Süddeutsche Heimatzeitung für Mannheim- Seckenheim und Umgebung Anzeigenpreise: dlie G-gespaltene Milli- meterzeile 15 Pfg. Abbestellungen können nur bis 25. auf den Monatsersten angenommen werden Preisliste Nr. J) Freitag, den 6. November 1953 5.53. Jahrgang Erscheint: montags, mittwochs, freitags und samstags. Frei Haus 1.90, im Verlag abgeholt 1.70, durch die Post 1.70 zuzgl. 36 Pfg. Zustellgeld. Einzelnummer 15 Pfg. Nr. 177 Nompromig in der Schurage angenommen Landesversammlung für Status quo— Der schieden sich für den Namen„Schwaben“. Verfassungsentwurf in dritter Lesung Ein Antrag, das Land„Württemberg Ba- Stuttgart(Zs. Die verfassungsbera- den“ zu nennen, drang ebenfalls nicht durch tungen gehen dem Ende entgegen und wer- Besonders beachtenswert ist die Tatsache, den voraussichtlich am heutigen Donnerstag daß seit der Abstimmung bei der Zweiten abgeschlossen werden können. Am Mittwoch Beratung der Verfassung der Name„Schwa- verabschiedete die Verfassunggebende Lan- ben“ 13 neue Anhänger gewonnen hat, wobei des versammlung den ersten Hauptteil„Vom Allerdings zu berücksichtigen ist, daß bei der Menschen und seinen Ordnungen“ sowie die Zweiten Beratung neun Abgeordnete weniger ersten drei Abschnitte des zweiten Hauptteils anwesend waren. Auch ein badischer Abge- „Vom Staat und seinen Ordnungen“, Die ordneter, Friedrich Vortisch(FDP/DVP) aus wichtigsten Ereignisse waren die Annahme Lörrach, entschied sich für„Schwaben“. der Schulbestimmungen in der bei den Koa- S 8 III promißform und die Annahme des Namens Namen erhalten solle. Das alte Preußen habe „Baden-Württemberg“. viele frühere Länder in sich vereint, ohne Bei der Beratung der Schulbestimmun- daß von den Hannoveranern oder den Pom- gen zeigte es sich, daß keine Partei von dem mern jemals daran Anstoß genommen worden nun gefundenen Kompromiß, der im wesent- sei. Ahnlich sei es heute noch bei Bayern. liche besagt, daß alles beim alten bleiben Abgeordneter Saam FDP/DVP Freudenstadt) SOll, voll befriedigt ist. Gleichwohl brachten legte dar, daß die Fremdenwerbung, die für alle Sprecher zum Ausdruck, daß im höheren das gesamte Bundesland sehr wichtig sei, mit Interesse des Aufbaus des neuen Bundeslan- dem klangvollen und in aller Welt bekannten des der Kompromiß bejaht werden müsse. Namen„Schwaben“ viel zugkräftiger gestaltet In den neuen Schulartikeln werden außer Werden könne. Stefle Restle(Sp Stuttgart) dem Status quo auch das Elternrecht und ne- Wies darauf hin, daß man außerhalb des ben der konfessionellen auch die simultane Landes nicht von Württembergern, Badenern Tehrerbildung festgelegt, ferner wird der und Hohenzollern, sondern nur von Schwaben e barakter der christlichen Gemeinschafts- spreche. Karl Müller(SpD Ravensburg) er- schule näher umrissen und bestimmt, dag das innerte daran, daß König Friedrich II. von 5 künftige Schulgesetz, das die Einzelheiten re- Württem 2 sein nach dem Wiener Kongreß „geln soll, einer Zweidrittel-Mehrheit bedarf. erweitertes Land„Schwaben“ nennen wollte, Von den 112 Abgeordneten, die sich an der der Markgraf von Baden sich jedoch dagegen Abstimmung beteiligten, sprachen sich fünf mit der Begründung verwahrt habe, dag FDP/DVP. und die vier KPD-Mitglieder so- allein Baden das Recht habe, sich so zu nen- wie ein SPP- Abgeordneter gegen die nun ge- nen. Viktor Renner(SPD Reutlingen) rief fundene Lösung aus. 18 Abgeordnete enthiel- aus:„Wir wollen kein badisches Volk, kein ten sich der Stimme. 5 Württembergisches Volk, sondern ein deut- In der Aussprache, die der Abstimmung sches Volk!“ Deshalb müßte man die dyna- Vorausging, erklärte der Abgeordnete Willi stischen Namen, die nur an die unselige Zer- Lausen für die SpD, daß seine Fraktion nach splitterung Deutschlands erinnerten, für das Wie vor die christliche Gemeinschaftsschule Bundesland ablehnen. Als die einzig richtige Schulform und die si- Ein von Renner eingebrachter Eventual- multane Lehrerausbildung als die beste Lö- antrag, das Land„Württemberg- Baden“ zu sung ansehe Lausen appellierte an alle Mag- nennen, wurde mit 85 gegen 21 Stimmen bei Vollen und Einsichtigen, nach einem Weg zu vier Enthaltungen abgelehnt. Renner begrün- suchen, der zu einem Nebeneinander und dete seinen Antrag damit, daß bei einem Miteinander führt. Für die ODU erklärte der Länderzusammenschluß wie bei einer Ehe Abgeordnete Gog, daß der gekundene Kom- der Stärkere und am meisten zur gemein- Rromiß auch seme Parfel nicht Sanz pekris⸗ samen Haushaltführung beitragende Teil zu- dige, die CDI hoffe aber, daß er sich zunn erst genannt werden sollte. Dem wurde von Segen des Landes auswirke. Professor Gön- mehreren Abgeordneten entgegengehalten, nenwein erklärte namens der FDP/DVP, daß die FDP/DVP die christliche Gemeinschafts- schule nach wie vor für das Ideale halte, empfahl jedoch,„um des Friedens willen“ den Status quo im Schulwesen in die Ver- fassung aufzunehmen. Ebenso bekannte sich der Gesamtdeutsche Block /BHH zur Simul- tanschule als der„einzig möglichen Schul- form“; ihr Sprecher, Dr. Bartumek, erklärte jedoch, daß der Block im Interesse des Bun- deslandes für die Rompromißformel stimmen Werde. Die Abgeordnete Dr. Emmy Diemer FDP/DVP) sprach sich in einer persönlichen Erklärung gegen den Kompromiß aus. Die Landesversammlung nahm ferner in den Artikel, der die Schulgeld- und Lernmit- telfreiheit regelt, eine Hrgänzung auf, die be- Sagt, daß auf gemeinnütziger Grundlage ar- peitende private mittlere und höhere Schu- len Ansprüche auf Ausgleich der entstehen- den finanziellen Belastung haben sollen. Die Schulgeld- und Lernmittelfreiheit soll stu- kenweise verwirklicht werden. Der alte Streit um das Reichskonkordat lebte kurz wieder auf, bevor die bei den Koa- Utionsverhandlungen ausgearbeitete Formu- lierung„Rechte und Pflichten, die sich aus Verträgen mit der evangelischen und katho- Uschen Kirche ergeben, bleiben von dieser Verfassung unberührt“ angenommen wurde. Namens der SPD erklärte Abgeordneter Krause, seine Partei erwarte, daß der Streit um das Reichskonkordat nun ruhe. Die An- nahme der jetzigen Formulierung bedeute Aber keineswegs die Anerkennung der Schul- Artikel des Reichskonkordats. Dr. Gebhard Müller hielt in seiner Eigenschaft als Ab- Seordneter dem entgegen, daß nicht die Ab- Seordneten der Landes versammlung, sondern andere Stellen über die Gültigkeit des Reichskonkordats zu entscheiden haben. Die DU-Fraktion habe aber schon immer die Ansicht vertreten, daß das Konkordat im vol- len Umfang gültig sei. 5 Bei der Beratung des Abschnitts„Die Re- SAerung“ wurde die Bestimmung in die Ver- tessung aufgenommen, daß in die Landes- reglerung auch Staatssekretäre und ehren- Antliche Staatsräte berufen werden können. Die Staatssekretäre dürfen jedoch höchstens ein Drittel der Zahl der Minister ausmachen. Der Landtag kann den Staatssekretären und den Staatsräten das Stimmrecht verleihen. Diese Bestimmung war in einem von Abge- trag vorgeschlagen worden. 5 „Schwaben“ verfiel der Ablehnung ordneten aller Fraktionen eingebrachten An- Es bleibt bei„Baden- Württembers“— Lange Debatte um den Landesnamen Stuttgart st. Trotz aller ernstge- meinten und beachtenswerten versuche, den ischen Doppelnamen für das neue Bun- desland zu vermeiden, hat Sich zunggebende Landesversammlung mit 70 von 109 Stimmen für den Namen„Baden- Würt⸗ temberg“ ausgesprochen. 39 Abgeordnete ent 2 2 2 die Verfas- daß eine Umstellung des bisherigen vorläu- figen Namens eine bis jetzt vermiedene Wer- tung der Landesteile provozieren würde und in Baden zweifellos als Demonstration auf- gefaßt werde. Für„Baden- Württemberg“ setzten sich der Vorsitzende der nordbadischen CDU, Dr. Franz Gurk, Theopont Diez(CDU) und der Villin- ger SPD-Abgeordnete Dr. Ernst Haas ein. Gurk appellierte an das Haus, vernünftig und klug zu bleiben und den bisherigen Namen zu bestätigen. Die Bezeichnung„Schwaben“ würde das Zusammenwachsen sehr erschwe⸗ ren. Das gleiche Argument gebrauchte Theo- Pont Diez(CDU Singen), der erklärte, der Begriff„Schwaben“ wirke für viele Badener Wie ein rotes Tuch. Dr. Haas räumte ein, daß „Schwaben“ zwar historisch richtig wäre, doch habe sich der Sinn dieses Begriffes im Lauf der Jahrhunderte so sehr geändert, daß er für sehr viele Badener heute nicht mehr an- 5 nehmbar sei. Während der Debatte kam es zu mehreren Heiterkeitsausbrüchen, so als Stefie Restle er- klärte, sie sei„in einer Ecke geboren“(sie berichtigte sich später und sagte Gegend“) und habe„in Stuttgart feste Wurzeln ge- schlagen“. Dr. Gurk sorgte für weiteres schal lendes Gelächter, als er sich auf die Worte meiner sehr geschätzten Herrn Vorrednerin“ bezog. Du Haas bezeichnete die Abgeordneten als die Väter des Landes, und fügte hinzu, daß einige dieser Väter„die Geburt am lieb- sten verhindert oder abgetrieben“ hätten. Viktor Renner erinnerte daran, daß es ein Franke war, nämlich Ritter Götz von Ber- lchingen, der uns den schwäbischen Gruß beschert hat.„Ind wenn Sie den Namen Schwaben nicht annehmen,“ fuhr er fort, „dann wird dieser Gruß vielleicht Ren- ner sprach den Satz nicht zu Ende, sondern verließ das Podium, ohne den Satz beendet zu haben. „Altbadener werden sich nicht beugen“ Der Heimatbund zur Stuttgarter Rede des Bundeskanzlers Dr. Adenauer Freiburg(lsw). Die Altbadener-Bewe- gung hat nicht die Absicht, sich der„Macht des Faktischen“ zu beugen. In einer einstim- mig angenommenen Entschliegung hat die Bezirks- und Stadtgruppe Freiburg des„Hei- matbundes Badnerland“ seine Entta 152 über Außerungen des Bundeskanzlers in Stuttgart über die Südweststaatfrage zum Ausdruck gebracht. 