Nr. 94 Neckar-Bote(2. Blatt) Samstag, 13. Juni 1953 . Geldentschädigung für Heimkehrer Hilfe für Flüchtlingsjugend— Evakuierten- gesetz verabschiedet Bonn(E. B.) Die Entschädigung ehemaliger deutscher Kriegsgefangener stand am Freitag im Mittelpunkt der Sitzung des Bundestages. Das Haus überwies drei Initiativgesetzent- würfe der Regierungsparteien und der SPD, in denen Heimkehrern eine Barentschädigung gewährt werden soll, an die zuständigen Aus- schüsse. Sprecher der Koalitionsparteien be- tonten, daß das zweite Heimkehrergesetz in jedem Falle noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden müsse. Das von der CDU/CSU, FDP und D vor- geschlagene Gesetz dehnt die Heimkehrer- eigenschaft auch auf Deutsche aus, die nach dem 30. November 1949 aus sowjetischer In- ternierung in der Sowjetzone nach West- deutschland kamen. Heimkehrer, die nach dem 31. Oktober 1951 im Bundesgebiet oder Berlin ständigen Aufenthalt nahmen, sollen ein Entlassungsgeld von 200 DM erhalten. Der Entwurf der SPD, FU und der FDP- Abgeordneten Margarete Hütter sieht dem- gegenüber für Heimkehrer, die nach dem 31. Dezember 1946 entlassen wurden, eine Ent- schädigung von einer DM für jeden Tag der Kriegsgefangenschaft nach dem 1. Januar 1947 vor. Vom 1. Januar 1949 an soll sich der Betrag auf zwei DM. erhöhen. Auch hier sind Darlehen möglich. In dem Eritwurf der FDP, DP und eimiger CDU-Abgeordneten ist eine Entschädigung von 30 DM für jeden seit dem 1. Januar 1947 und 60 DM für jeden seit dem 1. Januar 1949 in Kriegsgefangenschaft oder Internierung verbrachten Kalendermonat, jedoch keine Dar- lehen, geplant. In der Debatte bekannten sich die Sprecher Aller Fraktionen zu einer schnellstmöglichen Entschädigung der Heimkehrer. Die Finan- zierung der in den Anträgen festgelegten Ent- schädigung konnte jedoch noch nicht geklärt werden. Bundesarbeitsminister Storch erklärte sich zur Mitarbeit an den Entwürfen bereit, bemängelte jedoch die Festsetzung eines Stichtages. Gerade die Kranken und Halb- verhungerten seien vor dem festgelegten Stichtage entlassen worden. Alle Fraktionen billigten bei Stimmenthal- tung der Kommunisten einen Bericht des Aus- schusses für Jugendfürsorge, der von der Bundesregierung Maßnahmen zur beruflichen 11 12 und gesellschaftlichen Eingliederung der aus der Sowaetzone geflüchteten Jugend fordert. Zu diesen Hilfsmaßnahmen gehören die Ein- richtung eines zentralen Jugendlagers in Ber- Un, Förderung von Kursen in Heimvolkshoch- 8 age ö 1 1 1 9 schulen, besondere Betreuung der in die Haus- Wirtschaft vermittelten weiblichen Jugend, besondere Maßnahmen für Studenten zur Förderung in den ersten zwei Semestern, Be- Teitstellung von Mitteln zur Schaffung von Wohnräumen für Lehrlinge, Schüler und Stu- denten sowie zusätzlicher Lehrstellen. Das Plenum stimmte ferner mit großer Mehrheit in zweiter und dritter Lesung dem Bundesevakuiertengesetz zu. Nach diesem Ge- setz, das noch der Zustimmung des Bundes- rates bedarf, sollen rund 300 000 Personen, die während des Krieges ihre Heimatorte in- nerhalb der Bundesrepublik verlassen muß ten, zurückgeführt werden. Die Kosten der Rückführung tragen diejenigen Länder, in denen die Evakuierten zur Zeit der Rück- führung ihren Wohnsitz haben. Einstimmig billigte der Bundestag ein Ge- Setz zur Bekämpfung von Geschlechtskrank- heiten, das eine stärkere Kontrolle und inten- sivere Behandlung der venerisch Kranken vorsieht. Das Gesetz verpflichtet Personen, die issentlich an einer Geschlechtskrankheit lei- en, sich sofort ärztlich behandeln zu lassen. Ein Gesetz zur Ergänzung fürsorgerecht- Ucher Bestimmungen wurde ebenfalls verab- Schiedet. Danach werden vor allem die Be- züge der Blinden, der Hör- und Sprachgeschä- digten sowie der Krüppel verbessert. Ein, vom Plenum in allen drei Lesungen vVerabschiede- tes Gesetz über die Regelung des Hebammen- Wesens hebt die Niederlassungsfreiheit für Hebammen in der Us-Zone auf und führt eine bundeseinheitliche Vergütung ein. Die Bundesregierung wurde vom Bundestag beauftragt, den Waffengebrauch im Zolldienst zu überprüfen. Nach Auffassung der Mehr- heit des Hauses machen die Zollbeamten vor Allem an der deutsch- belgischen Grenze zu häufig von der Waffe Gebrauch. 2 5. Haus- und Grundbesitz hält Heerschau Jahrestagung und öffentliche Kundgebung in Stuttgart Die Grundfragen des privaten Eigentums, im besonderen des Haus- und Grundbesitzes, sind in den letzten Jahrzehnten in steigendem Maße ein Politikum geworden. Dies gilt be- sonders für die Jahre nach 1945. Unbeschadet seiner parteipolitischen Neutralität muß da- her der„Zentralverband der Deutschen Haus- und Grundbesitzer“, wie dessen Präsident Dr. Handschumacher, MdB, auf einer Pressekon- ferenz in Stuttgart ausführte, in diesem poli- tischen Klima eine grundsätzliche Stellung beziehen. Dies um so mehr, als der derzeitige wie der künftige Bundestag eine Reihe von entscheidenden Lebensfragen des Haus- und Grundbesitzes zu entscheiden haben werden, so beispielsweise die des Baulandbeschaffungs- gesetzes, das in diesen Tagen in Bonn zur Ab- stimmung steht. 5 Der Zentralverband nimmt daher in den Tagen vom 11. bis 14. Juni auf dem Eillesberg in Stuttgart eine„Heerschau“— wie Dr. Hand- schumacher sich ausdrückte— seiner Gefolgs- leute vor, die seiner Auffassung nach rund Vier Millionen Wählerstimmen repräsentie- ren. Auf einer Arbeitstagung am 13. Juni Werden zunächst Oberbaurat Glootz, Düssel- dorf, zum Thema„Baurecht und Wohnungs- bau- Gesetzgebung“, Johannes Kunze, Md, Bielefeld, über„Förderung des Wiederauf- baues aus dem Lastenausgleich“ und General- direktor Dr. Müller, Stuttgart, zur Frage„Ka- pitalbildung und Wohnungsbau“ referieren. Die von Präsident Dr. Handschumacher 82 leitete öffentliche Kundgebung am 14. Juni wird unter dem Generalthema„Gesunde Woh- nungs wirtschaft— die große Aufgabe“ ste- hen. Die Bedeutung dieser Kundgebung er- hellt aus der beachtlichen Tatsache, dag in Bundestagspräsident Dr. Ehlers, Vizepräsident des Bundestages Dr. Schäfer und Dr. von Merkatz, MdB, drei führende Persönlichkei- ten von CDU, FDP und DP sprechen werden. Der Pressereferent des Zentralverbandes, Dr. Schmidt/ Höpke, führte die zahlreich aus dem ganzen Bundesgebiet anwesenden Pres- severtreter in die besonders brennenden Ta- gesfragen des Haus- und Grundbesitzes ein. Er stellte u. a. die bisher durchgeführte Er- höhung der Wohnraummieten um 10 Prozent, welche insgesamt 132 Millionen DM ausge- macht habe, in ihrer verhältnismäßig beschei- denen Größenordnung in Vergleich zum allge- meinen Lohnstandard, zu den Exportpreisen usw. Um schätzungsweise 30 Prozent müßten die Altraummieten noch erhöht werden, wenn auch nur eine laufende Rentabilität der Alt- Wohnungen erreicht werden solle, abgesehen davon, daß Kriegszerstörungen, Nachholbe- darf usw. sowieso nur durch eine einmalige großzügige Aktion mit Staatszuschüssen, Steuerermäßigung usw. in Ordnung gebracht werden könnten. Man sei sich selbstverständ- lich darüber klar, daß eine solche Mietauf- stockung nur allmählich und unter Berück- sichtigung der sozialen Belange der Haupt- mieter durchgeführt werden könne, während die Untermieter im allgemeinen sowieso be- reits überhöhte Mieten zu tragen hätten. Daß die Interessengegensätze zwischen Haus- besitzern, Mietern und Sparern im Grunde nur„vermeintliche“ seien, dies vor der Gffent- lichkeit zu erweisen, werde ein besonderes Anliegen dieser Jahrestagung der Haus- und Grundbesitzer sein. 2 Wirtſchaftliches Höhere Steuern im Kraftverkehr? Vergünstigungen sollen aufgehoben werden Das Verkehrsgewerbe wehrt sich Die Regierungsparteien haben im Bundestag eine höhere Besteuerung des Güterkraftverkehrs beantragt. Bisherige steuerliche Vergünstigun- gen des Kraftverkehrs gegenüber der Bundes- bahn sollen beseitigt und die Wettbewerbslage zwischen Schiene und Straße zugunsten der Eisenbahn verbessert werden. Das Kraftfahr- zeugsteuergesetz soll entsprechend geändert wer- den. Die bisherigen steuerlichen Vergünstigun- gen für schwere Lastkraftwagen und Anhän- ger, der sogenannte„Knick“ in der Kraftfahr- zeugsteuer, sollen beseitigt und die bisherige Pauschalregelung bei der Beförderungssteuer für den Kraftverkehr abgeschafft werden, weil sie die Beförderung auf der Straße steuerlich gün⸗ stiger stellte als die Beförderung auf der Schiene. Auf einer Pressekonferenz in Frankfurt nah- men Vertreter der„Zentralarbeitsgemeinschaft des Straßenverkehrsgewerbes“ zu den Sanie- rungsvorschlägen der Bundesbalin Stellung. Der Vertreter des Nahverkehrsgewerbes wies darauf hin, daß die Erhebung einer Beförderungssteuer beim Nahverkehr so lange nicht möglich sei, als hier keine Tarifordnung bestehe. Die Beförde- rungssteuer, die im allgemeinen vom Verkehrs- nehmer getragen werde, könne jedoch im Nah- verkehr nicht auf diesen abgewälzt werden, da die Tarife ungebunden seien. Vom gesamten Straßenverkehrsgewerbe werde, so wurde auf der Pressekonferenz betont, die vorgeschlagene Beseitigung der Bundesbahn- Tarifklassen A bis D abgelehnt. Durch diese Abtariflerung würde der Bundesbahn ein Aus- fall in Höhe von 60 Millionen DM entstehen. Auch beim Güterfernverkehr sei mit entspre- chenden Ausfällen zu rechnen. Dadurch würde sich auch das Aufkommen an Beförderungsein- kommen- und Körperschaftssteuer vermindern. Vor allen Dingen aber werde die Bahn dadurch auch nicht den Verkehr zurückgewinnen, der ihr durch den Werkverkehr verlorengegangen sei. Eine Einschränkung des Werkverkehrs würde eher zu einer höheren Verkehrsleistung des Gü- tex fernverkehrs als der Bundesbahn führen. In- sofern sei mit einem noch stärkeren Anwachsen der Verkehrsverluste der Bundesbahn zu rech- nen. Usa wollen ostdeutsche Kali-Importe Ein Vertreter des amerikanischen Außenmini- steriums teilte mit, daß das Ministerium nichts zur Unterbindung von Kali-Lieferungen aus der deutschen Ostzone unternehmen werde. An die- ser Stellungnahme könnten auch die Behaup- tungen der amerikanischen Kaliindustrie nichts ändern, daß hierdurch der Markt in Unordnung gebracht werde. Demgegenüber beschlossen die Mitglieder des vom US-Repräsentantenhaus ein- gesetzten Untersuchungsausschusses für den US- Handel mit Ostdeutschland, sich um eine Ein- Stellung der ostdeutschen Kali- Importe nach den USA zu