. Nr. 24 Neckar-Bote(Q. Hlatt) Mittwoch, 11. Februar 1953 Deutschland, Agypten und die Welt Von K. J. von Morr Die deutsche Wirtschaftsdelegation, die zur Zeit in Agypten verhandelt, erhielt erst im letzten Augenblick die prominente Besetzung, mit der sie ausreiste. Ursprünglich war eine andere Garnitur vorgesehen. Schon dieser Wechsel der Unterhändler macht deutlich, daß die gestellte Aufgabe weit über den ersten Anlaß der Reise hinauswuchs, nämlich den Versuch, den arabischen Unmut über das deutsche Wiedergutmachungsabkommen mit Israel zu beseitigen. Von Anfang an bestand kein Zweifel an der Notwendigkeit, das bisher nicht sonderlich be- kriedigende Volumen des deutschen Handels- verkehrs mit dem Nahen Osten zu erweitern. Das war ein deutsches Anliegen, aber es ist durchaus nicht überflüssig, darauf hinzuwei- sen, daß auch die Länder des Westens allen Grund hatten, dieses deutsche Bestreben zu unterstützen und nicht zu behindern. Wir ha- ben den für uns besonders wichtigen osteuro- päischen Raum verloren und brauchen Ersatz für inn, zumal in Anbetracht der Schulden- abkommen, die in einer Zeit der Steigerung unseres Exportes ausgehandelt wurden, und die nun in einer Zeit wachsender Abwehr gegen deutsche Konkurrenz erfüllt werden sollen. Noch während dieser Erwägungen wurde klar, daß man die Aufgabe der deutschen De- legation in Agypten in einem weit größeren Rahmen betrachten muß. Er zeichnet sich ab in der plötzlichen Zuspitzung der englisch- ägyptischen Gespräche um den Suez-Kanal und den Sudan, in den neuen amerikanischen Bemühungen um eine Beilegung des englisch- iranischen Glstreites sowie in einigen strate- gischen Uberlegungen des Westens. Sie gehen von der besorgniserregenden Tatsache aus, daß fast die Hälfte der sicheren Olreserven der westlichen Welt, nämlich die des Nahen Ostens, immer noch ungeschützt sozusagen vor der Haustür der Sowjetunion liegen. Glaubte man bisher, daß die daraus resultierende Gefahr erst im Falle eines Krie- ges akut werden würde, so neigt man heute zu der Auffassung, daß der kritische Moment schon früher eintreten kann. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß die Sowiets unter sorgfältiger Vermeidung eines eigenen Kriegs- risikos systematisch an der Schaffung neuer Brandherde nach der Art Koreas arbeiten, und daß sie bei diesem Bemühen in der ara- bischen Welt nicht ohne gewisse vorberei- tende Erfolge blieben. Dabei kommt ihnen zugute, daß der Westen sich daran gewöhnte, den Hinweis auf die bolschewistische Gefahr als Trick geschäftstüchtiger Verhandlungs- partner zu betrachten. Allzulange ist hinter diesem Spiel des östlichen Blockes die echte, krisenhafte Bedeutung der tiefen Unruhe übersehen worden, die den Vorderen Orient auf seinem Weg vom früheren halbkolonialen Status zu neuem, politischen Selbstbewußt- sein ergriff. Nun wurde das wichtigste der Länder die- ses Raumes, nämlich Agypten, just im Augen- blick dieser allgemeinen Krise auch noch im Zuge seiner inneren Entwicklung vor die zwingende Notwendigkeit einer wirtschaft- lichen Intensivierung gestellt, um den be- klagenswerten Lebensstandard der Masse sei- ner Bevölkerung zu heben, Es liegt auf der Hand, dag der ägyptische Staatschef Naguib die hierfür notwendige Auslandshilfe nicht bei England suchen kann, mit dem er um die Herausgabe dessen streitet, was Kitchener vor der Jahrhundertwende an Land(im Sudan) und an Rechten(in Agypten) eroberte. Es wäre schon leichter, die USA in das große Wirtschaftsprojekt einzuschalten, da diese nicht mit dem historisch begründeten Vor- urteil belastet sind, und da ohne ihre direkte Mitwirkung oder indirekte Unterstützung heutzutage kein wirklich großes Vorhaben in der Welt außerhalb des Eisernen Vorhangs durchzuführen ist. Am nächsten aber liegt doch der Gedanke, die Aufgabe gemeinsam mit jenem Land in Angriff zu nehmen, des- sen Beteiligung auch nicht einmal den Ver- dacht politischer oder gar imperialer Neben- absichten erwecken kann: Deutschland. Das ist der Vorteil, der aus dem totalen Verlust aller Kolonien und der Wegnahme aller Aus- landsvermögen, Patente und Markenrechte resultiert: Nur böser Wille kann unseren Handelsbeziehungen andere als wirtschaft- liche Motive unterstellen. Diese Lage gestattet uns, an die Vernunft und den Gemeinsinn der westlichen Groß- mächte zu appellieren, Wenn ihnen die Situ- ation im Nahen Osten Kopfschmerzen bereitet — und es besteht aller Grund dazu—, und wenn sie sich nicht dazu entschließen kön- nen, alte umkämpfte, aber klare Machtposi- tionen dort zugunsten einer noch unerprob- ten Freundschaft zu räumen, dann sollten sie Wenigstens angesichts der östlichen Bedro- hung der inneren Weiterentwicklung dieser Länder nicht im Wege