ö 0 — veröftentilcht unter Lizens- Nummer us w 110 verantwortliche Herausgeber: pr. Karl Ackermann, E. Fritz v. Schillung Redaktion, Druck, Verlag: Mannheim am Marktplats 1 Kütt Telefon: 44 181. 44 152, 44 183 e Sch Bankkonten: südwestbank Mannhelm e Mah augemeine Bankgesellschaft Mannheim postscheckkonten: „Nom Karlsruhe Nr. 800 16 Berlin Nr. 981 33 bark Ludwigshafen a. Rn. Nr. 267 43 nachg Erscheint: Taglicb anger sonntags zelne, Für unverlangte Manuskripte über- Mannheimer ORC Unabhängige Zeitung Badens und der Pfalz Gesehiftsstellen: Schwetzingen, Karl-Theodor- Straße 16 Teleton 236 einheim, Hauptstraße 63, Telefon 2241 rs. Plöck 3 Telefon 4380 a. ch., Rheinstraße 37 Telefon 2768 DM 2.80 zuzügl. Postbezugspreis: DM„4 Zustell- Bezug: Monatl. 3.88 eigenpreisliste Nr. 7 nen infolge höherer kein Anspruch auf Glad nimmt der verlag keinerlei Gewähr lung des Bezugsprelses über Abe, n Ha 4. Jahrgang/ Nr. 193/ Einzelpreis 0,15 D Mannheimer Morgen verlagsges, m. b. H., Mannheim Dienstag, 20. September 1949 man Satte. ichts 1 Sinne 4 u kon e eee, Die Inlandskauſkraft der Deuischen Mark bleibt unverändert) Hgher Zahlen dle 320 lf Köln; Paris.(UP). Französischer Frane ra er el 8C en ar el U 5 Asher 70 Ul f 1 um 10 Prozent abgewertet. Pfundabwertung macht neuen Dollarkurs der D-Mark für Außenhandelszwecke erforderlich monatlich für das Abonnement htskom klich von unserer Frankfurter Redaktion unserer Zeitung. In 3 Preis N 5 2 8 i 5 bra alten. 8 Dei. 225 Sekretär wegen Frankfurt. Der Zweizonenverwaltungsrat Wer in Verkennung dieser Tatsachen glaube, Gleichzeitig soll der Zentralbankrat der der Trägerlohn ent 1 Hochverrats verurteilt hat zu den Gerüchten über eine mögliche unter allen Umständen Waren kaufen zu Bank deutscher Länder eine e e 1 5 f a0 I dbon Wir römme Prag.(dpa) Der Sekretär des Erzbischofs Abwertung der D-Mark erklärt, daß die müssen, werde dadurch lediglich manchen Es wird damit gerechnet, daß vielleicht be- Un 1 1 lichtet von Olmütz, Theodor Funk, wurde von dem Prager Staatsgerichtshof zu zehn Jah- Funk soll sich schuldig bekannt haben, illegale Flugblätter ren Gefängnis verurteilt. verteilt zu haben. 5 Pfundabwertung in weiten Bevölke- rungskreisen zu Mißverständnissen geführt habe. Fälschlicher weise glaube man, daß die innere Kaufkraft der D-Mark beeinträchtigt werden könne und allgemeine Preissteige- rungen zu erwarten seien. Der Verwal- Kaufleuten zu einer Sonderkonjunktur ver- helfen, aber in der kommenden Zeit sehen, daß er sich getäuscht habe und der Geld- wert der D-Mark im Inneren stabil geblie- ben sei. Eine eventuelle Berichtigung des Umrechnungskurses der D-Mark und ande- In dem Urteilsspruch heißt es, Funk habe n au an tschechische Priester ein Rundschreiben verschickt, in dem er sie zur Durchführung ren d des Exkommunizierungs-Dekrets des Vati- Verle kans aufforderte. Funk habe„patriotisch Roud gesinnte Priester unter Druck gesetzt, um cker(Sie zu veranlassen, Agenten der staatsfeind- ed Mor lichen und gegen das Volk gerichteten Va- zer Jog tikan Politik zu werden“. und“ Per Vatikan selbst wird beschuldigt, zin der Tschechoslowakei eindeutig politi- g in b sche Ziele, nämlich die wirtschaftliche und nen Bu politische Zerstörung der volksdemokrati- tungsrat betont, es könne nicht deutlich ge- nug darauf hingewiesen werden, daß diese Vorstellungen völlig abwegig seien. Eine eventuelle Berichtigung des Um- rechnungskurses zwischen der D-Mark und ausländischen Währungen habe mit einer Währungsreform oder einer Ent- wertung des Geldes im Inland oder gar einer Entwertung der Spareinlagen nichts zu tun. rer Währungen würde nur für Waren- austausch im Außenhandel von Bedeutung sein. Wie aus Kreisen der Bank deutscher Länder verlautet, soll die alliierte Banken- kommission heute zu einer Sitzung zusam- mentreten, an der auch möglicherweise der amerikanische Oberkommissar MeCloy, in jedem Falle aber die Finanzberater der Besatzungsmächte, teilnehmen dürften. d Nach schen Einrichtungen“, t achts teilt worden. all. 4 1 Drohender Stahlstreik in den USA lust Washington.(UP) Die Bemühungen der heim d amerikanischen Regierung, Wie el gesellschaften zusammentreffen. „Bind zu bringen, Sprache 1 0 Hayes vertritt MecCloy chine entlich“ Frankfurt a. M.(UP) Der Hochkommisar ckig gece gohn MecCloy hat am Montag Generalmajor George P. Hayes zum stellvertretenden Hochkommissar und Mr. Benjamin Butten- der Me eser zum Vize-Hochkommissar ernannt. Buttenwieser wird als allgemeiner Berater General 1 Hayes war bereits unter, General Clay stell- e bertretender Militärgouverneur der ameri- z Hlelch 0 aach be Verleger, — nur l dem des Hochkommissars fungieren. ltnis un kanischen Zone Deutschlands. einel its berg; zu verfolgen. Ab- er als c schließend wird erklärt, der bischöfliche Se- denn kretär sei wegen Hochverrats verur- den für den egann kommenden Samstag angesetzten Stahl- obachtestreik zu verhindern, scheinen erfolglos der I zu sein, da zwischen der Stahlindustrie und ke, det den Gewerkschaften noch keine Einigung ntzünde erzielt werden konnte. Der von der Regie- ücke, rung eingesetzte Vermittler zwischen den ers in dh beiden Parteien, wird in Kürze mit Ver- eues he tretern der Gewerkschaften und den Stahl- In Anbe- dem du tracht der Kürze der noch zur Verfügung nicht es stehenden Zeit, hofft er, die Parteien we- dieses A nigstens in großen Zügen zu einer Einigung pfundabwerlung zieht weltweite Kreise Dreizehn Länder haben bis jetzt ihre Währungen angeglichen Von R. H. Shackford, Korrespondent der United Press London. Die britische Labour-Regierung — die sich seit Monaten verzweifelt gegen die Abwertung des Pfund Sterling gesträubt hatte— steht nun, wo sie sich schließlich doch zu diesem Schritt genötigt sah, vor ihrer schwersten Krise. Im Kielwasser der Abwertung erheben sich drohend die Schat- ten der Inflation, der Arbeitslosigkeit, der steigenden Lebenshaltungskosten und wach- sender Unruhe unter der Arbeiterschaft. Der plötzliche Entschluß der britischen Regierung hat auf die ganze Welt nachhal- tige Rückwirkungen ausgelöst. Die Mehr- z a h! der anderen Währungen passen sich der neuen Lage an. So wird eine neue Wirt- schaftsepoche der Nachkriegszeit eingeleitet, deren Ergebnisse sich heute noch nicht über- schen lassen, weil die Rechnung noch zu viele unbekannte Faktoren einschließt. Der britische Schatzkanzler, Sir Stafford Cripps, der die Nachricht von der Ab- wertung des Pfundes von zwölf Tagen noch energisch dementierte, gab sie am Sonntag- abend sozusagen„aus heiterem Himmel“ in einer Rundfunkansprache bekannt. Doch selbst in jenen Kreisen, die sich stets für eine Abwertung des Pfundes eingesetzt hatten, wirkte das Ausmaß derselben von 4,03 gleich auf 2,80 Dollar pro Pfund Sterling— als schwerer Schock. Cripps selbst gab unumwunden zu, daß es sich bei der Abwertung in gewisser Weise um ein Hazardspiel handele. Es sei jedoch ein Spiel gewesen, das sich wegen des ständig Pfund Sterling gegenüber dem Dollar ab- gewertet. Ferner werden Holland und Schweden ihre Wechselkurse neu festsetzen, sie haben jedoch die künftige Relation noch nicht bekanntgegeben. Die Schweiz hat der britischen Regierung mitgeteilt, daß sie die bisherige Goldparität des Schweizer Franken aufrecht erhalten wird. Die osteuropäischen Staaten— einschließlich der Tschechoslowakei mit ihrem stark westlich orientierten Handel— werden ihre Währungen voraussichtlich un- verändert lassen. Ungarn hat bereits be- kanntgegeben, daß das Verhältnis Forint Dollar gleich bleibt. reits heute über die Abwertung des DM- Umrechnungskurses entschieden wird. Aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, daß eine Herabsetzung des DM-Umrech- nungskurses von 30 auf 25 Dollarcents er- wogen wird, so daß die alte Relation 1:4 z um Dollar wieder hergestellt sein würde. Eine weitergehende Abwertung auf 20 Dollarcents, wie dies in deutschen Ex- portkreisen für notwendig befunden wird. hält man in Kreisen der Bank deutscher 5 Länder mit Rücksicht auf den großen Um- kang der deutschen Importe vorläufig, für nicht vertretbar. Britische Touristen auf dem Trockenen London.(dpa) Scharen von aufgeregten britischen Reisenden belagerten am Montag Banken und Reisebüros in Belgien, Frankreich, Italien und Schweiz. Ihre Reisekassen waren über Nacht um ein Drittel zusammengeschrumpft. Viele Touristen konnten nicht mehr ihre Hotelrechnungen, einige sogar nicht einmal ein Mittagessen bezahlen. Aber die Banken waren geschlossen und die Reisebüros konn- ten nicht helfen. Das französische Finanz- ministerium kam den britischen Gästen seines Landes entgegen und gab den Banken die Genehmigung, am Montagnachmittag jedem britischen Reisenden einen Betrag bis zu 10 000 Frances zum alten Kurs zuwechseln. Auch in Deutschland sitzen viele briti- sche Reisende fest und suchen Hilfe bei der Militärregierung. Wenn die Abwertung der DM nicht bald folgt, werden sie durch die hohen Preise gezwungen werden, ihre Reise abzubrechen. „Eine konstruktive wirtschaftliche Maßnahme“ Washington.(dpa-AFP) Der amerika nische Finanzminister Snyder erklärte laut dpa am Sonntag, die Pfundabwertung werde eine baldige Erhöhung der britischen Dollarreserven zur Folge haben.„Groß- britannien hat eine konstruktive wirtschaftliche Maßnahme ge- troffen, indem es den Pfundkurs berich- tigte. Großbritannien hat zuvor mit dem internationalen Währungsfonds beraten. Der unmittelbare Erfolg dürfte in einer baldigen Erhöhung seiner Dollarréserven bestehen. Auf lange Sicht müßte das Er- üßten dk wachsenden Druckes, wie er sagte, nicht gebnis der Pfundabwertung sich als ein entlich Mo; N länger hinauszögern lieg. sehr wesentlicher Anreiz für den offenen interstil S eduuel? Dreizehn Länder einschließlich der mei- Handel im weltweiten Rahmen erweisen. Buchhaz sten britischen Dominien haben ihre Wäh- Schatzkanzler Sir Stafford Cripps er- e es rungen im gleichen Verhältnis wie das klärte am Montag auf einer Pressekonfe- 9 Oslo. Eine Superfestung der amerikanischen hen. J. Luktstreitkräfte ist am Sonntagnachmittag nach nach. einem 20%½ tündigen Non-Stop-Flug aus An- uch bill chorage, Alaska, kommend in Oslo eingetroffen. den Ie Es handelt sich um den ersten Non-Stop-Flug bl einer amerikanischen Maschine dieses Typs von Alaska nach Norwegen. — Stockholm. Der Gesundheitszustand König dings d. Sustavs von Schweden, der an einer chroni- as füt schen Bronchitis leidet, hat sich plötzlich ver- n bat lschlechtert. „ Malaga. König Abdullah von Jordanien hat am Sonntagabend an Bord eines spanischen Kanonenbootes den spanischen Hafen Malaga 1 Sch Verlassen, um sich nach Beirut zu begeben. Der was Fönig hatte sich seit dem 5. Sepfember zu einem Staatsbesuch in Spanien aufgehalten. Faris. Ronald Walker, der Leiter der austra- 0 Schi lischen Delegation, ist am Montag auf Vor- eszeitub schlag des ehemaligen französischen Außen-, rium ministers Bidault als Präsident der diesjährigen der Koß wontenronfereng der Unesco in Paris gewählt . orden. den e Alexandria. Aegypten hat beschlossen, die degt ze neue syrische Regierung anzuerkennen, die im 5 Zugust nach dem Staatsstreich gegen Marshall 1 eine Zaim vom Ministerpräsidenten Haschem Atassi ur. Pascha gebildet wurde. 1 Lohn % London. Otto Strasser darf die britische one Deutschlands nicht betreten, erklärte ein Sprecher des britischen Außenministeriums am ontag. Auf die Frage, ob Strasser in die Von unserem J. J.- Korrespondenten „Ssozialdemokratische Politik“ zu treiben, wie es von Kreisen der britischen Labour Party vorgeschlagen wurde. New Tork. Die Erklärung des State De- partment, daß die Vereinigten Staaten zwar gegenüber der Sowjetunion eine versöhn- liche Politik treiben wollen, aber nicht von ihrer festen Haltung abweichen würden, hat in amerikanischen politischen Kreisen man- nigfache Auslegungen gefunden. Es tauchen erneut Vermutungen auf, daß WV sSchinski, wenn er nun als Friedens- apostel nach Lake Success komme, gar kei- nen so schlechten Empfang haben werde, da den USA daran gelegen sei, den„k alten Krieg“ zwischen West und Ost weiter abzubauen. Aber in politischen Kreisen orakelt man doch sehr herum, in welcher Weise das wohl geschehen solle. Die einzige Möglichkeit wäre eigentlich doch die, daß die Stellvertreter der Außenmini- ster sich überraschend schnell über die Ein- zelheiten des Oesterreich-Vertra- ges einigen würden, um es so den Außen- ministern zu ermöglichen, sich über dieses Problem an einen Tisch zu setzen. Daß dies die sowjetische Absicht ist, geht auch daraus hervor, daß der russische Vertreter bei den Oesterreich- Verhandlungen, Botschafter Z a- rubin, sich bereits nach New Vork ein- schiffte. Die Westmächte möchten— nach allen Informationen zu schließen aber unter allen Umständen vermeiden, im Wyschinski sehr optimistisch New Tork.(dpa-REUTER) Der sowieti- sche Außenminister Wyschins ki, der am Montag im Flugzeug in New Tork ein- traf, erklärte vor Pressevertretern, nach Ansicht der sowjetischen Delegation stelle die UN ein wirksames Instrument z ur Erhaltung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit dar. Auf die Frage, ob er über den Ausgang der USA wollen normale diplomatische „Französische oder die amerikanische Zone ein- zeisen könne. erwiderte der Sprecher. dies sei t kür Kusschließlich Angelegenheit der betreffenden New Tork. Wie zu den Besprechungen der Außenminister in Washington zur Spanienfrage bekannt wird. soll dieser Gesprächspunkt von den Vereinigten Staa- ten angeschnitten worden sein, was bei Außenminister Bevin einige Ueber- raschung hervorgerufen haben soll. Der amerikanische Außenminister soll zu diesem Vorgehen von der US-Marine veranlaßt worden sein, die— wie es heißt— großen esatzungsbehörden. n e Nürnberg. Unter großer Anteilnahme der Nord Bevölkerung ist die„Deutsche Bau-Ausstellung intere Nürnberg 1949“ am Sonntag beendet worden. Es ik„es wurden rund 300 000 Besucher gezählt. bung 5 4% Berlin. Der französische Kommandant in klin. General Caneval, der vor kurzem zum Be Divisionsgeneral befördert wurde, ist von der f ranzösischen Regierung zum französischen gegenwärtigen Zeitpunkt mit den So- 1 a i il 1 ommissar im Sicherheitsamt ernannt worden. wiets auch über Deutschland ein Ge- 8 e 5 1 111882 eie Berlämburg. Das britische Hohe Gericht in spräch zu besinnen. Mittelmeer zu besitzen. Dabei werde 1 adeurg hat entschieden, daß der frühere Ge; Der Westen hat sich zu dieser Haltung ent- an Carta gen gedacht, das technisch 2 wege Schleier und Botschaftsrat in Paris, Rudolf schlossen, weil er es für ratsam hält, der gut ausgebaut ist und auch über Werften Die M. an Frankreich ausgeliefert wird. westdeutschen Regierung eine Schonzeit zu verfügt, die Reparaturen ausführen könn- verschaffen, um sich zu festigen. Dieser Gesichtspunkt ist übrigens auch von engli- scher Seite bei den Washingtoner politi- schen Gesprächen deutlich zum Ausdruck gekommen, was politische Beobachter zu der Ansicht geführt hat, daß die britische Re- gierung sich um eine Besserung des Ver- hältnisses zu Westdeutschland bemüht und keineswegs gewillt ist, in Deutschland eine tune Stutteart. Nach einer Mitteilung des Wirt- ind 10g paattsministeriums ist der Produktionsindex Die 1 ürttemberg-Badens im Monat August um beige rozent auf 87, prozent des Standes von erfaßt 10 936 neuerlich angestiegen. ten. Außerdem unterhält die amerikanische Erdölindustrie in Cartagena bereits wichtige Stützpunkte und Raffinerien. Dieser Wunsch der amerikanischen Ad- miralität, der bezeichnenderweise nach dem amerikanischen Flottenbesuch in Spanien und der Aussprache zwischen Admiral Conolly und General Franco ge- außert wurde, soll Außenminister Ache- N 5 be ellin. Interzonenpässe und Passierscheine, 5 115 1 25 den Grenzübergang Marienborn—Helm- Tbeigel a Ausgestellt sind, werden jetzt auch von schal. Sowjetischen Grenzstellen Schwanenheide, er 80h, artha und Probstzella anerkannt. daun renz zur Pfundabwertung, Großbritannien werde weder die Ausgaben für Verteidi- gungszwecke noch die für soziale Leistun- gen kürzen. Die Pfundabwertung werde abgesehen von den Preiserhöhungen für Brot und Mehl die Lebenshaltungskosten in Großbritannien„im Augenblick“ nicht steigern. Ein Versprechen, daß nicht später durch eine Erhöhung der Lebenshaltungs- kosten eintreten würde, gab Cripps nicht Ab. Winston Churchill forderte am Mon- tag im Namen der Konservativen Partei Großbritanniens die Einberufung des briti- schen Parlaments nicht später als nächste Woche, um die durch die Abwertung des Pfund Sterling geschaffene Lage zu er- örtern. Das Parlament tritt an und für sich erst am 18. Oktober wieder zusammen. Man will in Lake Success nicht über Deutschland sprechen Denn die Westmächte wollen der Bundesregierung eine„Schonzeit“ geben UN-Sitzungen optimistisch sei, Wyschinski:„Ja, ich bin von Natur aus optimistisch.