1 ke, Nr. 164 Neckar-Bote 2. Blatt) Mittwoch, 15. Oktober 1958 Pensionäre wider Willen Die„Leere des Ruhestandes“— Ein mutiges Gesetz Baden- Württembergs Als erstes Bundesland hat Baden-Württem- berg ein Gesetz erlassen, nach dem die Dienst- zeit der Beamten auf eigenen Wunsch um ein volles Jahr bis zur Vollendung des 66. Lebens- jahres verlängert werden kann. Gewerkschaften und Beamtenbund protestierten. Sie befürchten, der Nachwuchs könnte dadurch in seinen Auf- stiegsmöglichkeiten behindert werden. Aber schon macht man sich in der hannoverschen Staatskanzlei die gleichen Gedanken wie in Stuttgart. Die Kenntnisse der erfahrenen, nur schwer ersetzbaren Beamten sollen auch hier länger als bisher in den Dienst der Allgemein- heit gestellt werden. Schon vor Jahren war die Bundesregierung den gleichen Weg gegangen, als sie das Dienst- alter der Richter an den oberen Bundes- gerichtshöfen und der Mitglieder des Bundes- rechnungshofes auf 68 Jahre heraufsetzte. Die bisherige Altersgrenze hätte dazu geführt, daß mit einem Schlage achtzehn Senatspräsi- denten und Bundesrichter sowie zehn hohe Beamte des Bundesrechnungshofes aus ihrem Amt hätten ausschei üssen— ein un- ersetzlicher Verlust angesichts des Nach- wuchsmangels, der bei beiden Institutionen herrscht. Die bedrohliche Pyramide Die beste Unterstützung für diese Maß- nahmen fanden Bund und Länder bei den Beamten selbst. Wer läßt sich schon gern mit 65 Jahren zum alten Eisen werfen? Natür- lich spielen bei der öffentlichen Hand auch finanzielle Uberlegungen eine gewichtige Rolle. Der gesamte Besoldungsaufwand von Bund und Ländern macht im Jahr rund neun Milliarden Mark aus. Davon entfallen fünf Milliarden, also mehr als die Hälfte, auf die Ruhegelder. Nüchtern betrachtet bedeutet dies, daß auf einen aktiven Beamten einein- fünfte! Ruhegeldempfänger kommen. Bei der Bundesbahn ist das Verhältnis, hervorgerufen durch die hohen Pensionslasten für vertrie- bene und geflüchtete Eisenbahner, noch un- günstiger. Hier entfallen auf einen im Be- rufsleben stehenden Eisenbahner sogar zwei Pensionäre. Angesichts der drohenden Uber- alterung unseres Volkes ist es unschwer, sich vorzustellen, wohin die künftige Entwicklung gehen wird. Der Anteil der über 65 Jahre Alten hat seit dem Krieg um 70 Prozent zu- genommen. Das ist auch die größte Sorge der Rentenversicherungsexperten. 1975 wird sich die Alterspyramide des deutschen Volkes 80 sehr verändert haben, daß entweder die Bei- tragszahlungen zur Rentenversicherung ver. doppelt oder aber die Rentenleistung auf die Hälfte herabgesetzt werden müssen. Segensreiche Pause Die Dienstzeitreformer, die sich bislang nur mit den Beamten beschäftigen, haben aber nicht nur finanzielle und volks wirtschaftliche Gründe für ihre Pläne anzuführen, sondern auch biologische. Die vielgenannte„Lebens- erwartung“ unserer Generation hat sich durch Arztliche Kunst und hygienische Verbesserun- gen beträchtlich erhöht. Um die Jahrhundert- wende wurde das durchschnittliche Lebens- alter mit dreißig Jahren berechnet. 