7 75ER LS EAE IFBE FFF Erscheint: montags, mittwochs, freftags und samstags. Frei Haus 1.75, im Verlag abgeholt 1.5, durch die Post 1.8 zugl. 36 Pig. Zustellgeld. Fnzeinummer 15 Pig. Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim-Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: die 6-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pig.— Creisliste Nr. 1) Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Nr. 13 Freitag, den 23. Januar 1953 5.53. Jahrgang Wahl mit Hauptstimmen und Hilfsstimmen Der Entwurf des neuen Wahlgesetzes— Künftig 83 Abgeordnete mehr Bonn(E. B.) Der neue Bundestag wird 484 Abgeordnete haben, wenn das vom Bun- deskabinett verabschiedete neue Wahlgesetz lie Billigung des Bundestages findet. Bun- desinnenminister Lehr erläuterte vor der Presse Einzelheiten des Gesetzentwurfs, der einmal die Zahl der Abgeordneten von 401 auf 484 erhöht und zum anderen jedem Wäh- ler zwei Stimmen eine„Hauptstimme“ und eine„Hilfsstimme“— gibt. Entgegen dem bisherigen Wahlgesetz ist mam dazu übergegangen, die Hälfte aller Ab- geordneten, also 242, direkt und die andere Halfte über Listen in den Bundestag wählen zu lassen. Die Kombination von Mehrheits- und Verhältniswahl bleibt damit be- stehen. Konnte man das Wahlsystem von 1949 noch als ein durch die Hervorkehrung des Persönlichkeitsgedankens verbrämtes Verhält- niswahlsystem bezeichnen, so zeichnet sich der neue Entwurf durch das Bestreben ausg. ein Gleichgewicht zwischen den Elementen der Mehrheitswahl und der Verhältniswahl her- zustellen. 5 Das zeigt sich einmal in der gleichen Zalu von Wahlkreis- und von Listensitzen, wobei 0 mam von dem willkürlichen Verhältnis von 0 zu 40 abgegangen ist. Zum andern wird darin deutlich, daß man im Wahlkreis die Mehrheitswahl in reiner Form(ohne den so- genannten Verhältnisausgleich) verwirklicht. Die unterlegenen Stimmen bleiben also ver- boren. Unabhängig vom Gewinn oder Verlust im Wahlkreis werden dann noch einmal alle Hauptstimmen auf der Bundesliste im Ver- hältniswahlverfahren voll berücksichtigt. Für die Wahl in den Wahlkreisen hat die bereits im ersten Bundeswahlgesetz festge- legte relative Mehrheitswahl eine bemerkeng- werte Nuancierung erfahren. Der Entwurf gibt dem Wähler neben seiner eigentlichen Stimme(Hauptstimme) e FHilfsstimme für einen anderen Bewerber, die aber nur dann in Funktion tritt, wenn die Hauptstimme er- folglos ist und der mit der Hilfsstimme be- nammte Bewerber mehr Hauptstimmen erhält als der in erster Linie gewählte Bewerber. Wenn der Wähler seine Hilfsstimme wirksam werden lassen will, muß er sie möglichst einem Bewerber geben, der bei der politi- schen Zusammensetzung des Wahlkreises auch Wirklich Chancen hat, gewählt zu werden. 6 Die Haupt- und FHilfsstimme werden auf demselben Stimmzettel abgegeben. Die Haupt- Simme wird durch eine Ziffer 1, die Hilfs- umme durch eine Ziffer 2 im Kreise des Be- erbers bezeichnet. Mit der Hauptstimme übt der Wähler zugleich sein Wahlrecht für die Listenverrechnung aus. Die Hauptstimme gut der Bundesliste der Partei, deren Bewer- ber er im Wahlkreis gewählt hat. Die Vertei- lung der Sitze nach Bundeslisten geschieht im Verhältnis der für die einzelnen Bundes- Esten im ganzen Bundesgebiet abgegebenen Stimmen. Die Ausrechnufig erfolgt nach dem in Deutschland gebräuchlichen Höchstzahlver- fahren nach d' Hondt wie bereits beim ersten Bundeswahlgesetz. Für die Listenwahl gelten zwei Besonder- heiten Im Gesetzentwurf ist keine einheit- liche Liste für jede Partei vorgesehen, son- dern die Bundesliste besteht aus Landeswahl- Vorschlägen der Landesparteileitungen. Die aneinandergereihten Landeswahlvorschläge er- geben also die Bundesliste einer Partei. Die andere Besonderheit liegt in der Ge- staltung der Listen verbindungen, Die von den Bundesleitungen der Parteien zu erklärende Ustenverbindung hat nicht nur die Wirkung, daß die eine oder andere der verbundenen Fartelen durch Verwertung der Reststimmen emen Sitz hinzugewirnen kann, sondern die den verbundenen Listen zufallenden Mandate werden nach einem besonderen Schlüssel ver- teilt. Die im gemeinsamen Wahlkampf ge- meinsam errungenen Sitze in den Wahlkreisen und auf Bundeslisten werden nach der Ge- Samtzahl der den Parteien Zzugefallenen Hauptstimmen Verteilt. Die verbundenen Par- teien werden so behandelt, als ob sie eine Fartei Wären. 2 Zur Abwendung einer desintegrierenden Wirkung der Verhältniswahl ist eine Sperr- klausel eingebaut, die der des ersten Bundes- Wahlgesetzes ähnelt. Der Entwurf bringt schließlich insofern noch eine Neuerung, als Zur Vermeidung von Nachwahlen für jeden erber zugleich ein Ersatzmann mitge- bahlt wird, der beim Ausscheiden des Haupt- un Sofortmaßnahmen für Ostflüchtlinge Gleichstellung von Rentnern und Pensiona- ren?— Sozialprobleme vor dem Bundestag Bonn(E. B.) Die durch den Flüchtlingsstrom nach Westberlin entstandene Notlage war er- neut Hauptthema einer ausführlichen Aus- sprache im Bundestag. Alle Parteien(mit Aus- nahme der Kommunisten) waren sich darin einig, daß Sofortmaßnahmen zur Erleichte- rung der angespannten Situation dringend er- forderlich sind. Bundestagspräsident Ehlers appellierte an die Abgeordneten, Kleidungs- Stücke für die Flüchtlinge zu spenden. Nachdem das Berliner Abgeordnetenhaus die Bundesregierung und die Länderregierun- gen dazu aufgefordert hatte, so schnell wie möglich für einen Abtransport der anerkann- ten Flüchtlinge aus Berlin zu sorgen, ver- sicherte der Staatssekretär im Bundesvertrie- benen ministerium, Schreiber, dag der„Uber- hang“ in Kürze abgeflogen werden solle. Ein Antrag der SPD, das Notaumahmeverfahren für die nächsten drei Monate zu 80 Prozent in Westdeutschland abzuwickeln, wurde trotz heftigen Widerspruchs der Opposition an den Ausschuß für gesamtdeutsche Fragen über- Wiesen. Die Frage der Behandlung der nicht- anerkannten Flüchtlinge geht nach Angaben Schreibers einer Lösung entgegen. Zur Zeit bleiben monatlich rund 4000 bis 5000 Abge- Wiesene in Berlin. Mit einer Stimme Mehrheit beschloß der Bundestag, die schon mehrmals verschobene Entscheidung über die Aufhebung der Im- munität von neun kommunistischen Bundes- tagsabgeordmeten erneut zu vertagen und den gesamten Fragenkomplex an den Ausschuß für Geschäftsführung und Immunität zurück- Zuweisen. In politischen Kreisen Bonns rech- net man nicht mehr damit, daß die Frage, ob die propagandistischen Aktionen der KPD in der Of fentlichkeit die Aufhebung der Immu- nität rer Abgeordneten rechtfertigen, noch vor den Bundestagswahlen eiitschieden wird. Ein kommunistischer Antrag, das Mandat des 1951 ͤ aus der Bundesrepublik verschwundenen EP- Abgeordneten Kurt Müller aufzuheben, wurde auf Empfehlung des Wahlprüfumgs- ausschusses abgelehnt. Dem Bundestag sei nicht bekannt, so wurde festgestellt, daß Müll- ler etwa durch sein Ableben ausgeschieden sein könnte. Das Plenum hob dagegen die Im- mumität der fraktionslosen Abgeordneten Götzendorf und Donhauser auf, die wegen Verleitung zum Meineid und anderen Delik- ten verfolgt werden sollen. Staatssekretär Hallstein, einer Großen An- Frage der Sozialdemokraten folgend, gab den Schriftwechsel der Bundesregierung mit der alliierten Hochkommission bekannt, in dem die Bundesregierung die Auslandsschulden der Bundesrepublik anerkennt. Er betonte bei dieser Gelegenheit, wenn auch die Lösung dieses Problems noch Wünsche offen lasse, S0 sei die Regelung doch befriedigender ausge- Tallen, als zu erwarten gewesen sei. Eine längere Aussprache lösten Anderungs- entwürfe der SPD zum Sozlalversicherungs- anpassungsgesetz und eine Vorlage über die Umstellung knappschaftlicher Renten aus, die nach der ersten Lesung an die Ausschüsse gingen. Die Anderung der Gesetze soll die Rentner und Pensionäre gleichstellen. Die Sprecher der Roalitionsparteien bedauerten, daß die Spb nicht mit den Vorlagen Dek kungsvorschläge einbrachte, da eine Mehr- belastung von 313 Millionen DM zu befürch- ten sei. Ein Antrag der CDU/ CSU auf Errich- tung eines Familienreferates im Bundes- innen ministerium ging ebenfalls an die Aus- schüsse. Im weiteren Verlauf der Sitzung diskutierte der Bundestag ausführlich einen Antrag der SPD, einen Gesetzentwurf über die Gewäh- bung von Steigerungsbeträgen in der Renten- versicherung der Arbeiter vorzulegen. Die Sozialdemokraten möchten auch den Ver- sicherten für die Teilnahme am ersten Welt- krieg mindestens Steigerungsbeträge nach der Klasse II zukommenlassen. Die von der SPD beantragte Uberweisung an die Ausschüsse wurde schließlich im Hammelsdrung mit 143 gegen 128 Stimmen abgelehnt und der Antrag auf Vorschlag der CDU der Bundesregierung als Material überwiesen. Dagegen ging ein Antrag der Föderalistischen Union an die Ausschüsse, nach dem die Bundesregierung beauftragt werden soll, bei Rentenkapltalisie- rungen gemäß dem Bundesversorgungsgesetz den Auszahlungsbetrag von acht Zehntel auf neum Zehntel der Rentensumme zu erhöhen. Blücher interveniert bei Kirkputrick Sondersitzung des FDP- Vorstandes— Werden Naumann und Genossen entlassen? Bonn(E. B.) Vizekanzler Blücher ver- wahrte sich in einer Unterredung mit dem britischen Hochkommissar Kirkpatrick gegen die von Londoner Zeitungen aufgestellten Be- hauptungen, der verhaftete ehemalige NS- Staatssekretär Naumann sei im Besitz von Geheimdokumenten Blüchers gewesen. Blücher nahm die Gelegenheit wahr, um auch die angeblichen Verbindungen der FDP mit dem„‚Verschwörer-Kreis“ zu erörtern. Der Vizekanzler hatte um die Unterredung in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der FDP nachgesucht. Kirkpatrick hat Blücher in dem Gespräch auf die Unterhaus-Erklärung Edens verwiesen, der die erwähnten Zeitungs- Perichte als unrichtig bezeichnet hat. Der bri- tische Hochkommissar hat im übrigen Blü- cher über einige Einzelheiten unterrichtet, die bei den gegenwärtig laufenden Untersuchun- gen ermittelt worden seien. Der Bundesvorstand der FDP tritt am Sams- tag in Bad Godesberg zu einer Sitzung zu- sammen, in der die angeblichen Verbindungen des Vorsftzenden des Außenpolitischen Aus- schusses der FDP, Dr. Achenbach-Essen, zu NS-Ereisen behandelt werden soll. Einige FDP- Abgeordnete sollen der Ansicht sein dag Achenbach in der Position des Ausschußvor- sitzenden nicht mehr tragbar sei. Das gleiche gelte für seinen Sekretär und Mitarbeiter Wolfgang Diewerge. 