Hol- rika⸗ wor es- Lend 5 000 erner die tsch⸗ ing, ain, chnig den ollen. Aus- chten gen- do: nach oder N. stellt än- Wie schen beide licher ropas Ver. 1, daß ho nne aaten enden mert⸗ Uand, Miche n ab⸗ Han- hmen i dle elsab- näch· wird. na) Aren en nddels⸗ n Bau loyd Kon- mel legten zrutto Polen deren Stelle n die 1 bau- lonien Ton- 162 300 107 700 elle Fonnen n ins- le det ge. stand chiffeg emarß Wirt. Ailitär Wilkin⸗ weis hembet mech. 2 un „ roduk- zerstel en., Die Dezem unver⸗ dens dies ösisch sisches I- Pfalz tonneß Brutto: ringen PS ef. Stellen in des Schiffe inflotie Vo ni fahr. Ko. Leben gerechte ktskmtel rid. Ait dem Wirt: ren A. erhand. maffunt de Un rlassun n Rhel „ sou Ditseel 8 elde! 2. Jahrgang Nummer 12 Donnerstag, 30. Januar 1947 Einzelpreis 20 Pfennig Vertrauen zu Ramadier Paris, 29. Jan.(dena- Reuter) Die fran- zöstsche Nationalversammlung sprach dem neugebildeten Kabinett Ramadier am Diens- tag mit 543 gegen 18 Stimmen das Vertrauen aus. USA verlassen China-Komitee Washington, 29. Jan.(dena-Reuter) Die Vereinigten Staaten sind, wie das amerika- nische Außenministerium am Mittwoch be- kanntgab, aus dem Komitee der drei Groß- möchte ausgetreten, das im qahre 1945 in China zur Beendigung der Feindseligkeiten zwischen der chinesischen Regierung und den chinesischen Kommunisten eingesetzt worden war. Die dritte Kältewelle Paris, 29. Jan.(ap) Schlimmster Winter- sturm fegte am Dienstag über Europa. Neue Ernährungs- ünd Brennstoffschwierigkeiten wurden durch das Einfrieren der Binnen was- Serwege verursacht. Zwei deutsche Kriegs- getangene, die aus einem Lager in Innsbruck entflohen waren, wurden von amerikanischen Konstablern in den bayrischen Alpen erfroren aufgefunden. Schnee und Frosttemperaturen werden aus fast ganz Portugal gemeldet. Neun Personen kamen dabei um. In Oberitalien hält der Schneefall an und Hunderte von Automo- bllen wurden durch Schneeverwehungen fest- gehalten. In Süditalien traten schwere Re- genfälle auf. deutschland muß für Europa leben-aber wie! Die kleinen Staaten tragen ihre gegensätzlichen Ansichten vor London, 29. Jan,(dena) Auf der Diens- tag-Sitzung der für Oesterreich zuständi- gen Sondervertreter brachte der tschecho- slowakische Delegierte Dr. Karel Lisicky das Ersuchen seiner Regierung vor, eine Reihe von Grenzbegradigungen an der tschechoslowakisch- österreichischen Grenze in direkten Verhandlungen mit der Wiener Regierung regeln zu können. Er erklärte, daß die Tschechoslowakei in Anbetracht ihrer Lage in Mitteleuropa ein lebenswich- tiges Interesse an der Existenz eines freien und unabhängigen demokratischen Oester- reichs habe. 5 Für politische Einheit Der norwegische Botschafter in London überreichte den Sondervertretern ein Me- morandum seiner Regierung zur Deutsch- landfrage, in dem Norwegen eine strenge Kontrolle des politischen und wirtschaft- lichen Lebens Deutschlands, vor allen Din- gen in bezug auf das Ruhrgebiet und die deutsche Schwerindustrie, fordert. Deutsch- land solle als politische Einheit erhalten bleiben, da eine Aufteilung in kleine Staa- ten die Opposition der Deutschen hervor- Anglo- ägyptische Verhandlungen gescheitert Keine Einigung in der Sudanfrag London, 29. Jan.(dena) In einem Bericht vor dem Unterhaus, in dem er die Haltung der britischen Regierung zu rechtfertigen suchte, erklärte Außenminister Bevin, er habe der ägyptischen Regierung das Aner- bieten gemacht, einen gegenseitigen Bei- standsvertrag und ein Protokoll über die Truppenzurückziehung zu unterzeichnen, ferner habe er vorgeschlagen, die Sudan- frage erneut auf einer Konferenz zu erör- tern, die sich aus Vertretern Großbritan- niens, Aegyptens und des Sudans zusam- mensetzen sollte. Er bedauere, daß alle seine Bemühungen, eine übereinstimmende Aus- legurig des Sudan- Protokolls zu erreichen, zum Migerfolg verurteilt waren. Es sei e— Appell Aegyptens an die UN augenscheinlich, daß die Interessen beider Länder, Aegyptens wie Großbritanniens, einen neuen Vertag erforderten und jede Anstrengung rechtfertigten, zu einem Ab- kommen zu gelangen. Inzwischen werde der Vertag von 1936 weiter angewendet werden. Vertrauen für Nokraschy Pascha Kairo, 29. Jan.(dena-Reuter) Das ägyp- tische Abgeordnetenhaus sprach der Regie- rung Nokraschy Paschas mit 175 gegen 15 Stimmen bei 6 Enthaltungen das Ver- trauen aus, nachdem der Premierminister den Beschluß seines Kabinetts bekannt- gegeben hatte, die Frage des anglo-äügyp- tischen Vertages den Vereinten Nationen zu überweisen. Um den Deutschland-Bericht Russische Anschuldigungen über Verzögerung im Kontrollrat Berlin, 28. Jan.(ap) In der Montagsit- zung des Koordinierungsausschusses des Al- lierten Kontrollrates ersuchte der britische Vertreter, General Sir Brian Robei t- son, den russischen Oberbefehlshaber, Marschall Sokolowski, um die Abgabe einer Erklärung zu der von verschiedenen Berliner Zeitungen gebrachten„Prawda“ Meldung aus Moskau, die die Erklärung des Marschalls vor dem Alliierten Kontrollrat vom 20. Januar wiedergibt. General Kurochkin, der Stellvertre- ter Marschall Sokolowskis, sagte eine Er- Kl g kür die nächste Sitzung des Kon- trollrates zu. Keine Einigung über Deutschland- Bericht Marschall Sokolowski hatte die westli⸗ chen Alliierten, wie dena dazu berichtet, in der Kontrollratssitzung am 20, Januar beschuldigt, daß die Vorbereitungen 2 um Bericht über die Entmilitarisie- rung, Entnazifizierung und Demokratisie- rung Deutschlands sowie über wirtschaftli- che Probleme und Reparationsfragen au- Berordentlieh langsam durch ge führ 7 Würden, obgleich genügendes Material vorhanden sei. Dies sei auf das Verlangen der Vereinigten Staaten und Berlin.(dena) Der englische Sozialpoli⸗ tiker Lord William H. Beveridge hatte anläß- lich seines Berliner Besuches Besprechungen mit Dr. Kurt Schumacher, sowie mit Jakob Kaiser und dem Berliner Oberbürgermeister Dr. Ostrowski. Berlin.(ap) Nach Mitteilung der briti⸗ schen Militärregterung ist der Verkehr auf dem Rhein und den Kanälen der britischen Zone durch das Auftreten der neuen Kältewelle neuerdings zum Stillstand gekom- men. Alle Schiffe haben Anweisung erhalten, die Häfen aufzusuchen. Par is,(dena) Der Ministerpräsfdent der spanischen Exilregierung, Dr. Jose Giral, ist zurückgetreten. Eine Neubildung der I- regierung wird im Zusammenhang mit einer Bewegung innerhalb Spaniens vorbereitet, de- ren Ziel es ist, alle Gegner Francos, einschließ- lich der Monarchisten und bestimmter Vertre- ter der Armee, auf breiterer Grundlage zu ver- 7 einigen. London.(dena-Reuter) Zwischen den in London weilenden burmesischen Politikern und der britischen Regierung ist, wie im Un⸗ terhaus bekanntgegeben wurde, ein Abkommen über eine zukünftige Verfassung für Burma ab- geschlossen worden. Danach soll im kommen- den April eine burmesische Verfassunsgebende Versammlung gewählt werden. London.(dena- Reuter) Der tschechoslo- Wwakische Außenminister, Jan Masaryk, trat zür ein erneutes Zusammentreffen der großen Drei— Präsident Truman, Mnisterpräsident Attlee und Generalissimus Stalin— ein. Die- ses Treffen sollte, nach Ansicht Masaryks, noch vor der engültigen Fertigstellung des deut- schen und österreichischen Friedens vertrages stattfinden. London.(dena- Reuter) Der österreichi- sche Bunfleskanzler, Dr. Leopold Figl, traf am Dienstagabend in London ein. Er wird sein Land bei den Vorbesprechunzen zum Vertrag mit Oesterreich vertreten. Großbritannien zurückzuführen, den Be- richt von jeder Besatzungsmacht für ihr Gebiet verfassen zu lassen, anstatt, wie es von den Außenministern in New Vork ge- kordert worden sei, einen gemeinsamen Be- richt für ganz Deutschland abzufassen. Ein gemeinsamer Bericht sei von den West- mächten abgelehnt worden mit der Be- gründung, daß über die Verwaltung und Reparationen in der sowjetischen Zone keine genügenden Angaben vorlägen. Gene- ral MeNarney hatte darauf in der glei- chen Sitzung, unter Zustimmung von Mar- schall Sir Douglas, einen großen Teil 8 8 f Maier u. Kultusminister Simpfendör- der Beschuldigungen Marschall Sckolowskis als ungerechtfertigt zurückgewiesen. Ueber diese Kontrollratssitzung am 20. Januar war seinerzeit kein Kommuniqué herausgegeben worden. Erklärung General Clays Generalleutnant Clay hat jetzt am Montag in Berlin, wie ap ergänzend be- riehtet, in Beantwortung der Erklärung Marschall Sokolowskis eine Erklärung her- Ausgegeben, in der es heißt, es sei schwer zu verstehen, wie die amerikanische Dele- gation die Ausarbeitung des Berichtes an den Außenministerrat behindert haben sollte, da sie doch beständig auf ihre Be- reitwilligkeit hingewiesen habe, alle auf die US-Zone bezüglichen Angaben zu ma- chen, die auch von anderen Delegationen auf der Basis der Gegenseitigkeit gemacht Würden. 0 Zeugen: Severing, Düsterberg Nürnberg, 29. Jan.(dena) Am dritten Verhandlungstage des Spruchkammerver- fahrens gegen Fanz von Papen wurden der ehemalige preußische Innenminister Karl Severing und der frühere zweite Bundes vorsitzende des„Stahlhelm“, Theodor Düsterberg, als Zeugen vernommen. Beide sagten übereinstimmend aus, daß die Bildung des Hitler-Kabinetts im Jahre 1933 das„Verdienst“ Papens sei. Am vierten Verhandlungstag kam es am Mittwoch zu einem scharfen Wortwechsel zwischen dem Präsidenten der Spruchkam- mer und dem Betroffenen. Der Vorstand verlangte von Papen eine klare Antwort auf die Frage, ob er die Mordtaten des 30. Juni 1934 bejaht habe oder nicht. Papen antwor- tete, er müsse die Gesetzlichkeit der Nieder- schlagung einer Revolution anerkennen, verurteile jedoch ungesetzliche Einzelhand- Hungen. Als Papen auf die direkten Fragen immer wieder ausweichend antwortete, er- klärte der Präsident der Spruchkammer, es sei zwecklos, die Verhandlungen über die- sen Punkt weiterzuführen. Die Kammer habe genügend Unterlagen, um sich über diesen Fragenkomplex ihr Urteil zu bilden. SPP in der Ostzone Berlin, 29. Jan.(dena) Dr. Kurt Schumacher erklärte auf einer Pressekonferenz vor in- und atisländischen Journalisten auf die Frage rufen und zu einem übertriebenen Natio- nalismus führen würde. Dagegen müsse die Verwaltung weitgehend dezentralisiert und auf demokratischer Basis aufgebaut wer- den. Die Teilnahme am Walfischfang solle Deutschland untersagt und die deutsche Schleppnetzfischerei kontrolliert und be- schränkt werden. Deutschlands wirtschaftliche Zukunft Auf der Abendsitzung der Sondervertre- ter für Deutschland fand eine kurze Dis- kussion über die scharf in Gegensatz zu- einanderstehenden Erklärungen der hollän- dischen und jugoslawischen Delegation über die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands statt. Der britische Vertreter erklärte, daß. wenn die Sondervertreter auch verpflich- tet seien, den Standpunkt der kleinen Na- tionen anzuhören und ihren Außenmini- stern darüber Bericht zu erstatten, dies noch keineswegs die Annahme dieser Stand- punkte bedeute. Vorwürfe Jugoslawiens Der jugoslawische Vertreter, Dr. Mladen Ivekovic, der die Gesamtverlusts seines Landes auf 9,1 Milliarden bezifferte, hatte die westlichen Alliierten beschuldigt, daß sie die Durchführung des Reparationspro- gramms, besonders beim Abbruch der deut- schen Industrie und bei der Beseitigung der deutschen Guthaben in neutralen Ländern 26gert hätten. Er stellte u. a. die For- erung, daß die Aushändigung der voll- ständigen deutschen Fabriken sofort in An- grifk genommen werde, und betonte die Notwendigkeit, dem deutschen Imperialis- mus ein für allemal die wirtschaftliche Ba- sis zu entziehen. Im übrigen befürwortete der jugoslawische Delegierte die Wieder- herstellung der wirtschaftlichen Einheit Deutschlands auf Grund der Potsdamer Be- schlüsse. In der Frage der deutschen Min- derheiten verlangte er die Ausweisung der noch in Jugoslawien lebenden, eine Mil- lion betragenden Volksdeutschen. e Hollands Alternative Der holländische Vertreter, Henry van Vredenburgh, stellte fest, entweder werde Deutschland wirtschaftlich schwach gehal- ten, um es politisch erstarken lassen zu Können, adler aber man erlaube Deutsch-: land, Wirtschaftlich stark zu sein, dann miülsse es politsch schwach bleiben. Der wirtschaftliche Vertreter Hoôllands, Dr. Hirschfeld, erklärte, die deutsche Wieder- gesundung müsse zur europaischen Wieder- gesundung beitragen. Zu diesem Zweck müsse nach holländischer Auffassung der Umfang der deutschen Metalll- und che- mischen Industrien nur insoweit einge- schränkt werden, als es aus Sicherheits- gründen erforderlich sei. Seine Regierung stimme nicht mit den Potsdamer Bestim- mungen überein, die besonderen Nachdruck auf die Entwieklung der deutschen Land- wirtschaft und die ausschließliche Erhal- tung einer friedlichen Zwecken dienenden Industrie legten. Frankreich stimmt Kriegsgefangenen-Entlassung zu Washington, 29. Jan.(ap) Die französi- sche und die US-Regierung sind überein- gekommen, 620 000(nicht 460 000 wie zuletzt gemeldet worden war) ehemalige deutsche Soldaten, die in Frankreich von Amerika- nern gefangen genommen wurden, bis zum 1. Oktober in die Heimat zurückzuschicken, falls sie sich nicht freiwillig für einen Ver- bleib in Frankreich als Hilfsarbeiter ent- scheiden. Generalmajor John Filldring, der Unterstaatssekretär im USA Außenmini- sterium für die besetzten Gebiete, erklärte nach dena, als Ausgleich für den bedeuten- den Verlust, den die französische Wirtschaft durch den Wegfall der deutschen Kriegs- gefangenen erleide, werde Frankreich die Genehmigung erteilt, zivile Arbeitskräfte in der amerikanischen Besatzungszone Deutsch- lands anzuwerben. Erste Fühlungnahme Marshalls Washington, 29. Januar.(dena-INS) Der sowjetische Botschafter in Washington, Nowikow, hatte am Dienstag eine Bespre- chung mit dem US- Außenminister Marshall. Nowikow erklärte nach der Unterredung, daß politische Gegenwartsfragen zur Sprache gekommen seien. Er lehnte es ab, Einzel- heiten der Unterredung bekanntzugeben. Gasperis Schwierigkeiten Rom, 28. Jan.(dena-IN S) Der mit der Bildung einer neuen italienischen Regierung beauftragte bisherige Ministerpräsident de Gasperi erklärte, daß zwischen den führen- den Politikern Italiens heftige Meinungsver- schiedenheiten über die Unterzeichnung des Friedens vertrages beständen. Ministeranschuldigungen vor Minister Kamm zur Dienstenthebung des öffentlichen Anklägers— Stellungnahme der Parteien Stuttgart, 29. Jan.(tz) Zu Beginn der Landtagssitzung am Mittwoch, die Debatten über die Anklageschrift des öffentli- chen Anklägers der Stuttgarter Spruchkam- mer gegen Ministerpräsident Dr. Reinhold fer brachte, gab der Minister für politische Befreiung, Gottlob Kamm, eine Erklärung ab, in der er feststellte, daß der öffentliche Kläger der Stuttgarter Spruchkammer, Franz Karl Maier, den verantwortlichen Fachminister st nach Einreichung der Klageschriften von dem Vorgang in Kennt- nis gesetzt habe. Franz Karl Maier sei nicht berechtigt gewesen, die öffentliche Klage zu erheben, da er nur damit beauftragt worden war, das Verfahren gegen Dr. Schacht vorzubereiten. Franz Karl Maier habe eigenmächtig und pflichtwi- dig gehandelt und habe ein Bis z i- plinar verfahren zu gewärtigen. Es wäre bedauerlich, wenn dieses zu der Fest- stellung führen würde, daß Franz Karl Maier einem journalistischen Sebsatlons- bedürfnis erlegen sei. 5 Maßnahmen gegen den öffentlichen Ankläg Diese Feststellungen führten zwangsläu- fig zu folgenden Maßnahmen: 1. Ich habe den öffentlichen Kläger ange- wiesen, die beiden Klagen mit den gesamten Akten, deren Inhalt mir bis jetzt unbekannt ist, zunächst dem Ministerium zur Prüfung und Begutachtung vorzulegen und meine weiteren Weisungen abzuwarten. Es wird dabei auch der Prüfung bedürfen, welche Ermittlungen der öffentliche Kläger seiner Klage zu Grunde gelegt hat. 2. Ieh habe Franz Karl Mafer von seinem Amt als öffentlicher Klägerentpflichtet. Ich mußte dies schon deshalb tun, weil hereits feststeht, daß er zwischen seiner Tätigkeit als öffentlicher Kläger, in der er an das Amtsgeheimnis ge- bunden ist, und seiner journalistischen Tä- tigkeit nicht zu unterscheiden wußte. Anschließend gab der Landtagspräsident Keil eine Erklärung der Parteien ab, in der der Wunsch zum Ausdruck kam, eine De- batte über das Thema zu vermeiden, um nicht in die Arbeiten des Untersuchungs- ausschusses einzugreifen. Die K PD schloß sich diesem Standpunkt jedoch nicht an und gab eine Erklärung ab, in der sie eine klare Stellungnahme des Landtages mit der Begründung verlangte, daß die Diskussion über die Verantwortlichkeit der Ja-Sager zum Ermäecltigungsgesetz jetzt durch die Klageerhebung so zugespitzt worden sei, daß die Bevölkerung mit Recht eine offizielle nach seiner Einstellung zur Zulessung der- politische Stellungnahme verlange. Sp in der Octzone, daß die Sp in der Ost- zone nur vnter völliger Anerkennung der menschlichen Persönlichkeit und der Gleich- berechtigung arbeiten könne, Stellungnahme der Parteien Nach einstündiger Beratung nahmen die Fraktionsführer der Parteien zu der Erkla- rung von Minister Kamm und der der KPD Stellung. 