stehen. Einen guten Teil der heutigen Schwierigkeiten im Vor- deren Orient haben sich die Westmächte selbst zuzuschreiben, weil sie sich selber Konkur- renz machten. Heute endlich sollten sie ein- sehen, daß sie alle und die gesamte freie Welt einen Vorteil davon haben, wenn Deutschland und Agypten aus einer Zusam- menarbeit Nutzen ziehen. Franks Etatrede am 4. März Ministerpräsident Maier über die Einsparungen im neuen Bundesland Stuttgart(sw). Der Ministerrat von Baden- Württemberg hat am Montag und Dienstag die Etats der Ministerien mit Aus- nahme des Haushaltplanes der Finanzver- Wäaltung verabschiedet. Mit dem Etat der Fi- manzverwaltung wird sich der Ministerrat am kommenden Montag befassen. In dieser Sit- zung sollen auch der außerordentliche Etat und das Haushaltsgesetz beraten werden. Wie Ministerpräsident Dr. Maier bekanntgab, wird Finanzminister Dr. Frank am 4. März seine Etatrede in der Verfassunggebenden Landes- Versammlung halten. Ministerpräsident Dr. Maier übergab der Presse eine Ubersicht über die Zahl der Stel- len in den Ministerien Baden- Württembergs für Beamte, Angestellte und Arbeiter. Daraus Soll, wie Dr. Maier mitteilte, ersehen werden, daß das Ziel, in den Ministerien des neuen Bundeslandes möglichst nicht mehr Bedien- stete zu beschäftigen als in den Ministerien des alten Landes Württemberg- Baden, erreicht worden ist. Dr. Maier wies darauf hin, daß sich lediglich beim Wirtschaftsministerium die Zahl der Bediensteten erhöht habe. Dies sei jedoch darauf zurückzuführen, daß dieses Ministerium vom Finanzministerium die Bank- aufsicht übernommen habe. Zum Vergleich der Zahl der Bediensteten bringt die Aufstellung der Regierung folgende Zusammenstellung: bisherige altes neues Länder Württ. Baden- insges. Baden Württ. Staatsministerium 130 54 57 Justiz ministerium 282 12 1⁵ Innenministerium 1054 995 360 Kultministerilum 458 154 113 Finanz ministerium 620 295 170 Wirtschaftsministerium 557 238 2⁵³ Landwirtsch.-Ministerium 804 32² 170 Arbeits ministerium 164 60 80 Vertriebenen ministerium—— 84*) „) davon 21 Landesausgleichsamt Ministerpräsident Dr. Maier betonte, eine große Sorge sei, ob nicht die sehr wesentlichen Einsparungen durch die Regierungspräsidien „aufgefressen“ werden. Der Ministerrat habe sich auf eine„handfeste Formel“ geeinigt, wie dies vermieden werden könne. Der genaue Wortlaut werde erst in der nächsetn Minister- ratssitzung festgelegt werden. Vorher könne er noch nichts sagen. Auf jeden Fall bekenne sich die Landesregierung nach wie vor zur Dezentralisierung der Verwaltung. Sie werde an den Mittelinstanzen festhalten. Der Ministerpräsident wies erneut auf die Bedeutung der Etatarbeit hin. Si“ sei die Allerwichtigste Aufgabe und zugleich ein Prüf- stein für die Regierung. Wie Dr. Maier ferner mitteilte, hat die Landesregierung eine Ver- ordnung über die Einrichtung eines Landes- vermessungsamtes innerhalb des Inmermnini- steriums erlassen. Kommt die Weltpresse nach Karlsruhe? Deutscher Diplomat klagt gegen „Kaputt“-Autor Karlsruhe SH). Wenn es nach dem sehr umstrittenen italienischen Schriftsteller Malaparte ginge, würde sich demnächst die Weltpresse in Karlsruhe versammeln. Warum WII der Autor der Romane„Die Haut“ und „Kaputt“ Journalisten aller Länder nach Karisruhe mitbringen? Er und sein deutscher Verlag, der Karlsruher Stahlberg-Verlag, sind vor dem Amtsgericht Karlsruhe von dem ehemaligen Gesandten Braun von Stumm an- geklagt, seine persönlichen Angelegenheiten in dem Roman„Kaputt“ beleidigend vor die Offentlichkeit gebracht zu haben. Braun von Stumm fordert die Einziehung des Buches und eine Abfindung von 10 C0 DM, weil die volle Nennung seines Namens in der franz6- sischen Ausgabe 1945 zu seiner langen Inter- Dierung geführt habe. In der deutschen Aus- gabe erscheint Braun von Stumm, der wäh- Tend des Krieges stellvertretender Leiter der Presseabteilung des Auswärtigen Amts war, als hoher Beamter des Propaganda-Ministe- riums mit dem Namen Freiherr von R., was beweist, daß Malaparte schon damals seiner Sache nicht sicher war. Als Kriegsberichterstatter der faschistischen Teitung„Corriere della Sera“ wußte der spä- tere Romanautor von dem Selbstmord der Frau des Gesandten Braun von Stumm, einer geborenen Italienerin. Malaparte erklärt das Geschehen daraus, daß der limientreue NS- Diplomat von seiner Frau, die als itallenische Aristokratin verwöhnt war, verlangt habe, daß sie die Kriegseinschränkungen aller Art mit den Deutschen teilen müsse und deshalb habe sie aus Verzweiflung den Freitod ge- Wählt. Da Malaparte noch zu Vorträgen in Süd- amerika weilt, hat sein Anwalt die Verschie- bung des ursprünglich auf den 3. März fest- gesetzten Termins beim Amtsgericht Karls- ruhe