“„Zweifellos“, fuhr er fort, „wird die Vollversammlung die zur De- batte stehenden wichtigen Probleme regeln können, vorausgesetzt, daß die Nationen von dem aufrichtigen Wunsch beseelt sind, gemäß den Grundsätzen der UN-Satzung zusammenzuarbeiten. Die Sowjetdelegation sei entschlossen, zur Stärkung der Verein- ten Nationen beizutragen.“ Wyschinski lächelte die Pressevertreter an und beeilte sich, den Wünschen der Photographen entgegenzukommen. erwiderte Spaniens große Stunde rückt näher Beziehungen zu Franco aufnehmen von unserem J. J.- Korrespondenten son veranlaßt haben, dem britischen Außenminister die Wiederaufnahme normaler Beziehungen mit Ma- drid nahezulegen. Aber der sozialistische britische Außenminister, der in dieser Frage mit einem großem Widerstand in seiner Partei rechnen muß, hat sich bisher noch sehr zurückhaltend gegenüber dem ameri- kanischen Vorschlag verhalten. Im übrigen wird in den Vereinigten Staaten bekannt, daß das wirtschaft- liche Wettrennen um den spanischen Markt in letzter Zeit ziemlich scharfe For- men angenommen hat. Die amerikanischen Firmen der Elektrizitätsindustrie, die „General Electrie“ und die„We stinghouse Electric Corpora tion“ haben jetzt mit Spanien Verhand- lungen über den Plan langfristiger Kapital- investierungen zur Hlektrifizierung der spanischen Eisenbahnen aufgenommen. Als besonders bemerkenswert verzeichnet mau nun in den USA die Tatsache, daß sich auch eine britische Firma an diesem Wettrennen um den spanischen Großauftrag beteiligt. der um- die Zustellungskosten. Nur noch 2,80 On monailich kostet ab 1. 10. der„Morgen“, den wir Ihnen in die Wohnung liefern. Es ist dem Verlag im Zuge des ständig fortschreitenden Ausbaus und der Verbesserung des Betrie- bes gelungen, den Kreis der Leser vom Trägerlohn zu entlasten. Jede Preissenkung— gleichgültig aus welchen Gründen sie erfolgt — wirkt sich sozial aus. Deswegen ist der Verlag des„Morgen“ stolz darauf, trotz Beibehaltung des bisherigen hohen Niveaus der Zei- tung diesen Schritt unternehmen zu können, der sorgfältig durch all die Jahre vorbereitet worden ist, in denen sich der„Morgen“ als unabhängige und objektive Zeitung die Beliebtheit der ge- samten Bevölkerung erwarb. * wie selten in der Geschichte einer Zeitung haben Sie dig Entwicklung des „MORGEN“ vom zeitweise zweiseitigen Blättchen bis zu seiner jetzigen Gestalt miterlebt. Unser Ziel war es, vom ersten Tage an, unserem Landesteil wieder eine wü ze Zeitung zu geben. Diese groge Aufgabe war und ist uns aber auch eine Verpflichtung. Die Einrichtung der prakti- schen Hilfe unserer Sozialre⸗ daktion war der erste Schritt auf diesem Wege. Die Werbung von Weihnachtsfreiplätzen für Kinder auf dem Land während der größten Krise, unsere Sammlungen für alte Leute, Freitische und Stipendien für notleidende Studen- ten dienten dazu, der Bevölkerung in dieser Notzeit zur Seite zu stehen. Nun setzt ab 1. Oktober unser Trä- gerdienst ein, der nicht mehr Ihnen die Kosten der Zustellung aufbürdet, Sondern die Zeitung bis in Ihre Woh- nung bringt. Darüber hinaus bieten Wir denjenigen unserer Leser, die sich ihre Zeitung an einer unserer Agen turen selbst abholen wollen, ein Ab- Hholer DM 2,50. Abonnement für monatlich Achtzehn Außenminister und dreizehn Punkte Lake Succes.(UP) Die Tagesordnung der UN- Vollversammlung umfaßt im wesent- lichen die folgenden Punkte: 1. Zukunft der ehemaligen italienischen Kolonien; 2. Griechenland und der dortige Bürger- krieg; 3. Indonesien und die Niederlande; 4. Anschuldigung der Verletzung der Men- schenrechtsbestimmungen in den Friedens- verträgen mit Bulgarien, Ungarn und Rumänien; 5. Hilfe für wirtschaftlich uner- schlossene Länder; 6. Internationalisierung Jerusalems, arabisches Flüchtlingsproblem; 7. Plan zur statistischen Erhebung über Waffenbestände; 8. Korea- Probleme; 9. Atom- Kontrolle; 10. Veto-Recht-Diskussion; 11. Ausarbeitung der Konvention über Freiheit der Information und der Presse; 12. UN-Wachtruppe; 13. Südwest-Afrika. Südafrika wünscht dieses Gebiet angeblich in seinen Staatsverband aufzunehmen, ob- wohl es unter Treuhand- Verwaltung steht. An der Tagung nahmen achtzehn Außen- minister— einschließlich Aches on, Be- vins, Wyschinskis und Schumanns, teil. Erste Aufgabe der Vollversammlung wird die Wahl des Präsidenten sein. Letz- ter Präsident war bekanntlich der austra- lische Außenminister Evatt. Die Wahl dürfte aller Voraussicht nach jetzt auf den philippinischen Beauftragten bei den UN Carlos P. Romulo fallen. Außerdem wer⸗ den sieben Vize-Pràasidenten und die Vor- sitzenden der sechs Ausschüsse der Vollver- sammlung gewählt. Zusammen mit dem Präsidenten bilden diese dreizehn dann den geschäftsführenden Ausschuß der Voll- versammlung. Neue Oesterreich-Verhandlungen Washington.(dpa-REUTER) Die Sowjet- regierung hat sich damit einverstanden er- klärt, daß die vier Sonderbeauftragten kür den österreichischen Staatsvertrag àm kommenden Donnerstag in New Vork er- neut zusammentreten. Seite 2 Dienstag, 20. September 1949 Morne 5 Kommenar! Dienstag, 20. September 1949 Die notwendige Abwertung Westdeutschlands Ausfuhren haben sich von— nun man kann schon sagen schäbigen e 227 Millionen Dollar im Jahre 1947 über rund 500 Millionen Dollar im Jahre 1948 auf 1,36 Milliarden des Jahres 1949 bis Mitte September) erhöht. während im In- lande infolge einer streng dosierten Kredit- politik und nachträglichen Korrektur der Geldreform allenortens Absatzschwierig- keiten die Produktionsmaschinerie fast platzen liegen. Die Grenze der Ausfuhrmöglichkeiten schien erreicht. Die hauptsächlichste Schwie- rigkeit den Auslandsabsatz zu steigern, lag darin, daß die deutschen Produktionskosten keine Preisnachlässe erlaubten, daß aber die unglückliche Umwechslungsrelation mit 30 Cents je DM. zur weiteren Verteuerung der deutschen Produkte für das Ausland führte. i Nun ist— es ist gewissermaßen ein „Deus ex machina“— ein uns vom Himmel gesandtes Glück die Pfundabwertung ge- kommen und mit ihr scheinen die Besat- zungsmächte bereit zu sein, auch die Außen- handelskurse der Deutschen Mark abwerten zu lassen. Viel Aufregung hat diese Nachricht ver- Ursacht, weil sie in Laien unverständlicher Weise von Professor Erhard, dem Direktor der VW, als dringende Forderung durch die Presse publik gemacht worden ist. Im Wirtschaftsteil dieser Ausgabe werden die Auswirkungen der Pfundabwertung, werden die Auswirkungen einer et Walig en Markabwertung untersucht. Es ist also müßig die dort angeführten Argumente zu wiederholen, warum wir bereits seit Reichsmarkzeiten uns um einen günstigeren, weil niedrigeren Umrechnungskurs dewer- den. Es sei heute offen eingestanden, selbst auf die Gefahr, daß dadurch eine gewisse Panikstimmung entstehen wird. Wir befin- den uns auf des Messers Schneide, wir stehen einer kritischen Entwicklung gegen- über, die katastrophalste Folgen für die westdeutsche Wirtschaft zeitigen könnte, Weil der deutsche Absatzmarkt einfach er- schöpft ist, weil wir nicht länger auf bloßen Pump leben können, weil wir die Produkte unserer Hände, serer Köpfe Arbeit ver- kaufen müssen. Verkaufen zu Preisen, die denen des Auslandes angemessen sind, weil wir nämlich an das Ausland ver- aufen müssen, um Waren, deren Unsere Wirtschaft bedarf wieder einführen u können. a 5 Diese Gelegenheit ist uns jetzt gegeben. Wir können durch die Abwertung der P- Mark im Außenhandelsverkehr mit Preisen auf den ausländischen Märkten auftreten, die konkurrenzfähig sind, wir können als zimächst das Außenhandelsdefizit und das Defizit der Zahlungsbilanz wenigstens der laufenden Perioden ausgleichen und können dann daran denken, mehr Güter einzufüh- ren, um unseren Wiederaufbau, unsere irtschaft in Gang zu bringen. So mancher Mann mag sich wohl vor- Nen, daß er nun wieder zur Kartenstelle aufen muß, dort brav und bieder sein Spar- buch anmeldet und sein Geld abgibt, um danm etwa 10 oder 20 Prozent des Abge- lieferten zurückzuerhalten. Diese Vorstel- lumg ist falsch. Richtig ist, daß in Deutsch- and selbst keine Geldreform, kein Geld- tausch stattfindet. Eine einzige Gefahr Are zu befürchten, nämlich, dag durch die Verteuerung der Importe die Preise neuer- ch anziehen. Doch gegen diese Gefahr besteht die Möglichkeit eines Preis aus gleiches mit den Exporterlösen. Die Bank deutscher Länder hat bereits vor der Pfundabwertung Maßnahmen getroffen, daß die Kursver- anderung sich nicht auf den Preisspiegel auswirkt, daß die Exporterlöse, die natür- lich auch ansteigen werden, zum Ausgleich der etwa anziehenden Importpreise verwen- det werden können, Gewiß werden gewinnsüchtige Spekulan- n, sie werden bereits heute eifrig beim Einkauf von Waren beobachtet, eine gewisse Unruhe verursachen. Dank der niedrigen Kaufkraft,, die einen starken Konsumdruck aushalten und die Warenlager anwachsen lieg, wird automatisch für diese Kreise die Strafe auf dem Fuße folgen. Sie werden enau so wie gewisse Spekulanten, die noch m Dezember 1948 glaubten, wir stünden vor iner Inflation, zu spät erkennen, daß der Volkswirtschaft unbestechlichen Freiheits- rechte nicht gebrochen werden dürfen, daß Angebot und Nachfrage, Arbeit und Umsatz der einzige Wertmesser sind, der sich in der Wirtschaft auf die Dauer behaupten 8 Um die Marshallplan-Hilfe für Berlin Berlin.(dpa) Der Leiter der Marshall- anverwaltung in Deutschland, G011i- on, erörterte am Montag mit dem Ber- r Oberbürgermeister Reuter die Marshallplan-Hilfe für Berlin. An der Zu- sammenkunft, die unter dem Vorsitz des amerikanischen Stadtrommandanten Gene- 1 Taylor stattfand, nahmen auch die zuständigen Finanz- und Wirtschaftsbeam- ten der amerikanischen Militärregierung in zerlin und eine Magistratsabordnung teil. Oberbürgermeister Reuter erklärte nach Abschluß der Konferenz, daß über den Vorschlag, die Berliner Westsektoren in die arshallplan-Hilfe der Bundesrepublik utschland einzubeziehen, offiziell nach dung der Bundesregierung verhandelt werden soll. Wie von amerikanischer Seite mitgeteilt wird, habe Collison darauf hingewiesen, daß die Abkommen zwischen er Bundesrepublik und dem Magistrat über Ausmaß der Marshallplan-Hilfe für Berlin jeweils von den Marshallplan- Dienststellen überprüft werden müßten. e Der Staatsrechtler hat das Wort: MORGEN Die Ernennung der Bundesminister An der ersten Verfassungskrise der Bundesrepublik knapp vorbei von Professor Dr. Walter Jellinek, Heidelberg Daß unser Bonner Grundgesetz kein juristisches Meisterwerk ist, hat sich gleich bei der ersten Regierungsbildung gezeigt. „Die Bundesminister werden auf Vorschlag des Bundeskanzlers vom Bundes präsidenten ernannt und entlassen.“(Artikel 64). Bedeutet dies eine Verpflichtung des Bundespräsi- denten zur Ernennung der ihm vom Bundes- kanzler vorgeschlagenen Personen oder hat der Bundespräsident hierbei auch noch ein Wörtchen mitzureden? Der Wortlaut läßt beide Deutungen zu. Giese spricht sich in seinem Schnellkommentar zum Grundgesetz für die zweite Möglichkeit aus. Richtig kann aber nur die erste Deutung sein. Dem Artikel 63 ist zu entnehmen, daß es auch Bundeskanzler- Ernennungen gegen den Willen des Bundespräsidenten gibt. Um ein Haar wäre es am 15. September so gekom- men, wenn nämlich im Bundestag auf Dr. Adenauer nur 201 statt 202 Stimmen gefallen wären. Der Bundestag wäre dann krei in der Wahl des Bundeskanzlers ge- wesen, und der Bundespräsident hätte auch einen ihm nicht genehmen Mann zum Bundeskanzler ernennen müssen. Hätte Giese recht, so hätten wir die groteske Rechtslage, daß dem Bundespräsidenten zwar der Bundeskanzler aufgenötigt werden kann, nicht aber ein Bundesminister, mit dem der Bundeskanzler zusammenarbeiten möchte. Ja, der Bundeskanzler könnte auch nicht die Entlassung eines für ihn unmöglich gewordenen Bundesministers erzwingen. Der Bundespräsident könnte sich für die Auf- nötigung des Bundeskanzlers sozusagen da- durch rächen, daß er diesem eine ihm ge- nehme Kabinettsbildung unmöglich macht. Eine solche Torheit kann aber nicht im Sinn des Grundgesetzes sein. Artikel 64 hat viel- mehr nur die formale Bedeutung, daß die Bundesminister ihre Bestallung vom Bundespräsidenten erhalten. Trotzdem ist es verfassungsrechtlich in Ordnung, wenn sich der Bundespräsident vor der Kabinettsbildung bei dem für das Amt des Bundeskanzlers Vorgesehenen er- kundigt, wen er als Bundesminister vorzu- schlagen gedenkt. Denn der Bundespräsi- dent hat das Recht, den Bundeskanzler dem Bundestag vorzuschlagen, und für diesen Willensakt kann es wichtig sein, die Zu- sammensetzung des künftigen Kabinetts zu kennen. Der künftige Bundeskanzler ist aber rechtlich nicht verpflichtet, seine Kar- ten aufzudecken. Entweder bescheidet sich dann der Bundespräsident oder er versucht es mit einem andern Kandidaten. Auf kei- nen Fall darf er aber deshalb seinen dem Adenauer stellt heute sein Kabinett vor Besatzungsstatut tritt am Mittwoch in Kraft Von unserer Bonner Redaktion Der Bundeskanzler führte am Montag- nachmittag die letzten Besprechungen mit dem Essener Oberbürgermeister Heine- mann und mit dem bisherigen Direktor der Verwaltung für Arbeit, Anton Storch. Wie aus allgemein gut unterrichteten Krei- sen verlautet, wird die Kabinettsliste fol- gendes Aussehen haben: Vizekanzler und ERP- Minister Blücher FDP), Innenmi- nister Dr. Heinemann(CDU), Justizmi- nister Dr. Dehler FDP, Wirtschaftsmi- nister Professor EThard(CDU), Finanz- minister Dr. Schäffer(CSU), Arbeits- minister Anton Storch(CDU), Landwirt- schaftsminister Niklas(CSU), Ministerium für die deutsche Einheit Jakob Kaiser (CDU), Flüchtlingsministerium Dr. Luk a- schek(CDU), Wiederaufbauministerium Wildermuth FDP), Post ministerium Schuberth(CSU), Verkehrs ministerium Dr. Seebohm P), Ministerium für Koordinierung Hellwege OP). Bundeskanzler Dr. Adenauer hatte sich im Anschluß an diese Besprechungen zur Ar- beit an seiner Regierungserklärung in die Bundeskanzlei zurückgezogen. Gegen 19 Uhr sollten die letzten Verhandlungen über die Kabinsttsbildung, die vor Allem den Posten des Ernährungsministers betreffen, wieder aufgenommn werden. Der deutsche Bundestag wird heute um 14 Uhr zu seiner fünften Sitzung zusam- mentreten. Es ist vorgesehen, die vorläufige Geschäftsordnung zu beschliegen. Anschlie- Bend erfolgt die Bekanntgabe der Bildung der Bundesregierung, die Vereidigung des und der Bundeskanzlers Bundesminister und die Entgegennahme einer Erklärung der Bundesregierung. Diese Erklärungssoll ver- hältnismäßig kurz gehalten sein, wird jedoch eine Debatte auslösen, die sich über meh- rere Tage hinzieht. Sie beginnt mit einer Generaldebatte, an die sich eine Aussprache über Wirtschafts- und Sozialfragen und über die künftige Innenpolitik und die Außenpolitik anschließen wird. 5 Am Mittwochvormittag werden die alli- New Norker Tagebuch: jerten Hohen Kommissare auf dem Peters- berg den Bundeskanzler und Kabinettsmit- glieder empfangen. Das Besatzungs- statut wird am 21. September 1949 ab 11 Uhr in Kraft gesetzt werden. Auf dem Empfang soll eine entsprechende feierliche Erklärung erfolgen. Auch die neuen, durch die Hohen Kommissare beschlossenen Ge- setze, wie das Pressegesetz und das Gesetz über das Amtsblatt der Hohen Kommission, werden in diesem Zusammenhang veröffent- licht. 