Nr. 36 Neckar-Bete(2. Blatt) Mittwoch, 4. März 1953 Das Hornberger Schießen Von Dr. Hermann Reischle Die Landwirtschaft des Bundeslandes Ba- den- Württemberg hatte mit einiger Spannung der Entscheidung der Verfassunggebenden Versammlung über den Mißtrauensantrag der CDU gegen den Landwirtschaftsminister Herr- mann(DVP) entgegengesehen. Diese Span- nung gründete sich weniger auf die Erwar- tung eines irgendwie sensationellen Ausgangs dieser Abstimmung. Wer die Mehrheitsver- hältnisse in der Verfassunggebenden Ver- sammlung objektiv prüfte, konnte sich gar nicht im Zweifel darüber sein, daß der Kalte Krieg der letzten Monate zwischen Regierungs- koalition, CDU und Bauernverbänden aus- gehen würde wie das bekannte Hornberger Schießen! So geschah es denn auch: Die Ver- entheben, abgelehnt. Gespannt konnte man also lediglich darauf sein, Welche Argumente Ministerpräsident Dr. Reinhold Maier den Anschuldigungen der CDU über das Versagen Herrmanns entgegen- stellen und mit welchen taktischen Mitteln er seine Gegner in seiner woblvorbereiteten Re- gierungserklärung unterlaufen würde. Wie er- Wartet, manöôvrierte Dr. Maier erst einmal die nur scheinbar bestehende Einheitsfront von CDU, Bauernverband und Raiffeisenverband auseinander, indem er dem Raiffeisenverband eine von diesem auch betretene Brücke zu Verhandlungen mit der Regierung über die von Herrmann gegenüber den Genossenschaf- ten erhobenen Vorwürfe darbot. Zu diesem Zweck wurde bereits vor der Landtagssitzung beim Ministerpräsidenten in Abwesenheit von Minister Herrmann mit dem Genossenschafts- verband verhandelt und eine Prüfungskom- mission bestellt, welcher seitens der Regig- rung Ministerpräsident Dr. Maier und die Mi- nister Ulrich und Dr. Frank, seitens der Ge- nossenschaften drei Vertreter des Vorstan- des angehören. Es scheint uns keine Frage zu sein, daß man sich in dieser Kommission sachlich eini- gen und damit die Herrmannschen Beanstan- dungen gegen die Genossenschaften auf das- jenige Maß zurückführen wird, das ihnen zukommt. Worüber man sich kaum verstän- digen wird, ist allerdings die wesentlichere Frage, an welchem Punkt der Entwicklung der von Herrmann behauptete Zentralisruis und Expansionismus der Geschäftsanstalten des Raiffeisenverbandes die Grenze zum Kol- lektivismus zu streifen beginnt. Es ist dies ein Problem, das nicht nur in Baden- Württemberg akut ist, wie die Auseinandersetzungen dar- über auf der kürzlich in Bonn stattgefunde- nen Tagung der sogenannten„agrarpolitischen Opposition“ gegen Bauern- und Raiffeisen- verbände beweisen. Für die CDU als Oppositionspartei ist mit ihrer Abstimmungsniederlage im Landtag die Angelegenheit Herrmann zunächst erledigt. Sie wird hoffen, die Zinsen aus dem hier in- vestierten Kapital im nächsten Wahlkampf zu ziehen. Dies beweist die Bemerkung des Oppositionsführers Dr. Gebhard Müller, daß, wenn seine Partei den Fall Herrmann mir parteitaktisch betrachten Würde, dieser Mi- nister noch möglichst lange in seinem Amt pleiben sollte. Dr. Müller schloß deshalb auch seine Antwort auf die Regierungserklärung des Minister präsidenten mit der Feststellung, die Niederstimmung des CDU-Antrages durch die Reglerungsmehrheit vermöge dem Land- wirtschaftsmimister das bei den Bauern ver- jorene Vertrauen nicht wieder zu schaffen. Fr habe es durch seine Haltung in der Frage der Dürreschäden und durch seine Auseinander- setzung mit dem Bauernverband und dem Raiffeisenverband gründlich verwirtschaftet. Prekär bleibt nach der Entscheidung im Landtag nun die Lage für die arbeitsgemein- schaftlich zusammengeschlossenen badisch- württembergischen Baduernverbände. Sie ha- ben einen feierlichen Beschluß gefaßt, sich je- dem dienstlichen Verkehr mit dem Minister Herrmann zu entziehen. Soll dieser Beschlug, nachdem sich der Raiffeisenverband bereits offensichtlich auf einem anderen Kurs bewegt, für die drei Bauernverbände weiterhin Gel- tung behalten und für wie lange Zeit? Die Auseinandersetzung ist bekanntlich dadurch in Gang gekommen, daß Minister Herrmann den Vorwurf erhoben hatte, der Bauernvey- band Württemnberg-Baden sei nach dem Tode Dr. Ströbeles in das Schlepptau der CDU ge- raten, indem alle drei Präsidentenposten mit CDU-Politikern besetzt worden seien. Das- selbe treffe für die Bauernverbände in Süd- Württemberg und Südbaden zu. Wenn der Präsident