1940 Wa- ren es bereits dreiundsechzig; heute bewegen wir uns mit Riesenschritten auf 70 Jahre als Norm zu. Zudem hat die Arbeitszeitverkür- 2zUrg zu einer wesentlichen Erhaltung der Ar- beitskraft bis ins hohe Alter hinein beigetra- gen. Die Pausen, die in vielen Berufen allwöchentlich eingelegt werden, haben sich durchaus als schöpferisch erwiesen. So sind es heute die Fündundsechzigjährigen selbst, die gern noch einige Jahre am gewohnten Platz bleiben möchten, nicht nur aus finan- ziellen Gründen übrigens, sondern auch, um nicht der„Leere des Ruhestandes“ zu plötz- lich und zu früh ausgeliefert zu sein. Bankrott der Alterskassen? Natürlich wird nicht jeder Beamte über die 65 hinaus aktiv bleiben können. Verkehrs- betriebe, Polizei und Feuerwehr sind von vorneherein ausgenommen. Aber auch bei den anderen Beamtengruppen baute das baden- Württembergische Gesetz eine Sicherung ein, als es die Verlängerung der Dienstzeit von der Zustimmung der Behörde abhängig machte. Uberdies wird es zur Verlängerung nur kommen, wenn es der Beamte selbst wünscht. Alle diese Ausnahmen von der Re- gel können aber nicht davon ablenken, daß in Stuttgart ein Problem unserer Zeit ange- packt und zu lösen versucht wurde. Natür- lich kann der Staat als Dienstherr derartige Möglichkeiten nur in seinem eigenen Bereich tragen, um die Sicherheit des Wochenende- und Urlaubsverkehrs und einen zügigen Ver- kehrsflußg zu garantieren. pg schafft die Sporen spielend weg! 5 * 2 25 Die Knaben wälzen sich im Dreck. 0 pre wäscht wieder alles weiß und rein Kultur Schrifttumspreis für Edzard Schaper Die„Künstlergilde“, Verband der heimat- vertriebenen Kulturschaffenden, mit dem Sitz in Eglingen, hat bei der Eröffnung der zehn- ten„Eglinger Begegnung“ ihren ostdeutschen Schrifttumspreis dem baltendeutschen Schrift- steller Edzard Schaper, Brig(Schweiz), ver- liehen. Der Preis ist mit 5000 DM dotiert. Der erste Vorsitzende der Künstlergilde, Dr. Jo- sef Mühlberger(Eglingen) bezeichnete es in der Eröffnungsfeier, an der unter anderen Staatssekretär Dr. Nahm vom Bundesvertrie- benen ministerium und der baden-württem- bergische Vertriebenenminister Eduard Fied- ler teilnahmen, als eine Aufgabe der Künst- lergilde, Gespräche mit Künstlern aus dem Osten Europas aufrechtzuerhalten. Es gehe ihr ferner darum, das künstlerische Erbe alten Heimat zu pflegen und zu bewahren. Zur Kunst in der Gegenwart äußerte sich Dr. Müblberger recht pessimistisch. Die Kunst habe heute aufgehört, eine lebensspendende Kraft zu sein. Die Vereinsamung des Künst- lers nehme immer weiter zu. Scharf wW—. Sich der erste Vorsitzende gegen jede Bevor: mundung künstlerischen Schaffens durch den Staat. Grohes Verdienstkreuz für Kretse Der Bundespräsident hat Prof. Dr. Dr. Erngt Kretschmer, dem Direktor der Tübi r Uni versitätsnervenklinik, das Große Verdienst- kreuz des Bundesverdienstordens verliehen. Die Auszeichnung wurde dem Gelehrten zu seinem 70. Geburtstag bei einem Festakt in Tübingen vom Kultusminister von Baden- 8 Dr. Gerhard Storz, überreicht. überbracht gleichze die he der Landesregierung. Prof. Dr. Kkler, einer der engsten Mitarbei- bezeichnete Prof. Kretsch- mer als einen der namhaftesten Psychologen der Welt. Er habe als Be nder der Kon- itutionslehre und durch seine bahnbrechende 0 nolog Vorgänge moderner jatrie r Win ter des Jubilars, Kretschmer die venklinik zu einem bedeutenden Zentrum der Forschung gemacht und durch die Ver- anstaltung von Kongressen die internationale Wissenschaft nach Tübingen gebracht habe. Der Rektor überreichte dem Jubilar die Me- daille der Universität Tübingen. Bildhauer Karl Albiker 80 Jahre alt Der Bildhauer Karl Albiker feierte dieser Tage in Ettlingen bei Karlsruhe seinen 80. Geburtstag. Zu seinen bedeutendsten monu- mentalen Schöpfungen gehören die„Pallas Athene“ als Gefallenendenkmal der Techni- schen Hochschule in Karlsruhe, die Steinpla- stiken„Der Diskuswerfer“ und„Der Staffel- läuferé im Berliner Olympia- Stadion und das Zeppelin-Denkmal in Konstanz. 