Pird. Zu den Fbeschälisstellen: Sduwetzingen. Rarl-Theador- Firaſſe 1. Telefon 645: Weinheim. Hauptstr. 63. Tel. 2241: Heidelberg. Plöck 3. Telefon 4980: Ludwigshafen am Hhein. Hheinstrae 32. Bezugspreis monatlich DI 2.40 einsdilieflich Trägerlohn: Postbezugspreis monolt. DM 2.26. einschließlich Zustellgebühr. Kreuzbandbezug DN 3.25 /Z. Z. gilt Anzeigenpreisliste Nr. 4/ Bei Niduersckeinen injolge höherer Gewalt besleht . 1 8. Rü 0 d. B g 3. Jahrgang/ Nummer 84 —̃ r— 14 Volldemontage in der französischen Zone Tübingen.(Eig.-Bericht) Völlig unerwartet begann in der französischen Zone die Voll- demontage. In der gesamten Zone sollen 0 Betriebe demontiert werden, darunter in südwürttemberg-Hohenzollern allein 17. Un- er den Werken der Friedensindustrie stehen jeben Fabriken der Uhrenanfertigung, dar- unter Junghans, Jäckle, Kienzle und Mauthe, zul der Liste. Der Beauftragte für Repara- jonsfragen bei der französischen Militärregie- rung versucht gegenwärtig, ein System aus- zuarbeiten, um die Betriebe, bei denen die felldemontage den sicheren Ruin bedeuten würde, lebensfähig zu erhalten. Die französische Militsrregierung soll ver- autbart haben, daß sie die Mitarbeit der deut- chen Regierung bei der Demontage erwarte, andernfalls verschleppte Personen mit der De- montage beauftragt würden. Der Demontage- befehl der französischen Militärregierung soli bis zum 5. August geheimgehalten werden. Hoffman konferiert mit ERP-Staaten Paris.(UP) Leitende Vertreter der 16 Mar- shall-Plan-Staaten und der drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands werden am Sonntagnachmittag in Paris zu informatori- schen Besprechungen mit dem Administrator des Marshall-Planes, Paul Hoffman, zu- sammentreffen. Es ist dies das erste Mal, daß Hoftman mit europäischen Vertretern über Probleme des europäischen Wiederaufbau- planes spricht. Eine Tagesordnung wurde nicht aufgestellt. Die Zusammenkunft findet unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. Paul Henri Spaak, Belgiens Ministerpräsident und Prä- ident des europäischen Wiederaufbaurates, wird den Vorsitz führen.. Keine Senkung der Besatzungskosten München.(DENA) Der Direktor der US- Militärregierung für Bayern, Murray D. van Wagoner, erklärte auf einer Pressekonfe- renz, mit einer Senkung der Besatzungskosten Melmehr sei eine Erhöhung der Besatzungs- kosten zu erwarten, falls der bayerische Land- tag sich nicht bereit erklären sollte, die Schul- geld- und Lehrmittelfreiheit auf Kosten der bayerischen Staatskasse durchzuführen. Die Militärregierung werde darauf bestehen, daß ihr Befehl auf Einführung der Schulgeld- und Lehrmittelfreiheit termingerecht eingehalten im Zusammenhang mit der entstandenen Problemen sagte van Wagoner, es sei seiner Meinung nach möglich, daß die Rationierung wieder eingeführt werde, wenn die Preise ins Uner- ebliche steigen würden. 8 Roßmann schuß werde d tuttgart.(tz.-Eig.-Bericht der bisherige Geneèralsekretär eut⸗ hen Länderrats, ist vom Direktor der Nach- ehtenkontrollabteilung der Us-Militärregie- ng für Württemberg-Baden, Mr. Canady, zum Intendanten von Radio Stuttgart berufen worden. Roßmann hat die Berufung angenom- en, behielt sich jedoch vor, bis zum 1. Ok- tober für die Abwicklungsarbeiten des Län- derrats verfügbar zu bleiben, Seit dem Rück- tritt des früheren Intendanten Dr. Fritz Er- marth unterstand Radio Stuttgart amerika- nischer Leitung. Mißtrauensantrag gegen KPD-Senator Hamburg.(g. k.-Eig.-Ber.) Mit großer Mehr- heit stimmte die Hamburger Bürgerschaft für einen von der SPD-Fraktion eingebrachten Mißtrauensantrag gegen den Leiter der Ham- und vertrat in deren Namen die Ansicht, daß burger Gesundheitsbehörde, den KPPD-Vorsit- zenden Senator Dettmann. Die Veranlassung für den beantragten Vertrauensentzug war die ablehnende Haltung des KPD. Senators Dett- mann zu dem Beschluß der Bürgerschaft und des Senats, die Berliner Westsektoren durch die Abgabe einer Tagesration zu unterstützen. Zuchthaus für Dubke beantragt Stuttgart.(tz.-Eig. Ber.) Zehn Jahre Zucht- haus und zehn Jahre Ehrverlust beantragte der Oberstaatsanwalt für den Hauptangeklagten des umfangreichsten Schieberprozesses der Nachkriegszeit, Wilhelm Dubke, der als lei- lender Beamter des württembergisch- badischen Landwirtschaftsministeriums 10 000 Kilo Butter und Käse verschoben hat. me 7 In dem Prozeß gegen den Direktor der un- 8 Ssrischen katholischen Aktion und vier seiner Mit- arbeiter, die sich gegen die Verstaatlichung der konfessionellen Schulen gewandt hatten, Wurde nach viertägiger Verhandlung Monsignore Sig- mund Mihaiiovies zu 10 Jahren Gefängnis und Ein- Zug seines Vermögens verurteilt./ Im Prozeß ge- sen den ehemaligen deutschen Wehrmachtbefehls- haper in den Niederlanden, General der Flieger Friedrich Christiansen, der unter der Anklage dteht, Kriegsverbrechen begangen zu haben, bean- tragte die Staatsanwaltschaft 20 Jahre Gefängnis. Das finnische Parlament hat Dr. Urho K. Kek- und den Finanzminister, die notwendigen . 1 konen(Agrarpartei) zu seinem Präsidenten, und Apo Lumme(Sozialdemokrat) sowie Toivo Kujala (Kommunist) zu Vizepräsidenten gewählt, nachdem er finnische Ministerpräsident Pekkala Staats- präsident Paasikivi den Rücktritt seines Kabinetts Ubetrejent hatte./ Bei der Volksabstimmung in Neufundland konnten nach gen bisherigen Ergeb- nissen die Anhänger einer Selbstregierung des Landes einen geringen Vorsprung erringen. Die Leiter der badischen Volksnochschulen rich- teten einen dringenden Appell an den Landtag Mittel zur Weiterfühzung der Volkshochschulen zur Ver- kügung zu stsflen./ Die durchschnittliche Arbeits- losenzunahme seit der Währungsreform beträgt nach Mitteilung des Arbeitsministeriums von Nord- rhein-Westfalen in der britischen Zone etwa 29 9%. Der zum Nachfolger für den verstorbenen Or. Wuneim Fulz vorgesenene stellvertretende Nor- Sitzende der LDP in Thüringen, Dr. Alfons Gärt- ner, hat die Sowietzone verlassen und sich nach Westdeutschland begeben./ Einer von der S9 veröffentlichten Anordnung zufolge werden alle ostwertzelchen der vom Allfſerten Kontrollrat genehmigten Muster in der Sowjetzone bis Zur Ausgabe neuer Postwertzeichen mit dem Aufdruck „sowzetische Besatzungszone“ versehen. Das Generals-Interniertenlager in Neustadt bei Mar- burg(Lann), in dem etwa 120 Generale Beiträge zur Geschichte des zweiten Weltkrieges schrieben, wurde nach der Entlassung aller Internierten auf- ken Regenfällen, wütete am Donnerstag mit star. ken Regenfällen wütete am Donnerstag uber Nürnberg, wobei vier Personen ums Leben kamen. Ein leitender Beamter des Schweizer Wirtschafts- ministeriums teilte in Bern mit, daß sich eine elegation der Schweizer Bundesreglerung nach Frankfurt begeben wird, um Verhandlungen Über den Abschluß eines Wirtschaftsvertrages mit der Bizone aufzunehmen. DENATAP/UPUHIS. Ber, eut⸗ Samstag, 24. Juli 1948 Landtag stimmt für Enilassung von Minister Kohl Die Abgeordneten der CDU, SPD undDv unterstützen den Mißtrauensantrag Stuttgart.(tz.-Eig.-Ber.) Vor vollbesetzten Tribünen stimmten 80 von 91 anwesenden Ab- geordneten des württembergisch- badischen Landtages dem Gemeinschaftsantrag der CDU, SPD und DV zu, den kommunistischen Arbeits- minister Rudolf Kohl aus seinem Amt zu entlassen, da, wie es in der Begründung hieß, eine Zusammenarbeit in einer Regierungskoali- tion mit einem Angehörigen der KPD, insbe- sondere nach deren Stellungnahme zu den Er- eignissen in Berlin, nicht mehr tragbar sei. Die zehn KP. Abgeordneten stimmten in der „ Abstimmung gegen diesen An- rag.. Ministerpräsident Dr. Reinhold Maier enthielt sich der Stimme. Er würdigte nach der eindeutig gefallenen Entscheidung die sach- lichen Leistungen des Ministers Kohl und kündigte an, der Ministerrat werde sich in sei- ner Sitzung am Samstag mit dem Beschluß des Landtages befassen, die nötigen Formalitäten erledigen und einen Stellvertreter ernennen. Der Bestand des Arbeitsministeriums werde in Anbetracht seiner Wichtigkeit nicht angetastet werden. Der Ministerpräsident wird vor dem Zusammentritt des Kabinetts die Vertreter der Gewerkschaften und Arbeitnehmer offiziell empfangen und die Stellungnahme der Arbei- terschaft entgegennehmen. Der Abstimmung des Landtages, durch die der letzte kommunistische Minister der West- zonen aus der Regierung ausscheidet, ging eine überaus heftige, vielfach von Zwischenrufen der Abgeordneten und der Tribünenbesucher unterbrochene Debatte voraus, in der die Par- teien ihre grundsätzliche Stellungnahme dar- legten. 5 Harte Worte der Parteien Abgeordneter Wiedemeier sprach für die CDU. Seine Partei halte, wie er sagte, eine weitere Zusammenarbeit nicht für tragbar. Die CDU klage die KPD angesichts der im Landtag gezeigten Haltung öffentlich an, da es sich bei der Frage Berlins um ein Problem mit großen Auswirkungen handle. Die CDU habe im Landtag lange genug zum Eoalitions- gemeinschaftswillen gestanden. rung würde es nicht verstehen, wenn die CDU noch länger eine Haltrng dulde,„die den Terror und die Aushungerung von zwei Millionen Deutschen billige“. Für die SpD sprach deren Vorsitzender, Rudolf Gehring, der sagte, die Kommu- nisten hätten seit dem Zusammenbruch der Nazidiktatur vor aller Oeffentlichkeit in stei- gendem Maße gezeigt, daß sie heute den Auf- bau der Demokratie ebenso sabotieren, wie sie die Demokratie in Deutschland vor 1933 be- kämpften. Die Landtagsfraktion der KPD habe angesichts der„Terrorakte vor und in der Berliner Stadtverordneten versammlung“, und angesichts der Blockade Berlins Gelegenheit gehabt, von diesen Methoden abzurücken. Abgeordneter Dr. Theodor He ug(DVP) be- zeichnete den Mißtrauensantrag gegen die PKD als einen Reflex der parteipolitischen Entwick- lung und sagte, die Stellungnahme für die Berliner Westsektoren sei keine Entscheidung kür die Westmächte und gegen die Sowijet- union, sondern eine Ovation für den Teil Rüdesheimer Kompromisse Annäherung zwischen Militärgouverneuren und Begierungschefs Frankfurt.(Dr.-Rp.-Eig.-Bericht) In zwei- Fbönne in Bayern nicht gerechnet werden. tägigen Beratungen haben die elf westdsut- schen Ministerpräsidenten die Antwort auf die Stellungnahme der Westzonen-Militärgouver- neure zu den Koblenzer Beschlüssen formu- liert. Es wurde dazu in einem Kommuniqué erklärt, daß die beiderseitigen Standpunkte nunmehr geklärt worden seien, auch durch eine weitere Fühlungnahme mit den Sachver- ständigen der Militärgouverneure. Die Mini- sterpräsidenten seien nach wie vor gewillt, die in den Frankfurter Dokumenten enthal- tenen Angebote bald in einer der deutschen Situation angepaßten Weise zu verwirklichen. Die Ministerpräsidenten seien bereit, die volle Verantwortung für eine Neuordnung der deut- schen Verhältnisse zu übernehmen und die twerfen. dem die Frankfurter Dokumente als Teil die- ser Empfehlungen erklärt worden waren. Sie standen vor allem auch im Zeichen der inter- nationalen Lage. Dies bekundete sich in der nach allen Berichten sehr bedeutsamen Rolle des gewähllten Berliner Oberbürgermeisters. Professor Ernst Reuter, während der Be- sprechungen. Reuter war nach eingehenden Erörterungen mit den Leitern der Berliner SPD, CDU und LDP zur Konferenz gekommen Berlin beratende Mitglieder in die verfassung- gebende Versammlung entsenden soll. Er gab deutlich zu verstehen, daß Berlin eine stärkere Zusammenfassung Westdeutschlands nicht als Spaltung betrachte, sondern begrüße. Vorerst noch keine Wahlen gewünscht Wie unser westdeutscher gn- Korrespondent ergänzend zu den Rüdesheimer Besprechungen erfährt, werden zur Frage des sogenannten Grundgesetzes nunmehr erst die Land- tage gehört werden, wobei man hofft, daß die Formulierungen keinen zu endgültigen Cha- rakter annehmen. Die Stellungnahmen der Länderparlamente sollen dann durch den ent- sprechenden Ausschuß der Ministerpräsidenten- konferenz durchgearbeitet werden, der vorge- sehenen trizonalen Volksvertretung, für die man schätzt, daß die CDU von 60 Sitzen 24, die SPD 18, die FDP 7, die KPD 3 und die Zen- trumspartei 2 erhält, während die übrigen auf Splitterparteien entfallen, lassen den Schluß zu, daß man vorerst noch den Wahlen auswei⸗ chen will. 8 Der württembergisch-badische Ministerpräsi- dent Dr. Reinhold Maier nahm, laut DENA, auf einer Pressekonferenz zum Ergebnis der Rüdes- heimer Besprechungen Stellung. Zur Frage der Gebietsreform sagte er, die Ueberprüfung der Ländergrenzen sei nach dem Willen der Militär- gouverneure die Aufgabe der Regierungschefs und nicht der verfassunggebenden Versamm- lung. Vor der Ratifizierung der vorläufigen Verfassung müßten die Ländergrenzen fest- gelegt werden, die dann bis zum Friedens- schluß nicht mehr abgeändert werden könnten. Aus diesem Grunde sei die Vereinigung Nord- Württemberg-Nordbadens mit Süd württemberg und Südbaden von besonderer Dringlichkeit. Dr. Maier sprach die Hoffnung aus, daß die Ministerpräsidenten dieser Vereinigung zustim- men werden. Während sich der südbadische Stastspräsident Veo Wohle b einer Lereini- Sung karinaskig widersstzt habe, hatten der ats ent von Süd württemberg, Lorenz Kk, unnd er(Maier) unentwegt den anderen Ministerp enten gegenüber den Stand- punkt des Landes“ vertreten. Der ‚eigensinnige Widerstand Pr. Wohlebs“ sei von anderen Ver- tretern„durch den Krieg zufällig entstandener Länder“ unterstützt worden. Die Bevölke- Sung der Lebensinteressen des der deutschen Bevölkerung gewesen, der heute in besonderer Not und Gefährdung stehe. Den Zeitpunkt des Mißtrauensantrages bezeichnete Dr. Heuß unter dem Hinweis auf die nunmehr vermutlich beginnende Agitation der Kommu- nisten als ungünstig. Dr. Heuß sieht eine neue Phase des Kampfes um die Führung der Ge- werkschaften voraus, aus dem bei der augen- blicklichen Notlage der Betriebe eine Gefahr für die Gesamtheit erwachsen könne, da machtpolitische Auseinandersetzungen den Auf- bau empfindlich zu stören in der Lage seien. Abg. Buchmann(KPD) verteidigte die Politik der Kommunistischen Partei und be- zeichnete die Resolution in der Berliner Frage als antikommunistisch. Er warnte die Regie- rungsparteien„vor einer arbeiterfeindlichen Politik“ und sagte, die„Frankfurter Wirt- schaftspolitik kapitalistischer Prägung“ werde in völligem Leerlauf enden. Buchmann wies auf die loyale, tatkräftige Arbeit des Ministers Kohl hin und sagte, die Stimmung der Arbei- terschaft gehe deutlich aus den Protestschrei- ben der Betriebsräte hervor. 5 Zu besonders heftigen Zwischenrufen kam es. als der Landessekretär des Gewerkschafts- bundes, Abg. Kleinknecht(SPD) für die Amtsenthebung Kohls stimmte. J Mehr Brennstoff im Winter? Die Nachmittagsitzung des Landtages War von einer ausgedehnten Diskussion über die Brennstoffversorgung der Haushalte beherrscht. Sie führte zur einstimmigen Annahme eines Antrages, dert u. a. die Zuteilung von 20 Zent- nern je Haushalt und deren rechtzeitige Zu- teilung forderte.. Ministerpräsident Dr. Maier äußerte, laut DENA, zu seiner Stimmenthaltung bei der Ab- stimmung über den Mißtrauensantrag gegen Kohl, er habe dem Antrag nicht zustimmen können, da in ihm politische und persönliche Zlelsetzungen miteinander verquickt worden seien. Auberdem habe er als Regierungschef die Pflicht gehabt, Minister Kohl mit dem innerhalb des Kabinetts keinerlei Differenzen bestanden hätten, für seine in den letzten zweieinhalb Jahren geleistete Arbeit zu danken. Protest der KPD Mannheim.(-cke-Eig.-Ber.) Eine von der Ortsgruppe Mannheim der KPD am Donners- tag in den„Rosengarten“ einberufene Ver- sammlung protestierte gegen die von der CDU- Fraktion des württembergisch- badischen Land- tags geforderte Abberufung des kommunistischen Arbeitsministers Rudolf K ohI. In einer am Schlusse der Versammlung eingebrachten Ent- schließung wurde betont, Kohl habe sich wäh- rend seiner zweijährigen Tätigkeit als Minister „durch den rastlosen Rampf für die Verteidi- 7 schaffenden Volles das 0 5 Se stellt eltem 6 d Der Grund Kohls Abberufung best darin,„dem Unternehmertum die Sabotierung des Mitbestimmungsrechtes zu erleichtern“ (Nähere Einzelheiten über die Versammlung auf Seite 5.) 5 5 der Arb Will Sokolowski einlenken? Der Ostzonen-Militärgouverneur begründet die Blockade 5 Berlin.(Dr.-Sch.-Eig. Ber.) Im sowjetischen Sektor Berlins sollen, wie das Organ der SMV, die„Tägliche Rundschau“, meldet, 2800 neue Lebensmittelgeschäfte eröffnet werden, um die Versorgung der Bevölkerung der Westsektoren der Stadt mit den von sowjetischer Seite an- gekfeldigten Nahrungsmitteln zu ermöglichen. Zahlreiche Betriebe in der Sowietzone sind, laut DENA, angewiesen worden, die Verarbei- tung der für Berlin bestimmten Lebensmittel zu übernehmen, da, wie es heißt, die Nähr- mittelfabrken und andere lebensmittelver- arbeitende Betriebe des sowjetischen Sektors nicht imstande sein würden, die anfallenden Mengen an Getreide und Lebensmitteln zu ver- arbeiten. Der Berliner Magistrat hat bis jetzt aller- dings noch immer keine näheren Instruktionen über die Durchführung der von den Sowjets angekündigten Lebensmittelversorgung für ganz Berlin erhalten. Starkes Aufsehen erregte in Berlin der In- halt eines Interviews, das Marschall Soko- Iowski zum erstenmal einem Vertreter der Presse der Westmächte gewährte. Der sowie- tische Militärgouverneur erklärte gegenüber dem UP- Korrespondenten MeDermott, daß die sowjetische Blockade Berlins eine Vergeltungs- maßnahme gegen die amerikanischen Bestim- mungen sei, denen zufolge alle sowjetischen Weẽr wird Frankreichs Außenminister? André Marie stellt sein Kabinett am Samstag der Nationalversammlung vor Paris.(UP) Der mit der Bildung einer neuen französischen Regierung beauftragte bisherige Justizminister Andrée Mariſe hat am Freitag dem Präsidenten der Republik mitgeteilt, daß er zur Kabinettsbildung imstande sel. Er wird im Laufe des Samstag der Nationalversamm- jung sein Regierungsprogramm unterbreiten und anschließend die Kabinettsliste vorlegen. Andrée Marie, der seit seiner Beauftragung mit allen führenden Politikern der sogenann- ten„Dritten Kraft“ verhandelte. will, wie aus unterrichteten Kreisen verlautet, eine ähnliche Regierungskoalition zusammenbringen, wie diejenige seines Vorgängers, jedoch etwas mehr rechts gerichtet. Vor allen Dingen rech- net man mit der Aufnahme des mit de Gaulle sympathisflerenden ehemaligen Ministerpräsi- denten Paul Reynaud in die neue Regie- rung. Gewisse Schwierigkeiten scheinen Marie von seiten der Volksrepublikaner bereitet zu werden, die auf die erneute Betrauung Bi- daults mit dem Außenministerium bestehen und ihn unter anderen Bedingungen nicht un- terstützen wollen. Man spricht in Paris da- von, daß Bidault zwar der Regierung Marie als Minister ohne Portefeuille angehören soll, das Außenministerium aber entweder dem bis- herigen Ministerpräsidenten Schuman oder eon Blum anvertraut wird. Auch einige andere Namen, wie Renée Mayer, der bis- herige Finanzminister, oder Paul Reynaud, werden in diesem Zusammenhang genannt. Bidault selbst hat ausdrücklich erklärt, daß er keinen anderen Posten als den des Außen- ministers übernehmen werde! Er ist, wie sein Parteikollege Kriegsminister Pierre Henri Teit sen, seit den Londoner Verhandlungen Puffer 2 lichen Landes zu bewahren sucht. bei allen Parteien ziemlich unpopulär gewor- den. Jedenfalls haben sich die Verhandlungen mit dem MRP als ziemlich schwierig erwiesen. Auch die Meinungsverschiedenheiten zwischen Radikalsozialisten und Sozialisten stell- ten gewisse Hindernisse bei der Kabinetts- bildung dar. Frankreichs neuer Regierungschef ist 30 Jahre alt und stammt aus der Normandie, Er wurde Rechtsanwalt und begann seine poli- tische Laufbahn früh als radikalsozialistischer Gemeinderat in Rouen. Von 1928 bis Kriegs- ausbruch war er Kammerdeputierter der gro- Ben bürgerlichen Linkspartei. Unter der Mini- sterpräsidentschaft seines Parteifreundes Da- ladier war er Unterstaatssekretär im Außen- ministerium. 