des südwürttember- Bauknecht, dazu vor kurzem erklärt hat, Besetzung durch CDU-Politiker sei ein Zufall, so hat man von ihm schon bes- Argumente gehört. Wenn es aber wirk- ich ein reiner Zufall war, so ergibt sich die Frage, was die Bauernverbände daran hin- dern könnte, diesen Zufall bei nächster Ge- legenhe ewußt zu korrigieren. Dazu wird, was den Bauernverband Württemberg-Baden anlangt, auf seiner zum 30. April nach Karls- ruhe einberufenen Mitglieder versammlung Gelegenheit gegeben sein, auf der satzungs- gemäß dlas Präsidium neu gewählt werden mug. Große Fortschritte im Landmaschinen bau Jahresumsatz 1952 der westdeutschen Industrie 1,5 Milliarden DM Die westdeutsche Landmaschinenindustrie hat für das Jahr 1952 eine stolze Erfolgsrechnung präsentieren können: im Rahmen des gesamten Maschinenbaues hat sie mit einem Jahresumsatz von 1,5 Milliarden DM-Wert die Spitzenstellung unter allen Fachgruppen erobert! Bedenkt man, daß von diesem Gesamtumsatz im Schnitt ein Viertel bis ein Drittel in den Exporf geht, so erweist sich ein Doppeltes: welche starke Stütze die Mechanisierung unserer einheimischen Land- wirtschaft heute unserem industriellen Binnen- markt bietet und in welchem Ausmaße der Landmaschinenbau zu unseren bedeutendsten De- visenbringern zählt. In der wohl richtigen Voraussicht, daß die Aufnahmefähigkeit der Landwirtschaft für die Erzeugnisse der Landmaschinenindustrie noch nt den Höhepunkt erreicht hat— sofern es unse cer Agrar- und Handelspolitik gelingt, ein entsprechendes Preisgefüge für unsere Land- wirtschaftserzeugnisse zu schaffen— kommt die Landmaschinenindustrie jetzt zum Frühjahr mit teilweise neuen oder mindestens erheblich ver- besserten Schleppern, Geräten usw. auf den Markt. Man kann erwarten, daß die im Früh- sommer des Jahres in Köln stattfindende Schau der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft ein imposantes Bild von all den technischen Neue- rungen und Schöpfungen zeigen wird. Auch die internationale Landmaschinenindustrie wird in Köln stark vertreten sein. Unter den neuen Fahrzeugen befinden sich neben einem Radschlepper von 45 PS und zwei Kettenschleppern von 55 und 90 PS fünf All- 2 weckschlepper-Grundtypen zwischen 16 und 35 PS Motorleistung, die auf den deutschen und europäischen Markt zugeschnitten sind. Ein 12 PS-Bauernschlepper ist dem Vernehmen nach zusätzlich in der Entwicklung. Zu den landwirt- schaftlichen Seräten, die heute im Betrieb be- reits selbstverständlich sind oder es in naher Zukunft sein werden, gehört erstaunlicherweise sogar der Mähdrescher, dem man noch vor we- nigen Jahren bei den westdeutschen Betriebs- größen verhältnissen keine wesentliche Chance zu geben bereit war. Es war ein bestechender Gedanke, nun in einer festen Arbeitsgemeinschaft zwischen Schlepper- werk und Gerätefirmen ein kombiniertes, auf- einander abgestimmtes System zu schaffen, das dem Käufer von Schlepper und Geräten ein rei- bungsloses Funktionieren unter Garantie von Schlepperwerk und Gerätefabrik sichert. Die „Hanomag“ hat eine solche Arbeitsgemeinschaft mit einer beschränkten Anzahl ihr lange be- kreundeter Gerätefirmen unter der Bezeichnung „Hanomag-Combitrac- Programm“ in diesem Frühjahr geschaffen und erstmals auf dem Messegelände in Hannover der Presse vorge- führt. Insgesamt stehen in diesem Programm für jeden Schleppertyp durchschnittlich dreißig funktionsmäßig angepaßte Geräte zur Verfü- gung. Dr. H. Reischle Wirtſchaftliches Neue Ost-West-Handelsbesprechungen? Stassen verschärft Kontrollbestimmungen Die 8. Jahressitzung der UN-Wirtschaftskom- mission für Europa(ECE) begann in Genf. In der auf drei Wochen angesetzten Sitzung sind sowohl ost- als auch westeuropäische Staaten vertreten. Auch die USA und die UdssR haben Delegierte entsandt. Der Generalsekretär der ECE, der Schwede Gunnar Myrdal, hat den 14. April als Termin für Besprechungen über den Ost-West-Handel vorgeschlagen. Eine feste Zu- sage der Sowjetunion, an diesen Verhandlungen teilzunehmen, hat Myrdal bisher jedoch noch nicht erhalten. In diesem Zusammenhang wird von amerikanischer Seite behauptet, daß die UdssR alle bisherigen Versuche Myrdals ver- eitelt hat, Besprechungen über das Problem des Ost-West-Handels zustande zu bringen. Der Leiter des amerikanischen Amtes für die gemeinsame Sicherheit(HSA), Harold E. Stassen, Hat