er 1946 . Huff tigkeit alen Baut der Wir ad des 5h. n vergen. r Betell. en. Nach. er Snych mans ver jelten all n und au Vährung du ihre t. In sel die Von e Versetg rasch wie n. Dies auch der is fuhr aut lung aller nfuhr g. 5 muß die hren, d die diesen en Bedig. der ame. rogen 20. interna- haftlichen en Tätig. n Willen neren Le. er Welt träge aug samt 1450 elle steht 600 Mil. 1 mit 300 1 mit 3 der Welt künfpro. Pitalstock ben. Rest tslager in ind über- en Armee hen Mili. amerika · zur Ver- zhessische 0. Zum Erfassung urde eine n Sitz in sellschaft kanischen ben wur. gart und aft hat uf gelan · ad aufzu- a die Un- die Lan. .(dana). ents der gen zwi- h Berlin g- Baden lungsaus- gen über ehr 2i⸗ München adtkontor on länger und der hen. Auf ren der in Mün⸗ für den gt. Die der bi- wird ihre der bri⸗ nien an- ien nach ster der alt, wird isterium, konstitu- it seinen le Stelle, Ernäh- ms, wird auch in siedeln, gen dar- he Wirt- en Zone nen hes- rankfurt S-Zone! 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Der griechische Ministerpräsident Tsaldaris gab am Mitt- woch bekannt, daß sein durchweg aus Ro- valisten zusammengesetztes Kabinett von König Georg gebilligt worden sei und am Mittwochabend vereidigt werde.. Sidky Pascha erneut beauftragt Alexandria, 2. Okt.(dana-Reuter) König Faruk hat den Rücktritt des Ministerpräsi- denten Sidky Paschas abgelehnt und ihn, wie am Dienstagabend in Alexandria amt- lich bekanntgegeben wurde, gebeten, ein neues Kabinett zu bilden. Sidky Pascha hatte seinen Auftrag zur Neubildung eines Kabinetts an König Faruk zurückgegeben. Is war ihm nicht möglich, ein Koalitions- kabinett auf breiter Grundlage zusammen- zustellen, da die Wafdisten die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen verlangten. Palästinakonferenz vertagt London, 2. Okt.(dana) Die Palästina- konferenz wurde am Mittwoch nach ihrer 6, Sttzung vertagt und soll erst am 16. De- zember dieses Jahres ihre Beratungen Wie- der aufnehmen. Ein Bericht des Sonder- ausschusses, der sich mit den Vorschlägen der arabischen Delegation zu befassen hatte, wurde, wie es in dem Über die Mittwoch- sitzung herausgegebenen Kommuniqué heißt, von der vollzähligen versammelten Konfe- renz entgegengenommen. Die britische De- legation betonte dabei, daß ihre Regierung für ein eingehendes Studium dieser Vor- schläge noch Zeit benötige und in anbe- tracht der bevorstehenden internationalen Konfereen trotz der Dringlichkeit des palästinaproblems genötigt sei, einer Ver- handlungspause zuzustimmen. Acheson zur Dardanellenfrage Washington, 2. Okt.(dana-INS) Staats- sekretär Dean Acheson erklärte zur Dar- danellenfrage, die Vereinigten Staaten seien an allen Problemen interessiert, die in der Felt eine Bedrohung des Friedens darstell- ten. Die Tatsache, daß die Vereinigten Staaten nicht zu den Signatarmächten des Montreuxvertrages gehörten, sagte Ache- son, sei auf die vergangene amerikanische Außenpolitik zurückzuführen und würde in keiner Weise den augenblicklichen ameri- kanischen Standpunkt beeinflussen. N L 3 5 as Urteil ist gesprochen Der internationale Gerichtshof in Nürnberg verurteilte am 1. Oktober die Angeklagten Hermann Göring, Joachim v. Ribbentrop, Alfred Rosenberg, Ernst Kaltenbrunner, Wilhelm Frick, Julius Strei- cher, Hans Frank, Martin Bormann, Fritz Sauckel, Artur Seyß-Inquart, Alfred Jodl und Wilhelm Keitel zum Tode durch Erhängen. Rudolf Heß, Walter Funk und Erich Raeder wurden zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt, Baldur v. Schirach und Albert Speer erhielten 20 Jahre Gefängnis, Konstantin v. Neurath 15 Jahre Gefängnis und Karl Dönitz 10 Jahre Gefängnis. Die Angeklagten Hjalmar Schacht, Franz v. Papen und Hans Fritzsche wurden freigesprochen. Im Gefängnis nach dem Urteil Nürnberg, 2. Okt.(ap) Das Nürnberger Gefängnis, in dem jetzt noch die elf Nazi- Führer untergebracht sind, die zum Tode durch den Strang verurteilt wurden, ist jetzt von einer doppeltstarken amerikani- schen Wache umgeben, die Befehl erhalten hat, bei Provozierungen sofort zu schießen. Für die nächsten beiden Wochen werden die verschärften Sicherheits bestimmungen Geltung haben, bis die am Dienstag ver- hängten Todesurteile vom Alliierten Mili- tärgericht vollstreckt worden sind. Die drei Freigesprochenen Von Papen, Schacht und Fritzsche haben die Nacht zum Mittwoch noch im Gefäng- nis zugebracht, jedoch nicht in den kleinen abgesonderten Zellen, die sie als Angeklagte bewohnten. Sie schliefen unter dem Schutz der Wachen in besser ausgestatteten Räu- men und durften sich frei bewegen. Am Abend besuchte Frau Schacht ihren Gatten. Die Anwälte der drei Freigesprochenen haben Vorkehrungen getroffen, um für sie Papiere und Transportmöglichkeiten zu er- langen. Sie erklärten. man habe sie be- nachrichtigt, daß die freigesprochenen Männer zu ihren Heimatorten zurückkehren könnten. Die Anwälte meinten. dieses be- deute, daß Schacht wahrscheinlich in der amerikanischen Zone bleiben könne, wo er von früher her mehrere Wohnungen be- sitze. Fritzsche müsse in die russische Zone zurückkehren, wo er Kriegsgefangener War. Von Papen könne zwischen der britischen Zone, wo er am Rhein zwei Grundstücke habe, oder der französischen Zone wählen, wo die meisten seiner nächsten Angehöri- gen jetzt wohnen. Die Frage, ob einer oder alle von ihnen vor deutschen Entnaziflzierungsämtern zur Rechenschaft gezogen werden. bleibt noch offen. Fritzsche sagte, er würde eine Ge- legenheit begrüßen, sein Verhalten vor einem deutschen Gerichtshof zu rechtferti- gen. Von Papen meinte, er könne nicht einsehen, warum er dies tun sollte. Schacht war mißtrauisch. Er äußerte, er müsse erst abwarten, daß ihn jemand verklage, ehe er sich verteidigen wolle. Absagen zum Wierzonen- Treffen Vertreter aus der sowjetischen und Stuttgart, 2. Okt.(Eig. Bericht) Das für den 4. und 5. Oktober geplante Treffen der deutschen Regierungschefs aus allen vier Zonen scheint die von seiten des Länder- rats daran geknüpften Hoffnungen nicht rechtfertigen zu wollen. Man beabsichtigte, durch diese Konferenz eine Möglichkeit des Austausches von Erfahrungen auf allen Gebieten des Regierungswesens schaffen zu Können und hoffte, in den Rahmen der Be- sprechungen auch interzonale Fragen ein- beziehen zu können, um so den Boden für eine eventuell kommende Mehrzonen-Ver- einigung von deutscher Seite her zu ebnen. Reuer Seeleutestreik in USA Kohlenlieferungen nach Europa halbiert— Schiffsverkehr lahmgelegt Washington, 2. Okt.(dana) Als Folge des erneuten Streiks der amerikanischen See- leute werden diejenigen Länder in Europa, de Kohle aus den Vereinigten Staaten be- nötigen, nur etwa die Hälfte der September- zutellung amerikanischer Kohle erhalten können, erklärte am Dienstag der àmert⸗ kanische Innenminister J. A. Krug.— Zum zweitenmal innerhalb von vier Wochen ist der Verkehr im größten Teil der Häfen der Vereinigten Staaten durch den Streik der . be ee Wiesbaden. Ein Antrag der CDU-Frak- tion auf Verlängerung der- Kennkartenaktion bis zum 13. Oktober wurde von der Verfas- zungberatenden Landes versammlung Großhes- zens einstimmig angenommen und durch den Präsidenten des Landtages der Staatsregierung übermittelt. München. Zur Vermeidung des unent- schuldigten Fernbleibens von der Arbeit bei der Demontage des für Reparationszwecke be- stimmten Genndorfer Kraftwerks, ist das zu- ständige deutsche Arbeitsamt von der ameri- kanischen Militärregierung angewiesen wor- den, alle beschäftigten Arbeiter zu Warnen, daß unentschuldigte Abwesenheit in Zukunft mit dem Entzug der Lebensmittelkarten be- straft wird Genf. Ignacy Moscicki, der Präsident der polnischen Republik z. Z. des deutschen Ueber- alles auf Polen, starb am Mittwoch in Versoix in der Nähe von Genf im Alter von 79 Jahren. Moscicki wurde im Jahre 1926 polnischer Prä- dient. Ende September 1939 begab er sich in die Schweiz. Par ls, Die Einführung der Todesstrafe für Schwarzhändler und Lebensmittel-Hamsterer wurde am Dienstag von der französischen Na- tionalversammlung gebilligt. Das entsprechende Gesetz darüber war von dem französischen Er- nährungsminister Xves Farge vorgeschlagen Worden. Sofia. Das Haus Coburg, die ehemalige Dynastie Bulgariens, wird zugunsten des bul- garischen Staates enteignet werden. M os k a u. Ungarn und Jugoslawien haben, Wie Radio Moskau am Montag bekannt gab, die diplomatischen Beziehungen wieder aufge- nommen. Teheran. Angehörige des aufständischen Quas Quali Stammes überwältigten, wie am Montag aus Teheran gemeldet wurde, eine Garnison in Amir, ungefähr 40 Kilometer nord- östlich Schiraz. Einheiten der persischen Luft- waffe bombardierten am Dienstag Ansammlun- zen des aufständischen Stammes im Hafen von Buschir am persischen Golf. Bombay. Die Zusammenstöße in Groß- Bombay und Ahmedabad dauern trotz des Aus- nahmezustandes an. Die Polizei machte von er Waffe Gebrauch, nachdem in blutigen Zu- paumenstößzen im Geblet von Bombay vier 8 getötet und 20 verwundet worden n. Seeleute lahmgelegt worden. Allein in New, Vork liegen mehr als 400 Schiffe still. Ueber 23 000 Mann verließen am Montag nach Mitternacht die Schiffe in den Häfen der Ost- und Westküste. Darunter befinden sich 12 000 Obermaate und Steuerleute der AFL- Gewerkschaft in New Lork. Etwa 12 000 bis 15 000 Marinemaschinisten des CIO traten àn der Atlantischen, der West- küste und der Küste des Golfs von Mexiko in den Ausstand. Die Mitglieder der AFL- Gewerkschaft(American of Labor) verlan- gen eine 30prozentige Lohnerhöhung. Von den Mitgliedern der ClO- Gewerkschaft (Congress of Industrial Organizations) wer- den 36 Prozent gefordert. Außerdem ver- langen die Seeleute verbesserte Arbeits- bedingungen. Die streikenden Gewerkschaf- ten erklärten, sie würden auf Truppen- transportdampfern, Kohlen- und Tankschif- fen arbeiten. Cordell Hull an die UN New Vork, 2. Oktober.(dana- Reuter) Der ehemalige amerikanische Außenminister Cordell Hull, der sich zur Zeit in einem Marinekrankenhaus in Bethesda(Maryland) befindet, erlitt am Vorabend seines 75. Ge- burtstages, einen Schlaganfall. Hull, hatte bei der Errichtung der Organisation der Vereinten Nationen eine bedeutende Rolle gespielt. In einer Erklärung des ehemali- gen Außenministers der Vereinigten Staaten, die am Vorabend seines Geburtstages ver- öfkentlicht wurde, forderte er die Mitglieder der Vereinten Nationen auf, den Idealen des Friedens, der Gerechtigkeit und der Freiheit, in deren Geist sie im Kriege vereint ge- wesen seien, treu zu bleiben. Nur wenn die Nationen sich um ihre eigenen Angelegen- heiten kümmerten, und wenn sie sich gegen- seitig respektierten und einander vertrauten, könne ein dauerhafter Frieden garantiert werden. Harriman auf der Rückreise London, 2. Okt.(ap) Der ehemalige USA- Botschafter in England, Averell Har- riman, ist am Dienstag von London mit dem Flugzeug nach New Vork abgereist. Er will zunächst ein paar Tage in New Tork bleiben, bevor er nach Washington welterreist, um sein Amt als Handelsmini- ster anzutreten. Wahlergebnisse aus Australien Melbourne, 2. Oktober.(dana-Reuter) Nach den letzten Ergebnissen der australi- schen Wahlen hat die Arbeiterregierung bei den Wahlen am vergangenen Samstag eine etwas schwächere Mehrheit als bisher er- halten. Im Senat flelen von 19 ausgeschrie- benen Sitzen 17 der Arbeiterpartei zu, wäh- rend im Repräsentantenhaus die Partei wahrscheinlich 45 oder 46 der 75 Sitze er- halten wird. französischen Zone unabkömmlich Obwohl die sowjetische und französische Militärregierung die grundsätzliche Geneh- migung zur Teilnahme der ihnen unterstell- ten deutschen Regierungschefs bereits in der letzten September woche gegeben hat- ten, liegt bisher erst eine einzige Zusage, und zwar die des Provinzialpräsidenten Hübener(Sachsen) zur Teilnahme vor. Eigenartigerweise hat der Landespräsident Dr. Paul(Thüringen), der inoffiziell hatte verlauten lassen, er würde„aòuf Biegen oder Brechen“ an der Bremer Konferenz teilnehmen, inzwischen abgesagt. Ebenso hat Landespräsident Friedrichs(Sachsen) erklären lassen, er sei„dienstlich“ verhin- dert. Auch aus der französischen Zone liegt nunmehr eine Absage aus Tübingen vor, so daß man heute wohl schon mit Fug und Recht feststellen kann, daß die Konferenz die hochgespannten Erwartungen kaum wird erfüllen können, falls die Absagen nicht zurückgenommen werden. Der Kontrollrat verfügt Berlin, 2. Okt.(dana) Der alliierte Kon- trollrat hat am Dienstag folgende Richtli- nien im Zusammenhang mit den Urteilen des internationalen Militärgerichtshofes an- genommen: 1. Alle Protokolle über den Nürnberger Prozeß sollen zur Verfügung des Justiz- direktoriums des alliierten Kontrollrates gehalten werden. 5 2. Eventuelle Gnadengesuche von zum Tode verurteilten Angeklagten sind an den alliierten Kontrollrat zu richten und inner- halb von vier Tagen nach der Urteilsver- kündung dem Sekretariat des internationa- len Militärgerichtshofes zuzustellen. 3. Der alliierte Kontrollrat ernennt einen viermächteausschuß, der für die Vollstrek- kung der Urteile des internationalen Mili tärgerichtshofes verantwortlich ist. Dem Ausschuß gehören vier militärische Befehls- haber, einer aus jeder Zone, an. 4. Das Finanzdirektorium des alliierten Kontrollrates wird damit beauftragt, Vor- bereitungen zur Durchführung derjenigen Urteile zu treffen, in denen die Einziehung der Vermögen der Angeklagten verfügt wird. Zhlung aller Industrieanlagen Berlin, 2. Okt.(dana) Der Koordinie- rungsausschuß des alliierten Kontrollrates für Deutschland nahm am Mittwoch ein- stimmig einen umfassenden Plan an, Wo- nach von einer Viermächtekommission eine direkte Besichtigung und eine Zählung Aller Industrieanlagen in Deutschland vorgenom- men werden soll. Die Potsdamer Beschlüsse der Liquidierung des deutschen Kriegs- und Industriepotentials sollen dadurch Wirksam in Kraft treten. Südtirol vor dem Parlament Wien, 2. Okt.(dana). Der österreichische Außenminister Dr. Karl Gruber legte am Dienstag dem Ausschuß für auswärtige An- gelegenheiten des österreichischen National- rates den Wortlaut des auf der Pariser Kon- ferenz mit Italien abgeschlossenen Abkom- mens über Südtirol vor. Nach einer heftigen Debatte wurde eine Resolution gefaßt, in welcher der Ausschuß das Abkommen mit Italien als„Beschränkung der Freiheit der Südtiroler“ bezeichnete. —— m letzter Minute. — Landtag von Nordrhein- Westfalen Düsseldorf, 2. Okt.(dana) Der Landtag von Nordrhein-Westfalen wurde am Mittwochnachmittag von dem Ober- befehlshaber der britischen Zone, Luft- marschall Sir Sholto Douglas, im Bei- sein des Zivilbeauftragten für das Land Nordrhein-Westfalen, Ashbury, und rund 1000 Ehrengästen im Düsseldorfer Opern- haus eröffnet. Neue D-Zug- Verbindung Frankfurt, 2. Okt.(dana) Die D-Züge von München über Frankfurt nach Köln, die bisher über Mainz-Kob- lenz liefen, fahren ab 1. Oktober auf der rechten Rheinseite und werden ohne Aufenthalt durch die französische Be- satzungszone geführt. Italien zur Weltbank zugelassen Washington, 2. Okt.(dana-Reu- ter). Die Aufnahme Italiens in die Or- ganisation der Weltbank und des inter- nationalen Währungsfonds wurde vom Aufnahmeausschuß des Währungsfonds nahezu einstimmig beschlossen. Flugzeugträger läuft Ismir an Washington, 2. Okt.(dana-Reu- ter). Der amerikanische 27 000-Tonnen- Flugzeugträger„Randolph“ wird im Ver- laufe seiner im Oktober beginnenden Mittelmeerreise den am Eingang der Dardanellen gelegenen türkischen Hafen Ismir anlaufen. de Gaulles Verfassungskritik Paris, 2. Okt.(dana-Reuter) Die der Ee- publikanischen Volkspartei(MRP) angehö- renden Minister des französischen Kabi- netts traten am Montagabend unter Vor- sitz des Ministerpräsidenten Georges Bi- dault zu einer nichtofflziellen Sitzung zu- sammen, um über die Haltung ihrer Par- tei zu beraten, nachdem de Gaulle die vor- geschlagene Verfassung abgelehnt hat. Die Oppositions-Parteien unter der Lei- tung Edouard Herriots forderten die so- fortige Vertagung des Parlaments, um Zeit für einen Propaganda-Feldzug für die Ver- fassung zu gewinnen, über die am 13. Ok- tober abgestimmt wird. Sowjetunion zieht Zusage zurück New Vork, 2. Okt.(dana). Der jowietische Delegierte im Wirtschafts- und Sozialrat, Nikolai Feonow, erklärte am Dienstag, die Sowjetunion werde sich entgegen seinen frü- heren Erklärungen nicht an der neuen inter- nationalen Flüchtlings organisation beteili- gen. Die früheren Erklärungen seien ohne Instruktionen aus Moskau abgegeben wor- den. Zweizonen-Post ab I. November Frankfurt, 2. Okt.(dana) Ein Vertrag über die Zusammenlegung des Post- und Fernsprechwesens der amerikanischen und britischen Besatzungszone wurde von den Vertretern der süddeutschen Länder im Postrat der beiden Besatzungsgebiete unter- zeichnet. Das Abkommen, das von der Mi- litärregierung nach geringfügigen Aende- rungen genehmigt wurde, ist von den Ver- tretern der britischen Besatzungszone be- reits angenommen worden, und soll bis zum 1. November verwirklicht werden. Hessische Verfassung angenommen Wiesbaden, 2. Okt.(dana). Der Verfas- sungsentwurf für Großhessen wurde von der Verfassunggebenden Landesversammlung in der Sitzung am Mittwochmorgen mit 69 Stimmen der SpD und CDU bei 11 Stimmen enthaltungen der LDP und KPD in zweiter Lesung angenommen.. Freiheit der Donauschiffahrt Pariser Konferenzausschüisse erzielen weitere Fortschritte— Triest bleibt problematisch Paris, 2. Okt.(dana-Reuter). Mit acht ge- gen fünf Stimmen entschied der Balkan- Wirtschaftsausschuß am Mittwoch morgen, das Prinzip des freien, internationalen Schiffsverkehrs auf der Donau in den bul- garischen Friedensvertragsentwurf aufzu- nehmen. Der Vorschlag, der von Frankreich vorgebracht worden war, ist ein Kompromiß zwischen der anglo- amerikanischen Auffas- sung völliger Freiheit im Donaugebiet und der sowjetischen Ansicht, daß in dieser Frage allein die Anliegerstaaten das Ent- scheidungsrecht haben sollten. Der sowieti- sche Vorschlag war mit acht gegen fünf Stimmen abgelehnt worden. Nach dem vom Ausschuß gebilligten Kompromiß wird die Freiheit der Donauschiffahrt anerkannt und innerhalb von 6 Monaten nach Unterzeich- nung des rumänischen Friedensvertrages eine Konferenz der vier Großmächte und aller Donau-Anliegerstaaten einberufen, um die Donaukonvention zu erörtern. Protest der Jugoslawen Nach der Abstimmung erhob der jugo- slawische Delegierte Protest, da keiner der Donaustaaten für den französischen Kom- promißvorschlag gestimmt hätte, Er wieder- holte die bereits früher von Jugoslawien ausgesprochene Warnung, daß sich sein Land durch keine die Donau betreffende Entschei- dung gebunden fühlt, wenn es damit nicht einverstanden ist. Weitere Klauseln angenommen Alle bisher nicht entschiedenen Klauseln des bulgarischen Friedensvertrages, wonach den Vereinten Nationen für einen Zeitraum von 18 Monaten nach Unterzeichnung des Vertrages der Meistbegünstigungsstatus ein- geräumt werden soll, wurden— in den meisten Fälen mit neun gegen fünf Stim- men— angenommen. Das Statut vôn Triest In der Mittwochsitzuhg des politischen und territorialen Ausschusses für Italien Verfassung einstimmig angenommen KPD stimmt mit Vorbehalt zu— Landtagswahlgesetz festgelegt Stuttgart, 2. Okt.(Eig. Bericht-dana) Am letzten Tag der dritten Sitzung der Voll- versammlung der verfassunggebenden Lan- desversammlung wurden die Artikel 79 bis 105 nach kurzer Durchsprache mit eini- gen redaktionellen Aenderungen angenom- men. In der abschließenden entscheidenden Schlußabstimmung wurde der Verfassungs- entwurf nach namentlicher Abstimmung von den 81 anwesenden Abgeordneten ein- stimmig angenommen. Die KPD ließ vor der Schlußabstimmung eine Erklärung ab- geben, in der sie von den Artikeln, denen sie ihre Zustimmung nicht gegeben hat, abrückt. Ihre Abgeordneten stimmten aber in der Schlußabstimmung doch einmütig für den Verfassungsentwurf. Anschließend dankte Oberst Dawson namens der UsS-Militärregierung den Mit- gliedern der verfassunggebenden Landes- versammlung für ihre angestrengte inten- sive Arbeit und sprach die Hoffnung aus, daß es dem kommenden Landtag gelingen möge, die Demokratie wirksam zu machen. Der Präsident der Landes versammlung, Simpfendörfer, sprach in geinen Schlußworten den Dank an Oberst Daw- son und die amerikanische Militärregie- rung aus, die sich in hervorragender Weise der Gestaltung der neuen Verfassung ange- nommen hätten. Weiter bezeichnete er es als gutes Omen, daß die Verfassungsver- sammlung an dem Tage, an dem in Nürn- berg das Urteil über die Schuldigen der vergangenen Zeit gefällt wurde, die neue württembergisch- badische Verfassung ein- stimmig angenommen habe. Der jetzt von der Verfassungsversammlung angenommene Verfassungsentwurf wird der UsS-Militär- regierung in Berlin zur Genehmigung vor- gelegt. Landtagswahlgesetz festgelegt Die Landes versammlung billigte ferner den Entwurf eines Wahlgesetzes, das die Wahl des Landtags auf den 24. November 1946 festlegt. Wahlberechtigt ist nach dem Wahlgesetz nun auch, wer von der Spruch- kammer als Entlasteter oder Mitläufer er- klärt worden ist, ferner wer aus Oester- reich, aus Ungarn, aus der Tschechoslowa- kei oder aus einem anderen Ostgebiet als Deutscher ausgewiesen worden ist. begann die Debatte mit dem von dem Un- terausschuß für Triest ausgearbeiteten Be- richt über fünf Statuten für die Triester Freizone, die die großen Vier und Jugo- slawien entworfen hatten. Ein sowietischer Vorschlag, wonach sich der Ausschuß zu- nächst mit den Artikeln des Vertragsent- wurfes befassen sollte, welche die allge- meinen Prinzipien für das Triest-Statut enthalten, wurde mit 11 gegen 8 Stimmen abgelehnt. Zu wenig Zeit zur Einigung E. Star Busman, der holländische Vor- sitzende des Unterausschusses für Triest, er- klärte, als er den Bericht verlas, wonach über keinen der Hauptpunkte eine Eini- gung zustande kam:„Die schwere Arbeit, die wir vollbracht haben, genügte nicht, um volles Einverständnis zu erzielen. Wenn unser Komitee mehr Zeit gehabt hätte, wäre ein größeres Uebereinkommen nicht ganz ausgeschlossen gewesen.“ Auch hier protestiert Jugoslawien Anschließend wiederholte der jugosla- wische Delegierte Moscha Pijade seine Be- hauptung, daß die anlo- amerikanischen Vorschläge für das Statut von Triest„er- kennen lassen, daß Triest kein freies ent- militarisiertes Gebiet unter internationaler Verwaltung, sondern ein von Großbritan- nien und den Vereinigten Staaten be- herrschter militärischer Stützpunkt werden soll“. Während der Erklärung Pijades kam es zu einem Wortwechsel zwischen diesem und dem Vorsitzenden, dem Südafrikani- schen Delegierten Leif Egeland. der Pijade auf die für alle Reden festgelegte Zeitdauer von je zehn Minuten hinwies. Auf den Protest Pijades hin, daß er„einige Mi- nuten mehr“ benötige, wurden ihm von dem Vorsitzenden schließlich zwei zusätz- liche Minuten zur Beendigung seiner Rede gewährt. Hilferuf Oesterreichs an UNRRA Wien, 2. Oktober.(dans) Die öster- reichische Regierung sandte am Dienstag an den Leiter der UNRRA, Fiorelli La Guardia, ein Telegramm, in dem sie erklärte, daß Oesterreich von einer Hungersnot bedroht sei. Es sei das einzige Land in Europa, das noch auf der Grundlage einer 1200-Kalorien- Tagesration leben müsse. Donnerstag, 3. Oktober 1946 Sedlrue AN nE nE n 2 E I T u N GA Donnerstag, 3. Oktober 1946 Lerötkentlicht unter Militär-Reglerungs-Lizenz US- B. Fritz von Schilling. Redaktion. Postscheckkonto: Karlsruhe 800 16. WB 103. Verantwortlich für den gesamten Inhalt: Verlag und Druckerei: Mannheim, R 1, /. Telephon 441 51/53. Anzeigenpreis für die zehngespaltene Nonpareillezeile RM 1.