SAF 25 1 11. Erscheint: montags, mittwochs, freſtags und samstags. Frei Haus 1.8, im Verlag abgeholt 1.5, durch die Post 1. G zuzgi. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pig. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pig.— Oreisliste Nr. 1) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden daß keine„beunruhigende“ Nr. 16 Mittwoch, den 28. Januar 1953 5.53. Jahrgang Blick in die Welt Kommentare zum Tagesgeschehen „Enthüllungen“ kommen meist auf etwas merkwürdige Weise zustande. Der amtierende US- Hochkommissar Reber hatte vermutlich keine Ahnung davon, als einer seiner Beam- ten die Sensation platzen ließ, eine Umfrage habe ergeben, daß die Deutschen im Begriffe seien, wieder Nationalsozialisten zu werden. Hinterher, als man entdeckte, wieviel kost- bares Porzellan durch diese Publikation zer- schlagen worden war, entschuldigte man sich mit der Ausrede, das Ergebnis dieser Um- frage sei nur für den„internen“ Gebrauch der Hochkommission bestimmt gewesen. Auch wenn man diese Behauptung als zutreffend unterstellt, hat sie ihre sehr bedenkliche Seite. Denn mindestens im Bereich der Hochkom- mission, vielleicht aber auch in den zustän- digen Ministerien Washingtons mußte durch solche„Informationen“ der Eindruck erweckt werden, als ob die aus ihnen gezogenen Schlußfolgerungen der Wahrheit entsprächen. Daß dies in keiner Weise der Fall ist, wurde inzwischen eindeutig erhärtet. Samuel Reber mußte zugeben, daß das Original des omi- nösen Berichts“— Berichte sollten im buch- stäblichen Sinne des Wortes immer Tatbe- stände oder Vorgänge objektiv berichten!— 75 Seiten lang ist und in Wirklichkeit genau das Gegenteil dessen enthält, was in einem Auszug von 5 Seiten behauptet worden War. Jedenfalls hat die Hochkommission bestätigt, Entwicklung in der Bundesrepublik zu verzeichnen und von einer Ausbreitung nationalsozialistischer Ten- denzen nicht die Rede sei. So bedauerlich die Wirkung der ursprüng- lichen„Enthüllung“ war, so pikant ist ihre Ursache. Der Bonner Korrespondent der„ New) Vork Times“, der über gute Beziehungen im Hause der Hochkommission verfügt, war durch eine in den Besitz der irre- „Indiskretion“ „Nazi- Berichts“ führenden Kurzfassung des gelangt. Kaum waren die ersten Exemplare ä— seiner Zeitung in New Vork erschienen, da erhielt ein anderer amerikanischer Journalist in Bonn von seiner Heimatredaktion auch schon einen tüchtigen Anpfiff, weil er diese „Sensation“ nicht nach New Lork gekabelt hatte. Auf sein Drängen entschloß sich der zuständige Beamte der Hochkommission, den Auszug des„Berichts“ auch anderen Zei- tungskorrespondenten zu übergeben; die deut- schen Journalisten erhielten ihn jedoch— be- zeichnenderweisel— erst zwei Tage nach ih- ren ausländischen Kollegen. Und damit kam die ganze Lawine ins Rollen, die soviele Wohlmeinende Bemühungen um die Verstän- gung zwischen Deutschland und seinen ein- tigen Gegnem im Westen verschüttete. * Dieser„Erfolg“ erfüllte offenbar den Ber- imer Vertreter der Londoner„Daily Mail“ mit blankem Neid. Er mußte um jeden Preis ebenfalls eine Sensation enthüllen können. Also erfand er eine„geheime Bierkellerver- sammlung“ in Westberlin, an der ehemalige Offiziere und prominente Nationalsozialisten teilgenommen haben sollen. Dabei wurden laut„Daily Mail“— wilde Hetzreden gehal- ten und zum Schluß gab es eine zünftige Saalschlacht. Und die Lehre, die der britische Leser aus diesem„Bericht“ ziehen sollte? Na- türlich doch nur die folgende: Die Ameri- kaner stellten ein gefährliches Anwachsen des Nazismus fest, die Briten verhafteten in ihrer Zone die Radelsführer eines Komplotts und jetzt kam man dahinter, daß sogar in West- berlin, Wo ohnedies schon die Lage kritisch genug ist, die Militaristen und Nazis wieder Radau zu machen wagen. Schon Goebbels sagte man nach, er habe gewußt, dag Lügen kurze Beine() zu haben pflegen. Und so erging es auch dem jetzigen Schwindel der„Daily Mail“. Denn an ihrem „Bericht“ war nicht ein einziges Wort wahr. Bei der„geheimen Bierkeller versammlung“ handelte es sich um eine Veranstaltung der Organisation„Nation Europa“, die weder mit den in Werl eingesperrten Nationalsozialisten, noch mit irgendwelcher Partei etwas zu tun hat. Dabei ergaben sich auch keine„Schläge- reien“ oder sonstige pikante„Geheimnisse“, denn unter den Teilnehmern saßen atliche Polizeibeamte, die aus allen harmlosen Wol- ken flelen, als e die„Daily Mail“ zu Ge- Sicht bekamen. 1 Eine weitere„Enthüllung“, die man teil- 8 wenigstens mit Humor zur Kenntnis nehmen kann, obwohl auch sie einen ernsten politischen Hintergrund hat, war aus Bad Hersfeld zu hören. Dort wollte man nämlich in diesem Jahre Festspiele veranstalten und hatte hierfür Stefan Zuc Jeremias“ aus- sewählt. Zunächst dachte sich hierbei nie- mand etwas, bis ein findiger Kopf in Bonn, von wo die Hersfelder einen fmanzſellen Zu- schuß bekommen sollten, gewaltig erschrak. Denn der alte Prophet Jeremias ist in unserer Leit ein politisch bedenklicher Mann. Stefan Zweig baute nämlich sein Spiel um 1 Handlung auf: Die quden wollten weise Jeremias hielt dies für unklug, denn er * Vertragsdesprecnungen beolnnen in Pars Nichtratiffzierung würde Europa gefährden— Adenauer trifft Bidault in Rom Bonn(E. B.) Der Bundeskanzler setzte sich vor Pressevertretern erneut für eine schnelle Verwirklichung der deutsch- alliierten Ver- träge ein. Ihr Scheitern würde nicht nur die Sicherheit des Westens gefährden,„sondern auch schwere wirtschaftliche Folgen für 4 und besonders die Bundesrepublik ha- en“. Dr. Adenauer sprach ferner die Uberzeu- Sung aus, daß„die neue Regierung in Frank- reich sich für die Verwirklichung des Deutsch- landvertrags und des EVG-Vertrags einsetzen wird“, und der neue amerikanische Präsident mit seiner Regierung nach wie vor die Be- mühungen um den Zusammenschluß Europas unterstützen werde. Der Kanzler betonte er- neut, daß von einer deutschen Nationalarmee keine Rede sein könne. Der französische Außenminister Bidault habe sich in einem Schreiben an ihn, den Bundeskanzler, entschieden für die Verwirk- lichung der Verträge ausgesprochen. Bespre- chungen über die französischen Wünsche nach „Erläuterungen“ des EVG-Vertrags würden voraussichtlich schon„in einigen Tagen“ im Interimsausschuß in Paris beginnen. Der Kanzler kündigte an, daß er mit Außenmini- ster Bidault auf einer für Ende Februar vor- gesehenen Konferenz der Außenminister der Schumanplan-Länder in Rom zusammentref- ken werde und bei dieser Gelegenheit auch mit ihm die Saarfrage besprechen könnte. Der Bundeskanzler äußerte in diesem Zu- sammenhang die Hoffnung, daß der Vertrag über den politischen Zusammenschluß Euro- Pas noch in diesem Jahr fertiggestellt werden Könme. Zur Haltung der britischen Regierung gegenüber der europäischen Einigung er- klärte er, sie„tut nach meiner Uberzeugung alles, was sie kann, um bei der Verwirk⸗ üchung der Einigung Europas mitzuhelfen“. Adenauer kündigte bei dieser Gelegenheit an, daß er den letzten Brief des sozialdemo- Kratischen Parteivorsitzenden Ollenhauer in Kürze beantworten werde. Zu der im letzten Schreiben des SpD- Vorsitzenden geäußerten Auffassung, weitere Gespräche seien wegen der feststehenden Fronten nicht mehr sinn- Voll, sagte der Kanzler, wenn Ollenhauer den Wunsch nach einer Unterhaltung über beson- ders bedeutsame Themen habe, so sei er je- derzeit dazu bereit g Uber das dringende Problem der Entlastung Berlins von Flüchtlingen aus der Sowjetzone soll in der kommenden Woche in einer Kon- ferenz der Bundesregierung mit den Minister- präsidenten der Länder beraten werden. Aden- auer zeigte sich sehr befriedigt über die Hal- tung der westdeutschen Bevölkerung bei der Aufnahme und Hilfe für die Flüchtlinge. Fünf Entschließungen des CDU- Vorstands In fünf Entschließungen haben Vorstand and Parteiausschuß der CDU auf ihrer Ta- gung in Bonn ihren Standpunkt zur gegen- wärtigen innen- und außenpolitischen Lage niedergelegt. In der ersten EntschlieBung weist die CDU„mit Besorgnis“ darauf hin, daß die Entwicklung der Weltlage keine Spannungs- erleichterung und keine Anzeichen für ein Nachlassen des Kalten Krieges erkennen lasse. Das Zögern und die mangelnde Entschlossen- heit der europäischen Völker, sich zu einer engen Gemeinschaft zusammenzuschließen, habe im Gegenteil den Druck der sowie tischen Politik überall verschärft. Deutsch- land und Europa würden einer verhängnis- vollen Gefahren entgegengehen, wenn nicht bald die Verträge ratiflziert und die politische Gemeinschaft Europas geschaffen würden. Die Politik der USA gegenüber Europa wird sich nach Ansicht der CDU nicht ändern. „Mit Empörung“ stellte die CDU in der zweiten Resolution fest, daß in der Sowzet- zone die Entwurzelung und. Vertreibung des alten deutschen Bauerntums, der systema- tische Ausbau des polizeistaatlichen Terror- apparates und die brutale Abschnürung der Sowjetzone vom übrigen Deutschland alles bisher dagewesene überträfe, Die„kalte kom- munistische Revolution“ stehe in absolutem Widerspruch zu den Grundgeseten des Völ- kerrechts. Die christlichen Demokraten for- dern Bundesregierung und Länder auf, ihre Hilfe für die Ostzonenflüchtlinge noch zu ver- stärken und die Aufnahme in das Bundes- gebiet zu beschleunigen. In der dritten Entschließung wird das un- veränderte Festhalten der CDU am Mehr- heitswahlrecht unterstrichen und das Listen- Wahlrecht abgelehnt. Die CDU weist aach Un- terstellungen zurück, daß der