4 A Perth ORA 18 med Unis le zu Na- lsfor- 1 1 stra- e ee n Nr. 203 Neckar-Bote(2. Blatt) Mittwoch, 24. Dezember 1958 0 Alte Befestigungsanlagen in Grünsfeld Auch Wehrmauer soll bewahrt werden Bei Kanalisationsarbeiten in der Stadt Grünsfeld sind noch gut erhaltene Teile der ehemaligen Befestigungsanlagen freigelegt Worden. So wurde auch der Eingang zu einem alten unterirdischen Gang entdeckt, der in die auherhalb der Stadt liegenden Wälder führte. Da die Stadtverwaltung an der Erhaltung der alten Burganlagen interessiert ist, hat sie die notwendigen Instand setzungsarbeiten ver- anlagt. Auch die ehemalige Wehrmauer, die zu den Sehenswü jten der Stadt gehört und sich teilwe noch in Privatbesitz be- findet, soll von der Stadt erworben und vor dem 1 Werden. Falls die bis- ew Art U ö die Anlagen nicht der stellen wollen, müssen kommen. Konstanzer arten-Museum erweitert hernd hundert Jahren be- garten-Museum der Stadt Kon- Weitert worden. Die na- e Sammlung wurde in ein der Konstanzer Neustadt gegenwärtig von namhaften ern geordnet und aufgestellt mmlung umfaßt die Tier- und WI issens af Wird. D Pflanzen) der Geologie und Minera- einerungen Aus der Vorzeit senschaftlichen Wert. Das Stammhaus useums mit seiner bedeu- tenden kult N chen Saen ist nach Donaues le wird neu erschlossen Die Land Plant die f Karlsruhe eines Sanatoriums mit Bellenberg bei Donau- Haus von der Stadt mit den muß, soll die durch zerstörte Sole 8 und So elel tung nun wieder instand- gesetzt werden. Ausbau der Schwarzwald- Hochstraße Die Schwarzwald 255 age, eine der schönsten und autotouristisch wichtigsten Routen im Nordschwarzwe ald wird seit Jahren durch umfangreiche Ausbauten den Anfor- derungen des ständig wachsenden Autotouris- mus im Schwarzwald angepaßt. Gegenwärtig Werden im Abschnitt Baden-Baden—Malsch- bach die engen, teilweise überhängenden Kur- ven verbreitert und ausgebaut. Schon heute ist die Hochstraße zwischen Baden-Baden und Freudenstadt das Glanzstück der Nord-Süd- Durchfahrt durch den Schwarzwald. Win Weihnachtliche Die Darstellung des Weihnachtswunders ist in Südwestdeutschland zu allen Kunstepochen eines der Hauptthemen künstlerischen Schaf- fens gewesen. Realistisch oder besinnlich, er- dennah oder sternenfern, schlicht oder repra sentativ, farbenfreudig Oder zartgetönt, the tralisch bewegt oder idyllisch traut, das die weitgespannte Skala der Gefühlsmomente, die je nach Zeitalter und 555 des Künst- lers in den südwestdeut- schen Weihnachtsbildern Wirkten. Die rsten bildlichen Darstellungen der Ge- burt Christi kamen in Italien mit der Einfüh- rung des Weihnachts- festes durch die Kirche zu Beginn des 4. Jahr- hunderts auf. Die frühen Kunstwerke, die die Ge- burt des Heilands dar- stellen, und in Südwest- deutschland entstanden sind, stammen aus dem 10. Jahrhundert. Altere Bilder sind leider nicht bis in unsere Zeit er- halten geblieben. Zu den ältesten Weih- nachtsbildern unsrer Hei- mat gebört die Geburt Jesu im berühmten Rei- chenauer EvVar buch, das um das Jahr 970 im Auft des Trie- rer Erzbischofs Egbert von den Mönchen der gened Abtei Rei- chenau/ 2 odensee ange- 1 gt wurde. Zur glei- chen Zeit- und Stil- epoche gehört der ro- mantische Verkündi- glUngsengel des Chor- freskos der Kirche zu Kappel bei Buchau am Federsee, der in ehr- furchtsvoller Würde Ma- ria die göttliche Bot- schaft übermittelt. Um 1150 entstand im Kloster Zwiefalten im Kreis Münsingen, eine Grün- dung des Hirsauer Re- formabtes Wilhelm, das terkurgebiete im Schwarzwald Kleine Schwarzwaldgeographie für Winter kurgäste Die Zahl der Freunde der Wintererholung in den Bergen nimmt seit einigen Jahren ständig zu. Wer es sich leisten kann, auf ein paar Tage oder Wochen aus der sonnenlosen Rauch- und Dunstglocke über den Großstäd- ten der winterlichen Tiefebene in die strah- lende weiße Welt der Schwarzwaldberge zu entfliehen, der erlebt dort an Leib und Seele, Wie aufrüttelnd und erfrischend Höhenluft und Höhensonne gerade im Winter sind. Für die Winterkuren sind im Schwarzwald vorwiegend die Hochlagen zwischen 700 und 1500 m über dem Meeresspiegel geeignet. Es sind ausgedehnte Winterkurgebiete mit zahl- reichen namhaften Kurorten und Bergdörfern, die einen langen und schneereichen Winter haben und daher bevorzugt über die erho- lungs fördernden Vorteile des winterlichen Mittelgebirgsklimas verfügen. Da der Schwarz- Wald von Süden nach Norden abfällt, liegen die höchsten Berge und die meisten Winter- kurorte in seinem südlichen Teil. Da ist zunächst der zwischen Wiesental und Oberrheintal aufragende Bergzug vom Schau- insland(1286 m) über den Belchen(1417 m) zum Blauen(1166 m), der von Freiburg süd- Wärts zum Rheinknie bei Basel reicht. Das sonnige Hochtal von Muggenbrunn und A tersteg, das tief eingeschnittene obere Wie- sental mit Schönau und Todtnau, und Wie- den- Wiedenereck am Belchen liegen in diesen Bergen, an deren Westfuß die heißen Quellen von Badenweiler und Bad Krozingen an der Bruchstelle der Rheintalverwerfung entsprin- gen., Ausgangspunkt für die Anreise in dieses Gebiet ist die Schwarzwaldhauptstadt Frei- burg im Breisgau, die mit ihm durch ihre Schwebebahn auf den Schauinsland und meh- rere Kraftpostlinien verbunden ist. Mit der Höllentalbahn fährt man in das Winterkur- gebiet im Hochschwarzwald. Mit über 50 Kurorten in Höhenlagen von 700 bis 1500 m ist der Hochschwarzwald ein Höhenkurgebiet von großer Ausdehnung und einmaliger landschaftlicher Vielgestalt. Son- nige Hochtäler, stimmungsvolle Bergseen und die höchsten Berge des Schwarzwaldes geben ihm sein Gepräge. Da liegen die Kurorte Neustadt, Kappel, Lenzkirch und Saig an den Hängen des Hochfirst(1200 m) und jenseits des Pals Friedenweiler und Eisenbach im Frieden Weiter Waldungen. Rings um das reich geslie- derte Feldbergmassiv(1500 m) sonnen sich in freien Hochtälern die bekannten Winterkur- orte Hinterzarten, Titisee und Feldberg und die Kurorte Altglashütten, Falkau und Men- zenschwand, dazu Bernau am Fuß des Her- zogenhorn(1417 m) und Blößling(1311 m), und Todtnauberg am Stübenwasen(1388 m). Im Dreiseengebiet folgen Schluchsee, Häusern und Höchenschwand und weiter südwärts St. Blasien im waldigen Albtal, und Todtmoos am Hang des Hochkopfs(1265 m) Während Grafenhausen-Rothaus in den nach Osten zie- henden Wäldern dem Hotzenwald und Bonn- dorf der 1 Landschaft der hohen Baar zugewandt ist. Die Verbindung zum mittleren Schwarz- Wald bildet der Höhenzug zwischen Thurner (1150 m) und Kandel(1241 m) mit den Kur- orten Breitnau, Waldau, St. Märgen und St. Peter, die sich durch sonnenoffene Südlagen auszeichnen, Die höchsten Erhebungen des mittleren Schwarzwalds Brend(1150 m) und Rohrhardsberg(1143 m) wachsen mit sanften Hängen aus einer teils bewaldeten, teils of- fenen Hochfläche auf. Den H kurorten Schönwald und Schonach stehen hier Pallager Wie Triberg im Talkessel der oberen Gutach und Furtwangen im oberen Bregtal gegen- über, während nach Osten hin der heilklima- tische Kurort Königsfeld, r Kneip rort Villingen und das Höhensolbad Dürrheim in den gegen die Baar hin sanft ausschwingen⸗ den Höhenzügen liegen. Eine weitere Schneeinsel in den hohen Schwarzwaldbergen ist das Gebiet um den nördlichen Hauptkamm. Die an den Hängen der Hornisgrinde(1166 m) und des Schliff Kkopfs(1056 m) und auf dem Kniebis(967 m) liegenden Kurhäuser und Kurorte der Schwarzwaldhochstraße Bühlerhöhe, Plättig, Sand, Schwarzenbach- Talsperre, Unterstmatt, Mummelsee, Ruhestein, Zuflucht, Baiersbronn, Eniebis und die Höhenkurstadt Freudenstadt sind ein Winterkurgebiet von Rang, das sich besonders durch seine ausgedehnten Wal- dungen auszeichnet. In den vom Rniebis nach Westen ziehenden Tälern der Wolf und der Rench sprudeln die heilenden Quellen von Bad Rippoldsau, Bad Peterstal und Bad Griesbach. In der stillen Geborgenheit ihrer Radolfzell erhält Friedinger Schlößchen Ein baufälliges Stallgebäude des als einziger noch erhaltener Hegau-Burg unter Denkmal- schutz stehenden Friedinger Schlößchens wird von der Stadt Radolfzell instandgesetzt. Nach längerem Zögern billigte der Gemeinderat dieses Vorhaben, das von Beauftragten des Denkmalschutzes dringend empfohlen worden War. Waldwinkel sind die Kniebisbäder starke Ge- gensätze zur weltoffenen Bäderstadt Baden- Baden, deren glänzendes Kurhaus und an- regendes Veranstaltungsleben die Winterkur mit den heilenden Thermen so angenehm und kurzweilig machen. Jenseits des Murgtals wuchten noch einmal die Waldberge bis nahe an die Tausendmeter- grenze auf, Am Hohloh(990 m) liegt Kalten- bronn ad der Paßhöhe inmitten eines großen Wildreichen Waldgebiets. Dem sonnigen Her- renalbh benachbart sind Berge wie die Teu- felsmühle(90 m) und der Langmartskopf (900 m). Wildbad hat am