—. Monatsbezugspreis: RM 2,40 einschließlich Trägerlohn. Ein befreiendes Urteil Seit dem 21. November 1945 wurde in Nürnberg ein Prozeß geführt, in dem hinter den angeklagten Männern das deutsche Schicksal vor Gericht stand. So wie Deutschland es nicht ver- mocht hatte, sich aus dem Würgegriff einer zu immer größerem Machtrausch herabsinken- den Regierungsclique selbst zu befreien, so war es auch nicht deutschen Richtern über- lassen worden, selbst das Urteil über die Männer, die ihr Volk in den Abgrund geführt hatten, zu fällen, Es war häufig die Ansicht geäußert worden, daß es, vor allem ange- sichts der langen Dauer des Prozeses, besser gewesen wäre, wenn die Angeklagten un- mittelbar nach dem von ihnen verschuldeten Zusammenbruch hingerichtet oder dem Zorn dies verführten und getäuschten Volkes überlassen worden wären. Immer wieder tauch- ten Zeichen einer Flüsterkampagne auf, durch die versucht wurde, die sachliche Objek- tivität des Verfahrens zu bezweifeln und den Prozeß mit den unrühmlichen Vorbildern nationalsozialistischer und ähnlicher Prägung zu vergleichen. Anfechtungen hat das gestrige Urteil zunichte gemacht. Alle solche Zweifel und Mit einer Objektivität, die ihre Wahrhafte Kraft bewies, nicht Rache, sondern Recht zu suchen und Recht zu schöpfen, ist ein Urteil gesprochen worden, das alles nur denkbare Beweismaterial für und gegen cke Angeklagten gegen die rechtlich gegebene Handhabe abwog. Ueber die gefühlsmäßige Zustimmung oder Ablehnung zu einzelnen Entscheidungen des Hohen Gerichtshofes hin- Weg, ist mit diesem Urteil der entscheidende Sinn des Prozesses erfüllt worden, zum ersten Mal in der Geschichte ein Maß zu setzen für die Verantwortung von Staatsmän- nern gegenüber ihrem Volk und der Welt. Kein Politiker, der sich bis gestern einbilden konnte, nur— wie Hitler zu sagen pflegte— dem Allmächtigen verantwortlich zu sein und sich gegebenenfalls in ein mehr oder weniger angenehmes Exil begeben zu können, Sleichgültig, welches Unheil er angerichtet haben mochte, kein solcher Politiker wird in Zukunft auf einen so billigen Ausweg rechnen dürfen. Es mag dem entgegengehalten werden, daß„die Nürnberger keinen hängen, sie hätten ihn denn“, das heißt, daß auch heute noch elne überlegene Macht dazu gehört, das Recht zu vertreten. Es mag argu- mentiert werden, daß in unserer Welt zwar der Plan, aber noch nicht die vollendete ſyorm sekunden ist, die Möglichkeit der Willkür für alle Zeiten und in alen Teilen der Erde auszuschalten. Die Einigung aber über ein bestimmtes sittliches Verhalten in den Be- ziehungen und Systemen der Nationen der Erde, die durch den gewaltsamen Gegensatz des vergangenen Krieges geschaffen worden ist, hat den nicht mehr zu verschüttenden Anfang fies Weges geöffnet, zu dessen Sicherung das Urteil von Nürnberg einen Mark- stein gesetzt hat. Der noch immer leidenschaftlich aufgewühlten Erregung der gequälten und leidenden Völker entsprechend haben die Freisprüche des Nürnberger Gerichtshofes und die Ge- kängnisurteile gegen einige der Angeklagten mehr Aufsehen erregt, als die Todesurteile. Nicht allein die sowjetischen Mitglieder des Richterkollegiums haben in bezug auf die Freisprechung von Schacht, Papen und Fritzsche ihre abweichende Ansicht zu erkennen gegeben, sondern auch deutsche Regierungs vertreter und ausländische Pressestimmen haben diese wie auch einige andere Punkte des Urteils kritisiert. wenn auch nicht erfreulich, daß die Erben einer fast Es ist verständlich, totalen Zertrümmerung alles dessen, was ihnen durch die Jahrhunderte zum Liebsten und Wertvollsten gehört hat, sie besaßen und von Generation zu Generation mit Freude und Verehrung empfangen und weitergegeben hatten, das Maß der Schuld mit größerer Bitterkeit anlegen, als es eine ohne Eifer und Voreingenommenheit urteilende Rechtlichkeit zulassen würde. Wir glauben aber, daß es eine von Tag zu Tag dringender werdende Forderung der Wieder- besinnung ist, uns abzuwenden von der Ueb ersteigerung der Strafen, die, wie uns scheint, aus der menschenverachtenden Geistesverfassung des diktatorischen Systems noch auf allzu viele Teile unseres Denkens ausstrahlt. Das Urteil des Nürnberger Gerichtshofes hat uns auch hierin den Weg gewiesen. Den Weg nämlich der Achtung vor dem mensch- lichen Leben, soweit das Uebermaß der Verbrechen nicht in sich die Verwirklichung des Lebens des Einzelnen in sich trug. Wir möchten daran erinnern, daß vor kaum zwanzig Jahren in vielen Staaten der Welt die völlige Abschaffung der Todesstrafe mit großem Ernst und sehr tragfähigen Argumenten diskutiert und zum Teil beschlossen wurde. Die, chaotische seelische Verfassung fast aller unmittelbar vom Krieg berührten Völker wird eine solche Rückkehr zur wahren Humanität noch lange unmöglich machen. Eine Zeit, dis den größten Teil ihrer jungen Männer dazu erzogen hat, das Leben gering zu schätzen, kann nicht darauf hoffen, die Saat des Windes, die ausgestreut wurde, durch Milde und gute Zusprüche zu ersticken. Sie kann aber und muß ihre ganze Kraft darauf richten, clie Ernte des Sturmes durch die Macht ihres sittlichen Wollens zu bändigen. Diese Auf- gabe aber kann sie nicht lösen, wenn sie selbst sich der Mittel bedient, die von denen angewendet wurden, die ihr Unglück verschuldeten. Ueber die zum Tode verurteilten Haupt schuldigen ist der Stab gebrochen, und wir glauben nicht, daß sehr viele Deutsche an ihrem Schicksal länger als es der Augenblick der jetzt gefallenen Entscheidungen hervorruft, teilnehmen werden, Um die Lebenden aber, und insbesondere um die drei Freigesprochenen, hat sofort die Diskussion einge- etzt. Verständlich und begründet erscheint uns die Forderung, daß die drei Freigespro- chenen sich nun vor einem Spruchkammerverfahren verantworten sollen; denn es wäre unerträglich, mehr oder weniger unbedeutende Parteimitglieder mit Wiedergutmachungs- strafen zu belegen, wenn diese drei Männer, deren aktive Beteiligung an der Entwick- lung und Erhaltung des nationalsozialistischen Systems unbestreitbar ist, auch nachdem sie verbrecherischer Handlungen nicht schuldig gefunden worden sind, nicht zur Buße herangezogen würden. Schwerer aber noch als in weniger exponierten Fällen scheint es in diesem Augenblick zu sein, die gefühlsmäßige Reaktion in das rechte Verhältnis zu der begründeten Schuld zu bringen. Wir sind etwas verwundert, daß der amerikanische Hauptankläger, Robert Jackson, sich mit den unwilligen Stimmen identifiziert und den, der unantastbaren Rechtsfindung des Nürnberger Hohen Gerichtshofes entsprungenen Urteilsspruch kritisiert hat. Gerade angesichts der in allen seinen Reden zum Ausdruck gebrachten starken Objektivität Jacksons, die letzten Endes ihr höchstes Ziel in dem der Wahrheit am nächsten liegenden Rechtsmaß sucht, hätten wir eine Aeußerung, die dem Geist der Humanität näher gekommen wäre, erhofft. Wir jedenfalls glauben, daß noch nie in der Geschichte der Welt so kurze Zeit nach einem furchtbaren Krieg durch die Richter des Siegers über die Angeklagten des Besiegten ein gerechteres Urteil gefällt worden ist. 2 . Unternichtsminister für Schulgeldfreiheit Vorschlag für ein„Philosophikum“— Schuletat statt Rüstungsetat München, 2. Okt.(dana) Auf der Tagung der Unterrichtsminister der britischen und amerikanischen Zone wurde beschlossen, eine Kommission zu schaffen, zu der jedes Land ein bis zwei Vertreter bestellt, um eine Angleichung der verschiedenen Schul- reformplänèe vorzubereiten. Einen interessanten Reformvorschlag machte Staatsminister Dr. Grimme Ganno- ver), der für die Einführung eines„Philo- sophikums“ anstelle der neunten Klasse an den höheren Lehranstalten eintrat. Dieses Philosophikum soll ein Uebergangsjahr zwi- schen höherer Schule und Hochschule sein. In der Frage der Begabtenförderung sind sich die meisten Länder darin einig, daß eine völlige Schulgeldfreiheit für alle Schularten wünschenswert wäre. Der Ver- wirklichung dieser Forderung steht aber die gegenwärtige Finanzlage der Länder noch entgegen. Einmütig wurde die Auf- fassung vertreten, daß in den Haushalts- plänen der Länder der Schuletat größen- mäßig an die Stelle der früheren Rüstungs- etats zu treten habe. 4 Berlin im Auf der Tagung wurden folgende Be- schlüsse gefaßt: 1. Der Schuljahrsbeginn für Volks- schulen und höhere Schulen wird in den Ländern der amerikanischen Zone einheit- lich auf den 1. September festgelegt, wäh- rend die Länder der britischen Zone an dem Schuljahrsbeginn zu Ostern festhalten. 2. Die Notenskala wird für sämtliche Länder der amerikanischen und britischen Zone auf die Ziffern eins bis fünf festgesetzt. 3. Pie Klassen werden künftig von der Volks- schule über die Höhere Schule durchlaufend bezeichnet. Demnach wird beispielsweise die erste Klasse einer höheren Lehranstalt die Bezeichnung„5. Klasse' tragen. 4. Die Aus- bildung der Lehrer an höheren Schulen soll in der Regel acht Semester Hochschule und ein Jahr pädagogisches Seminar umfassen. Einige Länder planen eine zweijährige Dauer des pädagogischen Seminars. 5. Die Unter- scheidung zwischen Lehrern und Lehrerin- nen an den Schulen hinsichtlich der Höhe des Wochenstundenmaßes soll künftig ent- fallen. 6. An allen Volksschulen soll, soweit es die Verhältnisse gestatten, von der 5. Klasse an Englisch als Wahlfach eingeführt werden. Brennpunkt des Wahlkampfes Die Vorsitzenden der großen Parte ien zu den Wahlen am 20. Oktober Berlin, 2. Okt.(dana) Am 20. Oktober werden in Berlin die ersten freien demo- kratischen Wahlen seit 1933 stattfinden. Der Wahlkampf der vier großen Parteien, SED, CDU, LDP und SPD, die sich seit Wochen mit großer Aktivität um die Gewinnung der Wählerstimmen bemühen, nähert sich sei- nem Höhepunkt. Berlin immer noch Brennpunkt „Berlin steht für Deutschland“, erklärte der erste Vorsitzende der CDU, Jakob Kai- ser, in einer Wahlversammlung in der Staatsoper,„diese Stadt ist bei aller Armut, allen Trümmern und allem Unglück nicht nur der Vorort Deutschlands geblieben, son- dern sie ist zum„Brennpunkt großer Ent- scheidungen für Europa und die Welt ge- worden“. Auf dem Boden Berlins bemühen sich vier Staaten“, sagte Kaiser weiter,„erst- malig in enger Berührung ihrer Soldaten und Politiker miteinander zum Ausgleich der Meinungen und Auffassungen zu gelangen, die über das Schicksal Deutschlands und der Welt entscheiden.“ Die Gegensätze christ- licher und marxistischer Grundhaltung be- zeichnete der CDU-Vorsitzende als die bei- den Hauptrichtungen der Parteien. Abschlie- Bend bekannte sich Kaiser zur Einheit Deutschlands, das als Land der Mitte seine Aufgabe zu erfüllen habe und richtete die Mahnung an die Welt, dem Lebensrecht des deutschen Volkes in einem baldigen Frieden gerecht zu werden. Grotewohl für Volksentscheid „Das deutsche Volk kann nicht leben ohne die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands“, erklärte Otto Grotewohl (SED) auf einer Wahlversammlung der SED im Zirkus Barley. Er forderte erneut einen Volksentscheid über die Frage der Neuge- staltung Deutschlands. Er vertrat die Auf- fassung, daß nicht nur Rhein und Ruhr, sondern auch das Saargebiet bei Deutsch- land bleiben müßten.„Bei der Regelung der Ostgrenzen“, erklärte der Vorsitzende der SED,„dürfen die Interessen des deutschen Volkes nicht außer acht gelassen werden.“ Paul Löbe:„Unterstützung aus Ost u. West“ Der ehemalige Reichstagspräsident Paul Löbe(SPD) betonte in seiner Rede, daß die Worte, die in letzter Zeit von bedeutenden Männern der Gegenwart, wie Byrnes, Chur- chill, Stalin und Hynd gesprochen wurden, das deutsche Volk hoffen lassen, daß das Allerschwerste überwunden sei und Deutsch- land der Zukunft mit weniger Bangen ent- gegensehen könne. Bei Lösung der großen Aufgaben sei Berlin auf die weitere Unter- stützung aus dem Westen wie aus dem Osten angewiesen. LDP bezeichnet Marxismus als überholt Dem deutschen Arbeiter müsse es ab- Wegig erscheinen, heute noch an einer Lehre festzuhalten, die vor hundert Jahren mre Gültigkeit hatte und inzwischen durch die Geschichte überholt wurde, erklärte Dr. Westenberger von der LDP auf einer Ver- sammlung in der Hasenheide. Karl Marx, fuhr der Sprecher der LDP fort, machte seine Beobachtungen in der Frühzeit des Kapitalismus, in der Zustände herrschten, die anzufechten waren. Die Zeit sei jedoch nicht stehen geblieben und habe Beachtliches in der sozialen Entwicklung erreicht. 2,5 Mill. Fingerabdruckkarten Stuttgart, 2. Okt.(Eig. Bericht.) In die- sen Tagen ist die Kennkartenaktion in Württemberg-Baden abgeschlossen worden: 2 500 000 Menschen wurden karteimäßig aufgenommen. Ueber 1 900 000 Finger- abdruckkarten sind bis jetzt in der Kartei des Landesfahndungsamtes erfaßt und wer- den dort täglich um 100 000 Neueingänge ergänzt. Die Kennkarte, die nur die Abdrücke des rechten und linken Zeigefingers ent- hält, wurde von deutschen Beamten in Uebereinstimmung mit den Richtlinien der Militärregierung ausgeführt. Das Innen- ministerium Württemberg-Baden entschied sich dafür, daß Zehnfinger- oder„Henry⸗ System“ des Fingerabdrucks anzuwenden. Vor kurzem wurde ein Gesetz angenommen, das den Abdruck der zehn einzelnen Fin- ger außer den beiden Abdrücken für eine Kartei verlangt. Dieses System ermöglicht die genaue Feststellung einer verdächtigen oder unbekannten Person fünf Minuten nach Eintreffen der Fingerabdruckkarte beim Landesfahndungsamt. Außerdem dient es der Identifizierung von Kriegsverbre- chern und steckbrieflich gesuchten Per- sonen. Tödliche Schallgrenze London, 2. Okt.(ap) Nach der Ansicht von Luftfahrtexperten wird angenommen, daß das von Geoffrey de Havilland, ge- steuerte Stromlinien-Düsenflugzeug, das in der Nacht zum 28. September über der Themse explodierte, durch den Anprall ge- gen die Luftwand zertrümmert wurde, die sich nach neueren Forschungen jedem Flug- zeug, dessen Geschwindigkeit sich der Schall- grenze nähert, entgegenstemmt. Die Ma- schine, die de Havilland flog, sollte in den nächsten Tagen einen Angriff auf den Ge- schwindigkeitsweltrekord durchführen. Weltrekord im Langstreckenflug Seattle, 2. Oktober.(dana) Der Auf- Klärungsbomber„Truculant Turtle“ hat im Nonstop- Langstreckenflug einen neuen Welt⸗ rekord aufgestellt, gab am Dienstag das Vor der Vierzonenbesprechung in Bremen Bremen, 2. Okt.(G. R.) Wenn am 4. b 5. Oktober die Chefs der Länderregierun- gen aller vier Zonen in Bremen zusammen- kommen, wird nicht nur die politische und Wirtschaftliche Bedeutung dieser Bespre- chung Beachtung finden, sondern auch de Tagungsort selbst. Die Anregung zu dieset Konferenz ging von Bürgermeister Wilhelm Kaisen, dem Präsidenten des Bremer Se. nats, aus, nachdem er im Juli dieses Jah. res eine Reise in die Ostzone zu Bespre. chungen über den Warenaustausch mit de: Thüringer Regierung und der sowietischen Administeration unternommen hatte, I einem längeren Interview hatte er darauf hingewiesen, daß die künstliche Trennung der West- von der Ostzone wirtschaftlich in dem Maße, wie es durch das Gerücht von dem„eisernen Vorhang“ verbreitet wurde, gar nicht unabänderlich sei. Mit der auf der Bremer Konferenz angestrebten Entwicklung soll den übertriebenen Vor- stellungen der Schwierigkeiten, die ihren Gutteil an der tatsächlich bestehenden Trennung von Ost und West beigetragen haben, der Boden entzogen werden. Die Stellung der Freien Hansestadt Bre- men als Zentrum des Imports und im ge. ringeren Maße auch bereits wieder des Ex- Port-Umschlags und somit als„Tor der Welt“ für die amerikanische Besatzungs. zone läßt hier viele Fäden der Wirtschaft und des Handels zusammenkommen. Der Senat hat trotz den Schwierigkeiten, die mit der technischen Durchführung einer solchen Tagung verbunden sind, alle Vorbereitungen getroffen, um den reibungslosen Ablauf der Tagung, die Unterbringung und Versorgung der Gäste sicherzustellen. Die Stadt ha gerade an Hotels dureh Bombeneinwirkung recht große Verluste erlitten. Der provlso- rische Aufbau und die Wiederausbesserung der beschädigten Häuser und Anlagen i hier unter der tätigen Mithilfe der Bürger besonders forciert worden, und hat gute Fortschritte gemacht. Der erste Eindruck, den die Stadt, die nachweislich an vierter Stelle der zerstörten Städte Deutschlands steht, macht, ist der einer bereits zum nor- malen Leben übergehenden pulsierenden Großstadt. N Der Stolz über diese Leistung klingt dann auch deutlich im Gespräch mit Pri- sident Kaisen durch, wenn er von den bisher recht erfolgreichen Wiederaufbau- maßnahmen berichtet, die Bremen jeetit schon mit in die Reihe der ersten Städte stellen, in denen das Wirtschaftsleben stark bedingt allerdings durch seinen Um- schlag für die amerikanische Besatzungs- zone— aufwärts geht. Wohltuend berührt es den Besucher, im Bürgermeister wꝛie auch seinen Senatoren, die sich zur Zeit eifrig mit den Problemen, die durch die Konferenz berührt werden, befassen, keine kleinlichen Lokalpolitiker zu finden. Das Bremen gerade die Stätte dieser außer- ordentlichen Zusammenkunft sein darf und Wir das Verdienst der Anregung zu diesem Treffen haben“, sagte Senatspräsident Ka- sen,„soll uns nur darin bestärken, nicht zu resignieren und mit dem gleichen Geist der alten Hanseaten den heutigen unüber⸗ Windbar scheinenden Problemen zu Leibe zu gehen.“ 5 USA-Marineministerium bekannt. Das Flug- zeug befand sich am Dienstagmorgen von Westaustralien kommend über amerikani- schen Festland. Für die Unabhängigkeit Koreas Washington, 2. Okt.(dana-INS) Staats- sekretär Dean Acheson unterstrich am Dienstag in einer Pressekonferenz den Fnt- schluß der Vereinigten Staaten, so lange in Korea zu bleiben, bis die Schaffung eines un- abhängigen Staates Korea gewährleistet sei. Demonstrationen in Triest Triest, 2. Okt.(dana- Reuter) Eine De- monstration italienischer und slawischer Werftarbeitet würde durch britische Sol- daten und Polizeikräfte zerstreut. Die De- monstranten protestieren gegen die Ent- scheidung der Pariser Konferenz, das Gebiet von Monfalcone bei Italien zu belassen. „Die Runst im Fehlurteil ihrer Zeit“ Franz Roh spricht im„Freien Bund“. Ein recht verfängliches und umfäng- liches Thema war es, mit dem der bekannte Kunsthistoriker und Kunstkritiker Dr. Franz R Oh(München) die neue Vortragsreihe des Freien Bundes eröffnete. Er hat diesem Thema ein ganzes Buch gewidmet, indessen es hier nur den knappen Raum eines Vor- tragsabends beanspruchen durfte. Aus die- ser Notwendigkeit war der Vortragende bis- weilen in die unbehagliche Beschränkung Spodiktischer Grundsätze genötigt. Aber auch die Beispiele aus dem weitem Bereich der Kunst, der bildenden sowohl als auch der Musik und Literatur, redeten eine ein- dringliche Sprache, und in jedem Augen- bliek spürte man die Vertrautheit mit allen Seiten der sich stellenden Probleme. Dr. Roh zeigte die verschiedenen Stufen auf, die ein Kunstwerk im allgemeinen Ur- teil zu durchlaufen hat, bis es schließlich als Kulturgut adoptiert wird. Es scheint beinahe wie eine Gesetzmäßigkeit, dag das Wahrhaft schöpferische Werk eines Künst- lers von den meisten seiner Zeitgenossen zunächst in seiner Bedeutung verkannt und abgelehnt wird. Eine Reihe drastischer Bei- spiele aus den verschiedensten Epochen ver- deutlichte das. So mußte einst Manets be- kannte Olympia mit Bajonetten vor dem wütenden Publikum geschützt werden; ein halbes Jahrhundert später kaufte sie der französische Staat für 2 Millionen Franken. Heute z. B. werden die Bilder Picassos in einer Londoner Kunstausstellung auf das heftigste beschimpft und bedroht. Und in fünkzig Jahren? Ja, ein Urteil lasse sich nur nachprüfen, wenn es als Prognose aus- gesagt wurde, später erst, wenn der Af kektionswert sich gleichermaßen in einen gemeinen! Wert gewandelt haben könnte. Keineswegs soll über diese Einsichten der Weg zur Resignation führen, die ein sub- jektives Bekennertum seitens der Kunst- 1 Faktum der Schei betrachter nicht mehr aufkommen ließe, auch soll damit durchaus nicht einem ge- dankenlos alles Neue bejahenden Snobis- mus das Wort geredet werden, Aber, weil das mit dem Fehlurteil immer schon 80 War, so wird dem Hinweis auf ein solches einer Erklärung ge- geben und der tragische Beigeschmack ver- schwindet fast. ö Man befindet sch übrigens mit einem Fehlurteil in Dingen der Kunst in der illu- stren Gesellschaft von Goethe, Jacob Burck- hardt u. a.; läßt sich da nichts ent-schul- digen? Denn Schuld ist es, welche die Zeit- genossen gegenüber ihren vorwärtsgewand- ten Künstlern tragen; handelt es sich doch um Entscheidungen selbstverantwortlicher Menschen, und dann spricht man im Abend- land nicht von Schicksal, sendern von Schuld. Was ist da zu tun. Kaum etwas, wenn es stimmt, daß man aus seiner Haut nicht herauskann. Aber vielleicht ist es schon sehr viel, immer wieder zu versuchen, das Unge wohnte nachzufühlen, sich einzu- fühlen, um die Dinge möglichst mit ihren eigenen Maßstäben zu messen. nN Gegenwartsmusik in Darmstadt Als Abschluß der Ferienkurse für inter- nationale neue Musik, wurde in der Tech- nischen Hochschule zu Darmstadt eine„In- ter nationale Musikwoche“ eröffnet. Da die Musik unserer Zeit nicht zu denken ist ohne die Beziehungen zur zeitgenössischen Kunst, wurde mit dem Bekenntnis zur fort- schrittlichen Kunstübung, die Darmstadts Bür- germeister Reiber im Sinne der alten Tradition dieser Stadt ablegte, eine Herbstauss tel lung zeitgenössischer Maler, Graphiker und Plastiker eröffnet, die in Verbindung mit den Stadtverwaltungen Darmstadt und Konstanz an 200 Werke der„Pfälzischen Sezession, Lud- wigshafen“, der Heidelberger„Freien Gruppe“ und der„Neuen Darmstädter Sezession“ zur Diskussion stellt. Den Rahmen gaben zwei Uraufführungen. So hörte man eine „Lyrische Suite“ für Streichinstrumente(Werk 48) des Berliners Paul Höf fer„die, auf Re- gerschen Wegen wandelnd, in ihren sechs Sät⸗ zen ein lebendiges Bild linearer Musik ver- mittelte und dem folgenden Streichquarten (Werk 30) von Erich Sehlbach Von der Folkwangschule in Essen) das Tor aufschloß, hinter dem ein eigenstarkes Gesicht erkennbai wurde. Die schlackenlose Wiedergabe beider Werke durch das Darmstädter verstärkte Horn-Quartett nahm der ‚modernen“ Sprache der Komponisten alle Problematik. Einen nicht geringeren günstigen Eindruck erhielt man im Sinfonie-Ronzert des Radio Frankfurt, das unter Leitung von Rudolf A1 bert die 2 Sinfonie des Franzosen Jean RI Vier, das Konzert für Flöte und Orchester von Jaques Ibert Faris) und des Schweizers Willy Burkhard„Sinfonie in einem Satz“ (0p. 73) zu deutschen Erstaufführungen brachte und ein wirkungsvolles Spiegelbild außerdeut- schen Musikschaffens der letzten Zeit entwarf. Ein Studiokonzert der Kranichsteiner Ferienkurs-Teilnehmer überzeugte von der lebendigen Art, mit der hier der„Nachwuchs sich zu Stravinsky Hindemith und Bartok be- kannte, Hindemiths„Junge Magd“(auf Worte Trakls) möchte man im Konzertsaal gern wie- der begegnen. Dem Liedschaffen der Gegenwart war schließlich ein Abend gewidmet, für das Henny Wolff- Göttingen gewonnen war, die Hermann Reutter(Stuttgart) am Flügel be- gleitete. Hier standen am Eingang die noch immer hörenswerten„Lieder einnes fahrenden Gesellen“ von Gustav Mahler, nach denen (abgesehen von einem weniger markanten Zyklus von Ernst Krenek) drei Werke von Hermann Reutter, zur Uraufführung ge- bracht wurden, unter denen sich drei Gesänge nach Gedichten von Matthias Claudius(op. 60) als die bedeutendsten Eingebungen erwiesen. Weitere Uraufführungen zeitgenössischer deutscher Kammermusik gaben Gelegen- heit, Helmut Degens großangelegte Klavier- sonate in E(brillant gespielt von Dr. Georg Kuhlmann, Stuttgart), Günter Raphaels sehr ansprechende ‚Flötensonate Nr. 1“(vir- tuos aus der Taufe gehoben von Kurt Rede), Günter Gialos„Trio für Flöte, Viola una Violoncello sowie von Kaminsky drei be- deutsame„Geistliche Lieder“ kennen zu lernen. Spontansten Beifall lösten sieben Galgenlieder von Christian Morgenstern aus, die Hermann Heiß in kongenialer Vertonung auf die me- taphysische Ebene humoriger Menschlichkeit erhob. Dr. W. W. Wehagen. „Charleys Tante“ im Capitol. Das Bach- lenz-Theater Heidelberg lieh am Sonntag den unverwüstlichen Schwank von Brandon Tho- mas fröhliche Urständ feiern. Da erst unmit- telbar zuvor die letzte Filmvorstellung abge- laufen war, konnte sich das ausverkaufte Haus die Wartezeit bis zum Anfang mit dem Zu- sehen beim Aufbau des Bühnenbildes vertrei- ben. Der reichlich antiquierte Beginn des Schwanks mi, seinen allzu billigen Witzen ließ zunächst kühl. Aber mit dem Erscheinen von „Charleys Tante“, von Herbert Clemens, der auch die Regie führte, lustig und leben- dig gespielt, erwärmte sich das Publikum rasch. Es freute sich an der handfesten Ko- mik und vergaß, herzhaft lachend und Beifall spendend, alle seine Sorgen. Und das ist auch ein Verdienst, an dem alle Darsteller gebüh- renden Anteil hatten,(rd). Lichtbildervorträge in der Städt. Kunst- halle. In der Vortragsreihe Die Kunst der, Antike spricht am Donnerstag, den 3. Oktober, mit Wiederholung am Freitag, den 4. Oktober, 18.30 Uhr, in der Kunsthalle Uni- versitätsprofessor Dr. H. Ranke, Heidelberg, über: Aegypten, Altes und Mittleres Reich. Er wird die großen Tempel, Pyramidenbauten una plastischen Bildwerke des alten Nillandes von der Frühzeit bis zu dem Gipfel seiner politi- schen Macht behandeln. Lucie Lissl gestorben. In Bad Gastein, wo sie ihre letzten Lebensjahre verbrachte, starb am I. September das frühere Mitglied des Mannheimer Nationaltheaters Lucie Liss I, an den Folgen eines Unfalles. Lucie Lissl, un! die Jahrhuhdertwende als liebenswürdiges Komödientalent der Mannheimer Bühne sehr geschätzt, erspielte sich vor allem auch als Ibsen- Darstellerin große Erfolge. Die Künst- lerin ging von Mannheim nach Dresden und Wirkte in späteren Jahren als Vortragsmeiste- rin in Basel, wo ihr der Professortitel ver- liehen wurde In den Jahren 1942/3 weilte Lucie Liss noch einmal besuchsweise bei ihren alten Mannheimer Freunden. — „Straßenmusik“ im Heidelberger Bachlenz- theater, Paul Schureks Volksstück„Straßen- musik“ wurde mit viel Geschick von Helene Dietrich-Barnay vor einem aufnahmebereiten Publikum in Szene gesetzt. Allmählich be- kommt diese Bühne ein Gesicht und zwar das des Volks- und Vorstadttheaters, das zweifel los in seiner Aändlich-kleinstädtischen Um- gebung und mit seinem ihm verbundenen Pu- blikum seine Berechtigung hat. Schade nur, daß offenbar zu wenig zeitgenössische Autoren sich dieser liebenswürdig- sentimentalen Kunst annehmen Man vermißt die Enkel der großen Nestroy'schen und Anzengruberschen Tradi- tion. Schureks„Straßenmusik“ bleibt durch- aus in der Schablone„gekonnten“ Handwerks. Bemerkenswert war die Leistung Maryela Bau- manns und Hans Quaisers.