Nr. 16 Neckar-Bote(2. Blatt) Mittwoch, 29. Januar 1958 Geschminkte Lebensmittel Von H. G. v. Studnitz Unter den vielen Eigenheiten der modernen Zivilisation verdienen zwei hervorgehoben zu werden: Sie betreffen die Einstellung des Menschen zum Surrogat Ersatzstoff) und seine Beziehungen zur Farbe. Scheinbar handelt es sich hier um zwei ganz verschiedene Dinge. Näher betrachtet gehören sie jedoch eng zusammen. Das 19. Jahrhundert, das mit der Erfindung der Dampfmaschine und der ein- seizenden Industrialisierung eine bis dahin nicht gekannte Verschmutzung der Luft brachte, nahm den Menschen die Freude an der Farbe. Das Biedermeier war noch farben- zreudig gewesen, die Jahrhundertmitte klei- dete sich bereits in den trostlosen Erdfarben, die dann, in den Schützengräben der beiden Weltkriege endgültig angenommen, unsere Mode noch heute bestimmen. Damals begann man auch auf den farbigen Anstrich von Häusern zu verzichten und tauchte unsere Städte in das eintönige Braun-Grau, mit dem das Stadtleben so innig verknüpft ist. Die Farbe, die im 19. Jahrhundert aus der Mode und der Architektur verschwand, tauchte jedoch an anderer Stelle wieder auf. Die Men- schen begannen ihre Haare zu färben, ihre Wangen zu rougieren, ihre Lippen zu malen und ihre Nägel mit farbigen Lacken zu be- Streichen. Modische Einfälle dieser Art kann- ten zwar auch frühere Jahrhunderte, wie etwa das Rokoko. Während sie heute allgemein geworden sind, blieben sie jedoch damals auf den kleinen Kreis der höfischen Gesellschaft beschränkt. Die Menschen unterwarfen ihrem Farbflmmel aber auch andere Naturprodukte. Man wollte die Butter gelber haben, das Hackfleisch roter, die Milch weißer, den Lachs Kräftiger leuchtend, den Wein glühender und die Marmelade appetitlicher. Die Zivilisation drängte den Menschen mehr und mehr, mit den Augen zu essen. Alles sollte so frisch wie möglich aussehen, und dazu bot die Färbung der Lebensmittel die beste Handhabe. Das Aufkommen der chemischen Ersatzstoffe in der Lebensmittelindustrie tat ein übriges. Inre Hersteller sahen den Absatz am besten dann gesichert, wenn sie dem Ersatzprodukt ein Aussehen gaben, das dem echten Produkt Möglichst nahe kam. Und hier war es wie- derum die Farbe, die Nachahmungsverfahren Wesentlich erleichterte. Die Zunahme der sogenannten Zivilisations- krankheiten, vor allem des Krebses, wird von Vielen Arzten auf diese Entwicklung zurüche- geführt. Wir werden zwar immer wieder von den Erzeugern der Lebensmittelfarbstoffe über die angebliche Unschädlichkeit dieser Bei- mengungen belehrt, aber diese Aussagen fin- den immer weniger Glauben. Man wird es daher von ganzem Herzen zu begrüßen haben, dag unter dem Druck der Verbraucherver- Bände, Arzte, Hygieniker, Gerichten und Ge- sundheitspolizei sich nun endlich der Bundes- tag dieser Dinge annimmt und in Erörterung über Gesetzes-Vorlagen eingetreten ist, die eine durchgreifende Reform der Lebensmittel- industrie zum Gegenstand haben. ES muß überaus bedenklich stimmen, wenn bei der ersten Debatte bereits zur Sprache kam, daß von 30 Lebensmittelferbstoffen, die ständig Verwandt werden, nicht weniger als 20 krebs Srregende Eigenschaften besitzen, wenn wir ferner erfahren, daß