4 Anschaffung eines „Düngerstreuers aus dem Düngerkonto“ Bekanntlich sind die Einzeldüngemittel, wie 2. B. Kalkammonsalpeter, Thomasphosphat und 50% iges oder 40% iges Kali um etwa 10—18% billiger als die von den Düngerindustrien fer- tig gemischten NPR und PR-Mehrnährstoff- düngemittel, wenn dieselben Nährstoffmengen gedüngt werden sollen! Wer also diesen Preis- vorteil ausnutzen will, erspart je DM 100. Düngermittelaufwand DM 10.— bis DM 18.— an direkten Düngemittelkosten. Bereits bei einem Düngeraufwand von DM 800.— je Jahr beträgt diese Ersparnis mindestens DM 80.—, in manchen Fällen noch weit mehr, bis DM 140.—. Diese Ersparnis genügt vollkom- men, um die jährlichen Kosten der Kapital- Verzinsung, Kapitaltilgung und Reparaturen eines Zweisorten-Düngerstreuers zum Preis von DM 800. bis DM 1200.— zu bezahlen, da ja mit 10jähriger Gebrauchsdauer mit jährli- chen Kosten von DM 80.— bis DM 120.— ge- rechnet werden muß. Der Zweisorten- Streuer der Amazonen-Werke H. Dreyer, Gaste Kr. Osnabrück erhöht die Rentabilität, So daß sich diese Anschaffung auch für Klei- nere Betriebe lohnt. Eine PR-Grunddd L ha Tho- masphosphat und 2—3 dz ha Kciidüngesalz für alle Kulturen zur Herbst- oder Frühjahrs- sdat ist stets wirtschaftlich. Diese Grunddün- gung darf nie aus Zeitmangel unterbleiben, aber sie läßt sich von der Getreidestoppelzeit an bis in den Winter und Vorfrühling hinein ausbringen. Anschließend an die Frühjahrs- Saat wird dann die ganze Fläche mit der not- wendigen und für die verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlichen Stickstoffdüngung be- streut. S 1 1 25 1 8 e e 8 A e F Nico N Presserechte Kulturdienst Mün- by Europäischer chen 27 durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden (16. Fortsetzung) Sie wiederholte:„Auf unser Glück!“ Und als ich das Glas wieder auf den Tisch stellte:„Das kannst du mir doch nicht antun, Ricardo. Du weißt doch, wie ich dich liebe.“ Ich faßte nach ihrer Hand und bat sie, ver- nrünftig zu sein.„Darum verlobt man sich doch“, sagte ich.„Oder willst du, daß ich von dir gehe, wenn wir verheiratet sind?“ „Aber warum?“ fragte sie.„Habe ich dich enttäuscht?“ Ich schüttelte den Kopf.„Nein, es ist nicht deine Schuld. Ich weiß, daß ich dich eines Ta- ges enttäuschen würde.“ Ich sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, und steckte mir eine Zigarette an. Leise aufschluchzend fragte sie mich, ob ich eine an- dere Frau liebte. Ich schüttelte den Kopf. Sie flehte mich an, ihr die Wahrheit zu sagen, und begann, da ich schwieg, zu weinen. Ich sah, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen und auf den Pisch tropften. Zuletzt konnte ich nicht mehr und sagte:„Ja, ich liebe eine andere!“ Mein Geständnis wirkte auf sje wie auf den Herzkranken die Kampferspritze. Sie fuhr auf und starrte mich an.„Wer ist es?“ Ich machte eine gleichgültige Handbewe- gung.„Warum?“ „Bitte, sag es mir!“ „Es ist gleichgültig“, kennst sie nicht.“ „Eben darum muß ich es wissen.“ Sie beugte sich vor.„Versteh mich doch! Wenn ich es weiß, ist alles viel leichter für mich. Jetzt sehe ich überall Gespenster, suche die Schuld bei mir oder verdächtige sogar meine Freundinnen, Als mich gestern Alice angerufen hat und mir er- zählte, daß sie mit dir in einer Ausstellung von Balboa war, habe ich sofort gedacht, daß sie es murmelte ich.„Du Sei, die sich zwischen uns gedrängt hat.“ Sie faßte nach meiner Hand.„Bitte, sprich, und quäle mich nicht unnötig!