5 Abgeordneter Harter CDU) deutete an, daß merkwürdige Umstände zu dieser Anklage geführt hätten. Die Zustimmungs- erklärung der beiden Beschuldigten zum Ermächtigungsgeestz sei schon vor Monaten Thema von Presseangriffen gewesen und trotzdem seien die Beschuldigten vom Land- tag mit großer Mehrheit in ihre heutigen Aemter gewählt worden. Die CDU könne sich also des Eindrucks nicht erwehren, daß hinter der Anklage die Absicht stehe, den gegenwärtigen demokratischen Staat schon wieder zu verneinen. Sie billige die Erklä-⸗ rung des Ministers Kamm und habe kein Verständnis für die Haltung des öffentlichen Anklägers. Feststellung der SpD Für die SPD sprach Abgeordneter Schöttle. Die Spb lege Wert dar- auf, festzustellen, daß sie die Zustim- mung zum Ermächtigungsgesetz als ei- nen schweren politischen Fehler der dama- ligen Fraktionen betrachte. Die jetzt her- aufbeschworene Vertrauenskrise könne sich verschlimmern, wenn im Volk das Gefühl erwachen würde, daß die Rechtsgleichheit des Bürgers vor dem Gesetz da aufhöre, wo die parlamentarische Immunits anfange. Auf keinen Fall dürfe die Klärung einer der wichtigsten Fragen dadurch be- hindert werden, daß sich die Abgeordneten hinter der Immunität verschanzen, wenn der Untersuchungsausschuß seine Arbeiten be- endet haben würde. Der Landtag werde sich nicht durch die Presse oder einen öf- fentlichen Ankläger in eine Krise stürzen lassen, aus- der letzten Endes nur unser neues Staatswesen schwer angeschlagen ber- vorgehen könnte. Erklärungen der DVF und KPD Für die DV sprach Abgeordneter Dr. Haußmann, der erklärte, dag seine Partei die Aussprache zwar nicht gewünscht habe, ihr aber nicht ausweichen werde, da sie das nicht nötig habe. Als Jurist und Abgeordneter wolle er den Ergebnissen des Untersuchungsausschusses nicht vorgrei- ken. Abgeordneter Leibbrand KD) stellte fest, daß die Debatte, wie sie geführt wor- den sei, dem Ansehen der Staatsautorität nicht geschadet, vielmehr zu einer Bereini- gung der Atmosphäre beigetragen haben dürfte. Züsammenfassend sprach er die Hoffnung aus, daß der Untersuchungsaus- schuß rasch an die Arbeit gehen und durch offene und sachliche Feststellungen zur Klärung beitragen möge. F. K. Maier zu seiner Dienstenthebung Franz Karl Mater erklärte am Diens- SO rad Cicloiſ Slittas un Aueſruif clas Maicli cnagiamuig vo 2. Fabruaz Jgd, u 40 Rdytaui iuis asd ts, N stau sin ot itlans Cebecuaſt iu das tioi· stan Mot uuusæras Volliaa, gagan alia clas„ Cnduima nel vet claumals ai haradlias 2 uauuæu ist. Dazu sagt ala, Mauulialior Morgan aiul- gas lis dliasan Criumæriuuigs · cllesqeab sss dem garter Zeitung“ zu seiner von Mister Gott⸗ lob Kamm ausgesprochenen Amtsentbin⸗ dung als öffentlicher Ankläger:„Von seinem Standpunkt hat der Minister mit seinem Ent- schluß völlig recht. Ich passe wirklieh nieht in den Rahmen seines Ministeriums, und man muß auch Verständnis dafür haben, daß es für Herrn Kamm nicht erwünsent sein kann, wenn ich weiter Gelegenheit hätte, aus der Nähe in die Karten der sogenann- ten politischen Befreiung zu sehen.“ Vor einiger Zeit habe Minister Karam verschiedene Leute der Spruchkammer Stuttgart, die einfach nicht zu Balten gewe⸗ sen seien, wegen schweren Korruptions ver- dachts auf einen Schlag entfernen müssen. Die Hinausgeworfenen hätten eine Bestäti- gung erhalten, daß sie durchaus ordnungs- gemäß ausgeschieden seien und nichts ge- gen sie vorgelegen habe. „Zum Ausspruch einer Amtsenthebung,“ schloß Franz Karl Maier,„hat es bei mir offenbar doch nicht gereicht. lech bin Sanz legal meiner Dienstverpflichtunng entbunden worden! Es wird mieh nun interessieren, ob ich eine solche Bestätigung erhalten kann, wie sie jene Herren, die beim besten Willen angesichts der festgestellten Mißstände nicht mehr zu halten waren, bekemmen ha- ben.“ Minister Gottlob Ramm gab bekannt, daß er den Leiter der Kassationsabteilung seines Ministeriums, Dr. Erich Liehten⸗ berg, voraussichtlich als Nachfolger von Franz Karl Maier zum öffentlichen Anklä⸗ ger der Spruchkammer Stuttgart ernennen werde. Zum neuen Ankläger im Falle Schacht wurde Rechtsanwalt Dr. Winter feldt aus dem Ministerium für politische Pefreiung berufen. Vorläufig keine amerikanische Stellungnahme Der Direktor der amerikanischen Militär- regierung für Württemberg-Baden, Gouver- neur Sumner Sewall, erklärte zum Fall Dr. Maier und Simpfendörfer auf die Frage eines dena-Vertreters, im Augenblick habe die Militärregierung nicht die Absicht, sich in diese rein deutsche Angelegenheit zu mi- schen. Er habe jedoch, sagte der Gouverneur, bereits vor einigen Tagen auf einer Presse- konferenz gedußert, daß man die Angelegen- 55 von amerikanischer Seite gespannt ver- SPD führt den Wirtschaftsrat Bremen, 29. Jan.(dena) An Stelle des letz- ten nichtsozialistischen Vertreters im Verwal- tungsrat für Wirtschaft in Minden, des par- teilich nicht gebundenen Bremer Senators Wilhelm Harmssen, wird jetzt Senator Her- mann Wolters(Spp) die Belange Bremens im Verwaltupgsrat wahrnehmen. Damit setzt sieh der Verwaltungsrat für die Wirtschaft nun- mehr nur aus Persönlichkeiten zusammen, die Angehörige der Sozlaldemokratischen Parte tag gegenüber einem Vertreter der Stutt- aind 1 Seite 3 * Beitrag Zur deutschen Bilanz/ Von Stanisselreiar Dr. Wilhelm Abega- Türich 1 Gegen parteitendenziöse Darstellungen um die Schuld von 1932 Eürich, im Januar 1947. Dieses Thema ist sicherlich Uderaus wichtig— nicht nur für die historische Forschung, son- dern auch als Erkenntnisquelle Für richtiges politisches Handeln in späterer Zeit. Trotz alledem berührt es etwas merkwürdig, daß die heutigen Probleme— die Forderung des Tages, die nach Goethes Ausspruch vornehmste Pflicht ist,— in gewisser Hin- cht vernachlässigt werden Über der Frage, wer eigentlich die Schuld von 1932 an dem allmäh- Uchen Abgleiten der Weimarer Republik und an deren schmähli- cher Kapitulation zu tragen hat. Volle Klarheit darüber Ade sich nictu im Rahmen eines Zeltungs aufsatzes schaffen, da es dazu einer Betrachtung des ganzen Reichsorganismus mit geinen heterogenen Kräften, einer Beleuchtung der Parteien und de- ren her vorstehenden Persönlich- keiten, schließlich des gesamten Behörden- und Beamtenapparates einschließlich der Reichswehr bis hinauf zum Reichspräsidenten de- dark. So soll heute nur aus Anlaß mehrerer Zeitungsartikel, die in Deutschland veröffentlicht und zum Teil sogar in die ausländi- iche Presse Übergegangen sind, ein kleiner Ausschnitt aus allem behandelt werden. Die deutschen Veröffentlichun- gen gehen ganz offensichtlich von Parie l tentenzen aus, unter de- nen sich Persönlichkeiten des al- ten Zentrums und der sozialde- mokratischen Partei besonders demerkbar machen. Dies ist durchaus begreiflich, weil die beiden Parteien die eigentlichen Träger der Weimarer Republik waren; wenn auch die Demokra- Asche Partei mit dazu gehörte, 80 wur diese nach einem großen Auf- schwung im Anfang der Republik aus Gründen der verschiedensten Art, die hier nicht behandelt wer- ten sollen, zu einem kleinen un- bedeutenden Gebilde herabgesun- ken, das wenig mehr bedeutete als den Kitt zwischen den Blöcken ges Tentrums und der Sozialde- mokratie. Diese letzter wähnte Partei steht nun heute mit mrem alten Namen in voller Wirksam- keit und hat daher den Wunsch, alte Flecke von ihrem Schild zu entfernen. Ea wäre für die Par- tei selbst und die Mitwelt besser, wenn sie von solchem Beginnen abstände— mindestens von der Art, in der es geschieht. Nie- mand verdenkt einem Menschen und einer Partei Irrtümei; wenn die vorgekommen sind, hilft kla- res Zugeständnis zu besserer Er- kenntnis für die Zukunft. Wer⸗ den jedoch Tatsachen ver- Zaälsceht und wird gar durch kalsehe Darstellung ein 1333 gesucht, 0 wird die glichkeit rechter Aufklärung gum besten einer politischen re verbaut, überdies die A mosphäre vergiftet und die unausbleibliche Folge hervor- en, daß die zu Unre m mit erantwortung belasteten Per- Sönlichkeiten re bisherige Zu- Tücichaltung aufgeben. Auf diese Weise bringen es dle allzu ge- schäftigen Verteidiger gerade zur vermehrten Belastung mrer Freunde, die sie als schuldlos darstellen wollten. Zum Belege dieser allgemeinen Bemerkungen e ich aus der Fülle der letz- ſen Veröftfentlichungen über 1932 heute die Darstellung des Polizei- oberst a. D. Dr. Schützinger her- aus, da seine Sctülderung in eine ganze Anzahl von Blättern über- gegangen ist. Sch. berichtet folgendes:„Ien entsinne mich noch recht gut, mit Was für einem entgeisterten Ge- nicht der preußhische Staatssekre- tar Dr. Abegg zu uns in eine Sitzung des Republikanischen Relchsbundes zurückkehrte Wir hatten ihn zu Oberst von Hinden- burg gesandt, mit der Bitte, uns del der Herstellung einer Ein- heitsfront zwischen dem Reichs- danner und den in der zweiten Präsidentenwahl binter seinem Vater stehenden Rechtsverbänden behilflich zu sein. Der„junge Herr“ hatte ihm wutentbrannt die Türe gewiesen.“ Diese Darstel- lung ist nicht etwa schief oder entstellt, sondern vom ersten bis zum letzten Wort frei er fun- de n. Ich bin weder zum Oberst von Hindenburg gesandt worden, den ich niemals gesprochen habe oder sprechen wollte, noch bin ich J bel ihm gewesen; ebensowe⸗ nig habe ich eine solche oder Ahnliche Sache in oder mitꝭ dem Reichsbund desprochen und„ein entgeistertes Gesicht“ habe ich nur einmal in meinem Leben gemacht: als ich nämlich erfuhr, daß der preußische In- nenminister, ohne mit mir vor- her ein Wort zu sprechen, dem Berliner Polizeipräsidenten den Befehl gegeben hatte, ohne jede Gegenwehr den Weisungen der Relchswehr zu folgen. Diese Tatsache habe ich bisher noch niemals publizistisch ver- wertet, weil es mir widerstrebte, einen charakterlich unanfechtba- ren Mann wie Severing auch nur im geringsten zu belasten. Für jeden Kenner dieser Persönlich- keit steht es fest, daß er keine Schuld im häßlichen Sinne des Wortes trügt, sondern daß er einem Irrtum zum Opfer gefallen ist; er glaubte— im Gegensatz zu mir— an einen Fortgang des demokratischen Spieles und des- wegen an ein baldiges unvermeid- liches Fiasko des nationalsozia- Ustischen Regimes, dessen Steig- dügelhalter der nicht nur ver- Achtliche, sondern geradezu ver- drecherische von Papen War. Die jetat hervorgetretenenSchlep- penträger Severings haben ihn mit ihren Erfindungen einen sehr schlechten Dienst erwiesen; sollte dieses Treiben fortgesetzt wer- den, so wird mit weiteren hi- storischen Tatsachen geantwortet werden, die sämtlich bis zum letz- ten unwiderlegbar bewiesen wer- den können. Zu dieser Kategorie gehört die Behauptung, daß der Wunsch Schlange Schö⸗ ningens auf Verhaftung des Hitlerklüngels im Kaiserhof an mir gescheitert seil Nein, lie- ber Herr Schützinger, diese Dar- stellung ist denn doch zu primitiv und eine zu groteske Entstellung der damals bestehenden Macht- verhältnisse. Eine Entscheidung über einen solchen Vorschlag lag lein bei den nach der Verfas- sung und tatsächlich maßgeben- den Gewalten des preußischen Ministerpräsidenten und Innen- ministers, d. h. den Sozialdemo- kraten Dr. Otto Braun und Karl Severing. Auch hier möchte ich wieder betonen, dag ich beiden Persönlichkeiten nohe Achtung entgegenbringe; wenn man aber weiter versucht, für deren Handeln mir die Verant- wortung zuzuschieben, so werde ich mit einer Klarstellung ant-⸗ worten, die auch diese beiden Persönlichkeiten nicht widerlegen können. Ob sie als Vertreter Preußens in der Lage gewesen wären, den Hitlerklüngel zu verhaften, ist verschieden beantwortet werden Wird. Zweifellos hätten Reichs- instanzen Schwierigkeit gemacht, wenn nicht gar Maß- nahmen verhindert oder aufge- hoben, andererseits wäre ein solcher Enôrgiebeweis von preußischer Seite im höchsten Maße ver- dienstlich gewesen und slcher- lich nicht ohne tiefgehende Fol- gen. 0 Verfassungsmäßig lag zu alle- dem ein bedeutsames Präjud iz in dem von Bayern 1923 verhäng- ten Ausnahmezustand, der trotz des nachfolgenden Reichsaus- nahmezustandes nieht aufge⸗ hoben, vielmehr von den leider nicht bei mir, sondern a1 „„ und abermals in 14 eine schwerwiegende Frage, die Reichsinstanzen aner- Jahren? „Wir haben es in der Hand.../ Von Or. Karl Ackermann Werzehn Jahre sind es her, seit Hitler am 30. Januar 1933 die Macht ergriff: vierzehn Jahre waren es nach 1918, als das Dritte Reich die Republik übertrumpfte. Wenn wir heute überblicken, was Hitler und was die Weimarer Republik Deutschland gebracht haben, dann be- greifen wir erst, wie haushoch die vielgelästerte Systemzeit der braunen Diktatur überlegen war. Was bedeuten Arbeitslosigkeit und Krise— Welterscheinungen aus kapitalistischen Ursachen— gegen- über diesem gräßlichen, selbstverschuldeten Ruin unserer Heimat, gegenüber der unausdenkbaren Entmenschung und Verderb- nis des Dritten Reiches? Noch gellen uns die Worte in den Ohren, mit denen der wahnsinnige Tyrann seine Verdienste und Taten marktschreierisch anpries und zugleich die Republik herabsetzte. Doch, was für sehöpferische Leistungen hatte dann die braune Herrlichkeit der Weimarer Zeit entgegenzusetzen? Wir sollten doch nlemals vergessen, daß die Republik die modernste Industrie der Welt, eine ganze Handelsflotte, das zuverlässigste Eisenbahnsystem, eine hervorragende Wissenschaft, eine gut funktionjerende, wenn auch nicht erstklassige Sozialfürsorge, N wohlausgebaute Gewerkschaften, ein kreizügiges Jugendherbergswesen und ein vielseſtiges Netz von Erholungs- und Freizeitgestaltungs- werken(denken wir nur an die ideale Lösung der Natur- freundedewegung), und vieles andere hervorgebracht hat. Was hatte das Dritte Reich dem unermüdlichen Streben um die Besserung der Wohnungs- verhältnisse und der Landarbeiternot anderes entgegenzusetzen als dermagogische Vetsprechungen, die niemals eingelöst wurden? Alles, was Hitler sehließlieh zuwege brachte, verdankte er doch nur dem Aufbau der Republik. Wenn er schließlich die Arbeits- losigkeit und die Krise dureh eine nutzlose und verhängnisvolle 3 ersetste, was war das für eine kulturelle Lei- . * 8 0 5 Wir gehören keineswegs zu jenen, die sich nachträglich für die Weimarer Republik begeistern. Ihre schweren Mängel sind uns nur zu wohl bekannt, und wir unterstreichen immer wieder, daß ihr Versagen es schließlich gewesen ist, das uns das Dritte Reich deschert hat. Das Ende ist die Bilanz des Anfangs, und das Ende der Weimarer Republik muß uns ebenso zum kritischen Nachdenken dewegen wie das traurige Ende des Dritten Reiches, das keineswegs (wie so viele heute noch immer meinen) infolge des Einmarsches ausländischer Machte zusammengebrochen ist; die Ursachen legen vielmehr in der inneren Struktur deser Tyrannis. Jedem Ein- geweihten ist es klar, daß das Dritte Reich schon 1939 am Ende gewesen wäre, wenn es nicht den Krieg als„Ausweg“ gehabt hätte. Als vor zwei Jahren die Hitlerei zusammenbrach, da atmeten zwar che meisten unter uns auf. versäumten aber vor lauter Glück zugleich, den Strieh unter die Fehlrechnung zu ziehen. Eine gewissenhafte Prüfung der Ausgangssituation hätte manchen Aufschluß erteilt. Aber selbst heute noch haben weite Kreise diesen Schlussstrich noch immer nicht gemacht und sind sich des Ursprungs unseres nationalen Unglücks keineswegs bewußt. Es ist eine Groteske schlimmster Art, daß sie sich sozial, politisch und wirtschaftlich so benehmen, als wären sie nur durch die Altweibermühle gewalzt wor den mit der Abmachung, alle Fehler zu wiederholen, die sie einst begingen. 