(2g) Heinrich Wölfflin gestorben. Professor Pf. Heinrich Wölfklin, früher an den Universitäten München, Basel und Berlin, einer der hervor. ragendsten Kunstgelehrten der Gegenwart 18. in Zürich im Alter von 82 Jahren gestor⸗ ben. Der gebürtige Schweizer habilitierte sich 1888 als Privatdozent an der Münchener Uni- versität und wurde 1893 Nachfolger Jakob Burkhardts auf dem Lehrstuhl in Basel, den er 1901 als Ordinarius mit Berlin vertauschte. Wölfkflin hat in namhaften Werken die klassi- sche Kunst und Architekturen der Renaissance und des Barock, Michelangelo, Salomon Geß⸗ ner und Albrecht Dürer behandelt.(pf) In wenigen Zeilen „Ehe in Dosen“, das vielgegebene Lustspiel von Leo Lenz und R. A. Roberts, hatte in der Heidelberger Komödie“ in einer sehr be- schwingten Inszenierung Erhard Steinkes mit dem Spielleiter in der männlichen Hauptrolle, kterner mit Helga Retschy und Anna Michael großen Erfolg.(2g). Hans Albers wird in der Aufführung von Zuckmayers„Des Teufels General“ im Hamburger Schauspielhaus die Hauptrolle spielen. Die von Studienrat Dr. F. Hartmann (Hanau/ Horb) neu entdeckte Bizet-Opef „Iwan, der Schreckliche“ wurde auf Schloh Mühringen vor geladenen Gästen erstmalig gespielt unter Mitwirkung des Baritons Will Rosenau und der Soplanistin Klara Fass. bänder.(pf). 8 N 0b 80 8¹ er 1946 — hun 8 um 4. biz regierun. sammen. sche und Bespre. auch der zu dieset Wilhelm mer Se. Ses Jah. Bespre. mit der jetischen katte. I r darauf brennung schaftlich Gerücht verbreitet „Mit der estrebteg en Vor. lie ihren tehenden getragen n. adt Bre- 1 im ge. des Ix- Tor der Satzungs- Virtschaft en. Der „ die mit r solchen eitungen lauf der rsorgung adt hat wirkung Provlso- esserung agen ig Bürger iat gute indruck, 1 vierter schlandz um nor-. ierenden g klingt mit Prü- von den raufbau- en jetzt 1 Städte eben „en Um- Atzungs⸗ berührt ter wðle zur Zeit irch die n, Keine 1.„Daß Außer- dart und 1 diesem ent Kal- n, nicht en Geist unüber⸗ u Leibe as Flug- gen von erikani- ag Staats · ieh am len Ent- ange in ines un- istet sel. ine De- zwischer he Sol- Die De- 1e Ent- 8 Gebiet ssen. . achlenz- Straßen- Helene bereiten lich be⸗ war des ZWelfei⸗ en Um- nen Pu- ade nur, Autoren n Kunst großen ö Tradi- durch- dwerks. ela Bau- SSO Dr. ersitäten hervor- warte 18t esto erte sich ler Uni- Jakob sel, den auschte- klassi- aissance on Geh · 10 ustspiel in der hr be- kes mit iptrolle, Michael kührung ral“ im uptrolle Donnerstag, 3. Oktober 1846 Per Mor pen Seite 3 Der Schul Der letzie Jag des Kriegsverbrecher Prozesses Nürnberg, 2. Okt.(Eig. Ber.) Die Würfel enn Nürnberg sind gefallen. Die Hochspan- nung, deren Wirkung im Nürnberger Justiz- palast wohl am stärksten spürbar war, ist dem Gefühl der Befreiung und Erleichte- rung gewichen. Der Prozeß vor dem Inter- nationalen Militärgericht in Nürnberg war für uns Deutsche keine Sensation. Uns be- wWögte wohl zumeist die Frage: wie werden schuld und Sühne bei den 21 Angeklagten des Kriegsverbrecherprozesses in Einklang zu bringen sein? Die Welt konnte ja schon freier atmen, als im Vorjahre endlich das nationalsozia- stische Untier bezwungen und zerschlagen 12 Todesurteile und h am Boden lag, uns aber blieb immer noch eine unbeglichene Rechnung. Mit dem Ur- teilsspruch in Nürnberg wird auch sie be- glichen. 5 Dieser erste Oktober 1946 wird als einer der bedeutungsvollsten Tage in die Ge- schichte der Menschheit eingehen. Das grausigste Drama, das je die Welt erlebte, wurde beendet. Der Tag begann grau und trübe. Im Sitzungssaal des Justizgebäudes jedoch flammen wieder Scheinwerfer. Wie- der bot sich, als heute morgen das Inter- nationale Militärgericht zu seiner letzten Sitzung zusammentrat, das wohlbekannte Bild. Stärker noch als in den Tagen zuvor ohe Gefängnisstrafen Die vier in der Anklageschrift niedergelegten Anklagepunkte lauten: 1. Gemeinsamer Plan und Vorschwörung gegen den Weltfrieden. 2. Entfesselung und Durchführung des Angriffskrieges. 3. Verbrechen gegen das Kriegsrecht. 4. Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Der Wortlaut des Urteils über die einzelnen Angeklagten lautete:„An- geklagter! Gemäß den Punkten der Anklageschrift, unter denen Sie für schuldig befunden wurden, verurteilt Sie das Militärgericht“ Göring: schuldig nach allen 4 Punkten Urteil: Tod durch den Strang. He B: schuldig nach Punkt 1 und 2 nichtschuldig nach Punkt 3 und 4 Urteil: lebenslängliches Gefängnis. Ribbentrop: schuldig nach allen 4 Punkten Urteil: Tod durch den Strang. Keitel: schuldig nach allen 4 Punkten Urteil: Tod durch den Strang. Kaltenbrunner: schuldig nach Punkt 3 und 4 nichtschuldig nach Punkt 1 Urteil: Tod durch den Strang Rosenberg: schuldig nach allen 4 Punkten Urteil: Tod durch den Strang. Fran k: schuldig nach Punkt 3 und 4 nichtschuldig nach Punkt 1 Urteil: Tod durch den Strang. Frick: schuldig nach Punkt 2, 3 und 4 nichtschuldig nach Punkt 1 Urteil: Tod durch den Strang Streicher: schuldig nach Punkt 4 nichtschuldig nach Punkt 1 Urte Fun k: schu il: Tod durch den Strang. Idig nach Punkt 2, 3 und 4 nichtschuldig nach Punkt 1 Urteil: lebenslängliches Gefängnis. Dönitz: schu Idig nach Punkt 2 und 3 5 nichtschuldig nach Punkt 1 Urteil: 10 Jahre Gefängnis. Raeder: schuldig nach Punkt 1, 2 und 3 Urteil: lebenslängliches Gefängnis. Schirach: schuldig nach Punkt 4 nichtschuldig nach Punkt 1 Urteil: 20 Jahre Gefängnis. Sauckel: schuldig nach Punkt 3 und 4 nichtschuldig nach Punkt 1 und 2 Urteil: Tod dureh den Strang. Jodl: schuldig nach allen 4 Punkten Urteil: Tod durch den Strang. Seyß-Inquart: schuldig nach Punkt 2, 3 und 4 1 nichtschuldig nach Punkt 1 Urteil: Tod durch den Strang. Neurath: schuldig nach allen 4 Punkten Urteil: 15 Jahre Gefängnis. Speer: schuldig nach Punkt 3 und 4 nichtschuldig nach Punkt 1 Urteil: 20 Jahre Gefängnis. Bormann: a (in Abwesenheit verurteilt) Schacht, Papen und Fritzsche schrift nichtschüldig befunden un schuldig nach Punkt 3 und 4 nichtschüldig nach Punkt 1 Urteil: Tod durch den Strang. urden nach den Punkten der Anklage- d freigesprochen. Ihre sofortige Entlas- sung nach Ende der Verhandlung wurde angeordnet. Schacht, papen und Fritzsche Schacht war lediglich nach den ersten zwei Anklagepunkten angeklagt und ist nach beiden freigesprochen worden. Der Gerichts- hof hat angeordnet, daß er vom Gerichts- marschall entlassen werde. Der Gerichts- hof entschied, daß er seiner Eigenschaft als Wirtschaftsminister und Bevollmächtigter für die Kriegswirschaft zu der Finanzierung der frühesten Phasen der Aufrüstung Deutschlands beigetragen hatte, daß er Je- doch dem Angriffskrieg ablehnend gegen- überstand und im Jahre 1937 von diesen beiden Posten zurücktrat, als es klar wurde, daß Hitler dem Kriege zutreibe. Der Ge- richtshof hat entschieden, es sei nicht über einen vernünftigen Zweifel hinaus er wiesen worden, daß Schacht von den Angriffs- plänen Hitlers wußte, als er das Aufrüstungs- programm in seinem Anfangsstadium unter- stützte. In diesem Zusammenhang sagte der Gerichtshof:„Schacht war bei der Planung der nach Anklagepunkt 2 besonders ausge- führten Angriffskriege nicht beteiligt. Seine Beteiligung an der Besetzung Oesterreichs und des Sudetenlandes(die nicht in der Anklage als Angriffskriege aufgeführt Wer- den) war derartig beschränkt, daß sie nicht als Teilnahme an dem unter Anklagepunkt 1 genannten gemeinsamen Plan zu bezeich- nen ist. Es ist klar geworden, das er nicht zu dem inneren Kreise um Hitler gehörte, der am engsten an diesem gemeinsamen Plan beteiligt war. Er wurde von 8 Gruppe mit unverschleierter Feindseligkeit betrachtet. Die Aussage Speers zeigt, daß Schachts Verhaftung am 23. Juli 1944 eben- sosehr auf Hitlers Feindseligkeit gegenüber t beruhte, die auf dessen Haltun . Kriege zurückzuführen War, Wie auf dem Verdacht seiner Teilnahme an dem Bombenattentat. Die Beurteilung des Tat- bestandes gegen Schacht hing demnach von der Annahme ab, daß Schacht, tatsäch- lich von den Angriffsplänen wußte. Von Papen ist nach der Entscheidung des Gerichtshofs nicht schuldig, seine Ent- lassung durch den Gerichtsmarschall ist angeordnet. Er War nur nach den Anklage- punkten 1 und 2 angeklagt. Am 16. Juni 1934 hielt er eine Rede, in der er gegen die nationalsozialistische Schreckensherrschaft Stellung nahm. Nach dem Röhmputsch wurde er verhaftet, zwei seiner Mitarbeiter wurden ermordet. Im Juli 1934 wurde er zum Gesandten in Oesterreich ernannt und trug dazu bei, die Stellung der Nazipartei in diesem Lande zu stärken. Seine öster- reichische Politik führte zum Vertrage vom 11. Juli 1936, der scheinbar freundschaft- liche Beziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich wiederherstellte. Er bot dann seinen Rücktritt an. doch wurde sein Gesuch abgelehnt. Im Jahre 1938 wurde er von seinem Posten als Gesandter in Oester- reich abberufen und bereitete die Bespre- chung zwischen Hitler und Schuschnigg vor, die am 12. Februar 1938 zu Berchtes- gaden stattfand. Das Beweismaterial hat nicht erwiesen, daß er der gewaltsamen Be- setzung Oesterreichs zustimmend gegen- übergestanden hätte. Nach dem Anschluß zog er sich ins Privatleben zurück, bis er im Jahre 1939 zum Botschafter in der Tür- kei ernannt wurde. Der Gerichtshof hat er- die Aufmerksamkeit und Teilnahme bei allen Anwesenden. Auch die zumeist wohl- gewollte Pose der Uninteressiertheit von der Anklagebank ist großer Aufmerksam- keit gewichen. Die Verhandlungen beginnen mit der Verlesung der Urteilsbegründungen. Noch wird kein Strafmaß dabei bekannt gegeben, sondern nur das Schuldig oder Nichtschuldig im Sinne der in der Anklage- schrift niedergelegten Anklagepunkte. Zu- nächst noch mit Ruhe und vielleicht er- zwungener Gelassenheit, vielleicht auch mit der zur Gewohnheit gewordenen Gebärde nehmen die Angeklagten dieses Schuldig oder Nichtschuldig entgegen. Bei der Be- gründung des Urteils wird wieder klar, mit welcher Gründlichkeit das Gericht die Schuld der Angeklagten abwog. Bewegung wird nur spürbar, als die Freisprüche von Schacht, Papen und Fritzsche verkündet werden. Jeder der drei zeigt eine gewisse Genugtuung und es ist auch zu bemerken, wie sich sowohl bei Schacht als auch bei Papen und Fritzsche diese hinter masken- hafter Starre verborgene Spannung allmäh- lich löst. Kurz vor 15 Uhr tritt der Gerichtshof nach kurzer Pause zu seiner letzten Sit- zung zusammen. Die Anklagebank ist ent- gegen dem sonst gewohnten Bild lęęr. Ein seltsamer Anblick in dem überfüllten Saal. Einzeln werden dann die Angeklagten hereingeführt, einzeln nehmen sie das Ur- teil entgegen, und verlassen, von Militär- polizisten geführt, wieder den Raum. Gö- ring kommt als erster. Ein wenig unent- schlossen. Dann nimmt er seinen Kopf- hörer. Eine technische Panne tritt ein, Gö- ring Hort nichts. Die Störung wird schnell behoben. Er vernimmt das Urteil. Es über- rascht ihn anscheinend nicht. Nur eine kleine Gebärde leichten Unwillens verrät sein Empfinden. Heß bleibt unbewegt, lehnt den Hörer ab und geht ebenso unbewegt wieder hinaus. Ribbentrop, noch grauer als sonst, bleibt einen Augenblick unentschlos- sen stehen, dann begreift er. Keitel, in militärischer Haltung, nimmt sein Urteil entgegen wie beim Befehlsempfang. Macht eine knappe Kehrtwendung, geht. Kalten- brunner verneigt sich, Frank scheint be- trofken, Frick schwankt kurz, faßt sich aber, Funk scheint im ersten Augenblick nicht zu verstehen, daß er dem Tode ent- ronnen ist. So geht es die lange Reihe der Angeklagten hindurch, die zum großen Teil wohl mit dem ihnen zuteil gewordenen Strafmaß gerechnet haben. Lordrichter Lawrence gibt mit der Ruhe, die ihn wäh- rend der ganzen Prozeßdauer auszeichnete, die Urteile bekannt. Etwas über eine Stunde nimmt die Urteilsverkündung in Anspruch. Dann endlich ist es vorbei. Das letzte Urteil ist gesprochen. Mit ihm ist der letzte Akt der Schicksalstragödie des deutschen Volkes zu Ende. Eine Epoche des Grauens in der Geschichte der Mensch- heit wurde mit diesem Tage beschlossen. Eine Epoche, an die kommende Geschlech- ter sich nur mit Entsetzen erinnern wer- den. Aber diese Stunde gibt den Blick frei in andere Menschheitsbezirke, in der Men- schenwürde und Achtung vor dem Men- schenleben wieder mit jenem Wert erfüllte Begriffe sein werden, der ihnen von Ur- beginn an eigen war. Das Urteil von Nürn- berg, streng aber gerecht, leitet eine neue Epoche der Menschheit ein. Der Nürnberger Gerichtshof konnte nicht über alle der führenden Nazi-RKriegsver- brecher zu Gericht sitzen. Einige, ja man Kann sagen die Hauptverbrecher, haben ihre nun verurteilten Spießgesellen feige in Stich gelassen. Die Hitler, Himmler und Goebbels, zuletzt auch noch Ley, zogen die Flucht in das Nichts, aus dem sie alle einst gekommen waren, der drohenden Verant- Wortung vor. Aber mitverurteilt wurden ihre War. Von Nürnberg, der„Stadt der Reichs- parteitage“, nahm einst die allen wirklichen Menschentums hohnsprechende Lehre der Hitlerbarbarei ihren Ausgang. Und in dieser gleichen Stadt, ging der Ungeist, ent- sprungen aus dem„Mythos des 20. Jahrhun- derts“, endgültig unter. Zum letzten Male waren seine geistigen Exponenten hier ver- sammelt: gespenstische Wiederkehr eines letzten„Parteitags“. Er möge, so sagte einer der Verhandlungsteilnenmer, den Namen „Parteitag der Sühne“ führen. freigesprochen 8 klärt:„Laut dem Beweismaterial unterliegt es keinem Zweifel, daß das Hauptziel von Papens als Gesandter in Oesterreich darin bestand, das Schuschniggsche Regime zu unterhöhlen und die österreichischen Na- zis zu stärken, um den Anschluß herbeizu- führen. Um diesen Plan durchzuführen, hat er sowohl Intrigen betrieben als auch Dro- hungen gebraucht. Das Statut hat jedoch solche Verletzungen der politischen Moral nicht als verbrecherisch bezeichnet. Fritzsche hat der Gerichtshof für nicht- schuldig im Sinne der Anklage befunden und seine Entlassung durch den Marschall des Gerichtshofes angeordnet. An der Spitze der Inlandspresseabteilung beaufsichtigte Fritzsche die deutsche Presse und hielt Pressebesprechungen ab. Er war Dietrich untergeordnet und Dietrich stand seinerseits unter Befehl Goebbels, Fritzsche leitete nur die ihm durch Dietrich übermittelten In- struktionen an die Presse weiter. Fritzsche wurde im Jahre 1942 Leiter der Rundfunk- abteilung. Diese war eine der zwölf Abtei- lungen des Propaganda ministeriums. Er nahm an Planungsbesprechungen keinen An- teil. Es liegen keine Beweise dafür vor, daß er die bei diesen Besprechungen erfolgten Entscheidungen kannte. Die Anklage hat be- hauptet, daß er zum Begehen von Kriegsver- brechen aufgehetzt hat. Der Gerichtshof hat jedoch entschieden, daß seine Reden nicht zur Verfolgung oder Ausrottung von Juden aufforderten und daß keine Beweise vorhan- den seien, daß er von der Vernichtung von Juden wußte. Er versuchte zweimal die Ver- öfkentlichung des antisemitischen Blattes „Der Stürmer zu unterdrücken. Lordrichter Geoffrey Lawrence, der Vorsitzende des Nürnberger Tribunals 4 Dana-Bild Begründung der sowieiischen Stellungnahme Der sowjetische Richter stimmte d er Entscheidung des Gerichts zu Nürnberg, 1. Okt.(dana) Generalmajor T. Nikitchenko, der russische Hauptrichter beim internationalen Militärtribunal in Nürnberg, hat sich dem Urteil der amerika- nischen, britischen und französischen Rich- ter in bezug auf den Freispruch der Ange- klagten Schacht, von Papen, Fritzsch, die angeklagte Reichsregierung und Generalstab und OK W sowie dem Urteil gegen Heß nicht angeschlossen. In einem als Anhang zum Urteil erscheinenden Schriftsatz hat der russische Richter seine Meinung, die jedoch keinen Einfluß auf das gefällte Urteil hat, wie folgt begründet: Die vom Gericht er- reichte Entscheidung entspräche nicht den Tatsachen und beruhe auf unkorrekten Schluhßfolegrungen. Zum Freispruch Schachts. Im Falle Schacht habe der ehemalige Reichsbankpräsident und Reichs wirtschafts- minister„bewußt und mit voller Absicht die Nazipartei unterstützt und aktiv die Macht- ergreifung in Deutschland durch die Faschi- sten gefördert“. An Hand von Dokumenten und Zitaten folgerte der russische Richter, 1. daß Schacht aktiv an der Machtergrei- fung durch die Nazis beteiligt war; 2. daß Schacht 12 Jahre lang eng mit Hitler zu- sammengearbeitet habe; 3. daß Schacht die ökonomische und finanzielle Basis für die Errichtung der Hitlerischen Militärmaschine geschaffen hat; 4. daß Schacht Deutschlands Wirtschaft für den Angriffskrieg vorberei- tet hat; 5. daß Schacht an der Verfolgung der Juden und der Plünderung der von Deutschland besetzten Gebiete teilgenom- men hat. Dadurch sei Schachts führende Rolle in der Vorbereitung und Ausführung des gemeinsamen verbrecherischen Planes bewiesen, erklärte Nikitschenko. i Der FEgll Papen Nach Meinung des russischen Richters hat Papen, der ebenfalls freigesprochen wurde,„Brünings Anerdnung zur Auflösung der Ss und SA“ zurückgenommen und da- mit den Nazis die Verwirklichung ihres Pro- gramms des Massenterrors ermöglicht. Am 2. März 1933 habe er einen Erlaß unter- schrieben, der besondere politische Gerichts- höfe schuf. Papen befahl seinem Sekretär Tschirschky, vor der Gestapo zu erscheinen, obwohl er genau wußte, was ihn dort er- warten würde. Nikitschenko zog dann die Folgerung, daß Papen I. aktiv den Nazis bei der Macht- ergreifung geholfen habe; 2. daß Papen seine Leistungsfähigkeit und seine Bezie- hungen dazu verwandte, das terroristische Hitlerregime in Deutschland zu stärken, 3. daß Papen aktiv an der Nazi-Aggression gegen Oesterreich teilgenommen habe, die in der Besetzung dieses Landes gipfelte; 4. daß Papen bis zum Ende treu gedient und den Naziplänen der Aggression mit seiner Fähigkeit und diplomatischer Geschicklich- keit gedient habe. Daraus folgere, daß der Angeklagte von Papen eine beträchtliche Verantwortung für die Verbrechen des Hit- lerregimes trage. Aus diesem Grunde, 80 erklärte Nikitschenko, könne er der Frei- sprechung des Angeklagten von Papen nicht zustimmen. Stellungnahme zu Fritzsche In seiner„abweichenden Meinung“ über den Freispruch des Angeklagten Hans Fritzsche äàußerte General Nikitschenko: „Propaganda hat große Bedeutung, beson- ders jene Propaganda, die im Rundfunk ge- führt wird, und Deutschland weiß das auf Grund seiner Erfahrung besser, als irgend- jemand anders.“ Er betonte dann, daß Fritzsche in seiner Eigenschaft als Leiter der Presseabteilung und des Rundfunks eine„aktive und propagandistische Tätig- Keit, welche die Aggressionsakte vorberei- tete“, ausgeübt habe, und kam zu dem Er- gebnis,„daß die Schuld von Fritzsche völ- lig bewiesen ist. Seine Tätigkeit in der Vor- bereitung und Durchführung der Angriffs- kriege und in der Begehung anderer Ver- brechen des Hitlerregimes war von grund- Sätzlicher Bedeutung.“ Zu dem Urteil gegen Heß Hinsichtlich des Strafmaßes gegen den Angeklagten Heß, der bekanntlich zu le- benslänglichem Gefängnis verurteilt wurde, erklärte der russische Oberrichter nach längeren auf Dokumente gestützten Aus- führungen unter anderem:„Es unterliegt keinem Zweifel, daß Heß neben anderen Hauptkriegsverbrechen für die Begehung der Verbrechen gegen die Humanität die Schuld trägt. Mit Rücksicht darauf, daß Heß der drittwichtigste politische Führer in Hitlerdeutschland war, und daß er eine ent- scheidende Rolle bei der Begehung der Verbrechen des Naziregimes spielte, halte ich als einzig richtiges Strafmaß für ihn die Todesstrafe.“ Zu der Freisprechung der Reichsregierung Nikitschenko bezeichnete ferner die Freisprechung der als verbrecherisch ange- klagten Reichsregierung als„eine unrich- tige Entscheidung“ und führte aus, daß die Mitglieder dieser Gruppe überzeugte An- hänger Hitlers und seiner engsten führen- den Mitarbeiter waren, die tatsächlich seine Maßnahmen billigten und durchführ- ten, bis zu dieser Stunde, in der sie diese Maßnahmen auch verantworten müssen. Ich glaube, daß alle Gründe vorlagen, die Hitlerregierung für eine verbrecherische Organisation zu erklären. OK W und Generalstab Abschließend wandte sich der sowjieti- sche Richter gegen die„unrichtige Ent- . über den Generalstab und das Er vertrat folgende Meinung: 1. Die füh- renden Vertreter des Generalstabs und des OK W wurden zusammen mit dem engeren Kreis der höchsten Hitlerschen Beamten von den Verschwörern zur Ausarbeitung und Durchführung der aggressiven Pläne benutzt. Nicht als passive Vollzieher, son- dern als aktive Teilnehmer an der Ver- schwörung gegen den Frieden und die Menschlichkeit. 2. ORW und Generalstab erliegen die bestialischsten Weisungen und Befehle über rücksichtslose Maßnahmen gegen wehrlose Zivilbevölkerung und Kriegsgefangene. 3. Das Oberkommando der Wehrmacht ist für die von Ss und Polizei verhängten grausamen Polizeimaßgnahmen in den besetzten Gebieten verantwortlich. 4. Die Vertreter des OK W handelten in al- len Gliedern der Kette wie Mitglieder einer verbrecherischen Gruppe. In der Beweis- aufnahme ist nach Meinung des russischen Oberrichters im vollen Ausmaß festgestellt worden, daß der Generalstab und Ober- kommando der Hitlerschen Wehrmacht eine sehr gefährliche verbrecherische Organi- sation darstellen. Ich hielt es für die Pflicht des Rich- ters, so schloß General Niktchenko seine Erklärung, meine besondere Meinung in den wichtigen Fragen aufzuzeichnen, in denen ich mit der Entscheidung des Ge- richtshofes nicht einverstanden bin. Um Ixrrtümer zu vermeiden, sei noch festgestellt, daß der russische Richter seine „Abweichende Meinung“ zwar dargestellt und begründet hat, sich aber trotzdem der Entscheidung des internationalen Militär- gerichtshofes in Nürnberg gebeugt hat. agg Donnerstag, 8. Oktober 1940 Göring ist nach allen vier nklagepunkten angeklagt. Die Be- weiskührung zeigt, daß er nächst Hitler der bedeutendste Mann des Naziregimes war. Er war Oberkomman- dlerender der Luft- waffe, Generalbevoll- müchtigter für den Vierjahresplan und hatte ungeheuren Ein- fuß auf Hitler, min- 5. destens bis 1943, als sieh die gegenseitigen Beziehungen zu ver- schlechtern begannen und schließlich 1945 seine Verhaftung erfolgte. Er sagte aus, daß Hitler ihn über alle wichtigen mili- tärischen und politischen Probleme auf dem laufenden hielt. Verbrechen gegen den Frieden . Von dem Augenblick im Jahre 1922 an, da er der Partei beitrat und die Befehls- sewalt über die Straßenkampforganisation — die SA— übernahm, war Göring der Ratgeber, der tatkräftige Handlanger Hit- lers und einer der allerersten Führer der Nazi- Bewegung. Als Hitlers politischer Stellvertreter trug er weitgehend dazu bei, die Natlonalsozialisten im Jahre 1933 an die Macht zu bringen, und war damit betraut, diese Macht zu befestigen und die deutsche bewaffnete Macht auszudehnen. Er baute die Gestapo auf und schuf die ersten Kon- Zenitrationslager, um sie im Jahre 1934 an Himmler abzugeben, führte im selben Jahre die Röhm-Säuberungs-Aktion durch und leitete die schmutzigen Vorgänge ein, die zu der Entfernung von Blombergs und von Fritsches aus dem Heere führten. 1936 wurde er Generalbevollmächtigter für den Vier- jahresplan und war sowohl nach außenhin als auch in Wirklichkeit der wirtschaftliche Diktator des Reiches. Kurz nach dem Mün- chener Abkommen kündigte er an, er werde eine Erweiterung der Luftwaffe auf das Fünffache in die Wege leiten und die Auf- rüstung beschleunigen, wobei besonderes Ge- Wicht auf Angriffswaffen gelegt werde. Entscheidend beim Anschluß Oesterreichs Göring war einer der fünf bedeutenden Führer, die an der Hoßbach-Konferenz vom 5. November 1937 teilnahmen, und er wohnte den anderen bedeutsamen Konferenzen bei, die in diesem Urteil bereits erörtert wur- den. Beim Anschluß Oesterreichs war er so- gar die zentrale Gestalt! Vor dem Gerichts- hof sagte er:„Ich muß die Verantwortung zu hundert Prozent auf mich nehmen Ich überwand sogar Einwände des Führers und brachte alles zu seinem endgültigen Abschluß.“ Bei der Besetzung des Sudeten- landes spielte er seine Rolle als Chef der Luftwaffe durch die Planung einer Luft- ofkensive, die sich als unnötig herausstellte, Und seine Rolle als Politiker, indem er die Tschechen mit falschen Freundschaftsver- sprechungen einlullte. In der Nacht vor dem Einfall in die Tschechoslowakei und der Aufsaugung Böhmens und Mährens drohte Es konnte kein mildernder Umstand angeführt werden, denn Göring war die treibende Kraft. er bei einer Konferenz zwischen Hitler und dem Präsidenten Hacha, Prag mit Bomben zu bewerfen, falls Hacha nieht nachgebe. Diese Drohung gab er in seiner Zeugenaus- sage zu. Göring wohnte der Sitzung in der Reichs- kanzlei vom 23. Mai 1939 Bei, als Hitler sei- nen militärischen Führern sagte:„Es ent- fällt also die Frage, Polen zu schonen“. Er War anwesend, als am 22 8. 