Sommerberg(735 m) ein Höhenkurgebiet, das vom Talgrund des Enztals aus mit der Sommerbergbahn leicht zu erreichen ist. Auch im nördlichen Teil des Schwarzwalds liegt Schnee auf den Höhen und sprudeln heilende Guellen im Tal, zu de- nen d- Thermen von Wildbad im Ehztal, Bad 1 8 und Bad Liebenzell im n Nagoldtal ge- ren. Kunſt im ſchwäbiſch⸗ Alle Kunstepochen schufen Meisterwerke dieser religiösen Darstellung sind längliche Buchenholzblöckęe, Chorbuch der Prim, in dem das Weih- nachtswunder recht prosaisch in 81 drei- teiligen Szene dargestellt wird: oben die Ge- burt Christi, in der Mitte die Verkündigung der frohen Weihnachtsbotschaft an die Hirten und unten die Steinigung des heiligen Stepha- nus. Um das Jahr Schwa- 1300 tauchen in der Um 1495 schuf Hans Strüb das Weihnachtsbild im Sigmaringer Schloß Pisch- alemannischen Kunst die Darstellungen der„Maria im Wochenbett“ auf. Sie zeigen die Gottesmutter im Bett liegend, ihr Kind- lein haltend oder liebkosend. Diese Andachts- bilder waren besonders in den zahlreichen Frauenklöstern Südwürttembergs und Süd- badens anzutreffen. Immer häufiger werden die Weihnachtsbil- der in Malerei und Bildhauerei. Zu den we- nigen noch erhaltenen frühen Darstellungen der Geburt Christi gesellen sich in den nach- folgenden Jahrhunderten zahlreiche bedeut- same Werke anerkannter F Stler. Das bild ziche Motiv hat im Laufe der Zeit einen Wan- del durchgemacht. Die Frühzeit der christ- lichen Kunst schildert die Geburt des Hei- alemanniſchen Raum . lands in Form einer repräsentativen Heraus- stellung des Heilsvorganges. Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts enthalten die Szenen der Christgeburt menschlichere Ge- fühlsmomente, Die Gottesmutter umarmt oder liebkost ihr Kind in der Krippe, während Joseph in Gedanken versunken beiseitesteht oder sitzt. Ein frühes Beispiel dieser Rich- tung ist das Relief des silbernen Markus- schreins von Reichenau aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts. Damit wird eine Serie von Weihnachts Arstellungen eingeleitet, die be- sonders die Plastiker der frühen Gotik zum Künstleri ischen Fabulieren anregt. In den Portalen des Ulmer Münsters, der Heilig Kreuzkirche in Schwäbisch Gmünd, des Mün- sters in Freib der Liebfrauenkirche in Ravensburg, der Konstanzer Basilika, der Frauenkirche in Eßlingen und der Kapellen Kirche in Rottweil finden wir treffliche und kunstvolle Szenen vom Stall zu Bethlehem. Entscheidend für die Darstellung des Weih- nachtswunders in den nachfolgenden Jahr- hunderten ist die Vision der schwedischen Mystikerin Birgitta(1303-1373). Im Jahre 1372 soll diese in der Geburtsgrotte zu Bethle- hem während der Weihnachtszeit diese Fr- scheinung gehabt haben. Sie soll die Gottes- mutter im Gebet haben. „Und wie sie(Maria) so im Gebete stand, bar sie den Sohn, von dem ein solch uns bares Licht und ein solcher Glanz ausging, daß nicht einmal die Sonne damit vergleich- bar war“. Damit wurde das Motiv genau umrissen und aus der„Gottesmutter im Wochenbett“ Wurde die kniende Madonna vor der licht- überfluteten Krippe mit dem Christuskind, Wie es die Künstler der Gotik, der Renais- Sance, des Barocks und des Klassizismus in Phantasiereicher Weise abgewandelt haben. Eines der Frühwerke, das auf die Vision der Mystikerin Birgitta zurückgeht, ist das Werk des sogenannten Konstanzer Malers um 1400 „Verehrung des Christuskindes“, das im Be- sitz des Rosengartenmuseums in Konstanz ist und gegenwärtig in der Sonderschau der Staatsgalerie„A stehend gesehen e Meisterwerke aus baden-würt⸗ tembergischem Privatbesitz“ gezeigt wird. Die Geburt Christi ist entsprechend der Vision der Mystikerin Birgitta gestaltet. In der Bild- mitte kniet die Gottesmutter in Anbetung des Kindes, das auf dem Boden liegend„unsag- bares Licht ausstrahlte“. Uber dem Christus kind schwebt die Taube des Heiligen Gei- stes, auf dem Stalldach knien anbetende Engel, über denen Gottvater im Strahlenglanz und Goldgrund thront. Joseph wendet sich mit einer Kerze in der Hand nach links ab. Rechts kniet Brigitta mit den Attributen einer Pilgerin. Im Hintergrund sind die Hirten auf dem Felde zu sehen. Zur schönsten Blüte entfaltete sich die sSchwäbisch- alemannische Weihnachtskunst in den großen, teils monumentalen spätgotischen Flügelaltären, so etwas in Blaubeuren, Besig- heim, Freiburg, Breisach, 5 bei Sigma- ringen. Die Zahl der Weihnachtsbilder in baden- Württembergischen Kirchen, staatlichen und Privaten Kunstsammlungen und Heimatmu- ssen ist so groß, daß man selbst schwer tut, die große Anzahl der Meisterwerke einzeln aufzuführen. 185 Backmodell aus lUrgroßmutters Tagen Ein buntes Schaufenster far Das Weihnachtsfest war früher, das läßt sich nicht bestreiten, zwar einfacher und ärmer im geldlichen Aufwand, aber gemütvoller und reicher an poesievollen Einfällen, Sogar den Profanen Dingen, also dem Back- und Nasch- Werk, war viel mehr Sinn und Humor eigen, als dem Perfektionismus unserer Tage. Ge- Wig, nicht alles ist der Rationalisierung zum Opfer gefallen, noch werden knusprige Sprin- gerle gebacken, Lebkuchenherzen erfreuen sich einer großen Beliebtheit, und die Marzi- Panschweinchen sind noch immer als Glück- bringer begehrt. Aber fast vergessen sind die märchenfrohen Bilder der einst so geschätzten Backwerke, die aus hölzernen Modeln ent- standen. Bis weit in die Urgroßmutterzeit muß man zurückdenken, um sich dieser schmackhaft-poesievollen Angebinde zu er- innern. Denn sie wurden einst von Haus zu Haus geschenkt, als leckere Grüße und nahr- hafte Glückwünsche. Wie gemütsarm sind dagegen unsere vorgedruckten Postkarten oder gar die Glückwunschtelegramme, die nur noch ein paar Worte stammeln. Es gibt aber auch heute noch Freunde dieser alten Volkskunst, In manchen Familien stehen die Backmodel noch immer im guten Rufe, die freundlich- sinnvollen Bilder, das Brautpaar oder das Schlittengespann, die Reiter oder die Zuckerdoggele, finden noch immer ihre Lieb- haber, In einigen Städten, so in Crailsheim, Heidelberg und Ulm, gibt es noch einige Bäk- kermeister, die der alten Tradition huldigen Und die begehrten Lebkuchenfiguren, die einst die Alten erfreuten, herstellen und zum Kauf anbieten. Wie lustig ist so ein Schaufenster voll farbenfroher Motive der Volkskunst an- zusehen, eine Fülle poesievoller Einfälle, die keine Fließbandarbeit ersetzen kann. Allein diese Backmodel zu betrachten, ist ein Vergnügen für sich. Das Landesmuseum im Stuttgarter Alten Schloß besitzt eine an- sehnliche Sammlung, aber auch die meisten Heimatmussen der Kreisstädte haben noch einige Stücke davon aufzuweisen. Diese Model in die ver- tieft die Konturen der gewünschten Gebäcke eingeschnitten worden sind. Mit allen Einzel- heiten, um etwa modische Kleidung, altertüm- 1 Perücken oder mancherlei Attribute an- 0 N 2 Benfroher Motive der Volkskunst zudeuten. Bis ins Mittelalter reichen manche Formen zurück, und sie spiegeln damit vier Jahrhunderte echter, urtümlicher Volkskunst. Wer mag sie denn erfunden haben, die Springerle und die Lebkuchenreiter, die Aus- stecherle und das gesamte wunderliche For- menwerk der weihnachtlichen Gebäcke, der Marzipanstücke und der anderen Süßigkeiten? Die Uperlieferung reicht vermutlich zurück bis zu jenen Gebildbroten ältester Zeiten, die Heilszeichen waren, Weistümer darstellten und bösen Zauber abwehren sollten,. Sie entstan- den, als, nach der Vorstellung der damaligen Generation, der„wilde Jäger“ in den Rauh- nächten über die Felder brauste. Mit einem solchen Gebildbrot sollte die Zauberkraft ge- bannt werden. Später wurde aus dem plum- pen Gebäck ein Ritter aus Lebkuchenteig, dann ein Husar und schließlich ein Postillion. Sie gingen mit der Zeit, unsere Ahnen, sie verschlossen sich den modischen Wandlungen nicht. Ein Frauenbild sollte vielleicht einst- mals an einen Liebeszauber erinnern, dann wurde eine Prinzessin daraus, später eine Patrizier frau und schließlich ein Zuckerdog: gele(Tocke Puppe), mit bunter Glasur gar lieblich ausstafflert. Fisch und Vogel auf den Springerles sind sehr alte Symbole, auch Baum und Blüte und das Kindle. Pferd und Hirsch hatten einst ihre besondere symbolische Bedeutung, Lamm und Taube kamen als religiöse Zeichen später hinzu, Das Wickel- kind, ein sehr altes Motiv, wurde als Christ- Kindle gedeutet, damit ist auch diese seltsame Form der Thorner Katharinchen, die sich bei uns ein wenig eingebürgert haben, Zu er⸗ klären. g Auch der volkstümliche Humor wurde nicht vergessen; das Brettener Hundle und die Cannstatter Mondléscher kommen auch auf dem Backwerk zur Geltung, das Urbänle fehlt so wenig wie der Heidelberger Zwerg FPerkgo. 