1943 wurde er wegen seiner Tä- tigkeit in der Widerstandsbewegung nach Bu- chenwald deportiert. Im Januar 1947 trat er in das Kabinett Ramadier als Justizminister ein. Ex ist Vizepräsident der radikalsozialistischen Fraktion. André Maries kleine aber gewichtige Par- tei mit ihren etwa 40 Abgeordneten, die zu- sammen mit einigen linksbürgerlichen Splitter- parteien das sogenannte„Rassemblement des Gauches“ bildet, spielt in der gegenwärtigen Politik Frankreichs die Rolle des Züngleins an der Waage. Zwischen Sozialisten und Volks- republikenern stehend, stellt sie oft den Aus- gleich zwischen diesen beiden, weltanschaulich diametral entgegengesetzten Hauptparteien der„dritten Kräftegruppe, her, welche als chen Kommunisten und Gaullisten die politische Stabilität des krisenempfind- Vertreter, die in die amerikanische Besatzungs- zone Deutschlands reisen wollten, eine beson- dere Einreise genehmigung haben müßten. Drei Jahre lang sei es den Amerikanern gestattet gewesen, frei und unbehindert durch die so- Wietische Besatzungszone nach Berlin zu reisen. Im Juni d. J. hätten die amerikanischen Be- hörden die neuen Paßbestimmungen erlassen. Dies habe die sowjetische Militärverwaltung veranlaßt, eine Gegenmaßnahme durchzuführen. Sokolowski betonte, daß Berlin gar nicht blockiert sel. Auf die Frage, ob die sowieti- sche Blockade Berlins aufgehoben würde, wenn die amerikanische Zone den sowjetischen Ver- tretern unbehindert zugänglich gemacht würde, antwrortete Sokolowski mit Ja. Gefragt, ob sich dieses Ja auch auf die Freigabe des Eisenbahn- verkehrs zwischen den Westzonen und Berlin beziehe, zuckte Sokolowski lediglich mit den Schultern und blieb die Antwort schuldig. Ueber dieses Interview drückte, laut AP, der stellvertretende US-Militärgouverneur, Ge- neral Hays sein Erstaunen aus. Der General sagte, die Erklärungen Marschall Sokolowskis bezögen sich offenbar auf eine amerikanische Anordnung vom 3. Mai d. J., Diese sei jedoch erst getroffen worden, nachdem russischerseits ähnliche Befehle ergangen wären. westmüchte entwerfen neue Note In Washington und London beschäftigen sich zur Zeit die Regierungsstellen mit dem Entwurf der neuen Note der Westmächte an die Sowjetunion. Der britische Außenminister Ernest Bevin erklärte, laut AFP. im Unter- haus, die britische Politik hinsichtlich Berlin bleibe unverändert. Wie Außenminister Mar- shall bereits gesagt habe, würden die West- mächte keinem Druck weichen. Der Leiter der konservativen Opposition, Winston Chur chill, brachte den Entschluß der Opposition zum Ausdruck, weiterhin die Außenpolitik der Labour-Regierung zu unterstützen. Der Inhalt der Note an Moskau ist von der amerikanischen Regierung noch nicht endgül- tig gebilligt worden. Die Note wird von dem gegenwärtig in den USA weilenden General Say und dem Us- Außenministerium erör- tert. Die Note soll nach Ansicht gut unter- richteter Kreise Viermächtebesprechungen über das gesamtdeutsche Problem zustimmen, vor- ausgesetzt, daß die sowietische Blockade der- Westsektoren Berlins aufgehoben wird. Aus diplomatischen Kreisen in Washington verlautet ferner, daß die USA beabsichtigen, falls die Sowjetunion die Blockade Berlins nicht aufzuheben gedenke, den Fall Berlin vor den Sicherheitsrat der UN zu bringen und die- sen aufzufordern, das Recht der Westmächte zu bestätigen, die lebensnotwendigen Güter auf„normalem Wege“ nach den Westsektoren Berlins zu bringen. Wie aus Paris bekannt wird, lehnte im Zu- sammenhang mit der Berliner Frage der außen- politische Ausschuß der französischen Natio- nalversammlung mit elf gegen fünf Stimmen einen kommunistischen Antrag ab, in dem die Wiederaufnahme von Viermächtebesprechun- gen über Deutschland gefordert wurde. Drei Abgeordnete enthielten sich der Stimme. Der Antrag war von der kommunistischen Dele- 8 Madelaine Braun eingebracht wor- den. 5 a 1 Veräldemtl. unter Lire- Nr. US MA 110/ Ver awurtlicke H. ber: Dr. Rar fd. umd E Fit von Schilling Redaklion. Verlag uni Druck: Mannheim. R f. 4-6/ Fernrut 44181-33/ Bankkomo: Südwesibank Mann- beim. Depasiienkesse Marktplatz. Allgemeine eben N n p. 2 8 kamen: Haflrrühe r. 500 16. Berin ut. 961 88 0 U und Samstag einerlei. Cewähr 5 Einzelpreis 0.20 DN Rank pbeln- Für unverlang 1 ltaliens Senat gegen Kommunisten Rom.(UP) Der von den italienischen Kom- munisten gegen die Regierung eingebrachte Mißtrauensantrag wurde vom italienischen Se- nat mit 173 gegen 83 Stimmen zurückgewiesen. Die Abstimmung erfolgte nach einer Stellung- nahme des Ministerpräsidenten de Gasperi zu den kommunistischen Beschuldigungen. Er ver- las dabei kommunistische Flugblätter, in denen die italienische Arbeiterschaft aufgefordert wird, so lange zu streiken, bis die gegen- wärtige Regierung gestürzt sei, und erklärte, dadurch werde offenkundig, daß die Kommu- nisten unter Umgehung der parlamentarischen Gepflogenheiten versuchten. an die Macht zu gelangen. Der Zustand des italienischen Kommuni- stenführers Palmiro Togliatti hat sieh am Donnerstag weiter gebessert. Am Mittwoch konnte Togliatti zum erstenmal für eine halbe Stunde das Bett verlassen. Der Landesausschuß der Vereinigung katho- lischer Arbeiter Italiens hat den Beschluß der christlich-demokratischen Gewerkschaftsfunk- tionäre gebilligt, sich aus dem italienischen Gewerkschaftsverband(CGIIL) zurückzuziehen. Damit wird die Gefahr der Spaltung in dieser sechs Millionen Mitglieder umfassenden Ge- werkschaftsorganisation akut. Italienische Kolonien— ein Problem London.(UP) Aus den Berichten der Vier- mächtekommission, welche die ehemaligen ita- lienischen Kolonien bereiste, geht hervor, dag über die Zukunft Eritreas und Somalilands zwischen den Vertretern der vier Großmächte ziemliche Meinungsverschiedenheiten bherr- schen. Die Vertreter der Vereinigten Staaten und Großbritanniens hatten einen gemeinsa- men Bericht über ihre gesammelten Eindrücke verfaßt. Die Vertreter der Sowjetunion und Frankreichs hatten ebenfalls einen Bericht un- terbreitet, der zum Teil jedoch in separate Stellungnahmen zu den verschiedenen Proble- men zerfällt. Alle vier Mächte erklärten ein- stimmig, daß eine Viermächte-Treuhänderschaft über Eritrea und Somaliland von den dortigen Bewohnern am liebsten gesehen würde. Diese Treuhänderschaft soll sich über zehn Jahre erstrecken. Holländische Regierungskrise und Indonesienfrage Den Haag.(DENA) Der amtierende hollän- dische Ministerpräsident Dr. Louis Beel hat die niederländische Regentin, Prinzessin Ju- liana, davon unterrichtet, daß es ihm nicht ge- lungen ist, ein neues Kabinett zu bilden. Beel hat Prinzessin Juliana ersucht, ihn von seinem Auftrage zu entbinden. Das belgische Königsdilemma Brüssel. DRNA-REUTERN Pie christlich- soziale(katholische) Gruppe der belgischen Deputiertenkammer will die baldmögliche Lö- sung der schon seit drei Jahren schwebenden „Königsfrage“ erzwingen. Aus der Ankündigung schließt man, daß eine Entscheidung zwischen den Katholiken, die König Leopold unterstützen, und den So- zialisten, die sich strikt gegen eine Rückkehr des Königs auf den Thron wehren, unmittel- bar bevorsteht. Die christlich-sozialen Depu- tierten werden voraussichtlich am kommenden Dienstag mit ihren sozialistischen Kollegen im Senat diese Frage diskutieren. Tito verteidigt sich Belgrad.(UP) Marschall Tito erklärte in seiner zehneinhalbstündigen Eröffnungsrede vor dem Kongreß der Kommunistischen Partei Jugoslawiens, daß die vom Kominform gegen Jugoslawien erhobenen Beschuldigungen einen Angriff gegen die Einheit der Kommunistischen Partei und gegen die Einheit des jugoslawi- schen Volkes darstellen. Die Kominform-Be- schuldigungen seien ein Appell an destruktive Elemente, eine Untergrundaktivität zu organi- sieren und in Jugoslawien den Bürgerkrieg heraufzubeschwören. Die Beschuldigungen ge- gen die jugoslawischen Kommunisten seien un- fair und geeignet, die alte Freundschaft zur Sowjetunion zu beeinträchtigen. Tito bekannte sich während seiner Rede wiederholt zu freundschaftlichen Beziehungen zur Sowjet- union und versicherte, daß sich die Kommuni- stische Partei Jugoslawiens mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln um eine Verbesse- rung der Beziehungen zur Sowjetunion bemü- hen werde. Vorteil für Oesterreichs K Der stellvertretende Vorsitzende der Kom- munistischen Partei Oesterreichs, Franz Hon ner, hat auf einer Sitzung des Parteivor- standes bekanntgegeben, daß ihn verantwort- liche sowjetische Beamte davon unterrichtet hätten, die Sowjetunion werde die jugoslawi- schen Gebietsansprüche an Oesterreich nicht weiter unterstützen. Die österreichischen Kom- munisten sollten sich daher von jetzt an für den Verbleib Kärntens bei Oesterreich ein- setzen. Die Sowjetunion werde sie in dieser Forderung in jeder Beziehung unterstützen. Kommunisten in Fernost London.(AP) Der britische Kolonialmini- ster, Arthur Creech-Jones, gab am Frei- tag im Unterhaus bekannt, daß die Regierung die Kommunistische Partei und drei ihr ange- schlossene Gruppen in Singapur und in der malayischen Union verboten habe. Die Kommunistische Partei und diese Grup- pen, so erklärte der Minister, führen gegen- wärtig einen Feldzug, der die Ermordung friedlicher Bürger zum Ziele hat. Außerdem planen sie die Errichtung eines kommunisti- schen Staates, sobald sie ein genügend großes Gebiet durch die von ihnen angewandten grau- samen Maßnahmen unter ihre Kontrolle ge- bracht haben. Die siamesische Regierung ordnete am Frei- tag, wie Dena-Reuter aus Bangkok meldet, wegen zu erwartender„kommunistischer Sa- botageakte“ Alarmbereitschaft an. Die Oef- fentlichkeit wurde außerdem durch Radio ge- Warnt, auf mögliche, unerwartete kommuni- stische Sabotsgeskte vorbereitet zu sein“, Schließung des N Samstag, 24. Juli 1948 Orlginalzeichnung: Schummer „Dritte Kraft“ Europa Wo bleibt dabei Europa? Das Paradoxe scheint ein Charakteristikum unserer merkwürdigen Zeit zu sein. Vernunft und guter Wille beherrschen Tagungen, Kon- Sresse und Resolutionen, das Gegenteil von Aller Einsicht aber beherrscht die Wirklichkeit. Frankreichs langjähriger Außenminister Bi- dault hat soeben auf der etwas kleinlaut zu Ende gegangenen Haager Konferenz der West- union— mit deren Gründung vor einigen Mo- naten manche voreilig begeistert das endliche Werden der Vereinigten Staaten von Europa zu begrüßen geneigt waren— vorgeschlagen, den westeuropäischen Fünfmächtepakt in ein europäisches Bundesparlament umzuwandeln. Der kluge Franzose mag das sowohl im echten Bewußtsein der Halbheiten, die man auf die- sem Wege bis jetzt bestenfalls erreicht hat, getan haben, wie auch aus dem sehr berech- tigten Gefühl der tatsächlichen Ohnmacht her- aus, die das wesentlichste Attribut des Brüs- seler Paktes unter den augenblicklichen Um- Ständen eben doch ist. Jedoch seine Kollegen aus Großbritannien und Belgien gaben ihm eine sehr kühle Antwort, bezeichneten seinen Plan als undurchführbar und meinten, man sollte solche Träume nichtamtlichen Organisa- tionen überlassen. Von seiten des Sozialisten Paul- Henri Spaak, dessen Europäertum von niemandem bezweifelt wird, erstaunt diese Antwort eigentlich noch mehr als von seiten des Sozialisten Ernest Bevin. Bidault mußte mit noch leereren Händen eilends nach Paris reisen, nachdem ihm sein eigenes Parlament vollends den Boden unter den Füßen wegge⸗ zogen und die Regierung Schuman über eine Angelegenheit zu Fall gebracht hatte, die die Westunion ebenso interessjert wie ein even- tuell zu schaffendes vereinigtes Europa: näm- h 0 0* Sung. Frankreichs Stimme, d pas Stimme zu sein hätte im Rate der Weltmächte, kann an Gewicht nicht gewinnen, wenn im entscheidenden Augenblick seinen Sprechern das Mandat entzogen wird. So können wir auch nur mit leiser Skepsis die am Sonntag auf Einladung der gleichen sozialistischen Partei in Saint-Brieux in der Bretagne beginnende internationale Studien- woche zu dem Thema„europäische Union“ be- trachten. Zweihundert Delegierte aus allen Ländern Europas wollen daran teilnehmen und einer der Initiatoren der Tagung schrieb clieser Tage im Populaire“, dem Blatte Léon Blums, daß man sich darüber im klaren zu sein habe, daß der erste Schritt zur Bildung der Vereinigten Staaten von Europa bereits getan sei. Nein, wenn wir es einmal waren, so sind wir uns heute nicht mehr im klaren darüber. Es scheint uns, als ob diese berühmten„ersten Schritte“ nur den Tagungen inoffiziell ler Organisationen“ vorbehalten bleiben sol- len, die Bevin und Spaak eben im Haag aApostrophierten. Die offiziellen Organi- sationen hingegen bemühen sich mit Erfolg, den Schritt wieder zurückzugeben. Auf diese Weise wird die so dringend benötigte Solida- rität niemals erreicht werden, sondern der Kontinent weiter ein Treibhaus verschieden- artigster Nationallsmen bleiben. Was wir Weiterhin vermissen, ist eine wirklich ent- scheidende Tat, die über nationale Souveräni- tätsbeddenken hinweg endlich mit einer von Blut und Tränen erfüllten Vergangenheit bricht und das zu verwirklichen beginnt, was die europäische Arbeitergewerkschaft nach dem Haager Europa- Kongreß im Mai als Wunsch von Mililonen in einem an anderer Stelle dieser Ausgabe auszugsweise zum Ab- druck gebrachten Manifest mahnend zum Aus- 5 druck brachte. 5 en gegen Paragraph Beinahe lautlos und abseits der geräusch- vollen Hauptstraße der weltpolitischen Vor- ginge ist in diesen Tagen ein weiteres Kapitel der Geschichte des letzten Krieges abgeschlos- sen worden: die letzten deutschen Kriegs- gefangenen sind aus Großbritannien nach Deutschland zurückgekehrt. Bis Anfang Ok- tober soll die Entlassungsaktion auch aus dem Nahen Osten beendet sein. Wir Wollen diese Heimkehr zum Anlaß einer stillen Freude nehmen, wenn sich auch die langen Zahlenkolonnen der Suchdienst- stellen und die Ungewigheit über die Erfül- lung noch hunderttausendfacher Wünsche als ein schweres Gewicht auf die Zunge legen. Schieben wir den sachlichen Tatbestand der Angelsächsischen Stachel drahts von der politischen Ebene herunter, so Zewinnt die Rückkehr der PowWs nurmehr die kreundlichen Züge einer menschlichen Be- Zebenheit. Während uns die Zugänge zu den Lon Eindruck vermitteln. Wir meinen die lange Reihe der Amtsräume, die der Ex-Kriegsge- fangene von der ersten Stunde seiner Rückkehr an im wahrsten Sinne solange durchlaufen muß, bis er in allen Kartotheken und Kate- Sorien als Wohnberechtigter, Lebensmittelkar- tenem nager oder sonstwie registriert ist. Ge- „es wird viel getan und manche Aemter strengen sich redlich an, um in dem Gestrüpp der Paragraphen und Vorschriften den Heim- Kehrern den Anfang in der Heimat zu erleich- tern. Aber viel bleibt noch zu tun übrig, um dem Rückkehrer gerade in den ersten Tagen, die für ihn im persönlichen Bezirk oftmals Samstag, 24. Juli 1948/ Nr. 84 NMoRNOREN entscheidend sein können, die Atmosphäre pri- vater Anteilnahme an seinem Schicksal spü- ren zu lassen, Wie wir jüngst hörten, beschäftigt sich der Ausschuß für Kriegsgefangenenfragen beim Stuttgarter Länderrat mit der Ausarbeitung des Vorschlages, die Frage des Zuzugs und des Aufenthaltes für die Heimkehrer neu zu re- geln. Auch andere Stellen erwägen Maßnahmen für eine summarische Abfertigung der For- malitäten in den ersten Tagen nach dem Ein- treffen des Rückkehrers. Das alles aber sind Dinge der Organisation., die ohne Kraft und Leben bleiben muß, wenn dahinter nicht der schlichte Gedanke steht, dem Heimkehrer auch wirklieh praktisch zu helfen. Wenn schon das Kriegsgefangenen- Schicksal im international verschlungenen Ge- flecht außerhalb unserer Verantwortung zu einem Bolitischen Problem geworden ist, 50 haben wir es in der Hand. überall dort, wo es uns persönlich begegnet, als eine mensch- liche Frage zu lösen. Von uns kann verhin- dert werden, daß sich der Heimkehrer in der einfache und Berührung mit der Bürokratie von neuem wie- der im zähen Stacheldraht verfängt, den er ge- Seher rade soeben verlassen hat. E. W. olken über der Schatzkammer der Erde Der„lauwarme“ Krieg in Indonesien/ Von Hugo Grüssen Rund ein Jahr ist es jetzt her, daß General Spoor, der Oberbefehlshaber der niederländi- schen Streitkräfte in Indonesien den Befehl zur Eröffnung der Feindseligkeiten gegen die Truppen der indonesischen Republik erteilte. Er sagte damals in seinem Tagesbefehl:„Es handelt sich nicht um einen Krieg der Nieder- länder gegen das indonesische Volk. Es gilt nur, dem Recht und der Freiheit den nötigen Nachdruck zu verleihen!“ Recht und Freiheit sind umstrittene Begriffe. Das schwere Gewicht der Weltmeinung stürzte sich damals auf das kleine Holland, und das bewaffnete Vorgehen in Insulinde wurde der niederländischen Re- Zlerung von vielen Seiten böse angekreidet. on am 4. August kam aus Lake Suecess die Meldung, daß dem Appell des Sicherheitsrates, die Kampfhandlungen einzustellen, von Seiten beider Gegner Folge geleistet werde. In Holland gab es einen gewaltigen Sturm gegen die Regierung. Immer wieder haben Wir nachgegeben“, so sagte man vor allem in den konservativen und den Rechtskreisen. Immer wieder haben wir das Kompromiß mit dieser Republik gesucht, die von Japanhörigen Auf die Beine gestellt wurde.“ Die Erklärung der niederländischen Königin, die am 7. De- zember 1942 den indischen Völkern Freiheit und Sleichberechtigung zugesichert hatte, die Abmachungen vom 18. Dezember 1946, in denen holländische Beauftragte die„Vereinigten Staa- ten von Indonesien“ de facto billigten— diese Besprechungen Wurden später das„Abkommen von Linggadjati“ geheißen und schließlich die endgültige Unterzeichnung dieses Abkommens am 25. März 1947 konnten von niederländischer Seite als Beweis der Bereitwilligkeit zu Kon- Zesslonen und einer neuen aufgeschlossenen Politik in Ostindien zitiert werden. Und noch eines ist festzuhalten: Die Republikaner zitier- ten weniger. Sie schossen vielmehr weiter. Die Todesanzeigen in der holländischen Fresse sind die tägliche Begleitmusik des „Falles Insulinde“, der sich immer mehr zu einer niederländischen Schick sals fragen ausgewachsen hat, denn über 20 Prozent seines Nationalvermögens hat Hol- land in Indien investiert. Das durch den Krieg so schwer geschädigte Holland weiß bis zur Stunde nicht, ob jemals wieder jener Strom 1 Das aber liegt nicht in der Macht jener Kreise, die sich heute von Repressalien be- drängt sehen. Mit der japanischen Infiltration gewann in Indonesien ein neuer Geist Ober- hand, das Schlagwort MERDERKA„Frei- heit!— verschmolz mit den Ideen der japani- schen„Großasiatischen Gemeinschaft“, wobei in den Herzen vieler Eingeborener der soge- nannte„Bushido“-Geist seinen Einzug hielt. Im Fintergrund stehen japanische Offiziere, „.. doch die Wirklichkeit in Deutschhmd ist anders“ die, nachdem ihr eigenes Land von der Atom- bombe in die Knie gezwungen war, hier neuen Erfolg suchen. Rund 75 Prozent der Einkünfte der Djoka- Republik verschlingt das 450 000 Mann starke Heer und die Armut, als eine Folgeerscheinung von Chaos und Krieg. gibt der Nährboden ab für ein weiteres Gift, näm- lich; den Kommunismus. Die kommunistische Partei selbst ist klein. In Holland maß man ihr bislang auch keine Bedeutung zu. Moskau ist weit, In den Ber- gen der Flugblätter, Plakate und Propaganda schriften, die einem allenthalben im Lande begegnen, sah man mehr ein Zeichen dema- Sogischer Wichtigtuerei, als ein ernsthaftes po- litisches Faktum. Jetzt aber hat der Minister tür die überseeischen Gebiete einen bekannt- gewordenen Bericht erhalten, in dem es unter anderem heißt:„Obwohl, oberflächlich gesehen, keine Gefahr für eine akute Bedrohung durch den Kommunismus in Indonesien besteht, ist es dennoch eine Tatsache, daß die potentielle Bedrängung durch die kommunistische Par- tei sehr groß ist. Aus dieser Potenz kann in einem Augenblick, der nicht vorauszusehen ist, eine außergewöhnlich ernste Gefahr wer- den, deren tatsächliches Volumen infolge der angewandten Tarnung schwer abzuwägen ist.