Entwurf für das neue Bundestagswahlgesetz den poli- tischen Parteien keine gleiche und faire Chance gebe. Ferner protestiert die CDU dagegen, daß die SPD den Eindruck zu erwecken versuche, als ob die Regierungskoalition die deutsch- alliierten Verträge unter Verletzung des Grundgesetzes zur Annahme bringen wolle. Die letzte Resolution nimmt schließlich die Vorbereitungen zur Schaffung der Euro- päischen Politischen Gemeinschaft und deren „große Fortschritte“ mit großer Befriedigung zur Kenntnis. Ostzone will Fluchtlöcher verstopien „Luftbrücke“ für täglich 850 Flüchtlinge Berlin(UP). Die Behörden der Sowzet- zone bereiten zur Eindümmung der unaufhör- lich ansteigenden Abwanderung nach West- berlin eine rigorose Einschränkung des Reise- verkehrs innerhalb der Sowjetzone sowie zwi- schen Ost- und Westberlin vor. Nach Berichten aus dem Ostberliner Innen- ministerium, die auch dem Westberliner Se- nat bekannt wurden, wird die Bevölkerung der Sowjetzone nach sowjetischem Muster so- genannte„Bezirksausweise“ erhalten, die ein Verlassen des Wohnortes über einen Umkreis von 100 Kilometer hinaus praktisch unmög- lich machen. Für Reisen über größere Ent- fernungen als 100 Kilometer sind Sonder- genehmigungen erforderlich, die nur an zu- verlässige“ Funktionàre der Verwaltung, Wirtschaft, Parteien und Massenorganisatio- nen ausgegeben werden. In dem neuen Som- merfahrplan, der am 1. Mai in Kraft tritt, sind bereits die Aufenthaltszeiten an den Kontrollpunkten berücksichtigt, an denen Volkspolizisten und SSD- Beamte die Personal- fürchtete Repressalien seitens des Königs von Babylon, der sich durch diesen Vertrag pro- voziert fühlen kopnte. Aber in Jerusalem hörte man nicht auf die warnende Stimme des Propheten. Kaum war der jüdisch-àdgyp- tische Vertrag unterzeichnet, da überflel der König auch schon mit großer Heeresmacht die Juden und schleppte sie in die biblisch be- kannte babylonische Gefangenschaft. Erst dort dämmerte ihnen die Erkenntnis, daß man bes- ser daran getan hätte, die Warnungen des Jeremias nicht zu ignorieren. Als darum jetzt in Bonn ein Ministerial- beamter den Jeremias“ von Stefan Zweig las, kroch ihm eine Gansehaut über den Rük- ken. Er dachte an das deutsch-israelische Wie- dergutmachungsabkommen und die Warnun- gen der Arabischen Liga. Und so ging nach 1 Erwägen ein Brief nach Bad ers- feld, in Subsidien müßten gestrichen werden, man nicht ein anderes Stück aufführe. Jetzt war die Reihe des Erschreckens an den Hers- feldern; als sie sich davon erholt hatten, schrieben sie nach Bonn zurück, der Wunsch auf Absetzung des Jeremias vom Pro- gramm werde erfüllt. Fk dem mitgeteilt wurde, die Bonner 0 falls ausweise prüfen. Für Fahrten mit Privat- Kraftwagen und Autobussen gelten die glei- chen Einschränkungen. Auch der Straßen- und Bahnverkehr von Ostberlin in die Westsektoren soll vom 1. Mai an über bestimmte Kontrollstellen geleitet werden. Zu diesem Zweck werden die meisten Straßenübergänge gesperrt. Auf verschiede- nen S- und U- Bahnhöfen werden Bahnsteige bereits provisorisch verlängert, um Kontroll- stellen aufbauen zu können. Private Fahrten nach Westberlin sollen vom 1. Mai an ver- boten werden. An eine Behinderung des Reise- und Güterverkehrs zwischen dem Bun- desgebiet und Westberlin ist jedoch nicht ge- dacht. Berlins Regierender Bürgermeister Ernst Reuter vertrat vor der Presse die Auffassung, daß den Sowjets der starke Flüchtlingsstrom nach dem Westen sehr unangenehm sei. Da sie keineswegs an einer„Entvölkerung“ Mit- teldeutschlands interessiert seien, griffen sie jetzt zu scharfen Maßnahmen, um die Flucht- löcher zustopfen zu können. Der Abflug der im Notaufnahmeverfahren aufgenommenen Flüchtlinge aus Berlin konnte nach Besserung des Flugwetters verstärkt werden. Nach Mitteilung des Bundesministe- riums für Vertriebene wurden in der Woche vom 19. bis 24. Januar 2675 Flüchtlinge Wor- woche 2019) ausgeflogen, Es sind die finanziel- Jen Voraussetzungen dafür geschaffen wor- den, bis auf weiteres täglich 850 Flüchtlinge aus Berlin auf dem Luftwege zu überneh⸗ men. Während der provisorische Sowjietzonen- Außenminister Anton Ackermann(SED) in seinem Ministerium eine große Saàuberung eingeleitet hat, ist jetzt der seit der Verhaf- tung Dertingers spurlos verschwundene Pro- tokollchef Graf von Thun zu Hohenstein in der Westberliner Flüchtlingsstelle aufgetaucht. Zwölf Tage lang hatten alliierte Geheim- dienste den 32jährigen Ferdinand Thun, der sich 1949 selbst entadelt hat, verhört, um Hin- Sturz und über die personelle Zusammensetzung des Auswärtigen Dienstes der Sowjetzonè in menhang mit der Außenmini- Vertreter in werden. Das Moskau, abberufen gleiche Schicksal haben rund 20 Botschafts- Sekretäre zu erleiden. 8 5 Persönlicher Brief Bidaults an Adenauer Von Frangois-Poncet überbracht— Haupt- thema: Saarfrage und EVG- Vertrag Bonn(E. B.) Frankreichs Hochkommissar, André Frangois-Poncet, suchte am Montag- abend unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Paris Bundeskanzler Dr. Adenauer zu einer Unterredung auf, um ihm einen persönlichen Brief des neuen französischen Außenministers Bidault zu überbringen. Wie ein Sprecher der französischen Hoch- kommission anschließend mitteilte, könne über den Inhalt des Schreibens offiziell nichts mit- geteilt werden. Unterrichtete Kreise sind al- lerdings der Auffassung, dag in dem Brief zur Saarfrage Stellung genommen und der Wunsch nach einem Treffen Adenauer-Bidault zur Erörterung dieses Problems ausgespro- chen wurde. Aus der Umgebung Frangois- Poncets wurde außerdem bekannt, der Bun- deskanzler habe mit dem Hochkommissar die im Zusammenhang mit der Ratiflzierung des EVG-Vertrages gestellten Probleme erörtert und„die Gegebenheiten zur Wiederaufnahme der Saarverhandlungen“ besprochen. Der Bun- deskanzler soll dabei erneut zu verstehen ge- geben haben, daß er eine Aufnahme von deutsch- französischen Wirtschaftsbesprechun- gen über die Saarfrage für zweckmäßig halte. Der französische Hochkommissar soll, wie weiter bekannt wurde, in der Unterredung angedeutet haben, daß Ende dieses Monats oder Anfang Februar in Paris zunächst eime französisch- saarländische Fühlungnahme er- folgen werde, bei der die angekündigte Re- vision der Wirtschaftskonventionen bespro- chen werden soll. Daran dürfte sich dann die Fortsetzung der unterbrochenen deutsch- fran zösischen Besprechungen anschließen können. In dem Gespräch des Kanzlers mit dem fran- z6sischen Hochkommissar sollen auch die im französischen Kabinett zur Beratung vorlie- genden Abänderungswünsche Frankreichs zum EVG-Vertrag genannt worden sein. Der Bundeskanzler selbst nannte das Schrei- ben, das Frangois-Poncet ihm überbrachte, „sehr ermutigend“, Bidault habe ihm ver- sichert, daß die personellen Veränderungen im französischen Kabinett die Kontinuität der, französischen Außenpolitik nicht ändern wer- den. Mit einigem Erstaunen registrierte man in diesem Zusammenhang die Stellungnahme eines Sprechers der französischen Regierung, der mitteilte, kürzliche Außerungen des Hoch- kommissars Francols-Poncet über die Not- wendigkeit einer starken übernationalen po- litischen Europa-Behörde stellten ausschließ- lich dessen persönliche Meinung dar und dürften nicht als Ansicht der französischen Regierung bewertet werden. Frangols-Pon- cet hatte auf der Tagung der„Französischen Sektion der Europäischen Bewegung“, der er als Präsident angehört, ausgeführt,„euro- päische Wahlen sind der einzige Weg, um die französische öffentliche Meinung für den Ge- Zanken eines geeinten Europa zu interessie- ren“. Er hatte ferner ausgeführt, daß jedes Vetorecht eines nationalen Ministers in der Exekutive des Vereinten Europa„das Ge- bäude des Vereinten Europa während des Aufbaues vernichten würde“. Der Sprecher der französischen Regierung betonte hierzu, seine Regierung habe zur Frage der Europa-Union noch keine Stellung genommen. Der Bundeskanzler hofft auf Conant Politischer Lagebericht vor dem CDU- Vor- stand— Parteitag im April in Hamburg Bonn(E. B.) Der Bundeskanzler sprach vor dem Bundesvorstand der CDU die Hoff- nung auf eine gute Zusammenarbeit mit dem neuen amerikanischen Hochkommissar Conant aus, der im kommenden Monat in Deutsch- land eintreffen soll. Adenauer erklärte, nach all dem, was er über Conant gehört habe, handele es sich um eine Persönlichkeit von besonderer Bedeutung, die hohes Ansehen in den USA genieße. An- gesichts der politischen Situation in Europa und der Tragweite der zu entscheidenden Fra- gen sei es unbedingt erforderlich, daß die Po- litik der Regierung Eisenhower hier nunmehr durch Persönlichkeiten vertreten werde, die das volle Vertrauen der neuen Regierung be- SABen. Er hoffe, daß sich die Zusammenarbeit mit Conant ebenso vertrauensvoll gestalten werde, wie das bei dem früheren Hochkom- missar Mecloy der Fall gewesen sei. Einleitend gab der Bundeskanzler dem CDU- Vorstand einen Bericht über die innen- und außenpolitische Lage. Dabei berührte er auch die Verhaftungen von sieben Nationalsoziali- Veröffentlichungen über das angebliche Um- sichgreifen nationalsozialistischer Ideen in Deutschland. Wie verlautet, soll das dem Hochkommissar 8 e . Schäffers Programm der Steuerreform Haushaltsrede am Mittwoch im Bundestag Erste Einzelheiten des Steuerprogramms Bonn(E. B.) Bundesfinanzminister Schäffer wird am Mittwoch in einer großen Haushalts- rede den 26 Milliarden DM umfassenden Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1953/54 im Bundestag einbringen und gleichzeitig sein Steuerprogramm vorlegen, in dessen Mittel- punkt eine lineare Senkung der Einkommen- steuern um 15 Prozent steht. Es ist das erste mal seit Bestehen der Bun- desrepublik, daß dem Parlament der Haus- haltsplan noch vor Beginn des Rechnungs- jahres vorgelegt wird, sodaß der Bundestag auch wirklich Einfluß auf die Haushaltspla- nung für das Rechnungsjahr nehmen kann. Bisher mußten sich die Abgeordneten im we- sentlichen damit begnügen, von den Ausgaben und Einnahmen des Bundes nachträglich Kenntnis zu nehmen. Für das laufende Rech- nungsjahr 1952/3, das am 31. März endet, liegt zum Beispiel jetzt erst der Nachtrags- haushalt den Bundestagsausschüssen zur Prü- fung vor. Schäffer wird vor dem Bundestag die Not- wendigkeit von Ausgaben in Höhe von rund 26 Milliarden DM begründen und sein Steuer- programm bekanntgeben, das nach den bisher vorliegenden Informationen folgende Punkte enthalten wird: 1. Allgemeine Senkung der Tarife bei der Einkommensteuer um 15 Prozent und Sen- kung des Plafonds von 80 auf 70 Prozent. 