5 Die Knusperhexe, der Struwwòelpeter und der Narre, der Nachtwächter und der Ulmer Aus- scheller, sie leben fort in den altüberlieferten Backmodeln und feiern zuweilen im weib nachtlichen Gebäck fröhliche Urständ'. Möch- ten doch viele Hausfrauen sich dieser Quelle echten Volkstums erinnern, es stün Reste um den gemütvollen r unserer In diesen Tagen sind die Menschen verwan- delt, sind anders als sonst. Sie sind umgäng- licher, wollen sich von ihrer guten und freund- lichen Seite zeigen. Der Chef ist anders, wenn auch nur für einen Tag, den letzten vor dem Fest. Er, der Unnahbare und Vielbeschäftigte, hat sich ganz leutselig mit dem Büroboten un- terhalten und ihn gefragt, ob nun seine Frau zu Weihnachten aus dem Krankenhaus ent- lassen würde. Und die beiden Prokuristen, die sich sonst gar nicht gegenseitig ausstehen Können, haben es fertiggebracht, friedlich mit- einander zu sprechen. Es ist, als ob die Menschen in diesen Tagen etwas suchen, was ihnen verlorengegangen ist in dieser harten Wirklichkeit, als ob eine Er- innerung da wäre von einer besseren Welt, wo mehr Friede, Freundlichkeit, Geduld und Langmut herrscht. Wer in diesen Tagen den Frieden stört, wer aufbraust und die Geduld Verliert, dem nimmt man es besonders übel. Wenn in dieser Zeit irgendwo auf der Welt Geschütze donnern und Menschen sich ver- wunden und töten, empfinden wir es doppelt schlimm. Wenn heute ein Mann daheim fort- läuft und Frau und Kinder allein feiern läßt, tut es doppelt weh. Die Herzen der auf der Menschen sind Suche, sind suchend unterwegs, Damals, in der ersten heiligen Nacht, in der der Heiland der Welt geboren wurde, waren auch viele Men- ging ging. schen unterwegs.„Und jedermann er sich schätzen ließe, ein je 5 Stadt.“ Es scheint, als ob es für immer di bleiben soll, in der die Mens g Sind. Sie suchen etwas, was ihre He Ler- loren haben. In dem Roman„Missa sine nomine“ erz Ernst Wiechert von einer Frau, die ihr. sucht. Sie ist eine von den Millionen Vertrie- benen, die sich auf den großen Treck nach dem Westen gemacht hatten. Ihr Mann, i ihr Heim und ihr ein und alles gewesen. Sie hatte geglaubt, daß ihr Herz bei ihrem Mann die Heimat fände., Sie hat ihren Mann im Westen wiedergefunden. Und in der ersten Christnacht in der neuen Heimat muß sie er- kennen: Sie hat sich getäuscht. Ihr Herz findet bei dem Mann die Heimat nicht mehr. Der Mann hat nur sich selbst mitgenommen, aber nicht die Heimat. Und während die anderen, die auch nur sich selbst mitgenommen haben, sich am heiligen Abend aufmachen, um zur Christvesper zu gehen, macht sie sich heimlich Auf einen anderen Weg. Sie will in die Heimat. Sie weiß, daß dort alles anders geworden ist, daz dort die Russen sind, daß dort vielleicht nur Trümmer sind. Das alles weiß sie. Aber Sie will heim. Nur einen Tag dort sein, ja nur einmal den weißen Sand der Heimat greifen und durch die Hand rinnen lassen. So sind wir alle unterwegs mit unseren Ge- Ganken, unseren Träumen, unseren Herzen. Bei manchen ist es nur ein Suchen in der Er- innerung nach längst entschwundenen Zeiten, da man als Kind von der Hand der Hltern am Weihnachtsabend vor den strahlenden Baum geführt wurde. Bei vielen ist es die Sehnsucht nach der verlorenen irdischen Heimat im Osten oder das Gedenken an liebe Menschen. Wir geben uns mit der Erinnerung zufrieden, mit ein paar friedlich-wehmütigen Gedanken. Wir sind nur zu Besuch in der Heimat unserer Der Alte stand am Rande des zugefrorenen Weihers und sah den Buben aus dem Dorf zu, die Schlittschuh liefen. Die Eisen kratzten über das Eis wie Griffel. Es schneite. Der Schnee hing dem alten Andreas einen Mantel um. Auch die Schläge der EKirchenuhr trugen den gleichen Mantel. Nur die Buben lachten hell und froh. Weihnachten verwan- delte ihnen die Schneeflocken in Vögel! Sie be- achteten den Alten nicht. Nur einer von ihnen näherte sich ihm, denn Andreas wohnte in einer Kammer auf dem Hof seiner Eltern. Er hatte den Hof verkauft, als er seinen Sohn und bald darauf die Frau verlor. Der Junge bremste scharf vor dem Alten und gab ihm übermütig einen Stoß. Andreas nahm die Hände aus seiner Joppe und richtete sich Auf: wie der Zweig einer verschneiten Tanne, den man von seiner Last befreit. „Du freust dich wohl auf Weihnachten?“ Fragte er. „Sehr!“ Der Junge hob sich für einen Augen- blick geschickt auf die Spitzen der Schlitt- schuhe. Sein Gesicht leuchtete vor Stolz und Anstrengung. Andreas nickte anerkennend. Aber der Junge schien die Bewegung seines Kopfes anders zu deuten; plötzlich sagte er: „Du tust mir leid! Ich möchte nicht so alt werden wie du.“ j Andreas konnte vor Ueberraschung nicht antworten.„So?“ brummte er nur. „Ja“, erklärte der Junge,„du sitzt Weih- nächten in deiner Kammer und bist allein.“ „Aber ich bin nicht allein“, widersprach der Alte heftig.„Gewiß nicht; ich habe mir ein paar Minuten aufgehoben.“ Der Junge lachte und sah Andreas ungläubig an. Dann wandte er den Kopf, denn seine Ka- meraden riefen nach ihm. „Also komm mit!“ sagte Andreas,„ich will dir etwas zeigen.“ Der führte ihn den Weg zur Mühle hinunter und zweigte dann ab in den Wald. Er lief vor- aus, mit weiten, mächtigen Schritten, daß der Junge sich eilen mußte, ihm nachzukommen. Und dann erreichten sie eine Lichtung, in der ein paar Tannen standen. Zu denen stapfte Andreas hin. Er schritt um die Bäumchen herum und war so in ihren Anblick versunken, daß er den Jungen ganz vergaß. 0 I Was ist nun fragte ex ungeduldig Herzen Herzen. Es genügt uns, für ein paar Stunden oder ein 0 ge freundlicher, juldiger, friedlicher zu N. Wir wollen nur der Sand der Heimat durch unsere! lassen. Dann aber müssen wir ur in die harte Wirklichkeit zurückfinden Es ist nur ein kurzer Abstecher in das Traum- und Wunschland, in das Land Utopia. doch wieder 7 Die schönste Geschichte der Welt ist di sind unterwegs Dann müssen wir wieder zu uns selbst kom- 5 kommen der Chef und seine zu sich selbst. Der gar er in seiner Härte und 17 Hetze Haus und Familie zieht wieder Ton ein. Es ist ja nicht der und auch der alte, a Fall, dag fühlen. Iin uns bei dem alten Ton wohl- Jegenteil, der reißt an uns, macht e Weihnachtsgeschichte. Wunderbar hat der Meister des Kefermarkter Altars die biblische Erzählung von der Geburt Christi am Ausgang des 15. Jahrhunderts in Lindenholz geschnitzt. „Das bier“, besann sich Andreas und zeigte auf die Bäumchen,„das hier ist mein Weih- nachtswald.“ „Hm“, zweifelte der Junge,„das sind Tan- nen, einfach junge Tannen.“ Andreas schüttelte den Kopf.„Nein“, meinte er,„das sind Erinnerungen.“ Er lächelte selt- sam und zeichnete mit seinem Stock Figuren in den Schnee. Dann wurde er ernst.„Was macht ihr nach dem Fest mit eurem Weih- nachtsbaum?“ wollte er wissen. „Sobald ich nur ein wenig hinstoße, ist der ganze Boden voll Nadeln“, sagte der Junge. „Mutter ärgert sich darüber, und wir verbren- nen ihn schon bald.“ „Siehst du“, sagte Andreas,„ich hebe ihn auf!— Jedes Jahr holte ich mir früher ein junges Bäumchen aus dem Wald. Mit den Wurzeln kam es in einen Topf. Nach dem Fest trug ich es zurück und pflanzte es in diese Lichtung.“ 2 „Acht sind es“, hatte der Junge inzwischen gezählt,„acht, aber eines ist eingegangen.“ „Ja, nickte Andreas,„aber das war auch ein sehr trauriges Weihnachten. Aber sieh diesen an!“ „Was ist mit ihm?“ drängte der Junge. „Damals schnitzte ich die letzten Krippen“, erinnerte sich der Alte.„Die Bank, an der ich Salß3; das Holz, die Messer und der Leim. Ich rieche noch den Leim! Und die Abende in der Stadt. Mein Stand auf dem Markt. Pferde- schlitten, Glocken, Menschen mit bunten Pa- keten und Kinder, die überall stehen bleiben wollen.— Und am Heiligen Abend wartete sie auf mich. Sie wartete auf mich und hatte aus Silberpapier Sterne geschnitten, die an roten Schnüren hingen. Der Junge starrte den Alten an, der von Baum zu Baum schritt und erzählte. „Meistens sind es nur Kleinigkeiten“, sagte der Alte,„nur Minuten, aber man muß sie auf- heben— wie die Bäume. Es gibt so viele Mi- nuten in unserem Leben, aber jede Minute, die du gelebt hast, ohne sich ihrer schämen zu müssen, ist eine von den Minuten, die wir prauchen, wenn nichts anderes mehr bleibt.“ Schweigend machten sie sich auf den Heim- Weg. Hand in Hand.