5 Soll es das„ganze Europa“ sein? Skandinaviens Realpolitiker Nr. 1 im Europarat ist anderer Meinung Von unserem Skandinavien- Korrespondenten Dr. Weltmann Im Goethe-Jahr, in Straßburg, Goethes einstiger Universitätsstadt, fand die erste Tagung des Europarates statt. Schade eigentlich, konstatiert man nach Abschluß der Verhandlungen daß im Sitzungssaal nicht sichtbar und mahnend für alle Teilnehmer— ein Ausspruch Goethes an- gebracht war:„Gott gebe mir die Kraft, das Nächste zu tun!“ Daß auf dieser ersten Tagung des Europarates, vorsichtig gesagt, nur allzu wenig Blütenträume reif- ten, hat in der ganzen westeuropäischen Welt einen gelinden, aber vielleicht heilsa- men Katzenjammer hervorgerufen. Zu viel Enthusiasmus muß immer mit Rückschlä- gen rechnen. Es ist ein gewaltiger Schritt vorwärts, daß über Ziel und Notwendig- keit einer europaischen Konstruktion Einig- keit— auch über die sozialistischen Tren- nungslinien hinweg— herrscht,— äber es ist nicht genug. Gerade angesichts dieser prinzipiellen Einigkeit ist bedeutungsvoller das„Nächste“, der Weg, den zu beschrei- ten man heute, nicht morgen beginnen soll. Jedesmal, wenn in Straßburg die Debatte „drohte“, in Realitätsverhandlungen„aus- zuarten“, wurde die Diskussion gereizt, ö Bundestag zu machenden Vorschlag unan- gemessen verzögern. Zwar steht im Grund- gesetz nicht, was zu geschehen hat, wenn der Bundespräsident es unterläßt, einen Vorschlag zu machen. Das grobe Geschütz der Anklage wegen Verfassungsverletzung (Art. 61) wird man nicht gleich auffahren wollen und können. Aber es liegt im Sinne des Grundgesetzes, daß in einem solchen Falle der Bundestag dem Bundespräsiden- ten eine angemessene Frist für die Mittei- lung eines Vorschlags setzen kann, nach deren Verstreichung der Bundestag frei wählt. Denn wenn der Bundestag nach Art. 67 durch freie Wahl eines neuen Bun- deskanzlers sogar den alten Bundeskenzler stürzen kann, dann muß es ihm auch ge- stattet sein, den bloß in der Vorstellungs- welt des Bundespräsidenten vorhandenen Kanzlerkandidaten beiseite zu schieben. Vikar Dr. Ott suspendiert Stuttgart.(tz.-Eig. Ber.) Dem Bundes- tagskandidaten der Notgemeinschaft, Vikar Dr. Ott, Ehlingen, hat das bischöfliche Or- dinariat Rottenburg wegen Disziplinlosigkeit jegliche Seelsorgevollmacht entzogen und von seinem Dienst in der Diözese suspen- diert. In einer Erklärung hierzu sagt die Diözese, die katholische Kirche habe die Kandidatur Dr. Otts nur unter der Voraus- setzung zugelassen, daß eine Flüchtlings- partei lizenziert werde, Da das nicht ge- schehen sei, sei die Erlaubnis hinfällig ge- worden. Dr Ott habe jedoch entgegen sei- nem ursprünglichen Versprechen, sich in priesterlichem Gehorsam der Bischofs-Ent- Scheidung zu fügen, die Bundeskandidatur angenommen. Reimann darf nicht nach Frankreich Bonn.(dpa) Die französische Regierung hat dem ersten Vorsitzenden der KPD, Max Reimann, ein Einreisevisum nach Frank- reich verweigert. Reimann wollte an der Geburtstagsfeier des Alterspräsidenten der französischen Nationalversammlung, Marcel Cachin, teilnehmen. 5 unsachlich und somit unproduktiv. Woraus für die nächste Zukunft viel zu lernen ist. 5 Zu den Männern, die in Straßburg am meisten Wasser in den allzu überschäu⸗ menden europäischen Becher gossen, gehört fraglos der schwedische Delegſerte, Profes- sor Bertil Ohlin. Wenn man ihn als den „skandinavischen Realpolitiker Nr. 1 im Europarat bezeichnet, ist das natürlich An- sichtssache, aber ohne Zweifel hat dieser frühere schwedische Handelsminister und Leiter der„Folkeparti“ von allen Mitglie- dern der skandinavischen Teams den größ- ten internationalen Namen als Staatsmann und Wirtschaftsexperte. Seine Vorstöße in Straßburg warnten vor Versuchen über- stürzter Gesamtlösungen. Eine Ziehung klarer und sofort gangbarer Linlen auf dem Gebiete europäischer Währungs- und Zoll- politik scheint ihm als Anfang konkreter und deshalb empfehlenswerter. Aber be- reits das Wort„europäisch“ muß in Pro- kessor Ohlins Diktion richtig verstanden werden.„Ich nähre eine gewisse Skepsis, in Kontinenten zu denken“, erklärte er in Straßburg einem nicht unbedingt wohlwol- „Käfer sturzbombt Starbusen · sprengt Veranstaltung“ In New Vork ist es noch heiß/ Der Golfstrom soll schuld sein/ Deutschland„alles inbegriffen“ ist wieder entdeckt Die Wirtschaftsdoktoren haben eine er- kreuliche Entdeckung gemacht: der Virus der Arbeitslosigkeit ist nicht mehr 80 virulent, Wie vor einigen Monaten. Nur in neun von den 98 Hauptwirtschaftsgebie- ten der USA sind zwölf oder mehr Prozent der Arbeitskräfte unbeschäftigt. Das düstere Grau der Stimmung ist einer lichteren Be- trachtung gewichen. Die Schrottpreise haben angezogen, was auf eine Steigerung der Stahlproduktion hinweist. Die Bauwirtschaft hat in den beiden letzten Wochen hinter einander Rekordziffern erreicht. Die Papier- preise haben so angezogen, daß verschiedene stillgelegte Fabriken die Produktion wieder aufgenommen haben. Auch die Metallpreise gehen weiter in die Höhe. Die Nachfrage nach Textilien, von Baumwolle bis Nylon, das übrigens aus Kalziumkarbid und Kohle hergestellt wird, nimmt kräftig zu. Ist es nicht auch verlockend, im Warenhaus Macy für 18,74 Dollar— sechs Prozent bei Bar- zahlung— das stilechte königliche Hoch- zeitskleid von Rita Aly Khan“ in fast zum Verwechseln ähnlicher Ausführung zu er- stehen? Plissierter Rock, eine charmante „neckline“(Halsausschnitt) und nach Wahl in Braun, Schwarz oder Blau. Gimbel, Macys großes Konkurrenzunternehmen, konmte es sich freilich nicht versagen, darauf hinzuweisen, daß leider niemand, aber auch niemand in diesem Kleid so aus- sähe wie Rita(die übrigens wieder filmen wird, sobald der junge Prinz im Februar geboren ist). Andere preiswerte Angebote: reizende Kinderkleidchen für 3,98 Dollar, Fernsehgeräte für 199,95 Dollar. Aber Nerz- Mäntel kosten noch immer von 1600 Dollar an.„Es ist nicht notwendig, zu viel zu be- zahlen— es ist nicht klug, zu wenig zu be- zahlen“, wie das Plakat im Schaufenster weise bemerkt. 5 1* Die Hitze ist noch immer arg! Nun soll die Schuld beim Golfstrom liegen, der sei- nen Lauf verändert habe. Die Wissen- schaftler sagen: er hat nicht)„Dai News“, New Vorks meistverbreitetes Blatt mit vier Millionen Auflage, hat einen„all- umfassenden Leitartikel“ zu diesem Haupt- thema des Sommers beigesteuert. Er ent- hält nicht mehr als zwei Worte: Ver- dammt nochmal. In der Kürze liegt die Würze„Daily News“ nimmt den Ru für sich in Anspruch, in diesem Sinne das WUÜrzigste Blatt der Welt zu sein. Als kürzlich die Vorstellung einer Musik- komödie unterbrochen werden mußte, weil ein Insekt sich in das Kleid der Diva ver- irrt hatte, wurde dies den New Vorkern in der glorreichen Schlagzeile mitgeteilt: „Käfer stur zbombt Star busen sprengt Veranstaltung.“ Und als Sonja Henie— Häseken, wie die Berliner sie einst nannten— mit einem bekannten und sehr reichen Sportsmann in einem fun- kelnagelneuen Flugzeug zu einem Wochen- ende abbrauste, lautete die Ueberschrift: „Sonia& guy klie; tie?“, was man etwas frei mit„Sonia& junger Mann fliegen, kriegen?“ übersetzen kann,.(„Noch sind sie nicht verheiratet“, hat die Schwester der norwegischen Eiskünstlerin den Reportern, versichert.) — * —— A propos: Eis. Die Tiefkühleraffäre, in die Trumans militärischer Adjutant Gene- ral Vaughan verwickelt ist, beschäftigt die Gemüter noch immer und sicherlich vlel mehr als die Washingtoner Konferenz. Vaughans Freund Maragon, dessen Auf- traggeber, der Parfümfabrikant Verley in Chikago sich mit den sieben Eisschränken dafür revanchierte, dag seinem Vertreter 1945 ein militärischer Freiflugschein nach Europa ausgestellt wurde, als andere Leut⸗ auch für viel Geld keinen bekommen konnten, hat die Sache dadurch nicht besser gemacht, daß er beim Verhör meistens die Aussage verweigerte,„weil sie ihn belasten könnte.“ Die Kongreguntersuchungskom- mission hat trotzdem festgestellt, daß die- ser tüchtige Geschäftsmann in den letzten fünf Jahren jährlich nur 6000 Dollar ver- steuerte, aber gleichzeitig bei drei Banken 119 608,61 Dollar deponierte. Wahrschein- lich waren das Maragons„Spesen“; er pflegte für„Ausgehen mit Geschäftsfreun- den“ immer nur runde vierstellige Ziffern auszusetzen, was man aber einem Mann durchgehen ließ, der es verstand, aus Frankreich nach Amerika kostbare ätheri- sche Oele als„Champagner für Mrs. Tru- man“ einzuschmuggeln Truman, der, als er noch Vizepräsident der USA war, zum Begräbnis seines ein- zigen Boß Tom Pendergast nach Kansas City flog, obwohl dieser berüchtigte Gang- ster inzwischen einige Jahre Zuchthaus ab- gebrummt hatte, Harry Truman scheint auch jetzt seinen Freund Harry Vaughan die Treue zu halten, so lange es heiß her- geht. Und wenn die Sache wieder abkühlt — Medes Wunder dauert drei Tage“, sagt ein serbisches Sprichwort, das auch in Ame- rika gilt— warum soll er dann Vaughan fallen lassen und damit die Geschichte von neuem aufrühren? 5 * Ein anderer Skandal hat mit der Bla- mage der Skandalmacher geendet: die Vor- würfe unlauterer Machenschaften bei der Bestellung des Atombombers B 36 haben sich als unbegründet erwiesen. Es machte keinen guten Eindruck, daß die(ursprüng- lich anonymen) Beschuldigungen gegen die Luftwaffe von einem Mitarbeiter des Ge- hilfen des Marineministers ausgegangen Waren. . Die American Airlines haben eine hüb- sche Anzeige entworfen, mit der sie für eine vierzehntätige Europareise (alles inbegriffen: 72235 Dollar) werben: Vater und Mutter, Sohn und Toch- ter tragen vier Plakate, die charakteristi- sche Bauwerke Londons und Genuas, der Hauptstadt Frankreichs und Heidel- ber gs zeigen, Deutschland ist wieder ent- deckt. Die amerikanischen Europareisenden machen keinen Bogen mehr um uns. Sie sind willkommen, E. H. 2 Teildemontage im Werk H hat begonnen Recklinghausen.(dpa) Am Montage mittag hat in den chemischen Werken H. in Marl bei Recklinghausen die von der h 7 tischen Militärregierung angekündigte e der demontage begonnen. Zu Zwischenfe des Kam es nicht, da die Werksleitung drei Anf. men mit dem Abbau beauftragt hat, de Kkönr her bei der Montage des Werkes gearbe pleil hatten. Ein Vertreter der Militärregierg 1 war beim Demontagebeginn nicht anwese Süch Ein Betriebsratsmitglied erklärte, da de Walt zubauenden Anlagen bereits seit Mond, scho stillägen, würden keine Werksarbeiter) eine der Demontage unmittelbar betroffen. Lebe Adenauer will Westberliner 55 Eisenbahnern helfen 0 55 Berlin.(dpa) Auf eine Eingabe der d begi berliner Eisenbahner an die Bundesre sam. rung hat Bundeskanzler Dr. Adenau geln der Eisenbahnergewerkschaft in der d be mitteilen lassen, er werde alles veranlas 8 um die aus politischen Gründeng nat maßregelten Westberliner lich senbahner in Westdeutschlaf der. unterzubringen. Die Angelegend nun solle sogleich aufgegriffen werden, sobe ein Verkehrs ministerium gebildet sei. N 5 Die unabhängige Eisenbahner gene eine schaft hat ferner die Bundesregierung? mac beten, maßgebliche Aemter der Bundesbd! Aus nach Berlin zu verlegen. Unter anden unte müßten das früner in Berlin station! neus Reichsbebn-Sozialamt und das Reichs“ Flär Zentralamt nach Berlin zurückkommen, 5 Evangelische Kirche gegen Tot) 8 5 Düsseldorf.(dpa) Der Rat der evangg wie schen Kirche in Deutschland hat— 1 viel! einer Meldung des Nachrichtendienstes“ Geg evangelischen Kirche— eine Erklärung fle gen das Glücksspiel und das Fußball in e erlassen, welche mit echtem Sport nt riun mehr gemein hätten. 15 dire Das Fußball-Toto, so heißt es in der?(der klärung, müsse auf die Dauer gefährls steh Auswirkungen haben. Nach Berichten“ daz der Jugendfürsorge häuften sich die F Peil in denen Jugendliche sich durch Diebsti bah und Unterschlagungen die Mittel für Bab Fufßßball-Toto zu verschaffen suchten. Tei! Erklärung wendet sich ferner dagegen,“ ec in Spielbanken das Geld hinausge wo erh werde, während große Teile des Volkes ni Wel wüßten, wie sie ihr Leben fristen sol“ wo die Nec Leb Stae 4 ner eine lenden Auditorium.„In unserer Zeit 5 deuten die Ozeane nicht mehr Trennuns Boe linien, die die Welt in„Kontinente“ fein Kel Hinsichtlich der Verteidigung sind d sehn Bande zwischen Westeuropa und Amer! alle ebenso stark wie jene, die die Länder b kon dem europäischen Kontinent verknüpfe˖ rüc Und vom skandinavischen Gesiditspaß ant aus sind die wirtschaftlichen Vorteile ein 55 Ausdehnung des Handels mit den Us ma. nicht geringer als die Vorteile, die dur 1110 intimere Handelsbedingungen der nord fall schen Länder oder zwischen diesen Län dern und Südeuropa erreicht werden kh 3 nen.“ 9 lich Seine Aeußerungen wurden von t die Weltpresse u. a. als eine der„nüchterne àbe und realltätsbetontesten Reden, die d die Europarat gehört hat“, bezeichnet. U Wie trotzdem übersah man die eigentliche ku Sei dinalfrage, vor die er dieses europaisch Arr. Parlament stellte: Soll es das„gn, abe Europa sein?— Professor Ohlin ist andert ed Meinung. Angesichts der gewichtigen 4 auc gumente Ohlins und seines internationad, leg Einflusses scheint eine konkrete Diskus“ Die seiner Gesichtspunkte und Zielsetzung Sta der nächsten Tagung des Europarates mae gebracht, gleichgültig, zu welchem Resu lick man kommt. I In verschiedenen Artikeln in der dle 2 dinavischen Presse(hier wiedergegeben „Polftiken“ vom 21. August) gibt er Recke! we schaft, warum er für eine„klein- eus hel phische“ Lösung eintritt. Die Notwendigd“ ver der schnellen Einbeziehung Deutschland die diese Kostruktion ist für ihn eine Sehn nüt Verständlichkeit und ist der Ausgangsp seiner Betrachtungen. Nachdem er die Zeit abweichenden Interessen Frankretd und Englands an einer europäischen struktion dargelegt hat, kommt er zu gendem Ergebnis: Alle Argumente 8p chen für einen Zusammenschluß oder enge politische Zusammenarbeit zwi den west- und mitteleuropäischen Sta Nach Ohlins Ansicht ist es durchaus 1 notwendig, den Kreis so auszudehnen, es das ganze Europa außerhalb Rufe, umfaßt. Die Parole der enthusiastisch Europäer:„Entweder das ganze ges, Europa oder Europa geht unter“, lehnt“ 5. als irreführend und de statu unrealisied“ 0 ab. Wieweit auf längere Sicht die po 5. schen Voraussetzungen dafür Vorliegen“ 34 sich ein oder mehrere osteuroplische 8 ten freimachen von der russischen Abl 1 gigkeit und sich somit einer west- und!“ traleuropäſschen Organisation anschlle 8 können, ist unübersichtlich. Aus we 5 Gründen wäre die Einführung der be,. pe kratie in Osteuropa wünschenswert, 1 nach Ohlins Ansicht durchaus nicht 1 55 Voraussetzung für das Funktionieren“ be von Ohlin vorgeschlagenen„klein-e b päischen! Konstruktion, weder aus 1 58 schaftlichen noch politischen, noch kuf 81 rellen Gründen von Gewicht, Die Anhint des„ganzen! Europa müssen damit e nen, daß dann die unter russischer Able“ kr gigkeit lebenden Oststaaten zu einer“ dd „Irredenta“ werden, die erst befreit Werd l müßte, um ein in diesem weiten Sinne* eintes Europa schaffen zu können. Realisten unter denen, die für Europe“ 5 beiten, sehen diese Schwierigkeiten nad lich ein, aber sie wollen vorderhand die Enthusiasten irritieren, die von“ 8 Gedanken an„Europas Einheit“ ges“ v sind.