— * Nr. 10 Neckar-Bote(2. Blatt) Samstag, 17. Januar 1953 Farbige Internationale? Von Martin Bethke Wenn 1953 nicht das Janr abendländischen Strebens wird, in den bisherigen Kolonialge- bieten Herrschaften zu Bündnissen umzufor- men, wird es die farbige Feindschaft gegen den Westen verstärken. Sehr leicht könnte es dann das„Jahr der farbigen Welt“ wer- den. Wir möchten dabei aber nicht mißver- standen werden: der Ausdruck„Farbige Welt“ Soll keine Geringschätzung enthalten, die da- mit im imperialistischen Zeitalter so gerne verbunden wurde. Er umreißt vielmehr alle jene Gebiete, die von Menschen vieler Haut- schattierungen bewohnt sind und dem west- ich- abendländischen Kolonialismus unter- lagen oder noch unterliegen, Sie alle stehen in einer Entwicklung, die fremde Einflüsse abstreifen will und die nicht nur einen Ver- just an Prestige für den Westen anzeigt, son- dern auch eine Einengung des abendländi- schen Kulturbereichs bedeutet. Leider steht fest, daß der Westen hier nicht anne Schuld ist. Die Starrheit seiner Metho- den wird vor allem im französischen Verhal- ten sichtbar. Es Wäre zu einfach, hier von De- kadenz zu sprechen, denn der französische Volksboden hat es immer wieder verstanden, fremde Kräfte zu assimilieren, und an- sehnliche Aufbauleistungen jenseits seiner Grenzen zu vollbringen, aber die Prin- zipien der Pariser Politik werden immer phantasievoller und rechthaberischer und bleiben so im Grunde steril. Vorwiegend unter amerikanischem Druck hat Großbritannien im Falle Indien noch rechtzeitig eine Lösung gefunden, die wenig- stens manche Fäden nicht brutal durchschnei- det. In geschichtlicher Fernwirkung ist es da- mit aber als Weltmacht abgetreten und auf dem Wege, nur noch der durch die Stellung des gekrönten Oberhauptes wichtigste Glied- staat im weltmachtähnlichen Bund des Com- monwealth zu werden. Da Traditionen lange nachwirken und mehr Schein verbreiten, als es der wirklichen Kraft entspricht, wird das noch längere Zeit nicht jedermann deutlich werden. Der Forschende aber erkennt den sich allmählich schon abzeichnenden Tatbe- stand an mancherlei. Nicht zuletzt daran, daß man Großbritannien nicht zum Pazifik-Pakt zuließ, daß es in der Flottenführung hinter den im Mittelmeer bereits stärker fundierten Vereinigten Staaten zurücktreten mußte, wes- Balb eine RKommando-Gleichberechtigung mühsam konstruiert werden mußte, während die nahöstlichen Mächte eine britische Kom- mandogewalt über ihre mehr oder minder kleinen und altmodischen Armeen ablehnen. Die Hauptgefahr ist bisher aber noch nicht gichtbar geworden, Noch nehmen die ver- schiedenen Unruhéeherde keine Verbindung zueinander auf, ja zum Teil sind sie durch Hochmut und Uberlegenheitsgefühle vonein- ander getrennt oder maßvolle Persönlichkei- ten zügeln den aufgeregten Nationalismus. General Naguib gehört dazu und bis zu einem gewissen Grade Oberst Schischakly in Syrien. Aber beide stehen schon wieder un- ter dem Druck nationalistischer Heißsporne, der wie im Iran noch stärker wäre, wenn nicht militärische Kräfte ihn zügelten. Wenn aber selbst ein naher Mitarbeiter Naguibs zu der früheren scharfen Sprache zurückkehrt zund mit Kleinkrieg in der Suezkanalzone droht, oder wenn die erste Universität des Islam, die Al Azhar in Kairo, den Heiligen Krieg gegen die Franzosen ausrufen möchte, wenn in Indonesien zumindest starke Min- derheiten das letzte holländische Eigentum auf Java, Borneo und den anderen Insel- gruppen vernichten wollen und Neuguinea für sich beanspruchen(auf das sie weder eth- nisch noch geographisch einen Anspruch ha- ben), nur weil sie die Holländer als Fremd- nge in asiatischen Bereichen ansehen, dann kann man sich fragen, ob nicht eines Tages östliche Agenten den Versuch machen wer- den, die Aktionen in den verschiedenen Un- ruheherden aufeinander abzustimmen. Dabei ist der Westen ohnehin schon an so vielen Stellen gebunden. Korea steht gewiß im Vordergrund, aber auch Indochina zehrt an europäischen Kräften, zumal Amerika jetzt hierfür Unterstützungen wird abz wei- gen müssen. Trotz all seiner Leistungen ist der Westen auch dort, wo er ohne Zweifel ge- holfen hat, nicht beliebt, höchstens notge- drungen geschätzt. Das gilt für Japan wie Südkorea, für Irak und Saudi-Arabien wie die Goldküste Westafrikas. Nicht einmal die Schiedsrichterrolle wird als sachlich aner- rannt, wie die jüngste indische Kritik am Weltsicherheitsrat und seinen Entscheidun- gen oder Empfehlungen in der Kaschmir- frage beweist. Dabei spielt keine Rolle, daß die moralische Stellung der Inder in dieser Frage sehr schwach ist und sicher nicht stär- ker als die des islamischen Pakistan. Fest steht, daß das Selbstbewußtsein der karbigen Welt gestiegen ist. Ihre Einzelglieder beginnen auf der diplomatischen Ebene ein- ander zu unterstützen. Haben sie darin auch noch nur kleine Erfolge erzwungen, so zeigt die Entwicklung eine Verstärkung dieser An- strengungen, die einer zwar nicht etwa öst- lich- politischen, wohl aber anti- westlichen In- ternationale gelten. Keine höheren Strom- und Gastarife Industrie muß Kohlepreiserhöhung tragen Der„Verband der Deutschen Gas- und Was- serwerke“ teilte mit, daß trotz der neuen Kohlepreis-Erhöhung von fünf D-Mark je Tonne, die am 10. Februar im Zuge der Schaf- fung des gemeinsamen Marktes der Montan- union wirksam werde, die Energie-Tarife für Haushaltabnehmer unverändert bleiben würden. Nach längeren Besprechungen mit dem Bundes- Wirtschaftsministerium sei sichergestellt worden, daß die neue Verteuerung der Kohle wohl auf den industriellen Abnehmer, nicht jedoch auf die Haushaltverbraucher abgewälzt werden könne. Da jedoch eine weitere Erhöhung der Kohlekosten auch von den Energieversorgungs- unternehmen ohne entsprechende höhere Tarif- Preise nicht aufgefangen werden könne, solle die für die Energieversorgung der Haushalte notwendige Kohle verbilligt werden. Von der Gaswirtschaft wird betont, daß mit dieser Entscheidung des Bundeswirtschafts- ministeriums, die als endgültig anzusehen sei, die seit Jahren angestrebte Klärung der preis- Politischen Situation im Sinne einer„Entzer- rung der Preise“ keineswegs herbeigeführt werde. Die Gaswirtschaft befürchte vielmehr, daß die Verzerrung des Preissystems nur noch verschärft werde. Mehr Motorräder— weniger Fahrräder Kraftfahrzeugproduktion stieg um 15 Prozent Die Zweiradproduktion des Bundesgebietes hat sich im abgelaufenen Jahr unterschiedlich ent- Wickelt. Während die Produktion von Fahr- rädern von 1 187 832 im Jahre 1951 auf 1 066 424 im Jahre 1952 zurückging, erhöhte sich die Fer- tigung von Motorrädern von 277 830 auf 353 045 Einheiten. Auch die Zahl der im Bundesgebiet hergestellten Motorroller hat eine Zunahme von 18 787 im Jahre 1951 auf 34 404 Einheiten 1952 er- fahren. In den übrigen Fertigungssektoren der Zweiradindustrie war folgende Entwicklung fest- zustellen roduktionsziffern von 1951 in Klam- mern): Anhänger: 12 020(11 144), Motorfahr- räder: 26 178(41 430), Sonderfahrzeuge: 88(133), Seitenwagen: 11 543(12 056), Fahrradhilfsmotore: 141 198(71 214). Im vergangenen Jahr sind im Bundesgebiet 428 455 Kraftwagen und Straßenzugmaschinen erzeugt worden. Nach Mitteilung des„Verban- des der Deutschen Automobilindustrie“ ent- spricht dies gegenüber der Produktion des Jah- res 1951 in Höhe von 374151 Einheiten einer Zunahme um 14,5 Prozent. Uber die Produk- tionsentwicklung in den einzelnen Produktions- Zweigen gibt die nachfolgende Aufstellung Auf- schluß: Personenwagen: 1951: 267 376— 1952: 301 139, Kombiwagen: 9 246 16 545, Liefer- wagen: 40 886— 41 995, Lastwagen bis 3 t: 24017 — 28 040, Lastwagen 3—5 f: 20 202— 26 134, Last- wagen 5—7 t: 5 772— 7952, Lastwagen über 7 t: 1847— 1703, Omnibusse: 4 226— 4 330, Obusse: 43— 367, Straßenzugmaschinen: 1951: 536— 1952: 250 Stück. Wirtſchaftliches Uber 49 000 Zentner Tabak verkauft Mehr als 49 000 Zentner Haupt- und Obergut aus den Schneidegutgebieten Nordbadens(über 41 000 Zentner), Frankens(4400 Zentner) und Hessens (3800 Zentner) wurden auf der Großeinschreibung tür Inlandsrohtabake am 14. und 15. Januar in Heidelberg verkauft. Rund 3500 Zentner und Obergut aus dem nordbadischen Anbaugebiet Goundi-Bergstrage konnten nicht abgesetzt werden. Die gebotenen Preise waren zu gering, sie ent- sprachen nicht den Erwartungen der Pflanzer. Der erste Einschreibungstag verlief schleppend, zahl- reiche Partien konnten erst nach nochmaligem Aufgebot abgesetzt werden. Für besonders brauch- bare Posten wurden allerdings gute Preise bewil- ligt. Das Hauptgut, Sortierung Ta, von St. Leon kostete 108,51—116,85 DM, das von Schwetzingen 105—105,65 DM. Die Notierungen für Burley-Ta- bake bewegten sich zwischen 54,60 und 116,85 DM für Hauptgut, zwischen 53,10 und 70,45 DM für Obergut. Flotter und zu günstigeren Notierungen gingen am 15. 1. das Haupt- und Obergut der Sorte Geu- dertheimer der badischen Nebenhardt und des Goundi- und Bergstraßengebietes ab. Tabak mit Zigarrengutcharakter erzielten Preise bis zu 117,11 DM je 50 Kilo. Die Preise für Geudertheimer lagen zwischen 62,63 und 117,11 DM für Hauptgut, zwi- schen 55 und 82 DM für Obergut. Für beregnetes Havanna-IIc-Hauptgut erhielt Leopoldshafen, Er. Karlsruhe, 148 DM, für Obergut 98 DM. Für die fränkischen Tabake wurden zwischen 50,85 und 75,66 DM für Hauptgut, zwischen 50 und 55 DM für Obergut bezahlt, für das Hauptgut aus Hessen zwischen 60 und 74,60 DM. Lorsch(Hessen) bekam für beregnetes Burley-Hauptgut 146,60 DM je 50 Kilo. Weitere Einschreibtermine für Tabake Der Bundesverband der Landesverbände der Ta- bakbauvereine hat weitere Einschreibungen für In- landsrohtabake festgesetzt. Am 21. und 22. Januar kommen in Offenburg die Haupt- und Obergut- tabake aus dem badischen Oberland zum Verkauf. Das Haupt- und Obergut aus dem Zigarrengutge- biet der Pfalz wird am 29. und 30. Januar auf einer Einschreibung in Speyer aufgeboten, Die Pfalz, Ba- den, Württemberg, Franken und Niedersachsen bie- ten auf einer zweitägigen Großeinschreibung am 12. und 13. Februar 1953 in Heidelberg das Haupt- und Obergut aus ihren Zigarrengutgebieten an. Gleichzeitig werden der Nachtabak der badischen inneren Hardt verkauft. Hollands Landwirtschaftsminister in Bonn Der holländische Landwirtschaftsminister S. Manholt besprach in Bonn mit Bundeskanzler Adenauer und Bundesernährungsminister Niklas Fragen der Europäischen Agrarunion und der deutsch- holländischen Handelsbeziehungen. Man- holt hat sich dafür eingesetzt, daß einer künf- tigen Europäischen Agrarunion nicht nur die Schumanplan-Länder, sondern auch Großbritan- nien und die skandinavischen Länder angehören Sollen. Von deutscher Seite wird diese Forde- rung unterstützt, denn erst unter Einschluß die- ser Länder könne ein wirklicher gemeinsamer europäischer Markt für land wirtschaftliche Er- zeugnisse zur Verbesserung der Versorgung der Bevölkerung geschaffen werden. In den Bespre- chungen kam man überein, bei den Sachverstän- digenverhandlungen in Paris auf den Einschluß Alieser Länder zu drängen. 