“ Noch blieb ich fest, als sie aber wieder zu weinen anfing und mich anflehte zu sprechen, sagte ich ihr, daß es Manuela Verdades sei. „Du meinst die Frau des Bankiers, die Toch- ter des Mannes, den wir in der 1-2-3-Bar ken- nengelernt haben?“ Ich nickte. „Dann hast du sie also inzwischen wieder- gesehen?“ „Ganz flüchtig. Es war auf dem Gartenfest; du weißt ja, in der Nacht, als wir den Unfall hatten.“ Nachdenklich starrte sie vor sich hin. Plötz- lich hob sie den Kopf. ‚Und danach habt ihr euch nicht getroffen?“ „Nein.“ Sie lachte auf.„Und das soll ich dir glau- ben?“ „Tu, was du willst“, sagte ich,„ich kann dir nicht mehr als die Wahrheit sagen.“ Sie hob ihr Glas, hielt es gegen die Kerzen und stellte es wieder zurück auf den Tisch. Ich hätte viel darum gegeben, in ihren Ge- danken lesen zu können. Plötzlich sagte sie: „Aber sie ist verheiratet.“ „Ich weiß.“ „Und was versprichst du dir davon? Ein Duell mit Verdades?“ Ich mußte lächeln.„Nichts verspreche ich mir. Ich weiß genau, wie aussichtslos das Ganze ist.“ „Trotzdem willst du..“ „Ich halte es für fairer.“ „Herrgott“, stöhnte sie auf, ‚und das soll ich dir glauben?“ „Dann erkundige dich doch“, sagte ich ruhig, „du wirst erfahren, daß Verdades sie bewacht Wie die Staaten in Fort Knox ihre Goldreser- ven.“ 5 „Dann wäre das also unser letzter Abend.“ „Ich fürchte. Natürlich könnte ich dir jetzt eine Freundschaft vorschlagen, aber auch das halte ich für unfair. Es ist leichter, wenn wir uns nicht wiedersehen.“ „Findest du?“ . Ich nickte. „Und was soll ich sagen, wenn mich die Leute fragen, warum unsere Verlobung ausemander- gangen ist?“ „Sage ihnen, was du willst; von mir aus, daß ich dich hintergangen habe.“ „Nein“, sagte sie gedehnt,„das werde ich nicht sagen. Ich werde ihnen sagen, daß du“ Sie unterbrach sich. Dann zog sie den Ring vom Finger, den ich ihr zur Verlobung geschenkt hatte, und schob ihn mir hin.„Da“, sagte sie, „jetzt kannst du ihn deiner Manuela schenken.“ Ich steckte den Ring in meine Tasche und fragte:„Was willst du den Leuten sagen?“ „Die Wahrheit.“ Ich sah sie an.„Soll das heißen, daß du ihren Namen mit hineinziehen willst?“ „Erraten.“ Damit sprang sie auf und lief hinaus. Ich rührte mich nicht, denn der Gedanke, daß sie eine solche Gemeinheit begehen könnte, lähmte mich. Erst später wurde mir meine Dummheit bewußt., Diese verfluchte Ehrlichkeit! Schwieg man, so war man ein Feigling, sagte man die Wahrheit, so war man roh und bekam seine Brutalität, wie es dann hieß, in entspre- chender Münze heimgezahlt, Ich hatte mich wie ein Idiot benommen, doch kam diese Einsicht zu spät. Ich konnte nur hoffen, daß Jean sich rechtzeitig besann, daß sie die Dinge am näch- sten Tag anders sah. Meine wieder gewonnene Freiheit bedeutete mir jetzt mehr als jedes Vermögen, denn was konnte Manuela tiefer von meiner Liebe über- zeugen als die Lösung meiner Verlobung. Noch wußte ich nicht, welchen Weg mich diese Frei- heit führen würde. Ich wußte nur eins: An sei- nem Ende stand die Vereinigung mit Manuela. Zunächst galt es, sie davon zu unterrichten, und weil ich den Tag ihrer Anprobe nicht ver- gessen hatte, machte ich mich am nächsten Nachmittag auf den Weg zu Madame Beauvoir. Dieses Mal öffnete eine ihrer Angestellten. Als sie dann erschien, begrüßte sie mich wie einen alten Bekannten, Sie machte mir Vor- Würfe, daß ich sie nicht angerufen hätte, und führte mich in das mir scnon bende zimmer. Ich atmete auf, als sie mich allein le. Dann ging ich ans Fenster und sah hinunter, bis die dunkle Limousine vorfuhr und Manuela im Hause verschwunden war. Eine Viertelstunde verging, bis sich endlich die Tür öffnete. Mit einem Gesicht, das mich in einem andern Fall völlig entmutigt hätte, ragte sie mich, was ich von ihr wünschte. Viel- leicht war es falsch, aber ich platzte mit meiner Neuigkeit heraus wie ein Schuljunge. „Ich wollte dir sagen, daß ich meine Ver- lobung gelöst habe.