„Es kann indessen nicht 80 dauern“, so schließt Professor Bertil Of 5 daß eine Präzisierung von Ideologie Zlelsetzung notwendig wird“, 1 Nr. H ils tagſe n HA der y. e Te enfäl rei N el arbel gie Wesen die Aonat iter 5 1 r Meß esreg nau r U las 48 1 haz gend 6050 „ gewel ung desba⸗ dente tionleg Hsbab men. Toto Nr. 193/ Dienstag, 20. September 1949 N r MORGEN Seite Das praktische Leben lenkt die Planung Heilbronn sammelt schmerzliche Erfahrungen beim Neuaufbau. Für Heilbronn ist die Wiederherstellung der zerstörten Altstadt ein Hauptproblem des Aufbaus, wenn auch nicht das einzige. Anfangs hat man wohl Stimmen hören können, daß die Altstadt für immer verödet bleiben und daß sich im besser erhaltenen Südviertel ein neues Geschäfts- und Ver- waltungszentrum bilden werde. Heute muß schon jeder Geschäftsmann, der noch in einem der Außenviertel sitzt(von den Lebensmittelgeschäften und ähnlichen natürlich abgesehen) mit allen Mitteln wie- der in die Stadtmitte streben, wo sich Kon- kurrenz und Kundschaft zu konzentrieren beginnen. Noch bietet keine Straße ein zu- sammenhängendes Bild, noch sind die ein- zelnen Bauten Inseln im Trümmermeer, aber die Inseln werden von Monat zu Mo- nat zahlreicher und schließen sich allmäh- lich gruppenweise und reihenweise aneinan- der. Das praktische Leben lenkt die Pla- nung, nicht umgekehrt. Auch in Heilbronn hatte man anfänglich einen recht revolutionären Aufbauplan machen lassen und namhafte Fachleute von auswärts dazu berufen. Ein Wettbewerb unter den Heilbronner Architekten brachte neue Ideen und mit Preisen ausgezeichnete Pläne. Schließlich wurde aus dem Kreis der Wettbewerber ein Planungsbeirat gebildet, der an der weiteren Arbeit mitwirkte, bis er vor kurzem aufgelöst wurde. Man ist also in Heilbronn ähnliche Wege gegangen wie in anderen Städten, aber man ist sich vielleicht schneller als anderswo der realen Gegebenheiten, Abhängigkeiten und Ver- flechtungen bewußt geworden und ist heute in den Plänen einig mit dem Innenministe- rium, der Bundesbahn, der Wasserstraßen- direktion, dem Technischen Landesamt (dem das Straßgensystem des Landes unter- steht) und anderen Oberbehörden. Das hat dazu geführt, daß diese Stellen nun zum Teil selbst hier bauen— so hat die Bundes- bahn mit den Vorarbeiten für das neue Bahnhofsgebäude begonnen— zum andern Teil die Pläne der Stadt unterstützen. Das Technische Landesamt beispielsweise gibt erhebliche Zuschüsse zu den Brückenbauten, Weil es mit der Stadt darin übereinstimmt, wo und wie die Brücken gebaut werden, die Wasserstraßendirektion nimmt den Neckarkanal- Durchstich in Angriff, eine Lebensfrage für Heilbronn insofern, als die Stadt dadurch erst hochwasserfrei wird. Auch in dem Ruinenfeld der Heilbron- ner Altstadt ist es nicht so, daß man auf einer tabularasa hätte neu anfangen müssen -oder können. In Wirklichkeit ist nirgendwo „alles“ zerstört, namentlich nicht die im Boden ruhenden Werte, wie Fundamente, Keller, Leitungen aller Art, In einer unver- sehrten Mittelstadt machen diese Werte allein 40 Prozent aus, und schon darum konnten sie bei der Planung nicht unbe- rücksichtigt bleiben. So wurden von den anfänglich erwogenen Straßendurchbrüchen und Ueberbauungen manche Abstriche ge- macht und der Gedanke, den Fahrverkehr um die Innenstadt herumzuleiten, völlig kallengelassen. Geblieben sind eine Reihe von unerläß- lichen Verbreiterungen, geblieben ist auch die Altstadtsanierung. Manches malerische, aber unhygienische Gewinkel und vor allem die enge Bebauung der Höfe wird nicht wiederkehren. Zuerst wollte fast jeder das Seine genau so aufbauen wie er oder seine Anver wandten es einst besessen hatten, aber die anfänglichen Widerstände gegen jede Aenderung schwanden allmählich und auch die Schwierigkeiten der Bauland-Um- legung werden Schritt für Schritt beseitigt. Die wirtschaftliche Notwendigkeit, ins Stadtzentrum zurückzukehren, hat manchen nachgiebiger gemacht und der wirtschaft- liche Zwang wird wohl auch in Zukunft wirksamer sein, als es ein behördlicher Zwang sein könnte. Damit rechnet das Stadtplanungsamt, wenn es auch in der Bewilligung von Be- helfsbauten nicht engherzig ist und darauf vertraut, daß der Wettbewerb, die Notwen- digkeit, den Boden wirtschaftlich auszu- nützen, die Häuser schon in die Höhe trei- ben werde.„Lieber behelfsmäßiges Bauen als gar keines. Zunächst muß jeder einmal auf seinen endgültigen Platz. Wir können in unserer Generation nicht mehr erreichen, als daß sich die Stadt im Grundriß abzeich- net.“ Das geschieht nun schon recht sichtbar und nicht nur Geschäftshäuser wachsen empor, auch der Wohnungsbau kommt in Gang. Die Heilbronner Altstadt wird auch in Zukunft kein reines Geschäftsviertel sein können, das zeigt schon ein Größenver- gleich: Heilbronns Altstadt ist 27,7 Hektar groß, Stuttgarts City 20 ha. Aus den rund 3 Millionen DM, die für den Wohnungsbau in Heilbronn in diesem Jahr aus öffent- lichen Mitteln zur Verfügung stehen, ist eine Viertelmillion dem„Fischergassenpro- jekt“ zugewiesen worden, das unter finan- zieller Beteiligung früherer Anlieger etwa 70 bis 80 Wohnungen ergeben soll. Von den alten Baudenkmälern werden nur wenige in der früheren Form erstehen. Für immer dahin sind die schönen Fach- Werkbauten und hochgiebligen Bürgerhäu- ser, die den Hauptstraßen das Gepräge gaben. Zunächst erhebt sich am Turm der ken! In Heidelberg halten sie sich an das ausländische. Das ist billiger. So was nennt man Dankbarkeit!“ Ich machte dann eine Dankbarkeitsvisite bei einem Bauern, dem ich dazumal meine Kindereisenbahn hinterlassen hatte. Gegen Kilianskirche ein solides Baugerüst für ein Pfund Butter! Im Gedenken an jenes mehrere Jahre, die Ruine des Renaissance- Geschäft gabs ein Glas Most. Später Eier, Rathauses ist für den Wiederaufbau aus- das Stück 30 D-Pfennige. Während ich das Schule der Selbstverwaltung Der Verband württembergisch- badischer Landkreise hielt in Wertheim unter Vor- sitz von Landrat Seelisch, Göppingen, eine Vorstandssitzung ab. Neben internen Ange- legenheiten befaßten sich die Tagungsteil- nehmer eingehend mit dem Soforthilfe- geräumt und das Historische Museum be- Krügle“ leer machte, hielt mir der Bauer gesetz. Bei der Beratung dieses Gegen- kommt ein endgültiges Dach. Die Absicht, einen leitartikelreifen Vortrag über die Not- standes kam zum Ausdruck, daß die Land- im Deutschherrenhof ein künftiges Kultur- wendigkeit von Schutzzöllen! Auch äußerte kreise alle vorbereitenden Maßnahmen er sich ungemein kritisch über den Groß- und Kleinhandel.„12 Pfennig gab man den Bauern für den Salatkopf— der dann in Heidelberg für 50 Pfennig verkauft wurde.“ Die Tochter, die es nach dem Kriege„nicht mehr nötig hatte“, will sich eine Stelle suchen in Mannkfeim. 5 Nach weiteren Gesprächen einer Guge- geben!) etwas tückischen Dankbarkeit mei- nerseits, wollte mir scheinen: die Kartoffel- und Gemüserzeuger träumen insgeheim von der verflossenen„Konjunktur“.„Man“ ist auch im Kraichgau mit Textilien „prima eingedeckt“, die Aussteuern sind beisammen, Silber und altes Porzellan in- klusive, nebst Staubsauger und Platten- spieler. Eine ganze Anzahl neuer Scheuern wurde hingestellt, während in Mannheim der Regen in die Suppe tropfte. „Denkmäler des Schwarzhandels“ meinte ich etwas ungalant. Entgegnet der Gouver- neur meiner Kindereisenbahn:„Hätten Sie's anders gemacht?“ Und er fügt hinzu:„Auch in Heidelberg, in allen euern Städten ste- hen nicht weniger Denkmäler des Schwarz- handels!“ Womit er übrigens recht hatte! zentrum mit Stadtbibliothek, Volkshoch- schule und Vortragssälen zu schaffen, ist keine Utopie mehr, sondern immerhin schon ein Projekt. Heute hat Heilbronn bei 60 000 Einwohnern für keine seiner kul- turellen Einrichtungen eine ausreichende Stätte. Am dringendsten ist der Bedarf an Schulräumen. Während Stuttgart bei 1220 vorhandenen Schulräumen noch 740 benö- tigt, hat Heilbronn erst 48 und muß noch 384 bauen, was insgesamt 15 Millionen DM kosten wird. Der Staat hat eine Million DM für den Heilbronner Schulhausbau bewil- ligt, so daß die beiden größten und am besten erhaltenen Schulen weiter ausge- baut werden können. Der Gedanke an ein Theater oder auch nur an einen brauch- baren Konzert- und Vortragssaal, ja auch nur an eine städtische Badeanstalt, tritt demgegenüber weit zurück. fast wieder A. E. Fischer Der Tennisplatz der Müllerin Ländliche Exkursion Noch vor einem Jahr und etlichen Mona- ten war die Bahnhofwirtschaft in Hoffen- heim von früh bis spät„belegt“, kaum Platz zu kriegen! Da saßen beileibe keine Ferien- reisenden, sondern jene Kartoffelhamsterer aus den Großstädten bis runter in das Rhein- land, die nach strategischen Gesichtspunkten auf Beute auszogen. Hoffenheim, man muß wissen, liegt in jenem Teil des Kraichgaus, Wo eine besonders dicke Kartoffelsorte ge- deiht. In Hoffenheim begannen die Kompen- sationskolonnen in Linie auszuschwärmen in die minder überlaufenen Dickkartoffeldörfer der Nachbarschaft. Nach dem„Tschopp“ „Isola bella“ zu„alten Bekannten“ hockte man dann wartend in der Bahnhof- wirtschaft; das eine Auge ruhte hütend auf dem Rucksack, da sandere ddleicht versonnen) auf einem Glas Dünnbier. Dieser Tage kredenzte mir dorten der Herr Wirt persönlich ein freundliches Hel- les, die Frau Wirtin stopfte hinter der Theke Strümpfe: ich war der einzige Gast: Ange- sichts des gewandelten Geschäftsgangs war ich überrascht über die Unmasse von Aschen- bechern, die allenthalben herumstanden— eine historische Erinnerung an die bewußten Kartoffelschwärmer.„Jetzt“, sagte der Wirt, „bleiben wir sogar auf unserm Gemüse hok- Im Das zivilisatorische Prunkstück ist in- dessen ein Tennisplatz. Diesen Tennisplatz hat der Müller seiner Frau geschenkt. wurde begonnen, ließ ich mir sagen, zu RM-Zeiten und wurde fertig unter DM-Sig- nalen. Der Tennisplatz liegt an der Land- straße dicht neben der Mühle. Ich hörte die Elsenz rauschen und sah der Müllerin zu, Wie sie in weißer Schürze mit einem Gar- tenschlauch den roten Sand berieselte. Das 8 Idyll ländlicher Schlicht- eit! Er Wenn ich am Radio das Salonstück höre von der Mühle im„Schwarzwald“, denke ich immer an diesen Tennisplatz. Das Bild ist natürlich schief. Denn Hoffenheim liegt im Kraichgau! H. W. Schwäbischen Meer Hier wird Europa nicht nur diskutiert, sondern gelebt So wird die Insel Mainau im Boden- see genannt. Sie ist seit einem Jahr wie- der stärker ins Blickfeld der Oeffentlich- keit gerückt. Vom Frühjahr bis in die letzen Tage des Herbstes lockt das paradiesische Eiland unzählige Besucher aus allen Län- dern zum Verweilen an. Ueber 500 Jahre haben die Deutschritter mit dem schwarzen Kreuz auf weißem Feld hier im Schutze fester Mauern und tiefer Wälle geherrscht, bis im Dreißigjährigen Krieg die Schweden die Insel besetzten. „Nach dem Westfälischen Frieden 20g die Besatzung ab. Der Orden wurde im Jahre 1805 aufgehoben. Die Insel kam zum neu geschaffenen Großherzogtum Baden. Bis auf den heutigen Tag ist sie nun Fürsten- besitz geblieben, wenn auch das Schloß im Laufe des vergangenen Jahrhunderts mehr- fach seinen Herrn gewechselt hat. Der Be- kannteste unter ihnen war der österreich- ische Generalquartiermeister Fürst Ester- hazy. Er ließ die Befestigungen nieder- reißen und schuf die Anfänge zum berühm- ten Schloßpark. Darob und wegen seiner amourösen Abenteuer geriet er so in Schul- den, daß man ihn eines Tages entmündi- gen mußte. Schließlich erwarb Großherzog Friedrich der I. von Baden den Inselgarten und machte das Schloß zu seinem Sommer- sitz. 1928 ging die Insel auf die einzige Tochter des Großherzogs, die Königin Vik- toria von Schweden, über. Seither gehört dieser einzigartige Flecken, der in seiner bunten Blumen- und Pflanzenpracht wie ein Wunderland aus„Tausend und einer Nacht“ anmutet, dem schwedischen Königshaus und wird von Prinz Lennart Bernadotte be- treut. Auf dem Barockschloß weht das Jonn Gus Lkrzr Srunbk EIN AB ENTE UER ROMAN VON HEINRICH ROM PFF Copyright 1949 by 3. Fortsetzung Gegen seinen Willen(und wohl als Folge seiner Erschlaffung) war Mr. Brant vorübergehend so erschüttert— die neue Beleidigung erreichte ihn gar nicht. Etwas rätselhaft Faszinierendes ging von ihren ge- hauchten Worten aus, an dem Ernst ihres Leides und ihres Entschlusses war nicht zu zweifeln. Plötzlich ertappte er sich bei dem Gedanken, wie das wohl wäre. wenn man so einem Wunsch nachgäbe?! Gleich hinter- her erschrak er aufs tiefste: der Gedanke Allein war strafbar, verantwortungslos, man mußte sich vor sich selbst schämen. Diese bedenkliche Szene war unbedingt abzu- brechen. Und die Erwähnung des Geldes half ihm nachträglich. Gefährlich? Das glaube ich auch!“ sagte Mr. Brant trocken. „Sie meinen, es ist gestohlenes Geld?“ ragte die Dame nervös. Woran Sie alles denken! Nein, beim Namen Gottes: es ge- hört mir auf die rechtmäßigste Weise der Welt. Aber es hat keinen Wert mehr für mich. Nichts mehr hat Wert für mich, Wernm wenn. ich etwas von Ihnen bekomme Endlich und endgültig gewann Mr. Brants Empörung die Oberhand über das verwort ene Mitleid.„Genug!“ rief er schneidend. Habe Ihren verbrecherischen Vorschlag nicht anders zu beantworten, als dadurch, daß ich jetzt sofort die Polizei verlag des Drockhauses fempelhof, Berlin anrufe.“ Zum drittenmal griff er zum Hörer und begann sofort zu wählen. Wieder ging eine seltsame Veränderung mit der Fremden vor. Alles Flehende, Weiche schwand aus ihrem Gesicht wie fort- gewischt. Auch ihre Stimme kam verändert, zwar noch geborsten, doch mit einer töd- lichen und kaum ironischen Kälte. Bitte, tun Sie, was Sie für Ihre Pflicht halten! Ich habe ja auch keine Rücksicht genommen und die Wahrheit gesagt. Vielleicht lassen Sie mich verhaften als Antwort Ihres ver- knöcherten Pflichtgefühls auf den Aus- bruch.— kurz zögerte sie vor dem Pathos ihrer Worte, sprach sie dann doch aus—„waren sie denn nicht wahr? eines verzweifelten Herzens! In meiner Lage hat man von derartigen Maßnahmen nichts mehr zu befürchten.