ein Sieben-Punkte-Programm der MSA zur Verschärfung der Kontrollbestimmungen für den Ost-West-Handel bekanntgegeben. Das neue Programm sieht u. a. Maßnahmen gegen die „kapitalistisch- kommunistischen Kollaborateure“ vor, die aus Profitgründen die Ausfuhr strate- gisch wichtiger Materialien nach dem Ostblock betreiben. Ferner sollen wirksame, aber fried- liche Methoden zum Aufbringen von Schiffen, die im Transitverkehr strategische Güter be- fördern, angewandt werden. Einzelhandel fordert Steuererleichterung Die„Hauptgemeinschaft des deutschen Einzel- handels“ forderte eine Erleichterung für mit- arbeitende Ehefrauen im Einzelhandel. Diese Mitarbeit im Betrieb solle durch einen zusätz- lichen Freibetrag bei der Steuer berücksichtigt werden. Bei der in der„Kleinen Steuerreform“ des Bundesfinanzministers vorgeschlagenen ge- meir samen Besteuerung der Ehegatten werde übersehen, daß die im Einzelhandel mitarbei- tenden Ehefrauen seit langem gemeinsam mit den Ehegatten veranlagt würden. 8 Neue Pflichtnormen im Wohnungsbau Kalkstein-Maße werden geändert Mit Rücksicht auf die allgemein anerkannte große Bedeutung, die der Anwendung von Nor- men bei der Rationalisierung des Bauwesens und damit der Verbilligung von Bauarbeiten zu- kommt, hat der Bundesminister für Wohnungs- bau den zuständigen Ministern der Länder die Einführung von weiteren Pflichtnormen im so- zialen Wohnung bau empfohlen. Die Hergabe öffentlicher Mittel für den ge- förderten sozialen Wohnungsbau soll von den Ländern an die ausdrückliche Bedingung ge- knüpft werden, daß die nachstehend aufgeführ- ten Pflichtnormen bei Planung, Entwurf und Ausführung von Neubauten und Wiederaufbau- ten angewandt werden. Die Anwendungspflicht beginnt am 1. Januar 1954 für Kalksandsteine nach DIN 106. Für Mauersteine ist mit Rück- sicht auf DIN 4172„Magordnung im Hochbau“ in DIN 106 das Format 25 412 46,5 em ersetzt wor- den durch die Formate: Normalformat 24041154 71 mm und Dünnformat 240 4115 452 mm. Wei- tere Anderungen sind nicht vorgenommen worden. städte wollen„verbundene Steuer wirtschaft“ Der Pressedienst des Deutschen Städtetages kündigte die baldige Veröffentlichung einer Denkschrift des Städtetages unter dem Titel „Rückkehr zur verbundenen Steuerwirtschaft“ an. Die Forderung nach einer Beteiligung der Gemeinden an den großen Steuern des Bundes und der Länder, insbesondere der Einkommen- und Körperschaftssteuer und gegebenenfalls auch der Umsatzsteuer, habe besondere Aktuali- tät gewonnen, nachdem der Bundestag das im Grundgesetz bis zum 31. Dezember 1952 gefor- derte Ausführungsgesetz zu Artikel 107 vertagt habe. Es gehe nicht an, so stellte der Haupt- ausschuß des Deutschen Städtetages kürzlich fest, die Gemeinden auch weiterhin von der Teilnahme an der Konjunkturentwicklung und der damit verbundenen Erhöhung der Steuer- eingänge bei diesen großen Hauptsteuern abzu- schneiden, nachdem ihnen schon seit der Wäh- rungsumstellung ein Gesamtbetrag von mehre- ren hundert Millionen DM entgangen sei, weil sie an feste Finanzzuweisungen gebunden waren. Siebente Ziehung der Babybonds Bei der siebenten Ziehung der Prämien der Bundesanleihe 1951(sogenannte Babybonds) ent- flel der Hauptgewinn von 50 000 DM auf die Gruppe 281 Nr. 743. Dieser Gewinn wird fünf- mal, nämlich in den Reihen A bis E, ausgeschüt- tet. Die Prämien flelen nach Hamburg, Frank- kurt und Düsseldorf sowie an die Bank Deut- scher Länder und die Bundespost. Gewinne von je 25 000 DM. wurden für die Gruppe 260 Nr. 259 ebenfalls in den Reihen A bis E gezogen. Prä- mien von je 10 000 DM entflelen auf die Gruppe 224 Nr. 714 und die Gruppe 136 Nr. 44, jeweils in den genannten fünf Reihen.(Angaben ohne Gewähr.) Verbesserung der Stromversorgung Landwirtschaft fordert Staats-Kredite Stuttgart(sw). Die Arbeitsgemeinschaft der südwestdeutschen Bauernverbände hat zu- sammen 1 den Verbänden der Energiewirt- schaft und land wirtschaftlichen Genossen- schaftsverbänden Vorschläge für eine Verbes- lichen Stromv einen Kapitalaufv Deitet gea gesamt 200 Millionen DM erforderr Denkschrift an das Finanz-, das Landwirt- schafts- und das Wirtschaftsministerium von Baden- Württemberg wird besonders die Um- stellung der ländlichen Ortsnetze mit noch au niedriger Spannung auf die Normalspannung 380/220 Volt als vordringlich bezeichnet. Es handelt sich dabei im ganzen