0 Benzin wird nicht teurer Verbilligtes Dieselöl für die Landwirte Im Bundesfinanz ministerium wird kein Steuer- gesetz vorbereitet, wodurch die Preise für Ben- zin steigen und die Preise für Dieselöl fallen würden. Ein Sprecher des Bundesfinanzmini- steriums sagte, gegenteilige Meldungen seien un- zutreffend. Die Preise für Benzin und Diesel- Kraftstoff seien frei und der Bundesfinanzmini- ster beabsichtige nicht, diese durch Steuerände- rungen zu beeinflussen. Im Bundeshaushaltsplan für das kommende Rechnungsjahr sind aller- dings 20 Millionen DM zur Verbilligung des Dieselkraftstoffes für die Landwirtschaft vor- gesehen. Diese Subvention stützt sich auf eine Verordnung aus dem Jahre 1951, wonach bei Die- selkraftstoff für landwirtschaftliche Schlepper und andere land wirtschaftliche Maschinen eine Beihilfe von 12 DM je 100 kg Dieselöl gezahlt werden soll. Haupt- Zahl der Arbeitsplätze nahm zu Beschäftigtenziffern steigen g tetig Obwohl die Arbeitslosigkeit im Bundesgebiet während des vierten Quartals 1952 infolge des frühzeitigen Winterbeginns um 637 000 Personen angestiegen ist, hat die Zahl der Beschäftigten im gleichen Zeitraum nur um 503 000 Personen abgenommen. Wie die Bundesanstalt für Ar- beitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung mitteilte, ist der Beschäftigtenstand gegenüber dem Niveau von Ende September vergangenen Jahres dadurch um 3,3 Prozent zurückgegangen. Ende 1952 sind in der Bundesrepublik 14 954 000 in Arbeit stehende Arbeiter, Angestellte und Beamte gezählt worden. In allen Bezirken mit Ausnahme des Landesarbeitsamtsbereiches Rhein- land- Hessen-Nassau lag der Beschäftigungs- stand am Jahresende 1952 höher als 1951, und zwar insgesamt um 371 000 Personen, von denen 127000 Männer und 244 000 Frauen sind. Der Rückgang der Beschäftigung im letzten Viertel- jahr 1952 betraf fast ausnahmslos Männer. Senkung der Habenzinsen ab 1. Februar Beim Sparzins um/ Prozent „Der Hauptausschuß Bankaufsicht“, der unter Vorsitz eines Vertreters des Bundes wirtschafts- ministeriums in Bonn tagte, hat eine Senkung der Habenzinsen beschlossen. Die neuen Zins- Sätze sollen mit Wirkung vom 1. Februar 1953 inn Kraft treten. Nach Ansicht des Ausschusses ist die beschlossene Senkung durch die kürz- liche Herabsetzung des Diskontsatzes und zur Stärkung des Kapitalmarktes notwendig gewor- den. Der für die Allgemeinheit wichtigste Zins- satz für Spareinlagen soll im wesentlichen un- verändert bleiben,. Bei Spareinlagen über zwölf Monate soll der Habenzinssatz von bisher 4½ auf 4½ Prozent herabgesetzt werden. Bei Kündi- gungs- und Festgeldern unter 50 000 DM ist eine Senkung der Habenzinsen bis zu einem halben Prozent, gestaffelt nach der Anlagedauer, vor- gesehen. Der Zinssatz für Geschäftsgeld soll um etwa ½ Prozent gesenkt werden. Für Tagesgel- der soll der bisherige Zinssatz beibehalten wer- den. Bei den vereinbarten Zinssätzen handelt es sich um Höchstsätze. Differenzierte Höchstpreise für Kohle Die Hohe Behörde der Montanunion wird für die Errichtung des gemeinsamen Marktes für Kohle, Erz und Schrott differenzierte Höchst- preise für Kohle vorschlagen. Wie nach einer Sitzung des Ministerrats in Luxemburg be- kannt wurde, will der Ministerrat am 2. Fe- bruar mit der Hohen Behörde endgültige Be- sprechungen über die Regelung der Preisfrage führen. Bis dahin soll die Hohe Behörde detail- lierte Pläne Über die Preisregelung ausarbeiten. Die Preise sollen so gestaffelt werden, daß die unterschiedlichen Transportkosten vom Erzeu- ger zum Verbraucher ausgeglichen werden. 5 Deutsche Firmen liefern Düsenjägerteile Die UsS-Luftstreitkräfte haben bei einer deut- schen Firma Teile für den Bau von Düsenjägern bestellt. Insgesamt hat die US-Air-Force in die- sen Tagen Aufträge an deutsche Firmen im Wert von 270 000 Dollar erteilt. So soll die „Spinnbau GmbH.“ in Bremen für 100 000 Dol- lar Vorrichtungen zum Abfeuern von Raketen liefern. Bei den„Frankschen Eisenwerken“ in Adolfshütte wurden für 140 000 Dollar Hand- wagen zum Transport von Flugzeugmotoren und bei einer anderen Firma für 30 000 Dollar Dreh- bänke bestellt. Ausbau des deutschen Uberseeverkehrs Der„Norddeutsche Lloyd“ und die„Hapag“ haben bei der Bremer Vulkanwerft je drei kom- binierte Fracht- und Fahrgastschiffe in Auf- trag gegeben, die im deutschen Uberseeverkehr nach Ostasien und Australien eingesetzt werden sollen. Jedes dieser Schiffe wird eine Ladefähig- keit von rund 10 000 Tonnen haben und über moderne Einrichtungen für 80 Fahrgäste ver- fügen. Außerdem hat die Vulkan-Werft für aus- ländische Rechnung gegenwärtig noch fünf Tan- ker von je 16 500 Tonnen in Auftrag. Fischanlandungen erheblich gesunken Die Fischanlandungen an den deutschen See- fischmärkten gingen von 46,7 Millionen Kilo- gramm im November auf 38,3 Millionen Kilo- gramm im Dezember 1952 zurück. Der Erlös sank gleichzeitig von 14,6 Millionen DM auf 11,2 Mil- lionen DM. Die FHochseekutteranlandungen stiegen von 970 830 kg im November auf 978 579 Kilogramm im Dezember. ens er E R/ U M M N N N . S een e e Copyright by Carl Dunker-Verlag durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden (58. Fortsetzung) Direktor Brand ging an seinen Regietisch zurück und blätterte in dem Buch. Die Köpfe der Arbeiter verschwanden.„Wollen erst mal frühstücken“, grinste einer, ‚nachber gehts doch weiter!“ 3 Nein, es ging nicht weiter. Es war zu Ende.“ In Kornay War nicht nur blinder Zorn. Er war fertig. Fertig mit seinem Gelde, fertig mit seinen Nerven, fertig mit seiner Kraft. Er wollte nicht mehr. So war es. „Ich schliege das Theater!“ sagte er laut, „ich mache Schluß. Ich will das nicht haben. „Herr Kornay!“ fuhr Brand empor, er hatte den feinsten Instinkt für das, was in Kornay Vor ging. 5 Aber Kornay antwortete nicht mehr. Ihm War schlecht. Richtig und wahrhaftig schlecht. Sein Magen rebellierte. Er äußerte kein Wort mehr, drehte sich um und ging davon. Durch den Kulissenraum auf den Hof. Vom Hof auf die Straße. Er wußte, daß es sein leteter Ab- gang aus dem Hebbeltheater war. Er hatte es Sroß gemacht. Aber nun war es aus. Er hatte es verspielt. Verspielt wie seinen Rennstall, sein Terrain und— wie Michaela. Die Hände in den Hosentaschen vergraben, ging er um die Ecke und fühlte sich elender Als in Hoppegarten. Rein mechanisch schritten seine Füße vorwärts, hinein in das Theater- restaurant. Sein einziges Verlangen war in diesem Augenblick, einen scharfen Schmaps zu trinken, dieses jämmerliche Gefühl zu besänf- tigen, das von seinem Magen aufwärtsstieg. Das Lokal war um diese frühe Morgen- stunde leer. Eine Scheuerfrau säuberte den Fußbe In Streichhölzern und Zigaretten asche. Hinter der Theke war ein Kellner be- schäftigt, die Bierleitungen zu reinigen! „Guten Morgen, Herr Direktor“, sagte er erstaunt, als er Kornay auf sich zukommen Sah. „Nen großen Weinbrand, Willi, aber rasch.“ Der Kellner schenkte ein Doppelglas voll. NKornay stürzte es mit einem Zug herunter. Eine angenehme Wärme durchrieselte ihn, und damit kam ihm erst alles richtig zum Bewußt Sein. Naumann würde dafür sorgen, daß er die Konzession verlor. Alles, was er in das Theater hineingesteckt hatte, war vergeblich gewesen. Aus den Ecken raunte ein Wort: Konkurs— du mußt Konkurs anmelden. Alles wird in die Masse gehen, die Ręstzahlung Wendlands, der Rennstall, dein Auto, deine Wohnung— aus ist es mit dir, Nikolaus Kornay. Und während er dem Kellner das Glas bin- schob, damit er es nochmals fülle, kam die nahe Zukunft mit plastischen Bildern auf ihn zu. Er würde fortfahren— irgendwohin, wo es still und menschenleer war. Von Menschen hatte er übergenug. Und dann— was wollte er noch?„Va banque!“ zischelte es in ihm. „Du hast immer va banque gespielt. Jetzt hast du nicht mehr den Mut dazu.“ Hölzern drehte er sich um, ohne ans Be- zahlen zu denken, und blieb nach den ersten Schritten stehen. 5. An einem Tisch, der wie eine Oase in der allgemeinen Unordnung sauber, mit einer weißen Decke überspannt, dalag, saß der Dra- maturg Raimund Resspart. Er stützte den Kopf in beide Hande und grübelte vor sich hin. Wie ein Blitz traf Nikolaus Kornay die Ironie, die sich das Schicksal erlaubte. Der Mann, der am Anfang seines Niederbruches gestanden hatte, war der letzte, den er traf. Seltsam i Vor ein paar Tagen hatte man ihm von der Polizei den Goldstater zurückgeschickt, mit dem Vermerk, daß er unecht sei, nur seinen Gold wert besitze und nicht in den Handel ge- bracht werden dürfe. Glaubte dieser Garrian etwa, er würde sich des Betruges schuldig — machen und ihn als Rarität veräußern? Ach, du lieber Gott— was würde ihm das jetzt wohl noch helfen? Er wollte eben an dem ganz in sich ver- sunkenen Resspart vorbeigehen, da hob der Dramaturg den Kopf. Seine Wangen waren schmäler als früher. In seinem blassen Gesicht prägten sich die Leiden der schweren Krank- heit und die Seelenqualen aus, die er durch- litten hatte. In Kornay stieg ein Gefühl der Gemein- samkeit auf. Dieser Mensch trauerte um das Engagement, das er verloren hatte. Impulsiv sagte er:„Sie können sich bei Herrn Doktor Naumann erkundigen, ob er Sie weiter enga- gieren will. Ich selbst habe nichts mehr im Theater zu sagen, Herr Resspart.