt bei ſeinen Angehörigen eingekehrt ſein. Ein weher Hauch der Feierlichkeit zog durch den Unterſtand. Es wurde dunkel. In einem ſtummen Ein⸗ verſtändnis haben wir den Alten die Nacht verſchlafen laſſen, daß er nicht mehr auf Poſten ziehen brauchte. Es ſollte das Glück, was er im Traume genoß, ihm nicht ge⸗ ſtört werden.. Am anderen Tage kamen wir in Ruhe. Dem Kame⸗ raden Kruſe eröffnete der Feldwebel, daß er auf Urlaub fahren könne. Freiwillig trat er zugunſten des Land- wehrmannes Kropp zurück. Jener wollte es nicht an⸗ nehmen. mußte ſich aber dem Drängen aller doch fügen. Er hat dann uns dreien, beſonders Kruſe, ſtumm die Hand gedrückt, und während er ſeine Sachen packte, ſchob er uns ſeine zwei Weihnachtspakete, ſeine Zigarren und Zigaretten zu, und iſt mit einer ſpürbaren, glücklichen Freude gefahren. Es war ihm ſicher wie die Erfüllung eines Traumes, und doch wieder alles ſo ſelbſtverſtändlich wie ſo vieles. vieles da draußen * Ns 8 ſie tußte lchen roku⸗ ollen nger nicht ſtfrei Zeih⸗ den als öße⸗ den ried⸗ r da erſt , iſt ein.“ ſtopſte paar ſtartte iſcher⸗ war. laſtet. gend iſterer redete leinen nochte n mit Weile form⸗ mene Weihnachtsglocken 1940 Von Ingeborg Teuffenbach. Wenn durch das feierlich erhellte Haus und durch das ſtille Land die Glocken ſchwingen, dann höre ich aus ihrem frohen Klingen einen ganz anders ſchweren Ton heraus. Er iſt es, der mir kief zu Herzen geht und der gemahnt, daß ich die Hände falte, da ich mit ſtillen Augen Kückſchau halte auf dieſes Jahr, das nah der Wend In dem erklung' nen Ton liegt Ka Don Mut und Vorwärtsſtürmen kaun er künden! Ich hör das Schlachtenfeuer ſich entzünden und ſeh den Schein, der grell zum himmel loht! In dieſem Ton liegt aber noch viel mehr. Wer kiefer hört, mag ſchon in ſeinem Rauſchen dem hohen Klang der Siegesglocken lauſchen, te Heer. 19 11 dem Jubel um das heimgekeht riffen ißten, ſere innes Heinz Steguddeit Rauchende Zweige Immer dann, wenn's weihnachtet in ſchwerer Zeit, möchte ich denen, die opfern, kämpfen, harren müſſen, vor einem Brief erzählen, der mich vor drei Jahren erreichte Wer ihn ſchrieb? Ein alter Kriegskamerad aus Pommern, er wanderte um 1920 mit redlicher Verbitterung aus und wählte Südweſtafrika zu ſeiner neuen, bäuerlicher Heimat. Es muß dort unten viel Einfamkeit ſein um die Bahn⸗ strecke zwiſchen Keetmannshoop und Grootfontein; zwar bin ich ſelber nicht dort geweſen, aber der pommerſche Kamerad ſchrieb davon in ſeinem Brief. Arm ſei er ge⸗ worden, die Pflanzung wäre vom letzten Unwetter ver⸗ nichtet, nun tue er Dienſt auf der Strecke und wolle den⸗ ——— 1 noch nicht unzufrieden erſcheinen mit ſeinem Schickſal, f immerhin wäre er Soldat geweſen im großen Kriege. „Ich bettele nicht“, meinte er,„ich bitte nur, denn meine Kinder, deren Mutter tot iſt, möchten einen Tannenbaum kennenlernen.. ſchick mir nur einen Aſt, einen Zweig, es ſoll genügen!“ Wer konnte beſcheidener, gar inbrünſtiger bitten? Ich ahnte mehr, als der Brief offenbarte. Und die Fichten⸗ zweige, die, behutſam in Papier und feuchte Tücher ge⸗ bettet, nach Wochen den fernen Freund erreichten, taten wunderliche Wirkung. Zwar waren die Nadeln abgefallen, wie ich ſpäter, wiederum auf brieflichem Wege, erfuhr, doch hatte der Mann das Geſchenk aus deutſchem Walde auf die Ofenplatte gelegt, wo die Nadeln und Zweige brieten und brannten, Raum und Nachbarſchaft mit dem Duft eines geheimnisvollen Rauches füllend. Meine Lieben: Was wiſſen wir Geborgenen der Hei⸗ mat von der Sehnſucht derer, die in der Ferne von un⸗ ausweichbarem Verlangen gepeinigt werden. Ja, der Frontſoldat, auch der heutige, er kann es nachfühlen, wird Es billigen aus heißem Herzen. Hört weiter: Am Wunder der drei Zweige, die ich geſchickt hatte, erhoben ſich mehr als zwanzig Menſchen, deutſche Brüder ſamt und ſonders, fortgeſpült und ver⸗ ſchlagen von einem Schickſal, deſſen Hintergründe wir zu ahnen meinen. Der ausgewanderte Kamerad dankte ſo, wie ich es preisgebe:„Wir löſchten das Licht und zündeten in der Dezembernacht eine Kerze an; da kam der greiſe Nachbar aus Schwaben und ſchlug die Hände vors Ge⸗ ſicht. daß wir ſein Weinen nicht ſehen ſollten: Heimat! rief er immer wieder, holte ſein Pferd und trabte alle verſammelt F waren um den. Rauch, alle die N vielen, die mei⸗— nen Brief nun unterſchrieben haben. Du weißt nicht, was es 0 unter frem⸗ den Sternen ſo angerührt zu werden.. lieber Kamerad einige Tannennadeln haben wir aufge⸗ hoben fürs kom⸗ mende Jahr der Schwabe hat ſich heute ſchon angeſagt. die Nachbarn aus Wathok und Oranje⸗Byk wollen noch andere Freunde mitbringen, wir müſſen den Kreis um zwei Dutzend Meilen weiter ziehen.. ſchön iſt der Rauch, milde und liebevoll. wir danken, danken, danken!