die Vermischung von Wurstmasse mit Nitrit und Milchpulver, von Schokoladenüberzügen mit Phosphat, von Hackfleisch mit Schwefelsäure eine Alltäglich- keit ist, und nicht weniger als 88,9 Prozent Aller im Kölner Nahrungsmitteluntersuchungs- Alt geprüfte Weine den Vorschriften nicht entsprechen. Es ist ferner schlimm, daß unsere Gesundheit nicht nur durch die Beimischung von Fremdstoffen in Lebensmittel, sondern auch durch die Pflanzenschutz- und Schad- Ungspekämpfungsmittel gefährdet wird, mit der beispielsweise Obst, Reben, Getreide, Ge- Winterschlußverkauf ohne turbulenten Auftakt Waren die mehrfach geänderten Ladenöffnungszeiten am Montag schuld? Stuttgart(Isw). Der Winterschlußver- kauf, der bei trübem, schmutzigem Wetter be- gonnen hat, ist in diesem Jahr offenbar nicht mehr so zugkräftig wie in den Jahren zuvor. Von dem großen„Run“ früherer Jahre war kaum noch etwas zu verspüren. Viele Haus- frauen, die an diesem ersten Tag schon fast traditionell den Hauptanteil der Käufer aus- machen. gingen erst im Laufe des Vormittags in die Kaufhäuser und Geschäfte. Die von früheren Jahren her bekannten Schlangen vor den Eingangstüren vor Offnung der Geschäfte waren diesmal nicht anzutreffen. Auch haben die in den letzten Monaten geänderten La- denöffnungszeiten am Montag dazu beige- tragen, daß der Käuferstrom in vielen Ge- schäften erst gegen zehn Uhr einsetzte. Die Käufer achteten fast durchweg mehr auf Qualität als auf„Schlagerangebote“. Wie in den Vorjahren stürzten sich vorwie- gend weibliche Käufer in erster Linie auf die ihnen selbst zugedachten Artikel. Ein Stutt- garter Kaufhaus registrierte in den Vormit- tagsstunden im Verkauf an erster Stelle Da- menmäntel, Damenschuhe und strümpfe. Auch Mädchenbekleidung war mehr gefragt als Knabenkleidung. Die Inhaber einiger La- dengeschäfte bezeichneten das Winterschlug- Verkaufsgeschäft in den ersten Stunden des ersten Tages als„durchaus befriedigend“, Ein großes Bekleidungshaus stellte in allen Ab- teilungen gleich großes Interesse fest, führt aber die etwas geringere Käuferzahl als im Vorjahr auf den Schneematsch in den Stra- Ben zurück. Ein Schuhgeschäft registrierte rund 30 Prozent mehr Käufer als am letztjäh- rigen ersten Verkaufstag. Besonders gefragt sind schwarze Herrenschuhe, Sport- und Ski- schuhe sowie alle modischen Schuhrichtungen. Auch aus Mannheim wurde am ersten Tag des Winterschlußverkaufs ein geringeres Käu- ferinteresse als im vergangenen Jahr gemel- det. Die früher bei diesem„Ereignis“ ge- Wohnte Verkehrsdichte, überladene Zufahrts- straßen und vollgestopfte öffentliche Ver- kehrsmittel, waren diesmal nicht festzustel- len. Auch der sonst allgemein sehr starke An- drang aus den pfälzischen und südhessischen Gebieten sowie aus dem Odenwald war nicht mehr so stark. Im Gegensatz zu früheren Jahren gab es auch in Freiburg keinen turbulenten Auftakt. Nur vor einigen wenigen Verkaufshäusern und Geschäften hatten sich Käuferinnen schon vor Ladenöffnung versammelt, die jedoch je- desmal bei den Schlußverkäufen zu den„Un- entwegten“ zählen. Fast kein Geschäft hatte Ausgesprochene„Schlager“ anzubieten. Auch aus dem Land hatten sich verhältnismäßig Wenig Käufer eingefunden. Eine