“ Sie zog die Augenbrauen in die Höhe,„Und warum?“ „Deinetwegen.“ „Nein“, sagte sie unwillig,„das meine ich nicht, Ich wollte wissen, warum Sie mir das erzählen?“ „Weil ich glaubte, daß. Herrgott, ich habe es doch nur getan, weil ich dich liebe.“ Ueber ihr Gesicht glitt der Ausdruck eines konven- tionellen Bedauerns: Das tut mir leid.“ „Versteh mich doch, Manuela, ich wollte ich tat es, um dir zu bewesen, daß du für Mleirr „Schweigen Sie!“ unterbrach Sie mein Ge- stammel.„Ich erwidere Ihre Gefühle nicht.“ Ich starrte sie an und schwieg. Mir War, als hätte sich plötzlich ein Abgrund aufgetan. „Außerdem möchte ich Sie bitten, mich nicht mehr zu belästigen,“ Und sehr leise:„Ich bin nicht mehr die Manuela, die Sie in Berlin ken- nengelernt haben, Daß ich es nicht mehr bin, ist Ihre Schuld.“ Ich wollte sie zurückhalten. Zu spät Sie hatte das Zimmer verlassen. In dieser Nacht irrte ich durch die Straßen Mexiko Citys wie ein Verlorener. Zuerst Waren es die ausgestorbenen Alleen der Villenviertel, dann wandte ich mein Schritte nach Lagunilla, wo die Häuser so er- bärmlich sind, daß nur Schläfer, Liebende un, Verbrecher ihren Schutz afeghon Ing folgt) * ce „Nautilus“, das ameri- kanische atomgetriebene J-Boot, unterquerte vor einigen Wochen zum er- sten Male den Nordpol. Es ist noch nicht all lange her, daß künstlich Erdtrabanten von dies- seits und jenseits des At- lantik in den Weltraum geschossen wurden. Die Abstrakten Gebilde der Atomreaktoren gehören heute in allen Staaten der Erde zu den techni- schen Sehenswürdigkei- ten unseres Jahrhun- derts. Wir haben uns daran gewöhnt, in bei- nahe jeder Zeitungsaus- gabe von einer neuen technischen Sensation zu lesen, wir sind dabei, uns das ehrfürchtige Wun- dern abzugewöhnen. Und die meisten von uns ha- ben vergessen— es ist eine Parabolantenne. Klingt ja auch geradezu mittelalterlich—, daß vor erst 50 Jahren die ersten Funksignale aus Amerika wie phanta- stische Sendboten einer neuen Zeit in Deutsch- land empfangen wurden. Wenn die buntbemalten Maori damals schon etwas von Technik verstanden hätten, dann würden sie vermutlich im Jahre 1916 ihre Medizinmänner und Zauberer beschworen Haben, die bösen Geister zu bannen. In diesem Jahre nämlich wurde die Stimme der groben Funkstation Nauen bei unseren Antipoden in Avanui auf Neuseeland gehört. Zum ersten Male hatten damals Funkwellen praktisch die Man muß sich nur zu helfen wissen! Als der Telegrammverkehr mit Nordamerika unerwartet schnell aufgenommen wurde, fan- den die Funkingenieure eine kuriose und Zugleich rettende Lö- sung. Sie errichteten die Empfangsstation in einem Möbelwagen Auf freiem Feld bei Geltow. Das Ungetüm neben dem Möbelwagen Pressefoto: Telefunken gesamte Erde umspannt, zum ersten Male war die Weltkugel funktechnisch umarmt worden. er feine Ruf Nauens war bis in das Mär- chenland der Moas und Kiwis, bis zu den In- seln der erloschenen Vulkane und der kochen den Springquellen gedrungen. Zwei Jahre vorher war bereits die erste un- mittelbare Funkverbindung zwischen der Te- lefunkenstation Nauen und den deutschen Ko- jonjen in Westafrika hergestellt worden. Diese Leistung