1939 auf dem Obersalzberg die Weisungen erteilt wurden. Die Beweisführung hat ergeben, daß er an den darauf folgenden diplomatischen Ma- növern tätigen Anteil nahm. Mit Hitlers Mitwissen benutzte er den schwedischen Ge- schäftsmann Dahlerus als Mittelsmann den Engländern. Wie Dahlerus vor diesem Gerichtshof darstellte, handelte es sich um einen Versuch, die britische Resierimg daran zu hindern, ihre Garantie an die Po- len einzuhalten. Er befehligte die Luft- waffe beim Angriff auf Polen und während aller Angriffskriege, die darauf folgten. * Kannte weder rechtliche noch weltanschauliche Bedenken Selbst wenn Göring sich, wie er behaup- tete, Hitlers Plänen gegen Norwegen und die Sowjetunion widersetzt hat, ist es doch klar, daß er dies nur aus strategischen Gründen tat. Sobald Hitler nun einmal die Entscheidung getroffen hatte, folgte er ihm ohne Zögern. Aus seiner Zeugenaussage geht deutlich hervor, daß diese Meinungs- verschiedenheiten niemals weltanschauli- cher oder rechtlicher Natur waren. Er war „wütend“ über den Einfall in Norwegen, aber nur, weil er nicht früh genug verstän- digt worden war, um die Offensive der Luft- waffe vorzubereiten. Er gab zu, daß er den Angriff billigte, und zwar mit den Worten: „Meine Einstellung war vollkommen beja- hend“, Er nahm tätigen Anteil an der Vor- bereitung und Durchführung der Feldzüge gegen Jugoslawien und Griechenland und sagte aus, daß der„Plan Marita“, der An- grift auf Griechenland, von langer Hand vorbereitet gewesen war. Er betrachtete die Sowjetunion als„die gefährlichste Bedro- hung Deutschlands“, sagte aber, daß keine unmittelbare militärische Notwendigkeit für den Angriff bestanden habe; in der Tat hatte er nichts anderes gegen den An- griffskrieg gegen die UDSSR einzuwenden, als den Zeitpunkt, zu dem er einsetzte. Aus strategischen Gründen hatte er ihn hinaus- ziehen wollen, bis England besiegt war. Er sagte aus:„Meine Anschauung wurde ledig- lich von politischen und militärischen Gründen bestimmt“. Nach seinen eigenen Eingeständnissen vor diesem Gerichtshof, nach den Stellun- gen, die er bekleidete, und nach seinen öf- fentlichen Aeußerungen, kann kein Zweifel bestehen, daß Göring die treibende Kraft aumeeführer als Verbrecher Alfred Jodl, ge- boren 1885 in Aachen, 1939 Generalmajor, 1940 General der Ar- tillerie und Chef des Operationsstabes des Oberkommandos der Wehrmacht, Teilneh- mer an der Unter- zeichnung der be- dingungslosen Kapi- tulation in Reims. Jodl wurde vom Gerichtshof nach allen vler Anklagepunkten für schuldig befun- den. Im Jahre 1939 wurde er Chef der Operationsabteilung des Oberkommandos der Wehrmacht. Im streng militärischen Sinne flel Jodl die eigentliche Planung des Krieges zu, und er war in hohem Maße für die Strategie und die Leitung der Onera- tionen verantwortlich. Er war beteiligt an dem Anschluß und an dem Angriff auf die Tschechoslowakei. Jodl besprach die In- vasion Norwegens mit Hitler, Keitel und Raeder am 12. Dezember 1939. Er vertei- digte die Invasion Norwegens als eine Mag- nahme, um angeblichen englischen Plänen zuvor zukommen. Seine Aussage zeigte, daß vom Oktober 1939 an Hitler einen Angriff auf den Westen durch Belgien plante. Viele der Befehle, die den Angriff im Westen aus verschiedenen Gründen bis zum Mai 1940 verschoben, wurden von Jodl unterzeichnet. Er war auch bei der Planung gegen Grie- chenland und Jugoslawien tätig. Der Hitler- Befehl vom 11. Januar 1941. in Albanien einzugreifen, trägt Jodls Paraphe. Jodl sagte aus, daß Hitler einen Angriff Ruß- lands befürchtete und daß er deshalb zuerst angriff. Jodl befahl Warlimont schon am 29. Juli 1940, die Pläne vorzubereiten, da Hitler sich zum Angriff auf Rußland ent- schlossen habe. Am 18. Oktober 1942 erließ Hitler den sogenannten Kommandobefehl und einen Tag später eine zusätzliche Erklärung, die nur an befehlshabende Offiziere gerichtet War. Das Begleitschreiben war von Jodl unterzeichnet. In der Frage des Zwangs- arbeitereinsatzes sagte Jodl in einer An- sprache am 7. November 1943 vor den Gauleitern, es sei erforderlich,„mit gefühl- loser Kraft und Entschlossenheit“ in Däne Mark, Frankreich und in den Niederlanden vorzugehen. Am 28. Oktober 1944 be- Fahl Jodl durch Fernschreiben die Rãumung Aller Personen aus Nordnorwegen, damit sie den Russen keinen Beistand leisten körmten, sowie die Niederbrennung ihrer Häuser. Eine Urkunde der norwegischen Regierung besagt, daß eine derartige Rau- mung tatsächlich stattgefunden hat und dag 30 000 Häuser beschädigt wurden. In seiner Verteidigung beruft sich Jodl ständig auf„Befehle von oben“. Der Ge- richtshof hat jedoch erklärt:„Die Teilnahme an Verbrechen dieser Art ist noch nie von irgendeinem Soldaten verlangt worden, und er kann sich jetzt nicht hinter einem Scheinverlangen nach militärischem Ge- Horsam um jeden Preis als Entschuldigung für diese Verbrechen verbergen“, Es spre- chen keine mildernden Umstände für Jodl. Wilhelm Keitel, geboren am 22. Sep- tember 1882 in Helm- scherode bei Ganders- heim, 1929 Chef der Or- ganisationsabteilung des Truppenamtes im Reichswehrministe- rium, 5 Jahre später Generalmajor, 1938 Chef des Oberkom- mandos der Wehr- macht, Mitglied des sogenannten Ehrenge- richts üben die Auf- ständischen des 20. Juli 1944. Keitel war Chef des Oberkommandos der deutschen Wehrmacht. Der Gerichtshof ver- urteilte ihn unter allen vier Punkten der Anklageschrift. Seine Rolle beim Planen und Führen aller der von Deutschland durchgeführten Angriffskriege wurde fest- gestellt. Des Begehens von Kriegsverbrechen wurde er für schuldig befunden, weil er die Anweisung erteilte, daß Fallschirmtruppen dem SD zu übergeben seien, weil er Hitlers Kommandobefehl benützte, der die Tötung von„Kommando“- Truppen befahl, weil er den sich auf die r ee Behandlung von Sowjietkriegsgeſungenen beziehenden Befehl erließ und weil er an Hitlers Plan für die Ermordung polnischer Juden und Intellektueller beteiligt war. Der Gerichts- hof verwies auf seine Antwort auf die Ein- wendungen des Admirals Canaris bezüglich des die Sowjetgefangenen betreffenden Be- fehls, in welcher er sagt:„Die Einwendun- gen entspringen den soldatischen Aufassun- gen von ritterlichem Krieg. Hier handelt es sich um die Vernichtung einer Weltan- schauung. Deshalb billige ich die Maßnah- me und decke sie.“ Er wurde für schuldig befunden, die Annahme des Kommissarbe- fehls dringend empfohlen zu haben, der die Erschießung gefangengenommener russi- scher Kommissare anordnete, und den Be- fehl erteilt zu haben, Angriffen von seiten der Zivilbevölkerung im Osten auf Solda- ten dadurch entgegenzutreten, daß 50 bis 100 Kommunisten für den Tod eines jeden deutschen Soldaten zu töten seien. Er wurde weiterhin auch der Heraus- gabe des berüchtigten„Nacht und Nebel“ Erlasses für schuldig befunden, welcher be- kal, daß Leute, die des Widerstandes in den besetzten Gebieten beschuldigt oder verdächtig waren, jedoch nicht sofort ge- tötet wurden, nach Deutschland zu über- führen waren und in solcher Weise beran- del werden mußten, daß deren Familien über ihr Schicksal nichts erfuhren, son- dern die entsetzliche Marter der Ungewig- heit und Unkennnis erdulden mußten Wei- terhin wurde er für schuldig befunden, Kriegsgefangene in der deutschen Kriegs- industrie und Einwohner eroberter Gebiete 4 Arheit am Alantikwall eingesetzt zu aben. Der Gerichshof sagte:„Es bestehen kei- nerlei mildernde Umstände. Höhere Be- fehle, selbst wenn sie an einen Soldaten er- gehen; bedeuten keinen Milderungsgrund. zu den Angriffskriegen war und lediglich Hitler nachstand. Er war der Pläneschmied und die Hauptbewegkraft der militärischen und diplomatischen Kriegs vorbereitungen Deutschlands. Anklagepunkt 3 und 4 Im Laufe des Verfahrens hat Göring zahlreiche Eingeständnisse seiner Mitver- antwortlichkeit für die Verwendung von Sklavenarbeitern gemacht.„Wir verwen- deten diese Arbeitskräfte aus Sicherheits- gründen, damit sie nicht in ihrer Heimat tätig sein konnten und nicht gegen uns arbeiteten. Andererseits dienten sie dazu, uns im Wirtschaftskriege zu helfen.“ Und dann wieder:„Arbeiter wurden gezwungen, ins Reich zu kommen. Das ist etwas, das ich nicht ableugne“. Der Mann, der diese Worte sprach, war Generalbevollmächtig- ter für den Vierjahresplan und mit der Anwerbung und Zuteilung von Arbeits- kräften betraut. Als Oberbefehlshaber der Luftwaffe verlangte er von Himmler zu- sätzlich Arbeitssklaven für seine unter- irdischen Flugzeugfabriken:„Daß ich Kon- zentrationslagerhäftlinge für die Bewaff- nung der Luftwaffe verlangte, ist zutref- kend und ist als ganz selbstverständlich anzusehen“, Als Generalbevollmächtigter unterzeißhnete Göring eine Weisung über dle Behandlung polnischer Arbeiter in Deutschland und ergänzte sie durch Aus- führungsbestimmungen an den SD, mit Einschluß der„Sonder- Behandlung“. Er gab Richtlinien heraus, sowjetische und französische Kriegsgefangene in der Rü- stungsindustrie zu verwenden. Er sprach davon, daß Polen und Holländer ergriffen, wenn nötig, zu Kriegsgefangenen gemacht und zur Arbeit gezwungen werden sollten. Er gab zu, daß russische Kriegsgefangene zur Bedienung von Luftabwehrgeschützen benutzt wurden. Alfred Rosenberg, geboren am 12. Jan. 1893 in Reval, seit 1921 Hauptschriftlei- ter des„Völkischen Beobachters“, Leiter des außenpolitischen Amts der Partei, 1934 Reichsleiter und Be- auftragter des Füh- rers zur Uberwachung der gesamten geisti- gen und weltanschau- lichen Schulung und 1 e. Erziehung der NSDAP, der„Philosoph der Partei“,„der Mythos des 20. Jahrhunderts“, richtunggebend für die nationalsoziali- stische Weltanschauung. Rosenberg war der Ideologe der Nazi- partei, Chef des Amtes der Auslandsange- legenheiten der Nazipartei und Reichsmi- nister für die besetzten Ostgebiete, sowie Chef des Einsatzstabes Rosenberg, der mit der Plünderung von Kunstschätzen in den eroberten Gebieten befaßt war. Er wurde nach allen Anklagepunkten für schuldig be- kunden. Der Gerichtshof entschied, daß er in seiner Eigenschaft als Chef des Amtes kür Auswärtige Angelegenheiten der Partei der Führer einer Organisation war, deren Agenten in allen Teilen der Welt Naziintri- gen betrieben, sowie daß er zusammen mit Raeder und Quisling einer der Schöpfer des Planes für den Angriff auf Norwegen ge- wesen ist. Mit Bezug auf seine Verwaltung in den besetzten Ostgebieten erklärte der Gerichts- hof:„Durch seine Ernennung zum Reichs- minister für die besetzten Ostgebiete am 17. Juli 1941 bekam Rosenberg die Oberherr- schaft über diese Gebiete. Er hat bei der Formulierung der Germanisierungs-, Aus- beutungs- und Sklavenarbeiter-Politik mit- geholfen sowie bei der Ausrottung der Ju- den und der Gegner der Naziherrschaft, und er schuf die Verwaltung, die sie durch- führte. Er nahm an der Besprechung vom 16. Juli 1941 teil, bei der Hitler erklärte, daß man der Aufgabe gegenüberstünde, „den riesigen Kuchen unseren Bedürfnissen entsprechend aufzuteilen, um in der Lage zu sein: 1. ihn zu beherrschen. 2. ihn zu verwalten und 3. ihn auszubeuten,“ und bei der er andeutete, daß ein rücksichtsloses Vorgehen in Aussicht genommen sei. Am nächsten Tage erklärte Rosenberg, daß er das Amt annehme. Rosenberg wußte Bescheid über die bru- tale Behandlung und den Terror, denen die Völker des Ostens ausgesetzt waren. Er ga Anweisung, daß die Haager Regeln für die Landkriegsführung in den besetzten Ost- gebieten nicht anzuwenden seien. Er wußte Bescheid über die Entblößung der Ostgebiete von Rohmaterialien und Nahrungsmitteln, die nach Deutschland gesandt wurden, und beteiligte sich aktiv daran, er erklärte, daß die Ernährung des deutschen Volkes auf dem ersten Platz auf seiner Liste der an den Osten zu stellenden Anforderungen stehe, und daß das Sowietvolk darunter leiden werde. Seine Anweisungen sahen die Ab- sonderung der Juden, und zwar als Endziel im Ghetto, vor. Seine Untergebenen begin- gen Massenmorde an Juden und sein eigenes Berliner Büro setzte seine Zivilverwaltung im Osten davon in Kenntnis, daß es notwen- dig sei, den Osten von Juden zu reinigen. Ribbentrop, Hitlers Außenminister, wurde nach allen vier Anklagepunkten für schuldig befunden. Der Gerichtshof erklärte:„Ribben- trop nahm an allen Angriffshandlungen de Nazis von der Besetzung Gsterreichs bis zur Invasion der Sowjetunion teil. Obwohl er persönlich mehr mit der diplomatischen als der militärischen Seite dieser Aktionen befaßt war, war seine diplomatische Tätig- keit so eng mit dem Krieg verbunden, daß der Angriffscharakter der Taten Hitlers ihm nicht unbekannt bleiben konnte. Auch bei der Verwaltung der Gebiete. deren Kon- trolle Deutschland dureh widerrechtliche Invasion erworben hatte, unterstützte Rib- Die Ausplünderung Rußlands von ihm geplant Als Generalbevollmächtigter stellte Gö- ring die tätige Behörde bei der Ausplünde- rung eroberter Gebiete dar. Lange vor dem Kriege gegen die Sowjetunion stellte er Pläne zur Ausplünderung des Sowietgebie- tes auf. Zwei Monate vor dem Einfall in die Sowjetunion wurde Göring von Hitler die Allgemeinleitung der Wirtschaftsver- waltung dieses Gebietes übertragen. Göring setzte einen Wirtschaftsstab für diese Auf- gabe ein. Von ihm, als Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches, hieß es:„Die Be- fehle des Reichsmarschalls erstrecken sich über alle wirtschaftlichen Gebiete, ein- schließlich der Ernährung und der Land- wirtschaft.“ Seine sogen. Mappe„Grün“, die von der Wehrmacht gedruckt war, setzte einen„wirtschaftlichen Vollzugsstab Ost“ ein. Die Richtlinien sahen die Plünderung und Stillegung jedweder Industrie in den nahrungsmittelarmen Gegenden vor sowie eine Umleitung von Lebensmitteln aus den Ueberschußgegenden zur Befriedigung des deutschen Bedarfs. Göring behauptete, daß seine Absichten mißverstanden wurden, gibt aber zu, daß„wir selbstverständlich und pflichtgemäß Rußland für unsere Zwecke benutzt hätten“, sobald es besiegt gewesen Wäre. Er nahm an der Konferenz vom 16. Juli 1941 teil, als Hitler sagte, die Na- tionalsozialisten hätten nicht die Absicht, die besetzten Länder jemals zu verlassen, und daß„alle notwendigen Maßnahmen“ Erschießen, Aussjedeln usw.— getroffen werden sollten. Forderte endgültige Lösung der Judenfrage Göring verfolgte die Juden, insbesondere nach den Vorkommnissen im November 1938, und nicht nur in Deutschland, wo er, Wie schon an anderer Stelle erwähnt, die Buße von einer Milliarde auferlegte, son- dern auch in den eroberten Ländern. Seine eigenen Aeußerungen von damals und seine eren bentrop die Durchführung verbrecherischer Pläne, insbesondere solcher zur Ausrottung der Juden. Außerdem gibt es mehr als aus- reichendes Beweismaterial. daß Ribbentrop völlige Uebereinstimmung mit allen führen- dh en Lehren des Nationalsozialismus zeigt, sowie die Tatsache, daß seine Zusammen- arbeit mit Hitler und mit anderen Ange- klagten bei dem Begehen von Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor- behaitlos war. Ribbentrop hat Hitler so willig bis zum Schluß gedient. weil Hitlers Politik und Hitlers Pläne sich mit den eigenen deckten.“ Joachim von Ri B- bertrop, geboren 30. April 1893 in We- sel, 1934 Beauftragter der Reichsregierung für Abrüstungsfragen, 1935 Botschafter für besondere Aufträge, 1936 Botschafter in London, 1938 Außen- 1 inister. Mit Bezug auf seine Beteiligung an der Verfolgung der Juden sagte der Gerichts- hof:„Er spielte bei Hitlers Endlösung! des Judenproblems eine wichtige Rolle. Im Sep- tember 1942 befahl er den bei verschiede- nen Vasallenstaaten der Achse akkreditier- ten deutschen diplomatischen Vertretern, die Deportation der Juden nach dem Osten zu beschleunigen. Im Juni 1942 verlangte der deutsche Gesandte in Vichy von Laval die Auslieferung von 50 000 Juden zur De- portation nach dem Osten. Am 25. Februar 1943 beschwerte sich Ribbentrop bei Musso- lini über die Langsamkeit der Italiener bei der Deportation von Juden aus der italienisthen Besetzungszone Frankreichs. Am 17. April 1943 nahm er an einer Besprechung zwi- schen Hitler und Horthy über die Depor- tation von Juden aus Ungarn teil und teilte Horthy mit, daß die Juden entweder ver- nichtet oder in Konzentrationslager ge- bracht werden müßten. Im Verlauf dieser Besprechung hatte Hitler die Juden mit „Tuberkelbazillen“ verglichen und erklärt, daß sie zu erschießen seien, wenn sie nicht arbeiten.“ Frick war als der führende Naziverwal- tungsspezialist und Bürckrat bekannt. Er war bis zum Jahre 1943 Reichsinnenminister und danach Reichsprotektor für Böhmen und Mähren. Von der in Punkt 1 enthalte- nen Anschuldigung der Verschwörung wurde er freigesprochen, jedoch aller ande- ren in der Anklageschrift enthaltenen An- schuldigungen für schuldig befunden. Der Gerichtshof sagte mit Bezug auf die Kriegs- verbrechen und die Verbrechen gegen die Humanität, für die er verantwortlich war, das Folgende: Immer ein wilder Antisemit, entwarf, unterzeichnete und wendete Frick zahlreiche Gesetze an, die den Zweck hatten, Zeugenaussagen zeigen, daß sein Interesse in erster Linie wirtschaftlich war— weil man sich des Eigentums der Juden be- mächtigen und sie aus dem wirtschaftlichen Leben Kuropas herausdrängen wollte. Als diese Länder vor dem Ansturm der deut- schen Heere fielen, dehnte er die juden- feindlichen Gesetze des Reiches auch auf sie aus, das Reichsgesetzblatt von 1933, das von 1940 und das von 1941 enthalten meh- rere judenfeindliche Verordnungen, die Gü- ring unterzeichnete. Obwohl die Ausrot- tung der Juden eigentlich Himmler oblag, war Göring weit davon entfernt, teilnahms- los oder untätig zu sein, trotz seiner Be- teuerungen auf dem Zeugenstand. Mit Ver- ordnung vom 31. Juli 1941 wies er Himm- ler und Heydrich an,„eine endgültige Li- sung der Judenfrage innerhalb der deut- schen Einflußsphäre in Europa“ zustande zu bringen. Schlußfolgerungen Es kann kein mildernder Umstand an- geführt werden, denn Göring war oft, ja fast immer, die treibende Kraft und stand nur seinem Führer nach. Er war die trei- bende Persönlichkeit bei den Angriffskrie- gen, sowohl als politischer als auch als militärischer Führer, er war der Leiter des Sklavenarbeiterprogrammes und der Ur- heber des Unterdrückungsprogramms gegen die Juden und andere Rassen im In- und Auslande. Alle diese Verbrechen wurden von ihm offen zugegeben. In einigen be- stimmten Fällen bestehen vielleicht Wider- sprüche bei den Aussagen, aber im großen und ganzen sind seine eigenen Eingeständ- nissse mehr als weitreichend genug, um seine Schuld nachzuweisen. Diese Schuld ist einmalig in ihrer Ungeheuerlichkeit. Für diesen Mann läßt sich in dem gesamten Material keine Entschuldigung finden. Der Gerichtshof spricht den Angeklagten Gö- ring nach allen vier Anklage punkten der Anklageschrift schuldig. ien die Juden aus Deutschlands Leben und Wirt- schaft auszuschalten. Seine Tätigkeit schuf die Basis für die Nürnberger Gesetze und er War bei ihrer Durchsetzung tätig. Er war verantwortlich für das Verbot, auf Grund dessen Juden zahlreiche Berufe nicht aus- üben konnten, und für die Einziehung ihres Besitzes, er unterschrieb 1943 nach der Mas- senausrottung von Juden im Osten einen endgültigen Erlaß, der sie„aòußerhalb des Gesetzes“ stellte und übergab sie der Ge- stapo. Diese Gesetze ebneten den Weg zur „Endlösung“ und wurden von Frick auf die einverleibten Gebiete und gewisse besetzte Gebiete ausgedehnt. Während er Reichs- protektor von Böhmen und Mähren war, wurden Tausende von Juden vom Ghetto in Theresienstadt in der Tschechoslowakei nach Auschwitz überführt, wo sie getötet wurden. Als oberste Reichsbehörde in Böhmen und Mähren trägt Frick allgemein die Ver- antwortung für die Unterdrückungshand- lungen in diesem Gebiet vom 23. August 1943 an, wie z. B. die Terrorisierung der Einwohner, Sklavenarbeit und die Deporta- tion der Juden nach Konzentrationslagern zum Zwecke der Ausrottung. Es ist richtig, daß die Pflichten Fricks als Reichsprotek- tor wesentlich mehr eingeschränkt waren als die seines Vorgängers, und daß er keine Sesetzgebende und persönlich nur be · schränkte vollziehende Gewalt im Protek- torat hatte. Nichtsdestoweniger war sich Frick der damals angewandten Nazibeset- zungsmethoden in Europa, insbesondere hinsichtlich der Juden, völlig bewußt, und durch die Annahme des Amtes des Reichs- Protektors übernahm er für die Durchfüh- rung dieser Methoden in Böhmen und Mäh- ren die Verantwortung. Während des Krie- ges unterstanden Frick Privatkliniken, Krankenhäuser und Irrenhäuser, in wel- chen der„Gnadentod“ zur Anwendung kam, der an einer anderen Stelle dieses Urteils beschrieben ist. Es war ihm bekannt, daß geistig defekte, kranke und altersschwache Personen,„nutzlose Esser,“ systematisch umgebracht wurden. Beschwerden über diese Morde erreichten ihn, jedoch tat er nichts, um ihnen Einhalt zu gebieten. In einem Bericht der Tschechoslowakischen Kommission für Kriegsverbrechen wird ge- schätzt, dag 275 000 geistes- und alters- schwache Personen dem Morden zum Opfer fielen.“ b Wilhelm Friek, geboren am 12. März 1877 in Ahlsen(Rhein- pfalz), als erster Na- tionalsozialist Minister in Deutschland, 1930 bis 1931 thüringischer Innenminister, 1933 Reichsminister des In- nern, im Kriege Reichs- protektor für Böh- men und Mähren, Die vier Anklagenunkte Anklagepunkt 1 betrifft„den gemein- samen Plan öder die Verschwörung zur Be- gehung von Verbrechen gegen den Frieden, gegen das Kriegsrecht und gegen die Huma- nität“ und stellt unter Anklage die Ziele und Methoden der Verschwörung bis zur Erlangung der Kontrolle sowie den Angriff auf Oesterreich und die Tschechoslowakei und endlich den Angriff auf Polen und da- mit den Beginn des Krieges. Anklagepunkt 2 behandelt die Verbrechen gegen den Frieden: Die Planung, Vorberei- tung, Entfesselung und Führung von An- griffskriegen, die internationale Verträge verletzten.— Anklagepunkt 3 befaßt sich mit den Kriegsverbrechen: Ermordung und Mig- handlung der Zivilbevölkerung im besetzten Gebiet, Deportation der Zivilbevölkerung von und aus besetzten Ländern zur Sklaven- arbeit und für andere Zwecke, Mord und Mißhandlung von Kriegsgefangenen, Ermor- dung von Geiseln, Plünderung von öffent- lichem und privatem Eigentum, Eintreibung von Kollektivstrafen, frevelhafte Zerstörung von Städten und Dörfern, Verwüstungen ohne militärisch begründete Notwendigkeit sowie zwangsweise Rekrutierung von Zivil- arbeitern. Anklagepunkt 4 stellt die Verbrechen gegen die Humanität in Deutschland und in allen seit dem 1. September 1939 besetzten Ländern, in Oesterreich, der Tschechoslo- Wakei, in Italien und auf hoher See unter Anklage. Hierunter fallen: Verfolgung aus politischen, rassischen und religiösen Grün- den in Ausführung oder in Zusammenhang 145 dem in Punkt 1 erwähnten gemeinsame lan. 5 . krieg Verbr dig b ung ichts zierui Sowi. Isrot- oblag, ihms- r Be- Ver- imm- e 15˙ deut- de zu 1 an- kt, ja stand trei⸗ sKkrie- u als r des Ur- gegen und urden 1 be- ider- roßen tänd- „ um chuld t. Für unten Der G- 1 Ze dig. Wirt⸗ schuf nd er War rund aus- ihres Mas- einen 5 des Ge- g Zur H die setzte sichs- War, tto in Wakei etötet hmen Ver- nand- ugust der dorta- agern chtig, otek- varen Keine be- otek· sich deset; ndere „und eichs- hfüh⸗ Mäh⸗ Krie- niken, wel- kam, Jrteils „ dab wache atisch über tat er I schen d ge- ters⸗ Opfer aven-· 1 und rmor- kent · übung örung ungen igkeit Zivil- echen ind in etzten noslo- unter g aus Grün- anhang amen N Donnerstag, 3. Oktober 1946 E Morgen Seite 5 Zu Gefängnis verurteilt Lebenslänglich: Funk wurde der Planung von Angriffs- kriegen, von Kriegsverbrechen und von Verbrechen gegen die Menschlichkeit schul- dig befunden. In Verbindung mit der Pla- nung von Angriffskriegen verweist der Ge- ichtshof auf seine Pläne für die Finan- nierung des Krieges gegen Polen und die Sowjetunion. Walter Funk, ge- boren am 18. August 1890 in Trakehnen (Ostpreußen), Wirt- schaftsberater Adolf Hitlers, 1933 Staats- sekretär und Presse- chef der Reichsregie- rung, 1937 Wirtschafts- minister. Mit Bezug auf Kriegsverbrechen stellte der Gerichtshof fest, daß Funk Vorkehrun- gen traf, um die Reichsbank kür Verwen- dung des von der Ss geplünderten Besitzes nutzbar zu machen und sagte:„Im Jahre 1942 traf Funk mit Himmler ein Abkom- men, auf Grund dessen die Reichsbank ge- wisses Gold, Juwelen und Barmittel von der SS erhalten werde und gab seinen Unter- gebenen, die die Einzelheiten auszuarbeiten hatten, die Anweisung, keine unnötigen Fragen zu stellen. Als Ergebnis dieses Ab- kommens lieferte die S8 an die Reichsbank den persönlichen Besitz ab, der den in den Konzentrationslagern vernichteten Opfern abgenommen worden war. Die Reichsbank behielt die Münzen und Banknoten zurück und schickte die Juwelen, Uhren und per- sönlichen Gegenstände an die städtischen pfandleihämter in Berlin. Das von Brillen stammende Gold sowie Goldzähne und plomben wurden in den Gewölben der Reichsbank aufbewahrt. Funk hat den Ein- wand gemacht, daß er nicht gewußt habe, daß die Reichsbank Gegenstände dieser Art erhalten habe, Der Gerichtshof ist der Ansicht, daß er entweder wußte, welche Gegenstände eingingen oder daß er bewußt 80 Augen vor dem verschloß, was ge- schah.