8 8 3 9 Und se lsst alles wieder dal Gerade als ob es nie einen 30. Janus 1933 und niemals einen 30. April 1945 gegeben hätte. Als ob das Bürgertum und die Intelligenz nichts gelernt, als ob die Arbeiterschaft nur den Wunsch hätte, den Terror und die Konzentrationslager abermals kennenzulernen. Genau wie am Tage der Ermächtigung haben die Schichten unseres Volkes, die noch etwas besitzen, keinen anderen Ehrgeiz in der Wirtschaft, als aus- schließlich zu herrschen, in einem schrankenlosen Egoismus mre verlorene Position wieder aufzurichten und dabei das Volk glauben zu machen, daß Deutschland ein einziges, unterschiedloses Armenhaus sel, darin es weder Großgrundbesitzer noch Konzern- inbaber gäbe, und das angesichts der Tatsache, daß ale Unterschiede zwischen den Sachwertbesitzern und Habe nichtsen nie krasser, nie unsozialer in Erscheinung getreten sind. Genau wie in den zwanziger Jahren ist die„Unſlon der festen Hand“, die heimliche Regierung des Großkapitals, wieder im Begriff, sich von dem Schock der Niederlage zu erholen. Bereits hat im Weinlokal Beckermann die erste Fühlungnahme stattgefunden, und die Pönsgen, Dinkelbach, Pferdemenges werden nicht versäumen, die zweite Republik kräftig für ihre Sache einzuspannen und die Privilegien von Besitz und Bildung in eine Bastion gegen die ar- deitende Nation zu verwandeln. Verschanzt hinter einer staatlichen und kommunalen Bürokratie, gedeckt von einem Wall von Wählern und Parteistimmen, wird sich früher oder später eine neue Harz burger Front zusammenfinden wollen, um, heimliche Revanche brütend, den Schrei nach dem starken Mann zu erheben. Noch sind es ausschließlich die Besatzungsmächte, die sich dem Treiben der Finsterlinge widersetzen, aber die Stunde scheint uns nicht mehr 30 fern zu sein, in der sich Kränze auf die Gräber der neuen Erz- berger, Rathenau, Liebknecht senken werden. Der Freiburger Richterspruch und die Rigomorattiade von Stuttgart bilden bereits einen vielversprechenden Auftakt. «9„ 6„ Und die Abwehrfront der Linken? Wo ist se? Wenn haute ein neuer Kapp-Lüttwitz, Hitler-Ludendorf, oder wer immer die Macht an sich risse—, ob er wohl der Generalabwehr der Ar- deiter exläge, ob sich nicht, wie 1933, wiederum Stimmen fänden mit der Erklärung, daß sie sich die Stunde des Handelns nicht von der Konkurrent vorschreiben ließen, ob wohl der Scherbenberg des zwi- schen 8ED und SPD zerschlagenen Porzellans nicht einen famosen Schießstand für die Maschinengewehre einer neuen schwarzen oder grauen Reichswehr abgäbe? Warum die bitteren hren der Wei- marer Zeit nicht ausreichen, Hand- und Kopfarbeiter in einer repu- dlikanischen Front gegen die Reaktion zusammenzuführen? Wie kalsch haben sich doch all jene Spekulationen erwiesen, den An- turm von Rechta durch opportunistische Bündnisse und Koalitionen aufzuhalten, während die natürliehe Bundesgenossenschaft ver- absäumt wird. Wenig fehlt und das Feldgeschrei des politischen Kampfes nimmt wieder jene unseligen Formen an, die einem Goebbels das Herz lachen machten Es hat nicht den Anschein, als ob nazistischer Geist und Wille niedergerungen werden müßten, vielmehr scheinen die politischen Parteistrategen das Erbe des Mopagandaministe- riums angetreten zu haben, und als Hauptparole den Kommu- nistenschreek auch auf ihre Fahnen schreiben zu wollen. Wenn heute wieder einer käme und behauptete, die Kommune hätte den Reichstag in Brand gesetzt, wieviele würden ihm wohl nicht glauben? Das alberne Geschrei von den Diktaturabsichten der Linken verdirbt zede vernünftige Aufbauarbeit. Es fehlt wenig, und die Parlamente verwandeln sich wieder in Krachbuden, die das Ansehen der Demo- kratie endgültig zufrunde richten. Wieviel gescheiter wäre es, die Parteien verkündeten und propagierten ihre positiven Vorschläge, anstatt sich in negativer Herabsetzung anderer Weltanschauungen selbst herabzusetzen!? Als ob wir das alles nicht schon bis zum Ueberdruß durchexerziert hütten! Fehlt nur noch daß wir den abgetakelten Goldfasanen und ren Angehörigen Renten und Pensionen bezahlen oder eine neue Fürstenabfindung zugunsten der enteigneten Kriegsverbrecher gut- heißen und daran anschließend Dönitz oder sonst einen Generalfeld- marschall zum Reichspräsidenten wählen! Nach den Anfängen, die Wir bereits wieder auf der ganzen Linie gemacht haben, sollte das nicht wunder nehmen. Erleben wir doch allenthalben noeh immer die Herrschaft des Rohrstiefels, auf den Aemtern, vor der Polizei und selbst im Umgang mit den kleinsten Leuten, sobald sie über irgend etwas zu verfügen haben Wir warten noch immer darauf, das endlich dem unbekannten deutschen Zivilisten ein Denkmal gesetzt werde; statt dessen können wir es in den kleinsten Nestern erleben, daß allen alliierten Vorschriften zum Trotz Helden- denkmäler und geschmacklose Germaniastandbilder den militari- stischen Geist wachhalten helfen. 5 * 5 1 Wir gehören beileibe nicht zu jenen, die wie Professor Friedrich Wuhelm Förster in Zürich den Stab über Deutschland endgültig zerbrochen haben, indem er erklärt:„die Deutschen blieben welt⸗ politisch gemeingefährlich“, sie hätten„nicht einmal hre Hände Eeschweige denn die Seele— von dem verflossenen Blut gewaschen“. Wenn wir warnend die mögliche Linie einer Fehlentwicklung gufzeigen, so bedeutet das nicht, daß wir nicht auch einen anderen Ablauf für möglich hielten. Wenn sich erst in der Welt und bei unseren eigenen verantwortlichen Landsleuten die Einsicht durch- setzt, daß Haß durch nichts anderes hervorgerufen wird als durch Elend und Unsicherheit, und daß Deutschland seit Jahrhunderten in- folge notorischer Volksarmut und despotischen Druekes alle wech- selnden Formen des Hasses— Religionshaß, Nationalhag. Judenhaß, Partelenhaß— durchlebt, und nicht eher zur Ruhe kommen wird, ehe nicht die Utsa chen der Erbitterung, eben die Anhäufung von Macht und Reichtum in der Hand Weniger und von Not und Ohn- macht auf dein Rücken der Volksmehrheit, beseitigt sein werden. Vergessen wir doch ja nicht, daß der Lände r partikularismus ebenfalls eines der Momente geworden ist, die den 30. Januar 1933 her- beigeführt haben.. Wie leicht wäre es heute möglich, daß sich eine neonazistische Bewegung im Schatten der Differenzen der Besatzungsmächte breit macht! Der Zustand, wie wir ihn heute haben, m seiner allseitigen Zerset- zung des Restes an Substanz und Werten, ist der beste Nährboden für parasitäre Aufblähungen nazistischer Art. Alles, was wir im Augenblick an demokratischen Bestrebungen haben, ist noch weit formalerer Natur, als etwa im Weimarer System. Um eine Wirkliehe Demokratie aufzubauen,. muß fast alles, was bis- her geschehen ist., revidiert und neu angefaßt wer ⸗ den. Wir Demokraten können es uns nicht leisten, zum Popanz und Gespött von„Jedermann“ zu werden; es fehlt aber wenig, daß wir dahin gelangen. 5 6*. Was tun also! Wir haben keinen Georges Washington, keinen Abraham Lincoln unter uns, der— des Wohlwollens der Mehrzahl seiner Landsleute gewiß— die Reaktion in die Schranken rufen könnte, wir verfügen auch nicht über einen Cromwell oder einen Robespierre, der den unbelehrbaren Absolutisten den Kopf vor die Füße legte. An der Wiege unserer Demokratie stehen keine Revolu- tion und kein Unabhängigkeitskampf, an der Wiege unserer Demo- kratie steht der Ruin. stehen alte Männer von ehemals mit dem guten Willen, begangene Fehler wieder gutzumachen und im Übrigen nicht mehr individuelles Leid in die Welt zu setzen, als seit- her schon geschehen ist, stehen ausländische Generale und Gou- verneure mit militärischen Vollmachten und den undankbaren Auf- gaben, eine zugrunde gerichtete Nation gleichzeitig zu beherrschen und wieder aufzurichten, zur Wiedergutmachung zu zwingen und zu- kannt und respektlert worden ist. N Meine kämpferische Betätigun gegen den Nationalsozialismus und seine leitende Verbrecherbande ist durch eine Fülle unwiderleg- * barer Tatsachen bewiesen; an die- ser Stelle brauche ich nur darauf hinzuweisen, daß ich als einziger Beamter und Politiker in Deutsch- land nach der Machtergreifung Hitlers im Februar 1933 acht Ver- sammlungen in den verschieden- sten Landesteilen, besonders in Sachsen, Hannover und der Rhein- provinz, abgehalten und in schärfster Polemik vor dem neuen Regime gewarnt habe; von allen denen, die heute so mutig her- vortreten, war damals nichts zu sehen oder zu hören. Eingehendere Behandlung die- ser Fragen behalte ich mir für den Fall des Hervortretens neuer Legenden vor. Für heute schließe ich, um alle Mißverständnisse zu vermeiden, mit der Versicherung, daß ich alles tun möchte, um der Gesundung und dem Wie deraufstieg Deutschlands zu dienen; die Wahrnehmung per- sönlicher Intèressen tritt für mich hinter diesem großen Ziele voll- ständig zurück. 30. 1. 1933 Wilhelmstr. 78 Dle Entscheidungsstunden in Papens Wohnung Veber die Rolle Papens bei den Ereignissen des 30. Januar 1933 geben Ausführungen des Oberst- leutnants a. D. Düster berg (damals zweiter Bundesführer des„Stahlnelms“) Auskunft, die der„Telegraf“ soeben aus des- sen bisher unverößentlichten Erinnerungen abdruckt. Die Re daktion „Nachdem jeh bis dahin mit Seldte immer wieder eine ge- Wisse Uebereinstimmung erzielen konnte, kam es etwa am 26. Ja- nuar 1933 in einer Besprechung mit Hugenberg, Papen und Sehmidt zu einer auseinanderklaffenden Meinungsverschiedenheit. Papen hielt das Zusammengehen des Stahlhelms mit den Nazis für un- bedingt geboten, Hugenberg versuchte meine Bedenken beschwichtigen, Papen werde Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident, er, Hugenberg. übernehme die gesamte Wirt⸗ schaft Seldte sollte Arbeitsmini- ster werden, es könne also nichts passieren. Wir rahmen ihn ein.“ Ich blieb bei meiner Ab- lehnung und sagte ungefähr zu Hugenberg:„Wenn man mit einer Anakonda zu Bett geht, darf man sich später nicht beklagen, wenn einem beim Erwachen die Beine gebrochen sind. Es wird die Stunde kommen, wo Sie nachts durch die Ministergärten in Un- terhosen flüchten müssen, und wenn Sie keine Sockenhalter an- haben, wird es komisch aus- sehen.“ „Machen Sie keine Witze, die Stunde ist zu ernst dafür“, war seine Antwort. Mit Ausnahme von Wagner und in gewisser Hinsicht Schmidt, trat keiner meiner Meinung bel. Wir gingen uneinig auseinander. Am 30. Januar 1933 wurde ich in Papens Wohnung, Wil- helmstraße 78, bestellt. Ich fand dort Papen vor, der sehr auf- geregt war.„Ist bis 22 Uhr die Regierung nicht gebildet, mar- schiert die Reichswehr unter Schleicher und ruft die Militär diktatur aus.“ Mittlerweile waren auch Seldte und Hugen⸗ berg gekommen. Papen war der- art nervös, daß er, als ich den Vorschlag machte, zunächst ein- mal festzustellen, was an diesem Gerücht wahr wäre, mir zuschrie: „Dann machen Sie es doch!“ Ich sagte nun, dazu wäre lch Wohl bereit, aber nicht beauf- tragt. Als Papen mitteilte, der junge Hindenburg habe ihm die Drohung mit der Reichs- wehr mitgeteilt, eilte ich persön- Zu gleich vor dem verhungern zu retten. Die Gefahr, daß in 14 Jahren lich zu diesem. Vor seiner Büro- die deutsche Nation sich abermals nihilistischen Stimmungen hingibt, Wie 1933, ist rob! 1 5- 5 *. Ausgebombte, Krlegsgefangene, Neubürger und KZ-Rückkehrer zusammen mit den Mililonen besitzloser Arbeiter und Bauern— die Überwiegende Mehrheit des Volkes also—, werden in Zukunft eine Sozialfront bilden, von deren Entscheidung Gelingen oder Schei- tern des demokratischen Experimentes abhängt. mre Ansprüche ein- fach mit Achselzucken zu beantworten, wie es heute meist geschieht, beißt den Untergang des sozialen Vertrauens herbei⸗ führen, ohne das eine Demokratie nicht bestehen kann. Was bisher geschehen, ist nichts anderes als die Fortführung alter Methoden und Überalterter Erfahrungen. Unsere Situation aber ist sq neu und beispiellos in der Geschichte, daß es wohl an der Zeit wäre, zweckentsprechende Formen unseres Sozialdaseins zu suchen und anzuwenden. Das Ausland kann uns dabei mancherlei Anregungen bieten, aber eine bloße Nachahmung fremder Sitten würde zu nichts führen würde Schablonen schaffen, denen kein In- Halt entspräche Wir haben es in der Hand— trotz Armut und Ver- nichtung—, neue Ziele und Tafeln zu setzen, wenn wir weise und tzelbstlos genug sind, unsere Chance zu nützen. Gelingt uns dies nicht, so werden wir nie-, als eine Demokratie haben, sondern eine Verewigung unseres barbarischen Untergangs. tür stand ein Feldwebel der Reichswehr, ob zu seinem Schutze oder zu seiner Bewachung, das konnte ich aus diesem sonst 30 betont schlafmützigen Sproß an der Hindenburgeiche nicht her- Ausbringen. Er tobte und schimpfte auf den„Verräter Schleicher“, dem er es heimzahlen würde. Er könne mir nicht mehr sagen. Er musse zum Bahnhof, um Blo m- berg abzuholen. Als ich zu Pa- pen zurückkam, waren ir zwischen Hitler und Göring erschie- nen. Nach den persönlichen Be- leidigungen durch die Nazi-Presse Erüßte ſch sie beide nicht; ſch tellte Papen nur mit, was ich soeben von dem Sohn Hinden- burgs erfahren hatte. Nun trat Hitler auf mich zu und sagte et- wa:„eh bedaure, daß Sie durch meine Parteipresse persön- Fortsetzung Seits —, eee FF eee* 5 8 ERIAN Oo M ANFANG — UND ENDE ET N ES FAC KE L 2Z nal mehr, sondern nur ein Alarm- 1 MANNIEINI * . 3 3 5„. wache“ Hitler und der fette G6- ren wir schon nicht mehr so ah- 6 5 esen; enn ring lagen mit verschränkten Ar- nungslos. Ach, übe je Ahnungs 5 2 j f ö 5 1 U 5 f 7 5 Tausende von Pechfackeln stampft men im Fenster der alten Reichs- loaiskeitt 3 25 992 1 f 7 5 5 1 on UDietol Hd ges Remer aus der Erde,. Jeder der karzlel 1 5 4 1 ute kommt sie uns schlagen hatte. Eine gewisse Zahl d 1 r ler nalei, zwei be übigen satten sagenhaft vor. Die Nazis began- der ehemals ahnungslosen Oppo- 1 7 7 7 5 5. ch Am Abend des 30. Januar 1933 umgegürtet 5 Sh Messer SpießBern ähnlich, die sich nach nen sofort mit dem Revirement in nenten vermochte zu entkommen on Bt. n, e ee, 5 hatten wir in kleinerem Kreise 2 eee e e ee 3 3 ein bißchen den Stra- allen Aemtern, setzten ihre Leute vielleicht im letzten Augenblick Oberbungermeis ler bon Mangel(i928 48 b 5 5 ei sitz 80 5 2 10 urde enverke 55 81* 3 7 255 25 3 1 2955 3 5258 3 1 r anschauen wollen. ein. Immer werden mir die Worte über die Hintertreppe. Manche Im Jahre 1932 erinnerte man 8 Deuts iktstel⸗ blieben auf der Strecke. sich in Mannheim daran, daß vor ler. Von Verbandsangelegenheiten 5 1 1 5. War natürlich keine Rede. Aber Unsere sekung derem n W 1 5 e EE mit, daß wir uns nicht vorstellen 1 war. Die Alteren Burger 5 3 konnten, aus diesem Volke würde dachten an das glanzvolle Stadt- e N, s 5 eines Tages die Barbarei flo- jubiläum von 1907, sahen aber die Ereignisse zu besprechen. 4 Vĩf kei Anlaß i f en ee dern wie eine stinkende Schwe- einen Anlaß zu, ener neuen 1 8 5 feleruption eines schlummernde Feier, da— an damaliger Re- 5 burg dem Manne, den er selbst„5 1 ift 1 i 5 8 de! 5 r Vulkans. Wir hatten die Anzei griffen gemessen— die Arbeits- ö verächtlich als„den Gefreiten“ zu ic! 55 igkei i f 5 5. chen nicht erkannt oder doch zum losigkeit und wirtschaftliche Not . pflegte, die Geschicke mindeste icht folgerichti in der Stadt aufs höchste gestie- 5 des Reiches anvertraut! Es war, esten nicht folgerichtig ge- f 1 2 1 war, deutet Was wäre N gen waren. Im Juni 1932 schrieb 1 obwohl kaum noch eine Ueber- went. 7 hieß ein beli. Sen, ich im letzten Heft der„Le- raschung, nicht zu fassen. Die la- espiel v K et Tu ü ereky, bendisen Stadt eim naupt⸗ 5. chenden Erben irn braunen Hemd 4 e holsk ye schlich an meine Mitarbeiter ge- ä a Alleen ire gen e er verzweifelt in der Fremde den f 1 8 8 1 rollte„lega. Tod suchte und fand. Mäßig, di richtetes Schlußwort, das als ö ö einem Fackelzug feiern; in unsere. a nd fand. Müßte, die, Vorausahnung des baldigen En- 1 Fmpörung mischte sich eingestan- ses Spiel zu wiederholen. Das ist des meiner Wirksamk it in NI. dene Neugier, denn ein 30 lau- VF W N 5 2 e 20 1 ter testlicher Beginn war Gon schau, dle nur daran erinnern soll, 180 W 2 keinesfalls ohne umfangreiche wie es begann und wie ein gan-„Wir waren und bleiben ein 0 Vorbereitungen möglich, und Wir zes Volk in Verblendung und freies Kollektiv, dessen Mitglie· 4 wünschten uns daher zu überzeu- Unbekümmertheit, in Fanatis- der nach Herkunft und Auffas- gen, in welchem Maße die schein- mus und blinder Zuversicht, in sung sich aus den verschieden- 1 heilig Legalen diesen Tag erwar- törichter Hingabe an den Phra- sten Richtungen zusammenfan- 1 tet hatten. Einige von ung spra- senschwulst und in allzu vor- den. Was uns, die wir zum, größ- 5 chen auch von„Demonstration“, nehmer, auch ängstlicher Zu- 3*„ 3 5 das heißt: von einer Gegende- rückhaltung sein Schicksal zu%%CÜÜ0 85 5 5 8 war die Freude, an der Formung 1 monstration, aber viel Hoffnung verbauen imstande ist. der Stadt und ihrer Zukunft wir 5 5 3 1 74 5 0 auf Verwirklichung dieses Gedan- g* Solche Erinnerungen sind nicht ken zu können. Es genügt nieht, 1 kens war nicht zu erkennen. Der„spontane“ Vorbeimarsch vor der Reichskanzlei nutzlos; man soll sie nicht abtun daß eine Stadt ordentlich ver, 6 In dem intimeren Arbeitszirkel. 1 5 it ei waltet wird. es muß auch ein aul f 8 i„ NSDAP- Toto mit einer Handbewegung. das 825 der sich aus demokratisch gesinn- selbstmord bedeutet hab das Ganze gerichteter Cee ten Mitgliedern des Verbandes Wi utet haben. Der tungswille vorkanden sein. Letz Sasammensetzte, fanden ee imelmplatz war schwarz von ten Endes dreht es sich dabei um 8 de,. Menschen, aber am Straßenrend eine künstlerische Aufgabe, die stische Regungen keinen Raum gt. 5 8 5 ideenr a ee ee e 550 standen die Zuschauer nur swar- ohne Produktivitut, Ideenteien- 2. aber solche lich, was eine gute Beobachtung tum, Intuition und Schau künfti- 5 Regungen auch unter den Schrift- 3 er e gen Werdens nicht erfullt werden N stellern und Publizisten schreck- Sn. 2 5 kann. Zur Förderung dieser Auf- . lich ins Kraut geschossen waren, aber die Wahrh it 8 e gabe unsere Krälte du vereintes. 8 hatten wir erst unlängst mit 2 955 99 8 rheit erfordert diese. und Verbindungslinien herzustel- . 5 Deutlichkeit erfahren, die uns eststellung: es befanden sich len, schien uns auch dann noch VV Aniäglich viele Personen darunter, die auf nötig zu sein, als an die Stelle ö 8 8 7 85 Wes m ale 1 Grund ihrer rassischen Zugehö- des wirtschaftlichen Auftriebs die 5 5 1 eee 5 rigkeit allen Anlaß gehabt hät- schwere Lebensnot weiter Kreise . N 5 5 ten, fernzubleiben oder sich zu- der Bevcke runs en, ee 72 zer Dichter Jakob Schaffer mindest passiv zu verhalten. Sie e Zeleitet wurde. erhoben sich plötz⁊-— taten es nicht d 1 b Anforderungen an Lebendigkeit lich ein paar Dutzend Leute und prompt di H: 3 821 N 8 und Aktivität. f schrien mit emporgerecktem Arm 1 5 N F588 Wir betrachten uns selbst, ats ier Heilt“ in den Saal. Anfülh. lerte. b e e 20 vorübergehend wie die Len- rer der Hammelherde war der rte. ntge sk schauten Wir schrift, ke wir vor drei Jahren carch zeigen Roman Rliraune enn d„Fla, sagte Mühsam, ins Leden gerufen maden, Ae pee 8„wenn das 8 0 ist wir hoffen und wünschen. daß 5. Hans Heinz Gleich darauf wurden wir an- wir in unserer arbeit an der * N gesprochen. Zwei polnische Da- 1 ee e, Im übrigen tobten auf neu- men meiner Bekanntschaft, die 1 6 1 „ deutsch auch einige Männer eit vielen Jahren in Berlin leb-„ 1—5— die sich jetzt eifria bemi- ten, stiürzten auf uns zu und 1 e 5„ 55 1 2 en, hre stets„antifaschisti- stammelten: 5. ie 0 5 N acit 0 N raschen a e 1 100 2 G f bse 5„„ und die„Fackeln“ in der lebendigen staut des Südwestens Reichskanzler Brüning Herrn 1 Land zum Tell 80 f 9„Nun sagen sie um Himmels Hans Roden-rotos von Papen weichen. Das Eingang in die deutsche Presse willen, wo kommen alle diese 1 5 3 2 dies geschehen in den Ohren klingen, die von dies alles vergangenen Tagen an- Mannbelme Stadtparlament war i gefunden haben. Ver breckergesichter her!? 5 89. en? Mit schamhaftem dem Chefredakteur der Zeitung, gehöre. f äußerlich bis zum Schlusse noch ö 5 N 5 2 1 1 f 1 11. b 3 ˖ e eee, Weiß Gott, wo kamen die her. Begegn 1 5 1 einer an der ich tätig war, gesprochen Es wird immer wieder ein 1 e 8 12 5 1 de derart, daß es zu lebhaften Man konnte sich im hellen Schein halben Jahr an Bord en N N neuer Tas, die Menschen ier rigen 1 5 b tel 1 34 Ren ersen kam. Als er uns der Pace leicht überzeugen, ländischen 1 8 Nei 0 bleiben leider vielfach die auer 50 4 A Se Wiclersbrechende mit den Worten daß die Damen mit der Charak- 1 a in 5 15„Mein Gott. sagte er, als er die Gewiß scheuen gebrannte Finder aper die 111„ 8. 