Ar. 10. Jahrgang ding beſehen hatte, und er hatte ſich närriſch darauf gefreut, daß der alte Herr ihn, wie gewohnt, bei der Stirnlocke faſſen, ordentlich beuteln und mit den runden Augen über die ſtählerne Brille hinweg fragen würde:„Na, Artur, du Schlingel, bösartiger, möchteſt mal wieder die Jacke voll!? ö Jawohl— hatte ſich was! Wie ein verſtör⸗ er Laubfroſch war der alte Herr um ihn her⸗ umgehüpft; Herr Leutnant vorne, Herr Leut⸗ nant hinten— und die Frau Konrektorin hatte einen Knicks gemacht, wie ſie ihn früher ſelbſt dem Herrn Landrat gegenüber noch nie fertig bekommen, und dann noch einen Knicks und immer wieder, bis ſie ihren einſtigen Pflegeſohn richtig hinausgeknickſt hatte. Vielleicht wollten das die Leute auch; denn der Konrektor hatte die Finger voll Gold⸗ ſchaum und Kleiſter gehabt, war alſo mit dem Weihnachtsbaum beſchäftigt geweſen. Und aus der Küche hatte es nach Karpfen und Bien„ gerochen, wundervoll! Ob die Leute wirklich 1 16 7 keine Ahnung mehr davon hatten, daß Ade I 85 N Kempf Karpfen in Bier einſtmals auch ſehr ese 1 5 gern gegeſſen hatte—? 90 Mit — 5 i 55 8 Na laß— aber es war doch eine Enttäu⸗ mals r einpacken von Weihnachtsgaben, welche vom Roten Kreuz in Oerlin an zie Front geſandt werden. ſchung; man kam ſich ſo verſprengt und aus- eit ſi Damen der Geſellſchaft beteiligen ſich an dieſer Liebestätigkeit. Berliner Illultt-Sel. geſchloſſen vor, ſo wildfremd, wo man doch verſim! die eit * 7* Strietzels Weihnachtsbaum. angetr — N. Erzählung von Alwin von Erbach.. Die Hafenſtadt lag tief im Schnee— wie ſen Al ein altes, uraltes Weiblein, das ſich fröſtelnd noch e in eine weiche, weiße Decke eingemummelt. gut, ke Nur die Kanten und Spitzen der drei Kirch⸗ Viel türme und einzelne ſcharfe Giebelkonturen ihm u ragten dunkel in die weißblaue Dämmerung. irkli Das nahm ſich zauberhaft ſchön aus von der ein M Höhe des Jeruſalemberges. Aber auch das vor 8 Schönſte verliert mit der Zeit ſeinen Reiz, Augen wenn einem bei ſeiner Betrachtung die Beine ein& frieren und ein ſteifer Oſt durch den Kittel herun puſtet. Mund Oberleutnant zur See Artur Kempf ſchlug. 9 den Kragen ſeines Uniformmantels hoch, bohrte die Hände in die Taſchen und wandte ſich zum Gehen. Mit den Ellenbogen bahnte er ſich den Weg durch das niedrige Buſchwerk, welches mit Milliarden von glitzernden Kri⸗ ſtallen überſtäubt war. Der hohe Schnee auf dem Erdboden hatte eine ſpröde, gefrorene Kruſte, die unter ſeinen Tritten kniſterte und brach. Es war ein beſchwerliches Gehen. Außerdem fand er den Pfad nicht, auf dem er hinaufgeſtiegen war. Na überhaupt— das hatte er ſich alles ganz anders vorgeſtellt! Nicht das liebe, winken ſchiefe Neſt an ſich: da war das alte, Gott ſei Dank. Aber das andere alles. Sudermann hat ganz recht mit dem, was er in der„Hei⸗ mat“ lehrt— es kommt nicht viel raus aus ſolchen Gemütskiſten. Da konnte er in der molligen Offiziersmeſſe der„Gazelle“, die draußen bei der Mole lag, mit den Kameraden einen vergnüglichen Chriſtabend feiern; ſtatt deſſen trieb er ſich frierend im Schnee herum und boßte ſich. Zehn Jahre war eine hübſche Zeit, das iſt richtig; aber doch ſchließlich nicht ſo lange, daß man ſich überhaupt nicht mehr auskennt mit den Menſchen! Leutnant Kempf dachte mit Rührung der Keile, die er noch als Tertianer von ſeinem alten Konrektor und Penſionsvater Schmie⸗ iſch wie lich die Na, mal tör⸗ her; aut⸗ rin her nie icks gen enn old⸗ dem Ind zier lich Ade ehr äu⸗ s- doch ſeine Jugend noch ſo voll und mit allen ſonni⸗ gen Einzelheiten im Herzen hatte, als wenn die ganzen zehn Jahre nur eine Art Ferien geweſen wären. Mit den anderen Bekanntſchaften von einſt⸗ mals war es nicht viel anders geweſen. So. weit ſie überhaupt noch vorhanden waren— verſimpelt, verſpießert und verfremdet. Und die eine, die Hauptſächlichſte, hatte er nicht angetroffen. Lieſe Wölmerſen war verreiſt — und damit war das beſte Stück von der alten Stadt für ihn fort. Sie ſollte noch die · ſen Abend heimkehren; aber durfte er denn noch einmal hingehen? Das ging doch nicht gut, kein Menſch hatte ihn eingeladen. Vielleicht war es auch beſſer ſo. Da wurde ihm wenigſtens dieſe Erinnerung durch die Wirklichkeit nicht ruiniert. Gott— war das ein Mädel! Das ging ordentlich auseinander vor Lebensluſt und Schelmerei. Und die Augen und das Lachen— gerade als wenn ein Haufen Silbergeld eine Marmortreppe heruntertrudelte. Und