“ Ein paar hastige Schritte, mit dem Rauschen von Seide ent- fernte sich auch der beklemmende Duft, schrill gellte die Türglocke auf— ehe der Apotheker die Nummer von Sergeant Brown richtig gewählt hatte, war sie weg. Hinaus! Die Tür fiel ins Schloß, die Glocke summte hinter ihr her. Mr. Brant legte den Hörer wieder hin. In einem seltenen Zwiespalt der Gefühle Er ärgerte sich über seine Unschlüssigkeit und log sich selbst vor, etwas zu unter- nehmen, als er jetzt zur Tür eilte. gelbe Schwedenkreuz auf blauem Grund. Zur Erinnerung an vergangene Zeiten trägt aber der Giebel des Mittelbaues noch das Ordenskreuz der Deutschherren. Wie einst finden auch jetzt wieder Staatsbesuche aller Art auf der Märcheninsel statt. Nur sind 2s selten noch regierende Fürsten, dafür umso häufiger Staatsmänner der europäischen Republiken. So verbrachte in den letzten Wochen der finnische Ministerpräsident Fagerholm, Führer der Sozialdemokraten Finnlands, als Gast des Prinzen seinen Ur- laub am See. Dabei erklärte dieser Presse- leuten, Finnland werde seinen Einfluß für eine Teinahme der Deutschen àn der Olym- piade 1952 in Helsinki geltend machen. Seit dem Zusammenbruch ist die Insel au einem wahren Dorado der Jugend gewor- den. Im Sommer finden regelmäßig Lager des deutsch- schwedischen Freizeitwerkes unter Mitwirkung des Deutschen Christ- lichen Vereins Junger Männer(CVI) statt. Bis jetzt haben über 4000 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahre daran teilgenom- men. Ein besonderes Versammlungshaus steht zur Verfügung. Hier findet man sich abends zusammen, um über alles, was ein junges Menschenherz bewegt, in der Ge- meinschaft zu sprechen. Tagsüber schweift der Blick über den See zu den Nachbar- städten Meersburg, Ueberlingen, Lindau und fängt sich an den schweizerischen Bergriesen des Säntis und Altmann mit ihrem ewigen Eis und Schnee. Oder die Insel selbst zieht die Jugendlichen in ihren Bann. Kaum irgendwo sonst in deutschen Landen findet sich ein solcher Reichtum an südländischen Bäumen und Gewächsen. In den ersten Julitagen konnte nun auch die Lieblingsidee des schwedischen Prinzen verwirklicht werden. Das„Internatio- nale Institut Schloß Mainau“ wurde im alten Barockschloß eröffnet. Die Räume des Schlosses werden damit zu einem ständigen Treffpunkt von Jugend- führern aller Nationen. Für die deutsche Jugend will das Institut nach dem Willen seines Stifters ein„weithin offenes Fenster in die Welt“ sein. Ohne Unterschied des Bekenntnisses und der Nationalität treffen sich hier Jugendliche, Jugendführer, Lehrer und Pfarrer zu jeweils zehnwöchigen Semi- naren. Zweck ist die Ausbildung von Ju- gendleitern auf christlicher Grundlage. Daneben laufen Sonderkurse für Studenten in den Semesterferien. Der Lehrkörper setzt sich zusammen aus zwei Schweden, Zwei Deutschen, einem Amerikaner und einem Franzosen. Rektor ist ein Schwede. Für Spezialthemen werden eingeladen. Der Unterricht wird erteilt in deutscher, französischer und englischer Sprache. Behandelt werden Fragen der Christenheit, der Erziehung, der Jugend- psychologie, der praktischen Jugendarbeit und modernen Literatur. Themen des Mo- nats August waren unter anderem: Kirche und Jungarbeiter, Zusammenleben der Völ- ker, soziale Krisis des Abendlandes. Es wird gerungen um neue Werte und eine neue Verankerung des Seins in einem lebendigen Christentum. Es wird gerungen um den Frieden von Mensch zu Mensch, von Volk zu Volk. Hier wird Pan- Europa nicht nur diskutiert, sondern gelebt. Bei der Einweihung des Hauses waren 40 Nationen vertreten. Wenn die Jugend dieser Völker auf der Mainau eine bleibende Heimstatt findet, dann kann diese Insel. die einst in ihrer Burg ritterliche Kämpfer für Christen- tum und abendländische Gesittung sah, wie- der Sammelpunkt europäischen Geistes und christlicher Kultur werden mit einer Aus- strahlung über die ganze Erde. H. Die lärmende Nachmittagsglut schlug ihm wie eine Wand entgegen, preßte ihn förmlich in die Ladenkühle zurück. Ausge- storben lag der Markplatz; wirklich, die Frau hatte recht: ein Wunder, daß der Brunnen überhaupt fähig war, zu plätschern. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen; die Fremde war verschwunden. An- scheinend um die Ecke von Elkans-Street, Richtung Bahnhof. Hatte sie nicht von Abreise gesprochen? Natürlich! Bald fuhr ein Zug! Nach Springfield. Derselbe Zug, fiel ihm ein, den Kitty nehmen wollte. Sollte man ihr nachrennen., sie verhaften lassen??— Obwohl er deutlich empfand, es sei dringend nötig, einzugreifen, hätte Mr. Brant im Augenblick nicht angeben können, warum er es unterließ. Siedend heiß schoß es ihm in Stirn und Fingerspitzen, war es Scham oder eine unklare Ahnung der Ge- fahr, die er jetzt, jetzt selbst herauf- beschwor!? Nie im Leben konnte Mr. Brant sich diese Sekunden des Versagens verzeihen! Nein, er unternahm nichts, stand blin- zelnd und unsicher— eine Bewegung 20g seine Blicke hinüber zum Majestic. Der rote Omnibus wartete vor dem Portal, ge- rade schleppte Louis, der Hausknecht, im Schneckentempo einen kleinen schwarzen lackblitzenden Koffer aus dem Haus vieleicht war es ihr Koffer?! Langsam schloß Mr. Brant die Apothe- kentür von innen. Die halbe Minute auf dem Platz hatte ihn in Schweiß versetzt, als Wäre er in einen Backofen geraten. Oder taten es die inneren Vorwürfe seines Pflichtbewußtseins, das Patricia also zu Un- recht übertrieben nannte? Er wußte es nicht. Wußte mit einem Male gar nichts mehr, als daß es unbedingt nötig war, aus- zuruhen. Er wankte zur Rezeptur, sank in den Grohßvatersessel— dies Intermezzo mußte seinen überanstrengten Nerven den Rest geben. Kurz versuchte er, sich in die Vorstellung zu retten, alles sei ein nach- mittäglicher Alptraum gewesen. Aber das gelang nicht, dafür war man zu ehrlich; auch brannte die stumme Mahnung des Re- zeptes in seiner Tasche. Mr. Brant ermannte sich und rief die Polizeiagentur an. Ungeachtet des Barometerstandes hatte die grausame Pflicht den Sergeanten Mr. Brown zu einem einstweilen noch unbe- kannten wichtigen Geschehnis aus dem Haus gerufen.„Was Eiliges, Mr. Brant?“ fragte Mrs. Browns langweilige Stimme. Der Apotheker holte überlegend das Re- zept hervor. Unwillkürlich sog er den selt- sam beunruhigenden Parfümduft ein, „Nnnein!“ äußerte er sich zu seiner eigenen Ueberraschung ebenso gelangweilt,„nicht so sehr. Wenn er zurückkommt, soll er doch gleich bei mir vorsprechen.“ Und hängte ein. Mit einem Schlag fiel die ungeheure Müdigkeit, von der kurzen Aufregung wie von der schnellen Betäubung einer Aether- spritze ferngehalten, doppelt wuchtig über ihn. Sein Kopf brummte, die Augen schmerzten trotzdem überlas er zum siebzehnten Male das Rezept. Die Fäl- schung stand einwandfrei fest! Ob der Name stimmte? Mrs. Liza Gambleen, Vic- toria, Vancouver-Island? Seufzend schloß Mr. Brant das unge- wöhnliche Papier in seine Schreibtisch- schublade. Darüber stutzte er: Liza Gam- bleen? Wo nur hatte er diesen Namen schon gehört oder gelesen? Kürzlich erst. Er war zu müde, in seinen Gedanken auf die Suche zu gehen; bedeutete es ja schon eine Anstrengung, die Augen zu schließen! Fachkräfte, getroffen haben, um einen reibungslosen Ablauf dieses Gesetzes Einen breiten Raum nahm die Frage der Auswertung der denen Paulskirchen veranstaltung in Frank- furt ein, die unter dem Motto„Stadt und Land, nicht Gegensatz sondern zu gewährleisten. im Frühjahr stattgefun- Einheit“ stand. Die Errichtung einer Selbstverwal- tungsschule in Ettlingen, bildete einen weiteren ausführlicheren Gesprächsstoff. Diese Schule, in Anlehnung an das Vorbild in Hahnenklee in der britischen Zone, soll vor allem Kreistags- Stadtrats- und Gemeinderats-Mitgliedern Gelegenheit zu enger Fühlungnahme und einer Aussprache auf kreis- und gemeindeverfassungsrecht- lichem Gebiet geben. Die Lehrgänge sollen in der Regel eine Woche dauern. el Kulturwoche des Ostdeutschtums in Heidelberg Mit großen Plänen und einem reichhal- tigen Programm geht die DAD am 1. Ok- tober in die zweite woche, die— wie im Vorjahr wiederum Ostdeutsche Kultur- in Heidelberg stattfindet. Vorträge von Professoren der Universitäten des euro- päischen Ostens, Dichterlesungen und eine Ausstellung ostdeutscher Künstler, misika- lische Darbietungen, gesellige Abende der Landsmannschaften und ein Trachtenfest- zug durch die Straßen der Stadt, Sollen nicht nur zu einem Sammelpunkt für die Heimatvertriebenen werden, sondern vor allem die Verbindung mit der neuen Hei- mat enger zu gestalten helfen. In diesem Sinne wurde die Festwoche auf Breiten- Wirkung abgestimmt, die der einheimi- schen Bevölkerung die Belange der Ost- deutschen nahebringen soll. Dies Wird einerseits mit wissenschaftlichen Vorträgen und andererseits mit volkstümlichen Dar- bietungen versucht, die den Einheimischen Schönheit der Heimat und Größe des Be- sitzes der Ostdeutschen vor Augen führen soll. Für die wissenschaftlichen Vorträge haben sich unter anderen Professor v. Weizsäcker von der Universität Prag ur Verfügung gestellt, der über die Kultur, arbeit des Ostdeutschtums berichten wird, und Professor Seraphim, der ehemalige Leiter des Osteuropainstituts der Universi- tät Breslau, der zum Oder-Neiße- Problem Stellung nehmen wird. i- tu. Karlsruher Herbsttage 1949 Nach über zehnjähriger Unterbrechung veranstalten Stadtverwaltung und Ver- kehrsverein erstmals wieder die in frü- heren Jahren so beliebten„Karlsruher Herbsttage“, die besonders die Kulturelle Tradition und Bedeutung der nordbadischen Hauptstadt unter Beweis stellen sollen. Das Badische Staatstheater gibt zu Ehren des Pariser Balletts des Theaters Champs- Lysees einen festlichen Abend. Die Musik- hochschule veranstaltet zahlreiche Kon- zerte, ebenso das Munzsche Konservatorium. in den Räumen des Badischen Kunstvereins zeigt man städtische Kunstwerke und die Städtische Volksbücherei führt eine Buch- ausstellung durch, in deren Mittelpunkt auch ein großer badischer Heimatdichter- abend stehen wird. Alkohol für eine Feierlichkeit Stuttgart.(dpa) Zwei Arbeiter eines Cannstatter Mineralölwerkes sind in einem Stuttgarter Krankenhaus an Alkcholver- giftung gestorben. Ein Verwalter des Wer- kes und seine Tochter liegen mit schweren Vergiftungserscheinungen darnieder. Wie der Polizeibericht meidet, hatten sich die vier Personen im Laboratorium des Werks Alkohol für eine Feierlichkeit verschafft. Vermutlich sind sie dabei auch an den lebensgefährlichen Methylalkohol gelangt. Der schwerkranke Verwalter ist inzwischen erblindet. CCCCCTPTPTTPTPTPTPTPTPTPThThTPTPTrTTPTTTPTPTPTPTVTFTFTVTFTPTPTVTVTVTCTVTVTVTVTVTVTVTTTTTTTTTTT Nachdem er ein paarmal— ziemlich nutz- 108 Fliegen und Gedanken mit der VANCOUVER-POST verjagt hatte, deckte er das Zeitungsblatt über das Gesicht. Eine halbe Stunde Ruhe! Bloß eine halbe Stunde! 14 Uhr 20 Fünf Minuten später betrat Siddie den Laden, ein sommersprossiges Ding von etwa zwölf Jahren mit der größten Harmlosig- keit und den magersten braunen Beinen der Welt. Ihre Unberechenbarkeit war dem Apotheker seit langem in gewisser Weise unheimlich. Sie gröhlte ihr„Hollol!“ noch auf der Straße und brachte es wie gewöhn⸗ lich nicht fertig, die Tür ordentlich hinter sich zu schließen. Ein Spalt blieb auf, die Glocke gellte durchdringend. Siddie trat an die Theke und sah mit ihren ewig er- staunten wasserblauen Augen seelenruhig zu, wie der alte Mann aus der Rezeptur geschossen kam, um die Ladenglocke per- sönlich zum Verstummen zu bringen. Auch den— seiner Meinung nach eindeutig zerschmetternden Blick, den er ihr dabei zu- warf, erwiderte Siddi, ohne zu blinzeln, Sie lachte naiv:„Dachte, Sie wollten ausge- rechnet jetzt fortspazieren, Mr. Brant!“ Im allgemeinen hütete sich der Apothe- ker auf ihr Gerede einzugehen— er geriet dabei stets aufs Glatteis—, jetzt aber Zit- terte das soeben Erlebte so heftig in ihm nach, als sei ein Mittagsgespenst verdun- kelnd über seinen Weg gehuscht; beinahe leidenschaftlich ergriff er die Gelegenheit zu einer Ablenkung.„Na. Siddie, hat dein Bruder auch die Masern?“ fragte er. Siddie geriet prompt außer sich. Nnneee! Warum soll er denn die Masern haben? Er is doch gar nich krank!“ Mr. Brant bereute sein Unternehmen schon.„Weißt du den nicht, daß die halbe Stadt an Masern erkrankt ist?“ Seite MANNHEIM STADT UND LAND Dienstag, 20. September 1949/ Nr. Photo: Mauritius Es läßt sich nicht mehr länger verheim- chen: Der Herbst ist ausgebrochen. Kinder machen sich Ketten aus Kastanien, die wie DPoliertes Mahagoniholz glänzen, lassen Drachen steigen, und Frauen blättern heftig uin den Modezeitschriften. Ein neues Herbst- kostüm zeichnet sich als dumpfe Drohung kür den Haushaltungsvorstand am Finanz- horizont ab. In den Eis-Salons wird lang- sam damit begonnen, über die Frage zu diskutieren, wie lange„es noch geht“. Auf den Terrassen der Cafés. auf den Bänken der Parks und Anlagen frösteln nur noch Vereinzelte Besucher, wenn sie nicht gerade zu zweit sind, und zu ihren Füßen raschelt das welke Laub, mit dem der Wind sein Spiel treibt. Trauben liegen in den Schau- fenstern und in allen Blumenvasen machen sich die Astern breit 85 Nur noch selten durchbricht die Sonne das Grau der Wolken und dann auch nur, maso zu tun als ob. Sie hat ihre Kraft erloren wie weiland Samson beim Haar- chnitt. Zuhause werden allmählich die Bilder vom Sommerurlaub ins Album ge- klebt, und noch einmal werden die Tage der Sengenden Hitze lebendig. indes sich der Gedanke, wo dieses Jahr die Kohlen hin- kommen, nicht mehr unterdrücken läßt. Ob der Hausbesitzer wenigstens in diesem Winter die Zentralheizung in Gang bringen läht? Voriges Jahr hat er es versprochen. Man muß einmal mit ihm darüber reden. Sleich morgen frün Die Nächte sind bereits kühl geworden und der Streit hat schon begonnen, ob die Schlafzimmerfenster noch offen bleiben können oder nicht. Das Plumeau wird 8 leder aus den Tiefen eines Schrankes her- Vorgezerrt, und morgens muß das Zahn- Hutewasser wieder leicht angewärmt wer- den, weil der Herr des Hauses behauptet, s Singe nicht anders, weil sonst der Zahn- Schmelz reisse. 1e Hausfrau hat ihren Mottenbekämp- ungsfeldzug erfolgreich abgeschlossen und bei dleser Gelegenheit mal wieder festge- Stellt, daß sie nichts, aber auch nichts zum Anziehen hat, während der blaue Anzug. von Emil, dem Ehedrittel noch ganz gut sei. Wenn man ihn ein bißchen aufbügele und 1 abgestoßenen Kanten etwas erneuern liege. Das war schon voriges Jahr ihr Argument Und vielleicht ist es nächstes Jahr auch och eins Gnikomson Freireligiöse wahren ihre Rechte Am Sormtag tagten in Mannheim die religiösen Körperschaften des Bundes- ets. Vertreter sämtlicher freireligiösen desgemeinden waren erschienen. Die Vertreter der staatlich anerkannten igions gemeinschaften beschlossen, zur Fallrung ihrer Rechte auf dem Gebiet der Kinder- und Jugenderziehung, insbeson- löser Körperschaften sowie einen Zusam- menschluß der kfreireligiösen Lehrer des Bundesgebietes zu bilden. Die Tagung beschloß weiterhin, an den Bundespräsidenten, Professor Dr. Theodor H den, in dem sie das Vertrauen in den Bun- despräsident als Wahrer demokratischer reiheit auch in kulturpolitischen Fragen Ausdruck brachte. 1e Freireligiöse Gemeinde in Manaheim zählt etwa 5000 Mitglieder. Ausweichkurs der Ringbahn Die Gleiserneuerungsarbeiten am Fried- chsring erfordern eine vorübergehende legung der Ringstrecke zwischen Lame straße und Collinistraße. Ab 21. September Tahren die Linien 2 und 22 bei der Fahrt 1 Friedrichsbrücke und 23. September die Linien 1 und 21 bei der Fahrt Wasserturm über Lameystraße, Osengarten-, Renz und Collinistraße. Fir die Dauer des Umleitungsbetriebes d die Haltestelle Lameystraße am Ring ulgehoben und mit der in der Lamey- ae befindlichen Faltestelle gleicher! ens zusammengelegt. Wohin gehen wir? Dienstag, 20. Sept.: Nationaltheater: 19.30 Uhr:„Die Boheme“. Goethe-Saal am Charlot- tenplatz, 20.00 Uhr: Cello-Abend mit Margot Gutbrod(Cello) und Katja Beckenbach(Kla- Vie Capitol:„Liebesleid“. Mittwoch, 21. September: Nationaltheater: 18.20 Uhr:„Geschichte Gottfriedens von Berli- chingen mit der eisernen Hand“. N — — 5 e eee,* Frühherbstlich Vorhersage bis Mittwoch früh: Morgens zum Teil neblig, nach Auflösung wolkig bis heiter. Höchsttemperatur 18 bis 21 Grad. 0 In der Nacht aufklarend, später 5 e Wieder Nebelbildung. Tiefstwerte 7 bis 10 Grad. Schwache Winde. 