erwirkt. Für Curzio Malaparte, dessen Romane in Deutschland heftigste Kritik aus- gelöst haben, kommt die Klage anscheinend nicht un willkommen, denn er hofft, bei dern Karlsruher Prozeß ein Echo in der Weltpresse zu finden. Aber auch der Gesandte Braun von Stumm, der ein routimierter Beamter ist und nächt einfach als„NS-Diplomat“ abgetan wer- den kann, wird sich von dem chemaligen Kriegsberichterstatter, der jetzt der ultra- modernen Literatur huldigt, auch vor der Weltpresse nicht beirren lassen, die Ehre sei- ner Frau und seinen eigenen Namen gegen beleidigende„Kaputt“-Manieren zu schützen. Kommt es im Frühjahr zu einer internatio- nalen Journalisten- Invasion in die Karlsruher Stefanienstraße, danp steht nicht nur ein per- sönlicher Fall, sondern eine ganze Literatur- gattung vor den Schranken des Gerichts. 705 Millionen DM Ausfuhrüberschuß Die Handelsbilanz des Jahres 1952— Wieder Uperschuß bei der EZ U Im Jahre 1952 erzielte die Bundesrepublik einen Ausfuhrüberschuß von 705 Millionen DM. Der Gesamtwert der Einfuhr betrug im Jahre 1952 insgesamt 16 203 Millionen DM und der der Ausfuhr 16 903 Millionen DM. Gegenüber dem Vorjahr erhöhte sich damit die Einfuhr um 1477 Millionen DM oder um 10 Prozent, die Ausfuhr um 2 332 Millionen DM, d. h. um 18 Prozent. Nach Ausschaltung der in Ein- und Ausfuhr unterschiedlichen Preisentwicklung [Durchschnittswerte) gegenüber dem Jahre 1951 erhöhte sich dagegen das Volumen der Einfuhr stärker(Zunahme um 16 Prozent) als das der Ausfuhr(Zunahme um 8 Prozent). Im Jahre 1951 ergab die Außenhandelsbilanz einen Einfuhrüberschuß von 149 Millionen DM. Nach Abzug der Marshallplan- und GARIOA- Einfuhren von dem Gesamtimport verblieb für den kommerziellen Außenhandel im Jahre 1951 ein Ausfuhrüberschuß von 1 650 Millionen DM, kür 1952 jedoch(wegen der geringeren Marshall dlan- Einfuhren) ein Ausfuhrüberschuß von nur 1187 Milionen DM. Im Dezember erhöhte sich die Einfuhr um 284 Millionen DM(20 Prozent) auf 1 695 Millio- aen DM und überschritt damit den bisherigen Höchststand(Oktober 1952) um 13 Prozent. Diese beachtliche Steigerung dürfte aber vor allem auf jahreszeitliche Gründe und auf eine ver- mehrte Einbeziehung von Einfuhren aus Vor- monaten zum Jahresabschluß zurückzuführen sein. Die Ausfuhr erhöhte sich im Dezember — nach einem Rückgang im Vormonat— um 380 Millionen DM auf 1753 Millionen DM. Die Mehrausfuhr entfiel zu 90 Prozent auf Fertig- waren, vor allem auf Investitionsgüter. Die Abrechnung für die Bundesrepublik bei der Europäischen Zahlungsunion(EZU) schließt nach Mitteilung der Bank Deutscher Länder im Januar 1953 mit einem Rechnungsüberschuß von 20,9 Millionen Dollar gegenüber einem Defizit von 27,3 Millionen Dollar im Dezember vergan- genen Jahres. Kumulativ, das heigt vom 1. Jul 1950 an gerechnet, beträgt der Rechnungsüber- schuß der Bundesrepublik Deutschland bis Bade Januar 1953 398,8 Millionen Dollar. Wirtschaft in Kürze Die„Autounlon GmbH.“ hat eine Erweiterung ihres Fabrikationsprogrammes durch ein neues „Meisterklasse“-Modell mit Vier-Gang-Getriebe bekanntgegeben. Der Preis beträgt 5 950 DM. Die Rundfunkgeräteindustrie des Bundesge- bietes hat nach Mitteilung der Rhein-Ruhr-Bant im vergangenen Jahr rund 260 000 Apparate in Werte von etwa 55 Millionen exportieren kön- nen. Die zweitägige Sitzung des Exekutivausschus- ses der Bergarbeiter- Internationale ging zu Ende. In der Schlußsitzung wurde eine Resolu-⸗ tion gebilligt, die die Bergarb r-Internatio- nale auffordert, sich für die Förde und Propagierung der Sozialisjerung des Bergbaues einzusetzen. Die Sowjietunjon hat sich für die einer Ost- West-Handelskonfe n; chen. Die Regierungen der sind gebeten worden, sich 2 Das Amt für Gemeins me Sicherheit(MSN) gab die Zuteilung von 600 000 Dollar an die Bundesrepublik bekannt. Der Betrag ist für den Ankauf von nichteisenhaltigen Erzen und Ken- zentraten bestimmt. 62 berufung ausgespro- gliedstasten Mannheimer Produktenbörse ven 9. 2. Inländischer Weizen süddeutscher Hern! 46 bis 46½, inländischer Roggen 42/43, Bruugerste 46 /—47½, Futtergerste inländische 36—37½, auslän- dische Zuteilungsware 38, Inlandhafer 36, Indu- Striehafer 37—38, Weizenmehl Type 380 64½, Type 812 61, 1050 58,50, Brotmehl Type 1600 53,50, Rog Senmehl Type 1150 33,50, Type 1310 54,15, Weizen- kleie prompt 28½, Weizenkleie per März“ April bis 38 ½, Roggenkleile 23, Weizen-Bollmehl 24% bis 25/ ͤ Prockenschnitzel melassiert 27½ 28, Malz- keime 28, extrah. Rapsschrot 26, Erdnußkuchen 2, Sojaschrot 44-44%, Kokosschrot 38, Palmkernschrot 34—34½, Mais 42—42½, Kartoffeln je 350 kg 67 DM. Tendenz stetig, vorstehende Preise sind Groß- nandelspreise per 100 Kg bei Waggonbezug, prompte Lieferung. Mehlpreise brutto für netto