der Mund! Dieſen Mund hatte er einmal— aber auch nur ein. mal geküßt. Heute noch wurde ihm warm da⸗ bei— und wenn er alt werden ſollte wie der das Ruppeigeböude der Suez · Kanal ⸗Geſellſchaft in Port Said. ä Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. älteſte der Abrahamiten, dieſen einen Kuß würde er Zeit ſeines Lebens nicht vergeſſen. Ob ſie auch? Das war wohl nicht anzuneh⸗ men—— damals war ſie fünfzehn, heute alſo nach Adam Rieſe fünfundzwanzig. Ver⸗ dammt noch mal— fünf—und— zwanzig! Sicher wars beſſer ſo. Nicht ſehen und behal⸗ ten, was man hatte. Aber iſt denn von der ganzen Geſellſchaft nicht ein Weſen, das einem zum heiligen Chriſtfeſt ein bischen Heimatsgefühl beſchert? Als Ade Kempf in ſeinen Gedanken bei die⸗ ſer verzagten Frage angelangt war, hatte er ſich eben den Berg hinabgebremſt und ſtand auf der Chauſſee, die rechts zum Wendentor und links zum Hafen führte. Sollte er oder ſollte er nicht? Er kam noch zur Beſcherung auf der„Gazelle“ zurecht— aber nee, die Bande hätte ihn wegen des vielbeſchwärmten und nun ſo plötzlich abgebrochenen Land⸗ urlaubs ausgelacht— und dazu fehlte ihm heute der Humor. Plötzlich ſchob er die Mütze unternehmend ins Genick und ſchnalzte laut mit den Fingern. Bartholomäus Strietzel! Berliner Alluſtr-Geſellſchaft. Berliner Illuftr.-Geſellſchaft. der hafen von Port Said am Eingange des Suez ⸗Kanals. Mit einer lebhaften Schwenkung bog Leut⸗ nant Kempf nach der Stadt ein. *** „Bartholomäus Strietzel.“ Alſo hier iſt's. Selbſt wenn noch ein zwei⸗ ter Menſch in der Welt dieſen verdrehten Namen gehabt hätte, die Art, wie der Name uf ein Stück defektes Pergamentpapier flott. hingeworfen und das Blatt ſelbſt mit vier bunten Oblaten an die Tür gepappt war, gab eine vollgültige Legitimation. Hier wohnte der Kunſtmaler und einſt⸗ malige Gymnaſialzeichenlehrer Bartholomäus Strietzel. Seit er ſich ein weniges dem Tant ergeben, war er nur noch Kunſtmaler, wie Leutnant Kempf inzwiſchen erfahren hatte. Aber das tat der alten Freundſchaft keiner Abbruch. Der Offizier blies das Streichholz aus, mit dem er ſich die letzte der fünf Hühnerſtiegen hinauf⸗ und das Türſchild abgeleuchtet hatte. Poch, poch, poch— Nichts. Er klopfte ſtärker. Nichts. Erſt als Ade Kempf die erſten ſechs Takte des der Marine neu verliehenen Präſentier marſches auf der wackeligen Tür abgetrom⸗ melt, räuſperte ſich jemand. Es klang wie das Brummen eines gereizten Eisbären. Gleich darauf ließ ſich eine rauhe Stimme dräuend vernehmen:„Soll ich dem da mal raus kom⸗ men? He!? Man ſollte doch merken, daß ich nicht zu Hauſe bin! Außerdem habe ich heute kein Geld!“ „Sie ſollen ja eben welches kriegen, Herr Strietzel“, rief der Offizier mit unterdrücktem Lachen. Es entſtand eine kleine Pauſe. Nach der⸗ ſelben erſcholl es klar und überzeugt von innen heraus:„Man iſt verrückt!“ „Erlauben Sie mal, Herr Strietzel, ich werde Sie wegen Beleidigung eines Beamten im Dienſte anzeigen. Wenn Sie nicht mal den Geldbriefträger einlaſſen wollen, wen wollen Sie denn da einlaſſen!“ Ein eiliges Schlürfen— zwei Riegel wur ⸗ den geſchoben— und mit weitaufgeriſſenen Augen ſtarrte Bartholomäus Strietzel auf den Fremdling. Er hatte die kleine Küchenlampe mit dem berußten Zylinderſtummel hoch über dem Kopf gehalten. Jetzt ließ er ſie langſam ſinken— und in dem wilden Buſchmanns⸗Ge⸗ ſichte, das eigentlich nur aus Bart, Augen⸗ brauen und einer bunten Naſe beſtand, ſpie· 2 gelte ſich eine ganze Serie widerſtreitender Empfindungen. Mit einem Male ſtreckte er die freie Hand aus und hatte den Eindring ⸗ ling beim Ohr. „Komm mal rein! Wie kannſt du ausgetra⸗ gener Luntruß dich erfrechen, deinen alten Lehrer auf eine ſo niederträchtige Art und Weiſe anzuſchmieren——“ „Herrgott— Herr Strietzel—— au! Ich —— au!— ich wollte doch bloß rein!“ „So— und was willſt du? Schindluder mit mir treiben, he!? Wie die anderen Lunt⸗ ruſſen alle?“ „Nein Herr Strietzel, ich wollte Ihnen nur guten Abend ſagen und ein frohes Feſt wün⸗ ſchen!“ rief der junge Offizier, indem er ſchmerzhaft ein Auge zudrückte und mit weit vorgeſtrecktem Kopf ſeinem mißhandelten Ohrläppchen folgte. Erſt als ſie mitten in dem halbdunklen, muffigen Raume ſtanden, den Bartholomäus Strietzel ſein Atelier nannte, gab dieſer ſeinen Schüler frei. Letzterer rieb ſein Ohr und fluchte lachend:„Potz Rage und Marsſtange, Herr Strietzel— das iſt juſt noch der nämliche Griff!