5 Ein britischer Beamter bestätigte inzwi- schen erneut, es sei noch keineswegs sicher, ob gegen Naumann und seine sechs Mithäft⸗ Unge nach Abschluß der Ermittlungen Klage erhoben werde. Wenn das zutrifft, müßten diese nach Ansicht politischer Kreise in Bonn wieder auf freien Fuß gesetzt werden. Wie man in der Bundeshauptstadt argumentiert, wäre der Zweck des ganzen britischen Vor- gehens dann— wenn man einmal außen- Politische und wirtschaftliche Erwägungen aus- schließt— offenbar lediglich gewesen, viel- leicht in ferner Zukunft Mögliches zu ver- hindern und schon jetzt einen genauen Ein- blick in die inneren politischen und personel- 1en Zusammenhänge des Naumann-Freises zu gewinnen. 8 5 in Kreisen der Regierungsparteien des Bundestages stellt man sich allerdings die Frage, ob das Vorgehen der Engländer ge- rechtfertigt war, wenn man die 2 boliti dieser Verhaf tion— so meinen die Kreise— mehr Scha- den angerichtet, als sie wert gewesen sei. Ein Teil der Dokumente, die bei dieser Ak- tion beschlagnahmt wurden, ist in London eingetroffen. Sachverständige des britischen Außenministeriums haben unverzüglich mit der Prüfung der Schriftstücke begonnen. Sehweizer Pressestimme Unter der Überschrift„Gespenster in Deutschland und im Foreign Office“ äußert Sich die Schweizer Zeitung„Die Tat“ sehr kri- tisch:„Alle Sympathien für England und alle Antipathie gegen die Nazis genügen nicht, um in der Verhaftung ehemaliger Nazigrößen durch britische Militärpolizei etwas anderes als einen Mißgriff zu sehen. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder war die Aktion not- wendig— dann sprachen alle politischen juri- stischen und psychologischen Erwägungen da- für. ihre Durchführung den Deutschen 2zu überlassen; oder sie war es nicht, dann wäre es besser gewesen, nichts zu unternehmen. Einem Rechtsstaat— selbst dann, wenn er als Besatzungsmacht auftritt— fehlen nämlich die Mittel. sich seiner Gegner zu entledigen, bevor sie etwas getan haben. Böse Absicht genügt nicht, und kann man nicht mehr be- weisen, so muß man den Verhafteten wieder laufen lassen. Das beste Mittel, über das ein Rechtsstaat verfügt, um politische Abenteu- rer unschädlich zu machen, ist, sie in Verges- senheit geraten zu lassen. Bei den Verhafte- ten war dies bereits gelungen, und erst jetzt nach dem dramatischen Eingreifen der Mili- tärpolizei mit schnaufenden Jeeps und heu- lenden Sirenen erinnert man sich mühsam. daß es sie einmal gegeben hat. Wenn es ein Mittel gab, die Gespenster aus der Nazizeit Wieder zu beleben und„interessant“ zu ma- chen, dann war es ihre Verhaftung und die Art und Weise, wie sie durchgeführt und be- kanmtgemacht wurde.“ Bundeswirtschaftsminister Erhard wird am 31. Januar an einer internationalen Konfe- renz Über Währungsfragen in Brüssel teil- nehmen. Nächste Woche wird der Minister in Bern und St. Gallen sprechen. 5 a Der CDU-Bun 3 dat im Bundestag 60 Millionen für den Wohnungsbau Staatshaushalt wird am 25. Februar vorgelegt — Mittel für Straßen- und Hochbau Stuttgart(Iswy). gab vor dem Finanzausschuß der Verfassung- gebenden Landes versammlung bekannt, daß er den Entwurf des Staatshaushaltplanes für 1952/53 am 25. Februar der Landesversamm- lung vorlegen werde. An seine Etatrede werde sich voraussichtlich eine zwei Tage dauernde Generaldebatte anschließen. Dann werde der Plan an den Finanzausschuß überwiesen, der sich einige Wochen damit beschäftigen dürfte. Einzelheiten über den Haushaltentwurf gab der Finanzminister noch nicht bekannt. Der Finanzausschuß der Landesversamm- lung stimmte einmütig einem Antrag des Wohnungsbauausschusses zu, der die Regie- rung auffordert, für den Wohnungsbau im Jahre 1953 aus Landesmitteln 60 Millionen DM zur Verfügung zu stellen. Im Jahr 1952 standen für diesen Zweck im Gebiet des neuen Bundeslandes 51,5 Millionen DM an Landes- mitteln zur Verfügung. Als Vorwegbewilligung auf den Staatshaus- halt 1952/53 gab der Finanzausschuß insge- samt etwa 24 Millionen DM für die Instand- setzung der Landstraßen erster Ordnung frei. Davon entfallen auf Nord württemberg mit 3 567 km Landstraßen 1. Ordnung 9 Millionen, auf Nordbaden mit 1 013 km 2,52 Millionen, auf Süd württemberg mit 2 703 km 7,855 Mil- lionen und auf Südbaden mit 1 921 km 4,645 Millionen. Für den staatlichen Hochbau wurden im Vorgriff auf den Haushalt 1952/53 insgesamt 6,7 Millionen DM bewilligt. Beantragt waren 7,2 Millionen DM. Die bewilligten Mittel sind, Abgesehen von 1,7 Millionen DM für fort- dauernde Ausgaben, für bereits begonnene Bauvorhaben bestimmt. Ausnahmen bilden lediglich die Bauten für das Gesundheitsamt und das Finanzamt in Böblingen. Wesentliche Beträge sind unter anderem für den Aufbau des Ostflügels im Mannheimer Schloß be- stimmt, ferner für die Hochschulen in Heidel- berg, Karlsruhe und Freiburg und die staat- liche Meisterschule in Pforzheim, für die staat- lichen Hafengebäude in Mannheim und für den Wiederaufbau des Hafens und des Land- ratsgebäudes in Kehl. Schulpflicht und Schulgeldfreiheit Der Verfassungsausschuß der Verfassung gebenden Landes versammlung begann mit der Beratung der Schulartikel, ohne daß es schon zu der erwarteten Ausein andersetzung über die am meisten umstrittenen Funkte kam. Bereits der Begriff der Allgemeinen Schulpflicht führte zu einer längeren Debatte. Die CDU beantragte eine genauere Defina- tion der Schulen, die der Erfüllung der Schul- Pflicht dienen sollen, was jedoch mit 14 gegen 11 Stimmen abgelehnt wurde. Auch über die Frage der Schulgeld- und Lernmittelfreiheit konnte keine Einigung erzielt werden. Die SPD bestand auf der verfassungsmäßigen Si- cherung der Schulgeld- und Lernmittelfrei- heit an allen öffentlichen Schulen, also auch an den Mittel- und Oberschulen. Die CDU Warnte jedoch bei Anerkennung des Grund- satzes vor einer zu weitgehenden Bindung des Staates. Gegen acht Stimmen der SPD Wurde schließlich festgelegt, daß Unterricht und Lernmittel in den Volks- und Berufs- schulen unentgeltlich sein sollen. Die Einfüh- rung der Schulgeld- und Lernmittelfreiheit an den Mittel- und höheren Schulen soll durch Gesetz geregelt werden. Die SPD-Abgeord- neten wandten gegen diese Fassung des Ar- tikels vor allem ein, daß sie einer Verschlech- terung gegenüber dem in Württemberg-Ba- den bereits bestehenden Zustand befürchten Iasse. Nach einer Aufstellung des Kultmini- steriums bedeutet die volle Schulgeldfreiheit einen Mehraufwand des Landes von 15,4 M- lionen Mark. Die Lernmittelfreiheit würde einen Aufwand von acht Millionen für die Erstausstattung und dann einen jährlichen Betrag von 2,5 Millionen Mark für Pflege und Erneuerung der Lernmittel erfordern. FDP/DVP verteidigt Dr. Maiers Politik Stuttgart(ZS. Die Pressestelle der FDP/DVP Baden Württembergs nimmt zu einer in scharfem Ton gehaltenen Veröffent- lichung der südwestdeutschen DU Stell in der?! dr Reer e vorgeworfen worden war, er versuche rein taktischen Gründen die Außenpolitik Bundesregierung zu forpedieren, um selbst an der Macht zu bleiben. Dieses Spiel sei ebenso Die Dy be- „dreiste Verdrehung der„Anonymus der verzögere die Bes rats nach Möglichkel Finanzminister Frank 0 Persönlicher Konflikt Adenauer- Reuter Wegen der Flüchtlingsfrage— Der Kanzler lehnte eine Einladung Reuters ab Berlin(UP). Anhaltende Vorwürfe wegen mangelnder Initiative der Bundesregierung in der Berliner Flüchtlingsfrage haben jetzt zu einem offenen persönlichen Konflikt zwi- schen Bundeskanzler Adenauer und Berlins Regierendem Bürgermeister Reuter geführt. Dr. Adenauer hat es abgelehnt, während seines bevorstehenden Berliner Aufenthaltes zur„Grünen Woche“ Ende Januar an einem Frühstücksempfang teilzunehmen, zu dem ihn Reuter eingeladen hatte. Adenauer begrün- det seine ungewöhnliche Absage mit einer Rede, in der Ernst Reuter Klage darüber ge- führt hatte, daß Bund und Länder eine völlig unzureichende Zahl von Sowietzonen-Flücht- Ungen aus Westberlin übernähmen. Reuter beanstandete weiter, daß die Bundesregierung sich ständig bemühe, das Berliner Flücht- Ungsproblem zu„verniedlichen“ und seine Austraße abzuschwächen. Wie aus Senats- Kreisen weiter bekannt wird, geht die Ab- sage Adenauers weniger auf diese Kritik Reuters als vielmehr auf die wiederholt öffentlich von dem Bürgermeister getroffene Feststellung zurück, er würde es begrüßen, wenn der Kanzler nur zehn Prozent seiner Kür die westliche Integrationspolitik verwen- dete Kraft der Lösung der Flüchtlingsfrage widmete. Darin sehe Adenauer offenbar per- sönlich gefärbte Angriffe des der SPD ange- mörenden Berliner Regierungschefs. Mit dem Auftrag an Ernst Reuter, sich wei- terhin für eine rasche und wirksame Hilfe in der Flüchtlingsfrage durch die Bundes- regierung und die Länderregierungen einzu- setzen, haben sich