5 Debersicht: Ueber Mitteleuropa hat sich eine che Druckverteilung eingestellt. Immerhin rte am Dienstag Wieder leichter Hochdruck- ug Überwiegen, 8 Amt für Wetterdienst, Karlsruhe. am 19. September: Maxau 316( 2), 144(— 1), Worms, 78(— 2), Caub 80(). E elstand 218 g Herbstliches, allzu Herbstliches Sühogu: Wir sind noch einmal duvongekommen Mustergaststätte kam auf keinen grünen Zweig/ Fachschau— ein Erfolg Im und um den Rosengarten herrscht Hochbetrieb. Die 350 Aussteller sind dabei, ihre Zelte abzubrechen, die sie teilweise auf den Messen in Hannover und Konstanz wieder aufschlagen werden! Die Südwest- deutsche Hotel- und Gaststättenausstellung in Mannheim gehört der Vergangenheit an. Wie viele derzeitige Schauen war die SUHOGA für Veranstalter und Aussteller eine Art Vabanque- Spiel. Trotzdem: der Umsatz der ausgesprochenen Fachfirmen kann allgemein als zufriedenstellend be- zeichnet werden. Die nicht unmittelbar zur Branche gehörigen Unternehmen schnitten schlechter ab. Das hat die Ausstellungslei- tung auf Grund eines Punktwertsystems ausgerechnet, nach dem der Umsatz wie folgt berechnet wird: 20 Punkte= sehr gut, 16 Punkte= gut, 12 Punkte= zufrieden- stellend; 8 Punkte= Umsatz ließ etwas zu wünschen übrig, 4 Punkte Umsatz schlecht und 0 Punkte= ausgesprochener Mißerfolg. Einen ausgesprochenen Mißerfolg hatte beispielsweise eine deutsche Kaffeemaschi- nen-Firma zu verzeichnen. Ihr französi- sches Konkurrenzunternehmen dagegen konnte 20 Punkte sammeln. Sehr gut hielten sich unter anderem auch eine Ulmer Brau- erei, Dekorations-, Installationsfirmen usw. Ein Aussteller hatte Bestecke zur Ausstel- lung angemeldet und statt dessen Rasier- klingen mitgebracht. Es bekam ihm schlecht. Die SUHOGA wurde von rund 70 700 Personen besucht. Die Zahl der auswärtigen überstieg diesmal im Gegensatz zu bisheri- gen Schauen die der einheimischen Besu- cher. 5300 Kinder und 3000 Schüler waren geschlossen zur Ausstellung gekommen. Der Besuch der einheimischen Kollegen ließ zu wünschen übrig ebenso wie der einer brei- Reparaturen können oft den Neubau ersetzen Die„Christliche Wohnungshilfe“ gibt zinslose Darlehen dazu Wer kennt nicht zumindest einige der ungezählten„Wohnungen“, in denen rohe Backsteine, mit Zeitungspapier dürftig ver- kleidet,„Wände“ darstellen oder Fetzen des Strohmattengeflechtes mit Gipsbrocken an der„Decke“ baumeln. Ab und zu, wenn auf der Straße ein Fernlaster vorbeidonnert, källt eine Kostprobe auf den Küchentisch, auf die Bettdecke. Die Türen in solchen Wohnungen sind oft nur mit vielen Kunst- kniffen zu schließen und durch die Papp- füllungen und das Drahtglas des„Fensters“ pfeift der Wind. Nur geringe Summen— gemessen an den Kosten eines Neubaues— wären hier zur Abhilfe notwendig, aber auch darüber verfügen die, die heute noch so hausen, eben nicht. Hier zu helfen, hat sich das katho- Usche Männerwerk der Diözese Freiburg, also ganz Badens, zur Aufgabe gemacht. Eine alljährlich im Januar abgehaltene Haussammlung bildete den Grundstock da- Zusammenschluß bringt mehr als Verdoppelung In Rheinau bestanden die beiden 1928 gegründeten Geflügelzuchtvereine„Rasse- geflügelzuchtverein Phönix“ und„Klein- tierzüchterverein 1928 Pfingstberg“ mit ren Anlagen bis heute nebeneinander. Beide Vereine liebäugelten viele Jahre hin- durch gegenseitig über den trennenden Zaun einander zu, bis sie sich nun endlich zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen haben, um gemeinsam die züchterische Arbeit und das beiderseits gesteckte Ziel, die Förderung der Rasse- und Nutzgeflügel- zucht zu intensivieren. 5 In einer gemeinsamen Versammlung kam die Vereinigung Beider Vereine unter dem Namen Rassegeflügelzuchtverein„Phönix“ Mannheim-Rheinau zustande. Durch diesen Zusammenschluß ist der Verein zahlenmäßig und züchterisch zu den Spitzenvereinen der Kleintierzucht aufgestiegen. Die Zuchtkunst des neuen Vereins wird am 16. Oktober mit einer Schau seine ver- besserte Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. „ABC“ durch das Gesetzesgestrüpp Für Körpergeschädigte, Sozialrentner und Hinterbliebene hat Franz Kühnel, Stuttgart-Degerloch, Steinbronner Str. 27, einen Leitfaden herausgegeben, der ein Wegweiser sein soll durch das Gewirr zahlreicher Gesetze und Bestimmungen auf dem Gebiet des Versorgungswesens. Das Büchlein, das sich„Das kleine ABC“ nennt, ist 52 Seiten stark und entweder für 80 Pfennige einschließlich Porto vom Herausgeber direkt zu beziehen oder durch die Kreisgeschäftsstellen des Verbandes der Körpergeschädigten, Sozialrentner und Hinterbliebenen erhältlich. Blau-Gold- Club auch in Wildbad erfolgreich 5 Bei einem Amateur-Tanzturnier um die Südwestdeutsche Sommermeisterschaft 1949 konnte der Mannheimer Tanzelub Blau- Gold weitere Erfolge erringen. In der C-Klasse belegte das Paar Jaspers-Kisbert den dritten Platz, in der B-Klasse wurden Herr und Frau Eichele erster und das Paar Broß-Zell dritter Sie- gei. In der A-Klasse sicherten sich Herr und Frau Geisert den ersten Platz. In der Sonderklasse war— wie gewöhn- lich— das deutsche Meisterpaar Herr und Frau Teipel vom Blau-Orange-Club, Wies- baden, nicht zu schlagen. zu. Noch vor der letzten Sammlung grün- deten einige Männer auch in Mannheim eine„Christliche Wohnungshilfe“, die mit zinslosen Darlehen Instandsetzungs- arbeiten ermöglicht. Den Grundstock dazu bildeten etwa 30 000 DM aus der letzten Bauhilfesamm- lung in der Diözese und die Anträge auf finanzielle Hilfe kamen prompt. Heute wissen 55 Mannheimer Familien wieder, was„wohnen“ heißt. Sie verdanken es der „Christlichen Wohnungshilfe“, die über 500 Mitglieder zählt, von denen ein großer Teil den monatlichen Mindestbeitrag von einer DM zahlt oder auch mehr, ohne dabei selbst auf eine Bevorzugung zu reflektieren, denn die Beiträge fließen restlos der allge- meinen Kasse zu, aus der die Mittel zur Erfüllung befürworteter Anträge entnom- men werden. Augenblicklich muß der ehren- amtlich arbeitende Vorstand allerdings mit Zusagen recht sparsam vorgehen. Ueber die Rückerstattung der Darlehen berichtet der Vorsitzende Felix Schwab. Danach wird meist mit dem Hausbesitzer ein Abkommen getroffen, wonach von der monatlichen Miete ein gewisser Betrag an die„Wohnungshilfe“ zurückfließt oder die Zurückzahlung erfolgt je nach Möglichkeit ratenweise durch den Beliehenen selbst. Was mit den bereits zur Verfügung ge- stellten Mitteln erreicht wurde, zeigte eine Fahrt kreuz und quer durch den Stadt- und Landkreis Mannheim. In einem Haus in den U- Quadraten waren es allein drei Familien— übrigens nicht katholisch, denn in den Genuß der Darlehen können alle, auch Nichtmitglieder, kommen in C 8 konnte mit einem Darlehen gleich vier Fa- milien geholfen werden. 5 Für das Dach hätte es gereicht, auch um eine neue Decke einzuziehen, meinte eine Frau auf dem Almenhof, die auch noch den kommenden Winter im feuchten Keller zu- bringen muß, denn ihre Hoffnung auf einen staatlichen Baukosten-Zuschuß von der Landeskreditanstalt sei enttäuscht worden. Vielleicht gelingt es den Beauftragten der Wobnungshilfe, auch noch diese Summe zu erlangen Ein halbzerfallenes uraltes Häuschen, so wird uns erzählt, hatte sich für wenige tau- send DM ein Ehepaar in Neckarau gekauft. Mit einem zinslosen Darlehen wurde das Häuschen verwandelt, daß es nicht wieder zu erkennen ist. Strahlend zeigt die Frau, wie ihr Mann ein ideales Heim schuf. Nicht Weniger Stolz öffneten überall, wo wir er- schienen, wieder fröhlich gewordene Men- schen die Türen zu ihrer Wohnung, zeig- ten Zimmer, in denen Kinder spielten, Wo Blumen auf Tischen standen und wo Bilder an den Wänden hingen, die wieder sauber getüncht oder tapeziert sind. k teren Oeffentlichkeit. Auswärtige Fachkreise hingegen waren zahlreich vertreten. Mit- unter trafen um die 50 Omnibusse an einem Tag ein. Sie kamen aus Bielefeld, Düssel- dorf, Essen, Stuttgart, Karlsruhe, Pforz- heim, dem Odenwald, der Pfalz und ande- ren Gegenden. Unter den Besuchern waren zahlreiche Amerikaner. Am Samstag traf ein Autobus aus der Schweiz ein. Unter den Insassen befanden sich auch der Regie- rungspräsident und der Polizeipräsident von Basel. Während des kleinen Empfangs durch die Mannheimer Stadtverwaltung zeigten sich die Schweizer Gäste erfreut„zu sehen, wie die Deutschen inmitten ihrer Trümmer neu anfangen“. Die finanzielle Seite für den Veranstal- ter: Die absoluten Kosten können von der Ausstellungsleitung gedeckt werden. Da- gegen hätte die Schau von 100 000 bis 120 000 Personen besucht werden müssen, um mit den über die Ausstellung hinaus- gehenden Verwaltungskosten zurecht zu kommen. Das leidige Kapitel der Mustergaststätte — schuld an den übersetzten Preisen und daraus resultierendem schlechtem Abschnei- den waren die 31 Köche(fünf hätten voll- auf genügt, meinten Fachleute) und die hohen Anschaffungskosten für Bestecke und Inventar. Trotzdem hält die Ausstel- lungsleitung es für unmöglich, daß die Mu- stergaststätte mit einem größeren Defizit abschließt. Gas, Wasser und Strom wurden ihr von der Stadt frei geliefert. Im Gegen- satz dazu war die Musterkonditorei ein Er- folg. Die ausgestellten EBwaren wurden ver- lost oder fanden ihren Weg über die Muster- gaststätte in mehr oder weniger hungrige Mägen. Einrichtungsgegenstände und Ge- räte zum Beispiel der Mustergaststätte sol- len zu einem 80 Prozent unter den Anschaf- kungskosten liegenden Preis abgesetzt wer- den. Gestern nachmittag verteilte eine beson- dere Kommission goldene und silberne Me- daillen sowie Anerkennungen an Aussteller und Fertiger für besondere Leistungen nach Aufbau und Erzeugnis. Ein besonderes Lob wird allgemein dem Mitropa- Speise- Wagen gezollt, der durch küchenmäßige Lei- stung und ausgezeichnete Bedienung an- genehm auffiel. Viele Aussteller rechnen über den wäh- rend der Ausstellung erzielten Erfolg hin- aus noch mit großer Nachwerbewirkung. rob Kultureller Film-Zyklus in den Alster-Lichtspielen Daß ein Filmtheater nicht nur ein mer- kantiles Unternehmen sein muß, sondern auch eine Rolle im kulturellen Leben einer Stadt spielen kann, zeigen die Alster. Lichtspiele, die in der Herbst-Saison in Ver- bindung mit der Film- Arbeitsgemeinschaft der Abendakademie einen Zyklus kulturel- ler Film- Veranstaltungen durchführen, in dem Groß-Kulturflme und besonders künstlerische Spielfilme in Sonntag-Morgei- und Samstag-Nachtvorstellungen gezeigt werden. Das Programm sieht unter anderem fol- gende Kulturfilme vor:„Aus deutschen Gauen“,„Tiere sehen dich an“,„‚lAus der Wunderwelt des Wissen“,„Michelangelo“, „kampf dem Krebs“ und„Elefantenboy“. An Spielfilmen, die weit über dem Durch- schnitt stehen, werden der Jean- Cocteau- Film„La Belle et la Béteund der Rens- Clair-Film„Sous les toits de Paris“ ge- nannt. Die Reihe beginnt mit dem von der Schweizer Nationalliga für Krebsbekämp- fung hergestellten Film„Kampf dem Krebs“, der in einer Nachtvorstellung am Samstag, 24. September, um 22.20 Uhr, und in einer Matinée am Sonntag, 25. Sep- tember, um 10.30 Uhr, läuft. Wer tremd spricht, hut mehr vom Leben Es ist— und war es schon in allen Zei- ten— etwas Erhebendes, anderen Men- schen etwas voraus zu haben, Besonders, wenn es sich in„gehobenere Position“ um- wandeln läßt. Und dieses Moment ist nicht ohne Bedeutung für die Anhäufung von Wissen. Eignet man sich dieses Wissen dann auch noch um des Wissens selbst Wil- len an, kann sogar von Bildung gesprochen werden. In diesem Falle hat man mehr vom Leben, wenn man Leben nicht mit Existenz gleichsetzt, was für den ersteren Fall mehr zuträfe. Man sieht also, die Sache ist kompliziert. Aber da die Menschen grundsätzlich wohl- meinend sind, nimmt jeder an, der andere bilde sich und nicht, er häufe Wissen an. 75 Jahre Gesangverein„Deutsche Einheit“ Festkonzert in der Turnhalle der Feudenheim- Schule Die große Turnhalle der Feudenheim- Schule vermochte kaum die Zahl der Be- sucher zu fassen, die dem Festkonzert des Männer-Gesangvereins Deutsche Einheit“ Mannbeim-Feudenbeim beiwohnten. Für den feierlichen Anlaß hatte Chor- meister Fritz Beck eine Vortragsordnurig aufgestellt, die in der Gliederung nach den Abteilungen: Zur ernsten Betrachtung“, „O wie schön ist deine Welt“ und„Zuin Lob des Volksliedes“ sowohl dem festlichen Charakter der Feierstunde als auch dem Humor in gemessenen Grenzen Rechnung trug und in Einzelheiten wie dem steier l. schen Holzknechtlied immerhin einen Schuß Derbheit gestattete, ja sogar erforderte Somit war für die chorische Ausarbeitung ein weiter Rahmen gespannt, der es er- möglichte, eine Fülle von Nuancen und Feinheiten auszubreiten. 5 Schuberts 23. Psalm wurde ebenso liebe- voll und sorgfältig ausgefeilt dargeboten, wie, um nur Einzelheiten herauszugreifen, die„Feldeinsamkeit“ von Wendel oder Schuberts„Im Abendrot“(in Bearbeitung von Moldenhauer). Ebenso bot„Eine Wiese voller Margueriten“ eine Fülle von ton malerischen Möglichkeiten, die von den Aktiven unter Becks Führung liebevoll Wahrgenommen wurden. Mit bemerkenswertem Geschick und Geschmack hatte der Tenor Franz Fehrin- ger als Solist seine Lied- Vorträge der Drei- Gliederung des Gesamtprogrammes ange paßt. Er gewann durch die Schlichtheit des Vortrags wie durch den Schmelz seiner Stimme im Flug die Herzen der Hörer. Auch mit Adolf Schmitt, der als feinfüh- liger Begleiter am Flügel seine hohen pianistischen Fähigkeiten zeigte, hatte Fehringer längst erfreulichen Kontakt ge- wonnen, der seinen Gipfelpunkt erreichte, als er ein reizendes Lied seines Begleiters als Zugabe sang. Der überaus herzliche Beifall erzwang auch bei den Chorliedern mehrfach Wie- derholungen und bewies, daß neben den Ernst auch der volkstümliche Humor im Festkonzert seinen Platz einnehmen kann. C. Und jeder ist's damit auch zufrieden, denn schließlich schmeichelt eine solche ehren- hafte Unterstellung. Nur gelegentlich pfle- gen trotzdem überraschenderweise hie und da kleine Kriege auszubrechen. Man tröstet sich dann damit, daß dies in der Ge- schichte schon immer so war, und schon schläft das Gewissen wieder. Ja, der Mensch ist nicht nur gebildet, er ist auch praktisch veranlagt. Das fällt nicht schwer, weil sowieso immer die anderen schuld sind. Gottlob! Wieso jetzt plötzlich von der Abendeka- demie die Rede ist, erhellt durchaus nicht. Es soll dem Leser auch keineswegs zuge- mutet werden, die Gedankensprünge des Schreibers sofort zu begreifen, wenn auch bei tiefschürfendem Ueberlegen vielleicht ein Zusammenhang zwischen den zwei er- sten Absätzen dieses Artikels und dem dritten zutage gedacht werden kann. Es handelt sich nämlich um den Sprachunter- richt an diesem löblichen Institute. Und Sprachunterricht ist ein fast vollwertiger Ersatz für die in unseren Zeiten der ge- schlossenen Grenzen(ganz abgesehen von der D- Mark- Schwindsucht) unmögliche Auslandsreise. Wer seine Nase früher schon einmal über die deutsche Grenze hinausgesteckt hat, wird bestätigen können, daß ein Auslandsaufenthalt für die Tole- ranz ebenso bekömmlich ist wie Bullrich- Salz für die Verdauung. Es gibt sogar Er- fahrene, die sagen, man könne ein Volk nur kennen lernen, wenn man auch seine Sprache beherrsche. Und daran ist Wahres. Somit gewinnt der Sprachunterricht der Abendakademie nicht nur die Bedeutung der„erweiterten Möglichkeiten“ mit dem Ideal im Hintergrund, vielleicht eines Ta- ges einmal irgendwo Auslandskorrespon- dent zu werden, sondern hat— wie jede Beschäftigung mit Dingen fremder Völker — auch einen Wert insofern, als man Dinge begreifen(und sogar lieben) lernt, die ansonsten zu Beurteilungen Anlaß ge- ben, die dem Grad nach vom Kopfschütteln bis zum Haß reichen können. Gnikomson 3 Waklaw hütte wohl Hunger Er vernaschte gestohlenes Obst an Ort und Stelle Waklaw ist ein polnischer Vorname. En 26 Jahre alter Mann, der so heißt, stand gestern vormittag vor dem amerikanischen Militärgericht, eben weil er Ausländer und insbesondere weil er ein Dieb ist. Mit einem Landsmann zusammen hatte er mitten in der Nacht aus einem Haus in der Bebel- straße zwei Fahrräder, Wäsche und einige Gläser mit eingemachtem Obst gestohlen. Anscheinend hatte Waklaw in dieser Nacht, es war der 22. Juni— er war seit der Auflösung der Wachkompanie, der er 18 Monate lang treu und eifrig angehörte, arbeitslos—, noch kein genügend sättigen- des Abendbrot gegessen, sonst hätte er nicht leichtsinnigerweise noch an Ort und Stelle ein Obstglas aufgemacht und die Steine der Früchte in die Gegend gespuckt. Die Fin- gerabdrücke an diesem Glas sollten ihm noch zum Verhängnis werden. Zunächst hatte Waklaw und sein Kum- N pel das„Pech“, noch in der gleichen Nacht „geschnappt“ zu von einer Polizeistreife werden. Daß die Polizei selbst friedlich im Gras des Schloßgartens schlafende Passan- ten nach Ausweispapieren fragen könnte, damit hatte er nicht gerechnet. Vielleidn wäre es auch nicht passiert, hätten nicht in nächster Nähe der Schläfer zwei Fahrräder gestanden Jetzt bekannte er sich schuldig, und ob- wohl sein Verteidiger den Einbruch gerne in einen Diebstahl verwandelt sehen wollte, wurde er auch schuldig befunden und zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Aber Waklaw, bisher nur einmal und zwar we- gen Besitzes falscher Lebensmittelkarten verknackt, hat die Aussicht, seine Strafe doch nicht ganz absitzen zu müssen, wenn es ihm nämlich gelingt, nach seiner Heimat repatriiert zu werden. Sollte er aber dann wiederkommen, nach Deutschland, meinte der Richter, muß er dann doch noch dran glauben. Im übrigen sei die Strafe deshalb so hoch, weil Waklaw nicht nur für das verantwortlich und zu verurteilen sei, was er stahl, sondern auch für das, was sein Landsmann in jener Nacht abschleppte. Umgekehrt sei das natürlich auch der Fall. Der Komplize, vorgestern erst nach längerer Unauffindbarkeit wieder ver- haftet, wird es auch noch zu spüren be- kommen.