“ Bartholmäus Strietzel hatte die Lampe auf einen Holzſchemel geſtellt und ſeinen Schlaf⸗ rock feſter um die dürren Glieder gezogen. Dann ging er auf und ab, und jedesmal, wenn er an dem jungen Manne vorbeikam, muſterte er ihn zuerſt ingrimmig, dann mißtrauiſch, dann mit etwas wie Neugier und Intereſſe. Schließlich knurrte er:„Setze dich, Ade Kempf!“ Und Ade Kempf ſetzte ſich, ſtramm und mit demſelben Ruck wie einſtmals in der Tertia. Da ſein Lehrer vorläufig keine weitere Notiz von ihm zu nehmen ſchien, ſah er ſich in dem troſtloſen Raume um. Das Atelier mußte früher einmal eine Art Korridor geweſen ſein, lang und ſchmal und nur mit einem einzigen großen Fenſter verſehen, deſſen geflickter Vor⸗ hang zugezogen war. Bartholomäus Strietzel machte ſich an einem merkwürdigen Geſtelle zu ſchaffen, das vor dem Fenſter ſtand. Es war eine Staffelei. An derſelben waren in gewiſſen Abſtänden Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft. Sriechiſche Ofſtziert in voller Felduniſorm im hafen von Soloniki. Stangen und Hölzchen befeſtigt, welche aller ⸗ hand Lichtſtümpfe trugen. Während der Son⸗ derling die Dochte der kleinen Stummel ſorg⸗ fältig putzte, fragte er plötzlich:„Du haſt nicht zufällig noch ein Stückchen Licht bei dir, Ade Kempf, was?“ „Nein— das nicht“, erwiderte der Offizier. „Aber ich kann gern welches holen—“ „Nee, laß nur. Dazu iſt es wohl zu ſpät. Es kann jeden Augenblick läuten. Ich meinte bloß— wenn du vielleicht zufällig—— du biſt übrigens ein guter Junge, Ade Kempf — weil du gekommen biſt, mir guten Tag zu ſagen und ein frohes Feſt zu wünſchen— „Ich freue mich, Sie wiederzuſehen, Herr Strietzel“, erwiderte der Offizier herzlich. „So— weißt du auch, daß ich trinke, Ade Kempf?“ „Aber Herr Strietzel——“ „Es iſt ſo. Darum habe ich auch den Ab⸗ ſchied bekommen und darum——— aber was ich ſagen wollte, wie geht es dir? Biſt was geworden, he? Trotzdem du ſo ein Schlumps warſt. Hätt ich eigentlich nicht ge⸗ dacht. Iſt noch gar nicht lange her, da haben wir von dir geſprochen.“ „Von mir—?“ „Lieſe Wölmerſen hatte in der Zeitung ge⸗ leſen, daß du einen Orden ins Knopfloch be⸗ kommen haſt— und da iſt ſie hergelaufen und hat ſich gefreut, als wenn ſie ihn gekriegt hätte.“ „Lieſe Wölmerſen!?“— Strietzel! Bartho⸗ lomäus Strietzel! Herr Strietzel! Iſt das wahr?“ rief der junge Offizier, indem er auf ſeinen verfloſſenen Lehrer zueilte und ihn mit feſtem Griff bei den Oberarmen packte. „Loslaſſen! Haſt wohl in Klaps! Schmeiß mir nicht den Chriſtbaum um!“ Ade Kempf gab ihn frei, und ſo ſehr ihn der Name beſchäftigte, der ihm ſo unver⸗ mutet wieder zu Ohren kam, muſterte er mit einem Gemiſch von Beſtürzung und Humor das ſonderbare Geſtell, welches Bartholomäus Strietzel als ſeinen Chriſtbaum bezeichnete. Der andere bemerkte dieſen Blick und deutete ihn richtig. 5 „Er iſt ein bißchen dürftig in dieſem Jahre“, bemerkte er kleinlaut.„Da die Lieſe Wölmer ⸗ ſen ſeit vier Wochen verreiſt iſt— und keine Malctunden genommen hat— und außerdem geht dich das gar nichts an, ver⸗ ſtehſt du? Du warſt ſchon immer ein vorlauter Bengel, Ade Kempf.“ „Aber haben Sie denn niemand— 2“ fragte der Offizier eindringlich und „Sind Sie nicht verheiratet? mich, Sie waren doch verlobt damals— Ich entſinne 67 Kaum ausgeſprochen, hatte er das Gefühl, daß er das nicht hätte ſagen dürfen. Bartho⸗ lomäus Strietzel wandte ſich ab, ſeine Schul ⸗ tern zuckten und er zog mit der Naſe auf. Dann ergriff er einen Zipfel ſeines Schlaf⸗ rockes, fuhr ſich damit über das Geſicht und ſagte heiſer:„Ja, Ade Kempf, da kannſt du ö Berſiner Illuftr.-Geſellſchaft. Sriechiſche JInfanteriſten in Erwartung ihres Weitertrans portes dor der Bahnſtation. teilnehmend recht das aus und Er lüften gnati Tote gende „D ſter die z ich ſe rums habe fällt noch erſt wie hopſe Chri nicht nicht Vorh nicht baun Ir an. anſch lichſt Be und einen und auf das lüfte 30g „2 Bau kläre Dan als dara ſamt D Kem ſond Ab⸗ aber ein K ge⸗ haben 9 ge; h be und kriegt irtho⸗ das r auf i mit meiß r ihn nver⸗ r mit umor mus hnete. utete er ihre“, lmer · keine ver⸗ auter fragte mend tſinne 60 efühl, artho⸗ Schul auf. ſchlaf⸗ t und ſt du recht haben— das war woh ſo. Aber wie ich das verdammte Trinken anfing, iſt es eben aus geweſen. Sie mochte mich nicht mehr— und dann hat ſie einen anderen geheiratet.