bemühen. Der Sprecher des Außen- ministeriums erklärte vor dem Ausschuß, daß es micht im guten Interesse der USA liege“, in dem zur Zeit noch verbleibenden Handel mit Ostdeutschland zu intervenieren. Während die USA aus der Sowietzonenrepublik Kali— also einen Rohstoff mit gewisser strategischer Be- deutung— erhielten, lieferten sie als Gegenlei- stung nur Tabak und andere nicht lebenswich- tige Waren. SP fordert Senkung der Zölle Die SPD forderte eine nachhaltige Senkung der Zölle und Verbrauchssteuern zur Verbilli- gung der eingeführten Waren und damit zur Steigerung der Einfuhren. Der SPD- Bundestags- abgeordnete Kalbitzer erklärte dazu in Bonn, daß die monatlichen Ausfuhrüberschüsse von etwa 100 Millionen DM anormal seien. Sie wür- den im Ausland den falschen Eindruck erwek- ken, als ob die deutsche Wirtschaft Kapitalüber- fluß habe. In Wirklichkeit sei der Ausfuhrüber- schuß nur ein Zeichen zu geringer Kaufkraft in der Bundesrepublik, Das Einkommen der brei- ten Käuferschichten reiche nicht aus, um durch höhere Einfuhr die Ausfuhrüberschüsse wettzu- machen. Die Aufgabe bestehe gerade darin, den deutschen Markt für einen steigenden Verbrauch von einheimischen und Einfuhrgütern zu stärken und trotzdem die deutsche Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkt nicht durch Preissteigerun- gen zu drosseln. Gemeinsamer Markt hat sich bewährt Europa- Integration soll beschleunigt werden er Marktausschuß des Parlaments der Mon- tanunion hat in einer Entschließung die Regie- rungen der sechs Mitgliedstaaten aufgefordert, den Zusammenschluß der europaischen Länder zu beschleunigen. In der Entschließung des Aus- schusses wird vor allem auch die Notwendig- keit dei Konvertierbarkeit der europäischen Währeneen hervorgehoben. Die Regierungen der Montanunion-Länder sollten untereinander Abkommen schließen, die den freien Austausch der Währungen ermöglichen. Die Schwierigkei- ten, die sich aus der Anwendung des Schuman- Plan-Vertrages ergeben, zeigten deutlich, daß die Montanunion auf die Dauer nur erfolgreich sein könne, wenn man sie als einen ersten Schritt auf dem Wege zu einem weiteren Wirt- schaftlichen Zusammenschluß betrachte. Der stellvertretende Vorsitzende des Markt- ausschusses, der FDP-Bundestagsabgeordnete Preusker, erklärte in Luxemburg, daß sich der „mutige. Entschluß“ der Hohen Behörde, auf dem gemeinsamen Markt für Kohle und Stahl den freien Wettbewerb durchzusetzen, bewährt habe. Preusker sagte, daß nach der Eröffnung des gemeinsamen Marktes keine größeren Rück- schläge erfolgt seien. Vor der Eröffnung sei eine gewisse Zurückhaltung bei Käufen festgestellt worden. Die Aufträge seien um rund zehn Pro- zent zurückgegangen. Nach der Fröffnung des Montanmarktes sei aber die Zahl der Abschlüsse wieder gestiegen. Anträge auf besondere Unter- stützung bestimmter Industrien seien bei der Hohen Behörde bisher nicht eingegangen. Deutsch- japanischer Handel wird ausgebaut Lwischen der Bundesrepublik und Japan wurde u Bonn in Gegenwart von Bundes wirtschafts- minister Erhard ein neuer Handelsplan unter- zeichnet, der gegenüber dem alten Handelsab- kommen einen um 50 Prozent höheren Waren- austausch vorsieht. Nach Mitteilung des Bundes- Wirtschaftsministeriums treten die neuen Ver- einbarungen am 1. 7. in Kraft und haben bis zum 30. Juni 1954 Gültigkeit. Die beiderseitigen Lie- kerungen sind auf 45 Millionen Dollar(rund 189 Mill. D) festgesetzt worden. Die undesrepu- blik wird hauptsächlich Maschinen, Werkzeuge, Düngemittel, Chemikalien, pharmazeutische Er- zeugnisse und Kraftfahrzeuge exportieren. Ja- Pan wird im wesentlichen Textilien, Grund- chemikalien, Walöl, Tee und Bleche liefern. Zentralbankrat senkt den Diskontsatz Nach einer Mitteilung der Bank Deutscher Länder werden auf Beschluß des Zentralbank- rates folgende Zinssätze der Landeszentralban- ken mit Wirkung vom 11. Jun“ 1953 um ein halbes Prozent gesenkt. 1. Der echseldiskont- Satz der Landeszentralbanken von 4 V. H. auf 3% v. H.; 2. der Lombardsatz der Landeszen- tralbanken von 5 v. H. auf 4% v. H.; 3. der Dis- Kontsatz der Landeszentralbanken für Schatz- Wechsel von 4 v. H. auf 3% v. H.; und 4. der Zinssatz der Bank Deutscher Länder und der Landeszentralbanken für Kassenkredite von 4 V. H. auf 37½ v. H. Wirtschaft in Kürze Nach Ghawöchigem Streik wurde auf allen Werften in Bremen die Arbeit wieder Aufge- nommen. Nach dem neuen Lohntarifabkommen erhalten die gelernten Werftarbeiter 5 Pfennige Stundenlohn mehr als bisher, so daß der Eck- lohn jetzt 1,54 DM beträgt. Nach Mitteilung des amerikanischen Finanz- ministeriums kauften aus Us- Beständen im ersten Quartal 1953 ausländische Regierungen Sold im Werte von 399 Millionen Hollar an. Den weitaus größten Anteil an diesen Käufen hatte Großbritannien mit 320 Millionen Dollar. Die Goldkäufe der Bundesrepublik hatten einen Wert von 30 Millionen Dollar. Das Ufi-Entflechtungsgesetz ist im Bundesge- setzblatt verkündet worden und damit in Kraft Setreten. Das deutsche Gesetz der Entflechtung und Abwicklung des ehemaligen reichseigenen Filmvermögens löst die Gesetzgebung der alli ierten Besatzungsmacht auf diesem Gebiet ab. Die Hauptversammlung der Commerz- und Oreditbank A. G, dem Nachfolge-Institut der ehe- maligen Commerzbank für den süddeutschen Bankbezirk, hat für das Geschäftsjahr 1952 die Ausschüttung einer sechsprozentigen Dividende auf das Grundkapital von zehn Millionen DM beschlossen. Die Zerbombung größerer Induſtriezentren in der K iegszeit hatte für zahl eiche Gemein⸗ den an der Pe ipherie größerer Städte einen bis dahin kaum gekannten induſtriellen Auf⸗ ſchwung zur Folge, de; zwar konjunku bedingt oft raſch wiede; abklang, aber in einzelnen Gemeinden eine wirtſchaftliche Kapazitäts⸗ erweiterung mit noch heute ſpürbaren Aus⸗ wirkungen hatte. Durch die ſtrukturelle Ei⸗ genſtändigkeit wandten ſich nur wenige In⸗ duſtriezweige nach Seckenheim und bewah.⸗ ten dadurch unſe en Vorort vor einer Schein⸗ blüte. Nur wenige Mittelbetriebe, vornehm⸗ lich der Textilindustrie, ſanden Anſatzmöglich⸗ keiten, die der Gemeinde einen zufſätzlichen Wirtſchaftsfaktor eröffneten, da dieſe Bet iebe zum Teil mit handwerklichen Fectigungs⸗ methoden zahlreichen Menſchen neue Beſchäf⸗ tigungsmöglichkeiten boten. Unter dieſen handwe klich geſtalteten In⸗ duſtriebetrieben ſetzte ſich in Seckenheim auch ein Produktionszweig feſt, der bereits in der Vorkriegszeit in Mannheim unter dem Namen„Steppdecken⸗Rihm“ zu einem Begriff für qualitativ hochſtehende Handwerksarbeit geworden war. In dieſen Tagen ſtatteten wir der Firma in ihren neuen Fe tigungsanlagen in der Hauptſtraße einen Beſuch ab. Nach der Ausbombung hatte der Betrieb 1946 in kleinerem Maßſtab zunächſt in der Meßkirche⸗ ſtraße wieder die Produktion aufgenommen und 1951 erfolgte dann ſchließlich die Ver⸗ legung des Betriebes in die Hauptſtraße, wo eit einiger Zeit ein Muſte fenſter über die geleiſtete hochwertige Arbeit orientiert. Was zuvor der Bet ieb in g ößerem Um⸗ fang in den Werkſtät en in Käfe tal produ⸗ zierte und in einem eigenen Spezialgeſchäft im Mannheim abſetzte, wurde hier zu einer Einheit zuſammengeſaßt, bie ſich zwiſchen⸗ Ein handwerklicher Induſtriezweig zeitlich den bekannten Namen wieder zurück⸗ erobe te und nun bemüht und beſtrebt iſt, den im Bundeshandel wieder aufgenommenen alten Geſchäftsverbindungen neue hinzuzu⸗ fügen, die neben den gut florie enden Bin⸗ nenhandel zur Ausweitung auf das Export⸗ geſchäft mit dem Ausland bereits gediehen ſind. 5 Der Woll⸗Neißer ſtellt aus den Rohſtofſen das Urprodunt der Füllungen her Ein Blick in die Fertigungsſtätten der aus⸗ gezeichneten Werkſtücke läßt e kennen, wie ernſt es dem Inhaber Edmund Rihm iſt, ſeinen Markenerzeugniſſen jene fachlichen Voraus⸗ ſetzungen zu geben, die eine Stärkung und Ausweitung des Abſatzes mit ſich bringen. Aus eigener K aft wurden helle und luftige Arbeits äume geſchaffen, in denen eine grö⸗ ßere Anzahl von einheimiſchen Frauen und Fachkräften neue Arbeitsmöglichkeiten fanden. In dieſen Arbeitsräumen entſtehen unter dar führenden Hand des Inhabers in einem ra⸗ tionellen Arbeitsgang ene traumhaften Ge⸗ bilde, die in ſorgſam ausgewählten Deſſins als Tages⸗, Stepp⸗ oder Daunendecken die Zierde und Pcrunkſtücke des Schlafgemaches darſtellen. Eine moderne Auflöſemaſchine ſtellt aus Tuch⸗ und Wollreſten der ein Füllmaterial für Steppdecken her, das in langen Blieſen ſeine Verarbeitung findet, wäh⸗ rend die ſogenannten Daunendecken mit hoch⸗ wertigem Daunen material gefüllt werden, das Händen die phantaſtiſchen fand in Geckenheim neuen Anſatz zu 95 0% aus dem Ausland bezogen werden muß, wie auch bei den Wollmaterialien reine Schafſchurwolle, die bekanntlich hohe Wärme⸗ qualitäten beſitzt, verwandt wird. Bei den Tagesdecken werden die oft kunſtvoll geſtal⸗ teten ornamentalen Gebilde mit einer wohl⸗ ausgewogenen handwerklichen Sorgfalt aus⸗ Die Woll⸗Krempel kämmt das vom Woll⸗Neißer hergeſtellte Füllmaterial zu gleichmäßigen Woll⸗Vlieſen geführt. Fachkundige Hände ſorgen hier mit Genauigkeit für eine p ä iſe Proportionierung der einzelnen Felder, und ein bewährtes Dop⸗ pelzickzacknähverfahren bürgt für dauernde Haltbarkeit der Näthte durch eine Elaſtizität, die ſelbſt größten Anſprüchen gewachſen ſind. Bei der Herſtellung von Daunendecken ſorgt ein betrieb eigenes Präparationsverfahren Unter den großen Steppautomaten entſtehen mit geſchickten r len Gebilde der Stepperelen. für die Nähten. Ein gut ſortiertes und reichhaltiges Stoff⸗ lager bis zu den höchſten ausländiſchen Spitzenqualitäben läßt ein weiteres Prinzip des Betriebes erkennen, das in der Produk⸗ tion ſtändig beachtet wird— jedem Käufer entſprechend ſeiner Kaufkraft und ſeiner Ge⸗ ſchmacksrichtung, in der gewünſchten Lage das Beſte zu bieten. Ein Nebenzweig, der allerdings nicht min⸗ der beanſprucht wird, ſtellt die moderne Bett⸗ federnreinigungsänlage dar, mit der ſchon Daunenundurchläſſigkeit in den manche Hausfrau Bekanntſchaft machen durfte. In dem elektriſch betriebenen hyglieniſchen Vakuumverfahren werden hier automatiſch die Bezüge geleert und wieder gefüllt. Manch fachmänniſcher Rat bewahrte hier ſchon die Hausfrauen vor größe en Verluſten, da In⸗ lett und Bettfedern aufeinander abgeſtimmt ſein müſſen, um ein Durchdringen der Federn zu vermeiden. Der kleine Rundgang durch die Arbeits⸗ räume veemittelte einen umfaſſenden Ueber⸗ blick über dieſen neuen Produktionszweig in Seckenheim, wo handwerkliche Wertarbeit in induſtrieller Erzeugung, hervorragend ge⸗ leitet durch jahrzehntelange Erfahrung und unterſtützt durch gutgeſchultes Fachperſonal wie durch ein rationelles Arbeitsſyſtem, ge⸗ leiſtet wird, die ſich mehr und mehr einen guten Ruf in allen Fachkreiſen eroberte, der ihr duch die gezeigten Leiſtungen in jeder Weiſe gebührt. Denn der Name„Steppdecken⸗ Rihm“ geht von Seckenheim hinaus in unſere engere und weite e Heimat und trägt mit dem Namen unſeres lebendigen Ortes den Qualitätsbegriff mit ſich ualit,. 