sämtliche Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses einmütig hin- ter den Regierenden Bürgermeister gestellt. Das Abgeordnetenhaus beauftragte den Senat ferner, Bei allen alliierten und deutschen Stel- len zu erwirken, daß prominente Flüchtlinge mücht bevorzugt behandelt, sondern sorgfältig überprüft werden. Allein in der Zeit vom 1. bis zum 22. Januar sind in Westberlin 15 000 Flachtlinge angekommen. In 74 Lagern sind sse rin 30 000 Flüchtlinge untergebracht. Ost- CDU„säubert“ Zwei Mitglieder der Sowietzonen-CDU, die Sekretärin des verhafteten Außenministers Dertinger und der Leiter der Abteilung „West-Deutschland“ in der Ostberliner CDU- Parteizentrale und Volkskammerabgeordneter Walter Rübel, haben sich ihrer drohenden Verhaftung durch die Flucht nach Westberlin entzogen. Beide flohen wenige Stunden, nach- dem die Sowietzonen-CDU sämtliche Mitglie- der der Partei dazu aufgerufen hatte,„in kameradschaftlicher Zusammenarbeit mit dem Staatssicherheitsdienst feindliche Stützpunkte ärmerhalb der Partei zu zerschlagen“. Beson- ders die Freunde Dertingers sollen einer ge- meuen Uberprüfung unterzogen werden. Alle Parteimitglieder müssen im Rahmen der Ak- tion ͤmre Parteibücher abgeben und sollen nach bestandener Uberprüfung neue Mit- gliedsbücher erhalten. Dibelius: Kirche bleibt neutral In einem Brief an die Sowjetzonen-CDU be- ont der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, Bischof Dibelius, er könne sich„als Bischof der Evangelischen Kirche nicht auf die Ebene des politischen Tageskampfes drängen lassen.“ Die Sowiet- zonen-CDU hatte kürzlich in gleichlautenden Schreiben an Dibelius und den katholischen Bischof von Berlin, Weskamm, die beiden Kirchlichen Würdenträger aufgefordert, sich für ein Verbot sogenannter Westberliner „Terrororganisationen“ einzusetzen. Die Kirche könne mit„politischen Kampfor- nisationen“ nichts gemein haben, denn„der Kampf, zu dem sich auch die Kirche gerufen weiß, wird mit geistigen Mitteln gekämpft, nicht mit Maschinenpistolen, mit Spionageorganisatio- nen und Terror.“ Die Kirche könne sich kei- ner Propaganda dienstbar machen und dürfe nie den Eindruck erwecken, als sehe sie die Ubelstände nur auf einer Seite. Adressenbuch Naumanns gefunden Eden dementiert FDP- Verbindungen— Nau- mann wollte Einschienenbahnen verkaufen Bonn(UP). Der von britischen Behörden verhaftete ehemalige Staatssekretär im Reichspropaganda ministerium, Werner Nau- mann, hat zusammen mit dem als„Musso- Iini-Befreier“ bekannten Otto Skorzeny, der sich kürzlich in Kairo aufhielt, für eine Düs- seldorfer Firma erfolgreich über eine Kon- zession für die Einschienen-Alweg-Bahn für Agypten verhandelt. Naumann soll erreicht haben, daß der Firma H. S. Lucht in Düssel- dorf diese Konzession für Agypten, Teile Af- Tikas sowie„andere Länder jenseits des Ozeans“ erteilt wurde. Auch die südafrikani- sche Regierung soll durch einen Verbindungs- mann mit Naumann wegen des gleichen Eisen- bahnprogramms und wegen anderer Wirt- N Kontakt aufgenommen aben. a Die Verkehrsbahn-Studiengesellschaft in Köln erklärte zu diesen Behauptungen von britischer Seite, von Verhandlungen Nau- manns mit Agypten über eine Konzession für die Alweg-Einschienenbahn sei ihr nichts be- kannt. Britische Behörden sind in den Besitz eines umfangreichen Adressenbuches Nau- manns gelangt, das sich unter den beschlag- nahmten Dokumenten befand. Ein hoher bri- tischer Beamter in Bonn sagte, Naumann habe nach den bisher getroffenen Feststel- lungen laufend vertrauliche Dokumente der Freien Demokratischen Partei erhalten, die bislang erklärte, sie habe mit dem„Na- mann-Kreis“ nichts zu tun. Im Gegensatz dazu steht eine Erklärung des britischen Außenministers, der auf eine diesbezügliche Frage im Unterhaus sagte, Naumanns Name und Adresse hätten auf einer Verteilerliste für Parteiliteratur der FDP gestanden. Das sei seines Wissens alles. Für allzu gefährlich könne er diese Tatsache nicht halten.„Nach meinen Informationen hat der Hochkommissar den Eindruck erhal- ten, daß die vorläufigen Untersuchungsergeb- nisse den Verdacht bestätigten, daß die Tätig- keit der Verhafteten eine etwaige Gefahr cdarstellte. Ich warte noch auf einen ausführ- 661 Typhusfälle in Südwesfdeufschland Vor einem Abklingen der Seuche? Stuttgart(ZS. Nach den letzten Mel- dungen des Stuttgarter Innenministeriums wurden am Mittwoch in Baden-Württemberg insgesamt 661 Typhusfälle registriert. Damit hat sich die Zahl der Kranken seit Dienstag um 41 Fälle erhöht. Von den Erkrankungen entfallen 438 auf Stuttgart und 172 auf Nord württemberg. Aus dem badischen Landesteil werden 5 Typhus- fälle gemeldet. In Süd württemberg beträgt die Krankenzahl 46. Es wird jedoch betont, daß in den ange- gebenen Zahlen noch Fälle enthalten sind, bei denen der Typhusverdacht noch nicht be- stätigt werden konnte. Die Gesundheitsbe- hörden glauben, daß ein Teil dieser Fälle sich pei den klinischen Untersuchungen als„Grippe“ erweisen wird. Außer den schon gemeldeten sieben Todesfällen hat die Epidemie keine weiteren Opfer gefordert. Die Vorsichts- und Vorbeugungsmaßnahmen der Landesregierung werden von der Bevöl- kerung weiter genau befolgt. In einer Presse- konferenz äußerte sich der Stuttgarter Ober- bürgermeister Dr. Klett zuversichtlich über ein Abklingen der Seuche. Nach ärztlichen Gutachten hat die Epidemie damit ihren Hö- hepunkt überschritten. Die 21 in Frankfurt/ Main aufgetretenen Ty- pPhusfälle sind„mit an Sicherheit grenzender Wahr scheinlichkeit“ auf den Genuß von En- diviensalat zurückzuführen, der am 11. De- zember vergangenen Jahres von den Erkrank- ten in einer Kantine eines Grohßunternehmens verzehrt wurde. Nach einer Mitteilung des Staatlichen Ge- sundheitsamtes in Lahr wurde in Rust im Landkreis Lahr eine leichtere Typhuserkran- kung festgestellt. Der Fall steht in keinem Zusammenhang mit der Stuttgarter Epidemie. In der Familie des Erkrankten waren bereits im Sommer des vergangenen Jahres zwei Typhusfälle aufgetreten. Das Gesundheits- amt hat alle Vorkehrungen getroffen, um wei- tere Ansteckungen zu verhüten. — Stärkste Grippewelle seit 20 Jahren Jeder Vierte ist betroffen— 29 neue Typhus verdachtsfälle Stuttgart 28. Die Grippewelle, die neben der zur Zeit in Württemberg herr- schenden Typhusepidemie über das südwest- deutsche Bundesland hinweggeht, hat nach den neuesten Berichten aus einer Reihe von Städten in Baden- Württemberg jetzt über ein Viertel der gesamten Bevölkerung ergrif- fen. Nach Angaben der Gesundheitsämter sind in Südbaden zur Zeit 10—15 Prozent der Be- völkerung an Grippe erkrankt. Genaue An- gaben lassen sich allerdings nicht machen, da die Grippe keine meldepflichtige Krankheit ist. In der Nachkriegszeit hat es in Südbaden schon mehrere Grippeepidemien gegeben. Noch keine hat jedoch zahlenmäßig einen so großen Umfang angenommen wie die gegenwärtige. Das Stadtschulamt Mannheim hat im Ein- vernehmen mit dem Staatlichen Gesundheits- amt 79 von insgesamt 713 Mannheimer Volks- Schulklassen wegen der epidemisch auftreten- den Grippeerkrankungen auf acht Tage ge- schlossen. Von insgesamt 660 Lehrkräften sind 109 erkrankt. Die Grippewelle hat nach Mitteilung der Arztekammer in Stuttgart ein Ausmaß er- reicht, wie es seit 20 Jahren in der Stadt nicht mehr beobachtet worden ist. Arzte mit großer Praxis werden täglich zu 60 bis 100 Patienten gerufen. In die Stuttgarter Typhusstationen sind 26 weitere Kranke eingeliefert worden. Es wird vermutet, daß ein großer Teil der Ty- phus verdächtigen an Grippe erkrankt ist. Die Gesamtzahl der Typhuskranken oder-ver- dächtigen beträgt nun in Stuttgart 464. In den von der Epidemie betroffenen nord- und südwürttembergischen Kreisen hat sich die Zahl der Typhuserkrankungen nur um drei Fälle vermehrt. Von den neuen Typhusfällen sind einer im Kreis Waiblingen und zwei in der Stadt Tübingen aufgetreten. In Württem- berg werden nun außer Stuttgart insgesamt 194 Typhuskranke gezählt. Sechs Todesurteile in Metz verhängt Davon vier gegen Abwesende— Schwere Strafen im Schirmeck-Prozeß Metz(UP). Der frühere Kommandant des Konzentrationslagers Schirmeck im Elsaß, Karl Buck, sowie sein Gehilfe Karl Nußber- ger wurden von einem französischen Militär- gericht in Metz zum Tode verurteilt. Auch über vier andere Mitglieder des damaligen Lagerstabs, die unauffindbar sind und gegen die in absentia verhandelt wurde, sind Todes- urteile verhängt worden. Es handelt sich da- bei um Edgar Kretzer, Ernst Maier, Walter Specht und Robert Wünsch. Die übrigen Urteile lauteten: für Walter Müller 20 Jahre Zwangsarbeit(Zuchthaus), Kurt Giessling 10 Jahre Zwangsarbeit, Sieg- mund Weber 15 Jahre Zwangsarbeit, Oskar Hört 5 Jahre Gefängnis. Die Urteile gegen Walter Bähr und Johann Kraus, gegen die gleichfalls in absentia verhandelt wurde, lauteten auf je 20 Jahre Zwangsarbeit. Der Urteilsverkündung waren die Plädoyers der Verteidiger vorausgegangen, die für alle Angeklagten milde Urteile erbaten und dar- auf hinwiesen, daß die Schatten des Schirm- eck- Prozesses über die Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich fallen könnten. Der Strafverteidiger Robert Taron hielt bei Siegmund Weber und Oskar Hört ihre Un- schuld für erwiesen. Als Taron andeutete, daß die nach Schirmeck Eingewiesenen auch nicht immer die integersten Persönlichkeiten gewesen seien, unterbrach ihn der Gerichts- Präsident mit den Worten:„Bitte unterlassen Sie es, von Kriminellen zu reden. Wir haben es hier mit Männern und Frauen zu tun, die wegen ihrer politischen Uberzeugung leiden mußten“. In der Urteilsbegründung