“ Es war Abschiedsstimmung und der letzte Abglanz der Ironie, mit der er immer so gern gespielt hatte. Aber Raimund Resspart verstand sie nicht. Gestern war er aus der Untersuchung ent- lassen worden. Er lebte noch immer in der Verzweiflung über Hyazinths Tod, und daß Elisabeth nicht mehr da war. Elisabeth, die einzige, die ihn verstanden hatte! „Ich habe nur mein Stück aus dem Büro geholt“, sagte er verwirrt.„Ich glaube fast, ich habe noch daran geschrieben, in jener Nacht, als man mich. Er verschluckte das Ende des Satzes. Kornay fühlte eine Schwäche in den Knien. Vielleicht war er auch etwas taumelig von den beiden großen Gläsern Weinbrand, die er auf nüchternen Magen getrunken hatte. Er griff nach der Lehne des Stuhles, der frei an Ressparts Tisch stand, und ließ sich darauf nieder. 5 „Stück“, wiederholte er mechanisch,„es gibt keine guten Stücke mehr. Und wenn es ein gutes Stück gibt, dann gibt es keine Dar- steller dafür. Das ist es— das Schwere am Theater— daß alles zusammen passen muß, Publikum, Stück, Darsteller, Regie ach ja. Ganz in Gedanken nahm er das Ma- nuskript, das auf dem Tische lag, und blät- terte darin. Alte Gewohnheit, tausendmal geübt. Erste Szene, Aktschluß Kornays 5 Augen verengten sich. Er sah ein Bild vor sich. Ein ganz verrücktes Bild. Lilo Doretti, nur bekleidet mit einem Pal- menröckchen, die Arme in die Hüften ge- stemmt, mit den blitzenden, kullernden Augen, wie sie vorhin Er las weiter.„Was ist das für ein Stück?“ fragte er. Resspart lächelte müde.„Mein Südseestück. Ich habe es für Frau Hegel— für Ihre Frau geschrieben. Als ich Noa-Noa' von Gaugin las, kam mir die Idee. Es spielt auf Hawai. Ich meinte, das müsse eine wundervolle Rolle für Frau Elisabeth werden— als Südseeinsula- nerin. Ihr zarter Körper Ihre Bewe⸗ gungen Idiot, dachte Kornay. Elisabeth als kleines Südseegirl! Albern,. Und er las weiter. Las und las. Und immer zwischen den Zeilen sab er die frechen, glänzenden Augen der Doretti. Immer deutlicher wuchs das Szenenbild vor ihm auf: Eine Lagune die blaue Abend- stunde braune Mädchen tanzen den Hu- la-Hula. und mitten drin die Doretti mit ihren schlanken, bildschönen Beinen, dem schwrirrenden Lachen, rote Blüten im lack schwarzen Haar. Das müßte doo Er vergaß ganz, wo er war. Er griff tief in seine Phantasie hinein, zauberte Bilder vor sich hin, Kostüme raschelten, Hawaiguitarren zirpten ihre sehnsüchtigen Lieder Sensation! Mann Gottes— eine Sensation! Solch ein Stück hatte man lange nicht ge- sehen. Und dazu der Held— der Maler Gau- guin— Fredong könnte das machen, und für den van Gogh mußte man einen prominenten Gast engagieren „Resspart!“ sagte Kornay plötzlich laut, „das ist ein großartiges Stück. Warum haben Sie es nicht bei uns eingereicht? 5 „Ich habe es eingereicht, Herr Direktor aber Sie haben es nie gesehen. Dann habe ich es geändert machen 0 Zehn Minuten später gab es eine neue Re- volution im Hebbeltheater. Kornay Resspart auf die Bühne. Mit 785 er so lange still neben den Hatte. und wollte ein Drehbuch daraus . Ile. es Leib Joch. unler uns,„„ 5 Eine Erzählung dus dem Leben/ Von K. A. Rother Viele Jahre liegen dazwischen, als der Enkel noch ein Kerlchen von vier Jahren war. Draußen im Vorort hatte die Großmutter ihr kleines Häuschen, inmitten eines großen Gartens mit einem Bassin, in dem lustig Goldfische herumschwammen. Und am Rande dieses künstlichen Wasserbeckens spielte der Enkel, wenn er die Großmutter besuchen durfte. Und es geschah mehr als einmal, daß er ausrutschte und plötzlich, ehe er sich's versehen hatte, im Wasser saß. Die Gold- fische stoben dann erschreckt auseinander, und es war ein Glück, daß die Eltern nicht zugegen waren, sonst hätte es unweigerlich etwas auf den Hosenboden gegeben. Aber die Großmutter redete nicht lange, das lag nicht in ihrem ruhigen, gütigen Wesen. Sie holte das Bürschlein heraus, zog ihm frische Socken an und trocknéte in der Küche Schuhe, Hosen und Tränen. Wenn dann die Eltern das Kind wieder abholen wollten, war Alles in bester Ordnung. „Es bleibt unter uns“, bettelte der Kleine klehentlich. Da lachte die Großmutter, daß ihr die Tränen über die Backen kullerten. Woher mochte der Bengel diesen Satz wohl haben? Und dann streichelte sie wohl den wirren Bubenschopf und versprach, zu schweigen. Inzwischen war aus dem kleinen Hosen- matz ein Gymnasiast geworden. Immer zu tollen Streichen aufgelegt, wurde er eines Tages zum Direktor der Schule gerufen, der mit einer zornigen Strafrede über ihn herfiel und ihm zum Schluß einen Brief an die Eltern mitgab, in dem stand, daß er seiner vielen Schandtaten wegen aus der Schule ent- assen werden müßte. Wenn das die Eltern erfuhren, dann hatte er nichts zu lachen, und das wußte er ganz genau. Was sollte nun geschehen? Warum sollte er sich nicht an die Großmutter wenden, die in den schwierigsten Fällen immer einen guten Rat wußte. Und das tat er auch. Anfangs machte die Groß- mutter ein böses Gesicht, aber dann hellten sich ihre Züge auf, denn sie war noch inner- lich recht jung und fühlte mit dem kommen- den Geschlecht.„Ihr Lausbuben seid doch ein tolles Pack“, lenkte sie wieder ein. Un- verzüglich fuhr sie mit dem Sünder zum Gymnasium und ließ sich beim Direktor melden, und dieser erkannte bald, daß er hier kein leichtes Spiel hatte. „Ja, was soll man tun“, klagte er.„Die Jugend von heute na, Sie wissen ja man muß schon einmal hart durchgreifen!“ Die Großmutter aber schüttelte unwillig den Kopf.„Was heißt durchgreifen? Waren Sie nicht auch mal jung, Herr Direktor? Der Junge ist eben in den Flegeljahren, aber ich werde ihn mal tüchtig zurechtschütteln!“ O ja, die Großmutter konnte reden. Und nach anfänglichem Zögern gab der Direktor nach und nahm den drohenden Brief zurück. Der Tertianer blieb auf dem Gymnasium und versprach der alten Dame hoch und heilig, daß er ihr zukünftig keine Schande machen werde. Und dann bat er wieder, wie damals:„Aber es bleibt unter uns, Groß- mutter“. Und die Eltern erfuhren nichts. So kam die große Wandlung. Und die Lehrer wunderten sich, daß aus dem sonst so rüpelhaften Lausbuben plötzlich ein Muster- schüler geworden War. Als die Schulzeit vorüber war, trat er in ein großes kauf- männisches Unternehmen ein. Aus dem Jun gen war ein stattlicher Mann geworden, der überall gern gesehen und geachtet war. Auf einem Wochenendausflug lernte er eine Witwe kennen, die so nett zu ihm war, daß er sich in sie verliebte, obwohl sie sehr viel älter war als er. Anfangs hielt er sich scheu zurück. Aber die häufigeren Zusammenkünfte in ihrem gepflegten Heim gaben den Dingen bald eine Wendung. Und eines Tages Wünschte sie, von ihm geheiratet zu sein. Er war durchaus nicht abgeneigt, diesen Wunsch zu erfüllen. Aber irgend etwas warnte ihn vor diesem Schritt. Seine Eltern hätten dafür kein Verständnis gehabt, auch fürch- tete er die Spottlust seiner Freunde und Be- kannten. Aber da war ja noch die Groß- mutter! Warum war er nicht längst zu ihr gegangen? Die alte Frau hatte sogleich das richtige Verständnis für die Dinge und sie Sagte nur einfach:„Laß mich man machen. Ich werde mir die Herzensdame einmal ansehen.“ Und dann suchte sie die Witwe auf und machte ihr klar, daß ihr Enkel schließ- lich noch ein halber Junge war trotz seiner Tüchtigkeit. Schlau flocht die Großmutter ein, daß sie einen ihr bekannten Gerichtsrat Wisse, der als Witwer für seine Kinder schon Iange eine nette, häusliche Frau suche, und das wäre doch vernünftiger, als einem Jun- gen den Kopf zu verdrehen. Kurz, die alte Dame brachte alles wieder 9 5 Reine. Und auch diesesmal bat er wieder: „Es bleibt unter uns“. Wieder vergingen Jahre. Die Zeit war schlimm geworden, überall Not und Sorge. Geschäfte brachen zusammen, Banken stürz- ten. Man wußte, daß die Großmutter eine kluge Rechnerin war, die es verstand, den Pfennig umzudrehen, wenn es sein mußte. Aber, weiß Gott, niemand merkte, daß die Großmutter in der letzten Zeit selten lachte. Nur einer war da, der es merkte, wie es um sie stand. Und als er sie besuchte, spürte er sofort die Veränderung. „Nun, Großmutter, was ist's? Heraus mit der Sprachel Wo brennt es denn?“ Da mußte sie bekennen, ob sie wollte oder nicht. wie schlimm es um sie stand. Die Bank war züsammengebrochen Die Hypothek alf ihrem (use hatte man gekündigt. Da blieb dei Enkel den ganzen Tag bei ihr und blätterte in den Schriftstücken. Zum Schluß wurde er sogar ganz lustig.„Nein, Großmutter, aus deinem Hause wird dich niemand vertreiben, 0 lange ich noch da bin!“ Der Enkel hatte viel Geld verdient und konnte nun seine Dankbarkeit beweisen und alles gut machen, Was die alte Frau für ihn getan hatte. Und er tat es auch gründlich. Als alles geregelt worden War, sagte er nur, seiner Gewohnheit treu:„Und das, Großmutter, bleibt unter uns.“ Und die Großmutter nickte wieder verständnisvoll wie einst vor Jahren:„Ja, mein Junge!“ Wieder vergingen einige Jahre und der Enkel hatte wohl zu viel gesagt, als er MU VEN IM KAMPF UM DEN FUTTERRBROCKEN erklärte, niemand würde die Großmutter aus ihrem Hause vertreiben. Aber es gab doch jemand, der die Macht hatte: Gevatter Tod. Da erkannte der junge Mann erst, was er verloren hatte. Fassungslos stand er vor ihrem letzten Lager und blickte mit tränen- umflorten Augen auf das alte, bleiche, gütige Gesicht, das jetzt so friedlich schien. Nun sagte er es ihr, wie sehr er sie geliebt hatte, Wie sie ihm über alles gewesen war. Auch in diesem Augenblick verließ ihn seine alte Gewohnheit nicht als er leise flüsterte:„Aber es bleibt unter uns, Großmutter.“ Aber dieses Mal konnte sie nicht mehr sagen:„Ja, mein Junge ec (Aufnahme: Lindroos-Comet-Photo, Zürich) LIEB HEIM ATLAND, ADE]!