“ Der Leiter der indonesischen Kommunisten, Alimin, schrieb unlängst in dem Blatt„Api Rakjat“:„Unser Kampf muß nach außen hin dem nationalen Anliegen Indonesjens gelten, in Kleinbetriebe der Neubürger gefährdet Hoffnung auf die Auswirk Von allen Bevölkerungsschichten hatten die Flüchtlinge, die sogenannten Neubürger, den meisten Grund, der Währungsreform mit ge- mischten Gefühlen entgegen zu sehen. Jetzt über zwei Wochen nach der Operation, läßt sich bereits erkennen, daß ihre Befürchtun- gen vollauf berechtigt waren. Die Neubürger haben durch die Ablieferung ihrer aus der Heimat mitgebrachten und im Auffanggebiet mühsam vermehrten Notgroschen den letzten kipanziellen Rüchhalt verloren und stehen er- neut vor den Trümmern einer mühsam auf- gebauten Existenz. Auch von den Entlassun- gen, die leider in sehr zahlreichen Fällen aus- gesprochen worden sind, wurden die Flücht- Unge am stärksten betroffen, denn wer als letzter in einen Betrieb kommt, muß ihn als erster wieder verlassen. Noch schlimmer aber wirken sich die Zu- sammenbrüche der vielen kleinen selbständi- gen Eixstenzen aus, die seit 1945 unter unsäg⸗ lichen Mühen aufgebaut worden sind. Sie ha- ben jetzt keinen finanziellen und materiellen Rückhalt mehr. Welche Befleutung sie hatten, lehrt ein Blick auf jene Gebiete, die 2. B. durch ihren Holzreichtum schon vor Jahr- zehnten die Grundlage für eine weitverzweig- te Industrie abgegeben haben. Diese Industrie wurde in den letzten drei Jahren dadurch er- heblich ausgeweitet, daß Massen von Flücht- lingen ins Land kamen und ihre Ansprüche auf Arbeit und Brot geltend machten. Ueber- all wurden Klein- und Kleinstbetriebe ge- Sründet, in denen die den Sudetendeutschen und Schlesiern angeborene Handfertigkeit nützliche Verwendung fand. Darüber hinaus entstanden verschiedene Genossenschaften, die es sich angelegen sein ließen, ausschließ- lich Flüchtlinge zu beschäftigen. Die Währungsreform hat nun fast all diesen 3 gen— wir sprechen hier, Wohlge⸗ n 1 5 2. icht er Kitschind 128 5 8 ne ungen des Lastenausgleichs hungen laufend ergänzen konnten, können heute auf Hochtouren gehen und wieder gegen Geld verkaufen, was sich viele von ihnen bis- her gegen Naturalien abnehmen ließen. Nun bleibt den Neubürgern in ihrer Masse neben der Wahl, stempeln oder betteln zu gehen, noch die Hoffnung, daß der Lasten- Ausgleich einigermaßen wieder gut macht, was bei der Währungsreform nicht berücksichtigt worden ist. Es kann als Glück bezeichnet wer⸗ den, daß die Besatzungsmächte den Regierun- gen für die Ausarbeitung der notwendigen Gesetze eine Frist von sechs Monaten gestellt haben. Wäre das nicht der Fall. dann sähen sich die Flüchtlinge wohl ihr Leben lang da- zu verurteilt, die Lasten des verlorenen Krie- ges allein zu tragen, während sich rund um sie ein neuer Wohlstand auf der Grundlage der D-Mark aufbaut. 2 Trotzdem, die vielen schlechten Erfahrun- gen warnen, zu große Hoffnungen in die Aus- wirkungen des Lastenausgleiches zu setzen. In einem halben Jahr sollen die notwendigen Gesetze vorhanden sein. Die Ausführungs- bestimmungen werden vermutlich noch etwas länger auf sich warten lassen. Dann erst kann sich, während eine Flut von Fragebogen über Flüchtlinge und Ausgebombte hereinbricht, die riesige Apparatur schwerfällig in Bewegung setzen. Die Gebirge der Bürokratie werden Kkreißgen; geboren wird, wie immer, ein Mäus- lein. Bis dahin aber ist der arbeitslose Flüchtling längst nicht mehr in der Lage, die Kraft für eine Unterschrift aufzubringen oder gar von vorn anzufangen. Bei einer Finanz- operation von solchem Ausmaß wäre es ohne Zweifel eine Kleinigkeit gewesen, auf die All- tags bedürfnisse der Flüchtlinge und Ausge- bombten Rücksicht zu nehmen und ihnen einen Auffangkredit als Vorgriff auf den La- stenausgleich zu gewähren, Sie hätten damit ihre mühsam 3 bs Exist alt . ſolchen Reg g ist es noch ncht zu spät, denn die Währungsreform hat die Grundlage für ein gesundes Wirtschaften und damit für eine Kreditgewährung geschaffen. Es liegt nun an den deutschen Stellen. schnellstens den augenblicklichen Zustand zu beseitigen, der auf der einen Seite flurch den munteren Erwerbssinn jener gekennzeichnet Wird, die so erfolgreich wichtige Waren ge- hortet haben, und auf der anderen Seite durch die doppelt spürbar gewordene Not jener, die selbst ihren bescheidenen Arbeitsplatz auf- geben mußten. Wilhelm Liske Wirklichkeit aber bleibt für uns richtungwel⸗ send das Programm der„Partei Kommoens Indonesia“. Ein bekanntes Spiel, das einen nicht verwundert, wenn man weiß, daß viele. darunter der kommunistischen Funktionäre, auch Alimin selbst, ihre Schulung in Moskau erhielten. Zieht man dann noch in Betracht, daß es seit 1946 eine Konzentration der Ar- eine beiter verbände, die sogenannte„ Sobsis, Art Einheitsgewerkschaft gibt, die über 12 eine aus rund 800 000 Mann bestehende Stoß. gruppe zur Durchführung der nicht mehr ausschließlich den Einflüssen zugewandt ist Die Hoffnung, daß das Eingreifen des Sl. cherheitsrates zu Beruhigung und Klärung fühl. ren würde, hat sich kaum erfüllt. Weltöffentlichkeit ist dureh die Art, in der die japanischen Holländer ihre Karten offen auf den Tisch Millionen Mitglieder zählt, und in der auch „Politik der: verbrannten Erde“ gebildet wurde, dann kenn man begreifen, daß die Sorge des Haag jetzt. In der legten und durch die dauernden Uebergrife von seiten der Republikaner eine ziemliche Aenderung eingetreten. Der Versuch der So- Aumann Drei Jahre nach dem Ende. „eines schrecklichen Krieges einem Krieg zwischen den Vereinigten Staa ten und der Sowjetunion, der die ganze Erde verheeren würde. Einem derartigen Kriege steht die euro- päische Arbeiterschaft augenblicklich ohn- mächtig gegenüber, denn das uneinige Europa kann seiner Stimme kein Gehör verschaffen. Seine Streitigkeiten bergen die Gefahr, der Entfesselung eines neuen Konflikts als Vorwand 5 zu dienen. Die Vereinigung der europäischen Natlonen ist heute eine der wesentli en Bedingungen des Weltfriedens. 1 Die Gewerkschaftsbewegung hat die Pfficht, die Kräfte, die für diese Vereinigung arbeiten, zu unterstützen. Es ist ihre Pflicht, weil ohne die Zustimmung und die Mitwirkung der Ar- beiterschaft die europäische Einheit nicht her gestellt werden kann. 5 Es ist ihre Pflicht, weil die Interessen det Arbeiter von der neuen Organisation aner- ist der Friede noch nicht geschaffen, spricht man von kannt werden müssen, deren endlicher Sieg auf der Linie der geschichtlichen Entwicklung liegt. europäische Einheit und die wirtschaftlichen und politischen Verträge, die sie vorbereiten, eine Anpassung des Lebensstandards des Ar- beiters an das niederste Niveau herbeiführt; wenn man nicht will, daß die Arbeiter allein die Kosten der unvermeidlichen wirtschaft- lichen Neuorganisation tragen, ist es nötig, dag WO die Gewerkschaftsbewegung überall, Europa geschaffen wird, gegenwärtig ist. Hier ist die Politik des Dabeiseins revolu- tionäre Begeisterung und konstruktiver Wille.* Wenn die Arbeiterklasse nicht Europa schafft, wird Europa entweder nicht oder nut gegen sie geschaffen werden. Es ist also jetzt die Aufgabe der Gewerk- schaftsbewegung, den internationalen Geist in der Arbeiterschaft zu entwickeln und ihr das Bewußtsein der europäischen Realität zu geben. g Indem sie Europa verwirklicht, entreißt sie die Arbeiterbewegung ebenso der fremden Bevormundung des Westens oder des Ostens wie auch der wachsenden Macht des Staats- Apparates, denn Europa wird nicht ohne Ein- schränkung der übertriebenen staatlichen Machtbefugnisse geschaffen werden können Aus dem Manifest des Gewerkschafts- komitees für Vereinigtes Europa, Paris. den mit täglich 3 Millionen Gulden angegeben), die ganze Verschleppungstaktik von seiten der Djoka- Regierung, die ernsten Worte des nieder- ländischen Innenministers zu diesem Theme und schließlich die Entsendung weiterer hol ländischer Truppen nach Indonesien— alles das kündigt einen neuen Ausbruch des schwe- lenden Feuers und eine Zuspitzung der poll. tischen Lage an. 7 Die ersten Eindrücke nach sechsjähriger Kriegsgefangenschaft/ Von Bernard Korbus Schwarzgrau liegt das Meer, ruhig wie an heißen Sommerabenden. Die Sonne bricht noch einmal durch die Wolken hervor, zieht eine rotglitzernde Spiegelbahn durch das leise sich bewegende Wasser und gleitet tastend über das Schift, über Pflöcke und Masten zur Kom- mandobrücke, bis hock hinauf, um endlich an dem Sternenbanner von Onkel Sam haften zu bleiben.— Ich stehe an der Reeling und atme die frische herbe Februarluft. Ich bin allein. — Mir kommen die Gedanken... Aus dem Vergangenen und dem Augenblicklichen dem Bewußtsein, etwas unendlich Schönes und Gewaltiges zu sehen— formen sich meine Ge- danken zu einem Phantasiegebilde— der Zukunft. Die Sonnenscheibe blickt hohl und trüb nun, sie ist von grauen Nebelschleiern um- woben. Tief steht sie am Horizont. Dort, wo Zerade ihre Peripherie die unseres Erdballes zu berühren scheint, liegt das Vergangene. Die unserer Schiffsschraube aufgewühlten Wassermassen weisen nach dort, verlaufen sich in lange ruhige Wellen. Dort liegt Amerika! Dort standen wir zweieinhalb Jahre in Wis- consin und Kalifornien auf Gemüsefelder und Obstplantagen, rupften Baumwolle und pflüc- ten Tabak in Arizona und Kentucky, fällten Bäume an der kanadischen Grenze und in Texas, schwitzten am Gold von Mexiko auf Reis- oder Zuckerrohrfeldern. a Langsam gleiten nochmals die einzelnen Phasen deg Kriegsgefangenschaft an meinem geistigen Auge vorüber.. Das soll nun in Wenigen Tagen anders werden, der Mensch wieder frei, wieder ensch werden, wieder Indiviuum sein— der moralische Druck, der jahrelang auf den Gemütern lastet, soll wei⸗ chen. Ein Gefühl der Sehnsucht nach dem Leben macht sich in meiner Brust breit. Wie ich auf das Meer schaue und auf die Sterne, die blaß am abendlichen Himmel aufblinken, kühle ich die unendliche Weite und Größe der Welt. Alles Kleinliche und Häßliche verschwin- det, ich weiß, daß ich lebe. Seit langef Zeit bin ich wieder einmal glücklich. Fliegende Fische meilenweit entfernten Lagern versperrt sind, umspielen das Schiff, springen meterweit durch steht hier der Weg zur Initiative, zur unmit- telbaren Tat, offen. Ohne den Umweg über die Ex-Alllierten und die internationalen Organi- sationen und ohne lange Verhandlungen kön- nen wir das Los des einzelnen Heimkehrers mildern. Was hierzu notwendig wäre? Nun, nicht sehr viel. Nur etwas von dem, was wir uns selber wünschten. wenn wir im abgerissenen Habitus vom Ende der Welt heimkämen. Eine freundliche Aufnahme, ein paar warmempfun- ene Worte, anstatt des billigen Mitleids und wenig Nachsicht. Vor allem aber— und is hören wir aus den Gesprächen mit den Entlassenen immer wieder— mehr Verständ- bei jenen Stellen, die den Heimkehrern r den ersten und deshalb nachhaltigsten 4 die Luft, um dann wieder im Wasser unter- zutauchen. 4 Es wird kalt. Die Sonne ist versunken und mein Blick wandert längs des Horizontes, bis er im Osten, in Fahrtrichtung, haften bleibt. Dort wird einmal Land auftauchen, dort liegt das europäische Festland und auf diesem un- sere Heimat, in der unsere Lieben auf uns warten. Mir wird warm ums Herz. Langsam löse ich mich von der Reeling und gehe hin- unter in die Kajüte.— Nachts wache ich auf; ein leichter Wind scheint aufgekommen zu sein, das Schiff wiegt sich sanft, als wollte es Uns einschläfern. Ich entschlummere wieder. In drei oder vier Tagen werden wir in Bre- merhaven einlaufen Doch die Wirklichkeit ist rauher und här- ter als die Gedankengänge und Hoffnungen eines winzigen und bedeutungslosen Einzel- menschen. Die Welt hat noch nicht genug ge- Sündigt. die Jugend noch nicht genug geopfert! Wir landen in Frankreich... Ein Zeitlager er- wartet uns, dreckig und schlammig. Wir schla- fen auf der Erde, sitzen im Dunkeln. Deutsche Kriegsgefangene stehen auf den Wachtürmen, bewachen hre eigenen Kameraden; deutsche Lagerpolizisten— selbst noch Gefangene terrorisieren uns. So sieht unsere Rückkehr nach Europa aus. Ich habe Geburtstag, vierundzwanzig bin ich nun. Sonderbar, daß ich daran überhaupt noch denke. Ich sehe mich im Zelt um. Män- ner, die durch gewissenlose Befehlshaber auf zahlreichen Schlachtfeldern der halben Welt herumgetrieben wurden, die selbst in der Ge- kangenschaft bisher das Lachen noch nicht ver- lernten, liegen oder hocken auf dem Boden, ihr Blick ist stumpf und gleichgültig oder ver- zweifelt. Ein Kamerad neben mir betrachtet mit trübem, hoffnungslosem Blice das Bild seiner Frau. Ich habe solche Wandlung bei Menschen noch nie gesehen. Am anderen Tage gehts in Viehwagen nach Südfrankreich.. Wenige Zeit später stehen Wir auf den Weinfeldern an den Pyrenäen und am Mittelländischen Meer. Mit uns ar- beiten im Norden von Frankreich 300 000 Ka- meraden in Bergwerken und Fabriken, die alle die gleiche Hoffnung trugen wie wir. Das ist im Sommer 1946. Unsere zweite Ge- fangenschaft beginnt. Sommer 1948. Wieder sind zweieinhalb Jahre vergangen, der Krieg ist nun über drei Jahre vorüber. Noch immer stehen wir auf Frankreichs Boden, säen die Saat aus und ern- ten die Frucht, pflegen den Weinberg und Pflücken die Trauben. Wir fühlen uns schon an den Boden gebunden. Ein Dorf, ein Gehöft, ein Acker wurden uns zur zweiten Heimat. Wir haben ufs verändert. Wir warten immer noch auf unsere Heimfahrt; doch nicht mehr so stürmisch wie einstmals, denn wir sind ru- higer geworden, reifer, nachdenklicher.“ Zum zweitenmal klettern wir in die Wag⸗ gons, um die Heimfahrt anzutreten. Diesmal Wissen wir, daß wir ankommen werden. Und doch, die Männer sitzen ruhig auf ihrem Ge- päck, warten rauchend, bis der Zug anfährt. Wir fahren durch das Saargebiet. überqueren die deutsche Grenze. Ueberall winkt uns die Bevölkerung zu, freut sich, daß wir nun end- lich zu unseren Lieben zurückkehren. Lang- sam weicht auch das Starre von uns. Wir la- chen wieder, schmücken unseren Zug mit fri- schem Grün und winken, winken den deut- schen Menschen. Mannheim. Ich bin nicht mehr Gefangener. Ein kleines unscheinbar aussehendes Papier in meiner Tasche bestätigt meine Befreiung. Ich gehe durch die Straßen. Durch die glei- chen Straßen ging ich einmal vor sechs Jahren, als mein Zug hier Aufenthalt hatte. Ich kenne mich kaum aus! Ueberall Trümmer und Rui- nen. Ich beobachte die Menschen, die an mir vorübergehen. Niemand scheint Zeit zu ha- ben. Alles hastet, ist mit sich selbst beschäf- tigt. Amerikanische Wagen fahren durch die Straßen, am Steuer sitzen oft Neger, an ihrer Seite oft deutsche Frauen. Ein Beinamputier- ter auf seinem selbstgebauten Rollwagelchen überquert den Fahrdamm. Da und dort böre ich krächzende Grammo- phonmusik, und aus vereinzelten Cafés tönen mir die zerhackten Rhythmen der Jazzmusik entgegen. Einige Jungen im Alter von 13 und 14 Jahren gehen an mir vorüber, die Zigarette im Mundwinkel. In den Läden werden wieder viele Sachen zum Kauf angeboten, die Wäh- rungsreform scheint sie über Nacht hervor- gezaubert zu haben. Doch es fehlt das Geld, man schaut sich alles an, aber kauft wenig. Ich gehe weiter. Am Neckarufer wälzen sich zwei junge Mädchen im Grase, es sind noch Halbe Kinder, sinnlos betrunken, an ihrer Seite polnisches Militär. Ich kehre in meine Mansarde zurück, stehe am Fenster und überblicke den Neckar. Die Fähre zieht mit systematischer Genauigkeit ihre Schleife. Klein sind die Menschen, die das Boot verlassen, um dann am anderen Ufer von den Häusern und Ruinen verschluckt zu werden. Das sind meine ersten Eindrücke in der Heimat. Ich komme mir fremd vor, als ob ich zwanzig Jahre nicht mehr in Deutschland ge- wesen wäre. Gefühle des Widerwillens und der heißen Sehnsucht wechseln in mir. Als ich mich zur Nachtruhe begebe, weiß ich, daß ich bleiben werde, Ich bin zurückgekehrt nach Deutschland, ich werde wieder durch deutsche Wälder, Wiesen und Felder schreiten, unsere Luft atmen, deutsche Menschen sprechen, aber auch ihr heutiges Denken und Handeln ver- stehen lernen müssen. Seit einigen Tagen bin ich nun in Mann- heim. Der Existenzkampf beginnt it aller Härte! Mir ist schnell klar geworden, daß „Existenzkampf“ heute mit„Kampf mit den Behörden“ gleichbedeutend ist. Damals in Frankreich, als mein Kamerad und ich uns entschlossen, in seiner Heimatstadt zusammen den Lebenskampf aufzunehmen, war ich wohl doch zu unwissend! Denn als Nicht-Mann- heimer hat man für mich außer einem be- dauernden Achselzucken oft noch nicht einmal einen Rat. Ich habe das Gefühl, daß es viel zu viel Beamte gibt, die vor lauter Bürokratis- mus zu vergessen scheinen, daß nicht nur sie Menschen sind, sondern wir auch.— Ich renne von Amt zu Amt. Keine Aufenthaltsgenehmi- gung, keine Arbeit, keine Lebensmitteimarken, kein Geld! Ich lebe bei den Eltern meines noch in Kriegsgefangenschaft sich befindenden Freundes. Ein weiterer Freund, auch ein ehe- maliger Kamerad aus Frankreich, und dessen; * Angehörige nehmen sich meiner an, ernähren mich. geben mir Rat und Hilfe, Das tut wohl ich bin plötzlich nicht mehr allein. Ich weiß nun, daß es auch heute noch Menschen glbt, die selbstlos einem anderen helfen, wenn die- 55 sich in Not befindet. Ich bekomme neuen Ut! g Morgen wird der Kampf mit den Aemtern von neuem beginnen! Werde ich eines Tages nach München gehen müssen, oder nach Frankfurt, oder nach Hamburg? Werde ich dort nicht dasgleiche erleben? Oder werde ich einmal gezwungen sein, wieder auf einem Schiff zu stehen, und mit mir vielleicht Zehn- tausende andere junge deutsche Menschen, um in einem anderen Lande ein neues Leben be- ginnen zu müssen?]! Eine ganze Generation scheint verloren zu sein! Denn Deutschland verlor Millionen Menschen im Kriege. Doch der einzelne macht sich keine Gedanken dar- über. ist anscheinend zu sehr mit sich selbst beschäftigt! Wird er es eines Tages doch zu be- 9 57 haben? Wird es dann nicht zu spit sein? Müde setze ich mich an den Tisch und schreibe an einen jungen Kameraden in mei- nem shemaligen Kriegsgefangenenlager, der auch keine Heimat mehr hat:„Sieh, all die schönen Worte, die man um uns gemacht hat, sind hohl und leer! Schickt unsere gefange- nen Soldaten heim, ihre weitere Gefangenhal- tung ist mit den Menschenrechten nicht zu vereinbaren“, lasen wir in Zeitungen, die sich manchmal zu uns nach Frankreich verirrten, Doch die Wirklichkeit hier in Deutschland ist anders! Wenige nur kümmern sich um die Gefangenen, die nach fünf- und sechsjähriger Abwesenheit nun in die Heimat zurückkehren. Drum bleib so lang es geht hinter Stachel- draht! Du lebst dort nicht gut, okt ist es un- erträglich, ich weiß, aber Du verhungerst Wenigstens nicht! Du wirst sicher staunen, daß gerade ich Dir das schreibe, der immer auf die Heimfahrt gedrängt hat. Aber die Er- fahrungen der ersten Wochen nach meiner Heimkehr nach Deutschland lehrten mich 80 denken! Ich kann nur wiederholen, bleib! Es sei denn, Du kennst Menschen, die sich freuen, Dir zu helfen, wie ich sie gefunden habe, aber derer gibt es leider allzu wenige. Langsam lege ich die Feder aus der Hand. eh bin traurig, das schreiben zu müssen. Es klopft. Es ist ein Student, aus der Ostzone gebürtig, der hier studiert und durch die Wäh⸗ rungsreform sein Studium nicht fortsetzen kann; denn der elterliche Zuschuß bleibt nun aus. Er bittet um Unterstützung. Ich hole Brot und eine aus Frankreich mitgebrachte Büchse Fleisch. Schweigend essen wir. Lang- sam bricht die Dämmerung über die Häuser am anderen Neckarufer herein. Es fängt an Zu regnen. Immer nur Regen, denke jch, nur Regen. Die Silhouetten der Ruinen erscheinen düster und schwer. 