“ Er winkte den Offizier ans Fenſter und lüftete den Vorhang. Mit der ſtillen Reſi⸗ gnation, in der man das Grab eines lieben Toten zeigt, wies er auf eine gegenüberlie⸗ gende Fenſterreihe. „Da drüben wohnt ſie— oben, die drei Fen⸗ ſter rechts, wo die weißen Gardinen ſind und die zwei Fuchſien im Fenſter ſtehen. Da kann ich ſehen, wie ſie mit den Kindern ſpielt und rumwirtſchaftet und—— in der letzten Zeit habe ich ſie wenig geſehen, weißt du— das fällt mir jetzt beſonders auf, weil da immer noch kein Licht iſt. Aber es wird ſchon— ſowie erſt die Glocken läuten, dann paß mal auf, wie es hell wird und die Kinder um den Baum hopſen. Darum ſtecke ich eben auch einen Chriſtbaum an, Ade Kempf. Sie ſoll etwa nicht glauben, daß mir was fehlt, weil ſie mich nicht genommen hat. Und ich mein, wenn der Vorhang zu iſt, kann man von außen gar nicht unterſcheiden, ob das ein richtiger Chriſt⸗ baum iſt oder nicht——“ In dieſem Augenblick ſchlugen die Glocken an. Erſt einzelne Töne— dann kündeten ſie anſchwellend in mächtigen Akkorden die herr⸗ lichſte ewige Himmelsbotſchaft. Bartholomäus griff nach den Streichhölzern und mit zitternden Händen entzündete er einen der Lichtſtummel nach dem anderen und als alles brannte, lag es wie Verklärung auf den verwitterten Zügen. Dann trat er an das Fenſter und ſah, den Vorhang ein wenig lüftend, nach drüben, minutenlang. Schließlich zog er den Kopf verſtört zurück. „Nichts; nur ein winziges Lämpchen. Kein Baum da drüben— kannſt du dir das er⸗ klären, Ade Kempf? fragte er entgeiſtert. Dann ſah er noch einmal durch den Vorhang. als wenn er ſeinen Augen nicht traute. Gleich darauf zog er den Schlafrock feſt um ſich zu⸗ ſammen und ſtürmte wortlos hinaus. Damit ſaß Oberleutnant zur See Artur Kempf allein bei Bartholomäus Strietzels ſonderbarem Chriſtbaum— und ihm war ſo Berliner Illuſtr.-Geſellſchaft Soldaten beim Einkauf von Sebäck bei einer ſerbiſchen händlerin. eigen ums Herz, wie es einem ſeebefahrenen Menſchen wohl ſelten geweſen iſt. Die Glocken kündeten die herrlichſte ewige Himmelsbotſchaft— und für den andächtig Lauſchenden noch etwas ganz Beſonderes, als leichte Füßchen die Treppe heranfeilten und eine liebe, helle Stimme ſchon von draußen atemlos fragte:„Herr Strietzel, Herr Strietzel! Iſt Ade Kempf hier geweſen?!“ Im nächſten Moment ein Stutzen— ein brennendes Erröten— und dann das über⸗ mütig klingende Lachen von einſtmals—— als wenn ein Haufen Silbergeld eine Mar⸗ mortreppe heruntertrudelte Als Bartholomäus Strietzel wiederkam, wunderte er ſich nicht im geringſten ſein Schülerpaar zuſammenzufinden. „Jetzt iſt drüben auch Weihnachten“, berich⸗ Berliner Illultr-Geſellſchuft. tete er zufriedenen Tones:„ſie haben ſich bloß verſpätet weil der Mann nicht früher von det Arbeit gekommen iſt. Meine Braut hat ge⸗ meint, ich ſollt' mich doch lieber um mein Sache kümmern. Anderer Leut Weihnachten gingen mich gar nichts an— und da hat ſie recht. Ich hab auch bloß gedacht, ſie hätten keinen Chriſtbaum.“ Bartholomäus Strietzel ſah ſtarr und mit ſchwimmenden Augen auf die paar ſchwelen⸗ den Talgfunzeln. die er ſich beſchert.— Ade Kempf und Lieſe Wölmerſen hatten ſich wie von ungefähr bei den Händen gefaßt, und harrten regungslos aus, bis das letzte Fünk⸗ chen an Strietzels Weihnachtsbaum verglom. men war. Kein Menſch kann ſich denken, wie ernſt und feierlich das ausſah. DLuſtige cCcgęè Deutſche Einquartierung lag in einem polniſchen Dorf. Und dort beobachteten die Leute eine Landes⸗ ſitte die übrigens auch, wie wir verraten wollen. in weſtlichen Kulturkreiſen hier und da vorkommen ſoll: Die Bäuerin hatte nämlich Graupe gekocht und dieſes Gericht, um es längere Zeit warm zu halten, ins Bett unter die Federdecke geſchoben. Vom Standpunkt der Phyſik tadellos, denn nichts ver⸗ hindert das Entweichen der Wärme ſo ſicher wie ein Federbett.— Aber einer unſerer Feldgrauen nahm an dem Verfahren Anſtoß. „Wie könnt Ihr bloß! Das iſt doch höchſt un appetitlich, ſo eine gekochte Mahlzeit im Bett! „Wieſo unappetitlich, Panje? enigegnete die Bäuerin;„warum ſoll man nicht ſchön ſchlafen in ein Bett, wo drin gelegen hat Graupe?