mit Sack. Letzte Großeinschreibung für Tabake Die letzte Grogeinschreibung für Inlandstabake der Ernte 1932 aus dem süddeutschen Anbaugebiet Findet am 12. und 18. Februar in der Heidelberger Stadthalle statt. Dabei bringt der Landesverbantl der badischen Tabakbauvereine aus seinen Anbau- Sebleten Pfinzgau, Bruhrain, Neckar und Main rund 27 000 Zentner Hauptguttabak und über 5000 Zent- ner Oberguttabak zum Verkauf, ferner 11615 Zent- ner Nachtabak der inneren Hardt, Nebenhard, Goundi und Bergstraße. Der Landesverband der württembergischen Tabakbauvereine bietet rund 4000 Zentner Mittelgut-, Haupt- und Obergut aus seinen Zigarrengutgebieten auf. Ferner werden das Zigarrengut des Landesverbandes Franken und Tes, bake aus Niedersachsen verkauft. Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 9. 2. Auftrieb: Großvieh 336, Kälber 364, Schafe 54. Schweine 1971.— Preis e: Ochsen 4 95106, B 8493, Bullen A 94105, B 83-94, Kühe A keine Notierung, B 60-70, C 50-60, D 4046. Färsen A 100108. B 9098, Kälber A 128-138, B 115—127, 98-110, D 7-90, Schafe A 70—75. Schweine B1 116119, B2, C 113119, D 112117, E 100112, 81 100-108. 82 35-95.— Marktverlauf: Groß- vieh langsam, ausverkauft, Kälber langsam, aus- warkauft Schweine mittel, ausverkauft. — — NE o ‚ N O BREN OE Copyright by Dr. Paul Herzog. (12. Fortsetzung) Mit einem raschen Entschluß geht Cornelia zu dem kleinen Köfferchen, das in einer Ecke des großen Prunkzimmers ein geduldiges Da- sein fristet. Sie entnimmt ihm eine Kette. Eine wun- derschöne Kette mattglänzender, ebenmäßiger Perlen, die nur den einen Fehler haben, dag sie nicht echt sind. Sie war einmal echt, diese herrliche Kette. Es hat den Professor Lucas schwere Kämpfe gekostet, das Original zu verkaufen und diese Imitation anfertigen zu lassen. Schön sind sie, diese Perlen. Sie heben sich wundervoll von dem dunklen Grund des At- laskleides ab. Wie betäubt steht Cornelia vor dem Spiegel. Prinzessin! denkt sie und hat sehnsüchtige Augen. Einmal nur sollte man Prinzessin sein dürfen! 0 Sie schrickt zusammen. Hat es nicht eben geklopft? Atemlos blickt sie zur Türe, die sich lautlos und gespenstisch öffnet.) Auf der Schwelle steht, ein Lächeln um die gut geschnittenen festen Lippen, der Comte Tessano. 5 Steht da und starrt fassungslos auf das Wunder., das sich vor seinen Augen vollzogen hat. Auf die Märchenfee, in die sich das nette, blonde Skigirl verwandelte. 5 „Madonna!“ stammelt der Comte und tritt angsam, mit fast feierlicher Grandezza näher So mögen seine Ahnen geschritten sein, als sie der Tochter des Dogen ihr stolzes Ritter- herz zu Füßen legten „Aber nein!“ stammelt Cornelia, Sie weiß selbst nicht, worüber sie mehr erschrickt. 5 Tübingen durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden Ueber das Erscheinen des Grafen oder über die Tatsache, daß er sie in diesem, ihr gar nicht gehörenden Kleide ertappt. Wie eine Hochstaplerin kommt sie sich vor. Aber Tessano ist schon mit zwei, drei Schritten dicht hinter sie getreten. Sie sieht im Spiegel seine bewundernden Blicke. Sie kühlt seinen beißen Atem auf ihren nackten Schultern. Ist es der schwere Bordeaux, den sie am Abend getrunken? Ist es der Zauber dieses verwegenen, schimmernden Kleides? Sie kühlt, wie ein feiner, unendlich süßer Schauer ihr über die Schultern läuft, wie ihre Kniekehlen weich werden. Sie kann sich einfach nicht wehren, als er sich über sie neigt und seine Lippen auf ihre Schultern, ihren Nacken preßt. „Cornelia!“ sagt der Comte und seine ein- schmeichelnde, singende Stimme klingt jetzt dicht neben ihrem Ohr.„Wie wunderschön Sie sind, Cornelia!“ Sie steht ein paar Sekunden wie betäubt unter seinen Küssen, Dann reißt sie sich zu- sammen. „Aber Graf!“ sagt sie und ihre Stimme hat wieder den alten festen Klang.„Wie kom- men Sie dazu, mich jetzt, fast um Mitter- nacht, zu überfallen?“ „Cornelia!“ sagt der Graf und hebt thea- tralisch die Rechte zum Schwur.„Ihr guter Ruf ist mir so heilig wie Ihnen selbst.“ „Und trotzdem kommen Sie einfach hier herein?“ sagt Cornelia streng.„Wollen Sie vielleicht eine nächtliche Skipartie arran- gieren?“ 5 5 Sie sieht ihm fest in die Augen. Nein, überrumpeln läßt sie sich nicht. Auch von ihm nicht!. 8 „Keine Skipartie, liebste Cornelia!“ lacht der Comte und läßt seine dunklen Augen blitzen„Aber ich sehe, Sie wissen wohl selbst schon Bescheid, sorist hätten Sie je Wohl nicht noch große Toflette gemacht?!“ „Ich weiß gar nichts!“ jneint Cornelia er- staunt„Was soll es denn zeben?“ „Sie wissen nichts?“ fliästert Tessano, als verrate er ein staats wich tiges Geheimnis. „Mac Cormick hat doch heute Geburtstag. Heute um Mitternacht. Ein kleines Fest in der Bar. Wir sind ganz unter uns. Ein hal- bes Dutzend Leute nur.