/ dan Seesen Es war, als 1848 zu Frankfurt am Main das erste deutsche Parlament tagte, um die Eini- gung Deutschlands auf freiheitlicher Grund- lage herbeizuführen. August Disselhoff, der 19 jährige Sohn des von Soest nach Arnsberg versetzten Preußischen Steuer- und Zoll- Sekretärs, hatte vom Laurentianum sein Rei- fezeugnis erhalten und wollte nun nach Halle an der Saale, um dort Theologie zu studieren, Wo in den gemeinnützigen Anstalten der Geist des Pastors und FHochschullehrers August Hermann Francke noch lebendig war. Fer- nensehnsucht und Heimatliebe erfüllten ihn, als er abschiednehmend auf dem Schloßberg stand und nach einer alten Rekrutenweise sein Lied schuf und sang: Nun ade, du mein lieb! Heimatland, Westfalen mein, ade! Es geht jetzt fort zum Saalestrand, Westfalen mein, ade! Und so sing! ich denn mit frohem Mut Wie man singet, wenn man wandern tut: Westfalen mein, ade! Wie du lachst mit deines Himmels Blau, Westfalen mein, ade! Wie du grüßest mich mit Feld und Au, Westfalen mein, ade! Gott weiß, zu dir steht stets mein Sinn Westfalen mein, ade! Begleitest mich, du lieber Fluß; Westfalen mein, ade! Bist traurig, daß ich wandern muß? Westkalen mein, ade! Vom moos'gen Stein am wald'gen Tal, Da grüß ich dich zum letztenmal: Westfalen mein, ade! August Disselhoff schrieb die Verse in sein Tagebuch und erinnerte sich ihrer, als 1851 seine Freunde in Halle anläßlich einer Feier ihrer Verbindung Salingia!“ Lieder zum Preise ihrer Heimat sangen. Er trug die Verse vor. Ein Salingiafreund riß ihm das Textblatt aus der Hand und sang begeistert über die Köpfe der anderen Studenten hinweg: Nun ade, du mein lieb' Heimatland, Lieb! Heimatland, ade! Es geht jetzt fort zum fremden Strand, Lieb“ Heimatland, ade! Und so sing' ich denn mit frohem Mut Wie man singet, wenn man wandern tut: Lieb“ Heimatland, ade! So war aus dem westfälischen ein deutsches Lied geworden. dings, Ein Tag, in Eis gehüllt Ueberall blendet mich der Glanz des Schnees Die größte Freudenbringerin, wenn wir sie mit rechten Augen betrachten, ist doch die Natur. Wer es verlernt hat, an ihren Gaben sich zu freuen, wer niemals den Winter in seiner weißen Herrlichkeit gekostet, wer nie den Frühling in seiner unberührten Schön- heit mit heißem Herzen erlebt, wer die Glut des Sommers nie als Voraussetzung der Reife und des Erfülltseins erspürt und die Farbenpracht des Herbstes als das große Ab- schiednehmen vor der schöpferischen Pause des Winters in sich getrunken hat, der hat sich sämtlicher Köstlichkeiten eines langen, langen Jahres beraubt. Und wenn er es, viel- leicht in steter Hast und Hetze nach Macht und Geld jabraus jahrein so hält, wird er ins Grab sinken, ohne des Lebens pulsenden Rhythmus je verstanden zu haben. Wie beneidenswert sind doch jene Men- schen, die sich in unruhevoller Zeit die Muße der Betrachtung bewahrt haben! Lesen wir zum Beispiel einmal die Tagebuchblätter von Donald Culross Peattie, die in dem be- sinnlichen Buch„Es gibt keinen Tod“(Hum- poldt-Verlag, Wien-Stuttgart) zusammengefaßt sind, so wissen wir, was es heißt, an den klei- nen Dingen seine Freude haben. So schreibt zum Beispiel Peattie auf seinen Tagebuch- blättern mitten im Januar: „Wie mag es wohl den Vögeln in der letz- ten Woche ergangen sein, als ich nicht ins Freie gehen konnte, weil dauernd Stürme über Felder und Wälder fegten, bald Tau- wetter herrschte und dann wieder der grau- same Hagelregen niederging? In den Zeitun- gen steht, daß die Flugzeuge mit ganz ver- eisten Rümpfen landeten. Die Kälte ist es nicht, welche die Vögel tötet. Irgendwo und irgendwie gelingt es ihnen auch immer, Futter zu finden. Aber die Winterregen haben ihnen schwer zugesetzt. In den Wäl- dern finde ich eine tote Meise, und wie viele andere kleine Vögel mögen überall auf den Hügeln und Feldern zum Fraße für Falken und Wiesel liegen! Doch heute, während ich meinen Weg dahin stapfe und bei jedem mühsamen Schritt durch eine harte Eisschicht einbreche, höre ich das muntere Pfeifen und Zwitschern vieler kleiner Vögel, die sich der Mittags- stunde freuen, obwohl das Thermometer unter Null steht. Wohin ich mich auch wende, um sie zu sehen, überall blendet mich der unerträgliche Glanz des verharschten Schnees, der silber glitzernden Bäume wie ein schnei- dendes Schwert. Ich kann diesem in Eis ge- hüllten Tag nicht ins Auge schauen; ich kann nur meinen Kopf nach vorne neigen und aufmerksam lauschen: den kleinen, un- ermüdlichen Stimmen der Feld- und Weiß- halssperlinge und Kohlmeisen. Sie tönen hell und zart wie Eiskristalle, die in der prik- kelnden Winterluft erklingen Die Welt offenbart schon jedem, der mit gläubigem Herzen sucht, ihre Geheimnisse, Wir brauchen nicht weit zu gehen. Gleich vor unserer Haustür beginnt das Paradies. Aller- ein Schlaraffenland gibt es nur im Märchen. Der Kampf ums Dasein, das Prinzip der Auslese des Stärkeren, herrscht in der Natur. Sie ist darin das beste Spiegelbild unseres menschlichen Daseins, das ja eben- falls ganz auf Kampf, ganz auf Anstrengung abgestellt ist. Ueberall gilt es, sich durchzu- setzen und seinen Platz zu behaupten. Die Natur ist und bleibt unsere große Lehr- meisterin, und wer im Buch der Natur zu lesen versteht, wird so leicht nicht in die Irre gehen. A. P. W. junge schuf in Arnsberg das Lied Wegen Kurzsichtigkeit war August Dissel- hoff vom Militärdienst befreit. 1854 beendete er sein Studium und wurde Prediger in Bad Oeynhausen, später in Andreasberg, Rams- peck und Heinrichsdorf. Dann wirkte er als Pfarrer in Schwelm und Berlin und zuletzt als Direktor des Mädchenheimes in Hilden im Rheinland. Im Ruhestand lebte er bei seiner Tochter in Allstedt in Thüringen. Dort ist er am 9. März 1903 in seinem 74. Lebensjahr gestorben. Vom fler goldenem Sonne es Alters Anfang und Ende schlingen ihre Hände ineinander „Wo Kinder sind, da ist ein goldenes Zeit- alter“, so schrieb der Dichter Novalis. Die Mutter, die Hüterin der Kinder, steht mitten in ihrem Aufgabenbereich. Kaum je wird eine Mutter die Empfindung haben, Als lenke sie das Leben des ihr anvertrauten kleinen Familienkreises„von oben her“. Sie bleibt niemals außerhalb, sondern ist ganz mit hineingezogen. Sie sieht nicht etwa von erhöhter Warte aus im ruhigen Ueberblick die Ereignisse des Tages. Ganz anders schaut sich das alles für die- jenigen an, deren Laufbahn schon abgeschlos- sen hinter ihnen liegt. Ein Stück ihres Da- seins nach dem andern weicht rückwärts in das Reich des Gewesenen: Pflichten, Auf- gaben, Verantwortungen, Ansprüche. Die In- tensität des Wollens und Fühlens zieht sich aus dem Keußeren zurück in das Innere. Sie erwarten nichts mehr von außen; sie wollen nicht mehr empfangen, sondern nur noch geben, geben aus dem angesammelten Reich- tum ihrer Erkenntnisse, ihrer Erfahrung, ihres Verstehens. N Nun, da sie die Mitte ihres Lebens hinter sich gelassen haben, schlägt sich der Bogen in Weiter Schwingung wieder hinüber zur Kind- heit. Ihre eigenen Jugendjahre stehen von neuem lebendig in ihnen auf, und sie schen den Weg, der von dort aus in das tätige und bewußte Reich der Erwachsenen führte. Aber neben diese Geister der Vergangen- heit treten nun auch noch andere Gestalten, sehr lebendige, kleine Geister: ihre Enkel- kinder. In diesen verkörpert sich ihnen alles, was rein und liebenswert ist. Nichts ergreift sie tiefer, als die zutrauliche Kinderhand, die sich weich und warm in ihre kühle, runzelige Hand schmiegt. 5 5 Denn auch das Enkelkind liebt die gütigen Großeltern, die mit lächelnder Nachsicht für alles Verständnis zeigen. Sie haben alle Strenge abgelegt, die sie einst ihren eigenen Kindern gegenüber anwendeten. Sie haben ja nicht mehr die Pflicht zu formen, zu er- ziehen, sondern nur noch das Recht, sich zu freuen, an allem Lebendigen, Werdenden. Vielleicht sind ihnen im Laufe ihres wechselnden Lebens auch einige Zweifel ge- kommen an dem Wert der Strenge und eines gewaltsamen Hineinregierens, Sie achten ira Kinde den eigengesetzlichen kleinen Menschen. Anfang und Ende schlingep ibre Hände ineinander! Wer mehr gibt und mehr empfängt, wer will das sagen? * — N mit zimmerwarmen Wasser Der alteſte fährmann am Hochrhein „Vater Eschbachs“ Lebensabend am Strom „Vater Eschbach“, der älteste Fährmann am Hochrhein, kann in wenigen Wochen sei- nen 88. Geburtstag feiern. Er verbringt sei- nen Lebensabend in guter Gesundheit in einem kleinen Häuschen am Strom, in un- mittelbarer Nähe der Möven und Schwäne, die ihn sein ganzes Leben bei seiner Arbeit begleitet haben. 