9. M. AUS UNSERER HEIMAT Der Büudhauer Emil Sutor Zum 65. Geburtstag des Künstlers am 19. Juni Der beherrschende Eindruck der Atelier- Ausstellung, die der Karlsruher Bildhauer Emi Sutor gegenwärtig veranstaltet, ist der einer immer seltener werdenden Vielseitig- keit der künstlerischen Begabung. Wohin der Blick in seiner großräumigen Werkstatt auch fällt, er wird nicht nur von immer neuen For- men und Techniken des plastischen Gestaltens, sondern in gleichem Maße auch von den ver- schiedensten Spielarten und Ausdrucksmög- lichkeiten der Kunstbetätigung überhaupt gebannt. Das will heißen, daß ihm die Glas- und FHinterglasmalerei ebensogut von der Hand geht wie das Olgemälde die künstle- rische Zeichnung genau so wie der Archi- tektur-Entwurf, wobei natürlich das bild hauerische Schaffen dominierend bleibt. Und in der Tat verbindet sich mit dem Na- men Emil Sutor bereits seit Jahrzehnten der Begriff des zumindest im badischen Bereich kührenden Bildhauers, dem namentlich eine Vielzahl von Kirchen ihren bild künstlerischen Schmuck verdanken, ungeachtet der zahlrei- chen Profan- Skulpturen in Stadt und Land. So ist denn auch diese Atelier-Ausstellung wohl als eine Art Vorfeier zu Sutors 65. Ge- burtstag am 19. Juni dieses Jahres gedacht, indes seine Lebensreise von Offenburg ihren Anfang nahm. Wie sehr die Kirche als Auftraggeber dabei in fruchtbarer Wechselwirkung mit dem Künstler steht, beweisen die vielen Modelle für die bildhauerische Ausgestaltung von Got- teshäusern, so in Mannheim, Saarbrücken, ja bis nach Osterreich und Meran. Beispielhaft war auch Sutors ganz in die innere Schau verlegte, das heißt also von allem literarischen und historischen Beiwerk gereinigte Gestal- tung der 14 Kreuzwegstationen. Um wenig- stens die Profanwerke noch kurz zu streifen, sei vor allem an Sutors mit der Olympia- Goldmedaille von 1936 ausgezeichnetes Relief „Hürdenspringer“ erinnert oder an das Grab- mal für den 1945 hingerichteten Minister Bolz in Stuttgart und die wirkungsvollen Reliefs im großen Saal der Sendestelle Heidelberg, für welche Stadt auch ein von ihm entwor- fenes neues Scheffeldenkmal preisgekrönt wurde. In allem, das lehrt auch diese Ausstel- lung wieder, ist Emil Sutor ein Eigener, nie- mandem hörig außer seinem sicheren Instinkt für das ihm Wesensgemäße, das seinerseits mit der Seele der Landschaft, in die er mensch- lich und künstlerisch hineingeboren wurde, im Einklang steht. H. A. B. Das Silberglöcklein Ein Gang durch die Ludwig ⸗Auerbach⸗Stube Bilder und Dokumente erzählen von der Heimat und vom Sänger des Schwarzwalds Das Geroldsecker Land hat binnen kurzer Zeit vier Dichter-Gedenkstätten erhalten. Sie erinnern uns an Johann Peter Hebel, an Hein- rich Hansjakob, an Friederike Brion(und Goethe), sowie an Ludwig Auerbach. In der Unrast unserer Zeit sollen diese Stuben Stät- ten der Besinnung auf gültige Werte der Hei- mat sein. Tun wir einmal einen Blick in die jüngste unserer Dichterstuben, in die am 70. Todestag unseres Schwarzwaldsängers geweihte Lud- wig-Auberbach-Stube zu Seelbach. Sie wurde eingerichtet im Nebenzimmer des Seelbacher Bahnhof-Hotels, in unmittelbarer Nähe jenes Hauses, in welchem der Dichter am 22. Juli 1882 seinen letzten Atemzug getan. Einheimi- sche Handwerker haben in Verbindung mit Lahrer und Seelbacher Heimatfreunden diese Stube geschaffen, die in Bildern, Schrifttafeln und Briefen kündet von einem Dichter der Heimat, aber auch von Seelbach und Seel- bachs Geschichte, sowie der Schönheit des Schwarzwalds. Ludwig Auerbach und sein Freundeskreis Die Mitte der Hauptwand ist geschmückt mit einer Wiedergabe des von dem Pforzhei- mer Bildhauer Robert Lutz für das Grabmal geschaffenen Reliefbildes des Dichters. Es ist denkmalhafter Mittelpunkt der Stube. Ein zweites Auerbach-Bild ist eine photographi- sche Vergrößerung der von seinem Freund Hermann Götz geschaffenen Bildniszeichnung. Ferner finden wir ein Originallichtbild des Dichters aus dem Besitz von Auerbachs En- kelin, Frau Erika Münstermann(Klosterrei- chenbach). Auerbachs Handschrift sehen wir in einem von ihm an seinen Lahrer Freund Friedrich Geßler geschriebenen Brief, einen Glückwunsch zu Gehlers Hochzeit im Jahre 1874. Auerbachs Geburtsstadt Pforzheim zeigt einen handkolorierten Merian-Stich aus dem Jahre 1643. Wir sehen Bilder vom Grab und vom Denkmal des Dichters zu Pforzheim, sowie Bilder vom Auerbachbrunnen und von Auer- bachs Sterbehaus in Seelbach. Des Dichters Enkelin stiftete ferner Bilder seiner Gattin, Frau Rosa Auerbach geborene Schmidt, sowie der beiden Kinder Hedwig Gerstner geborene Auerbach(1866-1924) und Rudolf Auerbach (1871-1932). Zu Ehren kommen auch des Dichters Freunde: der Lahrer Dichter Friedrich Geßg- im Schloßbrunnen Die Geschichte der Lichteneck— Historien und Sagen um eine alte Burg Wer vom Freiburger Schloßberg seine Blicke nordwärts wendet, sieht das schöne Panorama des Breisgaus durch den Michelsberg bei Rie- gel, welcher der Burg Lichteneck bei Hecklin- gen die Hand reicht, abgeschlossen, indem die Linie dieses Kaiserstuhlvorlandes mit der Hü- gellinje von Lichteneck zusammenfließt. Als Zeugen vergangener Zeit stehen die Lichfen- ecker Burgruinen, zwischen Büschen und Bäumen, hoch über den Hecklinger Weinber- gen. Schön ist der Ausblick ins oberrheinische Land. Die Grafen von Nimburg erbauten diese Bergfeste ums Jahr 1100. Sie nannten sich nach einem verschwundenen Schloß, das einst auf einem kegelförmigen Berg beim Dorf Nim- burg stand. Die Nimburger Grafen waren Vögte der Klöster St. Ulrich und Sölden. Diese waren in Hecklingen, Riegel und Herbolzheim begütert. Der letzte Nimburger Graf nahm an den Kreuzzügen teil. Vor seiner Abreise ver- machte er die Burg Lichteneck Kaiser Hein rich IV. Doch gelang es dem Herzog Berthold von Zähringen in den Besitz der Burg zu kom- men. Nach dessen Tod fiel Lichteneck an die Grafen Urach-Freiburg. Als Graf Friedrich von Freiburg starb, kam die Herrschaft Lich- teneck an dessen Tochter Clara, die sich mit dem Pfalzgrafen Götz von Tübingen ver- mählte. Dieser verkaufte seine Güter in Schwaben. Sein Sohn Konrad wurde der Stammvater des Hauses Tübingen-Lichteneck. Graf Georg von Tübingen-Lichteneck trat 1525 dem Bauernbund bei, wodurch er im Jahr der Bauernerhebung die Burg rettete. Mit Pfalz- graf Konrad Wilhelm starb während des 30- jährigen Krieges die männliche Linie der Pfalzgrafen von Tübingen-Lichteneck aus. 1632 Erlebte er noch die Belagerung der Burg durch die Kaiserlichen, 1633 die Belagerung durch Bernhard von Weimar. Letzterer ließ eine schwedische Besatzung in der Burg zurück. Burg Lichteneck wird von Grimmelshausen in seinem„Simplizissimus“ erwähnt. Unweit der Lichteneck spielte sich jener Kampf ab, in welchem Simplizissimus sieben Muske- tiere niederschlug, die ihn fangen wollten. Ein Bauer hatte Simplizissimus gewarnt!„Ge- Schwind, macht euch abwegs! Es kommt ein Korporal mit sechs Musketieren. Die sollen euch und den Oliver tot oder lebendig nach Lichteneck bringen.“ Dieser Bauer zeigte Sira- Plizius den Weg über den Wald“ nach Vil- lingen. Als Graf Konrad Wilhelm 1638 starb, fiel Lichteneck an seinen Schwiegersohn, den Gra- fen Salm-Neuburg. Dieser verkaufte die Gü- ter 1660 um 75 000 Gulden an den Freiherrn Johann Heinrich von Garnier. Ihm stand Schlimmes bevor. Die Chronik des Kriegs- jahres 1675 meldet, daß„Viel Volk zu Rog nach Lichteneck gelegt“ wurde.„Um acht Uhr am 16, April hat die Beschießung begonnen bis zum andern Tag in der Nacht. Da keine Hilfe zu erwarten war und die Munition aus- Sing, ergab sich die 42 Mann starke Besat- zung. Sie wurde nach Breisach geführt, die Burg aber verbrannte mit großen Vorräten an Früchten und Wein“. Das war das Ende der Burg Lichteneck, die nicht wieder erstand. Graf Carl von Henin, an den die Herr- schaft Lichteneck gefallen war, ließ im Dorfe Hecklingen, zu Füßen der Burg, ein Barock- schlößchen erbauen. Graf Henin war Mitglied sowohl der vorderösterreichischen wie auch der elsässischen Ritterschaft, Markgräflich Badischer Geheimrat und Landvogt zu Mahl- berg. Er hatte die Herrschaft Hecklingen 1773 von der Markgräfin Auguste erworben. Als Architekt gewann er den fürstbischöflichen Baumeister Pinot aus Straßburg. Das Henin- sche Barockschloß wurde 1776 erbaut. Das Bauwerk ging in neuerer Zeit in den Besitz der Gemeinde über. Im Hecklinger Dorfkirch- lein erinnern die Grabplatten an den 1798 verstorbenen Grafen Carl Henin. Im Chor der Kirche sind auch mehrere Pfalzgrafen von Tübingen-Lichteneck bestattet. Von dem längst verschütteten Lichtenecker Schlogbrunnen berichtet die Volkssage: Zwei Edelfräulein, die auf Burg Lichteneck wohn- ten, ließen ein wertvolles Silberglöcklein, als der Feind sich näherte, in den Schloßbrunnen kallen. Als der Feind abgezogen war, wollte man das Glöcklein aus dem Brunnen holen, es War aber nicht mehr zu finden. In der Christnacht hört man das Glöcklein aus der Tiefe läuten. Zerfallen sind Tore und Türme, verschüttet der Brunnen. Dem Heimatfreund aber ist die Burg über den Weinbergen ein lockendes Ziel. E. B. In Karlsruhe entsteht Holz, ler, der Dichter Ernst Scherenberg sowie Fer- dinand Freiliggrath. Den Freunden schließen sich an die Bilder von Franz Abt, Karl Isen- mann und Karl Bier, welche Auerbachs be- rühmtes Gedicht vertont haben. Der„Auerbach-Wand“ gegenüber schauen Wir die„Seelbacher Wand“. An ihr hängen aus älterer und neuerer Zeit Bilder bedeuten- der Seelbacher Persönlichkeiten. Die Reihe wird eröffnet durch den Grafen Jakob, den letzten der Geroldsecker, der am 26. Juli 1634 in Seelbach starb. Ihm