“ Funk war auch an dem Sklavenarbeiter- programm beteiligt, stellte der Gerichtshof fest. Erich Ra e der, ge- boren am 24. April 1876 in Wandsbeck, 1928 Chef der Marine leitung, 1935 Oberbe- fehlshaber der Reichs- kriegsmarine, Gene- raladmiral. 5 5 3 * Raeder, so stellt der Gerichtshof fest, ist unter Punkt 1, 2 und 3 schuldig. Raeder war Chef des Oberkommandos der Marine von 1928 bis 1943. Er war bei der Hoßbach-Be- sprechung am 5. November 1937 zugegen, in der der Angriffskrieg geplant wurde. Er war bei der Invasion Norwegens tätig und nahm teil an den Plänen für die Invasion Polens und der UdssR. Mit Bezug auf den Unter- seebootkrieg hat das Gericht ein Urteil, ähn- lieh dem gegen Dönitz, gefällt. Er gab die Weiterleitung des Kommandobefehls- zu, ob- wohl sich dieser nicht auf die Seekriegs- führung bezog. Während der 15 Jahre seiner Befehls- kührung baute Raeder die deutsche Marine auf und leitete sie, er übernimmt volle Verantwortung bis zu seinem Rücktritt im Jahre 1943. Er gibt zu, daß die Marine den Versailler Vertrag verletzte. Der Entwurf der Invasion Norwegens entstand zuerst in Raeders Hirn und nicht in dem Hitlers. Ob- wohl Hitler, wie aus seiner Anweisung vom Oktober 1939 hervorgeht, wünschte, Skan- dinavien neutral zu halten, unterzog die Marine die Vorteile der dortigen Flotten- stützpunkte schon im Oktober einer Prü- kung. Am 18. März 1941 drängte Raeder auf die Besetzung ganz Griechenlands. Rae- der versuchte, Hitler von einem Angriffs- unternehmen gegen die UdssR abzubrin- gen. Im September 1940 drängte er Hitler zu einer Angriffspolitik im Mittelmeer als Ersatz für einen Angriff auf Rußland. Am 14. November 1940 drängte er auf einen Krieg gegen England„als unseren Haupt- gegner“ und die Fortsetzung des Untersee- boot- und des Marine-Flugzeugbaues. Die schwerste Beschuldigung gegen Raeder ist die Führung des uneingeschränkten Unter- seebootkrieges, einschließlich der Versen- kung unbewafkneter Handelsschiffe Neutra- ler, der Nichtbergung und Beschießung von Schiffbrüchigen mit Maschinengeweh- ren, unter Verletzung des Londoner Pro- tokolls von 1936. Rudolf He g, gebo- ren 26. April 1894 in Alexandrien(Aegyp- ten), 1924 mit Hitler auf Festung Lands- berg, seit 1925 Privat- sekretär Hitlers, 1932 Vorsitzender der po- litischen Zentralkom- mission der NSDAP, 1933 Stellvertreter des Führers, Reichsmini- ster ohne Geschäfts- bereich. Heß war der Stellvertreter des Führers bis zu seinem Flug nach den britischen In- seln am 10. Mai 1941. Er wurde unter Punkt 1 und 2, jedoch nicht unter 3 und 4 ver- urteilt. Der Gerichtshof kam zu dem Ergeb- nis, daß er ein unterrichteter und williger Angreifer Oesterreichs, der Tehechoslowakei und Polens war, und verwies auf die von ihm unterzeichneten Gesetze sowie die an- eren von ihm zur Vorbereitung von An- Eriffskriegen und der Besitzergreifung aus- Verbrecher gegen die Menschlichkeit Zum Tode durch den Strang verurteilt Hans Frank, ge- boren am 23. Mai 1900 in Karlsruhe, 1933 bayerischer Justizmi- nister und Justizkom- missar für das Reich, dann Reichsminister ohne Geschäftsbereich, Schöpfer der Akade- mie für deutsches Recht, der„Rechts- wissenschaftler der NSDAP“. Frank war der Reichsleiter der Nazi- partei, der für juristische Angelegenheiten verantwortlich war, ist jedoch àm besten als Generalgouverneur der besetzten Gebiete Polens bekannt, als welcher er im Jahre 1939 ernannt wurde. Er wurde von der Beschul- digung der Verschwörung zur Führung des Angriffskrieges freigesprochen, jedoch der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit für schuldig befunden. Der Gerichtshof bezog sich auf die von Frank am Anfang seiner Verwaltungstätig- keit für Polen angekündigte Politik: „Polen wird als Kolonie behandelt werden, die Polen sollen die Sklaven des großdeut- schen Weltreiches werden“. Weiterhin wurde auf seine Ansprache bei einer Poli- zeikonferenz im Mai 1940 Bezug genom- men, in der er sagte, daß er sich die Offen- sive im Westen zunutze mache, die die Auf- merksamkeit der Welt von Polen ablenke, um Tausende von Polen zu vernichten, die der deutschen Herrschaft über Polen ver- mutlichen Widerstand entgegensetzen wür- den, einschließlich„der führenden Vertreter der polnischen Intellektuellen“. Mit Bezug auf sein Sklavenarbeiterprogramm entschied der Gerichtshof:„Schon in den ganz frühen Stadien seiner Verwaltungstätigkeit führte Frank die Deportation von Sklavenarbeitern nach Deutschland ein. Am 25. Januar 1940 gab er seine Absicht bekannt, eine Million Arbeiter nach Deutschland zu deportieren, und am 10. Mai 1940 schlug er das Mittel der Polizei-Razzia zur Schaffung dieses Kontingentes vor, am 18. August 1942 be- richtete Frank, daß er bereits 800 000 Arbei- ter für das Reich geliefert habe und er- warte, in der Lage zu sein, 140 000 weitere vor Jahresende zu liefern.“ Mit der Verfolgung der Juden wurde im Generalgouvernement sofort begonnen. Ur- sprünglich waren in diesem Gebiet 2 500 000 bis 3 500 000 Juden, sie wurden zwangsweise in Ghettos getrieben, für sie ungünstigen Sondergesetzen unterworfen, die zur Ver- meidung einer Hungersnot nötige Nahrung wurde ihnen entzogen, und schließlich wur- den sie systematisch und brutal ausgerottet. Am 16. Dezember 1941 berichtete Frank dem Kabinett des Generalgouverneurs:„Wir müssen die Juden vernichten, wo irrer wir sie finden und wo immer es möglich ist, damit wir den Kufbau des Reiches Als Ganzes erhalten.“ Am 28. Januar 1944 waren nach Franks Einschätzung nur noch 100 000 Juden übriggeblieben. Arthur Sey s- In- qduart, geb. am 22. Juli 1892 in Stammern, 1938 Leiter der öster- reichischen Schatten- regierung. Nach der Einverleibung Reichs- kommissar der Ost- mark, später Minister ohne Portefeuille, nach der Besetzung Polens stellvertretender Ge- neralgouverneur, 1940 Reichskommissar in Holland. Seyß-Inquart wurde vom Gerichtshof unter den Anklagepunkten 2, 3 und 4 schul- dig, unter Anklagepunkt 1 für nichtschuldig befunden. Er nahm an den nationalsoziali- stischen Intrigen, welche dem„Anschluß“ vorausgingen, teil und wurde österreichischer Kanzler infolge der deutschen Invasions- drohungen, er wurde der Nachfolger des österreichischen Präsidenten Miklas(dieser Pitel wurde später in den eines Reichsstatt- halters umgeündert), er war der allgemeine Stellvertreter im Generalgouvernement Po- len unter Frank und Reichskommissar in den Niederlanden. Er übernahm auf diese Weise die Verantwortung für die Regierung von Gebieten, welche durch einen Angriffskrieg besetzt worden waren und deren Verwaltung eine Lebensfrage für den Angriffskrieg war. Er trat für eine harte Besetzungspolitik ein, er beutete die Hilfsmittel Polens zugunsten Deutschlands aus, er verfolgte die Juden und wußte von der Aktion, welche den Mord vieler jüdischer Intellektueller mit sich brachte. In den Niederlanden übte er un- barmherigen Terror aus, um jeden Wider- stand gegen die deutsche Besetzung, unter welcher mehr als 500 000 Menschen aus den Niederlanden zur Arbeit ins Reich geschickt wurden, zu unterdrücken. Streicher war von 1925 bis 1940 Gau- leiter von Franken und Herausgeber des „Stürmer“. Er wurde von Punkt 1 freige- sprochen, jedoch unter Punkt 4 der An- Klageschrift für schuldig befunden. Der Ge- richtshof führte aus:„In Kenntnis der Aus- rottung der Juden in den besetzten Ost- gebieten fuhr der Angeklagte fort, seine Mordpropaganda zu schreiben und zu ver- öffentlichen. Bei seiner Aussage in diesem Prozeß leugnete er aufs schärfste jegliche Kenntnis von den Massenhinrichtungen der Juden ab. Das Beweismaterial ergibt je- doch klar, daß er unausgesetzt laufende Kenntnis von den Fortschritten der End- lösung“ erhielt. Sein Photograph wurde zum Besuch der Ghettos im Frühjahr 1943, dem Zeitpunkt der Zerstörung des War- schauer Ghettos, nach dem Osten geschickt. Die jüdische Zeitung Israelitisches Wo- chenblatt“, die Streicher erhielt und las, brachte in jeder ihrer Ausgaben Berichte über die Greueltaten gegen die Juden im 8 und Angaben über die Zahl der Ju- en, die deportiert und getötet wurden. Julius Streicher, geboren am 12. Febr. 1885 in Fleinhausen (Schwaben). Mit Hit- ler in Landsberg in Haft. Herausgeber des „Stürmers“ in Nürn- berg, Gauleiter der NSDAP. Streichers Aufreizung zum Mord und zur Ausrottung, die zu einem Zeitpunkt erging, als Juden im Osten unter den fürchterlich; sten Bedingungen umgebracht wurden, stellt eine klare Verfolgung aus politischen und rassischen Gründen in Verbindung mit sol- chen Kriegsverbrechen. wie sie im Statut festgelegt sind, und ein Verbrechen gegen die Humanität dar.“ Sauckel wurde vom Gerichtshof nicht für schuldig unter Punkt 1 und 2, jedoch für schuldig unter Punkt 3 und 4 befunden. Sauckel trage die oberste Verantwortung für das Zwangsarbeitsprogramm, welches die Deportation von mehr als 5 Millionen Menschen zum Zwecke der Zwangsarbeit nach sich zog, wobei viele von ihnen schreck- liche Grausamkeiten und Leiden erdulden mußten. Er erklärte in einer Verordnung: „Alle diese Menschen müssen so ernährt. untergebracht und behandelt werden, daß sie bei denkbar sparsamstem Einsatz die größtmöglichste Leistung hervorbringen.“ Fritz Sauckel, geboren am 27. Okt. 1894 in Haßfurt(Un- ter franken), seit 1922 Mitglied der NSDAP, 1927 Gauleiter, 1932 Ministerpräsident, 1933 Reichsstatthalter in Thüringen, 1935 Lei- ter der Suhler Waf⸗ fenwerke, 1942 Ge- neralbevollmächtigter für den Arbeitsein-⸗ satz. 85. Bormann: Der Gerichtshof hat Bormann für nichtschuldig unter Punkt 1 u. 2, aber für schuldig unter Punkt 3 und 4 befunden. Der Gerichtshof hatte bereits früher entschie- den, daß gegen Bormann in contumaciam verhandelt werden würde. Die Beweise für Bormanns Tod wurden nicht als überzeu- gend angesehen. Sollte Bormann später er- griffen werden, so bleibt es dem Kontroll- rat überlassen, etwaige mildernde Um- stände in Betracht zu ziehen. Im Jahre 1941 wurde Bormann Leiter der Parteikanzlei Kommandotrupps und im Jahre 1943 Sekretär des Führers, wobei er vielen seiner Besprechungen bei- wohnte. Bormann, der Nachfolger Heß“, war kür Gesetze und Befehle verantwortlich, die nach dem 24. Januar 1942 erlassen wurden, und leitete durch die Parteileitung die un- barmherzige Ausbeutung der eingeschüch- terten Bevölkerung. Besprechungen mit Gö- ring, Rosenberg, Keitel und Hitler haben seine Beteiligung an den Plänen für die Versklavung und Ausrottung der Bevölke- rung in den eroberten Gebieten aufgedeckt. Er nahm tätigen Anteil an der unbarmher- zigen Behandlung der Juden und wirkte an hervorragender Stelle am Zwangsarbei- terprogramm mit. Er war verantwortlich für das Lynchen von alliierten Fliegern. Ernst Kalten brunner, geboren 4. Okt. 1903 in Ried (Oesterreich), nahm 1934 am Putsch der Nazis in Wien teil, vor dem Einmarsch Hitlers in Oesterreich Oberkommandant der gesamten österreichi- schen S8, nach der Einverleibung, Führer des SS-Oberabschnit- tes Oesterreich“, 1941 Generalleutnant der Polizei und Polizei- chef von Wien, Nieder- und Oberösterreich, zwei Jahre später Nachfolger Heydrichs. Kaltenbrunner war vom 30. Januar 1943 ab Chef des Reichssicherheitsamtes, zu dem die Gestapo gehörte. Vom Anklagepunkt 1 ist er freigesprochen worden, er wurde je- doch für schuldig befunden, Kriegsverbre- chen und Verbrechen gegen die Menschlich- keit begangen zu haben. Der Gerichtshof faßte seine Schuld wie folgt zusammen:„Während des Zeitraumes, da Kaltenbrunner Chef des RSHA war, be- kolgte dieses ein weitverbreitetes Programm der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Zu diesen Verbrechen gehöre die Mighandlung und Ermordung von Kriegsgefangenen. Unter der Kontrolle der Gestapo arbeitende Einsatzxommandos führten die Untersuchung von Sowietkriegs- gefangenen durch. Juden, Kommissare und andere, von denen angenommen wurde, dag sie auf Grund ihrer Nazisystem feindlich gegenüberstanden, wurden dem RSHA gemeldet, das re Ueberführung in ein Konzentrationslager und ihre Ermordung veranlaßte. Ein Befehl des RSHA, der Während Kaltenbrunners Regime erlassen wurde, setzte den„Kugel- erlag“ in Kraft, auf Grund dessen gewisse Kriegsgefangene, die geflohen und wieder ergriffen worden waren, nach Mauthausen gebracht und erschossen wurden. Während Kaltenbrunner Chef des RSHA war, wurde von der Gestapo der Befehl zur Tötung von auf Fallschirmtruppen ausgedehnt. Ein von Kaltenbrunner unter- zeichneter Befehl wies die Polizei an, sich bei Angriffen auf àabgesprungene Alliierte Flieger nicht einzumischen. Im Dezember 1944 nahm Kaltenbrunner an der Ermordung einer der kriegsgefangenen kranzösischen Generale teil.“ Mit Bezug auf seine Verantwortung für die Ermordung der Juden sagte der Ge- richtshof:„Das RSHA spielte eine führende Rolle bei der„Endlösung, des jüdischen Problems durch Ausrottung der Juden. Eine Sonderabteilung wurde unter Amt 4 des RSHA zur Ueberwachung dieses Programms geschaffen. Unter ihrer Leitung wurden Ungefähr 6 Millionen Juden ermordet, von denen 2 Millionen von Einsatzgruppen und anderen Einheiten der Sicherheitspolizei getötet wurden. Kaltenbrunner war von der Tätigkeit dieser Einsatzgruppen in Kennt- nis gesetzt worden, als er höherer SS- und Polizeiführer war, und sie setzten ihre Tä- tigkeit fort, nachdem er Chef des RSHA geworden war. Die Ermordung von ungefähr 4 Millio- nen Juden in Konzentrationslagern wurde im Vorstehenden bereits beschrieben. Auch dieser Teil des Programms unterstand! der Aufsicht des RSHA, als Kaltenbrunner Chef dieser Organisation war, und vom RSHA ausgesandte Sondergruppen durchreisten die besetzten Gebiete und die verschiede- nen Vasallenstaaten der Achse. um die De- portation der Juden nach diesen Ausrot- tungsinstituten einzurichten. Kaltenbrunner wußte über diese Tätigkeit Bescheid.“ ländischen Staatsgebietes unternommenen Schritte. „Diese besonderen, von diesem Angeklag- ten zur Unterstützung von Hitlers Angriffs- plänen unternommenen Schritte zeigen das Gesamtausmaß seiner Verantwortung nicht. Bis zu seinem Englandflug war Heß Hitlers nächster persönlicher Vertrauter. Das Ver- hältnis zwischen den beiden war derartig, daß Heß von den Angriffsplänen schon bei deren Entstehung Kenntnis gehabt haben muß. Und wenn immer die Durchführung dieser Pläne es verlangte, zu handeln, dann handelte er.“ Keiner der Angeklagten wußte besser als Heß, wie fest entschlossen Hitler zur Verwirklichung seiner ehrgeizigen Ziele war, keiner kannte so gut den Fanatismus und die Gewalttätigkeit dieses Mannes, und wie sehr es unwahrscheinlich war, daß die- ser von der Anwendung von Gewalt ab- sehen würde, falls diese als einziges Mittel zur Erreichung seiner Ziele übrigblieb. Bei seinem Flug nach England führte Heß ge- Wisse Friedensvorschläge mit sich, von de- nen er behauptete, daß Hitler zu ihrer An- nahme bereit sei. Es ist kennzeichnend, daß dieser Flug nur zehn Tage nach dem Tage stattfand, an dem Hitler das Datum des 22. Juni 1941 für den Angriff auf die So- wWjetunion festgelegt hatte. Bei nach sei- ner Ankunft in England geführten Unter- haltungen unterstützte Heß von ganzem Herzen alle von Deutschland bis dahin be- gangenen Angriffshandlungen. 5 Mit Bezug auf den Geisteszustand von Heß erklärte der Gerichtshof: Es mag zu- treflen, daß Heß in anormaler Weise han- delt, an Gedächtnisschwund leidet und daß im Verlauf dieses Prozesses sein Geistes- zustand sich verschlechtert hat. Jedoch lie- gen keine Anzeichen dafür vor, daß er die Art der gegen ihn erhobenen Beschuldigun- gen nicht begreift, oder unfähig ist, sich zu verteidigen. Zwanzig Jahre: Baldur von Schi- ra c h, geboren am 9. Mai 1907 in Berlin, 1933 Jugendführer, 1936 Reichsjugendfüh- rer. Reichsstatthalter und Gauleiter von Wien im Kriege. 2 Schirach ist nach dem Urteil des Ge- richtshofs unter Punkt 1 nichtschuldig und unter Punkt 4 schuldig. Schirach setzte die Hitlerjugend einer intensiven Nazipropa- ganda aus. Er ist der Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig befunden. Als Gauleiter von Wien nahm er an dem Zwangsarbeiterprogramm und am 2. Okto- ber 1940 an einer Besprechung teil. bei der er Frank mitteilte, daß 50 000 Juden aus Wien in das Generalgouvernement Polen) deportiert werden müßten. Während der Jahre 1940 bis 1942 wurde eine große Zahl von Juden aus Wien deportiert, und am 15. September 1942 bezeichnete Schirach seine Aktion, durch die„Zehntausende und aber Zehntausende von Juden in das Ghetto des Ostens“ getrieben wurden, als„Beitrag zur europaischen Kultur. Die Ausrottung der Juden beschreibende Mitteilungen befanden sich in seinem Büro. Nach der Machtübernahme durch die Nazis löste von Schirach mit Hilfe von Ge- walt und offiziellem Druck alle mit der Hitlerjugend konkurrierenden Jugendver- bände entweder auf oder übernahm sie. Er machte aus der Hitlerjugend eine Nach- schubquelle für die Naziparteiformationen. Im Oktober 1937 traf er eine Abmachung mit Himmler, derzufolge Mitglieder der Hit- lerjugend, die den SS- Anforderungen ge- nügten, als Hauptnachschub— für die S8 betrachtet werden sollten. Er benutzte die Hitlerjugend auch für die vor militärische Ausbildung. Am 11. August 1939 traf er ein Abkommen mit Keitel, demzufolge die Hit- lerjugend sich damit einverstanden erklärte, ihre vormilitärische Betätigung den Anfor- derungen der Wehrmacht anzugleichen, und die Wehrmacht sich bereit erklärte, jährlich 30 000 Hitlerjugend-Instrukteure auszubil- den. Während von Schirach Gauleiter von Wien war, fuhr er fort, als Reichsleiter für Jugenderziehung tätig zu sein. In dieser Eigenschaft wurde er von der Teilnahme der Hitlerjugend an dem Plan in Kenntnis gesetzt, demzufolge im Herbst 1944 50 000 junge Leute zwischen 10 und 20 Jahren aus von den Sowijetstreitkräften zurückerober- ten Gebieten nach Deutschland evakufert worden sind, als Lehrlinge in der deutschen Industrie und Hilfskräfte in Einheiten der deutschen Streitkräfte Verwendung fanden Im Sommer 1942 telegraphierte v. Schirach an Bormann mit der dringenden Empfeh- lung, einen Bombenangriff auf ein eng- lisches Kulturzentrum durchzuführen, als Vergeltungsmaßnahme für den Mord an Heydrich, der, wie er behauptet, von den Engländern geplant worden war. Weltanschauung dem Zu Gefängnis verurteilt Zwanzig Jahre: f Albert Speer, ge- boren am 19. März 1905 in Mannheim, Lei- ter des Amtes„Schön- heit der Arbeit“ in der NS- Gemeinschaft Kraft durch Freude., Reichsminister für Be- waffnung und Muni- tion. Speer hat der Gerichtshof unter den An- klagepunkten 1 und 2 für nichtschuldig, aber unter den Anklagepunkten 3 und 4 für schuldig befunden. Weder begann er noch plante er irgendwelche Angriffskriege. Er trat an die Spitze der Rüstungsindustrie, lange nachdem solche Kriege begonnen hatten. Seine Tätigkeit kam dem Friegs- einsatz in derselben Weise wie die anderer Erzeugungsstätten im Kriege zugute. Ex ist aber schuldig, Kriegsverbrechen und Ver- brechen gegen die Menschlichkeit begangen zu haben. Er nahm am Zwangsarbeiterpro- gramm teil. Er war eines der hauptsach- lichsten Mitglieder der zentralen Planung, welche die oberste Behörde für die Aus- richtung der deutschen Produktion war, und es war Speer, der Sauckel eine Schätzung der benötigten Gesamtzahl von Arbeitern übermittelte. Der Gerichtshof fügte hinzu: „Als mildernder Umstand muß anerkannt werden, daß über Speers Betreiben viele Arbeiter zu Hause bleiben konnten, und daß er im Endstadium des Krieges einer der we- nigen Männer war, welche den Mut hatten, Hitler zu sagen, daß der Krieg verloren sei, und Schritte zu unternehmen, um sowohl in den besetzten Gebieten als in Deutschland die sinnlose Vernichtung von Produktions- mitteln zu verhüten“. Fünfzehn Jahre: Konstantin v. Ne u- rat h, geboren am 2. Februar 1873 in Klein- Gladbach in Würt⸗ temberg, 1919 Ge- gen, 1921 Botschafter in Rom, 1930 in Lon- don, 1932 Außenmini- ster, 1938 Vorsitzen- der des geheimen Ka- binettsrates und ein Jahr später Reichs- protektor von Böh- men und Mähren, Von Neurath wurde vom Gerichtshof un- ter allen vier Punkten für schuldig befun- den. Von Neurath war Außenminister im Ministerium von Papen, aus dem er àm 4. Februar 1938 austrat, und wurde am 18. März 1939 zum Reichsminister ohne Porte feuille und zum Reichsprotektor für Böh- men und Mähren ernannt. Er spielte bei Hitlers Entscheidung, das Rheinland wie- der zu besetzen, eine wichtige Rolle, er war an der Hohbach- Besprechung beteiligt, Während des Anschlusses war er an der Spitze des Auswärtigen Amtes und nahm an der letzten Phase der dem Münchener Abkommen vorausgehenden Unterhandlun- gen teil. Als Reichsprotektor für Böhmen und Mähren unterdrückte er die Presse, die politischen Parteien, die Gewerkschaften und die Oppositionsgruppen. Er fügte die tschechqslowakische Industrie in den Auf- bau def deutschen Kriegsproduktion ein und führte antisemitische Gesetze ein. Im August 1939 erließ er einen Aufruf, in wel⸗ chem er erklärte, daß die gesamte tschecho- slowakische Bevölkerung für Sabotageakte verantwortlich gemacht würde. Während seiner Verwaltung wurden 8000 führende Tschechoslowaken durch die Sicherheits- polizei verhaftet und in Schutzhaft über- geführt, viele von ihnen starben in Kon- zentrationslagern infolge der erlittenen Mißhandlungen. In einer Denkschrift an den Staatssekretär Lammers schlug er vor, daß die Tschechoslowakei in rassischer Hinsicht vom deutschen Volke aufgesaugt werden sollte und befürwortete die Aus- schaltung der tschechoslowakischen Intel- lektuellen und anderer Gruppen, welche sich der Germanisierung widersetzen konn- ten. Der Gerichtshof hat als mildernden Umstand angenommen, daß er für die Be- kreiung vieler verhafteter Tschechoslowa- ken gewirkt hat und daß Hitler ihn im September 1941 durch Heydrich ersetzte, wobei er sagte, von Neurath sei im Protek torat nicht streng genug vorgegangen. Im August 1943 wurde sein Rücktritt in aller Form angenommen. Zehn Jahre: Dönitz wurde vom Gerichtshof nicht- schuldig nach Punkt 1 der Anklageschrift befunden, aber schuldig nach Punkt 2 und 3. Dönitz hat, obwohl er bei den wichtigen Besprechungen nicht zugegen war, nichts- destoweniger Angriffskriege, wie sie im Statut festgelegt sind, geführt, er hatte den Befehl über die Unterseebootwaffe der Ma- rine, bis er im Jahre 1943 zum Oberbefehls- haber der Marine ernannt wurde. Der Ge- richtshof erklärte, daß er Dönitz für seine Schuld am Unterseebootkrieg gegen bewaff⸗ nete britische Handelsschiffe nicht verant- wortlich zu machen wünsche, daß Dönitz jedoch die Regeln für die Führung des Un- terseebootkrieges, wie sie im Londoner Ab- kommen des Jahres 1930 und im Protokoll von 1936 festgelegt waren, dureh Versen- kung neutraler Handelsschiffe in den durch die deutsche Regierung erklärten Sperr- gebieten verletzt habe. In Anbetracht des Befehls der britischen Admiralität jedoch, daß alle Schiffe im Skagerrak bei Sichtung zu versenken seien, sowie in Anbetracht der Beantwortung des Fragebogens durch Ad- miral Nimitz, daß die unbeschränkte Krieg kührung im Pazifischen Ozean durch die Vereinigten Staaten zur Durchfübrung kam ist die Dönitz zuteil werdende Strafe nicht auf diese Verstöße gegen das für den Unter- seebootkrieg geltende Völkerrecht gesetzt. Dönitz hat auf einer Konferenz am 11. Dezember 1944 erklärt, daß 12 000 KZ Häftlinge als zusätzliche Arbeitskräfte in den Schiffswerften beschäftigt werden wür⸗ den“. Er gibt zu, daß er von den Konzen- trationslagern wußte. sandter in Kopenha- ee Seite 6 L Horgen Donnerstag, 8. Oktober 1946 Odberrichter N. lackson über das Nürnberger Urteil Nürnberg, 2. Okt.(dana) Der amerika- nische Justice R. Jackson gab nach Been- digung der Urteilsverkündung eine Erklä- rung ab, in der er u. a. sagte: Im Namen aller Nationen haben die Ankläger die Mit- glieder des Tribunals um ein gerechtes und unabhängiges Urteil über die Schuld die- ser Männer und Organisationen ersucht. Dieses Urteil wurde nun gefällt. Ueber die Aufrechterhaltung und Anwendung des Prinzips, daß der Angriffskrieg ein Ver- brechen ist, für das die Staatsmänner in- dividuell bestraft werden, sind wir beson- ders befriedigt. Es ist ein hoffnungsvolles Zeichen für den Frieden der Welt.