Land um etwa 2000 Ortsnetze, die nach Ansicht der Ver- bände wenigstens innerhalb der nächsten fünf Jahre umgestellt werden sollten. Da der Ka- pitalbedarf hierfür— insgesamt 62 Millionen DM— weder von der Energie wirtschaft noch von der Landwirtschaft getragen werden könne, soll der Staat diese Mittel in Jahres- vaten von 12 Millionen DM als Kredite zur Verfügung stellen. Neue Kunstfasern aus Terephthalsäure Die„Imhausen-Werke GmbH“ in Witten bauen zur Zeit eine Fabrik, in der Terephthalsäure hergestellt werden soll. Aus Terephthalsäure werden vollss stische Fasern hergestellt, die besonders sti erfähig und knitterfest sind. Derartige Fasern erden in Großbritannien be- reits unter dem Namen„Terylen“ und in den USA als„Amilar“ und„Dacron“ hergestellt. Die in England nach 1945 entwickelte Terylen-Fa- sern dürfte nach den Polyamidfasern(Nylon und Perlon) und Polyacrylnitrilfasern an und Orlon) die bedeutendste Neuerung auf dem Che- miefasergebiet sein. Mannheimer Produktenbörse vom 2. 3. Das Angebot in Inlandswelzen zu 4646,25 DM flaut allmählich ab. Bei Roggen ist das Angebot in Inlandsware zu 4343,25 DM gleichfalls beschränkt. Die derzeitig greifbare Ware wird flott aufgenom- men. Dagegen sind bei Weizen die Mühlen durch- weg zurückhaltend. am Braugerstenmarkt wird eine Anderung der bisherigen Marktsituation er- wartet, nachdem eine Beschränkung der Importe eintreten soll. Bisher wurden für pfalz, Spitzen- erzeugnisse 4647,50 DM ab Station gefordert. Am Futtergetreidemarkt notierten Inlandsfuttergerste 3637,50 DM, Auslandsware 38,20 frei Mannheim. Am Hafermarkt ist insbesondere bei Futterhafer die Nachfrage weiterhin sehr mäßig. am Mehl- markt erstmalig Roggenmehl Type 997 mit 57,50 DM notiert. Welzenmehl Type 550 64,50 DM, Type 312 58.80 DM. Die Mehltypen für Konsumbrot Type W 1600 und R 1370 laufen allmählich aus. Roggen- mehl Type 1130 tritt stärker in den Vordergrund und wird mit 35,50 DM angeboten. am Futter- mittelmarkt ist importierte Weizenkleie stark ge- fragt und erzielte bei knappem Angebot 23,75 bis 24 DM bei sehr festen Preisen. Dagegen bröckelt Terminware per April und Mal weiter ab. Es Wur- 23 DM ab Mühle gefordert, Roggenkleie gleichfalls schwächer mit 24.50 24.75 DM. Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 2. 3. Auftrieb: Großvien 619, Kälber 323, Schafe 15, Schweine 2138. Preise: Ochsen A 85—100, E 7683, Bullen A 84—98, B 78-85, Kühe à 69-81. B 58-66, C 3038, D 4050, Färsen 94—104, B 3090, Kälber A 134-146, B 120-130, C 103115. D 72-100, Schafe 7378, Schweine A 115—118, B 1 113118, B 2 113118, C 109117, D 105—115, E 100110, G1 98-104, G2 85-96. Mar Kt Yer lauf: Großvieh schleppend, großer Uberstand. Kälber mittel, langsam geräumt, Schweine lang- sam, ausverkauft. —— — e ON VON Jo Copyright (24. Fortsetzung) „Vielleicht!“ leicht auch nicht.“ BREN DOE. by Dr. Paul Herzog. Tübingen durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden meint der Alte mit seinem merkwürdigen verschmitzten Lächeln.„Viel- Als sie eintreten, finden sie die rätselhafte Besucherin auf der Couch ausgestreckt, das Kursbuch in der Hand. „Hören Sie!“ ruft sie dem Hotelier ent- gegen,„ich brauche sofort ein Blitzgespräch nach Berlin, ja?“ Also doch plemplem, denkt Zütterlin. Er nickt ihr freundlich zu. „Wird sofort bestellt, Gnädigste! Gefällt thnen das Zimmer?“ 14 „Momentan ja!“ nickt die Larsen gnädig. „Falls ich länger bleibe, was durchaus mög- lich ist, möchte ich natürlich ein besseres Appartement. Ihr Neffe wird Ihnen ja wohl am Telefon bestätigen. wer ich bin. Sie scheinen ja doch noch gewisse Zweifel zu haben?!“ a „Mein Neffe?“ stottert Zütterlin.„Sie gennen tatsächlich meinen Neffen?“ Es wird ihm immer ungemütlicher mit dieser Person Sollte sie ihn so frech bluffen wollen? 5 „Aber lleber Herr Zütterlin!“ sagt die Larsen ungeduldig.„Edchart hat mich doch bei Ihnen angemeldet. Ich bin doch Cornelia Lucas, die er an Sie verwiesen hat! Ist das klar?“. 0 „Moment mal!“ mischt der alte Lührlein zich jetzt ein.„Ich habe mir Ihre Erzählungen bisher achtungsvoll angehört, gnädige Frau. Aber ich bitte Sie jetzt doch, endlich die Wahrheit zu sagen Sie sind nicht Cornelia Cueas! Cornelia Lias sitzt gerade unten in 7 ö der Bar und trinkt einen Cocktail mit dem Comte Tessano.“ „Tessano?“ trompetet Zütterlin.