135 en. ner ren — 11— 1 . Nr. 34 Neckar-Bote(2. Blatt) Samstag, 28. Februar 1953 Barometer der Konjunktur Von Dr. Hermann Reis chle Seitdem sich die moderne Wirtschaft aus der Fntwicklungsstufe der Kundenproduktion her- ausentwickelt hat und auf der ganzen Breite Zur arbeitsteiligen Erzeugung für den Markt übergegangen ist, genügt es nicht mehr, daß der einzelne Betrieb eine handwen a gute und kalkulatorisch preiswerte Arbe! 2fert. Er ist vielmehr, um es mit einem b Iten Bild des modernen Existentialismus 26 drücken, auf Gedeih und Verderb in den ao- nymen Markt hineinge worfen. Dort bildet sich nach Vorrat und Bedarf, nach Angebot und Nachfrage, ja sogar nach der spekulativen Meinung des wahrscheinlichen Angebots und der wahrscheinlichen Nachfrage der Preis für das Erzeugnis. Es kümmert die Masse der ꝑEKäufer dabei kaum, ob dieser Preis die Exi- stenz des einen oder anderen Betriebes sichert oder nicht. Deshalb ist heute das Wissen um alle die welt- und volks wirtschaftlichen Zusammen- hänge des Marktes um die statistischen Tatbe- stände von Angebot und Nachfrage von le“ benswichtiger Bedeutung sowohl für den ein- zelnen Betrieb wie für die Wirtschaftsführung. Dabei bleibt es im Grunde ziemlich gleichgül- tig, ob die Wirtschaft in einem liberalen Wirf schaftssystem mehr ihrer Eigen verantwortung und ihrer privaten Initiative überlassen bleibt, oder ob ihr durch ein Wirtschaftsregime der Ordnung, Lenkung oder Planung der Rahmen ihrer Betätigung vorgeschrieben wird. In einein liberalen Wirtschaftssystem muß der Betrieb selbst, um den Fährnissen der Marktent- Wicklung in jedem Augenblick gewachsen zu sein, der mutmaßlichen Entwicklung der Kon- junktur ständig nachspüren. In einem auto- ritären oder plan wirtschaftlichen Regime wer- den insbesondere die Planer selbst ein um- fangreiches System zur Durchleuchtung aller wirtschaftlichen Kräfte und statistischen Tal bestände zur Verfügung haben müssen, um der lebendigen Entwicklung in etwa gerecht werden zu können. Aus den vorgenannten Gründen hat sich ungefähr seit dem Ende des ersten Weltkrie- ges die Konjunkturforschung als ein neuer Zweig der Wirtschafts wissenschaft entwickelt. In Deutschland war der damalige Präsident des Statistischen Reichsamts, Wagemann, der Pionier für diesen bedeutsamen neuen Wis- senszweig. In dem von ihm begründeten und schließlich auch ausschließlich selbst geleiteten „Institut für Konjunktur forschung“ in Berlin hat er nicht nur die Grundlagen für den neuen Wissenschaftszweig gelegt, sondern hat als akademischer Lehrer an der Universität Ber- lin ihn auch wissenschaftlich vertreten und eine eigene Schule begründet. Aus ihr sind die meisten in der Wirtschafts- und Konjunk- tur forschung in Westdeutschland heute füh- renden Köpfe hervorgegangen. Einer dieser heute führenden Manner, der Leiter des Rheinisch- Westfälischen Instituts für Wirtschafts forschung, Prof. Dr. Däbritz, Essen, schrieb dieser Tage in einem Beitrag zum 25jährigen Bestehen des Deutschen In- stituts kür Wirtschaftsforschung Berlin u. à. folgendes: Es erwies sich als erforderlich, die Beobachtung über die nationalen Grenzen hinaus auf die Weltwirtschaft zu erstrecken und die Verflechtung der heimischen Wirt- schaft mit anderen Volks wirtschaften zu ver- folgen. Eine andere nebenher laufen Fort- bildung der Forschung stellt sich als eine Vel tiefung innerhalb ihres eigentlichen Arbeits- gebietes dar. Sie führte zur Branchenbeobach- tung und zog mithin zur Gewinnung eines Urteils über die heimische Gesamtwirtschaft die Sonderbewregungen ihrer Einzelzweige her- an.. Eine dritte Verfeinerung, die der For- schung nahegelegt wurde, stand unter regio- nalem Gesichtspunkt und führte zur Regional- forschung.“ Aus solcher wissenschaftlichen Begründung der Regionalforschung leitet auch eine Wirt- schaftsforschungsstelle ihren Auftrag her, welche im vorigen Jahre im Raume des Süd- weststaats als„Velks wirtschaftliches Büro der Badisch-Württembergischen Industrie- und Handelskammern bei der Industrie- und Han- delskammer Stuttgart“ begründet worden ist. Dieses Büro nutzt die von seiner Vorgängerin im Raume des früheren Landes Württemberg- Hohenzollern gemachten Erfahrungen nun- mehr für das gesamte neue Bundesland aus. Sein Leiter Dr. Holtermann kommt. ebenfalls aus der wissenschaftlichen Schule des frühe ren Instituts für Konjunkturforschung Berlin. Das Volks wirtschaftliche Büro der Kammern arbeitet in doppelter Richtung: 1. Es stellt in Vierteljahresberichten über Wirtschaft und Konjunktur in Baden- Württemberg sowie n Informationsdiensten seinen Mitgliedern die Ergebnisse der laufenden EKonjunkturbeobach- tung zur Verfügung, fertigt 2. jedoch auf An- trag auch Spezialausarbeitungen, insbesondere über örtliche und bezirklich interessierende Wirtschaftstatbestände an. Auch der Presse des Bundeslandes will das Büro mit Inform tionen zur Verfügung stehen. 5 5 Der vielseitige Inhalt des Berichts Nr. 1 zeigt die verschiedenen Arbeitsrichtungen des Büros sinnfällig auf. Wir finden einleitend einen wissenschaftlichen Kommentar zur all- gemeinen Wirtschaftslage im Bundesgebiet, anschließend unter ‚Sudweststaat-Merkmale“ eine Durchleuchtung der wirtschaftlichen Struktur des Bundeslandes, ferner Berichte über die Entwicklung in den einzelnen Indu- Striezweigen usw. Unter„Streiflichter zur Ab- satzlage kommen einzelne Firmen aus den verschiedensten Branchen mit kurzen Analy- sen zu Wort. Betrachtungen über Geld und Kredit, Außenhandel, Groß- und Einzelhandel schließen den reichhaltigen Bericht ab. Der weiteren Tätigkeit des Büros wird man mit besonderem Interesse entgegensehen dürfen. Realeinkommen sind weiter gestiegen Kreditzunahme durch Kapitalbildung neutra- lisiert— Die Wirtschaft im Spiegel der BDL. Entsprechend der schon aus Saisongründen verhältnismäßig schwachen Nachfrage an den Gütermärkten war in den letzten Wochen auch die Entwicklung des Geld- und Kapitalmarktes im Bundesgebiet wenig expansiv. Zu diesem Schluß kommt die Bank Deutscher Länder in ihrem neuesten Monatsbericht. Mit am stärksten zur Ausdehnung des Geldvolumens habe noch der Uberschuß der Devisenankäufe der Bank über die Devisenabgaben beigetragen. Dies sei jedoch auch m ein Reflex der erneuten star- ken Zurückhaltung bei der Einfuhr und nur zum kleineren Teil ein Zeichen wachsender Ausfuhren und Dienstleistungen an das Ausland gewesen. Die Kredite und die Wertpapierbestände der en hätten im übrigen insgesamt gesehen hrend der letzten Wochen nur relativ mäßig zugenommen. Außerdem sei diese Zunahme noch von einer sehr lebhaften Spartätigkeit begleitet worden, so daß der bei weitem größte Teil der Kreditzunahme in den letzten Wochen geldpoli- tisch durch eine entsprechende Kapitalbildung — also durch Konsumverzicht— neutralisiert e. Allgemeinen Produktionsentwid idesgebiet schreibt die BDL. daß der der arbeitstäglichen Produktion(1936 glei von 151 Punkten i er auf 140 in nuar abgesunken sei. Di Rückgang gehe be- trächlich über das saisonübliche Maß hinaus. Er sei auch stärker als im gleichen Zei Vorjahres. Das Produktionsvolumen der strie im Bundesgebiet sei daher im Januar die- ses Jahres nur noch um 4 Prozent größer als im Januar 1952 gewesen, während der Abstand im Dezember 1951 noch 9 Prozent betragen habe. Die Zentralbank weist darauf hin, daß sich nun- mehr für die erste Hälfte des Landwirtschafts jahres 1952/53 praktisch endgültige Zahlen über die Nahrungsmittelproduktion zusammenstellen lassen. Was die einheimische Bodenproduktion anbelange, so würden die nun vorliegenden end- Sültigen Ernteziffern zeigen, daß zwar erheb- liche Ausfälle bei Grün- und Rauhfutter sowie Hackfrüchten zu verzeichnen waren, daß aber die Getreideernte im ganzen nur geringfügig hinter der des Vorjahres zurückgeblieben i. Die Produktion von tierischen Nahrungsmi n werde aber wohl kaum durch die Ausfälle bei der Futtermittelproduktion beeinträchtigt wer- den. Auch der Geldwert der deutschen Ag erträge und die Verkaufserlöse der Land schaft würden 1952/53 den hohen Stand de jal voraussichtlich wieder land wirtschaftliche Arbeiter höher als 1951/52. Die Rentabilitätslage der westdeutschen Land- wirtschaft werde also im laufenden Wirtschafts- jahr nicht mehr ganz so günstig wie im Vor- jahre sein. Die Bank Deutscher Länder betont weiter. daß auch im Januar das allgemeine Preisniveau überwiegend weiter nachgegeben habe. Dies treffe vor allem für die Nahrungsmittel- und industriellen Rohstoffpreise zu. Daneben sei aber auch eine Reihe industrieller Erzeugerpreise von der abwärts gerichteten Tendenz erfaßt worden. Da gleichzeitig auch die Nominaleinkommen zahlreicher Bevölkerungsgruppen— wenn auch nur geringfügig— gestiegen seien, hätten sich für das Realeinkommen nicht unerhebliche Er- höhungen ergeben. Produktivitätshilfe für Kleinbetriebe 117 Millionen DM sollen bereit stehen Bundeswirtschaftsminister Erhard hat sich entschlossen, den Klein- und Mittelbetrieben in der Wirtschaft der Bundesrepublik 117 Millio- nen DM zur Steigerung ihrer Produktivität zur Verfügung zu stellen. Wie Bundestagsabgeord- nete mitteilten, hofft man nach einem solchen Schritt der Bundesregierung auch auf eine fi- nanzielle Beteiligung der Amerikaner bei den Anstrengungen um die Steigerung der Produk- tivität in der Bundesrepublik. Bundestagsabge- ordnete sagten, die Produktivitätssteigerung solle nunmehr energisch in Angriff genommen wer- den. Ihr Ziel sei die Erhöhung des Sozialpro- duktes. Sie werde dazu führen, daß die Real- ljöhne der Arbeiter sich weiterhin erhöhen und die Lebenshaltung sich verbessern werde. Mit den Mitteln für die Produktivitätshilfe sollen vor allem Rationalisierungsmaßnahmen vorge- nommen werden. STEd war ein grotes Verlustgeschäft Die Tätigkeit der, Staatlichen„Erfassungsgesell- schaft“(STE) hat sich als ein großes Verlust- geschäft erwiesen. Wie aus dem Bundesfinanz- ministerium bekannt wurde, belaufen sich die Verluste des Bundes beim Geschäft mit ameri- kanischem Heeresgut auf rund 600 bis 700 Millio- nen DMI. Die STEG hatte nach dem Krieg von der amerikanischen Armee für die deutsche Be- völkerung dringend benötigte Waren, wie zum Beispiel Bekleidung, Schuhe und Kraftfahr- zeuge übernommen und in den in allen