5 Wenn man nicht will, daß morgen dle e erer Tf . der von tas · rde ro- n- opa ken. der and nen gen der ef- ent er- n), der er- m 101= les ve- 0115 Nr. 84/ Samstag, 24. Juli 1948 Morne EN Seite 3 —— 0 weiteres hin weggehen kann Aber das Kon- stante— keineswegs ein Wunder— das ist die Anwesenheit des Dämons. Dieser sonder- bare Namenlose ist ein Typ in der Art— wenn ich so sagen darf— der Milz; seine Rolle ist nicht genau festzustellen. Er ist zu alt, als daß er sich entschließen könnte nicht im geringsten daran, das erschreckende zu veralten. Lange noch bevor er den kleinen oder einnehmende Genie dieser Helden oder Pförtner zum Pfeifen zwang, lange noch be- Lunst ist notwendig Von Francis Jour dain Ein Freund, in dessen scharfsinnigen Undbhesmüst so, Verstand ich sehr großes Vertauen setzte wollte mich zu dem Eingeständnis bewegen: im Grunde sei ein Künstler doch nichts Be- sonderes. Die Beharrlichkeit, mit der er sein „im Grunde“ wiederholte, riß meine Ueber- zeugung grausam aus dem Vorurteil, in dem, Renard, die Ga! Negermaske, das Parth sich meine Unüberlegtheit und die Feigheit, die man aus Barmherzigkeit Trägheit nennt, ergötzte. Ich klammerte mich an das Lei- chentuch all der lieben Gespenster, die in meinem Gedächtnis umgingen, an die Rock- schöße all der Künstler(nein! es waren nicht nur Gespenster! wie wirklich und stark leb- ten sie), die aus der Tiefe der Iahrhunderte heraus mich mit ihren Heldenliedern oder üihren Schelmereien beruhigten, deren Zuruf und Gelächter mir in den Ohren klang, und die— oft schmerzlich, manchmal lässig die Welt bereichert und umgewandelt, den Menschen die Menschen offenbart haben. Den hartnäckigen Spötter entwaffnete meine Verwirrung nicht; gewiss, er dachte eee Mensch und Künstler Wenn die Malerei nichts anderes zu tun hätte, als Naturgegenstände wahrheitsge- treu nachzubilden, so dürfte man sie füg- lich aus der Reihe der Künste streichen. Die Photographie ersetzt diese ihre Tätigkeit vollkommen. Die Idee von der Welt, die un- sere Sinne uns übermittelt haben, will die Malerei festhalten. Es liegt Versöhnung im Wesen der Kunst und Friede, sie vermag es, den Geist zu erheben über den Alltag, der an unser aller Leben zehrt. Sie kann uns ein Ruhepunkt sein, von dem man sich um- sieht und alles gut findet. Die Kunst klärt und verklärt unser Erdenleben. Die Kunst hast du, o Mensch, allein! Hans Thoma Der wahre Künstler hat keinen Stolz. Leider sieht er, daß die Kunst keine Gren- zen hat. Er fühlt dunkel, wie weit er vom Ziel entfernt ist, und indes er vielleicht von den anderen bewundert wird, trauert er, noch nicht dahin gekommen zu sein, wohin ihm der bessere Genius nur wie eine ferne Sonne vorleuchtet. Ludwig van Beethoven Wäre es überhaupt möglich, den tiefsten Inhalt, die Idee eines Kunstwerkes in Wor- ten auszusprechen, so wäre die Kunst ja überflüssig, und alle die Bauten, Figuren und Bilder hätten ungebaut, ungemeißelt, ungemalt bleiben können. Jakob Burckhardt Es ist nun so, daß Tanz, Gesang und Mi- mus jeder Kultur von jeher voraufgingen, und daß in ihnen alle Künste des Raumes und der Zeit, deren selbständige Ausbildung zum Meisterhaften ein Kennzeichen von Kultur ist, embryonisch enthalten waren. daß Spätzeiten, die der Meisterwerke nicht länger fähig sind, dem Tanz und dem Mimus, dem Reproduzieren- den und einem Spiel mit dem erhabenen Spiel der großen Kunst zuneigen. Ueberfei- nerte Zivilisation berührt sich in diesem Sime wieder mit dem Barbarischen, das Ende mit dem Anfang. Es schließt sich ein Kreislauf. Wie sich aus einer Halbkunst die Künste einst zum Meisterhaften entwickel- ten, so kehren sie am Ende zur Halbkunst zurück. Karl Scheffler Die Malerei ist eine rein sinnliche Emp- findungskunst, die mit keinen textlichen Erklärungen verquickt werden soll. Dureh Titel verständliche Bilder spekulieren be- reits nicht mehr auf die rein sinnliche Augenempfindung, sondern auf Empfinde- leien und novellistisches Spintisieren des Publikums. Das Richtigste wäre wohl, die Werke jedes Malers zu nummerieren, als Opus soundsoviel. Es würden dann einzelne Nummern wie bei den Musikern als bedeu- tende Schöpfungen gefeiert werden. Lovis Corinth und der Wahnsinn e Ben Orgeln von Michelaangelo harmonika der Dorfbälle, di Bösen“ und die g voyarden, die Ve Bovary, Rembrandt, La For dieser Zauberer zu leugnen, er tat aber so, vor dieser guten Tabak bekam, führte er als sei er überzeugt, im Grunde“ hätte man die Hand des Vorfahren, der— wozu? ihr Löwengebrüll, ihre leisen Eingeständnisse das Bild des Renntiers auf der Höhlenwand und ihre Eulenspiegeleien entbehren können. zeichnete. Er ist stets derselbe, stets gleich Orpheus und Jules anspruchsvoll, stets tyrannisch. Doch fragen „Ii a en Von I „im Grun- fühlte, daß er gut?“ vom„Pfühl aus jungem Stimmen füllt“, wie vom„See voller Blut, an dem böse Engel umgehen“, ich versuchte, mir eine Menschheit vorzustellen, der„dieses heiße, von Jahrhundert zu Jahrhundert rol- lende Schluchzen“ verwehrt blieb. der Sohn des Pförtners durch den Hof; er kam aus der Schule und pfiff ein unkennt- liches„Jai du bon tabac“. Ich glaube, dem Von schwierige leugnen, Kunststück, noch falscher zu pfeifen als ich. man muß dazu bereit sein), den Menschen Warum pfeift er? Er weiß es nicht; er kann einen Künstler zu nennen, der Fühler trägt, nicht pfeifen und weiß nicht, daß er nicht den Privilegierten, der als Dichter, Gelehrter pfeifen kann. Er pfeift. Er entflieht dem Ter- oder Politiker die Begabung besitzt, ohne die kleinen Schlingel gelingt das mitenhaufen. Er ist ein Menschenjunges. Die Menschheit ist undenkbar, ohne das Pfeifen des kleinen Pförtners. Alle Menschenjungen können nicht Mozart heißen, und wenn es ab und zu einen Mozart gibt, dann ist das wohl ein Wunder, über das man nicht ohne E f Durch grüne Ebene mit Hürden und Vieh fährt ein Zug so kurvenlos, daß er einem Pfeil gleicht, dessen Spitze das Ziel treffen wird. Nicht einmal die Landesgrenzen be- irren ihn, er wird sie überfliegen. Das Ziel ist eine Stadt am Meer. In ihr Wartet eine junge Frau, jünger als die Frau des Mannes, der im Zuge sitzt und das Ge- kühl hat, selber der Pfeil zu sein, den die Kraft des Verlangens vom Boden abge- schnellt hat. 5 Ein Mann, der seine Frau zurückläßt, um allein in die Ferien zu fahren, wo er nicht allein sein wird, ist eine bürgerliche Ange- legenheit. Der bürgerliche Mensch pflegt einer Familie anzugehören, die sich durchs Land verzweigt. Es ist durchaus natürlich, daß elne der Schwestern der Frau des Man- nes in dem Grenzstädtchen wohnt, das für den Zug kein Hindernis ist. Der Mann im Zuge hat die Schwägerin und den Schwager noch nie besucht. Er hat versprochen, das zu tun, sobald er in die Gegend kommt.. Dem größeren Konflikt, der ihn bewegt und seine Frau und sein Abenteuer be- trifft, gesellt sich der kleinere zwischen der Unlust, auszusteigen, und der, Versteck zu spielen. Wenn er den Verwandten aus dem Wege geht, spielt er Versteck. Er haßt es, sich selbst auszuweichen. Es gibt ideale Reisetage, gehört dazu. und dieser Der Zug gleitet dahin wie Schreibt doch endlich- alle- alle Von Werner Holzer „Du bist, was Du aus Dir machst“, dachte Adlatus Bleistift, als er von den krampfhaften Versuchen der Verleger las, Autoren zu fin- den. Dachte es und schrieb an die„Rezept- vermittlung für Roman, Drama, Film, Feuille- ton, Hörspiel u. a., G. m. b. H.“, die in An- zeigen auf den Wert ihrer garantiert ohne Lernmühen auszuführenden Rezepte hinwies. Adresse genügte. Kein Geld einsenden! So stand es geschrieben: Man nehme 3 Teile überzeugten Antifaschismus(Hausmarke 33 bis 45), je nach Wunsch 1—3 Teile üblen Na- zismus und Neonazismus, zur Füllung 6 Teile verwahrloste Bahnbofsjugend, 1 Teil Kriegs- gefangener mit bürokratischen Hindernissen bei der Heimkehr, 1 Kaffeelöffel Schwarz- händler en gros und als besonders delikate Würze(je nach religiösem Geschmack) 8—10 Teile verkommene Frauen und solche, die es werden wollen. Das Ganze mische man in einem Topf mit 2 Tassen Humanitätsmilch und gebe weißes Kollektiv-(Schulds- oder Un- schulds-) mehl unter dauerndem Umrühren hinzu. Zur Ueberwindung formal-technischer Schwierigkeiten finden Sie im Anhang Rat- schläge für die Form, in welche Sie die Masse gießen müssen, um Erfolg zu haben. Nicht vergessen: Ehe sie ihn in die Form füllen, ist es ratsam, den zähen Teig in der schwül- warmen Luft Ihrer verdrängten Komplexe gehen zu ssen. Als Schmalz für den literarischen“) Ku- chen eignet sich vorzüglich das„hohe Lied der Liebe“ zwischen dem psychopathischen Jüng- ling(an dem Freud seine Freude hätte) und vielleicht der Frau eines kriegsgefangenen Ge- lehrten, wobei der Fettgehalt intensiviert wird, wenn der Totgeglaubte zurückkehrt und verzichtend Giftpillen schluckt. Soll das Werk im anglophilen Ofen ge- backen werden, dann vergessen Sie nicht, rote eue Moderne Cemäldeschau 5 Von Erleh Kͤstner Die Leute stehen in Sälen herum. Sie finden das ungewöhnlich? Das ist ja gar kein Publikum. Das sind die Maler persönlich. Speisefarbe in möglichst„schreckhaften“ Men- gen beizumischen. Im umgekehrten Falle Ganslawistisch orientierte Bäckerei) genügen einige Prisen Monopol- Kapitalismus, Unter- drückung der Arbeiterschaft, Impero-Pluto- kraten und Kriegshetzer, um das erwünschte Aroma herzustellen. Das Ganze überstreiche man mit einer blü- tenreinen, zuckersüßen und steifen antifaschi- stischen Glasur, wobei man darauf achten muß, daß diese nicht zu streng vorschmeckt. Vergessen Sie nicht: es werden viele an Ihrem Tisch sitzen. Und Ihre Gäste müssen für den Genuß Geld bezahlen. Das verpflichtet Sie zur Rücksichtnahme auf alle Kreise! Eine andere Möglichkeit: Man knete seine sämtlichen Kriegserlebnisse(die sich mög- lichst mit denen von Millionen ehemaliger Soldaten decken sollen) zu einem nahrhaften Brei mit labil-pazifistischem Charakter wo- bei man nicht vergessen darf, einzumischen, daß man zwar von Anfang an dagegen war, aber die Möglichkeit eines heroischen Todes in der Verteidigung der Freiheit etc. offen- lassen muß, um allen Eventualitäten vorzu- greifen. Diese Mischung ergibt das„Fürchte- Brot“ unserer Tage. Kleiner Hinweis: Herr Remarque wurde seinerzeit„nur“ mit seinem Kriegsroman reich und berühmt! Die Ver- mittlung. Wem aber diese Geschmacksrichtung nicht liegt, muß(wenn er nicht als Nachkriegs-Igno- rant gelten wilh die altbewährten Variatio- nen zu klassischen Rezept-Themen oder fein duftende„chinesische Liebesgeschichten“ wäh- len. Alle anderen Literatur-Bäcker haben sich (mit Verlaub) auf das Maul zu schlagen und beileibe keine„eigenen“ Rezepte zu verarbei- ten. Sie werden getötet von der Rezept-Trust- Idee, die oben erläutert wurde. „Benützen Sie die Chance“, so heißt es zum Schluß des Rezeptbuches, ‚und schreiben Sie, schreiben Sie, schreiben Sie. Sie werden be- rühmt, wenn Sie nichts Eigenes hinzufügen. Sonst kann nichts passiefen. Bei Erfolg bitten wir um Belegexemplare an unserè statistische Abteilung unter Kenn-Nummer Demokratie 1945— Cahreszahl des Abdrucks)! Und Adlatus Bleistift schreibt Wer weiß, wie lange man noch Papier hat? Es sind viele, die auf der Stelle treten, bis kein Gras (Aus„Lyrische Hausapotheke“) mehr wächst. 1 m von e Nötre und die Sie ihn nicht, wozu er gut ist; u und das Epinal- müssen es herausbekommen. Bilderbuch, diée heitere Majestät von Bach zur Milz und zu allen Teufeln jagen, zu allen Van Gogh, die gro- anderen Teufeln, oder Ihnen seine Dienst- und die Zieh- zeugnisse zeigen „Blumen des den? Nach dieser Unterhaltung mit dem ware des Sa- Sphinx haben Sie, armer„Cafe du Com- o und Madame merce“-Oedipus, nicht anderes mehr zu tun, itaine, Hokusai als das Problem der Notwendigkeit erneut und Mansart, und die anderen; all die an- zu untersuchen. 5 deren: diejenigen, die man verehrt, und die- ÿ:Dnn!!!!! Zu Sie sich nicht in die Grenzgebiete des Not- 5 F000 wendigen und des Nützlichen! 6 88 5 85 6 8285 nicht zu sagen wagte:„ Wozu ist das alles e 9 2 i e unterscheiden wollen, durch welche Schat- Da habe ich mir die Frage gestellt, ich tierungen sie habe versucht, mir eine Welt vorzustellen, laufen Sie Gefahr, daß Sie sich plötzlich in in der es dies alles nicht gäbe, eine Welt, die Byzanz wiederfinden. 5 nichts wüßte i Fleisch, darin keine Liebe erblüht“ wie vom „Alpdrücken all der unbekannten Dinge“ und vom„traurigen Siechenhaus, das murmelnde leicht eine Begriffsbestimmung geben, die eine Unzahl auswechselbarer Kombinationen zuläßt. werden aus dieser Feststellung folgen, daß, wenn die Freude wahrlich jedem von Nutzen ist, die Besorgnis und Unrast aber ganz und gar für das Menschengeschlecht notwendig sind, und daß, wenn der einzelne auf das Und in dem Augenblick, da ich an unse- Genie verzichten kann, die Gemeinschaft rell Termitenhaufen dachte, an das bildlose keineswegs auf das Genie einiger Einzelner Schweigen, an die liederlose Finsternis, ging verzichten kann. Sie selbst Er würde Sie Was würden Sie ein wen- Vorsicht! Gefährliche Kurve! Verirren Wenn Sie sich voneinander abheben, Man kann von diesen Bereichen sehr Die nicht gerade Unglücklichsten Selbst wenn man annimmt, daß die Kunst keinerlei Nutzen ist, kann man nicht wenn man bereit ist(und die Erkenntnis unfruchtbar ist, d. h. den- jenigen, in dem die kleine Flamme brennt, die kleine Flamme, ohne die wir die Sklaven und die Gefangenen der Nacht sind. Vebersetzt von Servias Helling.) schwerelos, und keine Erschütterung stört seinen Gang. Auch ohne jeden andern Grund möchte man in ihm sitzen bleiben bis zum Ende. Kein lästiger Reisegenosse; Buch und Zigarette sind bessere Freunde. Es ist, als fahre man im eigenen Wagen, in der Obhut aufmerksamen Personals, das sich diskret durch den Gang bewegt. Und der Himmel draußen ist silbergrau verhängt. Er braucht seinen Wunsch nur auszu- Sprechen und man wird alles erledigen, da- mit er sitzenbleiben kann. Aber er beginnt sein Gepäck zu ordnen. Er erlegt sich einen Abend auf, an dem man ihn von seiner Frau unterhalten wird. 5 Da er sich nicht angemeldet hat, steht er einen Augenblick im Wohnzimmer des Schwagers allein. An der Wand hängen Fa- milienbilder. Er erblickt eins, das er nicht metununmumunmten eee Dem Dichter In Memoriam Georg Büchner Aus allen Menschen, die sein Herz gebar. schrie laut der Sturm! Der Wolken wilden Zug riß er entzwei, ein blauer Himmel schlug sein Auge auf, das groß und offen war. Und so auch Er! Verfolgung und Gefahr erhoben ihn zu immer höherm Flug. der ihn hinan bis an die Sterne trug, und golden lag ihr Schein in seinem Haar! Da kam der Tod und schnitt die rote Blume. Ein schwarzer Nachen schwankte durch die Brandung und glitt in eines fernen Tages Glanz. Gott selber aber lehnte, ihm zum Ruhme, an eines silberblauen Himmels Wandung des bunten Regenbogens zarten Kranz! Werner Steinberg (Aus„Es leuchtet ein Licht“, Verlag„Die Zukunft“, Reutlingen.) 5 keene kennt, aber sofort erkennt, denn es stellt seine Frau in jungen Jahren dar. Noch während er die Erschütterung emp- findet, tritt seine Schwägerin ein. Er wendet sich ihr zu; es ist jetzt nicht die Zeit, die verwickelten Gefühle zu ordnen, die das Bild an der Wand in ihm erregt Er drängt sie zurück, wie man, wenn an die Tür geklopft wird, den Inhalt eines geöffneten Koffers zurückstopft. Aber er weiß, daß er nur auf den Augenblick wartet, wo der Koffer wieder aufspringt— später, wenn er allein ist. Er kommt im Verlauf des Abends zwan- zigmal an dem Bild vorüber und streift es jedesmal mit einem Blick. So jung wie sie auf dem Bild ist, hat er sie nicht gekannt. Sie mag darauf zwanzigjährig sein. Als er sie kennenlernte, war sie fünfundzwanzig. Zuletzt, da er das ja wohl darf, nimmt er das Bild von der Wand und betrachtet es am Licht. Die glatte Stirn mit dem reizen- den Haaransatz, die zart geschwellte Brust, die strahlende Wärme der Augen— er ist in die Zwangzigjährige verliebt, als er das Bild wieder an seinen Platz hängt. Es ist ihm, als sei er bei Fremden zu Be- such, erblicke die Photographie eines Mäd- chens, das offenbar zur Familie gehört, und kühle den Wunsch, sie eintreten zu sehen. So stark ist diese Verzauberung, daß nicht viel fehlt und er hätte den Schwager ge- fragt, wie man in solchen Fällen zu tun pflegt; wer die junge Frau an der Wand sei. Fresko in Pompeji: Tänzerin ild blieb erhalten 5 Erzählung 5 20 Flake Als er endlich auf seinem Zimmer allein ist, klopft es noch einmal. Die Schwägerin reicht ihm ein Album herein. Sie hat sein Interesse bemerkt. Er werde, erklärt sie, in dem Album das Bild an der Wand und eine Reihe anderer finden. Er entdeckt unter den Bildern ein zwei- tes, das er nicht kennt, wohl von einem Photographen aufgenommen, der für die erste Gesellschaft zu arbeiten gewohnt ist. Es stellt das junge Mädchen als junge Dame dar, in Hut und Schneiderkostüm, in schlanker Eleganz. 8 5 Er erinnert sich, wie tief es ihn befrie- digte, als er in den Zeiten ihrer ersten Be- kanntschaft sah., daß sie nicht nur im Haus- kleid reizvoll war. Das Mollige hat seine Rechte. Aber das Gefühl für eine Frau ver- tieft sich, wenn sie sich mit dem Abstand umgeben kann, der der Dame bewilligt wird. Unerwartet ist er von der Vergangenheit umfangen. In der Sofaecke eine Zigarette rauchend, verwandelt er sich in den Mann, der er vor fünfzehn Jahren gewesen War. Er hat sich dem Mädchen noch nicht erklärt, aber es füllt ihn aus. Er ahnt die Süße, die ihre Weiblichkeit verspricht; er ist von ihren Hüften, ihren Schultern benommen, beglückt. 8 Der Mann in ihm, der fünfzehn Jahre älter ist, weiß, daß sie, als sie seine Frau wurde, alles erfüllt hat, was er von ihr träumte. Der Mann, der die Photographien wie einer jener Könige in den morgenlän- dischen Märchen betrachtet, die sich in das Bild einer fernen Prinzessin verlieben, träumt von der Erfüllung, die ihm zuteil werden könnte. Er löscht die fünfzehn Jahre aus, denn sie liegen noch vor ihm. Er be- gehrt, er ist in voller Entfaltung seiner ersten Jugend. Er erhebt sich, um in der Reisemappe die Photographie seiner Frau zu suchen. Es ist ihre letzte Photographie, die sle ihm am fünfzehnten Jahrestag ihrer Hochzeit ge- schenkt hat. Er zögert; er hat Angst, daß dieses Bild sich nicht gegen das des jungen Mädchens behaupten kann. 5 Er findet das Zögern unwürdig und stellt dieses Bild vor sich. Die Züge sind verän- dert, die Jahre nicht spurlos vorüber- gegangen. Er stellt die zwei Bilder nebeneinander. Die Liebe, die er für die Zwanzigjährige empfindet, setzt ihn instand, das junge Mädchen in den Zügen der Vierzigjährigen zu erkennen. Das Mädchen durchbricht das Gesicht der Frau, ein Sturm von Gefühle geht durch ihn. 5 Er denkt: fünfzehn arme, kurze Jahre, und aus dem Zeichen der Jugend sind wir unter das des Alters getreten. So grausam ist das, daß nur Güte hilft, und Güte is Wissen um diese Grausamkeit. Die Güte verlangt, daß er seiner Gefähr- tin nicht weh tut. Also verlangt sie, daß er die Reise zum Meer nicht fortsetzt. In seiner Brieftasche ruht das Bild der Frau, die er am Meer treffen soll. Er legt die Brieftasche auf den Tisch neben die Bilder.. Wenn er sie öffnet, wird er ein drittes Bild in der Hand halten. Wenn er dieses Bild betrachtet, wird es mit seinem jurigen, feurigen Reiz so zu ihm sprechen wie das Bild der Zwanzigjährigen, und es wird ihre Züge auslöschen. Er nimmt das Bild aus der Brieftasche und legt es, die Rückseite nach oben, vor die beiden andern. Wird er den Mut haben, es umzudrehen? Wird er den Mut haben, zu verzichten? 