(„Luſt. Bl. * Wie noch in aller Erinnerung, hat vor einigen Wochen Frau Iſadora Duncan dadurch ihrem ententefreundlichen Herzen Luft gemacht, daß ſie mit einem Bild von Veniſelos durch die Straßen tanzte. Aber jetzt wird erſt eine Aeußerung des dortigen amerikaniſchen Generalkonſuls bekannt, die zeigt, wie richtig dieſer ſeine tanzende Lands⸗ männin einzuſchätzen weiß. Als ſich nämlich mehrere Vertreter der amerikaniſchen Kolonie miß⸗ billigend über den Fall Duncan geäußert hatten, meinte er trocken:„Sie müſſen die Sache nicht ſo tragiſch nehmen. Die gute Iſadora hatte in der römiſchen Geſchichte geleſen, daß Gänſe das Kapitol gerettet haben. Nun wollte ſie's mal mit der Akro⸗ polis verſuchen.“(Simpliciſſimus“.) Torpedoboote ſuchen und ſprengen Minen. An Bord eines Minenlegers. „Verſiegelter Befehl!“„Unbekanntes Ziel!“— Das war die Mitteilung unſeres leitenden In⸗ genieurs als wir mit vollen Bunkern und einer nicht au verachtenden Decklaſt Kohlen unſere Ma⸗ ſchine in Gang ſetzten.— Es iſt ſo Seemapnslos! „Anker auf!“—„Toppflaggen ſetzen!!— Das waren Kommandos, die von der Brücke aus in die Tiefen unſeres Maſchinenraums drangen; dann Voraus! Langſame Fahrt— halbe Fahrt— große Fahrt!! In faſt kurzen Zwiſchenpauſen kanten ſie diesmal vom Maſchinentelegraphen und geheimnisvoll ruhig arbeitet das Räderwerk der Maſchine. Draußen an der Bordwand rauſchen un⸗ geſtüm die Waſſer.— So geht es hinaus in das weite Meer. Was werden uns die nächſten Stun⸗ den bringen? Der Ingenieur trägt eine faſt feier⸗ liche Miene zur Schau. Tiefer Ernſt gleitet über as Geſicht des ſonſt ſo lebensfrohen Mannes. Sollte er vielleicht mehr wiſſen als wir, faſt ſcheint es ſo. Wie ſo viele hat auch er ſich in den erſten Mobilmachungstagen trauen laſſen. Er denkt wohl einer Lieben daheim und— an ſein angetrautes Weib.— Hmta⸗hmta⸗hmta macht in einem fort die Ma⸗ Es find die monotonen Schläge unſeres ſchine. Schiffes Herzen.— Auch an Deck herrſcht ſeierliche Stille und im Zwiſchen⸗ und Batteriedeck da ar⸗ beiten emſig bundert geübte Hände an den Minen, dieſen vielgefürchteten Waffen unſeres Seekrieges. In den Geleisanlagen ſtehen ſie reihen zdeiſe in eiſernem Geſtühl. Ihre Verbindungsdrähte werden nun geprüft und ſchließlich die Zünder eingeſetzt.— Alſo wird es ernſt.— Wir werden Minen legen ins feindliche Gewäſſer oder unſeren Feind ſuchen und vielleicht auch finden und ſollte er uns ſichten oder gar verfolgen, ſo werden wir geſchickt einige Dutzend Minen vor ſeine Naſe legen. Das wiſſen wir nun.— Die Minen ſind ſcharf gemacht. Die Mannſchaft ſteht in Gruppen und freut ſich ſichtlich auf den Wurf. Da ertönt auf dem Oberdeck ein wohlbekannter Bootsmannspfiff:„Alles was abkommen kann, auf dem Oberdeck antreten!“— Wohl ein Dutzend Bootsmannspfeifen wiederholen. Sekunden nur, und wie eine lebendige Mauer umſtehen alle Mann das Oberdeck, der Kommandant, der„Erſte“, ſowie das geſamte Offizierkorps in ihrer Mitte. „Dem Kommando S. M. S. J.. iſt der ehren⸗ volle Befehl ereilt, den ruſſiſchen Hafen von mit Minen zu ſperren! Ich erwarte,, daß jeder ſeine Pflicht tut.— Sr. Majeſtät der Kaiſer hurra — hurra— hurra!“— Das waren die wenigen feierlichen Worte des ſo verehrten Kommandanten. — Da bricht ein Sturm der Begeiſterung los. Hurras auf den Kommandanten, auf das Offizier⸗ korps ertönen bis aus über 200 kräftigen Männer⸗ kehlen„Deutſchland, Deutſchland über alles“ übers Meer ſchallt.— Ein Wink und alles begibt ſich wieder auf die Manöverſtationen. Der Tag geht zur Rüſte. Der glühende, ſich langſam dem Horizont nähernde Sonnenball wird größer und größer bis er langſam in der Kimme verſchwindet. Wir fahren vollſtändig abgeblendet. Nun gilt es.— Wir befinden uns bereits im feind⸗ lichen Gewäſſer und in den nächſten 4 bis 5 Stun⸗ den muß unſer Ziel erreicht ſein. Die Poſten ver⸗ doppeln ihre Aufmerkſamkeit— an Schlaf iſt nicht zu denken.— Unſer Schiff fährt nun im Kie waſſer dreier Kreuzer und vor dieſen klettern zerſtreut 6 Torpedobote mit großer Fahrt über die Wellen⸗ Vom Feinde iſt nichts zu 1 Sve feind⸗ liche Handelsdampfer werden bo 2 l Torpedo boten aufgebracht und mit Matr. oſen etzt. Si pendeln, kaum noch ſichtbar an der Kimm.— Der Navigationsoffizier iſt mit ſeinem Steuermanns⸗ perſonal ſtark beſchäftigt; es wird gemeſſen und wieder gemeſfen. Sein allezeit zufriedenes Geſicht läßt jedoch erkennen, daß er ſich im richtigen Fahr⸗ waſſer befindet. Je dunkler es wird, deſto deutlicher zeigen ſich am Horizont die Lichtſpuren eines großen Hafens. Jetzt iſt doppelt Vorſicht nötig. Die Fahrt wird ver⸗ langſamt, um die Dunkelheit abzuwarten— leichte Nebelbänke ſperren zeitweiſe faſt völlig den Aus⸗ blick. So geht es weiter und weiter. Von den be⸗ gleitenden Kreuzern und den Torpedofahrzeugen iſt keine Spur mehr zu entdecken, denn auch ſie fahren abgeblendet. Die Maſchine arbeitet immer und immer in dem⸗ ſelben Rhythmus. Daß mir ihr Summen gerade heute ſo auffällt. Ganz unwillkürlich ſinge ich ſchon ſeit Stunden in dieſem Tempo: 2 „Ueb' immer Treu und Redlichkeit bis an 1 kühles Grab Und weiche keinen Finger breit von Gottes Wegen ab.