“ ö So alſo war die Weihnacht der Einſamen im Süd⸗ weſten der alten afrikaniſchen Kolonie geweſen. Und wir, wieder mächtig und ſtolz geworden in der Heimat, können uns das Wunder der Zweige und des liebevollen Rauchs herbeizaubern, wann wir danach verlangen. Mein Ge⸗ ſchenk, dem alten Kameraden zur Bahnſtrecke von Keet⸗ manshoop und Grootfontein geſchickt, fand ſeinen Dank wie keinen andern zuvor. Könnte ich das Bild malen, wie ich es in der Tiefe ſchaue: Abgemühte, vielleicht ver⸗ bitterte Menſchen, die rund um den Herd kauern, ſtumm, die Hände vor den Angeſichtern, aber den Rauch glimmen⸗ der Fichtenzweige mit jener Inbrunſt atmend, die man beim Anhören erhabener Muſik zu empfinden pflegt: 5 Brüder, überm Sternenzelt muß ein lieber Vater wohnen! * Daß ich es nicht vergeſſe: als ich die Aeſte aus dem Schwarzwald verpackte, fügte ich handgeſchrieben den Vers Theodor Storms hinzu: „Ein frommer Zauber hält mich wieder, Anbetend ſtaunend muß ich ſtehn; Es ſinkt auf meine Augenlider Ein goldner Kindertraum hernieder, 5 Ich fühl's, ein Wunder iſt geſchehn.“ Auch das muß den Verlangenden in der Fremde ein Geſchenk geweſen ſein, denn wahre Sehnſucht fragt nie nach dem Preis, doch unerbittlich nach dem Wert. ————— In dieſer Nacht können Haustiere reden Araltes Weihnachtsbrauchtum im Alpenland der Oſtmark der Gebirge ragen ſchneereich den brennenden Ster⸗ nen des Weih⸗ nachtshimmels entgegen. Da gehen drunten in den Höfen der Berglehnen und Täler die Bauern mit uralten Räu⸗ cherpfannen, in denen Dreißger⸗ kräuter, Kranewit und Weihrauch glühen, durch Hof und Haus, zur Abwehr aller Perchten, Hexen und Teufel. Denn Rauhnacht iſt heut, wo das ö ane h. e 4 37 8 Wilde Gejaid durch die Lüfte tobt und der Zauber der Perch⸗ ten mächtig iſt. Es iſt eine unheimliche Zeit, dieſe Tage der Rauh⸗, Los⸗ und Klöpflenächte zwiſchen Thomas⸗ und Drei⸗ königstag! Schaut ſie nur einmal an, dieſe Perchten und Nielos, die in dieſen Nächten in greulichen Dämonen⸗ masken durch die Dörfer ſchwärmen! Schabmänner, in Strohbündel und Tierfelle gehüllt, mit langen Hornſtan⸗ gen auf dem Kopf, gehen im ſteiriſchen Salzkammergut um. Am St. Wolfgangſee geiſtern Tiermasken umher wie Hirſch, Gemſe, Fuchs, Ochs und Bär. Wode oder Frau Perchta, die die Wilde Jagd anführen, wurden zu Strig⸗ holden, in der Südſteiermark gar zur„Verwunſchenen Pfarrköchin“, in Tirol ſtampfen die Stampfgeiſter der „Gſtampas“ umher. In Salzburg, Steiermark und Tirol raſen die Perchtenläufer umher mit Springen und Tänzen und Lärmen, um die Fruchtbarkeit zu wecken und die Dämonen mit ihren eigenen Masken zu ſchrecken. Im Unterinntal wird der Aufzug des Anklöpfeeſels ver⸗ anſtaltet. Der norddeutſche Ruprecht aber wurde in Tirol zum Klaubauf, im Paznauntal ſogar zur ſchönen Frau Klaſa, in Kärnten zum Bartl. Genug dieſer ſeltſamen Geſtalten aus uralten Zeiten! Es iſt der Brauch, die Perchten durch Gaben umzu⸗ ſtimmen. Krapfen, Kuchen, Eier, Milch, Brei wurden Die Hochgipfel ihnen auf Tiſch, Fenſter, Dach geſtellt. In Tirol ſtellt man gam Chriſtabend eine Schüſſel Milch mit Löffel bereit, anderswo wird eine Schüſſel ſüßer Rahm mit einem neuen Löffel geſpendet. Auch die Berchtl, die in die Spinn⸗ ſtuben ſchaute, zeigte ſich für Geſchenke dankbar. Es ſind wohl die Reſte uralter Opfer aus altgermaniſcher Zeit, die aus dieſen Geſchenken ſprechen! ö In Kärnten waſchen ſich die ledigen Mädchen von Kopf bis zu Fuß in der Thomasnacht, ehe ſie ihre Liebes⸗ orakel ſtellen. In der Marchgegend iſt das Pantoffelwerfen. Betſtaffeltreten, das Steigen auf Obſtbäume und das Scheitklauben üblich. Die Kärntner Mädel pflanzen Kirſchbaumzweige in den Sand, begleitet von geheimen Wünſchen. In Südtirol ſucht man mit Kalk präparierte Kirſchbäume im Freien bis zur Chriſtnacht zum Blühen zu bringen. Beim Backen des Kletzenbrotes— Roggen⸗ mehl mit gedörrten Birnen— umarmen die Bäuerinnen mit teigbeklebten Armen die Obſtbäume im Garten. In Tirol wird der Zelten gebacken. Am wunderreichſten von allen Nächten iſt die Chriſt⸗ nacht. In der Steiermark wird an einigen Orten Tanne oder Fichte mitten im Hof aufgerichtet. In Salzburg wurden früher die Bachl oder Berchtlbüſche in Geſtalt won Eiben⸗ oder Wacholderzweigen an der Stubendecke auf⸗ gehängt. Die burgenländiſche Pudelfrau wirft ihre Ge⸗ ſchenke ungeſehen zur Tür herein. In Tirol und Kärnten loderten bis in unſere Tage Winterſonnenfeuer durch die weiße Bergnacht. Wieder werden