2. Erhöhung der Steuerfreigrenze von 750 auf 900 DM jährlich. 3. Wegfall der Lohnsteuertabelle„B“, die Verheiratete mit einem Jahreseinkommen bis zu 5000 DM benachteiligt. 4. Gemeinsame Veranlagung von Eheleu- ten, auch wenn die Ehefrau lohnsteuerpflich- tig ist. 5. Erhöhung der Abschreibungsgrenze für geringwertige Wirtschaftsgüter von 200 auf 500 DM. 6. Wegfall der Spesen verordnung. 7. Senkung der Körperschaftssteuer von 60 auf 40 Prozent für den ausgeschütteten Ge- winn bis zu 6 Prozent des Kapitals. 3. Wegfall der Steuerbegünstigung für den Frsterwerb von Genossenschaftsanteilen vom 1. Januar 1954 an. 9. Beschränkung der Steuervergünstigung für„7 Cr und„7 D-Gelder auf Beträge bis 2 15 Prozent des Einkommens. Vom J. Ja- mar 1955 an sollen diese Vergünstigungen ganz wegfallen. n e DP billigt den Wahlgesetz-Entwurf FD prüft„Pflichtenkollision“ Achenbachs Bonn(E. B.) Das Direktorium der Deut- schen Partei hat dem vom Kabinett verab- schledeten Entwurf eines Wahlgesetzes zum Bundestag„im Ganzen“ zugestimmt. Für die Deutsche Partei, so wurde festgestellt, komme — falls der vorliegende Entwurf keine Mehr- heit im Bundestag finden sollte—„keiner lei Wahlgesetz in Betracht, bei dem die Klare Profilierung der DP verwischt werden könnte“. Vizekanzler Blücher, Bundesjustizminister Dehler und der Essener Rechtsanwalt Achen- Hach prüfen zur Zeit gemeinsam, ob Achen- bach den verhafteten NS- Staatssekretär Wer- ner Naumann verteidigen und gleichzeitig Vorsitzender des Außenpolitischen Ausschuss- ses der FDP sein kann. Sollte es sich heraus- stellen, so bemerkt die parteiamtliche Kor- respondenz der FDP, daß eine Pflichtenkolli- sion bei der Führung beider Amter unver- meidlich ist, dann dürfte zu erwägen sein, ob „das politische Amt nicht für die Zeit der Verteidigung ruhen muß“. Perfide Hetze aus Saarbrücken Hoffmann bezweifelt deutsche Friedensliebe Saarbrücken(UP). Der saarländische Minister präsident Hoffmann hat in einem In- terview mit einer polnischen Emigranten- zeitung vor dem deutschen Revisionismus ge- warnt und dabei erklärt:„Ich glaube, daß im Augenblick und in der Zukunft Polen und der Saar dieselbe Gefahr droht. Das ist eine zwie- fache Gefahr. Im Augenblick die kommuni- stische, der Polen schon zum Opfer gefallen ist, morgen die Gefahr des deutschen Revi- sionismus, der die Saar vielleicht zuerst zum Opfer fallen wird, wenn die demokratische freie Welt dies zuläßt.“ „Niemand an der Saar bestreitet“, so fuhr Hofflmann fort,„daß wir zur deutschen Kul- turzone gehören. Wir sprechen untereinander Deutsch, doch bedienen wir uns eines Dia- lekts(Patois), der zur deutschen Sprach- familie gehört. Aber zwischen uns und den Bewohnern Deutschlands besteht ein grund- legender Unterschied. So ist zum Beispiel die Bevölkerung der Saar ausgesprochen fried- lich, was man von den Deutschen nicht im- mer sagen kann.“ Die Einverleibung der Saar in das deutsche Wirtschaftssystem würde Ar- peitslosigkeit und niedrigeren Lebensstandard Für die Saarländer bedeuten. Eine Million Dollar für Flüchtlinge Genf(UP). Wie der UN-Hochkommissar Kür Flüchtlingsfragen, Dr. van Heuven-Goed- hart, bekanntgab, sind von der letzten Uber- weisung der amerikanischen Fordstiftung eine Million Dollar für die Unterstützung von Flüchtlingen in Deutschland, Osterreich, Grie- chenland und Triest vorgesehen worden. Die restlichen 1,9 Millionen Dollar der Uberwei⸗ sung sollen innerhalb der nächsten zwei oder drei Monate aufgeteilt werden. Nach den An- gaben van Heuven-Goedharts befinden sich etwa 13 Millionen Flüchtlinge in Europa, die Anspruch auf Unterstützungen aus der Ford- stiftung haben. Bundespräsident Heuss empfing die Schwei- zer Minister Dr. Stucki und Max Weber, die zur Zeit in Bonn wegen der Investition von 200 Millionen Franken in der deutschen Wirt- schaft verhandeln. 5 Dem Dicditer Rudolf Alexander Schröder sandte Biindeskanzler Adenauer zu seinem 75. Geburtstag in einem Telegramm die„be- sten Wünsche für die Zukunft“. Dulles fordert ruſchen Iusummenſchluß Ernste Warnung an Europa— Wilson und Stassen endgültig bestätigt Washington(UP). Außenminister John Foster Dulles versprach„allen, die unter der kommunistischen Sklaverei leiden“, daß sie sich auf die USA verlassen können. Wörtlich sagte Dulles vor den Wochenschau- und Fern- sehkameras:„Unsere Nation muß in dieser sturmumtosten Welt einen soliden Felsblock darstellen. Gemeinsam mit den übrigen freien Völkern der Welt können wir, davon bin ich fest überzeugt, auf friedlichem Wege einen ehrenvollen Frieden erreichen.“ Dulles ver- sicherte weiter, daß er seine ganze Kraft da- für verwenden werde, die Interessen des Frie- dens und der Sicherheit der freien Völker Wahr zunehmen. Die Regierung der USA Werde niemals einen Krieg vom Zaun bre-— chen, aber sie werde sich auch niemals ein- schüchtern oder unterdrücken lassen. Dulles richtete eine ernste Warnung an Westeuropa und forderte die Völker des alten Kontinents dringend auf, sich rasch zusam- menzuschliegen. Falls Deutschland, Frankreich und Großbritannien sich aber nicht einigen könnten und weiterhin„getrennte Wege“ gehen wollten, dann müßten die USA unter Umständen ihre Haltung gegenüber West- europa ändern.„Von den 40 Milliarden Dol- lars, die wir seit Ende des zweiten Welt- kriegs dem Ausland gegeben haben, sind fast 30 Milliarden nach Westeuropa gegangen“, be- tonte Dulles in diesem Zusammenhang. Seine bevorstehende Reise nach Europa habe unter anderem den Zweck, festzustellen,„ob die Bestrebungen zu einem Zusammenschluß stärker oder schwächer werden.“ Präsident Eisenhower bildete am Montag einen Sonderausschuß, der den Auftrag er- hielt, die Methoden der„psychologischen Kriegführung“ im„Kalten Krieg, gegen die Sowjetunion zu studieren und Empfehlungen für eine Verbesserung und Verstärkung die- ser Methoden auszuarbeiten. Der neue UsS-Hochkommissar für Deutsch- land, Dr. James Conant, bezeichnete in sei- nem Abschlußbericht als Präsident der Har- vard- Universität die Freiheit des einzelnen, „eine andere Meinung“ haben zu dürfen, als den entscheidenden Punkt in dem weltweiten Kampf gegen den Kommunismus. Conant ver- tritt die Ansicht, daß der Kampf gegen den Kommunismus in der ersten Phase stehe und Vielleicht noch das ganze 20. Jahrhundert dauern werde.„Ich bin jedoch überzeugt, daß wir die Schrecken eines Atomweltkrieges verhüten können und werden.“ Dazu bedürfe es der Zeit, des Mutes und der Ausdauer, aber es werde sich zeigen, daß die Tradition der freien Meinung und der Freiheit des Han- delns für die heutige industrialisierte Gesell- schaft eine bessere Richtschnur sei als der to- talitäre Kommunismus. Conant, der in der nächsten Woche in Bonn eintreffen wird, hatte in Washington Besprechungen über seine künftige Tätigkeit in Bonn. Das Plenum des amerikanischen Senates hat nach fünfstündiger Debatte den ehemali- gen Präsidenten der General Motors Corpo- ration, Charles Wilson, als Verteidigungsmini- ster mit 77 gegen sechs Stimmen endgültig bestätigt, nachdem dieser seine General-Mo- tors- Aktien in Höhe von 2,5 Millionen Dollar abgestoßen hatte. Auch der neue Direktor des Amtes für gemeinsame Sicherheit, Harold E. Stassen, wurde vom Senat bestätigt. Truman: Sowzets haben keine Atombombe Der ehemalige Präsident Truman vertrat in einem Interview die Auffassung, daß die So- wWjetunion noch nicht im Besitz einer voll entwickelten Atombombe sei, wenn auch im Dezember 1949 eine atomare Explosion in der Sowjetunion festgestellt wurde. Zum Kalten Krieg sagte der ehemalige amerikanische Prä- sident, der Kampf der freien Welt gegen den Kommunismus könne sich noch über ein Jahrhundert hinziehen. Er habe alle weite- ren Konferenzen mit Stalin abgelehnt, weil er der Ansicht sei, daß die Vereinten Natio- nen dazu bestimmt seien, den Weltfrieden herbeizuführen. Eine Zusammenkunft mit Stalin könne sich leicht als ein neues Mün- chen erweisen. Führende amerikanische Physiker und Che- miker äußerten sich skeptisch über die Auße- rung Trumans. Der Vorsitzende der US- Atomenergiekommission, Gordon Dean, wies darauf hin, daß die führenden amerika- nischen Sachverständigen wiederholt von der Existenz sowjetischer Atombomben gespro- chen hätten. Die Erklärung Trumans sei un- verstandlich. Frankreichs Militärbudget bewilligt Zwanzig Prozent höher als im Vorjahr— Die„deutsche Gefahr“ als