wurden Buck und seine Mitangeklagten als eine Gruppe von Mördern und Folterknechten bezeichnet, die den Lagerinsassen eine Behandlung ange- deihen liegen, die„ein normaler Mensch nicht einmal einem Tier antut“. Gummiknüppel und Peitschen hätten„zur normalen Ausrü- stung“ eines jeden Wachmannes gehört. Er- krankte Gefangene hätten stundenlang in eisiger Kälte, bei Regen und Schnee im Freien stehen müssen. Viele der Gefangenen seien schließlich in„Todeslager“ verschickt worden. Außerdem seien oftmals Bluthunde auf die Gefangenen gejagt worden, die einige von ihnen zerrissen hätten. In seinem Schlußwort bekannte sich Buck als im Sinne der Anklage schuldig. Er hatte schon während des Verfahrens immer wieder versucht, alle Schuld auf sich zu nehmen und damit seine ehemaligen Untergebenen zu ent- lasten. Die übrigen Angeklagten beriefen sich auf„höheren Befehl“, Der Angeklagte Müller. schwor dem Gericht, daß er die ihm zur Last gelegte Erschiegung von zwei Häftlingen, die geflohen und wieder eingefangen worden wa- ren, nicht vorgenommen habe. Die Angeklag- ten Giessling und Weber erklärten, sie hätten zu ihrer Verteidigung nichts zu sagen. Oradour-Uberlebende drohen Dramatischer Streit um das Gesetz— Die ersten Zeugen berichten Bordeaux(UP). Im weiteren Verlauf der Beweisaufnahme im Oradour-Prozeß erschie- nen zum ersten Male Augenzeugen der Blut- tat im Zeugenstand des hiesigen Militärge- richtes. Sie schilderten hauptsächlich nur die Umstände, unter denen es ihnen gelang, ent- Weder noch vor oder während der Nieder- metzelung der Bewohner von Oradour zu fliehen. Zu dramatischen Szenen kam es, als die Ver- teidigung erneut die Abtrennung des Verfah- rens gegen die 12 Elsässer forderte, was vom Militärgericht endgültig abgelehnt wurde. Ganz überraschend hatte sich der Staatsan- Walt dem Ersuchen der Verteidigung ange- schlossen. In einer Verhandlungspause er- klärte Paul Brouillard, der Vorsitzende des Verbandes der Opfer von Oradour, in großer Erregung, daß keiner der geladenen Zeugen und Opfer des Verbrechens vor Gericht Aus- sagen machen würde, wenn das Verfahren gegen die Elszsser abgetrennt werde.„E 1. 8 4 ein Skandal, Kriminelle reinwaschen zu wol- len. Wir werden das Gericht in Gesellschaft der Mörder zurücklassen“, sagte Brouillard. Der Justizausschuß der französischen Natio- nalversammlung billigte inzwischen jedoch eine Anderung der„Lex Oradour“, welche die Abtrennung des Verfahrens gegen die elsässischen Angeklagten ermöglichen soll. Das Plenum der Nationalversammlung soll sich am Dienstag mit dem Abänderungsantrag beschäftigen. Erstes Urteil des Revolutionstribunals Ka IT O(UP). Das neugegründete„Revolu- tionstribunal“ General Naguibs hat wenige Tage nach der Aufdeckung des Offiziersput- sches das erste Todesurteil gefällt. Der Haupt- angeklagte, Oberst Mohammed Hosni el Da- man Houri, wurde zum Tod durch Erschießen verurteilt, weil er mit Unterstützung politi- scher Parteien versucht hatte, in der Armee eine Meuterei anzuzetteln. Sein mitangeklag- ter Bruder, ein Hauptmann, erhielt fünf Jahre Gefängnis bei gleichzeitiger Ausstoßung aus der Armee, weil er das Komplott bei seinen vorgesetzten Stellen nicht angezeigt hatte. General Naguib machte sofort von seinem Be- gnadigungsrecht Gebrauch und lieg es im Falle des Hauptmanns bei der Ausstogung aus der Armee bewenden. 5 Die Deutschen haben„nichts gelernt“ Behauptungen eines US- Botschafters Paris(UP). Myron C. Cowan, US-Bot- schafter in Belgien, äußerte vor dem anglo- amerikanischen Presseclub in Paris, das deut- sche Volk habe aus seinen Erfahrungen, die es unter Hitler und dem Nationalsozialismus machte, noch immer nichts gelernt. Cowan War gebeten worden, über seine Eindrücke Zzu berichten, die er während einer kürzli- chen privaten Reise durch Deutschland ge- wann. Er erklärte, er sei überrascht und ent- täuscht darüber, daß so viele Deutsche die Lehren aus ihrer Niederlage nicht verstanden hätten und sie empfänden wegen der deut- schen Aggression keine Gewissensbisse. England erhöht Rüstungsausgaben London(P). Die britische Regierung hat vom Unterhaus trotz Einschränkung des Rüstungsprogramms Zusatzbewilligungen zur Finanzierung von Verteidigungskosten ver- langt. Von den angeforderten Mehrausgaben Sollen 35 Millionen Pfund für das Heer, 63 Millionen für die Marine, 53 Millionen für das Rohstoff ministerium und 10 Millionen Pfund für Flugzeuge innerhalb des Einzelhaushaltes des Versorgungsministeriums aufgewendet Werden. Dulles fährt zum NATO-Rat US-Senat bestätigte acht Minister— Wenig Chancen für Wilson Washington(UP). Der amerikanische Außenminister John Foster Dulles und der Leiter des US-Amts für gemeinsame Sicher- heit, Harold Stassen, werden am 3. Februar an einer Sondersitzung des Ständigen Rats der Atlantikpakt-Staaten in Paris teilnehmen. Der Generalsekretär der NATO, Lord Ismey, hat die Sondersitzung einberufen, damit Dul- les und Stassen Gelegenheit haben, sich„an der Quelle“ über die gegenwärtige militäri- sche und wirtschaftliche Situation in West- europa zu informieren. Der amerikanische Senat hat acht der von Präsident Eisenhower nominierten Minister bestätigt: Außenminister Dulles, Finanzmini- ster Humphrey, Justizminister Brownell, Ge- neralpostmeister Summerfleld, Innenminister Mekay, Landwirtschaftsminister Benson, Han- delsminister Weeks und Arbeitsminister Dur- Kin. 8 5 Ein führender republikanischer Senator äu- Berte, er glaube, daß Präsident Eisenhower die Nominierung von Charles Wilson zum Verteidigungsminister zurücknehmen werde Es sei nicht damit zu rechnen, daß der Senat Wuüson in diesem Amt bestätigen würde. Sieben Tote bei Schiffsuntergang Ursache und Einzelheiten ungeklärt Aurich(OP). Nach polizeilichen Feststel- lungen hat das deutsche Küstenmotorschiff „Maria Lina“, das verumtlich vor drei Ta- gen bei der Insel Borkum sank, seine ge- samte siebenköpfige Besatzung mit in den Tod genommen. Während die Besitzerin, Frau Maria Korrmann aus Haren an der Ems, als Leiche an der Insel Memmert angetrieben wurde, werden die übrigen sechs Besatzungs- mitglieder— der Kapitän, seine Braut, sein Bruder, ein Matrose und zwei Schiffsjungen — vermißt. Frau Korrmann konnte durch die Gravur ihres Traurings identifiziert werden. Das 161 BRT große Motorschiff sank auf der Fahrt von Lübeck nach Duisburg mitten in der Fahrtrinne der Emsausfahrt. Nur die Mastspitzen ragen noch aus der See. Fischer aus Greetsiel fanden inzwischen ein leer trei- bendes Rettungsboot der„Maria Lina“, Das Schiff hatte 300 Tonnen Erz an Bord, War kurz vorher in Lübeck umgebaut worden und befand sich auf seiner ersten Fahrt. Sein bis- Her noch nicht geklärter Untergang erfolgte bei Windstärke 4 und mittlerem Seegang. Rätselhafter Mord in Straßburg Straßburg(sw). In Straßburg wurde eine 76jährige Pfarverswitwe erschlagen in ihrer Wohnung aufgefunden. Als der Enkel der Ermordeten, ein Lehrer, der bei ihr Wohnte, nach Hause kam, fand er seine Groß- mutter mit schweren Kopfverletzungen leb- 108 in der Küche vor. Die schwerhörige Grei- sin War, wie die Mordkommission anschlie- Bend feststellte, mit dem Knauf eines Spazier- stockes getötet worden. Vorläufig steht die Polizei noch vor einem Rätsel, da ein ur- sprünglich als Tatmotiv vermuteter Raub mord wahrscheinlich nicht vorliegt. Der Täter hat weder Schränke erbrochen noch die in der Wohnung vorhandenen Schmuck- und Wertgegenstände an sich genommen. Vom Mörder fehlt vorläufig noch jede Spur. Zugunglück bei Leipzig— Zwei Tote Berlin(UP). Bei einem Eisenbahmimglück auf dem Leipziger Vorortbahnhof Leutzsch sind nach einem Bericht des Westberliner„Te- legraf“ zwei Eisenbahnangestellte getötet und 18 Reisende schwer verletzt worden. Ein voll- besetzter Arbeiterzug prallte nach vorliegen- den Meldungen auf einen entgleisten Güter- Zug. Güterzug durchbrach zwei Gebäude Sieben Wagen hatten sich losgerissen Hannover(UP). Sieben Güterwagen, die zu einem Zug zusammengekoppelt waren, ris- sen sich auf dem Bahnhof Amelinghausen, Kreis Lüneburg, beim Rangieren los und rasten ohne Lokomotive und mit gelockerten Bremsen über eine abfallende Bahnstrecke. Uber eine gerade zum Stillstand gekommene Drehscheibe fuhr der Zug mit großer Wucht durch einen Lokomotivschuppen und auf des- sen Rückseite nach Durchbrechung einer Zie- gelwand ins Freie, Schienenlos geworden, ex- reichten die Wagen hierauf ein Ubernach- tungsheim für Eisenbahner, dessen Mauern sie durchbrachen, um auf der anderen Seite des Heimes wieder ins Freie zu gelangen und dort endlich stehen zu bleiben. Ein Teil der Güterwagen wurde von dem Schutt des zu- sammengebrochenen Heimes bedeckt. Unfall auf der Fahrt nach Monte Carlo Lüttich(UP). Das mit einem„Sunbeam- Talbot“ an der Sternfahrt nach Monte Carle teilnehmende britische Team Christie und Menzies erlitt kurz nach dem Passieren der Kontrolle von Lüttich auf der Straße nach Venlo einen schweren Unfall. Der Wagen stieg in dichtem Nebel mit einem schweren Las zug zusammen. Während Christie unverletzt blieb, mußte Menzies mit mehreren Rippen- brüchen ins Krankenhaus eingeliefert wer- den. Der Mechaniker Buchanan wurde auf der Stelle getötet. Elf Tote durch eine Bombenexplosion Berlin(Up). Line 2000 Eilo schwere deutsche Fliegerbombe explodierte beim Ent- schärfen auf dem Sowjetzonenflugplatz Ora- nienburg bei Berlin und forderte 11 Todes- opfer sowie 21 Schwerverletzte. Die Bombe hatte jahrelang unter dem Rollfeld gelegen, bis sie entdeckt wurde. Kilometerweit im Um- kreis des Oranienburger Flugplatzes wur- den durch die Erschütterung