Ausnahme bildeten am ersten Tag die Sportgeschäfte. Da sich die Wintersportsaison im Schwarzwald bis in den April erstreckt, decken sich viele Sportler daher während des Winterschluß- verkaufs ein. Vom Freiburger Kleinhandel Wird zu dem langsameren Geschäftsauftakt festgestellt, daß das Weihnachtsgeschäft au- Berordentlich gute Umsätze gebracht habe. se usw. wanrend des Wachstums gespritzt werden. Das Gesetz, das der Bundestag in Vor- bereitung hat, kann nicht scharf genug gefaßt Werden. Farbe gehört nicht ins Essen. Ge- spritzte Zitrusfrüchte und gefärbte Mar- meladen schmecken nicht besser, sondern eher schlechter als ungefärbte. Die Farbe hat genug Ausweichmöglichkeiten. Vielleicht ist es kein Zufall, daß in dem Augenblick, wo die Men- schen an gefärbten Genußmitteln den Ge- schmack zu verlieren beginnen, die Mode wie- der farbenfreudiger geworden ist und die architekten endlich wieder dazu übergehen, hre„Wohnmaschinen“ wie sie sie selber nen- nen, wenigstens anzupinseln. Das industrielle Wachstum läßt nach Ein ernüchternder Uberblick des Wirtschafts- ministeriums Stuttgart(ZSH). Ein Zeichen der aus- laufenden Konjunktur oder nur ein jahres- zeitlich bedingter Rücklauf? Das ist die Frage. die sich nach der Lektüre des statistischen Kurzberichts des baden-württembergischen Wirtschaftsministeriums für den Monat De. zember 1957 aufdrängt. Der arbeitstäglicho Index der Industrieproduktion(ohne Bau) sank um 7,7 Prozent auf 208,2(1950 gleich 1903. Vom Wirtschaftsministerium wird daraif hin- gewiesen, daß die Abnahme im Dezembez 1956 mit elf Prozent noch ausgeprägter Har. In der Verbrauchsgüterindustrie ging die Produktion um 12,4 Prozent zurück, dæ vor. n der Schuhherstellung um 19 Prozent. in der Papier verarbeitung um 17 Prozent, dei Musi; instrumenten und der Spiel- und Seluguncle warenindustrie um 16 Prozent, in dungsindustrie um ebenfalls 16 der Lederverarbeitung und der Text um je 15 Prozent. Lediglich die Dr 1 konnten ihre Produktion geringfügig uin eig Prozent erhöhen. Wie jahreszeitlich bedingt in der Grund- stoff- und Produktionsgüterindustrie, so n auch in der von der Jahreszeit unabhängigen ivestitionsgüterindustrie die Produktion um 5,1 Prozent ab. Weniger produzierten Fein- mechanik und Optik(11 Prozent), Eisen-, Stahl-, Blech- und Metallwarenindustrie 9 Prozent) sowie der Fahrzeugbau. In der Nahrungs- und Genußmittelindustrie betrug der Rückgang 2,8 Prozent. Ein Uberblick auf das abgelaufene Jahr 1957 zeigt, daß sich das konjunkturelle Wachs- tum der industriellen Produktion weiterhin verlangsamt hat. Das Produktionsvolumen lag im Monatsdurchschnitt des Jahres 1957 um 5,7 Prozent über dem Stand von 1956. Im Jahr 1956 hatte die Wachstumsrate noch 8,7 Prozent, im Jahr 1955 noch 16,8 Prozent betragen.(In- Vestitionsgüterindustrie: Wachstumsrate 1955: 28 Prozent, 1956: 9 Prozent, 1957: 5 Prozent.) Die Bautätigkeit im Dezember ließ nach. Die Zahl der arbeitstäglich geleisteten Tagewerke ging gegenüber dem November um 16 Prozent zurück. Die Zahl der arbeitslosen Bauhand- Werker war mit rund 43 700 um ein Drittel höher als Ende 1956. Allgemein sanken die Bauleistungen im vergangenen Jahr um 7 Pro- zent unter den Stand von 1956. Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich— bedingt durch Witterungseinflüsse— im De- zember um beinahe das Dreifache auf 84 273. Die Zahl der Arbeitslosen war damit um 22 Prozent höher als im Dezember 1956. Der Preisindex für die Lebenshaltung hat sich gegenüber dem Vormonat um 0, 1 Prozent auf 185,0 Prozent(1938 gleich 100) erhöht. Ge- genüber Dezember 1956 hat sich die Gesamt- lebenshaltung um 4 Prozent verteuert. Wirtschaft 25 000 Zentner Rohtabake verkauft Der Landesverband der Badischen Tabakbauver- eine E. V., Sitz Karlsruhe, Nat bei einer Großein- schreibung in Beidelberg rund 25 000 Zentner Zi- garren-Rohtabake der Sorten Geudertheimer und Havanna flott und zu günstigen Preisen verkauft. Es handelt sich um die Eratestufe Hauptgut und Obergut, nach denen eine rege Nachfrage herrschte. Vor allem der Rohtabakhandel, der das Material Überwiegend im Auftrag einiger Großhersteller abnahm, trat als Käufer auf. Für Hauptgut der Güteklasse I wurden zwischen 175 und 254 DM 2 Zentner dachreifer Ware angelegt. Obergut ko- stete 132 bis 177 DM je Zentner. Sehr gut schnitt auch der Landesverband der Fränkischen Tabak- bauvereine, Sitz Roth bei Nürnberg, Ab, der 755 Zentner Hauptgut und Obergut der Zigarrentabak- sorte Havanna 20 verkaufte. Den Spitzenpreis er- löste die mainfränkische Spitzengemeinde Groß- heubach mit 254,86 DM für Havanna Hauptgut pro Zentner. Diese Gemeinde hatte damit gleichzeitig auch das höchste Gebot der Großeinschreibung. Mannheimer Pre nten! Inländischer Weizen 46.30—46.50, in mer Rog gen 42.30—42.50, Weizenmehl Type 405 67.7069, Type 550 64.7066, Type 812 61.7063, Type 1050 39.70—861, Brotmehl Type 1600 54.7056, Roggenmehl Type 997 60.15 61.10, Type 1150 58.15 59.10, Type 1370 56.15 bis 57.10, Braugerste 4444.50, Futtergerste, inländi- sche 3838.50, Sortiergerste 34—37, Futtergerste, aus- ländische 39.50—41, Ilandshafer 35.50—36.50, Aus- dafer 36.50— 37.25, Mais 40.50 41.50, Weizenkleie Roggenkleie 2323.25, Weizen-Bollmehl Weizen-Nachmehl 3237.50, Sojaschrot Erdnußschrot 33.50, Kokosschrot 286.50, schrot 2727.75, Rapsschrot 58, Leinschrot Zkeime 20—21, Biertreber 1919.50, Trok- 1 1919.50. Großhandelsdurchschnitts- r 100 Kilo bei Waggonbezug, prompte Lie- Speisekartoffeln je 50 kg 6.50—6.75. ferung. Mannheimer Schlachtviehmarkt vom 27. 1. Auftrieb: Großvieh 748, Kälber 222, Schweine 2323, Schafe 14. Preis e: Ochsen A 105-115, B 82 bis 100, Bullen A 104115, B 77-105, Kühe A 79-91, B 72—82, C 6473, Färsen A 105-114, B 96108, Kal- ber SKl. 185-195, A 155172, B 140150, C 123138, D 105120, Schweine B 1 115-124, B 2 112126, E 112126, D 112126, E 108-115, G 1 100109, Lämmer und Hammel A 7888. Mar ktverlauf: Groß- vieh schleppend, alle Gattungen großer Uberstand. Kälber schleppend, Uberstand, Schweine langsam, geräumt, Schafe ohne Tendenz. Die geschlossene Mistkette Hierunter verstehen wir die zweckmäßige Gewinnung des Stalldüngers, seine sorgfältige Pflege und sinnvolle Anwendung. Ueberall, Aber besonders auf den humusarmen, mine ralischen Böden spielt die Versorgung der B6- den mit organischen Stoffen zur Erzielung des Garezustandes eine ganz besonders wichtige Rolle. ö Seine Ergänzung findet der Stalldung zu allen Kulturen durch eine PR-Grunddüngung, da Stalldung sowie Jauche arm an Phosphor- säure sind. Gaben von 6—8 dzha Thomas- Phosphat und 3—4 dzha Kalidüngesalz oder 9 dz ha des Mehrnährstoffdüngers Thomaskali 10 20 steigern die Ernteerträge und verbes- sern den Boden. Stalldung sollte möglichst häufig und gleichmäßig, wenn auch in kleine- ren Gaben, ausgestreut werden, wozu Dung- greifer und Miststreuer diese schwere Arbeit heute leicht machen. 