-k Kurze„MM“. Meldungen Tot vor der Haustüre. Tot vor der eigenen Haustüre liegend wurde gestern früh ein 78 Jahre alter Mann in der Langstraße aufge- funden. Vermutlich hatte er einen Herzschlag erlitten. Kleine Ursache, große Wirkung. Bruch einer Deichselkette war die Ursache, daß die Pferde eines Landwirts in Seckenheim scheuten und mit dem Fahrzeug die Freiburger Straße entlang rasten. Erst als sich die Deichselspitze in dem Sandsteingesims eines Friseurladens verfing und abbrach., kam das Gespann zum Stehen. Allerdings wurde noch durch die her- unter fallenden Steinbrocken die Sch Ufenster- scheibe des Geschäftes zertrümmert. 5 Spirituosen sind gefragt. Bei einem nächt⸗ lichen Ausflug gelang es unbekannten Tätern, nachdem sie die Hof mauer durchbrochen hatten, gewaltsam in die Geschäftsräume einer Wein- handlung in den D-Quadraten einzudringen und dort etwa 150—200 Flaschen Spirituosen mit- zunehmen. Eine verdächtige Person wurde be- reits festgenommen. Flußpiraten. eines mit etwa 22 Zentner Kohlen beladenen Nachens von einem im Mühlauhafen liegenden Schiff abstoßen, als die Polizei erschien und die Ladung sicherstellte, Das Ausladen von dem Kohlenschiff war von zwei Matrosen, die zur Schikksbesatzung gehörten, ohne Wissen des Eigentümers, einer hiesigen Kohlenhandlung, auf eigene Faust vorgenommen worden. Warum wohl? Auf dem Nachhauseweg wurde gegen drei Uhr morgens ein junger Mann in der Nähe des Sportplatzes bei der Schrauerstraße von einem bis jetzt noch Unbe- kannten angesprochen, der ihm nach kurzem Wortwechsel mit einem Messer die linke Ge- sichtshälfte zerschnitt. Der Täter ging sofort flüchtig. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde der Verletzte ins Städtische Kranken- haus eingeliefert. Achtung Fahrradbesitzer! Nachdem eine größere Anzahl von Fahrraddieben durch die Kriminalpolizei festgenommen werden konnte, haben die wenigen noch berufsmäßigen Fahr- raddiebe ihr Tätigkeitsfeld von der offenen Straße weg in Hausflure und Höfe verlegt. Alle Fahrradbesitzer werden deshalb ersucht, auch in Hausfluren, Höfen und Kellereingängen ihre Fahrräder abzuschließen. N Freude den Kranken. Am Sonntag erfreuten die Sänger des„Mannheimer Sängerkreises“ unter Leitung ihres Chormeisters, Musikdirek- tor W. Bilz, im Städtischen Krankenhaus in verschiedenen Abteilungen die Kranken mit lustigen Volksliedern, die mit starkem Beifall aufgenommen wurden.. Modenschau von Köster. 19,45 Uhr, hält in der Wandelhalle des Rosen- gartens das Kaufhaus Köster eine Modenschau Ab, bei der die neuen Modelle gezeigt werden. „Die Blendlaterne“ leuchtet wieder. Wie schon berichtet. beleuchtet die inzwischen popu- lär gewordene Einrichtung der Abendakademie in ihrer dritten Veranstaltung unter dem Motto„Bühne— Kino— Fußball“ am 21. Sep- tember in der Wandelhalle des Rosengartens um 19.30 Uhr zeitgemäße Fragen mit Intendant R. Payer, Dr. A. Künzig und Dr. A. Kulzinger als Sprechern. Gesucht werden: ein Fräulein Stiefel, früher in Mannheim, L 10, wohnhaft. Vater Karl Stle- fel, Hauptlehrer, Fräulein Stiefel könnte even- tuell auch verheiratet sein und soll in Feuden- heim wohnen; ein ehemaliger Leutnant Theodor Kirn, geb. 5. 12. 1921 in Mannheim; die Ange- hörigen eines Soldaten Berger, etwa Jahrgang 1926. Heeres-Unteroffz.-Schule Treptow-Rega, gefallen 1945 bei Schneidemühl; die Angehörigen eines Oberfeldwebels Berger, Mannheim- Wie- tenheim(7), gestorben am 24. Dezember 1944 in Benderi; eine Familie Lebert oder Löberts aus Waldmichelbach i. O. Mitteilungen werden an den Suchdienst des Roten Kreuzes, Qu 7, 12, erbeten, Höhere Gewerbeschule für Elektro- und Maschinentechnik. Am 23. September werden von 17 bis 18 Uhr in der Kurfürst-Friedrich⸗ Schule, C 6, Anmeldungen zu den Fachschulen für Elektrotechnik und Maschinentechnik an- genommen. Bedingung ist dreijährige Lehr- zeit, erfolgreicher Besuch der Gewerbeschule, zwei Jahre Werkstattpraxis oder eine gleich- wertige Ausbildung. Am gleichen Tage werden auch Anmeldungen zu Vorbereitungskursen für die Meisterprüfung für folgende Berufs entgegengenommen; Allgemeiner Maschinen- bau, Elektrotechnik, Kraftfahrzeughandwerk und verwandte Berufe, Wir gratulleren! Sofie Foshag, Käfertal, Mannheimer Straße 92, und Karl Liedel, Se kenheimer Straße 106, wurden 76 Fahre alt Gerade wollte die Besatzung Am 22. September, zum fassu Stelle Ir rhytl gewe die ruhs, diene t. in d bar. scher Rüst. setzu scha! V. Firm tisch. für! an d Firm ten. noch und abꝛzu schle Mein gute dung A die 1 vor g schu lieru 16% Verf hand Kön! len erge die — d wer! dicht it in äder erne Alte, au Aber We- rten raf enn mat lach er igen law nuch acht lich erst ver- be- nk nen ein ge- hlag buch die ten aße tze jens zum her- ter- len an- hr- lle, ch; len en Ae n- rk al, K- Nr. 193/ Dienstag, 20, September 1949 1 LUDWIGSHAFEN UND DIE PFALZ . Seite 5 Neuer Haupteingang zum Eberipark Der Ebertpark, der Stolz von Ludwigs- hafen, hat in diesem Jahr bereits gewaltige Fortschritte in seiner Neugestaltung zu ver- zeichnen. Aber die Pläne um ihn haben noch kein Ende genommen. Nachdem die Um- zäunung mit einem Drahtgitter bereits zu 90 Prozent vollzogen ist(die Arbeiten lau- fen zur Zeit weiter), fehlt nur noch der Bau eines neuen Haupteinganges, um die An lage repräsentativ und für Großveranstal- tungen geeignet zu machen. Auch dieser letzte Schönheitsfehler wird nunmehr be⸗ hoben. Die Pläne für den neuen Hauptein gang sind fertig und mit dem Bau wird noch in diesem Jahr begonnen. Zunächst wird rechts und links von der Steintreppe je eine zwei Meter hohe formschöne Stein- mauer gezogen, die auf der einen Seite bis an das Häuschen des Gartenmeisters und auf der anderen bis an das ehemalige Wohnhaus des Parkverwalters reichen soll. Durch diese je 24 Meter langen Mauern wird die offene Parkfront wieder bis auf ein Mittelstück von etwa 17 Metern geschlos- sen. Zwei feste Kassenhäuschen in Form kleiner Pavillons sollen zwischen den Dreh- sperren erstehen. Gleichzeitig mit diesem neuen Bau des Haupteinganges, der zu- nächst noch als Provisorium gedacht ist und später eine weitere großzügigere Ausgestal- tung erfahren soll, werden auch die zerfal- jenen Steine des breiten Treppenabganges zum Park erneuert und die steinerne Ein- fassung des Sternbeckens, die an vielen Stellen zerstört ist, wieder hergerichtet. Bestes Prüfungsjahr im Isoliererberuf Im letzten Jahr hat sich unser Lebens- rhythmus wieder mehr normalisiert. Man gewöhnt sich wieder an Ordnung und Regel, die vor mehr als einem Jahrzehnt ein ge- ruhsames Leben bestimmt und heute dazu dienen sollen, zu retten, was noch zu retten ist. Normale Verhältnisse machen sich auch in der pädagogischen Ausbildung bemerk- bar. Man ist bestrebt, dem jungen Men- schen von der Schule aus ein umfassendes Rüstzeug mitzugeben und somit die Voraus- setzungen für eine solide Fachausbildung zu schaffen. Vor einigen Tagen konnte in der Firma Grünzweig und Hartmann der prak- tische Teil der diesjährigen Gesellenprüfung für Isoliererlehrlinge abgeschlossen werden, an der sich 18 Lehrlinge der BASF und der Firma Grünzweig und Hartmann beteilig- ten. Ein endgültiges Prüfungsergebnis liegt noch nicht vor, da außer den theoretischen und praktischen Leistungen auch eine noch abzuhaltende mündliche Prüfung mit aus- schlaggebend ist. Ueberraschend so war die Meinung der Prüfungskommission— sei die 1 Grundlage der theoretischen Ausbil- ung. Als praktische Prüfungsarbeit war für die Lehrlinge die Anfertigung dreier Rohre vorgesehen: eine Isolierung als Wärme- schutz, eine Kälteisolierung und eine Iso- lierung gegen Nieder- und Höchstdruck. 16% Stunden standen für diese Arbeit zur Verfügung. Die Lehrlinge zeigten durchweg handwerkliches Geschick und fachliches Können. Wie uns die Kommission mittei- len konnte, lassen die vorläufigen Punkt- ergebnisse bereits die Behauptung zu, daß die diesjährige Prüfung die beste seit 1936 — damals wurde der Isoliererberuf Hand- werksberuf— gei. rü Zwiebel- und Tabakernte, Die Zwie- belernte ist gegenwärtig auf den Fel- dern der Dörfer Fußgönheim, Ruchheim, Mutterstadt und Dannstadt in vollem Gange. Leider bringt sie nicht das erwar- tete Ergebnis, denn die Trockenheit der Sommermonate hat die Zwiebeln in ihrem Wachstum beeinträchtigt. Wie mit den Zwiebeln, so ist es auch mit dem Tabak, der auf den Feldern südlich der Linie Rhein- gönheim— Iggelheim zur Zeit geerntet wird. Auch hier hat sich die Trockenheit des Sommers auf das Wachstum der Pflanzen ausgewirkt und die Ernteergebnisse ge- schmälert. BISF will mit allen Mitteln ihre Arbeiter hulten 3436 Arbeitslose in Ludwigshafen/ Entspannung nur im Baugewerbe Die Arbeitslosigkeit nahm von Ludwigshafen im Monat August nur wenig zu. Gemeldet wurden 45 Zugänge gegenüber 200 im Monat Juli und 400 in den vorhergegangenen Monaten. Auffallend ist, daß die Erhöhung diesmal lediglich durch Entlassungen weiblicher Arbeit- nehmer erfolgte. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen beträgt zur Zeit 3436 Personen, davon 2361 Mäner und 1075 Frauen. Eine Wirkliche Entspannung trat jedoch nur im Baugewerbe ein, wo sich bereits ein Mangel an Facharbeitern bemerkbar macht. Hier Wirkt sich die wertschaffende Arbeitslosen- unterstützung und die Kreditlenkung aus Mitteln des Landesstocks sehr günstig aus. Die kritische Lage bei„Steine und Erde“ hat sich etwas gebessert. In den Kiesbaggereien wird voll gearbeitet. Nur ein Betonstein- Werk mußte die Produktion vorübergehend einstellen, da die Lager überfüllt sind. Die Chamottindustrie in Grünstadt konnte den Wirtschaftlichen Tiefstand noch nicht über- winden. Die Zahl der arbeitslosen Metallarbeiter hat zwar ebenfalls eine Verminderung er- fahren, doch gibt die Lage dieses Wirt- schaftszweiges noch immer zu Befürch- tungen Anlaß. Dies gilt vor allem für die Betriebe im Bereich des Stadtkreises Frankenthal. Aber auch in Ludwigshafen hat ein Großbetrieb die Entlassung von 100 Arbeitern bereits angemeldet. Absatz- schwierigkeiten zwangen auch verschiedene Klein- und Mittelbetriebe zur Einführung von Kurzarbeit. Infolge Geldmangels mußten auch in verschiedenen Betrieben der Gummi-Industrie weitere Entlassungen im Bereich vorgenommen werden. Die Badische Anilin- & Soda-Fabrik versucht mit allen Mitteln, ihre Arbeitnehmer zu halten. Uber 100 ältere Arbeiter wurden jedoch pensioniert. Die Entlassungen in der Waschmittelindu- strie halten weiter an. Neueinstellungen er- folgten lediglich bei Gebrüder Giulini. Im Nahrungs- und Genußmittelgewerbe wirken sich der schlechte Ausfall der Gurkenernte sowie die hohen Obst- und Gemüsepreise, die einen größeren Ankauf zur Konserven- Verarbeitung unrentabel machten, ungünstig aus. Uber Arbeits- mangel klagten weiterhin fast alle Betriebe der Bekleidungsindustrie. Diesen rückläufigen Bewegungen steht im Baugewerbe ein Mangel an Facharbei- tern, vor allem an Maurern, Gipsern und Steinhauern gegenüber, der nur durch Zu- weisung von Kräften aus den benachbarten Arbeitsämtern behoben werden konnte. Es ist hierbei immer wieder festzustellen, daß junge arbeitslose Baufacharbeiter trotz Vorhandensein offener Stellen nicht ver- mittelt werden können, da sie nur mittel- mäßige oder sogar nur mangelhafte In der Hauswirtschaft ist die Zahl der offenen Stellen bedeutend zurückgegangen. Zu den arbeitslosen Angestellten kamen im August weitere hinzu. Die Beschäftigungs- aussichten für ältere Angestellte sind nach Wie vor schlecht. Durch Zugang von Abs venten der Hochschulen ist die Arbeitslo-= keit in den akademischen Berufen weiter gestiegen, Die Wirtschaftslage macht es ferner immer schwieriger, Schwerbeschädig- ten, Minder leistungsfähigen und den Opfern des Faschismus ihren Arbeitsplatz zu erhalten. Uberall wird nur höchste Leistungsfähigkeit gewünscht. Trotzdem konnte die Vermittlungsstelle für Schwer- beschädigte im August 27 neue Arbeits- plätze schaffen. Der Berufsberatung gelang es im ver- gangenen Monat 374 männliche und 64 weibliche Jugendliche in Lehrstellen unterzubringen. Mit den für die BASF vorgemerkten Jugendlichen sind damit etwa 55 Prozent der männlichen Schulentlassenen vermittelt, so daß die Gesamtzahl damit auf rund 100 freie Stellen zurückgegangen ist. Leistungen aufweisen. Hierdurch erschwert sich auch die Beschäftigung einer größeren Zahl von Bauhilfsarbeitern, da deren Tätig- keit nur nach Einstellung der entsprechen- den Facharbeiter möglich ist. Trotz der Bereitstellung größerer Geldmittel muß sich die Bautätigkeit aber noch wesentlich erhöhen, wenn sie auf die übrigen Wirt- schaftszweige(vor allem auf das Bauneben- e einen günstigen Einfluß ausüben 8011. „Der Wohnungsbau ist eine Fruge des soziulen Friedens“ Tagung des Rhein- Pfälzischen Genossenschaftsyerbandes Der Rhein- Pfälzische Genossenschafts- verband führte am 17. und 16. Septem- ber in Neustadt an der Haardt seinen 76. Verbandstag durch, zu dem sich zahl- reiche Ehrengäste und Vertreter von Be- hörden eingefunden hatten. Nach Erledi- gung der laufenden Angelegenheiten auf einer nichtöffentlichen Sitzung erstattete auf der öffentlichen Versammlung Ver- bandsdirektor Kommerzienrat Saul den Be- richt über das Geschäftsjahr 1948. Er be- tonte vor allem, daß der Neubildung von Spargeldern die hohen Steuern im Wege stehen. So lange hier keine Henderung eintrete, dürfe man eine fühlbare Erleich- terung nicht erwarten. Wenn sich die Spareinlagen nicht erhöhen, könnten keine mittel- und langfristigen Kredite gewährt werden. Bisher sei es nur möglich, kurz- fristige Kredite zu geben. Dem Genossen- schaftsverband gehören 52 Kreditgenossen- schaften mit rund 67 400 Mitgliedern und 74 Waren- und Fachgenossenschaften mit 6300 Mitgliedern an, Die Volksbanken des Verbandes vertreten eine Bilanzsumme von 63 Millionen DM gegenüber 595 Millionen RM vor der Währungsreform. Diese Ausführungen wurden vom An- walt des Deutschen Genossenschaftsverban- des Dr. Lang(Wiesbaden) ergänzt, der gleichfalls auf die Steuerschraube hinwies und der Hoffnung Ausdruck gab, daß die Bundesregierung gerechte Gesetze erlassen und dadurch die Steuerehrlichkeit wieder herstellen werde. Dann würde auch das Geld zum Vorschein kommen, das die Be- völkerung zu Hause habe. Hinsichtlich der Kreditpolitik verlangte