1. Der Vorsitzende, Franz Gönner, erklärte, die badische Fahne werde nur dann einge- holt, wenn das badische Volk in eimer ein- seine Eigenstaatlichkeit selbst Verzicht lei- sten sollte. Kopf erklärte, der Plan eines dritten Neugliederungsgesetzes werde erst darm aufgerollt, wenn das Terrain im Bun- vorbereitet sei. destag erfo Dr. Paul Zürcher trat der Auffassung von Ministerpräsident Dr. Müller entgegen, daß Artikel 118 des Grundgesetzes in der Süd- Weststaatfrage erschöpft und Artikel 29 des Grundgesetzes für eine nochmalige Neuglie- derung in Südwestdeutschland nicht mehr anwendbar seien. Zürcher sagte, der Prozeß dor Neugliederung sei erst mit Inkrafttreten der Südweststaatverfassung abgeschlossen. Bis zu diesem Zeitpunkt sei eine Novelle zum zweiten Neugliederungsgesetz durchaus ver- kassungsmäßig. Ein Ergänzungsgesetz sei auch später jederzeit möglich,. Dr. Zürcher kündigte an, daß der Heimatbund Badner- lamd für den Fall, daß sich der Gesetzgeber nicht von sich aus vorher zu einer Korrek- tur des Unrechts an Baden entschließen Sollte, eine nach Artikel 29 vorgesehene Volksbefragung durchsetzen werde. Während der Versammlung wurde mitge- teilt, daß die zuständigen Organe des Hei- matbundes ein Verbleiben von Staatsrat Dr Friedrich Werber im Heimatbund nur in Er- Wägung ziehen könnten, wenn er besondere Beweise seiner badischen Gesinnungstreue Ablege. Werber distanziert sich vom„Badnerland“ „Südweststaat eine Gegebenheit“— Keine Chancen für Wiederherstellung Badens Karlsruhe(ZS. Staatsrat Dr. Fried- rich Werber, bisher einer der prominentesten und profiliertesten Vertreter der altbadischen Bewegung, distanzierte sich von den letzten Aktionen des„Heimatbundes Badnerland“ und gab bekannt, daß er bereits am 20. Ok- tober aus dem Bund ausgetreten sei. Dr. Wer- ber bezeichnete den Südweststaat als eine Gegebenheit und räumte einer Wiederher- stellung der alten Länder keine Chancen ein. Die Angriffe des Heimatbundes gegen die letzte Stellungnahme des Bundeskanzlers zur Südweststaatfrage nannte Dr. Werber„un- gerecht und geschmacklos“. Die altbadische Bewegung hatte die Erklärung Dr. Aden- auers, Baden- Württemberg sei ein Faktum, das nicht aus der Welt geschaffen werden könne, mit der Bemerkung kommenttert, der Heimatbund sei nicht bereit, sich„der Macht des Faktischen zu beugen“. Das badische Volk habe kein Verständnis dafür, dag sich der Bundeskanzler in die„Stuttgarter Notge- meinschaft zur Rettung des Südweststaats“ habe aufnehmen lassen. Demgegenüber betonte Dr. Werber, daß der Bundeskanzler in seiner Stuttgarter Rede vor den Jungen Unternehmern viel Zeit und Mühe aufgewandt habe, um deutlich zu ma- chen, daß alles getan werden müsse, um das aus der Volksabstimmung vom 9. Dezember 1951 in Baden zurückgebliebene Mißtrauen zu beseitigen. Sobald erkennbar werden sollte, daß die badisch-württembergische Regierung die badische Bevölkerung in irgend einer Weise zurücksetze, würde der Bundeskanzler seine Haltung zweifellos sofort überprüfen. Er sei überzeugt, betonte Dr. Werber, daß sich die badische Bevölkerung in jeder Weise auf das Wort des Bundeskanzlers verlassen könne. Dr. Werber, der wegen seines Eintritts in die Stuttgarter Landesregierung ebenfalls von Anhängern der Altbaden-Bewegung an- Segriffen worden war, sagte weiter, nach sei- ner Ansicht werde die Politik der ODU von der Politik des Heimatbundes ungünstig be- einflußt. Die CDU sei aber selbst stark ge- nung, die badischen Interessen zu vertreten. Als einen Beweis der Verbundenheit der Stuttgarter Landesregierung mit dem Land Baden nannte Dr. Werber die Abstimmung über den Landesnamen in der Verfassung Sebenden Landes versammlung. Insbesondere Ministerpräsident Dr. Gebhard Müller habe dabei der Versöhnung ein politisches Opfer gebracht und sich für die Beibehaltung des Namens„Baden- Württemberg“ eingesetzt. Der Heimatbund Badnerland mache es sich recht bequem, sagte Dr. Werber weiter. Mit Redensarten könne man keine Erfolge er- zielen. Die Sorge um die badischen Belange habe man bisher der Regierung und den bei- den badischen Staatsräten überlassen, Solange es eine reale Möglichkeit gegeben habe, für die Wiederherstellung des Landes Baden ein- zutreten, habe er dafür gekämpft. Der Süd- weststaat sei aber eine Gegebenheit. Er ap- Pelliere deshalb an die badische Bevölkerung, Gegebenheiten als solche zu beurteilen. Eine Katastrophenpolitik müsse abgelehnt werden. Nur mit einem festen Willen und großer Arbeitskraft sei das Beste für Baden zu er- reichen. Die Erklärungen des Freiburger Bun- destagsabgeordneten Dr. Hermann Kopf und des Oberlandesgerichtspräsidenten Dr. Paul Zürcher, daß die alten Länder durch ein drit- toes Neugliederungsgesetz wiederhergestellt werden sollen, bezeicnnete Dr. Werber als wenig inhaltsreich. Es müsse bekannt sein, daß sich auch im neuen Bundestag keine Mehrheit für ein solches Gesetz finden würde. Staatsrat Dr. Werber bedauerte abschlie- Bend die Auseinande setzung mit den Män- nern des Heimatbu Badnerland, mit de- nen er gemeinsam fur die Wiederherstellung Badens gekämpft habe. Nach den wieder- holten Angriffen gegen seine Person hab er jedoch seinen Standpunkt einmal offen dar- legen müssen. Die Veriassungsberatungen sind beendet Am Mittwoch Schlußabstimmung— Landes- versammlung bis 1956 im Amt Stuttgart(ZSEH). Die dritte Beratung des Verfassungsentwurfs für Baden-Württem⸗ berg wurde am Donnerstag beendet. Die Schlußabstimmung wird am genden Mitt. woch erfolgen. Am 19. N. r wird die Verfassung feierlich in einn ſtaatsakt im Großen Haus der Württembergischen Staats- theater verkündet werden und damit in Kraft treten. In ihrer letzten Beratung legte die Lan- desversammlung, ohne daß auch nur ein Wort über das Für und Wider gewechselt wurde, fest, daß sie sich mit der Verkündung der Verfassung in einen Lendtag umbildet und bis zum 31. März 1956 im Amt bleiben Wird. Ein von zenn CDU-Abgeordneten un- terzeichneter Antrag, den betreffenden Arti- kel zu streichen, wurde mit Mehrheit abge- lehnt. Ebensowenig fand sich eine Mehrheit für den von einigen CDU-Abgeordneten einge- brachten Antrag, die Verfassung nach ihrer Annahme noch einer Volksabstimmung zu unterwerfen Auch hier meldete sich— Abge- sehen von dem Kommunisten Rueß— nie- mand zu Wort, Nach der Beratung legte der frühere südbadische Wirtschaftsminister Dr. Lais(CDU) zugleich im Namen von mehreren badischen CDU-Abgeordneten eine formelle Rechtsverwahrung gegen den Abstimmungs- modus bei der Volksabstimmung vom 9. De- zember 1951 ein. Diese Rechtsverwahrung Werde von einer etwaigen Zustimmung zur Gesamtverfassung nicht berührt. Lais bezeich- nete die Volksabstimmung erneut als ein Un- recht. Die Erklärung war von folgenden Ab- geordneten unterzeichnet: Dr. Lais, Freiburg; Burger, Ewattingen; Dr. Hermann, Freiburg; Dr. Person, Freiburg; Jäger, Rastatt; Krämer, Mosbach; Vogt, Pfullendorf; Kühn, Karlsruhe; Kuhngamberger, Impfingen; Brachat, Villin- Zen; Gillmann, Merdingen; Dr. Gurk, Karls- ruhe; Häfner, Emmendingen und Harbrecht, Bühl. Besonders auffallend war, daß sich Dr. Werber nicht an der Rechtsverwahrung be- Zu einer scharfen Aussprache kam es bei der Beratung des Artikels, der eine Verfas- sungsänderung durch Volksabstimmung vor- sieht. Ein Anderungsantrag der CDU, wonach 75 bei einer solchen Volksabstimmung nicht die Mehrheit der Abstimmungsberechtigten, Son- dern die Mehrheit der Abstimmenden den 2 j 3 Ausschlag geben sollte, wurde in namentlicher Abstimmung mit 58 gegen 41 Stimmen bei fünf Enthaltungen abgelehnt. Weiter wurde ein Antrag der CDU, wonach die Verfassung bestimmen soll, daß die Stadt- und Landkreise innerhalb der Grenzen der alten Länder zu Selbstverwaltungskörperschaften höherer Ord- nung vereinigt werden können, abgelehnt. Im Anschluß an die Verfassungsberatung Wickelte das Haus noch eine Arbeitssitzung Ab. Mehrere Gesetzentwürfe und Anträge wurden an die zuständigen Ausschüsse über- wiesen, Nach erregter Debatte wurde ein An- trag angenommen, der krautverarbeitenden Industrie einen Zinsverbilligungs-Zuschuß von 60 00 M DI zu gewähren. Die Sauerkraut-In- dustrie soll damit in die Lage versetzt wer- den, einen größeren Teil der in diesem Jahr überaus reichen Filderkrauternte einzudosen, um die Filderkrautbauern von einer Exi- stenzbedrohung zu bewahren. Finanzminister Frank wandte ein) daß man nur in Mangel- jahren und nicht bei besonders reichem Frate- segen nach der Hilfe des Staates rufen solle. Willi Lausen(SPD) berichtete in einer klei- nen Anfrage von einem Volksschulrektor in Rielingen Kreis Mannheim, der zu einem Auf- Satz über Ministerpräsident Dr. Reinhold Maier folgende„Einleitung“ diktiert hatte: „Schon über ein Jahr haben Sie dem christ lichen Volk Unrecht zugefügt—, Rultmini- ster Simpfendörfer bestätigte die Richtigkeit dieser Angaben und sagte, der Rektor habe das Verwerfliche seiner Handlungsweise ein- gesehen und sei inzwischen auf eigenen An- trag als Lehrer an die Hockenheimer Hife schule versetzt worden. Außerdem sei beab- sichtigt, ihm einen Verweis zu erteilen. — — „1 ANN HEIM, blank, v 4 Adenauer wird wieder konsultiert Bonner Urteile zur Sowzetnote— Der Westen richtet sich auf Wartezeit ein 3 On n(E. B.) Bundeskanzler Adenauer wurde von den Westmächten der amtliche Wortlaut der sowietischen Note übermittelt, wobei ihm zugesichert wurde, daß er im Falle ihrer Be- antwortung konsultiert würde. Der Vorsitzende der CDU/ CSU- Bundestags- ion, Heinrich von Brentano, meinte zu di r Angelegenheit, die Westmächte sollten ziter auf Vier-Mächte- Verhandlungen mit ler Sowietunion dringen. Auf der anderen Seite aber sollte der Westen sei An- strengungen zur politischen und militärischen Zusammenarbeit und zur Schaffung eines einheitlichen Europa verstärken. Die Aussich- ten für eine Ratiflzierung des EVG-Vertrags seien durch die Antwort der Sowjets erheblich gestiegen. Der CDU/ CSU-Pressedienst schreibt, man stehe jetzt vor der Situation, dag Moskau nichts anderes fordere als eine bedingungs- lose Kapitulation. Moskau wisse ganz genau, dab seine Bedingungen für den Westen un- Anmehmbar seien. Es komme seiner Diploma- tie darauf an, ein Gespräch am runden Tisch zu verhindern und eine Wiedervereinigung Deutschlands auf diesem Wege nicht zuzu- lassen. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Dehler sagte, die vom Kreml gegen die Bonner Verträge erhobenen Einwendungen seien nichts ande- res als ein Vorwand. Es komme den Sowiets okfensichtlich darauf an, zu verhindern, daß Europa sich in irgendeiner Form zusammen- schließt, nicht weil sie sich bedroht fühlen, sohdern weil sie wüßten, daß nur ein geein- tes Europa Bestand haben werde. Die Wie- Kervereinigung sei für das deutsche Volk eine Stttliche und nationalpolitische Verpflichtung. Dies sei eine unabänderliche Tatsache, an de- ren Anerkennung auch die Russen nicht vor- béeikommen würden. Vertreter der USA, Großbritanniens und Frankreichs haben am Donnerstag mit dem Meinungsaustausch über die letzte sowieti- sche Note begonnen, die allgemein als eine Ablehnung einer Vier-Mächte- Konferenz an- gesehen Wird. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die Westmächte zunächst nicht weiter versuchen werden, mit Moskau im Rahmen einer Vierer-Konferenz ins Gespräch zu kom- men. Politische Bèobachter sind der Meinung, daß die Sowjets vorerst einmal die Tür für Verhandlungen zur Beendigung des Kalten Krieges zugeschlagen haben und daß der We- sten sich nunmehr auf eine lange Warte- periode einrichten werde. ndesten, Was die Lösung der europäische Obleme anbe- trifkt. In den Hauptstädten der man fast übereinstimmend der Ansicht, daß die Periode augenscheinlicher Kompromiß bereitschaft, die mit dem Regierungsantritt Malenkows begann, vorüber sei und der Kreml Wieder einen un versöhnlichen Kurs zu steuern beabsichtige. Autorisierte Kreise in Washing- ton erklärten, die Sowjetunion bemühe sich offenbar, alle ernsthaften Versuche, die wich- tigsten Weltprobleme zu lösen, zu unterbin- den, indem sie in ihrer jüngsten Note unmög- iche Konzessionen von den Westmächten ver- langt. Da der Kreml wisse, daß sein Verlan- gen nach Aufgabe der EVG-Pläne und Auf- lösung des Atlantikpaktes unerfüllbar sei, ließen diese Forderungen erkennen, daß die sowjetische Regierung glaube, die Zeit für Verhandlungen sei noch nicht gekommen. Der Kreml nehme offenbar an, die Zeit sei auf seiner Seite und es habe wenig Zweck, im Augenblick eine Einigung mit dem Westen Anzustreben. Die letzte russische Note an die Westmächte in der Deutschlandfrage bedeutet nach Ansicht der angesehenen französischen Zeitung„Le Monde“ eine Rückkehr der Sowjetunion zu der von Stalin verfolgten Politik,„Was auch immer die Motive sein mögen, die die Sowiet- union veranlassen, derart zu handeln, sie ver- zichtet im Grunde auf ihre ernste Opposition gegen die Ratifizierung der Europäischen Ver- teidigungs gemeinschaft. Die Welt kehrt damit zu dem Status quo zurück, der vor dem Tode Stalins bestand, mit dem Unterschied jedoch, daß der Punkt der Hochspannung jetzt hinter uns liegt und daß bei dem Fehlschlagen einer gemerellen Verständigung viele Einzelrege- lungen möglich bleiben.“ Westmächte ist Weitere Entlassungen stehen bevor Heimkehrerverband lehnt besonderen Orden ab— 82 kehren aus Ungarn zurück GGpPpingen(ZS). Weitere Gefangenen Entlassungen durch die Sowjetunion werden in der November-Ausgabe des Organs des Heimkehrerverbandes„Der Heimkehrer— Stimme der Kriegsgeneration“ angekündigt. Die ersten Entlassungen werden für Anfang November erwartet. Für nächstes Jahr habe die sowjetische Hochkommission die Rück- führung weiterer 8500 Gefangener angekün- digt. Der Verband der Heimkehrer hat, wie in der gleichen Ausgabe der Zeitung be- richtet wird, an König Baudouin von Belgien ein Gnadenge ch für die letzten deutschen Kriegsverurteilten in Belgien gesandt. Die Stiftung eines Ordens für Spätheim- Kehrer, wie sie im Bulletin der Bundesregie- rung vor kurzem zur Diskussion gestellt wor- den war, wird von der Zeitung abgelehnt. Die Idee, einen solchen Orden zu schaffen, sei nicht nur abwegig, sondern es würde damit sicherlich auch der weiteren Rückführung von Gefangenen aus Ost und West ein schlechter Dienst erwiesen. Möglich und vernünftig wäre es dagegen, Arzten, die in der Gefangenschaft nachweisbar Hunderten und Tausenden von Kameraden in aufopfernder und selbstloser Arbeit das Leben gerettet haben, das Bun- desverdienstkreuz zu verleihen. Der Diedersddchsieckes. bercneg ge- Ger Aer Erhurd schlägt Steuersenkungen vor Storch will den Rentnern helfen— Gesetz- entwurf über Familienausgleichskassen Bonn(E. B.) Im Mittelpunkt des Zweiten Tages der Kabinettsberatungen über die künf- tige Wirtschafts- und Sozialpolitik standen Berichte der Bundesminister für Wirtschaf“ und Arbeit. Professor Erhard sprach sich dabei für eine Senkung der direkten Steuern aus, weil sie die Ausweitung der Produktivität hemmten. Eine Ausweitung der Wirtschaft und die Er- höhung des Sozialproduktes erleichtere die Erfüllung der sozialen Aufgaben und er! laube eine Steigerung der sozialen Leistungen. Bundesarbeitsminister Storch wies auf die Notwendigkeit hin, die wirtschaftliche Lage Rentner, Invaliden, Waisen und Hinter- pliebenen weiter zu verbessern, Dieses Ziel könne nur über die Erhöhung des Sozialpro- dukts und durch eine umfassende Sozialreform erreicht werden. Storch hob die großen sozia- len Aufgaben hervor, die erfüllt werden müß- ten. Zur Zeit peziche jeder dritte Einwohner in der Bundesrepublik von der Sozlalversi- cherung, der Arbeitslosen versicherung, der Arbeitslosenfürsorge, vom Lastenausgleich, von der Fürsorge oder als verdrängter Beam- ter, als Kriegsbeschädigter, als Kriegshinter- bliebener, als ehemaliger Berufssoldat, als Witwe oder Waise eine Rente. Als dringend zu verabschiedende Gesetze bezeichnete Storch das Gesetz über die Schaf- kung von Familienausgleichskassen und das Gesetz über die Altersversorgung der Hand- Werker. Der im Bundesarbeitsministerium ausgearbeitete Gesetzentwurf über die Schaf- kung von Familienausgleichskassen lehnt die Errichtung staatlicher Ausgleichskassen ab. Ebenso soll der in der letzten Legislaturpe- riode erörterte Plan einer zusätzlichen Jung- gesellenbesteuerung fortfallen. Der Gesetz- entwurf sieht die alleinige Aufbringung der Mittel durch die Wirtschaft vor, Nach den bisherigen Berechnungen sollen die von der würden in industriellen Wirtschaft aufzubringenden Mit- tel ein Prozent der Lohnsumme betragen. Der Aufpringungssatz der anderen Wirtschafts- zweige soll um etwa ein halbes Prozent dar- über liegen. Die Familienausgleichskassen der alleinigen Verwaltung und Zuständigkeit der Wirtschaft liegen. Zweck dieser Ausgleichskassen soll es sein, an Fa- milien mit drei und mehr Kindern für jedes Kind monatlich 20 DM zu zahlen. Anpassungs fähige Steuerreform Bundesfinanzminister Schäffer erklärte in einem Interview im hessischen Rundfunk die groge. e sich e t 0 icht wi 10 die dern das gesetze jeden F gewahrt u Wicht des E aufrecht erhalten bleiben. Das Bun 2 ministerium strebe eine Ste ref n, die „anpassungsfähig an den bedarf ist“ Schäffer kündigte die Veröffen Untersuchung von Sachv der an, in der voraus Werde, daß für eine e des deutschen Steue stehe. Zu den kü Wirtschaft vors desvermögen? kaufen, um eir Steuer- ausfall auszugleichen, meinte S fer,„ich glaube, wenn man der Privatwirtschaft Vora schlagen würde, Vermögen zum Teil zu ver- kaufen, um einen Ausfall eines Jahres auszu- gleichen, dann würde man sagen, daß man nicht zu denken verstehe“, Der Finanzmini- ster sei außerdem an Gesetze und Haushalts- recht gebunden. Letzteres sehe vor, daß Bun- desvermögen nur dann veräußert werden dürfe, wenn es wieder in Vermögenswerten Angelegt werde. Uber 1800 Wohnungen für Amerikaner BOonn(UP). Das Bundesfinanz ministerium wird im Rahmen eines zweiten Programms im Bundesgebiet 1872 Wohnungen für Ange- hörige der amerikanischen Streitkräfte bauen. Die entsprechende Zahl beschlagnahmter deut- scher Wohnungen einschließlich der beschlag- nahmten Möbel werden nach Fertigstellung der Neubauwohnungen freigegeben. Wie das Bundesfinanzministerium und das Hauptquar- tier der amerikanischen Armee in Bonn mit- teilten, werden die Neubauten aus Mitteln des allgemeinen Bundeshaushalts finanziert. Von den Neubauten und Freigaben, insbesondere beschlagnahmter Ein- und Zweifamilienhäu- ser entfallen auf Bayern 768, auf Baden- Würt. temberg 342, Hessen 582, Bremen 48 und au- Rheinland-Pfalz 132. Die USA schicken Weihnachtspakete Spende für bedürftige Deutsche— Schäffer verhandelt über Gratifikationen Bonn(E. B.) Die amerikanische Regierung wird der Bundesregierung zum Weihnachts- fest eine größere Menge Lebensmittelpakete zur Verteilung an Bedürftige in der Bundes- republik zur Verfügung stellen. Wie die US-Hochkommission mitteilte, ste- hen in den USA bereits 5 765 000 Kilogramm Nahrungsmittel bereit, die aus Regierungs- reserven stammen. Die ersten 131 Tonnen Le- bensmittel werden bereits am Freitag in Bre- men eintreffen. Das nächste Schiff wird am 22. November erwartet. Die einzelnen Pakete dieser Spende werden 12 bis 16 Pfund wiegen und im Durchschnitt je ein Pfund Reis, Fett, Rosinen und Backpflaumen, eineinhalb Pfund Erbsen oder Bohnen, je zweieinhalb Pfund Zucker und Trockenmilch sowie eine 840 