schließt sich an ein Bildnis des Fürsten Philipp Franz von der Leyen(1766-1829), er war der letzte Souve- rän des Fürstentums Geroldseck, dessen Hauptort Seelbach gewesen war. Als Gemah- Iin des Seelbacher Fabrikanten Gottfried Haufe lebte von 1826 bis 1840 Hebels getreue Freun din Sophie Haufe in Seelbach. So hat auch ihr Bild hier einen Platz gefunden. Ein weiteres Bild erinnert an den aus dem Litschental stammenden Hofbauern Josef Pfaff(1838 bis 1902), den Begründer des Badischen Bauern- vereins. Eine besondere Tafel zeigt die Be- gründer der Seelbacher Tabakindustrie. Neben ihnen entdecken wir die Bildnisse zweier bedeutender Musiker: des am l. Okto- ber 1883 geborenen Wagnerbiograpnhen Ju- lius Kapp, der 1923 als Chefdramaturg der Berlimer Staatsoper nach Berlin berufen wurde, sowie ein Bild des ebenfalls aus Seel- bach stammenden Musikdirektors Theodor Munz(1868-1947), der viele Jahre das Munz- sche Konservatorium in Karlsruhe leitete und sich auch als Komponist einen Namen machte Zum Schmuck der Auerbach-Stube tragen in hohem Maße auch die von Eugen Dieterle. Lahr, geschaffenen und gestifteten farbigen Lichtbilder bei; sie zeigen Schapbacherinnen in der schmucken Schäpel, sowie Gutacherin- nen im Bollenhut. Künstlerisch von hohem Wert sind die von Meister Wilhelm Wickerts- heimer geschaffenen Olbilder; das eine zeigt einen Blick auf Seelbach, das zweite einen Blick von Steinbach zur Burg Hohengerolds- eck. Weitere Bilder schmücken die Wirtsstube. Seelbach, der alte Hauptort des Fürstentums Hohengeroldseck, hat also in seiner Auerbach- Stube eine Sehenswürdigkeit erhalten, die die Beachtung weitester Kreise verdient. B. B Ein soziales Hilfswerk vor 350 Jahren Jakob Kast aus Hörden im Murgtal wurde durch seine Stiftung unsterblich Wer einmal das Murgtal besucht hat, der wird hie und da Sägemühlen entdecken. Pa- pier fabriken verarbeiten den Reichtum des Schwarzwalds. Aber nicht erst in den letzten Jahrzehnten hat sich die Industrie hier ange- siedelt. Bereits vor über 400 Jahren war dieses romantische Tal mit seinen zerklüfteten Fel- sen und seinen zerzausten Bäumen, wo die idyllischen Wasser der Murg zum Rhein fließen, zu einer Goldgrube für Holzhändler, Sägereibesitzer und andere Holzverarbeiter geworden. Eine Sage berichtet davon, früher habe in dieser Gegend ein Mann namens Kast gelebt, der so reich war, daß er einmal die Absicht gehabt habe, sein Wohnhaus mit Silbertalern decken zu lassen. Diesen Mann hat es auch in Wirklichkeit gegeben. Ob er allerdings die Ab- sicht hatte, sein Haus auf so protzige Art zu zieren, mag dahingestellt sein. Tatsache ist jedenfalls, daß sich besagter Jakob Kast, der etwa um das Jahr 1540 in Hörden bei Gerns- bach oder in Hilpertsau— beide im Murgtal liegend— geboren wurde, eines in jener Zeit großen Reichtums erfreute. Sein Wohnsitz war Hörden, wo der markgräfliche badische„Cam- merrath“ Kast Liegenschaften und Waldungen besaß. Zudem gehörte ihm noch ein nicht zu unterschätzender Wert von verarbeitetem das er ständig auf Lager führte. Bei seinem Ableben soll noch so viel Bargeld vor- handen gewesen sein, daß es die Erben in Körben untereinander verteilten. Er war aber nicht etwa einer von jenen ge- Wesen, die ihren Reichtum in Kisten und Kä- sten verschließen, sondern er war ein guter Kaufmann, der wohl wußte, wie er sein Geld anlegen konnte. Die Fürsten von Baden, von Eberstein und Leiningen, die Reichsstädte Frankfurt, Worms und Straßburg sowie meh- rere in- und außerhalb des damaligen Baden gelegene Klöster trugen keine Bedenken, bei ihm Geld aufzunehmen. Bei seinem Tod be- trug das auf solche Art angelegte Kapital etwa 300 000 Gulden. Zudem hatte er an Bür- ger und kleine Leute seiner Gegend noch 100 000 Sulden verliehen. Die größte Tat Jakob Kasts auf sozialem Gebiet, der bereits zu Lebzeiten den Armen half, war eine Stiftung, durch die er sein An- denken verewigte. Noch lange nach seinem Tod flossen den Armen von Gernsbach, Hör- den und der ganzen Grafschaft Almosen zu. 2000 Gulden bestimmte er in einem Testa- ment für diesen Zweck, wovon die jährlichen Zinsen von 100 Gulden hälftig an Jakobi und Ursula— seinem und seiner Frau Namenstag — ausbezahlt werden sollten. Seine Erben— Jakob Kast starb 1615— fügten dieser Stif- tung noch 400 Gulden und sein Sohn Philipp noch 500 Taler hinzu. Als Sicherheit der Stif- tung sollten Liegenschaften der Familie Kast in Hörden dienen, die jährlich die notwen- digen Zinsen abwarfen. Der Gründer dieser Stiftung war sicherlich der Meinung gewesen, nun sei sein Werk ge- gen alle Fährnisse geschützt. Er hatte aber sicherlich nicht damit gerechnet, daß der kurze Zeit darauf ausbrechende 30jährige Krieg dieses Werk beinahe vernichten könne. Die Grafen von Gernsfeld und Wolkenstein nah- men die Kast schen Güter in Hörden ohne viel Federlesens in ihren Besitz, verkauften sie aber dann an das Hochstift Speyer, wo es schließlich wieder das Haus Baden-Baden ein- löste. Die Nachkommen des Kammerrats Kast konnten daraufhin bei der Landesregierung erreichen, daß Liegenschaften im Wert von 1300 Gulden der Stiftung erhalten blieben. Nach Anweisung des fürstlichen Amts in Gernsbach wurden noch im 19. Jahrhundert alljährlich die Zinsen an die Armen verteilt. A. W. Der Villinger Kkunſttöpfer Hans Kraut Ein einfacher Handwerker wurde angesehener Künstler Das Villinger Kunsthandwerk stand in alter Zeit in hoher Blüte. Außer den Webern, Tu- chern und Glockengiegern genossen die Vil- linger Hafner ein besonderes Ansehen. Im Jahrhundert der Renaissance gewann die Vil- linger Töpferkunst durch Hans Kraut euro- päische Geltung. Von den zahlreichen Gfen, die aus der Werkstatt Hans Krauts hervor- gingen, sind aber nur zwei völlig erhalten. Der erste befand sich bis 1870 in einem Pri- vathaus zu Engen. Er wurde von einem Anti- die Schwarzwaldhalle Neuartige Konstruktion, die in Deutschland erstmalig verwirklicht wird Die Deutsche Heilmittelausstellung, die wäh- rend der letzten Jahre mehrmals in Karls- ruhe stattfand, hat deutlich bewiesen, daß die bestehenden Ausstellungsräume der Stadt Karlsruhe bei weitem für diesen Zweck nicht ausreichten. Aus diesem Grunde hat die Stadt- verwaltung Karlsruhe im November des letz- ten Jahres einen Wettbewerb ausgeschrieben, der den besten Entwurf für eine 3200 Quadrat- meter große Mehrzweckhalle ermitteln sollte, an die in weiteren Bauabschnitten mehrere kleinere Hallen, ein großes Restaurant und ein Bad angefügt werden. Den eigenartigsten und vielleicht sogar den großartigsten Plan lieferte seinerzeit Profes- sor Schilling, so daß sich die Prüfungskom- mission zum Ankauf und Vorschlag seines Entwurfes entschloß, dem schließlich auch der Stadtrat zustimmte. In den Augen vieler Bau- fachleute gilt dieser Plan noch als ein Experi- ment, denn die von Schilling entworfene Halle Weicht vollkommen von den bisherigen Aus- führungen solcher Gebäude ab, denn sie wird nicht etwa im Viereck erbaut, sondern sie stellt in ihrem Grundriß eine Eiferm dar. Eigentümlich erscheint auch der Eingang, der trichterförmig die Besucher der Halle durch mehrere Portale ins Innere führt. Diese Trich- terform hat ohne Zweifel den Vorteil, daß nach Schluß einer Veranstaltung die Men- schenmassen ohne große Stockungen ins Freie gelangen können.— Das Eigenartigste an dieser Halle ist aber das sattelförmige Dach, das von der bisher in Deutschland üblichen Form vollkommen ab- Weicht. Eine etwa fünf Zentimeter dicke Ze- mentdecke, in der Stahltrossen ruhen, schließt den großen Saal nach oben ab. Die Trossen werden in einem Haltering, der rund um das Gebäude führt, verankert. Besonders interes- sant ist es, dabei festzustellen, daß die frei- tragende Decke an ihrer längsten Stelle etwa 70 Meter und an ihrer breitesten Stelle etwa 45 Meter mißt. Bei all den technischen Betrachtungen darf Allerdings auch die Uberlegung nicht unter- schätzt werden, wie sich die Halle, die auf Vorschlag des Karlsruher Oberbürgermeisters Klotz den Namen„Schwarzwaldhalle“ tragen Wird, in ihre Umgebung einfügen wird. Kon- zerthaus und Stadthalle mit Schauspielhaus, die in allernächster Nähe liegen, unterschei- den sich nur zu kraß von dem neuen Bau- werk. Dem kann allerdings entgegengehalten werden, daß die Bäume rund um das neue Gebäude den Kontrast mildern werden oder vielleicht sogar die Schwarzwaldhalle harmo- nisch in das Gesamtbild einfügen. Am Bau der Schwarzwaldhalle wird nahe- zu ohne Unterbrechung Tag und Nacht ge- Arbeitet, denn das Gebäude soll bereits für die Heilmittelausstellung am 22. August zur Ver- fügung stehen. Den endgültigen Innenausbau will man sich allerdings für später vorbehal- ten und ohne Ubereilung vornehmen. Bei nor- maler Bestuhlung wird die große Halle für etwa 4000 Personen Platz bieten. Zudem las- sen sich aber bei großen Veranstaltungen auch noch zahlreiche Besucher in ler Vorhalle un- terbringen. quar für 600 Gulden an das Kensington-Mu- seum in London verkauft. Er trägt die Jahres- zahl 1577. Der zweite Prachtofen stand bis 1891 im ehemaligen Benediktinerkloster St. Peter, von wo aus er den Weg in das Karls- ruher Kunstgewerbemuseum fand. Der Ofen hat eine Höhe von drei Metern. Die Vorder- seite des Unterbaues ruht auf zwei sitzenden Löwen, die an den Donatelloschen„Marzocco“ in Florenz erinnern. Zahlreiche biblische Sze- nen, Meisterwerke der Plastik, und die far- benprächtigen Wappen der Klöster St. Geor- gen und St. Peter sind auf dem Ofen darge- stellt, der die Jahreszahl 1586 und das ge- wöhnliche Monogramm des Meisters(H. K) trägt. Eine Anzahl Kleinerer, aber nicht minder Wertvoller Werke Krauts besitzt das Villinger Heimatmuseum, darunter eine Majolika von 1,20 m Höhe und 1,30 m Breite, welche die Wappen Kaiser Maximilians II., des Erzher- zogs Ferdinand von Osterreich und der Stadt Villingen in Reliefarbeit zeigt. Das Schönste, Was Villingen von Kraut besitzt, ist eine Grab- tafel für den Johanniter Wolfgang von Maß- münster. Sie stellt die Schlacht bei Rhodus dar— wir sehen drei Schlachtschiffe der Jo- hanniter und zwei Türken—, in der Wolfgang von Maßmünster mitkämpfte. Hans Bartholomäus Kraut wurde wahr- scheinlich 1532 zu Spaichingen geboren. Nach- dem er das Hafnerhandwerk erlernt hatte. ließ er sich nach längerer Wanderschaft in Villingen nieder, Von Natur aus hochbegabt, arbeitete er rastlos an seiner Weiterbildung. Die Werkstatt des Meisters vergrößerte sich, Krauts Ruf drang bald weit über Villingen hinaus. Ehrenvolle Aufträge erhielt er von der Stadt, von wohlhabenden Privatpersonen und Klöstern. Aus dem einfachen Handwerker war ein wohlhabender Bürger und angesehener Künstler geworden. Eine besondere Ehre wurde ihm dadurch zuteil, daß ihm 1590 der Erzherzog Ferdinand einen Wappenbrief und damit das Recht verlieh, sein eigenes Wappen imm Siegel zu führen. Nur noch kurze Zeit konnte sich Hans Kraut seines Erfolges kreuen. Er starb 1592 im 60. Lebensjahr. F Ichone + rauen 5450 bie schone Sl. Ein Geschenk der Natur für uns alle Der Sommer mit seinen farbenprächtigen Blüten bezaubert die Menschenherzen und unsere Frauen mit ihren reizenden bunten Kleidern, sind sie nicht selbst die großen Schwestern der blühenden, duftenden Sonnen- kinder? Manch bewundernder Blick aus Män- neraugen gleitet ihnen nach, wenn sie graziös und beschwingt in der Allee promenieren. Darf man nun schöne Frauen, wenn man ihnen im Bus, im Café oder auf der Straße begegnet, ansehen, betrachten, mit den Augen sozusagen genießen? Das ist eine sehr heikle Frage, und es bedarf vieler Delikatesse, ihr ganz und gar gerecht zu werden. Zuerst sei einmal festgestellt, daß die Landessitte ent- scheidet. Andere Länder, andere Sitten— trifft hier zu. Wie ist es nun also bei uns? Es gab Zeiten, da konnte einem folgendes passieren: „Herr, Sie fixieren meine Dame! Ihre Karte, bitte!