Wohnungen und Ställe geräuchert. Das Vieh erhält eine Scheibe geweihtes Brot. In dieſer Nacht können ſelbſt die Haustiere reden. Wenn Haus und Hof gegen alles Böſe gefeit ſind, dann verläßt auch auf dem letzten Einödhof der Bauer mit ſeiner Fami⸗ lie das Haus und geht, die Laterne in der Hand, durch Schnee und Nacht zur feierlichen Mitternachtsmette im lichterhellen Alpenkirchlein, wo das Krippelein der Stall⸗ geburt aufgebaut iſt. Am nächſten Morgen finden die Kinder ihre ſchlichten Gaben auf dem feſtlich gedeckten Tiſch. In Kärnten gehen dann nach Weihnachten die Kinder mit Birkenruten von Haus zu Haus und ſingen ihre Heiſchverſe:„Friſch und g'ſund, lang leben, g'ſund bleiben, bis i wieder kimm ſchlagen..“ Zwiſchen Silveſter und Dreikönigstag ziehen die Sternſinger durch Tirol und Vorarlberg, mit Goldkrönlein und geſchwärzten Geſichtern und tropfenden Näslein ihre Sternlieder ſingend. In Tirol ſtapſen ſie vorher auf den beſchneiten Bergackern umher, um Fruchtbarkeit zu wecken. Mir begegneten die Sternſinger an einem der letzten Silveſter im Kleinen Walſertal noch, wo ſie mit froſtkllammen Händen ihre Gabenbeutel hielten und ihre Verſe aufſagten. K. Haumann. CC Der Nauſchgoldengel Von Alice Fliegel. Schweſter Margarete hängt den Rauſchgoldengel an den kleinen Tannenbaum im Saal eines Lazaretts. Die Soldaten ſehen ihr zu. Es wird plötzlich ganz ſtill im Raum. 5 Die Hände der Schweſter ſind geſchickt und flink. Bald hängt der Engel an einem glänzenden Lamettafaden zwiſchen den grünen Zweigen. Es ſieht aus, als ob er jeden Augenblick die Schwingen heben und fliegen wolle. Unteroffizier Behnert, der den Engel von zu Hauſe geſchickt bekam, lächelt verſonnen.„Jetzt werden ſie daheim einen anderen Engel an den Weihnachtsbaum hängen müſſen“, ſagt er.„Seit meiner Kinderzeit iſt der Rauſch⸗ goldengel nicht von zu Hauſe fortgeweſen. Es wird der Mutter ſauer geworden ſein, ihn herzugeben— um der Kleinen willen. Sie ſind ganz vernarrt in den Engel!“ Der junge Infanteriſt, der daneben liegt, erlebt in fiebrigem Hindämmern immer von neuem die Bilder des Krieges, von denen er glaubt, daß er ſie nie mehr ver⸗ geſſen kann. Tannenduft erfüllt den Saal. Die Augen des jungen Soldaten, die wie leergebrannt ſind, weil er alles, was an ſeeliſcher und körperlicher Kraft in ihm war, an den Krieg hingegeben hat, ſaugen ſich an dem leuchtenden Engel feſt 8 N Seine aufgewühlten Gedanken müſſen einen weiten Weg vom Schlachtfeld zu dem lamettageſchmückten Tan⸗ nenbaum gehen. Es iſt ein neuer Kampf, den ſeine Seele beſtehen muß, um wieder mit den Bildern des Friedens vertraut zu werden.„Engel...“, flüſtert er mit heißen Lippen.„Engel aus der Heimat“ Sein erregtes Geſicht entſpannt ſich. Die geflüſterten, wirren Worte hören auf. Ein feierlicher Ausdruck, wie ihn Kinder haben, die an das Wunder der himmliſchen Heer⸗ ſcharen glauben, glättet die junge Stirn. Er weiß nichts von den Tränen, die aus ſeinen Augen rinnen— aber er fühlt ihre Erlöſung. In ihrem Glanz erwacht ein neues Leben 5 Schweſter Margarete blickt den jungen Soldaten heim⸗ lich forſchend an.„Er hat ſich zurückgefunden“, denkt ſie glücklich.„Nun wird es mit dem Geſundwerden ſchneller gehen.“ Sie ſieht den Rauſchgoldengel dankbar an. Iſt es nicht, als trüge er ein Füllhorn in unſichtbaren Hän⸗ den? So verſchwenderiſch iſt ſein Schenken. Auch ihre Kindheit kommt auf ſie zu. Im Saal der Verwundeten— mitten im Herzen des Krieges, ergreift ſie ſelige Weih⸗ nachtsfreude. Sie nickt dem jungen Soldaten lächelnd zu.„Der Engel hat uns allen etwas mitgebracht!“ ſagt ſie fröhlich. „Ein Stückchen Erinnerung— ein bißchen Kinderglück un einen unerſchütterlichen Glauben!“ ö „Ja!“ ſagt Feldwebel Werner, der ſeit ſeiner Ein⸗ lieferung kaum ein Wort geſprochen hat,„auf den Glau⸗ ben kommt es an] Der nächſte Weihnachtsbaum findet uns bei den Kameraden!“ Der junge Soldat richtet ſich lauſchend auf. Er fühlt ſeine Schmerzen nicht mehr wie Feuer in ſich brennen. Vor dem Fenſter tönt fernes Schlittengeläute. Dumpf ſinken die Schritte der Menſchen, die vorübergehen, in den tiefen Schnee. Alles wird unwirklich und weit, was draußen iſt Aber immer lebendiger wird die Nähe; der Tannen⸗ baum— der ſchwebende Engel—— „Ehre ſei Gott in der Höhe..