2 schwere Dose Rindfleisch enthalten. Für die Verteilung in Deutschland sollen hauptsäch- lich die staatlichen Wohlfahrtsbehörden her- angezogen werden. Die amerikanische Hoch- kommission rechnet, mit der Gesamtmenge der Lebensmittel rund zwei Millionen deut- schen Familien eine Weihnachtsfreude machen zu können. Bundesfinanzminister Schäffer hat Vertre- ter des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Angestelltengewerkschaft und des Beamten- bundes für die kommende Woche zu Bespre- chungen über die geforderte Weihnachtsgrati- fikation für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes nach Bonn eingeladen. Hierbei soll auch die Erhöhung der Steuerfreigrenze für Weihnachtsgratifikationen von bisher 100 auf 200 DM erörtert werden. Nach Schätzungen des Bundesfinanzmini- steriums würde bei einer solchen Erhöhung der Steuerfreigrenze ein Steuerausfall von rund 100 Millionen DM entstehen, Dieser Be- trag wurde jedoch von dem FDP- Bundestags- apgeordneten Mießner als weit überhöht be- zeichnet. Der anteilige Lobnsteuerausfall des Bundes werde durch die im Weihnachtsmonat anfallende Umsatzsteuer mehr als ausgegli- chen. Es sei eine bekannte Erfahrung, daß derartige einmalige Zahlungen sofort in Kon- sumgüter umgesetzt würden. Die Angestell- ten- Gewerkschaft hat ausgerechnet, daß der Steuerausfall nicht 100, sondern höchstens 25 Milllonen DM betragen würde. Der Bund der Steuerzahler und der Deutsche Handlungsge- Bil fenverband DHV) forderten ebenfalls eine Erhöhung des Steuerkreibetrages bei Weih- nachtsgratifikationen. Streikkommandos müssen ins Gefängnis Hannover(Up). Das Landgericht in Hannover verurteilte 12 Malergehilfen, die sich während des Malerstreiks in Hannover am 10. Juli als Streikkommandos betätigt hat- ten, wegen Landfriedensbruch zu strafen von drei bis zu sechs Monaten. Die Gehilfen waren, wie sie vor Gericht aussag- ten, von gewerkschaftlicher Seite als Streik- Kommandos t worden. Auf einer Streifenfahrt entdeckten sie in„ Ricklingen sechs Kollegen, die in einem eu- bau arbeiteten. Bei einer schweren Schläge- rel wurden die Arbeitswilligen durch 8 5 Streikkommandos zusammengeschlagen. Das de e ee e e Drei Tote bei Unruhen in Triest Steinhagel auf die Polizei— Starre Haltung in Rom und Bel grad Triest(UP). Bei den schweren Tumul- ten, die am Mittwoch anläßlich des 35. Jah- restages des italienischen Einmarsches in Triest im Zentrum der Stadt zu mehreren Zusam- menstößen zwischen Italienern und der Poli- zei geführt hatten, kamen am Donnerstag drei Personen ums Leben. 12 Personen wur- den zum Teil schwer verletzt. Als sich die Nachricht von dem Tod der drei Demonstranten verbreitete, nahmen die Tumulte noch größeren Umfang an. Schü- ler und Erwachsene ergriffen groge Blöcke, die für Straßenreparaturarbeiten vorgesehen Waren, und ließen einen Steinllagel auf die Dolizei nieder. Bei den heftigen Zusammenstößen wer die Polizei gezwungen, Wasserwerfer einzusetzen. Demonstrierende Schüler flüchteten in die San Giovanni Kirche, verfolgt von der Polizei. Nachdem bekanntgegeben worden war, daß die von der Polizei g ändete“ Kirche neu eingesegnet werden würde, versammelten sich 5000 Menschen vor dem Gotteshaus. Während Priester geweihtes Wasser spreng- ten, pfiffen die Kugeln der Polizei über den Platz. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Pella erklärte vor 70 000 Italienern in Venedig, Weder Drohungen anderer noch innere Un- ruhen könnten Italien davon abhalten, seine Ansprüche auf Triest geltend zu machen. Die christlich-demokratische Regierung werde die umstrittene Stadt beschützen und bewachen. In Belgrad erklärte ein Sprecher des jugo- slawischen Außen ministeriums, Marschall Tito stehe noch immer zu seinem Plan, jugosla- wWische Truppen in die Zone A von Triest ein- marschieren zu lassen, falls Italien dieses Gebiet besetzen sollte. Die jugoslawische Re- gierung hoffe, fügte der Sprecher hinzu, dag der Westen diesen Plan nicht vergessen habe. Jugoslawien hat sich den Protesten Grie- chenlands und anderer Staaten gegen die Ab- sicht der Westmächte angeschlossen, ehe- maligen deutschen Besitz in Italien dem ita- zenischen Staat zu überlassen, anstatt ihn als Reparation an verschiedene Länder zu verteilen. Der entsprechende Protest ist an die französische Regierung gerichtet, die ge- genwärtig den Vorsitz in der interalliierten Reparationsagentur hat. Kompromiß- Vorschlag der UN in Korea Pan Mun Jon(UP). Der Vertreter der UN bei den Vorverhandlungen in Korea, Ar- thur Dean, schlug den Kommunisten als Aus- Weg aus den festgefahrenen Gesprächen vor, drei Unterausschüsse sollten die strittigen Hauptfragen, über deren Vorrang man sich bisher nicht einigen konnte, gleichzeitig ne- beneinander behandeln. Bisher hatten die Kommunisten verlangt, zunächst die Zusam- mensetzung der Konferenz festzulegen, zu denen sie auch neutrale asiatische Staaten und die Sowietunion zuziehen möchten. Die Alliierten dagegen bestanden darauf, zu- nächst Ort und Termin der Konferenz zu klären. Die Kommunisten erbaten sich für ihre Stellungnahme zu dem Kompromigvor- schlag Deans, die drei Fragen gleichzeitig durch Unterausschüsse behandeln zu lassen, Bedenkzeit bis Freitag aus. 2 unbekannte Flugzeuge abgeschossen Kairo(UP). Nach hier vorliegenden Be- richten sind im Mittelmeer vor der ägyptisch- israelischen Küste zwei Flugzeuge unbekann- ter Nationalität abgestürzt, nachdem sie zu- vor von israelischen und ägyptischen Jagd- angegriffen worden waren. Die flugzeugen beiden Flugzeuge seien, N vom schie Benden israelischen Maschinen, auf ägypti- sches Hoheitsgebiet geflogen. An der Grenze Maschinen abgedreht, hätten die israelischen M und die Verfolgung sei von ägyptischen Flug- zeugen aufgenommen worden, bis die beiden Flugzeuge ins Meer stürzten. Die ägyptische Regierung habe 3 Vorfall der e e berichtet. Neues dus aller Welt Nobelpreis für Staudinger bestätigt Schwedischer König lädt Churchill ein Stockholm(UP). Die schwedische AkA- demie der Wissenschaften bestätigte die Ver. leihung des Nobelpreises für Chemie an den Freiburger Professor Dr. Hermann Staudin- ger und des Nobelpreises für Physik an den niederländischen Forscher Professor Dr. Zernicke. Frits Der Träger des Friedens-Nohelpreises, Dr. Albert Schweitzer, hat in Lambarene erklärt, er wolle das Geld, das ihm aus dem Friedens- Nebelpreis 1952 zufalle, dazu verwenden, in der Nähe seines Hospitals in Lambarene ein Dorf für Lepra-Kranke zu errichten. Schweit. zer sagte, er glaube dem Frieden gedient zu haben, indem er die Idee der Achtung vor dem Leben vertieft habe. Der einzige Weg, Welt vor einem Frieg zu bewahren Sei, daß sich die Moral des Einzelnen wie die der Völker hebe. Die schwedische Botschaft in London gab bekannt, König Gustaf Adolf habe die Ab- sicht, Premierminister Sir Winston Churchill persönlich zur Entgegennahme des Nobel n. Der sich zur Zeit in Eng- Wahrscheinlich in Empfang geben, litteln. König, der aufhält, werde ten Woche einen ne Einladung persönlich zu übern Hubschrauber an ses für Literatur nach Stockholm einzu- der um der Grenze abgestürzt 1 Sens* ur g:(UP). Ein H lrauber der stürzte 77 nhalb Ri- n von einer Ort-⸗ schaft an der bàayerisch-t chischen Grenze, 5 dem Poppenreuther Berg ab. Der ig führer kam in den Flammen der bren- en Ns chi e ums Le. Der Beobachter Der Hubschrau- e über den Wald. er die Wipfel der 8 1102 in 1 1 1 Wird angenommen, daß bhacht wurde. Flug- Bäume streifte und dadurch zum Absturz ge- Hochwasser in Frankreich und Norwegen Umfangreiche Schäden— Große Gebiete evakuiert— Stürme rissen Deiche ein Paris(UP), Stürme und schwere Regen- fälle, die über Frankreich niedergingen, rich- teten in weiten Teilen des Landes umfang- reiche Schäden an. Menschenleben sind je- doch bisher nicht zu beklagen. Die Stürme er- reichten an der französischen Kanalküste ihre größte Heftigkeit. In der mußten einige Blockhäuser, Kriege stammen, evak Nähe die noch aus der zuiert werden, vom Hochwasser bedroht waren. In Boulogne- von 5 Ger 2 Weil sie 0 2 Sür-Mer wurde das neu errichtete Gymnas“? sium völlig unter Wasser gesetzt. In Saint⸗ Pierre-des Corps im Loiretal riß der Sturm das Dach eines Elektrizitätswerkes herunter und knickte die Masten der um. Auch an anderen Stellen dieser Uberlandleitung Gegend traten ähnliche Schäden auf, die den Tele- fonverkehr streckenweise lahmlegten. In Tours lief das Kanalisationssystem über. In d n Alpen flel Schnee. 80 im Bezirk von Telemark(Südost-Nor- ö Wegen) wurden verschiedene vom Hochwas- sen bedrohte Gebiete evakuiert. Merfoß-Fluß trieb etwa Der Kam- 1,700 Kubikmeter Holz heftig gegen eine 20 Meter lange Be- tonbrücke, die unter den Augen der Wache die sie beim Herankommen des Holzes spren- gen sollten, zusammenbrach. Obwohl die Was- des Kammerfoß gegenwärtig schwindigkeit von 700 kunde gegenüber den normalen 25 Ku- 881 mit einer Kubikmetern pro bikmetern zu Tal schießen, hat das Hochwas-⸗ Ser noch nicht seinen Höhepunkt erreicht. Die Hauptstraße nach Südnorwegen ist unterbro- chen, so daß zwischen dem bedrohten Gebiet und Südnorwegen nur noch Eisenbabnver- bindung besteht. Aber auch diese“ indung ist gefährlich, da die Gleisstrecke an ver- schiedenen Stellen überflutet ist. Auch aus Süditalien brachten schwere Re- genfälle neue Uberschwemmungen mit sich. Ein gleichzeitig tobender Sturm machte den Einsatz von Hubschraubern unmöglich, mit denen isolierte Dörfer und Höfe versorgt wer- den müssen. In vielen Teilen Kalabriens be- steht noch immer keine Straßenverbindung zwischen den einzelnen Ortschaften und Städ- ten. zum Teil schon wieder ein Opfer der neuen Fluten geworden. Eine Abordnung der französischen National- versammlung wird am heutigen Donnerstag in Bonn erwartet. Hayato Okeda, der frühere japanische Fi- nanzminister, traf aus London kommend 2 einem Besuch in der Bundesrepublik ein. In seiner Begleitung befinden sich japanische Fi- nanzsachverständige. Schloß Röttgen, der bisherige Amtssitz des britischen Hochkommissars, wurde an die deutschen Besitzer zurückgegeben. Der SPD- vorstand dementierte, daß Fritz Heine seiner Funktionen als Leiter der Presse- und Propaganda-Arbeit der SPD entbunden worden sei. Die katholischen Erzbischöfe und Bischöfe Deutschlands haben in einem gemeinsamen Hirtenwort zur Bereitstellung von Siedlungs- land und Höfen für heimatvertriebene Bauern ö aufgerufen. f Etwa 900 Deutsche würden noch in schen Zwangsarbeitslagern festgehalten, be- richteten aus dem ungarischen Lager Dissa- loek entlassene Kriegsgefangene. Ein Denkmal Bevins, des 1951 verstorbe- nen Außenministers der brütischen Labour Regierung, wurde in London in Anwesenheit Churchills, Attlees und Edens enthüllt. 