“ Hierauf erfolgte ein Austausch von Visiten- karten, und dann kreuzten sich die Klingen, wenn nicht gar Kugeln ausgetauscht wurden, Alles wegen eines Blickes auf eine schöne Frau. Die Männerwelt hat in dieser Frage ihre be- sondere Meinung. Wenn die Frau 80 schön ist, daß kein anderer Mann sie beobachten darf, dann soll ihr Begleiter sie am besten verschleiern. Auf der anderen Seite: Sollte man mit einer Frau ausgehen, die kein Män- nerblick würdigt? Hler treffen wir den Kern der Dinge. Es liegt in dem Ausdruck:„Würdigt!“ Wie es der Ton ist, der die Musik macht, so ist es der Ausdruck, der den Blick kennzeichnet. Es kann Blicke geben, für die eine Ohrfeige als gebührende Antwort zu wenig erscheint. Es kann Blidce geben, die der eifersüchtige Ehemann nur als Kompliment für seine Ehe- frau und sich auffassen kann. Aber grundsätzlich ist die Frage zu bejahen: Man darf schöne Frauen ansehen, man darf sie ob ihrer Schönheit mit den Augen bewundern. Denn ihre Schönheit ist nicht das Gut eines einzelnen Menschen, sondern ein Naturge- schenk an alle. Eine alte Mär erzählt von einem Mädchen, das so schön anzusehen war, daß vor ihrem Hause wiederholt ein Menschenauflauf ent- stand. Das Mädchen wurde trotzig; es wollte sich nicht mehr sehen lassen. Daraufhin ent- schied der Rat, daß das Mägdelein sich all- wöchentlich einmal am Fenster zu zeigen habe. Die Ansicht des Magistrats erscheint auch heute noch vertretbar. Schöne Frauen sind wie schöne Blumen, wie Strahlen der Sonne, lieb- lich und beglückt. Wir leben, um die Schönheit um uns zu erleben. Aus hr schöpfen wir die Kraft, das Leben zu meistern. Und wie könnten wir das, wenn uns Män- ner nicht einmal der Anblick schöner Frauen gegönnt wärer! Kohlehydrate erzeugen Wärme und Kraft Doch sie fördern den Fettansatz Der Aufbau und die Unterhaltung des menschlichen Körpers bedarf vor allem der Stoffe, aus denen er selbst besteht, die durch den Lebensprozeß verbraucht und daher wie- der ersetzt werden müssen, das sind: Eiweiß- stoffe, Fett, Wasser und Salze. Zur Erzeugung von Wärme und Kraft sind dem Menschen da- gegen außer dem Fett noch Kohlehydrate Stärke und Zucker] notwendig. Mit dem Sammelnamen Kohlehydrate be- zeichnet man eine Gruppe von Biene e teln, die, wie die Fette, sehr kohlenstoffreich sind und auch wie diese im Körper verbrennen, wobei sie die Wärme und Kraft erzeugen. Zu ihnen gehören namentlich die verschiedenen Zuckerarten[Traubenzucker, Rohrzucker, Milch- zucker u. a.) und die Stärke, die beim Ver- dauungsprozeß in Traubenzucker zerfällt. Die Kohlehydrate entstammen fast aus- schließlich dem Pflanzenreich. Der Tagesbe- darf an Kohlehydraten beträgt ür Erwachsene pro Körperkilogramm durchschnittlich sechs bis sieben Gramm Auf dieser Grundlage berech- net, beträgt der Tagesbedarf eines mittelschwer arbeitenden, 70 Kilogramm schweren Menschen ungefähr 420 bis 490 Gramm Kohlehydrate. Aus dem Tierreich ist außer dem Milch- zucker(in der Milch! nur das Glykogen(tie- rische Stärke), das sich hauptsächlich in der Leber findet, zu erwähnen. Da der Preis der an Kohlehydraten reichen Nahrungsmittel[Kartoffel, Mehl, Brot, Back- waren, Hülsenfrüchte u. a.] verhältnismäßig niedrig ist, bilden diese auch den Hauptbe- standteil der Nahrung der weniger bemittel- ten Bevölkerungsschichten. Die Kohlehydrate können das Fett in der Nahrung teilweise ersetzen, Sie führen, im Uebermaß genossen, ebenso wie das Fett, zu Fettansatz. weshalb Personen, die zu Eettlei- digkeit neigen, allzu reichlichen Genuß von zucker- und stärkehaltigen Nahrungsmitteln vermeiden müssen. Die Kohlehydrate können zwar das Eiweiß in der Nahrung nicht ersetzen, dennoch wir- ken sie, ähnlich wie das Fett, eiweißsparend. Neiaendes Danæbleid Viel häufiger als man denkt, bietet sich die Gelegenheit, ein Abendkleid zu tra- gen. Es erhöht die festliche Stimmung. Die Frage lang“ oder„dreipiertellang“ muß jede Dame selbst entscheiden. Mo- disch ist beides Aber für eine große, besonders festliche Veranstaltung wählt man lang, während für kleine Gesell. schaften, 5 Uhr-rees und Familienfeiern gern das kürzere Festkleid borgezogen wird Hier ein entzückendes Tanz kleid. Das Oberteil und der kleine Stehkragen, so- wie der weite Unterrock sind aus Taft, während der zarte Einsatz und der schwingende Oberrock aus Tüll gear: heitet mird Werden von einem erkrankten Organismus die den Nahrungsmitteln zugeführte Stärke und Zucker nicht verbrannt, so dab der Zucker un- verarbeitet durch den Harn ausscheidet, 80 bezeichnet man diese Erkrankung als Zucker- krankheit Diabetes]. Zuckerkranke müssen die Aufnahme von Zucker und zuckerbildenden Stoffen, worauf immer wieder hingewiesen sel, möglichst einschränken. Eine Ausnahme bilden einige Kohlehydrate, die bei dem Verdauungsprozeß im menschlichen Körper nicht in Traubenzucker abgebaut wer- den, sondern in Fruchtzucker zerfallen; einem Zucker, der scheinbar den Blutzuckerspiegel des Diabetikers nicht in dem Maße belastet, wie der vorerwähnte Traubenzucker, Solche Kohlehydrate sind zum Beispiel das Insulin, das in der Schwarzwurzel und in der Tombi-⸗ namburknolle, und die Stachyose, die im Wur- zelziest oder den Stachys vorkommt. Diese Gemüsearten können in der Küche des Zucker- kranken Verwendung finden. (Aus der Sammlung von Kochrezepten „Wiener Küche“ von Olga Hess und Adolf Fr. Hess, Wien, Franz Deuticke). Kinde nichf Vom Wieviel Freude und jubel gibt es an som- merheißen Tagen im Strandbad und an den Ufern der Seen und Flüsse. Groß und klein geniegen glückstrahlend das Vergnügen der freien, ungehemmten Bewegung in warmer Luft, das erfrischende Baden und Schwimmen und das wohlige Gefühl, lang ausgestreckt der Sonne all jene guten Kräfte zu entziehen, die Leib und Seele für den Alltag brauchen. Die Kleinen aber sind die Allerglücklichsten. Sie können plantschen und im Sande Berge und Täler aufschütten, Kanäle und Staubecken bauen, die, mit Wasser gefüllt, ihre kleinen Boote tragen— das ganze bunte Reich kind- licher Phantasie mögen sie entfalten, das dann Wirklichkeit werden kann. Doch durch die vie- len frohen Kinderstimmen dringt dann und wann ein ängstliches Rufen und Schreien. Was geschah? Mutige Mütter und ehrgeizige Väter nahmen ihre zögernden Kleinen resolut mit ins Wasser, und allem Widerstreben und Bit- ten zum Trotz wollten sie ihnen zeigen, wie schön es im Wasser ist, wie man schwimmen lernen könne, und es doch überflüssig sei, Angst zu haben. Aber die Gewalt der Großen und Ueberlegenen vermochte kaum die Furcht und Unsicherheit der Kleinen zu ver- treiben. Dafür aber War in ihren Freudentag etwas hineingeschlichen, was das kleine Herz traf. Etwas, das in nicht ausgesprochenen Fragen lag, die etwa lauteten: Bin ich weniger tapfer als mein Freund? weniger mutig als der altere Bruder? Warum kann ich nicht, was an dere können? Bin ich schwächer, feigen Muß ich mich nun schämen vor den anderen, die zugesehen haben? Von einem Kinde ist etwas verlangt wor- den, was nicht in seinem Könnensbereich liegt. Denn es ist verständlich, ja selbstversändlich, daß ein Kind(auch ein Erwachsener, der nicht schwimmen kann), vor der großen, weiten Fläche des Wassers ein Gefühl der Unsicher- heit haben kann, daß es durch die Bewegung der Wellen und das flimmernde Licht das Gleichgewichtsgefünhl verliert und sich äng⸗ stigt. Selbst ein Festhalten wird meizt dies Unbehagen nicht aufheben, das ganz natürlich ist. Das betreffende Kind ist also durch Nicht- achten seines Protestes zu einem Mißerfolg gebracit worden, der völlig ungerechtfertigt sein Selbstbewußtsein herabgedrückt hat. Denken wir einmal darüber nach, wie oft der Erzieher„Du sollst!“ sagt, und wie oft er gleichzeitig etwas verlangt, was über die Kräfte und das Vermögen des Kindes hinaus- geht. Gerade in diesem Punkt können Müt⸗ ter und Erzieher nicht vorsichtig genug sein. Denn das Bewußtsein des Könnens und Fä- higseins ist häufig genug von großer Bedeu- tung kür das Gelingen eines Vorhabens. Und manche Kräfte des Kindes, die zur Entfaltung kommen könnten, liegen brach, weil das rechte Könnensbewußtsein durch falsche Aufgaben, die dem Kinde gestellt wurden, vernichtet wor- den ist, sehr zum Schaden seiner Entwicklung. Ein wichtiger Grundsatz echter Erziehungs- welsheit ist, nicht in der Form des Gebots unt 8 * 1 1 der Wunsch: und frisch zu erscheinen, gepflegt Gepflegt 2zu jeder Und selbst, wenn die Sonne unter Aufbie- tung aller Wärmereser- ben auf uns geplagte Ge- schöôpfe herniederbrennt. Im Moment scheint das nicht leicht— um die Mittagsstunde wenig- stens werden die Men- sch stöhnen, daß dies einfach„unmöglich“ sei. Aber es geht trotzdem. Bei der Frisur fängt es an. Ihr gilt der erste und und frisch Tageszeit. gibt der schwerfallen kann, etwas Hühsckhes auch unter den Haartrachten herauszu- finden. Kurz, kürzer, am Kürzesten ist die Devise. Und was da mitunter übrigbleibt, bedarf nicht einmal eines Kammes. Die sogenannten„Löck⸗ chen“ sind so gut wie geln. vor allem XXXXXKXXXRKRTXXXXXRXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXNXXXXXXTXXXXNXXXXXXNXXWTRXXXXXXTTNTIN IATA FFCFFFFCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCCC XXX RRXXXXXXXXXX XXX KAAx zuviel verlangen! Falsche Erziehung zerstört Selbstbewußtsein Verbots vorzugehen, sondern immer so, daß das Kind auf neue Kräfte aufmerksam gemacht Wird Nicht also:„Du sollst dies“ und„Du darfst jenes nicht!