5 5 85 Mut ist beides— und in gewissen Augen- blicken alles Symbol, selbst eine so un- scheinbare Handlung, wie die, nicht umzuwenden. Zu neuen Büchern: ein Bild Ein britischer Staatsmann Das gedrängte Lebensbild William Pitts, des Mannes, der in die Geschichte als größter Gegenspieler Napoleons eingegangen ist, und dem England in einer der kritischsten Situa- tionen seiner Geschichte die Errettung ver- dankt, stellt Charles Petrie in seinem Buch „William Pitt“ eutsche Volksbücherei Goslar) dar. Geboren als Sohn des bedeuten- den Staatsmannes William Pitt d. Alt., macht der jüngere Pitt eine selbst bei diesem gün- stigen Start erstaunlich rasche Karriere, wird bereits mit 22 Jahren Parlamertsmitglied und mit 25 Jahren— ein in der englischen Ge- schichte einmaliger Fall— Premierminister. Er übernimmt das Steuer des Staatsschiffs in einer Periode des Niedergangs und versteht es, in wenigen Jahren den Staatshaushalt zu sa- nieren und Englands gesunkenes Ansehen wieder herzustellen. Seine große Stunde aber kommt, als England, von seinen Verbündeten verlassen, völlig isoliert einer Koalition unter Führung Napelons gegenübersteht: Da organi- siert er mit nimmermüder Tatkraft den Wi- derstand gegen eine stündlich zu erwartende Invasion der Insel, trotzt mit eiserner Ent- schlossenheit der Gefahr und wendet sie ab. Insofern, als die nicht gelungene Nieder- zwingung Englands zum Sturz Napoleons nicht weniger beigetragen hat, als der Winterfeldzug in Rußland, wird Pitt nicht zu Unrecht von den Engländern als der eigentliche Ueberwin- der des Korsen gefeiert. Die vorliegende Studie würdigt kurz und sachlich seine Ver- dienste und gibt darüber hinaus interessante Einblicke in die englische Mentalität und den englischen Nationalcharakter, der sich an- scheinend bis auf unsere Zeit unverändert er- Halten hat(ein Vergleich mit Churchill drängt sich unwillkürlich auf, der in der gleichen Si- tuation die gleiche Unerschütterlichkeit er- wies und damit England erneut rettete), H. W. Zeitgenössische Erzähler Es wird von den Verehrern Otto Fla- kes wörmstens begrüßt werden, daß der Har- riet Schleber Verlag, Kassel, es unternommen hat, die Erzählungen, die z. T. vergriffen oder, in Zeitschriften verstreut, nur schwer zu- gänglich waren, in zwei Bänden gesammelt, herauszugeben. Flakes beste Gaben, sein gleichsam federnd einherschreitender Stil, seine überlegene weltmännische Haltung, seine Klarheit und Gelassenheit. kommen auch in diesen kleinen Kabinettstücken, von denen wir unsern Lesern nebenstehend eine Probe geben, bestens zur Geltung. Der bisher vorliegende, acht Erzählungen enthaltende erste Band erfreut ebenso sehr durch seinen Inhalt wie durch die geschmackvolle Ausstattung, die ihm der Ver- lag hat angedeihen lassen. R. W. * 11a Ehrenburg, einer der repräsen- tativen Schriftsteller der Sowjetunion und Träger des Stalinpreises, schildert in seinem jüngst in ausgezeichneter deutscher Ueber- tragung im Verlag der Sowjetischen Mil. Ad- ministration in Berlin erschienenen Roman „Der Fall von Paris“ die Begebnisse in Frankreich in den Jahren unmittelbar vor dem zweiten Weltkrieg und während des Ein- marsches der Deutschen. Das Schwergewicht ist auf die politischen Vorgänge gelegt, die mit einer für einen Ausländer stupenden Kenntnis des verwickelten Intrigenspiels der Parteien in ihrem Kampf um die Macht dar- gelegt sind. Den Vertretern einer korrupten Bourgeosie, die, besessen von Macht- und Be- sitzgier, sich selbst ihr Grab schaufelt, stehen die Arbeiter in ihrem Kampf um Arbeit, Brot und Menschenwürde gegenüber. Doch kann man insofern nicht von tendenziöser Schwarz- Weig-Malerei reden, als die einen wie die anderen in erster Dinie als Menschen mit all ihren(wenigen) Vorzügen und(vielen) Schwä⸗ chen gezeichnet sind. Die Handlung ist voll Leben und Spannung, es entsteht ein Gesarat-⸗ bild der Stadt Paris von großer Vielfalt und Farbigkeit, und so haben wir hier einen Zeit- roman großen Stils vor uns, wie er uns in Deutschland bisher nur in wenigen Aus- nahmefällen(etwa mit Heinrich Manns„Un- tertan“ oder mit Erik Regers Union der testen Hand) geschenkt worden ist. f. Seite 4 2 Samstag, 24. Juli 1948/ Nr. 84 MGC EN Exukle Biologie die Wissenschaft der Zukunf! Strahlen als Heilmittel Schutz gegen Atomkräfte/ Deutschlands Beitrag zur biophysikalischen Forschung Die großen Entdeckungen, die in einer nicht abreißenden Folge während der letz- ten Dezennien in der Physik gemacht wur- den, haben die physikalische Forschung in die vorderste Linie der wissenschaftlichen Forschung überhaupt und auch in das Zen- trum der Aufmerksamkeit der an den Er- gebnissen der wissenschaftlichen Entwick- lung interessierten Oeffentlichkeit gestellt. Die Auswirkungen dieser Entdeckungen lie- gen nicht nur auf dem Gebiet der Wissen- schaft selbst, sondern durchdringen die Wirtschaftliche Struktur der ganzen Welt und sind, wenigstens teilweise, wesentliche, vielleicht entscheidende staatspolitische Faktoren geworden. Man kann dabei nicht nur etwa von einer Reihe von Entdeckun- gen sprechen, vielmehr war damit eine enorme Vorwärtsentwicklung der theoreti- schen und experimentellen Forschungsme- thoden, ja der Denkweise der Physik ver- bunden. Die neueren Errungenschaften der Physik strahlen in viele andere Wissenschaf- ten aus und haben auch hier neue Möglich- keiten eröffnet und neue Problemstellungen aufgeworfen. Von der Strahlenbiologie zur Biophysik Diese Entwicklung kommt nicht über- raschend. Seit fast drei Jahrzehnten besteht bereits ein besonderer Zweig der Physik, der sich einerseits zum Ziele setzt, die phy- sikalischen Problemstellungen in der Bio- logie und in den angewandten biologischen Wissenschaften wie Medizin, Agrikultur und Ernährungsforschung zu bearbeiten und andererseits biologische Probleme unter Zu- hilfenahme physikalischer Forschungsme- thoden zu lösen bzw. zu deren Lösung bei- zutragen. Mit einigen Fragen der medizini- schen Physik und der Strahlenbiologie be- gonnen, hat sich diese Forschungsrichtung zu einer selbständigen Disziplin entwickelt, die heute unter dem Namen Biophysik einen bereits unbestrittenen Platz unter den an- deren natur forschenden Wissenschaffen ein- nimmt. Wenn auch die biophysikalische Forschung heute in der ganzen wissenschaft- chen Welt eifrig betrieben wird, so hat Deutschland einen sehr wesentlichen Anteil der Pionierarbeit auf diesem Gebiet geleistet. Hier wurden die ersten For- schungsinstitute dieser Art gegrün- det und die Grundlinien der neuen Far- scehungs richtung gegen die anfäng- lichen Widerstände gefestigt und ausgebaut. Einer der bedeutendsten Träger der bio- physikalischen Forschungsrichtung ist das Kaiser-Wilhelm-Instätut für Biophysik in Frankfurt. Es ist aus dem — von Prof. Fr. Dessauer 1921 gegründeten In- stitut für physikalische Grundlagen der Me- dizin entstanden und wurde unter der Lei- tung seines Direktors B. Rajewsky zu einem einzigartigen Spezialinstitut für das gesamte Gebiet der Biophysik ausgebaut. Tod durch ein millionstel Gramm Radium Der Aufgabenbereich des Instituts um- faßt Forschungsarbeiten über die elementa- ren Grundvorgänge bei den Lebensprozes- sen, biologischen Substanzen und Organis- men durch die Einwirkungen der physika- lischen, von der Natur und von der mensch- lichen Hand geschaffenen Umwelt: Strahlun- gen, elektrische Ladungen, elektrische Strömungen, elektrische Ströme und Felder, Wärme und Kälte, mechanische Reize, Luft- Kolloide, natürliche und künstliche Radio- aktivität Zugleich wird den Möglichkeiten nachgegangen, in welcher Weise die bei den oben genannten Untersuchungen gewonnenen Erkenntnisse für die klinische Medizin, die Physikalische Therapie, Strahlentherapie, Klimatologie und Balneologie sowie für die angewandte Biologie, also für die Pflanzen- züchtung, Tierzucht, Lebensmittelkonservie- rung und aktivierung ausgenutzt werden können. Die Arbeit des Instituts gliedert sich dementsprechend in verschiedene Abteilun- gen. Die strahlenbiologische Abteilung unter- sucht die Wirkung von Röntgen- und Ra- diumstrahlen auf lebende Organismen. In Frankfurt wurde die heute allgemein gel- tende Theorie der Strahlenordnung aufge- stellt und ausgebaut. Ihr Grundgedanke geht auf Fr. Dessauer zurück. Es wurde hier eine Methode entwickelt, Radiumver- giftungen festzustellen und ihnen, soweit als möglich, wirksam entgegen treten zu kön- nen. Es wurde festgestellt, daß schon ein millionstel Gramm Radium, im Körper ab- gelagert, sich als schädlich und bei langer Wirkung als tödlich erweist. Eine Reihe wichtiger Beiträge zur Krebstherapie durch Strahlung brachten die Forschungen des In- stituts. Das Geheimnis hoher Frequenzen Die elektrobiologische Abteilung unter- sucht die Wirkung elektrischer Ströme und Felder aller Frequenzen auf die lebendige Materie. Bei der Hierzu erforderlichen expe- rimentellen Arbeit wurde die überraschende Entdeckung gemacht, daß man beim Durch- gang hoher Frequenzen die Struktur des Gewebes studieren kann. Die optische Abtei- lung widmete sich der Untersuchung opti- scher Strahlungen, wie sie sich durch opti- sche Geräte erreichen lassen. Hier stehen die Untersuchungen der Wirkung des Son- Bezimyunku- numenlose Siudi Vermutungen über den Stand der russischen Atomforschung Daß in der Sowjetunion im Laufe der is nach dem Osten stattgefunden hat, erwies sich im Kriege, als auch nach der Besetzung des Donezreviers die Steigerung der Rüstungsproduktion der UdssR keine Unterbrechung erfuhr. Recht- zeitig waren zu Beginn des Krieges über 1300 industrielle Großbetriebe mit ihren Ar- beitskräften aus dem Frontgebiet in die öst- lichen Territorien verlagert worden, wo im Laufe der vergangenen Jahre neue Indu- striebasen geschaffen worden waren. Der mächtigste Ausdruck dieser Industriewande- rung in die Tiefe des Landes ist das Ural Kus nezk Kombinat. 85 une dere, eie ducustrtewanderang großen Sti O amenſose Sede * Schwerinduſprie K loge E kisenert U Crantum — 0 5 K 2 772 , 2222 — AMNGOtiScnt Von 1926 bis 1941 erbauten die Sowjets 350 neue Industriestädte. In den letzten Jahren hat sich das Tempo der Städtegrün- dung nur noch beschleunigt, derart, daß viele dieser neuen Städte sich noch mit der Be- zeichnung„Bezimyanka“, d. h.„Stadt ohne Namen“, begnügen müssen. Einer der wichtigsten Konzentrationspunkte dieser „Bezimyanki“ ist das Gebiet westlich des Baikalsees. Hier entsteht heute das An- ga ra- Kombinat, das schon im Jahre 1955 in der Produktion die größten bisheri- gen Industriegebiète der UdssR erreichen soll. Das Verwaltungszentrum dieses neuen Industriegebietes ist Irkutsk. Nordwest- lich von Inkutsk, am Angara, soll aber eine neue Hauptstadt errichtet werden. Eine Kette von namenlosen Städten schießt an den Ufern des Angara aus dem Boden. Wie die„Schweizer Illustrierte Zeitung“ berich- tet, weisen viele Anzeichen darauf hin, daß das russische Los Ala mos, daß„Atom- grad, die Stadt, in der die Einrichtungen zur industriellen Herstellung der Atom- bombe aufgebaut werden, in diesem Raum am Angara zu suchen ist. Direkt oder in- direkt sollen zahllose Werke, die im Rahmen dies Angara-Kombinates erbaut werden, mit dier Erzeugung von Atomenergie zu tun ha- ben. Militärgeographisch gesehen, findet ein Zentrum für die Erzeugung von Atomener- gie in dem Raum Baikalsee-Angara zwei- fellos eine ideale Lage. Dazu kommt der Reichtum dieses Gebietes an industriellen Rohstoffen, deren wichtigste Fundstätten unsere Karte verzeichnet. d daß erstens alle vorhandenen Atombomben sofort zerstört werden müß⸗ ten und zweitens ein intef nationales Kon- trollorgan die staatliche Souveränität der einzelnen Nationen nicht verletzen dürfe. Die sehr geschickte Kombination dieser bei- den Forderungen soll offenbar das grobe Rätselraten um die Frage, wieweit die Rus- sen nun eigentlich sind, in Gang halten. Hauptsächlich wegen dieser russischen For- derungen hat die Arbeit der Atomkommis- sion praktisch ihr Ende gefunden,. Wie soll eine wirksame Kontrolle ausgeübt werden, wenn die Kontrollkommission keine Ein- blicke in die Wirtschaft und Technik der einzelnen Länder nehmen darf? Das Ver- langen nach einer Vorleistung in Form der Zerstörung der vorhandenen Atombomben fand bei den USA wenig Gegenliebe, weil es gleichzeitig mit der Ablehnung jeder Souveränitätsbeschränkung durch die Kon- trolle verbunden war. Dr. W. P. nenspektrums auf den lebenden Menschen im Vordergrund. Mit Röntgenstrahlen gegen Krebs Von den Forschungsarbeiten der letzten Jahre sind vor allem die Untersuchungen zu nennen, die sich mit den Problemen der Krebsentstehung und Krebsbekämpfung durch Strahlungen befassen. Seit über 300 Jahren ist jene geheimnisvolle Krankheit bekannt, an der 80 Prozent der Bergarbei- ter in Schneeberg und St. Joachimsthal star- ben, der sogenannte Schneeberger Lungen- krebs. Das Frankfurter Institut konnte im Wesentlichen die Ursache der Krankheit klären und wirksame Methoden der Be- kämpfung entwickeln. Außerdem wird noch intensiv an der technischen Durchführung dex Strahlentherapie des Krebses gearbeitet. Wohl weis man, dag Krebszellen durch Strahlungen vernichtet werden, aber man Weilg nicht, wie das vor sich geht. Diesem Probleme gelten besondere Untersuchungen. Schutzwände gegen Atomstrahlen Zu den besonderen Arbeiten des Insti- tutes in den letzten Jahren gehört auch die Entwicklung eines Strahlenschutzes gegen die neu entdeckten Atomkernstrah- len. Als 1938 im Kaider-Wilhelm-Institut in Berlin-Dahlem den Forschern Otto Hahn und Straß mann zum erstenmal die Spaltung des Atoms gelang, griff man bereits 1939 im Frankfurter Institut das Problem eines Schutzes gegen diese neuen Atomkernstrahlen auf. Denn es war klar, daß diese Atomkernstrahlung lebensgefähr- ich für jeden war, der von ihr getroffen Wurde. In umfangreichen Versuchen mußte die biologische Wirkung dieser Strahlen studiert werden. Eine besondere Schwierig- keit des Schutzes gegen Atomstrahlen bo- ten die Neutronen, die durch jeden noch so dicken Bleipanzer hindurchgehen. Es war zwar bekannt, daß die Neutronen durch Wasserstoff abgebremst werden und daß eine Schutzwand von etwa einem Meter Wasser eine ausreichende Sicherheit bietet. Bei den weiteren Versuchen wurde aber festgestellt, daß die Schutzwand zwar Si- cherheit vor den Neutronen bot, daß sie da- bei aber selbst zu strahlen begann. Die Neutronen wurden nämlich im Wasser zwar abgebremst, bei dem Vorgang des Abbrem- sens entstehen Gammastrahlen, die nun- mehr von der Wasserschutzwand ausge- strahlt werden. In langen Versuchsreihen haben die Frankfurter Forscher nun eine Mischung gefunden, die die Neutronen ab- bremst, ohne daß Gammastrahlen entste- hen. Diese Erkenntnisse lagen der Herstel- lung einer technisch brauchbaren Schutz- wand zugrunde, die man aus Beton mit ganz dosierten Beimischungen anfertigen konnte. Diese Betonmischung bremst die Neutronen ab, ohne daß Gammastrahlen entstehen. Der große Vorteil besteht darin, daß es sich um handliche Betonplatten handelt, aus denen man ein ganzes Laboratorium bauen kann. Die Menschheit hofft, daß es der Technik und Wissenschaft bald gelungen sein wird, die Atomkräfte in einer sinnvol 7 len Weise für friedliche Zwecke zum Segen der Menschheit nutzbar zu machen. Um da- hin zu gelangen, ist eine ständige weitere Erforschung der Atomkräfte erforderlich. Die Arbeiten des Frankfurter Institutes dürften für diese Atomforschungen von ganz besonderer Bedeutung sein. Vorsicht auch bei schwachen Strahlen Eine der wichtigsten Fragen des Strah- lenschutzes ist die Bestimmung der klein- sten Strahlenmenge, die vom lebenden Or- ganismus ohne Schädigung noch vertragen werden kann. Die experimentelle Bestim- mung dieser Toleranzdosis ist mit außeror- dentlichen Schwierigkeiten verbunden. Die- ser Aufgabe wurden eingehende Untersu- chungen im Frankfurter Institut gewidmet. Unter der Verwendung verschiedener Strah- lenarten wurden Bestrahlungen vorgenom- men, die ohne Unterbrechung Tag und Nacht bis zu anderthalb Jahren ausgedehnt wur- den. Sie lieferten folgenschwere Resultate: die kleinsten Strahlenmengen, insbesondere von Korpuskularstrahlen, lange Zeit verab- reicht, führen zu schweren Schädigungen des Organismus, vor allem zur Krebsbil- dung. Auf diese Weise wurde die Klä- rung der Lungenkrebserkran- kungen in den radioaktiven Bergwerken von St. Joachimsthal und Schneeberg end- lich erreicht. Ein weiterer Teil der Instituts- arbeit beschäftigt sich mit den Problemen des Verhaltens biologischer Körper und Or- ganismen hochfrequenten elektrischen Strö- men und Feldern gegenüber. Es wurden hierbei wesentliche Fragen zur Begründung und Weiterentwicklung der Kurzwellen- therapie, Ultraschalltherapie usw. ihrer Klä- rung zugeführt und in verschiedenen Fällen der medizinischen Praxis zur Verfügung gestellt. * — Die vom Institut im Radiumbad Ober- schlema(Erzgebirge) aufgebaute Abteilung für Radiumbalneologie ist der Demontage zum Opfer gefallen. Das Frankfurter In- stitut ist zwar stark beschädigt, konnte aber schon vor zwei Jahren seine Arbeit wieder aufnehmen, weil die Laboratoriumseinrich- tungen, Werkstätten, Instrumente und Bibliothek erhalten sind. Es ist zu hoffen und zu wünschen, daß man die Wiederin- standsetzung dieses Instituts, das For- schungsaufgaben zu erfüllen hat, die für die ganze Welt von größter Bedeutung sind, stärker fördert und unterstützt, als es bisher geschehen ist. Arbeitsmöglichkeiten für die deutsche Forschung zu schaffen und zu erhalten, muß die bisher nicht immer er- füllte, höchste Pflicht aller deutschen Be- hörden sein. Adolph Meuer Pulsierendes Leben- im Herzen aus Glas Einem amerikanischen Wissenschaftler von der California- Universität ist es nach jahrelan- gen mühevollen Forschungsarbeiten gelungen, ein mechanisches Herz herzustellen. Dieses Glas-Herz, das im Laboratorium nur die Fläche von 218,75 dem einnimmt, ermög- licht es dle aus Ratten entfernten Innenor- gane am Leben zu erhalten und ihre Funk- tionen einem genauen Studium zu unter- ziehen. Unter dem Mikroskop wurden hierbei Dinge enthüllt, die vorher noch kein mensch- ches Auge beobachtet hat. Der Hauptteil des künstlichen Herzens be- steht aus zwei flachen Pyrax- Glasplatten, die eng aufeinandergepaßt sind. In die untere der Glasplaten sind Arterien und Venen verkör- pernde Rillen von halbkreisförmigem Profil eingekerbt, die durch die obere Platte herme- tisch verschlossen werden. Ein am Ende des Instrumentes angebrachter abnehmbarer Be- hälter dient zur Aufnahme der am Leben zu erhaltenden Organe, die auf kleine, der indi- viduellen Form angepaßten Gipsunterlagen gebettet werden. Die Blutgefäße der Organe werden über winzige, in den Behälter einge- baute Oeffnungen gestülpt, von denen die einen die frischen Blutströme zuleiten, die an- deren das venöse Blut ableiten. Die Gipsun- terlagen sind mit Heizdrachten durchzogen, ein kleiner eingebauter Thermostat und ein Ther- mometer sorgen für Aufrechterhaltung und Kontrolle der normalen Körpertemperatur im Organ. 5 Am anderen Ende des„Herzens“ nimmt ein hohes, mit kleinen Glaskugeln gefülltes Glas- reservoir das venoese Blut auf. Hier sickert es durch die Glaskügelchen durch und nimmt da- bei den andauernd dieses Reservoir durchströ- menden Sauerstoff auf. Das wieder aufge- krischte Blut wird sodann in rhythmischen Pulsierungen— die den Schlägen des wirkli- chen Herzens gleickkommen— wieder in das Organ zurückgepumpt. Der künstliche Blutkrelslauf wird durch ein sinnvoll konstruiertes kleines Pumpwerk be- Werkstelligt und der mechanische Puls kann durch ein Pendel mit Aueckgilberumschaltung beliebig reguliert und kontrolliert werden. Das Glasherz ist auch mit einem Ventil, das eine automatische Vorrichtung zur Blutdruck- kontrolle besitzt. und einem gewöhnlichen Manometer zur Messung des systolischen Blut- drucks versehen. Ratten-Organe für Experimente Für die Versuche mit dem Glasherz wer den Ratten-Organe verwendet, weil diese Na- getiere— soweit dies die chemische Substanz betrifft— fast dieselbe Nahrung wie der Mensch zu sich nehmen— und ihre inneren Organe hinsichtlich der Funktionen am melsten denen des Menschen gleichkommen. Sie un- terliegen den gleichen Störungen und reagieren ähnlich bei der Behandlung derselben. Das für das Glasherz benötigte Blut(4 bis 10 cem) wird Rattenspendern abgenommen und der systolische Blutdruck erreicht meist nicht mehr als 110 bis 120 Einheiten. Blutproben für Laboratoriumsanalysen können durch einen Glashahn abgelassen werden. Die Entwicklung von Bakterien in den von dem künstlichen Herzen in Funktion gehaltenen Organen wird durch die im Blutstrom anwesenden weißen Blutkörperchen in ausgedehntem Maße ver- hindert. HWI Ein Mensch flog schneller uls ein Bevrshrgescholl Münchhausens Kugelritt übertroffen Der Einbruch in die Zone der Uber- schall geschwindigkeit, die bisher der Weiter- entwicklung der Flugzeuggeschwindigkeit ein Ende zu setzen schien, ist gelungen. Zum erstenmal flog ein Mensch schneller als der Schall, schneller als 332 Meter in der Se- kunde. 