85 Das ägyptische Revolutionstribunal änderte die gegen den früheren Gouverneur von Kairo, Kamel el Kawisch, verhängte Todes- Strafe in eine 15jährige Zuchthausstrafe ab. Ein dänischer Nachtjäger ist über Jütland abges türat. Beide Insassen wurden getötet. N polnische Regierung hat, dem Beispiel der Sowjetunion und zahlreicher Satelliten- staaben folgend, die Steigerung der Agrar- und Kor 7 A 1 8 sich von rranlskurt dem Luftweg nach Oslo. on zu Lasten der Gerade erst errichtete Notbrücken sind Tag der offenen Tür— b Am kommenden Sonntag öffnen ſich die Pforten der ſtädtiſchen Verwaltungsgebäude und kommunalen Betriebe zu einem öffent⸗ lichen Beſichtigungstag zu einem Tag der offenen Tür, an dem jeder Bürger der Stadt Mannheim Gelegenheit hat, ſelbſt einen Blick hinter die Mauern zu tun, hinter denen das Räderwerk eines großſtädtiſchen Verwaltungs⸗ apparates läuft. Straßenbahn, Großkraftwerk, Schulen, Ju⸗ gendheime, Muſeen und ſtädtiſche Gärtnereien ſtehen zu einem Beſuch bereit, damit ſich der Bürger oder wie es im Wahljargon ſo oft heißt,„der Mann von der Straße“ ich ein Bild machen kann, wie es hinter den Kuliſſen einer großen Verwaltung zugeht. Man geht nicht ſehl, wenn man annimmt, daß dieſer „Tag der offenen Tür“ eine Woche vor der Kommunalwahl dem Bürger die Möglichkeit geben ſoll, ſich ein genaueres Bild aus eige⸗ ner Anſchauung über die in den letzten Jah⸗ ren gel te Arbeit der Stadtverwaltung zu bei der herzlichen Einladung, die durch den Bürgermeiſter an die geſamte Bürgerſchaft ergeht, wohl ſagen und hoffen, daß die nicht wenigen Wünſche eben dieſer Bürgerſchaft in Bezug auf Tun und Laſſen der Verwaltung in Zukunft eine entſprechende Berückſichti⸗ gung finden. Denn neben einem„Tag der ofſenen Tür“ wünſchen ſich die Bürger ein ſtä! s Jahr der„offenen Ohren“ am Pulsſchlag unſerer Zeit und ihrer Menſchen. Führungen am kommenden Sonntag un⸗ ter ſachkundigee Anleitung für die Bürger⸗ ſchaft werden durchgeführt um 11.00 Uhr, 14.30 und 15.30 Uhr. „Das Neckartal von Wimpfen bis Heidelberg“ iſt das Thema, das heute Abend, 20 Uhr, im Vereiinshaus ſtattfindenden Lichtbilder⸗ Vortages von Max Perkow, Heidelberg. In dieſem Vortrag werden die Schönheiten des Neckartales in Wort und Bild gezeigt. Der Eintritt zu dieſer Vortragsveranſtaltung im Rhamen des Volksbildungswerkes der Mannheimer Volkshochſchule iſt frei. 5* Deffentliche Wählerverſammlung der SPD. Morgen Samstag, 20 Uhr, findet im oberen Saale des Vereinshauſes eine öffent⸗ liche Wählerverſammlung in Form eines Fo⸗ rums ſtatt. Redner Bürgermeiſter Trumpf⸗ heller. Außerdem werden noch einige Reſeren⸗ ten der Stadtveewaltung anweſend ſein und auf Fragen aller Gebiete der Städt. Verwal⸗ tung Antwort geben. Die Wählerſchaft von Seckenheim iſt hierzu freundlichſt einge aden. V. * Explosion in Mannheim Mannheim Gsw). In einer Mannheimer Reparaturwerkstätte für Elektromaschinen wurde ein 21 Jahre alter Ankerwickler bei Seiner heftigen Explosion getötet. Die Ex- Plosion, die auch einen größeren Brand ver- ursachte, ereignete sich in einem Trocken- ofen für neugewickelte Elektromotoren. Bei den ersten Rettungsarbeiten zog sich ein jun- Ser Mann, der gerade an der Werkstätte vor- übergegangen war, Brandwunden zu. Das Feuer konnte von einem Löschzug der Be- rufs feuerwehr sofort gelöscht werden. Der Sachschaden wird auf 35 000 DM geschätzt. Verſammlung des Obſt⸗ u. Gartenb auvereins Einen ſehr erfreulichen Beſuch hatte die Verſammlung des Obſt⸗ u. Gartenbauvereins am vergangenen Donnerstag im Vereins⸗ haus aufzuweiſen, wo nach begrüßenden Wor⸗ ten durch den Vorſitzenden Albert Erny Gar⸗ tenbauinſpektor Hacker das Wort ergriff. In feiner gewohnt ausgezeichneten Weiſe wußte der Redner zunächſt gut unterſtützt durch herrliche Farbaufnahmen ein umfaſſendes Bild von der Internationalen Gartenbau⸗ ausſtellung in Hamburg zu geben. In ſehr treffender Weiſe wußte der Redner die Be⸗ tet igung der einze nen Nationen und die Auswirkung der Schau auf den inländiſchen Obſt⸗ und Gartenbau herauszuſtellen und ſo ein allgemeingültiges Fazit aus dieſer we⸗ ſentlichen Ausſtellung zu ziehen. Im weiteren Verlauf behandelte Inſpektor Hacker aktuelle Fragen der Winterarbeit im Obſtbau. Bei der jetzt vorzunehmenden Auswahl der zu pflanzenden Baumſorten ſei eine Berückſich⸗ tigung unſerer klimatiſchen Bedingungen und der Bodenverhältniſſe äußerſt wichtig. Er rief hierbei noch einmal die Vorteile des Steinobſtes in unſerer Gegend ins Gedächt⸗ nis, bei denen vor alten Dingen Pfirſiche und Aprikoſen die beſten Vorbedingungen zu einem ertragreichen Anbau mitbringen würden. Weiter wies er auf die fällige Win⸗ terſpritzung gegen Schädlinge und eine fach⸗ gemäße Düngung hin, die ſich im kommenden Erntejahr ſicher auswirken würde. Zum Sonntag wäscht man gern das Had ELDA Wãsch tes wunderbar EIA penal Shampoo für helles und dunkles Haar tor 30 pf. Zum erstenmal wieder Arbeitshaus Mannheim(sw). Ein Mannheimer Amts- gericht hat zum erstenmal nach dem Kriege eine Verurteilte in ein Arbeitshaus eingewie- sen. Die Angeklagte, eine 10mal vorbestrafte 29 Jahre alte Frau, hatte sich wegen Nicht- erfüllung einer ihr vom Amt für öffentliche Ordnung zugestellten Arbeits- und Unterkom- mensauflage zu verantworten. Sie hatte ihre letzte Arbeitsstelle grundlos verlassen und War einige Tage später vollkommen betrun- ken aufgegriffen worden. Allgemeiner Bußtag Am 18. November feiert die Evang. Kirche in Deutschland den Allgemeinen Buß- und Bettag. In Gemeinden, deren Einwohner über- wiegend dem evang. Bekenntnis angehören, ist der Bußtag als Festtag mit allgemeiner Arbeitsruhe und Lohnzahlungspflicht ge- schützt. Dr. Müller zum Volkstrauertag Stuttgart(Z SH). Minister präsident Dr. Müller hat in einem Aufruf zum Volkstrauer- tag am 15. November alle Behörden, Organi- sationen und Vereine des Landes aufgefor- dert, den Volksbund deutsche Kriegsgräber- fürsorge als Träger des Gedankens des Volks- trauertags wirksam und anteilnehmend zu unterstützen. Jeder Gemeinde des Landes müsse es ein Anliegen sein, an diesem Tag in einer Feier der Toten der beiden Welt- kriege zu gedenken. Dr. Müller erklärte in dem Aufruf:„Dieser Tag führt uns in der gemeinsamen Trauer um unsere Nächsten ohne Unterschied als Menschen zusammen. Er verbindet uns aber auch von Volk zu Volk im Gefühl der Sehnsucht aller nach einem friedvollen Leben in Freiheit.“ Freitag vorwiegend Wolkig, vereinzelt er- Was Regen bei wenig veränderten Tempera- turen. Samstag wolkig bis aufheiternd, im Wesentlichen trocken, leichter Temperatur- Südweſtd. Nundſchau Kreisdekan Maas schreibt über Israel Heidelberg(sw). 5 Kreisdekan D. Maas, berg, schreibt zur Zeit an einem Buch, d den Staat Israel, seinen Wiederaufbau und das Leben seiner Bürger behandeln soll. Das Buch wird voraussichtlich im kommen- den Frühjahr erscheinen. Kreisdeka ist erst vor kurzem von seiner 20. 1 rael-Reise nach dem Kriege zurückgekehrt. Er hat sich um die Normalisierung des deutsch- israelischen Verhältnisses besondere Verdienste erworben. He — Weitere Us-Familien kommen Heidelberg(sw). Das US-Hauptquar- ier in Heidelberg gab bekannt, daß die ame- rikanische Armee wegen der Unterbringung von Familien angehörigen der US-Soldaten mit dem Hotel- und Gaststättengewerbe in Hei- delberg, Karlsruhe und Mannheim Verbin- dung aufnehmen werde. Anfang des kom- menden Jahres sei mit der Ankunft einer größeren Zahl von Familienangehörigen im Hauptquartierbefehlsbereich zu rechnen. Es Sei geplant, die Neuankömmlinge vorerst in deutschen Hotels und Pensionen unterzubrin- gen. Mit Gesichtsmasken und Scheinpistole Hei del berg(ddsw). Die Kriminalpolizei hat zwei Jugendliche— einen 18jährigen mehrmals vorbestraften Bäckergesellen und einen 20jährigen arbeitslosen Gelegenheits- arbeiter— verhaftet. Die beiden haben zu- gegeben, zwei Raubüberfälle verübt zu ha- ben. Bei der Hausdurchsuchung fand man zwei schwarze Gesichtsmasken und eine aus Holz gefertigte Pistole. In einem Fall hatten die beiden einen Heidelberger Geschäftsmann und im anderen die Filialleiterin eines Hei- delberger Einzelhandelsgeschäftes kurz nach Ladenschluß beide im Hausflur überfallen und niedergeschlagen. Beide Male war die erhoffte Beute ausgeblieben, da die Uberfal- lenen leere Geldbeutel bei sich trugen. Kinder spenden für Kinder Mosbach(sw). Die Mosbacher Frauen- gruppe hat sich an die Kinder der Kreisstadt und des Landkreises wegen einer Spielzeug- spende gewandt. Die Spenden sollen den Kin- dern der Sowjetzonenflüchtlinge an Weih- nachten verteilt werden, die in den drei La- Sern des Landkreises Mosbach leben. Haushaltsakademie wurde eröffnet Karlsruhe(ZSEH). In Karlsruhe wurde eine Haushaltsakademie eröffnet, in der wäh- rend des Wintersemesters 1953/54 jeden Mitt- Woch in einer Reihe von Vorträgen Themen der Hauswirtschaft besprochen werden. Die Institute der Lebensmittelkunde und Wirt- schafts wissenschaften der Technischen Hoch- schule, sowie Wissenschaftler dieser Fachge- biete haben sich zur Mitarbeit bereit erklärt. Die Haushaltsakademie ist aus den Beratun- gen der haus wirtschaftlichen Lehrwerkstätten entstanden, an die eine Fülle von Problemen durch die Bevölkerung herangetragen wurden, dd nun durch die Haushaltsakademie aufge- griffen werden sollen. Mosbach. In Mosbach wurde die fünfte Malerfachschule in Baden- Württemberg erözf- net.