8 Wie die Finger einer Hand greift der voll- Automatische Einseil-Greifer zu. Ob Stapel- mist aus der Dungstätte oder ob Dung aus Tiefställen geladen und abgefahren werden soll, überall bewähren sich die Automaticus- Dunglader und die Mechanigus- Miststreuer besonderer Konstruktion, wie sie in Günzburg Donau von Karl Mengele& Söhne gebaut wer- den. Die Auswahl, ob station oder fahr- barer Schwenkkran oder aber Portalkran- anlage richtet sich nicht nur nach der Dung- stätte, sondern auch nach der anderweitigen Verwendung, die die Anlage finden soll, und kann nur vom Landwirt selbst entschieden werden. Zu dieser anderweitigen Verwendung können nämlich anstelle der Dunggreifer-Zin- ken Greiferkörbe zum Heben und Laden von Rüben und Kartoffeln angebracht werden, für Sand und anderes feinkörniges Schüttgut gibt es einen Blechmuldeneinsatz, ebenso zum Bag- gern in leichten Böden. Grundsatz ist immer: Einmann- Bedienung! 8 Durch die Verwendung eines Mengele- Me- chanicus-Stalldungstreuers in Verbindung mit einem Automaticus wird die Dungarbeit voll rationalisiert, Die Seitenstreuung wird sehr begrüßt. Der Streuer fährt stets außerhalb der bestreuten Fläche. Die Streudichte ist regulier- bar und für jeden Zweck auf das sparsamste einstellbar. Lang- und KRurzstrohmist wird gleich gut gestreut. Das Streubrett ist abklapp- bar und dient dann als Bordwand, wenn der Mechanicus als gewöhnlicher Ackerwagen ver- wendet werden soll. Nach Anbringen von Heu- gattern wird aus dem Mechanicus ein prak- tischer Heu- oder Erntewagen. Kartoffeln und Rüben können seitlich abgeschoben werden, Wodurch ein Kipper erspart wird. Cee.. 222 Fon Len Bernd Behle— „EFT WEN TEA o (6. Fortsetzung) Er weiß, daß nun der Zeitpunkt kommt, da du nichts mehr zu sagen weißt. Und das ist sein großer Augenblick. Er wird dir Honig ums Mäulchen schmieren, Verstopfe dir deine Oh- ren und lasse dich auf nichts ein. Stehe einfach auf und lasse ihn sitzen. Du mußt ihm zeigen, daß du ihn verachtest“ „Aber ich verachte ihn ja gar nicht“, unter- brach Berti die lange Rede ihrer Freundin. Angeli ließ die Hände in den Schoß fallen und wischte sich darauf die Stirn.„Du wirst ein hoffnungsloser Fall. Da gibt man dir Ver- haltungsmaßregeln, aber du! Du!“ „Vielleicht gefällt er mir, Angeli, und er ist ganz anders, als du ihn dir vorstellst?“ „Liebes Kind, dann werde ich dich bedauern und um dich weinen Aber versprich mir we- Higstens, nichts zu unternehmen, bevor du mei- nen Rat eingeholt hast. Auf mich kannst du dich verlassen, das weißt du.“ „Das weiß ich.