“. Der junge Soldat hat die Worte nicht geſprochen. Aber ſie klingen ſo laut in ſeinen Gedanken, daß jeder ſie hören muß. Im Herzen der Aelteren ſchwingen ſie nach. Die Schweſter fühlt ſie wie ein Gebet und faltet unwill⸗ kürlich die Hände, 8 In der heißen Flamme der Kerzen beginnt ſich der Rauſchgoldengel leiſe erbebend zu regen. Die Soldaten ſtarren ihn wie ein Wunder an. Seine Schwingen werden größer und größer und fül⸗ ien mit ihrem Glanz den ganzen Raum. Bis an das Bett in der äußerſten Ecke bringt das Licht. Weit über den Saal hinaus reichen die ſchimmernden Flügel. Immer lauter und ſieghafter rauſcht ihr Lied. Anekdoten Ludwig XV. hatte wieder einmal eines jener verſchwen⸗ deriſchen Feſte gefeiert, die ſeinem Finanzminiſter Terrais ſtets einige gelinde Schauer über den Rücken laufen ließen. wenn er an die Koſten dachte. Terrais ſtand neben dem Kö⸗ nig und ſchaute dem bunten Treiben der Hofgeſellſchaft und Gäſte zu. Da fragte ihn der König: Nun wie finden Sie die Feſte von Verſailles?“„Unbezahlbar, Sire!“ war Ter⸗ rais Antwort. 8 Friedri der Große erhielt bei ſeinem Kapeumetſter Bhanz Unterricht auf der 145 5 Einmal ſtellte Quanz dem König einen anderen Schüler vor der heſonders aut ſpielte. Der König ſagte ſpäter zu Quanz mißbilligend:„Ich bin unzufrieden mit ihm. Quanz! Mir ſcheint, er gibt ſich mit jenem Burſchen mehr Mühe als mit mir!„Gewiß nicht, Majeſtät! Ich wende nur eine andere Methode bei ihm an! „Und worin beſteht dieſe?“ wollte der König wiſſen.„Na, ich helfe hei ihm etwas mit dem Korpoxalſtock nach!“ geſtand Quanz.„Na dann wollen wir es doch lieber bei unſerer bis⸗ herigen Methode laſſen!“ lachte der König beluſtlgt. Der kleine Sekretär Mater geht über den Gang, ſtößt an der dunklen Ecke gegen einen Mann und ſagt:„Ver⸗ dammter Idio n fort:„.. der ich bin!“ 9 Unſer Kreuzworträtſel. Kloſtervorſteher, 3. lateiniſch: zu⸗ rück, 5. verbergen, 6. Mädchenname, 5 7. eine Art des Ringelwurms, 9. Farbe, 11. Bürde, 12. außer⸗ deutſches Gebiet, 13. lateiniſch: es ſei.— Senkrecht: 1. Zeitabſchnitt, 2. auf engliſch „das, wie a land nicht iſt J.(treu), 3. ſtädti⸗ ſches Gebäude, 4. der Weltſtören⸗ 25 fried, 6. Geſtalt der germaniſchen Sagenwelt, 8. ehemalige europäiſche Münze, 10. ſoviel wie gebräuchlich, 11. Lautſtärkeangabe. 7 2 L erkennt den Herrn Rat und fährt Waagerecht: 1. 1 Glanzvolle Waffentat Bon Narvik bis Dünkirchen.— Die größte Schlacht in Frankreich.— Die blockierte Inſel.— 1* Ein Jahr kriegeriſcher Erfolge ſondergleichen liegt hinter uns. Geradezu gewaltig iſt das militäriſche Ge⸗ ſchehen, das ſich in dieſer kurzen Zeitſpanne vollzogen hat. Eine Reihe von glanzvoll aneinandergereihten Kriegs- handlungen hat uns Schritt um Schritt der letzten Ent⸗ ſcheidung nähergebracht. Auf die Niederwerfung Polens im Herbſt 1939 folgte im Frühjahr 1940 die blitzartige Beſetzung Norwegens und Dänemarks und die Vertrei⸗ bung der Briten aus Skandinavien. Einen Monat ſpäter erlebten wir zur Abwehr des geplanten Ruhreinfalls den deutſchen Einmarſch in Holland und Belgien, der mit dem glorreichen Sieg in Frankreich ſeine Krönung fand. Die deutſche Wehrmacht hat den Briten vom Feſtland ver⸗ jagt und die neugewonnenen Küſtenfronten an Nordſee und Atlantik ſo ausgebaut, daß England nicht mehr in der Lage iſt, den Krieg in Nord⸗ und Weſteuropa zu er⸗ neuern. Unter der Wucht der deutſchen Luft⸗ und See⸗ offenſive iſt das britiſche Inſelreich im Mutterland völlig in die Defenſive gedrängt und ſieht heute mit Bangen der kommenden Entſcheidung entgegen, die trotz aller gegen⸗ teiligen Prophezeiungen der britiſchen Lügenpropaganda mit der Niederlage Englands enden wird. Flankenſtoß im Norden blitzartig abgewehrt Den großen militäriſchen Geſchehniſſen des abgelaufenen Jahres iſt ein wichtiges Kennzeichen gemeinſam Jedem deut⸗ ſchen Schlag ging eine vielſeitige Vorbereitung voraus. In den Zwiſchenperioden vollzog ſich eine gründliche diploma⸗ tiſche, politiſche und militäriſche Vorbereitung die den Erfolg des Unternehmens von vornherein ſicherte und gleichzeitig der Nation viel Blut erſparte. Nach verhältnismäßig langen Zei⸗ ten der Vorbereitung waren die eigentlichen Offenſiv⸗ handlungen dann nur von kurzer Dauer und erreich⸗ ten bei geringen eigenen Verluſten die ſchnelle Vernichtung des Gegners Bei Jahresbeginn ſtanden wir mitten in einer ſolchen Zwiſchenperiode, die auf deutſcher Seite ſowohl ausbildungs⸗ wie materialmäßig voll ausgenutzt worden iſt. Während Millionen deutſcher Soldaten in den weſtdeutſchen Gebieten konzentriert waren und der Gegner im offenſiv geführten Vorfeldkampf beſchäftigt wurde, ging im Schutz der eigenen Unangreifbarkeit die ſorgfältige Vor⸗ bereitung der Truppen für die kommenden Ereigniſſe von, ſtatten. Die erſte größere Kriegshandlung des Jahres ſollt⸗ allerdings nicht auf dem weſtlichen Kriegsſchauplatz erfolgen England hatte vielmehr in Erkenntnis der Unangreifbarkett des