(Ivy) Mysteriöser Unfall aufgeklärt Selbstmord mit 120 Schlaftabletten Karlsruhe(w). Die Kriminalhaupt- Stelle Nordbaden konnte nunmehr einen mysteriösen Unfall aufklären, der sich am 22. Oktober auf der Autobahnstrecke zwischen Pforzheim und Karlsruhe ereignet hatte. Da mals war unweit der Autobahneinfahrt Pforzheim der am 5. April 1921 in Rapallo (Italien) geborene Aristide Papadato neben seinem Fiat- Personenwagen tot aufgefunden worden. Die Untersuchungen ergaben, dag Aristide Papadato Selbstmord durch Ein- nehmen von 120 Schlaftabletten verübt hatte. Das Motiv der Tat ist bis zur Stunde noch nicht geklärt. Papadato befand sich seit An- fang Oktober auf einer Deutschlandreise. Elektrifizierung erweckt französische Besorgnis Freiburg dsw). Französische Verkehrs- experten befürchten, dag nach dem Ausbau einer elektrifizierten deutschen Rheintallinie Basel Karlsruhe der Durchgangsverkehr vom linksrheinischen auf das badische Ufer Abwandern könnte. Dieses Projekt soll mit Schweizer Kredithilfe verwirklicht werden. Die elsässische Presse berichtet, daß zur Zeit auch von französischer Seite Finanzverhand- lungen mit der Schweiz angestrebt werden, die die baldige Elektrifizierung der Eisen- babhnstrecke Basel Straßburg Metz zum Ziele haben. Auf einem von der französischen Eisenbahnverwaltung für 5 Jahre ausgear- beiteten Elektrifizierungsplan, der die wich- tigsten Linien des Landes einschließt, stand die Strecke Straßburg Basel bisher am Ende der Liste. Jetzt sollen die Baupläne der fran zösischen Staatseisenbahnen überprüft wer- den. Internationaler Jugendaustausch Rastatt(ZS H). Kirchenrat Dr. Dummler (Stuttgart) wurde in einer Sitzung des Pan- desjugendrings Baden Württemberg in Ra- statt zum Vorsitzenden gewählt. Der Landes- jugendring vertrat in seiner Vorstandstagung die Ansicht, daß in der Frage der Novelle zum Reichsjugendwohlfahrtsgesetz die Selb- ständigkeit der Jugendpflege gegenüber der Jugendfürsorge gewahrt bleiben müsse. Die- ser Grundsatz sollte in den Ausführungsbe- stimmungen der Novelle berücksichtigt wer- den. Besonders ausführlich wurde die Frage des internationalen Jugendaustauschs bespro- chen. Dabei kam vor allen Dingen zum Aus- druck, daß auch die nichtorganisierten Ju- gendlichen an diesem Austausch teilhaben sollten. Jagd nach einem Autodieb Nach einem Kesseltreiben im Gnadental gestellt SchWäbisch Hall(sw). Eine rasende Jagd nach einem fahnenflüchtigen amerika- gischen Soldaten in Zivil, der einem Geschäfts- mann seinen Wagen gestohlen hatte, entwik- kelte sich in den Kreisen Ghringen und Schwa- disch Hall. Bereits sechs Kilometer hin- ter Schwäbisch Hall wurde die Verfolgung aufgenommen, als der Soldat an einer Tank stelle hielt. Er konnte jedoch in Richtung Ohringen entkommen. Landespolizeibeamte versuchten, den flüchtenden Wagen nun in der Kreisstadt aufzuhalten und machten auch Lon der Schußwaffe Gebrauch, als der Dieb nicht stoppte. Die Schüsse zerschlugen die Rückscheibe des Wagens und schlugen rechts neben dem Fahrer in das Armaturenbrett ein. Bei dem anschließenden Kesseltreiben konnte der Fahrer schließlich mit dem Wagen in einem Wald bei Gnadental im Kreise Schwäbisch Hall gestellt werden, nachdem er vorher in Cappel im Kreise Ghringen einen Radfahrer überfahren und verletzt hatte. Lette an Alkohol- Vergiftung gestorben Kaiserslautern(Ip). An Alkcholver- giftung starb ein Lette im Kaiserslauterer Krankenhaus. Der Lette war mit starken Ver- Ziftungserscheinungen in das Krankenhaus Eingeliefert worden. Trotz des sofort vorge- nommenen ärztlichen Eingriffs konnte er nicht mehr gerettet werden. Die Kriminal- oolizei untersucht zur Zeit, ob sich der Ver- storbene über Gebühr betrank oder Methyl- Alkohol zu sich nahm. Dr. Müller fordert Sparsamkeit Rottweil sw). Die Erziehung der Be- amten und der ganzen Offentlichkeit zur Spar- samkeit sei wichtiger als die Verkündung großer Sparprogramme, erklärte Minister- Präsident Dr. Gebhard Müller bei der letzten Volltagung der Arbeitsgemeinschaft der In- dustrie- und Handelskammern Baden-Würt⸗ tembergs in Rottweil. Dr. Müller verlangte, daß die Aufgaben der öffentlichen Verwaltung reduziert werden und die Fülle der Gesetz- gebung eingeschränkt wird. Der Minister- präsident versprach, daß er verschiedene Vor- schläge, die während der Sitzung an ihn her- angetragen wurden, prüfen und nach Mög- lichkeit berücksichtigen werde. rückgang. 8 5 8 8 8 8 7 1 8 . e Pegasus- Verlag Dem 39. Fortsetzung Noch einmal, noch ein einziges Mal würde er Monika fragen, ob sie seine Frau werden wollte, aber es war unweigerlich das letzte Mal! Noch heute ärgerte sich Michael, wenn er an das ironische„Nie“ dachte, das sie ihm seinerzeit lächelnd entgegengehalten hatte. Am heutigen Abend noch kam die Sache aus der Welt. So oder sol Michael ging mit schnellen Schritten auf die Terrasse zu, deren weite Glasfenster herabge- lassen waren und deren reicher Blumen- schmuck lockend duftete. Es begann zu däm- mern. Um die Tür und die tiefstehende Steh- lampe summten und tanzten Mücken. Die milde Luft des Sommers strömte würzig her- ein. In einer Ecke lag Kerr in einem Liege- Stuhl. 5 „Ich möchte deine Ruhe haben“, sagte Michael, als er an ihm vorüber ins Haus ging. So ruhig Kerr allerdings auch in dem Liege- stuhl lag, um so heftiger arbeiteten seine Ge- danken. Sie hatten ihn seit dem Telefonge- spräch nicht zur Ruhe kommen lassen. In einer Stunde stand der Wagen Waßmanns vor dem Herrenhaus und damit die Frage nach der Zukunft vor der Tür. Was würde werden? Er liebte Janina daran änderte die Tatsache ihrer Ehe nichts Er hatte nie mit Janina über ihre Ehe ge- sprochen, nur in den letzten Tagen war der Gedanke der Scheidung von ihr gestreift wor- den. Er selbst hatte es vermieden. persönliche Dinge zwischen ihnen zur Sprache zu bringen. Die Aufregungen der letzten Zeit hatten auch dazu selten Gelegenheit geboten. Kerr hatte sogar nach Möglichkeit ein Alleinsein mit ihr vermieden. So wie er früher das junge Mäd- chen in ihr respektiert hatte, respektierte er aun in ihr die Frau eines oma von kHIANNS-ULLRIch vod sis SING anderen Mannes. Nur als el ei Kannte Wie iotwendig ell Halt Wurde stellte er sich und das Heim in Nixen- grund wieder zur Verfügung Er tet dies mit einer Selbstverständlichkeit, die seiner Hal- tung dieser Frau gegenüber entsprach. Schnel- ler aber, als er angenommen, hatte Waßmann Janinas Rückkehr nach Nixengrund zum An- laß genommen, eine Aussprache nerbeizu- führen. Kerr hörte im Speisezimmer das Klirren von Porzellan und Bestecken Johann deckte dort den Tisch. Die Stufen der Terrasse her- auf klapperten die kleinen Absätze von Mo- nikas Reitstiefeln, Sie kam von ihrem Ausritt zurück. Peter sah sie ins Haus gehen und mit Johann sprechen. Sie gingen das Abendessen durch. Schließlich hörte er ihre Schritte in der Halle verklingen. Kerr erhob sich und suchte sein Schlafzimmer auf, um sich umzuziehen. Er war erstaunt, dort Michael vorzufinden. „Ich habe mit dir zu reden“ begann Michael, „schau nicht so erstaunt drein! Es ist mir bit- ter ernst! Es ist für den Fall, daß an diesem Abend etwas schief geht. lch möchte den Ab- schied von dir dann vorwegnehmen Es han- delt sich um Moniks! lch will sie heute abend kragen, ob sie meine Frau werden will!“ Kerr zog verwundert die Augenbrauen in die Höhe.„Du hältst ja zu einem sonderbaren Zeitpunkt bei mir um Monikas Hand an. Ich denke du hast sie längst danach gefragt?“ „Natürlich“, erwiderte Michael es ist nicht ganz korrekt. entschuldige, ich habe sie allerdings schon zweimal danach gefragt!“ „Nun und?“ 5 „Das erstemal beantwortete sie diese Frage sehr originell, indem sie mir im voraus einfach verbot, sie zu stellen] Das zweitemal sagte sie „ niel“ 5 „Ich möchte nur wissen. warum ihr euch die Sache so schwer macht!“ entgegnete Kerr kopf- schüttelnd„sie liebt dich doch!“ 5 5 „Ja“ nickte Michael, es ist eine etwas komplizierte Geburt! Was sagst du eben? Sie liebt mich?!- 5 f „Oh Michael“ Kerr schlug vor Verwunde- rung die Hände zusammen.„solltest du es vielleicht noch gar nicht gewußt haben?“ Michael machte zum erstenmal in seinem Leben ein dummes Gesicht. „Allerdings“ sagte er dann,„du wirst lachen „äber es ist mir völlig neu! Weißt du es ge- nau? krrst du dich auch nicht?“ Rerr begann sich auszuziehen. „Glaubst du nicht selbst danach zu fragen?“ lachte er, das Hemd halb über den Kopf gezogen, schließlich ihr wollt doch heiraten nicht wahr?“ „Dies, mein Lieber“ erwiderte Michael,„ist noch nicht heraus! Ich glaube. kein Bruder auf Gottes weiter Welt kennt seine Schwester schlechter als du Monika! Sie ist die erste Frau, die mich bald an den Rand der Ver- zweiflung gebracht hat bald!“ „Dich als Schriftsteller?“ spottete Kerr.„Und Was glaubst du. wird sie heute abend auf deine Frage antworten?