8 Als der 24jährige Captain Charles YVaeger auf dem strengb gvachten Ver- suchsfeld von Muroc in Kaliforni us sei- r Raketenmaschine vom 81„ hatte er einen epochemachenden Flug hinter sich:„Mehr als 1200 Kilometer“, strahlten die Offiziere der US-Luftwaffe, als sie einen Blick auf die Meßinstrumente warfen. Die genaue Geschwindigkeit wollten sie nicht bekanntgeben. Auf jeden Fall liegt sie über 200 km höher als die Geschwindigkeit, einer Gewehrkugel. Den letzten Angriff auf die Schallge- schwindigkeit hatte der englische Flieger- hauptmann Geoffrey De Havilland 1946 unternommen. Unter der ungeheuren Be- lastung riß seine V- förmige Nurflügel- maschine in der Luft auseinander. De Ha- villand erlitt das Schicksal des Testpiloten. Nach seinem Tode hörte man in der Offent- lichkeit nichts mehr von den Angriffen auf die Gefahrenzone der Fliegerei. Ingenieure und Arzte hielten es für unmöglich, daß ein bemanntes Flugzeug die 1200-Kilometer- Grenze durchbrechen könnte, ohne den Pi- loten das Leben zu kosten. Jetzt löste Captain Laeger den Bann. Mit dem Geschwindigkeitsrekord brach die X S1 auch den bestehenden Höhenrekord um 4600 Meter und erreichte eine Höhe von über 2300 Metern. Wie ein Skiläufer am Seilaufzug, so hängt der Pilot mit seiner zierlichen kurzflügeligen Raketenmaschine Drehscheibe der Well von morge Die Bedeutung des Nordpols im weltluftverkehr 5 Als sich die zwei silbern glänzenden, mit dreilzigtausend Pfund beladenen Marine Flugzeuge im Februar 1947, durch Raketen- antrieb gestartet, von dem kleinen Flugfeld auf Little America abhoben, meinte Admi- ral Byrd, der Leiter der amerikanischen Südpolexpedition, zu den Umstehenden: „Jetzt ist eine neue Aera in der Polarfor- schung angebrochen.“ Bisher sei es, 80 äußerte er, nicht möglich gewesen, 80 schwere Flugzeuge auf diese Weise zu einem Langstreckenflug aufsteigen zu lassen. Der amerikanische Admiral kennzeich- nete mit diesen Worten eine verkehrstech- nische Entwicklung, die, im Schatten der großen weltpolitischen Ereignisse, mehr und mehr zu einer epochalen Bedeutung gelangt. Die Polar- Großmächte, die Sowjetunion, Kenada(Großbritannien) und die Vereinig- ten Staaten waren daran gleichermaßen be- teiligt. Die ersten Versuche der venezianischen Kaufherren im 15. Jahrhundert, den kürze- sten Weg aus dem Atlantischen in den Stil- len Ozean zu finden, die kühnen Expeditio- nen in das Eismeer, das„Mittelmeer der Erde“, und die kombinierten, mit allen Er- rungenschaften der modernen Technik aus- gestatteten Unternehmen umschließen einen Kreis von Ueberlegungen, die danach stre- ben, in den polaren Gebieten die Schnitt- punkte, weltumspannender Verkehrslinien zu suchen. Schon 1928 schrieb Sir Hubert Wilkins, einer der bedeutendsten Po- larflieger, die Arktis sei dazu bestimmt, einer der bedeutendsten Faktoren des Han- dels, des Krieges und des internationalen Verkehrs zu werden. Mit der Entwicklung 7 des Flugwesens werde sie das Zentrum der Welt werden, das von allen grogen Natio- nen rings umgeben werde. Das Studium der Weltkarte zeigt, daß von 47 Städten der Welt, die eine Million und mehr Einwohner zählen, 43 auf der nördlichen Erdhälfte liegen. 36 davon sind der Arktis näher als dem Aequator. Drei- viertel der Weltwirtschaftszentren sind durch unsichtbare Linien, die in der Nähe des Polarkreises, am Polarkreis selbst, oder über den Nordpol hinwegehen, unterein- ander verbunden. Vom Standpunkt des Flugwesens aus gesehen sind diese Routen die wirtschaftlichsten, weil die Zahl der Flugkilometer auf ein Minimum reduziert ist. Ueber die Flugbedingungen äußerte un- längst Paul Emile Victor, der Leiter einer französischen Nordpolexpedition, diese seien über der Arktis überaus günstig. Wenn der Bereich atmosphärischer Störungen in der Nähe des Polarkreises, wo die Kaltluftmas- sen mit der vom Aequator herströmenden Warmen Luft zusammentreffen, überwun⸗ den sei, stoße man auf eine ruhige Zone. Während des Krieges flogen die amerika- nischen Transportgeschwader die Leih- und Pachtlieferungen an Rußland über das nördliche Eismeer, das„mare nostrum“ des Luftzeitalters. In dem Netz der internatio- nalen Fluglinien sind die Namen White Horse, Fairbanks und Murmansk genannt. Die American Overseas Airlines haben auf Grund eines im Oktober 1946 abgeschlosse- nen Vertrages den Flugplatz Keflavik auf Island für fünf Jahre gepachtet. Er ist jetzt schon der drittgrößte Flughafen der Welt und mit allen Installationen der mo- dernen Flugtechnik ausgerüstet, die mit Hilfe von Radargeräten bei jeder Witterung Start und Landung erlaubt. Keflavik, von den Amerikanern„Meeks Field“ genannt, ist zu einer wichtigen Flugbasis auf der „Deutschland- Route“ geworden. In Grön- land verfügen die Vereinigten Staaten auf Grund der Vereinbarungen aus dem Jahre 1941 ebenfalls über drei Flugplätze. Auf Alaska, am Rande der Arktis, be- fliegen die Pan American Airways bereits ununterbrochen die weiten Strecken des Landes. 582 Verke klugzeuge sind unter- Wegs gegenüber 99 vor sieben Jahren. Die Konzentration der gesamten Streit- kräfte der Welt oberhalb des 35. Breitegra- des macht es verständlich, daß sich das stra- tegische Interesse der Militärmächte von den aequatorialen Gebieten an den Polar- kreis, den künftigen Drehpunkt empfinali- cher Verbindungswrege, verlegt hat. Nicht zuletzt war es der inzwischen zurückgetre- tete Oberkommandierende der amerikani- schen Luftstreitkräfte, General SPA at- EZ, der vor dem Repräsentantenhaus darauf hinwies, Amerika sei„nach oben völlig of- fen“ und ein„Polarkonzept“ forderte. Eben- so haben die Sowjets ihre Anstrengungen zur Schaffung günstiger Luftverkehrsposi- tionen im Polarkreis vervielfacht und ge- rade in der letzten Zeit vorwiegend me- teorologische Stationen eingerichtet. Die Eisregionen haben die Aufmerksam- keit der Welt, die sich neu Verkehrswege in der Luft zu erschließen zucht, in immer stärkerem Maße angezogen. Vorläufig sind die Entdeckungen der Pioniere in der Luft und auf dem Eis von dem Schweigen um- geben, das noch immer alle großen Geheim- nisse eingehüllt hat. E. Sch- er. unter dem Rumpf seines Mutterschiffes, der riermotorigen Superfortress. Um nicht schon beim Start die außerordentlich kostbare Raketenkraft zu vergeuden die nur 150 Sek. ausreicht, wird die XS-1 bis zu ſhrem Startpunkt in der Luft von diesem Bomben- veteran des Krieges befördert. 5 Uper den Vorgänger der XS-1 gab die amerikanische Marineluftwaffe bereits tech- nische D bekannt. Die D-55915 Kk war als erstes Fl. mit dem bereits eingebürgertens Turbinen- antrieb ausgestattet, sondern hatte als zu- sätzliches Geschwindigkeitsaggregat noch einen gesonderten Raketenantrieb. Im 14 Meter langen Rumpf der„Himmels rakete! befinden sich neben 1000 Meß- instrumenten auch Filmkameras, um die Reaktionen dieser Instrumente bei den außerordentlich großen Geschwindigkeiten festzuhalten. Um schneller als der Schall fliegen zu können, kann der Pilot den Ra- Kketenantrieb einschalten, dessen 2½ Tonnen Brennstoff allerdings in zwei Minuten ver- braucht sind. 8 Eine augerordentlich interessante Ergän- zung zu den amerikanischen Versuchen bringt die Zeitschrift„Aviation Week“, die berichtet, daß einem russischen Turbinen- jäger vom Typ DFS 346, der auf deutschen Konstruktionen beruht, mit einer Geschwin- digkeit von 1192 km ebenfalls der Einbruch in die Zone der Uberschallgeschwindigkeit gelungen ist. Die Raketenflugzeuge sind jedoch noch nicht über ein Versuchsstadium hinausge- diehen. Daher sehen die Pläne zur Ver- größsrung der amerikanischen Luftstreit- Kräfte, die bis 1950 auf eine Höhe von 70 Gruppen gebracht werden sollen, nur Bau und Ankauf von Turbinenjägern vor. Die 1575 neuen Jäger der Us Air Force werden bei einem Aktionsradius von 1600 Kilo- metern eine Durchschnitts geschwindigkeit von 960 Stundenkilometern haben. PA WA 5 5 Demontage der größten hydraulischen Presse Europas rnheimer Kupferwer ken in Frankfurt a. M. wird gegenwärtig die größte hydraulische Presse für Reparationszwecke dementiert. Die Anlage hat eine Bruck kraft von 15 00 Tonnen und dient zum Pressen von Leichtmetallgroßteilen. Die Presse, die im Ver- laufe von sieben Jahren mit einem Kostenaufwand Lon 2 Millionen Goldmark gebaut wurde, hat ein Gewicht von 2000 Tonnen.— Unser Bild zeigt: Die etwa 15 m hohen Säulen der hydraulischen Presse werden mittels Kran aus dem Grundteil gehoben und abmontiert. DENA- Bild Bel den Hedde D ionen. 1b „„ FF r eee . 84/ Samstag, 24. Juli 1948 Ma SEN Sportfreudige Stadtverwaltung Aus Anlaß des Vorschlußßſrunden-Spiels um die Deutsche Fußballmeisterschaft, FC St. pauli— 1. FC Nürnberg, im Mannheimer Sta- Ion am 25. Juli grüßt Oberbürgermeister Pr. F. Cahn-Garnie r die beiden Mannschaf- en sowie die Mitglieder des Deutschen Fuß- ballausschusses im Namen der gesamten Be- Fölkerung und heißt sie in unserer Sportstadt willkommen. Auch der Kulturdezernent, Prof. Langer, bringt zum Ausdruck, daß Sport zur Kultur eines Volkes gehöre. wenn die Ge- inmung für wertvoller angesehen werde als der äußerliche Erfolg. Um der zu diesem Spiel in Mannheim er- warteten deutschen Sportpresse Gelegenheit n geben, die Aufgeschlossenheit der Verwal- g tung dem Sport gegenüber erkennen zu kön- „ wird der Ober bürgermeister am Sonntag um 13.30 Unr im Rathaus einen Presseempfang eranstalten, der in zwanglosem Gespräch, in frage und Antwort den Gästen wie auch der Stadtverwaltung die Möglichkeit, sich einander erung, darunter den Militärgouverneur von Charles La Fol- Sade Mr. lette, empfangen. Her Verkehrsverein Mannheim bittet die gaststätten und Cafés, am Sonntag nach Mög- eit ofkenzuhalten, da mit einem starken Niusen Besuch gerechnet wird. Auch Mannheim hilft Berlin in unsere Ausgabe vom 20. Juli veröffent- chten wir einen von Ministerpräsidenten Pr, . Maler und Landtagspräsident Wil- eim Keil, den drei Parteien CDU, SPD und D sowie zahlreichen Wohlfahrtsverbänden erzeichneten Aufruf:„Wir helfen Berlin.“ N lese Aktion hat auch in Mannheim lebhafte esonanz gefunden, wie aus einem von der Jgſadtverwaltung, der SppDp, CDU und DV, dem Caritas-Verband, der Inneren Mission nd der Arbeiterwohlfahrt unterzeichneten lükruk an den Plakatsäulen unserer Stadt her- geht. Die allgemeine Haus- und Straßen- mlung wird daher vom 24. bis 26. Juli dich in Mannheim durchgeführt werden. 5 Vom Abitur in den Beruf Diesmal waren es dreißig erwartungsvolle junge Mädchen— geschmückt mit der tradi- ſonellen weißen Nelke der Abiturreife—, zu deren Ehren am Donnerstagmorgen Gäste, 8 schwarzgekleidete Mütter, stolze Väter d noch mehr aufgeregte Schülerinnen die Aula der Wirtschaftshochschule füllten. Ganz im Zeichen Eduard Mörikes gestal- eten mit viel Eifer die Schülerinnen der Eli- abethschule ihre Schlußfeier mit Kammer- müslk, Chören und Versen des feinsinnigen ichters. Dr. Duttlinger berichtete als rektor der Anstalt von Erfolgen und Sorgen des vergangenen Jahres und dem Bestreben der Schule, durch lebensnahen Unterricht— Forträge von Fabrikleitern, Mitgliedern des Nationaltheaters, Juristen, Volkswirtschaftlern 25 und Arbeiterführern seien geplant— in enger Zusammenarbeit mit den Eltern nicht nur Abi- turientinnen, sondern selbständige und ver- antwortungsbewußte junge Menschen heran- zubilden. Mit bewegten, herzlichen Worten kerabschiedete Direktor Duttlinger dann seine dreißig scheidenden Oberprimanerinnen, über- gab die so spannend erwarteten Reifezeug- sprach Belobigungen aus und verlieh Abiturientin den Scheffelpreis. Die Aus- sagte im Namen Schule und N man Ellrenigast Dank, de ſeiterstreben bezeugen wollen„ 1 dreißig„Bestandenen“ wollen alle nen Beruf ergreifen. Ein Drittel von ihnen chte die Hochschule beziehen, andere das Dotmetscherinstitut, die Lehrerbildungsanstalt oder in der sozialen Fürsorge tätig sein.(bre) Die Eisenbahn bittet Die Hauptverwaltung der Eisenbahn bittet die Oekfentlichͤkeit in einer Mitteilung um ſerständnis, falls in den ersten Tagen nach der Umstellung der Eisenbahnfahrpreise der Fahrkartenverkauf nicht s0 reibungslos wie zonst vonstatten gehen sollte.. Es sei der Eisenbahn nicht möglich gewesen in der zur Verfügung stehenden kurzen Frist alle notwendigen Vorbereitungen in vollem . Umfang zu treffen. So könnten zum Beispiel nicht sämtliche Schalterdruckmaschinen für Fahrkarten sofort auf die neuen Preise umge- stellt werden. Auch würden sehr wahrschein- ich Antragsvordrucke für die neuen Fahr- preisermäßigungen und Zehnerkarten nicht Uberall sofort zur Verfügung stehen.(dena) N 1 LRW war stärker. In Sandhofen stieß ein Kleinkraftrad mit einem LKW zusammen, wo- i der Soziusfahrer so schwere innere Ver- letzungen erlitt, daß er kurze Zeit später im Krankenhaus starb. Fettkessel brannte. durch ihr Aus noch unbekannter Ursache geriet am Donnerstag bei der Firma Audols Fuchs in der Friesenheimer Straße ein Fboattsledekessel in Brand. Das Feuer konnte bon betriebseigener und der Berufsfeuerwehr gelöscht werden. Der Schaden wird auf etwa 10%% OM geschätzt. 5 Weitere Freitische. Die Studentenschaft der Virtschaftshochschule teilt uns mit, daß in der Dwischenzeit 16 weitere Freitische von Fir- men, Gaststätten und privater Seite zur Ver- sung gestellt wurden. 5 Aus Briefen an den MM Protesl gegen Abberufung Kohls Landtagsabgeordneter Schreck sprach auf einer KPD- Kundgebung Der zweite Vorsitzende der KPD Nord- badens, Paul Schreck, nahm am Donners- tagabend im Rosengarten Stellung zu dem von der CDU-Fraktion des württembergisch-badi- schen Landtages geforderten Abberufung des . Arbeitsministers Rudolf o h: Schreck äußerte, dieser Schritt der CDU komme für die Kommunisten nicht überra- schend. Schon seit einiger Zeit werde eine ver- stärkte Kommunistenhetze betrieben, um die Spaltung der Arbeiterklasse herbeizuführen. Der Redner wies im Laufe seiner Ausführun- gen auf die Verdienste des Arbeitsministers um das Mitbestimmungsrecht, den Lastenaus- gleich und die Sozialreform hin. Die Hoffnung der Arbeiterschaft, endlich ein demokratisches Deutschland aufzubauen, müsse mit der Ab- berufung Kohl's begraben werden. Der Neu- aufbau werde wiederum von sogenannten „Wirtschaftsführern“ geleitet. Wenn die wirk- liche Demokratisierung Deutschlands durchge- führt worden wäre, könne diese Schandtat“ der Entlassung eines Ministers niemals vor- kommen. Durch seine Bemühungen um das Wohl des Volkes habe er den Haß und den Zorn aller kapitalistischen Kreise auf sich ge- zogen. Schreck erläuterte in diesem Zusam- menhang den Kampf des Ministers um das Mitbestimmurgsrecht. Nachdem zwei Entwürfe vom Landtag abgelehnt worden seien, sei ein dritter entstanden, den er, Schreck, als von den Unternehmerverbänden diktiert bezeich- nete, da alles das herausgestrichen worden sei, Was wirklich nach„Mitbestimmung“ des Ar- beiters ausgesehen hätte. Trotzdem habe die kommunistische Fraktion in den Ausschüssen des Landtages um jede Kleinigkeit gekämpft. Mannheimerin nach USA. Die Leiterin des christlichen Vereins junger Frauen in Mann- heim, Elisabeth Weißer, flog am Mittwoch zu einer sechsmonatigen Studienreise nach den Vereinigten Staaten. Sie folgte einer Ein- ladung des Rockefeller-Instituts. Studenten helfen sich selbst. Als Semester- beihilfe, insbesondere für kriegsversehrte Stu- dienkollegen, wollen Studenten der städtischen Ingenieurschule den Reinerlös eines von ihnen am 1. August, um 17.30 Uhr, im Rosengarten aufgezogenen Bunten Abends verwenden. Für die Veranstaltung konnten Künstler vom Na- tionaltheater, von der Astoria-Bühne und von Radio Stuttgart gewonnen werden. Eine Tom- bola, eine Modenschau und allgemeiner Tanz werden ebenfalls dazu beitragen, den Abend zu einem Erfolg zu gestalten. Aus der Kunsthalle. Die Ausstellung„Ge- genstandslose Malerei in Amerika“ ist am 5 Sonntag zum letzten Male ge- ökknet.. Rettungsschwimmen. Nachdem das Her- schelbad mittwochs wieder geöffnet ist, be- ginnt die Deutsche Lebensrettungs- Gesell- schaft ihren dritten kostenlosen Ausbildungs- lehrgang im Rettungsschwimmen am 28. Juli, um 20.15 Uhr. Anmeldungen bei Beginn des Lehrganges im Herschelbad. Ladenburger Schwimmbad wiedereröffnet Das moderne Schwimmbad in Ladenburg, eines der schönsten Bäder Nordbadens, wurde jetzt für das deutsche Publikum wieder ge- öfknet. Das Bad erfreute sich in früheren Jahren bei den Mannheimer Freunden des Wassersports großer Beliebtheit. Spruchkammertermine: Montag, 2. August, (Gerichtsgebäude E 4), 8.30 Uhr: Richard Ber- nlon, Oberschefflenz; r. setzen zu können, begannen junge Ludwigs- bel, Mannheim- Sandhofen. 8 Wir gratulieren! Jakob Volk, Mannheim, Beilstraße 18, wird 83 und Christine Ludwig, Mannheim, H 2, 90 Jahre alt. 5 Heidelberg. Nach der bisherigen Uebersicht scheint der Einschnitt durch die Währungs- . für die Universität nicht sehr tief zu sein. 4200 Zurückmeldungen vor. Täglich gehen etwa 30 bis 40 Zulassungsgesuche ein. Da für alle Fakultäten, außer der theologischen, noch eine Sperre besteht, werden in erster Linie die sogenannten Härtefälle, d. h. Heimkehrer im Alter von 27 und 28 Jahren, die bereits ein oder zwei Semester studiert haben, Berück- sichtigung finden. Der Hauptangeklagte im Hei- delberger Blutspenderprozeß, Dr. Philipp Bamberger, hat für sich Berufung gegen das Urteil eingelegt. Bamberger war am ver- gangenen Samstag in der Urteilsverkündung durch Anwendung des Straffreiheitsgesetzes vom Mai 1947 amnestiert worden. Gleichzeitig beantragte die Staatsanwaltschaft ihrerseits Revision in den Fällen der Beteiligten Bam- berger, Sefrin und Orth. Die beiden letzten waren ebenfalls amnestiert worden. Viernheim. Wie das Bürgermeisteramt be- kanntgibt, werden in Zukunft Personen, die bei Begehung strafbarer Handlungen, insbe- sondere bei Eigentumsdelikten wie Diebstahl, Betrug und Unterschlagung, ferner bei Be- gehung von Feld- und Forstdiebstählen, bei unerlaubter Ausübung eines Gewerbebetriebes, Schwarzschlachtung usw. festgestellt werden, öfkentlich im Mitteilungsblatt der Gemeinde bekanntgegeben.(eb) 1 AumESun EN ESSENER DEN „Zutellung an Kleinkinder!“ Schon zum zweiten Male wird in der zweiten Dekade weder Zucker noch Trockenobst an kleinkinder zugeteilt. Warum sind gerade diese Altersklassen 80 benachteiligt, ohne daß ein Aus- gleieh an Nänrmitteln oder sonstigen Lebensmit- tem gegeben wird? Kann die Vertellung nicht ge- rechter durchgeführt werden? Viele Mütter Wä⸗ den dankbar, Wẽenn für diese Kleinkinder besser sesorgt würde. E. I., Feudenheim. „. und wo blieb der Honig?“ Da Mütter und Kranke selten streiken, braucht du sie auch keine Rücksicht genommen zu wer- den. Der vor Monaten ihnen versprochene Honig FPurde gestrichen. Immerhin wurde der bereits m Farken abgegebene Zucker zurückgegeben. ber kür den abgegebenen weißen, erhielt man brauen Zucker zufück, Wie man derartiges be- zeichnen WII, überlasse ich jedem selbst. . G. R., Mannheim. „So macht man Geschäfte“ In letzter Zeit hat man so viel über Währungs- tetorm und Warenhortung zu lesen und zu hören bekommen, So manche Firma des Einzelhandels möchte sich von dem Vorwurf der Hortung rein- der den. und ihre Reellſtät mit der Zahl der vor der Währungsreform abgefertigten Kunden bewei⸗ den. len bin im Besitz von Punkten für einen zug seit März von Monat zu Monat vertröstet worden. Mitte April, Mitte April, Mitte Mai und 1. Jun. immer wurde jeh im gleichen Geschäft mit dem gleichen Spruch„abgefertigt“: Es ist noch nichts da.“ In der Zeit vom 14. bis 18. Juni Fersuchte jeh es noch einmal, ohne Erfolg. Meine Punkte wären am. 30. Juni verfallen, ich 1285 Sezwungen diese bis zu dem Termin einzu- lösen. Und slene da, am 30. Juni wurden mir An- Zur Auswahl vorgelegt, bis ich des 3 bel s satt, war und mien für einem entschloß f nabe den Anzug anbezahlt, wann ich ihn aber ein- lösen kann, weiß ich noch nicht. lech bin Rent- ner, habe meine Bezüge für Juni nur in Reichs- mark erhalten und funglere unter den„abge- fertigten Kunden“ mindestens zwei mal. R. F. W., Mannheim. „ Der vergessene Almenhof-Niederfeld Mit Freude haben die Bewohner des Almen) hofes davon Kenntnis genommen, daß die Omni⸗ buslinie ab Lindenhof-Tattersall über Wasser- turm bis Friedrichsbrücke verlängert wurde, ob- Wohl man vom Pattersall aus bequem mit der Straßenbahn nach allen Kichtungen Anschluß nat. Aber hätte man die Linie nicht wie bisher vom Tatterssll über Lindenhof nach Almenhof- Markuskirche durch Steubenstraße bis Freiheits- Nag oder noch besser bis Endstation der Linie 7 Rheingoldstrage verlängern können? Dadurch brauchten die Bewohner des westlichen Almen- bofes sowie des Niederfeldgebietes nicht den wei- t Weg bis zur Straßenbahnbaitestelle Nieder- teldstraße oder Rheingoldstrage zurücklegen. H. B., Mannheim Lastenausgleich? In schwerer Zeit(1930) habe ich einem Ver- wandten zur Erstellung seines Wohnhauses als Hypothek ein Darlehen gegeben. Nach jahrelan- ger Stundung(bis er sich erholt hatte) begann er mit der Rückzahlung. anfangs mit kleinen Raten, die er, besonders während des Krieges, derart erhöhte, daß bis zur Währungsreform die ganze Schuld abgetragen war. Die Annahme durfte ich nicht verweigern. Und heute hat er sein schuldenfreies, unzerstörtes Haus, und mein Gelid, mit dem er es aufbaute, ist entwertet. Da- für soll ich noch Lastenausgleich zahlen? Gibt es eine gröfſere Ungerechtigkeit als diese! Nur nicht ent wertete Sachwerte können und müssen zum Lastenausgleich herangezogen Wer- den, wenn es noch Recht und Gerschtiskeit ge- ben soll. Ir Ei Budwigshatfen. Für das Wintersemester liegen bereits Schreck äußerte, es sei sicher, daß es den übri- gen Fraktionen gelingen werde, eine neuer- liche Diskussion des Gesetzes vor dem Land- tag bis zu den Ferien hinauszuschieben. Nach diesem Zeitpunkt werde es kaum noch möglich sein, den Entwurf durchzubringen, da bis dann eine westdeutsche Verfassung angenommen sein dürfte. Schreck meinte abschliegend, was im ganzen geschehe, sei die Durchführung der Marshall-Politik, einer Politik, die auf dem Rücken der Arbeiter durchgeführt werde. Die Kommunistenhetze in der vergangenen Zeit sei dabei nur ein kleines„Intermezzo“ gewe- sen. Nie habe es sich deutlicher als gerade jetzt gezeigt, daß die Arbeiterklasse zusam- menhalten müsse. Eine bereits auf der ersten Seite in Aus- zügen wiedergegebene Entschließung wurde von der Versammlung gegen fünf Stimmen ange- nommen.. 