“, sondern Du kannst dies und jenes“ soll die Grundform der weisenden Erziehung sein. Und das Wort„Du kannst dies“ soll nur ausgesprochen werden, wenn es wahr ist und stimmt. Sehen wir uns unsere Mitmenschen genauer an, so werden wir feststellen, daß Mutlosig- keit, mangelnde Freude, Unzufriedenheit, Re- signation und Mißerfolg allzuoft ihre Ursache in einem gestörten und gedrückten Selbstbe⸗ wußhtsein haben. Und forschen wir weiter, dann finden wir, daß der Mut zu sich selbst in frühester ſugend zerstört worden ist. Wo- durch? Durch falsche Erziehung, durch Forde- rungen, die zu groß waren, oder durch die dauernd fühlbare Ueberlegenheit der Erwach- senen. XXXXXXXKXRXXXXXTXXXXTXXXXXXXNXXN&XNXRXXXXXXXXXXXXXXXNXXXXXXXXX XXX Murne„„— weile 6 Immer gepflegt und irisch Was steht dem ersten verschwunden. Die Fri- die Halspartie kürzer er- Eindruck eines Kennen- sur erscheint weniger scheint. Vom Tituskopf lernens, Wiedersehens„gekraust“ als leicht bis zur nackenfreien oder Treffens näher, als„dufgebläht“. Hierzu Meckifrisur bleibt Ihrem wird das Haar vorerst Wunsch und Tragenkön- nur schwach einge kraus und hernach so geschnit- ten, daß es 5 und Konturen so natür- verbundene praktische — lich fällt, als ergebe es Seite unter Verleihung ö sich ganz Zufällig. einer jugendlichen Note. bie Mode verlangt Und wie schön trägt wil! man ihr unbedingt sich zum kurzen klaur folgen, kleine Köpfe. eine weiße Pikee-Hals- Aber nicht e,, ist als das uniforme dieser wolle die Garnitur ihre Tracht; nicht jeder wird sich bedingungslos einer momentanen Laune un- terwerfen um den Preis seines wundervollen lan- gen Hadres. Nicht jedem Bubikopf das letzte umfassende Blick gewisse Etwas, das ihm eines prüfenden Auges, durch eine persönliche eines Auges, das sich Frisur sein Naturell ver- gerne erfreut an dem leiht. Wer also seinen Schönen. Und es steht Knoten um je ſen Preis so biel Entgegenkommen verteidigt, schlägt das auf dem modischen Haar auf dem Hinterkopf Fahrplan, daß es nicht weich ein, und bei die- sem Sonnenmetter nickt zu tief, so daß sich im Nacken höchstens weni- ge kurze Löckchen krin- Das kleine Gesicht und 21 Hals bevorzugt den glat- ten Pagenschnitt bis tief hinter das Ohr, wodurch nen hinreichender Spiel- raum. Wichtig ist bei je- der Haartracht die damit * XXX XX TXXNXXXXXXRKN& in Kurven ganze Linie kosten, wie sie sich blendend weiß oder hin und wieder pa- stellfarben rund um den Hals schlingt, durch kein Härchen zum frühzeiti- 775 Schmutzen bderan- aßt. Es gibt immer eine besondere Gelegenheit für diese strenge und schmeichelhafte Applika- tion zugleich. Und wie praktisch ein oder zwei vorhandene, willkürlich aufgesetzte knöpfe zum Auswechseln der Garni- tur verhelfen, weiß jede Frau mit einem Blick zu schätzen. Wem der Kra- gen irgendwann einmal zu eng wird, der mag ihn dann und wann durch ein lustiges Nicki- tuch ersetzen, Ingeborg n schmaler XXX NX XK NX XXXX XXX NXKTXXXXXXXXXXXX XXXIX TNXXXXXXX XXX XXX „Klassische“ Worte über die Ehe Die Ehe ist der Anfang und der Gipfel aller Kultur., Sie macht die Rohen mild, und der Ge- bildetste hat keine bessere Gelegenheit, seine Milde zu beweisen. Unauflöslich muß sie sein, denn sie bringt so vieles Glück, daß alles ein- zelne Unglück dagegen gar nicht zu rechnen ist. Und Was will man von Unglück reden? Un- geduld ist es, die den Menschen von Zeit zu Zeit anfällt, und dann beliebt er, sich unglücklich zu finden. Lasse man den Augenblick vorüber- gehen, und man wird sich glücklich preisen, daß ein 80 lange Bestandenes noch besteht. Sich zu trennen, Sibt's gar keinen hinlänglichen Grund. Der menschliche Zustand ist 30 hoch in Freuden und Leiden gesetzt, daß gar nicht be- rechnet werden kann, was ein Paar Gatten ein- ander schuldig werden. Es ist eine wunderliche Schuld, die nur durch die Ewigkeit abgetragen werden kann. Unbequem mag es manchmal sein, das glaub' ich wohl, und das ist eben recht. Sind wir nicht auch mit dem Gewissen verheiratet, das wir oft gerne los sein möchten, weil es un- bequemer ist, als uns ein Mann und eine Frau werden könnten.[(Soethe] jn der heißen Jahreszeit willkommen Köstlichkeiten aus Sauermilch und weißem Käse Weibkäse und Sauermilch gehören zu den nahrkaftesten und vitaminreichsten Lebens- mitteln. Man kann daraus die verschiedensten und wohlschmeckendsten Speisen herrichten, die uns gerade in der warmen jahreszeit sehr willkommen sind. Käseklöße und Käse kränz chen Auf 500 Gramm Käse nimmt man einen EB löffel Butter, drei ganze Eier, drei EBlöffel ge- riebene Semmel, eine abgeriebene Zitrone, eine Prise Salz und etwas Zucker. Mit Mehl wird diese Masse gut verrührt, bis man kleine Klöße daraus formen kann. Diese werden in Salz- wasser gekocht, mit einem Schaumlöffel vor- sichtig aus dem Wasser genommen und mit brauner Butter, Zucker und Zimt überschüttet. Die Käsekränzchen bestehen aus derselben Masse, nur mit dem Unterschied, daß sie zu KRränzchen geformt und auf der Pfanne im Fett gebraten Werden. Käsespeise Zwei EgBlöffel Butter werden zu Sahne ge- rührt, hinzu kommen eine Tasse Zucker, Ro- sinen, Mandeln, vier Eigelb, eine abgeriebene Zitrone, ebenfalls der Saft und 500 Gramm Käse. Alles wird gut verrührt und zuletzt der Eierschnee dazugetan. In einer gutausgestriche- nen Form wird die Speise eine halbe bis drei viertel Stunden gebacken Liter gute Sauermilch gut darunter verrührt. Auf den Boden des Kuchens streut man 50 bis 100 g gewaschene, mit Rum aufgezogene Ro- sinen, gießt die Füllung darauf und bäckt etwa dreiviertel Stunden im Ofen. Mit Puderzucker bestreut, wird der Kuchen aufgetragen. Käse kräppohen Ein dünn ausgerolltes Nudelblatt wird noch feucht in etwa 10 bis 12 Zentimeter grobe vier- eckige Stücke geschnitten und mit der Masse, gleich der vorstehend beschriebenen Käsespeise gefüllt, dann über Dreieck zusammengefaltet. In Salzwasser werden diese Kräppchen 10 bis 15 Minuten gekocht, vorsichtig aus dem Wasser ge- hoben, gut abtropfen lassen und mit brauner Butter übergossen. Morgenröte 5 Diese von den Kindern so beliebte Nach speise ist preiswert und sehr rasch herzustellen, In ein Liter frische Sauermilch gibt man 75 g Zucker, einen Vanillezucker und quirlt 30 lange, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Acht Blatt weile und vier Blatt rote Gelatine werden ge⸗ waschen, in wenig heihem Wasser aufgelöst und zu der Speise gegeben, ebenso der Saft einer halben Zitrone. Bas Ganze muß in einer Glasschüssel erstarren und wird mit Vanille- tunke oder Schlagsahne gereicht, . MA N N HE INM S MENGE N GROSS E A 2 S TO FF ETAGE Aldie Fußball. Ivgg. 98 Seckenheim IV Oftersheim. Ein Kräftevergleich zwiſchen der 2. Ama⸗ teurliga und dem A⸗Klaſſendritten findet in Oftersheim morgen Sonntag um 15.30 Uhr ſtatt. Die Einheimiſchen werden verſuchen, ſich auf dem dortigen Waldgelände gut aus der Affaire zu ziehen. Die eine Klaſſe höher ſpielenden Gaſtgeber nehmen einen guten Mittelplatz in ihrer Gruppe ein und haben nach verſchiedenen Neuzugängen nunmehr einen ſchußfreudigen Sturm zur Stelle, der dem blau⸗weißen Schlußdreieck viel Arbeit machen wird. Aber auch die 98 er wollen wieder einige junge Spieler ausprobieren, um den Spielerſtamm für die kommende Runde zu vergrößern. Hoffen wir alſo in Ofters⸗ heim auf einen ſchönen und fairen Freund⸗ aftskampf.. 55 3. Mannſchaft ſpielt gegen DI Rhein⸗ Neckar II. Das Spiel der AH fällt aus. Turnerbund Jahn(Privat) gegen Wormatia Worms(Altliga) Zu dem Fußballſpiel heute abend auf dem Waldſportplatz ſei noch nachzutragen, daß Wormatia Worms in folgender Aufſtellung ſpielt: f 5 Ebert Kohle Kern Allebrand Haußmann Herbert Lehr Kiefer Ihrig Pohle Fath (Altinternationaler) Plankstadt hat die große Chance Entscheidung in den Aufstiegsspielen fällig In den Aufstlegsspielen zur 1. nordbadischen Fuß- ball-Amateurliga dürfte am kommenden Sonntag eine weitere Entscheidung fallen, da kaum anzu- nehmen ist, daß die TSG Plankstadt gegen ihren Gast aus Blankenloch beide Punkte einbüßt. Aller- dungs werden die Blankenlocher ihre Haut so teuer Wie möglich verkaufen, denn dicht auf ihren Fer- sen folgt der SV Ilvesheim, der sich gegen Freya Lambach durchsetzten sollte. Es pielen: TSG Plankx- Stadt— SV Blankenloch, SV Ilvesheim— Freya Limbach. II Karlsruhe Südwestmeister im Fußball Im Kampf um die Studenten-Südwestmeister- schaft im Fußball standen sich im Kinzigstadion in Offenburg die beiden Gruppenmeister Universität Freiburg und Technische Hochschule Karlsruhe bei cegneruschem Wetter gegenüber. Beide Gruppen- meister hattem sich letzte Woche im Entscheidungs- spiel in Forbach(Murgtal) 1:1 unentschieden ge- trennt, so daß ein Wiederholungsspiel notwendig War. Die Mannschaft der TH Karlsruhe war tech- nisch und bak tisch Freiburg überlegen und gewann Samz klar mit 4:0. Die Fußballmannschaft der TH HKarlsruhe wird in der kommenden Woche im End- spiel um die süddeutsche Studentenmeisterschaft dem Vertreter Bayerns, München bzw. Würzburg, gegenübertreten. Der Sieger aus diesem Spiel kommt in die Endrunde um die Deutsche Studen- ten-Fußballmeisterschaft. Qualifikationsspiel im Handball Mät dem Spdel Brötzingen gegen Sc Baden-Baden werden die Qualifikationsspiele zur badischen Hand- ballverbandsliga-Gruppe Mitte am Sonntag fort- gesetzt. Radrennen„Erster Schritt“ in Karlsruhe Aus Anlaß des 30 jährigen Bestehens des Rad- Tahrvereins„Freiherr von Drais“ findet am Sonn- bag in Karlsruhe das zur Landesmeisterschaft zäh- lende Rennen„Erster Schritt 1953“ statt. Am Start sind so bekannte Fahrer wie Meng(Worms), Hin- schütz(Reilingen), sStober(Linkenheim) und die Frangosen Debore und Paplet. Auf dem Fluggelände bei