der Explosien die Fensterscheiben zerschmettert. Sämtliche Schulen in Würzburg wurden ge- schlossen, nachdem mehr als die Hälfte aller Schüler an Grippe erkrankt ist. Der Beratende Ausschuß der Montanunion trütt am nächsten Montag in Luxemburg seiner konstitujlerenden Sitzung zusammen. Ein ägyptischer Minister behauptete in einer Rede, die kürzlich verhafteten„Rebellen“ ge- gen Naguib hätten in„Kontakt“ mit engli- schen Stellen gestanden. Dreizehn Kommunisten wurden von einem New Lorker Gericht für schuldig befunden, den gewaltsamen Sturz der amerikanisch Regierung geplant zu haben. Die Urteilsver- kKkündung steht noch aus. Josef Kardinal Wendel, der Erzbischof von München und Freising, hat seine Heimreise von Rom angetreten. Papst Pius XII. ist leicht an Grippe er- krankt und mußte alle Audienzen absagen. Der türkische Außenminister Köprülũ wurde auf der Insel Brioni von Marschall Tito, dem Staatschef Jugoslawiens, empfangen. a Ein neuer Flugrekord Lendon—Köln gelang einem Turbinenpropeller-Flugzeug vom Tyy Viscount Vickers Armstrong. Anstelle der bis- herigen 80 Minuten benötigte die Visc nur 69 Minuten.. Die Zahl der Rundfunkteilnehmer in der Bundesrepublik und Westberlin hat sich bis Ende 1952 auf 11 562 521 erhöht. Der Marburger Universität wurden zum Auf- bau von Kliniken und zum Ausbau reparatur Gebäude vom hessischen Finan- minister 1,5 Millionen DM in Aussicht ge- 2 F F Südwestdeutsche Rundschau Dorfzugend schlug Straßenwärter nieder Mosbach(sw). Der Straßenwärter der Gemeinde Michelbach im Kreis Mosbach ist an den Folgen einer Schlägerei mit einigen Dorfjungen verstorben. Der Straßenwärter hatte die schlittenfahrenden jungen Leute des Dorfes ermahnt, doch von der Ortsstraße wegzubleiben. Dabei kam er mit ungefähr zwölf Jungen in eine Rauferei, in deren Ver- lauf er so schwer getroffen wurde, daß er zu Boden flel und bewußtlos liegen blieb. Das Kreiskrankenhaus in Mosbach, das den Ver- letzten aufgenommen hatte, stellte einen dop- pelten Schädelbruch fest. Der Straßenwärter ist, ohne nochmals das Bewußtsein erlangt zu haben, am Mittwoch verstorben. Er wollte seine Geliebte vergiften Karlsruhe(sw). Der Erste Strafsenat des Bundesgerichtshofes hat die Revision des zm Juli 1952 vom Schwurgericht Karlsruhe wegen versuchten Mordes zu fünf Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust ver- Uurteilten 24jährigen Chemiestudenten Kaul Kroh als unbegründet verworfen. Kroh Hatte im November 1951 versucht, seine 20 Jahre alte Geliebte, die ein Kind von ihm erwartete und auf Heirat drängte, nach einern genau vorbereiteten Plan zu vergiften. In seiner Wohnung hypnotisierte er sie und gab ihr den Auftrag, nach dem Verlassen des Hauses auf der Straße den Inhalt eines Glas- röhrchen, in dem sich angeblich Traubenzuk- ker befand, zu sich zu nehmen. Tatsächlich hatte Kroh das Röhrchen mit Zyankali ge- füllt. Er hoffte auf diese Weise einen Selbst- mord seiner Braut vortäuschen zu können. Das Mädchen hatte jedoch die Absicht Krobs erkannt und Anzeige erstattet. Betrügerischer Wohnungsvermittler Karlsruhe dsw). Das Schöffengericht Karlsruhe verurteilte den erheblich vorbe- Straften 67jährigen Dipl.-Ing. R. T. wegen Be- truges zu 14 Monaten Gefängnis. T., der sich uin Karlsruhe als Wohnungsvermittler betä- tigte, stellte den Wohnungssuchenden, die sich Zuf seine Zeitungsinserate hin meldeten, Neu- bauwohnungen in Aussicht und lieg sich da- für Baukostenzuschüsse bis zu je 1300 DM zahlen. Keiner der Interessenten erhielt aber jemals eine Wohnung. Auf diese Weise hatte Sich T. im Laufe eines halben Jahres über 5000 DM erschwindelt. Straßenverkehrsunfälle leicht angestiegen Karls Tu he(sw). Die Zahl der Straßen- Verkehrsunfälle im Regierungsbezirk Nord- baden hat sich im Jahre 1952 gegenüber dem Vorjahre um 38,9 Prozent auf 15 529 erhöht. Dabei wurden 269 Personen getötet und 9 272 Personen verletzt. Der geschätzte Sachschaden beträgt über 7,2 Millionen DM. An den Un- fällen waren in 70,4 Prozent aller Fälle Kraft- Fahrzeuge beteiligt. Die häufigsten Unfall- ursachen waren falsches Uberholen, Nichtbe- achten der Vorfahrt und zu hohe Geschwin- AHigkeit. In 819 Fällen wurden Unfälle durch Fahren unter Alkoholeinfſuß hervorgerufen. Langfinger als Schürzenjäger getarnt Pf OT ZZ heim(Isw). Hauptvergnügen eines 26 Jahre alten Hilfsarbeiters aus Pforzheim War es, sich jungen Mädchen zu nähern. Aber er hatte es ausnahmsweise nicht auf die Her- zen der Betörten abgesehen; vielmehr be- mutzte er beim zärtlichen Stelldichein den Sprichwörtlichen„schwachen Augenblick“ sei- mer jeweiligen Geliebten, um sich aus ihrer Handtasche die Geldbörse anzueignen. Bis die„Auserkorenen“ später dann den Verlust bemerkten, war der„Don Juan“ längst über Alle Berge. Mit der Zeit verdiente er bei die- sem Geschäft so gut, daß er sonst nichts mehr zu arbeiten brauchte. Der Erfolg machte ihn Jedoch leichtsinnig. Eines Tages versuchte er sein Glück“ während eines Kinobesuches. Dabei wurde er ertappt. Das Amstgericht ver- urteilte den als Schürzenjäger getarnten Wangfinger jetzt zu 10 Monaten Gefängnis. Schwere Schläge gegen Schmuggler Uberraschende Aktion der Zollfahndung Waldshut(Ilsw). In Waldshut nahm die Polizei vier Personen wegen Kaffeeschmug- gels fest. Mit weiteren Verhaftungen wird gerechnet. Die Aktion erfolgte auf Grund von Ermittlungen, die von den Fahndungsbehör- den seit geraumer Zeit angestellt worden waren. Die festgenommene Personengruppe soll versucht haben, größere Schmuggelope- rationen in die Wege zu leiten. Durch das Zu- schlagen der Zollfahndung wurde dieser Plan bereits im Anfangsstadium vereitelt. Am gleichen Tage wurde in Jestetten(Kreis Waldshut) ein Schweizer Staatsangehöriger festgenommen, den die deutsche Zollfahndung seit dem Jahre 1950 suchte. Es wird ihm ein umfangreicher Zigarettenschmuggel aus den Jahren 1950/51 zur Last gelegt. Ferner wurde in Stühlingen ein württembergischer Auto- besitzer verhaftet, der etwa einen Zentner Kaffee illegal aus der Schweiz in das Bundes- gebiet bringen wollte. Kaffee und Auto wur- den beschlagnahmt. Die sich mehrenden Festnahmen im Kreis Waldshut lassen die Vermutung aufkommen, daß die Schmuggler an der deutsch-schweize- rischen Grenze den Schwerpunkt ihrer Ak- tionen aus dem Raum Lörrach Weil, wo sie in der letzten Zeit schwere Schlappen erlitten haben, mehr und mehr in das Hochrheip- gebiet um Waldshut verlegen. Reinhold Maier spricht in Karlsruhe Karlsruhe(Isw). Der Ministerpräsident von Baden- Württemberg, Dr. Reinhold Maier, Wird am 27. Jan. vor dem Karlsruher Presse- club über das Verhältnis zwischen Baden und Württemberg aus der Sicht der Gegenwarts- Probleme sprechen. Neue Freigabe in Kehl Kehl(Isw). Die französischen Behörden haben einen Wohnblock von 20 Häusern mit 44 Wohnungen fristgerecht freigegeben. Die Häuser befinden sich durchweg in einem schlechten Zustand. Ein alter Sünder vor Gericht Lör Tach sw). Wegen unsittlicher Hand- lungen an einem zehnjährigen Mädchen hatte sich vor dem Schöffengericht Lörrach ein 78 Jahre alter Maurermeister aus Weil zu ver- antworten. Der Angeklagte, der sich nur mit Hilfe seines Stockes aufrecht hielt. konnte wegen seiner Gebrechlichkeit die Verhand- jung nur sitzend verfolgen. Andererseits rea- gerte er suf die Aussagen des als Zeuge ge- ladenen Kindes so rasch, daß das Gericht mm den Schutz der Unzurechnungsfähigkeit ver- sagte und ihn lediglich als vermindert zu- rechnungsfähig betrachtete. Dies rettete den bereits einschlägig Vorbestraften vor dem Zuchthaus. Der Vorsitzende erklärte, nur sei- nem hohen Alter und dem Umstand, daß er wenig Gelegenheit habe, mit Kindern in Be- rührung zu kommen, habe es der Angeklagte zu verdanken, daß er zum Schutze der Ofkent- lichkeit nicht in eine Heil- und Pflegeanstalt eingewiesen wurde. Das Gericht verurteilte ihn zu sechs Monaten Gefängnis. Freiburg. Die Arbeitsgemeinschaft der badischen Landkreise hat als ihren Vertreter für den kommunalen Beirat beim Innenmini- sterium Landrat Alfons Oswald von Emmen- dingen und Landrat Dr. Heinrich Graser, Lörrach, benannt.(Iv Konstanz. Der Spiegel des Bodensees ist im Konstanzer Hafen zum erstenmal in die- sem Winter unter die 3-Meter-Grenze gesun- ken. Allmählich geht der See, der durch die reichen Niederschläge im Herbst und Winter Stark angeschwollen war, wieder auf seinen normalen Wasserstand zurück.(Ivy) Rastatt. Eine viereinhalbjähriger Junge stürzte in Rotenfels beim Spielen in einen Kessel mit kochender Wäsche. Den schweren Verbrennungen erlag er bald nach seiner Ein- lieferung in das Krankenhaus.(ISvY) Baden- Baden. Der niederländische Verkehrsminister Dr. Algera wurde in Ba- den-Baden von Bundesverkehrsminister See- bohm zu** empfangen.(Iv l 707 50 BAEN BEL Copyright by Dr. Paul Herzog. Tübingen durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden (1. Fortsetzung) Unter dem Nerzcape, das er ihr eilig um die Schultern geworfen hat, trägt sie immer noch das dunkle Kleid mit der kostbaren Perlenschnur, die ihr Molander nach ihrem letzten großen gemeinsamen Triumph ge- Schenkt hat. Ach. sie liebt diesen Mann, der sie mit seinem brutalen Ehrgeiz von Erfolg zu Erfolg netzt. Der sie wie ein Rennpferd durch das Ziel peitscht. Sie in immer neue Ekstasen SH Sie liebt ihn und haßt hn zugleich. Oh, wie Sie ihn haßt in diesem Augenblick! Nie, nie wieder wird sie unter ihm arbeiten. Niemals wieder seine Sklavin sein! „Du bist lieb!“, sagte sie leise, mit beiden Händen die schlanke Rechte Eckharts um- spannend.„Du hast Mitleid mit mir!“ „Ich habe kein Mitleid mit dir, Cornelia!