Städten der amerikanischen Zone bekannten STEG-Ge- schaften verkauft. Die dadurch entstandene Ver- schuldung bei den Amerikanern, mit deren Ab- zahlung jetzt begonnen werden muß, ist aber Wesentlich höher als die bei den Verkäufen er- zielten Einnahmen. Wirtſchaftliches Waldbesitzer warten auf Entschädigung Aus den zwangsweisen Holzeinschlägen in den privaten und öffentlichen Wäldern der Länder Rheinland-Pfalz, Baden, Württemberg-Hohen- zollern, Nordrhein- Westfalen, Niedersachsen, Schleswig- Holstein und Bayern stehen nach einer Mitteilung des Deutschen For swirtschaftsrates noch Forderungen in Höhe von 436 Millionen DM der geschädigten Waldeigentümer gegen die in Liquidation befindliche JEIA aus. Die von den Vertretern der Waldbesitzer mit Befürwortung der Bundesregierung geforderte Zahlung einer Vergleichssumme von 70 Millionen DM habe bis- her ebenfalls nicht durchgesetzt werden können. Es könne aber den Geschädigten nicht zugemutet werden, sich auf eine noch völlig ungewisse Re- gelung weiter vertrösten zu lassen oder sich so- gar damit abzufinden, daß die Entschädigung — wie es vorgesehen sein soll— von der Rati- fizierung des Deutschlandvertrages abhängig ge- acht werde. Die Bundesregierung werde in einer im Bundestag eingebrachten kleinen An- erneut gefragt, ob sie bereit sei, den dbesitzern zur Befriedigung ihrer Ansprüche s den Zwengsholzeinschlägen zu verhelfen. Maltzan für Senkung der Kaffeesteuer Der Leiter der Handelspolitischen Abteilung im Auswärtigen Amt, Dr. Vollrath von Maltzan, befürwortete eine Senkung der Kaffeesteuer aus handelspolitischen Gründen. Vor Pressevertre- tern sagte Maltzan, daß eine Senkung der Kaf- feesteuer nicht nur zu einer Erhöhung des Ver- brauches und damit auch der Einfuhren bei- tragen, sondern auch neue Ausfuhrmöglichkei- ten schaffen würde. Größere Kaffee-Einfuhren seien durche kein Devisenluxus mehr, sondern handelspolitische Pflicht gegenüber den auslän- dischen Handelspartnern. Kohlenvorrat der Ruhr reicht 370 Jahre Das Ruhrgebiet kann nach Angaben von Dr. Ing. Wunsch von der„Ruhrgas AG“ mit seinen Tilliarden Tonnen sicheren Steinkoh- lenvorräten noch für etwa 370 Jahre Brenn- und toffe liefern. Um die Kapazität des Ruhr- zu erhalten, müßten aber im Norden ers neue Zechen errichtet werden. Der je übrigen ittel an der gesam- ten Stromerzeugung und mit vier Fünfteln an der Gaserzeugung des Bundesgebietes beteiligt. Spitzenweine auf dem Weinmarkt Anläglich der in Wolfenweiler durchgeführten Weinprämiierung des Badischen Weinbauverbandes zeigte es sich, daß die auf Flaschen gefüllten Weine der Jahrgänge 1949, 1930 und 1951 sich ausgezeich- ckelt haben. Von den 103 angestellten Pro- ſitaus große Mehrzahl mit loben- 8 und Preisen ausgezeichnet deshalb erwartet werden, daß Weinen auf dem 66. Of- am 10. März angesetzt grögere Anzahl ange- werden. Es darf ist, in en Deutsche Wertpapiere in den USA zugelassen Ein Abkommen der Regierungen der USA und der Deutschen Bundesrepublik über die Berei- nigung der auf Dollar lautenden deutschen Wertpapiere wurde in Bonn unterzeichnet. Wie die US-Hochkommission bekannt gab, ist mit dem Inkrafttreten dieses Abkommens die Vor- aussetzung für die Wiederzulassung deutscher Wertpapiere-Dollarschuldverschreibungen aller Art im Werte von rund 300 Millionen Dollar (rund 1,3 Milliarden DM) an den amerikani- schen Börsen geschaffen. Das Abkommen ent- hält ferner Vorschriften über die Durchführung des Bereinigungsgesetzes für deutsche Auslands- bonds vom 25. August 1952. Nach dem Abkom- men soll eine Bereinigungsstelle in New Lork errichtet werden. Furcht vor der deutschen Konkurrenz Paris um seinen Italien-Handel besorgt Die Furcht vor der deutschen Konkurrenz Wurde in Paris als einer der Gründe für das Französische Einverständnis genannt, über die Künftige Gestaltung der Handelsbeziehungen mit Italien zu verhandeln. In französischen Finanz- Kreisen wurde erklärt, Italiens Forderung nach einer Lockerung der französischen Importrestrik- tionen hänge weitgehend mit der langsamen Er- holung der französischen Ausfuhr zusammen. Deshalb verursache der steigende Güteraus- tausch zwischen Italien und Deutschland in Pa- ris Kopfzerbrechen. Immerhin hätten sich die deutschen Exporte nach Italien von 1951 auf 1252 etwa verdoppelt, während die französischen Lieferungen unverändert geblieben seien. Wei- ter wird betont, daß die scharfen Proteste und Drohungen italienischer Wirtschaftskreise die Tramzösischen Befürchtungen noch vergrößert hätten, daß Italien sich mehr und mehr auf den Handel mit Deutschland einstellen werde. Da- zu komme, daß zwischen der deutschen und ita- Henisenen Wirtschaft weniger Konkurrenz-Be- rührungspunkte gegeben seien als zwischen Ita- lien und Frankreich. Branntweinpreise herabgesetzt Die Bundesmonopolver waltung für Brannt- Wein hat mit Wirkung vom 27. Februar 1953 die Verkaufspreise für Trinkbranntwein sowie für technischen und medizinischen Branntwein her- abgesetzt. Wie die Monopolver waltung bekannt- Sab, werden im einzelnen die Verkaufspreise eines Hektoliters hundertprozentigen Brannt- weins wie folgt neu festgesetzt: Für Trink- branntwein und Essenzherstellung von 1 345 auf 130⁰ DN. für Branntwein zur Herstellung von Heilmitteln für den äußerlichen Gebrauch und Körperpflegemitteln von 3830 auf 330 DM, für 5 zu gewerblichen Zwecken von 95 auf Textilindustrie ist optimistisch Mengenkonjunktur mit gedrückten Preisen— Rationalisierung ist nötig Auf einer Pressekonferenz des„Gesamtver- bandes der Textilindustrie in der Bundesrepu- blik Deutschland“(Gesamttextil) in Frankfurt wurde darauf hingewiesen, daß die gegenwärtige Lage in der westdeutschen Textilindustrie in be- zug auf den Beschäftigungsstand und die Auf- tragslage wesentlich besser sei als vor einem Jahr. Die Dispositionsfreudigkeit des Handels habe sich nach der weitgehenden Räumung der Läger durch das gute Weihnachts- und Winter- schlußverkaufsgeschäft ohne Zweifel verstärkt, wenn auch immer noch das kurzfristige Geschaft weiter vorherrsche. Die Textilindustrie rechne mit einer Steigerung der Nachfrage auf Grund der erhöhten Kaufkraft. Schon jetzt sei die Einleitung einer Mengenkonjunktur zu sehr ge- drückten Preisen deutlich zu erkennen. Nachdem die Erzeugerpreise im vergangenen Jahr im Durchschnitt um 23 Prozent gesunken seien, könnten weitere Preisreduzierungen bei der Industrie in diesem Jahr nicht mehr er- wartet werden. Trotz dieser starken Preiserma- Bigungen habe die Textilindustrie im Jahre 1952 ihre Qualitäten erheblich verbessert. Zur Ent- wicklung der Textilindustrie im vergangenen Jahr würde betont, daß nicht nur der Umsatz auf 11 Milliarden DM gegenüber 12,8 Milliarden DM im Jahre 1951 zurückgegangen sei, sondern daß sich auch die Ertragslage wesentlich ver- schlechtert habe. Dies werde durch die gegen- über 1951 ͤ um 50 Prozent zurückgegangenen In- vestitionen bestätigt. In Zukunft werde der Schwerpunkt der Investitionstätigkeit auf dem Gebiet der Rationalisierung liegen. Zur Erhal- tung der Konkurrenzfähigkeit der westdeutschen Textilindustrie seien weitere Rationalisierungs- maßnahmen dringend erforderlich. So zum Bei- spiel sei die holländische Textilindustrie auf Grund ihrer modernen Ausrüstung in der Lage, die deutschen Preise auf den Auslandsmärkten erheblich zu unterbieten. Der Anteil des Exports am Gesamtumsatz sei in der westdeutschen Textilindustrie mit sieben Prozent immer noch verhältnismäßig niedrig. Als erfreulich wurde jedoch die Steigerung der Ausfuhr von Textilfertigwaren im vergangenen Jahr auf annähernd 800 Millionen DM bezeich- net. Diese sei damit fast doppelt so hoch gewe- sen wie die Einfuhr von Fertigwaren. Die ge- samte Ein- und Ausfuhr der Textilindustrie ich im vergangenen Jahr auf Grund der echterten konjunkturellen Situation er- wobei die Einfuhr allein um rund 500 en DM auf insgesamt 2.5 Milliarden DM Frankfurter Frühjiahrsmesse beendet Die Internationale Frankfurter Frühjahrs- messe, die von 194 000 Einkàufern, darunten 16 700 Ausländern aus 59 Staaten besucht wurde, fand nach fünftägiger Dauer ihren Abschluß. Das Geschäftsergebnis wird von der Messelei- tung als„nicht ganz einheitlich“ bezeichnet. Die Abschlüsse seien jedoch im Durchschnitt als zu- ktriedenstellend anzusehen. Oberbürgermeisten Kolb unterstrich vor der Presse die Notwendig keit einer Deutschen Großmesse, die besonders auch gegenüber dem Ausland konkurrenzfähig Sei. USA sollen Handelsschranken niederreißen Die 78. Ratssitzung der Internationalen Han- delskammer wurde in Paris nach zweitägiger Dauer beendet. In einer Reihe von Empfehlun- gen wurde unter anderem die amerikanische Re- gierung ersucht, die die USA umgebenden Han- delsschranken niederzureißen und für gewisse Verpflichtungen auch europàische Währungen anstatt nur Dollar-Devisen in Zahlung zu neh- men. Außerdem beschlossen die 90 Wirtschaftler aus 23 Staaten ein„Aktionsprogramm“, das sicli in erster Linie an die USA mit ihren riesigen Goldereserven richtet. Das Programm sieht Maßnahmen zu einer baldigen allgemeinen Kon- vertibilität der Währungen vor, die natürlich von den Staaten mit stabiler Währung und aus- reichendem Goldpolster ausgehen müsse. Die Länder mit schwacher Währung werden gleich- zeitig aufgefordert, verstärkte Maßnahmen für eine finanzielle Stabilität zu ergreifen und De- visenmärkte zu eröffnen. Außerdem hat sich der Rat der IHK für eine Ausdehnung privater In- 5 auf internationaler Ebene ausgespro- en. Für die kommende Bauſaiſon gerüſtet. Wo Sparen bleibenden Sachwert einbringt, wird gerne und in zunehmendem Maße ge⸗ ſpart. So teilt die Leonberger Bauſparkaſſe in ihrem Rückblick auf das Jahr 1952 mit, daß ſich das Bauſparen ſtetig wachſender Wertſchätzung erfreut. Für die Leonberger Bauſparkaſſe war das vergangene Jahr das erfolgreichſte ſeit Beſtehen. So konnte das Geſchäftsvolumen um 35 bis 50 0% geſteigert werden. Die Bilanz ſumme beträgt Ende 1952 rund 67 Millionen D⸗Mark. Die Leonberger Bauſparkaſſe finanzierte mit einer Bereitſtellung von über 100 Mil⸗ lionen DM. ſeit der Währungsreform, jeden Tag 8 Wohnungen! Gradmeſſer der Leiſtungs⸗ fähigkeit einer Bauſparkaſſe iſt die Entwick⸗ lung ihrer Bewertungsziffer. Es iſt der „Leonberger“ gelungen, die Zielbewertungs⸗ ziffer Ende 1952 auf der gleichen Höhe zu halten, wie zum Ende des Jahres 1951; ein gutes Zeichen für ihre Bemühungen um die Stabili ierung ihrer Zu eilungsverhältniſſe. Rat und Auskunft erhalten Sie in allen Baufinanzierungsfragen und über das Woh⸗ nungsbau⸗Prämiengeſetz in der Beratungs⸗ ſtelle der Leonberger Bauſparkaſſe, Mannheim P 3, 9— Ruf 3 1340. 