Druckmittel Paris(UP). Ministerpräsident Mayer konnte seinen ersten größeren Erfolg in der Nationalversammlung verbuchen: Mit 516 gegen 100 Stimmen bewilligte sie das Militär- budget für das Jahr 1953. Nur die Kommuni- sten stimmten gegen die Regierungsvorlage, die Ausgaben in Höhe von 1 420 000 000 000 Francs(etwa 17 Milliarden DM) vorsieht. Dies bedeutet eine zwanzigprozentige Steige- rung gegenüber dem Vorjahr. Der Abstimmung ging eine zweitägige De- batte voraus, in der sich Verteidigungsmini- ster Pleven bereit erklärt hatte, bis zum 1. April auf 36 Milliarden Francs zu verzichten, um eine Uberbelastung des Staatshaushaltes zu vermeiden. Pleven sagte, daß das voran- gegangene Jahr trotz der Lasten des Indo- china- Krieges eine unbestreitbare Besserung des militärischen Potentials Frankreichs ge- bracht habe. Die auf der Lissabonner NAT O- Konferenz gesteckten Ziele seien im großen und ganzen erreicht worden, Das wolle aber nicht besagen, daß die bis Ende 1952 vorge- sehenen 12 französischen Divisionen alle Kriegsmäßig ausgerüstet seien. Eine mann- schaftsmäßige Verstärkung der Streitkräfte, deren Gesamtstärke gegenwärtig 905 000 Mann betrage, sei direkt von einer eventuellen Er- höhung der amerikanischen Waffenhilfe ab- hängig. Pierre de Chevigne, der Staatssekretär für die französische Armèee, warnte vor einer Verringerung der Rüstungsanstrengungen, wo- bei er erklärte, dies dürfe nicht geschehen, da sonst Deutschland an die Stelle Frank- reichs träte, das bereit sei, Europa erneut zu beherrschen, De Chevigne, der Mitglied der katholischen Volksrepublikaner(MRP) ist, be- hauptete, Frankreich habe im Falle eines Kriegsausbruches nicht genügend Mittel zur Verfügung, um die erforderlichen Reserve- Einheiten aufzustellen. Das Jahr 1952 habe es Frankreich ermöglicht, die aktiven Truppen erheblich zu verstärken. Dennoch wäre es falsch, wenn schon jetzt die Bremsen ange- zogen“ würden. London verspricht Garantien Das französische Kabinett tritt am Mittwoch zu einer Sitzung zusammen, um den Vertrag über die Europäische Verteidigungsgemein- schaft endgültig zu billigen und der National- versammlung zuzuleiten. Inzwischen wurde bekannt, daß Großbritannien sich bereit er- Klärt hat, eine enge Zusammenarbeit mit der EVG in die Wege zu leiten, ohne ihr aller- dings selbst beizutreten. Wie verlautet, wird die britische Regierung im Februar ein Me- morandum in Paris überreichen lassen, in dem die britischen Zusicherungen im einzel- nen auseinandergesetzt werden. Damit soll die französische Nationalversammlung bewo- gen werden, ihre Opposition gegen den EVG- Vertrag aufzugeben, so daß er schließlich trotz Aller Widerstände gebilligt wird. Die Vorlage über den EVG-Vertrag und den Deutschlandvertrag wird jedoch noch lange nicht von der Nationalversammlung beraten Werden, da sie zunächst den Ausschüssen überwiesen Wird. Der EVG-Vertrag ist mitt- lerweile auch dem französischen Obersten Ge- richtshof unterbreitet worden, der prüfen soll, ob er mit der französischen Verfassung ver- einbar ist. Der Parlamentspräsident Herriot und andere führende Politiker hatten be- hauptet, daß dies nicht der Fall sei. Außenminister Bidault hat wegen dieser Verträge nicht nur an Bundeskanzler Dr. Adenauer geschrieben, sondern die Auffas- sungen seiner Regierung auch dem britischen Außenminister Eden und den Außenministern Italiens und der Benelux- Staaten brieflich mitgeteilt. 1 Anderung der„Lex Oradour“ Anträge in der Nationalversammlung— Ausnahmen von der„Kollektivschuld“2 Paris(UP). Das Schwergewicht des Ora- dour- Prozesses hat sich in die französische Nationalversammlung verlagert, wo die De- putierten aus den elsässischen Departements der„Lex Oradour“ den Kampf aligesagt ha- ben. Dieses Gesetz aus dem Jahre 1948 legte die Kollektivschuld für alle Angehörigen so- genannter„verbrecherischer Organisationen“ fest. Die eingereichten Anträge fordern: I. Abschaffung des Begriffes der Kollektivschuld für alle Personen, die mit Gewalt in solche Formationen gepreßt wurden, die nach dem Entscheid des Nürnberger Gerichtes als ver- brecherisch anzusehen sind. 2. anwendung des Grundsatzes der Menschenrechte bei allen Personen unter französischer Jurisdiktion, die der Beteiligung an Verbrechen beschuldigt werden, die von ausländischen Staatsangehö- rigen begangen wurden. Der Deputierte Pierre Pflimlin machte die Versammlung darauf aufmerksam, daß keine „Generalabsolution“ für die angeklagten El- Sässer gefordert werde, sondern lediglich eine Aburteilung nach dem französischen Zivil- strafgesetz im Einklang mit der persönlichen Schuld. Inzwischen nahmen die Verhandlungen u. Bordeaux mit der Vernehmung weiterer Zeu- gen ihren Fortgang. Die Verteidiger der EI Sässer bedienten sich derselben Argumente wie in der Nationalversammlung und ver- langten erneut eine Abtrennung des Verfah- rens für hre Mandanten. Pierre Clementi, der Führer der ehemaligen „Französischen Nationalen Kollektivisten-Par- tei“, der freiwillig in der deutschen Wehr- macht Dienst tat und wegen Kollaboration mit den Deutschen nach dem zweiten Welt- kriege in Absentia zum Tode verurteilt wor- den war, stellte sich den französischen Behör- den. 8 Drei Theologen zum Tode verurteilt Krakau(UP). Im Krakauer Spionage prozeßg wurden ein katholischer Priester und zwei Theologiestudenten zum Tode verur- teilt. Die Urteile entsprachen dem Antrag des Staatsanwaltes. Die über drei andere Priester verhängten Urteile lauteten auf acht Jahre, fünfzehn Jahre und lebenslängliches Gefäng- nis. Eine weibliche Angeklagte wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Die amtliche polnische Nachrichtenagentur „PAP“ meldet, daß sich sämtliche Angeklag- ten vor dem Volksgerichtshof schuldig be- kannt hätten. Als„Haupträdelsführer“ wird der zum Tode verurteilte Priester Josef Le- lito genannt, dem vorgeworfen wird, als Mit- glied einer„internationalen Militärorganisa- tion“ zusammen mit seinem geistlichen Kol- legen Franciszek Syzmonek mehr als zehn Sendungen mit Staatsgeheimnissen ins Aus- land geleitet zu haben. Als Auffangstelle dieser Berichte soll Pater Jan Szponder in München gedient haben, der laut Anklage ein Agent des US- Geheimdienstes sein soll, Die einzige Frau in diesem Prozeß, Stefania Ros- pond, eine Nichte Szponders, soll als Verbin- dungsagent zwischen den beiden Gruppen ge- arbeitet haben. Zwei Angeklagte hätten zu- gegeben, eine geheime Auffangstelle zur Be- förderung von Post nach dem Ausland bedient und außerdem mit ausländischen Währungen Geschäfte„großen Stils“ getätigt zu haben. Angeblich habe auch der unlängst verstor- bene Erzbischof von Krakau, Adam Kardinal Saphieha, Kenntnis von diesen Vorgängen ge- habt. In der kommunistischen Presse Polens wird der Katholikenprozeß als Vorwand zu einer großangelegten Kampagne gegen die Religion und den Vatikan sowie gegen die USA benutzt. 5 i 5 3 Mittwoch nach Peking begeben, um über die Spionagematerial in der Buddha-Figur Maria Knuth gestand— Vernehmung im Krankenstuhl Bonn(UP). Eine Buddha-Figur, die Spio- nagematerial geborgen haben soll, stand im Mittelpunkt des Spionageprozesses vor dem in Bonn tagenden Ersten Strafsenat des Köl- ner Oberlandesgerichts. Die Hauptangeklagte Maria Anna Knuth hatte zu Beginn des zwei- ten Verhandlungstages ein volles Geständnis Abgelegt. Beamte des Bundeskriminalamtes führten dem Gericht, das gegen die Angehörigen des „Frankfurter Spionagerings“ in Bonn verhan- delt, Asservate aus der Spionagetätigkeit der ehemaligen Schauspielerin Knuth vor und stellten ihre Bedeutung fest. Darunter befin- det sich als Kunstgegenstand eine Buddha- figur, in der wahrscheinlich Geheimnachrich- ten aus der Bundesrepublik nach Berlin be- fördert wurden. Die etwa 25 Zentimeter hohe und innen hohle Figur hat einen abschraub- baren Boden. Sie befindet sich gegenwärtig unter Verschluß im Bonner Landgericht. Unter Ausschluß der Offentlichkeit gab Frau Knuth zu, als Spionin für den polnischen Nachrichtendienst tätig gewesen zu sein. Wie Landesgerichtsrat Daniels vom Bonner Land- gericht der Presse mitteilte, machte die schwer herzkranke Angeklagte, die in einem Kran- kenstuhl in den Gerichtssaal gefahren werden mußte, ihre Aussagen„in voller Offenheit“. „Das Gericht hatte den Eindruck, es mit einem Menschen zu tun zu haben, der irgendwie fühlt, daß sein Leben zu Ende geht“, sagte Daniels. Ihre Tätigkeit als Spionin sei ihr erst offenbar geworden, habe die Knuth aus- gesagt, als sie den Verpflichtungsschein für den polnischen Nachrichtendienst unterschrie- ben habe, Sie sei vorher davon überzeugt ge- wesen, daß ihre Informationstätigkeit nur für Wirtschaftliche Transaktionen ausgewertet würde. Das Spionagematerial wurde„auòuf ge- heimem Wege“ nach Berlin gebracht. Zu dem Material gehörten auch Mitteilungen über die Truppenstärke verschiedener alliierter Ein- heiten im Rheinland. Diese Angaben seien aber von den Polen als„ungenügend“ be- zeichnet worden. Medizinalrat Dr. Joachim Gierlich bestätigte, daß sowohl die Hauptangeklagte Knuth als auch der mitangeklagte Frankfurter Polizei- sekretär Herman Westbeld für ihre Taten voll verantwortlich und auch voll zurechnungs- fähig seien. Der angeklagte Westbeld hat seine bisherigen Angaben, mit denen er sei- nen früheren Kollegen Heinz Fach zu ent- lasten versuchte, zum Teil widerrufen. 