“ sagt der Journalist, von einem jähen Glücks- Sefühl berauscht„Ich liebe dich!“ Nie zuvor hätte er dieses Geständnis ge- wagt. Diese tollkühnen Worte eines Pagen seiner stolzen Königin gegenüber. Aber jetzt in diesem Augenblick ist er kein Page mehr. Jetzt ist er ein Ritter, der die schöne. gedemütigte, gefesselte Prinzessin aus der Höhle des bösen Drachen befreit hat 8 sie jetzt auf sein Schloß entführt „Du liebst mich?“ lächelt die e. Trznen.„Wie nett!“ Der kleine Wagen rast die 8 Chaussee entlang. Biegt jetzt in das stille Villenviertel ein, in dem Cornelis Larsen eines der Schönsten und stilvollsten N 1 . c ꝙ—rðIHCꝙ— 2 „Komm!“, sagt sie mit einer an ihr ganz ungewohnten Weichheit.„Komm noch ein Wenig mit zu mir! Ich bin so allein, so trost- bedürftig, weißt du!“ Das Herz schlägt Eckhart bis zum Halse. Es ist nicht das erstemal, daß er ihr in dem kleinen intimen Boudoir gegenübersitzt, das ganz in hellem, zartem Pastellblau gehalten ist und einen köstlichen Rahmen für ihre dunkle Schönheit abgibt. Aber was früher stets eine gnädig gewährte Audienz war, wird heute zu einem engen, vertrauten Beisammensein. Noch nie ist Cornelia ihm so nahe gewesen. Noch nie so erreichbar für seine Wünsche, vor deren Vermessenheit er selbst noch erschrickt, die ihm aber in dieser Stunde keineswegs mehr unerfüllbar scheinen. Er weiß, daß sie Molanders Geliebte war. Vielleicht immer noch ist. Man munkelt in den Ateliers, daß die Liebesszenen, die sie auf der Leinwand so berauschend gestaltet, ihr auch im Leben nicht fremd sind. Es muß schön sein, diese Frau in die Arme zu nehmen, diese Lippen zu küssen „Du solltest fort“, sagt er leise und strei- chelt ihre Hände, die jetzt, der schweren Brillantringe entkleidet, wie schutzsuchende kleine Vögel unter den weiten Zermeln des Kimonos hervorgekrochen kommen. „Weit fort von hier! Irgendwohin, wo dich keiner kennt!“ „Dummer!“, lächelt sie, unwillkürlich in dieser traulichen Stunde in den längst ver- gessenen heimatlichen Dialekt zurückfallend. „Du vergißt, daß man mich überall kennt. Oh, es ist nicht schön. berühmt zu sein!“ „Doch!“, widerspricht er leidenschaftlich. „Es ist schön. Du sollst berühmt sein. Du verdienst es. Aber es soll keine Last für dich sein. Ab und zu mußt du die Berühmtheit mal ablegen, Du legst doch auch die schönen Kleider ab, wenn du Er verstummt. Er wird ganz verwirrt, als seine Augen die Stelle treffen. wo der kost- bare Kimono, nur flüchtig überge worfen, mehr N als N *— Lalcale Nundocliau Verbeſſerung des Omnibusverkehrs nach Pfingſtberg und Rheinau. Auf der Omnibuslinie A 15, die von Secken⸗ heim über Pfingſtberg nach Rheinauhafen führt, wurden vom 19. Januar an verſchie⸗ dene Fahrplanverbeſſerungen eingeführt, die beſonders den Abend⸗ und den neu eingeführ⸗ ten Sonntagsverkehr betreffen. So verkehren ab dem genannten Zeitpunkt die Omnibuſſe auch an Sonntagen zu fol⸗ genden Zeiten: Rheinauhafen ab nach Seckenheim 12.24, 13.24 uſw. alle Stunde bis 21.24 und 22.06 Uhr. Rheinauhafen ab nach Pfingſtberg 12.24, 12.54 uſw. alle 30 Minuten bis 21.24, 22.06 und 22.35 Uhr. Seckenheim ab nach Rheinauhafen 12.42, 13.42 uſw. alle Stunde bis 21.42 und 22.19 Uhr. Pfingſtberg(Herrenſand) ab nach Rheinau⸗ hafen 12.20, 12.50 uſw. alle 30 Minuten bis 21.50, 22.27 und 22.40 Uhr. Dieſe vorgenannten Fahrtzeiten gelten an Werktagen und Sonntagen. Nur an Werktagen verkehren in den Abend⸗ ſtunden zuſätzlich noch folgende Wagen: Ab Rheinauhafen nach Seckenheim 19.21, 20.21, 21.21 und 22.06 Uhr. Ab Rheinauhafen nach Pfingſtberg 19.21, 20.06, 2021, 2106, 2 21, und 22.35 Uhr. Ab Seckenheim nach Rheinauhafen 20.50, 21.50 und 22.19 Uhr. Ab Pfingſtberg(Herrenſand) nach Rheinau⸗ hafen 19.16, 19.58, 20.12, 20.58, 21.12, 21.58, 22.27 und 22.40 Uhr. 19.10, 22.06 19.50, Ausſtellung von Eigenheimen im Bad. Hof. Die G. d. F. Wüſtenrot führt am Samstag von 1420 und Sonntckg von 10—19 Uhr im Bad. Hof eine Modellſchau von Ein⸗, Mehrfamilien- und Berufshäuſern durch. Gleichzeitig werden Pläne der einzelnen Bau⸗ ten gezeigt. In der Ausſtellung, zu der kein Eintritt erhoben wird, können Intereſſenten Aufklärung über das Wichtigſte des Wohn⸗ bauprämiengeſetzes und ſteuerlichen Vergün⸗ ſtigungen beim Wohnungsbau erhalten. 9 Baumſchnittkurs des Obſt⸗ und Gartenbau⸗ vereins. Der Obſt⸗ und Gartenbauverein beginnt morgen Samstag Nachmittag einen neuen Baumſchnittkurs unter Leitung von Garten⸗ bauinſpektor Hacker. Intereſſenten mögen ſich um 14.30 Uhr an der Gaſtwirtſchaft„Zur Pfalz“ einfinden. Siegerſchan des Reiſetaubenvereins Luftbote Der Reiſetaubenverein Luftbote hält am Sonntag im„Stern“ ſeine diesjährige Sie⸗ gerſchau ab, die in ihrer Zuſammenfaſſung allen Beſuchern ein anſchauliches Bild über den Leiſtungsſtand des Vereins vermitteln ſoll. Unter den ausgeſtellten Tieren befindet ſich auch die 14. Preisträgerin der Klaſſe 4a von der Verbandsreiſetaubenausſtellung in Mannheim, die dem Züchter Ernſt Spona⸗ gel gehört. Sicher dürfte dieſes Tier, das unter 600 Elitetauben ſo gut plaziert wurde, beſonderem Intereſſe begegnen. Mit der Schau iſt eine reichhaltige Tombola verbunden. Der 2 8 85. 1 reren er Der Motorſport⸗Club Seckenheim veranſtaltet morgen Samstag Abend im „Löwen“ ſeinen diesjährigen Unterhaltungs⸗ abend mit Tanz. Im Mittelpunkt der Veran⸗ ſtaltung ſteht die Siegerehrung der im ab⸗ gelaufenen Sportjahr erfolgreich geweſenen Renn⸗ wund Sportfahrer. Für die Klaſſe „Alte Herren“ haben bereits alle noch in Seckenheim anweſenden Mitglieder des ſchon einmal im Jahre 1923 im„Löwen“ ge⸗ gründeten und 1927 wieder aufgelöſten Mo⸗ torſport⸗Clubs ihre„Meldung“ abgegeben. Im gemütlichen Teil des Abends dürften wieder, wie im letzten Jahre, in humorvoller Weiſe mancherlei interne Geſchehniſſe zum Beſten gegeben werden. Weitere Darbietun⸗ gen und eine auserwählte Kapelle werden den Motorſportfreunden einen angenehmen Abend bßeten. Mannheim. Bei einem Zusammenstog eines US-Lastkraftwagens mit einem Omni bus der Städtischen Verkehrsbetriebe gab es vier Verletzte und einen Sachschaden von 32 000 DM.(SN Jetzt Wohnungsbauprämien beantragen! Die Anträge auf Gewährung von Wohnungs- bauprämien können jetzt gestellt werden. Die Prämien werden nach dem Wohnungsbau- Prämiengesetz für folgende Aufwendungen gewährt: 1. für Beiträge an Bausparkassen zur EFrlan- Sung von Baudarlehen, 2. für Aufwendungen für den ersten Erwerb von Anteilen an Bau- und Wohnungsgenossenschaften, 3. für Bei- träge auf Grund von besorderen Wohnungs- bausparverträgen, 4. für Beiträge auf Grund von Kapitalansammlungsverträgen mit Woh- nungs- und Siedlungsunternehmen oder Or- Zanen der staatlichen Wohnungspolitik. Die für diese Aufwendungen gewährte Prä- mie beträgt mindestens 25 Prozent. Wenn der Prämienberechtigte ein oder zwei Kinder hat, beträgt sie 27 Prozent, bei drei bis fünf Kin- dern 30 Prozent und bei mehr als fünf Kin- der 35 Prozent der prämienbegünstigten Auf- wendungen. Die Prämie wird nur bis zu einem Höchstbetrag von 400 DM im Kalenderjahr für alle prämienbegünstigten Aufwendungen gezahlt. Ein Bausparer ohne Ehefrau und Kinder kann also, wenn er im Jahr 1600 DM für den Wohnungsbau spart, eine Prämie von 400 DM bekommen, so daß er dann 2000 DM auf sei- nem Bausparkonto hat. Diese Maßnahmen sollen vor allem den Wohnungsbau durch Personen mit kleinen Einkommen begünsti⸗ gen. Die Anträge auf die Gewährung von Prämien können bei dem Unternehmen oder Institut gestellt werden, mit dem der Ver- trag geschlossen worden ist, also bei den Bau- Sparkassen, Bau- oder Wohnungsgenossenschaf⸗ ten, Sparkassen, Kreditinstituten usw. Wenn die Prämie beansprucht wird, können die Aufwendungen jedoch nicht mehr von der Einkommen- oder Lohnsteuer abgesetzt wer den. 0 f 1 Jugendherbergswerk bittet um Unterstützung Der erste Vorsitzende des Deutschen Ju- gendherbergswerkes, Ministerialrat Heinrich Hassinger, Stuttgart, hat in einem Aufruf die Bitte an alle Länder und Kommunen gerich- tet, auch in diesem Jahr dem qugendherbergs- werk zu helfen, neue Häuser für die wan dernde qugend zu bauen. 1952 sei wohl manche Jugendherberge gebaut worden, und auch für das Jahr 1953 stehe die Eröffnung einer Reihe Weiterer Häuser bevor. Alle diese Neubauten reichten aber noch immer nicht aus, um den großen breiten Strom der ferlenhungrigen Jugend aufzunehmen., In Hassingers Aufruf ist ferner die Bitte an die Lehrer, vor allem die Junglehrer, enthalten, der wandernden Jugend als Berater und Führer durch Stadt und Dorf zur Seite zu stehen. Viele Jugend- liche gingen achtlos an den Schönheiten und Sehenswürdigkeiten der Städte, Flecken und Dörfer vorbei. Sie spürt seinen Blick. Aber sie tut nichits dagegen. Sie findet es hübsch und tröstlich in dieser Stunde des Zusammenbruchs und der Demütigung, von einem Mann geliebt und begehrt zu werden. Auch wenn es noch ein sehr junger und unbedeutender Mann ist. „Einen Namen“, meint sie langsam und nachsinnend.„einen Namen kann man nicht so leicht ablegen wie ein Kleid. Aber du hast recht. Ich müßte einmal fort. Einmal heraus aus dieser Hölle!