“ So oft ich es auch gewaltſam zu unterdrücken verſuche, ganz mechaniſch fange ich es immer wieder an,— wie im Traume zu ſummen.— Wie gehen auch meine Gedanken durcheinander. Viel beſchäf⸗ tigen mich meine Lieben in der Heimat, ſehe ich ſie wohl noch einmal wieder.— Was werden un⸗ ſere Minen für Unheil anrichten?— Da erinnert mich eine Detonation an meine Pflicht. Das ganze Schiff erbebt und ich ſah in Gedanken ſich die Bordwand teilen, Waſſer einſtrömen und dennoch geht die Maſchine den gewohnten Gang. Jetzt kann ich auch deutlich Kommandos hören. Ich erkenne die Stimme des Minenoffiziers.„Klar zum Minen⸗ legen auf beiden Seiten!“— Wir legen Minen. Die Detonation rührte, wie ich ſpäter erfuhr, von dem Schuß einer feindlichen Küſtenbatterie her, die uns geſichtet hatte; er war in unmittelbarer Nähe unſeres Schiffes eingeſchlagen. Die Batterie wäre uns ſicher ſehr gefährlich ge⸗ worden, hätte uns nicht eine Nebelbank aufgenom⸗ men und dem Feinde während eines Teiles des. Minenlegens verborgen gehalten. Noch manche Gra⸗ nate ſauſte garnicht weit vom Schiffe ins Waſſer. — So hatten wir wehl einige hundert Minen ge⸗ worfen. Unſer Schiff war aus dem Nebel wieder in ſichtiges Waſſer gekommen und wurde jetzt grell durch Scheinwerfer beleuchtet. Da begann auch unſere Batterie ein mörderiſches Feuer und da⸗ zwiſchen hörte ich immer wieder die Kommandos. Aber auch gewaltige Detonationen einſchlagender Granaten waren vernehmbar und dazwiſchen ſummte ich immer wieder und wieder:„Ueb' immer Treu und Redlichkeit!“ Das Maſchinenkommando:„Aeußerſte Kraft!“ brachte uns endlich Gewißheit, daß das Minen⸗ legen beendet, der Hafen geſperrt war und wir nun verſuchten, ſo ſchnell als möglich aus dem Be⸗ reich der feindlichen ſchweren Artillerie zu kommen die uns hätte mit einem einzigen guten Treffer erledigen können. Dies gelang unter der umſichtigen Leitung unſe⸗ res tapferen Kommandanten und des über alle Maßen ruhigen Navigationsoffiziers, ohne daß unſer Schiff größeren Schaden nahm. „Die Beſatzung S. M. S. R.. hatte ihre Pflicht getan!“ J. Pelz. in ug, W Vom Wintern Duft de lanne. ich unte dem ſich feſtlich Vor 1 paar w beim A! des Kri Dich, de Auf der liebgew⸗ Land m „Was Es if heiliger llar dun Ungewi nichts k hiloſor preiſen ſehen u Und Unſagb Weiß dem ich gleich, Dari Kampf Die den. umflut weiß, baren 8, 8 5 N N 85 0 Vorweihnachten im N Von Max Eck⸗ T ſteht vor der 1 0 ſchaue Lieb wohnen muß. 8 10 mein Lieb Vom nahen Walde weht ein friſcher, kühler Winterwind. Aber er trägt den warmen, herrlichen Duft der Tannen mit ſich der Weihnachts⸗ anne. Ud es iſt mir ſo traulich zu Mute, als ob ich unter dem lichterfunkelnden 5 1 5 an dem ſichren deutſchen Herde im Kreiſe der Meinen feſtlich und feierlich ſitzen würde. Vor mir auf dem Louis⸗ſeize⸗Tiſchchen liegen ein paar welke rote Roſen, die Du„ mein Lieb, beim Abſchied gegeben. Es iſt, als ob ſie die Fa arbe des Krieges angelegt hätten. Ich denke ſo feſt an Dich, daß ich Dich wie Auf dem Lehnſtuhl am S lebendig vor mir ſitze hreibtiſch in 8 8 8 85 ſo ausbli i 8 weite 3e auf 2 t bringen? NN liebgewonnenen Heim. Hin Land mit der bangen Frag „Was wird die Zukunft Es iſt ſo feierlich in meinem Herzen. heiliger Andacht iſt mein Gemüt. klar durch die Schleier der zukünf Ungewiſſe ſollte mich eigentlich beunru * von alledem. Mein Sinnen 5 0 hiloſophiſch ruhig, daß ich mich eigen lück preiſen könnte, wenn ich Dich für alle Zeit v ver erſor gt ſehen würde. Und trotz alledem und alledem: Ich b Unſagbar glücklich. icklich. bin glü Weiß ich doch, daß fern von dem ich auf 3 alles bi n, Gott gleich, Glück und Sorge, Freud und d lobe ich den Tag der Schickf um Leben und Tod. den. Die e erſchaden der anbrechenden Nacht umfluten mich. Ich bin müde. Und ich weiß, ich werde he ute träumen von einer wunder⸗ baren Zukunft mit Dir, von Glück und Sieg. Ich ſehe Schlachten, in denen der Deutſche ſiegt. Und in meinem Ohren tönen die berauſchenden Worte: Frieden Heimkehr Es wird ein ſchöner herrlicher Traum Aber mein Herz, all mein Sinnen ſagt eſer Traum wird zur Wirklichkeit rechtigkeit muß ſiegen. Und die i Seite. ſein. mir: werden“. iſt auf un⸗ Friede wird auf Erden ſein, wenn wir den k Kampf zu Ende gekämpft. herrlicher deutſcher We Doch da ſchlägt eben, 50 Meter vom Schloß ent⸗ fernt, 1 755 ohrenbetäubender Exploſion eine feindliche Granate in ein nunmehr mit An einer Truppenverladeſtelle des ungariſchen Donqunfers. harten Langer, glückſ penden ihnachtsfrieden Schnee bedecktes Roſenbeet ein. Wie ein Teufelsorcheſter fällt das Geknatter der Gewehre ein. Feindliche Maſchineng ewehre ſpielen eeirnaer Praſſe- Durs 10 Berliner Illuſtt.