5 Mir huben gewurnt: Bald ists zu spät! Wer schnell zum lieferunten geht, gleeur' Huli kauft unt nicht erst morgen, nackt sich im frühjnhr keine zurgen! 5 Versandleistung an lie deutsche luna · wirtschaft am 27. 2.531025 Waggons 4 Seschöpfe aus Gottes Hand Tlerpflege erzieht zum Pflichtgefühl Kinder lieben Tiere mit einer ganz beson- ders innigen Anhänglichkeit. Gibt es für sie eine größere Glückseligkeit. als wenn endlich der Herzenswunsch erfüllt wird und der er- sehnte Hund, das Kaninchen, die Katze oder das trillernde„Hänschen“ als willkommene Spielgefährten erscheinen? Wochenlang vorher Wurde das groge Erlebnis besprochen! Immer wieder versichern die Kinder hoch und heilig, daß sie alle die Pflege der Tiere betreffenden Pflichten ewissenhaft ausführen würden In den ersten Tagen nach der Ankunft des neuen Hausgenossen ist es auch wirklich eine Freude, die Kleinen bei Erledigung der not- wendigen Arbeiten zu beobachten. Höchstens gibt es aus Uebereifer Zank zwischen den Geschwistern, weil jeder den Kaninchenstall oder Hänschens Käfig säubern möchte. Und nach ein paar Wochen gibts wieder Zank; diesmal aber aus dem entgegengesetz- ten Grunde: jeder behauptet nämlich, daß der andere„dran wäre“ für Nahrung und Sau- berkeit des Pfleglings zu sorgen. Dann einige Tage später herrscht tiefster Friede: stillschweigend hat Mutter alle diese Pflichten Übernommen. Diese Regelung ist sicher am bequemsten, Aus erzieherischen Gründen doch unbedingt zu verwerfen. Ein Tier ist kein totes Spiel- zeug, das man je nach Laune hervorholen und wieder beiseite legen kann. Tiere sind Geschöpfe aus Gottes Hand, und Kinder müs- sen lernen, das Leben dieser Tiere, die sich in ihrem Schutz befinden, heilig zu halten. Aber abgesehen von dieser notwendigen Achtung vor dem Leben anderer Wesen, spre- chen noch weitere Gründe dafür die Kinder selbst ihren Schützling betreuen zu lassen. Durch die dauernde Erledigung derartiger Arbeiten zwingt man die Kinder zur Pflicht- erfüllung. Aus eigenem Erleben lernen sie nun, daß es ein leichtes ist, solche Dinge zu tun, die Freude bereiten. Sie lernen aber auch, daß man trotzdem gezwungen ist, einmal übernommene Ob- liegenheiten auch dann weiter auszuführen, Wenn des Interesse daran bereits stark ver- mindert ist. Mehr als viele Worte erzieht im- mer das eigene Erlebnis. Wie die Heute ist auch Tibet,„das Dach der Welt“, in den Machtbereich des Kommunismus ge- rückt. Doch Tibet ist grog, seine Städte und Dörfer schwer erreichbar, und an den ural- ten Sitten der Väter halten die Menschen zäher fest als anderswo, so daß Stalins Lehren das Privatleben wenig beeinflussen dürften. Der Unterschied zwischen der Tibetanerin und den übrigen Frauen des Ostens ist be- merkenswert. Man weiß, daß Indien und China von der Frau Unterwürfigkeit und Zurückhaltung fordern. Und dann begegnet man unversehens einem gänzlich unerwar- teten Typ, einer Anzahl heiterer, kräftiger, unerschrockener Frauengestalten: man hat die Grenzen Tibets überschritten. Eigentlich verewigt die tibetische Sprache einen geringschätzigen Begriff der Frau. Das Wort„Frau“ bedeutet von„niederer Geburt“. Man werde, so heißt es, als Frau geboren zur Strafe für Sünden, die man in einem früheren Dasein begangen habe. Und ein Gebet, daß der Tibetanerin häufig über die Lippen geht, lautet:„Möge ich den weiblichen Kör- per abwerfen und als männliches Wesen Wiedergeboren werden!“ Aber dieselbe Frau, die soeben betend ihre Minderwertigkeitsgefühle zum Ausdruck ge- bracht hat, wird nie auch nur eine Sekunde gögern, dem Manne im Falle einer Meinungs- verschiedenheit energisch entgegenzutreten und ihr Recht entschlossen zu behaupten, In den kleinen, weltfernen Gebirgsdörfern fin- den, wenn wir den Berichten der Weltreisen- den Glauben schenken dürfen, zwischen den Angehörigen beider Geschlechter regelrechte Faustkämpfe statt. Und obwohl„er“ für Artigkeitsbezeigungen wenig übrig hat, son- dern mit voller Kraft darauf losschlägt, bleibt er“ durchaus nicht immer Sieger. Wenn es also in Tibet ein„minderwertiges“ Geschlecht gibt, so ist dieses Geschlecht auf jeden Fall kein„schwaches“. Selbst zum Lastentragen werden die Frauen herangezogen. Die Traglasten werden nach einem originellen System ausgelost. Träger Sonntag, den 1. März 1953 11.00 Prof. Dr. Schmidt:„Technik im modernen Staat“ Mozart: Divertimento B-dur Musik am Mittag Kleine Unterhaltungsmusik „Die Wassernot“, Hörfolge von Georg Ott „Rückkehr“, Kammerspiel Hans Graf. Ein erfolgreicher Planist beim Internationalen Montag, den 10.15 Schulfunk: Schwarzer Tod 11.00 Kleines Konzert 12.00 Musik am Mittag Gadisches Konzertorchester) 15.00 Schulfunk: Alaska 16.00 Nachmittagskonzert 17.00 Konzertstunde 17.40 Südwestdeutsche Heimatpost 18.00 Immer fidel 20.05„Von Tür zu Tür“ Zen, 2. März 1953 Madet. Dienstag, den 8.15 Melodien am Morgen 10.15 Schulfunk: Alaska 10.45 Heinz-Lucas-Sextett spielt 11.15 Kleines Konzert 12.00 Musik am Mittag 13.00 Schulfunk: Das Volkslied 13.30 Hans Günther Bunz am Klav. 16.00 Nachmittagskonzert 17.05 Kleines Konzert Bach, Hän- Striehl) Musikwettbewerb 18.30 Schöne Stimmen 20.05 Bald hebt das schöne Früh- 9 Jahr an. Ein fröhliches Sin- Musizieren und Sagen vom Frühling 22.20 Das Stuttg. Kammerorchester 22.45 Besuch bei Albert Schweitzer 23.00 Tanzen und fröhlich sein 0.05 Hollywood-Cocktail 21.00 Musik über d. Grenzen. Genf und Stuttgart tauschen musi- kalische Grüße aus 22.20„Der Geist des Tänzerischen in der neuen Musik“ 23.00„Verse ins Antlitz der Nacht geschrieben“ 23.20 5(Sibelius, O 28. 45 Lieder des Volkes Israel 3. März 1953 17.40 Südwestdeutsche Heimatpost 18.00„O0 du schöner Rosengarten“, Volksmusik(Vokalquartett 20.05 100 Jahre„La Traviata“ Arturo Toscanini dirigiert 21.15 Rdfk.-Unterhaltungsorchester 22.20 Tanz- u. Unterhaltungsmusik 23.15 Südfunk-Panzorchester „ Jie mil in bringen. Sportler-Ratschläge ein, in der Nähe der Hütte, 6 * — aber noch kuschelt Overall — wie eben angebracht Drüben, bei dem kleinen Hang, steht Monika unschlüssig im roten Anorak mit eingearbeiteten Reiß- verscklußtaschen und gelben, will⸗ kürlich aufgesetzten Sternchen. Die dazugehörige Schirmmütze mit an- gearbeitetem Schal macht sich recht flott. Rita hat sich zu wanderung aufgerafft, der Muskel- kater von den gestrigen Ski- Uebungen macht ihr zu schaffen, darum hält sie den Körper ein wenig salopp. Trotzdem zieht sie Sämtliche Aufmerksamkeit auf ihren leuchtend grünen Anorak mit Gummizug, Bündchenärmeln und einer Schnee- bun C Wenn der Winter seine letzten Trümpfe ausspielt „Was im Herbst die See— ist im Frühling der Schnee“, so etwa würde Kneipp seine Gesundheitskur zur vollkommenen Entscklackung unseres Körpers und damit zur Pflege unserer Seele auf den Plan Daß wir unseren diesjährigen späten Winterurlaub nur zu gerne mit jener einleuchtenden Mahnung in Einklang bringen, hat seinen doppelten Grund. Denn erstens konnten wir leider nicht früher reisen, und zweitens lassen wir uns nicht gerne auf die zünftigen Dezember- oder Januar-Harsch sdwören und uns nun angesichts ihrer erfahrenen Gletsckertouren am liebsten Hals über Kopf mitschleifen möchten auf irgend so ein verschoiegenes Joch, unseren schüchternen Einwand, die„Sache“ den Skiern zunächst mal vom kleineren Hang aus ins Rollen zu bringen, überhaupt anzuhören. Nein, bleiben wir lieber als mutiges Skihaserl unter den Arm und blinzeln mit der Sonne um die Wette. Unser ganzes Wohlwollen gilt der Ruhe, der Beschaulichkeit des Momentes, die sich widerspiegelt im Strahlen der glitzernden Um Mittag soll es recht warm werden, quakt der Bergwetterfrosch, man mit dicken gestrickten Aermeéln und Rollkragen, den man XXX XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXNNNNNXKXRNNKXN K KN * K RRR RRXRXKXKXK&XXX XXX XX&XXX&X&XR&X&XXXK&XXX&X&XXX&XXX&X&XXKXX&XX&XX&XXX&XXTXXXX R&R e NN NXIA 1 9352 e ee die etwa auf einen ohne mit klemmen unsere Brettl Sckneelandschaft. sich gern in seinem gelben molligen — einfach über die Ohren stülpen kann. übergroßen Taschen. Die tiefe Schulternaht zeigt breit eingesetzte, sehr apart wirkende schwarze HPopeline- Streifen. Ak, wie gut das tut, Luft zu schnappen in vollen Zügen, reine, blanke Bergluft, nicht zu kalt, daß sie einem den Atem raubt— und doch voller Würze, durchtränkt mit dem Vitamin des Geistes, mit jenem Hauck der Lieblickkeit, die das nahende Frühjahr langsam zur Reife drängt.— Wahrhaftig, wenn es auf rem Plan steht, fahren Sie mit in den Märzenschnee, und Sie wissen um den Zauber eines Winters, der seine letzten Trümpfe ausspielt.. Erika NELXEEEXEEXEEENEENTNNNTTNNTEN ENT NN Frau in Tibet sich durchsetzt und Trägerinnen werfen eines ihrer Strumpf- bänder zu Boden, mitten unter die Strumpf- pänder der Gefährten. Der Dorfoberste greift in den Haufen hinein und schleudert ein Strumpfband nach dem andern, wie es gerade kommt, auf je eine Traglast. Jeder muß nun den Ballen nehmen, auf dem sein Strumpf band liegt. Auch nicht der leiseste Unterschied der Gewichtsverteilung wird hier zu Gunsten der Frau gemacht. Sie selbst halten eine Bevorzugung auch nicht für nötig. Keine Tibetanerin braucht zu fürchten, um äußerer Vorteile willen gehei- ratet zu werden. Denn anstatt eine Mitgift zu erhalten, muß der Bräutigam seine Frau ihren Eltern abkaufen. Die Höhe des Preises ist Gegenstand erbitterter Auseinandersetzun- gen. Es geht dabei oft recht drastisch zu. „Was haben Sie an diesem Mädchen auszu- setzen?“ hört man fragen.„Beachten Sie ge- källigst ihre schönen Zähne, ihre rosigen Wangen! Sieht sie vielleicht krank aus?“ Worauf die Gegenseite— je nach dem— ein- wendet:„Zu mollig!“ Oder:„Zu mager!“ Oder auch:„Anlage zur Faulheit!