“ Berti nickte dazu und hatte ein zweideutiges Lächeln um die Augen. So war Angeli. Sie tat die Männer mit einer verächtlichen Geste ab und war doch immer verliebt; keine Frau verlor so schnell Herz und Kopf wie sie. Man durfte es ihr nicht übel- nehmen.. g Berti versprach alles. Sie versprach sogar, Für alle Fälle einen Revolver mitzunehmen, Was Vitus Bachkötter ihr abgeraten hatte. Nun, sie konnte leicht das eine wie das andere Versprechen, weil sie überhaupt keinen Revol- Ver besaß und keine Ahnung hatte, wie man mit einem solchen Ding umging. 5 8 Der 14. Mal war wieder ein Sonnentag mit ogelsang und Blütenduft, er war eben ganz Wie ein Maientag zu sein hat, besonders eee dann, wenn sich eine hübsche und junge Frau für das Abenteuer rüstet. Berti frühstückte mit dem Vater auf der Ter- rasse. Sie sprachen kaum miteinander, sie schienen sogar beide ein wenig verlegen. Schon um sieben Uhr hatte ein Werkchauffeur den Cadillac gebracht, er stand, frisch geputzt und glänzend, vor dem Tor auf der Straße. Berti hatte sich nun doch mit zwei Koffern begnügt und sie im Wagen verstauen lassen: sie ent- hielten vorsichtshalber alles, was eine junge Dame mit ihren Ansprüchen und Lebensge- wohnheiten für vier Wochen benötigte. Die Wagenpapiere hatte sie im Handtäschchen, desgleichen Scheckbuch und das notwendige Kleingeld, die Reise konnte beginnen. Vitus begleitete seine Tochter an den Wa- gen. Er fand, daß sie bezaubernd aussah, und beneidete insgeheim diesen Lümmel von Jür- gen Abts. Das Hütchen war nach seiner Auf- fassung um eine Nuance zu extravagant und gewagt, aber— na ja, davon verstand ein alter Mann wie er nichts; Vitus liebte es, in solchen Dingen den alten Mann herauszukehren. Berti streichelte ihm die Wange. „Laß nur, Papa“, sagte sie,„du brauchst bei mir nicht den Unschuldsengel zu spielen, du kennst dich in Damenmoden gut aus und hast die Extravaganz bei anderen Frauen ganz gern. Du weißt selbst, daß du ein Lausejunge bist. Wenn ich nicht deine Tochter wäre, würde ich mich in dich verlieben in dein weißes Haar, deinen weißen Schnurrbart, deine lusti- gen Augen.“ „Jaja, ich weiß“, knurrte Vitus,„Also denn: Mach's gut!“ i Sie reichten sich die Hand, Berti stieg in den Wagen, lies den Motor anspringen, und im nächsten Augenblick glitt der Wagen lautlos davon. Nach zwanzig Minuten erreichte Berti die Autobahn nach Wiesbaden, Jetzt gab sie Gas und jagte mit hundert Stundenkilometern durch die Landschaft Ihr Herz war so froh, Aber auch bang, sie wußte es nicht, es wurde von den zwiespältigen Gefühlen hin und her geworfen. Da der Wagen am Morgen frisch aufgetankt worden war, brauchte sie sich nirgendwo auf- zuhalten. Mittags war sie in Wiesbaden und ließ sich nur Zeit für ein kleines Frühstück. Nach einer Stunde war sie schon wieder auf der Autobahn nach Heidelberg. Die Bergstraße prangte im Blütenschmuck, und über dem Odenwald bauten sich mächtige weiße Wolken auf. Von der anderen Rheinseite grüßten die rötlich schimmernden Hänge von Nierstein. Ein wuchtiger, beinahe sargartiger Bergkegel schob sich vor den Horizont. Berti fuhr scharf an den rechten Außenrand der Fahrbahn und hielt, um die Karte zu studieren. Der Bergkegel war der Donnersberg, und die leicht hinschraf- flerten Höhenzüge südlich davon die Hardt, Bertis Ziel. Gern hätte sie Heidelberg einen kurzen Be- such abgestattet; aber sie war zu erregt, um