“ 5 „Und ich?“ staunt Cornelia.„Was soll ieh dabei?“ ö Sie kennt Mac Cormick nur flüchtig, vom Mittagstisch her. Der stiernackige Lankee, der von früh bis spät Eisbosseln spielt und seinen Kaugummi mit Whisky ertränkt. Ein Riese mit Kindergemüt., Soll dabei einer der mächtigsten Männer in Hollywood sein. „Sie dürfen doch nicht fehlen, Cornelia!“ bettelt der Comte.„Man hat mich ausdrück- lich beauftragt. Sie auf jeden Fall mitzu- bringen.“ „Man?“ fragt das Mädchen.„Wer ist man?“ Der Comte sieht ihr in die Augen.„Mein Herz!“ sagt er leise mit mühsam verhaltener Leidenschaft.„Mein Herz befiehlt mir, nicht ohne Sie zu gehen!“ Unter seinen Blicken wird Cornelia rot. Sie ärgert sich ein wenig, daß sie rot wird. Aber es ist doch auch wieder irgendwie nett, so angeschaut zu werden. mr Widerstand schmilzt dahin. Das Kleid! denkt sie noch einen Herzschlag, lang. Wie kann ich in diesem Kleid, das iht gar nicht gehört, erscheinen? Cornelia überlegt blitzschnell. Kann sie jetzt, unter den Augen des Conate gewisselt- maßen, sich entschließen, dieses Kleid ab- legen, das er so bewundert? Nein! Einmal, ein einziges Mal nur vai! sie bewundert werden]! Von itim. Von aller! Eine wilde Lust am Abenteuer ergreift sie Soll Zütterlin denken, was er will! Vielleicht ist er längst schlafen gegangen, der gute Teddybär. Egal! Heute abend wird sie das Kleid tragen. 5 „Wenn Ihr Herz so sehr daran hängt. Comtell sagt sie leise und sieht Tessano fest in die dunklen, leidenschlaftlichen Augen „Gut! Gehen wir!“ 5 5 Sie nimmt den kostbaren schleppenden Atlas ein klein wenig hoch, als sie die Treppe hinunterschreiten In der Halle, die noch im hellen Eicht srstahlt. Wirft sie rasch ainen blitzblanke Theke versammelt, Marcel, der dunkelhaarige Mixer, gewandt deines Amtes waltet. errötet. Blick in den mächtigen Spiegel. Sie ist zu- frieden. Sie ist glücklich. Wie schön ist es doch, schön zu sein! Es ist fünf Minuten vor Mitternacht, als Cornelia und der Comte Tessano die kleine, ganz in Gold und Rot gehaltene, intime Bar des St. Walden betreten. „Nichts verraten“, flüstert Tessano und wirf einen bedeutsamen Blick auf die Armbanduhr Ein halbes Dutzend Personen ist um die hinter der Da ist Mac Cormick selbst, stiernackig, abet Tit einem freundlichen Lächeln im sonnen- gebräunten, feisten Gesicht. Seine Schultern sind so breit, daß sie fast den Smoking zu sprengen scheinen, Seine starken Hände um- spannen den Cocktailbecher, daß man leichte Bedenken geschliffene Kristall. kür das kein Zu seiner Linken thront Mizzi, die fesche Eisläuferin aus Wien, deren kurzes Röckchen täglich die Freude der älteren Herren auf der Eislaufbahn bildet. Jetzt freilich hat sie ein Abendkleid an, ein reizendes hauchzartes Ge- dicht in Lindengrün mit einem Ausschnitt der schon geradezu tollkünhn genannt werden muß, vor allem, wenn sie sich über die Bar beugt und über Marcels neueste Witze lacht. Da ist auch Bennemann, der fröhliche Ham- burger, Seniorchef von Pennemann und Söhne, Walfang und Heringe en gros, millionenschwer, mit seiner hübschen, blutjungen Frau Trene, von der jedermann weiß, daß sie gar nicht bekommen muß seine Frau ist. 5 Auch Monsieur Delaborde ist da, der Pariser Parfümfabrikant, der beim morgendlichen Training am Idiotenhügel stets seine Bindung verliert. Er schlürkt genießerisch den eis- Sekühlten Champagner und erzählt mit sanfter Stimme Montmartreanekdoten, über die sogar die gewiß nicht prüde Mizzl noch „Aber Cheril“, sagt dann die dunkelhaarige Constanze, die an seiner Schulter lehnt und von der man nur weiß, daß in hrem Pa! als Geburtsort Bukarest angegeben ist. . l Forts ni FW Brücke oder Tunne für den Bosporus? Scehkonstrukieon würde Istanbuls Stadtbild zerstören Istanbul Eine Anzahl amerikanischer und euro- päischer Geschäftsleute und Techniker ver- handeln fast jeden Tag mit den türkischen Behörden. Es geht um ein Projekt, das vor ihnen schon Michelangelo beinahe aus Rom kortgelockt hätte: eine Brücke über die engste Stelle des Bosporus. Von Skutari, dem Stadt- tell auf aslatischem Boden, soll sie hinüber zur„Blauen Moschee“ führen. Zum Glück dat Sultan Bajasid II. den berühmtesten Baumeister seiner Zeit vergeblich, diese Brücke zu konstruieren. and kührte statt dessen die Kuppel des Petersdomes aus. Eine Konkurrenz, die diesen gühnen Plan hätte verwirklichen können. gab es zu dieser Zeit nicht. Heute ist sie dafür am so zahlreicher. Amerikaner, Franzosen, Italiener und Deutsche kommen mit kertigen Plänen. Ueber sie ist in der türkischen Hauptstadt und im Parlament eine heftige Diskussion entbrannt.„Fortschritt“ und„Tra- dition“ heißen die Gründe, die von den beiden Parteien ins Feld geführt werden. 