“ und ähn- liches. Gleichzeitig werden die angenehmen Lebensumstände der künftigen Schwieger eltern ins hellste Licht gesetzt, um das Mut- terherz zu erweichen und dem Vater einen Preisnachlaß abzuringen. Die jungen Mädchen setzen ihren Stolz dar- ein, möglichst hoch bewertet zu werden. Der europàische Brauch, an den Mann eine Mit- gift auszuzahlen, erscheint den Tibetern höchst anstößig. Sie entnehmen daraus, dag die Frauen unserer Länder wenig begehrens- Wert sein müssen. Tatsächlich erhält die Ti- beterin eine Mitgift. Aber sie bleibt ihr per- sönliches Eigentum und der Mann hat kein Verfügungsrecht darüber. Ihren Gatten wählt im allgemeinen nicht sie selbst, sondern dies tun Vater und Mutter. Zärtliche Eltern rich- ten sich dabei nach den Wünschen der Toch- ter. Andere wieder verlangen Gehorsam. Die Scheidung gibt der Verheirateten die Freiheit wieder, ist aber schwierig zu er- langen: denn der Enemann destent aur uc zahlung des Kaufpreises, den die Eltern nicht gern herausrücken. Zuweilen schlagen sie dem Schwiegersohn vor, statt seiner jetzigen Frau, eine ihrer Schwestern zu nehmen. Geht er darauf ein, so erübrigt sich die Erstattung des Kaufpreises. Das Bewußtsein ihrer Körperkraft und ihrer Fähigkeiten tragen entscheidend dazu bei, die Minderwertigkeitsgefühle der tibeti- schen Frau auszugleichen und ihr eine natürliche Sicherheit des Auftretens zu verleihen. leine Wiulee Der Fußboden läßt sich leichter bohnern, Wenn man die Bohnermasse am Abend auf- trägt und erst am nächsten Morgen mit dem Bohnerbesen blank reibt. Reis wird ohne Feuer gar, wenn man den Topf nach dem Ankochen dick mit Zeitungs- papier umhüllt und um dieses noch ein wolle- nes Tuch wickelt. Wenn man an Möbelbezügen Risse oder Löcher bemerkt, nähe man beim Ausbessern den Stoff nicht auf, sondern schneide ihn genau passend und klebe ihn auf, wobei man darauf achten muß, daß der Flicken tadellos antrocknet. Goethe kämpft für Sowjetrußland Beweis: Der„West- östliche Diwan“— Eine merkwürdige Veranstaltung „Goethe-Zirkel Stuttgart“ nennen sich du Veranstalter, die unserer Redaktion dieser Tage ein Programm nebst freundlicher Ein- ladung zusandten. Was tut man als literarisch interessierter Mensch? Man geht selbstver- ständlich hin. Ja, man überlegt sich sogar, ob man diesem Zirkel nicht beitreten will. Warum auch nicht? Die Zeit, die man mit dem Stu- dium der deutschen Literatur verbringt, ist bestimmt nicht verloren. Es kam aber nicht zur Mitgliedschaft. Nicht etwa, weil die Veranstaltung plötzlich abge- sagt wurde und dann doch stattfand, aller- dings in einem anderen Versammlungsraum. Auch nicht. weil während der„Feierstunde der Pianist M. Ladewig Beethovens Sonate pathétique unsauber spielte und der Sprecher Gerd Fürstenau wenig Gefühl für den Rhyth- mus und die Poesie eines Goethe-Gedichtes bewies. So kleinlich darf man nicht sein— und wir wollten das ja auch gar nicht. Aber etwas anderes tat man uns bei dieser Veranstaltung an, etwas, was wir von einem „Goethe-Zirkel“ niemals erwartet hätten: Ein gewisser Herr Dr. Wolfgramm, der den Fest- vortrag hielt, wollte seiner kleinen Zuhörer. schar weismachen, daß Goethes Wort und Geist nirgends so lebendig sei als— und nun, lieber Leser, halten Sie sich fest!— ausge- rechnet in der Sowjetunion. Herr Dr. Wolfgramm nahm einen langen Anlauf, um endlich zu diesem Kernpunkt sei- ner„tiefsinnigen“ Betrachtungen vorzustoßen. Das Sprungbrett hierzu bot sich ihm an im „West-östlichen Diwan“. Der Vortragende be- teuerte zwar, er wolle keine trivialen Ver- gleiche ziehen, aber was er anführte, war so plump, daß jéden, der auch nur einigermaßen eine Ahnung von deutscher Literatur hat, ein ekliges Gefühl beschlich. Der erstaunte Zu- hörer erfuhr endlich, daß Goethe die Kultu- ren des Ostens in seine eigene Welt, in sein Schaffen hineingestellt hat, daß weder Deut- sche noch Franzosen noch Engländer Goethe je verstehen konnten und auch heute noch nicht können, sondern daß dieses Ausloten des Goetheschen Werkes einzig und allein dem großen Sowjetvolk gelungen ist. Um dies zu beweisen, führte Herr Dr. Wolfgramm ein Gespräch an, das ein russischer Weimar-Besu- cher, dessen Name leider, leider der Nachwelt nicht erhalten ist, im Jahre 1826 mit Goethe gehabt haben soll. Nach den Aufzeichnungen dieses Russen soll Goethe gesagt haben:„Der deutsche Geist webt mich fremdartig an“. Nach dieser Feststellung zeigte der Greis von Weimar sein wahres, uns allen bislang ver- borgenes Gesicht, indem er erklärte, er habe seine Weisheiten und seine Impulse allein aus der russischen Kultur geschöpft. Mit den Worten„Ich achte das Leben höher als die Kunst“, bekannte sich der große Dichter sogar schon vorausahnend zu den Theorien von Marx, Engels und Stalin. „Goethes Auftrag an unsere Zeit“(so hieß das Vortragsthema) ist folglich nach den Wor- ten Dr. Wolfgramms, daß wir endlich erken- nen, daß Goethes Wort allein in der Sowjet- union fruchtbar geworden ist und daß wir in echter Konsequenz das Erbe unseres großen Dichters antreten, indem wir eine Verständi- gung mit der Sowjetunion anstreben. Angewidert verließen wir den Versamm- lungsraum sprachlos über die bodenlose Frechheit, mit der dieser sogenannte„Goethe- Zirkel“ einen unserer ganz großen Geister für seine durchsichtige Zweckpropaganda nutzbar macht. Aber auch um eine Erfahrung reicher. Die Dummen sterben nicht aus, und wenn es nur einer ist, der bei diesem Bauern- fang auf den Leim ging, so ist dies schon mehr Als genug. Wie wir noch erfahren. ist die Stuttgarter Kriminalpolizei bereits hinter die- sen merkwürdigen Goethe-Enthuslasten her. A N N EI GROSSE STIO FEEL! INMEKNGRZERNBAU PAT MANNHEIM AN PEN PLAN KEN SUD DEUTSCHER Radio Stuttgart 522 m= 575 KHz KW 49.75 m= 6030 KHZ Donnerstag, den 5. März 1953 RUNDFUNK 10.15 Schulfunk: Blinde Kinder 11. Die Elnheirat 11.00 Opernmelodien 20.50 Moderne e 12.00 Klänge der Heimat 21.30 Klugheiten, die man begehen 15.00 Schulfunk: März sollte. Setz dich doch mal 15.30 Julius Bassler am Klavier anständig hin! Gleichbleibende Sendungen Nachr.: 5.30(W), 6.00(W), 7.00(, 12.30, 18.30(W), 00, 0.00 80 40 10% Helmatpost: 6.40, Andacht: 6.05(W), 7.05(W), 8.45(So) Landfunk: 5.55(W). 8.00(So). 11.45 (Dl, Mi, Do. Sa) Frauenfunk: g.00(w). 14.00 cth, 16.50(D), 18.85(Er) Suchmeldungen: 9.05(Mi. Sa) Orchester Kulturumschau: 11.40(Mo, Fr) Echo aus Baden: 12.45( Sport: 14.00(Sa), 18.30 Oo). 19.00 (So), 21.45 1 S0) e 0,„„ 11.00 A t Gtahgorch. Ludwꝛigsh.) Ane 16 45 rc. 8 9. 0, Fr) 15 00 See Nb wacht auf . und Arbeit: 15 30(o, Di, 16.00 Nachmittagskonzert Mittwoch, den 4. März 1953 10.15 Schulfunk: Das Volkslied 11.15 Unterhaltungsmusik 12.00 Musik am Mittag 14.15 Unterhaltungsmusik 15.00 Schulfunk: Blinde Kinder 15.30 Hubert Deuringer(Akkord.) 16.00 Tvan Goll(Schriftstellerportr.) 16.15 Unterhaltsame Weisen (Pfalzorchester Ludwigshaf.) 18.00 Südfunk-Tanzorchester 20.05 Soeben eingetroffen. Neue Schallplatten 20.30„Eine von einhundertzwanzig“ 21.00 Große Sänger und Lirtuosen 22.20 Kay Korten mit s. Ensemble 23.10 Berühmte Komponisten diri- gleren eigene Werke (Kodaly, Strawinsky) 11.15 Smetana Melodien Konzertstunde Karlsruher Unterhaltungs- Schwarzwälder Metzelsupp „Firma Müller& Co.“ (Pfalzorch. Ludwigshafen) 17.00 zum Fünf-Uhr-xee 18.15 Unterhaltungsmusik 12.00 Musik am Mittag 15.00 Fröhliches Schaumschlagen Wochenendplauderei mit Volksmusik 16.00 S. Winkler dirigiert eigene Samstag, den 10.15 Schulfunk: Schiff in Not 11.00 Der Venez. Glasschmetterling 22.20 Die Vertonung der Messe vom 6.—20. Jahrhundert 23.05 Literatur in Israel 23.35 Tanzmusik 0.10 Unterhaltungsmusik Freitag, den 6. März 1953 19.15 Gerhart Herrmann Mostar: m Namen des Gesetzes 20.05 Rark.-Sinfonieorchester (Rachmaninoff: Klavierkonz. g-moll Nr. 3) 20.45 Filmprisma 21.00 Britische ee 21.30 Wege der neuen Musik 22.20 Tanzmusik 23.15 Was Jazzfreunde wünschen 7. März 1953 17.40 Der alte Entenjäger erzählt 18.00 Bekannte Solisten 19,15 Die Stuttgarter Volksmusik 20.05 Vorhang auf! Ein groges Operettenkonzert 21:00 Die Angreifer, Ein Kabarett gegen dle Trägheit d. Herzens 22.45 Hubert Deuringer u. Solisten 23.15 Melodie zur Mitternacht del, Mozart) 0.05 Unterhaltunssmusik 17.15 Alte und neue Hausmusik 0.0 Unterhaltunsskonzert 1710 Guiz zw Stutts. u New Lork gi Das Nachtkonzert E ben n un n n deen rer n E ei Nen bite bag ra bam fre hard hg lamm urg Eng Err rn Br dcn 8 Earn bre Ban 1 85 N ARWA BEIOHNT DiE KUNDuENTRKEUE I 5 A* me dell pelenvestttt: ett aut a 3.9 AA geblesse det bouchebgde Pefen lde vel. in unserem Hause nur Qualität 20 finden. Sanz selpstuersföndſich, daß Wir an n eleganten Strümpfen AWI fe 0 ANA bored. ARWA gasse feinmos dig petlonvetct. letrt nut DM 4. 90 AR. durus batten pelonvetstäckg jetet nut b 3. 90. Fefon ſetrt aut DA 4. 90 Aa 78 50 188 Fefonsttmpf jetrt nut Od 4. 90 AW doresze feinmos diger Peflon fett net Un 8. 90 wöhnte Ansprüche jetzt nur DM 6.90 a referenz besonder baltbor, Ferlon mit Fräuselktepprund b 7.90 Ava lle dt let aus fete bu 3.90 Auwa dus elastischem krdbselHErepp b 7. 30 3 3 27 „„ Rl. RAI. Im ganzen Rheingraben ſoll es Erdöl geben Interessante Feststellungen der Geologen— Die ersten erfolgreichen Bohrungen— Die Suche wird fortgesetzt Schon seit geraumer Zeit wird von erfahre- zen Geologen behauptet, in der Tiefe des Rheingrabens müßten Erdöllager vorhanden Sein. Bei Pechelbronn im Elsaß hatte man be- reits vor Jahrzehnten Erdöl in Verbindung mit Salzdomen gefunden, wobei man aller- dings zunächst nur an eine einmalige tertiäre Schicht in Verbindung mit OI glaubte. Inzwi- schen ist man aber weit vom Elsaß entfernt, nämlich im badischen und hessischen Ried, auf die gleiche Schichtung gestoßen. Aus dieser geologisch interessanten Entdek- kung 2z0gen nun die Wissenschaftler die Schluß- kolgerung, daß im gesamten Rheingraben in einer durchschnittlichen Tiefe von etwa 1650 bis 1700 Metern Salz und Ol liegen müßten. Die Entstehung dieser Lager führt man auf Lagunen zurück, deren Wasser vor vielen Mil- ionen Jahren langsam versalzte. Weitere Bohrungen, die in den nächsten Monaten u. à. auch bei Mannheim angesetzt werden, sollen mierüber Gewißheit erbringen. Zwei Jahre lang hatten bisher die Erdöl- gesellschaften Elwerath und Deutsche Erdöl- AG im Gebiet Stockstadt, Biebesheim und Pfungstadt ihre Versuchsbohrungen vergeblich in die Tiefe getrieben. Aber plötzlich an einem Sonntagmorgen, am 30. November 1952, schoß aus einem der Löcher mit einem Druck von 40 Atmosphären das begehrte Ol. Auf der Ge- markung Habhnlache bei Stockstadt war der Bohrer in 1629 Meter Tiefe fündig geworden. Inzwischen sind dort schon rund 3000 Tonnen Erdöl gefördert worden. Seit einiger Zeit wird auch nachts das „schwarze Gold“ in Bundesbahn-Kesselwagen verladen und nach Hannover in eine dortige Raffinerie abtransportiert. Die Bohrleute sa- gen, alles deute darauf hin, daß sie auf einen Vielleicht 12 Quadrakkilometer großen unter- irdischen Olsee gestoßen seien. Der Abtrans- port des Oles war bislang ohne Schwierigkei- ten möglich. Mit Eigendruck preßt es sich Selbst durch die Steigleitung und fließt über Verteiler in die Kesselwagen. Die Glzufuhr wird nur dann für einen Augenblick unter- Prochen, sobald ein 50 000-TLiter-Kessel gefüllt Ast. Nur 150 Meter entfernt vom Bohrloch Stock- Stadt JI ist auf einem Acker die Bohrung Stockstadt II der Olgewerkschaft Elwerath begonnen worden. 