„Ist der denn immer noch im Haus? Hast du ihm nicht zu verstehen gegeben, daß wir auf seine ge- schätzte Anwesenheit im Hotel keinen Wert mehr legen?“ „Noch nicht!“ sagt Lührlein und hebt mahnend den Zeigefinger.„Ich möchte diesen seltenen Vogel nicht so rasch verscheuchen. Ich erwarte noch aus Zürich und München ein Signalement.“ „Ein Signalement? Du glaubst also 2 8 „Ich glaube noch gar nichts!“ meint Lühr- lein bedächtig.„Aber ich vermute. Ich vermute sogar sehr stark, daß hinter der Fassade des edlen Comte sich ein internationaler Hoch- stapler verbirgt, der schon lange gesucht wird.“ „Um Gottes willen“! jammert der Hotelier. „Keinen Skandal bitte!“ Das fehlt ihm gerade noch heute abend. Eine Verhaftung im Walder-Alm-Hotel. Nicht auszudenken! „Interessante Gegend!“ meint die Larsen von ihrer Couch her.„Hochstapler gibt es hier auch. Und mein Double sitzt unten in der Bar und trinkt Cocktails mit diesem Gentleman? Scheinen ja gut zusammen zu passen, die beiden!“ „Liebe gnädige Frau!“ meint Zütterlin. „Fräulein Lucas ist mir ausdrücklich von meinem Neffen empfohlen worden! Ich möchte daher nicht gerne, daß Sie so abfällig über die Dame sprechen!“ Er sagt dies mit viel Würde und glaubt damit den Fall klargestellt zu haben. Aber die Wirkung, die er erzielt, ist eine Sanz andere. 8 „Verrückt!“ schreit die Larsen und springt von ihrer Couch auf,„Von Ihrem Neffen empfohlen, sagen Sie? Ich bin Innen doch von ihrem Neffen empfohlen worden, ich!“ „Heißen Sie etwa auch Cornelia Lucas, ernstlich?“ fragt der alte Lührlein und sieht die fremde Dame fest an. Darf ich dann mia um mre Papiere bitten? Ich bin näm- . »Ich bin Cornelia Lars en!“ Er greift in die Brusttasche seines abge- tragenen Gehrocks und zieht einen Ausweis hervor, den er der Fremden unter die Nase hält. „Ich bin nämlich— Krimmalkommissar Ja, in der Tat, er ist Kriminalkommissar, der alte Lührlein! Kriminalkommissar a. D eigentlich, streng genommen. Aber immer noch im Dienst, wenn auch mehr auf private Weise. Und daß er jahrein, jahraus in den besten Hotels ein gern gesehener stiller Gratisgast ist, hat eben seine besondere Bewandtnis. Selbst in den besten Fotelpaläs ten, ja gerade in ihnen, ist so ein gewiegter Kri- minalist in gewissen Affairen einfach unent- behrlich. „Kriminalkommissar?“ staunt die Larsen. „Das ist ja toll! Das ist ja wie in einem meiner Filme!“ 5: Sie bricht jäh ab, als ihr zum Bewußtsein kommt, daß sie soeben ihr Inkognito, ihr sorgsam gehütetes Inkognito, schmählich selbst verraten hat. „In einem Ihrer Filme?“ staunt Zütterlin und bekommt plötzlich weiche Knie. Enweder ist diese seltsame Frau die frechste 10 Hochstablerin, die ihm je begegnet ist, oder er hat einen schauerlichen Irrtum begangen! Hat womöglich eine richtige, echte Filmdiwa behandelt wie eine Närrin! 5 Pappschnee und Lawineristurz! Was ist hier Wahrheit, was Dichtung? „Sie sind vom Film?“ fragt der alte Lühr- lein interessiert. Er steckt seinen Ausweis wWürdevoll wieder ein. Sie sind vom Füm und heißen Cornelia Lucas?“ Er denkt scharf nach Nein, den Namen hat er nie gehört. Ein großer Star kann diese Lucas also nicht sein. Das heißt, wenn der Name stimmt. Aber das dürfte ja wohl auch nicht stimmen Die Fremde zögert noch sekundenlang. Dann hebt sie den Blick. Einen ungemein hoheitsvollen und doch bezaubernden Blick. „Ich heiße nicht HRicas!“ sagt sie leise. ist noch oben im Alpblick!“ Dem alten Lührlein geht ein elektrisdc Schlag durch die Glieder. Natürlich, o Hatte er denn seine Augen. Die Larsen! Die Larsen, wie sie leibt und lebt! 5 „Cornelia Larsen?“ meint Zütterlin er- staunt.„Wer ist denn das nun wieder?“ Als hat sie doch geschwindelt, die Gaunerin! Die Larsen steht stumm. Es ist ihr, als hätte sie einen Stich genau ins Herz empfangen. Dieser Mensch, dieser Banause, weiß nicht, wer sie ist? Weiß nicht, wer Cornelia Lar- sen ist! Gibt es denn das? Zütterlin scheint zu merken, daß er sich eine Blöße gegeben hat. Zum Teufel! Wer kann auch all die vielen komischen Namen dieser Filmdiven behalten! Cornelia Larsen? Anscheinend tatsächlich ein bekannter Star! „Sie müssen entschuldigen, gnädige Frau!“, meint er zerknirscht,„aber ich bin heute abend etwas zerstreut. Die Vorbereitungen zu dem großen Fest“ 1 „Ein großes Fest?“ fragt die Larsen interes- siert. Ein Fest, das fehlt ihr mel wieder. Nach den Aufregungen dieses komischen Tages Wird ein nettes Fest ihren Nerven gut fun. „Madonna!