„ 5 Foto: Marburg Die aufbewahrten Minuten des alten Andreas Eine besinnliche Festtagserzählung von Hans Herlin Andreas achtete nicht auf den Weg. Er hielt den Kopf erhoben und blickte wie suchend in die Höhe. Der Junge folgte seinem Blick, bis ihm die Augen vom scharfen Wind tränten. Er EKniff die Lider zusammen, und obwohl er nichts entdecken konnte, war er davon über- zeugt, daß der Alte auch dort oben eine seiner seltsamen Minuten aufbewahrt hatte. Er ver- stand die Worte des Alten noch nicht, aber vielleicht spürte er, daß dies eine der Minuten War, an die er sich später erinnern würde. Meine bayrische Puppe] von Hera Gtandt Die Kerzen waren langsam herunterge- prannt. Hier und dort zwischen den Zweigen flackerte eine blaue Flamme, glühte ein Docht noch eine kleine Zeit, bevor alles erlosch. Mut- ter hatte am Tisch die Lampe angezündet und die alte Nußgbaumtruhe mit den Fotografien und Briefen vor sich hingestellt, die sie immer in dieser stillen Stunde des Heiligen Abends beim Verglimmen der Kerzen zu öffnen pflegte. Das Zimmer war erfüllt vom Duft geschmol- zenen Wachses, manchmal knisterte ein Tan- nenzweig, der einen zu schweren Weihnachts- Apfel trug. Alles War so friedlich und warm, nur in mei- nem Herzen nagte eine Enttäuschung: Die bayerische Puppe, die ganz oben auf meinem Wunschzettel gestanden hatte, war nicht echt. Es War meine alte Gustel, die Mutters geschickte Hände„auf bayrisch“ hergerichtet hatten, mit knappsitzendem Mieder, weitem Trachtenrock Die„echten bayrischen“, so hatten Erika und Else mich belehrt, kamen direkt aus München und kosteten ein Heidengeld. Sie mußten knallrote Backen haben und ihre runden, pral- len Arme mit kraftstrotzender Gebärde in die Hüften stemmen. Auf den Hüten trugen sie richtige kleine Gamsbärte und am Mieder ein Schildchen mit dem Stempel„Original bay- risch“. Da hockte ich nun unter dem Christbaum und betrachtete meine herausgeputzte Gustel voller Kummer. 5 Verstohlen rieb ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel, aber Mutter bemerkte es gott- lob nicht. Sie war eingenickt. Wie schon im vo- 7... —— b ral. uns fertig. Diese Hetze und Härte in der Ar- beit, die Anforderungen, die an uns gestellt werden, die Verantwortung, die sich täglich auf uns legt— wir wissen, daß das ein un- guter und unnormaler Zustand ist. Das wissen die Aerzte schon längst, daß die Herzkrankheiten, die die Mehrheit der heu- tigen Erkrankungen stellen, nicht nur ein fach daher kommen, daß die Menschen viel arbei- ten müssen. Sondern es ist der innere Ueber- druck der Menschen, die Verkrampfung, die dabei den Ausschlag gibt. Es ist eine tief ver- ankerte Erkrankung auf seelisch- geistigem Gebiet! Der Mensch will sich selbst erhé en mit seiner Arbeit und seinem Eifer, er kreist um sich selbst, er kann nicht aus sich heraus. Er bleibt in der Enge seiner Person gefangen. Es kommt nicht von ungefähr, daß eine ga ze Anzahl dieser Krankheiten in ihrem Namen das Wort„Enge“ führen(„Angina“)! Die Freundlichkeit, Leutseligkeit und Offen- heit, zu der die Menschen in diesen Weih- nachtstagen zurückfinden, sollen eine Antwort darstellen auf die Weihnachtsbotschaft von der Freundlichkeit Gottes, der sich zu den Menschen herabläßt. Doch da ist ein Unter- schied: Was bei uns nur eine vorübergehende Erscheinung ist, ein kurzer Besuch in einem Traumland, der vergeht, wenn die Kerzen am Baum verléschen— bei ihm ist es die Freund- lichkeit und Herablassung, die dauernd ist. Die Weihnachtstatsache, daß Gott diese Welt micht allein läßt, sondern mitten hinein kommt und darin bleibt, ist nicht eine gelegentliche, wohlwollende Herablassung, wie ein Herr- scher gelegentlich auch mal mit einem ein- fachen Mann von der Straße spricht, oder der Cbef auch mal mit dem Büroboten und Portier, Sondern Er hat Ernst gemacht. Er ist wirklich So, es ist sein Wesen. Er ist immer unterwegs, um den Menschen zu suchen und bei ihm zu sein. Er ist so sehr darauf bedacht, bei den Menschen zu sein, daß er sich in einem klei- nen Kind den Menschen ausliefert, sich er- niedrigt, sich hilflos macht. Gottes Herz ist unterwegs zu den Menschen hin, wie das Herz eines Liebenden unterwegs ist, das Geliebte zu suchen, wie Liebe keine Bedenken hat, sich Bilflos auszuliefern. Weihnachten ist ein Ruf zur Wandlung der Herzen, damit sie dem Herzen Gottes gleich werden. Es ist der Ruf und die Einladung, die Verkrampfung zu lösen, die Ichbezogenheit, die Sucht, Verantwortung und Aemter und Arbeit auf sich zu ziehen, um sich selbst zu erhöhen. Wir wollen„gesinnt sein wie er auch war“, der seine Macht und Hoheit nicht„wie ein Raub hielt“. Wir sollen göttlicher Art sein. Wir sollen seine Kinder werden. Durch die Jahrhunderte hindurch haben sich die Ausleger der Bibel den Kopf zerbrochen, Wie man ein Wort der Weihnachtsbotschaft verstehen und übersetzen soll:„... Friede auf Erden den Menschen, die guten Willens sind“ (Vulgata) oder„Friede auf Erden den Men- schen, bei denen der gute Wille(das Wohl- gefallen) Gottes ist“. Rein sprachlich ist beides möglich. Aber auch dem Sinne nach schließt eine Deutung die andere nicht aus. Der gute Wille Gottes zu den Menschen hat seine Manifestation in dem Ereignis der Menschwerdung gefunden und schafft die Vor- aussetzung, daß die Menschen nun ihrerseits freundlich und voll guten Willens zueinander sein können, daß sie sich lösen können aus 5 ihrer Verkrampfung. Eines hängt am anderen, So wie ein Magnet ein Eisenstück anzieht und dabei dieses magnetisch macht, daß es wieder- um andere Eisenstücke anziehen und halten kann. Auch in dieser heiligen Zeit werden unsere Herzen wieder unterwegs sein, wird sich manches lösen, was verkrampft und ichbezo- gen bei uns war. Es soll nicht nur ein kurzer Traum sein, sondern eine bleibende Verwand- lung, unsere Herzen sollen bleibend und dau- ernd verwandelt werden. Der Ewige kommt in unsere Zeit, damit wir Zeitmenschen Fin der Gottes und Ewigkeitsmenschen werden. Johannes Baudis — beinahe in jedem Jahr nach der Bescherung hatte die Müdigkeit Mutter überwältigt. Ihr Kopf ruhte an der Lehne des Stuhles, ihre Hand mit der abgenommenen Brille lag auf Vaters Bild. Mein Blick blieb hängen an dieser Hand, an diesen mageren Fingern, über denen die Haut sich ein wenig gerötet und rissig spannte. Ich war noch ein kleines Ding, unwissend, ver- spielt und voll kindlicher Eitelkeit, jetzt aber zum erstenmal eindringlich angesprochen von der herben Schönheit dieser verarbeiteten Mutterhand. Wieder atmete ich den Duft der Kerzen, hörte den scharfen Wind und sah die glitzernde Glasur des Frostes an den Scheiben. Ich be- griff, wie ich es noch nie begriffen hatte, das Glück des Geborgenseins inmitten der dunk- len eisigen Welt, ein Glück, das allein diese rauhen Hände dort für mich bereiteten und bewahrten. Aufblickend aus meiner Versunkenheit be- gegnete ich Mutters Augen. Sie war wach und betrachtete mich wohl schon eine Weile auf- merksam und ernst. In verlegenem Eifer wandte ich mich wieder meiner Puppe zu. „Schön ist die Gustel, Mutter.“ „Aber doch nicht echt, Kind, nicht original bayrisch. Gefällt sie dir trotzdem?“ „Tausendmal schöner als die dämlichen ech- ten, Mutter.“ 5 Während ich die Worte aussprach, hörten sie schon auf, eine Lüge zu sein. Mutter blickte mich an, immer noch nach- denklich und ernst, allmählich aber verstehend A — T 88 HGA A5 G r W n ner „eee. eee es S Auf der insel Male gibi es nur drei Aufos Paradies im Indischen Ozean Noch schweben Drachen über der Stadt, bald aber werden Flugzeugmotoren donnern Zu diesen Inseln fährt kein Dampfer, fliegt Kein Flugzeug. Ihre Bewohner zählen zu den Slücklichsten Menschen der Erde. Von Zivili- Sationskrankheiten haben sie noch nie etwas gehört und von Weltkrisen erfahren sie in der Regel erst, wenn sie bereits wieder vorüber Sind. Dieses kaum bekannte Paradies sind die Malediven im Indischen Ozean. Sie bestehen Aus 17 größeren und über 2000 kleinen Koral- leninseln. Auf ihnen leben insgesamt etwa 90 000 Menschen. Herr über das Inselreich ist der Sultan Al Amir Mohammed Farid Did. Bis 1953 war es Ein englisches Protektorat, doch dann wurde Es eine selbständige Republik. Der große Tag der Unabhängigkeit wurde gebührend ge- feiert, aber dann fanden die Inselbewohner, Gaß dieser Schritt ihnen nichts gebracht hatte, Was sie nicht schon besaßen. Von einer eng- Tischen Herrschaft hatte sowieso nicht die Rede Sein können; denn es gab nicht einmal einen Gouverneur oder sonst einep Vertreter der Dritischen Krone auf den Inseln. Nun aber, nachdem die Republik ausgerufen worden War, interessierte sich Indien plötzlich für das Inselreich, Kurzentschlossen flüchteten sich die Inselbewohner wie Küken wieder in das warme Nest der englischen Henne. Sie beantragten, Wieder ein Protektorat sein zu dürfen- etwas, was im Zeitalter des Nationalismus der Farbi- gen einmalig ist. Der Sultan und die Regierung haben sich Zuf der Insel Malé niedergelassen. Dort kann man Minister stolz mit dem Fahrrad durch die Straßen fahren sehen. Lediglich der Sultan mat ein Auto, aber beileibe keinen Luxus- Wagen. Außbßer diesem Gefährt gibt es auf der sel nur noch drei Lastwagen. Verkehrspoli- Zisten erübrigen sick dementsprechend. Die wenigen Weißen, die sich bisher auf Giese Inseln verirrt haben— die einzige Ver- bindung