300 Meter südlich errichten Arbeiter ein weiteres Stahlgerüst für die Boh- rung Stockstadt III. Bei jeder Wetterlage dringt das Bohrgestänge langsam mahlend in die harte Erde vor. Man wird eine Olleitung zum nahen Rheinhafen Gernsheim oder zum schiffbaren Teil des Alt-Rheinarmes bei Stockstadt verlegen, sobald auch bei den neuen Bohrungen schwarzes Gold aus der braunen Riederde emporquillt. Auch die Deutsche Erdöl AG. will im Früh- jahr weitere Bohrpunkte im Ried errichten. Geophysikalische Untersuchungen sind aus- sichtsreich verlaufen. Zu diesem Zeitpunkt soll auch mit der wirtschaftlichen Ausbeutung des im Herbst 1952 bei Pfungstadt in 1000 Meter Tiefe erbohrten Erdgasvorkommens angefan- gen werden. Umfangreiche Untersuchungen im gesamten Ried, auch im linksrheinischen, führten zu der grogen Hoffnung, auf ein grö- Beres Olland gestoßen zu sein. Die Geologen sehen in dem ersten sensationellen Erdgas- ausbruch bei Wolfskehlen im Sommer 1951 und dem jüngsten Erdgasausbruch bei Eich im Linksrheinischen eine Bestätigung ihrer Annahme, die zu Optimismus berechtige. Jede weitere Bohrung kostet immerhin einige 100 000 Mark. Diese Summen— bis Dezember 1952 wurden im Ried etwa 3 Millionen DM aufgewendet— sind schnell wieder hereinge- holt, wenn weitere Bohrungen fündig werden. Die deutsche Erdölproduktion ist erst 60 Jahre alt. 1873/4 begann die Erschließung des Erdölvorkommens von Wietze in Niedersach- sen. Um die Jahrhundertwende wurde man bei Hannover und Celle- Braunschweig fün- dig. Das alles hielt sich aber noch in beschei- denen Grenzen mit Jahreserträgen von 100 000 Tonnen. Erst als die Vorkommen bei Hamburg und Heide hinzukamen, stieg die Förderlei- stung bald auf eine Million Tonnen. Auch in Baden waren kleinere Felder erschlossen worden. In den letzten Kriegsjahren brachte dann die Erschließung des Emslandes der deutschen Erdölproduktion einen mächtigen Aufschwung. Die letzten Jahre führten dann im niedersächsischen Raum wieder zu guten Erfolgen. Eine Stadtgeſchichte in Bildern Das Museum in Kisten— Kein Raum für die Sammlungen Ludwigshafen besitzt ein Stadtmuseum. Zwar regnet es in dem langgestreckten, vom Krieg stark mitgenommenen Bau noch an vielen Stellen durch die Decke, aber im Erd- geschoß sind wenigstens einige Räume wieder brauchbar hergerichtet. In der durch die rege Aufbautätigkeit so lebendigen Stadt führt das Museum ein verträumtes Dasein. Nur selten betritt ein stadtgeschichtlich interessierter Be- sucher die wenigen Räumlichkeiten. Man Könnte es auch ein„Museum in Kisten“ nen- men, weil der größte Teil der Schätze noch immer verpackt ist. g Doch eine lokalhistorische Kostbarkeit ist Allen Besuchern zugänglich. Es ist das Haupt- Werk des verdienstvollen, im Jahre 1950 ver- Storbenen Graphikers August von Schack: „Die Entwicklung Ludwigshafens in bildlicher Darstellung.“ Man hat dieser aus zahlreichen Tafeln bestehenden, mit außerordentlichem Fleiß erarbeiteten Stadtgeschichte in Bildern einen ganzen Saal gewidmet; sie ist ein Werk, um das manche andere Stadt das Ludwigsha- ener Museum beneiden kann. Die Bildreihe beginnt mit einer Darstellung Aller ehemaligen Rheinläufe, die das heutige Stadtgebiet durchzogen. Dann erscheint, nach alten Unterlagen erarbeitet, der Großraum in jener Zeit, da Schiller in Oggersheim Quar- tier genommen hatte. Von der Stadt selbst War moch keine Spur. Am Ufer des Stromes lagen mur die ersten Befestigungsanlagen der Rhein- schanze und die unter Kurfürst Karl Ludwig 1669 erbaute„fliegende Brücke“, die 1725 durch eine Schiffsbrücke ersetzt wurde. Schrittweise führen die farbigen Bilder durch das weitere Geschehen. Die Güter Hemshof und Grafenau tauchen als älteste Siedlungen auf, der Hemshof noch von einem Dreiten Wassergraben burgartig umgeben. Als weitere bewohnte Plätze sind der Anker- hof, der Ganderhof und der Rohrlacher Hof bildlich rekonstruiert. Im Jahre 1824 schenkte die Natur dem kleinen Handelsplatz Rhein- Schanze einen„Winterhalt“, den jetzigen Win- terhafen, indem das Hochwasser einen Teil der Befestigungen zerstörte und ein grobes Wasserloch zurücklieg. Auch der denkwürdige Tag des 24. April 1824, an dem die Gemeinde den Namen Ludwigshafen erhielt, ist durch eine Wiedergabe der Origmalurkunden fest- gehalten. Die Stadt sollte nach dem Vorbild Mannheims in Quadraten angelegt werden. In Abständen von je zehn Jahren folgen Tafeln von der baulichen Entwicklung Lud- wigshafens. Längst vergessene Straßennamen werden in die Erinnerung zurückgerufen. Wer weiß noch, daß die Ludwigstraße, auf einem ehemaligen Hochwaserdamm angelegt, ur- sprünglich Speyerer, dann Damm- und Bahn- Hofstraßge benannt war, oder daß die Kaiser- Wilhelm, Straße einst Brückenstraße hieß? Meisterhaft erscheinen die letzten Bildtafeln; Ludwigshafen 1943 und 1948. Wie eine Luft- aufnahme in Großformat hat Schack den 1943 noch unzerstörten Stadtkern originalgetreu kestgehalten und in einem zweiten Bildwerk den gleichen Innienstadtbereich noch einmal gezeichnet, wie er nach der fast restlosen Zer- störung aussah, Hierbei hat sich der Künst- ler der fast unvorstellbaren Mühe unterzogen. jede einzelne Ruine wie auch die wenigen übriggebliebenen Gebäude in ihrem damali- gen Zerstörungsgrad auf sein Bild zu über- tragen. Rund zehn Jahre hat der Graphiker an diesen Bilddokumenten gearbeitet und da- mit dem Museum ein Geschichtswerk von un- schätzbarem Wert hinterlassen, W. N. Die Gesamtausbeute wird im vergangenen Jahr etwa 1% Millionen Tonnen betragen ha- ben, das sind rund 30 Prozent des westdeut- schen Bedarfs. Im kommenden Jahr wird die Produktion weiter ansteigen. Allein für Stock- stadt haben die Fachleute eine Monatsproduk- tion von 2500 bis 3000 Tonnen errechnet. Und wenn die Geologen recht behalten und weitere Bohrungen fündig werden, wird bald die 2 Millionen-Tonnen-Grenze überschritten sein. Es liegt also im Bereich der Möglichkeiten, die Hälfte des westdeutschen Bedarfs aus der eigenen Erde zu holen. Der Mann, der die DER KELCH Von Alfred Leucht Laß nicht den Kelck an mir vorüber gehen, ick will inn leeren bis zum letzten Grund. Es schließt sich Ring an Ring und Stund an Stund und Jahr und Tag im Sturm spurlos verwehen, Laß nicht den Kelch an mir vorüber gehen, den Kelch, der in sich birgt das Leid der Welt. Ich bin in diesen Kreis kineingestellt und werde hier bis an mein Ende stehen. Ich trink das Leid mit langen, vollen Zügen, es fließt die Bitternis in mich hinein. Ick Will der Liebe Opferträger sein. Der eine Lebenstrunk soll mir genügen. „Eiszeit“ entdeckte Zum 150. Geburtstag Karl Schimpers— Gedenkblatt für einen großen Forscher In Mannheim, wo er am 15. Februar 1803 zur Welt kam, und in Schwetzingen, wo er am 21. Dezember 1867 sie wieder verließ, erinnert jeweils eine nach ihm benannte Straße an den großen Naturforscher Karl Schimper. Ihm erging es ähnlich wie seit eh und je den unbekannten Pionieren, die die ersten Fundamente der methodischen For- schung legten, auf denen die Nachfahren das Gebäude ihrer von aller Welt anerkannten Gelehrsamkeit errichteten. Denn Schimper war nicht nur als Geologe der Entdecker der krühesten Vorzeit unseres süddeutschen Rau- mes, sondern als Biologe und Botaniker ein genialer Wegweiser in bis dahin unbetrete- nes Neuland. Schimper, Sohn eines kurpfälzischen Fe- stungsingenieurs, der sich später von seiner Familie trennte und sein Leben in russischen Diensten beendete, besuchte er das Mann- heimer Lyceum, um anschließend in Heidel- berg Naturwissenschaften zu studieren. Hier War der ungewöhnlich begabte Karl bald Mittelpunkt eines kameradschaftlich verbun- denen Studienkreises. Das blieb auch so, als er mit seinen speziellen Freunden Alexander Braun aus Karlsruhe und Louis Agassiz, dem gebürtigen Schweizer, die Universität Mün- chen bezog. Im Austausch der stetig wach- senden Erkenntnisse gelang ihm hier die Auf- deckung der mathematischen Grundverhält- nisse des Pflanzenwuchses, insbesondere des Gesetzes von der Blattstellung, weiterhin auch der Blüten- und Fruchtbildung. Zwar hatte er die Genugtuung, diese Entdeckung in Hei- delberg deutschen Naturforschern erstmals vortragen zu dürfen, aber keine Hand rührte sich, um ihm die Laufbahn eines a kademi- schen Lehrers zu ermöglichen. So nahm der von Hause aus Mittellose mit privaten Vor- lesungen und seiuerseits reichlich gespendeten wissenschaftlichen Anregungen vorlieb— ein Verfahren, das namentlich seinen alten Freun- den Braun und Agassiz zugute kam. Sie brachten denn auch den von Schimper wahl- los ausgestreuten Samen zum Blühen und Reifen, um die so gewonnene Ernte in die eigene Scheune zu bringen. Denn Braun führte die von seinem Freund und Lehrer gefunde- nen Ergebnisse im wesentlichen nur metho- disch weiter und sah sich dafür durch ein akademisches Lehramt in Karlsruhe, Freiburg und zuletzt in Berlin belohnt, wo man ihn überdies zum Direktor des großen Botanischen Gartens ernannte. Ahnlich spielte ihm das Schicksal bei sei- nem Lehrer- Schüler- Verhältnis zu Louis Agassiz mit. Ausgehend von der gesetz- mäßigen Blattstellung hatte Schimper den Freund zu gleichartigen Erkenntnissen bei den Schuppen der Tannenzapfen und schließ- lich auch, mit analogem Erfolg, bei den Schuppen der Fische geführt. Damit nicht ge- nug, war es wiederum