3 zur Ruhe verwies, er werde terisierung der Physiognomien Amster. 3 8 erste Publikation der Neube- das Feuer. Doch Asche, von der fischen Parteien 8 1 0 8 5 Lon seinem Hausrecht Gebrauch recht hatten. das d Toner aus, Nasis nicht j 8 man glaubt, daß sie nieht mr Kraft mehr. Sie wollten dich u machen, wenn wir nicht den Mund schierte war eine Zuchthausaus- men würden. Und der Schreſb 2„was für eine Menge werden sengt, kann trügerisch sein. Nichts 5 5 1 5 e 5 Hielten, wäre es beinah zu Hand- lese. Es waren diejenigen, die den di Zellen, 5 1 125 wir da wieder rausschmeiß ist daher mehr erforderlich als j n 1 8 ö 1 f 5 1 Kurfü 0 4 jeser Zeilen, der damals im poli- 0 8 eißen Wachhei 1 8 tung nicht zusammenfinden, so 1 greiflichkeiten gekommen. Wir urfürstendamm„erobert“ hat- tisch- publizistisch 8 missen!“ N achheit. Schon die oft gehörte daß die„Not 0„ ö ag. 0 1 r Leben Ber- 5 Wendung„Das kann uns nicht e . Waren uns also über die Stim- VV luns eine gewisse Rolle spielte 5 Feld beherrschten. Die Weimarer . mung durchaus im klaren. Aber wenn sie jetzt da waren. verneinte jächelnd wen r at Auch er absolut ahnungslos. bun 2 weiten mal besesnen!? Pemokratie erwies sich 81 9 In kleinen Gruppen lösten sich mußten sle wohl schon immer dem Ohr an der Tür zur Eiben Doeh der braune Ungeist, der sich trägt den Keim des Unheils in schwach, um mit den Gefahren 5 dle Teilnehmer der Arbeitstagung dadewesen Sein. Unsere Augen nis 838. So taub, 80 blind 9 noch ein paar Wochen hach Fr. Sich. Man weil nie, was einem de sie selbst und den Staat be- a uf. ir g11 5 hatten sie nur nicht erblickt. Mit 8 aub. so blind Waren ich i begegnen kann; Lucifer hat viele dr 8„ auf. Wir gingen zu dreien zum l 8 r lein er 5 wir gewesen! Und wir konnten reichung des Ziels unter der Gesicl 5 5 drohten, fertig zu werden. Als Wimelmpigtz binunter, neben mir diesem Eingeständnis der eigenen auch jetzt noch die ganze Schwere Maske des simplen Regierungs- esichter. mich im Januar 1933 ein hervor- der alte Erich Mühsam. der später Blindheit wurde— bereits am diger Entwicklung nicht begreifen wechsels verbarg, verfiel gar bald Eine kluge Vorsicht, ein ragender Politiker der Linken inn KZ ermordet wurde, und 4 er Abend des 30. Januar 1933— m eder wir noch die n 6 die ins infernalische Rasen, und jener am Erlebten geschultes A bw ä in Mannheim besuchte und mir 8„Leiter des Malik-Verlags, Wie- erstenmal die Schuld ausgespro- unter uns lebten. Denn jene 591 zuversichtliche Chefredakteur gen der Möglichkeiten seine völlige Mutlosigkeit und land Herzfelde. Als wir am Kai- chen. Belastet mit Weitgreifenden niscſien Damen meinten Bein endete kläglich als gebrochener ist unsere pleibende Pflicht. Da- Verzweiflung zu erkennen gab, serhof“ anlanaten, kam uns eine politischen Sorgen. die mehr denn schied seufzend:„Na, lange kan Mann, nachdem man ihn durch mit nicht von Welener Seite auch wußte ich, daß es zu Ende ging. 5 Abteilung des Fackelzuges ent- je persönliche Sorgen waren. hat- es ja nicht N In ein Pasr elf Konzentrationslager geschleift immer, die apokalyptischen Rei- Kurz darauf kamen der 30. Ja- a gegen, die von dem berüchtigten ten wir den Wald vor Bäumen. i hatte. Das war allerdings ein ter noch einmal über dieses Land nuar und die Reichstags 5 0 355 n d 5 Monaten ist der Spuk verflogen: b.: b bstasswahl 5 Malkowski geführt wurde So n t geschen, und nun s nden 5. ausgesprochenes Pech, da wir— hinstürmen. Damit wir nicht noch vom 5. März 1933. Auch in Mann- viele Braunhemden auf einmal wir dem fait accomoli gegenüber. Aus den paar Monaten wurden Wie gesagt— den wahren Cha- einmal dastehen und uns ver- heim begann nun die große Ver- i Ratten wir noch nie gesehen. S0 Auf dem Wilhelmplatz sabzen die über zwölf Jahre. Daß wir uns rakter dieser„Regierung“ bald blüfkt kragen:„Woher kom gewaltigung. 1 viele Fackeln auch nicht. Man 1 3 5 1 sollten wir bald 3 Schon das Klingen an men alf die Verbrecher Als ich am Morgen des 6 März en: U— 1. 5 ü j 18 1 3 0 i gie Hi ö War mithin wochenlang und gröhlten:„Deutschla erkennen, un s es geschah, wa er Wohnungstür war kein Sig vis agen?“ 1933 die Hissung der Haken ö 1 3* 0 7 10 In 1 n 3 52 5 5 8 5* 7 .. und hier ein, Sanget“ der Parlel; Hi denburas 1 Her Führer uit sich nie Von den Herzen, die 5 180— d 5 n Herz ver 5 g SN E Ff d 5 N erstünans 3 Etappen aut dem 5— 7 1 5 1 Fackeln kauften a 7 Were des Unheils g 8 i de Abend des näenstgn 5 5 5 1 willen 1 N 87 8 5 8 8„ . 5 ages, des 20. Januar 1933, über ie aben sie alles àau sic genommen. 3 8 9 7 2 22 3 f f Refchshauptstadt einst, js die An: Im mise Augenblickes willen haben a. 5 Die grundlegende Lüge e 2 i 5 5 5 rotüher- 8 7 5 3 55 Ale e 8 2 8.„Die Jahre 1914 bis 1918, sie be- 1 zucktes, leuchten-brandendes Meer m dieses Augenblickes willen ein— 2 5 weisen eines, daß nicht et 1 1 4 von Fackeln. 8 sie treu gewesen und tapfer. 8 8— Gegner gesiegt hat; es War eine 5 Die Quittung der Geschichte i 5 Niemand hat die Stürme alar- mren Führer wollen sie erheben 3 meine Revolte, angezettelt von„Dieser schwätzer, dieser Frun-⸗ f miert. Nizmand hat die Hundert- damit er Deutschland erhebe und 2 marxistisch-zentrümlichen, Überali- kenbold Churchill, was hat er 5 ö 1 tausende zusammengeholt. Niemand nun steht der Führer als Kanzler im 55 2 stisch- kapitalistischen Subjekten, und in Wirklichkeit in seinem Leben ge- 5 1 hat sle Fackeln kaufen lassen, Fenster der Reichskanzlei und 2 2— hinter allen als treibende Kraft, der leistet, dieses verlogene Subjekt, ein 8 niemand hat sie marschieren lassen. Deutschland ist frei. a 5 r ewige Jude Sie haben Deutschland Saulpels frsten Ranges? Von seinem .. Mmre eigenen Herzen haben slar- Daß es frei ist, dafur hat die— damals zu Fall gebracht. Der Gegner Spießgesellen im Weißen Haus möch- 5 miert, haben rackeln gekauft un 4 SA gesorgt. stand vor dem Zusammenbruch. als te ich dabei gar nicht reden— ein 8. an marschlert 88. 5 Wurde von und kraftvoll 1 vielleicht eine Viertelstunde vor 12 armseliger Irrer!“ 8 1 Denn der Führer Adolf Hitler ist. n. 7 7 Uhr 2 in Deutschland die Revolte N ö e N und Sorgen, gehorsam rem Führer.. 7 ee 4. Der Prophet 5 j. 8 5 Und es gibt außer ihren vielen 2 3 45 5 3 5„Das deutsche Volk darf aber ö 5 Der Sturmführer Schulz braucht Liedern noch ein Lied, das haben 2 8 Der Friedenspolitiker auch von einem Überzeugt sein: ein 5 5 keine Gewissensbisse haben. an der sie bisher nicht mit ganzem Herzen 2 25 0 8 a 0 a Jahr 1918 wird, solange jch leb 5 a Spitze Seines Sturmes Wars ent singen Köngen. Nun aber, an e— 1* 2 2 40„ich kann sagen, daß für mich der dassieren! Es„ e 1. 48 e, nie 85 in den Händen die Fackel und hinter Abend, da ihre Herzen zu springen 8 f—. Kries seit dem Jeare- 1914 Kein Ende Fahne sinken!“ 5 e i 8 1515 a 1 drohen vor heiser Erschütterung, nun 5 2 5 24 0 sekfunden hat! N 8 Die apellen pauken un. röbnen können sie mit ganzem Herzen und 8 1 . und jubilieren, eine Lawine von Blu- aus mrem ganzen Gefühle und aus 5 1* 2. 5 Lehre der Schwäche: 1923. Vorstoß— in den . men Aiürzt sch auf die Soldaten die- all mren Kräften singen, die deeicen 8 2,. Wahnsinn g. ser Revolution. ter emporgehoben zu jenen beiden 8 1 e„Nach dreizehn Monaten kehrte 3 a an diesem Abend brauchen sje Männern am, Fenster, zu dem alten 8— jeh wieder zurtlock und begann nun„Wir werden fechten, Wo Vir 5 nicht mehr zu kämpfen. Mann, der ühres Volkes große Ver- Wieder von neuem“ i stehen, keinen Fußbreit Boden ohne „„ Sie brauchen nur hinaufzusehen gangenhelt und zu dem ſungen Ge- 5. Kampf aufgeben, sofort wieder vors 1 N nach den Fenstern der Reichskanzlei sicht, das res Volkes große Zu- Sie konnten doch!. ee i a 5 355 5 5 5 5 3 3 ein kunft ist 5:„Wir treten zum Beten 8 7 uns können sie ja gar nicht. ab 8 er Mann mit schneewelſem Haar. vor Gott den Gerechten 25 4. 1 5 Und unter einem anderen Fenster Und nun vollendet die 84 leider dem demokratischen Deutsch. Der Trümmer- Stratege 2 steht ein jüngerer Mann, dessen Ant- die Eroberung Berlins. 5 5 konnten sie! Uns ist das Ja ganz„Diese Fronten, sie stehen, und 1 litz sie kennen seit Jahr und Tag. in einem einzigen geschlossenen ee Wie zie über une ute! weiden eee durchbrechen. . Der Feldmarschall und sein neuer Anlauf nimmt sie die Bastionen und en. jeh habe nie einen Wert darauf and o die irgendwo awen eleuveg, 1 Ranzler⸗ kegt die Besstzungen Weg. 1 gelegt. Wie das Ausland über mich einmal Ortschaften zu besetzen e 5 Und indessen unten die endlosen Den Tag der erwachenden Nation 1 sind nur Trümmerhaufen. 5 8 5 und namen- 9 15 die 5 der braunen Lelcbhnung: 5 osestem Jubel erschüttemen Reihen Ratalllone ein, hre Standarten stehen 1 8— 23 5„ der SA vorüberziehen, weiß noch der stolz und wehrhaft ruhmgekrönt und. 8 Die Kirchhofs-Ordnung Gröfar 3 größter Feldherr 8 5 1 klein te SA-Mann, dag sie nunmehr aber den Standarten wehen überall 7„1938/4 habe eh zunächst im aller Zeiten. 5 5 a am Ziele allen Rarschierens, allen die Hakenkkreufeagene oi 3 5„ Iimnern Oranung geschaffen, die Par. W.. 1 aller Opfer angekommen Aus„Die SA erobert Berlin“ 5— teſen und diesen ganzen Unfug be- 9 1 e 5— 8 von Wütried Bade.„Wo kommen bloß die vielen Russen ker?“ 2 We 8 damit be- schlagen, genau wie b r vo ksfremden Ele- wieder ein Jahr großer Siege sein“., e ade, Donnerstag, 30. Januar 186 worden war und die garden dann die Juden aus den 5 Bombensneriff. aus dem Keller kroch und alles Und nach dem Krieg, als Bomberei und das Geschiege und kreuzfahne auf dem Mann- heimer Rathaus verhindern wollte, verweigerte mir die Po- lirei hre Unterstützung. We⸗ nige Tage darauf schleppten mich SsS-Leute auf den Rat- haus-Balkon und zwangen mich unter Beschimpfungen, der Ver- brennung der schwarz-rot-gol- denen Reichsfahne beizuwohnen. Es hatte eine„neue Zeit“ be- gonnen, die von der Stadt und mren Bewohnern allzu teuer be- zahlt worden ist. Im Hexentanz des nationalsozialistischen Krie- ges ist das alte Mannheim zu- grunde gegangen. Die Jugend von heute weiß nichts mehr von dem Glanz, den diese Stadt aus- strahlte, und der seinen letzten Höhepunkt wohl in dem Theater- jubilaum von 1929 gefunden hat. Das kurfürstliche Mannheim ist heute ebenso verschwunden wie das großzügig- bürgerliche Mann- heim. Uebrig geblieben ist dlie Stadt der Arbeit, eine im wesentlichen proletarische Stadt. Es wäre falsch, dies nicht zu er- kennen und in Mannheim Zielen nachjagen zu wol- len, die nicht mehr zuer- reichen sind. Die Stadt Wird und muß ein völlig neues Gesicht bekommen, da die alte Form allzu gründlich zerstört worden ist und nicht wieder her- gestellt werden kann. Vielleicht wird an der Einmündung des Neckars in den Rhein eine Stadt neu erstehen, die mit den Städten im Industriegebiet große Aehnlichkeit besitzen wird. Die geographische Lage Mann- heims ist unzerstörbar. Wenn es gelänge, die stadtpolitische Si- tuation dadurch zu verbessern, daß endlic 8 der Rhein keine Landes- und Zonengrenze mehr darstellt und Mannheim und Ludwigs hafen ein Gemeinwesen bilden, wäre für beide, Rheinseiten vie! gewonnen. Das wertvollste Kapi- tal Mannheims aber sind seine Bewohner. Sie sind in ihrer Pfälzer Art zäh und unverdros- sen und mit allen Kräften und bewunderungswürdiger Geduld dabei, die Wohn- und Arbeits- stätten ihrer Stadt allmählich wieder herzurichten und ihr be- scheidenes Leben zu gestalten. Wenn man in alter Verbunden- heit mit der Stadt nach Mann- heim kommt, dann freut man sich dort über jeden Backstein, der zu dem anderen gefügt wird, und über jedes kleine Werk, das zum wirtschaftlichen und kultu- rellen Aufbau beiträgt. Es kann heute bedrückender sein, in der manchmal recht unzeitgemaß er- scheinenden Atmosphäre einer vom Kriege verschont geblie- benen Stadt zu wohnen, als in einer ausgebombten Stadt, die von dem Rhythmus neuer Lebensenergien erfüllt ist. So hat sich also meine im Jahre 1932 ausgesprochene Hoff- nung erfüllt, daß es in der Arbeit an der„Lebendigen Stadt“ Nach- folger und Erneuerer geben möge, die jetzt, wenn auch unter gänzlich veränderten Lebens- bedingungen, nach 14 Jahren Wirklicher Schande wieder an- knüpfen an den Geist der alten Mannheimer Wirtschafts- und Kulturpioniere: Das Haus mag zerfallen, der Geist lebt in uns allen. Der Abgrund des I.-Staates Eine Betrachtung zu Eugen Kogons Buch„Der SS-Staat“ 6 Hoppla, wir leben! ES war halb schlimm! Natürlich waren die Nazis ein bischen aufdringlich und es war Ales andere als Gold, Was bei ihnen glänzte. Und daß sie selbst die Sahne von der Volksgemein- schaft abschöpften und den an- dern die Magermilch ließen, das War auch nicht schön. Ueberhaupt wäre es besser gewesen, werin sie den Mund nicht ganz so voll ge- nommen und erlaubt hätten, daß auch mal einer anderer Ansicht sein durfte. Denn schließlich hat sich ja gezeigt, daß sie nicht immer recht hatten. Klar, daß vieles faul war im Dritten Reich und den Kries hätten sie auf kei- nen Fall verlieren dürfen. Aber sonst— sonst war ja alles halb so schlimm. Allerdings die Gestapo war un- angenehm. Ja. Wenn man sich J alles 80 mal so in Sedanken zurückver- setzt und sich den Zustand noch einmal deutlich zu machen ver- sucht— es ist ja merkwilrdig, wie schnell man die peinlichen Gekünle versißt!— das war doch ziemlich eklig. Wie sie damals den kleinen Schmidt plötzlich wWesholten, weil er am Stamm- tisch gesagt hatte, alle guten Pelze àus der Winterschlacht⸗ Sammlune gingen an die Nutten der SS- Führer, wer hat da nicht ein vaar Tage ein unbehagliches Gefühl im Nacken gehabt. Wes aus dem wohl geworden ist. dom kleinen Schmidt. Naja, man durfte eben damals nicht so daherre- den. Beweisen konnte ers ia auch nicht! Und damals, nachlem der Diniesds, wie hieß er noch gleich, der von der Botschaft in Paris, Sie Wissen schon, wie? Richtig, vom Rath, wie der erschossen Knüppel Häusern holten und die Wohnun- gen zerschlusen und Goebbels hinterher erklärte, das sei eine sbontaue Volksbewegung gewe- sen, da war einem ja auch der Kaffee hochgekommen. Spontane Volksbewegung, pfui Deibel! Aber Was sllte man machen? Die hät- ten einem ja glatt ins RZ ge- sperrt, wenn man den Mund auf- gemacht oder womöglich verszicht hätte, einem Juden zu helfen. Wirklich. bei dem einen oder an- deren hätte man gern etwas ge- ten. Leute, die man seit Jahren kannte, die nie einer Fliege atwas zu Leide getan hatten und die num so mißhandelt wurden, nur weil sie Juden waren, was sie sich ja auch nicht ausgesucht hat- ten. Es War schon gemein, hunds- gemein. Druck, unter dem alles stand. Druck der Gestapo und der S8, Das war eben der das war das üble. Wer dazwischen geriet; der hatte nichts zu lachen. schon ein bischen Das War 1 dag es schauerlich, bestimmt. darm so gar kein Recht. mehr gab. Aber man mußte eben nicht dazwischen kommen. So wie beim Wenn man da brannte und die Toten lagen in dien Straßen und wurden aus den Trümmern gezerrt, tja, man schämt sich ja, es offen zu sagen, ber so leid einem die andern ten, man selbst fühlte sich son- bar lebadig, mahr als vorher. die der totale Endkampf endlich vor- bei waren, da ging es einem ähn- lich. Hoppla, wir leben!, dachte jeder. Wir leben. Und wenn man jetzt so in dem Krampf und dem hoffnungslosen Durchein- ander Luft schnappt, dann kann es einem passieren, daß man denkt, es war za alles halb so schlimm, damals! Wahrhaftig, das kann man glatt denken! Und was das schlimme ist, viele denken das schon, wenn sie nicht aufpas- sen. Weil das nämlich einfacher ist. Wie beim Autofahren. Haben Sie schon einmal einen Autofah- rer erlebt, der nach einem Unfall gesagt hätte, jawohl, ich bin zu schnell um die Ecke gefahren, weil ich dachte, es wird schon kei- ner entgegenkommen. lch bin schuld? Schuld ist iramer der Andere und wenn kein anderer da ist, dann ist es die Mauer oder der Baum, gegen den man gerast ist. Es war alles nicht so schlimm? Es war viel schlimmer! Deutschland ist gegen eine Mauer gerast, weil es sich in die Hände von Leuten gab, für die es den Begriff der eigenen Schuld überhaupt nicht mehr gab. In dem Augenblick, in dem der Mann die Macht an sich rig, der immer Recht hatte, gab es für seine Ge- treuen kein Unrecht mehr, außer dem, ihm zu widersprechen. Die Gewissenhaftigkeit tlie der Durch- schnittsdeutsche als so selbstver- ständliche Voraussetzung für die Entschlüsse seiner Obrigkeit und ihrer Organe anzusehen gewohnt War, daß er bis zuletzt— und vielfach bis heute!