Weſtwalls einen Flankenſtoß von Norden her vorberet⸗ tet, aber auch hier iſt die deutſche Kriegführung dem Gegnei in letzter Sekunde zuvorgekommen Unter den ſchon auf⸗ gerichteten Rohren der großen engliſchen Kriegsflotte ſtießen die deutſchen Kriegsſchiffe mit den Truppentransportern am 9. April gegen Norwegens Küſte vor und trugen die Haken kreuzflagge bis nach Narvik hinauf Der blitzartig er folgende deutſche Gegenſchlag hatte durch ſeine kühne Anlage die britiſchen Pläne völlig durchkreuzt. Erß allmählich kam man in London zur Beſinnung, doch jetzt wan es bereits zu ſpäl. Die deutſchen Truppen hatten bereits über⸗ all in den norwegiſchen Häfen Fuß geſaßt und den Feind⸗ widerſtand ſowie die ungeheuren Hemmniſſe der Natur in übermenſchlichen Leiſtungen überwunden Während die deutſche Luftwaffe unter den engliſchen Schlachtſchiffen und Kreuzer⸗ geſchwadern aufräumte und die britiſchen Flieger nieder kämpfte, ſtießen die deutſchen Truppen von Oslo und Dront⸗ beim vor und zwangen die engliſch⸗franzöſiſchen Landungs korps bei Namſos und Andalsnes zur panikartigen Flucht Hoch im Norden bei Narvik kämpften oſtmärkiſche Gebirgs⸗ truppen des Generals Dietl Schulter an Schulter mit der Kameraden der Kriegsmarine, die nach dem heldenhaften Untergang der Zerſtörer des Kommodore Bonte ſich den deutſchen Landungstruppen angeſchloſſen hatten. wochenlang unter ſchwierigſten Verhälmiſſen, bis ſchließlich der Engländer auch hier das Heil in der Flucht ſuchte Durch beiſpielhafte Zuſammenarbeit der drei Wehrmachtteile war ein glänzender Sieg über die britiſche Uebermacht errungen worden Gleichzeitig war durch die großen Erfolge der deutſchen Stukas gegen bri⸗ tiſche Schlachtſchiffe, Kreuzer und Transporter der ſahrhunderte⸗ alte Nimbus der engliſchen Flotte zerriſſen worden. 3000 Kilometer Siebe Ein heiterer Roman von Olly Boeheim. 22 Zehntes Kapitel. „Du ſcheinſt ja eine ungeheuer feſſelnde Lektüre zu haben“, ſagte Vera Verries, während ſie das Boot an die. Kette legte und Arne zuſah, wie er, ohne ſich auszuziehen, gleichſam wie hypnotiſiert von der Zeitung, ſich auf einen Holzſtamm ſetzte. „Komiſch“, fuhr ſie fort,„du ſagteſt doch, daß dich die Dinge da draußen in der Welt überhaupt nicht inter⸗ eſſieren?“ „Ja“, meinte der Mann gedehnt, eſſieren ſie mich eben—.“ „Das kann ich gar nicht verſtehen!“ „Oh, dich dürften ſie auch intereſſieren,“ ſagte Arne einem ironiſchen Blick. „Ich wette, nein!“ lachte Vera. „Ich wette dagegen! Es handelt ſich nämlich um deinen Erfolg in Göteborg.“ „Was?“ Vera war aufgeſprungen und kam näher. „Hier, deine Kritiken!“ rief der Mann.„Du biſt wirk⸗ lich eine begabte, ja, hier ſteht es wörtlich, von leidenſchaft⸗ licher Liebe zum Tanz erfüllte Künſtlerin— hier— bieg⸗ ſam wie eine Gerte— ſogar dämoniſch und ſündhaft ſchön— was willſt du noch mehr. Eins jedenfalls macht dir ſobald niemand nach: du erzählſt in einer Hütte am Siljanſee deinem Geliebten Märchen und gibſt gleichzeitig in Göteborg einen Tanzabend.“ Vera Verries ſetzte ſich. Ihre Knie zitterten, als ſie nach der Zeitung griff. „Das iſt jag nicht möglich,“ rief ſie, während ihre Augen die Zeilen überflogen. „Ja, man ſollte es nicht für möglich halten,“ erwiderte der Mann.„Warum müſſen die Frauen immer ſchwin⸗ deln und ſich mit einem ſolchen Glorienſchein umgeben? Du, Vera, hätteſt das weiß Gott nicht nötig gehabt.“ Eine harte Falte grub ſich zwiſchen ſeine hellen Brauen. ö„Entſchuldige einen Augenblick“, ſagte die Frau,„ich muß erſt langſam zu mir ſelbſt kommen, ehe ich auf deine unklaren Reden eingehe. Du haſt doch mein Abſagetele⸗ gramm abgeſchickt?“ Der Mann ſah ſie an:„Teufel auch,“ ſagte er,„das ſteckt noch in meiner Taſche. Als hätte ich geahnt, daß es überflüſſig iſt und nur Verwirrungen anrichten würde.“ 1„Du haſt das Telegramm vergeſſen und wagſt es, mir Vorwürfe zu machen?“ „diesmal inter⸗ mit Die gewaltigſte Einkreiſungsſchlacht 2 Noch wurde auf den vereiften Felſen um Narvik ge⸗ kämpft, da waren unter Vortäuſchung einer Großaktion ir Südoſteuropa die franzöſiſch-engliſchen Armeen längs der hol⸗ ländiſch⸗belgiſchen Grenze und im Einverſtändnis mit dieſen beiden Staaten zum Einfall in das deutſche Ruhrgebiet auf⸗ marſchier. Die Weſtmächte hatten allerdings nicht mit der ungeheueren Schlagkraft der nattonalſozialiſtiſchen 1 macht und ihrer Führung gerechnet Als die Soldater Weſtfront am 10 Mat 1940 auf Befehl des Führers zum Entſcheidungskampf gegen die Weſtmächte an⸗ traten, da war das deutſche Heer in jeder Hinſicht auf das beſte vorbereiten Mit den modernſten Waffen ausgeſtattet, die eine