Schimper, der nach gründlichen eigenen Vorarbeiten im baye- rischen Bergland Agassiz zu Untersuchungen über die Gletscher seiner Schweizer Heimat ermunterte. Mit dem Ergebnis, daß zwar tat- sächlich Schimper das Verdienst zukommt, den Begriff„Eiszeit“ überhaupt erst geprägt und die für die geologische Wissenschaft re- volutionierend wirkende Lehre von dem„Fal- tenwurf“ der Erdrinde entdeckt zu haben, daß aber Agassiz die solchermaßen darge- botene Steigbügelhilfe verschwieg, die ihn ja erst aufs hohe Roß einer wissenschaft- lichen Leuchte und zu hohen akademischen Ehren brachte. Ein typisch deutsches Gelehrtenschicksal möchte man sagen im Hinblick auf die im da- maligen Deutschland vorherrschenden Zu- stände im Geistesleben. Und nur ein Gnaden- erweis der badischen Großherzogin Luise, die Schimper eine Wohnung im Schwetzinger Schloß nebst einer Jahresrente zuwies, be- warte ihn noch rechtzeitig vor dem Hunger- tod. H. A. B. polenbegeiſterung und bolenfurcht vor 120 Jahren Polnische Freiheitskämpfer auf der Flucht durch unsere Heimat— Aufregende Wochen beiderseits des Rheins In den dreißiger Jahren des vorigen Jahr- hunderts war ganz Europa von einer tief- gehenden Freiheitsbewegung ergriffen, die Jahrhunderte alte Fesseln zu sprengen ver- suchte. Fast kein Land blieb davon unberührt. So hatten sich auch die Polen gegen die russi- sche Vormundschaft erhoben und waren nach einem erbitterten Kampf in der Schlacht bei Ostrolenka am 26. Mai 1831 ihrem Gegner er- legen. Damit war Polen der russischen Herr- schaft anheimgefallen. Sie richtete sich mit ganzer Härte besonders gegen ihre Wider- Sacher um den Bestand Polens, gegen die also, die die Freiheit verteidigten, gegen die Offi- ziere und Soldaten. Es gab aber zu der Zeit in allen europa- ischen Ländern genug Menschen, die ent- schlossen Waren, gleich dem polnischen Volk gegen die Unterdrückung zu den Waffen zu greifen. Ihnen war die polnische Niederlage ebenso schmerzlich wie den Polen selbst. Sie machten die polnische Sache zu ihrer eigenen, besonders zu beiden Seiten des Oberrheins, in Baden und in der Pfalz, wo die Flamme der Freiheit noch im Verborgenen schwelte. Eine Polenbegeisterung setzte ein, die sich in maß- loser Leidenschaft überschlug und keine Gren- zen kannte. Dichter und Schriftsteller feuerten die Sympathien zu lodernden Flammen an und verklärten das Schicksal der Polen in Märtyrer- und Heldentum. Es blieb aber nicht bei dieser mitfühlenden Ergebenheit, Sie wandelte sich bald in tätige Hilfsbereitschaft, als bekannt wurde, daß viele hundert Polen bereit waren, ihre Heimat zu verlassen, um der russischen Verbannung zu entgehen. In fast allen Städten der Pfalz wur- den Ausschüsse zur Unterstützung der hilfs- bedürftigen Polen gebildet, so dag man nicht mit leeren Händen dastand, als die ersten Flüchtlinge im Herbst 1831 eintrafen. Die Hauptmasse hatte nach einem Wintermarsch durch Deutschland und Osterreich im Januar 1832 den Rhein erreicht. Von hier aus zogen mehrere Kolonnen teils über Frankenthal, Speyer und Germersheim, teils über Neustadt, Kaiserslautern und Homburg nach Frankreich, das den Flüchtlingen Asyl gewährte. Auf ihrem Weg wurden sie begeistert empfangen. Die Speyerer zogen ihnen zu Pferd und Zu Fuß entgegen. Der Bischof erlaubte ihnen im Dom sogar eine Toten- und Erinnerungsfeier, ein Entgegenkommen, das die Polen mißbrauch- ten, indem sie nach dem Gottesdienst auf dem Domplatz Reden hielten, um Freunde und Fürsprecher zu gewinnen, 5 5 Ein Jahr später traf von Mannheim aus bel der pfälzischen Regierung die Nachricht ein, daß sich ein Teil der polnischen Flüchtlinge am 11. April 1833 heimlicherweise aus ihren Lagern in Frankreich entfernt hätte. Im gan- zen handelte es sich um 446 Personen, zum allergrößten Teil um Offiziere. Nur 25 Solda- ten und Unteroffiziere waren darunter. Sie verteilten sich auf die Lager Besangon, Vesoul und Luxeull. Den Hauptteil stellte unter den dreien das Lager Besangon. Es kamen aber noch 60 polnische Offlziere aus Dijon hinzu. Auch der bayrische Gesandte in Paris ließ der pfälzischen Regierung eine ähnliche Nachricht zukommen. Sie wirkte sowohl in Baden als auch in der Pfalz überraschend. Man sah sich einem Vor- gang gegenüber, der geeignet schien, die staat- liche Ordnung zu gefährden, zumal bekannt geworden war, daß die Polen ihren Weg nach der Schweiz genommen und die Absicht hät- ten, in Süddeutschland an einem Aufstand teilzunehmen. Frankreich lieg sie in Frieden ziehen und war froh, die„lästigen Gäste“ los- zuwerden. Es gab sogar die Erklärung ab, den Polen die Rückkehr nach Frankreich zu ver- weigern. Die zuerst bedrohten Gebiete Baden und Pfalz ergriffen sofort Maßnahmen zur Abwehr der Gefahr, indem die Polizei zur größten Wachsamkeit aufgerufen wurde, um den Po- len das Uberschreiten der Grenzen zu ver- wehren. Als von Baden festgestellt wurde, daß die Flüchtlinge im Gebiet von Basel bemerkt Würden, setzte man in Karlsruhe zwei Eska- dronen Kavallerie an die von Truppen ent- blößte südbadische Grenze in Marsch. Zu gleicher Zeit erfuhr man, daß auch in Nancy polnische Flüchtlinge entwichen waren, weshalb der pfälzische Regierungsrat Neimann zur Aufklärung des Falles nach Straßburg entsandt wurde. Auch der Kommandant der Garnison Zweibrücken wurde ermächtigt, zu- Verlässige Personen als Spione in der glei- chen Angelegenheit nach Metz und Nancy ⁊zu schicken. Entlang der deutsch- französischen Grenze war Alarm geschlagen worden, und überall lag Polizei und Militär auf der Lauer. Trotzdem hatte man nirgends das Gefühl der Sicherheit. Das zeigte sich in zähllosen, sich überstürzenden Gerüchten, unter denen auch das von einem Aufstand im Schwarzwald War. Es wurde von dem in Straßburg weilenden Regierungsrat Neimann dementiert. Er konnte auch berichten, daß keine Polen die Richtung nach der Pfalz genommen hätten. Marktbe- sucher, die zum Aufkauf von Frucht von Frankreich nach Zweibrücken gekommen wa- ren, brachten die Nachricht, daß die Polen wieder ins Innere Frankreichs gebracht wur- den. Nach der Lage der Dinge schien aber guch das ein Gerücht zu sein. Es ist sicher, daß die liberalen Kreise des Landes am Oberrhein voller Erwartung und Hoffnung waren., Sie rechneten jedenfalls da- mit, daß man mit polnischer Hilfe die politi- schen Verhältnisse ändern könne. In der Pfalz war man auf einen Dr. Pistor aufmerksam geworden, der àus Bergzabern stammte und sich in Straßburg aufhielt. Er galt als Verbin- dungsmann zwischen den deutschen und fran- zösischen Demokraten und war der Verfasser einer lebhaft zirkulierenden Schrift„Gespräche zwischen einem Advokaten und einem Land- mann“, in der für die republikanische Staats- form geworben wurde. Der Vater des Dr. Pi- stor, der Posthalter Pistor von Bergzabern, wurde im Auftrag der Regierung überwacht und sollte beim geringsten Verdacht festge- nommen werden.. Ende April 1833 wurde in Zweibrücken die Nachricht verbreitet, in Metz und Straßburg habe man die republikanische Verfassung aus- gerufen. Eine große Zahl polnischer und deut- scher Flüchtlinge habe sich in der Gegend von Saargemünd zusammengerottet, um sich unter Waffengewalt einen Weg durch die Pfalz zu bahnen., Im Verlauf dieses Ereignisses sei es in Saargemünd zwischen den Truppen und der Bürgerschaft zu einem blutigen Kampf gekommen. Um darüber Aufklärung zu be- kommen, schickte der Landkommissar von Hofenfels in Zweibrücken den Bürgermeister Hoffmann aus Bliekastel in geheimer Mission nach Saargemünd. Dort erfuhr er, daß sich in Metz in ruhigen, freundschaftlichen Zirkeln nur drei Polen aufhielten. In Nancy sei nur ein kleines Polenlager, aus dem sich tatsäch- lich vier Polen zu einem kurzen Besuch nach Frankfurt entfernt hätten, aber wieder zu- rückgekehrt seien. Im Übrigen konnte Hoff- mann berichten, daß in der Gegend von Saar- gemünd tiefste Ruhe herrsche und die Fran- zosen keine Polen ohne Pässe über die Grenze ließen. Nur hie und da sickerte einer der Flücht⸗ linge nach Baden oder in die Pfalz durch. Ihre Masse kam jedoch über die Schweiz nicht hin- aus. Dort wäre man sie aber gern los ge- wesen und stellte ihnen deshalb Pässe auf Schweizer und deutsche Namen aus, die un- bedenklich von den fremden Gesandtschaften visiert wurden. Die Polen scheuten sich da- bei nicht, ihre wahren Absichten kundzutun, die darin bestanden, nach ihrem Vaterland zurückzukehren, um dort einen Aufstand her- beizuführen. Wenn das nicht gelingen sollte, wollte man doch der Welt gezeigt haben, daß die polnischen Emigranten nicht geschlafen hätten. g Albert Zinx * weil es scheuen schont und 7 schäumt —— Soet uud Siet Fußball. 07 Seckenheim— 08 Mannheim Zu obigem Verbandsſpiel treffen ſich am krorgigen Sonntag zwei Gegner auf unſerem Platz, die ſich ſchon immer ſpannende Kämpfe geliefert haben. Da 08 Mannheim einer der ſtärkſten vom Abſtieg bedrohten Vereine iſt, werden ſie ſich beſonders anſtrengen, um evtl. doch noch den Anſchluß zu finden. Da die Seckenheimer aber die beiden Punkte hehal⸗ ten wollen, iſt mit einem ſpannenden Kampf zu rechnen; es darf aber der Gegner nicht zu leicht genommen werden, denn dann wäre vielleicht die Ueberraſchung da, man braucht nur an Sandhofen erinnern, die es mit einer Niederlage und einem knappen Sieg ver⸗ ſpüren mußten, daß 08 Mannheim beſſer iſt als es der Tabellenſtand beſagt, darum wäre vor allem Seckenheims Stürmer zu empfeh⸗ len, mehr laufen und die gebotenen Chancen konzentrierter auszunützen, dann dürfte an dem Sieg der Schwarz⸗Roten nicht zu rütteln fein. * SV 1910 Schriesheim— Jugg. 98 Seckeuheim Dieſes wichtige Punktſpiel wurde auf Wunſch von Schriesheim auf vormittags ver⸗ legt. Die Blau⸗Weißen werden dort einen beſonders ſchweren Stand haben, da die Platzherren immer noch mit an der Spitze liegen, und nicht gewillt ſind, Punkte auf eigenem Gelände abzugeben. Schriesheim hat eine ſchnelle und durchſchlagskräftige Elf zur Verfügung, die ſchon manchen ſtarken Gegner hoch überfahren hat. Der Kampf muß alſo ernſt genommen werden, zumal die Hinter⸗ mannſchaft der Platzherren ſchwer zu ſchlagen ſiſt. Die eigene Abwehr darf auf keinen Fall zu weit aufrücken, um den Bergſträßlern Chancen zu bieten. Einzelaktionen gegen dieſen körperlich ſtarken Gegner ſind ſchon