-Heſellſchaft. Engliſche Rleſen ⸗ Fliegerbombe. dazu eine unheimliche ſataniſche Melodie von Tod und Sterben. Und ſie mahnen uns daran, in der heil gen Weih⸗ nachtszeit hier draußen im Felde nicht allzu weich⸗ lich zu ſein. Aber allen Gefahren zum Trotz: Wir haben uns ſchon ein gleichgeformtes Tannenbäumchen im nahen Walde ausgehauen und wohl verwahrt. Im Brotbeutel haben wir uns kleine Lichter aufgeſpart. Rote und gelbe und blaue und weiße. Die werden in der Weihe⸗Nacht auf friſchem Tannengrün in glückliche Augen leuchten und uns an unſere ſchönſten Jugendtage zurückerinnern. Trotz feindlichem Maſchinengewehrfeuer und trotz feindlichem Kanonendonner werden wir Weihnach⸗ ten feiern. Und mehr denn je in dieſer ſtillen, heiligen Nacht auf der Hut ſein Slumenpflege im Winter. Hauptregel muß da⸗ bei ſein, Staub möglichſt fern zu halten, oder ihn oft zu entfernen(wozu ſich ein weicher Schwamm oder Blattpflanzenbürſte vorzüglich eignet) und ſie vor Zug⸗ und kalter Abendluft zu ſchützen. Wenn möglich, öffne man das Fenſter in der Nähe der Pflanze nie. Iſt es nicht zu umgehen, ſo ſtelle man ſie entweder an entfernten Ort oder umhülle ſie mit einem Mantel von Papier, den man zu dieſem Zwecke bereithält. Da ſie dem Licht entgegenwächſt, würde ſie einſeitig werden, wenn man ſie nicht ofters dreht. Mit dem Gießen ſei man ſparſam, damit die Erde nicht ſäuert. Wählt man des An⸗ blickes wegen glaſierte Töpfe, ſo nehme man ſie ſo groß, daß genügend freier Raum zur Luftzufuhr bleibt und lege auch zu dieſem Zwecke kleine Holz⸗ ſtäbchen oder noch beſſer Korkſcheib 1 unter. Da die Erde durch die trockene Zimmerluft leicht oben⸗ auf verhärtet, lockere man ſie öfter mit ſpitzen Holzſtäbchen. Zum Gießen verwende man Waſſer von Zimmertemperatur. Am beſten ſtellt man es abends in den geheizten Raum, wenn man es morgens verwenden will. Das im Unterſatz an⸗ geſammelte Waſſer gieße man ſofort ab, damit es nicht fault.* Aut keine Berluſte an überwintertem Gemüſe zu erleiden, muß dieſes wenigſtens einmal wöchentlich nachgeſehen werden. Alle faulenden Stellen oder Stücke müſſen dabei entfernt, die Kellerfenſter einige Mittagsſtunden weit geöffnet werden. Iſt der Keller ſehr trocken, ſodaß Kohl und Wurzeln zu welken beginnen, ſo lege man ſie auf handhohe Lage Kies oder Sand und begieße ſie leicht mit friſchem Waſſer. Der Sand ſaugt das überſchüſſige Waſſer auf und erhält die Vorräte, ohne ſie zu ſchädigen, friſch. Sehr gut hält ſich beſonders Blumenkohl wenn man ihn mit dem abgeſchnit⸗ tenen Strunk in den feuchten Sand ſteckt. Erfrorenes Obſt wieder genußfähig zu machen, ohne daß es fault, iſt leichter als manche Hausfrau weiß. Sobald man bemerkt, daß die Aepfel durch⸗ gefroren, legt man ſie ohne daß ſie erſt auftauen, in eine Schüſſel mit kaltem Waſſer. Das ſich an ihnen bildende Eis zeigt dabei an, daß das Waſſer den Froſt aus ihnen zieht. Sobald ſich keine Eis⸗ kriſtalle mehr bilden. ſind ſie wieder froſtfrei und können, gut abgetrocknet, noch einige Zeit, ohne zu faulen, aufbewahrt werden. Der Geſchmack wurde durch den Froſt nicht beeinträchtigt. Zinunſoldaten. Auf den diesjährigen Weihnachts⸗ märkten, in den Läden der Spielwarenhandlungen und Spielwarenausſtellungen ſind die Zinnſoldaten in beſonders großer Auswahl vertreten. In der gegenwärtigen Kriegszeit iſt dies nicht anders zu erwarten. Natürlich ſind auch hier unſere wackeren Feldgrauen wie in der Wirklichkeit allen anderen Soldaten der Welt voran. Ihnen ſchließen ſich die Truppen unſerer Verbündeten, der Oeſterreicher, Ungarn, der Türken und der Bulgaren an. Und da auch die Zinnſoldaten Schlachten ſchlagen müſ⸗ ſen, darf es an den Gegnern, den Engländern, Franzoſen, Serben, Italienern uſw. nicht fehlen. Auch die