“ Prustend saß er schon jebenan in der Badewanne. „Ieh glaube ich werde sie gar nicht mehr danach fragen, sondern für morgen früh ein- Lach den Dorfpfarrer bestellen, um diese hei- lige Handlung zu vollziehen!“ entgegnete Michael und ging sinnend aus dem Zimmer. Er hatte plötzlich seinen ganzen Ubermut wiedergefunden. Er zog sich sorgfältig um und kam an diesem Abend sogar pünktlich zum Abendessen J „Ich habe eine neue, glänzende Idee“, sagte er zu Monika,„ich werde einen neuen Roman schreiben den Roman von einem unerhört stolzen Mädchen! leh weiß nur noch nicht, wie ich es nennen soll, vielleicht nenne ich es aber Monika!“ 5 3 5 „Seien Sie nicht albern, Michael!“ verwies ihn Monika„wann endlich werden Sie einmal vernünftig?“ 5 a „Niel“ erwiderte Michael prompt und strahlte über das ganze. An diesem Abend bestritt er beim ein die Un es Wäre richtiger, sie. terhaltung. Sein Witz, sein Charme, seine geistreichen Randbemerkungen munterten die an sich schwüle Stimmung auf. Monika betrachtete ihn aufmerksam und verstand den Umschwung seines Wesens nicht. War er nicht noch am Morgen berumgelaufen. als wenn alle Götter ihm die Freundschaft ge. künſligt hätten? Der Teufel mochte aus ihin klug werden! Zwischendurch ertappte sie sich dabei daß ihre Blicke ungewollt an seinen Lippen hingen oder an seinen Augen, in denen es eigentümlich bannend flimmerte. Manchmal glaubte sie. er mache sich über sie lustig. aber dann brauchte sie nur warnend die Augenbrauen zu heben, und dieser etwas überhebliche Gesichtsausdruck verschwand. Nur eins wußte Monika genau: Michael War an diesem Abend ein gefährlicher Gegner. Er War in des Wortes wahrster Bedeutung plötz- lich ein Mann! Und sie liebte diesen Mann, hatte ihn immer geliebt, selbst wenn er sich hinter seiner Lässigkeit verbarg. Sie würde sich ihm immer hoffnungslos unterlegen füh- len, und es kam jetzt nur darauf an, sich einen einigermaßen guten Abgang aus der eigenen Selbständigkeit zu verschaffen. Währenddessen beobachtete Janina ihren Mann. der ibr gegenübersaß. Entgegen allen Erwartungen war Waßmann ruhig, fast gelas- sen, und keineswegs in der aufgebrachten Ver- kassung, die Janina befürchtet hatte. Ihre Be- grüßung war ziemlich förmlich verlaufen, Eine unangenehme Verlegenheit war nicht einen Augenblick aufgetaucht. Menike hatte sofort zum Essen gebeten.„. Nach dem Mokka verstand es Michael, Wag. mann und Kerr allein zu lassen, obgleich Ja- ning diese Wendung unangenehm war und sie auch versucht hatte, sie 2 5 Michael hatte sie rechts und Monika links am Arm und schlenderte mit ihnen zu der Fleinen fahrbaren Bar in der Bibliothek, wo 8 1 0 . mit einem neuen Cc , verhindern. Aber „Vorher war es mir unheimlich zumute!“ Anerkennung der wissenschaftlichen Arbeit des Freiburger Professors Staudinger durch den Nobelpreis Der Freiburger Professor für Chemie, Dr. Hermann Staudinger, dem für seine grund- legenden Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Makromolekularchemie von der König- uch Schwedischen Akademie der Wissen- schaften der diesjährige Nobelpreis für Che- mie verliehen worden ist, erklärte in Frei- burg zu der Verleihung des Preises:„Es ist mir eine große Genugtuung, daß der Nobel- preis für Chemie, der diesmal der makro- molekularen Chemie galt, nach Freiburg ge- fallen ist, an den Ort, wo sich die Urzelle dieses Wissenschaftszweiges befindet. Zugleich bedeutet der Nobelpreis die Krönung und An- erkennung dieses vielumstrittenen Gebietes“. Professor Staudinger hatte sich am Mittwoch- abend schon um 10 Uhr schlafen gelegt und das Telefon abschalten lassen, denn er erin- nerte sich der— wie er sagte—„furchtbaren Nacht“, die der Freiburger Nobelpreisträger Professor Dr. Hans Spemann 1936 nach der Preisverleihung erlebt hatte. So erhielt Pro- fessor Staudinger das Telegramm der König- chen Akademie erst am Donnerstag morgen. „Vorher war es mir recht unheimlich zumute, da mir alle Pressemeldungen etwas voreilig erschienen“, sagte Professer Staudinger. Uber die Verwendung des mit der Aus- zeichnung verbundenen Geldpreises hat Pro- fessor Staudinger, der mit seinen Arbeiten die wis senschaftliche Grundlage für die Ent- wicklung von Nylon, Perlon, synthetischem Kautschuk, Plexiglas und zahlreichen ande- ren Kunststoffen geschaffen hat, noch keine festen Pläne. Er will jedoch auf seinem Spe- zlalgebiet weiterarbeiten, über das er bis jetzt 395 Veröfkentlichungen mit insgesamt 6000 Sei- ten herausgebracht hat. Außerdem will er sich dafür einsetzen, daß das staatliche Institut für makromolekulare Chemie in Freiburg vom Bund übernommen wird, damit sein Fortbe- stehen gesichert werde. In der nächsten Zeit beabsichtigt Professor Staudinger, mehrere Bücher zu schreiben. Prof. Staudinger erzählte, daß er ursprüng- lich nicht Chemiker, sondern Botaniker habe werden wollen. Die Botanik sei noch heute sein„hobby“. Im Urlaub lasse er die Chemie ganz links liegen. Nach seiner Ubersiedlung nach Freiburg habe er nur noch an makro- molekularen Verbindungen gearbeitet. Wahr- scheinlich hätte er das nicht so systematisch und intensiv getan, wenn er nicht so ange- griffen und in der wissenschaftlichen Welt wegen des von ihm geprägten Begriffs der Makromoleküle teilweise sogar für verrückt erklärt worden wäre. Die Technik habe seine Anschauungen viel schneller akzeptiert als die Wissenschaft. Seine Studenten und Assi stenten hätten von den zwanziger und drei- Biger Jahren nur vom„Helden-Zeitalter“ der Makromolekularen Chemie gesprochen. Professor Staudinger beklagte sich, daß er im Laufe seiner Lehrtätigkeit ein ständiges Anwachsen des Papierkrieges auch in der Universität erleben mußte, so daß heute ein Institutsdirektor nur noch ein Verwaltungs- beamter sei. Dies und die mangelnde Ver- bindung mit den Studenten seien die„Krebs- übel“ des heutigen Universitätslebens. Die Freiburger Studenten haben Professor Staudinger mit einem Fackelzug geehrt. —— Zehn Wagner-Partituren aufgespürt? Albert Bormann gab Auskunft— Mr. Smith fragt Malenkow nach Beethoven-Manuskripten Berlin(UP). Der Direktor der amerika- nischen„National Art Foundation“, Carleton Smith, der seit Jahren in der ganzen Welt nach verlorengegangenen Kunstschätzen Torscht, gab in Berlin bekannt, daß er einen Hinweis über die Existenz von zehn Original- Partituren zu Richard Wagners Opern erhal- ten habe, von denen man annahm, daß sie im Kriege vernichtet wurden. Smith, der sich gegenwärtig auf einer Reise durch 26 Länder befindet, sagte, er habe von Aibert Bormann, dem Bruder des ehemaligen Reichsleiters Martin Bormann, in West- deutschland den Hinweis erhalten, daß die vermigten Pa, tituren kurz vor dem Zusam- menbruch aus Hitlers Bunker in Berlin nach Berchtesgaden geflogen worden seien. Smith, der zu Besprechungen mit dem Nobelpreis- Komitee nach Stockholm flog, sagte weiter, die„National Art Foundation“ würde für die Auffindung der Wagnerschen Partituren eine Belobnung aussetzen. Smith hat auch bei den Sowjets nach wert- vollen Manuskripten angefragt. Er schrieb an den sowjetischen Staatschef Malenkow per- Sönlich:„Exzellenz, die National Art Foun- dation wäre Ihnen zu Dank verpflichtet, wenn die Regierung der UdssR uns bei der Suche nach Manuskripten von Beethoven, Haydn, Mozart und Mendelssohn behilflich wäre, die in den Wirren des Krieges verlorengingen“. Seit 1945 fehlen die Manuskripte von Beet- hovens 7. und 9. Symphonie und drei seiner letzten Quartette, sechs Opern oder Opern- teile von Mozart, das Violinkonzert von Men- delssobn, drei Opern von Meyerbeer und sechs Symphonien von Haydn. Diese unersetzlichen Werke der europäischen Musik und Kultur- geschichte, die während des Krieges in das Kloster Grüssau in Schlesien verlagert wor- den waren, sind nach Smiths Informationen bei Kriegsende von Sowiettruppen abtrans- portiert worden. Seine Bemühungen, in der sowjetisch besetzten Zone Gsterreichs einige Weitere Haydn- Manuskripte auf dem Ester- hazy- Schloß in Eisenstadt im Burgenland zu finden, hat er erfolglos abbrechen müssen. „Blitzableiter“ für alle Fälle Die Aufgaben des zivilen Bevölkerungs- schutzes— Eine Tagung in Stuttgart Vor einiger Zeit wurde vom Bundesinnen- ministerium der Aufbau des zivilen Bevölke- rungsschutzes eingeleitet und dabei der Bun- desluftschutzverband(BLSV) beauftragt, den Selbstschutz der Bevölkerung und den soge- nannten Selbstschutz von Behörden und Ge- Werbebetrieben vorzubereiten. Im Rahmen dieses Auftrages fand am Wochenende in Stuttgart eine Arbeitstagung der Landesstelle Baden- Württemberg im BLSV statt, die dazu dienen sollte, die Mitarbeiter und Helfer des Luftschutzverbandes in ihre künftigen Auf- gaben einzuweisen. Es ist wohl selbstverständlich, daß jeder, der die Schrecken des Bombenkrieges schon miterlebt hat, wenn er das Wort„Luftschutz“ hört, diesem Begriff zumindest recht skep- tisch gegenübersteht. Ja, vielfach wird man WOhI den Gedanken der Wiedereinführung einer derartigen Sache mit Entrüstung von sich weisen. Nun, wie die genannte Arbeits- tagung zeigte, ist sie bereits im Werden, und es besteht angesichts dieser Tatsache nach den Ausführungen, die der Luftschutz-Lan- desleiter, Polizeirat a. D. Schumacher aus Ludwigsburg, bei dieser Gelegenheit vor der Presse machte, absolut kein Grund zur Beun- ruhigung.. Die Arbeitstagung behandelte unter ande- rem unter Zuhilfenahme von Lichtbildern die Themen„Brandschutz im Luftschutz“, „Atomare Kampfmittel“ und„Der erweiterte Selbstschutz“. Auch die Frage des bautech- nischen Luftschutzes wurde diskutiert.„Wir hoffen“, so meinte Polizeirat a. D. Schuma- cher,„daß alle unsere Schritte letzten Endes Vergeblich! sein werden, daß also die getrof- fenen Maßnahmen gar nicht erst wirksam zu werden brauchen.