von vornherein zum Scheitern verurteilt. Kampf und letzter Einſatz ſollten für den Aus⸗ gang dieſes wichtigen Treffens entſcheidend fein. Handball. TV 98— S6 Mannheim TV 98 1b— Pfingſtberg 1. M. Um 15 Uhr treten die 1. Mannſchaften zum fälligen Rückſpiel an. S Mannheim hat in dieſer Runde wenig gezeigt und ſteht am Schluß der Tabelle. Die Heimiſchen dürf⸗ ten mit dieſem Gaſt fertig werden, denn der Weg zur Meiſteérſchaft fordert immerhin noch 5 Pünktchen. Voher ſpielt die 2. Mannſchaft. Die 1b Mannſchaft ſpielt um 12.30 Uhr gegen die 1. Mannſchaft Pfingſtberg. Die Gäſte haben den 2. Tabellenplatz inne und ind ſehr ſpielſtark. Die Schülermannſchaft 98 fährt zu einem Freundſchaftsſpiel nach Käfertal, das heute machmittag 16 Uhr ausgetragen wird. SV 07 Seckenheim— TV Ne ckaarhauſen. Dieſes Spiel iſt der letzte rückſtändige Vor⸗ rundenkampf, der bekanntlich vor 3 Wochen infolge ſchlechter Platzverhältniſſe abgeſetzt wurde. Neckarhauſen hat ſich in den letzten Spielen ſtark verbeſſert, ſodaß die 07er kei⸗ nen leichten Stand haben werden. So muß⸗ ten u. a. Rheinau, Ladenburg und 98 Secken⸗ heim Ib und Wallſtadt beide Punkte gegen Neckarhauſen abgeben, wodurch dieſe auf den 6. Tabellenplatz vorgerückt ſind. Trotzdem follten die 07er bei ihrer derzeitigen Form beide Punkte kaſſieren können, was zum Hal⸗ ten der zur Zeit guten Poſition notwendig iſt. Der Handball in Baden Acht Tage nach dem Vorspiel stehen sich in Ketsch die beiden alten Rivalen SpVgg. Ketsch und S8 St. Leon im Kampf um die gesamtbadische Hand- ball meisterschaft gegenüber. Im Vorspiel behaup- tete sich der Mittemeister St. Leon knapp mit 9:8 Toren. Beim kommenden Zusammentreffen liegt ein Sieg des nordbadischen Meisters SpVgg. Ketsch näher. In der Gruppe Nord der badischen Handballver- bandsliga stehen mit Schwetzingen— Leutershau- sen und VfR Mannheim— TSV Oftersheim zwei Nachholspiele auf dem Programm, deren Ausgang keine Bedeutung mehr hat. Vorstadtderby für Platz 2 wichtig Die Spiele der Amateurliga Nordbaden Das wichtigste Spiel der nordbadischen Fußball- amateurliga steigt am Sonntag in der Heidelberger Vorstadt Leimen mit dem Zusammentreffen des relativ an zweiter Stelle stehenden VfB Leimen und des augenblicklichen zweiten Sg Kirchheim. Dabei ist es nicht ausgeschlossen, daß dem Neu- Iing die Umkehrung des 2:3-Vorspielergebnisses Slückt. Spitzenreiter FC Daxlanden kann seine füh- rende Position durch einen Heimsieg gegen den SV Schwetzingen festigen. Abgesehen von der Begeg- nung Käfertal— DSc Heidelberg, die einen klaren Sieg der Ex-Dresdener bringen sollte, sind in allen Übrigen Spielen Erfolge der gastgebenden Vereine zu erwarten, wobei Friedrichsfeld, Knielingen und Eirrlach im Falle neuer Niederlagen in akute Ab- stiegsgefahr geraten würden. Es spielen: FV Daxlanden— SV Schwetzingen, FV Hockenheim— Germania Friedrichsfeld, Amicitia Viernheim— Fe Kirrlach, VfB Leimen— S6 Kirch- heim, Fe Birkenfeld— KSc Mühlburg/ Phönix, Ger- mania Brötzingen— VfB EKnielingen, Sc Kaàfertal gegen DSC Heidelberg. Lokalderby in Kaiserslautern Die Spiele der 1. Liga Südwest Die herausragende Begegnung der Punktspiele in der Oberliga Südwest ist am kommenden Sonntag das Treffen zwischen Tus Neuendorf und Wormatia Worms. Nachdem die Neuendor- ker bereits in der ersten Runde klar gewannen, ist anzunehmen, daß sie auch auf eigenem Platz zu beiden Punkten kommen werden, wenn sie uch am letzten Wochenende in Saarbrücken zmter ihrer Form blieben und die Wormser gleichzeitig dem Tabellenführer 1. Fe Kaisers- lautern ein Unentschieden abtrotzten. In Kai- serslautern und Saarbrücken steigen Lokalder- bys, bei denen der 1. Fe Kaiserslautern gegen den VfR sicherer Favorit ist als der 1. Fœ Saar- brücken bei Saar 05. Für den FV Engers ist die Situation nach seiner Niederlage gegen Eintracht Trier nahezu hoffnungslos geworden. Selbst nach einem Sieg in Bingen ergeben sich nur sehr geringe Chancen für die Mannschaft, dem Ab- stieg zu entgehen. Erfolge der Heimmannschaf- ten müssen in den Spielen Borussia Neunkirchen gegen Tura Ludwigshafen und Mainz 05 gegen VfR Firn erwartet werden. Dagegen ist der Ausgang der Spiele Phönix Ludwigshafen gegen FK Pirmasens und Eintracht Prier— FV Speyer völlig offen. Es spielen: Tus Neuendorf Wormatia Worms, Phönix Ludwigshafen— FR Pirmasens, Eintracht Trier— FV Speyer, 1. Fe Kaiserslau- tern— VfR Kaiserslautern, Mainz 05— VfR Kirn, Saar 05 Saarbrücken— 1. Fe Saarbrük- ken, Borussia Neunkirchen— Tura Ludwigsha- ken, Hassia Bingen— FV Engers. Südspitze kann sich weiter festigen Dreikampf zwischen Eintracht Frankfurt, Mühlburg-Phönix und VfB Stuttgart In Süddeutschlands erster Liga spitzt sich das Rennen um die Meisterschaft zu einem Drei- kampf zwischen den führenden Vereinen Ein- tracht Frankfurt, KSC Mühlburg/ Phönix und VfB Stuttgart zu. Alle drei Mannschaften spielen auch am kommenden Wochenende zu Hause, so daß zu erwarten ist, daß die dreiköpfige Spitzen- gruppe ihre Position weiter festigen wird. Die Eintracht Frankfurt empfängt den abstiegsge- fährdeten VfR Mannheim und dürfte sich dabei für das 1:1 der Vorrunde ebenso schadlos hal- ten, wie der KSC Mühlburg/ Phönix, der zu Hause 1860 München erwartet und sich dabei für die knappe 3:4-Vorspielniederlage revanchie- ren will. Dem VfB Stuttgart müßte auf eige- nem Gelände eine Wiederholung seines Vor- spielsieges in Schweinfurt glücken, so daß die Kupfer-Elf durch eine Niederlage wohl endgül- tig den Anschluß an die Spitze verlieren dürfte. Die SpVgg. Fürth kann diesen Anschluß, selbst wenn ihr ein Heimsieg gegen die Stuttgarter Kickers glückt, vorerst ebenfalls nicht wieder herstellen. Höchst aufschlußreich wird das Spiel in Offenbach werden, wo die Kickers auf den 1. FC Nürnberg stoßen. Die Offenbacher liegen bis jetzt nach Minuspunkten gerechnet noch recht günstig im Rennen, doch es ist damit zu rech- nen, daß sie die zwei Punkte vom Spielabbruch in Mannheim verlieren und sich dadurch ihre Position verschlechtern. Am Tabellenende wird es weiterhin äußerst erbittert hergehen. Da 1860 München in Mühl- burg keine großen Aussichten eingeräumt wer- den können, hat die TSG Ulm 46 die Chance, bei Waldhof Mannheim wenigstens einen Teil- erfolg herauszuholen und damit den Münche- nern das Schlußlicht in die Hand zu drücken. Allerdings: Waldhof wurde auf eigenem Gelände bisher noch nicht geschlagen. Der BC Augsburg trifft zu Hause auf Viktoria Aschaffenburg. Bei- den Vereinen steht das Wasser ebenfalls bis zum Hals, so daß der Verlierer bös in den Abstiegs- strudel geraten wird. Bayern München erwartet zu Hause den FSV, der auch in Nürnberg nicht gestoppt werden konnte, so daß die Bayern auf der Hut sein müssen, wenn sie keinen Punkt verlieren wollen. Es spielen: Eintracht Frankfurt— VfR Mann- beim(Sa), Waldhof Mannheim— TSG Ulm 46 (Sa), KSC Mühlburg/ Phönix— 1860 München, VfB Stuttgart— Schweinfurt 05, SpVgg. Fürth gegen Stuttgarter Kickers, Kickers Offenbach ge- gen 1. FC Nürnberg, Bayern München— FSV Frankfurt, BC Augsburg— Vikt. Aschaffenburg. Vier Vereine hoffen auf zweiten Platz Sie spielen alle zu Hause— Das Programm der 2. Liga Süd In der zweiten Liga Süd ist an der Mei- sterschaft von Hessen Kassel kaum mehr zu Zweifeln, obwohl der Vorsprung der führenden Hessen vor den Verfolgern nur noch zwei Punkte beträgt. Am kommenden Sonntag sollten jedoch die Kasseler beim Schlußlicht VfL Neckarau zu einem sicheren Erfolg kommen und sich damit ihre Position festigen, während eine Niederlage für Neckarau dem letzten„Todesstoß“ gleichkom- men kann. Erbittert wird das Ringen um den zweiten Platz bleiben, in das sich nun auch der FC Sin- gen 04 eingeschaltet hat, der mit 20 Minuspunk- ten ebenso günstig steht wie Bamberg und nur zwei Punkte schlechter als Regensburg. Alle vier Anwärter auf den zweiten Platz spielen am kommenden Sonntag zu Hause, so daß eine Klärung zunächst ausbleiben wird, da mit Erfol- gen der favorisierten Platzmannschaften zu rech- nen ist. Bayern Hof sollte mit Union Böckin- gen wenig Federlesens machen, Jahn Regensburg den ASV Feudenheim untergehen lassen, Bam- berg sich für die hohe O:7-Vorspielniederlage beim KFV revanchieren und Singen 04 gegen den SV Wiesbaden die Oberhand behalten. Von Bedeutung ist auch das Treffen in der Abstiegs- zone zwischen dem ASV Cham und dem 1. FC Pforzheim; ein neuerlicher Erfolg von Cham könnte den Wäldlern doch noch die ersehnte Rettung bringen. Die beiden Treffen ASV Dur- lach— Schwaben Augsburg und Darmstadt 98 gegen Ss Reutlingen haben für Meisterschaft und Abstieg keine Bedeutung mehr.. Es spielen: ASV Durlach— Schwaben Augs- burg(Sa), Jahn Regensburg— ASV Feudenheim, Fc Singen 04— SV Wiesbaden, 1. FC Bamberg gegen Karlsruher FV, Bayern Hof— Union Bök- kingen, VfL Neckarau— Hessen Kassel, Darm- stadt 98— SSV Reutlingen, ASV Cham gegen 1. Fꝰ Pforzheim. ö Waldhof legt Berufung ein Der Sportverein Waldhof hat sich entschlossen, gegen das Urteil der Spruchkammer der Süd- Ober- liga Berufung einzulegen. Der Verein begründet seinen Einspruch gegen das Urteil damit, daß selbst beste Platzordnung nicht in der Lage sei, einen Zwischenfall, so wie er sich auf dem Waldhof- Sportplatz zugetragen hat, zu unterbinden. Die Lei- tung des Vereins will sich dagegen verwahren, daß der gesamte Verein für die Tat eines einzelnen, der zudem nicht Mitglied des Verein sei, verant- wortlich gemacht werde. Waldhof-Krach verändert Tabellen-Bild Der Zwischenfall auf dem Waldhof-Platz beim Spiel Waldhof— Offenbach hat nun seine Sühne gefunden. Die Vereine SV Waldhof und Kickers Offenbach wurden beide der Punkte für ver- lustig erklärt. Mit 0:0 Toren und 0:2 Punkten für jeden Verein wird dieses Spiel in die Ta- belle eingereiht. Diese sogenannten„grünen Punkte“ haben allerdings dann eine besondere Bedeutung, wenn Meisterschaft oder Abstieg da- von abhängen. Für die Meisterschaft kommt dies nicht in Frage, aber hinsichtlich des Abstiegs eventuell doch, wenn Waldhof je ins Gedränge kommen sollte. 5 Tabelle der 1. Liga Süd 1. Eintracht Frankfurt 23 32:14 2. Mühlburg/ Phönix 23 30:16 3. VfB Stuttgart 23 28:18 4. Schweinfurt 05 23 2 27:19 5. SpVgg. Fürth 22 5 24720 6. FSV Frankfurt 23 8 24:22 7. Kickers Offenbach 22 48:32 23215 g. Bayern München 23 41:43 22224 9. Stuttgarter Kickers 23 58:58 21:25 10. 