2000 bis 2300 Meter lang soll die Brücke werden und zum größten Teil als Hünge- brücke über die Meerenge führen. Die 88 ringste Höhe muß 50 Meter betragen, damit auch die größten Dampfer ungehindert Pas- sieren können. Die Pfeiler werden darum 80 Meter messen und die Minaretts der Hagia Sophia überragen. Das aber ist der wunde Punkt des Projekts. Die Silhouette der Stadt würde zerstört, behaupten die Gegner des Projekts. Ein Ungetüm aus Stahl erdrücke die zierlichen Minaretts, die schönen Kuppeln und Tore. Der Bosporus sei nicht der Hudson und Istanbul nicht New Vork. Damit aber giemand sagen kann, sie wollten eine bessere Lerbindung vom asiatischen Festland zum Westen verhindern, bringen sie ein neues Projekt. Sie wollen einen Tunnel unter der Meerenge bauen, wenn nötig sogar zwei- stöckig. Auf jeden Fall sollen die Millionen für den Bau nicht umsonst angelegt werden. Der Fremdenverkehr ist ein Wichtiges Argument und wird von beiden Parteien benutzt. Be- sitzer von Luxusautos warten nicht gerne stundenlang an der Autofähre, schimpfen auf Istanbul und den Bosporus und tragen ihr Geld lleber in ein anderes Land, wo die Er blieb in Rom. Verkehrsverhältnisse besser sind. Darum auch der Ausweichvorschlag mit dem Tunnel, er würde die natürlichen Schönheiten der Stadt nieht zerstören, denn schließlich seien sie es, welche die Fremden anlockten. So geht der Streit der Meinungen hin und her. Der Plan des Brückenbaus scheint dabei konkretere Formen angenommen zu haben. Unter den ausländischen Baufachleuten ist nur von ihm die Rede, und jeder hofft, dieses Millionengeschäft tätigen zu Können. Fund aus der Steinzeſf Ein viertausend Jahre alter Pfug Uppsala Das archäologische Museum der Universität Upsala beherbergt einen besonders bemer- kenswerten Fund aus der Urzeit. Es ist ein 1,95 Meter langes Gerät aus Eichenholz, das ohne Zweifel einen Pflug von äußerst primi- tiver Form darstellt. Es ist aus einem dicken Eichenast verfertigt, der von Natur eine für den Zweck geeignet gebogene Form aufweist. Viele Umstände deuten darauf hin, daß der Fund aus der Steinzeit herrührt. Wenn diese Annahme richtig ist, hätte man also ein Ackergerät vor sich, dem man ein Alter von etws viertausend Jahren gut und gerne zu- * Salz burg. aum eine Stadt Oesterreichs atmet so viel Beschwingtheit und Musik, so viel barocke Lebensfreude wie das schöne alte Salzburg. Als Stadt ist es zugleich mit genauem Profil unmittelbar in eine Landschaft gesetzt, die Alle Zeichen natürlicher Größe an sich trägt — selbst ohne daß es zum Beweis des bese- ligenden Ausblicks auf den Hohen Göll und das gesamte Gebirge bedürfte, dessen ragende Steinfiguren sich mit fast schon un wirklicher Schönheit ins golden glühende Rosa des Abends verweben. Unermeßlicher Reicuum in der Whiskyflas che Ein zerlumpier Wabckäufer iret en den Schalter Georgetown. In Georgetown, der Hauptstadt von Britisch- Guayana, fiel ein Mann dadurch auf, daß er alle Trödlerläden nach indianischen Geraàt- schaften absuchte. Seltsamerweise wollte er nur Gegenstände haben, die it Quarz- splittern verziert sind. Der Fremde reiste ohne Erfolg wieder ab. Denn in Georgetown ist man Wachsam ge- worden, seitdem ein Engländer auf ähnliche Weise die reichsten Diamantenvorkommen in Guayana entdeckte. Der Mann gab sich als Wissenschaftler aus und gehörte zu den besten Kunden eines westindischen Negers, der im Hafenviertel einen Kramladen besaß und allerlei Seltsam keiten an Touristen verkaufte. U. à. bot er eine Mandioka-Reibe feil. Mandioka ist eine Wurzelartige Frucht, die den meisten Einge- borenen als Nahrung dient. Die Kartoffel des Irwalds, nur etwas mühsamer in der Zu- bereitung. Im rohen Zustand ist die Frucht nämlich giftig, sie enthält Blausäure. Beim Kochen verflüchtigt sich das Gift. Das weiß jede indianische Hausfrau im Dschungel. Um Sanz sicher zu gehen, zerreibt sie die Man- diokaknollen, nicht anders als ihre weise Schwester, wenn sie Kartoffelpuffer backen. III. Dazu bedient sie sich einer hölzernen, Schale, die am Boden mit Quarzsplittern ge- spickt ist. Da die Indianer Schönheitssinn haben, sind diese Reiben oft kunstvoll Verziert. Es fiel also nicht auf, als sich der Engländer iebhaft für die Reibe interessierte. Er hielt die Schale mit den Quarzsplittern ans Son- nenlicht und bezahlte danach anstandslos den geforderten Preis, Am nächsten Tag kehrte er noch einmal zurück und kragte, wWie der Neger an die Reibe gekommen sei. „Ein Indianer hat sie mitgebracht. Er Wollte. ein Messer dafür. Little poor fellow!“ „Wo kam er denn her?“ „Vom River Mazaruni.“ „Irrst du dich nicht?