der Redner voll- kommen freien Wettbewerb, das heißt Be- seitigung der planwirtschaftlichen Vertei- lung der aufgestapelten Gelder. Universitätsprofessor Dr. Dr. Nöll v. d. Nahmer(Mainz- Wiesbaden), Mitglied des Bundestages und der Hauptwirtschafts- kammer, forderte für die kommende Zeit die Gesetzgebung auf das Lebensnotwen- dige zu beschränken und alles andere auf Großstudt-Melodie in Dur und Moll Die Herbstmesse in vollem Gang. An den ersten Tagen drängt sich in der bunten Bu- denstadt eine lustige Menge, um sich Auf Raupen- und Walzerbahn, Auto- Skooter und Karussells durcheinanderschütteln zu lassen. Selbst die Freunde der Schießkunst kommen nun wieder zu ihrem Recht. Können sie doch von Neuem Aug und Hand, wenn auch nicht fürs Vaterland üben, so dennoch viel krledlicher für eine kleine Freundin Blumen vom Stengel holen. Jazzgedudel und das Duftgemisch von Bratwurst, frischgebacke- nen Waffeln und Fischbrötchen bestimmen in diesen Tagen wieder das Milieu, das zu einem richtigen Messerummel gehört. Es bleibt zu hoffen, daß— bei weiterer guter Laune des Wettergottes bis zum 25. Sep- tember— der anfänglich gute Besuch an- halten wird. Malerfest. Am Samstagabend veranstal- tete die Malerinnung Ludwigshafen für ihre Altmeister einen Festakt. Innungsobermei- ster Georg Bertram dankte in seiner Fest- rede den Altmeistern für Hilfe und Rat, die sie jederzeit den jüngeren Meistern zur Seite gestellt hätten. Anschließend über- reichte Georg Bertram allen eine Ehrenur- kunde, während der Innungskrug zum Threntrunk die Runde machte. Altmeister Philipp Eberle dankte dann im Namen der Altmeitser für die ihnen bereitete Feier- stunde. Kreishandwerksmeister Hermann Wiedemarm beglückwünschte die Geehrten im Auftrage der Kreishandwerkerschaft, während Landtagsabgeordneter Franz Hel- ler für den pfälzischen Verband sprach. Dann fand man die„Alten“ im Kreise der Jungmeister und des Nachwuchses in fröh⸗ licher Unterhaltung unter Girlanden und kestlichem Blumenschmuck im„Weinberg saalk. Für den notwendigen„Stimmungs- antrieb“ sorgten das humorvolle Paar Hein- rich Hofstätter und Minna Schwebler. „Aurora“ auf der Weinreise. Am Wo- chenende hatten sich die sangesfreudigen Jünger des Ludwigshafener Männergesang- vereins„Aurora“ zusammengetan, um in einer gemütlichen Omnibusfahrt zu den Weindörfern an der Oberhaardt ihren tra- ditionellen Herbstausflug zu„erledigen“. Die Wanderung ging von Diedesfeld aus nach St. Martin, Rhodt und zur Rietburg. Mit Wein und Gesang verlief der Tag in einer mimter-beschwingten Bahn. Und mit Be- dauern sagten die„Aurora“-Sänger den herbstlich- geschmückten Hängen der Haardt und den gemütlichen Weinstuben am Abend Valet. Herbstmodenscha Heute und morgen zeigt ein Ludwigshafener Textil- und Be- kleldungshaus in den Räumen des Pfalz- baucafè die neuesten Herbstmodelle. Stellungnahme zu der von Koblenz an- gegebenen Verlegung des Schuljahrbeginns von Herbst auf Ostern— so lautet das Pro- gramm der Eltern versammlung, die der El- ternbeirat der Mädchen- Oberrealschule heute abend, 20 Uhr, in der Aula der Mäd- chen- Oberrealschule abhält. BASF kündigt nur übertarifliche Tren- nungsentschädigung. In unserer Ausgabe vom Samstag(17. 9.; Nr. 191) hat uns der Druckfehler-Teufel in der Meldung über Trennungsentschädigungen der BASF einen bösen Streich gespielt, der leider zu be- dauernswerten Migverständnissen geführt hat. In der Ueberschrift fehlte das Wört- chen erhöhten“. Wer jedoch auch den Text dieser Nachricht aufmerksam las, der konnte erfahren, daß die BASF Weiterhin ihren Fremdfirmen die Lohnnebenkosten (Auslösungen und Trennungsentschädigun- gen) erstattet, zu denen die Fremdfirmen gegenüber ihren Arbeitnehmern tariflich verpflichtet sind. Lediglich die erhöhten Frennungsentschädigungen d. h. die ü ber den tariflichen Sätzen liegenden Beträge will die BASF nicht mehr zahlen und außerdem in Zukunft ein vereinfachtes Abrechnungsverfahren durchführen. 7 u. eine bessere Zeit zu verlegen, Drei große Probleme müßten unter allen Umständen gelöst werden: 1. Wohnungsbau, der über- haupt die wichtigste Frage sei, 2. Senkung der öffentlichen Ausgaben als die große wirtschaftliche Aufgabe des nächsten Jah- res und 3. Endgültiger Lastenausgleich. Alle drei Probleme würden weitgehend von der Arbeitslosigkeit und den wirtschaftlichen Außenbeziehungen Deutschlands überschat- tet. Wenn Hunderttausende von Bauarbei- tern in einer Zeit der riesigen Wohnungs- not arbeitslos seien, dann müsse irgendwo ein Fehler sein. Die Wohnbaufrage sei geradezu das Problem, sie sei eine Frage des sozialen Friedens. Das Neubauhaus solle freigegeben werden, aus eigenen Mit- teln erbaute Häuser sollten steuerfrei sein, der Unterschied zwischen den Mieten in alten und neuen Häusern müßte bei der Einkommensteuer abzugsfähig sein. Aber selbst bei solchen Zugeständnissen könne der Wohnungsbau nicht angekurpelt wer- den, weil einfach kein Geld vorhanden sei. Wenn es nicht gelinge, innerhalb eines Jah- res den Beweis zu erbringen, daß Wohnun- gen gebaut würden, dann bestehe die Ge- fahr, daß das Volk die Konsequenzen ziehe. Unsere Polizei war auf der Hut Wer kann da noch etwas über unsere pfälzische Polizei sagen: Von insgesamt 3792 erstatteten Anzeigen im August konnten bereits im gleichen Monat 3192 Fälle ermit- telt werden. Bedauerlicher ist allerdings, daß laut Angaben der pfälzischen Polizei- statistik 195 Verkehrsunfälle zehn Tote und 160 Verletzte forderten. Na, da kann man ja einmal gespannt sein, wie die Statistik nach dem Wurstmarkt aussieht! Hoffen wir aber nicht, daß aus diesem Anlaß auch die Diebstähle noch höher liegen als die 665 des vergangenen Monats. Allein 103 Fahr- räder fanden einen neuen Herrn. Bei der außergewöhnlich starken Bewachungsgarde in Bad Dürkheim dürften jedoch die Fahr- zeuge des„kleinen Mannes“ gut aufgehoben sein, Die professionellen Taschendiebe wird dies allerdings wieder weniger gehindert haben, ihrem, Gewerbe“ gerade im„Worscht- markt-Rummel nachzugehen. 147 Personen, darunter elf Jugendliche, mußten im August festgenommen werden. Lassen wir uns Ende September überraschen! Da„Weinleichen“ bekanntlich wieder lebendig werden, wenn sie sich nicht gerade im Wein ertränkten, bleibt hoffentlich die Selbstmordziffer des Monats August(10) führend. Und dann ist es ja auch nun nicht mehr allzu heiß, so daß die Feuerwehr, die mit 61 Wald- und Wiesenbränden allerhand zu tun hatte, wie- der ruhigen Zeiten entgegensieht,— wenn nicht gerade wieder 117 Feueralarme wie im August zu Brandstellen rufen. 28 Vereine beim Sängertag Der erste Sängertag des Sängerbundes Rheinland-Pfalz wurde am Sonntag in Bad Kreuznach mit einem Gastkonzert des Pari- ser Chores von St. Eustache unter Leitung von Pater Martin abgeschlossen. Am Sän- gertag nahmen 28 Vereine mit 2000 Sängern teil. 5 Erstes Reitertreffen im Landkreis Ludwigshafen Der Pferdezucht-, Reit- und Fahrverein Neuhofen ergriff die Initiative Von nah und fern waren am Sonntag viele Pferdefreunde zum ersten pferdesport- lichen Ereignis im Landkreis Ludwigshafen nach Neuhofen gekommen. Der Pferde- zucht-, Reit- und Fahrverein Neuhofen hatte zu seinem ersten Reitertreffen auf- gerufen. Großes hat der Neuhofer Verein unter seinem unermüdlichen Vorstand Striebinger seit dem 9. August dieses Jah- res, dem Gründungstag, geleistet. Es han- delte sich nicht allein darum, in Neuhofen eine Reitwiese zu schaffen und Gastvereine zu verpflichten, sondern Neuhofen wollte mit diesm Treffen im südlichen Teil des Landkreises Ludwigshafen die Initiative er- greifen und mit eigenen Leistungen auf- warten und damit für den Pferdesport vor allem die ländliche Jugend gewinnen. Un- ermüdlich war in den letzten Wochen Reit- und Fahrlehrer Pausch bei der Arbeit, um den Reitern und den Pferden von Neuhofen den letzten Schliff zu geben. Zum Gesamt- erfolg trugen auch die Neuhofer Bauern bei, die ohne Vergütung ihr bestes Pferde- material dem Reiterverein für das Fest zur Verfügung stellten. Am Sonntagvormittag fiel mit der Rei- terprükung der Startschuß zum Neuhofener Reitertreffen. Eignungsprüfungen für schwere und leichte Wagenpferde und Dressurvorprüfungen hatten viele Zuschauer angelockt. Am Nachmittag wurde dann nach einem Festzug durch die Dorfstraßen das Programm mit Prüfungen und Jagd- springen fortgesetzt. Edle Pferde, darunter Prachtstuten aus dem Zweibrücker Gestüt, stellten sich mit guten Leistungen dem be- gelsterten Publikum vor. Als Meister seines Faches zeigte sich Fahrlehrer Pausch mit einem Viererzug mit Pferden aus verschie- denen Ställen, die bis kurze Zeit vor dem Turnier noch zusammen vor einen Wagen gespannt waren. Eine weitere Einlage brachte Frau Gimberlein. Mannheim, mit einer Dressurschau, die an die Hohe Schule herankam. Die ausgesetzten Preise, vom Oelgemälde bis zum Pflug, die von der Geschäftswelt des Stadt- und Landkreises Ludwigshafen gespendet wurden, riefen sowohl unter den glücklichen Siegern als auch unter den Zu- schauern Freude und Anerkennung hervor. Folgende erste Sieger wurden beim Neu- hofener Reitertreffen ermittelt: Reiterprü- kung: H. Steiger, Ruchheim: Dressur- prüfung für Reitpferde Klasse A: E. Heil- mann, Eisenberg, auf Pferd Liesel; Jagdspringen Klasse A: Johann See, Fuß- gönheim, auf Pferd Träumer; Jagd- springen Klasse L. J. Merk. Fuß gön- heim, auf Pferd Adel: Geschicklichkeits- springen: F. Hauck, Neuhofen, auf Pferd Max; Gespanneignungsprüfung für leichte Pferde: J. Merk, Fuß gönheim, mit den Pferden Adel und Gängerin; Gespanneig- nungsprüfung für schwere Pferde: F. Wag- ner, Rehhütte, mit den Pferden Else und Paula. 222 Die erste Dressurprüfung hielten die Hundezüchter im„Verein für Hundefreunde Neuhofen“, Sechs wertvolle Tiere, Schäfer- hunde und Rottweiler, zeigten in Spurarbeit und Gehorsams- und Mannarbeit gute Leistungen und legten Zeugnis ab von dem hohen Stand, den die Zucht- und Dressur- arbeiten der Neuhofener Hundezüchter seit Kriegsende wieder erreicht haben. Die Hundeprüfung des vergangenen Sonntags darf als gut gelungen bezeichnet werden, was auch die trotz des Reitertreffens zahl- reich erschienenen Zuschauer bekundeten. Den Abschluß bildete ein Tanzabend im Volkshaus, in dessen Verlauf die Preise für gute Leistungen an die Züchter zur Ver- teilung kamen.-bola 887.040 1 Auskunftspflicht Im Interesse des Wiederaufbaues und zur Förderung des Vertrauensverhältnisses zwischen den Banken und der Kundschaft wird nach einer Anordnung des Finanz- ministeriums die Auskunftspflicht der Ban- ken gegenüber den Finanzämtern einge- schränkt. So dürfen bei den Kreditinsti- tuten einmalige oder periodische Mittei- lungen über Konten im Steueraufsichts⸗ verfahren nicht mehr verlangt oder Gut- haben und Depots anläßlich von Betriebs- prüfungen festgestellt, abgeschrieben, zur Stichprobe festgehalten oder als Kontroll- mitteilungen ausgeschrieben werden. Die Angaben von Bankguthaben, Sparguthaben usw. auf Steuererklärungen zu verlangen, sind unzulässig. Der Sparwille der Bevöl- kerung soll nicht durch kleinliche Anfra- gen, 2. B. über das Zustandekommen von Spareinlagen, beeinträchtigt werden. Ein- zelauskünfte an Kreditinstitute ist nur dann zulässig, wenn auf andere Weise die Steueransprüche nicht ermittelt werden Könnten. Hund„Klebepflicht“ Der Ministerrat hat wesentliche Erleich⸗ terungen in den Bewirtschaftungsvorschrif- ten angeordnet. So ist die Klebepflicht der Marken für Einzelhändler, auf Grund einer Anregung des Ernährungsministers, aufge- hoben worden, ausgenommen bei Butter und Zucker. Die Abrechnung erfolgt nur noch lose und in Umschlägen. Ministerialbürokratie Der Ministerrat hat sich gegen die Ein- setzung einer besonderen Ministerialbüro- kratie beim Bund ausgesprochen. Der Ein- fluß der Länder dürfe nicht„filtriert“ wer- den, sondern es sei ausschließlich Aufgabe der von den Ländern gestellten Bundes- ratsmitglieder, ihr Gewicht ohne Zwischen- instanz zur Geltung zu bringen. Tabaksteuern Die Zuckerrüben- und Tabakpflanzer der Pfalz und in Rheinhessen haben die Ge- nehmigung zu freien Einschreibungen ohne Preisbindung gefordert, wie sie in der Bi- zone üblich sind. Die überhöhten Tabak- steuern, die sich produktions- wie ver- brauchshemmend auswirkten, sollen abge- baut werden. Im übrigen kann man die Aussichten des Inlandtabaks als günstig ansehen, da einem Bedarf von 60 000 Tonnen Tabak in West- deutschland nur 30 000 Tonnen an Impor- ten gegenüberstehen. „Wandernde Knechte“. Die Gendarmerie- stationen der Landgemeinden warnen die Bauern und Landwirte vor Leichtgläubig⸗ keit gegenüber unbekannten Personen, die versuchen, ihre Dienste anzubieten. Ein Ruchheimer Bauer mußte in den vergan- genen Tagen für seine Leichtgläubigkeit Lehrgeld bezahlen. Er hatte eine weibliche Arbeitskraft, die angeblich aus der Ostzone geflüchtet war, in seine Dienste genommen. Es dauerte nicht lange, da war die Arbei- terin verschwunden, allerdings unter Mit- nahme des Fahrrades ihres Herrn und einiger kleinerer Gegenstände. Mosdik uus der SUWEOIA-Siadt Eine Nertel Million D-Mark Eintrittsgelder auf der Gartenausstellung Seitdem sich am 16. Juli die Tore der SU WEGA in Landau geöffnet haben, darf die pfälzische Grenzstadt wohl als die bunteste und lebhafteste Stadt der Pfalz angesprochen werden. Wenn wir einen noch so knappen Oberblick über das werfen, was bis heute mit der Ausstellung und durch sie erreicht worden ist, so kann man schon jetzt, obwohl sie erst nach Ver- lauf noch eines vollen Monats ihre Tore schließen wird, von einem vollen Erfolg sprechen. Fast eine viertel Million Mark wurden allein an Eintrittsgeldern vom 16. Juli bis zum 4. September vereinnahmt Die Stadtverwaltung hat in diesen Tagen Weitere 120 000 DM für die Blumenschauen, Ausgestaltung der sonstigen Anlagen und Werbekosten bewilligt. Für alle Landauer und darüber hinaus für die ganze Süd- pfalz ist es aber eine äußerst wichtige Frage: Wie können die ganzen Ausstel- lungsanlagen ohne besondere Belastung der städtischen Finanzen für immer erhel- ten bleiben? Das weitaus meiste Verständ- nis in dieser Hinsicht findet der Vorschlag, eine Vereinigung zu gründen, die sich die Erhaltung der ganzen Anlagen zum Ziel steckt und die alle Bevölkerungsschichten umfaßt. Und wenn man bedenkt, daß eine kaum 20 000 Einwohner zählende Stadt wie Landau eine Gartenbau- Ausstellung freilich mit bayerischer Subvention— auf die Beine stellen konnte, die in wahrhaftem Sinne als ein Vorbild für alle zukünftigen derartigen Ausstellungen Arigesprochen werden kann, so dürfte es ihr auch nicht allzuschwer fallen, Mittel und Wege zu finden, die Anlagen für immer zu erhalten. Darauf aber hofft, wie gesagt, nicht nur die Landauer Bevölkerung allein, sondern die ganze südliche Pfalz. Auf allgemeinen Wunsch der Landauer Gastwirte und sonstigen Geschäftswelt führt der Anmarschweg der auswärtigen, vom Bahnhof kommenden Besucher der SUwWRGA nun nicht mehr durch den Ost- und Nordring, wodurch die Gäste um die Innenstadt herumgeführt wurden, sondern Wegweiser und Richtungsfahnen wurden umgesteckt und zeigen den Besuchern den Weg zur Ausstellung durch das Stadtinnere. — Die Heimstätten- mbH. Neustadt hat von der Stadtverwaltung in der FErlenbach- straße gelegenes Baugelände erworben, worauf ein zweigeschossiges Reihenhaus, das 15 Familien Wohnraum bietet, erstehen soll. Die gleiche Gesellschaft wird auf einem Gelände in der Hardenburgstrage, das an sie in Erbbaurecht übergangen ist, 21 Behelfsheime erstellen.— Rund 4000 OM hat die Stadt durch die tatkräftige Unter: stützung des Wettergottes und unter dem Einfluß der„‚Süwega- Sonne“ bisher für Speiseeissteuern eingenommen. gemo