neuzeitliche Technik erfunden hatte, unter der beſten Führung, die je ein Heer führte, und mit einer grenzenloſen Siegeszuver⸗ ſicht ſtürmten die deutſchen Feldgrauen gegen die Millionen⸗ armeen der Weſtmächte und ihrer Hilfsvölker vor Auch hier feierte das Zuſammenwirken aller Waffen einen großen Befeſtigungen, die man im franzöſiſchen General⸗ Triumph ſtab für uneinnehmbar gehalten hatte, wurden von den deut⸗ ſchen Diviſionen überrannt oder durch Fallſchirmjäger ſturm⸗ reif gemacht. Schon wenige Tage nach Beginn der deutſchen Offenſive ſtreckte Holland die Waffen. Am 17. Mat wurde Brüſſel erreicht Während England und Frankreich ihre beſten Angriffsarmeen zum umfaſſenden Gegenſtoß im flandriſch⸗ belgiſchen Raum maſſiert hatten, erfolgte für ſie unerwartet der deutſche Durchbruch durch die Maginotlinte zwiſchen Maubeuge und Sedan in einer Breite von 100 Kilo⸗ meter Panzer und Stukas hatten gemeinſam mit Artillerie und Infanterie das ungeheure Bollwerk zerſchlagen, nachdem die Luftwaffe bereits Tage vorher die gegneriſchen Luftſtreit⸗ kräfte vernichtet und die Luftherrſchaft über Frankreich erkämpft hatte. Ohne daß ſich der Feind über das drohende Schickſal im klaren war, ergoſſen ſich durch die Lücke die deutſchen Panzerkolonnen gefolgn von den Dipiſionen des Hee⸗ res die in tagelangen Gewaltmärſchen hinter den Panzern bis zum Meer vorſtießen und die Elite der engliſch⸗franzöſiſchen Feldarmeen in dem belgiſch⸗flandriſchen Raum einkreiſten. Gleichzeitig riegelten die grauen Kolonnen der Somme ent⸗ lang bis zur Maginotlinie Nordfrankreich gegen Süden ab. Nun vollzog ſich das Schickſal der eingeſchloſſenen Armeen in raſcher Folge Am 29. Makapttulierte der König von Belgien mit 500000 Mann und am 4 Juni war auch das Schickſal der Engländer und Franzoſen beſiegel. Ueber 12 Millionen Gefangene und unüberſehbares Kriegsgerät fielen in die Hände der ſiegreichen deutſchen Truppen. Nur klägliche Trümmer des britiſchen Expeditionskorps konnten ſich, verfolgt von den deutſchen Stukas, bei Nacht und Nebel von Dünkirchen aus über den Kanal nach England reiten. Die gewaltigſte Einkreiſungsſchlachider Weltgeſchichte hatte mit einem glänzenden Sieg der deutſchen Waffen geendet, wobei die eigenen! Verluſte denkbar gering geblieben waren. Frankreich zur Kanitulation gezwungen Während noch das deutſche Volk in Dankbarkeit und Freude den Sieg ſeiner Feldgrauen feierte, waren bereits die Vor⸗ bereitungen für die zweite und letzte Schlacht in Frankreich im Gange. Noch war die Flandernſchlacht nicht abgeſchloſſen. da donnerten die Motoren der Panzer ſchon neuen Zielen ent⸗ gegen. Am 4. Juni traten die deutſchen Truppen zum Angriff auf die ſogenannte Weygand ⸗Linte ſüdlich der Somme an, auf die Frankreich ſeine letzte Hoffnung geſetzt hatte. Nach Ueberwindung des Widerſtandes im Raum zwiſchen Somme und Seine wurde die franzöſiſche Front nach Oſten zu ſyſte⸗ matiſch aufgerollt Am 14 Juni hielten deutſche Truppen ihren Einzug in Paris. und ſchon drei Tage ſpäter war mit der Erreichung der Schweizer Grenze der Ring um die feind⸗ lichen Kräfte in Lothringen und im Elſaß geſchloſſen. Die Maginot⸗Linie, die nunmehr auch frontal vom Rhein her an⸗ gegriffen wurde, war im Rücken umgangen und damit un⸗ haltbar geworden. Verdun und Straßburg fielen in deutſche Hand über dem Schloß von Verſailles wehte die Reichskriegsflagge. Unter dieſen wuchtigen Schlägen brach der franzöſiſche Widerſtand zuſammen Die englandhörige Regterung Reynaud trat zurück und Marſchall Pétain bat um Waffenſtillſtand Nach Rückſprache mit dem Duce des faſchiſtiſchen Italiens, das am 10 Junt den Weſtmächten den Krieg erklärt hatte, empfing Adolf Hitler am 21. Juni im Wald von Compiegne die franzöſiſchen Unterhändler und überreichte ihnen im Wagen des Marſchalls Foch die Ueber⸗ gabebedingungen. Vier Tage ſpäter, am 25. Junt, trat die Waffenruhe ein Damit war ein entſcheidender deutſcher Sieg errungen. In knappen ſechs Wochen war eine der ſtärk⸗ ſten Armeen des Feſtlandes zertrümmert und reſtlos geſchla⸗ lriegführung kennen. „Ich mache dir keine Vorwürfe, denn ich weiß ja nicht. wen ich vor mir habe. Ich nannte dich bis heute Vera. Aber die biſt du ja nicht. Die wirkliche Vera Verries hat ja in Göteborg getanzt.“ „Warum haſt du das Telegramm denn nicht aufgege⸗ ben?“ fragte Vera faſſungslos. „Nicht, weil ich ſchon damals deinen Schwindel durch⸗ ſchaute, ſondern weil neben der Poſt in Lekſand ein neues Angelgerät ausgeſtellt war. Ich ließ es mir zeigen, kaufte es und ging gleich ans Waſſer, um es auszuprobieren. Eine ganz neue Angel, amerikaniſches Fabrikat.