4 Upler Tausch an Böhmens Grenze Zittauer Industriegebiet gegen ödes Land Hamburg(E.B.) Zwischen der Sowjet- zone und der Tschechoslowakei finden nach einem Bericht der Zeitung„Die Welt“ gegen- wärtig Verhandlungen über einen Gebiets- austausch statt. Die Sowjetzone soll veranlaßt werden, das Zittauer Industriebecken an die Tschechoslowakei abzutreten. Im Austausch dafür soll die Sowjetzone einen Gebietsteil erhalten, der hart östlich des Zittauer Beckens nach Deutschland hineinragt. Dadurch würde die Grenze an der Dreiländerecke bei Zittau begradigt werden, Von ostzonaler Seite Sol- len jedoch Bedenken gegen die Abtretung des wertvollen Zittauer Industriebeckens geltend gemacht werden. Dies würde für die SowWjet- zone einen schweren wirtschaftlichen Verlust bedeuten, der in keinem Verhältnis zu dem angebotenen und wie gemeldet wird, zu 60 Prozent verödeten Tauschobjekt stünde. Niederlande für rasche Ratifizierung Washington(UP). Der niederländische Botschafter in Washington, Dr. van Roijen, sagte hier in einer Pressekonferenz, es Sel der dringende Wunsch der niederländischen, Regierung, daß der Vertrag über die Europä- ische Verteidigungsgemeinschaft so bald wie möglich von Frankreich und Deutschland rati- flziert werde. Falls Frankreich auf einer Ande- rung des Vertrages bestehe, danm würden die Niederlande einer solchen Revision nur zu- stimmen, wenn auch die Deutsche Bundes- republik damit einverstanden sei. Aber in keinem Fall dürfe eine Revision des Abkom- mens seine Ratifizierung unnötig hinaus- 26gern. 0 5 Flugzeug raste gegen einen Berg Cagliari(UP). Ein zweimotoriges Ver- kehrsflugzeug der italienischen Luftverkehrs- gesellschaft L. A. T. ist auf dem Flug von Cagliari(Sardinien) nach Palermo wenige Mi- nuten nach dem Start gegen einen Berg auf der Insel Sardinien gerast und in Flammen aufgegangen. Sämtliche Insassen der Ma- schine— 15 Passagiere und vier Besatzungs- mitglieder— sind in dem brennenden Wrack ums Leben gekommen. Das„Notopfer Berlin“ soll nach einem Be- schluß des Bundeskabinetts“ auch nach dem 1. April erhoben werden. Ursprünglich War vorgesehen gewesen, das Notopfer ab 1. April fallen zu lassen. Der Haushalt von Westberlin weist einen Fehlbetrag von 91 Millionen DM auf. Der Haushaltplan schließt auf der Einnahmen- seite mit rund 1,4 Milliarden und auf der Ausgabenseite mit 1,5 Milliarden. Staatssekretär Bänder vom Handelsmini- sterium der Ostzone wurde unter Hausarrest gesetzt. Er soll zusammen mit dem verhafte- ten ehemaligen Handelsminister Hamann vor Gericht gestellt werden. Vizeadmiral Earl Mountbatten von Burma, der Oberbefehlshaber der NATO-Flotte im Mittelmeer, wurde zum Admiral befördert. Admiral Sir Cecil Harcourt wurde gleichzei- tig in den Ruhestand versetzt. Eine japanische Delegation will sich am Freilassung von 30 000 japanischen Kriegs- gefangenen zu verhandeln. Im Befinden des Papstes ist trotz anhalten- den leichten Fiebers eine wesentliche Besse- rung eingetreten. 80 Prozent der Straßburger Eltern haben Während der beiden letzten Schuljahre ihre Kinder für den Deutschunterricht angemeldet. In 8 5 Dörfern waren es teilweise 100 Pro- zen 5 7 5 2 808 0 0. „ er e. n 8 K . e e ee 57 „ r Südwestdeutsche Rundschau Neunte Schulklasse sehr umstritten Lehrer, Eltern und Wirtschaft zum Schul- pflichtgesetz Stuttgart Gsw). Der Kulturpolitische gusschuß der Verfassunggebenden Landes- versammlung setzte am Montag die Beratung über den Regierungsentwurf eines Gesetzes über Schuljahranfang und Beginn der Schul- pflicht in einer öffentlichen Informationssit- zung fort. Vertreter der Lehrerverbände, der Eltern, der Berufsorganisationen und der Wirtschaft machten, wie der Ausschußvorsit- zende Professor Erbe FDP/DVP) abschließend meinte, eine„verwirrende Fülle“ von Vor- schlägen, die am Nachmittag in einer nicht- öffentlichen Sitzung beraten wurden. Von den meisten Referenten wurde begrüßt, daß der Gesetzentwurf für das ganze Land einheitlich das Ende des Schuljahrs im Früh- jahr vorsieht. Daß dabei für die zwischen 1944 und 1951 eingeschulten Kinder die Schul- zeit nun auch in Nord württemberg und Nord- paden um ein halbes Jahr verkürzt werden Soll, wurde durchweg bedauert, im allgemei- nen aber mit Ri icht auf den„Zwang der Verhältnisse“ anerkannt. Sehr umstritten War dagegen die geplante Einführung eines neun- ten Schuljahres, das nach dem Entwurf im Allgemeinen freiwillig, für entlassene Schüler ohne Lehrstellen aber obligatorisch sein soll. Die Vertreter der Lehrerschaft, der Eltern, der Industrie- und Handelskammern, der RKommunalverbände und vor allem der Ge- werkschaften sprachen sich grundsätzlich für die Einführung eines neunten Schuljahres aus. Viele von ihnen betonten jedoch ein- Schränkend, daß man es erst dann einführen solle, wenn es allgemein und überall möglich Sei, Im Augenblick sei das schon wegen des Mangels an Schulräumen und Lehrern nicht der Fall. Man solle das neunte Schuljahr zwar für solche Kinder einführen, die bei der Schul- Entlassung noch keine Lehrstellen haben, innen aber auch während des Schuljahres den Schulaustritt ermöglichen, sobald sie eine Lehrstelle erhalten. Ein freiwilliges neuntes Schuljahr werde wenig Anklang finden. Der Präsident der Arbeits gemeinschaft südwest- deutscher Bauernverbände, Heinrich Stooß, und der Vertreter der Handwerkskammern vertreten die Ansicht, daß eine gute achtjäh- zrige Schulbildung mit nachfolgender Berufs- zund Fachschulausbildung durchaus genüge. Der Kulturpolitische Ausschuß der Verfas- Sunggebenden Landes versammlung Konnte seine Beratungen über den Regierungsentwurf eines Gesetzes über Schuljahranfang und Be- ginn der Schulpflicht am Montag nicht be- enden, Er wird sich daher am kommenden Montag, dem 2. Februar, in einer ganztägigen Sitzung erneut mit dem Gesetzentwurf befas- sen. Die Vorlage wird dann am Mittwoch, dem 4. Februar, dem Plenum der Verfassung- gebenden Landesversammlung vorgelegt wer- den. Professor Becker gestorben Heidelberg(wess). Der emeritierte or- dentliche Professor der Physik, Dr. August Becker, Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, ist in Heidelberg kurz vor Vollendung se s 74. Lebensjahres ge- Storben. Als Geleh er hat er sich durch eine große Zahl von experimentellen Physikali- Schen Untersuchungen einen Namen gemacht. In einen Lastwagen hineingefahren Bruchsal dsw). Auf der Autobahn in der Nähe von Bruchsal fuhr ein aus Richtung Heidelberg kommender Personenkraftwagen auf einen vor ihm fahrenden Lastzug auf. Dabei wurde der Fahrer des Personenwagens tödlich verletzt, ein anderer Insasse kam mit leichteren Verletzungen davon. Der Sach- schaden beträgt über 5000 DM. Die Ursache des Unglücks ist vermutlich auf zu hohe Ge- schwindigkeit des Personenwagens zurückzu- führen. Sieben Fahrzzuge stießen zusammen Karlsruhe(sw). Zu einer Massenka- vambolage kam es auf der Autobahn in der Nähe von Bruchsal. Ein aus Richtung Hei- delberg kommender Lastzug schleuderte, als sein Führer zu stark bremste, und stellte sich quer zur Fahrbahn. Sechs nachfolgende Per- Sonenkraftwagen konnten auf der vereisten Straße nicht mehr rechtzeitig anhalten und prallten aufeinander. Menschen kamen dabei nicht zu Schaden. Dagegen entstand hoher Sachschaden, der nach Angaben der Polizei rund 18 000 DM beträgt. Elektrifizierung bis Karlsruhe PfOT Zheim(sw). Im Zusammenhang mit der Elektrifizierung der Rheintalstrecke Mann- heim Basel soll auch die Strecke Mühlacker Pforzheim Karlsruhe in den nächsten vier Jahren elektrifiziert werden. Dieses teilte Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Ver- waltungsrats der Deutschen Bundesbahn Os kar Rümmele seinem Pforzheimer CDU-Frak- tionskollegen Gottfried Leonhardt mit. Rüm- mele sagte ferner zu, er werde sich im Rah- men des Möglichen auch für den baldigen Wiederaufbau des Pforzheimer Bahnhofs ein- Setzen. 5 Eilzug rammte Schienenbus Ein Toter und zwei Schwerverletzte Freiburg sw), Im südlichen Teil des Freiburger Hauptbahnhofs ereignete sich ein schwerer Unfall, der ein Todesopfer und zwei Schwerverletzte forderte. Ein aus Richtung Basel kommender Eilzug fuhr an einer Schie- nenkreuzung auf den Anhänger eines ran- gierenden Schienenomnibusses auf und schob ihn etwa 15 Meter weit vor sich her. Dabei stellte sich der Anhänger quer und stieß gegen den hinteren Teil des Motorwagens. Zwei Eisenbahnbeamte, die sich in dem Wagen be- fanden, wurden schwer verletzt. Einer von, ihnen starb kurze Zeit nec seiner Einliefe- rung ins Krankenhaus Ein dritter Eisenbahn- beamter, der bei dem Zusammenstoß aus dem Packwagen des Eilzuges gestürzt War, exlitt ebenfalls schwere Verletzungen. Von den Fahrgästen des Eilzuges kam niemand zu Schaden. 