-nicht begriff und nicht begreifen wollte, daß er betrogen und belogen wurde, daß hinter jedem Wort ein ande- rer Sinn, hinter jedem fèierlichen Versprechen eine verhüllte Lüge lag, diese Gewissenhaftigkeit wurde gegen blinden Gehorsam ausgetauscht. Wer das nicht konnte oder wollte, kam unter die Räder, wenn er nicht im Schatten bleiben konnte. 1 Rechtstruppe aber der Gewissen- losigkeit war die SS. Die schlug zu, wo immer das Spinnennetz: der Gestapo ihr ein Opfer an- zeigte. Das Opfer, ja, das war in demselben Augenblick recht- Jos. Es verschwand, ohne An- klage, ohne Rechtsverfahren, ohne irgendeine der in jedem Rechts- staat gewährleisteten Möglichkei- ten der Verteidigung und des Be- weises seiner Unschuld, ja sogar ohne irgendeine Festsetzung sei- ner„Strafzeit“. Es verschwand und kaum einer von Tausend tauchte wieder auf, Das war das dunkle Grauen, das über uns lag, mit dem die Macht rechnete und durch das sie sich erhielt, denn ihre Opfer zählten nicht nach Tausenden, sondern nach Millio- nen. denn diese Rechtstruppe der Ge- wissenlosigkeit lebte von, ihren Opfern, wie die Spinne von der Fliege. Die Arbeitskraft der Opfer war die unerschöpfliche Seldquelle für die Ss. Das Leben der Onfer zahlte dabei nichheinmal als Arbeitskraft, denn die Gesta- po schaffte ja mehr Nachschub als die Ss verbrauchen konnte. Die„Schutzhäftlinge“ waren we- niger wert als die Sklaven von einst, die immerhin von ihren Besitzern wie Haustiere betrach- tet wurden, deren Arbeitskraft erhalten werden mußte. Der Tod eines Menschen hinter dem Sta- nachgeholfen l„Die Neuaufnahme von Vollksgenossen darf keineswegs dazu führen, daß der Grundsatz der Freiwilligkeit zufgegeben oer auch nur an- besten 0 0 in bringen. wird... Unter keinen Umständen darf ein Zwang oder Druck, . 3 in irgendeiner Form ausgeübt werden, auch nicht durch Androhung ein-s Nachteiles für denſenigen Volksgenossen, der nicht in die Partei aufgenomen werden will. 8. u die NSOAP sollen nach dem Ausspruch des Führers nur die Nationalsozialisten aufgenommen werden Die Hoheitsträger ben deher nur solche Volksgenossen, die bereit. und willens sind. für Führe: und seine Bewegung u arbeiten und zu kämpfen, in Vor- Aus dem Organisstlonsbuch der NSDAP 1943. bend davonkam. Sie brauchten sie nämlich, cheldraht— pah, das war wie das Tottreten einer Kellerassel. Für das Abschießen von Gefange- nen, die der Postenkette zu nahe kamen, gab es Prämien! Alle Grausamkeit finsterster Triebe wog kein Körnchen Schuld, denn das Recht der Gewissenlosigkeit war von denen, die immer Recht hatten, den Handlangern übertra- gen worden. Und sie mordeten und weideten sich an ihren Opfern. g Sachlich und leidenschaftslos ist das Buch Eugen Kog ons Der SS-Staat, Verlag Karl Al- ber, München, 339 S., RM 7.—), der selbst fast ein Jahrzehnt im Konzentrationslager Buchenwald gefangen gehalten wurde und le- Aber gerade durch seine fast trockene, enss- tionslose Darstellung der unvor- Stellbaren Vorgänge menschlicher Unmenschlichkeit wird die Furcht- barkeit des Abgrundes, den wir, in unserem Lande, neben uns aufspringen ließen, unerbittlich deutlich. Zum erstenmal bietet sich ein Einblick in das überaus kompliziertè Ineinander und Ge- geneinander der SS zu den Ge- kangenen, der Organisationen un- ter sich und endlich auch der in den Lagern zusammengepferch- ten Gefangenen selbst. Zum er- stenmal sieht man beide Seiten, vor dem Stacheldraht die schwarz- uniformierten„Herrenmenschen“ und hinter dem Stacheldraht die Jammergestalten in der Zebra- tracht. Beide betrachtet Rogon, gelassen, unsentimental, als Er- scheinung, beschäftigt sich mit ihren Einsichten, Trieben und Denkfähigkeiten— und überläßt es dem Leser, seine Schlüsse dar- aus zu ziehen. Nein, es ge nügt nieht, daß wir noch le- ben, es genügt nicht, daß wir uns nicht selbst an den Greueln be- teilgt haben, es genügt nicht, daß Wir geschlagen, Ausgehungert und verarmt sind, all das genügt nicht, wenn wir nicht die Kraft des Gewissens und die Reinheit des Herzens Wieder gewinnen, gegen das Böse z u k impfen, WO Immeres sich zeigen ma g — nicht zuletzt in uns selbst. So rückblickend, schließt Ko- gon sein Werk, so rückblickend möge Deutschland sich selbst er- kennen: seine edlen und seine entsetzlichen Züge, damit das entstellte, das verzerrte Antlitz Wieder Gleichmaß gewinne. Es wird den Richter dann nicht mehr zu fürchten brauchen. weil es sich selber ehrlich be- urteilt hat! Und wenn er die Frage erneut an Deutschland stellt:„Kennt hr mich jetzt?“, dann wird es in ihm den Erlöser sehen aus Irrtum. Verbrechen, Blutschuld, Schande und Not, den Erlöser zur Freiheit und Menschenwürde. Weit werden die Konzentrationslager dann hinter dem erneuerten Deutschland lie- gen— nur noch eine Mah nung aus den Zeiten der Fin- sternis dieses Dritten Reiches. 5 E. Frita von Schilling Der„Berul“ Ehemals waren Hartinger und Härtt Aufseher im Gestapo- Gefdngnis. Nun standen sie vor der Spruchkammer IV in Nürnberg. Hartinger wurde entlastet. Härtls Verfahren wurde einem ordentlichen Gericht Über- Wiesen, da(nach Ansicht der Kam- mer) die Mißhandlungen von Ge- fangenen, deren er sieh schuldig ge- macht hat, nicht aus politischen gründen, sondern in Ausübung sei- nes Berufes erfolgten. In der Ausübung des Berufs! Dieser Tage wurde in Eisenach eine „Einbrecherschulen, in der Jugend- liche ganz fachmännisch im Ein- brechen unterrichtet wurden, dureh die Polizei geschlossen Die ehemaligen Schuler werden einbrechen und ruuben, und eines Tages vielleient vor dem Richter stehen. Könnte es dann nicht mög- Hen sein, daß ein Freispruch gefüllt oder ein solches Verfahren an ein Arbeitsgericht verwiesen wird, weil der Einbruch ja nur— in Ausübung des Berufs erfolgte? 0g. Die Opfer rufen/ Von Karl Schnog Wieviel dazwischen lag, . Zis wir in die Grube sanken Oder grau zu Asche fielen. Qual um Qual, Tag um Tag. Schlag um Schlag. Und immer in den Sielen. Wieviel Erniedrigung und Schmutz. Wieviel Verachtung, Kulte, Grauen: 1 Wie fern von Wärme, Liebe, Frauen. Fern von Geborgenhelt und Schutz. Wieviel Entsetzen, endlos viel. Das nie und nie zu Ende ging. Von kalter Grausamkeit, ein Ring a Und immer nur der Tod als Ziel 5 9 Ihr seht uns nur dahingerafft, Als Opfer, Gleichnis und Idol. Verzeiht: uns klingt das Mitleid hohl: Leer eure Worte, ohne Kraft. Skelette, ausgemorcht, kaputt Ein Jauche-See in einem Loch. Und werden es für immer sein.— Wenn nicht eu'r Wollen, euer Geist Uns hoch aus der Verw-esung reißt, Uns neu gebiert als Wiederschein! Als Wiederschein entsühnter Zeit. Wenn nicht nach uns die Seele schreit. f Wenn nicht der Schrei nach Gutsein gellt. . Der Aufschrei einer neuen Welt! N Wenn diese Welt die Qual vergaß, Dann sind wir nur ein stinkend Aas, Dann sind wir nur ein modernd Fell. Dann wird die Erde nie mehr hell. Denn: nicht ein Heldenbildnis blieb, nicht ein entseelter, stummer Gast Ein Wrack— ein Krüppel— Dreck— ein Sieb. Zerwühlter Schlamm— Haut— Blut— Morast Das waren wir. Das sind wir noch: Stinkender Staub. Und Müll. Und Schutt Wir dürfen nicht im Schutt vergehn. Wir müssen wieder auferstehn; Wir müssen bei euch, um euch sein In eines neuen Tages Schein. Denn sonst war nutzlos alle Pein! Vielleicht war euer Weinen echt. Allein: ihr habt uns nicht gerächt! Habt nur geschaudert und geflucht. Habt unsre Mörder nicht gesucht! Vielleicht, dle ihr noch lebt im Licht. Ist euer Warten das Gericht Und will die Welt die Rache nicht. Vielleicht. da euer Blut noch pocht, Verflackerte mit Recht der Docht, Habt Ihr kein Morden mehr gemocht. Vielleicht ist's Sut, daß man. vergißt? Vielleicht. Viellelcht., Ihr lebt, Ihr wist! Wir aber sagen euch aus unsern dunklen Grubene Ihr sitzt mit Unrecht in besonnten Stuben Und räkelt euch wie einst im weichen Pfühl! Die Untat trabt aufs Neu durch alle Lande Und wenn ihr uns vergeßt, ist' Schimpf und Schande Seid hart und klug und karg. Doch; seid nicht kühl) Ihr seid mit diesen Zelten nicht Im Relnen, Wenn ihr vergesset, über uns zu welnen, Die wir der neuen, bessern Zeiten Dung. Wenn ihr bedachtsam mit„Vergangnem“ brechet. Wenn ihr den Schw-ur vergeßt und uns nicht kachetz Dann seid Ihr nie. mehr froh und nie mehr hung lt Denn wir, zum Opfer für euch auserlesen, Wir wollen hier nicht für eln N. Wir wollen unsrer Qualen Ziel und Sinn Wenn ihr nicht kämpft, da, wo wir kämpften, litten Wenn ihr euch beuget feiger Mörder Bitten Dann sterben wir zum zweiten Male hinf ichts verwesen.. Nein; reißt uns aus den Urnen, zus den Schächten. 0— — Entreißt uns unsern dunklen, stummen Nächten Und— baut eln neues Heim auf das Gebein! Nur, wenn ihr ringsum das Gezücht zerschmeißet. Nur, wenn ihr uns aus unserm Dunkel relßet. Nur, wenn wir wieder sind, werdet ihr sein! Diese Verse widmete Karl Schnog der jahrelang ins KZ verbannt war— den Toten des SsS-Stastes Bayerns bester Erzähler des Nachkriegs von 1914, der Münche- ner OM, läßt im aktiven verlag Kurt Deseh das Buch„Das Leben meiner Mutter“ er- scheinen, aus dem wir den folgen- den Abschhitt als Rüekblendung auf das mit dieser Ausgabe be- rührte Damals wieder- Se Die Redaktion In kurzen Intervallen entließen die Fabriken immer neue Scharen von Arbeitern. Die Erwerbslosen- Ziffer stieg auf fünf, dann auf sechs, sieben und schließlich auf acht Millʒionen. Ein Jahr, zwei und drei Jahre blieb das Leben junger Lehrlinge, arbeitserfohrener Män- ner, schulentlassener Mädchen und abgerackerter Mütter so: Im Winter überfüllten sie dlie Stempelstellen und warteten. Im Sommer bevölkerten sie zu Hun- derten die stüdtischen Grünanlagen, trieben cdygliche Glücksspiele. feilschten mit irgendwelchen Klei- nigkeiten oder lagen draußen vor der Stadt, an den kühlen Ufern der Flusse und Bäche. Ste stahlen Obst und brieten die unreifen Kartoffeln, die sie aus den umliegenden Aek- kern der Bauern gerissen hatten. Polizisten tauchten auf und vertrie- bez sie. Fluchend wanderten sie weſter und lagerten auf versteck- teren Plũtzen. Die Nacht bruck her- ein, und außer denjenigen, die ein- fach im Freien kampierten, wußten die meisten meht. was sie anfangen sollten. Die Mädchen gingen auf die nũchtlichen Straßen und boten sich dem nächstbesten Liebhaber an. Auch die Jungen fanden manch- mal einen freundlichen Herrn, der sie bewirtete und mit nach Hause nahm. In den Parks hockten die mürri- schen Männer und schauten ver- loten ins Dunkel. Und jeder dachte stumpf.„Wie lang soll das so wel⸗ tergehn?“ Fin fremder Mensch. getzte sich zu ihnen und fing ein Gesprach an. N Jaja, Kamerad, ick kenn' das! Mir ist's genau so gegangen,“ sagte der Fremde. wenn sein Gegenüber mürrisch hlagte:„Dieses System ruimert uns alle.“ Er lud den Verzagten ein, gab inm ru éssen, stellte Bier hin, poli- listerte behutsam weiter und meinte schließlich:„Uebrigens ich kenn' dich ja nicht! Vielleicht bis du ein Kommunist oder Soil Ganz gleick! f Aber wir zwei sind eben doch deut- sche Männer vom gleichen Fleisch und Blut.“ 5 Es ſclang warm. fast herzlich. Fr schenkte von neuem Bier ein. Schüchtern sah der arme Mann in der klein bürgerlich mòblierten Woh- nung herum. 5 a „Du siehst, ich bin kein Kapita- lista, sagte sein Gastgeber witternd. „mir kann es morgen genau so er- gehn ute dir. Gibt uns etw die Regierung Arbeit? Schert sich viel-. leicht die Judenrer lik um uns, was? Nein]! Du kannst ihretwegen verkommen wie hunderttausend an- dere] Wenn Moß die Bomen ihre Ministersessel behalten!“ Er mu- sterte den benommen schweigenden Gast siehtlich mitleidig und fuhr fort:„Da, melde aich in unserm „Braunen Haus“, wenn du willst Du brauchst nehts weiter tun, als eine Nacht Wache stehn. und kriegst in der Früh deine zublf Marrn. Es ist eine leichte Arbeit, unck sie . War es 50 Es var J%%%%%%ͤ.... 8 verpflichtet dich au nichts. Bro- bier's mall Wir verlangen von kei- nem, daß er gleich Mitglied bei uns wird. Nationalsozialist ist man oder man ist es eben nichtæx- Zwölf Mark? Das war fast ein nalber Wochenlohn. Der arme Mann war seit seiner Lehrlingszeit Ge- Herleschaftler und Sozialdemokrat. Er haßte die Nazis. r schämte sich — — aber wie hatte sein freundlicher Gastgeber gesagt, wie?„Es ist eine Arbeit wie jede andere, und sie verpflichtet zu nichts Wenn man satt ist. kann man leicht Charakter Raben und wählerisch sein. Der arme Mann stand einmal Wache, stand öfter Wache, und zuletet wurde er„geheimes Mitglied“ der Nazipartei, da merkte es niemand. Marlene Dietrich im Kr/ von A. O. 08 Im Konzentrationslager Sach- senhausen bei Berlin hatte die Kommandantur zu Weihnachten 1938 den Haftlingen gestattet, in ihren Unterkünften kleine Feier- lichkeiten abzuhalten. Trotz der Strenge, mit der die Ss die La- gerdisziplin handhabte, waren die Insassen des Lagers in der Stimmung, sich ein paar ver- gnügte Tage zu machen. In den meisten Blocks veran- stalteten die Häftlinge am Hei- ligabend Konzerte und kleine Theateraufführungen, denn es gab genug Musiker und Schauspieler unter ihnen, die nun Gelegenheit hatten, hren Kameraden eine Probe ihres Könnens zu bieten. Unsere Aufführung war gerade beendet, als plötzlich ein Herr in Frack und Zylinder in Beglei- tung einer jungen Dame, die ein pompöses Ballkleid trug, unsere Unterkunft betrat. Das Paar be- gab sich zur Bühne, wo der Herr mit einer eleganten Verbeugung seine Dame vorstellte: i „Die große Künstlerin Marlene Dietrich hat die weite Reise von Hollywood nient gescheut, um die Häftlinge des Lagers Sachsenhausen zu besuchen. Es ist ihr eine große Freude, mnen, meine Herren, ihr bekanntestes Lied:„Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. zutragen.“ a Marlene wiegte sich kokett in den Hüften und spielte mit dem Fächer. Sie zeigte ein strahlendes Lächeln, das durch den bezau- bernden Blick ihrer Augen in seiner Wirkung noch verstärkt wurde.. 5 Die Masse der Häftlinge saß in stummer Verzückung da. Die meisten hatten seit mehr als fünt Jahren keine Frau mehr ge- sehen und gerieten bei dem An- blick der schönen, schlank ge- Wachsenen Frau in einen Zu- stand, in dem sie nicht wugten, ob sie begeistert oder tieftraurig sein sollten. Manch einer saß da wie ein kleiner Junge und hatte vor lauter Erstaunen den Mund geöffnet.. 5 5 Marlene warf ihm eine Kuß hand zu und begann zu singen: „Ich bin von Kopf vis Fuß auf Liebe eingestellt. Und das ist meine Welt, und sonst gar nichts.“ 5 5 Sie hatte alle Herzen der Häft- Unge im Sturm erobert. Als ihr vor- Lied beendet war, gab es tosen- den Beifall. Am liebsten wären die Zuhörer zur Bühne geeilt, um sie an die Brust zu drücken. Aber dies ging leider nicht. Sie wurde als berühmter Star gefeiert und im Triumph zur nächsten Unter- kunft geleitet, deren Insassen sie mit der erfüllte. Natürlich war es nieht Maxlene Dietrich neige⸗ ner Person, die uns dieses entzückende Gastspiel gegeben hatte. Ein junger Krimineller, dem seine Kameraden in der Schneiderei eine entzückende Garderobe hergestellt hatten, war auf die drollige Idee gekommen, die„große Marlene, nachzuah⸗ men. Auch der Herr im Zylinder gleichen Begeisterung war ein rimineller. Trotzdem waren die politischen Häftlinge über diese geschmackvolle Ein- lage ihres Weihnachtsprogramms dankbar genug, um die beiden Kriminellen für die bereitete Freude zu belohnen. Einige Tage später erfuhren wir jedoch, daß der Kommandant von der ganzen Sache Kenntnis erhalten hatte. Er war aber kei- neswegs verständnisvoll, sondern verurteilte„Marlene“ zu fünt⸗ undzwanzig Stockhieben. Winter 1947 Schwäbische Landesztg. Nr. 7 7 „Du Papa, isch des oiner von Nürnberg?“„Wieso?“ „I mol weil er Kopfhörer sufhosf r-. N Donnerstag, 30. Januar 1947 Seite 8 Der„Zufall“ Hindenburg Von Fr Meine dle Die groge Enttàuschung der Millionen, die den alten Soldaten wählten Friedrich Melneeke, der hervorragende Historiker der Frewurger Universität(bis 1814) und der Friedrich-Winelm- Universität in Berlin hat im Verlag Eberhard Brockhaus in Wiesbaden Betrachtungen und Erinnerungen erscheinen lassen unter dem Titel„Die deutsehe Katastrophe“, Zu dem Werk wird noch ausführlich Stellung ge- nommen werden. Das heutige Sonderthema rechtfertigt die vorherige Wiedergabe eines aktuellen Kapitels. Aber ging nicht alles, was po- gitiv jetzt geschehen kbnnte, viel zu langsam und zögernd vor sich und ohne den Schwung eines gro- gen Wollens, wie ihn die darben- den und aufgeregten Menschen, die drungende Jugend voran, jetzt ver- langten und in den Sturmreden Hit- lers jetzt zu Rören glaubten? Mun nat schon damals, die einen mit Angst, die anderen mit Befriedigung diese Frage aufgeworfen und By u- nings und Groeners Eignung für diese Aufgabe angezweifelt. Ieh gelbst habe schon erzühit, daß Groe- ners Gesundheit gelitten hatte. Aber an dem zähen Willen, ihr Steuer im Sturm festzuhalten, fehlte es innen, soweit meine Beobachtungen reichten, keineswegs. Und der gün- tige Ausfall der Reichspräsiden- tenwahl im Frühjahr 1932 gab ih- nen einen recht festen Standort fur inren Rampf. Als ich leurz danach einmal Groener in meinem Hause degrüßen konnte und ihm meine Zuversicht auf siegreiche Weiter- führung dieses Kampfes aussprach, antwortete er freilich schon mit leise belegter Stimme:„Ja, wenn ien weiter das Vertrauen des Reichsprdsidenten behalte“,„Brü-⸗ ning und ich haben schon gewollt, aber der alte Herr hat 16 net gewollt“, sagte er dann nach seinem Sturze zu mir einmal. Das war das entscheidende Mo- ment in der Lage. Ihren Vollesge- nossen konnten Brüning und Groe- ner jetzt freilich zundehst nur Ver- nunft und Geduld predigen und mußten die Phantasie der Men- schen, die ein Hitler 80 reichlich ndhrte, unbefriedigt lassen, solange noch keine greifbaren Erfolge ihrer PPC ĩ; ꝗ ↄ PPP 30. 