1895 übernahm er als Päch- ter den Fährbetrieb zwischen Waldshut und dem schweizerischen Dörfchen Full. Bis zum Kriegsausbruch 1939 war es eine Seilfähre, die 35 Personen Platz bot und durch die Kraft des Stromes von einem Ufer zum an- deren bewegt wurde. Jetzt hat ein Motorschiff diesen Dienst übernommen, weil das Kleine Boot dem ständig zunehmenden Grenzver- kehr nicht mehr gewachsen war. Solange sich „Vater Eschbach“ zurückerinnern kann, ist niemals ein ernstlicher Unfall passiert, es sei denn, daß einer seiner Fahrgäste einmal„etwas zuviel Ol am Hut“ hatte und dann bei der Landung ins Wasser fiel, Jetzt hat sich der Alte Fährmann zur Ruhe gesetzt und das Schutz der Kulturpflanzen gegen Schädlinge und Krankheiten „Bekämpfungseinheiten“ Mancherlei Schädlinge und Krankheiten be- drohen die für unsere Ernährung wichtigen Pflanzen. Die Zunahme des Weltverkehrs und des zwischenstaatlichen Handels während der vergangenen Jahrzehnte brachte auch eine verstärkte Ausbreitung von Pflanzenschäd- lingen mit sich. Insekten, Pilze und andere Schädlinge, die in ein fremdes Land einge- schleppt werden, finden dort stets günstige Lebensbedingungen, weil ihre eigenen, im Herkunftland existierenden Feinde fehlen, und weil die Pflanzen des neuen Landes den eingedrungenen Schädlingen nahezu wehrlos gegenüberstehen. Erst in den letzten zwanzig Jahren hat sich der Kartoffelkäfer über ganz Westdeutschland verbreitet, und die seit 1946 auftretende San-qosé-Schildlaus, die unter den Obstbäumen großen Schaden anrichtet. befindet sich von der Pfalz und Baden aus auf dem Vormarsch. Die Bekämpfung der Schädlinge ist eine bedeutsame Aufgabe von allgemeinem Inter- Steuer seinem Schwiegersohn übergeben. esse. Denn die Pflanzenfeinde nehmen keine Achthundert Jahre Riedern am Wald Zwei Klöster in einem Dorf— Die Heimat des Erzählers Heinrich Ernst Kromer Das zwischen Schlücht und Mettma gele- gene Dorf„Riedern am Wald“ wird im Thur- gauer Urkundenbuch vor 800 Jahren erstmals genannt. Es hieß damals„Rieden“ Die Be- wohner sind zumeist Landwirte; zum Dorf gehören auch zwei Sägewerke, eine Mühle und mehrere Höfe, so Riedersteg, Muckwies, Mandach und Lochhäuser, nicht zu verges- sen der Weilerhof, wo am 26. September 1876 der berühmteste Sohn der Gemeinde geboren wurde: der alemannische Erzähler Heinrich Ernst Kromer. Er kam zur Welt als Sohn des Landwirts Dorus Kromer, der just um jene Zeit als Amerikafahrer und Goldgräber nach Kali- kornien reiste, um dort die Hinterlassenschaft des Bruders zu ordnen, der von Chinesen be- raubt und erschlagen worden war Heinrich Kromer hat die Volksschule zu Riedern, spä- ter das Gymnasium zu Konstanz besucht. Er studierte Rechts wissenschaft in Heidelberg und München, sattelte aber bald zur Kunst um. Er wurde Radierer, Keramiker, Maler und Schriftsteller. Bald wohnte er in Mün- chen, bald in Italien; die meiste Zeit seines Lebens aber in Konstanz, wo er im Marien- haus am 5. Mai 1948 im Alter von nahezu 82 Jahren starb. Von seinen Büchern sind beson- ders bekannt geworden:„Gustav Hänflings Denkwürdigkeiten eines Porzellanmalers“ (Von Franz Masereel mit Holzschnitten ge- schmückt), sowie das im Hebelschen Geiste geschriebene Anekdotenbuch„Von Schelmen and braven Leuten“, Das Tagebuch seines Vaters gab er unter dem Titel„Die Ame- rikafahrt“ heraus. Ehe Riedern 1806 ͤ an Baden flel. zählte es zur Fürstenbergischen Landgrafschaft Stüh- lingen. Es dürfte kaum einen Ort im badi- schen Lande von der Größe Riederns geben, der einst zwei Klöster sein eigen nannte. Märkwart Freiherr von Krenkingen gründete bereits im Jahre 1110 in Detzeln ein Augu- Stinerkloster. Die Stiftung wurde 1152 von König Konrad II. begünstigt und bestätigt. Dieses Kloster wurde bald von Detzeln nach Riedern am Wald verlegt. Später wurde es als Propstei dem Kloster Kreuzlingen ein- verleibt. Es stand unter Reichsschutz. Die Vogtei über das Kloster hatten nach den Her- ren von Krenkingen die Grafen von Lupfen, später die Fürsten zu Fürstenberg. Zum letz- tenmal wird im Jahre 1568 ein Propst von Riedern erwähnt. Von einem Frauenkloster in Riedern hören Wir erstmals im Jahre 1218. Man nannte es die„untere Propstei“. Bis 1350 hatte es mit dem Männerkloster, der„oberen Propstei“, gemeinsame Verwaltung. Die Nonnen stamm- ten zumeist aus alemannischen Adelsfami- lien. Auch sie lebten nach der Regel des HI. Augustinus. Eine der Klosterfrauen war die Gräfin Mechtilde von Toggenburg, die ein heiligmäßiges Leben führte. Vom 15. Jahr- hundert ab stand das Frauenkloster unter der Leitung eines Kanonikus von Kreuzlin- gen. Im Schwedenkrieg wurde es mehrmals durch Feuer zerstört, doch erstand es wieder neu. Das Kloster wurde erst 1806 aufgehoben. In den Räumen des Klosters wurde in den Kriegen zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein Feldspital eingerichtei. Am Nervenfieber star- ben hier in den Jahren 1813/14 etwa 700 öster- reichische Krieger der Schwarzenbergischen Armee, die an den Befreiungskriegen teilge- nommen hatten. Sie fanden ihre letzte Ruhe- stätte östlich von Riedern. 1865 wurde auf dem Platze eine Kapelle erbaut, 1904 zu Ehren der österreichischen Krieger ein Denkmal er- richtet. Nahe bei Riedern liegen die Ruinen von Schloß Mandach. Außer den Umfassungs- mauern ist ein Teil des Bergfrieds sowie ein Brückenpfeiler erhalten. Die Herren von Man- dach hatten ihr Stammschloß in der Schweiz, sie waren im Alb- und Klettgau begütert,. Im 16. Jahrhundert gehörte Schloß Mandach den Herren von Reischach, die das Schloß an St. Blasien verkauften. Das bei Grießen im Klettgau gelegene Dorf „Riedern am Sand“ wird urkundlich erst 1305 erwähnt. E. R Wenn unser Kind größer wird. Sauberkeit und Körperpflege äußerst wichtig Gibt es für uns Erwachsene noch etwas so iebliches, wie ein gesundes, körperlich und Zeistig gleich sorgfaltig betreutes Kleinkind? Ind macht es wirklich soviel Mühe, selbst einen kleinen Unbaad zu Ordnungssinn, Pünktlichkeit und Reinlichkeit anzuleiten? Dies ist alles durch den Einfluß des Erziehers und richtige Lebensweise zu erreichen. Während dem Säugling Bad und beste Kör- berpflege täglich gewissenhaft zuteil wird, zäßt man nicht selten schon dem Kleinkind Weniger Sorgfalt angedeihen und beschränkt Waschen am Alltag auf die sichtbaren Körper- teile. Ein Kleines, das noch umherrutscht und Alles berührt wird am besten des Abends zu Sründlicher, rascher Reinigung in die Kinder- badewanne gesteckt und morgens nur rasch abgewaschen. Später genügen ein bis zwei warme Bäder in der Woche, doch tägliches Abseifen nebst Waschung des ganzen Körpers Sollte nie ver- säumt und— will man das Kind besonders gut pflegen— durch eine sage mit Haut- 51 ergänzt werden. Wir frottieren zuerst die Haut trocken und reiben dann Glied für Glied mit wenigen Tropfen Oel kräftig durch. Hand- und Fußpflege wird zu gleicher Zeit vorgenommen, das Haar stets sehr gut ge- bürstet und gekämmt, sowie wöchentlich ein- mal mit flüssiger Kamillenseife oder sonst einer sodafreien milden Seife gewaschen(bei Blondchen mit einem Absud von Badekamille, eine Handvoll auf ein Liter Wasser) gründlich nachgespült. Doch mit der Mund- und Zahn- pflege darf nicht zu früh und nicht eher, als sämtliche Schneidezähnchen durchgebrochen sind, begonnen werden. Mutti benützt mor- gends und abends von nun an die Kinder- Zahnbürste mit etwas Zahnpasta, läßt außer- dem nach dem Mittagessen den Mund mit micht zu kaltem Wasser spülen und nebenbei leich das Gurgeln üben, damit diese Kunst Dei Erkältungen erst nicht mühsam gelernt werden muß. f. Auch wie man das Näs'chen mit dem stets ter Schürze bereitgehaltenen daschentuch richtig und nicht zu gewaltsam putzt, muß dem Kinde gezeigt werden, wie jedes Dine das mit seiner Pflege zusammenhängt. mal als lustiges Spiel gemeinschaftlich ge Wird. 5 Ein ehrgeiziges Kind wird sehr bald nach „Bitte, bitte, mich allein machen lassen“, ver- langen und schließlich vom Hände oder Mundspülen bis zum An- und A und dem Knüpfen der so schwierigen bandschleife, sich selbst zu helfen wissen nicht einmal mehr zum Hös'chenöffnen u: Hilfe brauchen Auch das für Mutti und Kind gleich lästige und zeitraubende Geschäft der morgendlichen Verdauung läßt sich leichter absolvieres: wenn das Kind beizeiten begreifen lernt. wieviel für sein Wohlergehen davon abhängt: und unter keinen Umständen vor vollbrachter Tat aufstehen darf. Hier bildet der durch. sichtige und sehr praktische Kindertopf aus Glas oder Bakalit ein ausgezeichnetes Hilfs“ mittel. Kleinchen wird dadurch auf das, was es soll. hingelenkt, und sich große Mühe ge ben, baldmöglichst den Erfolg verkünden zu können. Wenn man dem Kinde immer wieder zeigt. wie unschön befleckte Kleidung, unreine Hände, unordentliches Haar wirken und die in jedem noch so jungen Menschlein steckende Eitelkeit zu nutzen versteht. wird es früh- zeitig auf sich achten lernen und ihn: solche, nie vernachlässigte Körperpflege durch das ganze Leben begleiten. Ob zudem noch ein Fünf- oder Sechsjähriges vom Morgen bis zum Abend bedient, ihm alles zurechtgelegt und obendrein angezogen wer- den muß, oder ob schon ein Kleinchen von zwei oder drei Jahren vermag, einen erheb- lichen Teil der zur Pflege nötigen dleinen Handlungen unter guter Aufsicht als beson- ders interessantes Spiel zu verrichten— 3a allmählich sogar im Haushalt eine richtige kleine Stütze zu werden— das liegt allein ag der Mrziehnngsskudet ger wMntten 55 re stehen bereit— Das Pflanzenschutzamt Rücksicht auf Grundstücks-, Markungs- oder Landesgrenzen. Solange es irgendwo einen Schädlingsherd gibt, sind auch die noch nicht befallenen Grundstücke gefährdet. Deshalb hat es der Staat übernommen, tür einen vor- beugenden Pflanzenschutz und für wirksame Bekämpfung der Schädlinge zu sorgen. Es wird den betroffenen Landwirten nicht zuge- mutet, allein für die Kosten der Schädlings- bekämpfung aufzukommen. Ausübendes Organ des staatlichen Pflan- zenschutzes ist das Pflanzenschutzamt, das dem Landwirtschaftsministerium untersteht. Durch das Pflanzenschutzamt werden die For- schungsergebnisse der landwirtschafts-wis- senschaftlichen Institute, vor allem der Bio- logischen Bundesanstalt für Land- und Forst- wirtschaft in Braunschweig und des Instituts für Pflanzenschutz bei der Landwirtschaft- lichen Hochschule Hohenheim, ausgewertet und der Land- und Gartenwirtschaft dienst- bar gemacht. Mit allen Schädlingen und Krankheitsstof- fen, die den Ackerpflanzen, den Obstbäumen und-sträuchern, dem Gemüse und den Zier- pflanzen unserer Gärten gefährlich werden können, befindet sich das Pflanzenschutzamt im Kriegszustand. Seine Tätigkeit beginnt bei der Aufklärung der Landwirte und Gärt- ner in Versammlungen, durch die Fachpresse und durch Informationsschriften. Auf diese Weise werden den Landwirten zumindest von den bekannteren und verbreiteten Schädlin- gen wie Kartoffelkäfer oder Kohlweigling 80 viele Kenntnisse vermittelt, daß sie fähig sind, die Gefahr zu erkennen und nötigen- kalls selbst den Kampf aufzunehmen. In je- dem Fall hilft das Pflanzenschutzamt den be- trofkenen Bauern und Gärtnern mit fachlichen Ratschlägen. Häufig werden die erforderli- chen Chemikalien unentgeltlich vom Pflan- zenschutzamt zur Verfügung gestellt. Die Geldmittel dazu entstammen der Staatskasse. In kritischen Situationen, etwa beim Auf- hilft Bauern und Gärtnern ten Schädlings, springt das Pflanzenschutz- amt