255 5 Nur noch Typhus-Kontaktfälle Neuerkrankungen nur noch vereinzelt Stuttgart(Iswy). Primäre Typhus-Infek- tionen scheinen in Stuttgart und in den üb- rigen vom Typhus betroffenen württember- sischen Gebieten nicht mehr aufzutreten. Bei den nur noch ganz vereinzelt gemeldeten neuen Typhuserkrankungen handelt es sich nach Mitteilung der Gesundheitsbehörde um Kontaktfälle. Damit wird die Annahme be- stätigt, daß das Lebensmittel, das die Ty- phusepidemie vermutlich ausgelöst hat, aufge- braucht ist. Vom Montag auf Dienstag wur- den in Stuttgart neun Typhusverdächtige in die Krankenhäuser eingeliefert. Bei drei vor längerer Zeit eingelieferten Kranken hat sich der Typhusverdacht als unbegründet erwie- sen. Die Zahl der Typhuskranken oder ver- dächtigen beträgt nun in Stuttgart 386. In Nordwürttemberg werden gegenwärtig 161 und in Süd württemberg 48 Typhuskranke ge- zählt. Erstmals werden auch aus dem nord- Württembergischen Kreis Backnang vier Ty- Phuserkrankungen gemeldet. Die Erkrankun- Sen sollen jedoch schon vor längerer Zeit auf- getreten sein. In den Ulmer Schulen ist etwa ein Drittel aller Schüler erkrankt. Die Volksschule Lan- genau(Kreis Ulm) meldete sogar 50 Prozent der Schüler als grippekrank. Die Ulmer Kran- kenanstalten sind voll belegt. Es besteht Mangel an Pflegepersonal, das vielfach selbst erkrankt ist. Die Grippe forderte ein Todesopfer Tübingen(Isw). In Süd württemberg hat die Grippe-Epidemie bisher ein Todesopfer gefordert. Nach einer Schätzung der staat- lichen Gesundheitsbehörden in Tübingen sind zur Zeit etwa 10 Prozent der Bewohner die- ses Landesteiles an Grippe erkrankt. Am stärksten geht die Grippe in den württem- bergischen Schwarzwaldorten um, wo bis zu 40 Prozent der Bewohner von der Rrankheit befallen sind. Stockacher Narren nach München eingeladen Stockach dsw)., Die älteste deutsche Fas- net- Gesellschaft, das„Stockacher Narrenge- richt von 1351“, ist nach einer Mitteilung der Münchener Faschingsgesellschaft„Narrhalla“ zum großen deutschen Narrenkongreß in die bayerische Landeshauptstadt eingeladen Wor- den. Das„Narrengericht“ wurde vom Hofnar- ren am österreichischen Kaiserhof, Hans Kuony aus Stockach, gegründet. Untersee ist zugefroren RAd OI fZz ell Gsw). Die Schiffahrtsverbin- dungen zwischen Radolfzell, Inau und der Insel Reichenau mußten wegen der Eisbildung auf dem Untersee eingestellt werden. Weite Teile des Untersees sind zugefroren. Auf dem zugefrorenen Gnadensee zwischen Allensbach und der Insel Reichenau wurde ein 20 Meter Preiter Streifen für den Verkehr freigegeben. Das Eis darf nur je zehn Meter rechts und links einer mit Tannenbäumchen ausgesteck- ten Linie befahren werden. Am Wochenende tummelten sich Tausende von Eisläufern auf der Eisfläche des Sees zwischen Festland und Insel. J Wohin das Glück fällt, ist immer unsicher. Sicher aber fällt der Schmutz buchstäblich aus der Wäsche, durch Dr. Thompson's Schwan- pulver. Es gibt„schwanweißße“ Wäsche, ohne grauen oder gelblichen Schimmer—„Wäsche ohne Schleier“ und kostet nur 40 Pf. 2 Alle Volksschulen geschlossen 40 Prozent der Kinder grippekrank KarlSsTuhe sw). Im Bezirk Karlsruhe sind wegen der Grippe-Epidemie, die immer weiter um sich greift, alle Volksschulen für die Dauer von acht Tagen geschlossen Wor- den. Da von den insgesamt 20 000 Volks- schülern etwa 40 Prozent und von den Lehr- kräften rund 25 Prozent an Grippe erkrankt sind, haben sich das Stadtschulamt und das Staatliche Gesundheitsamt zu dieser Maß- nahme veranlaßt gesehen. Die übrigen Schul- anstalten werden zunächst nicht geschlossen. Man schätzt die Zahl der Erkrankungen in Karlsruhe auf etwa ein Viertel der Bevölke- rung. Im allgemeinen verläuft die Grippe leicht. „Berufsbedingter Daueralkohol“ Probefahrten unter Polizeilaufsicht Ettlingen(lid). Selbst der Staatsanwalt War empört und hatte drei Wochen verlangt: Da kommt so ein Kontrolleur von 59 Schnaps- brennereien, besucht an einem Tag Zwanzig Brennereien, verursacht einen Verkehrsunfall und behauptet, er habe„berufsbedingten Daueralkohol“ im Blut. Die Blutprobe hatte nämlich nach jenem Unfall 2,26 Gramm pro Täter ergeben. Trotzdem nahm das Gericht den Fall nicht auf die leichte Schulter. Es veranlaßte den Kontrolleur, in Begleitung eines Polizisten, jeder auf seinem Motorrad, zum Gesundheits- amt nach Karlsruhe zu fahren. Dort kam der Polizist zunächst allein an, und als auch der Kontrolleur sich einstellte, ergab die Blut- probe 1,09 Gramm. Hatte der Kontrolleur un- terwegs getankt? Am nächsten Morgen wurde eine neue „Probefahrt“ unternommen, der Polizist paßte besser auf, und siehe da: Nichts war im Blut, gar nichts. Zehn Tage Haft verhängte der Richter, gnädiger als der Staatsanwalt. . Ein falscher Freiherr Freiburg dvs). Den wohlklingenden Na- men eines Freiherrn Omar von Scheidt ent- deckten Krimmalbeamte in der Fremdenliste eines Freiburger Hotels. Sie gingen in das Zimmer des„Barons“ und fanden im Hotel- bett einen schmächtigen jungen Mann, der bald als Einbrecher identifiziert Werden konnte. r hatte wenige Tage vorher in Mün- chen Geld gestohlen. Nach dem Diebstahl Wwar er in seinen Geburtsort Freiburg zurückge- kehrt. Hier war sein Vater ein polizeibekann- ter Einbrecher. Der Sohn wollte jetzt aber „höher“ hinaus. 5 11 * 1 25 000 DM auf Nr. u r zu je 5000 e 11932 und 69 414. Ohne Gewähr. Lalcale Nundocliau r xxx!!! Verlockende Schaufenster Wie verlockend ist die Pracht der Schau- genster in den Geschäftsstraßen. Mit Liebe und Sorgfalt wurde in den letzten Tagen der Winterschlußverkauf vorbereitet. Und seit wenigen Tagen nun ziehen die 1 chen Sorti- mente und die große Auswahl in den ge- schmackvoll gerichteten Auslagen das Inter- esse der Passanten auf sich. Voller Spannung wurde in den letzten Wo- chen der Winterschlußverkauf erwartet. Was man— weil der Geldbeutel zu große Ebbe aufwies— an Weihnachten nicht mehr kau- fen konnte, hofft man jetzt zum Saisonschluß doch noch anschaffen zu können. Wieder ein- mal bewahrheitet sich, daß Schlußverkäufe immer etwas Faszinierendes an sich haben. Insbesondere erwecken sie bei unseren Frauen größtes Interesse. Mit Recht hoffen sie, zufällig jenen Artikel recht billig und damit Preiswert zu finden, den sie sich schon lange wünschten, aber noch nicht anschaffen konnten. Der Winterschlußverkauf hat erst eingesetzt. In großen Zeitungsinseraten, in geschmackvoll aufgebauten Schaufenstern mit schlagkräfti- gen Anpreisungen wirbt der Geschäftsmann für seine Waren. Sorgfältig hat er in den letzten Tagen vor Beginn der Saisonverkäufe die Preise durchkalkuliert. Er weiß, daß sein Kunde den angebotenen Artikel in der gegen- wärtigen Jahreszeit notwendig braucht, aber sich nicht immer finanzielle hohe Ausgaben leisten kann. Er weiß auch, daß er seine Lager räumen muß, um nicht nur Platz für die Frühjahrs- und Sommerartikel zu haben, sondern auch das Geld für neue Einkäufe zur Verfügung zu haben. Wir müssen feststellen, daß bei verschiedenen Textilien, Bekleidungs- gegenständen, Schuhen, Damentaschen und Haushaltswaren die Preise oft recht beacht- lich gesenkt wurden. Das ist unbedingt ein guter Kaufanreiz, und wir wünschen, daß der Käufer von dem Angebot der Firmen Ge- brauch macht. Noch stehen wir am Anfang des Winter- schlußverkaufs, der bis zum 7. Februar an- dauert. Noch wenige Tage sind bis zum Mo- natsende. Es kommen die Lohn- und Gehalts- auszahlungen und vielleicht bilden die pilli- gen Preise einen Anreiz zu geeigneten Käufen. Schön wäre es, wenn wir am Ende des Win- terschlugverkaufs berichten könnten: Der Käufer hat seine Wünsche befriedigen und der Handel seine Lager leeren können. —— Mit Vollgas aber ohne PSS— frohe Stunden beim Motorſportclub. Die für Seckenheims rührige Motorſport⸗ ler ſonſt obligatoriſchen Nennſättel auf ſchnellen „Hirſchen“ und der bequeme Sitz hinter dem Volant wurde am Samstag Abend im Löwen einmal mit dem ſpiegelnden Parkett ver⸗ tauſcht— und ſiehe— auch hier legten die ſchnellen Männer ein Tempo und auch eine Stimmungshöhe vor, die Vollgas in höchſter Potenz bedeutete. Der Vorſtand des Motor⸗ ſportelubs Albert Vieſenacker hatte in herz⸗ lichen Worten die Anweſenden begrüßt. Im Verlauf des bunten Abends, der zum Schluß noch ein faſchingsmäßiges Coleur erhielt, wurden durch Rieſenacker auch die erfolg⸗ reichſten Fahrer des vergangenen Jahres aus⸗ gezeichnet. Der ſchnellſte Mann des Clubs und Sieger in vier Konkurrenzen, mit vier weiteren zweiten u. drei dritten Plazierungen, Karl Kronmüller, wurde als Clubmeiſter mit dem Wanderpohal ausgezeichnet. Als weitere erfolgreiche Fahrer mit guten Plazierungen wurden geehrt: Willi Kern, Gerd Rieſen⸗ acker, Kurt Reureiter, Heinz Lochbühler, Kurt Wagner, Gerhard Kühnel, S. Boxheimer und Kurt Brunner. Ein ſehr nett verfaßtes Ge⸗ dichtwerk blendete noch einmal all die zahl⸗ reichen netten Epiſoden und ſtorys von den einzelnen Fahrern auf, die Walter Schwarz als Pegaſus fahrender Benzinjünger treffend feſtgehalten und gloſſiert hatte. Anterbrochen durch einige tänzeriſche Einlagen ſpielte dann die Tanzkapelle fleißig auf, und die Freunde zahlreicher PS begnügten ſich mit wenigen Schritten und kleinſtem Raum bei frohem Tanz bis in die frühen Morgenſtunden. * Generalverſammlung der Handballabteilung des SV. 07. Am vergangenen Donnerstag fand die diesjährige Generalverſammlung der Handball⸗ Abteilung des SV. 07 im Vereinshaus ſtatt. Die Verſammlung verlief ſehr harmoniſch. Der geſamte Vorſtand mit Abteilungsleiter Fritz Kern wurde auch für dieſes Jahr wiederum an die Spitze der Abteilung berufen. Volkswagensparer sollen sich melden Nachdem das Oberlandesgericht Celle im Volkswagensparer-Prozeß einen Beweisbe- schluß erlassen hat, sollen sämtliche Volks- wagen-Sparer ihre jetzige Anschrift der deut- schen„Revision- und Treuhandgesellschaft“ (Treuarbeit), Frankfurt/ Main bekanntgeben, Wie die Pressestelle des Volkswagen werks mitteilte. Die Werksleitung weist jedoch aus- drücklich darauf hin, daß in dieser Aufforde- rung keine Anerkennung von Ansprüchen durch die„Volkswagen G. m. b. H.“ liege. 