1. 1933 Wibelmstr. 78 Fortsetzung von Seite 9 nch 80 beleidigend angegriffen sind. Ich bin hierfür nicht verantwortlich.“ Hierbei blickte er mich mit seinen seltsamen Wolfsaugen theatralisch tief ergriffen an. Er Hatte tatsächlich Tränen in den Augenwinkeln und drückte mir mit beiden Händen meine Hand. Der geschäftige Herr Meisner führte uns— wie den nom Bahnhof eintreffenden Blomberg— durch die Minister- gärten in die Reichspräsidenten- Kanzlei in Meißners Dienstzimmer. Blomberg sollte Reichswehr⸗ minister werden und erzählte, wie ihm bei seiner Ankunft auf dem Anhalter Bahnhof der Ad- jutant Schleichers, Hauptmann Nöldlichen, den mündlichen Befehl überbrachte, zu Schleicher und Hammerstein zu kommen. Aber Oberst von Hindenburg habe dort mit der Weisung sei- nes Vaters gestanden:„Er solle sofort zum Reichspräsidenten kommen“. Dieser wäre er nun gefolgt. Papen sagte ihm hierauf, daß es sein Glück wäre, denn Schleicher und Hammerstein droh- ten mit einer Militärrevolte. Pa- pen sprach dann einige passende Worte, und Hitler erwiderte hier- auf kurz, daß die heutige Regie- rungsbildung durch sofortige Reichstagswahlen vom gesamten deutschen Volke aus- drücklich genehmigt werden müsse. Hiergegen wandte sich in klaren Worten der alte Hugen- berg, der Hamster:„Die an die- ser Reglerung beteiligten Par- teien sind erst vor kurzem in ihrer heutigen Stärke durch Reichstagswahlen bestätigt wor- den, es ist demnach ein freier demokratischer Schritt dieser Parteien, dem Ruf eines Reichs- präsidenten zur Bildung der neuen Regierung zu folgen. Ieh lehne deshalb jede Neu- Wa hl. a b.“ Nun fing Hitler an zu werben, ja zu flehen, um seine Auffassung durchzusetzen. Er schloß ungefähr mit folgenden Worten: „Ich gebe Ihnen blermit als deutscher Mann mein feier- liches Ehrenwort: Mögen die Wahlen ausfallen, wie sie wollen, ich werde mich nie- mals von einem der jetzt hier Anwesenden trennen, mag da kommen, was da will.“ Hugenberg blieb bei seinem Nein, und nun begann ein direkt komisch wirkendes Bestür- men des Geheimrats, dem ich beisprang. Seldte aber, im Verein mit Hitler. Göring und Papen, setzte wie die anderen edaure dieses tlef. Ich Die Redaktion Politik vorlagen. Aber Vernunft und Geduld des Stuats manns, mit Zähigkeit vereint, haben schon oft in der Geschichte über die irratio- nale Gewalt einer mißleiteten Vollesstimmung gesiegt. Es bleibt dabei, Brüning und Groener wurden aus einem nach außen zwar nicht glanzvollen, son- dern mühsamen und viel Geduld erfordernden Ringen um die Le- bensbedingungen des deutschen Volkes aus einem auf klare Volks- mehrheit geh stützenden Abwehr- kampf gegen ein unüdersek- bar empor steigendes Un- Reil Rerausgeriszen, als Hindenburg ihrem Wirken ein Ende machte und einem abenteuerlichen Intriganten das Ruder des Staates anvertraute. Man hat damals gegen Hindenburg auch noch den weite- ren Vorwurf erhoben, daß er gegen Brüning die tiefste Undunkbarkłeit damit bewiesen habe, Denn dieser. der in treuer Verehrung an ihm Ring, Ratte bei der vorangegange- nen Reichsprdsidentenwahl alle Einflußmõgliehleiten der Reglerung für ihn eingesetzt. Auch die Wähler Hindenburgs wurden jetzt um ihre Erwartung. zum Teil auch um das Opfer, das sie gebracht hatten, be- trogen. Denn dle sozialdemolerati- sche Arbeiterschaft, die geschlossen für ihn gestimmt hatte, gab dabei inrem Herzen einen kleinen Stoß, wenn gie sieh dem preußischen Ge- nerulfeldmarschall anvertraute. Aber ole ier eine höhere und reinere Notwendigkeit das Votum der Ar- deiterschaft für Hindenburg leitete, so würde eine solche, wenn sie be⸗ gtanden hätte. auch die Undank- barkeit Hindenburgs gegen sie und seine ganze Ueberredungskunst ein, Hugenberg zu erweichen. Das Schauspiel wurde immer drama- tischer. Fast kläglich jam- merte Papen: Herr Geheim- rat, soll denn an Ihrem Wider- stande die endlich errichtete deutsche Einheit wieder zerbre- chen? Ein deutscher Mann hat Ihnen sein Ehrenwort vor uns Allen gegeben. Wie können Sie da noch zweifeln? Hugenberg blieb bei seinem Nein. Da stürzte Meigner in den Raum, batte seine Uhr in der Hand und rief mit zitternder Stimme, der skru- pellose Zyniker:„Meine Herren, Sie können den Herrn Reichs- präsidenten nicht warten lassen es ist schon elf Uhr. und auf diese Zeit war die Ver- eildigung der Mintster angesetzt.“ Neurath und Schwerin- Krosigk gesell- ten sich noch zu der Gruppe, die auf Hugenberg einredete und ihn schließlich zum Nachgeben ver- anlaßte. Hiermit hatte Hitler das Heft in den Händen. Nach einem hal- ben Jahr aber hatte Hitler sein Ehrenwort gebrochen. Hugenberg war als Minister entlassen, seine Partei aufgelöst, der Stahlhelm gewaltsam in die 8A über- geführt.* Papen aber hat sich an sei- nem Todfeinde, General von Schleicher, gerächt Am 4. Januar 1933 hatte er als Vorbereitung in der Villa des Bankiers von Schröder die bankrotte, auseinanderbrechende verschuldete NSDAP mit den Geldern der Schwerindustrie sa- niert. Mit Recht schreibt dazu Goebbels am 5. Januar 1933: „Wenn dieser Coup gelingt, sind wir nicht mehr weit von der Macht entfernt.“ Ueber den Bankier von Sehröder lasen wir im„Jü⸗ dischen Wochenblatt für Magde- burg“(Folge 6) vom 10. Februar 1933: Obwohl Verkünder des fa- natischen Rassen- Antisemitismus, hat er(Hitler) sich den durch seine Schuld schon fast verschüt- teten Weg zur Macht ausgerech- net durch den Rassejuden Schröder freimachen lassen Die- ser Kurt von Schröder erntete die Früchte des Geschäftes. Er wurde Präsident der Kölner Han- delskammer, der Vertreter Deutsch- lands in der Bank für interna- tionalen Zahlungsausgleich in Ba- sel und als Rassejude sogar SS- Gruppenführer.“ E Oberstleutnant a. D. Düster der g war bekanntlich im Jahre 1932 Kandidat für die Reichs- präsidentenwahl. Die Gestapo setzte ihm als„rassisch Verfolg- ten“ und Gegner des national- sozialistischen Systems in der Zeit von 1933 bis 1945 schwer zu Angerufenes Urteil · gesprochen! Unter dem Schlagwort:„Auß erste Kraft voraus!“ erlief Hermann Göring zum Be. Jahres 1937 einen Aufruf, in dem es hieß:„Di Vergangenheit liegt hinter uns. Wir haben keine Zeit, bei ihr zu ver wellen. ſeder errungene Erfolg, jede Leistung; bedeutet für uns eine Verpflichtung, noch mehr zu arbeiten, alle Kräfte zu erhöhler Leistung anzuspannen, denn die Weltgeschichte wird uns einmal nicht danach beurteilen, was wir schaffen wollten, sondern ihr Urteil danach sprechen, was wir geleistet und geschaffen haben.“ Brüning zu rechtfertigen vermögen. Jedoch bie jammer vol! ist der Eindruck, wenn man nach den Einflüssen slch umsieht, die damals a uf den sehwachen Greis ein drangen. Da steht voran die Illusion über den nationalen Wert der Hitlerbewegung, die Blindheit gegen das verbrecherische Element in ihr, das schon damals jedem, der Augen hatte, aufgehen konnte. Dann kommen jene Stimmungen und Hoffnungen der Reichswehr in Be- tracht, von denen wir früher hör- ten, und das waren immerhin noch Einflusse von preußisch-frideriziu- nischer Herkunft, wenn auck von geistiger Enge und ressorthafter Kurzsichtigkeit. Ganz traurig aber berühren nock zwel besondere Mo- tive, die Hindenburg vorgebracht ⁊u Raben scheint, um seine Unzufrie- denheit mit Brünings Amtsführung zu motivieren. Folgendes wurde mir damals aus vertrauenswürdiger Quelle erzählt. Bei dem letzten (oder vorletzten) Empfange, den Brüning bei Hindenburg hatte, for- derte er vom Reichsprasidenten zu- erst fur sich eine Erweite ung seiner Vollmachten, um energischer vorgeken zu kön- nen. Darauf habe Hindenburg aus einem bereitgehaltenen Zettel ihm folgende Gegenforderungen entge- gengehalten: J. daß uberhaupt fortan nach Rechts regiert werde, 2. daß Schluß gemacht werde mit der Wirtschaft der Gewerleschafts · sekretädre, 3. daß Schluß gemacht werde mit dem Agrarbolschewismus. Punlet 2 bedeutete den Bruch mit der sozialdemobratischen Arbeiter- schaft, also gerade derjenigen Vollksschicht, die den Kampf gegen Hitler und für die Weimarer Ver- fassung am geschlossensten führte. Punlet q aber bezog sich auf einen Gesetzentwurf über die Parzellie- rung don solchen Rittergütern in Ostpreußen, die wegen übergroßer Verschuldung nicht mehr rettungs fähig erschienen. Dieser Entwur deunruͤkigte die ostpreußischen Gutsnaehbarn finden dur gs. Es ware für die geschicht- liche Erkenntnis dringend er- wünscht, dag diese Zusam- menhänge und die Perso- nen derer, die sie vertra⸗ ten, in das hellste Lieht gezogen bür den. Ich selber durfte von diesen Dingen hier nickt ganz schweigen, weil sie de- reits damals und mit noch mehr Detail, als ich hier wiederzugeben wage, in ernsten Kreisen erörtert wurden. Hindenburgs integrer Cha- rakter soll damit nicht angezwei- felt werden. Aber die Luft um ihn herum war die ꝶ und trübe. und seine eigene politi- s c he Urteils fähigkeit war nocht oro ß. Darin hatten wir uns alle, die wir ihm dei der Prüsidentenwakl unsere Stimme mit voller Gldubig: jeeit gegeben hatten, get dus ekt. Wir Ratten seine Haltung nach dem Zusammenbruch von 1918, als er Ebert die Hand reichte, und seine bisherige verfassungsmäßig korrek- te Amtsführung seit 1925 als Zei- chen einer freieren staatsmänni- schen, sich selbst überwindenden Geisteshaltung gedeutet. Jetzt wurde es fraglich, ob sie nicht ein- jacher zu erkldren sei aus dem ihm nachgesagten Wesenzuge,„sich mit Würde schieben zu lassen“. Seine Entschlilsse zur Entlas- zung Brünings und zur Berufung Hitlers sind es in allererster Linie gewesen, die Deutschland auf die Bahn zum Abgrunde geführt haben. Der Zufall finden du rg steht also inmitten der all- gemeinen Ursachen, die Deutsch- land auf diese Bahn gedrängt ha- ben, als ein dunkles Mahnzeichen an die letzten unauftösbaren Rätsel der Weltgeschichte. Vollen e Der Heimat und der Idee getreu bis zum Tode Wie schon in der Presse bekannt gegeben, ist Professor Dr. Veit Valentin, der frühere Histo- riker an der Universität Heidel- berg, der 1933 bei der Machtüber- nahme Hitlers sofort in die Emi- gration ging, in Washington ver- storben. Bis zuletzt war er dort tätig als Bibliothekar am Kongreß und als Mitarbeiter der Rockefel- ler- Stiftung. Professor Valentin war unter den deutschen Wissen- schaftlern, vor allen Dingen unter den Historikern der führende De- mokra t. Seine Werke waren be- sonders auf die Freiheitsbewegun- gen in der Geschichte des deut- schen Volkes abgestellt. Das deut- sche Volk erleidet durch den Tod dieses Mannes einen herben Ver- lust, weil er einer der wenigen War, die sich auch in der Emigra- tion für das deutsche Volk einsetz- ten. Kurz vor seinem Tode erließ er(wie uns die Deutsche Liga für Menschenrechte in Wuppertal be- richtet) an das amerikanfsche Volk den nachstehenden Aufruf: „Nur wenige Menschen in den Vereinigten Staaten wissen, daß immer schon eine beträcht- iche Friedensbewegung in Deutsch- land bestand, die sieh aus ver- schiedenen Typen und Gruppen zu- sammensetzte und die sich be- mühte, das deutsche Volk zu der Auffassung zu erziehen und zu überzeugen, 5 daß ein Krieg unvereinbar ist mit Kultur im allgemeinen und mit deutscher Kultur im be- . sonderen. Immanuel Kant ist einer der her- vorragenden Vertreter dieser Be- wegung seit ihrem Anfang. Seit⸗ dem sind ihm viele berühmte Den- ker nachgefolgt. Nach dem ersten Weltkrieg wurden Abertausende kultivierter Deutscher aller Stände erfaßt von Organisationen wie die Deutsche Frledens gesell- schaft oder LIga für Men- schenrechte oder Internatio- nale LIgza der Frauen für Frieden und Freihelt und ähnliche Verbände. Es war gewiß kein Zufall, daß die Führer dieser Organisationen zu den am meisten Verfolgten und Verabscheuten von Seiten der Nationalisten und Nazis gehörten. Es wird daher alle Freunde der tapferen deutschen Antimilitaristen interessieren, daß eine nicht unbe- trächtliche Minorität in Deutsch- land wiederum versucht, eine deutsche neue Friedensbewegung ins Leben zu rufen und das deut- sche Volk zu erziehen und zu be- elnflussen, jede zukünftige Wieder- aufrüstung zu unterlassen, sich vielmehr hinter seine Ideen zu ver- gchanzen für die es 80 mutig ge- kämpft hat. Erst kürzlich hier eingetroffene Berichte besagen, daß diese Freun- de nunmehr dringender Unter- stützung bedürfen. Da sie erst eine Minorität darstellen, keine geld- chen Mittel zur Verfügung haben und da sie erst jetzt aus ihrer Ver- borgenheit herauskommen. so missen diese unerschrocke- nen Männer und Frauen von unten anfangen eine neue anti- militaristische und antifaschi- stische Bewegung aufzubauen. Sle versuchen dies, obgleich vlele von ihnen nicht das Nötigste zum Leben haben. Es liegt, glaube ich, im Interesse eines zukünftigen dauernden Friedens, in dem Deutschland und das deutsche Volk eine wichtige Rolle spielen, dies e Freunde zu unterstützen, die alles daransetzen, einen wirk- lichen Frieden zu erringen, als auch eine internationale Zutgam- menarbeit, für welche die Deut- sche Friedensbewegung stets ein- trat; die deutschen Antimilitaristen, ungehörte Warner in der Wüste der Dummheit, Unwissenheit und Selbstsüchtiger Interessen, wollen nicht verantwortlich sein für irgendwelchen Frieden, der wie viele fürchten könnten. Waffenstillstand zwischen zwei Kriegen sein würde.“ 2 Aus diesem Grunde appelliere ich, ihnen jede Unterstützung zu gewähren. eh weiß, Amerikaner mit praktischem gesunden Men- schen verstand werden verstehen, ca sie ihr heiliges Werk besser tun, wenn sle Pakete und Briefe an die Antimilite- risten schieken. Auf diese Weise tun wir etwas nicht nur im Irrteresse ehrbarer Deutscher, die ganz gewiß unsere Alliier- ten genannt werden müssen, sondern wir tragen dazu bei, Frieden und Fortschritt zu fördern und so unserer kom- menden Generation zu dienen. Jedem, der bereit ist, meinem Aufruf Folge zu leisten, werde ich nur zu gern die Adressen verdien- ter Antimilitaristen aufgeben.“ Trübes Aller-Ley 8 Ein Dokument aus dem Jahre 1942 „Deutsche Reichsbahn Hannover, 9. 6. 1942, Reichsbahndirektion Han- nover 2 P 4 Pl d An alle Aemter je besonders. Betri: Bordelle für fremdlaän- dische Arbeiter. Es hat sich die Notwendigkeit er- geben, in Orten, in denen sehr viele fremdländische Arbeiter beschäf- tigt werden, Bordelle für diese Ar- beiter zu errichten. Träger dieser Aktion ist die Deutsche Arbeits- front unter Mitwirkung des Reichs- sicherheitshauptamtes des Reichsar- beits ministeriums und anderer zen- traler Dienststellen von Partei und Staat. Die Reichsbahn hat mit der Einrichtung der Bordelle nichts zu tun Wenn Stellen wegen finan- zleller Beteiligung vorstellig ge- worden sind oder noch werden soll- ten, ersuchen wir, an uns von Fall zu Fall zu berichten. Zum 21. 7. ist ferner an uns zu derichten, ob den Arbeitern im Amtsbezirk Bordelle eingerichtet und auch für kremdländische Reichsbahnarbeiter zur Verfügung gestellt worden sind. Fehlanzeige ist erforderlich. gez. Baldus.