2. Wie ein Sprecher der KpD am Schluß der Versammlung bekanntgab, haben sich im Laufe des Donnerstags Betriebsräte und Ver- trauensleute der Firmen Lanz, Hildebrand Mühle und der Industriegruppe„Bau, Steine und Erden“ gegen die Abberufung Kohl's aus- gesprochen. Wie nachträglich bekannt wurde, schlossen sich Betriebsräte und Vertrauens- leute der Firmen Bopp u. Reuther und Mohr u. Federhaff dieser Aktion an. Der Betriebsrat der Schiffswerft lehnte eine diesbezügliche Stellungnahme ab, da es sich, wie erklärt wurde, nicht um eine Gewerkschafts-, sondern um eine politische Angelegenheit handle. cke. Im Zusammenhang mit dem politischen Geschehen um die Person des württemberg badischen Arbeitsministers K oh!] bittet uns der Betriebsrat der Mannheimer Firma Th. Goldschmidt AG. um die Veröffent- lichung eines von ihm aufgestzten„Offenen Briefes“ an den württemberg- badischen Landtag und den württemberg- badischen Gewerkschaftsbund. Durch den Nachrichtendienst der Fresse und des Rundfunks erfahren wir, daß die CDU im ndtag einen Migtrauensantrag gegen den Ar- mister Rudolf Kohl eingebracht hat. Die Begründung dieses Mißgtrauensvotums ist der- mazen einseitig, daß es jedem schaffenden Men- schen sofort klar geworden ist, daß hier nicht die Stellung der kommunistischen Partei zu der Ber- liner Krise die Ursache gegeben hat. Auch die Unterstellung, daß dieser Minister den erfolg- reichen Verlauf der Währungsreform boykottiere, dürfte jeder Grundlage entbehren, da die Aus- wirkungen ja doch nur in der Hauptsache das arbeitende Volk betreffen würden. Daß Arbeits- minister Kohl sein bisheriges Arbeitsziel darauf abgestellt hatte, den Arbeitnehmer aus seiner be- nachteilligten Rolle als Arbeitssklave der Kapi- talistischen Wirtschaftskreise herauszuholen, ist bewiesen durch seinen Einsatz um das Mitbestim- mungsrecht der Betriebsräte in der Wirtschatr. Gerade wegen dieses Mitbestimmungsrechtes, Welches dem kapitalistischen Unternehmertum ein Dorn im Auge ist, will man möglichst noch vor Verabschiedung des Gesetzes den Mann Kalt- stellen, der dieses am eifrigsten zum Wohle der Arbeitnehmer verficht. Das ist wohl der wahre und einzige Grund für den Mißtrauensantrag ge- gen Arbeitsminister Kohl. Ohne irgendeiner Par- tei zu nahe zu treten, dürften wir jedoch darauf hinweisen, daß mehr und mehr der Eindruck ent- steht, daß man nicht im Sinne ihrer Arbeitnehmer- Wählerschaft handelt, wenn man sich zum aus- führenden Organ einer bestimmten Schicht macht, die für das Wohl und Wehe der Arbeitnehmer heute noch wenig Verständnis zeigt. Erwähnens- Wert in diesem Zusammenhang ist die Zeitungs- notiz, daß die Fraktionen der CDU und BDV in dem Bremer Landtag vor der Abstimmung über das Gesetz, welches das Mitbestimmungsrecht der Betriebsräte in persönlichen, wirtschaftlichen und sozialen Fragen vorsieht, den Sitzungssaal ver- lassen haben!! Wir protestieren im Namen der Arbeiterschart, die wir zu vertreten haben, einstimmig gegen diese unfairen Methoden seitens der vom würt- temberg- badischen Volk gewählten politischen Vertretungen im Landtag, ohne jedoch uns mit der KPD solidarisch zu erklären, denn die Be- triebsräte und der Gewerkschaftsbund sind an keine Parteirichtung gebunden. Was wir jedoch fordern, ist dies, daß ein Mi- nister, der bisher für die sozialen und arbeits- rechtlichen Interessen der Arbeitnehmer anständig und kfurchtlos eingetreten ist, nicht durch einen Günstling der Unternehmer ersetzt werden darf. Betriebsrat der Th. Goldschmidt AG. Mannheim- Rheinau 1. Betriebsratsvorsitzender: Otto Duschl(parteilos). Mannheimer Beiriebsräfinnen diskutierten „Besser, als manchmal die Männer!“ Seit einigen Monaten erst hat sich in Mann- heim der Frauenausschuß innerhalb des Ge- werkschaftsbundes Württemberg-Baden ge- bildet. In der ersten, zahlreich besuchten Voll- versammlung der weiblichen Funktionäre zeigte sich, daß die Frauen nicht nur schon die parlamentarischen Spielregeln beherrschen, sondern in Vortrag und Diskussion alle Ge- dankengänge straff, nüchtern und klar zu ent- wickeln in der Lage sind.„Besser, als manch- die Männer“, wurde von dem einzigen anwesenden Mann, Arbeitersekretär Maler, hervorgehoben. Die erste Vorsitzende, Schäfer, forderte anschließend an ihren Geschäftsbericht die Betriebsrätinnen aus den Großbetrieben und kleineren Unternehmungen sehr nachdrücklich auf, in betrieblichen wie persönlichen Fragen den Frauenausschuß jetzt ganz besonders in Europäische Wirklichkeit Junge Ludwigshafener werden aktiv Mit der Absicht, die Arbeit der vor einiger Zeit in LDudwigshafen gebildeten Arbeitsge- meinschaft„franco-allemand“ aktiver fort- Europa für das Wohl aller Europaer überzeugt sind. In ihrem Programm wenden sie sich an alle Menschen, die mit ehrlichem Willen dieses Ziel verwirklichen wollen, gleichgültig welcher politischen Richtung oder Konfession und wel- chem Stande sie angehören. Unter anderem wird die Aufhebung wirtschaftlicher und poli- tischer Grenzen, die Schaffung einer euro- päischen Regierung und die Unantastbarkeit des Eigenlebens der Nationen géfordert. Das Ziel soll kein europäischer Nationalismus, son- dern ein Europa sein, das einen Schritt auf dem Wege zur Verständigung aller Völker gehen soll. Bei einem kürzlichen Ausspracheabend wurde in einem Vortrag über internationales Recht dargelegt, daß es auf dieser Basis wenn auch nur teilweise— eine geistige europäische Wirklichkeit gebe, die sich vom Abstrakten in eine Realität umwandeln ließe. In wirtschaftlicher Verbindung mit dem afrikanischen Kontinent müsse Europa eine Kraft werden, die geeignet sei, eine Vermitt- lerrolle zwischen dem kapitalistischen Ame- rika und dem bolschewistischen Rußland zu übernehmen, um dadurch eine gefährliche Spannung abzuschwächen. Wes Anspruch zu nehmen. Frau Thiemann gab in kurzen Zügen Kenntnis von dem Frauen- Schulungskurs in Oberursel, der den 25 Teil- nehmermnen aus Württemberg-Baden einen Einblick in die Geschichte der Arbeiterbewe- gung, spezielle Fragen der Sozialversicherung und andere sozialpolitische Gebiete, unter be- sonderer Berücksichtigung der Frauen, ge- geben hatte. 5— Des Hauptgewicht der Veranstaltung lag auf dem Referat von Clara Döhring(Stutt- gart) über:„Die berufstätige Frau im Be- trieb“, Sie ging von der durch die Währungs- reform ausgelösten Veränderung auf dem Ar- beitsmarkt und den zu erwartenden Entlas- sungen aus. Keineswegs dürfe der einfachere Weg, nun die Frauen wieder auszuschalten, gewählt werden, Sie zeigte an Zahlenbeispie- len, wie notwendig die Berücksichtigung der Frauen auf den Arbeitsplätzen ist. In Würt⸗ temberg-Baden stehen 162 000 unverheirateten Männern rund 246 000 unverheiratete Frauen und 57 953 verwitweten Männern 264 000 ver- witwete Frauen gegenüber. In diesem Zusammenhang wurden sehr 3 das 8 und die Nielfach ungerechtfertigte Auslegung 28 Begriffes auf Ko e den andelt. Ent- johnung der Frauen, ihre Umschulung auf bis- her nur von Männern ausgeübte Berufe und die Aufforderung, die Arbeiterinnen und weib- lichen Angestellten mit unermüdlicher Geduld immer wieder zur aktiven Vertretung ihrer Interessen heranzuziehen, hätten Stoff genug für die anschließende Diskussion geboten, Es wurden jedoch hauptsächlich das Doppelver- dienertum und die Stellung des Betriebsrates bei Entlassungen behandelt. Ein junges Mäd- chen entwickelte einen Plan, wie man durch Kurzarbeit und Herabsetzung von Höchst- gehältern einen Ausgleich schaffen könnte. Erfreulich war bei dieser Diskussion die kri- tische Einstellung zu den Verhältnissen. Hm. Bald wieder gewittrig Vorhersage bis Dienstagfrüh: Nach einem sommerlich warmen Samstag mit Frühdunst und Höchsttemperatur über 28 Grad, am Sonntag erneut ge- -wittrige Schauer und Rückgeng der 8 Tagestemperatur. Am Montag Durch- zug von Regen- oder Schauergebieten, dazwi- schen kurzfristige Aufheiterung. Höchsttempera- tur um 25 Grad, Tiefsttemperaturen 12 bis 15 Grad. Anfangs schwache südliche, später mäßige Südwest- bis Westwinde. Amt für Wetterdienst, Karlsruhe. Der„Club und St. Pauli im Studion Den Spielern und Gästen zum Gruß Die deutsche Fußballmeisterschaft ist an ihrer vorletzten Etappe angelangt und wird morgen in den Stadien der Städte Mannheim und Wuppertal die Endgegner ermitteln. Die- Ses große sportliche Nachkriegsereignis, die deutsche„Viktoria“, hält die Sportenthusiasten im Süden, Norden, Westen und Osten in Bann. Es ist für Deutschland das nationale überpar- teiliche Ereignis. In nächster Nähe von Hei- delberg rollt daneben ein kleineres, aber ebenso bedutsames Ereignis für Nordbaden ab. Der Schweizer Sportelub„Schlieren“ trägt gegen die Fußballer des VfB Wiesloch ein internationales Freundschaftspiel aus. Dort schlägt der Sport die erste Brücke, zum fried- lichen Verkehr, zu der uns reserviert beohach- tenden Schweiz. Gäste und Spieler sind bereits in Mann- heim angekommen. Die Elf des FC St. Pauli bezog in Schwetzingen und die Spieler von 1. FC Nürnberg in Weinheim ihre Quartiere. Dort beraten die Trainer die letzten taktischen Maßnahmen, damit die Mapnschaften„topfit“ in die Arena laufen können. Besonders das Mannheimer Spiel hat seinen Reiz, da es gleichzeitig ein Kräftemessen der Besten aus dem Norden und Süden bringt. Ober bürgermeister Dr. Fritz Cahn- Garnier, der, soweit es seine karg bemessene Zeit zu- läßzt, sich auf den Sportplätzen zeigt, bekundet durch einen Presseempfang seine bejahende Einstellung zum Sport. Er wird selbst zu dem Thema Der Sport in Mannheim“ referieren. Der favorisierte„Club“ wird es bei allen Vorzügen seiner guten Besetzung nicht leicht haben, da die Hamburger nicht nur zu spielen, sondern auch zu kämpfen verstehen. Schieds- richter Glöckner(Pirmasens) wird bei der Fairneß beider Mannschaften keinen schweren Stand haben. So warten wir alle auf die Sieg- resultate der eventuellen Finalisten 1. FC Nürnberg und 1. Fe Kaiserslautern. 0. P. e. Planitz doch noch der Achte? Der Obmann des Splelausschusses Fußball, Ar- thur Weber, solingen, erhielt am 22. Juli die tele- dieser ersten Deutschen Me graphische Mitteilung, daß der Sportgruppe Pla- nitz die Genehmigung zur Teilnahme an den Spielen um die deutsche Fußballmeisterschaft er- teilt wurde. Weber nimmt am Zwischenrunden- spiel in Mannheim teil, dort wird er die Frage Klären, ob der Sieger des Mannheimer Treffens noch gegen Planitz antritt.(dena) Deutsche Ruder-Hochschulmeisterschaften Erstmals nach dem Kriege werden am Sonß- tag, 25. Juli, auf dem Mannheimer Mühlauhafen die Deutschen Hochschulmeisterschaften im Ru- dern unter Teilnahme der Universitäten Heidel- berg, Würzburg, Bonn, Köln, Mainz, Kiel, der Technischen Hochschule Darmstadt und der Wirt- schafts-Hochschule Mannheim durchgeführt. Es zeugt von einem außerge wöhnlichen Sportgeist, wenn z. B. die Ruderer der Universität Kiel, durch die Währungsreform in finanzielle Schwie- rigkeiten geraten, tagelang auf Lastkraftwagen per„Anhalter“ nach Mannheim trampen, um an erschaft teilnehmen 2u Können. Schwimmsportliches Großereignis Für die süddeutschen Wasserball-Meisterschaf- ten, die vom 23. bis Sonntag, 28. Juli, in dem schönen Schwimmbad Pberbech stattfinden, ha- ben sechs Mannschaften gemeldet. Baden wird durch den badischen Wasserballmeister KSV Nep- tun 99 Karlsruhe und Schwimmverein Nikar Heidelberg vertreten sein. Die süddeutsche Was- serball- Meisterschaft wird in einem Sechsertur- nier ausgetragen, bei dem jeder gegen jeden zu spielen hat, so daß jede Mannschaft fünf Spiele zu absolvieren hat. Am Samstag, 24. Juli und Sonntag, 25. Juli, sind jeweils sechs Spiele, die bereits 9.30 Uhr, vormittags, beginnen. 122 Pferde am Start in Haßloch Zwei Jagdrennen durch den See Auf der Haßlocher Rennbahn kommen morgen sleben deutsche Vollblutrennen, darunter zwei Jagdrennen durch den See, zur Durchführung. Neben den fünf Flachrennen ist das Ausgleichs- rennen II das Hauptereignis des Tages, da beste Derby-Klasse sich dem Starter vorstellt. Die Jagd- rennen über 3200 und 4000 Meter stellen große Anforderungen an Pferd und Jockei, zumal in dem großen See-Jagdrennen, Aus den Trainings- zentralen Deutschlands, mit den besten Rennstäl- len, sind so zahlreiche Nennungen abgegeben worden, daß mit stark besetzten Feldern und spannenden Kämpfen gerechnet werden kann, . 4 Sprechstunden der Sozlalredaktion mittwochs von 9—12, donnerstags von Uhr. Auskünfte werden kostenlos nach bestem Wissen, doch ohne Gewähr erteilt. H. H. Am 8. Juni lieferte Mannheimer Annahmestelle Wäscherei zum Waschen auf. Am 22. Juni wurde die gereinigte Wäsche abgeholt. Die Rechnung mußte voll in DM bezahlt werden. Die Ange- stellte erklärte auf meinen Protest, daß die Wäsche zwar schon seit Tagen abholbereit sei, daß es aber meine eigene Schuld sei, wenn ich nunmehr jetzt den gleichen Betrag in DM zu bezahlen hätte Wie einige Tage früher in RM. Die Leitung der Wäscherei erklärte auf meine Beschwerde, die Leistung der Firma sei nicht bei Ausstellung der Rechnung beendet, sondern erst in dem Mo- ment, wenn der Kunde seinen Auftrag wieder in Empfang nimmt. Das Datum der Rechnung spiele keine Rolle. Zu berücksichtigen sei auch, daß auch noch der Transport von der Wäscherei von Karlsruhe nach Mannheim dazwischen liege, und in dieser Zeit hafte ja auch die Firma noch im- mer für den Auftrag. Wie ist die Rechtslage? Der Hinweis der Wäscherei, daß ihre Leistung erst nach dem Transport und nach der Entgegen- nahme der Wäsche durch den Kunden beendet sel, ist zwar richtig. Das berechtigt aber noch nicht, das Entgelt in voller Höhe in DM zu ver- langen. In F 16 Absatz 1, Umstellungsgesetz, heißt es ausdrücklich, daß Verbindlichkeiten aus Werk- verträgen nur insoweit 11 umzustellen sind, als die Gegenleistung am Stichtag noch nicht be- Wirkt war. Hier ist der bei weitem größte Teil der Gegenleistung, nämlich die Reinigung der Wäsche, vor dem Stichtag bewirkt. Nur die Ne- benverpflichtungen wurden danach erfüllt. Ent- sprechend ist im Verhältnis der größere Teil des Entgeltes 10:1 abzuwerten, der kleine in DM zu entrichten. H. A. Zum Jahresbeginn beauftragte ich einen Schneider, mir aus gestelltem Material einen An- zug anzufertigen. Am Tage vor Bekanntgabe der Währungsreform war ich zur zweiten Anprobe. Am 2. Juli war der Anzug fertig. Ich erhielt eine Rechnung von 160 DM. Auf meinen Hinweis, daß der Hauptteil des Anzuges schon vor dem 21. Juni gefertigt war und meine Frage, ob dieser Teil nicht im Verhältnis 10:1 zu bezahlen sei, bekam ich eine verneinende Antwort. Muß ich die Forderung des Schneiders anerkennen?— Sie haben recht. Der Tatbestand ist nach den Slei- chen Grundsätzen wie im vorangegangenen Fall zu beurteilen. Zahlen Sie höchstens 10 Prozent der Schneiderrechnung in DM, der ÜUbrigblei- bende Betrag ist voll àbzuwerten. Es besteht der Verdacht, daß der Schneider die Ablieferung ab- sichtlich hinauszögerte. Wenn Sie dies beweisen Können, dann werten Sie den ganzen Betrag ab. C. F. D. Ende Mai Übergab ich einem Schuh- machermeister ein Paar Schuhe zur Besohlung. Diese waren bereits am 15. Juni fertig, also vor der Währungsreform, was der Meister auch nicht bestreitet. Die Abholung der Schuhe konnte je- doch infolge meiner Abwesenheit erst am 3. Juli erfolgen. Muß ich die Forderung des Meisters, den Rechnungsbetrag voll in DM zu entrichten, erfüllen?— Der Schuhmacher muß sich volle Ab- wertung seines Entgelts gefallen lassen. Nach § 18 des Umstellungsgesetzes sind nur solche Werktverträge 1:1 umzustellen, bei denen die Ge- genleistung, d. h. hier die Fertigstellung der Schuhe, am Stichtag noch nicht bewirkt War. Der Zeitpunkt der Abholung der Schuhe spielt keine Rolle. Bernhard M. Ich schloß im Jahre 19386 eine Le- bens versicherung mit 20jähriger Dauer in Höhe von 10 000 Mark ab, Habe jeh nun tatsächlich, obwohl ich ja die Prämien in voller Höhe weiter zahlen muß, nur Anspruch auf 1000 BU? Wäre es in diesem Falle nicht empfehlenswerter, die Ver- sicherung einfach stornieren zu lassen?— Von einer im Jahre 19386 mit 20 jähriger Dauer abge- schlossenen Versicherung in Höhe von 10 0% Mark Waren am Tage der Währungsreform 10 Jahre, also die Hälfte, verflossen. Somit wird die halbe Versicherungssumme RM 5000 im Verhältnis 10% abgewertet. Es verbleiben demnach DM 500. Die restliche zweite Hälfte(1948-1956) in Höhe von 5000 DM bleibt voll erhalten. Die umgestellte Versicherungssumme beträgt also DM 5500. Wir raten Ihnen ab, die Versicherung stornieren zu lassen. Nur wenn es Ihnen unmöglich erscheint, durch Ihre veränderten wirtschaftlichen Verhält- 5—7 ieh Wäsche bei der einer Karlsru 8 nisse die Prämie weiter aufzubringen, ist es nt gebracht, entweder den Fälligkeitstermin hir 9 oder die V 1 Frau L. Mein Mann, der mit 6000 Mark ver- sichert War, starb am 15. Juni. Was muß mir die Versicherungsgsellschaft zahlen?— Versicherun- gen, die vor der Währungsreform durch Ablauf oder Tod fällig und noch nicht reguliert Waren, werden mit 10 v. H. ausbezahlt. Je nach den Bestimmungen, die sle in ihrer Police nach- lesen können, wird eventuell noch die laufende Prämie bis zum Ablauf des Versicherungsjahres von der Versicherungssumme abgesetzt. Fräulein Betty. Ieh will in Kürze heiraten, Mein künftiger Mann hat ein Geschäft, und es ist notwendig, daß ieh mitarbeite. Habe ich zu die- ser Mitarbeit die gesetzliche Pflicht, muß ich sie Umsonst leisten oder muß mir mein Mann eine Vergütung zahlen?— Nach 8 1356 Absatz 2 des 3B ist die Ehefrau zur Mitarbeit im Geschafft des Mannes verpflichtet, wenn eine solche Tätig- keit nach den Verhältnissen, in denen die Ehe- gätten leben, üblich ist. Die Ehefrau hat daher in diesen Fällen auch keinen Anspruch auf Ent- gelt für ihre Tätigkeit gegen den Ehemann. Es steht den Eheleuten jedoch frei, eine Verein- barung zu treffen, wonach die Frau auch für solche Arbeiten, zu denen sie gesetzlich ver- pflichtet ist, eine Vergütung erhält. Dies ist dann dringend zu empfehlen, wenn, 1e es meistens der Fall ist, die Eheleute in gesetzlichem Güter- stand leben, d. h., wenn kein besonderer Güter- stand vereinbart worden ist. Denn in diesem Falle gehören die Einkünfte aus dem Geschäft nach dem Gesetz allein dem Manne, während sie bei allgemeiner Gütergemeinschaft in des Ge- samtgut der Eheleute fallen. Sportveranstaltungen und Hinweise Samstag, 24. Juli Fußball-Freundschaftsspiele. VfL Neckarau ge- gen Amicitia Viernheim; Sd Rheinau— FV Moos- Dach; Sc Käfertal— Fortuna Heddesheim; ASV Schönau— Spogg Sandhofen; sd Mannheim ge- gen SV Waldhof CJungliga): ASV Durlach— ASV Feudenheim. Sämtliche Spiele beginnen um 18 Uhr. 8 5 Leichtathletik-Mannschaftsmeisterschaften im Stadion mit folgenden Wettbewerben: 110 Hürden, 800 m, 5000 m, 4xi0-m- Staffel, Hochsprung, Dis- Kus- und Hammerwerfen(Beginn 18.30 Uhr). Amateur-Boxen. Freiluftveranstaltung im Sta- dion(18.30 Uhr), Ms Mannheim— Boxring Lei- men. 5 Sonntag, 25. Juli Deutsche Fußballmelsterschaft: Vorspiel der Fußballjugend— Auswahl der Städte Mannheim- Frankfurt im Stadion. Um 15.30 Uhr stellen sich dem Schiedsrichter Schmetzer die Mannheimer in folgender Aufstellung vor: Hartenstein(8 Waldhof), Stein, Scheller(beide FV 09 Weinheim), Berger F Schwetzingen), Schmitt(SV Waldhof), Spelger FV Schwetzingen), Eliiner F Leuters- hausen), Hohmann(sd Käfertah, Rey FV Plank stadt), Rohleder(Olympia Neulußheim), Harter (Phönix Mannheim). Ersatzspieler: Klemm(Wein- heim), Schmitt(ofR), Kraus(Phönix). Vorschlußrunde zur deutschen Fußballmeister- scHaft im Stadion. Fe St. Pauli— 1. FG Nürn- berg(Beginn 17 Uhr), in Wuppertal: 1. Fe Kai- serslautern— SpVgg Neuendorf. * Leichtathletik. Am Sonntag kommen folgende 5 Konkurrenzen im Stadion zum Austrag: 100 m. 400 m, 1500 m, Stabhochsprung, Speerwerfen und Weitsprung. Während der Fußball-Halbzeit läuft die Axlioo-m-Staffel in erstklassiger Besetzung. Tischtennis- Pokalspiele um den Wanderpreis des Kreises Mannheim. Vorschlußrunden und Endspiele in Friedrichsfeld(9 Uhr). Folgende Mannschaften haben sich zur Teilnahme qualifi- ziert: Frommhold/Nolt Friedrichsfeld), Reiter Höfflin(SY Waldhof), Tyroller Münkel(Ms), Mäntele/ Tahedl(MSG). 