“ stöhnt sie leise.„Mein Gepäck „Sie haben im Alpblick gewohnt?“ fragt Zütterlin empört. Wie konnte ein leibhaftiger Filmstar sich nur ins Alpblick verirren? Eine Bude dritten Ranges? Nett für Studenten und junges Volk und so. Aber wenn ein Filmstar nach St. Walden kam, dann doch nur ins Walder-Alm! 5 „Es war ein Irrtum, lieber Herr Zütterlin!“ Seine jund doch noch?“ Fortsetzung folg DIE KULTUR DES WRSTENS aur DEN PER Dieser prächtige Barockbau, früher ein Kloster, Ponta Delgada, der Hauptstadt der Azoren. Heute NEN AZOREN die Bibliothek, befindet ist diese portugiesische heute sich in Inselgruppe mitten im Atlantischen Ozean ein bedeutender Seekabelknotenpunkt und sehr wichtiger Luftverkehrsstützpunkt, für den die USA großes Interesse zeigen. „Oel ja, Whisky nein!“ sagt Ibn Sqaud Der Alkoholschmuggel blüht in Saudi-Arabien Kairo Ein amerikanisches Konsulargericht in Saudi-Arabien wird in Kürze über den ersten Fall von Alkoholschmuggel zu urteilen haben, der auf dem Flugplatz von Huffuf entdeckt wurde. Seit dem 1. Januar 1953 besteht in diesem Lande die Prohibition. Die Araber haben weniger unter ihr zu leiden, da ihnen der Koran alkoholische Getränke verbietet und die Abstinenz nur selten übertreten wird. Dagegen können die bei der amerikanischen Erdölgesellschaft Arameo beschäftigten fünf- oder sechstausend Amerikaner ihren Whisky und Rum nicht vermissen, Schon be- vor die letzten Vorräte aufgebraucht waren brachten die Piloten der Flugzeuge, die in Hoffuf, Daharan und anderen Plätzen lande- ten, kleine und größere Mengen der verbo- tenen Getränke heimlich ins Land. Bei einem Allzu auffälligen Schmuggel griff der Gouver- neur von El-Hasa, Saud Ben Djeluji, ein und verlangte energisch, daß die Schuldigen be- straft würden. Das Alkoholverbot in Saudi-Arabien, das auch für Ausländer gilt, geht auf seine Ma- jestät Abd el Asis Ibn Saud persönlich zurück. Der strenggläubige Monarch sah es schon immer ungern, daß mit den amerikanischen pipe- lines und Bohrtürmen auch der ameri- kanische Alkohol in sein Land kam. Aus Ge- schäftsrücksichten— er verdient immerhin erheblich bei dem Oelgeschäft— sprach er bis jetzt kein Einfuhrverbot aus. Erst unlieb- game Vorkommnisse in der eigenen Familie zwangen ihn dazu. Viele seiner zahlreichen Söhne und noch Zahlreicheren Enkel verkehrten gesellschaft- lich mit den Arameo- Direktoren und Ingenieuren. Sie lernten dabei amerikanische drinks kennen und vergaßgen das Verbot des Propheten, das in den königlichen Palästen strikt eingehalten wird. Wiederholt kehrten manche Prinzen betrunken von den Cocktail- Parties heim, was mit scharfem Hausarrest gesühnt wurde. Dann ereignete sich 1951 ein Zwischenfall, bei dem ein arabischer Scheich niedergestochen wurde. Auf Befehl Ibn Sauds wurde der Täter, ein Angehöriger des königlichen Hauses, öffentlich ausgepeitscht, und der Henker schlug ihm beide Hände ab. Ein weiterer Mord, der beinahe zu einer diplomatischen Kontroverse mit Großbritan- nien geführt hätte, spielte sich ein Jahr spa ter im Hause des britischen Vizekonsuls Ousman ab. Neben anderen Gästen war auch ein Sohn des Königs eingeladen. Er betrank sich nach allen Regeln der Kunst und wurde dann gegen eine junge Engländerin aggres- siv, die bei der Familie Ousman zu Besuch weilte. Der Konsul bat den Prinzen, sein Haus zu verlassen, dieser kehrte aber mit einer Pistole zurück und wollte die Herausgabe des Mädchens erzwingen. Im Verlaufe der Aus- ein andersetzung wurde Ousman erschossen, seine Frau schwer verwundet. Der König war empört, obwohl er die eigentliche Schuld an dem Vorfall dem Alko- hol gab, den die Ausländer seinem Sohn vor- gesetzt hatten. Er wollte den Mörder ent- haupten und seinen Kopf zur Warnung vor Weiteren alkoholischen Exzessen auf dem Zaun des britischen Konsulatsgebäudes auf- spießen lassen. Mrs. Ousman dankte aber für einen solchen Anblick und begnügte sich mit einer Genugtuung von 70 000 Dollar. Der mig ratene Prinz wurde zu lebenslänglichem Ker- ker verurteilt und ganz Saudi-Arabien trocken gelegt, denn der Monarch wünscht nicht, daß durch den Alkohol die guten Sitten unter- graben werden. . 