“ Aber man müsse real den- ken, genau so wie man heute auch wieder die Notwendigkeit eines militärischen Schut- zes erkannt habe.. Man muß, so wird argumentiert, an den Schutz der Bevölkerung denken für einen Fall, der plötzlich wie ein Hochwasser kom- men Kan n. Im übrigen wird darauf hinge- Wiesen, daß viele andere Länder— England, USA, Schweiz, Schweden usw.— heute dabei seien, einen wirksamen Selbstschutz aufzu- bauen, weil sie sich trotz modernster Waffen etwas davon versprächen und der Meinung seien, daß frühzeitig vorbereitète Schutzmaß- nahmen in keinem Fall der Kriegsvorberei- tung, sondern eher der Erhaltung des Frie- dens dienen. Nach den Ausführungen von Polizeirat a. D. Schumacher konnte man den Eindruck gewinnen, daß zunächst einmal die Bestre- bungen vorwiegend dahingehen, Einfluß in bautechnischen Fragen zu nehmen, und schon hier ohne besonderen Aufwand vorbeugend zu wirken. Dies soll durch Empfehlungen über die Baubebhörden geschehen, ohne daß bisher eine Möglichkeit zu irgendwelchen Zwangsmäßigen Vorbereitungen bestimme. Dann sind eine psychologische Aufklärung und eine praktische Beratung und Unterwei- sung der Bevölkerung in vorbeugender und Abwehrender Selbsthilfe(Brandschutz, Brand- bekämpfung, Erste Hilfe. Atomschutz usw.) Vorgesehen. In diesem Sinne will die Landesstelle Ba- den- Württemberg im BLSV, die ihren Sitz in Ludwigsburg mit Bezirksstellen in Stutt- gart, Karlsruhe, Freiburg und Ulm hat, ihre Arbeit auffassen, und dazu eltrenamtliche Helfer und Mitarbeiter gewinnen. In Kürze dürfte der Entwurf eines Bundes- luftschutzgesetzes zu erwarten sein. Wie es in seinen Einzelheiten aussehen wird, weiß man noch nicht. Es steht fest, daß keine Mas- senorganisation wie ehedem geschaffen wer- den wird. Vielmehr werden vor allem die großen Organisationen(Gewerkschaften, Ver- bande usw.) als korporative Mitglieder im BLSV mitarbeiten. Zu hoffen aber bleibt, daß alle diese Vor- bereitungen, wie schon gesagt, reine Vor- sichtsmaßnahmen bleiben werden, wie beim Gewitter der Blitzableiter, der vielleicht un- ter tausend Fällen einmal in Aktion zu tre- ten braucht. Und mit diesem Eventualfall muß man nach Ansicht des Bundesluftschutz- verbandes als nüchtern denkender Mensch eben rechnen. Rund 184 000 Landes- und Gemeindebedienstete Größten Personal-Aufwand hat das Kult ministerium Auf je 10 000 Einwohner des Landes Ba- den- Württemberg kommen 277 öffentlich Be- dienstete. Dieses Verhältnis ergibt sich aus einer Erhebung des Statistischen Landes- amtes, nach der am 2. Oktober 1952 in der Landes- und der Gemeindeverwaltung sowie in den staatlichen und kommunalen Wirt- schaftsunternehmen 184 319 Bedienstete tätig Waren. Davon entfielen rund 80 Prozent auf die Verwaltungen und die restlichen 20 Pro- zent auf die staatlichen und kommunalen Wirtschaftsunternehmen. Das Land beschäftigte am 2. Oktober vori- gen Jahres 51 810 Beamte, 26 630 Angestellte und 19 491 Arbeiter, die Gemeinden und Ge- meindeverbände 16 525 Beamte, 28 213 Ange- stellte und 41 650 Arbeiter. Gegenüber dem Jahr 1950 hat die Zahl der Bediensteten in der staatlichen Verwaltung um 4874 zuge- nommen, die der Gemeindebediensteten hat dagegen um 2 049 abgenommen. Die Vermeh- rung des Personals bei der staatlichen Ver- waltung ergibt sich im wesentlichen aus der Neueinstellung von 1077 Beamten der Be- reitschaftspolizei und 1 086 Lehrern sowie aus der Verstärkung des Personals bei der Lan- desfinanz verwaltung, die insbesondere die Steuerverwaltung ausgebaut hat. Die Zu- nahme der Zahl der staatlichen Beamten von 46 829 im Jahr 1950 auf 51810 im Jahr 1952 erklärt sich in der Hauptsache aus der Wie- derverwendung der sogenannten 131er, die zuvor im Angestelltenverhältnis tätig waren. Die Erhebung des Statistischen Landesamtes zeigt, daß die staatliche Verwaltung verhält- nismäßig weit mehr Beamte beschäftigt als die Gemeindeverwaltung. So sind bei der staatlichen Verwaltung 50 301 Beamte, davon 20,5 Prozent im höhe- ren und 53,7 Prozent im gehobenen Dienst tätig, bei den Gemeindeverwaltungen dage- gen nur 14831, davon rund 5 Prozent Be- amte im höheren und 31 Prozent Beamte im gehobenen Dienst. Den größten Personalauf- wand unter den Ministerialbereichen hat das Kult ministerium mit 35 221 Bediensteten, von denen die Lehrkräfte reichlich drei Vier- tel ausmachen. Zu den 63 348 Beamten, Angestellten und Arbeitern der Gemeindeverwaltungen kom- men noch 23 040 Bedienstete in den kommu- nalen Wirtschaftsunternehmungen. Damit exrtfallen zwei Drittel aller bei wirtschaft- lichen Unternehmen der öffentlichen Verwal- tung beschäftigten Personen auf die kommu- nalen Betriebe. Von allen im staatlichen Dienst Beschäf- tigten sind 11,3 Prozent Heimatvertriebene. Der Anteil der Heimatvertriebenen an den Bediensteten der kommunalen Verwaltung beträgt 10,9 Prozent. Daraus geht hervor, daß der Bevölkerungsanteil der Heimatvertriebe- nen, der in Baden- Württemberg bei 15 Pro- zent liegt, in der öffentlichen Verwaltung noch nicht erreicht ist. Auch die Senwerde⸗ schädigtenquote wurde in beiden Verwaltun- gen nicht erreicht. Sie beträgt bei der staat- lichen Verwaltung 5 Prozent und bei der Kommunalverwaltung 6,6 Prozent. Nach dem Gesetz sollen 10 Prozent aller Arbeitsplätze mit Schwerbeschädigten besetzt sein. Amoklauf eines Dorftyrannen Drei Ehepaare in zwei Stunden ermordet Thy-leèe- Chateau(CP). Camille Joseph Van Laethem, ein bärenstarker Mann, der seit Jahren sein belgisches Heimatdorf ter- rorisiert hatte, ermordete an einem Morgen drei ältere Ehepaare mit einem Brotmesser und mit einem Hammer. Als er seinen Amok lauf nach zwei Stunden beendet hatte, griff er zur Pistole und tötete sich selbst. Am frühen Morgen waren die Dorfbewoh⸗ ner durch laute Hilferufe aus dem Schlaf Se- schreckt worden, die aus der Wohnung des Ehepaares Brousmiche kamen. Als Nachbarn die Tür zur Wohnung öffneten, fanden sie das Ehepaar in einer Blutlache: der Mann war bereits tot, die Frau starb Wenig späten in emem Krankenhaus. Der Landarzt, Doktor Michel Macker, der vergeblich versucht hatte dem beiden zu helfen, hatte noch nicht den Tatort verlassen, da wurde er schon zu dem Ehepaar Vanderbeken geholt. Als er bei den Vanderbekens erschien, waren sie bereits an 7 den Folgen der Messerstiche und Hammer- schläge Laethems gestorben. Ein paar Minuten Später mußte der Arzt zu einem anderen al- ten Bhepaar, den Walbrecqs, und auch hier tand er das gleiche schaurige Bild vor: der Mann lag mit eingeschlagenem Schädel am Boden, die Frau starb auf dem Weg ims Krankenhaus. Als der Arzt zum letztenmal gerufen wurde, diesmal zu dem Mörder, War es nur, um zu bescheinigen, daß der Dorf- tyrann Laethem durch einen Schuß in den Kopf seinem Leben selbst ein Ende gesetzt natte.„Er kann froh sein, daß er tot ist“, Sagte einer der Dorfbewohner später,„wir hätten ihn sonst gelyncht.“ Sport im Süddeutschen Rundfunk Der Süddeutsche Rundfunk bringt am kom- menden Sonntag in seinem ersten Programm folgende Sportübertragungen: 16.30 bis 17.00 Uhr Hockeyländerspiel Deutschland— Frank- reich in Ludwigshafen und Karlsruher Fuß- ballverein— Ulm 46. 18.30 bis 19.30 Uhr Aus- schnitte aus dem Ausscheidungsspiel zur Fuß- ballweltmeisterschaft Saar— Norwegen aus Saarbrücken, einen Bericht vom Radrennen „Nacht der Revanche“ in Frankfurt und vom Schwimmfest in Mannheim. 21.45 bis 22.00 Uhr Fechtländerkampf Osterreich— Deutsch- land in Salzburg und einen Kommentar zum el Saarland— Norwegen. Im zweiten Pro- gramm von 17.00 bis 18.30 Uhr Berichte vom Handballspiel St. Leon— Rintheim, vom Schwimmfest in Mannheim und vom Spiel Saarland— Norwegen, Außerdem ein Inter- mit den Leichtathletikmeistern Gude, Thumm und Krauß. Mehr Glück als Verſtand. Seit die launiſche Dame Fortuna vergan⸗ gene Woche einen einfachen Handwerker mit dem ſentationelben Totogewinn von 636 000 Mark bedachte und ihn über Nacht von allen Sorgen und Mühen befreite, hat das Toto⸗ und Wettfieber ganz Deutſchland erfaßt. Jedes Wochenende hoffen Millionen, daß „ihre“ Methode die einzig richtige ſein möge. Millionen erfinden immer neue Hilfsmittel, mit denen ſie die drei kleinen magiſchen Zahlen 1, 2 u. 0 einmal in die gewinn⸗ und glückbringende Reihenfolge bringen wollen. Während die„Anhänger der gelben Leder⸗ kugel“ jahraus, jahrein die Sportplätze be⸗ völkern und über Form und Aufſtellung der Mannſchaften„totſicher“ Beſcheid wiſſen, aber dann im Toto doch nicht gewinnen, lächelt das Glück oft Menſchen, die allein dem Zu⸗ fall ihre zwei Tippreihen überlaſſen. Die Geſchichten der glücklichen Gewinner, die ihr Glück„aus dem Handgelenk“ gemacht haben, erzählt die„Münchner Illuſtrierte“ im neuen Heft. Zubettgehen kältung weg! In Apotheken und Drogerien: Nur echt mit 3 Nonffen. Denken Sie auch an Aktiv-Puder zur Hautpflege und an das herrlidi erfri- schende Klosterirau Kölnisci Wasser„mit dem nachhaltigen Duft“! S0 fängt es an: Mit Husten, Frösteln, rauhem Hals be- ginnt die Erkältung. Tun Sie sofort etwas dagegen: nehmen Sie abends nach dem 1—2 Egßlöffel Melissengeist in möglichst heißem Zucker- wasser! Danach tüchtig schwitzen! Oft is dann schon am anderen Morgen die Er- Guterhaltener Elektroherd (125 Volt) zu verkaufen. 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Wie tüchtige Mecha alker, Elekinker und Maurer zum Meister, Jachniket oder Betriebs- leiter aufsteigen können, erfahren ie aus dem intersssunten hoch Dkk WTS AbFWANIS. Sie erholten es kostenlos. Schreiben Sie gleich heute noch eine Postkarte an dos anerkannte Jschnische Lehfinstituk Dg.-INS. chRISTIAMH KONSTANZ 6 145 Inserieren und ermäplungoſcaten Sluctmunscbfarten Verlobung Hringt Sebinn ( ckak-BOTE-DRUCKEEREIYI