“ Vera ſetzte ſich mit hochgezogenen Beinen hin und las ihre Kritiken. Wenn ihr bis jetzt ihr Abenteuer wie ein ſchöner Traum vorgekommen war, zu ſchön, um zu dauern, ſo bezweifelte ſie jetzt wirklich, ob die Sache mit rechten Dingen zuging. Schließlich legte ſie die Zeitung beiſeite und ſagte:„Da hat jemand anders unter meinem Namen getanzt, und ich muß dieſem jemand noch dankbar ſein, denn dank deiner Zuverläſſigkeit hätte ich jetzt die Kontraktbruchklage auf dem Hals.“ Sie erhob ſich langſam. Die Außenwelt war wieder da. Vera lebte nicht mehr auf einem verlorenen Stern, wo es für ſie kein Gut und Böſe gab. Eine Nachricht kam in das Idyll hineingeflattert, und der Traum war zu Ende. Die Wirklichkeit ſtand plötzlich da. Ein paar Seiten bedruck⸗ tes Papier brachten die ganze Welt mit. Eine würgende Traurigkeit überkam die Frau. Es gab kein Paradies mehr im zwanzigſten Jahrhundert, und wenn man glaubte, eins gefunden zu haben, wurde man daraus vertrieben. „Ja“, ſagte ſie, wie zu ſich ſelbſt;„nun muß ich fort. Schließlich kann ich nicht am Siljanſee meine Tage ver⸗ träumen, während ein fremdes Menſchenkind unter mei⸗ nem Namen durch die Welt tanzt.“ Der Mann kramte in ſeinem Boot und ſteckte ſich eine Pfeife an. Er ſprach kein Wort. Vera ging ins Haus. Sie hatte Luſt, zu weinen, laut hinauszuweinen vor Zorn, Enttäuſchung und Einſamkeit. Sie blickte ſich auf der Schwelle um. Er ſaß vor dem Haus und blickte in den Pfeifenrauch, als könnte er darin ihr Schickſal leſen. Sie zerrte den kleinen Koffer vom Schrank herab. Er glaubte ihr nicht. Folglich liebte er ſie auch nicht. Sie liebte ſo blind, ſo leidenſchaftlich, daß ſie ſogar den Gedanken aus⸗ ſchalten konnte, wer er eigentlich war. Für ſie war er Arne, der Mann mit den gütigen Augen, dem breiten Jungenlachen und den ſtarken Armen. Der Mann, der ihr von Liebe ſprach, und deſſen Leidenſchaft ſie zu den Ster⸗ nen trug, wenn die Nacht ihr Netz über den Siljanſee warf. Wenn ſie in dieſe klaren, ehrlichen Augen blickte, verſtummten alle Fragen. Er war ihr Geliebter, weiter nichts. Ihre Liebe war ſo ſtark, daß es ihr gelang, alle Bitterkeit überkam Vera. gen. Ueber 1,9 Millionen Franzoſen, Engländer Belgier; Holländer mußten den Weg in die Gefangenſchaft gehen ken aus blutig waren auch die Opfer des Feindes wü ren eigenen Verluſte ſich auch diesmal ſo bitter ſie für 927 12 zelnen ſein mögen, in engen Grenzen hielten. Als Syre a des ganzen Volkes dankte der Führer in der historiſahe denkwürdigen Reichstagsſitzung, in der er die E hrung 10 den tapferen deutschen verdienten Heerführer vollzog Steg im großdeutſcher Truppen für dieſen unvergleichlichen Freiheitskampf Tödliche Vergeltungsſchläge der Luftwaſſe Aber noch war der Endſieg nicht errungen, der Europas, der ewige Friedensſtörer England, nicht vern Vergeblich war der letzte Appell zur Vernunft, den der in ſeiner Reichstagsrede vom 19 Juli an die verantwo Männer Englands gerichtet hatte; denn die Londoner niſten gaben ſich immer noch der trügeriſchen Hoffnung hi trotz aller Mißerfolge ſchließlich doch noch als Sieger 57 Krieg zu beenden Nachdem der Erdkampf den Briten nicht 5 Waffenglück gebracht hatte ſuchten ſie ihre letzte Zuflucht 1 nächtlichen Luftkrieg gegen die Zivil evöllerung. in der ſtien Hoffnung, durch dieſe brutale Kriegführung den Widerſtands willen des deutſchen Volkes brechen zu können Seit dem erte Mordüberfall auf Freiburg hatte der Führer die Englände wiederholt vor einer Fortſetzung dieſer grauſamen Kamp methode gewarnt. Als alle dieſe Mahnungen ungehört 0 hallten, eröffnete die deutſche Luftwaffe am 11 Auguſt m einem Groß angriff gegen England die Vergeltungz aktion die ſeither in einer unaufhörlichen Welle von Angriffer uſtemaniſch alle kriegswichtigen Anlagen des Feindes zerſchlägt Rüſtungswerke. Flugplätze Verſorgungsbetriebe Hafen- und Eiſenbahnanlagen ſind alltäglich das Ziel der deutſchen Bom⸗ benangriffe London. Coventry. Southampton Portsmouth Briſtol, Birmingham und Sheffield. dieſe wenigen Namen kennzeichnen das erbarmungsloſe Zerſtörungswerk, das die deutſchen Kampfgeſchwader planmäßig an England vollziehen 4 5 8 5 U-Boote umklammern die Pirazeninſel Hand in Hand mit der Luftwaffe arbeitet die deutſche Kriegsmarine an der Niederkämpfung des Feindes Zur Abwehr der völker rechtswidrigen Kampfmethoden Englands hat 1 die Reichsregierung am 17 Auguſt die totale Blockade über die britiſche Inſel verhängt Seitdem iſt die Verſenkungs⸗ zilfer in einer für England überaus bedrohlichen Weiſe g ge⸗ ſtiegen. Millionen von n'n Handelsſe