12— 14* 31 Das„grüne Venedig“ in Veneſien 1 72 Venedig. In den Tälern von Zignano und Perera, im Sumpfland von Venetien, entsteht ein„Vene- dig im Grünen“, ein Paradies mit fruchtbaren Inseln, umgeben von einem weitläufigen Ka- nalnetz. Es fehlen nur die Windmühlen, um von einem holländischen Landschaftsbild zu Sprechen. Was aber besondere Aufmerksam- keit verdient, ist das System, mit dem man aus einem Sumpf 1500 Hektar fruchtbares Acker- und Wiesenland machte. Der bekannte italienische Industrielle Marzotto entwickelte und setzte es in die Tat um. Innerhalb von drei Jahren wurde die jahrhundertelange Herrschaft von Schilfrohr und Stechmücken gebrochen und ein gefährlicher Malariaherd beseitigt. Wie das geschah, ist eine eigenartige Sache. Der 100 Kilometer lange und zum Meer füh- rende„Canale Grande“ dieses„grünen Vene digs“ leitet nicht wie üblich das brackige Sumpfwasser aus den Nebenkanälen ab. Im Gegenteil, riesige Pumpen pressen täglich bis 85 7885 Kubikmeter Meerwasser in das Kanal- und entleeren es wieder im gleichen Rhythmus wie Ebbe und Flut. Diese ständige Durchspülung mit frischem, salkzhaltigem Wasser tötet die Sumpfpflanzen ab, und mit der Trockenlegung größerer und kleinerer In- seln entfaltet sich eine neue, üppige Vege- tation. Sie wird durch Deiche geschützt und breitet sich auf 110 ha großen Inseln aus. Man baut auf ihnen Getreide, Flachs und Zuckerrüben, andere sind Weiden- und Obst- 1 1 lands „Aus Sumpi wurde eine Kandllandschalt gärten geworden. Die Wohninseln mit ihren Ziersträuchern, Blumen und Landhäuserr bieten sich als Schmuckstücke dem Auge dar Man will sie später dem Fremdenverkehl öffnen. Der Fischfang in den Kanälen, we sich die ausgesetzte Brut dank der reichlicher Nahrungszufuhr durch das Meer gut ent: Wickelt, ist ein weiterer lohnender Erwerbs. zweig für die Neovenezianer. Im landwirt- schaftlichen Zentrum, in Torresella, stehen die modernsten Maschinen zur Verfügung, und eine gut organisierte Silowirtschaft nimmt die Produkte an Ort und Stelle auf. In Villanove stand ein Industriezentrum. Zuckerfabriken ewebereien, Keltereien und Molkereier Verarbeiten die land wirtschaftlichen Erzeug- und sichern den 800 Arbeitern ationelle Verwertung von Zeit und Ar beitskraft ist es Gebot, und nur 80 kanm man sich e ren, daß innerhalb von drei Jahren aus dem Sumpf blühendes Land wurde. Ihre Statistik läßt die Arbeitsleistung nus ahnen: Ueber 50 Millionen Kubikmeter Erde Wurden ausgehoben, mehr als 10 Kilomete Stromleitungen gezogen, 14 Brunnen ausge- schachtet und über 100 000 Pflanzen aller Art gesetzt. Das Meer, dem man sonst nur die Aufgabe eines Auffangbech-as für Abwässel zuweist, war ein williger Helfer. Auge Zignano und Perera sollen in Kürze noch wei. tere Orte in dem aufblühenden„grünen Vene dig“ mit seinen zahllosen Wasserstraßen ent: Stehen. Sechshundert ungültige Ehen Schreckenspsychose in jacksonville New Vor EK. 600 frischgebackene, zum Teil noch nicht einmal vier Wochen lang verheiratete Ehe- frauen aus Jacksonville in North Carolina leben seit einigen Tagen in der Furcht, daß ihnen ihre Männer davonlaufen könnten. Wenn der Gatte den Hut aufsetzen und mit einem freundlichen„Sweatheart, ich danke schön, good by, good by!“ für immer ver- schwinden würde, könnten sie nichts gegen ihn unternehmen und keine Unterhaltsforderun- gen anmelden., Sie sind nämlich rechtmäßig gar nicht mit ihren Männern verheiratet, und schuld an dieser fatalen Tatsache hat einzig und allein Edward Arthur Perkins, der 69 jährige Friedensrichter von Jacksonville. Der Alte gilt in der ganzen Stadt als Origi- nal, er ist ein Muster an Zerstreutheit und Vergeßlichkeit. Den Omnibuskonduktoren ist er gut bekannt, weil er stets das Fahrgeld zu Hause gelassen hat. Wenn er eine Trauung vornimmt, erscheint er ohne Schlips und Weste. Hüte und Handschuhe besitzt er schon lange nicht mehr, sie bleiben stets irgendwo U liegen, und manchmal wundert er sich, wenr auf den Gurkenbeeten seines Gartens Bohnen und auf den Rabatten statt Blumen Kürbisse Wachsen, die er falsch angesät hat. Jetz stellte man fest, daß Edward Arthur vergaß seine am 31. Dezember 1951 abgelaufene Li. Zenz als Standesbeamter erneuern zu lassen Inzwischen aber hatte er rund 600 Ehepaare getraut. Als das in Jacksonville bekannt wurde entstand unter den Neuvermählten des Jahr- ganges 1952 Aufregung. Waren die einge gangenen Ehen rechtsgültig oder nicht? Be. sonders den jungen Frauen lag diese Frage am Herzen. In der Bundeshauptstadt Raleigh wich man aus:„Wahrscheinlich werden die Trauungen wiederholt werden müssen, denn Perkins hatte keine Berechtigung! Abe Selbstverständlich können wir niemand zwin- gen, auf dem Standesamt zu erscheinen!