5 Ehre, wem Ehre gebührt. Karl Rück, eis Förderer des Turnens, feiert am 25. Juli seinen 95. Geburtstag. Nahezu 70 Jahre gehört er dem Turn- und Sportverein Mannheim von 1346 als Mitglied an. In jungen Jahren ein erfolgreicher Wettkämpfer, gab er im reiferen Alter seine Er- fahrungen als Turnwart der Jugend weiter und alf so mit, diese für den Lebenskampf zu er- tüchtigen. Mögen ihm noch eine Reihe Jahre der wohlverdienten Ruhe vergönnt sein. Unser Glück Wunsch! 0 1 1 4 Seite 6 Morde Samstag, 24. Juli 1948/ Nr. 84 Mannheims Industrie im Zwielicht der Währungsreform Gekährdung der betrieblichen Liquidität Den Mannheimer Wirtschaftsraum kenn- zeichnet ein starkes Ueberwiegen der Pro- duktionsgüterin dustrie, bei der die Schattenseiten der Geldumstellung beson- ders kraß in Erscheinung treten. Die Vermin- derung der Geldmittel hat in zahlreichen Un- ternehmen zu einer Gefährdung der be- trieblichen Liquidität geführt, die eine Deckung der kurzfristigen Verbindlichkei- ten nach Verwendung des Freibetrages der Altgeldguthaben für die Zukunft ernsthaft in Frage stellen muß. Da die Mehrzahl dieser Be- triebe kaum über ausreichende Warenbestände verfügen dürfte, deren Absatz eine größere Geldflüssigkeit erwarten ließe, sowie außer- dem bei der Preislage dieser meist hochwer- gen Güter eine potentielle Nachfrage augen- blicklich kaum vorhanden ist, ergibt sich als einziger Ausweg der Zwang zur Kredit- beschaffung. Die Aufnahme von Fremd- kapital deutscher Herkunft dürfte in abseh- barer Zeit eng begrenzt bleiben, und das gün- stigere Verzinsungs verhältnis würde in diesem Falle auch weitgehend durch die Beschneidung der Handlungsfreiheit der Betriebe absorbiert werden. Es zeigt sich jedoch, daß die Industrie eine Geldbeschaffung durch Wechselkredit möglichst hinauszögert. Neben psychologischen Hemmungen, die die anormalen Wirtschafts- verhältnisse der Vergangenheit mit ihrer stän- dig hohen Geld flüssigkeit ausgelöst haben, Fallen hauptsächlich die hohen Diskont „sätze und Spesen ins Gewicht. Stornierte Bestellungen— Verkürzte Lieferzeiten Die Sorge der Investitionsgüterindustrie verschärft sich noch durch die Beobachtung, daß neben dem ohnehin schon schwachen Auf- tragseingang noch Bestellungen stor- niert werden, um als Druckmittel eine Sen- kung des Preisniveaus zu erreichen. Eine erkfreulichere Wendung ist in der Ver kür- zung der Lieferfristen zu erblicken, die teilweise von mehreren Monaten Liefer- zeit auf prompte Erledigung zurückgingen. Es Ist jedoch anzunehmen, daß dies mehr auf dem Verkaufszwang infolge Liquiditätsmangel als auf Erhöhung der Produktionsleistung beruht. Die Steigerung der Erzeugung kann nur eine Verbesserung der Rohstoffzuf uhr erwirken; leider hat sich diese aber bis beute dei den Grundstoffen keinesfalls wesentlich gewandelt. Die Situationsschilderung der Produktions- mittelindustrie bliebe unvollständig, wollte man nicht erwähnen, daß neben den Befürch- tungen und Sorgen auch günstigere Beurtei- lungen und optimistischere Erwartungen zum Ausdruck gelangen. Dies trifft vor allem für dle Fahrzeug- und Landmaschinen- Industrie zu, welche die zukünftige Ent- Wicklung, wenn auch nicht vorbehaltlos, so doch allgemein hoffnungsfroher betrachtet. Stagnation im Bausektor befürchtet Eine sehr kritische Lage hat der Währungs- zehnitt für die Mannheimer Bauindustrie geschaffen. Zwar hat das Angebot in Baustof- Jen: Kalk, Zement, Steinen und Erden wieder Fast ein normales Ausmaß erreicht, doch ist der Verknappung der Geldmittel blitzartig eine sehr weitgehende Einstellung der Bau- tätigkeit gefolgt. Auch die staatlichen und kommunalen Auftraggeber haben im Zuge der totalen Abwertung ihrer Geldbestände zu- 8 die Stillegung nahezu sämtlicher Bau- orhaben verfügt. Das Baugewerbe befürchtet Verbot der Kreditinan spruchnahme durch die öffentliche Hand eine zlemliche Stagnation auf dem Gebiete der Bauwirtschaft herbeiführen wird. Es wird mit Nachdruck darauf hingewiesen, daß bereits jetzt der Zwang zur sparsamen Mittelverwen- dung Kollisionen mit der öffentlichen Sicher- heit zeitigt, indem zum Beispiel verkehrsnot- wendige Straßenausbesserungen aus finan- zlellen Erwägungen abgestoppt wurden. Als positives Ergebnis der Umstellung wird auf- gefaßt, daß die Schwarzarbeit im Baugewerbe Zänzlich zum Erliegen gekommen ist. Preissteigerung in der Textil- und Lederbranche Im Gegensatz zur Produktionsgüter- und Bauindustrie hat sich in vielen Bereichen der Konsumgüterindustrie der Start am X-Tage ungleich günstiger gestaltet. Vor allem trifft das für solche Betriebe zu, deren Erzeugung auf eine angestaute Nachfrage stößt, wie Haushaltsartikel, Textilien, Schuhe, Konser- ven usw. Trotz der geringen Kaufkraft der Be- völkerung wurden in diesen Waren bereits in der ersten Woche so enorme Umsätze getätigt, daß die Hersteller in Lieferverzug gerieten. Das Problem der Kreditbeschaffung spielt daher in diesen Industriezweigen eine relativ untergeordnete Rolle. Für diesen Tatbestand sind auch die Zahlungsbedingungen charakte- ristisch. Es wird durchweg Barzahlung gefor- dert und auch eingenommen. Zahlungsziele werden nur kurzfristig gewährt. Die Skonti, die von den Abnehmern der Produktionsmit- telindustrien manchmal in fast erpresserischer Höhe verlangt werden, bewegen sich hier in angemessenen Sätzen. Der Lieferant, nicht der Abnehmer, ist Herr der Lage geblieben. Seine Hauptsorge gilt der Sicherung der Rohstoff- zufuhr. Die bisherigen Erfahrungen bekunden aber eindeutig, daß das Angebot an Textilien und Rohstoffen, Fellen und Häuten nach wie vor völlig ungenügend ist und auf die Dauer selbst der Kaufkraft geschwächten Nachfrage nicht standzuhalten vermag. Hinzu kommt, daß in der Erwartung kommender Preissteigerung in der Textil- und Lederbranche Lieferungen zurückgehalten werden. Es ist interessant, wenn vereinzelt bereits ein Güte- anstieg mitgeteilt wird. Diese Tatsache wird mit dem Uebergang von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft in Verbindung gebracht, die den Unternehmer zur Leistungssteigerung zwingt und damit eine Abkehr von der Quan- tität zur Qualität herbeiführt. Die Aussichten in denjenigen Industriebezir- ken, die sich mit der Herstellung höherwer- tiger Gebrauchsgüter befassen, für echter Bedarf besteht, haben sich zunehmend gebessert. Während z. B. die Möbelindu- strie in den ersten Tagen noch große Zu- rückhaltung in der Auktragserteilung bemerkte, sind jetzt die Bestéllungen wesentlich ange- stiegen. Vorteilhaft wirkt sich hier auch die Erhöhung des Angebotes bei manchen Hilfs- stoffen wie Lacken, Farben, Leimen und Be- schlägen aus. Verhältnismäßig weniger bedroht in ihrer Existenzgrundlage ist die Nah- rungsmittelindustrie. Glänzende Verkaufsergebnisse Glänzende Verkaufsergebnisse sind bei den Sackfabriken und den Herstellern von Bürsten, Besen und Pinselwaren zu verzeich- nen. Die Nachfrage nach diesen Erzeugnissen hat ein so gewaltiges Ausmaß erreicht, daß die Betriebe selbst unter Aufbietung aller Kräfte kaum in der Lage sind, die eingegan- enen Aufträge zu bewältigen. mannigfache die ein bel der Beurteilung der Währungsreform ergibt sich bei allen Unternehmern fast einstimmig die Feststellung, daß die Arbeitslei- stung einen beträchtlichen Aufschwung ge- nommen hat und die Versäumnisse wieder auf ein normales Maß gesunken sind. Dieser Auf- stieg des Leistungsniveaus dürfte jedoch we- niger in der Erhöhung der physischen Kräfte als vielmehr in dem Bestreben nach Erhal- tung des Arbeitsplatzes um jeden Preis wurzeln. Die Zahl der Entlassungen hat bis- lang noch keinen bedrohlichen Umfang ange- nommen. Es wäre jedoch verfrüht, aus dieser Feststellung günstige Prognosen zu folgern. Ganz allgemein ist jedoch eine Einpendelung des Arbeitsmarktes eingetreten und der Eng- paß des Arbeitspotentials überwunden. In zu- nehmendem Maße gehen die Betriebe nun dazu über, auf eine qualitative Auslese der Arbeitskräfte Wert zu legen. Die vielerprobte und vielgeschmähte K o m- pensation hat gleich nach dem X-Tage ohne Nekrolog das Zeitliche gesegnet. Nach- dem das Geld wieder eine gesuchte Ware wurde, hat sie ihre teils tragische, teils komi- sche Rolle in der Wirtschaft ausgespielt. Zwei- kellos wird der wirtschaftspolitische Kurs der Zukunft mehr von der Konsumtions- als von Produktionsseite gesteuert werden. Somit erfahren auch die Unternehmerqualitäten eine neue Auferstehung. Marktanalyse, Kalkulation, Disposition, Rationalisiertng müssen im be- triebs wirtschaftlichen Denken und Handeln wieder zielweisend werden. Der Kampf um den Kunden, die Erstellung der besten Lei- stung zum günstigsten Preis, werden wieder das zentrale Problem jedes Unternehmen bil- den müssen. Reges Kaufinteresse des Auslandes Manche Voraussetzungen zum Slücklichen Auftakt der Wirtschaftsfreiheit fehlen aller- dings noch zur Stunde. Die Rohstoffimporte die uns der Marshall-Plan verheißen hat, müssen ganz erheblich gesteigert werden, wenn der Start nicht im Ansatz stecken blei- ben soll. Hier entscheidet es sich, ob es den Besatzungsmächten ernst ist mit ihren Verspre- chungen, unsere Volkswirtschaft wieder auf eigene Füße zu stellen. Der Export- Industrie wären neue Wege zum Auslandsabsatz zu erschließen. Sämtliche Exportflrmen Mannheims bekunden übereinstimmend ein reges Kaufinteresse ihrer ausländischen Geschäftsfreunde, indessen machen Dollarklausel und Dollarkurs alle Ab- schlüsse illusorisch. Vor allem die Produk- tionsmittelindustrie benötigt als Absatzventil dringend die Oeffnung des Auslandsmarktes. Auch die Kreditpolitik bedarf einer Ueberprüfung. Die Einräumung von lang- und mittelfristigen Krediten mit tragbarer Verzin- sung ist der Investitionsgüterindustrie und dem Baugewerbe unabdingbares Existenzbe- dürfnis. Man darf nicht den Teufel mit Beelze- bub austreiben wollen und den Wirtschaftsfluß nach Eindämmung der inflatorischen Ueber- schwemmung in der Dürre der Deflation ver- sickern lassen. Wird diesen Vorbedingungen Rechnung ge- tragen, so dürfen wir der ökonomischen Ent- wicklung, wenn auch nicht mit Enthusiasmus, denn unser Lebensstandard wird bei der Ver- ringerung unseres Sozialproduktes auf lange Zeit hinaus sich unter der alten Höhe bewe⸗ gen, so aber doch mit gedämpften Optimismus entgegensehen. Hans Bergmann Die neueslen Börsennotierungen München: Ausgesprochen fest/ Frankfurt: Ab 2. August amtlicher Börsenverkehr Frankfurt a. M., 21. Juli. Die Kaufkraft hat sich anscheinend in nicht immer würdigen Reser- voiren angesammelt. Sie ist zunächst noch be- schränkt, trotzdem aber größer als das sich zei- Sende Angebot. Der beschränkten Spekulations- möglichkeit einzelner entspricht, daß Edelwerte entgegen Renditeversprechens leichtes Abflauen aufweisen, dagegen leichte Preislagen Knapp- heitsanstieg verzeichnen können. Die Umsätze erreichen fast die 200 O0-Mark-Grenze, sowohl am Aktien- als auch am Obligationsmarkt. Bei Eintreten der offiziellen Bewertung(ab 2. August soll der amtlfehe Börsenverkehr den bisherigen Freiverkehr ablösen) ist mit einem leichten all- gemeinen Abflauen der sanguinistischen Stim- mung zu rechnen. Eingeklammerte Zahlen sind Vorkurse 5 vom 20. Juli bzw. 17. Juli 1918 Adlerwerke 22( Ver. Stahl 24(23) AEG 13(— Westd. Kauf- BMW 22(—) hof 45(— Bemberg 40(30) Zellstoff Berger Tiefbau 23) Waldhof 30— Buderus 35(28) Ot. Bank 9 0 Daimler 29— Dresdner Bank 10(10) Dt. Erdöl 32(— Allianz 35(— Degussa 45— Gutehoff- Dt. Linoleum 42( nungshütte 2(47) Eichbaum Obligationen: Werger 35(40) 4% Frankfurter 5 Enzinger 35(— Hyxp.-Pf. 9,(9%¼) Hoesch 28(26) 4% Frkf. KO 8,5(8) Lanz 38(36) 4% Hbg. Lindes Eis 42(350 Hyp.-Pf 7,55(7,5) Löwenbräu 4% Rhein- München 61(56) Westboden 8/ Mannesmann 29 35% Essener Rheinmetall 15(22) Steinkohle 8507 Rheinstahl 29(26) 4%% Nordt. RWE 60— Raffinerie 8757(8/5) Siemens 16(15). Fo W. München, 22. Juli. Die Mittwochbörse schloß Zirka 160 000(Je wells nsmark Nominal Ansatz) Aktien und 140 000 Pfandbriefumsatz aus- 3 fest. Aktien stiegen teilweise sprung- aft. Neue Augsburger 45(32), Hutschenreuther 30 (40), Buderus 32(24), Biomalz 35(48), Augsburger Kammgarn 45(40), BMW 18(14), Lindes Eis 42(32 bis 33), Daimler 30(22), Löwenbräu 57(55), Hei- delberger Zement 45(39), Siemens Stamm 16,5 (15), Siemens V. A. 15,25—15,75(16), Südzucker Mannheim 35(52), AEG 12 unverändert, Conti- Gummi 38(52), Gutehoffnungshütte 43(42), Sala- mander 54(50), Lanz 30(25,5), Rheinmetall 58(55), Commerzbank 9(8), Deutsche Bank 8(8,25).— Pfandbriefe: Erste Berliner Pfandbriefe 4 bis 3,5(3,25—3,50). Unter den wenigen notierten reinen Ostwerten kamen Sachsen-Boden auf 3,5 ), Sachsen Ko. 4(3,5). Industrieobligationen wa- ren Wenig gehandelt und notierten durchweg zwischen 7 und 8,5. Lebhafte Umsätze waren be- sonders bei Gutehoffnungshütte, Deutsche Bank und Siemens zu verzeichnen.(Schm.) Dr. Pünder Ehrenvorsitzender der deutsch- belgischen Handelskammer. Namhafte Persönlich- keiten der deutschen Wirtschaft trafen am Mitt woch in Köln mit Vertretern der deutsch-belgi- schen Handelskammer Antwerpen zur Bildung eines Organisationskomitees für die Errichtung der deutschen Gegenkammer zusammen. Als Ehrenvorsitzender ist der jeweilige Oberdirektor des bizonalen Verwaltungsrats, gegenwärtig Dr. Pünder, vorgeschlagen worden.(gn) Aus der Bewerkschufisurbeil Gewerkschaften zum Mißtrauensvotum gegen Kohl Das Ortskartell Stuttgart des württembergisch- badischen Gewerkschaftsbundes brachte in einem Schreiben an die vier Fraktionen des württem- bergisch-badischen Landtages die Entrüstung der Stuttgarter Betriebsräte über das Migtrauens- votum gegen den kommunistischen Arbeitsmi ster Rudolf Kohl zum Ausdru- e Betrlebsrät . heißt es darin, seien nicht gewillt, eine 0 derartige Provokation in einem Augenblick ruh 5 hin zuneh-. men, da die„Erregung der Arbeit aft über die Ausplünderungspolitik eines sozialreaktionären Großverdienertums bis zur Siedehitze angestiegen Tel. ist.“(dena) 5 Lada Angestellte für Einheitsgewerkschaft N Peru Auf einer Tagung des Zonenausschusses der Täg Angestellten- Gewerkschaften der UsS-Zone n elns Kornwestheim, an der Vertreter der Angestell. DM. ten- Gewerkschaften von Württemberg- Baden, Nicht Bayern, Hessen und der Landesgewerkschaft Han- kein del und Gewerbe teilnahmen, wurde unter ande. rem die Frage der Verschmelzung mit der Deut. schen Angestelltengewerkschaft der britischen Zone eingehend erörtert und gebilligt. Die Vor- 0 bereitung der Fusion wurde einer 10köpfigen 3. Jahr Kommission übertragen. Weiter wurde ein zus 9— den Vorsitzenden der Verbände zusammenge-. setzter zonaler Arbeitsausschuß gebildet. tz. Landarbeiterstreik in der britischen Zone Etwa 95 Prozent der rund 120 000 gewerkschaft lich organisierten Land-, Forst- und Gartenbau- arbeiter der britischen Zone werden sich bei einer Berl Urabstimmung, wie gemeldet wird, für einen leB Streik aussprechen um ihre Forderungen auf eine 84 15prozentige Lohnerhöhung und bessere Arbeits. der der bedingungen durchzusetzen. In Gewerkschaft. gehe NM. kreisen Wird damit gerechnet, daß sich auch ein werden großer Teil der rund 700 000 nichtorganisierten auf be Angehörigen dieser Berufe dem Streik anschliesen ten Re wird. Bei bereits in einigen Kreisen und land- Vel wirtschaftlichen Großbetrieben durchgeführten im Urabstimmungen haben sich 85 bis 100 Prozent grenze für eine Arbeitsniederlegung ausgesprochen.(dena) 5 N 5 1 Bruch zwischen Dan und ba Zwischen dem Deutschen Gewerkschaftsbund Finrich und der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft der hen britischen Zone ist es im Verlaufe von Bespre- lic chungen in Bielefeld zum offenen Bruch gekom.] des Ur men, da der DGB die Ansicht vertritt, daß de sche N Angestellten je nach ihren Berufen in den in. purde dustriverbänden organisiert sein müssen, wäh- abgelel rend die DAG alle Angestellte in einer Organ.. ner un' sation zusammenfassen will. Nach einem vom n den DGB vorgeschlagenen, von der Dad aber ds in 2 unannehmbar abgelehnten Berufskatalog hätten, wie dena meldet, von den jetzt 150 000 DAG-Mit- Köh! gliedern 98 o dem DGB angegliedert werden sol- jen. Es würde sich dabei um die Angestellten in Karl der Industrie hnandeln, während in der DAG hr d noch die des Handels. der Banken und Versiche. der dus rungen verbleiben sollten. sagen Die PAd ist nach Mitteilung ihres Vorsitzen. den, Wilhelm Dörr aus dem deutschen Gewerk. schaftsbund ausgetreten und will sich nunmehr in Kürze mit den vier Angestelltenverbänden der UsS-Zone zu einer selbständigen Bizonalen Ge- Werkschaft zusammenschließen. Neue Tarifverträge verlangt Der allgemeine Gewerkschaftsund von Rhein- land-Pfalz wandte sich, Südena zufolge, in einer Erklärung gegen die Unterschiede zwischen Prei- sen und Löhnen und forderte den sofortigen schluß von neuen Tarifverträgen. Ferner verlan gen die Gewerkschaften die Angleichung der Ra tionssätze der französischen Zone an die der B zone, insbesondere bei der Zuteilung von Fetl, Wie es in der Stellungnahme weiter heißt, ist die Arbeiterschaft nicht gewillt, mit überhöhten Prel. sen abgewirtschaftete Unternehmen zu suventio-“ nieren.(dena) Staatliche Betriebsräteschulen. Der sozialpol- tische Ausschuß des hessischen ndtags befür.. wortete einen vom Arbei inisterium einge- Dinanz. einer gegen Forsch oder d. Höhe e nanzie ter bs brachten Vorschle über d Einführung von; staatlichen Betriehräteschulen. Der Vorschlag des Arbeits ministeriums sieht für alle gewählten! Prat Betriebsräte den pflichtgemäßen Besuch einer gchen vom Arbeitsministerium beaufsichtigten Betriebs-. der 80 räteschule vor. In diesen Schulen sollen die 0 Betriebsräte auf die ihnen durch das Betriebs- Wurde, rätegesetz zufallenden Aufgaben vorbereitet wer- Paltun den. B6, Sofort Arbeitslosenfürsorge in Hessen. Der hessische Ebensc Minister für Arbeit und Wohlfahrt, Josef arnd- aus de gen, hat eine Verordnung über die Einführung] die Bi- einer Arbeitslosenfürsorge erlassen. Danach kön- und de nen erwerbslose Personen für sich und ihre un. Auslan terhaltspflichtige Angehörigen beim Arbeitsam Antrag auf Arbeitslosenfürsorge stellen, wenn kein Anspruch auf versicherungsmäßige „ beitslosenunterstützung a esteht. Fr AMERIKA-HAUS Wirtschaftshochschule Vorträge, Diskussionen, Filmvorführungen Bücher, Zeitschriften, Zeitungen aus Amerika, England, Frankreich, Schweiz und Deutschland Veranstaltungen 5 Mo., 26. J., 19 Uhr, Bookworm Club Mee- ting:„When Democracy Builds“ von Frank Lloyd Wrigth; 0 Di., 27. 7., 19 Uhr, Tonfilm und Disk.: 1.„Ski Mountaineering“; 2.„Breast- stroke and Underwater Swimming“; MI., 28. 7., 19 Uhr, Seminar üb. amerik. Geschichte:„American Society Between the Wars“, Sprecher: Mr. George Kern; D0., 29. 7., 19 Uhr, engl. Vortrag u. Disk.: „Education of Women in America“. 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