farbigen Engländer und Franzoſen hat man nicht vergeſſen. Man ſpricht noch gelegentlich von„Bleiſoldaten“, denen man aber tatſächlich den Garaus gemacht hat, ſeitdem die Verwendung des Bleimetalls wegen ſeiner geſundheitsſchädlichen Wirkungen für die Herſtellung von Spielwaren verboten wurde. Den wirklichen Verhältniſſen ent⸗ ſprechend gewinnt die Bezeichnung„Zinnſoldaten“ immer mehr die Oberhand. Gegenwärtig werden vielfach Gießformen zur Selbſtherſtellung von Zinnſoldaten auf den Markt gebracht. So ſehr man auch ſonſt, ſo ſchreibt uns ein Mitarbeiter, alle Beſtrebungen unterſtützen muß, die die Kinder zur Selbſtbeſchäftigung und zur eigenen Herſtellung von Spielſachen anregen, ſo iſt es doch in dem vor⸗ liegenden Falle nicht angebracht, ihnen ein der⸗ artiges Spielzeug in die Hände zu geben. Vor einigen Jahren hat der bayeriſche Miniſter des In⸗ nern an den Verband deutſcher Zinnfigurenfabri⸗ kanten, der ſeinen Sitz in Nürnberg hat, einen Er⸗ laß gerichtet, in dem vor dem Vertreiben der Gieß⸗ formen zur Herſtellung von Zinuſoldaten gewarnt wird. Der Miniſter bezog ſich in dieſem Erlaß auf ein Gutachten des bayeriſchen Obermedizinalaus⸗ ſchuſſes, in dem die Herſtellung von Bleiſoldaten durch Kinder als geſundheitsſchädlich bezeichnet wird. Durch unvorſichtiges Gebaren mit dem ge⸗ ſchmolzenen Metall könnten Brandverletzungen ent⸗ ſtehen; außerdem beſtände die Möglichkeit, daß es zu gefährlichen Verbrühungen kommt, wenn das heiße Metall mit Waſſer zuſammengebracht wird und ſtürmiſche Vergaſung des Waſſers eintritt. Dieſen Erlaß ſollten alle Eltern beherzigen und ihren Kindern anſtelle der Gießformen fertige Zinnſoldaten zu Weihnachten beſcheren. C. K. Wenn Kinder gut und ſicher Schlittſchuhlaufen lernen follen lein Sport, der mehr wie jeder andere in günſtigſter Weiſe auf ihren Körper einwirkt und ihn ſtählt und kräftigt), dann muß vor allem ihrem Schuhzeug größte Aufmerkſamkeit zugewandt wer⸗ den. Es genügt nicht, daß ſie die Hauptbedingung erfüllen und nur hohe Stiefel dazu tragen, ſondern dieſe ſelbſt müſſen auch ſo beſchaffen ſein, daß ſie Auflöfung in nächſter Nummer. Berliner Illuſtr.-Geſellſchaſt. Seneral Caſtelnau. den lernenden Kindern bei ihren Uebungen den ſos notwendigen und unerläßlichen Halt bieten halb ſind auch Knopfſtiefel vollſtändig ungeeignet, da ſie ſich ſchon meiſt nach kurzem Gebrauch derart weiten, daß ſie dem Knöchel Spielraum getwähren und damit den Fuß ſeiner Stütze berauben. Beim Schlittſchuhlauf ſollten nur enganliegende Schnür⸗ ſtiefel mit feſten dauerhaften Bändern getragen werden. Die Abſätze müſſen flach und ziemlich breit ſein, damit die Dornen der Schlittſchuhe auch ſeitlich hineindringen können. müſſen ſtark ſein, wenn es nicht möglich ift. Schuhe mit Doppelſohlen zum Schlittſchuhlaufen zu tragen. Ferner darf nicht der oft beachtete Fehler gemacht werden, dem übenden Kinde zu große Eiſen anzu⸗ legen, eine Taktik, die meiſt durch Sparſamkeits⸗ gründe diktiert wird, denn oft genug ſind ſie allein daran ſchuld, daß es nie die gewünſchte Sicherheit auf ihnen findet und den geſunden Sport deshalb bald wieder aufgibt. auf dem Eiſe ſich nur ſolcher Eiſen bedienen, die auf ihrer Lauffläche mit einer tiefen Rille ver. ſehen ſind, wodurch ſein Sicherheitsgefühl auf der glatten Fläche erhöht wird und zu gleichem Zwecke auch das Eiſen noch durch Riemen, über den Spann geſchnallt, am Fuße befeſtigen. Welche Schlittſchuhmarken man wählt, bleibt dem Geſchmack des einzelnen überlaſſen, reſp. ſeinem Geldbeutel, nur trage man ſtets dafür Sorge, daß ſie nach Gebrauch gut abtrocknen und die Scharniere und Schraubengewinde leicht geölt werden, damit ſie nicht roſten und deshalb den Dienſt verſagen. . Bitte an den Weihnachtsmann. Lieber Weihnachtsmann, o bringe Uns recht viele ſchöne Dinge; Lichterbaum, Gewehr und Schwert, Trommel, Jagd und Schaukelpferd. Bilderbuch und Kegelſpiel, Nüſſ' und Aepfel auch recht viel, Puppen, Püppchen, Hampelmann Bring uns lieber Weihnachtsmann. „Kinder, ja, das ſollt ihr haben Und noch and' re ſchöne Gaben, Doch es ſollen nur bekommen Alle Fleißigen und Frommen; Drum ſeid artig, brav und gut. Aber wer da Böſes tut, Und wer faul und träge iſt, Kriegt die Rut' zum heil'gen Chriſt.“ Druck und Verlag der Dr. H. Haas ſchen Buchdruckerei Tiefdruckanſtalt in Mannheim. Verantwortlich i. B.: Julius Weber. Auch die Sohlen Dagegen ſollte jeder Neuling