“ Jackson erklärte weiter, daß er bedaure, daß Schacht und Papen freigesprochen und der Generalstab und das OKW nicht zu verbrecherischen Organisationen erklärt wurden. i 5 „Die Folgen dieser Freisprüche wirken sich besonders auf die geplante Verfolgung von Industriellen und Militaristen aus. Die Pläne werden im Lichte des Urteils noch- mals durchstudiert werden müssen. Die Verurteilung von Einzelpersonen ist von kleinerer Bedeutung, gemessen an der Tat- sache, daß die vier Nationen sich verpflich- tet haben, den Angriffskrieg als Verbrechen zu erklären und die Verfolgung von] be- siegten Minderheiten aus rassischen, reli- giösen oder politischen Gründen zu be- strafen. Diese Rechtsgrundsätze werden die Geschichte noch beeinflussen, lange nach dem das Schicksal der Einzelpersonen ver- gessen sein wird.“ Ein allgemein gültiger Präzedenzfall „Die internationale Zusammensetzung des Gerichtshofes,“ schreibt die„Berliner Zeitung“, erhebt das Urteil zu einem all- gemein gültigen Präzedenzfall, der im gan- zen als weltgeschichtliche Tatsache den Kriegstreibern und den Kriegsinteressenten, den Befehlenden wie den Ausführenden, unabhängig von der Härte oder Milde des einzelnen Urteils über den einzelnen Ver- brecher, in Zukunft eine Warnung sein wird.“ Zu den Freisprüchen meint die„Ber- liner Zeitung“, ‚daß der Nürnberger Ge- richtshof einen Schacht, Papen, Fritzsche natürlich nicht als grundsätzlich unschul- dig erklärt, sondern daß er sie nur„im Sinne der Anklage freispricht“. Gegenüber dem deutschen Volk, schreibt die„Berliner Zeitung“, sei die Schuld Papens sehr groß, und sie fordere, wie auch die Schuld der anderen Freigesprochenen, strenge Strafe. „Das deutsche Volk wünscht nicht, daß man die Kleinen hängt und die Großen laufen läßt. Das umgekehrte Verfahren wird dem Frieden der Welt und damit dem Interesse des deutschen Volkes besser die- nen. Deshalb ist Nachsicht nicht am Platze. Das deutsche Volk wünscht deshalb, daß alle bestraft werden, die dem Nazismus und der Vorbereitung des Angriffskrieges an hervorragender Stelle gedient haben.“ Warnung an das internationale Wegelagerertum Der Berliner„Sozialdemokrat“ schreibt: „Der internationalen Rechtsordnung wieder Geltung verschafft zu haben, wird für alle Zeit das Verdienst des Internationalen ribunals in Nürnberg sein. Es hat ein Ur- teil gefällt, das in der bisherigen Geschichte der Menschheit an Bedeutung seinesgleichen nicht findet. Die Galgen der zwölf zum Tode Verurteilten werden für das von ihnen verkörperte internationale Wegelagerertum für alle Zeit ein warnendes Signal sein.“ Die Bedeutung des Gesamtverfahrens „Die Einzelheiten des Urteils, zu denen auch die Einstellung des Gerichts zu eini- gen der unter Anklage gestellten Organi- sationen gehört, erschienen weniger we- sentlich gegenüber der Bedeutung des Ge- samtverfahrens in seiner moralischen Wir- kung auf die deutsche Oeffentlichkeit,“ schreibt die Tageszeitung der liberal-demo- kratischen Partei,„Der Morgen“. Sie ver- dankt den langmonatigen Verhandlungen in Nürnberg das Schwinden der letzten Schleier von der Vergangenheit jener 12 Jahre, deren ganze innere Furchtbarkeit der Mehrzahl der Deutschen erst nach- drücklich zum Bewußtsein gekommen ist. Nürnberg— das war für uns, auch für die allergrößten Gegner des Nazismus— eine seelische Erschütterung. Möge es Anstoß werden für eine seelische Gesundung.“ Kein Verständnis für Gefängnisurteile und Freisprüche „Das, deutsche Volk hat kein Ver- ständnis für die Gefängnisurteile von Nürnberg und in keinem Falle für die drei eigenartigen Freisprüche,“ er schreibt die Zeitung„Neues Deutschland“, das Zentralorgan der SED in Berlin in einem Artikel über das Nürnberger Urteil. „Das deutsche Volk,“ so heißt es weiter, „hat, wie wir heute bereits berichten kön- nen, sofort und ohne Umschweife seinen Bedenken über diesen weichen Teil des Nürnberger Urteils Ausdruck verliehen und wird es weiterhin tun.“ g Das deutsche Volk hat mehr Anklagepunkte „Es war vorauszusehen“, heißt es im „Telegraf“,„daß der Urteilsspruch von Nürnberg nicht identisch sein konnte mit dem, den das deutsche Volk über die Män- ner sprechen würde, die es durch ein Meer von Leid und Tränen in ein Chaos geführt haben.“„Der Gerichtshof in Nürnberg hatte nur zu, untersuchen, inwieweit die Männer, die dort auf der Anklagebank saßen, sich einer Verschwörung gegen den Weltfrieden, der Vorbereitung und Führung eines An- griffskrieges, eines Kriegsverbrechens un eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht hatten“.„Das deutsche Volk selbst hat weitaus mehr Anklage punkte, die es gegen diese Männer und gegen die angeklagten Organisationen zu erheben berechtigt ist. Das deutsche Volk muß verlangen, daß es, nachdem die allier- ten Besatzungsmächte ihre Rechnung mit den Angeklagten beglichen haben, nunmehr auch einige präsentieren kann. Sämtliche Nürnberger Angeklagten gehören nun vor ein deutsches Gericht. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß das deutsche Volks- gericht auch für Papen, Schacht und Fritzsche ein„Schuldig sprechen wird“. Deutsches Volk nicht mit den Verbrechern identifiziert In einer Stellungnahme der„Täglichen Rundschau“, der in Berlin von der Sow- jetarmee für die deutsche Bevölkerung her- ausgegebenen Zeitung heißt es:„Die Ver- brecher, die das deutsche Volk in den Krieg gestoßen haben, die den Namen„Deutsche“ unter den friedliebenden Völkern entehr- ten, diese Verbrecher werden nicht mit dem deutschen Volk selbst identifiziert. Die Verbündeten und im besonderen das Sowjetvolk haben niemals die Hitlerclique mit dem deutschen Volk auf eine Stufe ge- Stellt.“ Vergehen gegen statuiertes Recht Der„Tagesspiegel“ schreibt über das Nürnberger Urteil, daß es unter das Haupt- kapitel der Geschichte des nationalsoziali- stischen Regimes den Schlußstrich gesetzt habe. Das Urteil ist nach dem„Tages- spiegel“„eine Warnung an alle die, die noch einmal versuchen sollten, gegen jene Ge- setze sich zu vergehen, die statuiertes Recht, Gerechtigkeit und Rechtsgefühl im Laufe der Jahrhunderte aufgestellt haben. Zum erstenmaf haben Staatsmänner und Feld- herren erfahren, daß ihnen das Urteil nicht immer erst dann, wenn sie längst tot sind, gesprochen wird. In Nürnberg hat die Ge- schichte diesmal über Lebende zu Gericht gesessen.“ Englische Pressestimmen zum Urteil Die Londoner Morgenzeitungen vom Mitt- Woch stimmten, mit Ausnahme des kommu- nistischen„Daily Worker“ dem Urteil im Nürnberger Prozeß zu und sprechen die Hoffnung aus, daß das Urteil der Welt vor dem Aufstieg eines zukünftigen Hitler war- nen werde. Der„Daily Worker“ glaubt, daß der„Ein- fluß einer Politik der Nachgiebigkeit“ immer noch vorhanden ist. Das einzige passende Urteil, so meint der„Daily Worker“, wäre die Auslieferung aller Angeklagten an den Henker. Die Londoner„Herald“ bittet die Welt nicht„um die Körper Verurteilter Nazis herumzutanzen“, sondern vielmehr alle Kraft und alle Gedanken einem Gesell- schaftsgefüge zu widmen, in dem Hitlerianer schnellstens entdeckt und unschädlich ge- macht werden. Der„Daily Mirror“ erklärt, daß„der faschistische Geist immer noch in der Welt lebt“, und daß es„mehr als einen Nürn- berger Prozeß brauche, um ihn auszu- merzen“. Die„Times“ schreibt zum Abschluß des Nürnberger Prozesses, daß sich das Gericht allein von dem Wunsch habe leiten lassen, dem Gesetz gemäß Gerechtigkeit willfahren zu lassen. Nach einer eingehenden Schil- derung der Verurteilten und ihres Straf- mages schreibt das Blatt, das in Zukunft Eindrücke bei der Nürnberger Urteilsverkündung Das war der äußere Rahmen: Vielfache Sperrungen und Sicherungen um den Bezirk der Justizgebäude, um den Verhandlungsraum. Ein imposantes Auf- gebot militärischer Macht. Generale, hohe Offiziere der Alliierten, Minister haben in gleicher Weise und unter gleichen Umstän- den wie Presse- und Kameraleute, wie Ku- riere und Stenotypistinnen die Sperre zu passieren. Korrekt, mit freundlicher Sach- lichkeit, gründlich, aber nicht hemmend, werden die Formalitäten erfüllt, dann ist man an dem zugewiesenen Platz im Ver- handlungssaal. Den Neuankömmlung überfällt sofort die spannunggeladene Atmosphäre des Rau- mes. Und einer gewissen fleberhaften Un- ruhe können sich auch alte Verhandlungs- füchse nicht entziehen. Der dramatische Höhepunkt kündigt sich an. Die Uniformen der Verbündeten überwiegen unter den An- wesenden. Neben vielen Amerikanern auf- fallend viele Russen, auffallend auch ihre militärischen Rangabzeichen. Ein Heer von Photographen ist an der Arbeit. Unablässig flammt Blitzlicht auf. Tiefstrahler tauchen den Raum in blendendes Licht. Gleichmäßig leise surren die Tonaufnahmegeräte, die Kameras. Die Angeklagten sind inzwischen hereingeführt worden. Plötzlich Stille, das Stimmengewirr verstummt. Die gegenüber- liegende Tür öffnet sich. Der Gerichtshof erscheint, wird durch Aufstehen begrüßt. Man nimmt Platz, probiert den bereitlie- genden Kopfhörer. Die Verhandlung be- ginnt. Die Richter Lordrichter Lawrence eröffnet die letzte Tagung mit dem Verlesen der Urteilsbe- gründung und Ser Schuldsprüche. Er sprach sachlich und gelassen, nur mit der Beto- nung des Rechts. Die Richter lasen abwech- selnd. Mit klarer durchklingender Stimme, die, ohne laut zu sein, auch noch die Ropfhörermuscheln durchdrang, las der russische Vertreter Nikitschenke, Francis Biddle, der amerikanische Richter, formu- iert seine Sätze kurz und leidenschaftslos, Aber seine Sprache ist bestimmt. Verhal- ten und ohne Deklamation, im Tonfall je- doch das eigene Miterleben andeutend, sprach der französische Richter Donnedieu de Vabres. Seine kulturvolle Würde, ver- bunden mit Lebhaftigkeit und klangvoller Modulation, zwangen fast, den Hörer abzu- setzen und ihm direkt zu lauschen. Die Angeklagten standen zum letzten Male im Mittelpunkt des Interesses. Ihnen wandte sich alle Auf- merksamkeit zu. Gestern noch zum Teil ge- langweilt oder unbeteiligt scheinend, wir- ken sie heute still und in sich gekehrt. Ihre ganze Aufmerksamkeit war dem ihnen ge- genübersitzenden acht Männern zugewandt, in deren Händen die Entscheidung über ihr Leben ruhte. Sie schienen noch blasser als sonst. Kaum, daß sie einen Blick, ge- schweige denn ein Wort miteinander wech- selten. Nur Heß zeigte seltsames Gebaren, Schlien der Verhandlung überhaupt nieht zu folgen. Ab und zu schrieb er, wie es schien, in einem mitgebrachten Manuskript, um dann wieder mit ruckartigen Bewegungen seine Umgebung zu mustern. Göring schien ungewöhnlich ernst. Die schwarze Brille verbarg seine Augen. Er verriet keine Bewegung, als das Gericht ihn in allen vier Punkten der Anklage für schuldig erklärte. Ribbentrop, Keitel, Kal- tenbrunner zeigten ebenso wenig wie die in der zweiten Reihe sitzenden Dönitz, Raeder und Jodl, was in ihnen vorging. Auch Frank, wie immer die dunkle Brille vor den Augen, sowie Seyß-Inquart, Papen und Neurath zeigten dieselbe Haltung, die letz- teren vielleicht noch um eine Spur gelasse- ner. In ihrem Gesicht zuckte keine Miene. Bewußt zur Schau getragene Kaltblütigkeit oder, ihr Schicksal ahnend, echte Ruhe und Gefaßtheit, wer weiß das? Rosenberg,„der Philosoph“ der Partei, hielt den Kopf ge- senkt. Von einem„Mythos des 20. Jahrhun- derts“ wird nie mehr die Rede sein. Frick zeigte zwar auch ein unbewegli- ches Gesicht, aber eine nervöse Unruhe ließ ihn fortwährend die Stellung wechseln. Bald lehnte er sich zurück, bald beugte er sich vor, stützte den Kopf in die Hände, oder warf ihn hoch, bald starrte er vor sich hin, bald blickte er unsicher im Raum her- um— kurz, er bot das Bild eines Men- schen, der sich zwar mit aller Energie be- herrschen möchte, den aber eigene Unstet- heit nicht zur Ruhe kommen läßt. Angst vor dem Kommenden, Ungewissen Streicher, der„Zionist“, noch immer ab- stoßend und ordinar wirkend, lieg unent- wegt seine Kinnbacken mahlen. Sie mahlten auch, als in der Urteilsbegründung ein Satz aus seinem„Stürmer“ zitiert wurde:„In fünfzig Jahren werden die Gräber der Ju- den in der Welt beweisen, daß das Juden- problem gelöst ist.“ Man fragt sich ver- geblich, wie dieses stupide Gesicht in die Reihe der neben und hinter ihm Sitzenden gelangen konnte, die bei Vorherrschen von Brutalitätsmerkmalen immerhin noch eine gewisse Spur von Geistigkeit tragen. Weich, schwammig und haltlos, mehr lie- gend als sitzend, ist Funk auf seinem Platz zusammengesunken. Seine Leidensmiene macht ihn zu einer jämmerlichen Erschei- nung, neben der Schachts aufrechte Hal- tung sich vorteilhaft abhebt. Die blitzen- den Brillengläser in dessen strengem Gesicht geben ihm das Aussehen eines bösen, belei- digten Oberlehrers, dem von seiner Klasse ein Streich gespielt wurde und der anheben möchte, eine Strafrede zu halten. Seine Hal- tung zielt auf Abwehr und Distanz. Schirach, in der zweiten Reihe, neben dem ausdrucksvollen Raeder, ziemlich nichtssagend und leer wirkend, machte einen verkrampften Eindruck. Blaß und zerfallen kämpfte er offensichtlich mit sich selbst, um Haltung zu bewahren. Von starker Nervosi- tät war Sauckel erfüllt. Seine Unstetheit ähnelte der Fricks, nur wirkte er massiver, plumper. Und plump waren auch seine Versuche, den Unbefangenen zu spielen. Teils resignierend, teils müde, manehmal wieder gespannt der Verhandlung folgend, mit offenem Gesicht und ruhiger Gelassen- heit, nahm Speer seinen Schuldspruch hin. Mit Ungeduld wartete man auf das gegen ihn auszusprechende Strafmaß, denn mit seiner Verteidigung und seinen letzten Wor- ten hatte er sich vor einigen Wochen ziem- lich in den Vordergrund des allgemeinen Interesses gerückt. Hinter Glaswänden die Dolmetscher Ein geistreiches Uebersetzungssystem ver- setzte die Prozeßteilriehmer in die Lage, den Verhandlungen in der ihnen geläufigen Sprache zu folgen. Man setzte den an jedem Platz vorhandenen Kopfhörer auf, drehte an einem an der Seite befindlichen kleinen Enopf und konnte dann in jeder der vier bei der Verhandlung zugelassenen Sprachen den Uebersetzer hören, der Wort für Wort alle Ausführungen mitsprach. Eine erstaunliche technische und geistige Leistung. Aber auch die Dolmetscher, hinter Glaswänden auf der gegenüberliegenden Seite des Saales sitzend, die einen nicht zu übersehenden Anteil an der störungsfreien Durchführung des Pro- zesses hatten und die sonst die unbeteilig- sten Mitwirkenden waren, auch sie wurden mit ergriffen von der allgemeinen Span- nung der letzten Sitzungstage. In ausgezeich- neter Uebersetzung, aber auch in Wort- und Tonfall die dramatische Steigerung wieder- gebend, ließen sie besonders die Urteils- begründungen und zuletzt die Bekanntgabe des Urteils selbst zu einem eindrucksvollen Erlebnis werden. Die Wucht der zusam- mengefaßten Anklagen und Urteile, die ja nur durch ihre Uebersetzung und die Art Mmrer Wiedergabe spürbar werden konnte, war von solcher Eindringlichkeit, daß sich ihr keiner der Zuhörer entziehen konnte. 8 E. Kerkow. eine noch größere Verantwortung als jene, die während des Prozesses auf den Richtern lag, auf den Völkern und ihren Regierungen liege. Dem Nazidogma werde, so versichert das Blatt, in der ganzen Welt besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Der„Daily Telegraph“ schreibt, daß im britischen Volk der tiefe Wunsch existiere, allen, auch seinen Feinden, gegenüber fair zu sein. Die Hauptaufgabe des Gerichtshofs sei gewesen, auf dem Gebiet der internatio- nalen Verantwortung Voraussetzungen von bleibendem Wert zu schaffen. Ob es im Hinblick auf die zukünftigen Generationen diesen Zweck erreicht hat, bleibe der Ge- schichte zur Entscheidung überlassen. Alle, die an die grundlegenden menschlichen Werte glauben, müssen diesen Hauptzweck anerkennen. 5 Lord Beaverbrooks„Daily Expreß“ er- klärte:„Die Angeklagten wurden verurteilt, aber nicht in der Hitze eines Haßgefühls oder aus überstürzten Rachegelüsten, son- dern nach langer und peinlicher Bemühung, jedem das volle Maß dessen zuzuteilen, was ihm an Schuld zukommt.“ „Abgesehen von den Fragen, die aus den Verhandlungen erwachsen,“ schreibt der „Daily Graphic“, ist das Schicksal einiger weniger krimineller Abenteurer nur inso- fern von Bedeutung, als das Urteil einen Präzedenzfall für die Zukunft schaffen und ein abschreckendes Beispiel für alle die bilden kann, die sich vom Traum der Welt- herrschaft in Versuchung bringen lassen.“ „Nürnberg wird seinen vollen Zweck verfehlt haben, wenn es nur Deutschland und ein paar Deutsche aburteilt“, bemerkt das liberale Blatt„News Chronicle“„Die Welt muß dafür sorgen, daß es ein Urteil für die ganze Menschheit wird.“ jer Urteil im Spiegel der Weltpresse Sowjetische Betrachtungen In ihrem Leitartikel„Das Urteil gegen die Hitleristen“ hebt die sowjietische Zei- tung„Iswestija“ den hohen juristischen Stand hervor, mit dem der Nürnberger Prozeß gehandhabt und durchgeführt wor- den sei. Vor allen Dingen sei den Ange- klagten bei ihrer Verteidigung große Ge- rechtigkeit widerfahren. Zu den Urteilen erklärt die„Iswestija“, daß sie in den mei- sten Fällen viel zu milde seien, und daß es ein großer Fehler des Gerichts gewesen sei, die Reichsregierung und den General- stab nicht zu verbrecherischen Organisa- tionen zu erklären. Die Freisprechung von Papens, Schachts und Fritzsches sowie das Urteil auf lebenslängliche Haft gegen Heß hätten jedermann überrascht wegen der erstaunlichen Milde gegen vier Hauptver- brecher. Das Nürnberger Gericht und das Nürnberger Urteil hätten keine Parallele in der Geschichte. Nach dem ersten Welt- krieg seien die deutschen Kriegsverbrecher, an ihrer Spitze Kaiser Wilhelm II., un- bestraft geblieben; dadurch seien die Fa- schisten ermutigt worden, die Völker ein zweitesmal in einen Weltkrieg zu stürzen. Göring und Ribbentrop hätten immer die Hoffnung aufrechterhalten, daß sie, wenn es einmal ganz schlimm komme, immer noch einen Ausweg finden könnten. An eine Bestrafung durch einen internationa- len Gerichtshof hätten sie nie gedacht. Aber heute zeige die Welt ein anderes Bild als vor 25 Jahren, und die Hauptkriegstreiber müßten für ihre an der Menschheit began- genen Verbrechen büßen. Die„Prawda“ unterstreicht ebenfalls die außergewöhnliche Milde der Urteile gegen mehrere Angeklagte und bringt ihr Er- staunen über die Freisprüche bei den An- geklagten Schacht, von Papen und Fritzsche zum Ausdruck. Echo in der Tschechoslowakei Die tschechoslowakische Presse unter- streicht die historische Bedeutung des Ur- teils gegen die Hauptkriegsverbrecher im Nürnberger Prozeß. Die meisten Zeitungen nehmen jedoch scharf gegen die Urteile Stellung, die eine andere als die Todes- strafe für die Angeklagten vorsehen. Be- sonders wird das Urteil gegen Neurath an- gegriffen, an dessen Schicksal das tsche- choslowakische Volk aus guten Gründen besonders interessiert ist. Tiefe Enttäu- schung kommt über die Freisprüche von Fritzsche, Schacht und von Papen zum Ausdruck. Die komunistischen Blätter der Tsche- choslowakei erklären, daß die Nürnberger Urteile allen Friedensstörern eine tödlich ernste Warnung erteilt hätten. Diese Blät- ter greifen die Freisprüche besonders scharf an. Sie betonen, daß Schacht einer der prominentesten internationalen Kapita- listen sei, der Hitlers Kriegsrüstungen er- möglicht habe, daß von Papen Hitler erst zur Macht verholfen hätte, und daß Fritzsche bei der Verführung des deutschen Volkes durch Goebbels dessen rechte Hand gewesen sei. Das Blatt„Svobodne Sloyd“ erklärt, daß die zwölf Galgen, die in Nürnberg errich- tet werden, eine Warnung für alle kriegs- lustigen Politiker, Generale und Demago- gen seien, in Zukunft den Frieden der Welt anzutasten. Amerikanische und französische Kommentare Amerikanische Presse Die„New Tork Times“ schreibt in ihrem Leitartikel„Nürnberger Urteile“, daß die Rechtsprechung auf zwei Ueberlegungen basiert habe. Einmal sei das Tribunal er- mächtigt gewesen, nur internationale Ver- brechen in Verbindung mit dem Angriffs- krieg zu verurteilen, nicht aber innerpoliti- sche Verbrechen, seien sie auch noch so groß. Letztere seien nicht mit einem Angriffskrieg in Verbindung zu bringen. Der internatio- nale Gerichtshof habe das erfüllt, was man von ihm erwartet habe:„Gerechtigkeit und nicht Rache.“ Er hat das Verbrechen bestraft und sich nicht in eine„Ausrottungskam- pagne“ hineinziehen lassen. Dadurch hat er sich dem Mißbrauch seines Urteils durch einen zukünftigen Sieger geschützt, der ver- suchen könnte, die Besiegten allein ihrer Gegnerschaft wegen auszurotten. Die„New Vork Times“ kommentiert die Ereignisse in Nürnberg u. a. folgendermaßen: „Das Internationale Militärgericht übte aus, was wir von ihm erwarteten— eine streng gesetzmäßige Justiz. Gerechtigkeit ist keine Rache. Es strafte das Verbrechen und lehnte jede Absicht der Vernichtung ab. „New Tork Herald Tribune“ schreibt:„Es Wäre ebenso töricht, wie falsch, wollte man behaupten, dieser Prozeß habe einen Präze- denzfall geschaffen, der künftig jedem Sie- ger das Recht gibt, den unterlegenen Geg- ner zu bestrafen.“ Mach dem Urteilsspruch Nürnberg, 2. Okt.(dana-Sonderbericht- erstatterin Susanne Szapski) Die verurteil- ten früheren Naziführer zeigten auch heute Während der Sprechzeit mit ihren Anwäl⸗ ten keine auffallende Erregung. Die meisten von ihnen, die heute zum erstenmal mit Handfesseln in das Sprechzimmer geführt wurden, schienen keine besonders unruhige Nacht verbracht zu haben und verhandelten ohne starke Anteilnahme mit den Vertei- digern über die Abfassung von Gnaden- gesuchen an den Alliierten Kontrollrat. Speer, der seine Verurteilung zu 20 Jahren Gefängnis für völlig gerechtfertigt erklärte, bat seinen Anwalt Dr. Flächsner in einem langen Gespräch, kein Gnadengesuch für ihn einzureichen.„Ein solcher Prozeß hätte schon im Jahre 1919 geführt werden müs- sen“, sagte er,„dann hätte mancher der Ministerialbeamten in diesem Krieg nicht so unverantwortlich gehandelt“. Obwohl er selber geglaubt habe, nur seine Pflicht zu tun, setzte Speer hinzu, sei es doch„gut und gerecht“, daß das Gericht in der Frage der Zwangsverschleppung ausländischer Arbeiter se streng geurteilt habe, denn sein (Speers) eigenes Schicksal sei unwesentlich gegenüber der gewaltigen Bedeutung, die die Verurteilung der Zwangsarbeit für die Zukunft Deutschlands und der Welt habe. Kaltenbrunner stritt dagegen in seiner zweistündigen erregten Ausein andersetzung mit seinem Anwalt Dr. Kurt Kaufmann die Berechtigung des gegen ihn gefällten To- desurteils ab. Er bezeichnete, wie schon in seiner Aussage, fast alle gegen ihn vorlie- genden Beweisstücke als erlogen und er- klärte:„Bei allem, was mir heilig ist: Ich War nie in Mauthausen.“ Die ebenfalls zum Tode verurteilten Keitel, Frick und Ribbentrop erklärten, keinen Wert auf ein Gnadengesuch zu le- gen. Ihre Anwälte halten es jedoch für ihre Pflicht, ein solches einzureichen, wäh- rend Dr. Sauter, der Verteidiger von Funk und Schirach, von einem Gnadengesuch auf Wunsch seiner Klienten vorläufig absehen und lediglich die Inrichtigkeit“ einiger Punkte der Urteilsbegründung in einer Ein- 1 an den Kontrollrat„richtigstellen“ W. „Los Angeles Times“:„Das Verfahren des Nürnberger Gerichtes Hat eine neue Aera ge- schaffen. Alle, die eine Aggression planen, Wissen jetzt, daß die Welt sie für ihre Taten von Anfang ihrer Verschwörung an zur Ver- antwortung zieht. Die Möglichkeit einer künftigen Abrechnung muß immer ihr Ver- halten mitbestimmen,“ Französische Pressestimmen Die Urteile„Nicht schuldig“ wurden von den Pariser Zeitungen am Mittwoch allge- mein kritisiert. Die Zeitung„Combat“ er- klärt, daß diese Urteile die öffentliche Mei- nung in Erstaunen setzten, und daß die Deutschen sich sehr wohl der Sünden der Gesellschaftsschicht, der von Papen und Schacht angehörte, bewußt seien. „Ohne Schacht als finanziellen Berater“, hieß es im„Frane-Tireur“, hätte die Nazi- Partei nicht an die Macht gelangen können. Er sei möglicherweise an den Verbrechen der Partei nicht mitschuldig, wohl aber sei er schuldig des Beistandes, indem er sie zur Vorherrschaft kommen und so ihre Verbre- chen möglich werden lieg.“ Bei der Erörterung des Urteils als sol- ches kommt der„Figaro“ zu dem Schluß, daß„die siegreichen Mächte sich auf eine Stufe mit ihren Feinden gestellt haben wür- den, hätten sie ihre Gegner ohne jedes Ge- richtsverfahren hingerichtet. Rache ist nicht Gerechtigkeit. Sie bestraft ein Verbrechen mit einem gleichen Verbrechen.“ Polnische Stimmen Bisher war kein amtlicher Kommentar zu dem Nürnberger Urteil zu verzeichnen, doch wurde es von einer dem Außenmini. sterium nahestehenden Seite„erschütternd gefunden, weil eine Anzahl Angeklagter der Todesstrafe entgangen ist. Den ersten Pressekommentar bringt„Ex- preß Wieczorny“. Das Blatt schreibt:„Die Ergebnisse haben das eine gezeigt: der Hit⸗ lerismus wurde als ein Verbrechen gegen die Menschheit verdammt.