selbst ein. Eine der bei den Pflanzen- schutzämtern in Karlsruhe und Freiburg sta- tionierten„Bekämpfungseinheiten“ wird dann in das Befallsgebiet entsandt. Unter dieser Bezeichnung versteht man Spezial- JCastautos, die mit Behältern und Spritzgeräten ausge- rüstet sind. Außerdem wurden in den Zen- tren des Befalls sogenannte Begasungskam- mern eingerichtet, in denen alle zum Versand bestimmten Jungpflanzen einer chemischen Behandlung ausgesetzt werden. Damit wil] man eine Verschleppung der Schädlinge in schädlingsfreie Gebiete verhindern. Daß die Pflanzenschutzämter Badens mit den gleichaltrigen Institutionen der benach- barten Landesteile und Bundesländer enge Verbindung halten, bedarf bei dem überlokalen Charakter des Schädlingswesens keiner be- sonderen Betonung. Zum Zweck einer kon- zentrierten Bekämpfung der San-qosèe-Schild- laus hat das Pflanzenschutzamt Stuttgart so- gar die diesem Schädling gewidmeten Maß- nahmen in Nordbaden mit übernommen. Das Schwergewicht des Pflanzenschutzes liegt heute noch auf der Direktbekämpfung der Schädlinge. Es wird jedoch angestrebt, mehr und mehr den Weg der Vorbeugung zu beschreiten. Auch hierfür kommt vorerst noch in erster Linie das Bespritzen der Pflan- zen mit chemischen Mitteln in Frage. Neuere Methoden haben entweder eine Veränderung des Pflanzencharakters im Sinn einer Im- munisierung der Pflanzen gegen Schädlinge oder eine Heranzüchtung der parasitären Feinde der Pflanzenschädlinge zum Ziel. Wäh- rend in anderen Ländern auf diesen Gebieten schon Erfolge errungen worden sein sollen, ist man in Deutschland über die erste Erfor- schung der Anwendungsmöglichkeiten noch nicht hinausgekommen. Deshalb wird sich das Pflanzenschutzamt bis auf weiteres noch mit der bisherigen Gepflogenheit des Sprit- treten eines noch nicht allgemein bekann- zens begnügen müssen, Sch. Burg kberſtein über dem Murgtal Einst Sitz trinkfester Recken— Ritter Wolf endete im Armenhaus zu Muggensturm per der alten Flößerstadt Gernsbach liegt, von Wäldern und Weinbergen umrahmt, Burg Eberstein, viele Jahrhunderte Sitz der im Ufgau einst mächtigen Grafen von Eberstein. Wir waren von Baden-Baden her durch tiefe Wälder gekommen, in denen weiße ge- schälte Tannenstämme am Wege lagen. Plötz-—, lich senkte sich die Waldstraße. Es kamen Waldlichtungen: das Murgtal lag vor uns. Am schönsten Aussichtspunkt liegt Burg Eberstein. Hier gibt es„Eberblut“ zu trinken, in der Schloßwirtschaft, den Wein der Landschaft. Burg Eberstein erstand vor 700 Jahren. Graf Otto I. war es, der den Sitz des Geschlechts von Alt-Eberstein nach Neu-Eberstein(un- sere Burg) verlegte. Er erreichte ein Alter von 109 Jahren Zu Herrenalb wurde er beigesetzt. Die bekannteste Gestalt in der Reihe der Ebersteiner war jener Ritter Wolf, der in der Sage vom Grafensprung weiterlebt:„Er ritt von der Burg hinab in die Murg“, Hauptan- führer der„Schlegler“, hatte er viele Fehden auszufechten, zumal mit Württemberg. Bei dem Uberfall zu Wildbad spielte er die füh- rende Rolle. Er verlor allmählich Hab und Gut, Schuldenhalber mußte er seinen Besitz an die Markgrafen von Baden abtreten. Er starb im Armenhaus zu Muggensturm. Mit Kasimir von Eberstein starb das Ge- schlecht aus. Das Erbe fiel an Württemberg, später an die badischen Markgrafen. Verwal- ter bewohnten nunmehr das Schloß. Vom Feuer wurde es mehrfach heimgesucht. Da Mittel zum Wiederaufbau fehlten, zogen die Verwalter nach Gernsbach. Taglöhner aus Obertsrot wohnten in der halbzerfallenen Burg. Im Rittersaal richtete ein Nagelschmied seine Werkstätte ein. Durch Weinbrenner wurde auf Veranlassung des Markgrafen Karl Friedrich von Baden der alte Herrensitz wie- der instand gesetzt; durch Großherzog Leo- pold wurde die Restaurierung 1829 planmäßig zu Ende geführt. Um 16 000 Gulden erwarb Leopold das Schloß vom badischen Staat. Es gehört heute dem Prinzen Bertold von Baden, Schön ist es, auf der Burgterrasse zu ver- weilen. Schön ist die Schau in die heimatliche eee UM EATS ELN OD ATEN a SCHACH ECKE Aufgabe von K. Erlin(I. Preis„Schack“ 1911) 2 F TT , u 2 2 A l Kc3. Db, Tf6G, Lg. Bea; Kes, Tha, Lab, e7, Sal, h5, Bes, ed, f7, g6, g5. B38. Matt in zwei Zügen! Nicht die Schwierigkeit— ein Zweizüger kann ja nicht schwierig sein!— sondern die ökonomische Darstellung eines schönen Ge- dankens wurde hier ausgezeichnet. Lösungen der letzten Schach- Aufgaben: I. Dr. Zeple r): 1. h8S81 Der einzige Abwarte- zug; es darf kein Läufer, Turm oder Dame auf hs gemacht werden, da sonst Schwarz in einigen Varianten patt gesetzt sein würde! 1... Kg: 2. Df1l1 Kha(deshalb nicht T oder D auf h8) 3. Dgz; I.... Ke: 2. Sea! Kd(des- halb nicht D oder L auf he) 3. Sc2; 1.. Kel 2. Sea! Kdl 3. Df matt.„Verräter“ ist der weiße Bh7! 5 II.(O. Krobshofer): 1. Dd7! Lgz:+ 2. Pf3 Matt; 1. 83 2 Tho, l. Res 2 Das: matt. — Kreuzworträtsel Waagrecht: 1. Fußbekleidung, 8. Kop- pel von Jagdhunden. 10. griechische Gottheit. 12. Paradiesgarten, 14. Eile, 15. Körnerfrucht, 16. Fürwort, 17. chem. Zeichen für„Neon“, 18. Sleichklang, 21 männliches Huftier, 23. weiblicher Vorname, 24. europäische Wäh- rung, 25, Milchprodukt, 27. größter und reich- ster der vorderindischen Pandschabstaaten. 277 FFF 12 7 8 9 1 1 12 15 A 4 15 16 75 17 18 19 20 21 22 25 85. 200 Senkrecht: 2. Biblischer Prophet, 3. Tier wohnung, 4. vertrauliche Anrede, 5. Hauch, 6. Geliebte des Zeus, 7. persische Stadt, 9. ge- schäftliche Anzeige, II. Grünanlage, 13. Sport- boot, 19. herrschende Kaste im alten Peru, 20. Seemann, 21. Gestalt aus„Lohengrin“, 22. Stadt in der Schweiz, 26. Tierprodukt. Lösungen: 5 ge led de essa La fee 02 u- 6I eur ef usseg II gessuf 6 unten L L perfeig uegvee np e see u zteazſusg— bleed z ssen g Sap 5 uu de eee e een ee d er e er Spe el se b up e en er ene olepues I pense Ls BMO nN meu gad s CCC Vom einheimiſchen Sport Fußball. Tech Ziegelhauſen— SV 07 Seckenheim Zu Beginn der Rückrunde treffen die 07er auf die abſtiegsbedrohten TSG⸗ler aus Ziegelhauſen, die auf heimiſchem Gelände natürlich alles aufbieten werden, um ihr Punktekonto zu verbeſſern und ſich aus dem Abſtiegsſtrudel herauszuhalten. So werden die Seckenheimer morgen an der Orthopä⸗ diſchen Klinik alles aufbieten müſſen, um nicht unter die Räder zu geraten. Das mit ſo⸗ viel Pech in Wieblingen verlorene Spiel war ein deutlicher Lichtblick in den letzten Wochen, wo die 07er mit einer Formſchwankung zu kämpfen hatten. Daß dieſe kleine Indispoſi⸗ tion überwunden iſt, muß die Mannſchaft morgen mit dem gleichen Kampfgeiſt wie in Wieblingen beweiſen, wenn ſie mit zwei wertvollen Punkten heimkehren will. * S eunterflockenbach— FVgg. 98 Seckenheim Morgen, 12.30 Uhr, reiſen die 98 er Fuß⸗ baller in den Odenwald zu obigem Gegner. Auf dem gefürchteten Gelände am Bergab⸗ hang werden die Blau⸗Weißen, trotz der letz⸗ ten Auswärtsſiege in Neckarau und 07 Mann⸗ heim, ſehr auf der Hut ſein müſſen, da der Gegner den Einheimiſchen nicht recht liegt. In den letzten Wochen iſt bei dem 98 er Team auch durch die Mitwirkung des Trainers ein weiterer Formanſtieg zu verzeichnen. Der Sturm kann plötzlich aus allen Lagen ſchie⸗ ßen und eine entſprechende Torausbeute bu⸗ chen. Die Umſtellung von Greulich und Schmitt G. hat ſich in beiden Fällen als ſehr zweckmäßig erwieſen. Wird morgen auf dem Bergſportplatz mit dem gleichen Einſatz wie in den vergangenen Spielen ans Werk ge⸗ gangen, ſo dürfte ein Erfolg. nicht aus lei⸗ ben, obwohl gerade bei den derzeitigen glat⸗ ten und ſchneebedeckten Spielfeldern— For⸗ tung eine Rolle ſpielt. Da die Neckarbrücke geſperrt iſt, wird auf der Ilvesheimer Seite eingeſtiegen. Handball. Die 98er Schülermannſchaft ſpielt heute Nachmittag, 15 Uhr gegen SV⸗Schüler aus ö Ilvesheim auf dem Waldſportplatz. ö Morgen Sonntag, 10.30 Uhr ſpielt die Jugend auf dem Waldſportplatz gegen die Jugend von V. f. L. Neckarau. Beim Tv. Ladenburg tritt um 11 Uhr die 1 b⸗Mannſch. zum fälligen Rückſpiel an. Das Vorſpiel gewannen die 98 er und iſt zu wün⸗ ſchen, daß ſie auch morgen die Oberhand behalten. In Großſachſen ſpielen ſpielt die 2. Mann⸗ ſchaft um 13.15 Uhr. Die 1. Mannſchaft tritt um 14.30 Uhr zum Rückſpiel an. Groß⸗ ſachſen iſt eine Durchſchnittsmannſchaft und zeigt ein gutes Spiel. Das Vorſpiel verloren ſie mit 217 Toren. Die Elf der 98 er hat hier eine Chance, durch Punkteſicherung dem Meiſterſchaftsziel näher zu kommen. Wir erwarten, daß ſich alle Spieler voll ein⸗ ſetzen. TV Edingen— T Jahn Die Turnerbündler treten morgen beim Ta⸗ bellenführer in Edingen an. Die Mannſchaft iſt den Seckenheimern noch gut aus dem Vor⸗ ſpiel bekannt. Ein junger, ſchneller Sturm und eine harte ſtabile Hintermannſchaft wird ſich den Turnerbündlern ſtellen. Die Mann⸗ ſchaft des Turnerbundes wird alles daran⸗ ſetzen, um ehrenvoll abzuſchneiden. Gerade in Edingen haben die Turnerbündler ſchon oftmals bewieſen, daß ſie, wenn es gilt, zu ſpielen verſtehen, und ſie werden ſich bemü⸗ hen, ihre Anhänger für das letzte Spiel zu entſchädigen. Wir dürfen daher mit einem Spiel rechnen, das die Handballherzen höher ſchlagen läßt. Der Handball in Baden Drei Punktspiele stehen in der Nordgruppe auf dem Programm. Die SpVgg. Ketsch kann dabei mit dem führenden TSV Rot gleichziehen, denn es ist kaum anzunehmen, daß die Mannschaft auf eigenem Platz gegen den Tabellen-Vorletzten SV Waldhof Schriffbruch erleidet. Etwas schwieriger hat es der TSV Oftersheim, doch sollte auch ihm ein knapper Steg in Hockenheim gelingen. Der immer noch punktlose Tabellenletzte SV Schwetzingen hat ge- gen Weinheim zwar Platzvorteil, aber nur geringe Aussichten auf einen Erfolg. In der mittelbadischen Gruppe dürfte am Sonn- tag die Entscheidung über den Abstieg fallen. In Gaggenau stehen sich mit dem dortigen TBD und dem Schlußlicht Kappelwindeck die beiden bedroh- ten Mannschaften gegenüber. Den Platzherren ge- nügt zum Verbleib in der Liga bereits ein Remis. Zwei Runden vor Abschluß der Pflichtspiele kann es noch einmal einen Führungswechsel geben, denn Mühlburg Phönix, das kampflos zu den Punkten gegen Kronau kam, könnte im Falle eines Heim- Sleges gegen Bretten die spielfreie Mannschaft SG St. Leon Überflügeln. Beiertheim steht trotz Platz- vortell gegen den dritten Niederbünhl vor einer kaum zu lösenden Aufgabe. Am 18. Januar werden in der neuen Turn- und Festhalle in Balersbronn die gesamtbadischen Kallen-Handballmeisterschaften ausgetragen. Daran nehmen aus Südbaden der in Donaueschingen er- mittelte Hallenmeister Rotweis Lörrach, die F 1844 Freiburg und der Freiburger Fo, aus Nord- baden der nordbadische Hallenmeister Sd Leu- tershausen, ferner der S8 Rot und der TSV Karis- ruhe-Rintheim teil. Der gesamtbadische Hallen- 2 Gruppe& spielen 80 Leutershausen, TSV er Fe, in der Gruppe B TSV Lörrach und FT 1844 Freiburg. wird in zwei Gruppen ermittelt. 