mit dem indischen Festland ist ein Altertümliches Segelschiff— sind sich einig Garüber, daß die Malediven der Vorstellung Ins vom irdischen Paradies am nächsten kommen. Wohin das Auge auch blickt, überall sieht man farbenprächtige Orchideen, Die Frauen der Inseln scheinen das Geheimnis der ewigen zu- gend zu kennen. Bis zu ihrem 40. Lebensjahr sehen sie so jung aus, daß man sie für Mäd- chen halten kann. Der Sultan ist ein gebildeter Mann. Er hat in Ceylon und Aegypten studiert, spricht eng- lisch und französisch. Ihm ist zu verdanken, daß 90 Prozent seiner Untertanen lesen und schreiben können. Obwohl die Inselbewohner moslemisch sind, werden auch die Mädchen in die Schule geschickt. Allerdings gehen sie erst abends, wenn es dunkel ist, zum Unterricht, denn den moslemischen Traditionen entspre- chend schickt es sich für Mädchen und junge Frauen nicht, sich tagsüber in der Oeffentlich- keit sehen zu lassen. In der Hauptstadt des Inselparadieses erin- nert eine alte Bronzekanone an die portugie- sische Herrschaft. Die Portugiesen waren die einzigen Europäer, die die Inseln mit Gewalt besetzten. Die sonst sehr friedlichen Insulaner fanden Fremdherrschaft nicht nach ihrem Ge- schmack und brachten eines Nachts alle Por- Poter Borrelli hoxte den Bandenchel nieder Junger Geistlicher vertauschte Soutane mit dem Seemannspullover Zwischen 120 Strolchen und solchen, die es gewesen sind, schläft Nacht für Nacht Pater Zorrelli in einer seiner beiden„Häuser für Strolche“ in Neapel. Vor einigen Jahren verbrachte er seine Nächte allerdings noch im Freien, in jenen Ta- gen, da er das große Wagnis begann, mitten unter jugendlichen Verbrechern, einsamen Waisen und handfesten Raufbolden sein Mis- sionswerk auszuüben. Zwei Monate lang war er nachts mit der Kamera durch die Slums von Neapel, seiner Heimatstadt, gestrichen, im Aukzug eines Strolches, wie man sie dort zu Hunderten und Tausenden sieht, um die Bilder seinem Bi- schof zu zeigen und von ihm die Genehmigupg zu erbitten, in diesem Bezirk als Arbeiterprie- ster wirken zu dürfen. Mit der Erlaubnis seines Kirchenoberen und dem Wissen, daß er unter Umständen mit sei nem Leben spielte, schlüpfte Borrelli in e alten Seemannspullover, setzte eine schmud- delige Matrosenmütze auf den blonden Kopf 5„ Jagd got die Reichtümer der Erde Venezuela sucht neue Einnahmequellen in der„Verlorenen Welt Venezuela, eines der reichsten Erdöl-Länder Ser Erde, ist dabei, neue Reichtümer zu gewin- men. Wissenschaftler und Techniker verschie- dener Bergwerks- Gesellschaften stoßen plan- mäßig in das fast unerforschte Gebiet südlich des Orinoco und beiderseits des Paragua- und Caroni-Flusses vor. Dort, inmitten des Guiana Dschungels, liegt die Hochebene der„Verlore- men Welt“, 2000 Meter hohe Gebirgszüge mit unermeßlichen Vorkommen an Eisen, Gold, Diamanten, Bauxit, Titan und Nickel. Im Jahre 1934 war zum erstenmal von der „Verlorenen Welt“ die Rede, als ein venezola- mischer Pilot mit einer Sportmaschine auf der Hochebene landete und die ersten Vermessun- gen vornahm. Ein Amerikaner, Jimmy Angel, 52 110 berichtete 1940 von den dort entdeckten 1000 Meter hohen und jetzt nach ihm benannten Wasserfällen. Nach dem letzten Weltkrieg be- gannen bei El Pao und Cerro Bolivar die ersten Schürfungen, die alle Vorstellungen übertra- fen. Im vergangenen Jahr wurden in diesem Raum 15 Millionen Tonnen en gefördert. Venezolanische Experten schätzen die Vor- kommen auf zwei Billionen Tonnen. Ermutigt durch die reichen Pfründe, stießen die Bergleute tiefer nach Süden vor, gründeten El Trueno und Puerto Ordaz. Die venezolani- sche Regierung, die an einen planmäßigen Abbau der Erze im Hochland von Gran Sabana denkt, prophezeit, daß die heute 10 000 Ein- Wohner zählende Stadt Puerto Ordaz in zehn Jahren wenigstens 100 000 Bürger haben wird. und zog zerlöcherte Schuhe an. Mit dem Habi- tus der Ausgestoßenen nahm er auch ihre Le- bensweise an: Er bettelte um das tägliche Brot, sammelte auf den Straßen Zigarettenkippen, übernachtete einmal hier, einmal dort in einem dunklen Winkel oder in einer Ruine und raufte wacker mit, wenn die Burschen unter- einander Streit bekamen. Dabei zeigte der an Sich schmächtige junge Geistliche auch vor dem Stärksten keine, Scheu, und eines Tages schlug er bei passender Gelegenheit sogar den Ban- denchef, dem er unterstand, mit den blohen Fäusten nieder. Immer mehr gewann er das Vertrauen seiner seltsamen Umgebung. Eines Tages lüftete er Jann sein Geheimnis, und seine Erwartungen tätigten sich: Viele der jungen Menschen, bislang auf Abwegen waren, blieben bei ihm, legten mit Hand an beim Ausbau einer Ruine, die das erste„Haus der Strolche“ in Neapel wurde. Inzwischen gibt es schon ein zweites, in dem jetzt 120 junge Menschen von Sieben bis zwanzig Jahren unter Führung Don Vesuvios, wie die jungen Burschen den Pater Wegen seines vulkanischen Temperaments nennen, ein sauberes Leben führen oder zu führen sich bemühen. Ganz ohne Rückschläge ging das natürlich micht. Neben den vielen Freuden mit den einem anständigen Leben Zurückgewonnenen mußte Pater Borrelli auch einige Enttäuschungen in Kauf nehmen. Mancher wurde rückfällig. Rückschläge können den jungen Geistlichen Aber nicht von seiner Aktion abbringen. Zu Viele Gegenbeweise—„Es gibt keinen wirk- lich schlechten jungen Menschen!“ sagt er— bestätigen ihm Richtigkeit und Notwendigkeit seines Unterfangens. Und wenn er jetzt nachts mitten unter den Strolchen schläft, die er auf der Straße und im Dunkel der Nacht aufgelesen hat, wenn er sie in sauberen Betten einem neuen Tag ruhig entgegenschlummern sieht, dann weiß er, dag seine Tage und Wochen in den Slums von Neapel nicht umsonst gewesen sind. tugiesen um. Seitdem hat es keine Invasion mehr gegeben. Aus irgendeinem geheimnisvollen Grunde wird vor den Küsten der Inseln immer wieder Amber angeschwemmt. Diese wachsartige Substanz, ein Sekret des Spermwales, ist kost- parer als Gold. Sie wird bei der Herstellung hochwertiger Parfums als Fixativ verwendet. Die Freitag-Moschee von Male Der Nationalsport der Inselbewohner ist das Drachensteigenlassen. Es ist nicht nur ein Sport, sondern sogar eine Leidenschaft. Selbst der Postamtsvorsteher von Malé huldigt ilir, und das während der Dienstzeit. Während er an seinem Schalter sitzt, hält er das Ende der Drachenschnur in den Händen. Die Schnur geht durch das offene Fenster zum Drachen. Da im Postamt ohnehin nicht viel Betrieb ist, Hat der gute Mann genug Zeit für sein Stek- kenpferd. Die paradiesische Abgeschiedenheit geht lei- der auch für die Malediven zu Ende. Der Sul- tan schloß mit den Briten einen Vertrag ab, nach dem die Engländer auf Malé einen Flug- stützpunkt einrichten dürfen. Damit dürfte auch in diesem Paradies die Technik und die Zivilisation ihfen Einzug halten— leider, sagen die Freunde der Romantik. Ende des redokfionelſen Teils Optimale Bodenfruchtbarkeit steigert die Ertragsleistung und verbilligt die Düngungsmaßnahmen Zur Erzielung gleichmäßig hoher Ernten mit Möglichst geringen Unkosten, kommt es immer Wieder darauf an, den Acker in einer zweckmäßi- gen Fruchtfolge so zu bestellen, daß die im Wech- Sel in den einzelnen Jahren angebauten Feld- Früchte sich gegenseitig ergänzen und durch folge- richtige Düngungsmaßnahmen die Bodenfrucht- Darkeit erhalten und gemehrt wird. Um die optimale Bodenfruchtbarkeit zu er- reichen, muß vor allen Dingen der Kalkzustand in Ordnung sein. Mehr und mehr gehen daher Viele bäuerliche Betriebe dazu über, ihre gesamte 1jand wirtschaftliche Nutzfläche in regelmäßigen Abständen auf ihren Gehalt an Kalk, Phosphor- Säure und Kali untersuchen zu lassen. Dadurch ist es möglich, sich einen Ueberblick über Menge und Form der notwendigen Grundnährstoffe Phosphorsäure, Kali und Kalk zur Erzielung des Für die einzelnen Kulturpflanzen bestmöglichen Reaktionszustandes vorzunehmen und vor allem Auch die so wichtige Phosphorsäure, die in Form des Thomasphosphates besonders preisgünstig ist, ausreichend und zeitig verabfolgen zu können. Ist erst einmal die Bodenfruchtbarkeit in Ord- nung und durch entsprechende Aufkalkung die richtige„Bodenstimmung“ erreicht, so lassen sich auch die sogenannten physiologisch sauren Stick- Stoffdünger, wie sie beispielsweise im Ruhr-Am- moniak(21 Prozent N) und im Ruhr-Montan(26 Prozent N) auf den Markt kommen, mit bestem Er- Tolg verwenden, Die Anwendung dieser Stick- Stokfdünger hat den besonderen Vorteil, daß sie gegenüber den salpeterhaltigen N-Düngern we- Sentlich billiger sind Auf der anderen Seite wer- Gen sie aber auch durch die im Boden enthaltenen Ton-Humus-Komplexe besser festgehalten und unterliegen weniger der Auswaschung. Das spielt insbesondere auf den leichteren Böden eine