Bruchsal finden am Samstag und Sonntag die diesjährigen deutschen Modellflugmeisterschaften 1953 des Deutscher Aeroclubs statt. Sport uid Sp iel Eine schwere Prüfung für Sindelfingen Vorschlußrunde zur Amateur meisterschaft Die vier Gruppensieger in der Deutschen Meisterschaft der Fußball- Amateure bestreiten bereits am kommenden Sonntag die Vorschlug- runde. Die in den beiden Spielen VfB Bielefeld gegen Homberger SV und VfI. Sindelfingen ge- gen Se Bergisch-Gladbach 09 siegreichen Mann- schaften bestreiten am 28. Juni das Endspiel. Es sieht so aus, als ob es zu einem rein westdeut- schen Finale kommen wird. Von den drei west- deutschen Mannschaften erscheint der So Ber- gisch-Gladbach 09 als stärkste Mannschaft, der möglicherweise dem letzten süddeutschen Ver- treter VfL Sindelfingen den Weg ins Finale ver- legen kann. Im anderen Spiel ist der VfB Biele- feld Favorit. Aalen will den Spitzenreiter stürzen Hartes Ringen um den Aufstieg in die 2. Liga In den Aufstiegsspielen zur zweiten süddeut- schen Liga entbrennt an den beiden letzten Spieltagen noch ein hartes Ringen um die bei- den Aufstiegsplätze. Zwar erscheinen Hanau 93 und Wacker München bereits jetzt als sichere Aufstiegsanwärter, aber der VfR Aalen will noch ein Wörtchen mitreden. Er empfängt am Sonn- tag die so glänzend gestarteten Hanauer, die Aber in den letzten beiden Spielen deutliche Formschwankungen zeigten und nicht mehr als Unschlagbar gelten. Sollte dem VfR Aalen ein Heimsieg über den Spitzenreiter glücken, ist das Aufstiegsrennen noch einmal völlig offen geworden, obwobl Wacker München am Sams- tag zu Hause Segen Daxlanden als Sieger er- Wartet werden darf. Es spielen: FV Offenburg— AS Kulmbach, VfR Aalen— Hanau 93, Wacker München ge FV Daxlanden.. Zwei Länderspiele im Fußball Amateure Segen Frankreich, B-Elf gegen Spanien— Fußball-Nachwuchs wird geprüft In den Meisterschaftskämpfen der Fußballer gibt es vor dem Endspiel eine Schnaufpause. Aber dennoch weist das Wochenend- Programm einige Höhepunkte auf. Im Mittelpunkt stehen diesmal die Länderkämpfe unseres Nachwuchses. Die Amateure treten am Samstag in Wuppertal Segen Frankreich an. Am Sonntag folgt dann das B-Länderspiel Deutschland gegen Spanien in Düsseldorf. Diese Preffen gehören in die Reihe der Vorbereitungsspiele für die Fußball- Weltmeisterschaft und sind aus diesem Grunde besonders reizvoll. In der Reihe der Länderspiele der Amateure tritt als neuer Gegner Frankreich auf. In den bisherigen acht Spielen waren England, Gster- reich, Agypten, Brasilien, Jugoslawien und Schweden die Partner. Die Bilanz unserer Ama- teure ist stark aktiv: 6 Siege, 2 Niederlagen, 17:¹0 Tore. Uber die Kampfstärke der franzö- sischen Mannschaft liegen keine sicheren An- haltspunkte vor. Die deutsche Mannschaft spielt in Wuppertal voraussichtlich wie folgt: Elemm-Wiesbaden; Eberle-Ulm, Post-Rheydt; Gierlich-I. FC Köln, Mehgmann-Amberg, Semmel mann-SpVgg. Bayreuth; Zeitler-Bayreuth, Stol- lenwerk-Düren, Schröder-Bremen, Wozniakowski- Braunschweig, Klug Sterkrade. Ersatzspieler: Loy- Schwabach(Tor), Wittig-Neustadt Vertei- diger), Buchenau-Eisenbach(Läufer), Weilbacher⸗ Eintracht Frankfurt und Rühle- Stuttgarter Kik- kers(Stürmer). B- Team gegen S Pa nien In ihren bisherigen sechs Spielen hat die deut- sche B-Elf vermutlich noch nie einem so starken Gegner gegenübergestanden. Drei Siege, ein Un- entschieden und zwei Niederlagen(1319 Tore) lautet die Erfolgsbilanz der B- Mannschaft. Da- bei wurden in der B-Elf in früheren Begegnun- gen außerordentlich starke Spieler berücksich- tigt. Aus dem vom Dy benannten Aufgebot für das Düsseldorfer Spiel ist ersichtlich, daß dies- mal die Leute eingesetzt werden, die gegen Bol- ton Wanderes und gegen Süddeutschland auf Herz und Nieren geprüft wurden. Voraussicht- lich spielt die deutsche B-Elf in folgender Be- setzung: f Peper-Holstein Kiel; Röhling- Waldhof, Bauer I- München; Bergner- 1. FC Nürnberg, Schäfer-Sie- gen, Metzner-Kassel; Gerritzen-Münster, Pfaff⸗ Eintracht Frankfurt, Majer-Kiel, Röhrig-Köln, Schäfer: Köln. Ersatzspieler: Harpers-Sodin- Zen, Niebel- FSV Frankfurt, Schröder Bremen, Biesinger-BC Augsburg, Herrmann FSV Frank- kurt, Sommer-1860 München. Pokalwettbewerb auf vollen Touren Der Pokalwettbewerb wird in diesem Jahr 80 veranstaltet, daß die regionalen Verbandsmei- ster, dazu der 1. F Kaiserslautern und der VfB Stuttgart(als Meisterschaftsfinalisten) S0= Wie der deutsche Amateurmeister für die DFB- Pokalrunde der„letzten Acht“ am 2. August zu- gelassen werden.— Im Süden sind für den 14. Juni die Spiele der„letzten Acht“ wie folgt ausgelost worden: TSV Straubing 1. FC Nürn- berg, Ksc Mühlburg— SV Wiesbaden oder FSV Frankfurt, Stuttgarter Kickers— Eintr. Frank- furt; der VfR Mannheim 20g Freilos. Die„letz- ten Vier“ bestreiten am 21. Juni die Vorschluß- runden auf neutralen Plätzen, das Endspiel steigt am 28. Juni ebenfalls auf neutralem Platz. Ferrari will Klings Rekord brechen 24 Stunden von Le Mans ohne Mercedes— Porsche und Borgward bei den„Kleinen“ Am kommenden Sonntag werden in Le Mans Wieder die„24 Stunden“ ausgefahren. Dieses für Sportwagen aller Klassen ausgeschriebene Ren- nen zählt mit zu den großen Nummern im Mo- torsport-Kalender der Welt. Im Vorjahr fuh- ren die Mercedeswagen einen Schnitt von 155 Stdkm. und bewältigten in 24 Stunden 3733,8 Km. Da Mercedes-Benz in diesem Jahre nicht star- tet, weil die anderen erst einmal durch Verbes- serung der Streckenrekorde in Le Mans und bei der Carrera Mexicana beweisen sollen, daß sie 51110 Untertürkheimer Fahrzeugen ebenbürtig sind. Im Vorjahr kam Porsche durch die Franzosen Veuillet/ Mouche in der 1,5-TLäter-Klasse zum Siege, obwohl dieses Fahrzeug nur einen 1,1 Liter-Motor hatte. Dieser Erfolg verpflichtet das Zuffenhausener Werk. Diesmal wird der Proto- typ 1,5 Liter eingesetzt, der extra für dieses Rennen gebaut wurde. Als Fahrer sind vorge- sehen: Glöckler/ Herrmann und von Franken- berg/ Frere. Außerdem startet ein 1,1TLiter- Wagen mit Veuillet/ Müller. Auch Borgward greift diesmal in das internationale Rennge- schehen ein. Porsche- Siege in Hyeres Als Generalprobe für die 24 Stunden von Le Mans fand das 12-Stunden-Rennen von Hyeres statt. Trotz strömendem Regen und tropischer Hitze feierte Porsche gegen stärkste Konkurrenz von Gordini, Osca und Simca Klassenerfolge durch die Franzosen Olivier/Veuillet(1,5 Liter) und das deutsch- französische Paar Hampel/ Moli- nelli(1,1 Liter). Feldberg-Rennen erstmals international Dritter Meisterschaftslauf für Motorräder Am Sonntag konzentriert sich das Interesse der deutschen Motorsportler auf das Feldberg- rennen. Der 11,756 Kilometer lange Kurs rund um den großen Feldberg im Taunus enthält alle Schwierigkeiten, die das Letzte von Fahrern und Maschinen fordern. Man glaubt, daß dieser dritte Lauf der Deutschen Motorrad meisterschaft auch in den Punkttabellen der verschiedenen Klas- sen einige Anderungen bringen wird. Erstmalig Wird in diesem Jahr das Feldbergrennen inter- national gefahren, und wenn es auch wegen der Senjor-TT ohne die englischen und italienischen Spitzenfahrer vor sich geht, so sind dennoch zahlreiche ausländische Fahrer von Rang und Namen am Start. Die deutsche Elite wird voll- zählig anwesend sein. Tenniskampf gegen Frankreich Vom Freitag bis Sonntag kämpfen in Paris Frankreich und Deutschland im Viertelfinale darum, das Halbfinale— wahrscheinlich gegen Dänemark— zu erreichen. Der Deutsche Ten- nisbund ist sich hinsichtlich des Einsatzes des Quartetts v. Cramm-Hermann-Göpfert-RKoch in den Einzel und dem Doppelspiel noch im un- klaren. Man darf einen ebenso knappen Aus- gang voraussagen, wie 1934, als Deutschland mit 3:2 ér folgreich blieb. Kempa-Elf erhofft in Hamburg Sensation Der fünfte Kampftag um Deutschlands Hand- ball meisterschaft sieht in Gruppe 1 den letzten Ansturm von Frischauf Göppingen auf die Fe- stung des Meisters Polizei Hamburg. Da das Treffen in Hamburg steigt, scheint Kempas Elf Wohl kaum eine Sensation(zumal sich Hamburg bereits mit 15:6 die ersten Punkte aus Göppin- gen holte) zustande zu bringen. In Leverkusen will inzwischen die Bayer-Elf für die knappe 11:12-Niederlage an den Reineckendorfer Füch- sen(Berlin) Revanche nehmen. In der Gruppe II Versucht der Südmeister SG Harleshausen, seine Tabellenführung beim Rückkampf in der Pfalz gegen den Südwestmeister SG Haßloch auszu- bauen. THW Kiel empfängt mit dem RSV Mül- heim einen Rückspielgegner, der beim ersten Kräftemessen mit 9:9 gleichwertig war. Glänzender Erfolg 8 für Haas und Wünsche a Anderson(Moto-Guzzi) TT- Sieger— Haas Wurde mit 17 Sekunden Abstand Zweiter Die Hoffnungen, die in Deutschland an den Start von Werner Haas und Siegfried Wünsche auf der Insel Man geknüpft wurden, sind nicht enttäuscht worden. Im Rennen um die„Light- weight Tourist Trophy“, das zweite Rennen der diesjährigen TT- Serie, das gleichzeitig den ersten Lauf der Motorrad-Weltmeisterschaft 1953 in der Klasse bis 250 cem darstellt, lieferte der Junge NSU-Fahrer Werner Haas seinem schottischen Hauptrivalen Fergus Anderson einen großartigen Kampf. Wenn es Anderson schließ- Iich gelang, seine Guzzi mit einem Abstand von nur 17 Sekunden vor der„Renn-Max“ als Sie ger über das Zielband zu steuern, 80 verdankt der Vorjahressieger und Klassenrekord-Inhaber dieses vor allem seiner größeren Erfahrung und Augsburger besseren Streckenkenntnis. Vom Start an bildete sich eine Aus gesprochene Spitzengruppe aus fünf Fahrern, die dem übri- An der der italienische Sieg- 5 und Wheeler auf Moto- Guzzi. Uber die ganze Distanz von vier Runden gen Feld unwiderstehlich davonzog. Spitze Anderson, dahinter Haas, Weltmeister Lorenzetti 0 auf Moto-Guzzi, fried Wünsche auf DR W aber verteidigen. hierbei aber klug genug, Strecke, auf der die Sicht nicht allzuviel zu riskieren. Nachdem Lorenzetti ausscheiden mußte, rückte Wünsche auf den drit- ten Platz vor, den er bis ins Ziel verteidigte und somit sein Mißgeschick vom Montag, als er in der Junjor-T wegen Motorschadens ausscheiden mußte, Weder wettmachen konnte. Zeit von 1 Stunde 46 Min, und 53 Sek. beendete Anderson das Rennen als Sieger. Die von ihm erzielte Durchschnittsgeschwindigkeit(136, Km/yh) stellt einen neuen Klassenrekord dar. 2. Werner Haas(Augsburg) NSU 1:47,10; 3. Siegfried Wünsche Ungolstadt) DRW 1:51,20 j 2. Wheeler England) Moto-Guzzi 1:52,40; 5. WII lis(England) Velocette 2:00,08; 6. Wood(Eng- land) Moto-Guzzi 2:01:02. 