25 Sport und Spiel Wer wird Zweiter in Nordbaden? Zahlreiche Auf- und Abstiegsanwärter Seit Bestehen der nordbadischen Amateurliga gab es noch nie derart spannende und verbissene Kämpfe um den zweiten Platz und gegen den Ab- stieg. Während der FV Daxlanden seinen Verfol- gern einfach davonzieht und einem sicheren Mei- sterschaftsgewinn zusteuert, andererseits die TSG Rohrbach und der Sc Käfertal als Absteiger schon gezeichnet sind, bieten sich allen übrigen Mann- schaften noch Aussichten auf Platz 2. Gleichzeitig — und das dürfte ein Kuriosum sein— sind auch diese Vereine vom Abstieg bedroht, denn nach dem bestehenden Spielsystem steigen in Nordbaden drei Vereine ab. Im Augenblick steht der Neuling VfB EKnielingen auf dem 13. Platz. Diese gefährdete Position können die Karlsruher verlassen, wenn ihnen am Sonntag gegen den DScœ Heidelberg ein Heimsieg gelingt. Ein Vorhaben, das recht schwer werden dürfte, denn die Exdresdener zählen neben Mühlburg Phönix, dem zu Hause ein voller Erfolg gegen Hockenheim gelingen sollte, im Augenblick zu den am günstigsten rangierenden Vereinen im Kampf um den zweiten Platz. Ein weiteres Zu- rückfallen droht den Friedrichsfelder Germanen, die auf dem gefährlichen EKirrlacher Gelände an- treten müssen. Die beiden Letzten, Rohrbach und Käfertal, haben zwar gegen Schwetzingen bzw. Brötzingen Platzvorteil, doch ist in beiden Begeg- nungen im günstigsten Falle eine Punkteteilung für die Gastgeber zu erwarten. Der VfB Leimen wird auf der Sprossenleiter erneut aufsteigen, wenn mm ein Heimsieg gegen Viernheim glücken sollte. Spitzenreiter FV Daxlanden erwartet den starken Neuling Kirchheim zum fälligen Punktespiel. Mit den Heidelberger Vorstädtern haben die Daxlander eine alte Rechnung in Form der 2:4-Vorspielnieder- lage— dem bisher einzigen Spielverlust der Dax- lander— zu begleichen. Es spielen: TSG Rohrbach— SV Schwetzingen, VIB Leimen— Amieitia Viernheim, FV Daxlanden gegen Sd Kirchheim, VfB Knielingen— DSC Hei- delberg, KSC Mühlburg/ Phönix— FV Hockenheim, Sc Käfertal— Germania Brötzingen, Fe Kirrlach gegen Germania Friedrichsfeld. Eintracht vor dritter Niederlage? Schwere Aufgaben für reisende Spitzenmann- schaften der 1. Liga Süd Süddeutschlands erste Liga hat am kommen- den Sonntag eine Reihe von Schlagerspielen auf dem Programm, denen man mit Interesse ent- gegensieht, da sie wesentlichen Einfluß auf die Tabellenspitze haben können. Bei diesen Schla- gertreffen stehen die reisenden Spitzenmann- schaften alle vor sehr schweren Aufgaben. Waldhof Mannheim und Bayern München zäh- len neben der Frankfurter Eintracht zu den zu Hause noch ungeschlagenen Mannschaften. SV Waldhof ist am Sonntag Gastgeber der Frank- fkurter Eintracht, und Bayern München empfängt den VfB Stuttgart. Werden die beiden Platz- vereine dabei ihre erste Heimniederlage einstek- ken müssen? Beides ist unwahrscheinlich, so daß am kommenden Sonntag mit Punktverlusten des Spitzenreiters Eintracht Frankfurt und des VfB Stuttgart zu rechnen ist. Auch der Tabellen- zweite KSC Mühlburg/ Phönix hat es bei Vikto- ria Aschaffenburg nicht leicht. Die Aschaffenbur- ger sind seit sieben Wochen ungeschlagen. FC Schweinfurt reist zum BC Augsburg und dürfte dort ebenfalls kaum seinen Vorspielsieg wieder- holen. Wer von diesen vier reisenden Mann- schaften am Sonntag trotz aller gegenteiligen Prognosen zu einem oder gar beiden Punkten kommen sollte, kann lachen. Nürnberg/ Fürth sieht den Lokalschlager SpVgg. Fürth gegen 1. FC Nürnberg, der diesmal be- sonders spannend zu werden verspricht, da Fürth den Anschluß an die Spitze nicht verlieren, der „Club“ dagegen weiter ins Mittelfeld vorstoßen will. Auch in Degerloch erwartet man ein gro- Bes Spiel. Dort treffen die beiden Kickers- namensvettern aus Stuttgart und Offenbach auf- einander, deren Sturmreihen bisher in den 17 zurückliegenden Punktspielen die meisten Tore im Süden geschossen haben. In den unteren Ta- bellenregionen hofft der Neuling Ulm 46, der trotz fleißigem Punktesammeln nicht vom Ta- bellenende wegkommt, zu Hause auf einen vol- len Erfolg gegen den VfR Mannheim. Die Münch- ner„Löwen“ reisen zum FSV Frankfurt, der ebenso in bitteren Abstiegsnöten schwebt wie die Gäste. Es spielen: Stuttgarter Kickers— Kickers Of- fenbach, Bayern München— VfB Stuttgart, SV Waldhof— Eintracht Frankfurt, TSG Ulm 46 gegen VfR Mannheim, Viktoria Aschaffenburg gegen KSC Mühlburg/ Phönix, SpVgg. Fürth ge- gen 1. FC Nürnberg, BC Augsburg— Schwein- furt 05, FSV Frankfurt— 1860 München. Kassel und Jahn noch nicht am Ziel Die Verfolger im Hintergrund— Zunächst keine Gefahr für die Spitzenreiter In Süddeutschlands zweiter Liga galten Hes- sen Kassel und Jahn Regensburg lange Zeit als die fast sicheren Aufstiegsmannschaften. Durch Punktverluste in den letzten Wochen hat sich jedoch das Verfolgerfeld wieder an die beiden Spitzenmannschaften herangeschoben, und es ist nicht unwahrscheinlich, daß es über kurz oder lang einem der Verfolger gelingt, sich zwischen die beiden jetzt führenden Mannschaften zu schieben. Am kommenden Sonntag wird Hessen Kassel seine Tabellenführung behaupten kön- nen, da Jahn Regensburg pausiert. Hessen spielt zu Hause gegen Darmstadt und sollte dort zu dem erwarteten Erfolg gelangen. Die Verfolger der beiden Spitzenreiter spielen am kommenden Wochenende alle auswärts. Freiburg reist zum abstiegsbedrohten FC Pforzheim, Bayern Hof ist Gast beim KFV, der selbst wie- der in die Spitzengruppe einbrechen will, und der Fe Bamberg ist Gast bei Feudenheim, das wie Pforzheim stark bedroht ist, Von den ande- ren abstiegsgefährdeten Mannschaften stehen Cham und Neckarau ebenfalls vor schweren Aufgaben, die kaum lösbar erscheinen, so daß die beiden letzten Plätze kaum abgegeben wer- den dürften. Neckarau gastiert bei Union Bök- Kingen, die in den letzten Wochen eifrig Punkte sammelte, und Cham gastiert beim SSV Reut- ngen. Die beiden anderen Spiele können zu Anderungen im Mittelfeld führen, da praktisch der Tabellendritte zum Tabellendreizebnten nur zwei Punkte Unterschied aufweist. Wiesbaden darf dabei zu Hause als Sieger gegen Durlach erwartet werden, und der TSV Straubing sollte gegen Singen 04 zum Sieg kommen. Es spielen: Union Böckingen— VfL Neckarau, SSV Reutlingen— ASV Cham, I. EO Pforzheim gegen FC Freiburg, Karlsruher FV—. Bayern Hof, ASV Feudenheim— 1. FC Bamberg(Sa), Hes- sen Kassel— SV Darmstadt, SV Wiesbaden ge- gen ASV Durlach, TSV Straubing— Fe Sm Zen 84. 4 . Schlägt Speyer auch den 1. FCK? Die Spiele der 1. Liga Südwest Das Schlagerspiel der Fußball-Oberliga Süd- west ist am Sonntag zweifellos die Begegnung zwischen dem FV Speyer und dem 1. FC Kai- serslautern. Die Walterelf ist keineswegs klarer Favorit, denn in Speyer hängen die Trauben außerordentlich hoch. Neben Kaiserslautern und dem Fc Saarbrücken weist Speyer mit sieben Siegen und nur zwei Unentschieden die beste Heimbilanz aller 16 Mannschaften der Südwest- Oberliga auf. Recht interessant dürfte auch die Begegnung der beiden saarländischen Mann- schaften 1. FC Saarbrücken und Borussia Neun- kirchen in Saarbrücken werden. Der deutsche Vizemeister holte sich im ersten Durchgang in Neunkirchen einen 2:0-Sieg und wird sich auf eigenem Gelände kaum einen Punkt von seinem alten Rivalen abknöpfen lassen. Tus Neuendorf hatte es im ersten Durchgang sehr schwer, sich gegen den FV Engers knapp mit 3:2 durchzu- setzen. Inzwischen hat die Spielstärke von En- gers jedoch erheblich nachgelassen, so daß die Koblenzer Vorstädter sicherlich auch auf des Gegners Platz zu einem doppelten Punktge- winn kommen werden. Der FK Pirmasens wird vor eigener Gemeinde alles daransetzen, durch einen Sieg über die ebenfalls abstiegsgefährdete Mannschaft des SV Eintracht Trier aus der Ab- stiegszone herauszukommen. Leichter wird es Wormatia Worms mit Phönix Ludwigshafen haben. Die Wormser, die bereits das Vorspiel 5:2 für sich entschieden, gelten als klare Fa- voriten. In Kaiserslautern wird sich der VfR von Mainz 05 nicht zurückwerfen lassen. Der Ta- bellenletzte, Hassia Bingen, steht in Ludwigs- hafen bei seinem Spiel gegen Tura auf verlore- nem Posten und wird kaum um seine 17. Nie- derlage herumkommen. In Eirn geht der heim- starke VfR als Favorit ins Spiel gegen Saar 05 Saarbrücken. Elarer deutscher Turnersieg in Wien Deutschland gewann im Wiener Konzerthaus den Kunstturn-Länderkampf gegen Gsterreich überlegen mit 346,55:328,40 Punkten. Endstand der Einzelwertung: 1. Dickhut OD) 58,85 Punkte, 2. Bantz OD) 58,60, 3. Wied(D) 57,65, 4. Pfann(D) 57,35, 5. Wister(S) 56,90, 6. Klein(O) 56,60, 7. Schnepf(D) 56,40, 8. Gru- benthal(O) 55,40, 9. Kropf(D) 55,35, 14. Weis D Im Hallenhandball gegen Dänemark Der Deutsche Handball-Bund bestreitet am Sonntag in Kopenhagen sein 14. Hallenhandball- Länderspiel gegen Dänemark, das nun schon zum dritten Male unser Gegner ist. Daß Däne- mark Revanche für die vor Jahresfrist in Kiel erlittene 18:10-Niederlage nehmen will, ist selbstverständlich. Das erscheint umso eher möglich, als die derzeitigen Hallenhandballver- hältnisse für Dänemark sprechen. Deutschland spielt lieber offensiv, mit rasanten Angriffen aus der Deckung