große Rolle. Man kann diese Stickstoffdünger daher auch Dereits zum kleineren Teil zur Herbstbestellung zw. Herbstfurche verabfolgen, die Hauptmenge Aber im zeitigen Frühjahr streuen und so die ideale, langsame aber gleichmäßige Stickstoff- versorgung unserer Kulturpflanzen sicherstellen. In der heutigen für die Landwirtschaft schwierigen Zeit dürfte aber auch neben den pflanzenphysio- logischen Gesichtspunkten die Preiswürdigkeit Gieser Dünger eine besondere Rolle spielen. Immer aber ist der Stickstoff als wertbestim- mender Faktor aller Düngungsmaßnahmen aus- Schlaggebend für den Erfolg. Dem richtigen und Vor allem aber dem ausreichenden Einsatz dieses Düngers ist daher besonderes Augenmerk zuzu- wenden. Im Bundesgehlet werden im Durchschnitt aller Kulturen bisher leider erst 37 kgüha Stick- Stoff verabfolst, während unsere Intensivgebiete pereits einen Aurchschnittlichen Verbrauch von über 70 Kgha aufweisen und bekanntlich auch in ihrer Erntehöhe an der Spitze des gesamten Bun- desgebieter stehen Hier liegen also für Weite Ge- biete noch groge Produktions- und Einnahme- reserven, die as zu erschließen gilt. Entscheidend wirc es aber immer sein, daß es gelingt durch richtige Fruchtfolge, Bodenbearbei- tungs- und Düngungsmaßnahmen dem optimalen Fruchtbarkeftszustand und der richtigen Boden- stimmung nabezukommen, um dann die s Wir- kungsstarken und preisgünstigen physiologisch sauren Dünger wie Ruhr-Ammoniak und Ruhr- Montan arfole vinsetzen zu können. Die NEFF- Gefriertruhe 58 Werkfoto: Neff Das Gefrieren und Lagern in einer Gefrier- truhe stellt die zweckmäßigste und modernste EKonservierungsmethode dar,. Die ursprüng- liche Form, der Geschmack, die Farbe und die Konsistenz der Nahrungsmittel bleiben weit- gehend erhalten. Die Arbeit des Einfrierens ist wesentlich geringer als bei jeder anderen EKonservierungsart. Vitamingehalt und Nähr- Wert sind fast der gleiche wie irn frischen Zu- stand. Nennenswerte Gewichtsverluste treten nicht auf. Die NEFF- Gefriertruhe eignet sich gleichermaßen für den Landhaushalt zur Dek- Kung des eigenen Bedarfs als auch zur Lage- rung von Tiefkühlobst beim Einzelhandel, in Hotels, Gemeinschaftskiichen usw. Neben Fleisch und Fleischwaren können auch fertige Speisen, Obst und Gemüse eingefroren und gelagert werden. Sie Waren wirklich Prachtkerle Aber außerdem waren sie bei der Krankenversicherung leider unterversichert Jeden Abend, wenn er vom Büro nach Hause kam, wartete sein fünfjähriger Junge Zuf ibn. Das Programm sah dann eine ge- meinsame Spielstunde mit Michael vor. Der Vater nannte das entschuldigend„Medizin ge- gen Managerkrankheit“. Und wenn die beiden es zu toll trieben und die Mutti kopfschüttelnd die Szene betrachtete, erhoben sie sich und sagten mit einstudierter Unschuldsmiene:„Sind Wir nicht Prachtkerle?“ Worauf sie mit leicht ironischem Unterton sagte:„Ihr wärt noch viel bessere Prachtkerle, wenn Ihr Euch weniger laut verhieltet...“ Einmal aber gab es keine Spielstunde. Mi- chael war nachmittags auf der Straße vor ein Auto gelaufen, der Fahrer hatte nicht mehr bremsen können... Als man den Jungen ins Krankenhaus brachte, sah es zunächst böse aus. Aber am Abend meinte der Arzt am Bett des arg mitgenommenen kleinen Michael— ein eingegipstes Bein, um Schulter und Kopf ein dicker Verband—, es sei gerade noch mal gut abgelaufen. Der Arzt hatte recht und doch auch wieder unrecht. Michael hatte die Folgen des Unfalls nach einigen Wochen fast ganz überwunden. Aber mit der Krankenhausrechnung und der Versicherung erlebte der Vater eine unange- nehme Ueberraschung(und dabei hätte er stets geschworen, daß ihm so etwas nicht passieren könne): er stellte nämlich zu spät fest, daß er und seine Familie unterversichert waren. Er hatte jahrelang Beiträge bezahlt, immer schön in derselben Höhe, und natürlich gemeint, es sei alles in Ordnung. Tatsächlich war die Sa- che jedoch nur halb in Ordnung. Der Versi- cherungsschutz, der vor einigen Jahren noch ausreichend gewesen war, reichte nicht mehr Aus; die stark gestiegenen Krankenhauskosten 2. B. wurden davon nicht mehr voll erfaßt. Und als seine Frau ihm auch noch sagte:„Hast Du denn eigentlich nicht gelesen, was die Ver- sicherungsgesellschaft Dir dauernd geschrieben hat, Du solltest mal nachprüfen, ob Du nicht Uunterversichert bist?“, ärgerte er sich „Schwarz“. Uebrigens nicht über seine Frau, die völlig recht hatte, sondern über sich selber — Und sorgte bei seiner Versicherungsgesell- schaft schleunigst dafür, daß der„Fall“ end- lich in Ordnung kam. Seitdem wird auch wieder jeden Abend ge- spielt. Und manchmal geht es wieder sehr laut Zu. Aber als sie kürzlich auch wieder ihr be- liebtes„Sind wir nicht Prachtkerle?“ anbrach- ten, meinte die Mutti seufzend:„Mit der Kran- Kkenversicherung ist ja jetzt zum Glück alles in Ordnung— aber bei Euch müßte man auch noch eine Versicherung gegen die Folgen von Lärm beim Spielen abschließen.“ Eine Hilfe auch für Sie! Ein wenig UHU-Line aus der Tube gedrückt, mit Wasser ange- rührt und auf die Kleidung auf- getragen: das Bügeln geht dann wie„beflügelt“! Foto: Stereo-Truhe 8 8 eine Luxustruhe für besonders hohe Ansprüche, 2 getrennte Ver- stärkerkanäle und Gegentaktend- stufen mit je 15 Watt Ausgangslei- stung, Lautsprecherkombination mit 9 Systemen, davon als Tru- henlautsprecher ein Tiefton und 4 Mittel-Hochton in Stereo-An- ordnung sowie 2 Seiten-Außen- lautsprechergehäuse mit je 2 Mit- tel-Hochton-Systemen für Stereo- Effekt. Phonoteil: Stereo- und Einkanal- Plattenspieler. Einbau Tonbandgerät„Magnetophon 85 Stereo“ vorbereitet, Gerät für Einkanal-Aufnahme und Wie- Arzte meinen: Heilkraft liegt, besonder bal Herz- und Kreisloufschwche, im gesdaden Schief. Nichte bei ge- schlossenem fenster schlefen! Auch nachts för gute Houtetmung torgenl Denn es gilt, das Blut mh obe- stoff anzureichern. Fedetbhs ten, dag: lich gelüftet, speichern jedes mo!“ Scverstoff guf und geben ibn an den Körper ab. Federbetten e wWwaärmen 8 N te irten wohltuend oo klerz und Kreislod eee . ddergabe und Stereo- Wiedergabe. SPORT UND SpPIEl. Der Sport an den Weihnachtst Den Skisportlern fehlt Schnee— Nur Freund- schaftsspiele auf dem Fußballprogramm Der Terminkalender der Skisportler weis! für die Weihnachtsfeiertage die ersten Ski springen und Langläufe auf. Allerdings scheint Frau Holle es mit den Anhängern des weißen Sports nicht allzu gut zu meinen. So ist es noch fraglich, ob das traditionelle Weih- nachtsspringen auf der kleinen Olymp Schanze in Garmisch- Partenkirchen, der in- ternationale Sprunglauf in Ober Wiesenthal Erzgebirge) und die übrigen Ski-Rennen Stattfinden können. g er haben es die Eishockeyspieler, die durch ihre Kunsteisbahnen von der Witterung ziemlich unabhängig sind. Im Spiel um die deutsche Eishockey-Meisterschaft(Bundesliga). Stehen sich am ersten Feiertag im Olympia- Eisstadion von Garmisch- Partenkirchen Alt- meister Sc Riessersee und der Titelvertei- diger EV Füssen gegenüber. In der Dortmunder Westfalenhalle rollt der „Große Weihnachtspreis der Steher und Flie- ger“ mit den Radweltmeistern Rousseau Frankreich) und Bucher(Schweiz) ab. Das Fußball- Programm beschränkt sich Während der Weihnachtstage auf Freund- schaftsspiele. Interessantester ausländischer Fußballgast ist Vasas Budapest, der am er- sten Feiertag bei München 1860 zu Gast ist. Auf Auslandsreisen befinden sich u. a., der SSV Reutlingen(in England), der T. FC Nürn- berg(in Spanien) und die SpVgg Fürth(auf der Insel Malta). Eine deutsche Nachwuchs- Auswahl tritt am zweiten Feiertag ihre Reise nach Agypten an, wo sie zwei Spiele gegen Agyptische Auswahl- Mannschaften bestreitet. Nationalriege turnt in Stuttgart Olympisches Pflichtprogramm auf dem Killesberg Vom 26. bis 30. Dezember tagt in Stuttgart das technische Komitee im internationalen Turnverband und wird sich in nicht öffent- lichen Beratungen mit den Vorschlägen für die olympischen Pflichtübungen befassen. Um dem Komitee, zu dessen sieben Mitgliedern auch der Kunstturnwart des Deutschen Tur- nerbundes, Rudolf Spieth(Eglingen), gehört, ein anschauliches Bild zu vermitteln, wird die deutsche Nationalriege bei dieser Gelegen- heit die Vorschläge vorturnen. Die Riege hat Sich inzwischen in Langerfeld bereits mit den zum Teil recht schwierigen Ubungen befaßt, Der Schwäbische Turnerbund benutzt die Tagung außerdem als Anlaß zu einer Ver- anstaltung am Sonnabend auf dem Killesberg, in deren Mittelpunkt ein Eürt Irmen der deut- schen Nationalrie 1 ge ist in letz- ter Zeit radikal verjüngt worden und gehört mit einem Durchschnittsalter von 23 Jahren jetzt zu den jüngsten der Welt. In Stuttgart turnen: Philipp Fürst(Oppau), Heini Kurrle(Stuttgart), Günter Lyhs(Gel- senkirchen), Lothar