“ Wie man sieht, hat die Deutsche Reichsbahn im Dritten Reich recht sonderbare Verkehrssorgen gehabt. Sle sind ihr aber freundlicher weise von der Deutschen Arbeits- kront abgenommen worden. Bis- lang war wohl bekannt, daß Dr. Leys Schöpfung der Beitreibung zusätzlicher Steuern in Gestalt von DAF- Beiträgen gedient und unsere „Kultur“ durch Schönheit der Ar- deit und Kraft durch Freude be- reichert hat Aber die Errichtung von Freudenhäusern durch die DAF sis Ausdruck der Fürsorge für die Arbeiterschaft läßt doch erst rich- tig ermessen. was das schaffende Volk mit dem Verschwinden dieser einmaligen Organisation„verloren“ Bat. nur ein Deutscher Michel evg dumm? Zeichnung Willi Schneider Von Mant zu Kalinin auch eine Folge des— Fackelzugs Am 9. April 1945 meldete der so- Wetische Tagesbericht die Erobe- rung von Königsberg. Die Stadt, dle äußerst hartnäckig verteidigt worden war, lag zu 80 Prozent in Schutt und Asche; ihre Bewohner waren fast restlos geflohen. Königs- berg, das im Jahre 1253 vom Deut- schen Orden gegründet wurde und 1939 rund 375 600 Einwohner zählte, War durch die wahnsinnige Hitler- politik zu einer toten Stadt gewor- den und aus den Trümmern ragte, wie durch ein Wunder nur leicht deschädigt, das Bronze- Denkmal des großen Philosophen Immanuel Kant hervor. Inzwischen sind 22 Monate ver- gangen. Vieles hat sich geändert. Jene Tyrannen, die die Trümmer verursacht haben, sind gestürzt und gerichtet; in den meisten deut- schen Ländern sind durch demokra- tische Wahlen neue Regierungen geschaffen worden, und Königs- derg, zu Kaliningrad umgetauft, hat am 10. Februar 1946 seine Ver- treter in den Obersten Sowiet nach Moskau gewählt. Zwar ist die Ein- gliederung Königsbergs in die So- Wjetunjion noch nicht endgültig vollzogen und wird noch Gegen- stand des Friedensvertrages sein, aber sowohl Präsident Truman wie auch der britische Premier Attlee haben bereits auf der Potsdamer Konferenz die Zusiche- rung gegeben, daß sie die diesbe- züglichen Forderungen der Sowjets unterstützen werden. Die Sowjets, die keine Zeit ver- leren wollen, haben sofort So- Wietbürger in der Kaliningra- der Region angesiedelt und mit dem Wiederaufbau begonnen. Das Leben dieser angesiedelten Sowiet- bürger, deren Zahl heute über 500 000 beträgt. vollzieht sich nach dem in der So- Wjet-Unlon üblichen politischen und ökonomischen System; die Landwirtschaft ist auf die Basis der Kollektiv- und Staats- güter gestellt, und die Industr 10e arbeitet nach der Planwirtschaft. Die Städte, wie Tilsſt, Inster- burg, Gumbinnen und Friedland, die zu dieser Region gehören, haben ebenfalls ihre deutschen Namen verloren und heißen jetzt Sowietsk, Gwardieisk, Tscherniakowsk, Gu- siewsk. Der Wiederaufbau wird rüstig voran getrieben. in Kalinin- grad funktionieren bereits wieder zahlreiche industrielle Unterneh- men, darunter eine große Konser- venfabrik, eine Cellulosefabrik und vier Elektrizitätswerke. Die Auf- bauarbeiten in dem stark zerstört gewesenen Hendelshafen sind so- welt gediehen, daß der Schiftsver- kehr wieder aufgenommen werden konnte. Zahlreiche Schulen, Klub- häuser und Bibliotheken haben ihre Pforten geöffnet, und eine Fläche von kast einer Million Quadratme- ter ist bereits wieder mit Wahn- häusern bebaut. Das neue architektonische Blld der Stadt nimmt ein typisch slawisches Gepräge an, der deutsche Charakter ver- schwindet systematisch. Diese Fest- stellung ist für uns Deutsche schmerzlich. Königsberg war die Heimat unseres großen Immanuel Kant, dessen philosophische Werke das Denken der Menschheit so ge- waltig befruchteten und der zum wahren guten Klang des deutschen Rufes sehr viel beitrug. In den Mauern dieser Stadt verbrachte er sein ganzes Leben. f Kant und Königsberg sind un- trennbare Begriffe. Die So- wzets haben das Andenken Kants respektiert. Sein Denkmal, das dem Bomben- und Granathagel trotzte, ist das einzige deutsche Denkmal, des restauriert und an seinem Platz gelassen wurde. Aber damit ist der Weg von Kant zu Kalinin nieht viel leichter geworden, Hin- denburg, der sich als Retter von Ostpreußen preisen ließ, folgte be- stimmt den Ratschlägen böser Gei- ster, als am 30. Januar 1933 dem. döhlmischen Gefreiten Hitler die Macht in die Hand legte und damit den Verlust der Kant schen Heimat verursachte. A. Declos Der Sonderzug von ron Tonson „insteigen, meine Herrschaften, einsteigen!— Kommt alle und macht mit mir eine herrliche Reise: es wird euch sicherlich nicht ge- reuen“, so forderte einmal ein Mann die Deutschen auf mit Rm eine Fahrt ins Wunderland zu un- ternehmen, und werdend und prah- lend zugleich zc9 er von Stadt zu Stadt, landauf, landab und machte die Menschen dureh seine gleis- nerischen Reden schier betrunken. Bedenkenlos lösten viele die draune Fahrkarte, fragten nicht nach dem Wohin der Reise. son- dern bestiegen verblendet den Zug eines unbekannten Nanienlosen und das sonst so bilroleratisch erzogene und auch denkende Volle wollte nicht mal wissen, ob dieser Fuhrer auch einen Führerschein besäße. Immer mehr Menschen denützten diesen Zug, auf den Haltestellen drängte man sick förmlich hinein und neue Wagen mußten angehängt werden, um alle Passagiere unter- zubringen. 5 Es war eine Rerrlicke Fahrt und viel gab's zu schauen und zu sehen und da man im Zuge in Freuden lebte, wollte man gar nicht mehr wissen, was draußen sich tat und vermied es sorgliek auck mal einen Blick durchs Fenster zu tun; ju- delnd fuhr man im Lande umher, zpdter sogar uber die Grenze, um auck Brudervölker an dieser glück- Nenen Fahrt teilhaben zu lassen. Da sich bei weiteren Auslands- jahrten Schwierigkeiten zeigten. kpannte man vor die eine Lolo- motive noc eine weitere Maschine, die sog. Kriegs maschine und jetzt wurde die Fahrt erst imposant und Geschwindigkeiten wurden erzielt, die einem höllischen Tempo gleich- kamen. Mit höchster Fahrt wurden Länder durchrast und wenn der Zu gelegentlich einige Male kurz anhielt und imm einzelne vofnehme Herren entstlegen, fragten sick wohl die übrigen Fahrodste. wiese und weskalb diese die herrliche Fahrt unterbrochen hätten und da man innen erzählte. es handle sich um ausgebootete blinde Passagiere. gab man sich im großen Lager zufrie- den und freute sich in dieser kerr- ichen Zeit leben zu dürfen beson- ders da der Zu ldnast wieder mit größter Geschwindigkeit neuen, un · bekannten Landern zueilte. Wokl wagten einige den Zug während der Fahrt zu verlassen, doch brachen sich diese meist das Genicle; ein andermal wurde sogar die Notbremse gezogen, da aber das Gestänge nicht in Ord- nung war, fuhr der Zug ungehin⸗ dert weiter, im Gegenteil das Tempo zu schwindeliger Fahrt stei- gernd, da es nun gewaltig bergab ging. Die meisten Passagiere merkten indes gar nicht, daß man sich tüngst auf der Rückreise befand und als der Zug plötzlich in einer Schlucht aufprallte und entgleiste, fragten manche. warum man denn nicht weiterfünre und meinten, nun würde die Reise erst romantisch werden; die Mehrzahl der Fahr- gäste dagegen verließ den Zug. die Fahrkarten vernichteten aber alle. Als die Passagiere jetzt das Un- Reil sahen, fragten sie erstaunt, wieso das Unglch hätte geschehen knnen und ob die Weichenstelle etwa gar geschlafen kädtten, denn daß der Zugfuünrer gar nicht die Fũühigłeit besaß, die Maschinen zu handhaben, das wollten sie nicht glauden. So suchten sie unter dem Trümmerfeld nac ihm und als man innen leundgab. er wäre schon vor- nher ausgestiegen und niemand könne ihn finden, da ihn sein eige- ner Zug zermalmt hätte, wurde gar mancher traurig. 8 Inzwischen war eine Untersuch-⸗ ungs kommission am Unglücksort eingetroßfen und als sie die Passa- gere aufschreiben wollte, versicher- ten alle, sie waren bestimmt nickt im Zuge gewesen, selbst die Sehaff- ner. Kontrolleure und Kondukteure wollten nicht an der Fah teilge⸗ nommen haben und da ihr Leugnen nichts half, schoben zie alle Schuld auf cken Zugführer. Lange Zeit umstand man den ent: gleisten Zug und wehmütig gedack⸗ ten viele der herrlichen Fahrt, die ste mit ihm gemacht: die Anschul⸗ digung. der von inen denützte Zug Räütte auch Millionen Menschen unter seinen Rädern zermalmt, Rdtte Tod und Verderben in fremde Lande getragen. wiesen sie zur ick, da Passagiere bel Eisenbahnkata- strophen keine Schuld trädfe ver- gaßen aber zu bedenken, daß sie einen Sonderzug benutzten, der gor nicht gefahren wdre, hätten ie nicht alle die braune Fahrkarte gelöst. Der entgleiste Zug aber liegt Reute noch als Trümmerfeld und wer's nicht glauben will, der gucke inn, inmitten Europas. Aus Der Zwiebelfsch“/ Nr. 2. Mehr Fingerspitzengefühl handelt werde. Auch Ministerpräsident wesen sein mußten. es um mehr geht, als um die Wahrung nachdem nun die Oeffentlichkeit bereits Kamm, der 8 der Belasteten Mit dem 1. Februar tritt für Württem⸗ berg- Baden die 16. Durchführungsverord- nung zum Befreiungsgesetz in Kraft, welche die Ansprüche belasteter Personen auf Aus- zahlung von Pensionen, Renten oder son- stigen Versorgungsbezügen regelt. Danach ruhen die Ansprüche bis zur rechtskrafti- gen Entscheidung der Kammer bei Perso- nen, die unter Klasse 1 und 2 der Anlage zum Befreiungsgesetz fallen oder in Gruppe 1, 2 oder 3 angeklagt werden. Ferner bei Personen, die auf Grund einer Anordnung einer Militärregierung oder gemäß Gesetz Nr. 8 aus öffentlichen Zemtern oder ähn- lichen Stellen entfernt wurden. Außerdem ruhen die Ansprüche von Hinterbliebenen, wenn der Verstorbene unter Klasse 1 oder 2 der Gesetzesanlage fällt. In solchen Fällen hat der Träger der Zahlungsverpflichtung unverzüglich bei dem Ministern für poli- tische Befreiung einen Antrag auf Ent- scheidung darüber zu stellen, ob ein Ver- kahrem nach Artikel 37 des Befreiungsge- setzes durchgeführt werden soll. 3 Lehnt der Minister die Durchführung eines Verfahrens ab, so sind die An- 8 sprüche zu erfüllen, soweit die Hinterbliebenen nicht selbst un- ter die Bestimmungen der 16. Durchfüh- krungsverordnung fallen. Ordnet der Mini- ster die Durchführung eines Verfahrens an, so ruhen die Ansprüche bis zur rechtskräf- tigen Entscheidung der Spruchkammer. Durch die Entscheidung der Spruchkam- mer werden nicht berührt: Pensionen, Ren- ten oder Versorgungsansprüche, die einer hauptschuldigen oder belasteten Person aus einem nach Rechtskraft des Spruchkammer entscheides eingegangenen Anstellungsver- hältnis erwachsen. Soweit die Ansprüche nicht erlöschen oder eingeschränkt werden, dat Nachzahlung zu erfolgen. Zur Vermeidung von Härtefällen, insbesondere bei unverschuldeter wirt- schaftlicher Notlage, sieht die 16. Durch- tührungsverordnung vor, daß die bei den Trägern der Zahlungsverpflichtung gebilde- ten Ausschüsse die ganze oder teilweise Zah- lung auf Widerruf anordnen können. Eine erartige Anordnung bedarf jedoch der Zu- stimmung des Ministers für politische Be- kfrelung. Unberührt von dieser Verordnung blei- ben die Vorschriften über die Vermögens- sperre auf Grund des Gesetzes Nr. 5 2 der Militärregierung nebst Durchführungs- bestimmungen und des Befreiungsgesetzes. Soweit die Zahlungsempfänger danach der Vermögenssperre unterliegen, dürfen Zah- lungen nur durch Ueberweisung auf ein gesperrtes Konto erfolgen.(dena) 5 ee Kohlen“- peinliche Fragen Wegen der in Heidelberg umlaufenden Gerüchte stellte die KPD, Kreisleitung Hei- delberg, folgende öffentliche Anfrage, die in der Rhein- Neckar- Zeitung“ veröffentlicht Wurde: Stimmt es, daß der Kohlenhändler Isengard in Heidelberg wegen Verschiebung einiger tausend Zentner Kohlen verhaftet wurde? Stimmt es, daß mehr als 150 pro- winente Personen an der Schieberaffäre betei- Ugt sind? Stimmt es, daß der Flüchtlings- ent Dr. Sieblers in Heidelberg allein mehr 00 Zen Kohlen oder Briketts davon erhalten bat, und daß noch weitere maß- gebende Persönlichkeiten daran beteiligt sind? Wenn ja, warum wird der Heidelberger Be- Fölkerung davon keine Kenutnis gegeben? Jas gedenkt man dagegen zu tun? 8 Elfzährige Einbrecher. Ein amerikanisches In berichtet, 19 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren zu Freiheitsstrafen bis zu drei ahren. Die Verurteilten hatten wiederholt etten und Süßigkeiten aus der Kaserne merikanischen Infanterie- Regiments in in gestohlen und auf dem Schwarzen Markt umgesetzt. Die Verteidisung versuchte zu bewe„daß diese Jugendlichen ein Opfer der allgemeinen Verwahrlosung der Zeit Se- den seien. 3 Der Traum von der Macht— Zum ersten- 1 Wurde jetzt nach dem Paragraph 2 des eiungsgesetzes ein Deutscher in die Gruppe der Aktivisten eingereiht, berichtet dena aus München. Der betreffende Paragraph schreibt - dafl Personen, die noch nach dem 8. Mal azisrmis und Militarismus propagieren, etivisten“ eingestuft werden können. Donnerstag, 30. Januar 1847 um die Belastung einer einzelnen politischen Persönlichkeit. Anklage in diesem Zeitpunkt weit über das Ziel hinaus und traf leider die Sache, die er wahren wollte: unsere ach immer noch so schwächliche Demokratie. Aber Dr. Reinhold Maier und den von ihm berufenen Minister für politische Säu- berung betrifft, so ist die Entlassung des Anklägers eine ganz schlechte Sache, ilitärgericht verurteilte, Wie dena aus Ber- Der Fall Maier contra Maier ist nahe daran, in eine Satyre der Demokratie auszuwach- sen. Sicherlich ist der öffentliche Ankläger gegen Schacht, Franz Karl Maier, formal im Rocht, wenn er dem unseligen Geraune um den Ministerpräsidenten Pr. Rein- hold Maier durch die Erhebung einer öffentlichen Anklage ein- Ende machte. Sicher ist auch Herr Minister Kamm im Recht, wenn er den öffentlichen Ankläger von seiner Dienstverpflichtung entbunden hat, weil es nicht angehe, daß über den Kopf eines verantwortlichen Ministers hinweg in einer so delikaten Angelegenheit ge- Dr. Maier kann sich mit Fug darauf be- rufen, daß die Parteien und Parlamentarier, die ihn einmütig zum Ministerpräsi- denten bestellt haben, duchaus über seine politische Vergangenheit im klaren ge- Und dennoch kann man sich nicht des Eindrucks erwehren, daß sie alle drei schlecht beraten waren, Franz Karl Maier ließ im gerechten Eifer außer acht, daß politischer Reinlichkeit und um mehr als Er schoß mit seiner Was bestürzt danach fragt, was hier eigentlich gespielt wird. Wieviel besser wäre es gewesen, Ministerpräsident Maier, der doch seiner Sache sicher ist, hätte den Dingen seinen Lauf lassen können und hätte ein für alle Mal durch eine mutige Abwehr der öffentlichen Anklage, der zer- setzenden Flüsterpropaganda um seine Person ein Ende bereitet. Statt desen dem Volk ein Schauspiel entsetzlicher Ohnmacht gezeigt. Minister die Akten Reinhold Maier bestellt bat, will es nicht mehr gewesen sein. Der Präsident des Landtags erklärt, es stehe ihm nicht zu, die Frage zu prüfen, ob die Anwendung des Entnazifizierungsgesetzes gegen die Vorfälle des März 1933 statthaft sei. Der Landtag selbst hat vor der Entscheidiig der Wähler Kapituliert und es seinerzeit vorgezogen, ziehen. Statt Entscheidungen zu fällen, Nunmehr wird keine weiteren Schlußfolgerungen zu wird ausgewichen. Als Schlugßeffekt er- geben sich gegenseitige Beschimpfungen und Verdächtigungen aller Beteiligten und dis lachenden Dritten bei diesem Schauspiel sind selbstverständlich die Feinde der Demokratie. Sie haben wieder etwas, worauf sie mit Fingern zeigen können. Sie sind eine verschworene Bande und helfen sich gegenseitig entlasten, Demokraten aber— arme Demokratie! Die K. A. Der„Morgen“ in Heidelberg Unsere Filiale„Heidelberg“ befindet sich ab 1. Februar im Hansa-Haus, Rohrbacher Straße 9. Dort erfolgt die Annahme von An- zeigen und Abonnements sowie der Einzelver- kauf unseres Blattes(soweit der Vorrat reicht). Ab 30. Januar nur Sonntagsverkehr Der gesamte Personenzugverkehr in der amerikanischen Besatzungszone Deutschlands muß, wie die hiesige Eisenbahndirektion mit- teilt, ab 30. Januar infolge Kohlenmangels auf Sonntagsverkehr eingeschränkt werden. In Kürze müssen von diesen Zügen auch noch diejenigen ausfallen, die nicht unbedingt zur Aufrechterhaltung des Verkehrs benötigt wer den. Da ein großer Teil der D- und Eilzüge bereits ausgefallen ist, wird der Fernverkehr vorläufig nicht weiter eingeschränkt.(dena) Neue Verkaufszeiten Die Mannheimer Ladengeschäfte halten bis Auf Widerruf täglich, mit Ausnahme des Mitt-⸗ woch- Nachmittags, vom 9 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr, mittwochs von 9 bis 13 Uhr offen. Die Lebensmittelgeschäfte sind von 8 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Der Ein- zelhandel hat sieh bereit erklärt, für die Alleinstehenden Berufstätigen am Samstag nachmittag Ware bereitzuhalten. f Konzert in Waldhof Die Heidelberger Konzertgemeinschaft ver- anstaltete am Sonntagabend im Saalbau Wald- hof ein Konzert unter Leitung von Professor Paul Rittner, der den Abend mit einem Cello-Vortrag einleitste Der Künstler stellte sein großes technisches Können erneut unter Beweis und fand auch mit einer eigenen Kom- position den lebhaften Beifall des ausverkauf- ten Hauses. Hildegard Venneguth und der Baritonist Hermann Leeger erfreuten mit Gesangsvorträgen aus Opern und Operet- ten. Die großen, klangvollen und gutgeschul- ten Stimmen, verbunden mit beseeltem Vor- trag, rissen das Publikum zu Begeisterungs- stürmen hin Der Pianist des Abends, Arthur Wettstein, paßte sich den Solisten des Abends mit Geschmack an. leine Ums A Registrierung politisch verfolgter. Bis 28. Fe- bruar müssen alle politisch, rassisch und religiss Verfolgte hren Antrag auf Ausstellung eines Aus- weises gestellt haben. Das Büro der Kreis-Betreu- ungsstelle befindet sich in der Luisenschule, Zim- mer 19.. Kein KRraftpostverkehr in der Pfalz. Der Rei- ktenmangel ist so grog, dag in der Pfalz auf sämt- lichen Kraftpostlinien der Verkehr eingestellt werden mußte. Ausgenommen sind nur einige Linien, die insbesondere der Beförderung der Ar- beiter und Angestellten an die Arbeitsstellen die- nen. Infolge des Kohlenmangels wurde die Buna- Herstellung in der Pfalz auf zwei Monate einge- stellt.(E. S.) Familien nachricht. Die Eheleute Hugo Born und Frau Rosa, geb. Wagner, Sandhofen, Tauben straße 4. feiern die goldene Hochzeit. Wer hat did. du schöner Wald Wie die„NZ“ berichtet, soll schon im Frühjahr mit dem Holzeinschlag kür die Brennstoffversorgung 1947/48 begonnen werden. 355 8 K 1 L * 0 * 5— „e Nun, Alu 1171 7 0 i ll 4 Junge:„Sind wir jetzt im Wald, Papa?“ Vater:„Dummer Junge, siehst du denn den Baum nicht?“ Sport- ganz Kurz Boxkämpfe vor amerikanischen Soldaten In einer Veranstaltung im Armee-Lazarett vor Zuschauern der Armee in Heidelberg standen deutsche Boxer im Ring. J. Schmitt (Mannheim) schlug in der 3. Runde Bierlein (Hamburg) k. o. W. Abele(Mannheim) konnte in der 6 Runde, nach mehreren Niederschlä- gen, Lingenau Dortmund) bezwingen. Der alte Spairings- Partner von Schmeling, H. Kreimes(Mannheim), trennte sich gegen Hennrich(Mainz) nach 6 Runden unentschie- den. H. Berle Mannheim), Trainer der Ame- rikaner im Mannheimer Stadion) boxte gegen Stein(Heidelberg) unentschieden. J. P. Um die nordbadische Ringer meisterschaft Am Samstagabend, 19 Uhr, findet der End- kampf im Mannschaftsringen im städtischen Rosengarten statt. Es stehen sich ASV Feu- denheim— Eiche“ Sandhofen gegenüber. Die Amateurringer werden mit technisch guten Kämpfen aufwarten. 