hervorgetragen, bei denen das Tempo gesteigert wird. Das ist jedoch nur mög- lich auf einer großen Spielfläche, die in der KB-Halle in Kopenhagen nicht zur Verfügung steht. Die Betonabwehr der Dänen wird sich so- mit als sehr vorteilhaft erweisen. Deutschland wird wahrscheinlich in folgen- der Aufstellung spielen: Tor: Asmussen(Sport- freunde Flensburg); Verteidiger: Vick, May- chrzak(beide Polizei Hamburg), eventuell Dah- linger(THW Kieh; Verbinder: Dr. Sievers(THW Kiel); 1. Sturm: Schütze(Berliner SV 92), Isberg Polizei Hamburg), Harder(Sportfreunde Flens- burg); 2. Sturm: Giele Eiktoria Hamburg), Dab- linger(THW Kiel) oder B. Kempa(Frischauf Göppingen), Rasmussen(Sportfreunde Flens- burg). Dänemark hat folgende Mannschaft nomi- niert: Jensen; Jörgensen, Krämer; Gundahl; Sörensen, Theilmann, Nielsen; Madsen, Melbye, Petersen. te Stretz gegen Sänger um Meistertitel Entscheidungen im Mittel- und Leichtgewicht München erlebt am Freitagabend die zur Zeit wohl interessanteste deutsche Meisterschaft der Berufsboxer. Im Mittelgewicht stehen sich der Titelverteidiger Hans Stretz Erlangen) und sein anerkannter Herausforderer Heinz Sänger (Celle) gegenüber. Vor einem Jahr konnte Sän- ger den Titelhalter Stretz entscheidend besiegen. Eine Voraussage ist besonders schwer, da beide Kämpfer für einen entscheidenden Erfolg gut sind. Der Kampf geht über zwölf Runden. Mit kaum geringerer Spannung erwartet man die Endausscheidung im Leichtgewicht zwischen den beiden Meisterschaftsanwärtern Ludwig Petri(Wiesbaden) und Herbert Gläser(Gelsen- kirchen). Die Frage ist, ob es dem zweifellos routinierten und äàlteren Petri gelingt, die ge- kürchteten Körperschläge des westfälischen Rechtsauslegers während der zehn Runden zu vermeiden. Dritter Turniertag der Wasserballmeisterschaft Im Karlsruher Vierordtbad werden am Sonntag die Spiele des dritten Turniertages um die badisch- württembergische Wasserballmeisterschaft ausgetra- gen. Dabei stehen sich Schwaben Stuttgart, KSN 99 Karlsruhe, Ss Mannheim und der SSV Reut- lingen im Kampf um die Punkte gegenüber. Die Stuttgarter Schwaben können zur Tabellenführung vorstoßgen, denn es ist kaum anzunehmen, daß sie Zähler einbüßen werden. Die Karlsruher müßten sich über Mannheim und Reutlingen hinwegsetzen. Dagegen ist das Spiel zwischen dem Mannheimer Schwimmverein und dem Ss Reutlingen völlig offen. Badische Fechtmeisterschaften in Freiburg In Freiburg werden am kommenden Sonntag die gesamtbadischen Fechtmeisterschaften ausgetragen. Dabei werden die Meister im Säbel- und Florett- fechten ermittelt. Rund 40 Florettfechter und Säbel- fechter aus ganz Baden, die der Landessonderklasse oder der Landesklasse angehören und bei den dies- jährigen Bezirksausscheidungen Sieger geblieben Waren, kämpfen um den Titel. Zweierbob-Meisterschaft am Samstag Die deutsche Zweierbob meisterschaft, die für Sonntag angesetzt war, wird schon am Sams- tag, 14 Uhr, auf der Rießersee-Bahn ausgetra- gen. am Sonntag findet dafür die süddeutsche Meisterschaft im Viererbob statt. 2 Sandhofen ringt gegen Feudenheim Am kommenden Wochenende haben die Spitzen- vereine der nordbadischen Ringeroberliga durch- weg Heimkämpfe. Die interessanteste Paarung ist der Kampf des Tabellenführers Sandhofen gegen den Exmeister Feudenheim. Allgemein wird der Tabellenführer als Sieger erwartet. In der Begeg- nung FSV Brötzingen— Germ. Karlsruhe sollten die bereits zum Abstieg verurteilten Karlsruher keine Gewinnchancen haben. Die Begegnung KSV Wiesental— SV Ketsch kann unentschieden enden. Der As Heidelberg hat eine leichte Gewinnchance gegen Germ. Bruchsal, während im Kampf RSCG Viernheim— KSV Kirrlach mit einem Unentschie- den gerechnet wird, da die Viernheimer in den unteren, die Kirrlacher in den oberen Gewichts- klassen stärker sind. Es ringen: KSV Wiesental— SV Ketsch, Sv Brötzingen— Germ. Karlsruhe, Eiche Sandhofen gegen As Feudenheim, As Heidelberg— Germ. Bruchsal, Rsc Viernheim— KSV Kirrlach. . Europas(Verkarstung der Mittelmeer länder). Das Geheimnis der Seejungfern Aus einem Hyazinthenblatt wachsen neue Knol len— Die Ettrich-Taube des Pflanzenreichis Wissenschaftliche Institute werden oft ak Orte betrachtet, die für den Laien völlig un- interessant sind. Eine Besichtigung des Pflan- zenphysiologischen Instituts der Universität Wien beweist jedoch genau das Gegenteil. Vor „synthetischen Schwammerln“, Hexenbesen, Sirenennüssen, dem leichtesten und schwer sten Holz, Zauberringen und Holzphotogra- phien verfliegen zwei Stunden wie im Hand- umdrehen, und aus einem schwerfälligen n- stitutsnamen wird ein bunter lebendiger Bil- derbogen des Interessanten und Wissens wer- ten. Da kann man zum Beispiel die größten Sa- men der Welt sehen, jene, aus denen die Seychellenpalmen wachsen. Als die ersten europäischen Abenteuerer und Forscher zu Beginn der Neuzeit zu den Seychelleninseln im Indischen Ozean unweit des Aquators kamen, sahen sie mit Verwunderung diese seltsam geformten Gebilde im Meer schwimmen. Eine Deutung war bald gefunden: es mußte sich um Meerfrauen handeln, die Kopf umd Beine unter der Wasseroberfläche hatten und nur sozusagen mit dem verlängerten Rücken aus dem Wasser ragten. Der Arger und die Ent- täuschung waren freilich groß, als man statt eines ganzen Meerweibchens, einer Sirene, nur stets diese Früchte bergen konnte. Man nannte sie Sirenennüsse, und Kaiser Rudolf, der abergläubische Alchemist, wog sie mit Gold auf. Aber auch der späteren Wissen- schaft bereiteten diese Seychellennüsse noch manches Kopfzerbrechen, da sie so gar keine Lust zeigten, Keime zu treiben. Schließlich fand man, daß sie 25 bis 30 Jahre benötigten, ehe der Keim die harte Schale sprengt und durch die Erdoberfläche dringt. Auch die Kokospalme benötigt dazu zehm Jahre, und während dieser Zeit nährt sich der Palmen-Embryo von der Kokosmilch, die reich an Vitaminen und Nährstoffen ist. Es ist da- her kein dummer Aberglaube, wenn primitive Negerstämme frische Kokosmilch zur Heilung schwerer Wunden verwenden: was die mo- derne Chemie durch künstliche Vitaminanrei- cherung von Heilsalben getan hat, bringt die Natur in ähnlicher Weise mit weniger Mühe ZzUuwWwege. Pflanzen haben auch in der Geschichte des Plugwesens eine nicht unerhebliche Rolle ge- spielt. Zum Entzücken aller Zuhörer läßt Pro- essor Gicklhorn, der Leiter des Museums, Sa- men von Zanonia macrocarpa durch den Raum segeln: die mit den hauchdünnen„Flügeln“ etwa spannenlangen Samen gleiten majestã- tisch in ruhigen Bahnen durch das Zimmer, che sie sich langsam senken, Nach ihrem Vor- bild schuf der österreichische Flugpionier seine berühmte Ettrich-Taube“, die bei Motorscha- den gefahrlos zu Boden gehen sollte. Später spielte Balsa- Holz, das viel härter, aber noch leichter als Holundermark ist, beim Flugzeug- bau eine wichtige Rolle und wurde erst durch das Aufkommen der Aluminiumindustrie ver- Jrängt. i Kleine Tips für den Gartenfreund erfährt man so nebenbei. Verblühte Hyazinthen sollte man z. B. nicht wegwerfen. Ein Blatt, mit einem Rasiermesser abgetrennt und in feuchte Erde gesetzt, treibt viele Wurzeln und Knol- len, die man wieder einsetzen kann. Zimmer- tannen wiederum sind auf Raucher schlecht zu sprechen. In einem von Tabakrauch ver- qualmten Zimmer lassen sie die Aste hängen, Als ob sie eingehen wollten. Aber nach ein gen Stunden in der frischen Luft sind 81e gleich wieder gesund und munter. Andere Zimmerpflanzen reagieren ähnlich. Das Wiener Pflanzenphysiologische Institut, das kürzlich seine Hundertjahrfeier beging War das erste seiner Art in der ganzen Wen* und zählte viele berühmte Namen zu seinen Lehrkräften, so den 1927 verstorbenen Pro- Molisch, für den vor einiger Zeit eine Ge. denktafel enthüllt wurde. Molisch gelang e auch als erstem, einen Pilz im Brutofen 2 ziehen: heute steht dieses„Schwammerl“, übrigens ein biederer Halimasch(Agaricus melleus), unter Alkohol in einem Glaskolben und stellt ein Erinnerungsstück von hohem musealem Wert dar. Bei diesem berühmt ge- wWordenen Versuch stellte Molisch auch fest, daß Pilze wirklich unglaublich schnell wach- sen. Der kleine Halimasch schoß in wenig mehr als zweieinhalb Stunden aus dem Bo- den und erreichte Daumengröße, worauf der Versuch abgebrocflen wurde und der Hali- masch nebst zwei kleinen Brüdern in den Slaskolben wanderte,(ip) Der Wald ist lebenswichtig Gefahren durch Erosion und Wassermangel Die Gefahr einer Bodenerosion und Verstep- pung der Kulturlandschaften und in ihrem tolge des Hungers hat in aller Welt in den letz- ten Jahren eine Flut von Literatur hervorge- bracht. Titel wie:„Sonst Untergang“,„Die letzte Chance“, Die Erde rächt sich“ usw. sind in ih- rer Zuspitzung gewiß stark auf das Sensations: bedürfnis der heutigen Leser welt eingestellt. Mit der Frage, ob Bodenerosion und Versteg- pung eine akute Gefahr auch für unseren Le- bensbereich darstellen, befaßte sich dieser Tage in einem Lichtbildvortrag in der Technischen Hochschule Stuttgart der bekannte Wald- Naturschutzfachmann, Forstmeister Dr. B. e Feucht. Er wies nach, daß bei unseren verhält nismäßig günstigen Niederschlagsverhältnissen die Gefahren der Bodenauswaschung, der W. verwehung und der Dürreschäden natürlich ge? ringer sejen als etwa in südlicheren Breiten Eine entscheidende Notwendigkeit sei jed die Erhaltung und Pflege unserer Waldbestände, der Feldgehölze und Hecken. Die Grundwasser- verhältnisse, bedingt durch den starken 21 sstorischen und industriellen Wasserverbrauch, geben nach Feucht auch bei uns Anlaß zu ern? sten Befürchtungen hinsichtlich der landwirt. schaftlichen Produktivität, Der Landwirtschaft empfahl der Vortragende, in enger Zusammen arbeit mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, der Sen ag, dem Naturschutz usw,. den Fragen der Erhaltung von Hecken und des Heckenbaues, des Konturpflügens usw. 2. Abwehr Ae Erosionsgefahren und zur Er; haltung der Bodenfruchth it volles Augen? merk zu schenken. 4 Dx. 6 = c- ee 6d d e N