25 000 DM in der süddeutschen d In der 6. Prämienziehung der 12. Süddeut- schen Klassenlotterie wurden unter anderem folgende Gewinne gezogen: Eine Prämie zu 105 501 und zwei Prämien „ noch etwas Regen, mild. „Saison“ der Warenhausdiebe Mannheim sw). Am ersten Tag des diesjährigen Winterschlußverkaufs wurden in Mannheim in acht Fällen Geldbeutel und Brieftaschen aus Einkaufstaschen mit einem Gesamtbetrag von 660 DM gestohlen. Weiten hin hat die Polizei sieben Frauen bei Waren- hausdiebstählen ertappt, die es in der Haupt- sache auf Textilien abgesehen hatten. 171 Schulklassen in Mannheim geschlossem Das Stadtschulamt Mannheim hat auf Grund der epidemisch auftretenden Grippe 171 von insgesamt 713 Volksschulklassen der Stadt ge- schlossen. Von insgesamt 660 Lehrkräften sind 121 Lehrer erkrankt. Der Gesundheitszustand der Kinder wird täglich vom Staatlichen Ge- sundheitsamt überprüft. Alle Klassen, in de- nen 50 Prozent der Schüler oder mehr krank sind, werden geschlossen.— Fast zehn Pro- zent der über 100 000 bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse Mannheim Versicherten sind erkrankt. Der Rechtsberater „Der Rechtsanwalt ist der berufene Berater und Vertreter in allen Rechts angelegenheiten.“ In dem z. Zt. dem Bundestag vorliegenden Entwurf einer neuen Rechtsanwaltsordnung umschreibt dieser Leitsatz den Wirkungskreis des Rechtsanwalts. Das Hauptelement seiner Tätigkeit ist die Rechtsberatung. Die Begründung des Gesetz- entwurfs weist darauf hin, daß eine vorsor- gende Rechtsaufklärung und Rechtsberatung für die Allgemeinheit von unschätzbarem Wert ist, weil dadurch Streitigkeiten mög- lichst frühzeitig beigelegt und somit Prozesse vermieden werden können. Der Rechtsanwalt, der einem Auftraggeber Rat oder Beistand ge- währt, muß dessen Rechte sorgfältig wahren. Aber so, wie die Rechte des Auftraggebers nur innerhalb der Gesamtheit der staatlichen Rechtsordnung denkbar sind, muß auch die Tätigkeit des Rechtsanwalts über den enge- ren Bereich seines Auftraggebers hinaus im Rahmen der Allgemeinheit gesehen werden. Deshalb muß für den Rechtsanwalt die Auf- rechterhaltung der staatlichen Rechtsordnung Richtschnur seines Handelns sein. Mit dieser Aufgabe, das Recht zu pflegen, tritt er an die Seite des Gerichts und des Staatsanwalts. Diese Stellung verpflichtet ihn, bei Ausübung seines Berufes als Bevollmächtigter oder Ver- teidiger, aber auch als Rechtsberater, nicht be- wußt dem Unrecht zu dienen oder die Rechts- findung zu erschweren. Nach zwei verlorenen Kriegen gibt es lei- der eine sehr große Bevölkerungsschicht, die gänzlich verarmt ist und die Kosten für eine Rechtsberatung und vertretung durch einen Rechtsanwalt nicht aufbringen kann. Wird dies durch ein Zeugnis der Gemeindebehörde nachgewiesen, so kann der Rechtsuchende beim Rechtspfleger des Amtsgerichts die Be- willigung des Armenrechts beantragen. Wer- den die Voraussetzungen anerkannt, so befreit das Gericht nicht nur von der Zahlung der Gerichtskosten, sondern stellt dem Rechtsu- chenden auch einen Rechtsanwalt zur kosten- losen Vertretung zur Seite. Symbol der Stille Stundenlang können wir im winterlichen Wald dahinwandern, können ungestört unse- ren Gedanken nachhängen, ohne in dieser Zeit von einem lebenden Wesen gestört zu werden. Wie ausgestorben liegt die Land- schaft vor uns: Eine große und weite Ein- samkeit; vertraulich für den, der sie liebt, unheimlich für den, der die Rube und Zu- rückgezogenheit fürchtet. Kein Luftzug bringt Bewegungen in die kahlen Aste. Kein Vogel- laut unterbricht die melancholische Stille. Ge- dämpft sind alle Farbentönungen, und ein grauer, dunstiger Himmel lastet schwer über den Baumkronen. Die Menschen unserer Zeit wissen zum gro- gen Teil nicht, welche hohen Werte uns die heimische Landschaft auch in ihrem winter lichen Gepräge offenbart. Wir müssen eben die Stimmung der Natur suchen, müssen sie erkennen im Ausdruck der wechselvollen Landschaftsbilder. Schon Goethe hat in treff- lichen Worten darauf hingewiesen, daß man bewußt mit den Augen suchen und aufge- schlossen mit dem Gemüt empfinden soll, was uns die Natur zu sagen vermag. All die stim- mungsvollen Bilder werden in uns selbst wie- der eine klare und gefühlerweckende Reso- nanz finden. Wohl variieren die verschiedenen Empfin- dungen während einer winterlichen Wande- rung, doch— und so sind wir Menschen ein- mal— versuchen wir, all die Erlebnisse auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Ist diese große weite Einsamkeit nicht zugleich das einfachste Symbol des harmonischen Frie- dens, der großen, gesättigten Stille?— Wir Menschen— so behaupten wir es manchmal— seien die großen Sucher, die alles ergründen und erkennen wollen. Wir haben wohl große Erfindungen gemacht, haben die Naturkräfte uns untergeordnet, haben mit den logischen Sätzen der Mathematik und der erkannten Naturgesetze den Ablauf der Naturgeheimnisse zu erforschen gesucht, aber hinter die letzten gefühlserregenden Geheim- nisse der wechselvollen Landschaftsbilder sind Wir noch nicht gedrungen, denn diese Gesetze bleiben unerforschliches Geheimnis, die wohl ein Maler erfühlen, aber nie erkennen kann. 0 Wettervorhersage Mittwoch meist stark bewölkt und zeit- 5 weise leichter Regen oder Sprühregen. Tem- peraturen auf 3 bis 5 Grad ansteigend. Ma- Bige bis lebhafte Winde aus Südwest bis West. Nächtliche Tiefsttemperaturen nahe null Grad. Donnerstag weiterhin unbeständig, zeitweise 1 Unſerer heutigen Ausgabe liegt ein Wett⸗ Quoten, die leichte 10 er⸗Wette viel ö Alle brauchen Rat aus Karlsruhe Das Flußbau-Laboratorium gewann seine alte Stellung wieder— Aufträge aus zahlreichen Staaten Werm man das Archiv des Flußbau-Labora- toriums der Technischen Hochschule in Karls- ruhe durchsieht, ist man bald davon über- zeugt, daß hier fast schon die ganze Welt um Rat gefragt hat. Südamerika und Nordame- ika, Afrika, Indien, Rußland, Spanien; fast Alle Staaten der alten und neuen Welt haben sich an dieser Stelle schon erkundigt. Man benötigte die Karlsruher Untersuchungsergeb- nisse für die Sturzbettanlage zur Speisung des Panamakanals, für Talsperrenbauten in Nordafrika, für Hochwasserumleitungen der Pegnitz bei Nürnberg, für die Untersuchun- gen über das Murgwerk, für Wasserbauten am Dmnjester und noch bei vielen anderen Projekten, die während der letzten Jahrzehnte auf dem gesamten Erdball für die Weiterent- Wicklung vieler Landschaften notwendig Waren. Der Grundstein zu dieser Forschung wurde vor rund einem halben Jahrhundert durch den Geheimen Oberbaurat Prof. Dr.-Ing. Theo- dor Rebstock gelegt. Er gründete das Institut im Jahre 1901 und entwickelte es bald zu einer Versuchsanstalt, die weit über die Gren- zen Deutschlands hinaus berühmt wurde. Im Jahre 1934 wurde Professor Dr.-Ing. H. Witt⸗ mann Nachfolger am Lehrstuhl für Wasser- bau und Wasserwirtschaft und übernahm da- mit gleichzeitig den Posten des Direktors beim Flußbaulaboratorium. Auch unter seiner Lei- tung konnte der Ruf des Karlsruher Instituts in alle Erdteile dringen. Der Krieg brachte empfindliche Rückschläge. An die Stelle der deutschen Wissenschaftler traten Amerikaner. Nach dem Krieg schien es, Als ob das deutsche Institut endgültig aus- geschaltet sei. Aber die darauffolgenden qahre bewiesen, daß es den deutschen Forschern durch unermüdlichen Fleiß gelang, die alte Position wiederzuerobern. Die wachsende An- zahl von Aufträgen ist der beste Beweis für das Wiedergewinnen einer führenden Stellung bei schärfster Konkurrenz vieler ausländi- scher Versuchsanstalten. Aus der Schweiz und aus Australien, aus Jugoslawien, Brasilien Und vielen anderen Ländern liegen Aufträge Vor, Dem Planungsausschuß der UNESCO im Nahen und Fernen Osten konnten Forschungs- ergebnisse vorgelegt werden. Von besonderem Interesse dürfte für den südwestdeutschen Raum die Uberprüfung der großen Flutbrücke ii Neckar bei Heilbronn durch das Karlsru- her Flußbau- Laboratorium in nächster Zeit Sein. Das Karlsruher Laboratorium erprobt die Wasserbaulichen Pläne am verkleinerten Mo- dell. Ganz genau nach der Natur werden die kleinen Talsperren und Schleusen gebaut und sicherlich würde manches Kind an diesem scheinbaren Spielzeug Gefallen finden, das so Wichtige Untersuchungsergebnisse vermittelt. Probleme, die sich mit der Energiegewinnung, der Umbildung der Flußsochle, Zerstörungen durch das Wasser und mit dem Verhalten der Strömung beschäftigen, werden erforscht. Zur Zeit werden beispielsweise für das Rhein- kraftwerk Birsfelden in der Schweiz, für die Schleuse Dorsten im Wesel- Datteln- Kanal, für eine Schleusengruppe des Dortmund-Ems- Kanals, für die Talsperre Jablanica in Jugo- slawien, die Wasserkraft Baygorria im Rio Negro und noch für manches andere Pro- jekt diese Ergebnisse ermittelt. In einem be- sonderen Laboratorium werden die Gesetze des Geschiebes, das allenthalben den Fluß- bauämtern so viele bereitet, auf aku- stischer Grundlage 8 Das Laboratorium wurde während des Krie- ges weitgehend zerstört und konnte leider erst zu einem geringen Teil wiederaufgebaut werden. Man mußte sich deshalb entschließen, eine Segeltuchhalle zu bauen, die den Wissen- schaftlern bei ihren Arbeiten Schutz gegen Regen und Kälte gewähren soll. Die For- schungsergebnisse der Anstalt haben nach dem Krieg den Beweis erbracht, daß das Flußbau-Laboratorium trotz aller Schwierig- keiten neben der zahlreichen ausländischen Konkurrenz seinen Platz in der gesamten Welt zurückerobert hat. A. W. Sofie ohne Badewanne Es war Notdiebstahl, sagte der Richter Karlsruhe(lid). Sofies Badewanne und Bernhards Fahrrad vertrugen sich nicht so gut, wie ihre in Liebe vereinten Besitzer. Durch eine unsanfte Berührung mit der Pe- dale hatte die