1. Fœ Nürnberg 22 47:41 20:24 11. SV Waldhof 22 41:45 19:25 12. VfR Mannheim 22 34746 1922 13. Aschaffenburg 23 45:59 19727 14. BC Augsburg 22 42752 18726 15. 1860 München 23 33:48 17:29 16. TSG Ulm 46 23 32:56 17229 *) je zwei Minuspunkte am grünen Tisch Die Eishockey mannschaft gegen die Schwein Der Obmann des Deutschen Eissportverbandes, Leinweber, Füssen, hat bereits nach dem ersten Trainingstag in Mannheim folgende deutsche Mannschaft gogen die Schweiz aufgestellt: Por: Bechler(EV Füssen), Jansen(Krefelder EV), Verteidigung: Beck und Kuhn(Füssen), Gut- towski(KEV), Biersack(SC Riessersee), 1. Sturm: Egen, Unsinn, Guggemos(alle EV Füssen), 2. Sturm: Brandenburg und Kremershof(beide Preußen Krefeld), Münstermann(KEV), 3. Sturm: Enzler und Poitsch(beide Riessersee), Rampf EC Bad Tölz), Ersatz: Huber EV Rosenheim! Anwander Vierter in Mitterndorf Beim Ausscheidungsspringen für die Skiflug- tage auf der Kulmschanze bei Mitterndorf n Osterreich belegte der Deutsche Hans Anwan- der mit Sprüngen von 71 und 71,5 m den vierten Platz mit der Note 203. Sieger des Springen auf der 80-m- Schanze wurde Albin Plan, Gster- reich, vor den Amerikanern Roy Sherwood und Mervin Crawford. Beni Obermüller klar überlegen Er wurde Deutscher Meister im Spezialtorlauf Beim ersten Wettbewerb der Alpinen Deut- schen Skimeisterschaft bewies Beni Obermüller in Schleching erneut seine Uberlegenheit. Ex fuhr in beiden Durchgängen des Spezialtorlau- fes die Bestzeit und siegte mit über fünf Se- kunden Vorsprung vor dem bayerischen Meister 5 Sepp Behr. Der Garmi- scher Peppi Schwaiger und die mit Beinbruch im Krankenhaus liegen- den Heini Bierling und Pepi Erben fehlten. Die Konkurrenz Damen war für eine Meisterschaft viel zu schlecht besetzt. Es fehl- ten die besten deutschen Läuferinnen Mirl Buch- der rianne Seltsam und Hannelore Franke. So siegte die 21 jährige Schellenbergerin Ros! Amort überlegen vor der Favoritin Evi Lanig, die im zweiten Durch- gang stürzte. Die zweitbeste Zeit des Tages er- zielte Muschi Kindermann aus Icking, die jedoch l Auslassen eines Tores disqualifiziert Wurde. Beni Obermüller Er gebnisse: Herren: 1. Beni Obermüller Rottach) 124,6 Se- Kunden, 2. Sepp Behr(Sonthofen) 129,9, 3. WiIlz Klein(Oberstdorf) 134,7, 4. Hias Mayer(Schle- ching) 135,3, 5. Karl Maurer(Rottach) 136,5, 6. Hermann Zill(Wiessee) 136,6, 7. Karl Zillibiller (Hindelang) 136,7. Damen: 1. Rosl Amort (Schellenberg) 153,9, 2. Evi Lanig(Hindelang) 168,0, 3. Ingelore Mumm(Brannenburg) 170,0, 4. Sonja Sperl(Eisenstein) 172,5. Toni Brutscher sprang am weitesten Am Kulm bei Mitterndorf in Osterreich gin- Sen 21 Springer aus sechs Nationen zu den er- sten Probesprüngen über den Bakken der 120 Meter- Schanze. Der Oberstdorfer Toni Brutscher War seinen 20 Konkurrenten klar überlegen. Er erzielte mit 116 m und der Note 111,3 die größte Weite und die beste Wertung des Tages. In der inoffiziellen Wertung nimmt der Gsterreicher Albin Plank den zweiten Platz ein vor dem Schweizer Andreas Däàscher, dem Deutschen Her- mann Anwander und dem Amerikaner Marvin Crawford. Sprunglauf meisterschaft wird nachgeholt Der dem Februarschneesturm zum Opfer gefallene Spezialsprunglauf der Schwarzwaldmeisterschaften wird am 1. März in Furtwangen nachgeholt. Wer im Schwarzwald einen Namen als Springer hat, wird sich beteiligen. O ν N IO BRENOEIN Sopyright by Dr. Paul Herzog, Tübingen durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden (22. Fortsetzung) Dem Fotelgewaltigen erstirbt der zornige Fluch auf den Lippen, als er die unerwar- tete Besucherin eintreten sieht. Eine schlanke, knapp über mittelgroße Gestalt im kostbaren Nerzcape. Ein zartes, ungemein eindrucksvolles Frauengesicht, um- ahmt von dunklen Locken. Zwei große strahlende Augen, die ihn freundlich und Aoch seltsam hoheitsvoll mustern. „Ich will kein nettes, ruhiges Zimmer, lieber Herr Zütterlin!“ sagt die Fremde und gibt ihr freundliches Lächeln auf.„Ich will zunächst mal wissen, wie ich zu dieser ko- mischen Rechnung hier komme? Sie wurde mir heute vormittag überreicht. Durch Herrn Heglund, den Skilehrer. Ich war vorhin drunten im Modesalon in St. Walden. Man sagte mir, Sie hätten das Kleid und die Schuhe gekauft und die Rechnung sei hier- her zu schicken. Auf meinen Namen! Nun möchte ich doch gerne mal hören, wie Sie, verehrter Herr Zütterlin, dazu kommen, auf meinen Namen Kleider einzukaufen?!“ Der Hotelgewaltige steht etwas fassungs- 108. Er blickt in den Spiegel, aber das Bild, das ihm daraus entgegenschaut, ist keines- wegs ermutigend. Er versucht verzweifelt, seine Gedanken zu ordnen. N Natürlich hat er das Kleid und die Schuhe gekauft. Aber für die kleine Lucas, ganz richtig. Was will denn diese komische Frem.. Das geht die doch einen „Liebes Fräulein 5 „Lucas!“ sagt die Besucherin und sieht ihm kest in die Augen.„Ist Ihnen der Name denn gar kein Begriff?“ 5 3 „Doch, doch! Natürlich!“ beeilt sich Zütter- Iin, zu versichern. Er schiebt sich sachte, ganz unmerklich zur Türe hin. Er macht eine einladende Hand- bewegung auf einen der weichen, tiefen Sessel, die ringsum auf dem ausgezeichneten Smyrnateppich stehen. „Nehmen Sie doch bitte mal Platz, Gnä- digste!“ sagt er freundlich.„Im Sitzen spricht es sich leichter.“ „Danke“, sagt die Besucherin und öffnet ein wenig ihr Nerzcape. Eine kostbare, champagnerfarbene Spitzenbluse wird dar- unter sichtbar. Komischer Fall, denkt Zütterlin. Gute Kundin sicher, wenn sie normal ist. Aber irgendwie hat es sie erwischt. Sonnenstich vielleicht? Höhenluftreaktion? „Sie sind also Fräulein Cornelia Lucas?“ sagt er freundlich,„Natürlich ist mir Ihr Name bekannt. Darf ich mal Ihre Papiere sehen? Nur wegen der Eintragung natür- lich!“ fügt er rasch hinzu. „Meine Papiere?“ stammelt die Besucherin. Ihre Hand, die schon zu der eleganten Eidechsentasche greifen will, zuckt jäh Zurück. Natürlich kann sie diesem Teddybär da keine Papiere zeigen, die auf den Namen Lucas lauten. Und Cornelia Larsen? Nein, das will sie ja gerade noch ein paar Tage vermeiden! Ein paar Tage wenigstens will sie noch ihre Ruhe haben, ihr bescheidenes Inkognito genießen! „Meine Papiere? Ja, die habe ich gar nicht bei mir. Die sind noch im Koffer, im großen Koffer. Der steht noch droben im ‚Alpblick“!“ „Im„‚Alpblick'? Soso. Sie haben bisher im „Alpblick! gewohnt?“ meint Zütterlin be- dächtig.„Da kann ich ja rasch mal telefo- nisch anfragen. Nur der Ordnung halber, Sie verstehen?!“ „Ach nein, lieber nicht!“ sagt die Larsen schnell. Sicher hat dieser Idiot von Heglund den Mund nicht gehalten. Wenn der alte Zütterlin jetzt droben im Alpblid anruft, Eibt das nur neue Verwirrums. a eee. rarer „Soso, lieber nicht!“ nickte Zütterlin.„Ja, wenn Sie es wünschen, unterlasse ich das natürlich. Also jetzt wollen Sie hier im Walder-Alm absteigen? Gerne, gnädige Frau! Wir sind zwar stark belegt, aber ich Werde sofort veranlassen 5 „Walder-Alm!“ ruft die Larsen erfreut. „Denken Sie, ich hatte den Namen total ver- essen! Komisch, was?“ „Gewig, jawohl!“ bestätigt der Hotelier und öffnet ganz ruhig die Tür. Eine Verrückte! Der Fall ist klar. So was hat ihm jetzt gerade noch gefehlt. „Wenn Sie einen Moment warten wollen, Snädigste?“ lächelt er verbindlich mit seinem schönsten Teddybärenlächeln.„Ich werde so- fort nachsehen, welches von unseren guten Zimmern ich noch frei habe. Einen kleinen Moment nur, ja?“ „Bitte!“ sagt die Larsen, sich im Sessel zurücklebnend. Sie holt ihr goldenes Zi- garettenetui hervor, zündet sich eines der dünnen Stäbchen an. Lieber Gott, ganz 80 einfach ist so eine Inkognitoreise doch nicht. Aber nett und spannend auf alle Fälle. Ganz langsam, unendlich vorsichtig, schließt Zütterlin hinter sich die Türe. Dreht blitz schnell und lautlos den Schlüssel von außen herum. Wie von einer Tarantel gejagt, rast er die Treppen hinab. „Louis! Annamirli Lührlein! Höllenbande Allemiteinander!“ tobt seine mächtige Stimme durch die Gänge und Fallen. 1 Erschrocken stecken ein paar ältere Gäste, die sich den Slalomlauf lieber aus den Fen- stern ihrer Hotelzimmer betrachten, die Köpfe aus ihren Appartements. Wie aus dem Boden gewachsen, steht plötz- lich die Gestalt des alten Lührlein vor dem rasenden Hotelier. „Lührlein! Menschenskind!“, ruft Zütterlin erleichtert.„Geh rasch mal rauf auf mein Zimmer! Da sitzt eine Verrückte. Kommt einfach herein und behauptet, sie heiße Car- nelia Lucas! Murmelt was von Rechnung and so. Will hier wohnen bleiben. Herr, erlöse mich von dem Uebel. lch mug jetzt meime bei seine Bahn gezogen hat. Rede präparieren. Du nimmst dich ihrer an, ja?“ 5 Der Alte sieht seinen Freund und Gönner sekundenlang aufmerksam an. Dann nickt er sachte vor sich hin. „Schon gut!“ meint er und dreht an den Enöpfen seines leicht abgeschabten Gehrocks. „Ich werde das in Ordnung bringen. Uebri- gens“ setzt er leise und etwas geheimnisvoll hinzu,„so verrückt ist die gar nicht!“ „Wie? Was?“ stottert Zütterlin. Aber Lührlein ist schon lautlos die Treppe hinauf gestiegen. „Auch verrückt!“ denkt Zütterlin innerlich und zieht sich eilig in sein Büro zurück, um die Generalprobe seiner großen Rede fort- zesetzen. *** Rund um die Abfahrtsstrecke ist plötzlich ein großes Schweigen eingetreten. Die Kapelle hat aufgehört zu spielen. Die Gespräche sind verstummt. Wie gebannt blicken die Hunderte, die Tausende zum Startplatz hinauf. Blicken hinauf und sehen das Wunder, das Unfagbare, das sich da vor ihren Augen ab- spielt. Ein Mensch rast über den Schnee. Ach, das ist kein Mensch mehr. Das ist ein in Men- schenform gegossenes Geschoß. Ein vom Himmel gestürzter Meteor ist das, dem es gefällt, seinen Weg zur Erde in den 1 dieser verschneiten Hänge zu been- en. Schwung— Schußfahrt— ein verwegener Sprung— und wieder Schuß Das rast wie eine höllische Rakete über die Strecke. Das kennt kein Halten mehr. Das jagt so weiter bis ans Ende der Welt! Eine feine, stiebende Schneewolke zeigt den erstarrten Zuschauern jetzt noch an, daß eben hier ein menschliches Geschoß an ihnen vor- 1 Sekundenlang stehen sie noch lautlos. Hin- gerissen von diesem niegesehenen Wunder. Dann bricht der Bea erkanartig los. N Hortsetrust falgn ner, Ossi Reichert, Ma- ). ęꝶPEfTfffñdxx e