“ Sie spürt plötzlich eine irre Sehnsucht, einmal wieder so frei und unbelastet zu sein Wie früher. Damals, als sie noch nicht die große Cornelia Larsen War. Als noch nicht jeder ihrer Schritte, jede Stunde ihres Lebens im grellen Licht der Neugier stand. Ihre Gedanken schweifen zurück zu jenen Tagen auf Capri, als sie zum erstenmal vor def Kamera stand. In einer kleinen, aber winzig kleinen Rolle nur. Aber neben dem Mann, den sie heimlich liebte, bewunderte, vergötterte. Dessen Gegenliebe sie wie ein Gnadengeschenk des Himmels empfand. Des- sen erster Kuß wie ein Sturmwind war, der ihr Herz durchfegte. Ach. wenn man selbst so groß, so götter- leich geworden war, versanken all diese kleinen, heimlichen Freuden „Ich habe einen Onkel“, sagt Ecchart und beugt sich dicht zu ihr hin, Er wird mit einem Male kühn, geradezu tollkühn. Nichts scheint ihm mehr unmöglich in dieser Stunde. „Er besitzt ein Hotel hoch oben in den Ber- gen. Wir könnten dort, ganz für uns, ein paar Tage, auch ein paar Wochen, wenn du Willst „Wirz“, kragt sie erstaunt. Einen Moment schließt sie die Augen und versucht sich vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn sie mit diesem netten jungen Mann ein paar Tage. ein paar Wochen vielleicht sogar, verreisen würde. Sie verwirft den Plan. So verlockend er auch im ersten Augenblick erscheint. Für sie Würde es eine nette Entspannung sein, eine Tiebelei. Bei ihm würde es tiefer gehen. Zu tief schaft für ein paar Ach, es wäre schade, diese nette Kamerad- rasch verrauschende Nächte aufs Spiel zu setzen. „Du hast recht!“, sagt Eckhart, jäh in die Rolle des Pagen zurückversetzt.„Natürlich kannst du auch allein dorthin fahren. Ich werde meinem Onkel schreiben, nein, tele graphieren, daß du kommst!“ „Um Gottes willen, nein!“, jammert die Larsen,„Wenn man hört, das ich komme, wird das ganze Hotel sich um mich reißen. Keine Minute wird man mich in Ruhe lassen. Und ich brauche Ruhe, ich will Ruhe! Ver stehst du das nicht?!“ Sie ist schon wieder dem Schluchzen nahe. Ihre Augen; ihre schönen Augen sehen ihn an wie die Lichter eines verängstigten Rehes. Ein Gedanke blitzt in Eckhart auf.„Aber Cornelia, das ist doch ganz einfach. Do fährst inkognito!“ „Inkognito?“ Sie blickt erstaunt auf. Ein fröhliches, mädchenhaftes Lächeln blüht mit 1 Male um ihren Mund. Der Plan gefällt 2 „Inkognito? Ausgezeichnet. Aber wie mach ö man das denn?“ „Du wählst einen anderen Namen!“, meint er, ganz Eifer, ihr zu dienen,„Einen ganz gewöhnlichen bürgerlichen Namen. Warte mal. Du nennst dich a Sein Blic fällt auf den zierlichen, rosen- holzfarbenen Schreibtisch, der in der Ecke 28 Zimmers steht. Er geht schnell hinüber. Zwischen 8 igen Fotos, zwischen Bergen von Briefen, schlummert ein dickleibiges Adreßbuch. Affenthaler. Berberich Doldt „Mit L... muß es natürlich auch anfan- gen!“, meint die Larsen, rasch begreifend. „Wegen der Monogramme auf dem Worker und in der Wäsche, verstehst du?“ „Natürlich!“, lacht Eckhart.„Paß auf, es Sibt ausgezeſchmete, 2—— r Wr . in les 1 beſeeten 281 Autobahnbau soll vorangetrieben werden Landesregierung soll in Bonn vorstellig wer- den— Umgehungsstraßen dringend nötig Stuttgart(ZSTH). Die Verfassunggebende Landes versammlung ersuchte die vorläufige Regierung, sich bei den Bundesbehörden für den möglichst baldigen Ausbau der Autobahn durch das Rheintal bis Basel einzusetzen. Fer- ner soll die Regierung in Bonn darauf hin- Wirken, daß die dringend nötigen Um- gehungsstraßen bei Freiburg, Emmendingen und Kippenheim unverzüglich im Zuge der künftigen Autobahn geplant und durchgeführt werden. Der Freiburger Abgeordnete Dr. Mengels DVP/FDP) sagte in seiner Eigenschaft als Berichterstatter, daß der Bau der 190 km lan- gen Autobahnstrecke 270 bis 280 Millionen DM kosten würde. Ein eingleisiger Ausbau erfordere einen Aufwand von 190 Millionen DM, wobei die Brücken und Unterführungen Dereits zweigleisig ausgebaut wären. Die be- reits in Angriff genommene Baustelle koste 4,5 Millionen DM, die bei Rastatt 5,6 Millionen. Dr. Menges wies besonders auf die gefähr- lichen Ortsdurchfahrten hin und sagte, daß die Bundesstraße 3 wegen ihres schlechten Zustandes von den Schweizern gemieden werde. Kraftfahrer aus der Schweiz benütz- ten heute gerner die besser ausgebaute links- theinische Uferstraße, was einen beträcht- lichen Devisenausfall für das Fremdenver- kehrsgewerbe bedeute. Der Abgeordnete sagte weiter, es bestehe die Möglichkeit, Schweizer Kapital für den Ausbau der Autobahn flüssig zu machen. Man müsse diese Gelegenheit beim Schopfe fassen. Die anderen Sprecher Waren ebenfalls einmütig der Auffassung, daß für den Ausbau der Autobahn und für die Anlegung von Umgehungsstraßen unbe- dingt etwas getan werden müsse. Innenminister Ulrich gab zu bedenken, daß dieses Projekt wohl nicht in wenigen Jah- ren bewältigt werden könne. Der Bund werde sich zunächst darauf beschränken müssen, die 27 km lange Strecke von Ettlingen bis Baden- Baden einbahnig auszubauen. Vielleicht er- gebe sich aber auf der bevorstehenden Kon- ferenz der westeuropäischen Verkehrsmini- ster über die internationalen Durchgangs- Straßen eine günstige Lösung. Der Innenmini- ster bezifferte die Kosten der in ihrem Ver- lauf bereits festgelegten Umgehungsteilstücke bei Kippenheim auf 14 Millionen und bei Em- mendingen-Freiburg auf 36 Millionen DM. Für die Zufahrtsstraßen habe das Land bei Kippenheim 3 Millionen und bei Freiburg 3,5 Millionen DM aufzubringen. Die Zufüh- Tung bei Rastatt-Nord, wo bereits gebaut werde, koste 750 000 DM. Empörung wegen Telefonüberwachung Proteste in der Landes versammlung— Ulrich warnt vor Typhus-Panik Stuttgart(Isw). Die Abgeordneten der Verfassunggebenden Landes versammlung pro- testierten energisch gegen die von der fran- zZösischen Besatzungsmacht vor allem in Lörrach durchgeführte Postzensur und Uber- wachung der Telefonanschlüsse. Abgeordneter Stephan(SPD) aus Freiburg erklärte, die Telefonanschlüsse der Büros der demokratischen Parteien, der Gewerkschaf- ten und sogar der Anschluß des in Lörrach wohnenden Sohnes von Bundespräsident Heuss seien in letzter Zeit wiederholt über- wacht worden. Diese Maßnahme sei unver- ständlicherweise mit dem Bedürfnis nach Sicherheit für die Besatzungstruppen“ begrün- det worden. Der Lörracher Abgeordnete Vor- tisch(DVP/FDP) bezeichnete das Verhalten der französischen Besatzungsmacht als eine „Ehrenkränkung und Migtrauenskundgebung“ und ein„hervorragendes Mittel, die Bevöl- kerung gegen die Annahme des Generalver- trags und des EVG-Vertrags zu beeinflussen“. Man müsse sich fragen, ob diese Aktion nicht „direkt zu diesem Zweck“ angesetzt wurde. Innenminister Ulrich sagte in seiner Ant- wort, die Postzensur sei ein bedenkliches Uberbleibsel aus den Jahren unmittelbar nach dem Zusammenbruch oder eine Nachahmung der Praxis, wie sie in autoritären bolschewi- stischen Staaten üblich ist. Diese Maßnahme sei nicht mehr zeitgemäß und nur geeignet, ei der betroffenen Bevölkerung Verärgerung und Enttäuschung sowie unerwünschte politi- sche Ressentiments auszulösen. Die Landes- regierung werde auch künftig nachdrücklich die Wahrung des im Grundgesetz gewähr- leisteten Post- und Fernmeldegeheimnisses fordern. In Beantwortung von zwei Großen Anfra- gen warnte Innenminister Ulrich vor der Ver- fassunggebenden Landes versammlung vor einer Panikstimmung angesichts der zur Zeit in Württemberg herrschenden Typhusepide- mie! Der Innenminister sagte, nach Ansicht der Arzte dürfte etwa ein Viertel der Typhus- Verdächtigen nicht an Typhus, sondern an Grippe erkrankt sein. Auch wenn die Infek- tionsquelle beseitigt werden sollte, dürften trotz aller angeordneten Maßnahmen die Krankheitsfälle zunächst eine Erhöhung er- fahren. Man dürfe hierbei jedoch nicht ver- gessen, daß die Erkrankungsfälle auf dem Lande nur verschwindende Bruchteile der Be- völkerungszahl und in Stuttgart selbst nicht ganz 0, 1 Prozent betragen. Der Minister rich- tete an die Bevölkerung die Bitte, Ruhe zu bewahren, den angeordneten Maßnahmen zu vertrauen und die infolge der Epidemie auf- tretenden Erschwerungen im Interesse der eigenen Gesundheit und der des Nächsten auf sich zu nehmen. Die ODU beantragte, zu klä- ren, ob nicht eine Entschädigung für solche Lebensmittelgeschäfte möglich sei, die Waren führen, vor deren Genuß gewarnt wurde. Dieser Antrag wird in der nächsten Sitzung behandelt werden. Innenminister Ulrich gab ferner in Beant- Wortung einer weiteren Anfrage bekannt, daß sein Ministerium noch im Januar den rest- lichen Betrag der vom Bundesernährungs- ministerium zur Bekämpfung der Rinder- tuberkulose bereitgestellten ERP-Gegenwert⸗ mittel abrufen wolle. Anschließend verab- schiedete die Landes versammlung ein Ande- rungsgesetz zum Besoldungsrecht, in dem die bundesgesetzlichen Regelungen übernommen Werden, Ferner billigte das Haus einen An- trag, nach dem die Landesregierung für ein Landesarbeitsbeschaffungsprogramm ausrei- chende Beträge zur Verfügung stellen soll, und einen Antrag, in dem die Regierung er- sucht wird, kür Instandsetzungsdarlehen für Althausbesitzer einen angemessenen Betrag in den Staatshaushalt aufzunehmen. Zwei Finger sind sehr schnell gehoben »Ich schwöre bei Gott.— Meist Leichtsinn, selten Vorsatz Mit etwa 6 000 Meineidsfällen, die im ver- gangenen Jahr vor Gerichten der Bundesre- publik zur Verhandlung standen, hat sich die Zahl dieser sehr schwer geahndeten Delkkte gegenüber 1948 mehr als verdoppelt. Aller- dings sind darin auch die versuchten Mein- eide, Anstiftung sowie Abgabe falscher, eides- stattlicher Erklärungen einbegriffen. Da ge- rade ein Meineid sehr schwer nachzuweisen iSt, besonders ein vorsätzlicher, dürfte die Wirkliche Zahl der geschworenen Falscheide die bekannte Zahl um ein Vielfaches über- treflen. Von fast jedem Staatsbürger ist Schah ein- mal die Abgabe eines Eides oder einer ent- sprechenden Erklärung verlangt worden. Da- bei soll jener Eid, der bei Eintritt in die Wehrmacht oder eine andere Organisation geleistet werden mußte, hier außer Betracht bleiben. 