“ 600 Ehefrauen leben weiter in der Angst, daß ihre Männer die einmalige und billige Gele- genheit, sich von ihnen zu„scheiden“, aus- nutzen könnten. lrekt an Privat. Sie Gratiskatalog! Wäsche Czeme Gesichts-Ausschlag Pickel-Wundsein usw. DM Rauhbankhobel 15,50 Doppelhobel 8,30 2 V. Putzhobel 8,30 di — Schlichthobel 6,90 Kompl. Ausst. ab 39, frei Haus Ab DM 50 frankol Katal. gratis. Teilz. Ford. Westfalia-Werkzeugco., Hagen 499 A. WaLZ, Waldsee-Württ. Nr. 54 1. W. FISCH ist immer: nahrhaft/ billig m. Staatszusch. gesund/ wertvoll Nicht Baukostenzuschuß, sond. eig. Fertighaus a. Teilzahlg, auch o. An- zahlg. d. Abschl. ein, Ansparvertr. Nassovia GmbH., Kassel-Ha K 052. g 8* dienen. Seife re bit Lbpid e 1 die Verdauung in Apolk. v. Drogetien go oder o nichts zu verlieren? Genau wie Paragraphen sind Zahlen unbe- liebt. Man mag sie nicht hören. Das Leben bringt auch so genug Sorgen. Und doch spiegelt sich in den großen volks wirtschaftlichen Zahlen unser eigenes kleines Schicksal wider. Was wir im Geldbeutel haben und Was unser Geld wert ist, Warum wir nicht mehr im Geldbeutel haben und Warum wir nicht mehr für unser Geld kau⸗ fen können, diese Fragen, über die wir doch oft nachdenken, beantworten sich nur in der Erkenntnis der wirtschaftlichen Tatsachen. Wer erinnert sich noch, daß der Lohnstop erst im Sommer 1948 aufgehoben wurde? Damals stand der Stundenlohn des Industriearbeiters im Durchschnitt auf RM 1.12. Und heute? Schau in deine Lohntüte. Das ist ehrlich ver⸗ dientes Geld und geht niemand etwas an. Aber erinnern muß man sich doch mal daran. Sorgen lassen sich leichter tra⸗ gen, wenn man weiß: ich bin nicht auf dem absteigenden, ich bin auf dem aufstrebenden Ast. Oder: 1949 bau- ten Wir 215 000 Woh⸗ nungen, 1950 360 000 und 1951 433 000. Si⸗ cherlich wer noch keine hat, sagt»Quatsch&. Aber wäre es besser, keine Wohnungen zu bauen, weil nicht gleich für Alle welche gebaut werden können? Man muß sich bemühen, die Dinge zu sehen, wie sie sind. Das löst die Angst, die manche uns einjagen wollen, Neh- men wir die Pieise. Gleich denken wir an Butter. Die steigenden Butterpreise machten Uns im letzten Winter viel Kummer. Aber in einer Marktwirtschaft Wachsen die Baume nie in den Himmel. Auch die Preise nicht. Der Butterpreis stieg, aber unsere Hausfrauen wichen auf andere Speisefette aus. Das ist ja der gegen der Marktwirtschaft: wir sind frei in unserem Verbrauch. Nun, und die Butter besann sich, ihr Preis fiel. Wie verhält es sich überhaupt mit unserem Verbrauch an Lebens: mitteln? September 1949 verbrauchten wir 34 Millionen kg Fleisch, August 1952 126 Millionen. In der glei- chen Zeit stieg der Fischverbrauch von 40 Millionen kg auf 81 Millionen, der Absatz von Vollmilch von 112 Millionen I auf 222. Millionen, der Butterverbrauch von 18 Millionen kg auf 25, Millionen, der Fett⸗ verbrauch je vierköpfige Familie von 0,65 kg auf 1,17 Kg. Dagegen sank der Kartoffelverbrauch(Kar- toffelbauch!) von 11 kg auf 6 kg. Und die Lebenshaltungskosten im ganzen? Die Preise sind seit Korea gestiegen, das ist keine Frage. Aber im internationalen Vergleich schneiden Wir gut ab. Die Organisation für Europäische Wirtschaftszusammenarbeit(OEEC) hat er- rechnet: die Engländer leben heute 200 yo teurer als Ende 1950, die Franzosen 36% und die Osterreicher gar 830%. Daran gemessen haben wir uns mit unseren etwa 12% ganz gut ge⸗ halten. Und tatsächlich: es gilt, diese nicht un- günstige Entwicklung zu halten, festzuhalten. Als der Koreakrieg ausbrach, stiegen die Preise auf den Weltmärkten, auch wir muß⸗ ten mehr für unsere Einfuhr be⸗ zahlen. Aber wenn man die Zu- sammenhänge dann mal ruhig überlegt: Wir kaben doch noch viel zu verlieren. Und deshalb zu ver- teidigen. Der Wohlstand, der sich dank Erhards SOZIALER MARK TWIRTSCHAFET immer stärker ausbreitet, kann wie ein Spuk ver⸗ 610 schwinden, wenn wir das Erreichte leichtfertig aufs Spiel setzen.— DIE WAAGE Semeinschalt zur Förderung des Sozialen Ausgleichs e. V. Köln am Rhein: Unter Sachsenhausen 14-26 Vorsitxer: Franz Greiss 7 FUR GLATrEes Normaltube oM O. 85 Gr. Jube ox 1.40 Mit Gem handlichen Fuss OM 15 l S r lee *