“ „No, Sir. Er sagte es 801“ Es, sprach sich schnell in Georgetown herum, daß der Fremde in den Urwald Wollte. Weit weg zu den Mazaruni- Indianern. Man grinste über den Gelehrten, der wegen einer Mandickareibe sein Leben aufs Spie) setzte Kein Geschäftsmann gab dem Englän- der Kredit. Seine Expedition schien zum Scheitern verurteilt. Da 20g er allein los Es kam., wie die Leute an der Küste vor- aussagten. Man hörte nichts mehr von dem Mann. Er blieb verschollen. Ein Jahr später trat ein zerlumpter Wald- läufer an den Schalter der größten Bank in Georgetown und bat um ein Schließfach. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, in seinen Augen flackerte das Fieber. Der Ange- stellte sah den Mann geringschätzig an. Nie- mand erkannte in dem heruntergekommenen Tramp den Gelehrten von damals, Er schien Völlig verarmt und hatte nicht einmal Schuhe an. Mit einer müden Bewegung zog er eine Whiskyflasche aus den Lumpen und stellte sie auf das Zahlbrett. Die Flasche— das sah der Clerk mit einem Blick— war bis an den Korken mit Diamanten gefüllt. Seit jenem Ereignis hat sich das Handels- register von Britisch-Guayana um einen Posten vermehrt. Diamanten! Die Indianer im Dschungel des Hinterlandes haben noch viele Reiben nach Georgetown geschickt. Aber sie kennen jetzt die Gier des weißen Mannes. Die Diamanten verkaufen sie selbst, a Bel IM EWIGEN EIS DER ARKTIS Nicht einmal das ferne Spitzbergen, hoch oben im Nördlichen Eismeer, ist frei geblieben von politischen Ambitionen. Jahrhundertelan 8 War es vergessen, bis man in unserer Zeit den überaus hohen Wert der Inselgruppe erkannte. Auf Spitzbergen darf kein militärischer Stützpunkt erricttet werden. ** von Tag und Nacht plätschert der Brunnen „Die Salzach ist es, die, hell vom Schnee des Gebirges, zwischen Stadt und Landschaft die lebendige Grundverbindung zieht“, schreibt Wilhelm Hauenstein in seinem Buch„Abendländische Wanderungen— Städte und Kirchen, Landschaften und Figuren in Reisebildern“(Verlag Schnell& Steiner in München).„Sie ist es“, betont Hauenstein, „mit welcher die Stadt die reinigende und kühlende Frische der Natur wie mit einer Lunge beständig herbeiführt und einatmet, um sie dem Wohlsein des Ganzen stünd- lich zum Geschenk zu machen. Ueber der Brücke drüben erhebt sich das Stadtgesicht mit der gemauerten Dauer, mit Welcher die Flucht der Häuserwände auch über dem florentinischen Arno steht— nicht minder fest als dort drunten, doch heller und reiner, farbiger und freundlicher. In Gold- ocker malt sich als ein rechter Brückenkopf das Rathaus selbst, mit weißen Rokokozier- den reizend verbrämt: derart, daß jeweils ein großes unteres Fenster und ein kleineres oberes gepaart und in die nämlichen lichten Rahmenbänder verfaßt sind— wie in metri⸗ schem Einklang, ja wie in Reimworte. Drinnen dann, im hochgewachsenen Dickicht der Civitas, der bürgerlichen Altstadt, ist Grau wohl der bestimmende Ton. Allein es ist ein helles Grau, das oft nahe ans Weiße geht, mit Weiß auch wechselt, gelegentlich einmal sogar mit Rosa tauscht, und die Hohl- Soſdborren verschwanden ads Blecheimern „Kapitolinc ist ein wahrer Teufel!“ Genf. Es geht um Goldbarren im Werte von 325 000 Franken und um die Ehre eines Mannes, der auf Grund eines Justizirrtums zweieinhalb Jahre unschuldig im Zuchthaus verbüßte. Die Tragödie Dr. Walter Richter, eines gebürtigen Deutschen, ist die Tragödie seiner Ehe mit einer Russin, die man heute Als„exzentrische und rachsüchtige Frau“ be- Zeichnet. Obwohl sie wahrscheinlich selbst die Tat beging deren sie ihn wissentlich falsch beschuldigte. konnte er doch nicht von ihr lassen, als er aus dem Zuchthaus kam. Das damalige Fehlurteil über fünf Jahre und Doppelte Ausgaben Schon 1927 hatte sich Benedita Moutinno aus Coleja(Portugal) einen Sarg gekauft, in dem sie spätet einmal begraben werden wollte. Als sie jetzt starb, mußten die Erben einen neuen bestellen In den alten waren die Holz- würmer gekommen so daß er zusammenfiel, als man ihn verwenden wollte. lebenslängliche Aberkennung der Ehrenrechte bemüht sich jetzt das Schwurgericht in Vevey nach besten Kräften zu korrigieren. 1939 bei Kriegsausbruch half Dr. Richter seiner Bekannten Marie Kiefer, in deren Ge- sellschaft er Verwaltungsrat war. einen Goldschatz zu vergraben. ES waren Barren und Münzen im Wert von 400 000 Franken. Dr. Richter und Frau Kiefer brachten sie in ein abgelegenes Besitztum am Mont Cubly bei Montreux und vergruben sie, in lech eimer gefüllt, innerhalb des Gartens. Eine Lageskizze Wurde in doppelter Ausfertigung hergestellt, eine erhielt Frau Kiefer. die an- dere Dr. Richter. Außer den beiden war nie- mand beim Vergraben anwesend gewesen, nur Kapitolina Richter wußte allgemein von dem Versteck. Als der Schatz 1941 gehoben werden sollte. War er verschwunden. Bis auf Münzen im Jert von 75 000 Franken enthielten die Eimer Aachener Kammgarnstofte keinste Qualftaten für Anzüge u. Kostüme ab Verkauf direkt an Private zu günstigst. Tagespreisen For- dern Sie unverbindlich unsere— reichhaltige Kollektion an. Große Auswahl in rein- wollenen Artikeln, auch DAMENMANTELSTOHFRE Nachn.