1945, kurz nach der Kapitulation, Wurde die eidesstattliche Erklärung ein viel- begehrtes Stück für solche Mitbürger, die den Entnazifizierungsausschüssen den Beweis er- bringen wollten, daß sie die ihnen zur Last gelegten Handlungen niemals begangen hät- ten. Die Zahl der gerade auf diesem unerfreu- lichen Gebiet geleisteten Meineide dürfte wohl niemals bekannt werden. Daß sie enorm ist, kann jeder aussagen, der in solchen Aus- schüssen„zwecks Bereinigung des öffentlichen Lebens“ tätig war. Dabei dürfte sich jenen, die solche„Persil-Scheine“ reihenweise aus- gestellt haben, wohl kaum bewußt gewesen sein, daß sie in solchen Fällen, wo sie einem guten Bekannten entgegenkommen wollten, Zuchthaus riskierten. Der Paragraph 154 be- sagt nämlich ganz klar, daß derjenige, der einen Meineid schwört, mit Zuchthaus be- straft wird. Nur bei anerkannt mildernden Umständen kann der Rächter das Strafmaß in eine Gefängnisstrafe nicht unter 6 Mona- ten abwandeln. Nun könnte man annehmen, daß mit dem Verschwinden der Entnaziflzierungsausschüsse auch die Meineidsfälle zurückgingen. Weit ge- fehlt. Diese Art Delikte nehmen derart be- ängstigend zu, daß es an der Zeit scheint, klar auf die Folgen hinzuweisen. Ein Trost ist, daß Meineide heute wieder aus Leicht- sinn und nicht vorsätzlich und aus Berech- nung geschworen werden, wobei oft nichtige Dinge zur Debatte stehen, die ein solches Ri- siko in keiner Weise rechtfertigen. Da haben zum Beispiel in einer Wohnung zwischen Un- ter-, Neben- und Hauptmieter sattsam be- kannte Differenzen stattgefunden, die jetzt zu einem gerichtlichen Nachspiel führten. Da kam es vor, daß in einer einzigen Verhand- lung sechs unterschiedliche Eide geschworen wurden, wobei sich alle auf ein und densel- ben Tatbestand bezogen. Jeder Zeuge be- schwor, ohne mit der Wimper zu zucken, das Gegenteil von dem, was sein Vorgänger so- eben mit einem Eid bekräftigt hatte. Von Rechts wegen hätte der Staatsanwalt gegen alle Sechs Verfahren wegen Meineids einlei- ten müssen. Daß er es nicht tat, lag einfach daran, daß der objektive Tatbestand über- haupt nicht mehr geklärt werden konnte. Dabei ist es zwar sehr einfach, die beiden Finger hoch zu heben, wenn dann aber der Richter die Eidesformel vorspricht und mit den Worten beginnt:„Ich schwöre bei Gott..“, lassen doch viele Zeugen ihren nüchteren Verstand sprechen und überprüfen ihre Aus- sagen, um dann schüchtern einzugestehen, daß man sich doch wobl hauptsächlich auf Annahmen und Vermutungen vom Hören- Sagen gestützt habe. Der Staatsanwalt Hat Aber solche Zeugen lieber, als andere, die im Sinne der Anklage Dinge beeiden, die sie nie- mals verantworten könnten und das vielleicht auch nur aus Geltungsbedürfnis tun oder weil sie sich schämen, ihre Unkenntnis vor Gericht einzugestehen. Frauen sind vernünftiger Merkwürdigerweise werden von drei Mein Seiden zwei von Männern geschworen. Daraus kann man folgern, dag Frauen vernünftiger sind und einen Irrtum eher einzugestehen be- reit sind, als Männer, die sich leicht in ihrer Ehre verletzt fühlen, wenn sie einen Irrtum eingestehen sollen. Was sie aber mit dieser Haltung unter Umständen einem unschuldig Angeklagten zufügen können, kommt ihnen gar nicht zum Bewußtsein. Weil aber eine be- schworene Aussage eines Zeugen oft mehr gilt, als die unglaubwürdig klingenden An- zaben eines Unschuldigen, muß Meineid 80 gart bestraft werden, daß die Strafe abschrek- Fend wirkt und der Zeugeneid den Wertmes- ser behält, der für eine Beweisaufnahme oft Msschlaggebend sein kann. Geht die Ehr- kurcht vor dem Eid allgemein verloren, so Jürkte Justitia eine große Schlacht verloren Haben, die sich zu Lasten vieler unschuldiger Menschen auswirken wird.(lid) Miteinander— füreinander heutige Mensch, der mehr denn je die überstarke berufliche Beanspru- chung weniger Zeit hat zur inneren Besin- nung, geht oft unbeachtet an Problemen vorbei, die es jedoch wert sind, einmal durch- dacht zu werden. Wer einmal im Alltag sich die Mühe gemacht hat, seine Mitmenschen zu beobachten, der muß feststellen, dag wir eigentlich miteinander und nicht nebenein- ander leben. Es gibt leider nur wenige Men- schen, die erkannt haben, daß auch ihre Zeit- genossen die gleichen Nöte und Sorgen be- schäftigen. Diese Erkenntnis erweckt bereits in uns ein Mitgefühl und bedingt damit eine geistige Verbindung mit dem Nächsten. Wir sind da- durch bereits einen bedeutenden Schritt Weil ter gekommen in der Erkenntnis, daß es im menschlichen Leben kein Nebeneinander, son- dern ein Miteinander gibt. Eigene Erfahrun- gen und die Beobachtung seines Mitmenschen in seinen Auseinandersetzungen mit dem Le- ben erweckt ein verstehendes Mitempfinden. Manches, was bei uns unduldsame Forderung gegenüber anderen gewesen wäre, wird da- mit zu einem verständnisvollen und unter- stützenden Wohlwollen. Wer aber dieses Wohlwollen und Verstehen in letzter Konsequenz erfüllt, der weiß, daß wir nicht nur mit einander, sondern auch füreinander leben. Der Einzelne trägt schwerer an den harten Aufgaben unserer Zeit und die Gemeinschaft meistert leichter — ohne dabei etwa den Einzelnen in seiner Verantwortung zu entlasten— die Schwierig- keiten im Alltag. Damit rechtfertigen sich mit diesen Ge- dankengängen auch die naturgegebenen Grup- Pen, die wir Familien, Gemeinden, Volk und Menschheit nennen. Diesen Gruppen fallen be- stimmte gemeinsame Aufgaben zu, deren L6G sung von jedem einzelnen im Rahmen der geschlossenen Gruppe erfüllt werden muß. Auf die einfachste Formel gebracht heißt das: Wir leben miteinander füreinander! Der durch 100 000 DM auf Los Nr. 28 096 In der 3. Zwischenklasse der 12. Süddeut- schen Klassenlotterie wurden unter anderem folgende gröbere Gewinne gezogen: ein Ge- Winn zu 100 000 DM auf Nr. 28 096, ein Ge- Winn zu 30 000 DM auf Nr. 106 719, zwei Ge- Winne zu je 10 000 DM auf die Nummern. 20 458/46 516.(Ohne Gewähr). Chineſin mit Spreewaſſer getauft Monjü Felicia Wan, eine in Berlin gebo⸗ rene Chineſin, hat vom romantiſchen Märchen ihrer Eltern nur die unromantiſche Kehrſeite⸗ kennengelernt: eine vaterloſe Kindheit, Bom⸗ bennächte, Hunger und die ſeeliſche Belaſtung, ein„Miſchling“ zu ſein. Sie ſehnt ſich nach China und hat doch Angſt davor. Was Mutter von dort erzählt, klingt herrlich! Aber in den zwanziger Jahren war alles anders: politiſch und privat. DDamals lebte der chineſiſche Großvater noch, den Monjü natürlich nie ge⸗ ſehen hat. Er war Gouverneur von Hupeh. Und Vater, als hoher Regierungsbeamter, verdiente weit mehr als zehn Sack Korn im Monat— ſo viel bekommt er jetzt! Das reicht für einen, aber nicht für drei. Und⸗ wer ſollte die Schiffsreiſe bezahlen? Außer⸗ dem: in Rotchina ſind alle Ehen mit Euro⸗ päerinnen aufgelöſt. Des Vaters Mahnung, ſie dürfe nur einen Chineſen heiraten, ſonſt werde ſie unglücklich, macht ihr bereits zu ſchaffen. Das Schickſal der ſchönen, mit Spree⸗ waſſer getauften Chineſin ſchildert die „Münchner Illuſtrierte“ in einem großen Bildbericht. Kurz vor ihrem 76. Geburtstage ist unsere liebe Mutter, Schwiegermutter, Großmutter, Schwester, Schwägerin und Tante Frau Elisabeth Stengel geb. Gruber nach kurzer Krankheit sanft entschlafen. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Heinrich Fieser u. Frau luise geb. Stengel nebst Angehörigen.“ Mhm.-Seckenheim, 21. Januar 1953 Waldshuterstr. 5 Die Beerdigung findet heute Freitag, 23. Jan., 14 Uhr von der Seckenheimer Friedhofkapelle aus statt. 5 haben wirstels in * geschmachyolſer Aue Loeb MANNHEIM. K I. 1-3 Palast- Theater Seckenheim Freitag bis Montag: Nach dem bekapnten Roman v. Rich. Voss Freitag und Samstag, 22 Uhr Spätvorstellungen: Twei Menschen Zora im lden westen Plofessor Nachtfalter I. Tei 1 17 7 805— 5 Dienstag u. Mittwoch, 20 Uhr mit Johannes Heesters Reisetaubenverein Luftbote“ Seckenhbeim. „Hicoton“, altbewährt gegen Bettnässen Preis DM 2.65. In allen Apotheken. Für die vielen Beweise herzlicher Anteilnahme, Ein großer Erfolg II 41s gen frei von Husen. beseitigt. Sehr gut und schnell geholien. Das Besfe woes ich gefunden. So und shalich laufen die Urteile Nehmen such Sie bei Husten, Asthma, Verschleimung Den bösen Kstarrh 7 Am Sonntag, 25. Januar findet in der Zeit von 8-19 Uhr im Gasthaus„Zum Stern“ unsere diesjährige Slegerschau statt. Die Ausstellung ist mit einer reichhaltigen Tombola verbunden. Wir laden hierzu alle Freunde u. Gönner des Vereins herzlich ein. Eintritt frei! Die Vereinsleitung. 3 sowie die zahlreichen Kranz- und Blumenspenden beim Heimgang unserer lieben Entschlafenen Frau Anna Seitz geb. Hartmann sagen wir allen unseren innigsten Dank. Besonderen Dank Herrn Pfarrer John für seine trostreichen Worte im Hause und am Grabe. Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: Karl Wendel Seitz. Nihm Seckenheim, 23. Januar 1953 Waldshuterstr. 14 15 5 A 5 Kalender 9 r 07. eis gi durch besondere Einladung mitgeteilt, loss g fl. Ode 4.30 U. 1.55 Husta- Glycin 888er B 8 d 58 f N 15 r len Beuel io ibrer Orogerie 75 24. Januar, 20 Uhr unser „Durch die Zeitung bin ich auf Klosterfrau Aktiv-Puder auf- merksam geworden. Ich hatte gegen meine unreine Haut vieles vergeblich getan. Nach Anwendung von einer Dose losterfrau Aktiv- Puder jedoch hatte ich 100% Erfol Heute ist meine Haut wieder ganz rein!“ Schreibt Fräulein Rosemarie Ruhe, Münster 3(Westf), Kappenberger Damm 73. Wirkönnen nur sagen: Aktiv-Puder: Streudosen ab 75 Pfg., in allen Apotheken und Drogerien. Denken Sie auch an Klosterfrau Nelissentzelst bei Beschwerden von Kopf, Herz, An Nerven! 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