“ Italienische Presse Die Zeitung„Il Messagero“ schreibt, daß die Nürnberger Urteilssprüche nicht ohne Nutzen sein werden, wenn die leitenden Staatsmänner daraus lernen, Entscheidun- gen sorgfältig zu erwägen. Das Blatt warnt, daß in einem Krieg die Gesetze der Huma- nität und Zivilisation befolgt werden müs- sen. Spanien Die katholische Morgenzeitung La“ nennt den Prozeß ein neues Verfahren, das den Begriff der Unantastbarkeit der Staats- oberkäupter abschafft. Donne „Mit einmal. dringen, ganz bes and die nach de bekannt Gruß:„ Imigkei wöslich ausge deutsche aum fi geit des gemeine ch eine dabei de Mit Pa deutsche Angeleg Cipfel abnehm meint, ber Me buch he Einhalt greift? Keine nische trittskar Oktober nach L. kechtige Die tortiger gehoben ten von tür sich Amer Me sel wrd Er eine am beyölke thek vy schriktei Veberse halten zum Te gtellt w. Festa heimer am 6. tung, b Wolkhar Spitzen! werden leben. Muni demark zollten, Mannhe numme! damit 8. Hüol Mannhe und Er. mub be den, de wird. Grap gende dünnt komme nuß vor Is ist den Inh umzuscl ird. L 160 RN Die ummlu im Buc Sein tenwalt ES bel den Un 653 nung Lod du von Sc. Unfall gegen Zei- schen berger Wor- Ange- Ge- teilen mei- daß Vesen leral- misa- g von e das Heß der otver· d das Allele Welt- scher, un- 2 Fa- rein ürzen. r die wenn mmer An tiona- Aber Id als reiber egan-· Is die gegen r Er- 1 An- tzsche ei unter- S Ur- r im ungen Irteile Fodes- . Be- H an- tsche- ünden nttäu⸗ von zum Tsche- berger ödlich Blät⸗ onders einer apita- n er- r erst daß tachen Hand t, daß rich- criegs- mago- r Welt en des a ge- lanen, Taten r Ver- einer r Ver- n von Allge⸗ it“ ex- e Mei- iB die en der 1 und rater“, N Nazi- önnen. rechen der sei sie Zur ſerbre- Is Sol- schluß, eine 1 Wür⸗ es Ge- t nicht Seite 7 Der Parteigruß „Mit deutschem Gruß“, 80 schrieb mei! emal. Man wollte damit zum Ausdrutk bringen, daß ein deutscher Gruß etwas enz besonders Gutes sei. Meiers Würstchan and die besten. Wenn Müller dieseben nach demselben Rezept macht, so sind es bekanntlich nicht dieselben. Der deutscd ie cruß:„Kein andrer Gruß gleicht dem zn migkeit“. Dabei hat der Empfänger Mo- wöslich noch nie einen anderen als einten ausgesprochen oder unausgesprochen Kutschen Gruß bekommen. Man sollte es aum für möglich halten— die Unbeding t- gemeingut geworden. Dieser Tage härte ch einen, der sich sicherlich nichts Bälses dabei dachte, als er„Parteigrüße“ diktierte. Ait Parteigruß— Dein Gustav.“ War dei eutsche Gruß schon eine sehr exklusive Angelegenheit, so ist der Parteigruß der Giptel der Abstraktion im brieflichen Hut- abnehmen. Da bist Du garnicht mehr ge- meint, sondern nur noch Dein Parteilbzich. ber Mensch gilt soviel, als er ein Pamtei- buch hat. Wollen wir diesem Unfug nicht inhalt gebieten, ehe er weiter um sich greitt? 0 Kleine Umschau 5 Keine freie Brückenpassage. Die ameifika- nische Militärregierung teilt mit, daß die“ Ein- trittsxarten zum Pferderennen in Haßlocli(6. Oktober 1946) nicht zum Brückenübengang nach Ludwigshafen ohne Passierschein, be- kechtigen. Die Buchecker- Verordnung wurde mit so- bortiger Wirkung für Württemberg-Baden auf- gehoben. Alle Sammler von Bucheckern dür- len von jetzt ab den Ertrag ihrer Bucheickern tür sich selbst verbrauchen. Amerikanische Bibliothek in Marmtheim. e sehon in anderen Städten der Zone wird Ende Oktober nun auch in Mauaheim elne amerikanische Bibliothek für die, Zivil- bepölkerung eröffnet werden. In der Riblio- ek werden amerikanische Zeitungen, Zeit- schritten und Bücher sowie einige deutsche Uebersetzungen amerikanischer Werke ent- balten sein, die zum Teil in den Lesen äumen, zum Teil auch leihweise zur Verfüging ge- itellt werden. 5 Festakt des TSV 1846 im Capitol. Der Mann- neimer Turn- u. Sportverein 1846 veimanstaltet am 6. Oktober(10.30 Uhr) eine Festvwranstal- tung, bei der Landgerichtsdirektor f. R. Dr. Woltnard sprechen wird. Turner deutscher Spitzenklasse, festlicher Gesang umd Musik werden dem Fest einen würdigen. Rahmen leben. Munition und Blindgänger, die noch in der gemarkung Mannheim aufgefundem werden bollten, müssen sofort beim Polizedpräsidium Mannheim, Abtlg. SK, Zimmer 107(Sammel- nummer 480 31 Apparat 81 31) gemeldtat werden, damit sie unschädlich gemacht werden können. Mannheim und Umgebung 1945 in Künzelsau und Ernsbach(Wttbg.) liegen geblieben War, mb beim Städt. Wohlfahrtsamt abgeholt wer- den, da sonst darüber ander weiiig verfügt wird. Grape-fruit-Saft. Der zur Verteilung gelan- gende Grape-fruit-Saft ist ungesüi t, unver- dünnt und sehr vitaminreich. Die Vitamine kommen am besten zur Auswirkung beim Ge- nuß von kleinen Mengen nach den Mahlzeiten. Is ist zweckmäßig, nach Oeffnung der Dose den Inhalt in ein Glas oder ein POzellangefäß umzuschütten, da der Saft sonfst säuerlich wird. Der Verkaufspreis für eine Dose beträgt 500 RM. Die Gewinnliste der Lotterie zur Lumpen- ummlung 1946 ist erschienen uni für 20 Pfg. im Buch- und Zeitschriftenhandel zu haben. Seinen 83. Geburtstag begeht Ludwig Lich- ſenwalter, Neckarau, Maxstraße G. Die Polizei bericiitet Es ereigneten sich vier Vel kehrsunfälle, bel denen eine Person verlemmt wurde. Un 65 jähriger Mann wurde ini seiner Woh- nung tot aufgefunden. Vermutlich trat der od durch Einnahme einer griißgeren Menge von Schlaftabletten ein. Ob Selbstmord oder Unfall vorliegt, konnte niclit festgestellt geit des Grußes ist immer noch nicht all- Hüchtlingsgut, das von Flüchtlingen aus werden.— Durch Erhängen hat sich in der Nähe des israelitischen Friedhofes ein 69 jähriger Mann das Leben genommen. Wegen Schwarzhandels, Diebstahls, Un- zucht, Urkundenfälschung, Körperver- letzung u. a. Delikte wurden 14 Personen in das Gefängnis eingeliefert.— Ein durch Selbstentzündung entstandener Brand wur- de durch die Berufsfeuerwehr gelöscht. Vom amerikanischen Militärgericht wurden fünf Jugendliche wegen verschiedener Ver- gehen abgeurteilt. Elf weibliche Per- sonen wurden festgenommen und der Ge- sundheitsbehörde zugeführt. Die Freie Akademie teilt mit: Da die Stadtverwaltung der Freien Aka- demie weitere Räume zur Verfügung gestellt hat, können noch Schüler aufgenommen werden. Eine Vorklasse, zu der eine Auf- nahmeprüfung abgelegt werden muß, nimmt die Anfänger auf, zunächst mit 4 Wochen Probezeit. Für Immatrikulierte werden im Wintersemester 1946/47 Kurse abgehalten in Holz- und Steinbildhauerei, Töpferei, fig. Keramik. Ferner: im freien und angewand- ten Malen und Zeichnen, Porträts, Land- schaftsmalerei, Gebrauchsgraphik, Mode- zeichnen, Bühnenbild und Kostümentwurf. Zu den Abendkursen für Vorgeschrittene muß ebenfalls eine Aufnahmeprüfung abge- legt werden. rd. Gemüse auf Marken? Als Neuheiten brachte der erste Oktobertag neben den neuen Mairettichen neue Kresse das Viertelpfund zu 20 Pf. und— Weißrüben auf Marken! Es wäre sehr unerfreulich, wenn das Gemüse jetzt schon so kapp erfaßt würde, daß man es auf Marken verteilen müßte. Die Preise: Weißrüben 8 Pf. je Pfd., Spinat 17 Pf., Mairettiche 28 Pf., Tomaten 30 Pf., Mangold 13 Pf., blaue Kohlrabi 23 Pf., Endiviensalat 14—20 Pf. je Stück. rd. Keine wesentliche Aenderung Vorhersage gültig bis Freitagabend Weiterhin verbreitete Frühnebel, besonders in den Niederungen, auch tagsüber vielfach dunstig und wolkig, mit Aufheiterung und meist trocken. Bei wechselnden Winden noch keine wesentliche Aenderung. Jedes Für den Ausbau der Volksschule Wir sind ein an materiellen Gütern ar- mes Volk geworden. Uns kann nur eines wieder emporführen: die großzügige He- bung des uns nicht entreißbaren wertvoll- sten nationalen Schatzes, des in unserer Jugend der Weckung harrenden Keim- und Erbgutes unserer Nation durch das umfas- sendste Mittel, die rationelle Gestaltung des öffentlichen Unterrichts- und Erziehungs- wesens, in der ausgesprochenen Absicht und mit dem festen Willen, so weit als möglich jedes Kind in die rechte Schule und jeden Erwachsenen auf den reéchten Platz im Le- ben kommen zu lassen. Diese Worte schrieb Stadtschulrat Dr. Sickinger nach dem Zu- sammenbruch des ersten Weltkrieges. Weit mehr, als vor einem Menschenalter naben sie heute Geltung und Berechtigung, denn die Katastrophe, in die uns der National- Sozialismus und der zweite Weltkrieg ge- führt haben, übersteigt in ihrem Ausmaße das nationale Unglück von 1918 in einem überhaupt nicht abzuschätzenden Maße. Wir können beobachten, daß man gerade in nationalen Notzeiten Unterrichts- und Erziehungsfragen besonderes Interesse ent- gegenbringt. Auch heute wieder sind diese Fragen stark in den Vordergrund gerückt, denn man ist sich bewußt, daß die letzten Ursachen unseres Zusammenbruches geisti- ger Art sind und daß daher nur eine innere Wandlung, eine Umerziehung unseres Vol kes uns von unserer inneren und damit auf weite Sicht auch von unserer äußeren Not befreien kann. Wir wissen heute noch nicht, wie die Gestalt der zukünftigen deutschen Schule sein wird. Was aber die neuen Schulgesetze auch bringen mögen, eines steht fest, sie werden eine Schule schaffen, die dér Ver- einheitlichung und dem inneren Zusam- menschluß des ganzen Volkes dienstbar ist und jede klassenmäßige Scheidung aus- schließt. Sie werden auch eine Schule Es fehlt an Pflegestellen Mädchen hoch im Kurs— Buben„wenig gefragt“ Eigentlich kein Wunder, daß es in Mann- heim an Pflegestellen für Säuglinge sehr mangelt. Denn wie soll man ein kleines Kind gesund und hygienisch unterbringen, Wenn es 80 katastrophal an Wohnraum fehlt? Und wo es hinlegen, wenn man kein Bettchen hat, wie es kleiden ohne Kinder- wäsche? Dennoch gäbe es hier vielleicht noch manche mütterliche Frau, die solch kleines Wesen aufnehmen und gut auf- ziehen könnte. Und wenn es ihr dabei ans Herz wächst, besteht doch die Möglichkeit es zu adoptieren. Denn auf Pflegeeltern treffen ja schon viele, wenn auch manch- mal noch nicht alle Voraussetzungen zu, die auch an Adoptiveltern gestellt werden müs- sen. Bei all diesen Bestimmungen hat man nur den Schutz des hilflosen kleinen Meuschleins im Auge. Beide Pflegeeltern müssen darum gesund sein, in Wirtschaft- lich gesicherten Verhältnissen leben und einen einwandfreien Leumund besitzen. Seltsamerweise sind kleine Mädchen als Pflegekinder beliebter als Buben. Vielleicht, weil den Mädchen der Ruf vorausgeht, sie seien leichter aufzuziehen? Oder verspre- chen sich die Pflegemütter schon nach einigen Jahren eine kleine Hilfe im Haus- halt? Oder hält man die Jungen für „böser“? U. E. geben die heutigen Mädel den Jungen an Wildheit und Keckheit nichts nach. Und wir wollen hier für die kleinen Buben eine Lanze brechen, zumal sie bei Adoptionen noch viel weniger begehrt sind. U. E. zu unrecht. 8 Adoptionsstellen gibt es eigentlich ge- nügend, sogar weit mehr als Kinder, die adoptiert werden können. Nur Buben sind wie gesagt„wenig gefragt. Im übrigen können Adoptionen nur über das Städtische Wohlfahrtsamt, Abt. Stadtjugend- amt, stattfinden, das aber hinwiederum den Adoptiveltern seinen Schutz schenkt. Weder Pflegestellen noch Adoptionseltern finden sich für Kinder, deren Väter zwar Weiße, jedoch nicht Deutsche sirid. 8 Man mag sich zu den leichtfertigen Müttern stellen, wie man will: die armen Kinder, die an ihrem Dasein gewiß unschuldig sind, verdienen unser Mitgefühl. Und es Sollen durchgängig gesunde und hübsche Kinder sein. 5 Und wie steht es um die Mannheimer Kriegswaisen? Erfreulicherweise gab es wenige, und die es gab, wurden von Ver- wandten oder Freunden der Familie auf- genommen, zumal die Eltern z. T. fürsorg- lich darüber Bestimmungen getroffen hat- ten. Sicher denken heute wieder manche daran, daß es eine gute Fat bedeutet, ein heimatloses Find aufzunehmen. rd. Kind in die rechte Schule — oberschule nur für begabte Kinder. Von Stadtschulrat K. Stengel schaffen, die der Kräftevergeudung, wie wir sie bisher immer noch im Schulwesen hat- ten, ein Ende bereitet. 5 Dies wird einmal erreicht durch eine ge- wisse Vereinheitlichung unseres gesamten Schulwesens. Es soll damit nicht einer Uni- formierung des deutschen Bildungswesens das Wort geredet werden; aber heute bei unserer Aufteilung in Länder und Zonen empfinden wir mehr denn je die Notwen- digkeit, wieder zu einer wirtschaftlichen und politischen Einheit zu gelangen, ind diese Einheit müssen wir auch im Schul- wesen erstreben. Es ist nicht unbedingt notwendig, daß ein Schüler, der von Ham- burg nach München, von Thüringen nach dem Rheinland kommt, dort eine völlig andersgeartete Schulorganisation vorfindet und dadurch in seinem schulischen Weiter- kommen unendlich gehemmt wird. Gerade weil wir heute ein armes Volk sind, muß die Schule allen Kingern die Möglichkeit geben, die ihnen innewohnenden Kräfte zur Entfaltung zu bringen. Die Not wird es mit Ssicl. bringen, daß unsere Lehrer noch lange Zeit stark, manchmal sogar überbesetzte Klassen haben. Eine intensive Beschäfti- gung mit dem Einzelschüler und ein Ein- gehen auf seine Individualität wird daher nicht immer in dem gewünschten und er- forderlichen Maße möglich sein. Gezwun- genermaßen wird der Lehrer seinen Unter- richt mehr oder weniger auf den Normal- schüler einstellen. Stark unterbegabte Kin- der oder solche mit körperlichen Mängeln wie Schwerhörigkeit und Sprachgebrechen behaftete Schüler gehen bei einem solchen Unterricht leer aus. Es ist daher unbedingt erforderlich, diese aus dem Klassenver- band auszuscheiden und in Sonderklassen zlzsammenzufassen, wo bei einer indivi- duellen Behandlung auch ihre Anlagen ge- fördert werden können und es möglich ist, auch sie zu brauchbaren Mitgliedern der Gemeinschaft heranzubilden. Eine besondere Förderung brauchen aber auch unsere über den Durchschnitt be- gabten Kinder. Wir werden jede Kraft und jedes Können brauchen, um uns wieder aus der Tiefe, in die wir gesunken sind, emporzuarbeiten. Daher muß auch jede An- lage eines Kindes sorglich gepflegt und ge- fördert werden. Es ist notwendig, für solche besonders begabte Schüler überall da, wo es möglich ist, Sonderklassen mit einem erweiterten Lehrplan und Fremdsprachen zu schaffen. Besondere Sprachklassen in Mannheim z. B. kamen diesem Bedürfnis nach., Sie gilt es wieder aufzubauen und auszubauen. Wir erleben heute eine maß- jose Ueberschätzung der höheren Schulbil- dung. Während die Entwicklung dahingeht, daß sich die Zahl der Berufe mit akademi- scher Vorbildung stark verringern wird, ist Für gewerkschaftliche Einheit Delegierten- Versammlung des ADGB In einer von den Delegierten der Indu- strieverbände außerordentlich stark besuch- ten Versammlung des ADGB Mannheim Wurde nach einem vom Vorsitzenden Schreck gegebenen Bericht vom Verlauf der ersten Tagung des Württembergisch-Badi- schen Gewerkschaftsbundes in Kornwest- heim von den Delegierten in reger und oft temperamentvoller Weise Stellung genom- men zu den im Verlauf des Bundestages be- handelten Fragen. Im Vordergrund der Aus- sprache stand die Frage der Gewerkschafts- einheit, die durchweg bejaht wurde. In hef- tiger Weise wandten sich die Diskussions- redner dagegen, daß entgegen den Beschlüs- sen des Bundesrats von Angestelltenvertre- tern versucht wurde, die Einheit der Indu- srieverbände in Baden zu durchbrechen. Ein Betrieb— ein Verband, eine Industrie eine Gewerkschaft! Das war die einhellige Losung, zu der sich die Delegierten bekann- ten und die übereinstimmend dem Wunsche Ausdruck gaben, daß Fehler der Vergangen- heit sich nicht wiederholen, die gewerk⸗ schaftliche Einheit der Arbeiter, Angestell- ten und Beamten, zu der diese sich unge- achtet ihrer politischen oder religiösen An- schauungen zusammengefunden haben, nie wieder zerrissen werden dürfe, Eine aus der Versammlung vorgelegte Entschließung fand einstimmige Annahme: 1. Die Delegierten versammlung des ADGB Mannheim bekennt sich zur Industrieorgani- sation und bedauert, daß der Bundestag keine klare Entscheidung in der Organisa- tionsfrage herbeiführen konnte. 2. Die Delegierten versammlung fügt sich dem Beschluß des Bundesrats. Sie nimmt für sich den Status quo in Anspruch und baut die Industrieverbände als die einzige richtige Organisationsform, in der Beamte, Angestellte und Arbeiter organisiert sind, Weiter aus. 3. Die Delegiertenversammlung erachtet die Schaffung einer besonderen Beamtenge- Werkschaft für einen Fehler und fordert deshalb, daß die Organisierung der Beamten Aufgabe des Gesamtverbandes bleibt. 4. Die Delegierten versammlung bedauert die einseitige Stellungnahme, die der Bun- des vorstand in der Organisationsfrage ein- nimmt, die grundsätzlich von der in den andern Ländern abweicht und die lediglich ihre Begründung auf personellem Gebiet finden kann. 5 der Zugang zu den Oberschulen stetig im Wachsen. Ist es nicht widersinnig, Wenn eine höhere Schule, die in normalen und wirtschaftlich guten Zeiten zwei Sexten hatte, heute fünf errichtet? Es steht doch fest, daß kaum ein Drittel dieser Sextaner dis Prima erreicht, und auch dieses Drittel nach dem Studium Mühe hat. einen seiner Vorbildung entsprechenden Beruf zu Hin- den. Schüler, die mit vierzehn oder sech- zehn Jahren die Oberschule verlassen, sind schulisch einen Irrweg gegangen. Hier Ab- hilfe zu schaffen, ist ein dringendes Gebot der Stunde. Erster Grundsatz muß sein, dag nur die Bestbegabten den Zugang zur Oberschule erhalten, wobei durch öffent- liche Mittel dafür zu sorgen ist, daß auch das Kind des Minderbemfttelten diese Schule durchlaufen kann. Durch eine Her- aufsetzung des Grundschulalters und den dadurch bedingten späteren Uebertritt in die Oberschule wird eine bessere Beurtei- lung der Fähigkeiten und Eignung des Schülers möglich sein. Auch über Neigun- gen und Berufswünsche wird in späterem Alter bereits mehr Klarheit herrschen. Die Volksschule ist dann so auszubauen, daß sie jedem Schüler das an Kenntnissen und Fertigkeiten mitgibt, was er im pä⸗ teren Leben und Beruf braucht. Auch der- jenige, der später die mittlere Beamten- laufbahn einschlagen oder sonst einen ge- hobenen Beruf ergreifen will. muß in ihr seine Ausbildungsmöglichkeit finden. Bauen wir auf unsere Sprachklassen ein neuntes und zehntes Schuljahr mit einem zweck- entsprechenden Lehrplan, der eine ab- geschlossene Ausbildung ermöglicht, dann werden alle diejenigen, die bisher schon mit der Absicht in die Oberschule eintra- ten, diese vorzeitig zu verlassen, hier den besseren Bildungsweg finden und die ge- eignetere Vorbildung für ihr späteres Be- rufsleben erhalten. Schaffen wir daher bei der Neugestaltung unseres Schulwesens die Möglichkeit, daß jedes Kind in die rechte Schule kommt. Aus Nah und Fern Seckenheim. Erfreulicher Weise werden nach einer Verhandlung mit dem Leiter der land wirtschaftlichen Abteilung der Stadt Mannheim die Pachtverträge für die Wörtel⸗ wiesen oberhalb der Brücke der Autobahn nicht gekündigt, weil die Kündigung für die in Betracht kommenden kleinen Landwirte und Arbeiter eine Härte bedeutet hätte. Da auch das Gelände der früheren Wasenstücke für städtische Zwecke nicht benützt wird, ist zu wünschen, daß sich nun die erregten Gemüter wieder beruhigen. Gg. V. Frankfurt. Captain Kathleen Nash Durant wurde am Montag vom hiesigen Militärge- richt für schuldig befunden, die hessischen Kronjuwelen im Werte von 15 Millionen Mark aus Schloß Kronberg im Taunus ge- stohlen zu haben. Sie wurde zu fünf Jahren Zwangsarbeit und zu unehrenhafter Entlas- sung aus der amerikanischen Armee ver- urteilt. Ihr Mann, Oberst Jack Durant, und zwei andere Offiziere werden gleichfalls vor Gericht gestellt werden. Frankfurt a. M. Nach einem Mitteilung des Leiters des Frankfurter Bauamtes, Stadtrat Miersch, werden mit Hilfe des Bürgereinsatzes pro Tag 2000 Tonnen Trümmerschutt in die gleiche Menge Bau- elemente für den Wiederaufbau umgewan⸗ delt. Das bedeutet, daß pro Jahr etwa 600 000 Tonnen Baustoffe auf diesem Wege gewonnen werden. Unter Zugrundele mme dieser Zahl rechnet man in Frankfurt mit einer Zeit von 15 Jahren bis zur völligen Enttrümmerung der Stadt unter gleichzei- tiger Verwertung des Schuttes. 5 Radio Stuttgart sendet Donnerstag, 3. Oktober: 11.00—11.30 Uhr: Kleines Konzert: Sibelius, Orchester des Deutschen Opern- hauses und Rundfunkorchesters. 19.00 19.30 Uhr: Studio- Konzert: Unter der Leitung von Rolf Unkel, 21.00—22.00 Uhr: Town-Meeting. Freitag, 4. Oktober: 15.00—15.15 Uhr: Neue Bü- eher. 17.15—17.45 Uhr: Schöne Stimmen: Walter Ludwig singt Lieder und Arien. 18.30—18.43 Uhr: Musikalischer Bilderbogen. 19.15—19.30 Uhr: Hier N der 1 19.30—20.00 Uhr: Parteien liskutieren. 9022.00 Uhr: Zum. 22.30—23.00 Uhr: Abendkonzert. e f 8 Beate Maria! Unsere Buben Ouhmar und Jürgen haben ein Schwesterchen bekommen! Dies zeigen in dankb, Freude an Karl Laulth u. Frau Elisa- deths, z. Z. Privat-Klinik Du., von Apeldorn. Heldelberg, Röderweg 5. 073408 re Verlobung geben bekannt: Margarete Müller Pte. James Richard. M.-Waldhpf(Hichenwes 9, New Vork, N. V., 2. Oktober 1846. 07362 ES S TARBEN:. Albert Paetzold, Kaufmann, mein treuer und herzensguter Lebenskamer si wurde mir am 29. Sept. 1946 nach kurzem Eheglück wieder genommen. Er ist nach kurz. Krankheit sanft entschlafen. Heidelberg(ergheimerstr. 640, 20, 9. 1946. In stiller Trauer: Renne Paetzold geb. Siebenhaar. Professor Lucie Lissl, eheinal. Mitslied des Mannheimer Nationalthetitlens, ist am 1. Sep- tember in Bad-Gastein irn Alter von 76 Jah- ren sangt entschlafen. Im Namen ihrer alten Freunde: Frau Nanda Vögele, Frau Anne Jenssen, Frau Emma Krogidr. Die Beisetzung hat am 3. S tember auf dem dortigen Fried- nok stattg Hunden. a Carl Schweitzer aus Franigenthal, mein lieber Mann, mein guter Vater unser lieber Bru, der, Schwiegersohn, Schwager und Onkel ist heute nach langem, Schwerem, mit größ- ter Geduld ertragenem weiden von uns ge- gangen, Im Namen der trauernden Hinter. blienenen: Tesy Schweitzer geb. Paul und Sehn Hans. Mannheim, F 7, 3, 1. 10. das. Beerdigung: Freitag, 4. 10. 46, jüd. Friedhof. Ludwig Georg Hildenbrag d, geb. 7. gl. 25. unser lieb. Sohn, Bruder, Sechwager, Onkel und Enkel ließ am 3. Sept, 1944 im Kampf um Lille Nordfrankreich) sein junges Leben. im Namen der trauern den Hinterbliebenen: Ludwig Hildenbrand, Mannheim Waldhos. Roggenstraße 30. 07490 Karl Hofmann, Hauptlelirer, mein lieb. Mann. unser gut. Vater u., Schwiegervater. ver- starb an den Folgen einer Operation im Alter von 63 Jahren. Merchingen, den Im Namen der trauernd September 1948. Fug Mathilde Hofmann Hinterbliebenen: Feb. Stech. Hllda peike geb. Fuchs, meine ib. gut. Frau U. treusorg. Mutter, dt nach kurz,, schwerem Leiden im Alter vent nahezu 54 Jahr. Leb storben. In tiefer Frrſuer: Ernst Deike. Fri- zeurmeister, O J, 2, m Margot Pfisterer gab. Deike Die Beerdigimg findet am Samstat bar 1948, 9.45 Uhr, von der Leichenhalle uptkriedhof) auß Statt. „ DAN RSAGUN GEN: ür die aufricht. Anteilnahme an dem un- Lergetziteir Verlust, der uns durch den Tod meiner geliebt. Frau, unser. Mutti, Tochter, Schwiegertochter, Schwester u. Schwägerin betroffen hat, danken wir auf diesem Wege herzlich. Schriesbeim, 28 September 1946. Familie schlatter-Heiß. 5 5 07282 Für die vielen Beweise aufrichtiger Teinahme an dem uns betroffenen schweren Verluste meines lb. Mannes, unseres gt, Sohnes sagen vrir allen auf diesem Wege uns. herzlichst. Dank. Höfen-Päse u. Githorn, Mannheim, UU 4, 20(z. Z. Dossenheim. Heidelberger Str. 9), den 26. 9. 1946. Frau Kenne Ruhbach geb. Wie- denroth, Adolf Ruhbach u. Erau geb. Savald. Für die überaus zahlreichen Beweise herzlich. Anteilnahme bei d. schweren Verluste mei- nes lieben, unvergeßlichen Gatten, unseres treusorg. herzensgut. Papas, Sohnes, Schwie- gersohnes, Bruders, Schwagers, Onkels. Nef- zen u. Vetters Hermann Kappes. Uffz. in einem Inf.-Regt., sprechen Wir allen unseren innigsten Dank aus. Frau Gretel Kappes und Kinder, Famil. Georg Kappes u. Geschwister und alle Angehörige. AMTLICHE BEKANNIMASHEN GEN 1 4 ird im ebkudeaufnahme. Ab nächste Woche W . Mannheim mit der Kaurnahme, Jen Gebkude begonnen. Zu diesem Zweek 3 5 sämtliche technischen Kräfte im Zuge 4 5 8 baudienstes eingesetzt, Zum Betreten der—.— zelnen Wohnungen Ellt als Ausweis der 5 berutfungsschein des Städtischen 3 mit dem Vermerk:„Sondereinsatz 8 aufnahme f. das Städtische Hochbauamt.“ 8 8 is Hochbauamt. 8 8 eee Rohzimmerarbeiten 5 abschnitt 1 für den Wiederaufbau des 2 Verwaltungsgebäudes E 5. Nähere Auskunft 2 m Städt. Hochbauamt Baubüro im Techn. 25 Waltungsgebäude E 5„ 0. bedingungen, soweit vorrätig, erhältlich sin und die Zeichnungen offen liegen. Finreichungs- termin: Mittwoch. 16. Oktober 1946. vormittags Baubüro Techn. Verwaltungsgebaude 3 1 Nuschlagsfflst: bis 10. November 975 E ches Hochbauamt. bis Ge indlieten der Lotterte zur Lumpensamm- 1946 liegen in den Zweigstellen und Ab- . des Stadt, Ernährungs- u.. amtes, in den damaligen Annahmestellen un bei den Althändlern zur Einsichtnahme auf. Ge- Winnlose, die bis z. 31. Oktober 1948 nicht beim Städt. Ernährungs- und, Wirtschaftsamt ein- gereicht sind, verlieren hre Gültigkeit; damit verliert auch der Eigentümer des Loses seinen Anspruch auf den Gewinn. 2931 Wörthstraße 483. 07208 1 IXRZTE T ANWALTE 1 TAUSCHGE SUCHE 1 Dr. Georg Kunz, Wirtschaftstreuhänder u. Steuer- berater, Büro jetzt: R I, 12/13, Tel, 439 6g. 2892 Boos, Tierarzt, Ladenburg. Neuer Telefon-An- schluß Nr. 210. 2743 1 UNTERRICHT 1 Tanzschule Knapp, Langerötterstraße 61. Neue Kurse beginnen. Anmeldung täglich von 17 bis 20 Uhr. 05107 Englisch für Anfänger. Bewährte Meth. Kurs- beginn 1 Okt. Anmeld. Di, Freit., 16—17 Uhr. Dr. Futterer. Neuost- heim, Schwindstr. 