0 Amm gewann auch die Senior-TT Graham tödlich verunglückt— Duke gestürzt — Zeller schied aus Die„Senior Tourist Trophy“, der erste Welt⸗ meisterschaftslauf der 500-C m-Klasse, wurde auf der klassischen Strecke auf der Insel Man von dem Südrhodesier Ray Amm auf Norton gewonnen. Zweiter wurde Jack Brett auf Nor- ton vor Reginald Armstrong auf Gilera und Rodney Coleman auf Ag. Amm gelang damit, Was bisher nur wenigen glückte, nämlich Senior und Junior TT, die Rennen der Klassen bis 500 und bis 350 cem, als Sieger zu beenden. Die Norton-Spitzenfahrer konnten mit ihren Ein- zylinder-Motoren die von Reginald Armstrong gesteuerte italienische Vierzylinder-Gilera klar distanzieren und lieferten damit den schlagen den Beweis, daß auf der TT-Strecke noch im- mer gute Fahreigenschaften vor höherer Spit- zen geschwindigkeit den Ausschlag geben. Das Rennen erhielt durch zwei Todesstürze eine düstere Note. Der eine der Männer, die ihr Leben im Kampf der Motoren opferten, war einer der besten Rennfahrer der Welt, Leslie Graham, der andere, der junge Tasmanier G. Walker, bestritt auf der Insel sein erstes großes Rennen. Das Senior-Rennen begann schon in der ersten Runde mit einem furiosen Zweikampf zwischen Duke auf einer italienischen Vierzylinder-Gilera und Leslie Graham, der eine MV- Agusta, eben- falls mit Vierzylindermotor, fuhr. Schon in der Startrunde verbesserte Duke seinen eigenen. Rundenrekord um zehn Sekunden auf 154,8 und schraubte ihn in der zweiten auf nahezu 156 Stdkm. In der zweiten Runde kam Graham zu Fall. Er wurde gegen eine Steinmauer geschleu- dert und war sofort tot. Nach dem tödlichen Sturz Grahams wurde das Rennen zu einem Zweikampf zwischen dem füh- renden Weltmeister Duke und dem Spitzenfah- rer des Norton-Teams, Ray Amm. Amm fuhr die dritte Runde des Rennens in der neuen Rekord- zeit von 23:13 Minuten(56,6 Stdkm). Zu Beginn der vierten Runde mußte Duke ausscheiden. Der Engländer stürzte, ohne Schaden zu nehmen, mußte aber seine Gilera mit gerissenem Brenn- stofftank zum Straßenrand schieben. Amm fuhr das Rennen unangefochten zu Ende. Der BMW- Fahrer Walter Zeller, der Deutschlands Farben Das hr gebnis: 1. Amm(Südrhodesien) Norton 2:48:51 Std.= 151,03 Stdkm.; 2. Brett Eng- land) Norton 2:49:03,83; 3. Armstrong Grland) Gilera 2:49:16 Std.; 4. Coleman(Neuseeland) auf AJS. SONMN VD t orE HUMAN Copyright by Duncker, Presse-Agentur, Berlin durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden (1. Fortsetzung) „Das ist doch wenigstens ein Wort!“ rief Schmiedel.„Und ich wette, daß sie den Gipfel erreichen werden— über die Ostwand— den Gipfel des Saluzzi, auch wenn Herr Severin Mont bis heute noch nicht hinaufgekommen ist. Wer wettet mit mir?“ Aber es hatte niemand Lust zu wetten. Sie Waren alle zu träge und faul dazu. Und alle Augen sahen schläfrig und blinzelnd hinüber zu dem Gipfel des Saluzzi, der strahlend weiß und blendend rein herüberleuchtete, als hätte noch nie, auch nicht von Westen her, eines Menschen Fuß sein Haupt betreten. Georgia Inglefleld gab dem Gespräch eine Wendung. Sie wollte wissen, wann nun end- lich die Filmgesellschaft aus Bern, die sich angesagt hätte und für die eine Anzahl Zimmer frei stünde, zu den Aufnahmen nach Alpe Clus käme. Ich bin schon neugierig darauf.“ Simon meinte, daß sie ihre Erwartungen nicht zu hoch spannen dürfe. Es kämen nur ganz wenige. Ein Regisseur und ein Kamera- mann und einige technische Assistenten und höchstens zwei Schauspieler, ein Mann und eine Frau, und es würden gar nicht viel Auf- nahmen gedreht Nur ein paar winzige Szenen im Schnee mit einem kleinen Abfahrtslauf, bei dem sie vielleicht mitmachen dürfe,— wenn sie bis dahin ordentlich trainiere. Der degisseur Pudlich habe ihm jedenfalls mit- Steil er hoffe, die nötigen Statisten für ine Aufnahmen unter den Gästen von Haus Weyprecht engagieren zu können. „ Wenn ich ordentlich trainiere.“ Georgia krauste den Mund.-Wie wenn ich irgend etwas anderes tun würde als trainieren. Ich kann schon bald so gut fahren wie Fräulein Massudi. Und überhaupt wenn Frau Weyprecht die Wahrheit sagte, dann kommen die hohen Herrschaften vom Film schon heute abend. Und bis dahin wird kein einziger von uns auch nur eine Winzigkeit mehr zu dem, Was er kann, dazu lernen.“ Nach dieser Feststellung stockte das Ge- spräch, und die Gesichter drehten sich in die Sonne und ließen sich braun brennen, Und hinter den braun werdenden Stirnen schau- kelten die Gedanken. Und Severin Mont, der häßlich und manchmal unbeholfen war, wenn es um andere Dinge als um Skifahren und Bergsteigen ging, dachte, daß er nur den Arm auszustrecken brauchte und Doi berühren würde Die kleine Doi Severin liebte Doi. Seit fünf Jahren. Seit sle ins Haus gekommen war. Und sie wußte es. Aber sie machte sich nichts daraus. Severin war ein Bauernsohn aus Villa. Einer aus einer großen Schar von Kindern, der, als er groß genug war, arbeiten zu können, aus dem Haus gehen mußte, weil sonst der Platz daheim zu eng wurde, Er hatte schnitzen ge- lernt, aber, da er kräftig war und das mehr einbrachte, jahrelang als Holzfäller sein Brot verdient. Als Simon Weyprecht nach Villa kam und die beiden heruntergewirtschafteten einsamen Berghöfe auf der Alpe Clus vor- fand und mit den Ersparnissen seiner Frau und etwas geliehenem Geld umbauen lieg, half er als Zimmermann mit. Anschließend blieb er bei Simon im Dienst. Zuerst, als der Betrieb noch einfacher war, als besserer Haus- knecht, dann, als die Gäste immer mehr kamen und Geld brachten und die Ausstat- tung verbessert werden konnte, rückte Seve- rin zum Skilehrer und Bergführer auf. Fünf- kzehn Jahre War er jetzt bei Simon, und heute war er dreiunddreißig Jahre alt Die Wen kannte er nur aus den Zeitungen und den Erzählungen der Menschen und aus Filmen, die er im Sommer mal in Villa sah, und aus den paar Büchern., die er las, seitdem die Gäste auf der Alpe Clus immer reicher und internationaler wurden, damit er vor 1 bestehen konnte und nicht bei jedem Wort, das sie sagten, gleich eingestehen mußte. nichts zu wissen.— Ein paar Mal hatte er geglaubt, es würde ihm Liebe entgegen- gebracht und diese Liebe müßte er erwidern: Es hatte immer mit Enttäuschung geendet, und seitdem haßte er die hübschen Frauen, die um ihn waren, die er Ski fahren lehren sollte, das sie doch nie lernen würden. Doi haßte er auch. Aber sie haßte er, weil er sie liebte. Das mochte sich wie Widerspruch anhören, aber es war so. Er liebte sie maßlos, und wei ie ihn nicht wiederliebte, haßte er sie ebenso maßlos. Und sie wußte dies alles, und sie machte sich nicht daraus. Nein, gar nichts machte sie sich daraus, und in den Nächten, in denen sie im Stübihof in rer Kammer schlief, die dicht neben der seinen lag,— denn wenn im Winter das Haus Weyprecht voll von Gästen war, mußte jeder, der nicht wichtig genug, in den Kammern des Stübihofs drüben schlafen, das Zimmermàd- chen, die Saaltochter, das ganze Personal,— in den Nächten, wenn sie dort schlief, nur durch eine Bretterwand von ihm getrennt, von Severin in den Nächten dachte sie an einen anderen. Nur die Hand brauchte Severin auszu- strecken. während er auf dem Gipfel des Piz Alto lag, und er konnte Doi berühren. Aber er streckte die Hand nicht aus. Dafür tat es Simon auf der anderen Seite und griff mit den Fingern in das nußbraune Haar von Doi und spürte die Seide der kleinen Locke und überlegte dabei daß er heute nachmittag noch nach Villa mußte. um mit Alflisch abzurech- nen und all die Dinge mit dem Auto, das unten in Flühli eingestellt war, zu holen, die ihm Karotin als wichtig und eilig auftragen würde auf einer langen Liste. Woche einmal war es nicht zu um- SEI, daß jemand nach Villa fuhr, in die kleine Stadt, um Fleisch zu holen und frisches Brot und Kàse und Fische und hundert Dinge, die Karolin sorgsam telefonisch zu bestellen pflegte. Meistens fuhr Meyer-Boden, seines Zeichens Kellner und RBar mixer. manchenal über den Haufen! Karolin selbst. Wenn es Wichtiges zu erledigen gab. alle drei oder vier Wochen, fuhr Simon persönlich. Und alle Fahrten wurden erledigt mit dem graublauen Auto, das Karolin, als es noch neu gewesen.„unser Kranich“ genannt und von dem sie gehofft hatte, es würde sie einmal über breite Straßen und durch herr- liche Gegenden nach Süden führen, dorthin, Wo die Kraniche flogen, auf eine weite und erholsame Reise Aber bis jetzt war noch keine Zeit gewesen für eine weite Reise und für eigene Ferien. und seitdem war der „Kranich“ schon unzählige Male zwischen der Garage in Flühli und der kleinen Stadt Villa hin und her gefahren, als gäbe es sonst keinen Weg auf der Welt. Heute nachmittag also wieder einmal nach Villa, dachte Simon und spürte die Seide der nußbraunen Locke von Doi in seinen Fingern. Ob sie heute wieder mitfuhr— Dol— wie vor 3 Wochen, als sie zum Zahnarzt wollte? * X* Simon schloß die Augen, denn ein Straht der Sonne kam über seine Stirn gewandert. Und hinter den geschlossenen Lidern sah er sich vor drei Wochen mit Doi über den Zieh weg nach Flühli hinuntersausen. Der Weg war vereist, und man mußte höllisch auf- passen, mit den Skiern nicht in die Spuren von Hürlimanns Schlitten zu kommen, und Doi hinter ihm jauchzte und schrie:„Schnell- ler, Simon., schneller sonst fahre ich dich Schneller, Simon, sonst nimmt mich der Zahnarzt nicht mehr an!“ Sie waren spät daran, es war schon fünf, und in Flühli wo sie die Skier einstellten, wollte der Wagen nicht anspringen. weil er so kalt war. Simon fuhr mit dem„Kranich“ in einem verrückten Tempo auf der Straße an der See- lach entlang, um aus der Stunde, die man mit dem Auto nach Villa brauchte, eine cke her- auszuschneiden. aber es gelang ihm nicht. denn kurz vor Villa wollte der Wagen nt mehr. Simon bastelte in der Dämmerung und in der Kälte fluchend eine Ewigkeit am Motor herum, und Doi schrieb lachend den Arzt ab Fortsetzung folgt)“ 241 Kilometer wurde Anderson von Haas ständig bedrängt, konnte seine Spitzenposition Der junge Augsburger war auf der unbekannten . auf dem Sneafell zeit- Weise noch von Nebelbänken behindert wurde, Mit einer ch e 105 0 „ N VTTTTVTVVVVJVVVVVVVTVCVCCCCCC