Lohmann(München), Karl Bohnenstengel(Bruchhausen), Günter Ja- koby(Oppau), Friedhelm Irle(Klafeld), Rein- hold Grobortz(Iserlohn), und Helmut Hillen- brand(Berghausen). Johansson ist Schwedens Sportler des Jahres Die schwedischen Sport journalisten haben den Europaboxmeister im Schwergewicht, In- gemar Johansson, mit 677 Stimmen zum Sportler des Jahres gewählt. An zweiter Stelle rangiert der Hochspringer Richard Dahl (584) vor dem Ski- Weltmeister im 50-km- Dauerlauf Sixten Jernberg(519) und dem Fußballspieler Gunnar Green(477). Erst an Fünfter Stelle rangiert der Tennisspieler Sven Davidson(390). Es folgen die Schwimmerin Kate Jobsen(367), der Mittelstreckler Dan Waern(344%), die beiden Fußballspieler Orvar Bergmark(240) und Kurt Hamrin(230) und der Tennisspieler Ulf Schmidt(144). Dreizehn Paare beim Kölner Sechstagerennen 6 gemischte und 7 deutsche Mannscha — Bahnländerkampf der Amateure Am zweiten Weihnachtsfeiertag(26. Dezem- ber) wird in der neuerbauten Kölner Sport- halle das erste Sechstagerennen in der Dom- stadt nach dem Kriege gestartet. Dreizehn Paare wurden verpflichtet, die sehr interes- sante Kämpfe erwarten lassen, denn diesmal paarte man die ausländischen St: 1— nungsvollen deutschen Nachwuchsfahrern. Sechs gemischte Mannschaften treffen sich mit sieben rein deutschen Paaren, unter denen die Bugdahl/ Petry wie- neuen deutschen Meister der die erste Rolle spielen sollten. In der Geschichte der Kölner Sechstage- rennen ist diese Veranstaltung die siebente und sie endet erst am Neuz abend des kommenden Jahres. Dann sich wiesen haben, ob sic deutscher Fahrer auf ihre at i stellen wußten, j Stunden es lernten 8 die Runden auf der Holz! zu drehen, wie es die Großen seit Jahr und Ta ig vermögen. Ei Voraussage ist kaum 2 al endes sollte der Kampf ster Linie zwischen van Steen! keller(Belgien /K Roth Don(Se weiz Köln), Schulte /M li(Holland Dortmund) und Bugdahl/ Petry(Berlin/ Wiesbaden) ge- führt werden. Den Auftakt des Sechstagerennens ein Bahn-Länderkampf z Hen den Ama- Wobei Braten- (Mann- rf von Deutsc teuren and und 12 linden, van B denbroeck Van- Uggenhout, und Hannover will Deutschland— Polen Wie der erste Vorsitzende des Niedersächsi- schen Fußball- Verbandes(NFV), Karl Laue, in der Sportschule Barsinghausen bekanntgab, bemüht sich der NFV für Hannover um die Organisation des Fußball- Länderspiels zwi- schen Deutschland und Polen im Mai 1959 beim Deutschen Fußball-Bund. Drei Monate Sperre für Bögelein Drei Monate lang muß der süddeutsche Oberligist SSV Reutlingen ohne seinen inter- nationalen Stammtorwart Karl Bögelein aus- kommen. Der Ballwurf Bögeleins in das Ge- sicht des Schiedsrichters beim Punktespiel gegen seinen alten Verein VfB Stuttgart am 22. November wurde von der Spruchkammer der süddeutschen Vertragsspieler klassen bei rer letzten Verhandlung als Tätlichkeit ge- Wertet. Seine relativ„kurzen“ drei Monate (Vom 23. 11. 58 bis 22. 2. 59) verdankt Bögelein der Tatsache, daß er in seiner bisherigen zwölfjährigen Laufbahn straffrei geblieben ist. als Vertragsspieler Boykott der französischen Radrennfahrer? Jean Bobet, der Sekretär der französischen Berufs-Radrennfahrer-Union, kündigte einen Boykott der nächstjährigen Stragen-Radwelt- meisterschaft auf der Rundstrecke von Zand- Voort(Holland) an. Frankreichs Rennfahrer lehnen die Strecke ab, da sie zu flach verläuft. Rekord-Torergebnis in Bayern Ein Rekord-Torergebnis gab es bei einem Fußballpunktspiel der C-Klasse Wunsiedel Stiftland Bayern) mit dem 30:0(9:0) Sieg von Thierstein über den ESV Fichtelberg. Die Ver- lierer traten nur mit zehn Spielern an und verloren auch noch ihren Torwart durch Ver- letzung. Selbst der Schiedsrichter wußte zum Schluß nicht genau, wieviele Tore gefallen Waren. Noch 40 Olympia-Kandidaten im Kunstturnen Die Vorbereitung auf die Spiele in Rom 1960 — Vier Trainigszentren Noch 40 deutsche Turner können sich gegen- wärtig Hoffnungen auf Fahrkarten für die Olympischen Spiele 1960 in Rom machen. Sie arbeiten in vier Trainingszentren und haben sich zu einer systematischen Schulung ver- Pflichtet. Nur im Sommer 1959 gibt es für die Olympiaanwärter nochmals eine Ruhepause von zwei Monaten, sonst aber sind sie in ihrer beruflichen Freizeit voll ausgefüllt. Lehr- gänge, Meisterschaften, Lehrgänge, Länder- kämpfe und wieder Lehrgänge— dies ist das Sieb für eine stark verjüngte Deutschland- riege, die sich in Italiens Hauptstadt ihre olympischen Sporen verdienen soll. Bundes- kunstturnwart Spieth hat nach dem guten Abschneiden der A-Mannschaft gegen Finn- land und der B-Mannschaft gegen die Schweiz die Hoffnung, daß es weiter aufwärtsgeht. Wer steht in der engeren Wahl? Zur Trai- ningsgemeinschaft Rastatt gehören folgende elf Turner: Philipp Fürst(Oppau), Herbert Schmitt(Rastatt), Heini Kurrle(Stuttgart- Münster), Karl Bohnenstengel(Bruchhausen), Gerhard Hofmann Hausen bei Offenbach), Martin Hirsch Dietlingen b. Pforzheim), Erich Schlenker(Neustadt), Günther Jakoby(Oppau), Hans Müller(Geislingen), Ernst Ostheimer Niederbebach/ Saar), Kurt Binder Bruchhau- Sen). Ebenfalls elf Turner üben in Wuppertal Langerfeld: Friedhelm Irle(Klafeld bei Sie- gen), Günther Lyhs(Gelsenkirchen), Reinhold Porz(Iserlohn), Hans Kloska n tfeld), Günter Mull(Köln), Werner Nar- res(Niedersche„ Kurt Will thar S 1 Er S d(abloh Simon(Klafeld), Herm. Altes Walter Höhn(Köln), Benno Fer gendorf). Zehn M 8 ten sich 3 ver vor: Helmut Abbrand hard Stahlschus nover), Georg. (Brauns chwe„Helmut Höper(Burg. Henner Pieper(„.EHannover-Laatzen), Kurtz 19 5„er-Havelse), Hans (Braunschweig), Uwe Holtz(Kiel), Jochen Fi- scher(Flensburg), Hans Behrends Hambu Und in München-Grür eren acht Turner Lothar Lol nchen), Hamann(Scho rt), Hartmut (Neuötting), Otto 2 lünchen), (Han die Otto Bei mert Kien und nau/ Oberfr Anton Betzl urg ingen), Gustl Zaut(Arzberg). Ein Austausch ist no Die vier Prain Kreise 5 Jallr 1959 sieben Wochenendlehrgänge ab am 17/18. Januar, am 21/22. Fe 2 3. Juni, am 19. I ktober und am 5/6. lich Allen Tur: mern, noch micht 1 Kandidaten gehören, eine letzte Chance., Ein eventueller Austausch ist ausdrücklich vorge- sehen, Internationale Bewährungsproben sind die Länderkämpfe gegen Osterreich am 8. März in Meßkirch, gegen CSR am 16. März in Prag. gegen die Schweiz am 31. Mai und 7 5 Frankreich im November. Außerdem sind noch Begegnungen mit Finnland und Italien vor- gesehen, während der beabsichtigte Kampf gegen die Sowjetunion nicht zustande gekom- men ist. Im Olympiajahr wird die Lehrgangsarbeit in den vier Gruppen noch intensiviert. Vom Januar bis April kommt man monatlich zu- sammen. Im April gibt es dann bei den Deut- schen Kunstturnmeisterschaften 1960 gleich- zeitig das erste Olympia-Ausscheidungstur- nen. Dabei werden die 12 bzw. 16 besten Leute ermittelt. Im Mai steigen zwei Lehrgänge mit Sechs bzw. acht Teilnehmern an zwei verschie- denen Orten. In dieser Phase steht also be- reits die Vorbereitung der 12(oder 16) besten Ausscheidungsturner im Vordergrund. Aus diesem Kreis wird dann in einer zweiten Aus- scheidung die Olympiamannschaft ermittelt. Diese absolviert im Juli 1960 nochmals zwei Zentrallehrgänge und versammelt sich im August zu einem achttägigen Trainingslager, an dem sieben Kunstturner und ein 3 kellnem en 8 — 1088 Leichtathleten trugen das Nationaltrikot Erfolgreiches Jahr für Deutschlands Aktive Die Männer blieben 1958 ungeschlagen— Nur eine Niederlage der Frauen Wie der Deutsche Leichtathletik- Verband bekanntgab, haben in den nun genau 30 Jah- ren, in denen Deutschland Leichtathletik-Län- derkämpfe austrug— mit Unterbrechung seit 1921— insgesamt 1088 Aktive, darunter 175 Frauen, den Nationaldress getragen. Der Hochspringer Werner Bähr, der Hür- denläufer Bert Steines und der Speerwerfer Heiner Will stehen mit der Teilnahme an je 33 Länderkämpfen an der Spitze aller Akti- ven, gefolgt von den Läufern Herbert Schade und Karl-Friedrich Haas, die je 31 mal beru- fen wurden. Allerdings führt der Nürnberger Karl-Friedrich Haas mit 68 Starts klar vor seinen Mannschaftskameraden. Bei den Frauen gebührt der erste Platz der Kugelstoßerin und Diskuswerferin Marianne Werner mit T7 Länderkämpfen vor der in allen Sätteln ge- rechten Anneliese Seonbuchner, die 16 mal für Deutschland startete. Im nun zu Ende gehenden Jahr 1958 waren Deutschlands Männer besonders erfolgreich Sie blieben ungeschlagen und trennten u ͤ unentsch eine Nie- München lediglich von Polen in Warscha 8 dagegen mußten Sowjetunion in jedoch in ihren 1 ebenfalls siegreich. In Männer, in der den. Die derlage einste Begegnungen 5 Länderkämpf en der und Bes der Geher Länderk K 30 m wurden Männer, berufen. In den drei Lände Frauen kamen 31, davon neun zum en Male, zum Einsatz. sen