2a, II Wer ert. gründl. Unter- richt in Französ,? Ang. u. Nr. 97139 an d. G. Wer ertellt Akkordeon- Unterricht? Zuschr. u. Nr. 07100 an die Gsch. Engl. Unt. beg. 4. 10. 46, Abendk. Anf., Fortg. doeh. engl. Dolm, Näh.: Mönchwörthstraße 100, ab 18.00 Uhr. 07190 Ob.-Prim. erteilt engl. Unterr. Anfr. ab 18 U. Adr. u. 0720 in d. G. portugiesisch! Wer ert. Unterricht? Zuschr. u. Nr. P 073% a d Gsch. dieses Blattes. 1 VERLOREN I GEFUNDEN Am 283. 9. 1946, nachm. 1 Gebiß(Unterkief.) zw. etwa 18 Uhr, auf der Feuerwache Wassert. Straßenbahn Linie 3 am 1, 10. verlor, Bel. 2wWisch. Tennisplatz u. wird zugesichert. Adr. Hauptfeuer wache ver- u. Ny. 07573 in der Ge- loren gegangen: Srav. schäftsst, d. Blattes. Nickel Remontoiruhr J. Calderoni, Nilano, KAUF 1 mit Kette, für d. Ver- 8 lierer teures altes Er- Farbspritzpistole sowie Zeichenbrett zu kauf. gesucht. Angeb. unter Nr. 06825 an d. Gesch. Heimkehrer aus russ. Ge- kangensch., bettl. Krk., su. Sleiehricht.-Röhre innerungsstück. Abzu- geben geg. 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Die Städte des Ruhrgebiets, deren Bevöl- kerung in sehr viel schnellerem Tempo wuchs, Alß cde übrigen Groß- und Mittelstädte des Reiches(1376% gegenüber 299 9), gingen schon mit einem erheblichen Wohnungsdeflzit in den zweiten Weltkrieg. Baustoffbeschaffung— die schwierigste Frage Die heikelste Frage des Wohnungsproblems ist nicht etwa der fehlende gute Wille, der Raum selbst oder die Arbeitskräfte, sondern die Produktion des Baumaterials, die Kopf- zerbrechen verursacht. Der Siedlungsverband Ruhrkohlenbezirk hat errechnet, daß sich als Durchschnitt bei einer leicht bis mittelschwer beschädigten Wohnung je Wohnungseinheit ein Kohlenbedarf von 1,72 t ergibt. Weiter stellte der Ruhrsiedlungsverband folgende Zahlen fest: Von 1 200 000 Wohnungen im Ruhrgebiet vor dem Kriege sind 261 000 leicht, 160 000 mit- telschwer und 161 000 schwer beschädigt, 405 000 völlig zerstört. Folglich wären nur 213 000 Wohnungen erhalten geblieben. Leistungen des letzten Jahres Erfreulich ist die Tatsache, daß seit dem Herbst 1945 in jedem Morat etwa 21 000 Woh- nungen des Ruhrgebiets wieder so hergerich- tet worden sind, daß viele obdachsuchende Menschen ein Heim erhielten. Wenn die Re- paratur- und Instandsetzungsarbeiten in dem- selben Tempo wie bisher weitergehen, was man im Hinblick auf die überall herrschende Not hofft, dann würde man, da man für eine Wohnungseinheit 1,72 t Kohle gebraucht, für die 21 000 leicht bis mittelschwer beschädig- ten Wohnungen, um sie wieder brauchbar zu machen, 21 000 X 1.72 t 36 120 t Kohle auf- wenden. Für die gesamte britische Zone wäre entsprechend mehr, etwa das Vierfache er- forderlich. Maßgebende Faktoren eines großzügigen Bauprogramms Allein maßgebend für die Weiterführung des begonnenen Bauprogramms wird die Koh- lenmenge sein, die man der so wichtigen „Schlüssel wirtschaft Baugewerbe“ zur Ver- fügung stellt. Um eine erhöhte Förderung zu erzielen, muß zuerst der Bergmann eine eigene Wohnung besitzen. Ist das der Fall, so kann auch die Baustoffwirtschaft wieder in Gang kommen durch die höhere Produktion. Wahl der Baustoffe Mit Beantwortung der Frage, wovon ist die Baustoffherstellung abhängig, ist nun noch nicht die Frage der Baustoffsortiments beant- wortet, die für den Wiederaufbau ja nicht we- niger wichtig ist. Zwei Rohstoffe sind im Bau- gewerbe äußerst knapp, einmal Eisen, zum anderen Holz. Auch an Ziegelsteinen und Dachziegeln wie an allen Nichteisenmetallen, wie Zink und Blei etwa, muß gespart werden. Mit diesen Schwierigkeiten wird ein neues Wohnungsbaumodell fertig, das an Stelle von Holzbalken die Verwendung von Betonbalken vorsieht, die fabrikmäßig hergestellt werden. Keller und Geschoßdecken bestehen aus Stahl- betonträgern Während man sich bei der In- standsetzung zerstörter Häuser oft mit einem Flachdach begnügte, das durch einen Isolier- belag genügend Schutz gegen Witterungsein- flüsse bot, soll das neuprojektierte Haus èeinen Dachstuhl aus Beton-Fertigbindern besonderer Ausbildung bekommen. Zum erstenmal, so scheint es, ist es hier gelungen, ein Pfannen- dach ohne hölzerne Dachlattung herzustellen. Bestechend wirkt die sparsame Verwendung von Stahl und Holz. Dies mag auch der Grund sein, warum das Ruhr- housing- office erst- malig den Neubau einer Siedlung für Berg- arbeiter unterstützen will. e. m. Kürzung der Wagenzulassungen in Hessen. 30 bis 40% aller Zulassungen für Personen- kraftwagen sollen, laut Mitteilung der Ver- kehrsabfeilung des Hessischen Wirtschafts- ministeriums, zurückgezogen werden. Durch diese Herabsetzung will man eine Verstärkung der für den Brennholzeinschlag notwendigen Gütertransporte ermöglichen.(dana) Eine Edelmetallstelle beim Landes wirtschafts- amt Wiesbaden. Beim Landeswirtschaftsamt Wiesbaden ist eine„Edelmetallstelle für Groß- hessen“ errichtet worden, die bestimmte Edel- metalle freigeben kann. Bewirtschaftet werden sollen die Metalle Titan, Berlyllium, Zirko- nium, Thorium, Uran und Radium.(dana) Moskau wünscht englische Warenlieferung. In London erklärte der Präsident und ge- schäftsführende Direktor der English Electric Mrischaft genen Freitag auf einer Pressekonferenz, die Sowjetunion habe größtes Interesse an einer Wiederaufnahme des Handels mit England. Nelson, der soeben aus Moskau zurückkehrte, Wo er über die Aufnahme eines normalen Han- delsverkehrs Besprechungen führte, wies dar- auf hin, daß die Sowjets am dringendsten Ma- schinen für den industriellen Wiederaufbau be- nötigten. Während seines Besuches seien zwai noch keine Bestellungen aufgegeben worden, jedoch würde man die Diskussion demnächst in Moskau fortsetzen.„Die Russen haben schwer gelitten“, stellte Nelson fest.„Ich bin überzeugt, daß sie kein kriegerischęes Volk sind, sondern sich nach dem Weltkrieden seh- den und mit ihrem Wiederaufbau vorankom- men wollen Auf unsere Verhandlungen hin möchte Rußland Großbritannien die Möglich- keit geben, das russische Volk in seinem Auf- bauwerk und bei der weiteren Industrialisie- rung zu unterstützen.“ Die Russen sind bereit, in englischen Pfunden zu zahlen.(ap). Rußland und die USA-Anleihe. Rußland hat bisher auf eine dreimalige Einladung der ame- rikanischen Regierung keine Antwort erteilt, über die von Moskau seinerzeit angeforderte Anleihe von einer Milliarde Dollar zu verhan- deln. Amerikanische Regierungsbeamte deuten Moskaus Schweigen dahin aus, die russische Regierung habe sich möglicherweise entschie- den, lieber auf die amerikanische Anleihe zu verzichten als Themen zu erörtern, deren Dis- kussion die USA-Regierung als unerläßliche Vorbedingung für die Bewilligung eines Kre- dits gefordert hatte. In allen drei Noten hat nämlich die amerikanische Regierung Rußland ihren Wunsch mitgeteilt, während der Anleihe verhandlungen die allgemeinen Wirtschafts- verhältnisse auf dem Balkan zu besprechen, Worauf die russische Regierung dem Sinne nach erwiderte, sie halte solche Diskussionen kür gegenstandslos.(ap) Aus der Binnenschiffahrt Die Main- Schiffahrt stand im Monat August weiter stark unter dem Einfluß von Repara- tionslieferungen und Verschiffungen der UNRRA für die Tschechoslowakei und andere Südost- Staaten. Auf den Verkehr zu Berg entflel eine Gesamttonnage von 223 415(Juli 170 695) t und auf den Verkehr zu Tal eine solche von 11 467 (8165) t. Entscheidend waren an den Ladungen Brennstoffe beteiligt. Der Umschlag im Dortmunder Hafen stellte sich im Juli auf insgesamt 41 000 t. Der Um- ae schlag erreichte im Jahre 1941 als Rekordjahr einen Monatsdurchschnitt von über 300 000 t. Der Verkehr ist wie in früheren Jahren ziem- lich unausgeglichen. Rund 40 000 t entfallen auf den Eingang und nur knapp 1000 t auf den Ausgang. In früheren Jahren hatte die Erz- Anfuhr wesentlichen Anteil am Umschlag. Kohlenumschlag im Karlsruher Hafen. Der gesamte Kohlenverkehr des Karlsruher Rhein- hafens vom 1. Januar bis 6. September 1946 be- trug rund 285 500 t. Von diesen Mengen ent- fallen auf Braunkohlen rund 183 100 t oder rund 64, auf Kohlen rund 73 400 t oder rund 25% und auf Koks rund 29 000 t oder rund 11.2. Der Empfang von Braunkohlenbriketts ist nach den„Bad. Neuesten Nachrichten“ nahezu doppelt so groß als der von Kohlen und Koks zusammengenommen. In der Zeit vom 1. Januar bis 6. September 1946 in Karls- ruhe eingetroffenen Braunkohlenbrikettmengen kamen rund 147 238 t(83%) nach Württemberg, 2 während in Baden nur 30 820 t(17 9%) geblie- ben sind. Der badische Anteil an diesen Sen- dungen ist auffallend gering, wenn man auch die hohe Bedeutung des Karlsruher Hafens für sein württembergisches Hinterland berück- sichtigt. Wie bei den Braunkohlenbriketts, 80 dürfte auch das Verhältnis bei Kohlen und Koks gleich ungünstig sein. Hoffentlich ist es bald möglich, Baden bei der Kohlenverteilung besser zu berücksichtigen. Während vor dem Kriege die Kohlensendungen im wesentlichen in Schleppkähnen befördert worden sind, wer- den jetzt auch Güterboote und Motorschiffe zu ihrem Transport verwendet, da diese Selbst- fahrer im Stückgutverkehr nicht genügend be- schäftigt werden können. Neue Fachzeitschriften. Die Fachzeitschrif- ten„Der Weinbau“ und„Der Land- bote“ werden von Mitte Oktober ab im Main- zer Zeitschriftenverlag Dr. Bilz und Koll er- scheinen. Deutsenlands künftige Handelsflotte Normen für die Schiffstypen erlassen Der alliierte Koordinierungs-Ausschuß hat am vergangenen Donnerstag die Normen fest- gesetzt, die für Deutschlands künftige See- und Binnenschiffahrtsflotte gelten. Das Potsdamer Abkommen verbietet bekanntlich Deutschlana den Neubau von Schiffen jeglicher Art. Die neuen Richtlinien heben dieses Verbot nicht auf, sondern beschreiben lediglich die Art, die Antriebskraft, Geschwindigkeit und Größe der Schiffstypen, die in der deutschen Friedens- wirtschaft noch Verwendung finden dürfen. Bei Zulassung von Ersatzfahrzeugen müssen diese Richtlinien befolgt werden. Sie dienen auch als Unterlage für den alliierten Kontroll- rat in bezug auf bereits zugelassene Schiffe. Ueber Fischerei- und Vergnügungsfahrzeuge werden zu einem späteren Zeitpunkt Bestim- mungen veröffentlicht werden. Höchstgeschwindigkeiten festgesetzt Für die Küstenschiffahrt dürfen Schiffe bis zu 1500 Bruttotonnen mit einer Höchstge- schwindigkeit von zwölf Knoten Verwendung finden. Der Bau von Ozeandampfern ist ver- boten. Die Richtlinien beschränken die Höchst- geschwindigkeit von Binnenschiffen auf zehn Knoten pro Stunde. Im einzelnen werden die Geschwindigkeitsbeschränkungen für Passa- gierdampfer, Rad- und Schraubenschlepper und für Motorschiffe auf zehn Knoten, die ent- sprechende Hebekraft der Krähne und Winden an Bord für die vorgenannten Typen, auf je zwei Tonnen und der Verbrauch elektrischer Kraft hierfür bei Passagierdampfern auf zwan- zig, bei den anderen drei Typen auf fünfzehn K W beschränkt. Für gewisse Schiffsarten wie Lotsenfahrzeuge, Feuerlöschboote werden Aus- nahmen zugelassen. Begrenzter Aktionsradius Für die Küstenschiffahrt ist der Aktions- radius allgemein auf 2000 Meilen bei Einhal- tung wirtschaftlich sparsamer Geschwindigkei- ten beschränkt, die Hebekraft der Kräne und Winden an Bord auf drei Tonnen und der elektrische Kraftverbrauch auf zwanzig KW. Für Schiffe von 33 Meter Länge oder mehr ist Kolbenantrieb erforderlich. Dampf-Auslaß- Turbinen können Verwendung finden. Als Brennstoff muß Kohle verwandt werden. Für Schiffe unter 33 Meter Länge können Diesel- motoren zugelassen werden. Verboten sind fer- ner eine Reihe von Einrichtungen, die das Schiff zum Einsatz für militärische Zwecke ge- eignet machen. Der Bau von Lastkrähnen und Schleppdampfern länglicher Bauart(Kiel-Type) für Zwecke der Binnenschiffahrt, die als see- fähige Schiffe Verwendung finden können, ist verboten. Pläne und Zeichnungen aller Schiffe, die für Zwecke der deutschen Friedenswirt- schaft gekauft oder geschartert werden sollen, müssen zovor von den zuständigen Aufsichts- beamten der alliierten Kontrollbehörden ge- prüft und genehmigt werden. Die gesamte Forschungsarbeit für die Kon- struktion und Bau von Handelsschiffen unter- liegt den Vorschriften des Kontrollratgesetzes über wissenschaftliche Forschung.(dana). Weit über ein Jahr ist nun seit der Ka- pitulation Deutschlands vergangen. Ein zer- trümmertes Europa ist der Erfolg dieses sinnlosen Krieges. Eine schandhafte und arme Quittung für die zweitausendjährige Geschichte unseres Zeitalters. Nicht, wie es hätte sein müssen, ein stetes Steigen der menschlichen Größe, nein ein Zurückfallen von dreihundert Jahren. Langsam gräbt sich die gequälte Menschheit aus den Trümmern dieses sittli- chen, moralischen und materiellen Zerfalls. Mit wirrem Blick sieht sie in das„Jetzt“ und hilfesuchend nach denen, die sie ret- teten. 5 Die Sonne der Freiheit soll für diese Menschen wieder erstrahlen,— die Freiheit der Demokratie! Wir stehen wie vor einem großen Tor, dessen winzig geöffnete Spalte sich lang- sam, aber stetig öffnen soll. Wir, ein Mil- lionenvolk, sehen mit geblendeten Augen auf den Schein, der uns die Freiheit und die Lust am Leben bringen soll,— später. Dieser Schein der Freiheit, den die Retter uns brachten, von dem sie uns erzählten, klingt für uns wie ein Märchen, wie ein Traum. Wir möchten nun die ganze Welt zu unserem Freunde machen, aber sie sieht uns noch immer mit mißtrauischen Augen an, als wolle sie sagen, nein, für euch ist es noch zu früh, um an dem teilzuneh- men, was eines Menschen würdig ist. Wir Jungen, die wir mitten in dem Trümmerfeld Europas stehen, sehnen uns danach, den Platz in dieser Welt einzuneh- men, den wir in zwölf Jahren Hitler- und Zwangsherrschaft verloren. Sehen diese Richter nicht, daß wir ge- nug gelitten haben, daß wir uns willig und mit heißem Herzen danach sehnen, endlich wieder einmal Menschen zu sein? Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit interessieren uns, das kommt erst zuletzt, sondern Menschen, Menschen, die bereit sind, einem in die Irre geführten Volk gern die Hand zu reichen und es dahin zu gelei- ten, wohin es gehört. Aber sie, die dazu ausersehen sind, uns auf den richtigen Weg zu führen, sollen nicht den Weg der Dornen wählen, son- dern den Weg, der weniger schmerzvoll ist. Dornige Wege sind wir Deutschen gegan- gen, nicht weil wir wollten, sondern weil wir mußten. Mag dieses„Muß“ auch wie eine Entschuldigung klingen. Aber sind nicht die Toten Zeuge genug, um diese Ent- schuldigung zunichte zu machen? Deutschland, die ganze Welt hat ge- blutet, nicht weil alle Deutschen Verbre- cher waren, sondern die, die uns führten! Gibt nicht die traurige Bilanz des Nürn- berg-Tribunals Aufschluß über das, was uns Deutschen von jenen, die heute um ihr Leben bangen, in den vergangenen Jah- ren vorgemacht und angetan wurde?! Wir sind heute arm, erkrankt an Leib und Seele, aber wir haben den Willen, auf- zubauen! Nicht nur Deutschland, sondern überall in der Welt, wo dieser unselige Krieg eines verbrecherischen Regimes seine Narben hinterlassen hat. 5 5 Wie können wir es? Wir haben keine Gelegenheit zu zeugen, daß wir auch Men- schen sind, Menschen, wie sie es überall in der Welt gibt. Ka Wei Amerikaner helfen Von der amerikanischen Armee wurde auf Befehl von General Josef T. MeNar- ney's ein Erziehungsprogramm für die deutsche Jugend, das in der amerikanischen Zone zunächst etwa 2 100 000 Jugendliche im Alter von 10 bis 14 Jahren umfassen soll, aufgestellt. Die Besatzungsbehörden werden bei der Erziehung der Jugend unterstützend eingreifen und damit eine der wichtigsten mokratischen Staatswesens in Deutschland schaffen. Der großhessische Minister für Kultus und Unterricht forderte in diesem Zusam- menhang in einem Rundschreiben die Kreis- jugendausschüsse auf, ihre Wünsche bezüg- lich einer Unterstützung für Veranstaltun- gen und jugendpflegerische Tätigkeit an- zugeben. In Pforzheim wird die amerikanische Be- satzungspolizei von dieser Woche an in Zu- sammenarbeit mit den Pforzheimer Jugend- organisationen den schulpflichtigen Kindern zwischen 8 und 14 Jahren helfen und sie unterhalten. Die Kinder sollen vor allem ein zusätzliches Essen erhalten. Ferner sind Filmvorführungen und sportliche Spiele vorgesehen. a 8 In Berlin ist im amerikanischen Sektor ein Clubhaus für deutsche Jugendliche, das mit Unterstützung der amerikanischen Mi- litärregierung eingerichtet wurde, eröffnet worden. Neben einer Bücherei, die bereits über 1000 Bände mit Werken deutscher und ausländischer Autoren umfaßt, gibt es Radio- Grammophonapparate, Musikinstrumente sowie Sportgeräte. Für den kommenden Winter sind besondere Räume vorgesehen, in denen die Jugendlichen ihre Schularbei- ten erledigen und sich weiterbilden können. In Bayern sind während der letzten zwei Monate 132 Kreis-Jugendausschüsse gegrün- det worden, gibt die amerikanische Militär- regierung für Bayern bekannt. Austausch der J ugend Demnächst soll ein Ferienaustausch zwi- schen deutschen, englischen und amerika nischen Jungen und Mädeln durchgeführt werden, gab der englische Wissenschaftler Professor Lang auf einem Vortragsabend im Kreis- Jugendheim in Osterode am Harz bekannt. Vorbereitungen für einen Briefwechsel zwischen der deutschen und der englischen Jugend sind bereits getrof- — Tennis-Hochschulmeisterschaften 2 Hochschul- Tennismeisterschaften Universitäten Frankfurt, Heidelberg, Münch und Stuttgart kamen in Heidelberg zur Als Aragung und brachten folgende Ergebnisse: Im Herreneinzel besiegte Kümpfel Glide ghen) in zwei Sätzen 674, 61 Fürst(Stuttgart Alouritz(München) siegte über Siegrist(Ag. chelberg) mit 6:3, 6:2. Im Endspiel wurde Mou rd tz von Kümpfel 6:4, 7:5 geschlagen. Im Dameneinzel siegte Schmitthenng Jahrge Grankfurt) gegen Bergdoll(Heidelberg) 6:40, 6:2. Schoedl(München) gewann Zeger Mͤunchmeyer Frankfurt) 6:3, 6:2. Im Endspie Werde Schoedl von Münchmeyer mit 6.8, 6 geisrhlagen. Am Herrendoppel unterlagen Fürst- dll (Hlzidelberg) gegen Pollack-Fischer(Heide bei eg) mit 4:6, 5:7, während Münzel-Schuben (Heidelberg) von Kümpfel-Mouritz(Aünchen mil, 1:6, 2:6 geschlagen wurden. Im Endspig blusben Kümpfel-Mouritz(München) gege Po lack-Fischer(Heidelberg) mit 6:4, 6:0 leg. rech. Im Gemischtdoppel blieben Bergdoll-pq ladk(Heidelberg), über Poeschke-Giehre Erzinkkurt) mit 6.3, 6:2 Sieger. Schoedl-Kümp kel[München) siegten über Schmitthenner Maler(Frankfurt) mit 6:3, 5:7, 6:2. Im End. spid l. gewannen Bergdoll-Pollack(Heidelberg üb r. Schoedl-Kümpfel München) mit 3:86, 00 6:2 Jätzen. o. pp. ieder Pferderennen in Haßloch Der Rennbéetrieb in Haßloch, mit dem erstel Ren tag am 6. Oktober, wird in der franzöz. schan Zone wieder aufgenommen. Die Rennen wunden von der Militärbehörde bereits gene. mig. Sieben Rennen sollen an diesem Tag gelatziſen werden. Ein Halbblut-Rennen fl. Pfertle, die in der Landwirtschaft und im Ge. werh e verwendet werden, und 6 Vollblut-Ren nen(drei Jagd- und 3 Flachrennen) werden starzen. Für die Veranstaltung sind 40 000 RA vorgesehen. Die Eintrittskarten gelten, wie um die amerikanische Militärregierung mittel nicht als Ausweis bei der Brückenpassage. Ta ny Zahle siegte durch k. o. Tony Zahle USA, besiegte in einem Boxkampf um die Weltn neisterschaft im Mittelgewicht Roch Graci and, US, durch k. o. in der 6. Runde, Fußball- Reminiszenzen Gef zen den SV Fürth hat der SV Waldhe schon zwölfmal im Kampf um die Punkte ge. standen. In den Spieljahren 1923/4, 1927́83 be den Sſielen um die Südd. Meisterschaft und 1945/6 in den Spielen der Südd. Oberlig Sieben mal blieb Fürth Sieger, zwei Spiele endeten unentschieden und nur dreimal wa Waldhof Gewinner. Das Gesamttorverhältus stand Jr 16 für Fürth. Dieses für Waldhof un. günstige Torverhältnis(1:7) 1927 und(1:5) 10 in Fürtlu war die höchste Niederlage der 84, son; Für th war es allein vorbehalten, 1923 unt 1930 den Waldhof- Sportplatz mit einem Sieg u verlassel 1. Der erste Verein, der 1923 mit einen 3:1-Sieg den Fürther Platz verlassen konnte war Waldhof und erst am 2. Juni 1946 kam Wall. hof im H ückspiel mit 2:1 zum einzigen Heim. erfolg Sagen Fürth. VfR IAannheim spielte gegen„Eintracht Frankfunt erst viermal um Punkte. 1945/6 und 1926/27 ini den Spielen der damaligen Runden der Zwem en. Zweimal gewann VfR, ein Treſ. ken endeſe remis und viermal siegte„Hin- tracht“, Hei einem Gesamttorverhältnis von 7:6 für Ei ztracht. Am 21. Juni 1936 bracht der VfR der„Eintracht“ in einem Freundschafts- spiel mit 8:1 ihre bisher höchste Niederlag bei, wobel zu gleicher Stunde der SV Wald. hof gegen SV mit 5:1 in einem Privatspiel ge. wann und, somit einen Mannheimer Doppel erfolg erzielte. W. k. Randbemerkungen Für die vielen in Mannheim wieder aku in der Spon bewegung stehenden Mitglieder de ehemaligen„Deutschen Arbeiter-Turn- und Sportvereins“ war der Monat September 106 ein besonderer Gedenktag. In diesem Monat wurde in Leipzig vor 20 Jahren die neu er- baute 1 eingeweiht. Mit seinen 700 000 Mitgliedern war er der größte Arbei. ter- Sportverband der Welt. Diese gewaltige Organisation schuf einen Bau mit modernsten Einrichtungei und Komfort für die sportliche Ausbildung ler Uebungsleiter. Siebzig Lehr- gangsteilnehtaer konnten dort untergebracht und geschult werden. Eine 5000 Bände umfas- sende Bibliothek, Lehrsäle, Filmvorführung apparate, zwei große Uebungshallen, eine Hal für Schwere aletik, ein Ruderbecken, ein Schwimmbad mit 3 mal 14 m großen Becken und ein 30 5% qm großer Sportplatz waren vorhanden. An 4. Dezember 1943 fiel das Ge- bäude einem Brand zum Opfer. 1933 wurd diese große, dier Weltverständigung dienend Kultur- und S portorganisaton von den Na verboten. Das, gesamte Vermögen verfiel det Beschlagnahme. Heute steht ein Großteil det früheren Mitglieder in den verschiedensten Vereinen aller Sparten, um die schwierigen Company, Ltd. Sir George Nelson, am vergan- Weder Parteien noch Weltanschauungen Voraussetzungen für den Aufbau eines de- fen worden. 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Heute Donnerstag 1.15, 4.00 und 6.30 Uhr der dramatische Film„Mutige Frauen“, Schicksal zwischen Pflicht und Liebe. In den Hauptrollen Claudette Colbert und Ve- ronika Lake.— Ab morgen, Freitag. Erstauffüh- rung des amerikanischen Großfilmes Adam hatte 4 Söhne“, eine ergreifende Familien- geschichte mit der berühmten schwedischen Filmschauspielerin Ingrid Bergmann. Außer- dem:„Uebung macht den Meister“, Kulturfllm, sowie neueste Wochenschau„Welt im Film“. Beachten Sie bitte unsere Anfangszeiten: 12.30, 2.00, 4.30 und 6.43 Uhr. Kartenvorverkauf ab 10 Uhr ununterbrochen. 3015 Neue Filmbühne Mannheim-Feudenheim, Haupt- straße 2. Heute letzter Tag des ergreifenden Künstlerschicksals mit Käthe Dorsch u. vielen bekannten Darstellern:„Komödianten“ in deut- scher Sprache. Ab morgen Freitag bis einschl. Donnerstag der Monumental-Fim„Abe Lincoln in IIIinois“. Kampf und Triumph des größten Präsidenten der USA. Im Beiprogramm Kultur- film u. Wochenschau:„Welt im Fiim“. Beginn wochentags 19.30, sonntags 14.30, 17 u. 19.30 Uhr. Kartenverkauf jeweils eine halbe Stunde vor Beginn. 2914 Verlag„Der Morgen“, Mannheimer Zeſtunz Schloßtheater Schiwetzingen. Samstag, 5. 10, f Uhr:„Don Justi“, Ende 20.15 Uhr. Sonntag, 6 10., 14.30 Uhr, 2. letzt. Male:„Spiel im Schloß“ Ende 17 Uhr. Marten für die Oper RM 3 bs RM 10, für das Schauspiel RM 2.50 bis RIL!“ In Schwetzingen bei der Kulturgemeinde Her. zogstraße, Tel. t. In Mannheim an der Kass des Nationaltheaters, sowie an der Abendkasse RückfahrtmöglicR keiten für die Mannheimel Besucher: Straße bahn ab schwetzingen nach Heidelberg 20.36 U hr und 20.56 Uhr. Letzte OE ab Heidelberg nag h Mannheim 21.20 Uhr, Reichs bahn nach Manmieim ab Heidelberg 21.35 und 22.30 Uhr. Reichsbiihn ab Mannheim nach Wein. heim 22.05 Thr. K 5d Capitol-Film-Theaten Mannheim. Gastspiel di Bachlenz- Theaters Heidelberg, tägl. 21 Uhr be einschl. Montag, 7. Okt. Der große Lacherfolß „Charleys Tante“, Schwank von Brandon Tho- mas. 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Mor atsversamm- lung Samstag, 5. Okt., 19 Uhr, im Wartburg hospiz, F 4, 7/%, mit Von trag von Frank v. d.. über„Friede!“ Jedermann ist herzlich WII. kommen.. KIRCHLICHE Nis HRISH TEN 3 Israelitische Gemeinde Main riheim, R 7, 24. Gotte? dienst: Freitag abend 7 Uhr, Kol Nidrei. Sang tag morgen 9 Uhr. Stutt u Stutt Hauptat pirtsche zer HH. Vorsitze wirtsch- nkanisc ralamte haft schlang nährt wurde endgült Mi Stutt eines A ltarreg ſolgend geben i 5) Pers. der „ Pers melc 0) Frau Kon wan ter Spe In d zuk hir von K Kriegsg ren et befinde betrage Durch der Ke Kriegs der p der Sp Besecl Nev Der V nahm Bericht rung gen au Rat e für di ngsor machte Die Ei ses kü Sowie Sitzun nächst Nalrat schobe Bet lichun durch nicht ganda oder nielen mächt weröff schen trägen worde funk Zeitsc achtu den ehem Volks Kabii in N Milit gab k der währ word K Fring rück, der! tärve tung dem tend neue Hane am! Note hafe renz nete schl, Län sen zu gesc Zoll schr emp ver nun