-Vers. m. Rückgaberecht TUCH VERSAND E. FISCHER. Aachen 150, Lud wigsallee 5 19.80 2 dagen n br Toni A-,—Kinder-u.„ 8 mat e e gte tet dra. 10g. Underwagenfbr. 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Er- mittlungen ergaben, daß sie auch Goldmün- zen besaß und seinerzeit einen Schlosser be- stochen hatte, ihres Mannes Aktenschrank zu ökknen, in dem sie die Lageskizze des ver- grabenen Schatzes vermutete. Auf Grund dieser Indizien, welche die ehemalige Haupt- belastungszeugin schwer erschütterten, ver- handelt jetzt das Gericht erneut gegen Dr. Richter. Die Frau des heute 72jährigen Mannes, dessen Existenz durch den Justiz- irrtum vernichtet wurde, verweigert in dem neuen Prozeß die Aussage, die ihren Mann rehabilitieren könnte.„Ein wahrer Teufel!“ meinte der Verteidiger, und wahrscheinlich wird es nach dem Freispruch Dr. Richters einen dritten„Schatzgräberprozeß“ geben, bei dem die Russin auf der Anklagebank sitzt. . Unser Bild zeigt angeschwemmte Eisblöcke an der Küste ergen. 1 kehlen oben, dicht unterhalb der ungegiebel- ten, der südlich-flachen Dächer, erinnern ar den lebendigen Schwung von Schwalben. hälsen. Es kommt hinzu, daß der Schatten mit welchem die in der Regel wohl sechs- stöckigen Häuser die schmalen Gassen vom Pflaster bis zum Scheitel erhöhen, vom Frühling bis zum Herbst die lautere Gutta Wird, so daß die Seele und die Sinne mit dem schlichten Anblick der ununterbrochener Häuserzeilen recht einverstanden bleiben.“ Und dann singt der Verfasser einer dei ältesten Straßen der alten Salzach-Stadt seir Loblied:„Wie ein Bilderbuch schlägt die Ge. treidegasse sich auf, im gleichmäßigen Weser der überaus einfachen, nur leise, mit beschel denen Gliederungen und Ornamentlinien be Wegten Fassaden, durch alte Wirtsschilde“ kräftig angeregt, vergoldete Schilder Aus ge. schmiedetem Eisen, die weit vorstehend eine Löwen, einen Adlerkopf oder sonst ein Zei chen weisen. Im Mittelalter entstanden, haber die Bürgerhäuser die quellende Daseins freude, das sinnliche Behagen, auch wiederum die vernünftige Ordnung des achtzehnten Jahrhunderts angenommen, So stehen sie nun da, das Geburtshaus Mozarts inmitten dessen Front den schlichten Schimmer bür⸗ gerlicher Aufklärung an sich trägt, währene das schwerere Innere noch aus ferneren dunkleren Gründen hergewachsen zu sein scheint— allein um wieviel kostbarer auch ist die Sonne, da sie nun schräg in die Stuben hereintrifft! Die Sonne, das echte Zeichen dieser Stadt, so sehr ihr nachgesagt werden mag, es regnet über ihr just nicht selten Ach ja, die romantischen kleinen Straßen der Mozartstadt! Die Gasen und Brunnen. Die Brunnen der Salzach-Stadt haben es Erich Graf Wieckenburg angetan. Wir finden seinen Lobpreis in der von Friedrich Springorum im Prestel-Verlag, München, herausgegebenen ermunternden„Einladung zum Reisen“, den letzterer den schönen Titel„Europäische Landschaften“ gab. Ueber die Brunnen in Salzburg also beißt es da: „Tag und Nacht weht das Wasser von der marmornen Schale des Salzburger Residenz- brunnens hernieder, besprengt schwach rauschend die breiten Rücken der vier famo- sen Rösser. welche aus dem riesigen Becken in alle Windrichtungen ausbrechen möchten. Das kühle Geräusch beherrscht den Weiten, hellen Platz; ein wunderbarer Hauch, wie aus der ergreifenden Einöde von Gebirgs- Wänden hergetragen, schlägt über ihn hin. bestimmt sogar die Menschen, denen die Fa- miliarität mit schönen Pingen einen beschei- denen Reif von Würde verleiht. Adalbert Stifter unterzog sich einmal aus eigenem Antrieb einer wunderbaren Kur: kodkrank reiste er ins Gebirge, hoch hinauf in die Einsamkeit und meinte treuherzig, die Güte der Gottesnatur und das frische klare Wasser würden ihn schon wieder heilen, In der Tat stand er nach einigen Wochen auf dem Wege zur Besserung., nach zwei Monaten Aber konnte er beglückt wieder hinabsteigen.“ Man kann nicht von Salzburg sprechen, ohne das Juwel der Stadt, den herrlichen Dom., erwähnt zu haben. Hier begegnen wir dem Salzburg der Fürsterzbischöfe, die das Gesicht dieser Metropole für Jahrhunderte prägten. Mm. Staatszusch. KTassel-Ha K 052. Nicht Baukostenzuschuß, sond. eig. Fertighaus a. Teilzahlg, auch o. An- zählg. d. Abschl. ein,. Ansparvertr. Nassovia GmbH. Ilg(enthé liste. K. Sracho witz, LD 1 Stoffreste ciller Art E 2 in großen Mengen zu unglaublich billigen Prelgen, 2. 8. Sorte! 1 bis Um) a 18-40 m) Din 6.— IJ weſter 20 Sorten große Reste ſiefer- bor, b. G. 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