N ſind der Tätigkeit der den ſceboote und Ueb ſtreitträfte* erbomben zum Opfer g Feind Achtet ihres ktlichen Illuſto. Ded den Min Flieg 0 Erſtmatig in ſeiner Art war auch der dann wenige Tage pater erfolgende engliſche Fliegeran griff auf den Flo lten verband im Hafen von Dront heim. Zum Unterſchied von dem Angriff Wilhelmshaven, an dem wenige Flugzeuge beteiligt waren, griff hier ein großer Verband von engliſchen Flugzeugen an. Sie kamen von einem Flugzeug⸗ träger. Rechtzektig gewarnt, eröffneten die Schiffe ſogleich bei dem Anflug ein ſolches Sperrfeuer, daß es keinem Flugzeug gelang, dieſen Wall von Stahl und Feuer zu durchbrechen. Sie mußten abdrehen. Die es zu ſpät taten. zerſchellten in den Bergen oder ſtürzten ins Waſſer. Allein das Schlacht⸗ ſchif;„Scharnhorſt“ ſchoß bei dieſer Gelegenheit ſechs feindliche Flugzeuge ab. ö 1 Auch das war nur ein Beiſpiel dafür, was ein Flotten⸗ verband mit ſtarker Flakbewaffnung gegen Fliegerangriffe auch in maſſierter Form zu leiſten vermag. Bei einigen Zer⸗ ſlörerun ternehmungen in der letzten Zeit lernte ich auch dieſe ſchlagkräftige und vielſeitige Waffe unſerer See⸗ Sie haben Handelskrieg im Oſten, im Kattegatt und Skagerrak geführt. Truppen nach Narvil ge⸗ bracht und dort einem weit überlegenen Feind bis zur letzien Granate und bis zum letzten Torpedo getrotzt. 1 Auch die Zuſammenſetzung der Beſatzungen gewährleistet höchſtmögliche Erfolgstätigkeit. Sie alle fahren lange zu⸗ ſammen. ſie alle haben ihre geſamte Bordzeit auf kleinen Booten verbracht. Einſchließlich des Kommandanten; der meines“ Zerſtörers war dre Jahre Wachoffizier auf einem Torpedoboot, zwei Jahre Torpedobootkommandant und— d zwiſchen liegen ſelbſtverſtändlich Landkommandos— ſchlie lich drei Fahre Kommandant eines Zerſtörers. Ohne dieſes dadurch erreichte letzte Vertrautſein mit Boot und Beſatzung ſind ſolche Unternehmen nicht möglich. Das ſind nur einige Beiſpiele aus meiner Erfahrungszeit als Berichter. Ich ſelbſt/ könnte weitere hinzufügen, Kameraden und darüber hinaus 00 allem die Kommandanten ſelbſt könnten ſie beliebig ver⸗ mehren. g anderen Gedanken auszulöſchen. Nun war es anders ge⸗ kommen. Er fragte ſie und glaubte ihrer Antwort nicht, Sie zerrte ihre Kleider vom Haken und packte ein. Plötzlich ſtand der Schatten eine Mannes breit in der Tür. Sie wandte ſich nicht um, „Du mußt ſo gut ſein, mich nach Lekſand hipüber⸗ rudern,“ ſagte ſie, ſich zur Ruhe zwingend.„Von dot dus fahre ich mit meinem Wagen nach Göteborg, um feſtzu⸗ ſtellen, wer Vera Verries Nummer zwei iſt.“ „Oder Vera Verries Nummer eins,“ ſagte der Man langſam. Er hat recht, dachte ſie matt. Vera Nummer eins. G ö wiß iſt ſie fünger als ich. Vielleicht ein neuer Stern, in Aufgehen begriffen, während ich im Verblaſſen bin. J es nicht wie eine Mahnung abzugehen? Abzugehen, so. lange man noch oben iſt, ehe der Weg ſich zum Abſtieg neigt? Vielleicht iſt jetzt die entſcheidende Kurve? „Danke, du biſt ſehr ehrlich,“ ſagte ſie bitter. „Ich wollte, du wärſt es gegen mich geweſen.“ er⸗ widerte der Mann in der Tür. Vera fuhr herum:„ haſt recht, ich war nicht reſtlos ehrlich gegen dich, Ant 9 Vielleicht, weil ich dich zu ſehr liebte—.“ „Das iſt eine billige Ausrede!“ ö „Ich bitte dich, unterbrich mich nicht. Ich habe leine Ausreden nötig. Meine Unehrlichkeit beſtand nicht darin, daß ich mich, wie du in deinem geradezu ſturen Miß trauen glaubſt, mit fremden Federn geſchmückt habe. Ich wollte alles vergeſſen, und ich habe alles vergeſſen in den 1 wenigen Tagen, in denen ich glaubte, du liebſt mich.“ „Vera!“ „Ja, es muß geſagt werden, Arne, jetzt, wo unſere Wege auseinandergehen. Ich liebte dich ſo ſehr, daß es mir gleichgültig war, wer du biſt. Du warſt mein Ge⸗ liebter, das ſchloß für mich das Glück der ganzen Welt ein. Vielleicht biſt du nicht nur ein Romantiker, ein Aben⸗ teurer, der die Einſamkeit aus ſeeliſchen Gründen ſucht. Vielleicht biſt du— was weiß ich! Ich weiß nur eines, Arne, ich wäre bei dir geblieben, wenn du geſtohlen hätte und ich hätte verſucht, dich wieder auf den graden zu bringen. Aber für dich war es ein Abenteuer, weiter nichts. Wer weiß, mit wie vielen Frauen du ſchon ein ähnliches Idyll erlebt haſt.“ 1 „Bitte, ſprich nicht von anderen Frauen, Vera,“ ſagte der Mann. Er war ſehr blaß geworden. Vera klappte den Koffer zu. „Alſo aus!“ ſagte ſie leiſe. Es iſt beſſer ſo. Irgend etwas trennte uns. Eine Wand ſtand zwiſchen uns. Viel leicht hat ſie eine andere Frau errichtet, die ſtärker war als ich. Vielleicht iſt ihre Abweſenheit die Waffe, mit des ſie mich geſchlagen hat.“ * 1 5