verdient um so mehr Bewun- derung, als erst kurz zuvor die mühevolle Ar- beit durch Naturkatastrophen in Frage gestellt Kriminalfilme versüßen den Alltag Kein Kriminal- Schriftsteller— auch nicht der Franzose Georges Simenon und die Eng- länderin Agatha Christie— kann sich rüh- men, eine derartige Menge von Briefen und Zuschriften aus allen Teilen der Welt zu er- Balten wie Alfred Hitchcock, der Meister- regisseur spannungsgeladener Thriller-Filme. Auf einer Pressekonferenz, die Hitchcock an- läglich der Eröffnung einer neuen Fernseb- Sendereihe in New Lork abhielt, gab er Stich- Proben aus dem Inhalt dieser Zuschriften. Die charakteristischsten seien hier angeführt. Aus Fort William(Ontario) schrieb ein Last- Wagen- Chauffeur: „Mein Name ist ebenfalls Hitchcock und es Wäre doch sehr interessant, wenn sich heraus- stellen würde, daß wir verwandt sind. Mir Wurde erzählt, daß mein Großvater mütter- licherseits damit prahlte, ein Pferdedieb ge- 42 Wesen zu sein. Vielleicht liege sich aus dieser Tatsache der Hang für das Kriminalistische Ableiten.“ Ein Schüler aus New Vork: „Ich freue mich, daß das Kriminal-Magazin, das Sie herausgeben, jetzt im handlichen Ta- schenformat erscheint. Ich bin Schüler und mir kommt es in erster Linie darauf an, daß ich das Magazin leicht aus meinem Schreibpult hervorziehen kann, ohne daß der Lehrer etwas merkt...“ Eine Ehefrau aus Los Angeles: „Mein Mann behauptet zwar immer, daß er und ich zu viele Geschichten aus Ihrem Kri- minal-Magazin lesen, aber deshalb lieben wir uns heute noch genauso wie am Tag, da wir uns heirateten. Vielleicht wird gerade da- durch, daß Gatten gemeinsam Kriminal- geschichten lesen, das eheliche Liebesglück gefördert Ein Möbelwagen funkte nach Ubersee Vor einem halben Jahrhundert umspannten zum ersten Male Funkwellen die ganze Erde worden war. 1911 hatte ein scHwerer Tornado den hohen Antennenmast bei Kamina in Togo Völlig vernichtet. Ein noch schlimmerer Rück schlag sollte folgen. In der Nacht vom 30. zum 31. März 1912 brauste ein Orkan über Nauen, Wie man ihn bisher noch nie erlebt hatte. Der 200 Meter hohe Funkturm stürzte um wie ein Streichholz. Das Ereignis wurde in Deutsch- land Wie ein nationales Unglück ähnlich der Zeppelin-Katastrophe von Echterdingen auf- gefaßt. Doch schon zwei Jahre später stand in Nauen eine neue und sichere Anlage, die nun Vor- aussetzung für die Funkverbindung mit West- afrika Wär. Es ist bekannt, daß gerade diese Brücke bei Kriegsausbruch Deutschland vor großen Vermögenseinbußen bewahrte. „Wollen Sie Handelstelegramme aus den Vereinigten Staaten aufnehmen?“ Diese An- krage der amerikanischen Funkstation New Brunswick beendete im Juli 1919 die durch den Erieg erzwungene Unterbrechung des zivilen Funkverkehrs. Noch am gleichen Tage wurde der Nachrichtenaustausch mit den Vereinigten Staaten wieder aufgenommen. Die zur Sende- station Nauen gehörige Empfangsstation stand Wahrhaft in rollendem Einsatz: Am Ortsrand von Geltow, einen Tagesmarsch von Nauen entfernt, rastete auf einem weiten Acker ein einsamer Möbelwagen. Und hier tönte es dem neugierigen Wanderer sehr geheimnisvoll und rhythmisch entgegen. Wie Heuschreckenmusik klangen aus dem Wagen die Funksignale aus Uebersee. Die Aufnahme des Funkverkehrs mit Amerika war so unvorbereitet schnell 82 Sangen, daß die Ingenieure kurz entschlossen die Empfänger in den abgestellten Möbel- Wagen einbauten. Und wie das so ist mit praktischen Proviso- rien: Länger als ein halbes Jahr bewältigte die Empfangsstation auf Rädern den Telegramm verkehr mit Nordamerika. Später wurde na- türlich eine feste Station gebaut und das rol- lende„Ohr von Nauen“ für langwierige Funk- experimente verwendet. Nur Küchentische und Klubsessel hat der Möbelwagen nie wie- der transportiert. Papagei in Neapel zeigt klassische Bildung Bunter Vogel zitiert Shakespeare Grimmig spähte der Feuerwehrhauptmann in den Baum über sich.