die Bre ite na Diese Zahlen be Leistuns 9 Verband und 0 im vorolympischen J 1959 bere nungen zu, daß der in Europ reichte hohe e Mdard auch in 35 331 e werden Kann. Sch 1 Und doch: ben auch im tastet. W 53,10 m(1953 ir belhafter Weitsp Iin) und Rudolf H und für 111 Ber- 5 46 7,90 m(19 Rekor odzeiten Sekunde 400 m(1936 9 in F bt) und Von 146,6 Minuten über 800 m(1938 a1 land) sind seit rund zwei Jahrzehnten nicht Verbessert Aber noch mehr als ein Worden. Volles Jahrzehnt vergehen, bis sie den „Rekord“ Von mann ler(Mar 1— Neukölln) connten. Im 5 5 stellte er Minuten 0 m- Gehen in Berlin einen neuen Rekord auf, der volle 35 Jahre alt und erst im Mai 1956 von dem Ostberliner Kolletzki verbessert wurde. Kurt Doerry begann mit 11,2 Die Geschichte der deutschen Rekorde, die vor mehr als sechs Jahrzehnten begann, ist interessant. Der Berliner Kurt Doerry stellte am 20. September 1896 den ersten deutschen Rekord auf, als er in Dresden über 100 m 11,2 Sekunden lief. Der jüngste deutsche Rekord ist dagegen erst knappe acht Wochen alt und wurde am 5. Oktober dieses Jahres durch Püll mit 2,07 m im Hochsprung in Saarbrücken aufgestellt. Aber Kurt Doerry war nicht nur der ersteè deutsche Rekordhalter, sondern auch einer der vielseitigsten. Außer im 100-m-Lauf legte er auch den„Rekord-Grundstein“ über 300-m-, 400-m- und die 110-m-Hürdenstrecke. Besonders alt wurden Doerrys Rekorde al- lerdings nicht. Seine 100-m-Zeit wurde be- reits elf Monate später von Brunde Diebold (Berlin) um 0,2 Sekunden unterboten. Doer- rys Rekorde über die kurze Hürdenstrecke aber wurden Khon nach knapp sechstägiger Dauer von dem Frankfurter Ludwig um 1,4 Sekunden verbessert. Nur über die unpopu- läre 500-m-Strecke war der Berliner 15 Jahre lang bis 1911 deutscher Rekordhalter. Uber- troffen wurde Doerry aber noch von einem der volkstümlichsten Läufer, den die deut- sche Leichtathletik je hervorgebracht hat: von Max Syring. Der eiserne Max aus Wittenberg lief Rekorde über sechs verschiedene Strecken. Copyright by Litag, Westendorf durch Verlag v. Graberg& Görg, Wiesbaden (12. Fortsetzung) „Derartige kleine Nachrichten liefert jedes gut geleitete Auskunftsbüro für fünfzig Mark, Herr Jussupoff. Warum sollte sich der Onkel in Brasilien nicht gelegentlich an eine Berliner Auskunftei gewandt haben, wenn ihn das Leben seiner Nichte interessiert?“ Jussupoff lachte gezwungen. „Möglich, zugegeben, aber ich glaube nicht daran.“ „Und was soll werden?“ „Wie meinen Sie das?“ „Wollen wir Fräulein Körber von dem, was sich ereignet hat, in Kenntnis setzen?“ „Dies würde sie wahrscheinlich nur in höch- stem Maße beuniruhigen.“ Jussupoff trommelte einen Marsch auf der Schreibtischplatte.„Ihre Erklärung beruht auf einer Basis, die man harmlos nennen kann, Herr Hansen. Wenn sich nun aber die Geschichte ganz anders verhält?“ „Wie zum Beispiel?“ „Das weiß ich nicht. Aber könnte da nicht irgendeine Gemeinheit dahinterstecken?“ „Ich sehe schon“, seufzte Hansen,„daß ich ab heute nicht nur auf Tolder, sondern auch auf die kleine Körber aufpassen muß.“ Diese Worte waren nicht dazu angetan, Jussupoff zu beruhigen. „Vielleicht sollte man diese Ribeiros zur Rede stellen! Ich weiß“, wehrte er ab, als Hansen ihn unterbrechen wollte,„damit würde man nichts ändern. Wer im trüben fischt, ischt eben im trüben. Aber wir können die Sache doch nicht einfach laufen lassen. Und Vor allem, was könnte geschehen, wenn Fräu- lein Körber hi 95 im Hotel mit den Brasilianern zusammen Hansen wurde einer Antwort enthoben, well der Page N und hereinkam. ——— „Die Herrschaften aus dem ersten Stock lassen Herrn Jussupoff bitten, nochmals herauf zukommen!“ meldete er. Jussupoff schnellte förmlich empor. Sein fragender Blick blieb an Hansen hängen, der nach Wie vor in dem Klubsessel saß. „Klar“, sagte dieser,„ich würde hinauf gehen, Vielleicht erfahren Sie Neues. Nur merken lassen würde ich mir an Ihrer Stelle Nichts.“ „Warten Sie hier?“ „Gern, nickte Peter Hansen und zog seuf- zend den silbernen Bleistift aus der Westen- tasche. * Antonio Ribeiro wußte nicht, daß ihm eine Autotaxe gefolgt war, als er sich nach der Kur- fürstenstraße bringen lieg. Er blätterte in seinem Notizbuch und über- zeugte sich noch einmal von der Richtigkeit der Adresse. Dann lehnte er sich ins Polster zurück und sah hinaus. Ribeiro stellte einen interessanten Typ dar. Sein blauschwarzes Haar schimmerte metallen, sein Gesicht war brünett, ein schmales Bärt- chen zierte die Oberlippe. Seine Kleidung sugte von Geschmack, und eigentlich waren es nur die großen Brillanten, die den Gesamt- eindruck störten Nur drei Finger seiner Hände Waren frei von Ringen. Am Ziel hieß er die Taxe warten und eilte ohne Zögern die Treppen bis zum dritten Stock empor, um an Frau Bellermanns Wohnungstür zu läuten. Die körperlichen Proportionen Frau Beller- manns setzten ihn nicht in Erstaunen. Er War an den Anblick dicker Frauen von Brasilien her gewöhnt. Ohne Zeit zu verlieren, fragte er nach Fräu- lein Körber. „Nu schlägt's aber wahrhaftig dreizehn!“ Die Bellermann bekam große, 1 Augen„Det nimmt ja heute überhaupt! Ende mit die Eungelel Und dann is det 2 85 chen ooch jarnich da.“ 5 Es erwies sich, dag Antonio Ribeiro ent- schieden besser Beutsch sprach und versta 5 als er im Klexandra-Hotel gezeigt hatte. Er Verstand sogar Frau Bellermanns nicnt ganz einwandfreien Wortstil, was viel besagen will. „Nicht da?“ Er war enttäuscht.„Wann kommt sie zurück?“ „Det kann ick Sie nu nich jenau sagen.“ Frau Bellermann dehnte ihre Worte, um Zeit zu gewinnen zur Betrachtung des eleganten N„Se will nämlich verreisen, wissen Se“ „Verreisen?“ trat Ribeiro unwillkürlich einen Schritt näher.„Bitte, wissen Sie, wohin?“ „Nee, det wees ick nich. Aber wat solln Wir'n bier uff die Treppe quatschen, nich wahr? Kommen Se eenen Oogenblick rin.“ Sie führte den zögernd über den dunklen Flur folgenden Besucher in ein schmales, ein- kenstriges Zimmer. „Hier wohnt se, wenn se da is. Aber sie is, Wie jesagt, nich da. Wenn Se een bißchen krüher jekommen wären, hätten Se vielleicht Mück jehabt. Wat wolln Se denn von ihr?“ Antonio Ribeiro sah unschlüssig umher „Ich hätte eine Anstellung für sie gehabt. Zu dumm.“ Er preßte die schmalen Lippen zu- sammen.„Und Sie haben wirklich keine Ah⸗ nung, liebe Frau, wo sie hin ist?“ „Dann würde ick's Ihnen doch sagen.“ „Glauben Sie, daß die junge Dame Ihnen Nachricht zukommen lassen wird?“ „Det hat se mir fest Versprochen. Schreiben Se mal sene Ansichtskartel habe ick ihr je- sagt, als se sich von mir verabschiedete. Und se hat jeantwortet: Det wär' ick nich vajessen. Hat se tatsächlich jesagt. Und wat die Körbern verspricht, det hält 8e ooch. Det Madchen Wohnt schon iber z wee Jahre bei mir, da Wees ma, mit Wem man's zu tun hat, det können Se looben.“ Antonio Ribeiro zog eine Visiten der Tasche, schrieb unter . Adresse und legte s Nacde auf de en Tisch. holte er einen zelner e aus der Sie 1 von im n Alexandre. keel— bern b rummt 970 nich A 0 ir 1085 „Is Blexandra t staunte brau Bellerman „Haben Se eben Alexandra jesagt?“ „Ja. Vorerst wohne ich dort eine Woche. Ich hoffe, daß Fräulein Körber bis dahin etwas Von sich hören lassen wird.“ Die Bellermann schüttete sich aus vor Ver- gnügen. „Det is'n Spaß. Nee, so wat, so Wat.“ Sie lachte, daß ihr wahrhaftig ein paar Tränen aus den Augen sprangen. Ins Alexandra 18 se ja ooch.“ ö Ribeiro fuhr zusammen. „Fräulein Körber?“ „Klar. Weil se da eene Anstellung kKriejen Sollte. Un der ihr se jeben wollte, det sin sicher Sie, un nu sind se aneenander vorbeijeloofen, un serier sucht den andern. Nee, wenn det keen Riesenspaß is?“ Ribeiro lächelte gefaßt. „Nun klärt sich ja alles auf“, sagte er. Er hatte den Hut auf den Tisch gelegt. Nun griff er voller Hast danach, Dabei fiel sein Blick auf die Visitenkarte. Er nahm sie und steckte sie Wieder zu sich. Vielleicht wäre auch der Zehn- Mmarkschein denselben Weg gegangen, aber der lag nicht mehr auf dem Tisch, den hielt Frau Bellermann fest in der Hand. „Hab'n Se's denn so eilig?“ Frau Bellermann kolgte ihrem eilig hinausstrebenden Besucher nach.„Nu verraten Se doch wenigstens, wo die Reise hinsehen soll. Det interessiert doch unsereens ooch een bißken.“ Was Ribeiro antwortete, blieb unverständ- lich. Er tappte dureh den dunklen Flur und kand schließlich die Korridortür. „Vielen Dank!“ Das war das letzte, was Frau Bellermann noch hörte. Als sie selbst die Tür erreichte, verklangen die Schritte des elegan- ten Fremden bereits weit unten im Treppen- haus. „De Beene reigen se sich noch aus nach der 8 0 ville is 14 nun erte Si 85 e fe ke 15 20 18 Fortsetzung folgt) a neit erstrahlen. F.. JJV V ⅛—ʃNjĩĩĩx⁊ĩͤ ˙—.. ²˙ N ˙— — „ enn.— 2„„ ga r 0 1— 2 0 c S Sa. a., He eee nge D. GrSge D