an altertümlichen Dingen und den landschaftli- chen Schönheiten ihre Freude haben zu kön- nen. Darum bog sie nach Mannheim ab, verließ hier die Autobahn und überquerte den Rhein. Bis jetzt hatte sie sich von Jürgen irgendein unklares Phantasiebild gemacht. Je mehr sie sich nun dem Ziel näherte, um so mehr be- stürmte sie die Frage: wie mag er wohl aus- sehen? Schließlich kam sie zu einem einfachen Ergebnis: Männer, die mit dem Rucksack durch die Welt laufen, sind mittelgroß und hager, sie tragen Knickerbocker oder Brèeeches mit Wik- kelgamaschen, einen verregneten Hut, mit dem sie eine Glatze verbergen, und selbstverständ- lich haben sie einen Wanderstock mit einer eisernen Spitze. Berti war überzeugt, Jürgen ganz deutlich Vor sich zu sehen. Sie wurde sehr traurig; denn dieser Jürgen entsprach ganz und gar nicht mren Wünschen. Es graute ihr beinahe, daß sie anfing, sich selber Vorwürfe zu machen, weil sie sich unüberlegt und voreilig auf ein Unternehmen eingelassen hatte. Aber sie sagte sich auch, daß diese neuen, irritierenden Gefühle mit der Ungewißheit einerseits und der Spannung andererseits zu- sammenhingen. Einen Augenblick bekam sie Angst vor dem Abenteuer und überlegte, ob sie nach Heidelberg oder irgendwohin in der Welt fahren sollte. Allein Berti war nicht der Kerl, der sich vor etwas bange machte. Wenn Jürgen aussähe wie ein Piesepampel, würde sie mitten in der Nacht aus Deidesheim wieder abfahren, Das schwor sie sich. Das erste Straßenschild mit dem Namen „Deidesbeim“ gab ihr einen Schock, daß ihr das Herz bis an den Hals schlug. Sie wurde plötz- lich nervös und mußte recht vorsichtig fahren. Bald tauchten die ersten Weingärten auf, Im Vorbeifahren sah Berti den schönen und alten romanischen Kirchturm von Niederkirchen. Die Hardt trat immer deutlicher hervor, man konnte schon Einzelheiten unterscheiden. Und jene Ortschaft, in eine Senke geschmiegt, konnte nur Deidesheim sein— 5 Alle Willenskraft löste sich auf, die kriege rische Entschlossenheit der letzten Tage ver- Wändelte sich in Zahmheit und Verzagtheit, in ihr war nichts als Leere. Und so wollte sie dem Mann gegenübertreten, der Jürgen Abts hieß? Ohne für die Dinge am Wege ein Auge zu haben, war sie nur bemüht, möglichst schnell ihr Hotel zu finden: Sie würde sich nach der langen Fahrt eine Stunde niederlegen, ein we- nig Ruhe würde ihre Seele schon wieder auf- bügeln. Aber da wäre beinahe das Unglück gesche- hen. Als Berti in den Hotelhof einbog, führ ein Wingigkleiner Wagen, sozusagen die Westen taschenausgabe eines Autos, mit großer Ge- schwindigkeit rückwärts aus dem Hof heraus. Berti konnte noch rechtzeitig stoppen, auch das Wägelchen stoppte; doch es gab dennoch einen kleinen Bumser. Berti war sofort draußen, um den Schaden zu besehen. Aber die Stoßstange hatte alles abgefangen, und um den kleinen Wagen küm- merte sie sich nicht.„Können Sie denn nicht aufpassen, Sie Trottel?“ schimpfte sie. Das Verdeck des Westentaschenautos War zurückgeschoben, Jetzt wuchs oben aus dem Dach ein Männerkopf. 5 „Oh!“ sagte der Mann,„welch reizende Be- Segnung! Was man hier nicht alles erlebt!“ Gortsetzung folgt) 8 5 e 1 Nr. 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