5 eb. Spielausfälle wegen der Kälte Die Fußballspiele der Landes-, Bezirks- und Kreisklasse am 2. Februar werden der Kälte wegen abgesetzt. Ch. Nau, Schmetzer. Sämtliche Jugend- und Schülerspiele im Fußball fallen am 2. und 9. Februar der Kälte wegen aus. Eppel. Rado beute und morgen Donnerstag, 30. Jan.: 8.30 Uhr: Morgenstund hat Gold im Mund: Volksmusik; 10.00 Uhr.„Lieder der Völker“; 12.00 Uhr: Landfunk; 12.20 Uhr: Mu- sik zur Mittagstunde; 13.30 Uhr. Musik nach Tisch; 17.00 Uhr: Einladung zur Musik, 13.00 Uhr: Ortho- bädische Hilfe für Körperbeschädigte: 18.15 Uhr: Solistenkonzert; 18.45 Uhr: Streiflichter der Zeit; 19.30 Uhr: Englische Stunde für Erwachsene; 20.00 Uhr: Zur guten Unterhaltung mit Pai Land und dem RS-Orchester; 21.00 Uhr: Forum:„Wollen wir einen staatlichen oder einen unabhängigen Rundfunk?“; 22.13 Uhr:„Lieder emes Blinden“: Gerhard Wilhelm, Violinkonzert von Samuel Barber. Freitag, 31. Jan.: 9.00 Uhr: Haus und Heim; 10.00 Uhr: Ein Indianer märchen; 12.00 Uhr: Musik zur Mittagsstunde: 12.30 Uhr. Nürnberger Aerzte- prozeß; 13.30 Uhr: Musik nach Tisch: 17.00 Uhr: Einladung zur Mus jk; 17.30 Uhr: Englische Romane: 19.00 Uhr:„Das Landesarbeitsamt“: 18.15 Uhr: So- Uistenkonzert: 19% hr: Sport: 19.13 Uhr: Parteien diskutieren: 20.00 Uhr: Was jeder gerne hört— eine melodienreiche Stunde mit Paul Land; 21.00 Uhr: Zum Feſerabend; 22.15 Uhr:„Forellenquin- tett von Schubert. Geringe Frostmilderung Vorhersage gültig bis Freitagabend. Bei schwachen meist östlichen Winden heiter bis Wolkig, nur örtlich geninge Sehneefälle. Geringe Frostmilderung, jedoch nachts noch vielfach Temperaturen unter minus 10 Grad C. Auch Mannheim K e 2 1— 1 44 Kannte einmal„sühe lage Wir selber machten uns das Leben sauer Werden wir alle daraus lern* * f 5 Auf einer Anzeigen-Seite der Mannheimer„Volksstimme“ vom Januar des Jahres 1933, die wir durch das„Tausendjährige Reich“ hinübergerettet haben in unsere trostlose Zeit, erblicken wir eine Anzeige des Kaufhauses Wron- 5 Zeit märchenhaften Angebot Werhülle dein Ange. ker mit dem für unsere sicht, o Zeus): „Süße Tagel: Vollmilch- Schokolade 125 6—.28, Walnuß-Pra- 5 linen ½ Pfund—.48, Dresdner Melange 4 Pfund—44, Dragee- 5 Eier 4 Pfund. 13, Germania-Mischung 4 Pfund—.16, Cara- 3 mell-Eier 4 Pfund—. 18, Pfg., Vollmilch-Block, Mokka Bohnen. usw.“ Das war noch in der verruchten Weimarer Republik kurz vor seiner Ingrablegung durch das deutsche Volk. Es kamen bald„bittere Tage“, mr jungen Menschen von heute 20-30 Jahren habt diese„süßen Tage“ noch Brot zu essen und wohntet noch in anständigen Wohnungen— in der ver- ruchten Weimarer Republik. Das deutsche Volk ist nicht gezwungen gewesen, den Boden seiner Verfassung zu verlassen. Aber die„süßen Tage“ waren ähm nicht süß genug, und es überhörte die eindringlichen Warnungen wahrer Propheten und lies sich von dem FHeiapopeia einer vom Großbesitz, 1 Generalen ausgehaltenen falschen Amme einlullen in Träume, die noch„Sügere 9 Tage“ in Aussicht stellten. Alles wurde„süßer“—, das Leben, ja sogar der Tod für Groß- deutschland. Ja, heute wissen wir das alles, und man sucht für die Bitternis, die wir erleiden, Schuldige und Schuldmomente. Die erste Garnitur der deut- schen Verbrecher wurde in Nürnberg gesühnt, weitere folgen noch.. Und die Millionen von Schuldigen— der größte Teil des denkfähigen freien Volkes aus den Jahren der Weimarer Republik? Sind die ungeschoren geblieben? Nein! Man sollte meinen, daß das große Leid, die unerhörte Not des ganzen Volkes uns so hart anspricht, daß das Heiapopeia endlich einer Selbstanklage jedes einzelnen weichen sollte. S8 8 „ und so begann das Ende Nein, Mannheim war bis dahin keine Nazistadt gewesen. Die Radauherde, die sich unter der Führung des für sein ehrliches Spengler- oder Elektrikerhandwerk zu schlecht gewesenen und deshalb zum Eintänzer„avan- eierten“ Oberflegels Feith als SaA-Stand- darte in Mannheim zusammengefunden hatte, genoß während der sogenannten„Kampfzeit“ in den breiteren Bevölkerungsschichten Mann- heims keine große Sympathie. Mit den stän- digen Provokationen Andersdenkender, den täglichen, von SA-Helden verursachten Prü- gelelen und Spekbakelszenen, den frechen, in der Natur ungezogener Straßenjungen geführ- ten Herausforderungen gegen die Parteien aller Schattierungen, die im Bürgerausschuß zu bis dahin unbekannt gebliebenen Handgreif- lichkeiten führten, mit den im Gassenjargon geführten Schimpfkanonaden der Wetzel, Orth und Genossen konnten die SA-Rowdies dem anständigen Teil der Mannheimer keinen Ge- schmack abgewinnen, Und wo sie von ihrer, zu der wirklichen Stärke im umgekehrten Verhältnts stehenden Großschnäuzigkeit allzu ungehemant Gebrauch machten, wurden sie immer sehr schnell mit den Mitteln zur Raison gebracht, wie sie eben gegen unge- zogene Lausbuben, die jeder vernünftigen Rede unzulänglich sind, angewandt werden müssen. 5 2 Ungezogene Lausbuben, Spektakelbrüder so schätzte man sie ein. Man nahm sie nicht ernst. Das war der Fehler, der sich „Au bitter rächen sollte? Jenef 30. Januar vor 14 Jahren, als Papens Ränkespiel endlich für Hitler die Kanzler- schaft gebracht hatte, ließ auch die Mann- heimer Nazi Morgenluft wittern. Das Er- eignis wurde gefefert, Mit einem Fackel 2 U g. Ebenso„spontan“ wie in Berlin. Nur daß die SA und Ss aus der ganzen Mannhei- mer Umgebung und Ludwigshafen dazu her- e Wehr dann der SA- Terror sieh u 8 1 8 r 2 ee 0 e Schut. Jerus⸗ britische neral Si! Freitag d von brit! Schutzm: mit der! N angehöri gekannt, ihr hattet damals auch noch Junkertum und von Pres 3 der Rau 2 angegebe Me; wahnsinnig gewordenen Helden vom Kab Tokio kreuz es als Beleidigung auffaßten, daß Douglas Straßenpassanten nicht in Ehrfurcht vor ihn haber in den Arm zum Gruße hoben. Ach, es War zu kündigte und gar mrühmlich. Se unrühmlich, dag Mehr 21 rend des ganzen Umzugs die Polizei Hände voll zu tun hatte, um die bra Herren vor der allzu großen„Begeister ihrer Mannheimer Mitbürger zu schützen. ging 80 bis in die späten Abendstunden, auch im Laufe der nächsten Tage setzten insbesondere die Mannheimer Arbeiter ge die immer wieder versuchten Anrempelel der Nazi nachdrücklichst zur 1% die Herren Nazi sahen denn ein, daß sie bei den Mannheirnern„Kein Blumentopf gewinnen“ konnten. Die Abt vom 30. Januar ließ sie für einige Zeit wi klein und häßlich werden. Nur die alte wohnten kleinen Plänkeleien gingen we Und als wenige Tage vor der März y die KPD und die„Eiserne Front“ in R demonstrationen ihren politischen Willen, in Stärke und ihre Abneigung gegen den Hie faschismus sehr deutlich zum Ausdruck brad ten, da zogen es einige Leutchen aus der sonderen Mannheimer Nazi- Prominenz“ sterreic in die Nachbarschaft zu verschwin digen Daß bei der Wahl selbst die schen U partei in Mannheim dann doch die Rratisch Stimmenzahl bekam, daß trotz aller Gege Volkes behindert austoben konnte, ist eint der Rätsel, das sich nur lösen läßt, wenn Feigheit, Bolschewistenangst und polit. Dummheit, auf einen gemeinsamen ner gebracht, in Rechnung stellt Nein, Mannheim war Vor 1933 keine N. Stadt. Aber der 30. Januar 1933 war auch se der Anfang vom Ende. Aus paar Fackeln, von denen am Marktplatz jenem Abend nichts blieb als ein schwelen ſrleines Häuflein Asche, wurde auch hier en Brand, der die ganze Stadt in Trümmer 41, Radio Stuttgarts engeholt wurde. Einige hundert Ma neken 1. de hoch gings vom Schioßhof aus les. Burch die ken ließ.. 9 Breite Straße. am Rathaus— Paradeplatz be- Vor 14 Jahren... Laßt uns das ni g gan schon die Prügelei, weil die größen- vergessen! 7 ek. Eine 55 i f f bo 2 5 1 Subventionen, die aber voraussichtilt ede Wirts a 1 von den Banken übernommen werden, Arth g keine Belastungen vorliegen, im Gegens Wthur Stahlkonzerne vor dem Konkurs 55 e 8 1005 en win* Der Treuhänder der rheinisch- westfälischen Grund der Oleuslchtlenen amsnten chen Eisen- und Stahlindustrie, Direktor Dinkel- sun. a Konten zu überziehen. Gleiche heit ge bach. hat darauf hingewiesen, daß in Kürze wird eine Prelsresullerung dure 27 000 mit dem Konkurs der alten Konzerne seines kührt, die im Entwurf fertig ist. und 1 Internie 1 echnen ist. Die aus der Ent- Uch bei RM 50.— pro Tonne Basispreis zungsz0 N Die vorläufiae Entflechtung von vier Wer flechtung hervorgegangenen Werke überneh- 8 V 5 5 85 118 0 8 1 5 920 Die men voraussichtlich keine alten Verpflichtun- ist. Wie betont wird. nur als Aman aun W fassen Aus arbeſtstechnischen Gründen h 2 n gen, da sie nur mit geringem Kapital(100 000 RM ausgestattet sind. Nach Dinkelbachs Fest- stellungen werden sie wohl das Mater ia1 der alten Unternehmen aufkaufen, doch ist es fraglich, ob sie den Mas chinenpa rk über nehmen. Die entflochtenen Werke sollen den Status einer Auf fang gesellschaft bekom, men, um sich jeglicher Belastung durch alte Verpkflichtungen entziehen zu können. Auch in der neuen Form braucht die Stahlindustrie ——— „Diener zweier Herren“ Hans Beckers Theater jubiläum Dieser„Diener Zz weier Herren! ist kraglos ein ergiebiges Objekt für den Ehren- abend eines mit Herz und Sinnen der heiteren Muse verhafteten Künst- lers wie Hans Becker, den es zu feiern galt. Als kundiger Inszenator und gleichzeitiger Haupt- darsteller hatte er dop- delte Möglichkeiten, al- les was an Geist und beflügeltem Witz auch kür uns Heutige noch dem zweiaktigen Gol doni-Scherz innewohnt, liebevoll und treff- sicher herauszukitzeln. Man weiß, daß Goldoni vom Stegreifspiel hinweg reformierend zur Charakterkomödie vorgestoßen ist. doch ist der „Diener zweier Herren“ für diese seine thea- ter geschichtliche Bedeutung das am wenigsten überzeugende Beispiel. Hier bleibt im Gegen- teil der Zusammenhang mit den typischen Fi- güren der alten Commedia delllarte noch 80 offensichtlich gewahrt, daß es sich der Spiel- leiter schon erlauben darf, gewisse blutleere Strecken dieser Verwechslungskomödie durch iImprovisatorische Freineiten aufzufrischen und die Komik der Situation einer vergangenen Zeit nachhelfend aus heutigen Zuständen her- aus neu und witzig zu pointieren. Becker macht das mit Glüek und mit Maß. Er verziert die komödiantischen Einfälle Goldonis sehr über- legen mit allerlei neckischen„zeitnahen“ Aper-⸗ cus, läßt dem Mund seines Truffaſdino und dem seiner Mitspieler Bonmots von wirksamer Aktualität entflattern, parodlert und improvi- Hans Becker Privat-Aufnahme siert mit beschwingter Laune und bleibt doch bei aller Entfaltung seiner eigengewachsenen Humorigkeit voll Respekt gegenüber den Ab- sichten des Dichters. Eine vortreffliche Lei- stung! Pie einzelnen Figuren der Spielgemein- schaft umkreisen ganz im vielfältig schillern- den Geist Goldonis, dem hier sogar ein posse- hafter Zug nicht übel ansteht, den geplagten Titelhelden und sichern ihm den verdienten Großg-Erfolg. Leider gestattet das schon über- schrittene Raumkontingent heute nur den Aus- druck einer summarischen Anerkennung für die in kostümlich und bühnenbildnerisch höchst reizvoller Farbigkeit agierenden kolle- gialen Helfer des Jubilars, denen sich nicht zuletzt auch Werner Gotsch hinzugesellt. der das heitere Spiel mit hübschen musikalischen Arabesken umkränzt. Unnötig, zu sagen, daß die Huldigungen für Becker am Schluß sehr bewegte Formen annahmen und der Künstler Als rechter Publikumsliebling rauschend ge- felert wurde. Carl Onno Eisenbart. Nachtkabarett für Wiederaufbaufonds. Für Samstag, den 1. Februar bereſtet das National- theater ein Nzcehtkabarett vor, bei dem das gesamte Personal mitwirken wird. Eine bunte Folge von Musk. Gesang. Fanz, von Hei- terem und Parodistieschem wird 80 Minuten lang das Manpbeimer Publikum unterhelten Das Ka- barett wird im Laufe der nächsten Wochen in regelmäßiger Folge wiederholt werden. Die ge- samen Finp ahmen hommen dem wisgerauthon- fonds des Nationaltheaters zugute. Die Straßen- Dahn verbindungen in die Vororte nach Beendi- gung der Vorstellungen sind sichergestellt. Moderne Kunstausstellung. Am 1. Februar Machmittags 3 Uhr) zeiet die Galtlerſe Kon Günther, moderne Kunst- u. Raumgestaltung. Mannheim, Langerötterstr. 18, ihre erste Ausstel- lung mit abstrakter Malerei, Surrealisten und Ne- gerplastik. Als Hauptziel erstreb“ die neugegrun- dete Galerſe dle Herausführung aus der künstle- rischen und geistisen Isolierung, in die wir ge- Ewungen wurden, und den Anschluß an das Kunst- schaffen der Welt unter Wahrung unseres eige- nen Charakters. Insbesondere soll der Jugend Gelegenheit gegeben werden, hre Finstellung dem Schaffen der zeitgenôssischen Künstler ge- genüber zu prüfen, 5 0 Akademie der Arbeit in Frankfurt. Die Aka- demie der Arbeit(Ada), eine Bildungsorgani- sation der Gewerkschaften und der Frankfurter Universität, wird am 18. Februar in der Aula der Universität eröffnet.(tn) Felix Iimmermans gestorben, Der bekannte Kämische Erzähler Felix Timmer mans. der sich aueh in Deutschland emen Namen gemacht nat, ist— wie Rheina meldet— im Alter von 61 Jahren in Brüssel gestorpen. Zu den bekonn testen Werken des Dichters. von denen er einige auch illustriert hat, gehören„Pallieter“, Das Licht in der Laterne“,„Pieter Breugnel“ und „Das Jesuskind in Flandern“.(dena) 1 Hauptmann contra Hitler. Eins der interessan- testen Manuskripte aus Gerhart Hauptmanns Nachlaß ist der bis 1945 sorgfältig verborgen ge- haltene Einakter„Finsternisse“, in dem der Dichter gegen die Judenverfolgungen unter Hitler Stellung genommen hat.(nz) Gleseking kann wieder spielen. Walter Giese- Kings Konzertverbot ist aufgehoben“ erklärte Major W. Dubensky. Leiter der Abteilung für Film, Theater und Musik bei der Nachrichten- ontrolle der amerikanischen Militärregierung für essen, Gieseking sei nie Mitglied der NSDAP gewesen. Sein Fall werde nicht vor einer Spruch- kammer verhandelt.,(dena) Unbekanntes Opernfragment von Beethoven. Der Wiener Musikschriftsteller R. Biberstein ent- deckte 381 Seiten Notenskizzen zu einer bisher gänzlich unbekannten Beethoven-Oper Wiestss Feuer“, zu der Schikaneder, der Librettist der „Zauberflöte“ den Text schrieb,(td) 75 Wieder„Freie Volksbühne“? Der Berliner In- tendant Karl Heinz Martin, der Regisseur Dr. Heinz Litten und Direktor Alfred Lindemann ha- ben von der russischen Miltitärregſerung die Lizenz für die Neuorganisation der Volksbühnenbewe⸗ gung erhalten.(spd) Ein Vermögen an der Wand. In einer New- Forker Gemölde versteigerung erwarb ein Lieb- haber das Bild„Die Badende“ von Auguste Renoir für den Rekordpreis von 125 000 Dollar. Er wollte nur mal zeigen. Rudolf Bar the- em, der kürzlich ein Rembrandt- Bild aus einem Kölner Museum stahl, wurde zu 18 Mona- ten Gefängnis verurteilt. Er erklärte in der Ver- Handlung, er habe der Oeffentlienkeit nur mal zelgen wollen, wie leicht es sel, wertvolle Gegen Stände zu entwenden. 5 man sich entschlossen, klein zu beginnen, die Entflechtung schrittweise durchzufüf 785 nicht die Gesamtentwicklung zu gef en. 5 5 8 Ueberall zu wenig Kohlen. Durch das anhaltende Frostwetter n die Auswirkungen der Kohlenknappheit der Wirtschaft immer größeren Umfang In der àme rikanischen, Zz one die Leitz Werke in Wetzlar, in d Leica-Kameras hergestellt werden, seit 21. Dezember wegen Kohlenmangel Still alle Textilfabriken in der US-Zone ben vom 23. Dezember 1946 bis zum 19. J nuar feiern müssen, da Kohlen fehlen. Alt die Paplier herstellung konnte, rung für die Woche vom 15. bis 22. Ja wegen Kohlenmangels nicht wieder auf d alten Stand gebracht werden. Viele Papi mühlen sind seit dem 21 Dezember geschlt sen und haben nicht genügend Kohle, um Arbeit fortzusetzen. daena-dpd Amerikaner entlasten die Elektrizitätsve gung. Rund 280 elektrische Generatoren mit en Leistungsstärke zwischen 3 bis 100 Kilowatt len. nach einer Mitteflung des amerikanisch Hauptquartiers, zur Sicherstellung der ele schen Stromversorgung vorübergehend in schiedenen militärischen Antagen der ame ruschen Besatzunssarmee in der gesamten“ Zone eingesetzt werden ihr Einsatz erfolgt. Anlagen von der Eutpanme aus dem allem nen Stromnetz unabhängie zu machen, ds folge der mangelhaften Kohlen versorgung h zeit eine ausreichende Stromversorgung n setzte ui in der s. War, wu zum Tod Ber! ehemalig Deutsch. starken der Aus gewahrleistet ist. Sobeid die Versorgungs Par gesichert ist. werden die Generatoren Provinz eb gesetzt. 5 1 8 eb g 5 0 bruch 1 Wer stellt in Leipzig aus? in dem amtlich“ worden Führer zu Leſbziger Messe wird jeder Ausste rückgeg autgenommen, der sich zu diesem Zweck 1 8 telbar mit der Wirtschaftswerbung des Lei Par! Messeamtes Gmb. Leipzie E 1. Sporergäßen 6-12. in Verbindung setzt. aufnahme in Alphabetische Verzeichnis erfolat ohne bes ren antrag. Aus zeitbedingten Gründen der Fithrer erst einen Tag vor der Hröffnuns scheinen und desbelb vorher nicht nac 95 Wa S wWuärts versendt werden. amerika entgeger versftentilent unter Müttar Reglerungs. L. zen en Kein „W 110 Verantwortlich für nhalt: E Fritz von Schiſiins 91 und Karl Vetter den gesamten Korf Ackerms Redsktion verlag und Druckerei Mad 1%% Telekon 44 151/53 Karlsruhe 680 018. Postscheck konten N hafen 3 R 286 748 b Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 2 Me Ucher Bezugspreis: RM 2, einschließl. Träger!