„To be or not to be“, Krächzte es aus dem dichten Laubwerk, und dann folgte der berühmte Hamlet-Monolog. Feuerwehrhauptmann Ferretti war mit sei- nen Leuten hinter dem grün- gelben Papageien her, über dessen weiteres Schicksal ein Gericht in Neapel entscheiden muß. Zwei Parteien bezeugten im Gerichtssaal lautstark, daß der entflohene Vogel ihnen ge- höre.„Es ist mein Papagei, Hohes Gericht“, rief Pino Clari zum wiederholten Male. Dump- res Grollen der Zustimmung aus dem Publi- kum begleitete seine Worte. Seine Familie hatte sich vollzählig im Gerichtssaal eingefun- den, um seinen Worten Nachdruck zu Verleihen. Dann kam die Gegenpartei an die Reihe. „Hoher Gerichtshof“, sagte Vicenzo Telluri mit 4ester Stimme,„ich habe diesen Papagei unter Lebensgefahr vom Dach meines Hauses gebor- Sen. Er ist mir zugeflogen, und ich werde ihn behalten, bis sich der rechtmäßige Eigentümer meldet. Dieser Vogel zitiert Shakespeare in der Originalsprache. Das beweist, daß er einem Engländer gehören muß und nicht dem Signor Clari!“ Vincenzo hatte wirklich die Absicht gehabt, den begabten Papagei, der Verse des englischen Dichters zitiert, seinem rechtmäßigen Eigen- tümer wiederzugeben— gegen eine entspre- chende Belohnung. Was würde so ein spleeni- Ser Engländer nicht zahlen, um seinen klassisch gebildeten Vogel wiederzubekommen! Aber dann war dieser unverschämte Pino Clari er- schienen und hatte energisch den Papagei für sich gefordert. Er gehöre ihm, und von Finder- john in Sterling-Devisen könne keine Rede sein. Das Ergebnis war eine handfeste neapolita- nische„Unterhaltung“ gewesen, der ein paar Krach vor Gericht: Wem gehört das Tier? Stühle und viel Geschirr zum Opfer gefallen Waren. Geschlossen waren die Famillen der beiden Kampfhähne auf dem Platz erschie- nen. Es hatte jedoch nicht geklärt werden Können, wem der Papagei gehört. Vor Gericht traf man sich dann wieder. Resigniert vertagte der Richter die Verhand- jung. Inzwischen hatte nämlich das Streit- objekt, der Shakespeare zitierende Papagei, aus dem Gerichtssaal erneut das Weite gesucht. Der Prozeß war ihm offenbar allzu Unlitera- risch verlaufen Er saß in einer Baumkrone und krächzte hin- Segeben:„Nun, Gott geleit Euch, jetzt bin ich Allein!“ — Alkohol war schuld Jörgen Feddersen aus Kopenhagen muß für zwanzig Tage ins Gefängnis wandern. Er hatte Versucht, einen Streifenwagen der Polizei zu Stehlen und war dabei von den aufmerksamen Polizisten erwischt worden. Dem Richter er- klärte Feddersen:„Dieser Fehler wäre mir nie passiert, wenn ich nüchtern gewesen Wäre!“ Die Decke protestierte Bei der Vorführung des Films„King Creole“ in einem Kino von London Westend zeigte sich die Decke dem Rhythmus des in dem Streifen mitspielenden Rock- n'-Roll-Königs Elvis Presley nicht gewachsen. Der Stuck der Decke stürzte in den Zuschauerraum. Einige Perso- nen wurden leicht verletzt. Der Geschäftsfüh- rer erklärte, zwischen der heißen Musik und dem Unfall bestehe kein Zusammenhang. Ende des redoktionellen Teils Auch in ländlichen Gebieten, abseits vom der Millionen Original Kuckucksuhren direkt a. d. Schwarzwald. Katalog