Wanne, das gute Stück, ein Loch bekommen, und Sofie konnte nicht mehr baden. Aber eine Badewanne mußte wieder ins Haus. Bernhard sah es als seine Kava- lierspflicht an, dafür zu sorgen. Er hatte auch bereits eine Wanne im Auge, Wie er zu Sofle sagte. Besagte Wanne hatte aber einen Haken. Sie gehörte einem Förster, der sie in seinem nahe bei Karlsruhe gele- genen Schrebergarten zum Regenwasserreser- voire degradiert hatte. Da Bernhard aber die Badewanne nicht al- lein„wegorganisieren“ konnte, weihte er So- ie in den Plan ein. Sofie war einverstanden, auf diese billige Art wieder zu einer Wanne 211 kommen. In der Nacht schlichen Bernhard und Sofie zu dem Grundstück des Försters. Bernhard wuchtete bereits an der Badewanne herum, als der Förster auftauchte und ge- gen die Entwendung seines Eigentums laut Protestierte. Bernhard lieh Wanne und Sofie iin Stich und lief davon. Mit Ausnahme der Badewanne sah man alle im Gerichtssaal wie- der. Bernhard, bisher noch nie bestraft, wurde wegen Diebstahl verurteilt, kam aber mit 35 DM Geldstrafe billig davon. Der Richter stellte bei Sofle fest, bei der Frau läge ohne Zweifel ein„Notdiebstahl“ vor. Da aber kein Strafantrag gestellt worden war, wurde die Angeklagte freigesprocher 8 Vom Sport Handball. TV. 93 Rheinau- SV. 07 Seckenheim 4.9(3:5) Dieſes Spiel litt ſehr unter den ſchlechten Bodenverhältniſſen, denn das Spielfeld glich eher einer Eisbahn als einem Sportplatz. Außerdem mußten ſich die in veränderter Aufſtellung antretenden Oꝛer erſt einſpielen. Als ſich die Mannſchaft aber gefunden hatte, beſonders in der 2. Halbzeit, wurde Rheinau ſtreckenweiſe glatt ausgeſpielt. Zunächſt gingen die O7er mit 0.2 in Führung, aber kurze Zeit ſpäter hatten die Rheinauer ausgeglichen. Dem 2:8 für 07 folgte poſtwendend erneut der Ausgleich. Bis zur Pauſe konnten die O7er in dem bis dahin ſpannenden Kampf noch 2 Tore vorlegen. In der 2. Halbzeit fiel gleich das 4. Tor für Rheinau, die damit aber ihr Pulver ſichtlich verſchoſſen hatten. Langſam aber ſicher be⸗ kamen die 07er mehr und mehr Oberwaſſer und erzielten bis zum Schlußpfiff noch 4 Tore. TV. Viernheim ſiegt über TB. Jahn mit 204.90: 196.25 Punkten. Mit dem TV. Viernheim hatte ſich die junge Riege des TB. Jahn am Sonntag Abend einen ausgezeichneten Gegner ver⸗ pflichtet, der in der freundſchaftlichen Ver⸗ gleichsbegegnung den richtigen Sparrings⸗ partner für den weiteren Aufbau der Riege abgegeben haben dürfte. Schon die einleitende Barrenübung zeigte die breitere Spitzenturnergruppe der Viern⸗ heimer die einen Zweipunktevorſprung her⸗ austurnt, obwohl Walter Schmitt mit 8.7 Punkten den Besten der Viernheimer in nichts nachſtand. Auch beim Pferd ſchälte ſich Viernheims Ueberlegenheit heraus, wo Willi Lampert, Viernheims As mit 9.25 eine ſehr hohe Wertung erreichte. Der Boden ſah die Seckenheimer in Front, da Egon Vogler mit einer glänzenden Kür mit 9.4 auch die höchſte Wertung des Abends er⸗ reichte. Am Reck gab es dann ſchließlich die Seckenheimer Pechſträne, die den Viern⸗ heimern einen in dieſer Höhe nicht erwar⸗ teten Sieg brachte. Beſter Einzelturner war Willi Lampert, Viernheim gefolgt von ſeinen Vereinskameraden Vosdauer und Adler, der den dritten Platz mit Seckenheims beſten Turner Egon Vogler teilte. Den Vorkampf beſtritten die Jugendriegen von VfL. Neckarau und Tb. Jahn, dem ſich einige Jugendliche vom To. Viernheim als Gaſtturner anſchloſſen. Die Seckenheimer führten durch die ausgezeichneten Leiſtungen Willi Albrecht u. Paul Keller bis zur letzten Uebung und mußten dann den ſtark aufkom⸗ menden Neckarauern mit 197,50: 194,10 Pkt. den Sieg laſſen. Monte-Carlo-Sternfahrt beendet Kein Deutscher unter den ersten Dreißig Keinem der deutschen Teilnehmer ist es ge- lungen, sich unter den ersten Dreißig der Sie- ger der diesjährigen Rallye Monte Carlo zu pla- zieren. Von den 405 Teilnehmern blieben 253 auf der 3 300 km langen Anfahrt kreuz und quer durch Europa obne Strafpunkte. In Monte Carlo wurde dann durch eine Brems- und Beschleunigungsprüfung das Feld der Kon- kurrenten, die an der Endprüfung teilnehmen durften, auf 101 Teams reduziert. Unter ihnen befanden sich noch sechs deutsche Fahrzeuge. Alle anderen 32 deutschen mußten schon vorher ihre Siegeshoffnungen aufgeben. Nach der großen Regelmäßigkeitsprüfung ging dann das holländisch- britische Team Maurice Gatsonides/ Peter Worledge auf Ford Zephyr, einem Produkt der britischen Fordwerke in Da- genham, als Gesamtsieger aus der Konkurrenz hervor. Den zweiten Platz belegte das aus vielen Zuverlässigkeitsfahrten bekannte Ehepaar E. Appleyard auf Jaguar. Als die beste deutsche Mannschaft holten sich Engel/ von Hösch auf Porsche 1500 in ihrer Ka- tegorie den zweiten Platz, während sich v. Fran- kenberg/ Bendix an siebenter und Löffler/ Henkel an achter Stelle placierten. 5 5 Sonder-Angebot: Delaschg-Barnduren 2 Oberbettücher und 2 Kissen bestickt oder mit Spitze zusammen nor 39. eie , e e Kehlerstraße 2 4. Staufenerstraße 12 Gott der Allmächtige hat meinen lieben Gatten, unseren herzens- guten Vater, Bruder, Schwager und Onkel Hern Albert Ehrhardt Sattler- und Tapezier-Meister am Montag Nachmittag, unerwartet im Alter von nahezu 50 jahren zu sich in die Ewigkeit abgerufen. Mhm.-Seckenheim, 26. Januar 1953 Die Beerdigung findet am Donnerstag, 29. Januar, 15.00 Uhr von der Seckenheimer Friedhofkapelle aus statt. In tiefer Trauer: Emilie Ehrhardt Kinder und Angehörige Liedertafel 1907 Mannheim Seckenheim. Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß unser Sangesbruder Herr Albert Ehrhardt Wir verlieren in 5 Sangesfreund, der lange Jahre mit unserem Verein von uns gegangen ist. verbunden war. ihm einen Die Sänger treffen sich morgen Donnerstag, 29. Januar um 14 Uhr im Kaiserhof. FußBballvereiniguns 1898/7 Mhm.-Seckenheim Waldshuterstr. 5 Nachruf Unerwartet rasch ist unser langjähriges treues Mitglied Herr Albert Ehrhardt von uns Glen en Wir werden dem Verblichenen Der Vorstand ein ehrenvolles Gedenken bewahren. Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme, sowie die zahlreichen Kranz- und Blumenspenden beim Heimgang unserer lieben Entschlafenen Frau Elisabeth Stengel geb. Gruber sagen wir allen unseren innigsten Dank. Dank Herrn Pfarrer John für seine trostreichen Worte, sowie Herrn Dr. Petit und Schwester Luise. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Heinrich Fieser und Frau Luise Mhm.⸗-Seckenheim, 28. Januar 1953 Nach kurzer, schwerer Krankheit verschied heute mein lieber Mann, unser guter Bruder, Schwager u. Onkel Herr Jakob Berlinghoff im Alter von 66 Jahren. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Frau Marie Berlinghoff geb. Dic Mhm.-Seckenheim, 23. Januar 1953 Freiburgerstraße 34 Die Beerdigung findet morgen Donnerstag, 14.30 Uhr N Friedhofkapelle aus statt. von der Denken Sie daran daß die Erneuerungsfrist för die 4. Klasse der Süddeutschen Klassenlotterie am 2. Febr. 1953 abläuft. ö 3 Wohnnungsnot: o Baukostenzuschuß eig Fertighaus auch o Anzahig durch Abschl ein Ansparvertr m Staatszusch Teutonia mbH. Hamm w- T 120. Inserieren HBringt Sgebinn! Wirtschaft„Zum Neckartal“ Bellfedernreinigung anerkannt gute Quglitäten Steppdecken- RIH Jetzt: Hauptstraße 137 Verkauf von Inlet und Bettfedern 3 Freitag Schlachtfest * Ab 10 Uhr Wellfleiseh mit Kraut. Familie Karl Braun. Besonderen Auch in schweren Fallen von 8 Husten, Bronchitis Bronchialastn Vorschlei 9, Luftröhrenkatarrh bewähren sich Dr. Boether-· Bronchitten, eine sinnvolle Heilpflanzen- Kompo- sition, nach Originalrezept von Dr. Boether zusammengesetzt. Sie wirken stark schleimlösend, beseitigen quälenden Hustenreiz und kräftigen das Brondiienge webe. Dr. Boether- Bronchitten sind unschadlich. Hunderttausende gebrauchten dieses Mittel. Packungen zu Dx 1. 45 und D 3. 40 in allen Apotheken erhältlich. 7 Heilstoffe vereint nach dem Verfahren von DR. MRD. BorTHEA geb. Stengel Ev. Männerverein— Mannbeim-Seckenheim 0 Vereſns Kalender Statt. Sportverein 07(Abt. Fußball). Das Training findet diese Woche nicht heute Mittwoch, sondern morgen Donnerstag SV. o7. Wir laden hiermit alle Mitgl. zu unserer am Samstag, den 31. Januar 1953 um 20 Uhr stattfindenden ordentlichen Hauptversammlung ein. Seneral- Versammlung findet am Sonntag, 1. Februar um 1s Uhr im Gasthaus zum„Löwen“ statt. hierzu herzlichst eingeladen. Unsere diesjähfige Die Mitglieder sind Der Vorstand Erkältungswetter! rippegefabr! Da heißt es doppelt vorsidrtig sein! Jeder sollte jetzt vorbeugend dreimal täglich Klosterfrau Melissengeist nehmen! enn es Sie aber schon gepackt hat, mit Husten, Frösteln, rauhen S, dann sollten Sie vor dem Zubettgehen den berühmten Heistrank aus Klosterirau Melissengeist nehmen] Der hat unzähligen über Nacht geholfen! n Den Klosterfrau Piellssengelst gibt es in Apoth. und Lehtung: Drog. nur in der dlauen Packung mit 3 Nonnen. Niemals lose. Turnerbund Jahn. Hamburgtahrer herhören]! Wer die Absicht hat am Deutschen Turnfest in Hamburg teilzu- nehmen trifft sich am Freitag, 30. Januar um 21 Uhr im „Kaiserhof“ zu einer wichtigen Besprechung. Fußballvereinigung 1898. Heute Abend 19 Uhr Pflicht-Training aller Aktiven und Jugendspieler. Treffpunkt pünktlich im Vereinslokal. Anschließend Spielerversammlung. Trauer-Paniere r piere rr ner 5 Es werden sämtliche Fuhren ausgeführt, sowie zackern und sden. Wilh. Holzwarth Mhm.Seckenheim Obst-, Gemüse- u. Kartoffelhandlung/ Telefon 47302 CCC ͤ b Gummistempel Neeerbete- Bruckerel