gratis! Gaswerk oder der Perngasleitung, kann heute jede Hausfrau den Vorteil bequemer Heiß wasser- bereitung durch die Junkers-Therme ge- niegen. Der form- schöne Junkers-DGG 250 paßt sich der mo- dernen Linie in Kü- che und Bad überall an. Alle Junkers- Thermen sind neuer- dings mit Tempera- turwähler und Was- SsSermengenregler aus- Sestattet. Unabhängig vom wechselnden Wasserdruck fließt das warme oder heiße Wasser konstant in der eingestellten Temperatur heraus. Für rasche Erwärmung eines jeden Wohnraumes sorgt der besonders gebrauchstüch- tige Siemens-Heizfächer. Hinter den beiden Heizelementen die- ses Gerätes ist ein kleiner Ventilator angebracht, der die Raumluft ansaugt und sie mit einer genau bemessenen Ge- schwindigkeit an den Heizleitern vorbeidrückt. Die Ausblasluft hat dabei eine Temperatur von rund 4050 C. Auf diese Weise wird die Raumluft und damit auch die Wände, die Decke, der Fußboden usw. rasch und nachhaltig erwärmt. Der Heizfächer eignet sich auch besonders zum raschen Er- Wärmen selten oder nur zeitweise benützter Räume während der Wintermonate. Ein sonst unbeheiztes Schlafzimmer kann Also rasch um einige Grade temperiert werden. a Selbstverständlich kann der Heizfächer geschaltet werden: Auf der Stellung„drei“ verbraucht er rund 2000 W, auf der Stellung„zwei“ rund 1000 W. Auf„eins“ ist nur der Ventilator in Betrieb, dessen Leistung rund 15 W beträgt. Um Strom zu sparen, kann man also nach kur- zer Anheizzeit auf die geringere Lei- stung umschalten. Das Ganzstahlge- häuse mit glänzend brauner Majolika- Lackierung weist an der Vorder- und Rückseite glanz- vernickelte Jalou- sien auf. Der Motor . ist geräusch- gedämpft, der be- queme Handgriff aus Kunststoff. Pressefoto: Siemens Preis 110,— DM. eee Rowenta Werksfoto dern gleichzeitig viel Zeit, Bequemlichkeit und Das Geschenk Millionen Hausfrauen in der ganzen Welt wurde der Rowenta Bügelautomat„feder- leicht“ geschenkt, und sie haben ihn bereits er- Probt und liebgewonnen. Er wiegt nur 1000 Gramm und bügelt bequem und ohne Kraft- anstrengung mit regelbarer Hitze alle Gewebe. Neben dem Rowenta„federleicht“ Sibt es jetzt Rowenta„federleicht D“, den Dampf- und Trockenbügelautomaten, mit dem man ohne Unterbrechung und ohne nasse Tücher mit Dampf und auch normal bügeln kann. Viel- seitigkeit, so heißt das Zauberwort der moder- nen Haushaltstechnik, und so entstand diese sinnvolle Weiterentwicklung des weltbekann- ten Rowenta„federleicht“ Automaten. Uprigens: Rowenta„federleicht“ ist ein idea- les Geschenk in allen Lebenslagen. Man schenkt mit ihm nicht nur einen Bügelautomaten, son- Kraftersparnis für die Hausfrau. Die Modeſſe K 3 und K 5 sind schon lange bekennt för hat diese Iypen im Verbrauch noch weiter herab- gesetzt. Gegenüber den bisherigen Modellen K 3 (ond E 5 orden gesenkt;& Strom um fast 40% S Wasũ⸗schmittel bis zu 30% Anslmun cos rREOU CTA hat das voſſautomatische Waschen verbilligt Sporsomkeſt. Doch das gebe CON STRUCTAWaschverfahren 8 ihre So billig wäscht eine CON STRUC TAT ige gonze Maschinenföllong en 40 p fund Tecockenwäsche m Modell K 5 dos entspricht 2. 8. 18 Fertenobechemdenl- kostet setzt: Steom(bei 10 Pf KW 3, KWD. 37 pf Waischmittel(150g Preis durchschnitt). 5 57 pf Wasser(bei 30 Pf pro bm nn kk 8 1 Und 7 Pfd. Trocken wõsche(im Modell K 3) kosten nur co. 71 pf (ei bactem Wasser empfiehlt sich Zosgtz von Colgog] e gedenken Sie Oos Modell K 3 för 7 pfd. frockenwösche ist schon ab 1580, OM erhaltlich. 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